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# 55 | Juli 2010 readmypony.com | Göttingen | im Sommer

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# <strong>55</strong> | <strong>Juli</strong> <strong>2010</strong><br />

<strong>readmypony</strong>.<strong>com</strong> | <strong>Göttingen</strong> | <strong>im</strong> <strong>Sommer</strong><br />

Richard Yates | Christopher Nolan | Bonaparte | Volker Hesse | 20 Jahre Kabale


Oliver Ballien | Der Friseur <strong>im</strong> Börnerviertel | Barfüßerstr. 12 | Tel.: 0<strong>55</strong>1 - 4 88 30 06<br />

<strong>Göttingen</strong> | <strong>im</strong> <strong>Sommer</strong><br />

Kleine Texte<br />

4 |<br />

5 |<br />

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18 |<br />

Rubriken & Termine<br />

26 | Theater<br />

28 | Bücher<br />

30 | Kino<br />

Café Kabale 20 Jahre linke Kollektivarbeit<br />

Bonaparte Pandabär <strong>im</strong> Hamsterrad<br />

Mark Divo & Sonja Vectomov Ein Museum bewohnen<br />

Lola Auswirkungen eines Mordes<br />

Große Texte<br />

Richard Yates Chronist des Scheiterns<br />

Christopher Nolan Kino-Action fürs Hirn<br />

Volker Hesse Mittagsfrau <strong>im</strong> Theater<br />

Krise der Popkritik Was sich geändert hat<br />

<strong>Sommer</strong>sachen<br />

32 | Digitales<br />

33 | Spiele<br />

34 | Platten<br />

37 | Kolumne<br />

39 |<br />

58 | Stadtplan<br />

59 | Impressum<br />

60 | pony.hof<br />

62 | Sterne<br />

<strong>Juli</strong> <strong>2010</strong><br />

www.<strong>readmypony</strong>.<strong>com</strong> aktuelle Ausgabe, Archiv, Kontakt & Newsletter


<strong>Sommer</strong>feSt 20 Jahre Café Kabale<br />

Kollektiv mit<br />

Anspruch<br />

Jan Langehein<br />

Kaum eine Institution der Göttinger Linken dürfte ein<br />

derart heterogenes Publikum anziehen wie das Café<br />

Kabale. Neben der üblichen Szene, die man auch <strong>im</strong><br />

Theaterkeller oder <strong>im</strong> JuzI trifft, wird es von Anwohnern<br />

frequentiert, die dort zum Feierabend noch ein<br />

Stück Kuchen essen, von Studierenden, die bis in den<br />

Morgen durchtanzen wollen, oder von Kinogästen,<br />

die nach der Vorstellung noch ein Bier trinken gehen.<br />

Aus diesem Grund war das Kabale einst gegründet<br />

worden: als Lokal für die Gäste des Kino Lumières<br />

<strong>im</strong> selben Haus. 1990 hatten sich zwischen dem<br />

Kino und den Thekenkräften allerdings so viele Differenzen<br />

aufgestaut, dass die Belegschaft das Café<br />

besetzte – es folgten Krisensitzungen, Vermittlungsversuche<br />

und schließlich die Gründung des Trägervereins<br />

»Kultur & Alltag«. Der pachtete das Kabale<br />

vom Kino, und die Mitarbeiter, darunter auch die<br />

heutige »taz«-Chefin Ines Pohl, schlossen sich zum<br />

Kollektiv zusammen und übernahmen den Laden.<br />

Die Mitglieder dieses Kollektivs wechseln beständig;<br />

geblieben ist aber der Anspruch, den Gästen neben<br />

Bier und Baguettes auch Kultur und Politik zu bieten.<br />

Heute äußert sich das vor allem in Diskussionen, Ausstellungen<br />

und Partys; in den Anfangsjahren standen<br />

4<br />

die Kollektivisten auch noch selbst auf der Bühne:<br />

Schillers »Räuber« wurde gegeben, später auch eigene<br />

Stücke wie »Das Greenhorn« oder »Schneewittchens<br />

Tod«. »Das war Trash vom Feinsten«, erinnert sich<br />

Chris Mielke, die in den 90ern zum Kollektiv gehörte.<br />

Für Aufsehen sorgte das Kabale kürzlich mit dem<br />

Rauswurf einer Mitarbeiterin der Ausländerbehörde.<br />

Die Stadtverwaltung sah darin eine Diskr<strong>im</strong>inierung<br />

ihrer Angestellten, das Kollektiv begründete<br />

den Schritt mit seinem politischen Anspruch, kein<br />

»sexistisches, homophobes oder rassistisches Verhalten<br />

zu dulden«. Solche Maßnahmen mögen umstritten<br />

sein, der Beliebtheit des Kabales tun sie jedoch<br />

keinen Abbruch: Be<strong>im</strong> <strong>Sommer</strong>fest ist ebenso<br />

mit vollem Haus zu rechnen, wie bei den Lesungen<br />

und Debatten um das Fest herum.<br />

Das Café Kabale feiert sein 20jähriges Jubiläum<br />

mit einem zweitägigen <strong>Sommer</strong>fest am 2. & 3.7.<br />

Genauere Infos unter www.myspace.<strong>com</strong>/kabalekabale<br />

oder 05 51/48 58 30<br />

Konzert Bonaparte<br />

Hauptsache Energie<br />

Michael Saager<br />

da kann man nicht meckern: Auf der Bühne sind Bonaparte<br />

ein echtes Ereignis, etwas, das man nicht alle<br />

Tage zu sehen kriegt. Auch wenn Tobias Jundt, derwischartig<br />

rumtobender Chef-Quirl des aufs bunteste<br />

zusammengewürfelten Berliner Kollektivs, nichts<br />

lieber tun würde, als nur noch aufzutreten, am besten<br />

gleich zwei- oder dre<strong>im</strong>al hintereinander am Abend.<br />

Auftreten ohne abzutreten also, die Live-Party als<br />

Dauerzustand, getarnt als Konzert-Event. Spaß-Band<br />

statt After-After-Hour-Resident-DJ Drei-Tage-Wach.<br />

Man liest es in der aktuellen Ausgabe der Musikzeitschrift<br />

»Spex« – Jundt ist dort, angetan mit der obligatorischen<br />

Fellmütze und Pandabärchenauge aus<br />

schwarzer Schminke, der leicht irre drein blickende<br />

Coverboy. Einen Augenblick lang möchte man ihn<br />

fragen, weshalb er eigentlich nicht alt werden möchte<br />

und ob er eines dieser inflationären ADHS-Kinder<br />

ist. Doch dann fällt einem wieder ein, dass einem die<br />

Gesundheit von Menschen, die man nicht persönlich<br />

kennt, ruhig schnuppe sein darf. Und freut sich<br />

umso mehr über die prachtvoll scheppernde Überdosis<br />

manischer Spiel- und Ausdrucksenergie.<br />

Bonaparte sind ein Zirkus, 1996 entstanden <strong>im</strong><br />

Umfeld der legendären Berliner Druffi-Bar 25. Jundt,<br />

der Songwriter, Sänger und Gitarrist, mag Pferde<br />

und findet reiten männlich, weshalb das Cover der<br />

Öffnungszeiten ab <strong>Juli</strong>:<br />

Mo. bis Fr. ab 18:00 Uhr<br />

Sa. ab 14:00 Uhr<br />

So. ab 10:00 Uhr<br />

neuen Platte von einem frech guckenden Sch<strong>im</strong>mel<br />

geziert wird und »My Horse Likes You« (Staatsakt /<br />

Rough Trade) heißt. Angeblich probt Jundt nie mit<br />

der Band, die gar keine ist, sondern ein loses Kollektiv<br />

aus wechselnden Musikern und nicht so musikalischen<br />

Freunden, die sich dafür lustig verkleiden,<br />

komisch tanzen können und sich gerne ausziehen.<br />

Was noch schöner wäre: Wenn das neue Album<br />

mehr interessante Gassenhauer zu bieten hätte,<br />

passionierte Mitgröhlstücke wie »Anti Anti«, »Too<br />

Much« oder »Wrygdwylife« etwa. Bonapartes Casio-Gitarren-Schredder-Electro-Rock’n’Roll<br />

wirkt<br />

hier ein wenig hingepfuscht, mitunter auch zu aufdringlich.<br />

Die wirklich einprägsamen Hooks fehlen<br />

meist. Oder man kennt sie sehr ähnlich von früher.<br />

Stört’s den Party-Flow? Ach was.<br />

Bonaparte spielen am 10.7. bei der MTV Campus<br />

Invasion in <strong>Göttingen</strong>. Weitere Gäste: Amy<br />

Macdonald, Gentleman, Unheilig, Madsen,<br />

Jennifer Rostock, Frida, Airbourne. Genauere<br />

Infos: www.mtv.de<br />

Café Kollektiv Kabale<br />

Geismarlandstraße 19 37085 Götingen 0<strong>55</strong>1485830 ww.cafe-kabale.de<br />

Kleine Texte<br />

5


auSStellung Mark Divo & Sonja Vectomov<br />

Romantik,<br />

scheibchenweise<br />

Tina Lüers<br />

ScharfKantig ragen dicke, zerbrochene Eisschollen<br />

übereinander aus den Weiten der vereisten Landschaft,<br />

splittrig zerborsten ist die einst ebene und<br />

doch raue Oberfläche des Polarmeeres. Mehrere<br />

Meter, so ist es an den Rändern zu erkennen, misst<br />

der Durchmesser der Eisschicht, und dennoch türmen<br />

sich die Platten in spitzen Dreiecken auf, ragen<br />

wie die Ecken und Kanten des von den Architekten<br />

Coop H<strong>im</strong>melb(l)au entworfenen und gerade eröffneten<br />

Münchner Opernbaus »Pavillon 21 MINI Opera<br />

Space« in den stahlblauen H<strong>im</strong>mel. Das Schiff,<br />

das sie zusammenschob, liegt beiseite, umgeworfen<br />

von der Macht der Kälte, eine zersplitterte Expedition,<br />

eine zersprungene Hoffnung. Dieses Bild,<br />

Caspar David Friedrichs Gemälde »Eismeer« von<br />

1823/24, ist eines der bekanntesten Gemälde der Romantik,<br />

es scheint einen Untergang zu symbolisieren,<br />

der über den des Schiffes durch die Übermacht<br />

der Natur hinausgeht: Die Patrioten des Vormärz<br />

mussten ihre restaurativen Bemühungen verloren<br />

geben.<br />

Eine Arbeit Mark Divos und Sonja Vectomovs<br />

zeigt die meist durch unpolitische Rezeption<br />

so populären dunklen, mal gelblichen, mal blau<br />

6<br />

grundierten Eisberge vor lichtkaltem Hintergrund<br />

erneut. Be<strong>im</strong> näheren Hinsehen finden sich statt<br />

der Eisschollen jedoch Toastbrotscheiben. Weißbrot,<br />

das sich spitz und scheibenweise auftürmt,<br />

etwas wie rosa oder blassgrünen Sch<strong>im</strong>mel angesetzt<br />

hat: Caspar Davids Brotaufstrich. Die ironische,<br />

Grundthemen der Romantik wie Gefühl, Leidenschaft,<br />

Individualität und individuelles Erleben<br />

zuspitzende Arbeit entstand in diesem Jahr in Kolin<br />

bei Prag. Dort leben und arbeiten Divo und Vectomov<br />

in einem bewohnten Museum, dem d.i.v.o. Institute.<br />

Kunst wird hier aus- und hergestellt, ist als<br />

bewohnte Skulptur Knoten- und Sammelpunkt von<br />

Kunstdisziplinen wie Tanz, Theater, Musik und bildender<br />

Kunst. Im <strong>Juli</strong> soll das Fridericianum in Kassel<br />

für zwei Wochen von Mark Divo in eben diesen<br />

Mittelpunkt der Produktion, Rezeption und Diskussion<br />

verwandelt werden.<br />

Das d.i.v.o. Institute eröffnet seine Kasseler<br />

Dependance <strong>im</strong> Fridericianum am 30.6. um<br />

19:00 Uhr (bis 14.7.).<br />

film Lola<br />

Die Kraft des<br />

Matriarchats<br />

Ulrich Kriest<br />

während in den Cineplexen und Großkinos die 3D-Blockbuster<br />

laufen, die Arthaus-Kinos vom berechenbaren<br />

Mainstream blockiert werden, müssen für ein innovatives<br />

(Welt-)Kino längst die Filmfestivals jene Funktion<br />

übernehmen, die einst den (kommunalen) Programmkinos<br />

zukam. Anders gesagt: Wer sich fürs<br />

Weltkino interessiert, Festivalberichte liest und nicht<br />

in Berlin wohnt, kann viel Zeit damit verbringen, auf<br />

die neuen Filme von Apichatpong Weerasethakul, Lav<br />

Diaz, Carlos Reygadas oder Rabah Ameur-Za<strong>im</strong>eche<br />

zu warten. Zum Glück gibt es Import-DVDs, aber ein<br />

Ersatz fürs Kino sind sie natürlich nicht.<br />

Insbesondere dem unabhängigen philippinische<br />

Kino gilt aktuell die Wertschätzung der internationalen<br />

Kritik; und Brillante Mendoza ist der wohl<br />

produktivste Filmemacher seines Landes, obwohl<br />

oder weil er außerhalb der Filmindustrie arbeitet.<br />

Seit 2005, als er 45jährig mit »Masahista« debütierte,<br />

hat Mendoza acht Filme gedreht, politisch-realistische<br />

Filme über den Alltag auf den Philippinen.<br />

2009 gelang ihm das Kunststück, mit dem kontrovers<br />

diskutierten »Kinatay« über den Mord an einer<br />

Prostituierten den Preis für beste Regie zu gewinnen,<br />

in seine He<strong>im</strong>at zu reisen, »Lola« zu drehen<br />

und den Film bereits <strong>im</strong> Spätsommer in Venedig zu<br />

präsentieren. »Lola« erzählt von den Auswirkungen<br />

eines Mordes, erzählt von den Großmüttern der Täter<br />

und Opfer, die sich durch die Tat vor Probleme<br />

gestellt sehen, die dringend bewältigt werden müssen.<br />

Mendozas Kamera bleibt nah dran an seinen<br />

Protagonistinnen, aber an den Rändern der Bildausschnitte<br />

tropft philippinischer Alltag in den Film.<br />

»Lola« beschönigt nichts, zeigt Gewalt, Elend und<br />

Ausbeutung, soll aber dennoch eine Feier des Lebens<br />

sein. Mendoza beschwört die Kraft des Matriarchats:<br />

»Lola« ist genau beobachteter, ständig in Bewegung<br />

bleibender Pragmatismus, der damit umgehen muss,<br />

dass auch der Tod eine zu kostspielige Angelegenheit<br />

ist, um sich allein der Trauer hinzugeben. Endlich<br />

kommen Mendozas hoch interessante Filme »Lola«<br />

und »Kinatay« auch hierzulande regulär in die Kinos.<br />

Mögen sie auf ein neugieriges Publikum treffen!<br />

»Lola«; Regie: Brillante Mendoza; mit Anita Linda,<br />

Rustica Carpio, Tanya Gomez; Frankreich, Philippinen<br />

2009; 115 Minuten; Bundesstart: 15.7., <strong>im</strong> Kino<br />

Lumière ab 26.8.<br />

Kleine Texte<br />

7


Zu klein fürs<br />

richtige Leben<br />

moderner KlaSSiKer Kein Entrinnen, kein Abstand: Richard Yates’ Roman<br />

»Ruhestörung« rückt seinem Protagonisten auf dessen Irrsinnsweg ins<br />

vermeintliche Glück so dicht auf die Pelle, dass es wehtut.<br />

Michael Saager<br />

einander in Unachtsamkeit beigebrachte Verletzungen; überzogene Erwartungen<br />

an das Glück; stoisch hingenommene Niederlagen; tief kränkende Missverständnisse;<br />

falsche Vorstellungen von sich und den anderen. Nicht selten sind<br />

es die »kleinen« Dinge, die einen, wenn es bereits einigermaßen schlecht läuft,<br />

geradewegs in eine emotionale Katastrophe schliddern lassen. Sind die Konsequenzen<br />

nachhaltig, spricht man vom Scheitern oder von gescheiterten Existenzen.<br />

Begriffe, die die überzogenen Leistungserwartungen einer Gesellschaft an<br />

den Einzelnen spiegeln, das psychische Wirrwarr, die Untiefen sozialer Scham,<br />

die schl<strong>im</strong>men Depressionen, den ganzen Wahnsinn bis hin zur psychotischen<br />

Störung eines am Leben verzweifelten Menschen hingegen auf Distanz halten.<br />

Der 1926 in Yonkers, New York geborene und 1992 in Kalifornien gestorbene<br />

Schriftsteller Richard Yates wusste das nur zu gut, deshalb erzählt er viel von<br />

den inneren Bewegungen und den alles aufzehrenden Abgründen des Unglücks.<br />

In seinen Büchern, diesen einzigartig niederschmetternden Romanen und Erzählungsbänden,<br />

ist dieses Unglück stets alarmierend existenziell, eine furchteinflößende,<br />

alltägliche Außeralltäglichkeit. Man sollte Yates’ Bücher an getrübten<br />

Tagen vielleicht besser nicht lesen. Es sind einsame Bücher mit einsamen<br />

Protagonisten. Der Effekt einer Katharsis bleibt <strong>im</strong>mer aus und Abstand zur geschilderten<br />

Trostlosigkeit ist kaum möglich: Sie sind zu nah (oder gerade nahe<br />

genug) am Leben entlang geschrieben, zeitlos gültig, von eleganter Schnörkellosigkeit,<br />

inhaltlich dicht und höchst suggestiv in ihrer Wirkung. Ist man erst in<br />

sie eingetaucht, was überaus rasch passiert, muss man sie in einem Rutsch bis<br />

zum bitteren Ende durchlesen. Das gilt einmal mehr für »Disturbing the Peace«<br />

aus dem Jahr 1975, den hervorragenden vierten von der DVA unter dem Namen<br />

»Ruhestörung« ins Deutsche übertragenen Roman von insgesamt sieben längeren<br />

Werken. Nur mit einem von ihnen, mit »Revolutionary Road« (»Zeiten des<br />

Aufruhrs«) aus dem Jahr 1961, hatte Yates zu Lebzeiten Erfolg. Es war sein Debüt<br />

