05.01.2013 Aufrufe

Ali... - Aktion Kirche und Tiere

Ali... - Aktion Kirche und Tiere

Ali... - Aktion Kirche und Tiere

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

... <strong>und</strong> sie haben alle einen Odem,<br />

<strong>und</strong> der Mensch hat nichts voraus vor dem Vieh ....<br />

(Prediker 3/ 19)


Leitartikel von S. 1<br />

Bildblatt Dresden ... Welt-Veg. Kongress S. 2<br />

Bericht Dresden – Stefan Seidel S. 3<br />

Andacht Frauenkirche im Rahmen des Welt-Veg.-Kongresses S. 4<br />

Vortrag in Hof S. 5<br />

Die Geschickte von <strong>Ali</strong> S. 6+7<br />

Ausstellung Kreuzweg der <strong>Tiere</strong> S 8-10<br />

Aus der Geschäftsstelle S. 11<br />

Regionales S. 12-15<br />

Eine Begegnung – von M. Mag. Tomasz Jaeschke S. 16+17<br />

Friedensgebet 08 in der Leipziger Nikolaikirche S. 18+19<br />

Kein Segen fürs Töten – Artikel von Pfr. Dr. Seidel S. 20+21<br />

Pfingstgottesdienst 08 in St. Johannis, Hamburg S. 22-24<br />

Neues von Suleika <strong>und</strong> Dies & Das S. 25<br />

Die Geschichte eines ehemaligen Stierkämpfers S. 26+27<br />

Gemeinsam mit den Ärzten gegen Tierversuche S. 28<br />

Ausblick – AKUT 2010 S. 28+29<br />

Studientag <strong>und</strong> MV in Wittenberg S. 30-33<br />

Festtagsbraten - Rezept S. 33<br />

Bericht zu einem Vortrag in der Hochschule Zittau S. 34<br />

„Weh dem, dir die Stadt mit Blut baut“ Pressemitteilung S. 34<br />

Unser neues Vorstandsmitglied stellt sich vor S. 35<br />

Weihnachtspredigt von Pfr. Janke S. 36+37<br />

Zum Titelbild:<br />

AKUT Fre<strong>und</strong>in mit Ihrem über 30 Jahre altem Pferd


Liebe Mitglieder,<br />

es liegt wieder eine Wahlperiode<br />

hinter uns, in der der Akut-Vorstand in<br />

neuer Zusammensetzung gearbeitet<br />

hat. Alles in allem können wir sagen,<br />

dass sich die Arbeit unseres Vereins<br />

stabilisiert hat <strong>und</strong> langsam Früchte<br />

trägt. Wir werden mit unserem<br />

Anliegen stärker wahrgenommen, innerhalb <strong>und</strong> außerhalb der<br />

<strong>Kirche</strong>. Das zeigt sich in der Geschäftsstelle, wo bei Vivian<br />

Wichmann viele Anfragen <strong>und</strong> Reaktionen eingehen, aber<br />

auch dieses oder jene Mitglied neu zu uns stößt.<br />

Inzwischen haben wir uns in die verschiedenen Gebiete des<br />

Tierschutzes eingearbeitet, so werden wir zum Beispiel von<br />

den Tierversuchen bis zu den Hubertusmessen um<br />

Stellungnahmen angefragt.<br />

Auf dem Weltvegetarierkongress in Dresden waren wir<br />

präsent, haben uns der Welt gezeigt. Hier möchte ich allen<br />

danken, die unsere Arbeit unterstützen, was auf vielfältige<br />

Weise geschieht.<br />

Wir verfolgen aber auch aufmerksam, was sich tut <strong>und</strong> versuchen,<br />

präsent zu sein <strong>und</strong> andere Initiativen zu unterstützen,<br />

wie z.B. die Initiative gegen den Mega-Schlachthof in<br />

Weißenfels (Sachsen-Anhalt). Unser Bemühen, den Gr<strong>und</strong>stückverkauf<br />

einer Gemeinde in Hannover für eine Tierversuchsanstalt<br />

zu verhindern, war leider vergeblich. Wir wissen<br />

nicht, ob sich Erfolg <strong>und</strong> Misserfolg die Waage halten, aber wir<br />

dürfen nicht nachlassen <strong>und</strong> wollen gern das Unsere tun. Dafür<br />

sind Gottesdienste mit Menschen <strong>und</strong> <strong>Tiere</strong>n inzwischen an<br />

vielen Orten Deutschlands selbstverständlich geworden <strong>und</strong><br />

vieles tut sich, was wir oft erst hinterher merken. Es ist<br />

erfreulich, dass der EKD-Landwirtschaftsbeauftragte Clemens<br />

Dirscherl zum Erntedankfest daran erinnert, dass „Steaks nicht<br />

auf Bäumen wachsen“ <strong>und</strong> mahnt eine Verbesserung des<br />

Tierschutzes an. Von dort kommt auch die Initiative:<br />

„Klimaschutz mit Messer <strong>und</strong> Gabel“ <strong>und</strong> wir entdecken mit<br />

Freude, dass wir nicht allein arbeiten.<br />

„Es ist dir gesagt Mensch, was gut ist…“ – Das war der Spruch<br />

der letzten Woche nach dem Erntedankfest. Gut ist im Letzten,<br />

was dem Leben dient <strong>und</strong> dem bleiben wir auf der Spur.<br />

Ihr Ulrich Seidel<br />

AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 1<br />

<strong>Aktion</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> <strong>Tiere</strong><br />

(AKUT) e. V<br />

Post:<br />

Geschäftsstelle<br />

V.K. Wichmann<br />