– ausgerechnet. Weiter nach oben ging’s danach nicht mehr. Da konnte Yates<br />

noch so viel schreiben. Und trinken.<br />

Eiswürfel <strong>im</strong> Whiskeyglas – wie sie knirschen, klirren und klappern. Gibt es<br />

kein Eis, trinkt man seinen Bourbon eben mit Sodawasser. Das ist wichtig, denn<br />

es wird viel getrunken in Yates’ Romanen – in »Zeiten des Aufruhrs«, dem Psychogramm<br />

einer scheiternden Ehe, in »Easter Parade«, der düsteren Verfallsgeschichte<br />

zweier unterschiedlicher Schwestern; mit Abstand am meisten jedoch<br />

in »Ruhestörung«. Man kann auch saufen dazu sagen, denn die Hauptfigur John<br />

Wilder ist Alkoholiker. Zunächst keiner der ganz schweren Sorte, doch genau<br />

8 Große Texte<br />

darin besteht die Tücke seiner Sucht. Er n<strong>im</strong>mt die Krankheit nicht ernst genug,<br />

was ihn wieder und wieder in enorme Schwierigkeiten bringt. Gründe zu trinken<br />

gibt es schließlich <strong>im</strong>mer. Erst recht, wenn das Leben so viele kleine und große<br />

Frustrationen bereithält wie für John Wilder.<br />

Die Schwierigkeiten beginnen <strong>im</strong> Spätsommer des Jahres 1961, scheinbar aus<br />

heiterem H<strong>im</strong>mel. John ist – wie die meisten von Yates’ Figuren – ein Jedermann;<br />

ein typischer Mittelklasse-Durchschnittsamerikaner der 60er, 36 Jahre<br />

alt. Vielleicht ist er sogar etwas mehr als durchschnittlich, denn er hat eine Familie,<br />

die ihn tatsächlich liebt, einen Job, der ihn nicht überfordert und in dem<br />

er ziemlich erfolgreich ist. Er arbeitet als Anzeigenvermarkter für den »American<br />

Scientist« und kann sich eine »hohe, helle Wohnung mit dem Blick auf<br />

die Wolkenkratzer von Midtown Manhattan« leisten. Doch natürlich reicht<br />

das hinten und vorne nicht: Der typische Yates-Protagonist will mehr vom Leben,<br />

als er bisher abbekommen hat, schleppt aber einen Sack Minderwertigkeitskomplexe<br />

mit sich herum. Das Streben nach Erfolg und Anerkennung<br />

wird so zu einer inneren Notwendigkeit, die meist manische Züge ann<strong>im</strong>mt.<br />

» Gründe zu<br />

trinken gibt<br />

es schließlich<br />

<strong>im</strong>mer. »<br />

9


John Wilder findet sich viel zu klein und leidet darunter. Er ist ein extremer<br />

Langsamleser, hat das College abbrechen müssen und hält sich mit einem IQ<br />

von 109 Punkten objektiv für zu dumm fürs eigene Selbstbild. Eigentlich ist da<br />

nichts, worin er wirklich gut wäre, außer in seinem Job – blöderweise langweilt<br />

der ihn. Er findet seine Frau Janice fürchterlich unattraktiv, hasst sie für ihre<br />

Angewohnheit, alles »wundervoll« zu finden, und hat einen Sohn, mit dem er<br />

nichts anzufangen weiß. Yates hält uns nicht lange hin – der Roman startet furios<br />

mit einem schwer betrunkenen John Wilder in einer Bar, maßlos wütend aufs<br />

Leben und mit den Nerven am Ende. Er erwacht in der Nervenklinik Bellevue.<br />

Da Thanksgiving ist und kein Arzt Visite hat, bleibt er für mehrere Tage in der<br />

geschlossenen Abteilung. Eine erschreckende Erfahrung. Möglicherweise überspannt<br />

Yates den Bogen hier ein wenig: Die Atmosphäre in Bellevue wirkt arg<br />

überdreht, wie eine allzu schrill geratene Komödie des Wahnsinns.<br />

Endlich Mann und Macher<br />

Danach wird das Buch ernster – eine drastische Berg- und Talfahrt in sardonischen<br />

Zügen steht an. Man verrät nicht zu viel, wenn man schreibt, dass John Wilder am<br />

Ende wieder in einer psychiatrischen Heilanstalt sitzt. Vermutlich für <strong>im</strong>mer. Man<br />

weiß es schnell und bibbert darauf hin. Man wünscht es ihm eigentlich nicht, obwohl<br />

John Wilder nicht sonderlich sympathisch ist: unfreundlich, launisch und unbeherrscht,<br />

seine Frau mit einer viel jüngeren, attraktiveren betrügend. Als die ihn<br />

verlässt, kehrt er jammernd zu Janice zurück, verlässt sie und seinen verstörten<br />

Sohn selbstverständlich wieder, als seine Affäre abermals auftaucht, um mit ihm abzuhauen<br />

– ins Haifischbecken, nach Hollywood. Die schlechteste Idee seines Lebens.<br />

Auch dieser Roman von Yates ist reich an klugen psychologischen Einsichten und<br />

plastischen Lebensbeschreibungen, hat einen bemerkenswerten Drive und äußerst<br />

lebendige Dialogpassagen. Er passiert Stationen kurzen Glücks und leidenschaftlich<br />

verliebten Sexes, wartet jedoch häufiger auf mit zahlreichen alkoholisierten Abstürzen<br />

in unheilvoller Wechselwirkung mit starken Psychopharmaka. Als John Wilder<br />

endlich seine »große Chance« wahrgenommen hat, das alte Leben abzustreifen wie<br />

einen ausgetretenen Schuh, um ohne weitere Kenntnisse Filmproduzent zu werden,<br />

macht er ausgerechnet seinen Kurzaufenthalt in der Irrenanstalt Bellevue zu seinem<br />

Filmprojekt. Eine fixe Idee und ein Menetekel. Doch für einen Moment ist er – endlich<br />

einmal der Mann und Macher! – derart beflügelt von sich und der gleißenden Zukunft<br />

mit seiner jungen Partnerin, ist er so bezuckert vom süßlichen Lob des jungen<br />

Filmteams um ihn herum, dass er in einen Zustand erhabener Rührung gerät. Nur<br />

um kurz darauf seinen ersten wirklich harten psychotischen Schub zu bekommen.<br />

»Er war dazu geboren, Ordnung <strong>im</strong> Chaos zu finden, und die vielen verschwendeten<br />

Jahre waren ein Fehler gewesen.« Dann verwandelt er sich in den Messias. Man kann<br />

es nicht fassen, und doch ist diese Verwandlung schrecklich plausibel und wird von<br />

Yates mit geradezu halluzinatorischer Eindringlichkeit geschildert.<br />

Und darin liegt schließlich die größte Stärke von »Ruhestörung«: den wellenförmigen,<br />

bisweilen sprunghaften Irrsinnsweg John Wilders bis hin zum vollständigen<br />

Wahn, bis zur schweren, alkoholismusinduzierten Psychose derart<br />

nachvollziehbar gemacht zu machen, dass es schmerzt. John Wilders Scheitern<br />

ist vollkommen, auch vollkommen schlüssig. Deshalb hat man als Leser<br />

am Ende auch keine Fragen. Man ist einfach nur: am Ende.<br />

10 Große Texte<br />

Richard Yates: »Ruhestörung«<br />

(DVA <strong>2010</strong>,<br />

320 Seiten, 19,95 EUR)


James Bond auf LSD<br />

filmemacher Erfolgreich, aber einer von uns? Christopher Nolan dreht<br />

Mainstreamfilme, für die man sich nicht schämen muss.<br />

Ulrich Kriest<br />

alS zur Jahrtausendwende Christopher Nolans »Memento« in den Kinos anlief,<br />

schien die Indie-Welt wieder in Ordnung. Der von hinten nach vorn erzählte<br />

Thriller über den Verlust des Kurzzeitgedächtnisses hatte mit Guy Pearce<br />

nicht nur einen charismatischen Hauptdarsteller, sondern war auch derart clever,<br />

dass dem ambitionierten Filmprojekt sogleich die Herzen und Hirne zuflogen.<br />

Kleiner Film, ganz groß.<br />

Heute, knapp zehn Jahre später, wartet der bislang ziemlich laue Kinosommer<br />

auf den Hit, der die Saison rettet: Nolan hat mal wieder einen potentiellen<br />

Blockbuster mit Starbesetzung, sensationellen Visuals und einem derart kniffligen<br />

Gesamtkonzept <strong>im</strong> Gepäck, dass man instinktiv glaubt, das Popcorn-Publikum<br />

davor warnen zu müssen. Das wäre aber grundverkehrt, denn Nolan<br />

zeigt seit vielen Jahren mit großem Erfolg, dass man als intelligenter Filmemacher<br />

auch seinen Spaß haben kann, wenn man das Publikum nicht für blöd hält.<br />

In Interviews hat er davon erzählt, dass es ihm ausgesprochen wichtig ist, seine<br />

Filme zusammen mit dem Cineplex-Publikum zu sehen, er will selbst erleben,<br />

welche Wirkung best<strong>im</strong>mte Szenen und Einfälle haben. In den großen Kinos<br />

am Rande der Stadt übt sich Nolan in teilnehmender Beobachtung, um seine<br />

Kunst ständig zu opt<strong>im</strong>ieren.<br />

Dass Nolan kein Nerd ist, den der Überraschungserfolg von »Memento«<br />

nach Hollywood gespült hat, konnte man bereits in seinem Spielfilmdebüt<br />

»Following« erkennen. Damals hatte der junge Filmemacher, der mit geringen<br />

Mitteln, Laiendarstellern und in der Londoner Wohnung seiner Eltern drehte,<br />

unübersehbare Hinweise in den Film eingebaut, die bereits zeigten, wohin die<br />

Reise gehen würde. Über dem Schreibtisch des Protagonisten hingen Postkarten<br />

mit Bildern aus »Shining«, »Reservoir Dogs« und »Batman«. »Following«<br />

wurde 1998 gedreht, kam aber erst 2005 in die deutschen Kinos, als Nolan bereits<br />

in Hollywood angekommen war und an der Postproduktion von »Batman<br />

Begins« arbeitete. Kubrick, Tarantino und T<strong>im</strong> Burton also. Keine schlechten<br />

Referenzen, wenn man seit frühester Kindheit Filme dreht, Literatur studiert<br />

hat und dann nach Vorbildern dafür sucht, wie man großes, ganz großes Kino<br />

macht, ohne sich dabei unter Niveau zu amüsieren.<br />

Nach »Memento« wurde Nolan nicht nur für einen Drehbuch-Oscar nominiert,<br />

die Branche handelte ihn auch als Wunderkind. Schon mit seinem nächsten<br />

Film war er <strong>im</strong> Herzen des Star-Systems angekommen. Sein Remake des<br />

norwegischen Kr<strong>im</strong>is »Schlaflos« trug nicht nur den ungewöhnlichen Titel »Insomnia«,<br />

sondern wusste die originelle Vorlage noch einmal psychologisch zu<br />

vertiefen und ambivalenter zu gestalten. »Insomnia« war ein Film noir, gedreht<br />

in der gleißenden Helligkeit des arktischen <strong>Sommer</strong>s. Besonders reizvoll wurde<br />

der ungewöhnliche Film durch seine feine Besetzung: Al Pacino, Robin Williams<br />

12 Große Texte<br />

und Hilary Swank. Schon damals galt Nolan als die erste Adresse, wenn man ein<br />

riskant anspruchsvolles Drehbuch so realisieren wollte, dass es nicht gleich ins<br />

Arthaus-Ghetto wandert.<br />

Der Verstand ist der Ort des Verbrechens<br />

Der Rest ist Geschichte: »Batman Begins« erzählte die Geschichte der Traumatisierung<br />

eines Superhelden und sparte nicht mit unmissverständlichen politischen<br />

Untertönen gegen die Bush-Administration. »Prestige – Meister der<br />

Magie« erzählte von der Rivalität zweier Magier, zeigte ausführlich deren Handwerk<br />

und war als Film selbst ein Zauberkunststück – trickreich, durchdacht und<br />

voller doppelter Böden. Es folgte mit »The Dark Knight« der wohl anspruchsvollste<br />

und dunkelste Blockbuster seit 9/11 – eine Lektion in und über Terror und<br />

die Ohnmacht moderner Gesellschaften gegenüber der Faszination des Schreckens.<br />

Seither reicht es, dass »der Regisseur von ‘The Dark Knight‘» einen neuen<br />

Film verspricht.<br />

Und »Inception«, soviel ist schon nach dem unglaublichen Trailer klar, macht<br />

genau dort weiter, wo »The Dark Knight« aufhört. Es geht um Diebstahl, den<br />

Diebstahl von Gehe<strong>im</strong>nissen, geraubt von einem Team von Spezialisten, die sich<br />

in die Träume anderer Menschen hineinbegeben können. Und Dom Cobb, gespielt<br />

von Leonardo DiCaprio, ist der beste auf dem Gebiet der Extraktion, gefürchtet<br />

und gejagt. Tagline: »Der Verstand ist der Ort des Verbrechens«. Das<br />

Drehbuch stammt diesmal wieder von Nolan selbst, zusammen mit seiner Ehefrau<br />

Emma Thomas hat er das zweieinhalbstündige Spektakel auch produziert.<br />

Der Trailer verspricht einen so international hochkarätigen wie originell – Marion<br />

Cotillard, Michael Caine, Tom Berenger – besetzten Actionfilm, aber auch einen<br />

surrealen Alptraum, der die Gesetze von Raum und Zeit schlicht vom Tisch wischen<br />

könnte. Hier zerbröselt das Bild, das wir uns von der Wirklichkeit machen,<br />

in Echtzeit: Wände werden zu Fahrstuhlschächten, und nur ganz coole Hunde<br />

wie Dom Cobb bleiben vor dem Pariser Bistro sitzen, wenn die nächste Straßenecke<br />

komplett wegbricht. Da der letzte Auftrag Cobb einmal um den Globus führt,<br />

ahnen wir längst, was uns »Inception« verspricht: James Bond auf LSD.<br />

»Inception«; Regie:<br />

Christopher Nolan;<br />

mit Leonardo Di-<br />

Caprio, Ken Watanabe,<br />

Marion Cotillard;<br />

USA <strong>2010</strong>;<br />

ab: 29.7.<br />

13


Verlorenes<br />

Welt vertrauen<br />

gefühlSarbeit Volker Hesse bringt <strong>Juli</strong>a Francks Roman »Die Mittagsfrau«<br />

am Deutschen Theater auf die Bühne.<br />

Tina Fibiger<br />

eine ganze Nacht lang wartet der Junge auf seine Mutter. Sie hat ihn am Bahnhof<br />

zurückgelassen, ihn einfach so in die Einsamkeit verstoßen. Nach dem Prolog<br />

blendet <strong>Juli</strong>a Francks Roman »Die Mittagsfrau« zurück in die Anfänge eines<br />

kriegerischen Jahrhunderts und in die Geschichte einer Familie mit ihren zerstörerischen<br />

Zumutungen. Doch auch entlang der historischen Spur bleibt die<br />

Frage unbeantwortet, was Helene dazu bringen konnte, den neunjährigen Peter<br />

auszusetzen.<br />

Nichts wird diesen Prolog korrigieren, auf den Regisseur Volker Hesse bei<br />

seiner Bühnenfassung des Romans <strong>im</strong>mer wieder zu sprechen kommt. Seine<br />

eigene emotionale Berührbarkeit sei der Einstieg gewesen und weniger die historische<br />

Konstellation, sagt er. Das Wissen um Verlassenheitsängste und die<br />

Verlorenheit eines Kindes und auch die Begegnung mit einer Geschichte der<br />

Schmerzerfahrungen, die Menschen wie Helene gefühlsstumm werden lassen.<br />

Seit Ende Mai laufen am Deutschen Theater die Proben für »Die Mittagsfrau«,<br />

die nach den Theaterferien für die Premiere am 9. Oktober wieder aufgenommen<br />

werden.<br />

Hesse hatte hier <strong>im</strong> vergangenen Herbst mit Tschechows »Kirschgarten« bereits<br />

ein Kl<strong>im</strong>a der Fluchtbewegungen und der Ausweichmanöver erfasst. Für<br />

einen Regisseur, der viel an offenen Projekten arbeitet, war das diese Arbeit allerdings<br />

eher die Ausnahme. Er brauche kein wohlgefülltes Stück, sagt er, er<br />

sei es gewohnt, aus Realitätsdokumenten Theaterabende frei zu schöpfen. Ein<br />

dichterischer Text wie dieser Roman habe sehr viel von einem freien Projekt, für<br />

das es auch noch keine fertige Bühnenfassung gibt. In den Proben greift Hesse<br />

<strong>im</strong>mer wieder auf Romanpassagen zurück, um sie mit dem Ensemble erneut zu<br />

befragen. Improvisationen sind eine Form der Übertragung in ein Szenario, das<br />

den Roman nicht zum bloß illusionistischen Schauspiel werden lässt. Auch die<br />

vielen Dialoge des Textes verlangen für ihn eine andere Übersetzung: Elemente<br />

einer Körpersprache und einer Bewegungsästhetik, die Hesse mit seiner Inszenierung<br />

verbinden möchte. Wo sich die existenziellen Berührungspunkte des<br />

Romans in einer Mischung aus Sprech- und Tanztheater mitteilen.<br />

Die Auswirkungen von Traumata etwa, die Hesse mit dem Romanprolog<br />

spürbar machen will. Sie beschäftigen ihn schon lange. Seit einem Projekt an<br />

der Züricher Hochschule der Künste über Trauma-Biographien, das auch in der<br />

14 Große Texte<br />

dramatischen Diagnose der Mittagsfrau nachwirkt, mit all den seelischen Erschütterungen<br />

und Misshandlungen, die sich in der Psyche verankert haben<br />

und <strong>im</strong>mer wieder durchlebt werden. Wieder steht der Romanprolog <strong>im</strong> Focus,<br />

den Hesse als berührende Erfahrung begreift. Es ist kein kleiner Junge, der<br />

auf der Bühne beschreibt, wie ihn seine Mutter verlassen hat, sondern ein alter<br />

Mann, der mit seinen Erinnerungen ringt und mit diesem verlorenen Weltvertrauen,<br />

das er nie wieder finden sollte.<br />

Unbewältigte Kriegserfahrungen<br />

Einen diagnostisch sinnlichen Kontext erfahren auch Helenes Kindheitsmuster.<br />

Mit der Geschichte eines kleinen Mädchens, das in seiner Gefühlsenergie, seinem<br />

Wissenshunger und seiner wunderbar lebhaften Wahrnehmunsfähigkeit<br />

<strong>im</strong>mer wieder zurückgewiesen wird und sich nicht brechen lassen will. Hesse<br />

hat hier das therapeutische Modell einer Familienaufstellung <strong>im</strong> Blick und das<br />

disparate Beziehungsgeflecht aus Nähe und Distanz, das die kleine Helene erlebt.<br />

Es ist auch der Versuch, die St<strong>im</strong>men zusammenzufassen, die <strong>im</strong> Roman<br />

gut 100 Seiten einnehmen. In den Begegnungen mit der Mutter, dem Vater, der<br />

Schwester und der Umgebung <strong>im</strong> he<strong>im</strong>atlichen Bautzen, die später auch die<br />

Berliner Jahre einer jungen Frau einfärben werden. An der Seite ihrer drogenabhängigen<br />

Schwester Martha und deren Lebenspartnerin Leontine. In der berührenden<br />

Liebesbeziehung mit Carl, dessen Tod das Weiterleben unmöglich<br />

zu machen scheint. Und in einer Ehe, die sie in der brutalste Form der sexuellen<br />

und emotionalen Domestizierung umklammert.<br />

Es sei ein Phänomen, meint Hesse, dass der Roman in vielen Gesprächen und<br />

auch jetzt bei den Proben das Bedürnis auslöse, von etwas sehr Persönlichem<br />

zu reden, über die unbewältigten Kriegserfahrungen der Eltern und Großeltern<br />

und den emotionalen Ablagerungen in den nachfolgenden Generationen. Über<br />

autoritäre Erziehungsmuster und ihre politische Instrumentalisierung. Über<br />

glückliche und zerstörerische Beziehungen und was der Roman da an Vertrautem<br />

aufrührt und bewegt, und dass die Geschichte der Mittagsfrau gerade bei<br />

den Schauspielerinnen des Ensembles <strong>im</strong>mer wieder auf Widerstand stößt. Sie<br />

sind eben auch Mütter, die nicht glauben, dass eine Mutter ihr Kind auf so entsetzliche<br />

Weise verstößt.<br />

Hesse hatte dieses Theaterprojekt für <strong>Göttingen</strong> vorgeschlagen, weil sich ihm<br />

zu folge hier mehr noch als in anderen Städten, auch durch die unmittelbare<br />

Nähe zu Friedland, Kriegsgeschichten gesammelt hätten. Wenngleich diese Geschichten<br />

Jahrzehnte zurückliegen, wären sie in den Menschen weiterhin präsent,<br />

ebenso wie die breite NS-Gefolgschaft der Bürger und der akademischen<br />

Elite. Aber selbst wo der Roman diesen Kontext erfasst, umkreist Hesse in seiner<br />

Inszenierung in erster Linie Grundkonstellationen emotionaler Art – wie<br />

hier die kindliche Weltgeborgenheit erschüttert wird und verloren geht und dieses<br />

Trauma ein Leben lang nachwirkt.<br />

Hesse hofft auf die Nachwirkungen eines Theaterabends, der sein Publikum<br />

berührt und aufstört und niemanden einfach zur Tagesordung übergehen lässt.<br />

Der Theatermann träumt <strong>im</strong>mer wieder aufs Neue von Projekten, die als intellektuelles<br />

und emotionales Ereignis nicht so schnell konsumierbar sind, sondern<br />

lange zu denken und zu fühlen geben.<br />

»Die Mittagsfrau«<br />

in der Inszenierung<br />

von Volker Hesse<br />

hat am 9.10. am<br />

Deutschen Theater<br />

Premiere.


Früher war alles besser<br />

popjournaliSmuS Steckt die Popkritik in der Krise? Über die Veränderungen und<br />

Probleme der Popschreiberei und aktuelle Diskussionen zum Thema.<br />

Michael Saager<br />

die Krise der Musikindustrie ist das eine. Sie hat sich nicht erledigt, denn es wird<br />

ja nach wie vor gejammert, probiert und entlassen. Als medialer Dauerbrenner<br />

scheint sie aber erheblich an Attraktivität verloren zu haben. Man kann es einfach<br />

nicht mehr hören. Und genauso wenig mag man darüber noch schreiben.<br />

Schreiben muss man aber als (Pop-)Musikjournalist. Und wer ein paar Jahre<br />

und mehr damit verbracht hat, sich über Künstler und deren Alben (<strong>im</strong> Verhältnis<br />

zur Gesellschaft) den Kopf zu zerbrechen, freut sich vielleicht umso mehr,<br />

wenn zur Abwechslung ein etwas größeres Thema in der Luft liegt. Ein Meta-<br />

Thema am besten, eines – so viel Eitelkeit muss erlaubt sein –, in dem sich der<br />

Musikjournalist selbst gespiegelt sieht, weil es um ihn und seine Arbeit <strong>im</strong> engeren<br />

Sinne geht.<br />

So ein Thema ist seit ein paar Monaten die Krise der Popkritik – mit ausgelöst<br />

durch eine bisher nie da gewesene Allgegenwart von Musik, die Zersplitterung<br />

der Bedeutungseinheit Album in einzelne Tracks und selbständig über Musik<br />

diskutierende Kommunikationsforen <strong>im</strong> Internet. Hinzu kommt das – rapidshare<br />

sei dank – zunehmend in Auflösung begriffene Ereignis Veröffentlichungstermin.<br />

All das hat das Renommee von Kritik und Kritiker schrumpfen lassen.<br />

Einst »Stilpapst« (Thomas Gross, »Die Zeit«) ist der Popkritiker heute ein mehr<br />

oder weniger versierter Pop-Feuilletonist, ein unglamouröser Warenbewerter,<br />

schl<strong>im</strong>mstenfalls ein gekaufter Warenverkäufer.<br />

Da ein Verharren <strong>im</strong> Krisenzustand nicht sehr erfreulich ist, sucht man nach<br />

Auswegen. Die Tageszeitung »taz« nennt ihre Reihe hierzu »Die Zukunft der<br />

Musikkritik«. Lose aufeinander Bezug nehmend problematisieren, analysieren<br />

und kritisieren darin unterschiedliche Journalisten den Zustand der Popkritik.<br />

Deutlich wird einmal mehr, dass die »Zeiten der Selbstüberschätzung der Popkritik«<br />

(Wolfgang Frömberg) tatsächlich vorbei sein dürften, kluge, Argumente<br />

abwägende Kritiken, die die Position des Kritikers – sein möglicherweise distanziertes<br />

Verhältnis zum besprochenen Objekt etwa – mit zum Ausdruck bringen,<br />

deshalb aber keineswegs unwichtiger werden. Man mag sich fragen, ob ein<br />

anzeigenfinanziertes Musikblatt wie die Zeitschrift »Intro«, deren Redakteur<br />

Frömberg ist, die richtige Adresse für diese Art von Textarbeit sein kann. Gerade<br />

in »Intro« wurde eventuell heraufziehender Ärger ob einer harschen Kritik<br />

an einem »großen« Thema durch ein »Abwatschen« des Autors mehr als einmal<br />

unterbunden. Gelang das nicht mehr rechtzeitig, wurde später redaktionell<br />

gerügt. Tatsächlich sind Autoren von Tageszeitungsfeuilletons, erst recht, wen<br />

wundert’s, Schreiber linker Publikationen sehr viel freier in ihren Bewertungsmöglichkeiten,<br />

nicht selten auch freier in der Auswahl ihrer Themen, die durchaus<br />

randseitiger sein dürfen und sollen als die Themen in Popzeitschriften.<br />

16 Große Texte<br />

Dass sich, wie Jörg Sundermeier in seinem »taz«-Beitrag vermutet, die professionelle<br />

Popkritik »freiwillig zum Sklaven der Musikindustrie gemacht« hat, weil<br />

sie ihre Leser zu einem Konsumverhalten ausschließlich entlang entsprechender<br />

Veröffentlichungstermine erzogen hat, ist sicher richtig. Gleichwohl ist die<br />

Maßgabe der Aktualität, der Wunsch also, Dinge zu erfahren, solange sie neu<br />

sind, kein Sachverhalt, der erst <strong>im</strong> Kapitalismus entstanden wäre. Hat man sich<br />

indessen einmal daran gewöhnt, stets der Erste zu sein, der spricht und definiert,<br />

fällt es verständlicherweise umso schwerer, sich damit abzufinden, wenn<br />

dem nicht mehr so ist. Andererseits: Wer liest das ganze, allzu häufig schlecht<br />

geschriebene und wenig reflektierte Zeug überhaupt, das vor den Veröffentlichungsterminen<br />

in unzähligen Foren und Blogs zum Besten gegeben wird? Der<br />

typische Popfeuilleton-Leser? Der aufgeklärte Popkritik-Fan? Eher nicht.<br />

Wer liest das ganze Zeug?<br />

Umso trauriger, dass ausgerechnet die Musikzeitschrift »Spex« die klassische<br />

Popkritik Anfang des Jahres zu den Akten gelegt hat, um so auf die beschriebenen<br />

Veränderungen am Markt zu reagieren. Einst Bastion durchdachter Musikkritiken<br />

einzelner Autoren, ganz früher einmal sogar solcher bisweilen herrlich<br />

boshaften Zuschnitts, gibt es nun ein Pop-Briefing mit mehreren beteiligten<br />

Schreibern. »Statt dem aufgebröselten Werk und der multiplizierten Rezeption<br />

gerecht zu werden, zerbröselt man den Kritiker zur Chat-Gruppe«, schrieb der<br />

Poptheoretiker Diedrich Diederichsen in der »FAZ«. Bedauerlich ist das auch,<br />

weil die interessanten Unterschiede zwischen den Autoren sowie ihre je individuellen<br />

Zugangsweisen zur Musik dadurch deutlich nivelliert werden.<br />

Die Form »Diskussion« selbst wie auch die soziale Dynamik eines Gruppen-<br />

«Gesprächs« unterminieren ästhetische Überschüsse wie unterschiedliche Stile,<br />

skurrile Schreibhaltungen oder streitbare Idiosynkrasien, welche Popkritiken<br />

ja überhaupt erst lesenswert machen in einer Zeit, in der Pop eigentlich<br />

ziemlich egal geworden ist. Die enorme analytische Ernsthaftigkeit, in der nun<br />

auf den Plattenseiten der »Spex« sehr jungshaft und fachmännisch über Platten<br />

gesprochen wird, muss man schon mögen wollen. Muss man Pop tatsächlich<br />

ernster nehmen, als er es verdient hat? Und an der Krise der Popkritik ändert<br />

sich dadurch vermutlich auch nichts.<br />

17


Der Laden wird grösser und schöner.<br />

Wegen des Umbaus reduzieren wir bis zum 13.07.<br />

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18<br />

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19


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25


Kein Theater zum<br />

aus ruhen<br />

neuzugänge Pascal Goffin und Florens Schmidt verstärken das Team des Jungen Theaters.<br />

Tina Fibiger<br />

die Entscheidung für Pascal Goffin und Florens<br />

Schmidt fiel in letzter Minute. Die meisten Bühnen<br />

hatten ihre Ensembles bereits komplettiert, als die<br />

Einladung nach <strong>Göttingen</strong> kam. Die beiden Schauspieler<br />

hatten sich schon auf ein freies Jahr und<br />

mögliche Gastspielofferten eingestellt, obwohl sie<br />

durchaus auf der Suche nach einem festen Haus waren;<br />

zu groß sollte es aber nicht sein. Die Aussicht,<br />

viel spielen zu können, zählt mitunter mehr als<br />

ein großes Theater, in dem sich Anfänger nach der<br />

Schauspielausbildung erst mal durchbeißen müssen,<br />

und nur mit Glück gleich an gewichtige Rollen<br />

kommen. An solchen Rollen mangelt es dem JT definitiv<br />

nicht. Das bestätigten die Theatermacher ihren<br />

neuen Kollegen. Viel Arbeit, viele schweißtreibende<br />

Proben und wenig Geld. Aber eben auch sehr<br />

viel Wertschätzung des Schauspiels selbst.<br />

Es ist also kein Theateralltag zum Ausruhen, wie<br />

Pascal Goffin gleich am Anfang feststellen konnte.<br />

JT-Intendant Andreas Döring hatte ihn be<strong>im</strong> Vorsprechen<br />

als Shakespeares Romeo eine dreiviertel<br />

Stunde über die Bühne gejagt. Florens Schmidt absolvierte<br />

seinen Testlauf unter anderen als Shakespeares<br />

Othello, der <strong>im</strong> Bühnenbild von »Außer Kontrolle«<br />

zur Arbeitsprobe wurde. Beide Schauspieler<br />

sind bereits in Schillers »Die Räuber« zur Eröffnung<br />

der neuen JT-Spielzeit <strong>im</strong> September zu sehen.<br />

Für ihre erste Saison spekulieren sie auf die<br />

26 Theater<br />

vielen dramatischen Unbekannten <strong>im</strong> Spielplan.<br />

Da gibt es etwa die Komödie »Kaktus« von <strong>Juli</strong> Zeh<br />

oder Oliver Klucks Stück »Warteraum Zukunft«<br />

über einen Jungkarrieristen in der Warteschleife.<br />

Hinzu kommen die musikalischen Ambitionen der<br />

beiden JT-New<strong>com</strong>er, die sie <strong>im</strong> Projekt »Die Berater«<br />

ausleben können. In dem Musical, wo es darum<br />

geht, wie es sich anfühlt, unter Berater, Mediatoren<br />

und Selbsthilfeagenturen zu geraten, haben sie einiges<br />

vor und sich dafür auf eine gemeinsame Ansage<br />

verständigt: »Da werden wir den Laden schon zum<br />

Rocken bringen!«<br />

Florens Schmidt hat in Potsdam studiert und seine<br />

Schauspielausbildung mit Filmprojekten kombiniert.<br />

In Zürich machte Pascal Goffin seinen Abschluss<br />

und bewarb sich zunächst am Züricher<br />

Neumarkt Theater. Das entschied sich ausgerechnet<br />

für jenen Bewerber, den Andreas Döring eigentlich<br />

für das Junge Theater vorgesehen hatte. So<br />

übernahm Goffin dessen Part in <strong>Göttingen</strong>. Mit ihm<br />

bekommt das JT-Team einen Schauspieler mit Singer/Songwriter-Ambitionen.<br />

Konzertpläne gibt es<br />

indessen noch keine, was aber auch daran liegen<br />

mag, dass das Arbeitspensum nach den Theaterferien<br />

für so etwas wenig Spielraum lässt. Doch vielleicht<br />

formieren sich die beiden neuen Mitglieder<br />

des JT-Ensembles für das »Berater«-Musical zu einem<br />

Gitarrenduo. Wie gesagt: Rocken soll es.<br />

Foto Clemens Eulig<br />

4. göttinger indoor-alStadtfeSt 27.8.<br />

Apex ab 19:00 Uhr<br />

t.b.a (Jazz unplugged)<br />

Cartoon ab 19:00 Uhr<br />

Kapelle Ostermann<br />

Der Schulz<br />

Krachsalat<br />

Diva Lounge ab 21:00 Uhr<br />

To Resist Fatality<br />

The Autumns Bleeding<br />

Bleeding In Desperation<br />

Deja Vu ab 20:00 Uhr<br />

Tick, Trick & Track und der Kajütenstruppi<br />

Exil ab 21:00 Uhr<br />

Paddy’s Funeral<br />

Midas Inc.<br />

anschließend: Indoor-ASF-Rock Dancefloor<br />

Hometown Soul Café ab 19:00 Uhr<br />

Trailhead<br />

Irish Pub ab 20:00 Uhr<br />

Kelsey Klamath Band<br />

Nörgelbuff ab 20:00 Uhr<br />

t.b.a.<br />

St. Johannis Kirche ab 20:00 Uhr<br />

Pearls, Grace & Money<br />

Tangente ab 21:00 Uhr<br />

Seedcake<br />

Wyoming Death Rock<br />

Black As Chalk<br />

2nd Stage<br />

Wolkes Kreuzberg ab 20:00 Uhr<br />

Yoyo<br />

lumière<br />

Telefon: 48 45 23 | www.<strong>im</strong>proshow.de<br />

13.8. 22.00 Souvenirs, Souvenirs<br />

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8.7. 20.15 Scherenschnitt oder der Mörder sind Sie!<br />

9.7. 20.15 Scherenschnitt oder der Mörder sind Sie!<br />

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17.7. 20.15 Scherenschnitt oder der Mörder sind Sie!<br />

20.7. 20.15 Scherenschnitt oder der Mörder sind Sie!<br />

22.7. 20.15 Scherenschnitt oder der Mörder sind Sie!<br />

23.7. 20.15 Scherenschnitt oder der Mörder sind Sie!<br />

24.7. 20.15 Scherenschnitt oder der Mörder sind Sie!<br />

Theaterprogramm 27


oman Richard Price<br />

Cash<br />

S. Fischer <strong>2010</strong> | 522 Seiten | 19,95 EUR<br />

roman Michael Scharang<br />

Komödie des Alterns<br />

Suhrkamp <strong>2010</strong> | 253 Seiten | 19,80 EUR<br />

new yorKer geSchichten Maeve Brennan<br />

Tanz der<br />

Dienstmädchen<br />

Ungewöhnliche Orte, junge Themen,<br />

drei Uraufführungen und beste Unterhaltung<br />

– mit dem BUNTEN ABO lernen Sie<br />

das DT von allen Seiten neu kennen. Für<br />

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Theaterkasse 0<strong>55</strong>1 49 69 -11<br />

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2.0<br />

Steidl <strong>2010</strong> | 232 Seiten | 18 EUR<br />

Kerstin Cornils<br />

Michael Saager<br />

irgendwaS st<strong>im</strong>mt nicht mit Eric Cash: Nichts führt in Schade, dass Michael Scharang so selten Romane<br />

Frauke Pahlke<br />

seinem Leben irgendwohin. Die “unerfüllte Sehn- schreibt; die Veröffentlichung von “Das jüng-<br />

die Bewohner von Herbert’s Retreat sind beschäftigt.<br />

sucht nach eigenen Meriten machte es ihm prakste Gericht des Michelangelo Spatz” liegt bereits<br />

Sie sitzen auf Stahlrohrsesseln oder auf Chintz-Sofas<br />

tisch unmöglich, einen Film anzusehen, ein Buch zwölf Jahre zurück. Der 1941 in der österreichis-<br />

<strong>im</strong> mondänen Landhausstil, stehen am Kamin oder<br />

zu lesen oder auch nur ein neues Restaurant auszuchen Steiermark geborene Erzähler, Essayist, Dreh-<br />

<strong>im</strong> Garten, blicken auf den Hudson und schütten litprobieren<br />

(…), ohne mit dem Schädel voran gegen und Hörspielautor ist nämlich ein höchst unterherweise<br />

Martini in sich hinein. Sie führen Gespräche<br />

die nächste Wand laufen zu wollen”. Bloß vier Kurzgeschichten<br />

hat der 35-jährige Autor innerhalb von<br />

zehn Jahren zustande gebracht. Weil seine Kunst<br />

so brotlos ist, jobbt Cash in einem Café. Als er eines<br />

altsamer, theoretisch beschlagener Romanautor.<br />

Elfriede Jelinek schrieb über ihn: “Scharang hat eine<br />

neue ästhetische Möglichkeit für das Schreiben gesellschaftskritischer<br />

Literatur gefunden.”<br />

über Samt, Tweed, feine Wolle und Seide, den richtigen<br />

Schnitt, die richtige Farbe – jeder ist nur so gut<br />

wie die Kleidung, die er trägt. In der exklusiven Siedlung,<br />

45 Kilometer von New York entfernt, leben sie<br />

nach Henrik Ibsen,<br />

Großes Haus, ab 18. September <strong>2010</strong><br />

Nachts Zeuge wird, wie ein Kleinkr<strong>im</strong>ineller auf offener<br />

Straße einen seiner Kollegen abknallt, gerät er<br />

selbst unter Verdacht. Doch je härter die Polizei die<br />

Daumenschrauben anzieht, desto beharrlicher sein<br />

“Komödie des Alterns”, Scharangs jüngster Roman,<br />

handelt von tiefer Freundschaft und der Torheit<br />

des Sturseins. Der Autor erzählt in Sätzen von<br />

großer Klarheit und amüsanter Anmut von jener<br />

einen Teil ihrer aristokratischen Sehnsüchte aus, in<br />

den 50er Jahren, unter dem Blick irischer Dienstmädchen.<br />

Die Herrschaften sind weder wirklich fein noch<br />

wirklich lasterhaft, dafür sind sie zu prüde. Aussch-<br />

DER TOD DES BUNNY MUNRO<br />

Uraufführung nach Nick Cave,<br />

Studio, ab 24. September <strong>2010</strong><br />

Schweigen.<br />

seltenen Sorte Freiheit, die ihre Grenzen ausnahmweifend<br />

sind sie nur <strong>im</strong> Alkoholkonsum, <strong>im</strong> Neid und HAUPTSACHE ARBEIT!<br />

Den irischstämmigen Polizisten Matty und seine<br />

Latino-Kollegin Yolonda bringt Cashs mangelnde<br />

Auskunftsbereitschaft schier zur Verzweiflung.<br />

sweise nicht auf Kosten anderer auszuweiten sucht.<br />

Es ist ein antikapitalistisches Buch, in dem die ohnmächtige<br />

Resignation eines Adorno indessen kein-<br />

<strong>im</strong> Tratschen. Die Dienstmädchen trinken Tee, <strong>im</strong><br />

Lästern stehen die Subalternen jedoch in nichts nach.<br />

Die irische Autorin Maeve Brennan, 1934 als 17jäh-<br />

von Sibylle Berg, Hinter dem Eisernen,<br />

ab 26. September <strong>2010</strong><br />

Tagtäglich müssen sie gegen die Schikanen ihren Platz hat. In einem Interview mit der Zeitschrift<br />

rige in die USA eingewandert, gibt in süffigen Dialo- WUNDERKINDER<br />

er Vorgesetzten anrennen, die an der Aufklärung “Konkret” erzählte Scharang in gewissermaßen opgen<br />

den falschen Umgangston einer besseren Ge- Uraufführung nach Kurt Hoffmann,<br />

des Mordfalls nicht das geringste Interesse haben.<br />

Außerdem sitzt ihnen der Vater des Opfers <strong>im</strong><br />

t<strong>im</strong>istischer Opposition zum Frankfurter Philosophen,<br />

dass es noch keiner Macht gelungen sei,<br />

sellschaft wieder, wo man die ausgesprochenen<br />

Gemeinheiten und Gehässigkeiten mit einem<br />

Großes Haus, ab 12. Februar 2011<br />

Nacken, der so haltlos trauert, dass die Polizei stän- “den Menschen abzugewöhnen, die Macht zu un-<br />

“Liebling” garniert. Alle suchen verzweifelt nach SWEETIE<br />

dig mit einem Suizid oder einer wütenden Attacke tergraben”. Und so werden auch die befreundeten<br />

Anerkennung und stürzen sich dabei umso heftiger Uraufführung nach Jane Campion,<br />

auf Cash rechnen muss. Der Roman- und Drehbu- Helden des Romans, ein österreichischer Schrift-<br />

in die Beschämung der Anderen. Ökonomisch ist Studio, ab 14. Mai 2011<br />

chautor Richard Price interessiert sich nur beiläufig steller und ein ägyptischer Ingenieur, lieber aktiv.<br />

man sicher – die Frauen heiraten hier häufig noch in<br />

für die Aufklärung des für New Yorker Verhältnisse Mitten in der Wüste gründen sie eine Farm, eine<br />

den Wohlstand ein –, emotional hingegen bedürftig,<br />

vergleichsweise banalen Kr<strong>im</strong>inalfalls – zumal der<br />

Mörder, ein bedauernswerter Junge aus einer ärmlichen<br />

Siedlung für Schwarze und Hispanics, von An-<br />

genossenschaftlich geführte Siedlung mit allem,<br />

was es zum vernünftigen Leben braucht. In Gefahr<br />

gerät die perfekte kleine Welt nach 30 Jahren, nach-<br />

verwahrlost geradezu. Die Geschichten erschienen<br />

1952-56 <strong>im</strong> “New Yorker”, es gibt mehrere Protagonisten,<br />

die <strong>im</strong>mer wieder auftauchen. Brennan<br />

fang an feststeht. Im Zentrum steht das Zerbrechen dem sich die beiden entzweit haben, wechselweise<br />

wählt mal die Perspektive der Angestellten, dann<br />

eines Menschen, der unter falschen Verdacht gerät. in Depressionen stecken und den anderen der In-<br />

jene der feinen Leute. Manchmal befremdet, stört<br />

Der in den USA für seine Mitarbeit an der HBO- trige beschuldigen.<br />

die amüsante Leichtigkeit der Geschichten.<br />

Serie “The Wire” hochgelobte Price hat sich in Die Selbstverständlichkeit, mit der der auktoriale<br />

Am Ende des Bandes stehen zwei Erzählungen aus<br />

seinem Roman “Cash” der Lower East Side zuge- Erzähler linke Theorien einflicht, lässt einen Gedank-<br />

den Jahren 1966/67, die sich in Sujet, Stil und der zarten,<br />

wandt – einem sozial fein nuancierten New Yorker en an Didaktik gar nicht erst aufkommen. Bis zum<br />

melancholischen Atmosphäre deutlich von den älteren<br />

Mikrokosmos, in dem sich die Spuren von Einwan- (glücklichen) Ende der Geschichte braucht es freil-<br />

unterscheiden. Die Dialoge treten in den Hintergrund<br />

derern, Junkies und Yuppies wie in einem Pal<strong>im</strong>pich Zeit. Schließlich müssen menschliche Schwächen<br />

zugunsten des umherschweifenden Blicks einer sich<br />

sest überkreuzen. Die geschichtslosen Jagdgebiete in einer Komödie gründlich dargestellt werden – an-<br />

zurückhaltenden Ich-Erzählerin. Diese schildert New<br />

aufgekratzter Schuh-Fetischistinnen à la “Sex and dernfalls würde die mehr oder weniger heitere Lösung<br />

York als eine von Flüchtigkeit und Zerfall gezeichnete<br />

the City” liegen von hier aus betrachtet auf einem der Konflikte nicht überzeugend genug geraten. Scha-<br />

Stadt – trotz all der Lichter –, in der die Menschen in<br />

anderen Planeten.<br />

rang weiß das genau und macht das Beste daraus.<br />

Hotels, Absteigen oder abrissreifen Häusern leben.<br />

28 Bücher 29


daS a-team von Joe Carnahan ab 12.8. jungS bleiben jungS von Riad Sattouf<br />

ab 1.7.<br />

Hetzjagden und dumme Sprüche Pickel und Peinlichkeiten<br />

Andreas Busche<br />

in den Achtzigerjahren war die Welt für einen präpubertären<br />

Stöpsel noch überschaubar. Wer cool sein<br />

wollte, diskutierte mit seinen Kumpels die besten Colt-<br />

Seavers-Stunts oder zählte die Sprüche der letzten<br />

»Das A-Team«-Episode auf. Erst Jahre später musste<br />

man feststellen, dass Stunts wie Sprüche Woche für<br />

Woche die gleichen waren. Doch eben diese »Wiedererkennbarkeit«<br />

machte das Erfolgskonzept der Serien<br />

aus. Mittlerweile sind die alten »A-Team«-Fans weit in<br />

ihren Dreißigern. Stellt die Frage, wer sich heute ausgerechnet<br />

für das Remake einer Actionserie interessieren<br />

sollte, die schon vor knapp dreißig Jahren auf einer<br />

dünnen Prämisse basierte: dumme Sprüche am laufenden<br />

Band und viele Explosionen. Aber halt, dumme<br />

Sprüche und laute Explosionen sind ja sozusagen der<br />

Schmierstoff des modernen Actionfilms. Der Transfer<br />

in die Gegenwart sollte demnach nicht schwer fallen,<br />

auch wenn sich kaum einer aus der heutigen Zielgruppe<br />

noch an das »A-Team« erinnern können wird.<br />

Regisseur Joe Carnahan ist der richtige Regisseur<br />

für dieses Projekt: Seine bisherigen Filme zeichnen<br />

ihn vor allem als pragmatischen Fanboy aus. Dass er<br />

vor einigen Jahren von Tom Cruise höchstpersönlich<br />

vom Set des dritten »Mission Impossible«-Films gefeuert<br />

wurde, scheint ihn bis heute zu wurmen. Denn<br />

»Das A-Team« erinnert verdächtig an das Multi-Millionen-Franchise<br />

um den ewig jungen Cruise: Mit<br />

lauten Pyroeffekten, Hetzjagden rund um den Globus<br />

und viel Maskerade ist »Das A-Team« der erste<br />

Action-Blockbuster der Saison.<br />

Die Vorgeschichte ist bekannt. Carnahan möbelt<br />

die Handlung noch um eine Verschwörung zwischen<br />

einer privaten Sicherheitsfirma (nach Kommunisten<br />

und Taliban anscheinend die neuen Staatsfeinde<br />

Amerikas) und der CIA auf. Zwischen den Fronten<br />

das A-Team (diesmal Veteranen des Irak-Kriegs) als<br />

Bauernopfer. Die Action ist solide, bisweilen spektakulär.<br />

Absolute Höhepunkte sind eine Schießerei <strong>im</strong><br />

Frankfurter Bankenviertel und der Showdown, in dem<br />

das A-Team einen ganzen Containerhafen dem Erdboden<br />

gleich macht. Insgesamt scheinen ein graumelierter<br />

Liam Neeson in George Peppards Rolle, Bradley<br />

Cooper und »District 9«-Entdeckung Sharlto Copley<br />

es ernsthaft darauf anzulegen, den Originaldarstellern<br />

Reverenz zu erweisen. Ein grundsätzliches Problem<br />

kriegt Carnahan indessen nicht in den Griff: selbstironische<br />

Töne für seinen Film zu finden. Gerade die<br />

konnte man der Serie nicht absprechen.<br />

USA <strong>2010</strong> | 117 Min. Liam Neeson | Bradley Cooper u. a.<br />

der Pubertät mit sich bringt – exemplarisch verkörpert<br />

von zwei Vierzehnjährigen, von Hervé und Camel,<br />

zwei ganz gewöhnlichen Losern in einem gewöhnlichen<br />

Umfeld. Schmerzhaft fein beobachtet<br />

ist das alles und gerade so klischeebeladen erzählt,<br />

dass der Film es gut aushält. Und dann ist da noch<br />

der herrliche Dialogwitz, der gleichermaßen entlarvend<br />

wie befreiend wirkt.<br />

Vergleiche mit den Filmen der Reihe »La Boum« –<br />

mittlerweile so etwas wie die Grande Dame der französischen<br />

Teeniefilme – sind naheliegend, hinken aber<br />

an einer entscheidenden Stelle: »Les Beaux Gosses«<br />

(so der viel passendere Originaltitel) ist konsequent<br />

aus der Jungs-Perspektive erzählt, entsprechend derbe<br />

in der Wortwahl und realistisch plump in den jungshaften<br />

Bemühungen, dem anderen Geschlecht näher<br />

zu kommen – klappt das nicht, bleibt leider nur die<br />

Selbstbefriedigung. All das anzuschauen ist mit der<br />

nötigen Distanz zum Geschehen tatsächlich ein einziger<br />

Spaß, obgleich der Film gegen Ende kurz in der Gefahr<br />

schwebt, sich thematisch totzulaufen. Nur kurz,<br />

wie gesagt, denn so wie die Pubertät mit etwas Glück<br />

ist auch »Jungs bleibt Jungs« rechtzeitig zu Ende.<br />

F 2009 | 90 Min. | Vincent Lacoste | Anthony Sonigo | Noémie<br />

Lvovsky u. a.<br />

30 Kino Kino<br />

31<br />

Carsten Happe<br />

in Frankreich hat dieser Film, ziemlich unerwartet,<br />

über eine Million Besucher in die Kinos gelockt, und<br />

es waren es nicht die jugendlichen Zuschauer, die<br />

seinen kommerziellen Erfolg und zahlreiche Preise<br />

ermöglicht haben. Vor allem das erwachsene Publikum<br />

wollte »Jungs bleiben Jungs« schauen – eine<br />

Teeniekomödie, die sich der Verlogenheit des Genres<br />

verweigert und, obwohl es unbequem sein mag,<br />

offen ausspricht, was <strong>im</strong> Grunde ja doch alle wissen:<br />

Die Pubertät ist und bleibt kacke.<br />

Von Akne gepeinigte Gesichter, dazu Frisuren und<br />

Kleidung in ihrer Wahl und Erscheinung hoffnungslos<br />

unentschieden zwischen Fremd- und Selbstbest<strong>im</strong>mung.<br />

Das Rumgeknutsche, wenn es überhaupt<br />

mal soweit kommt, stets von erschreckender Unbeholfenheit.<br />

Es ist ein großes Drama, das hier zelebriert<br />

wird, und Regisseur und Autor Riad Sattouf benötigt<br />

<strong>im</strong> Grunde nur eine einzige Einstellung, um es<br />

in seiner ganzen Tragweite darzustellen. Die folgenden<br />

90 Minuten sind lediglich Variationen des Themas,<br />

die Frische jedoch, die Unbekümmertheit und<br />

Ehrlichkeit, mit der Sattouf sie vorträgt, gleichwohl<br />

Ausnahmen von der filmischen Regel. Dabei geht es<br />

fast ausschließlich um die Peinlichkeiten, die dieser<br />

schreckliche, mitunter schrecklich-schöne Zustand


VerteilteS rechnen<br />

Solidarität ist eine Waffe<br />

Henning Lisson<br />

Seti (Search for Extraterrestrial Intelligence) heißt<br />

so viel wie »Wir suchen nach Signalen für außerirdisches<br />

intelligentes Leben«. Seit 1960 werden interstellare<br />

Radiosignale auf Anzeichen für intelligentes<br />

Leben durchforstet. Nicht nur die Auswertung der<br />

von Störsignalen überlagerten Radiowellen stellt ein<br />

großes Problem dar, sondern die aberwitzige Masse<br />

an Daten lässt das Projekt zur berühmten Suche<br />

nach der Nadel <strong>im</strong> Heuhaufen werden: Allein die<br />

Milchstrasse beinhaltet Pi mal Daumen 300 Milliarden<br />

Sterne. Ob und wie und wann da jemand auf irgendeinem<br />

Planeten mal ein Radiosignal gen Weltraum<br />

geschickt hat, ist eine relativ unsichere Sache.<br />

Um die verschwindend geringe Wahrscheinlichkeit<br />

des Erfolgs bei der Suche zu erhöhen, haben sich kluge<br />

Köpfe der Universität Berkley 1999 SETI@home<br />

erdacht. Der Kern des Projekts ist das Prinzip des distributed<br />

<strong>com</strong>puting, des verteilten Rechnens, eine<br />

Technik der Anwendungsprogrammierung, bei der<br />

die einzelnen Prozesse einer verteilten Anwendung<br />

ein gemeinsames Ergebnis berechnen. Mitglieder des<br />

Projekts – und Mitglied kann jeder werden – stellen<br />

Rechenleistung ihres eigenen Computers für die Auswertung<br />

der Radiosignale zur Verfügung. Immer, wenn<br />

der Rechner nichts zu tun hat, drängelt sich das kleine<br />

SETI@home Programm in den Vordergrund, lädt Datenpakte<br />

vom Projekt-Server, wertet sie aus und schickt<br />

die Daten zurück. Mit über fünf Millionen Mitgliedern<br />

erreicht SETI@home rund ein Drittel der Rechenleistung<br />

des momentan schnellsten Super<strong>com</strong>puters, des<br />

Cray Jaguar.<br />

Diese Idee haben sich auch andere, gemeinnützige<br />

Projekte zum Vorbild genommen. So setzen Folding@<br />

Home (Falten und Entschlüsseln von Proteinketten)<br />

oder das Cancer Research Project auf verteiltes Rechnen<br />

und sind damit äußerst erfolgreich. Eines der neuesten<br />

und spannendsten Projekte aus diesem Bereich<br />

haben sich Wissenschaftler der Carnegie Mellon University<br />

(CMU) aus Pittsburgh erdacht: Jeder Internetnutzer<br />

kennt diese kleinen Prüfkästchen, die <strong>im</strong>mer<br />

dann erscheinen, wenn wir uns für einen neuen Dienst<br />

registrieren oder in einem Forum etwas posten wollen.<br />

Verzerrte Zahlen oder Buchstaben sollen wiederholt<br />

werden und unterscheiden so den menschlichen Nutzer<br />

vom Spam-Bot. Diese Technik nennt man CAPT-<br />

CHA, (Completely Automated Public Turing test to tell<br />

Computers and Humans Apart). Mittels solcher automatisierten<br />

Sicherheitsabfragen werden nun alte, eingescannte<br />

Bücher und Texte digitalisiert, die von herkömmlicher<br />

Texterkennungssoftware (OCR) nicht<br />

entschlüsselt werden konnten. Die Texte werden Wort<br />

für Wort zerlegt und verschiedenen Nutzern als Spam-<br />

Schutz-Abfrage vorgelegt. Recaptcha, so der Name des<br />

Projekts, ist ein großer Erfolg: Im ersten Jahr wurden<br />

über 17.000 Bände transkribiert, gleichbedeutend mit<br />

440 Millionen für den Rechner nicht identifizierbaren<br />

Worten und mit einer erstaunlich geringen Fehlerquote<br />

von unter einem Prozent. Weil Anbieter wie Facebook,<br />

Twitter oder Ticketmaster Recaptcha nutzen,<br />

werden jeden Tag nicht weniger als 30 Millionen Recaptchas<br />

gelöst.<br />

Das ließ den Internet-Pr<strong>im</strong>us Google aufhorchen,<br />

der ja <strong>im</strong> Rahmen seines Books-Projektes so ziemlich<br />

alles digitalisiert. 2009 entschloss sich Google,<br />

das kleine Start Up Recaptcha zu kaufen und für seine<br />

Zwecke zu nutzen. Das erste Vorhaben für das neue<br />

Department war die Digitalisierung der ersten 20 »New<br />

York T<strong>im</strong>es«-Jahrgänge. Google konnte die Inhalte in<br />

den eigenen Suchindex integrieren, und wir haben dem<br />

reichsten Unternehmen der Branche be<strong>im</strong> Geld verdienen<br />

geholfen. Jeden Tag eine gute Tat!<br />

red dead redemption Action-Adventure<br />

Geier am H<strong>im</strong>mel des<br />

Monument Valley<br />

Florian Brauer<br />

Seit ein paar Tagen steht Rockstar Games‘ neues<br />

Open-World-Epos »Red Dead Redemption« in den<br />

Regalen. Lange hatten die Fans darauf gewartet und<br />

viel wurde darüber spekuliert, vor welchem Hintergrund<br />

Rockstars neuester Block-Buster spielen<br />

würde. Dass es sich um ein Wild-West-Setting handelt,<br />

scheint zunächst etwas verwunderlich, da das<br />

Genre Western eher out ist, vor allem weil Spiel-Elemente<br />

wie Radiosender, Drogen, Autos und Hubschrauber,<br />

die Rockstars »GTA«-Serie zu großer Beliebtheit<br />

verhalfen, <strong>im</strong> Western nicht vorkommen.<br />

Schaut man genauer hin, sind es bei Rockstar aber<br />

gar nicht ausschließlich die inhaltlichen Elemente –<br />

der in sich konsistente Weltentwurf ist mindestens<br />

genauso wichtig, wenn nicht wichtiger.<br />

Protagonist bei »Red Dead Redemption« ist der<br />

ehemalige Outlaw John Marston. Von einer Regierungsbehörde<br />

wird er erpresst, frühere Kumpane<br />

zur Strecke zu bringen. Die Suche führt ihn quer<br />

durch ein frühmodernes Amerika, von den glühend<br />

heißen Wüsten Mexikos bis auf die schneebedeckten<br />

Berggipfel <strong>im</strong> Norden. Gleich nach der Einführungssequenz,<br />

in der Marston mit dem Zug die aufstrebende<br />

Westernstadt Armadillo erreicht, liegt vor<br />

einem eine offene Welt, zum Erkunden bereit. Natürlich<br />

gibt es da den Haupterzählstrang – die Geschichte<br />

Marstons und die seiner Freunde –, doch vor allem<br />

ist da die frei begehbare Spielwelt mit ihrem sozialen<br />

Eigenleben, einer eigenen Flora und Fauna. Als Fortbewegungsmittel<br />

dient uns eine Auswahl an Pferden<br />

unterschiedlicher Ausdauer und Geschwindigkeit.<br />

Wie <strong>im</strong> klassischen Western reicht meistens ein Pfiff<br />

und der eigene Gaul kommt angeprescht, hilft einem<br />

nach einer Schießerei <strong>im</strong> Salon bei der Flucht. Galgenstricke<br />

werden durchschossen, es kommt zum<br />

Duell in einer Geisterstadt, Marston spielt Poker mit<br />

gezinkten Karten, fängt Wildpferde und reitet sie zu,<br />

erlegt und häutet wilde Tiere: Da gibt es Schlangen,<br />

Biber, Stinktiere, Ziegen, Rehe, sogar einen Grizzlybären;<br />

ihn mit dem Messer zu erlegen, ist allerdings<br />

eine Aufgabe für den fortgeschrittenen Jäger.<br />

Rockstar Games | PS3<br />

Auch die Menschen, die Marston auf seiner Suche<br />

trifft, sind ganz hervorragend entworfen. Da ist<br />

der spindeldürre Grabräuber, der, getrieben von seiner<br />

Besessenheit, einen sagenumwobenen Schatz<br />

zu finden, nicht bloß sprichwörtlich über Leichen<br />

geht. Oder der mexikanische Revoluzzer mit dem<br />

stechenden Blick und dem etwas ruppigen Humor,<br />

bei dem Marston den Umgang mit Dynamit lernt.<br />

Der eigentliche Star bei »Red Dead Redemption«<br />

ist jedoch die Natur. Zu gern lässt man sich zwischen<br />

den Missionen treiben, durchquert ruhig das<br />

Monument Valley, untermalt von Morricone-Soundalikes,<br />

und schießt ab und an einen Geier vom H<strong>im</strong>mel.<br />

Und was <strong>im</strong>mer mitschwingt bei »Red Dead<br />

Redemption«, ist das Bewusstsein davon, dass das<br />

Land, das man da gerade bereist, sehr bald schon<br />

das mächtigste Land der Erde sein wird.<br />

32 Digitales Spiele 33


Die Platte am Anfang donna regina The Decline Of Female<br />

val, das seit einigen Jahren anhält, gehen die Books The Clock« für den Aufmacher von »Sex Dreams<br />

laurie anderSon Homeland<br />

Nonesuch | Warner<br />

zuletzt tourte die amerikanische Mult<strong>im</strong>edia-Künstlerin<br />

mit einer erstaunlich<br />

perfekten Performance durch die Republik,<br />

spielte als Zugabe ihren größten<br />

und einzigen Hit »O Superman!« von 1982 und<br />

machte nebenbei die westdeutschen Avant-Pop-Hörer<br />

mit einer weiteren Variante der New Yorker Szene<br />

vertraut: Laurie Anderson bot Performance-<br />

Kunst mit literarischem Anspruch, verband Andy<br />

Warhol, William S. Burroughs, Philip Glass und Meredith<br />

Monk. Fast zehn Jahre sind seither vergangen,<br />

seit der Veröffentlichung ihres letzten Studioalbums<br />

»Life On A String«.<br />

Und wieder durchforstet Laurie Anderson mit ihrer<br />

unverkennbar tranceartigen St<strong>im</strong>me das kollektive<br />

Unbewusste der USA. Anspielungsreich, intellektuell,<br />

kauzig, sarkastisch humorvoll und mit viel<br />

Sinn für Mythen und Poesie. »Homeland« beginnt<br />

mit arabisch klingender Musik zu einem Text über<br />

»Transitory Life« und etabliert unmittelbar einen<br />

politisch unmissverständlichen Subtext, der sich<br />

durch das gesamte Album zieht, dabei aber stets<br />

»subjektiv« und anekdotisch bleibt: die Zeugenschaft<br />

be<strong>im</strong> Untergang eines Imperiums, das sich<br />

einst seiner konstitutiven »Freedom of Speech« gerühmt<br />

hatte. Verteilungskämpfe, Irak-Krieg, Finanzkrise,<br />

ökologische Endzeit-Szenarien lassen die Frage<br />

»How do we begin again?« drängend werden.<br />

Unter Mitwirkung von John Zorn, Kieran Hebden<br />

(Four Tet), Antony Hegarty und Ehemann Lou Reed<br />

kreiert Anderson einen großartigen Fluss fragiler elektronischer<br />

Ambient-Landschaften, in die sie ihre E-Violine<br />

und ihre Voice-Manipulationen einspeist. Die<br />

beiden Eckpfeiler, die das Netz der akustischen Reise<br />

von »Homeland« spannen helfen, beschreiben zugleich<br />

die Spannbreite von Andersons »Flow«: hier die<br />

bitterbös sarkastische, aber fast poppige Abrechnung<br />

mit den Zynismen der Gegenwart (»Only An Expert«),<br />

dort das idiosynkratische Epos von »Another Day In<br />

America« mit seinen Miniaturen zur menschlichen<br />

Destruktivität. Prätentiöse Kunst? Nein. Eher ein inspiriertes<br />

und integres Hörbuch voller Poesie und ein<br />

gewinnbringender akustischer Trip. Ulrich Kriest<br />

Happiness<br />

Karaoke Kalk | Indigo<br />

daS Kölner Electropop-Duo Donna Regina<br />

hat sein elftes Album zwar nach einer<br />

soziologischen Studie benannt, die<br />

<strong>im</strong> »American Economic Journal« erschienen<br />

ist. Doch weder wird die zentrale These<br />

der akademischen Arbeit fraglos übernommen noch<br />

die Verarbeitung einer vermeintlichen Midlife Crisis<br />

ausgewalzt.<br />

Selbst wenn, wie <strong>im</strong> Titelsong, die vergeblichen<br />

(doch gesellschaftlich erwarteten) Bemühungen<br />

gegen die Zeichen des Alterns detailliert aufgelistet<br />

werden, umtänzelt dieser zehnteilige Liederreigen<br />

elegant fast jede Larmoyanz. Dort, wo sie doch<br />

einmal ausgekostet wird, erklingt sie in der ergreifenden<br />

Art eines Brian-Wilson-Demos (»Lost<br />

Sunday«). Oder, wie in »Tied To Your Ship«, so<br />

lakonisch wie Laurie Anderson, wenn die hauptberufliche<br />

Stewardess Regina Janssen <strong>im</strong> Seemann einen<br />

Leidensgenossen erkennt: »You will always go<br />

on / You don´t want to stay / In one place for long /<br />

Somehow I know your song«.<br />

Ihr produzierender Partner Günther Janssen bringt<br />

vor allem akustische Instrumente zum Einsatz, auch<br />

die Percussion-Sounds klingen so reduziert und handgemacht<br />

wie nie zuvor. In »Perfect Stranger« dann erkennt<br />

man eine Hommage an die kitschigen Keyboard-<br />

Soli von La Düsseldorf. Aber bei Donna Regina n<strong>im</strong>mt<br />

sich das viel besser aus als bei den (zur Langatmigkeit<br />

neigenden) Kraut-Poppern. Und ein so unwiderstehliches<br />

Versöhnungsangebot wie das an The Bird & The<br />

Bee erinnernde »Until You Do« muss man auch erst<br />

einmal hinbekommen! Markus von Schwerin<br />

the booKS The Way Out<br />

Temporaray Residence L<strong>im</strong>ited | Cargo<br />

fünf Jahre haben The Books seit ihrem<br />

letzten Album verstreichen lassen und<br />

sind seitdem noch einmal über sich hinausgewachsen.<br />

Vom Prinzip her hat<br />

sich erst einmal nicht viel geändert: Nick Zammuto<br />

und Paul de Jong mixen Folk-Fragmente und Vokalsamples<br />

so geschickt, dass es be<strong>im</strong> Hören nicht ersichtlich<br />

ist, welche Quellen hier analog eingespielt<br />

und welche gesampelt wurden. Mitten <strong>im</strong> Folk-Revi-<br />

damit ungewöhnliche Wege: Sie setzen nicht auf<br />

eine neue Echtheit oder Schlichtheit, sondern unterziehen<br />

die analogen Originale einem hybriden digitalen<br />

Mix, in dem »echte« Vorlagen als Zitat-Partikel<br />

durcheinander gewirbelt werden.<br />

Die Exper<strong>im</strong>entierfreude geht auf dem neuen Album<br />

noch etwas weiter als bisher, schon alleine, was<br />

die Vokalbeiträge angeht: Von Beruhigungsanleitungen<br />

aus irgendwelchen Meditations-Schallplatten bis<br />

zu fluchenden Kindern wird hier völlig krudes Zeug<br />

als »Gesang« eingesetzt und zweckentfremdet. Neben<br />

zahlreichen, für die Books so typischen Folk-<br />

Splittern von Bluegrass bis Cajun, die sich jedoch nie<br />

zu einem konventionellen Song formen, wird inzwischen<br />

auch gegroovt, an anderer Stelle rhythmisch<br />

vertrackt zerfleddert, was man vor 30 Jahren wohl<br />

noch als »zappaesk« bezeichnet hätte. Umso erfreulicher,<br />

dass das bislang vielseitigste Books-Album<br />

dennoch nicht ausfranst, sondern die typisch luftige,<br />

entspannte Atmosphäre beibehält, dank der die<br />

Books auch in zahlreichen deutschen Clubs als Chillout-Dauerbrenner<br />

eingesetzt werden. Martin Büsser<br />

uffie Sex Dreams And Den<strong>im</strong> Jeans<br />

Ed Banger | Warner<br />

uffie-weltreiSen mit Originalkommentaren<br />

zu den bisherigen Stationen ihres Lebens,<br />

ein Uffie-Erlebnispark für die<br />

ganze Familie oder zumindest eine<br />

Show <strong>im</strong> Disneyland Paris. Viele Möglichkeiten gäbe<br />

es, einer MC wie Uffie den Aufhänger einer groß angelegten<br />

PR-Kampagne zu konstruieren. Schließlich<br />

leuchtet die Geschichte der erst 22jährigen schon<br />

jetzt mit den Faktoren eines potentiellen Superstars:<br />

mit 16 für die Bühne entdeckt, wenig später<br />

die ersten Club-Hits wie zum Beispiel »Pop The<br />

Clock«. Davor Kindheit und Jugend around the<br />

world; geboren in Kalifornien, aufgewachsen in<br />

Hongkong, Reifejahre in Paris!<br />

Management und Label haben sich die gewöhnliche<br />

Lösung ausgesucht: ein Album. Nun<br />

bleibt die <strong>im</strong>mense Bedeutung von Uffie als sexuell<br />

selbstbewusste(r) MC und Role Model für Heranwachsende<br />

unbestritten, und das gilt für Jungen<br />

wie Mädchen, für junge Frauen und für alte Männer.<br />

Der Umstand allein, dass die olle Kamelle »Pop<br />

And Den<strong>im</strong> Jeans« herhalten muss, macht jedoch<br />

misstrauisch. Im Nu stellt sich die Frage, ob Uffie<br />

und ihren glitzerbekannten Beat-Erbauern Mr. Oizo,<br />

Mirwais, Feadz und SebastiAn keine Hits mehr eingefallen<br />

sind. Nun, »MCs Can Kiss« ist schon ein Burner,<br />

und Uffies Version des Siouxsie & The Banshees-<br />

Hits »Hongkong Garden« schiebt eine abstrahierte<br />

Sub-Basslinie unter Melancholie und Zuckerwatte.<br />

Nur: Viel mehr als einen dieser Tracks hören funktioniert<br />

schlecht. Dem Album »Sex Dreams And Den<strong>im</strong><br />

Jeans« fehlt schlicht jedes Gespür für Drama. Das mit<br />

dem Erlebnispark käme best<strong>im</strong>mt besser. Christoph Braun<br />

the blacK KeyS Brothers<br />

Nonesuch Records<br />

während die Bezeichnung Duo in der<br />

(Club-)Elektronikszene fast schon nach<br />

großem Personalaufgebot klingt und<br />

kaum etwas über musikalische Zugangsweisen<br />

verrät, steht sie in der Indie-Gitarren-Szene<br />

meist für das Kleinteilige und Aufgeraute; man kann<br />

auch LoFi dazu sagen. Dass das so ist, versteht sich<br />

nicht von selbst, denn technisch wäre es ja locker<br />

möglich, den Sound zu einer stattlichen Größe aufzublasen.<br />

Hat wohl eher mit Haltungen oder alten Gewohnheiten<br />

zu tun. Beispiele hierfür sind The Kills,<br />

Peter Wolf Crier oder The White Stripes.<br />

Und natürlich die Black Keys, ein Duo aus Akron<br />

in Ohio, dessen jüngstes Album »Brothers« tatsächlich<br />

ein so etwas wie ein »großer« Wurf ist. Vielleicht<br />

kommen Gitarrist und Sänger Dan Auerbach<br />

und Schlagzeuger Patrick Carney nun raus aus der<br />

Gehe<strong>im</strong>tipp-Ecke? Zumal »Brothers« nicht ganz so<br />

rumpelig kantig und reduziert klingt wie die kellerartigen<br />

Vorgängeralben. Aber allemal reduziert und<br />

rumpelig genug – vor allem die Drumbeats. Auch der<br />

Knochenblues eines R. L. Burnside ist noch präsent<br />

in manchen Gitarrenriffs.<br />

Neu bei den Black Keys ist der Glamrock, der das<br />

Album auratisch auflädt und mit seiner melodischen<br />

Hitsicherheit und Sexiness bisweilen schwer an T.<br />

Rex erinnert, sofern die zwei nicht den Geradeaus-<br />

Funk der Meters zitieren. Nein, schrecklich originell<br />

ist das nicht, aber weniger originell als der Sound der<br />

White Stripes oder der Kills eben auch nicht. Und außerdem:<br />

ungemein liebevoll geklaut. Michael Saager<br />

34 Platten Platten 35


Regen in Wuhan<br />

Kerstin Cornils<br />

»Was hast du denn in China verloren?«, wundert<br />

sich Lasse. »Im Reich der Mitte auf Deutsch über<br />

deutsche Literatur sprechen? Was ist denn das für<br />

ein Unterfangen? Da versteht dich doch niemand!«<br />

Auch Karen Duve ist irritiert. Sie wisse nicht, ob ihr<br />

»Regenroman« überhaupt ins Chinesische übersetzt<br />

sei. Die Schriftzeichen in dem kleinen Büchlein,<br />

das seit langem auf ihrem Regal verstaube,<br />

könnten ebenso gut koreanisch sein. Auch ich selbst<br />

rätsele, wie gut der düstere »Regenroman« wohl ins<br />

vermeintliche Land des Lächelns passt.<br />

Flughafen Frankfurt. Ausgerechnet in einem Etablissement<br />

namens Goethe-Bar stochere ich am Tag<br />

meiner Abreise lustlos in einem Berg aus Sauerkraut<br />

herum (die für mich ungewöhnliche Präferenz deutscher<br />

Kochkunst spiegelt das Ausmaß meiner kulturellen<br />

Verunsicherung wider). Als ich den Senftupfer<br />

auf der verkohlten Kraterlandschaft eines<br />

Rostbratwürstchens studiere, erinnere ich mich daran,<br />

dass an der Dorfschule meiner Oma während<br />

des Ersten Weltkriegs noch von der Gelben Gefahr<br />

gefaselt wurde. Dann eine Katastrophen-Mail meines<br />

Bruders: Gen Norden arbeite sich gerade eine<br />

erneute Ladung isländischer Vulkanasche vor. Der<br />

Stuttgarter Flughafen sei bereits geschlossen. Ich<br />

atme tief durch. Vielleicht wird gar nichts aus meinem<br />

chinesischen Abenteuer. Doch zu früh gefreut<br />

– Minuten später strömen die Passagiere in den Flieger.<br />

Meine Hände krampfen sich um meine Reiselektüre,<br />

deren Titel opt<strong>im</strong>istisch behauptet: »Du<br />

stirbst nicht«.<br />

»Wovor haben Sie sich gefürchtet?«, fragt mich<br />

Herr Böttcher, gebürtiger Bonner, der mich kurz<br />

vor dem Unterricht in seiner Wuhaner Wohnung<br />

für foreign experts zu seiner letzten Ration Bohnenkaffee<br />

eingeladen hat. Fürsorglich häuft seine<br />

Frau französische Baguettes, italienische Salami<br />

und Oldenburger Butter auf meinen Teller. »In<br />

China sind Sie nie allein. Es wird <strong>im</strong>mer jemand auf<br />

Sie aufpassen. Und hier an der Uni von Wuhan wird<br />

www.fehmibaumbach.de · www.myspace.<strong>com</strong>/fehmii<br />

sogar soviel auf Sie aufgepasst, dass an jeder Ecke<br />

Überwachungskameras hängen.« Nachdenklich<br />

lässt Herr Böttcher seinen Blick über die gigantische<br />

China-Karte schweifen und sagt: »Im Moment<br />

brauchen die Chinesen uns Deutsche noch. Sie sind<br />

davon überzeugt, von uns etwas lernen zu können.<br />

In ein paar Jahren wird sich die englische Sprache<br />

durchsetzen, dann brauchen sie uns nicht mehr.«<br />

Schließlich mein erster Vortrag – armer Gareth<br />

Southgate. An jeder der von mir besuchten Universitäten<br />

in Beijing, Wuhan und Shanghai werde ich<br />

den englischen Fußball-Nationalspieler vor das Tor<br />

der Deutschen treten lassen, wo er <strong>im</strong>mer wieder<br />

den Elfmeter verschießen muss. Mit sadistischer<br />

Regelmäßigkeit zitiere ich aus Duves »Dies ist kein<br />

Liebeslied« und mache den Mann aus Watford zum<br />

»unglücklichsten Menschen auf der ganzen Welt«,<br />

von dem sich »selbst seine Mutter abkehren wird«.<br />

Ob die chinesischen Studierenden die Bedeutung<br />

des Fußballs in Deutschland abschätzen können?<br />

Aber klar, sagen sie, und berichten abscheuliche<br />

Anekdoten von deutschen Hooligans. Insbesondere<br />

ein Student in der ersten Reihe tut sich mit Feuereifer<br />

hervor. Später, be<strong>im</strong> gemeinsamen Verzehr<br />

von Entenhälsen und tausendjährigen Eiern, stellt<br />

sich mein vermeintlicher Mustereleve als Deutsch-<br />

Dozent heraus.<br />

Am Nachmittag zeigen mir Li Jialin, Wang Libo<br />

und Frau Jiang den Guiyuan-Tempel von Wuhan.<br />

Auf der Rückfahrt setzt eine Sintflut ein. Um uns,<br />

über uns und unter uns nur noch Wasser. Die Regenzeit<br />

beginnt, sagt Frau Jiang. Dass wir durch<br />

eine Stadt mit über vier Millionen Einwohnern fahren,<br />

ist nicht mehr zu erahnen – diese Welt aus<br />

Wasser könnte ebenso gut auf dem Mars oder unter<br />

dem Meer sein. »Ich mag den Regen«, sagt Li Jialin.<br />

»Er ist so traurig.« Den »Regenroman« über ein isoliertes<br />

Moor irgendwo in Ostdeutschland versteht<br />

vielleicht niemand besser als die Studierenden in<br />

Regen-Wuhan.<br />

Kolumne<br />

37


www.print-o-rama.<strong>com</strong><br />

<strong>Juli</strong> <strong>2010</strong><br />

Must of the Month<br />

Was Kabale-<strong>Sommer</strong>fest<br />

Wann 2. & 3.7.<br />

Wo Café Kabale


Kalenderwoche 26.1.<br />

FR<br />

2.7.<br />

SA<br />

3.7.<br />

SO<br />

4.7.<br />

FR<br />

2.7.<br />

SA<br />

3.7.<br />

SO<br />

4.7.<br />

FR<br />

2.7.<br />

SA<br />

3.7.<br />

SO<br />

4.7.<br />

FR<br />

2.7.<br />

SA<br />

3.7.<br />

SO<br />

4.7.<br />

Apex Blue Note Capo Diva Lounge<br />

apex-goe.de<br />

Black-Music-Party<br />

DJ Charly<br />

22:00<br />

All T<strong>im</strong>e Classics<br />

DJ Case, Robert & Renato<br />

22:00<br />

Latino Night<br />

DJ´s Luis & Jose<br />

22:00<br />

Capo-Weekend<br />

Lounge<br />

20:00<br />

Capo-Weekend<br />

Lounge<br />

20:00<br />

Paulaner-Tag<br />

& WM Live<br />

18:00<br />

Frühstücksbuffet<br />

& WM Live<br />

23:00<br />

Frühstücksbuffet<br />

& Tatort-Abend<br />

10.00 | 20:15<br />

Eins B Exil JT-Keller Diverses<br />

einsb.de<br />

Headbangers Ballroom<br />

Hard Rock & Metall<br />

22:00<br />

The Spirit of Outpost<br />

Rock’n’Roll<br />

22:00<br />

Extra D-Party<br />

Deutsch-Pop<br />

23:00<br />

La Boum<br />

Eighties mit Toto<br />

23:00<br />

Musa Nörgelbuff Pools<br />

PowerDance<br />

DJ Martin<br />

21:00<br />

Lifted Fingers<br />

21:00 (Konzert)<br />

Gypsi Juice<br />

Balkan Beatz & Oriental<br />

22:00<br />

Tangente Thanner’s<br />

High Fidelity<br />

Indie & rock<br />

23:00<br />

Disco-Fieber<br />

23:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

13:00<br />

Wünsch Dir was...<br />

21:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

14:00<br />

Frühstücks-<br />

Fantasien & WM<br />

10:00<br />

Frühstücks-<br />

Fantasien & WM<br />

10:00<br />

Frühstücks<br />

Fantasien<br />

10:00<br />

T-Keller (T)<br />

Café Kabale (K)<br />

20 Jahre Kabale<br />

<strong>Sommer</strong>fest<br />

15:00 (K)<br />

20 Jahre Kabale<br />

<strong>Sommer</strong>fest<br />

15:00 (K)<br />

Breakfast-Club<br />

10:00 (K)<br />

Jutta speidel<br />

20:00<br />

Deutsches Theater<br />

6 Millionen<br />

Dollar Club<br />

Bicki Bash´s<br />

beat Bomb<br />

21:00<br />

WM-Lounge<br />

& Djazzinho<br />

20:00 / 22.30<br />

Wolkes<br />

Kreuzberg<br />

Moloch<br />

Cheltenham-Haus ab 1.7.<br />

wenn die griechischen Götter Moloch oder Milkmon<br />

geehrt werden sollten, wurden vor Zeiten Kinder<br />

in einer heißen Bronzestatue geopfert. Moloch<br />

steht längst synonym für den brennenden, siedenden<br />

Schmelzofen, den eine Großstadt <strong>im</strong> besten Falle<br />

ausmacht, auch wenn diese Darstellung nicht <strong>im</strong>mer<br />

eine positive war. Die Berliner Künstler Moritz<br />

Schle<strong>im</strong>e, Marcus Wittmers und Philip Grözinger<br />

zeigen ihre Adaption des Themas, ausgehend von<br />

einem holländischen Gemälde des 17. Jahrhunderts.<br />

Und das <strong>im</strong> Cheltenham-Haus.<br />

Renate Lingor<br />

Lit. Zentrum 1.7. | 20:00<br />

da gerade wieder mal mehr als die halbe Welt den<br />

Männerfußball hofiert, bejubelt, bejammert oder zu<br />

Grabe trägt, macht sich die LIZ-Einladung der Ex-<br />

Profifußballerin Renate Lingor besonders gut. Zweifache<br />

Weltmeisterin und dreifache Europameisterin,<br />

war Lingor bekannt für tödliche Pässe und<br />

fuchsgefährliche Freistöße. Sie spricht über den<br />

Fußball der Frauen, seine Entwicklung in den letzten<br />

Jahren und erklärt, warum die deutschen Fußballerinnen<br />

so erfolgreich sind.<br />

pony.express 41


Kalenderwoche 27.1<br />

MO<br />

5.7.<br />

DI<br />

6.7.<br />

MI<br />

7.7<br />

DO<br />

8.7.<br />

FR<br />

9.7.<br />

SA<br />

10.7.<br />

SO<br />

11.7.<br />

MO<br />

5.7.<br />

DI<br />

6.7.<br />

MI<br />

7.7<br />

DO<br />

8.7.<br />

FR<br />

9.7.<br />

SA<br />

10.7.<br />

SO<br />

11.7.<br />

Apex Blue Note Capo Diva Lounge<br />

apex-goe.de<br />

apex-goe.de<br />

apex-goe.de<br />

Zeitgeist<br />

22:00<br />

HipHop-Dance<br />

DJ´s Scifo & Charly<br />

22:00<br />

Tropical-Night<br />

DJ Pizzi & Zad<br />

22:00<br />

All T<strong>im</strong>e Classics<br />

DJ Case, Robert & Renato<br />

22:00<br />

Latino Night<br />

DJ´s Luis & Jose<br />

22:00<br />

Capo-Lounge<br />

20:00<br />

Capo-Lounge<br />

20:00<br />

Capo-Weekend<br />

Lounge<br />

20:00<br />

Capo-Weekend<br />

Lounge<br />

20:00<br />

Lounge<br />

10:00<br />

WM-Lounge<br />

10:00<br />

WM-Lounge<br />

10:00<br />

Whiskey-Probier-Tag<br />

20:00<br />

Paulaner-Tag<br />

18:00<br />

Frühstückbuffet<br />

& WM-Live<br />

10.00 | 20:00<br />

Frühstücksbuffet<br />

& WM-Live<br />

10.00 | 20:00<br />

Eins B Exil JT-Keller Diverses<br />

einsb.de<br />

einsb.de<br />

einsb.de<br />

Wild’n’Weizen<br />

22:00<br />

Rock Jukebox<br />

DJ Wishmaster<br />

22:00<br />

Nacht der Schatten<br />

Dark Rock & EBM<br />

22:00<br />

The Spirit of Outpost<br />

Rock’n’Roll<br />

22:00<br />

Vollmond-Party<br />

extremtanzbar<br />

23:00<br />

Cry Baby Club<br />

DJ Bionique<br />

23:00<br />

Monster-Weizen<br />

17:00<br />

Gromo Café<br />

Students Night<br />

20:00<br />

Irish Pup<br />

Uni-Nacht<br />

22:00<br />

Savoy<br />

Cocktailabend<br />

20:00<br />

Nautibar<br />

<strong>Sommer</strong>fest<br />

21:00<br />

Lit. Zentrum<br />

K&K Party<br />

00:00<br />

Cine Café<br />

Finale<br />

10:00<br />

Café Schroeder<br />

Jack & The Daniels<br />

Nörgelbuff 2.7. | 21:00<br />

<strong>com</strong>e together 3 x 6: Lifted Fingers sind zweist<strong>im</strong>mig<br />

jung, poppig in Rockballaden hineingeschraubt<br />

(nicht die Finger einklemmen), Wiedererkennungswert<br />

benannt. Noch mehr Wiedererkennung bei der<br />

Cover-Band Jack & The Daniels (von den 60ern bis<br />

heute passt alles rein, was Stadionrock, NDW und<br />

Disco zu bieten haben). Sludge Monsters mögen<br />

weich wie der Schlick <strong>im</strong> Wattenmeer aussehen<br />

(pardon, der <strong>Sommer</strong> reißt zu solch uneleganten<br />

Vergleichen hin, so genau wissen wir das natürlich<br />

nicht), aber klingen sollen sie: rau, satt, kernig.<br />

J. Speidel & B. Maccallini<br />

Deutsches Theater 4.7. | 20:00<br />

lang, lang ist’s her, dass Jutta Speidel an der Seite von<br />

Herbert Herrmann und Thomas Fritsch in der Fernsehserie<br />

»Drei sind einer zuviel« zu sehen war – es<br />

soll in unserer Redaktion Menschen geben, die sich<br />

an diese prähistorischen Filme noch erinnern können.<br />

Inzwischen ist das neue Jahrhundert angebrochen<br />

und Speidel lebt längst nicht mehr an der Seite<br />

Herrmanns. Jetzt darf Bruno Maccallini mit ihr<br />

durch Italien fahren und Reise-Anekdoten zum Besten<br />

geben. Was würde Herrmann sagen?<br />

pony.express 43


Kalenderwoche 27.2<br />

MO<br />

5.7.<br />

DI<br />

6.7.<br />

MI<br />

7.7<br />

DO<br />

8.7.<br />

FR<br />

9.7.<br />

SA<br />

10.7.<br />

SO<br />

11.7.<br />

MO<br />

5.7.<br />

DI<br />

6.7.<br />

MI<br />

7.7<br />

DO<br />

8.7.<br />

FR<br />

9.7.<br />

SA<br />

10.7.<br />

SO<br />

11.7.<br />

Musa Nörgelbuff Pools<br />

Salsa-Kneipe<br />

21:30<br />

Rock gegen Rheuma<br />

DJ Albi<br />

21:00<br />

Mandance Reloaded<br />

22:00<br />

Tango-Salon<br />

20:00<br />

NB-Houseband<br />

Funk,Soul & Jazz<br />

21:30 (Konzert)<br />

Salsa en Sotano<br />

Salsa & Latin-Party<br />

22:00<br />

Tangente Thanner’s<br />

Zartbitter-Party<br />

Indie & Emo<br />

23:00<br />

High Fidelity<br />

Indie & rock<br />

23:00<br />

Strictly 90´s<br />

Pop 6 Grunge<br />

23:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

Warsteiner-Stunde<br />

14:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

Kölsch-Stunde<br />

14:00<br />

Weizen-Tag<br />

14:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

Jever-Stunde<br />

14:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

13:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

13:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

14:00<br />

Frühstücks-<br />

Fantasien<br />

10:00<br />

Tannenzäpfle<br />

Dienstag & WM<br />

10:00<br />

Downbeat Meets<br />

& WM<br />

21:00<br />

Cuba & Maniac T<strong>im</strong>e<br />

10:00<br />

Flip, Flop & Fly<br />

10:00<br />

Frühstücks-<br />

Fantasien & WM<br />

10:00<br />

Frühstücks<br />

Fantasien & WM<br />

10:00<br />

T-Keller (T)<br />

Café Kabale (K)<br />

Spax-Tag<br />

18:00 (K)<br />

Frauenkneipe<br />

Ladies Only!<br />

21:30 (K)<br />

Krušovice-Tag<br />

18:00 (K)<br />

Balboa Burnout<br />

21:00 (Konzert) (T)<br />

Breakfast-Club<br />

10:00 (K)<br />

6 Millionen<br />

Dollar Club<br />

WM-Lounge<br />

20:00<br />

WM-Lounge<br />

20:00<br />

Sekt and the City<br />

21:00<br />

Beatgrade<br />

by Ed Scientific<br />

20:00<br />

WM-Lounge<br />

& Break the Funk<br />

20:00 / 22.30<br />

WM-Lounge<br />

20:00<br />

Wolkes<br />

Kreuzberg<br />

Happy Hour<br />

17:00 - 18:00<br />

Hometown Soul Café<br />

Weizenabend<br />

20:00<br />

Nautibar<br />

Uni-Nacht<br />

22:00<br />

Savoy<br />

Cocktailabend<br />

20:00<br />

Nautibar<br />

Cocktail-Night<br />

20:00<br />

Cine Café<br />

Chris Crisis<br />

22:00<br />

Irish Pub<br />

Monsterfrühstück<br />

10:00<br />

Gromo Café<br />

Vollmond-Party<br />

JT-Keller 9.7. | 23:00<br />

»wenn die Nacht am tiefsten ist, ist der Tag am nächsten!«,<br />

versprachen einst die opt<strong>im</strong>istisch gest<strong>im</strong>mten<br />

Wohlfühl-Anarchisten von Ton, Steine, Scherben.<br />

»Nee, dann ist es ganz schön finster!«, halten eher<br />

nüchtern denkende Zeitgenossen dagegen, seit die<br />

Revolutionsromantik verflogen ist. Seit 2007 wissen<br />

wir zumindest, dass eines in Sachen Logik der Nacht<br />

feststeht: Wenn Vollmond ist, legt DJ Toto <strong>im</strong> JT-Keller<br />

eine Mischung aus Dance und Pop auf. Und wenn<br />

der Tag dabei noch fern ist, freuen sich die Gäste.<br />

<strong>Sommer</strong>fest<br />

Lit. Zentrum 9.7. | 21:00<br />

»einmal <strong>im</strong> Jahr«, heißt es <strong>im</strong> Programmheft, »feiert<br />

das Zentrum sein Publikum«. Das ist natürlich<br />

Quatsch, aber klappern gehört zum Handwerk, und<br />

an der guten Idee eines <strong>Sommer</strong>festes, an der es<br />

ein bisschen lauter und wuseliger zugeht als an gewöhnlichen<br />

Abenden, ändert sich dadurch ja nichts.<br />

Dabei sein wird der Ukulele spielende El Adrenalid<br />

mit Übersetzungen amerikanischer Rock‹n‹Roll-<br />

Songs, Schauspieler aus dem Nahbereich lesen Haikus<br />

und Bonsai-Parabeln und die Herren um Freddy<br />

Fischer spielen »Soul ohne Gnade«.<br />

pony.express 45


Kalenderwoche 28.1<br />

MO<br />

12.7.<br />

DI<br />

13.7.<br />

MI<br />

14.7<br />

DO<br />

15.7.<br />

FR<br />

16.7.<br />

SA<br />

17.7.<br />

SO<br />

18.7.<br />

MO<br />

12.7.<br />

DI<br />

13.7.<br />

MI<br />

14.7<br />

DO<br />

15.7.<br />

FR<br />

16.7.<br />

SA<br />

17.7.<br />

SO<br />

18.7.<br />

Apex Blue Note Capo Diva Lounge<br />

apex-goe.de<br />

apex-goe.de<br />

apex-goe.de<br />

Zeitgeist<br />

22:00<br />

HipHop-Dance<br />

DJ´s Scifo & Charly<br />

22:00<br />

Black-Music-Party<br />

DJ Charly<br />

22:00<br />

All T<strong>im</strong>e Classics<br />

DJ Case, Robert & Renato<br />

22:00<br />

Latino Night<br />

DJ´s Luis & Jose<br />

22:00<br />

Capo-Lounge<br />

20:00<br />

Capo-Lounge<br />

20:00<br />

Capo-Weekend<br />

Lounge<br />

20:00<br />

Capo-Weekend<br />

Lounge<br />

20:00<br />

Lounge<br />

10:00<br />

Lounge<br />

10:00<br />

Lounge<br />

10:00<br />

Whiskey-Probier-Tag<br />

20:00<br />

Paulaner-Tag<br />

18:00<br />

Plattentechtonik<br />

22:00<br />

Frühstücksbuffet<br />

& Tatort Abend<br />

10.00 | 20:15<br />

Eins B Exil JT-Keller Diverses<br />

einsb.de<br />

einsb.de<br />

einsb.de<br />

Wild’n’Weizen<br />

22:00<br />

Boogie’n’Blues<br />

Küche<br />

22:00<br />

Rocknacht<br />

22:00<br />

The Spirit of Outpost<br />

Rock’n’Roll<br />

22:00<br />

Bombay to Balkan<br />

Ringo & Roy<br />

23:00<br />

Dance dance<br />

Devastation<br />

23:00<br />

Jukebox Explosion<br />

Indie, Electroclash & Bastard<br />

23:00<br />

Happy Hour<br />

17:00 - 18:00<br />

Hometown Soul Café<br />

Weizenabend<br />

20:00<br />

Nautibar<br />

Uni-Nacht<br />

22:00<br />

Savoy<br />

Woodenpeak<br />

21:00<br />

Cartoon<br />

Cocktail-Night<br />

20:00<br />

Cine Café<br />

Monsterfrühstück<br />

10:00<br />

Gromo Café<br />

Balboa Burnout<br />

T-Keller 9.7. | 21:00<br />

»oKhc«, Balboa Burnouts Album, kommt gut weg in<br />

den Besprechungen einschlägiger Szene-Mags und<br />

-Blogs. Die Musik der Band aus <strong>Göttingen</strong> und Bremen<br />

um Sänger Tobi, der zuvor bei El Mariachi am<br />

Mikrofon stand, zeichnet sich aus durch etwas, das<br />

man vielleicht emotionale Härte oder harte Emotionalität<br />

nennen könnte. Es liegt <strong>im</strong>mer eine gewisse,<br />

molllastige Dramatik in ihren sehr melodischen<br />

Punkrocksongs. Und wenn man dabei an Leatherface,<br />

EA80, Hot Water Music oder Government Issue<br />

denkt, ist das sicher nicht ganz verkehrt.<br />

Ulrich Noethen<br />

Altes Rathaus 9.7. | 21:00<br />

»Knappe, entschlackte Sätze, gehämmerte Prosa«<br />

hieß es in einer Rezension der »Zeit« über Peter<br />

Temples Bestseller-Kr<strong>im</strong>i »Kalter August«<br />

(»The Broken Shore«). In der australischen Küstenstadt<br />

Port Monro fällt ein Millionär ins Koma.<br />

Unter Verdacht geraten drei Aborigines. Joe Cashin<br />

ermittelt, stößt nach und nach auf rassistische<br />

Ressent<strong>im</strong>ents und mörderische Familienverstrickungen.<br />

Der Schauspieler Ulrich Noethen<br />

liest.<br />

pony.express 47


Kalenderwoche 28.2<br />

MO<br />

12.7.<br />

DI<br />

13.7.<br />

MI<br />

14.7<br />

DO<br />

15.7.<br />

FR<br />

16.7.<br />

SA<br />

17.7.<br />

SO<br />

18.7.<br />

MO<br />

12.7.<br />

DI<br />

13.7.<br />

MI<br />

14.7<br />

DO<br />

15.7.<br />

FR<br />

16.7.<br />

SA<br />

17.7.<br />

SO<br />

18.7.<br />

Musa Nörgelbuff Pools<br />

Salsa-Kneipe<br />

21:30<br />

PowerDance<br />

DJ Martin<br />

21:00<br />

Tango-Salon<br />

20:00<br />

Querbeat<br />

Bandsession<br />

21:30 (Konzert)<br />

Salsa en Sotano<br />

Dj Raul<br />

22:00<br />

Traumatanz<br />

Dark Wave & Gothic<br />

22:00<br />

Hans Abend<br />

21:00<br />

Tangente Thanner’s<br />

Wishes<br />

Gedeck -Nacht<br />

23:00<br />

Ballroom Blitz<br />

& WM-Live<br />

23:00<br />

Gaynight<br />

23:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

Warsteiner-Stunde<br />

14:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

Kölsch-Stunde<br />

14:00<br />

Weizen-Tag<br />

14:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

Jever-Stunde<br />

14:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

13:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

13:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

14:00<br />

Frühstücks<br />

Fantasien<br />

10:00<br />

Tannenzäpfle<br />

Dienstag<br />

10:00<br />

Downbeat Meets<br />

21:00<br />

Cuba & Maniac T<strong>im</strong>e<br />

10:00<br />

Flip, Flop & Fly<br />

10:00<br />

Summer Suite<br />

10:00<br />

Frühstücks<br />

Fantasien<br />

10:00<br />

T-Keller (T)<br />

Café Kabale (K)<br />

Spax-Tag<br />

18:00 (K)<br />

Frauenkneipe<br />

Ladies Only!<br />

21:30 (K)<br />

Krušovice-Tag<br />

18:00 (K)<br />

Breakfast-Club<br />

10:00 (K)<br />

6 Millionen<br />

Dollar Club<br />

Dollar-Lounge<br />

21:00<br />

WarmUp-Lounge<br />

21:00<br />

Sekt and the City<br />

21:00<br />

KNRZ<br />

by Rasgunyado & Def<br />

21:00<br />

Nuzzlefunk<br />

by Elnite<br />

21:00<br />

Wolkes<br />

Kreuzberg<br />

www.myspace.<strong>com</strong>/<br />

wolkesturm<br />

K & K Party<br />

Cine Café 10.7. | 00:00<br />

wenn die Kirchenglocken zwölf schlagen, feiert<br />

das Cine Café Geburtstag. Dann werden Brand<br />

& Donnerstein sowie T<strong>im</strong>o Jahns, berühmt für<br />

Wake Up!, Freundchen und Radio e Volution, auf<br />

die Bühne treten, um Musik zu machen. So weit,<br />

so gehe<strong>im</strong>nisvoll. Was <strong>im</strong> Anschluss passiert,<br />

wissen nicht einmal wir. Manche erwarten ein<br />

Happening oder eine Revolution. Wahrscheinlich<br />

wieder mal so eine Nacht, in der schier alles<br />

passieren könnte.<br />

Mandance Reloaded<br />

Musa 10.7. | 22:00<br />

da ist sie wieder, die konkurrenzlos queerste Party<br />

der Stadt! Wie Fans der beliebten Party-Reihe Mandance<br />

längst wissen, steigt sie jeden zweiten Samstag<br />

in den ungeraden Monaten (nicht zu verwechseln<br />

mit jenen Monaten, die ein R <strong>im</strong> Namen tragen:<br />

da dürfen Hunde nicht ins Meer, weil sie sich sonst<br />

erkälten). Schrillbunt geht es auch dieses Mal zu,<br />

mit Miss Deejayna und Le Divo an den DJ-Decks und<br />

Drag Princess (wann wird sie endlich Königin?) Lola<br />

Lalique, die mit Tänzen in extravaganten Outfits die<br />

Herzen und mehr zum Pochen bringt.<br />

pony.express 49


Kalenderwoche 29.1<br />

MO<br />

19.7.<br />

DI<br />

20.7.<br />

MI<br />

21.7<br />

DO<br />

22.7.<br />

FR<br />

23.7.<br />

SA<br />

24.7.<br />

SO<br />

25.7.<br />

MO<br />

19.7.<br />

DI<br />

20.7.<br />

MI<br />

21.7<br />

DO<br />

22.7.<br />

FR<br />

23.7.<br />

SA<br />

24.7.<br />

SO<br />

25.7.<br />

Apex Blue Note Capo Diva Lounge<br />

apex-goe.de<br />

apex-goe.de<br />

apex-goe.de<br />

Zeitgeist<br />

22:00<br />

HipHop-Dance<br />

DJ´s Scifo & Charly<br />

22:00<br />

Tropical-Night<br />

DJ Pizzi & Zad<br />

22:00<br />

All T<strong>im</strong>e Classics<br />

DJ Case, Robert & Renato<br />

22:00<br />

Latino Night<br />

DJ´s Luis & Jose<br />

22:00<br />

Capo-Lounge<br />

20:00<br />

Capo-Lounge<br />

20:00<br />

Capo-Weekend<br />

Lounge<br />

20:00<br />

Capo-Weekend<br />

Lounge<br />

20:00<br />

Lounge<br />

10:00<br />

Lounge<br />

10:00<br />

Lounge<br />

10:00<br />

Whiskey-Probier-Tag<br />

20:00<br />

Paulaner-Tag<br />

18:00<br />

Frühstücksbuffet<br />

10:00<br />

Frühstücksbuffet<br />

& Tatort Abend<br />

10.00 | 20:15<br />

Eins B Exil JT-Keller Diverses<br />

einsb.de<br />

einsb.de<br />

Stereo Clash<br />

DJ Toxico<br />

23:00<br />

Wild’n’Weizen<br />

22:00<br />

Rock Jukebox<br />

DJ Wishmaster<br />

22:00<br />

Klangwelt<br />

DJ Take One<br />

22:00<br />

The Spirit of Outpost<br />

Rock’n’Roll<br />

22:00<br />

Block-Party<br />

DJ Slicktec<br />

23:00<br />

Cry Baby<br />

Summer Edition<br />

23:00<br />

Happy Hour<br />

17:00 - 18:00<br />

Hometown Soul Café<br />

Weizenabend<br />

20:00<br />

Salamanca<br />

Uni-Nacht<br />

22:00<br />

Savoy<br />

Bier-Tag<br />

18:00<br />

Cine Cafe<br />

Monsterfrühstück<br />

10:00<br />

Gromo Café<br />

Feltmann<br />

Nörgelbuff 12.6. | 21:30<br />

wie das wohl ist, 20 Jahre in derselben Familie als<br />

Dienstmädchen zu arbeiten? Sebastian Silvas be<strong>im</strong><br />

Sundance Festival mit dem Großen Preis der Jury<br />

ausgezeichnetes Psychogramm der Hausangestellten<br />

Raquel (Catalina Saavedra) geht dieser Frage<br />

nach. Die Antwort liefert er in einem mal ernsten,<br />

mal lakonisch humorvollen Portrait einer Gefangenen<br />

mit herrischen Zügen. Lange lag das unabhängige<br />

chilenische Kino infolge der Diktatur am Boden;<br />

»La Nana« gilt als gelungenes Beispiel für die langsame<br />

Erholung der Autorenfilmszene.<br />

Überleben auf der Flucht<br />

Johanniskirche ab 15.6.<br />

nein, eingängig ist es nicht, was Wooden Peak da treiben:<br />

Die akustische Gitarre braucht lange, bis sie<br />

eine Melodie findet, an der das Ohr hängenbleibt;<br />

die Drums sind oft zu selbstständig, um als Rhythmusgruppe<br />

durchzugehen; und die elektronischen<br />

Bestandteile haben mit Beats nur manchmal zu tun.<br />

Auch der Gesang klingt zunächst alles andere als<br />

gefällig, und doch schälen sich aus all den Klängen<br />

letztlich <strong>im</strong>mer Songs heraus. Wer konzentriert zuhören<br />

kann, ist klar <strong>im</strong> Vorteil – für ihn hat Wooden<br />

Peak viel zu bieten.<br />

pony.express 51


Kalenderwoche 29.2<br />

MO<br />

19.7.<br />

DI<br />

20.7.<br />

MI<br />

21.7<br />

DO<br />

22.7.<br />

FR<br />

23.7.<br />

SA<br />

24.7.<br />

SO<br />

25.7.<br />

MO<br />

19.7.<br />

DI<br />

20.7.<br />

MI<br />

21.7<br />

DO<br />

22.7.<br />

FR<br />

23.7.<br />

SA<br />

24.7.<br />

SO<br />

25.7.<br />

Musa Nörgelbuff Pools<br />

Salsa-Kneipe<br />

21:30<br />

Rock gegen Rheuma<br />

DJ Albi<br />

21:00<br />

Tango-Salon<br />

20:00<br />

NB-Houseband<br />

Funk,Soul & Jazz<br />

21:30 (Konzert)<br />

Salsa en Sotano<br />

Salsa & Latin-Party<br />

22:00<br />

Tangente Thanner’s<br />

Wishes<br />

Gedeck -Nacht<br />

23:00<br />

Hard aber Herzlich<br />

Indie & Alternative<br />

23:00<br />

Just 00´s<br />

23:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

Warsteiner-Stunde<br />

14:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

Kölsch-Stunde<br />

14:00<br />

Weizen-Tag<br />

14:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

Jever-Stunde<br />

14:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

13:00<br />

Rockstelle<br />

21:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

14:00<br />

Frühstücks-<br />

Fantasien<br />

10:00<br />

Tannenzäpfle<br />

Dienstag<br />

10:00<br />

Downbeat Meets<br />

21:00<br />

Cuba & Maniac T<strong>im</strong>e<br />

10:00<br />

Flip, Flop & Fly<br />

10:00<br />

Summer Suite<br />

10:00<br />

Frühstücks<br />

Fantasien<br />

10:00<br />

T-Keller (T)<br />

Café Kabale (K)<br />

Spax-Tag<br />

18:00 (K)<br />

Frauenkneipe<br />

Ladies Only!<br />

21:30 (K)<br />

Krušovice-Tag<br />

18:00 (K)<br />

Breakfast-Club<br />

10:00 (K)<br />

6 Millionen<br />

Dollar Club<br />

Dollar-Lounge<br />

21:00<br />

WarmUp-Lounge<br />

21:00<br />

Sekt and the City<br />

21:00<br />

Manito Loco<br />

21:00<br />

Beatgrade<br />

by Ed Scientific<br />

21:00<br />

Wolkes<br />

Kreuzberg<br />

www.myspace.<strong>com</strong>/<br />

wolkesturm<br />

Mikroclubbing<br />

Eins B 31.7. | 00:00<br />

»yellow is the Sunshine!«, weiß Danya Vodovoz, seines<br />

Zeichens Electro-DJ und Haupt-Act be<strong>im</strong> Mikroclubbing<br />

<strong>im</strong> Eins B. Und damit weiß er schon eine<br />

ganze Menge, denn wann bekommt so ein echter DJ<br />

schon mal die Sonne zu sehen? Kleiner Scherz, aber<br />

<strong>im</strong> Ernst: Vodovoc ist ein vielbeschäftigter Mann,<br />

der gern auch mal mit einem Percussionisten die<br />

Bühne teilt, oder mit einem Saxophonspieler. Im<br />

Eins B hat er als Unterstützung am Plattenteller Robot<br />

Redford von den Kleinklubbern dabei. Für die<br />

Beleuchtung sorgt Ränderfarm.<br />

Ein Idealer Gatte<br />

ThOP 5.8. | 20:15<br />

dinnerpartyS wie bei Mrs. Cheveley sind leider selten<br />

geworden: Anmutige Dienstmädchen in gestärkten<br />

Schürzen, die auf silbernen Tabletts Gurken-Sandwiches<br />

kredenzen, muss man heute mit der Lupe<br />

suchen. Im Zeitalter des IPads reißt der Gastgeber<br />

bloß eine Tüte Chio Chips auf. Oscar Wildes Stück<br />

»Ein idealer Gatte« führt zurück in eine untergegangene<br />

Welt großer Snacks und scharfzüngiger Smalltalks:<br />

»Die Liebe zu sich selbst ist der Beginn einer<br />

lebenslangen Romanze.« Wie wahr!<br />

pony.express 53


Kalenderwoche 30.1<br />

MO<br />

26.7.<br />

DI<br />

27.7.<br />

MI<br />

28.7<br />

DO<br />

29.7.<br />

FR<br />

30.7.<br />

SA<br />

31.7.<br />

SO<br />

1.8.<br />

MO<br />

26.7.<br />

DI<br />

27.7.<br />

MI<br />

28.7<br />

DO<br />

29.7.<br />

FR<br />

30.7.<br />

SA<br />

31.7.<br />

SO<br />

1.8.<br />

Apex Blue Note Capo Diva Lounge<br />

apex-goe.de<br />

apex-goe.de<br />

apex-goe.de<br />

Zeitgeist<br />

22:00<br />

HipHop-Dance<br />

DJ´s Scifo & Charly<br />

22:00<br />

Black-Music-Party<br />

DJ Charly<br />

22:00<br />

All T<strong>im</strong>e Classics<br />

DJ Case, Robert & Renato<br />

22:00<br />

Latino-Night<br />

DJ´s Luis & Jose<br />

22:00<br />

Capo-Lounge<br />

20:00<br />

Capo-Lounge<br />

20:00<br />

Capo-Weekend<br />

Lounge<br />

20:00<br />

Capo-Weekend<br />

Lounge<br />

20:00<br />

WM-Lounge<br />

10:00<br />

WM-Lounge<br />

10:00<br />

WM-Lounge<br />

10:00<br />

Whiskey-Probier-Tag<br />

20:00<br />

Paulaner-Tag<br />

18:00<br />

Frühstückbuffet<br />

& Bundesliga Live<br />

10.00 | 15:00<br />

Frühstücksbuffet<br />

& Tartort-Abend<br />

10.00 | 20:15<br />

Eins B Exil JT-Keller Diverses<br />

einsb.de<br />

einsb.de<br />

Wild’n’Weizen<br />

22:00<br />

Rock Jukebox<br />

DJ Wishmaster<br />

22:00<br />

60er & 70er Party<br />

22:00<br />

Mikroclubbing The Spirit of Outpost<br />

Vodovoz & Robot Redford Rock’n’Roll<br />

00:00<br />

22:00<br />

Fly Club<br />

Turntable Twins<br />

23:00<br />

Black Shampoo<br />

Funk & Soul<br />

23:00<br />

Happy Hour<br />

17:00 - 18:00<br />

Hometown Soul Café<br />

Students Night<br />

20:00<br />

Irish Pub<br />

Uni-Nacht<br />

22:00<br />

Savoy<br />

Longdrink-Nacht<br />

20:00<br />

Salamanca<br />

Monsterfrühstück<br />

10:00<br />

Gromo Café<br />

Weststadtfest<br />

Musa 7.8. | 15:00<br />

noch nicht einmal tief <strong>im</strong> Westen von <strong>Göttingen</strong> sind<br />

ansehnliche Schwerindustrieanlagen zu finden,<br />

kein Grau, das sich auf die Wäsche legt und die Fassaden<br />

der Häuser schwarz rändert. Im Westen, in<br />

der Weststadt, ist es dagegen recht bunt und schön<br />

laut. Be<strong>im</strong> Weststadtfest gibt es ein Sieben-Stunden-Open-Air-Programm<br />

in den Leineauen am Hagenweg.<br />

Mit Hanssandine, El Adrenalid, E.N.D. Entertainment,<br />

Sunburn in Cyprus, Telesushi und The<br />

Weazels. Ein Hoch <strong>im</strong> Westen.<br />

Seven Up<br />

Gaußturm (Dransfeld) 14.8.| 20:00<br />

»irrSinnig prickelig« soll laut einem Werbeslogan die<br />

1929 in den USA erfundene Zitronenbrause 7 Up<br />

sein. Noch viel prickeliger (und kosmopolitischer)<br />

als der Soft Drink aus der Neuen Welt ist jedoch die<br />

Göttinger Band »Seven Up« um die charismatische<br />

Heike Neumeyer. Schon <strong>im</strong>mer war die heutige Spanischlehrerin<br />

viel zu individuell, um nur für Matthias<br />

Re<strong>im</strong> zu trällern. Da neueste Forschungen belegen,<br />

dass Singen gut für das Gehirn ist, empfehlen wir zudem<br />

die Teilnahme am Seven-Up-Workshop.<br />

pony.express <strong>55</strong>


Kalenderwoche 30.2<br />

MO<br />

26.7.<br />

DI<br />

27.7.<br />

MI<br />

28.7<br />

DO<br />

29.7.<br />

FR<br />

30.7.<br />

SA<br />

31.7.<br />

SO<br />

1.8.<br />

MO<br />

26.7.<br />

DI<br />

27.7.<br />

MI<br />

28.7<br />

DO<br />

29.7.<br />

FR<br />

30.7.<br />

SA<br />

31.7.<br />

SO<br />

1.8.<br />

Musa Nörgelbuff Pools<br />

Salsa-Kneipe<br />

21:30<br />

The Crüxshadows<br />

21:30 (Konzert)<br />

30+ Party<br />

DJ Ringo & Albi<br />

21:00<br />

Tango-Salon<br />

20:00<br />

Spielstunde<br />

Open-Stage unplugged<br />

21:30<br />

Salsa en Sotano<br />

Dj Raul<br />

22:00<br />

Tangente Thanner’s<br />

Wishes<br />

Gedeck -Nacht<br />

23:00<br />

Ärzte vs. hosen<br />

Party<br />

23:00<br />

Omly 80´s<br />

23:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

Warsteiner-Stunde<br />

14:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

Kölsch-Stunde<br />

14:00<br />

Weizen-Tag<br />

14:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

Jever-Stunde<br />

14:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

13:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

13:00<br />

Tag & Nachtschänke<br />

14:00<br />

Frühstücks-<br />

Fantasien<br />

10:00<br />

Tannenzäpfle<br />

Dienstag<br />

10:00<br />

Downbeat Meets<br />

21:00<br />

Cuba & Maniac T<strong>im</strong>e<br />

10:00<br />

Flip, Flop & Fly<br />

10:00<br />

Summer Suite<br />

10:00<br />

Frühstücks<br />

Fantasien<br />

10:00<br />

T-Keller (T)<br />

Café Kabale (K)<br />

Spax-Tag<br />

18:00 (K)<br />

Frauenkneipe<br />

Ladies Only!<br />

21:30 (K)<br />

Krušovice-Tag<br />

18:00 (K)<br />

Breakfast-Club<br />

10:00 (K)<br />

6 Millionen<br />

Dollar Club<br />

Dollar-Lounge<br />

21:00<br />

WarmUp-Lounge<br />

21:00<br />

Sekt and the City<br />

21:00<br />

80´s<br />

by Steve Asutin<br />

21:00<br />

Bicki flash<br />

21:00<br />

Wolkes<br />

Kreuzberg<br />

www.myspace.<strong>com</strong>/<br />

wolkesturm<br />

Linien-Festival<br />

Lokhalle 27.-30.8.<br />

2004 wurde John Cages »Il Treno« erstmals wiederaufgeführt,<br />

als fahrender Klangzug zwischen <strong>Göttingen</strong> und<br />

Kassel. Auf die Idee zurückkommend, widmet sich das<br />

Festival für Neue Musik dem Thema Linien: Linien ziehen,<br />

Räume erschaffen, Brüche erzeugen - live bei Konzerten,<br />

Soundwalks und Installationen in der Lokhalle, <strong>im</strong><br />

Internet und <strong>im</strong> Zug. Den Schwerpunkt bilden dabei Werke<br />

amerikanischer Komponisten des 20. Jahrhunderts.<br />

<strong>Göttingen</strong> ist mit Goslar eine Station des Projekts<br />

»Sounding D«, das vom 25.8. – 12.9. in 15 verschiedenen<br />

Städten stattfindet.<br />

14.08.<strong>2010</strong>, 20:00 Uhr<br />

Dransfeld/Hoher Hagen, Am Gaussturm<br />

Ausweichquarti er: Stadthalle Dransfeld<br />

SEVEN UP<br />

Einlass: 19:30 Uhr, Tagsüber Gesangsworkshop<br />

Anmeldung: www.goetti ngerland.de/kik<br />

Indoor-Alstadtfest<br />

Diverse 27.8.<br />

anfangS war das Indoor-Altstadtfest eher ein schwacher<br />

Ersatz für seinen Outdoor-Vorgänger – kaum<br />

ein Klub machte mit. Anders dieses Jahr: Apex, Cartoon,<br />

Déja Vu, Diva Lounge, Exil, Hometown Soul<br />

Cafe, Irish Pub, Tangente, Wolkes Kreuzberg und<br />

die Johanniskirche (!) sind mit dabei, und das alles<br />

für 6 Euro Eintritt. Was noch fehlt zum alten<br />

Altstadtfest ist höchstens dieses prollige Kollektivbesäufnis-Gefühl<br />

mit rumgröhlen und den Anwohnern<br />

vor die Tür kotzen. Aber dazu gibt es<br />

schließlich die WM.<br />

04.09.<strong>2010</strong>, 20:00 Uhr<br />

Open Air an der Rhumequelle,<br />

Gemeinde Rhumspringe<br />

JIAN & FRIENDS<br />

Anmeldung: www.goetti ngerland.de/kik<br />

pony.express 57


pony.Stadtmagazin<br />

Herausgeber<br />

pony.medien<br />

T<strong>im</strong> Kießling<br />

Hospitalstraße 35<br />

37073 <strong>Göttingen</strong><br />

Kontakt<br />

Tel.: +49 (0) <strong>55</strong>1 - 99 51 430<br />

info@<strong>readmypony</strong>.<strong>com</strong><br />

Geschäftsführung<br />

T<strong>im</strong> Kießling<br />

Chefredaktion<br />

Michael Saager (V.i.S.d.P.)<br />

saager@<strong>readmypony</strong>.<strong>com</strong><br />

Redaktion<br />

Kerstin Cornils<br />

Jan Langehein<br />

Henning Lisson<br />

Tina Lüers<br />

Frauke Pahlke<br />

Mitarbeit<br />

Florian Brauer, Christoph Braun, Martin Büsser,<br />

Andreas Busche, Tina Fibiger, Carsten Happe, Ella<br />

Jaspers, Ulrich Kriest, Markus von Schwerin<br />

Fotos | Illustration<br />

Fehmi Baumbach, Biene, Divo, Jerry Bauer, Judith<br />

Schlosser, Melissa Hostetler, Nadja Klier,P.Heller,<br />

Arsenal Film, Constantin Film, Fox, Koolfilm, Rockstar<br />

Games, Ullstein, Warner<br />

Cover<br />

©Richard Yates (Random House)<br />

Gestaltung<br />

Ronald Weller - www.ronaldweller.de<br />

Anzeigen<br />

Kirsten Tavener, Frank Stietenroth<br />

Druck<br />

Grafische Werkstatt von 1980 GmbH<br />

Die Meinungen in den veröffentlichten Texten geben nicht<br />

unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.


da kann die Sonne noch so freundlich auf die Erde<br />

niederscheinen, Bienchen und Hummeln in malvenfarbenen<br />

Blümchen zufrieden aufsummen lassen,<br />

muskulöse Rücken und Waschbärenbäuche in den<br />

Schw<strong>im</strong>mbädern bräunen und den Pro-Kopf-Eisverzehr<br />

in ungeahnte Höhen schießen lassen – es<br />

hilft alles nichts: Der Tod ist kein besonders guter<br />

Freund des <strong>Sommer</strong>s. Gestorben wird zwar <strong>im</strong>mer,<br />

aber <strong>im</strong> <strong>Sommer</strong> eben häufiger als winters an Herz-<br />

und Kreislaufversagen, nicht selten verursacht, wie<br />

man weiß, durch Dehydrierung ob einer zu geringen<br />

Flüssigkeitszufuhr. Nun sind wir, das pony, nicht die<br />

»Apothekenumschau« und auch sonst nicht sehr<br />

besorgt um Menschen, die zu blöde sind, Körper und<br />

Geist mit ausreichend Flüssigkeit zu versorgen. Uns<br />

ist bloß auf die Schnelle keine bessere Hinleitung<br />

eingefallen, um von zwei prominenten <strong>Sommer</strong>toten<br />

zu erzählen. Der Tod des einen, der des tollen Schauspielers<br />

Frank Giering, der am 23. Juni mit 38 Jahren<br />

viel zu jung starb, hat sich natürlich längst herumgesprochen.<br />

Gierung war alkoholabhängig und<br />

starb offensichtlich an Herzversagen. Ein einsamer<br />

Mensch, umzingelt bis zum Ende von zahlreichen<br />

Ängsten, trotz seines Erfolgs. Legendär sein Auftritt<br />

als versnobter Mörder in Hanekes »Funny Games«;<br />

nicht weniger berühmt seine Rolle als Floyd <strong>im</strong> großen<br />

kleinen Film »Absolute Giganten«.<br />

Ein Snob, fürwahr, aber mehr noch als das ein exzentrischer<br />

Dandy <strong>im</strong> Geiste Lord Byrons und Oscar<br />

Wildes, gleichsam Punk, Callboy und Börsenspekulant,<br />

der sich <strong>im</strong> Rahmen einer Kunstauktion ans<br />

Kreuz nageln ließ, verdammt viel Crack rauchte und<br />

unterhaltsame, schnoddrig arrogante Kolumnen zu<br />

schreiben verstand, war der 1962 geborene Sebastian<br />

Horsley. Hierzulande wurde er erst bekannt mit<br />

seinen lesenswerten Memoiren »Dandy in der Unterwelt«<br />

(Blumenbar 2009). Auch er verstarb kürzlich,<br />

wurde tot in seiner Londoner Wohnung aufgefunden.<br />

Er starb gewissermaßen, wie er lebte – mit<br />

einer Dosis Heroin <strong>im</strong> Blut, nur dass sie dieses Mal<br />

zu hoch war. So was macht kein Herz mit. Und wer<br />

weiß, vielleicht hat die Welt mit Horsley tatsächlich<br />

ihren letzten Dandy verloren.<br />

Von Herzen, die nicht mehr schlagen, zu einer<br />

Herzensangelegenheit: Das Café Kabale wird 20.<br />

Und natürlich ist das ein super Grund zum Feiern,<br />

denn 20 wird man nur einmal und es gibt sie ja kaum<br />

noch: Linke Kollektive, die dafür Sorge tragen, dass<br />

der Milchkaffee schmeckt, die berühmt sind für Gerichte<br />

wie Spax Deluxe und außerdem ein Händchen<br />

haben für ausufernde Partys, ambitionierte Kunstausstellungen,<br />

Lesungen und Konzerte. Echte Kollektive<br />

eben, wo die Mitglieder sich regelmäßig treffen,<br />

sich auch schon mal feste streiten, mindestens<br />

gegenseitig die Haare raufen, bis die zu treffenden<br />

Entscheidungen endlich stehen, und zwar erst, puh,<br />

nachdem sie gemeinsam beschlossen wurden. Aber<br />

so muss das sein, auch <strong>im</strong> Kabale, sonst wäre das es<br />

kein linkes Kollektiv, so wie ja auch der T-Keller <strong>im</strong><br />

selben Gebäude in der Geismar Landstraße 19 eines<br />

ist. Ach ja, die Herzensangelegenheit: Wir gratulieren<br />

euch! Einen kurzen Artikel zur Geschichte des Kabales<br />

gibt’s vorn <strong>im</strong> Heft. Und am 2. und 3.7. ist Kabale-<strong>Sommer</strong>fest.<br />

Wir raten: hingehen. Unbedingt. Und<br />

das pony macht Pause <strong>im</strong> August. Wir sehen uns <strong>im</strong><br />

September.<br />

60 pony.hof pony.hof<br />

61


62 Sterne<br />

Sterne <strong>im</strong> <strong>Juli</strong><br />

Ella Jaspers<br />

Wassermann 21.1. – 19.2.<br />

Antworten lagern wischen deinen W<strong>im</strong>pern, verklumpen<br />

zu schwarzen Knäueln, herabfallender Staub verstellt<br />

den Blick. In den Tiefen des Meeres wächst ein<br />

türkiser Schwamm, der es auszulöschen vermag.<br />

Fische 20.2. – 20.3.<br />

Verschweigen der Schönheiten birgt der Beteiligten Unergründlichkeiten.<br />

Ihre Undurchschaubarkeit lässt dich<br />

schwanken, du kannst nicht vordringen, isoliert suchst<br />

und suchst du einen Durchgang in der Dornenhecke.<br />

Widder 21.3. – 20.4.<br />

Im Freundeskreis hüpfst du umher, von Huckel<br />

zu Buckel. Du räuberst trotzdem zu beiden Seiten<br />

am Innersten. Wehr dich, halte dagegen. Fange die<br />

spritzenden Funken auf, halte sie fest.<br />

Stier 21.4. – 20.5.<br />

Das schöne Lächeln beseelt dein Gesicht, die Lachfalten<br />

spiegeln sich <strong>im</strong> Wiedererkennen des Gegenübers. Im<br />

umgekehrten Fall ein kleiner Glücksball, der hüpfend<br />

zurückrollt, Zickzack und Schlangenlinien zeichnend.<br />

Zwillinge 21.05. – 21.06.<br />

Süßes Glück, an deiner Seite zu liegen, halb wachend,<br />

halb schlafend, dich hören, riechen, fühlen,<br />

sehen, schmecken. Das Zarte, das Aufmerksame<br />

verändert sich Tag um Tag, rückt mill<strong>im</strong>eterweise<br />

auf eigene Faust los. Jederzeit in allem bestärkt.<br />

Krebs 22.06. – 22.07.<br />

Freiwilligstes, schönstes Zusammenfügen, waschsend,<br />

loslassend, anhaltend. In den Beugen die Sammlungen des<br />

Guten finden, von dort aus Geborgenheiten, Sicherheiten<br />

und Stärke geben, deren Maß ohne Grenze sein soll. Lang<br />

gesuchte Antworten auf einer ganz anderen Seite finden.<br />

Löwe 23.7. – 23.8.<br />

Bewunderung und Bestätigungen ansammeln, wo<br />

sich auch nur Fünkchen auftun. Dem Neuen mit<br />

Macht entgegensehen, Einsamkeit abschütteln, zwischen<br />

den langen Halmen durchhopsen als seien sie<br />

die einzigen Wolkenkratzer weit und breit.<br />

Jungfrau 24.8. – 23.9.<br />

Die Aussicht genießen, auf Wunder hoffen. Etwas<br />

beifügen, was dich ausmacht, deinen Anteil einschreiben,<br />

versuchen, nicht locker zu lassen. Du hast<br />

die Wahl, uneingeschränkte Kapazitäten frei. Mehrere<br />

Male lässt du dich nicht auf Vereinfachungen ein.<br />

Waage 24.9. – 23.10.<br />

Am häufigsten verführt am Rande der Steppe, dort, <strong>im</strong><br />

rauen Gras fandest du glückliche Momente. Der Aufbruch<br />

fällt dir schwer, du reißt alle Leinen ab, wagst den<br />

Weg in die andere Welt. Dorthin, wo Früchte wachsen.<br />

Skorpion 24.10. – 22.11.<br />

Aus einer Liebesbeziehung wegwandern, die Schnellstraße<br />

wählen, auch wenn sie hässlich ist. In den üppigen Weinbergen<br />

bliebest du zwischen Trauben und Vögeln hängen, kämst<br />

nicht fort. Am Ende der Straße liegen die sonnigen Ebenen.<br />

Schütze 23.11. – 21.12.<br />

Plötzlich zu zweit. Das Leben anders betrachten, sich<br />

erhitzen, abkühlen, zurück und voraus schauen. Im<br />

Schatten des Miteinanders die heißesten Tage verbringen,<br />

was so lang fehlte, ist nicht mehr wegzudenken.<br />

Steinbock 22.12. – 20.1.<br />

Die entlegenen Teile über den Kopf gestülpt. Die Haare in<br />

Mitleidenschaft gezogen, vor allem aber der Kopf selbst,<br />

die Gedanken. Kaltes Wasser würde helfen. Keine Angst<br />

vor dem kurzen Erschrecken, es lohnt sich in jedem Fall.

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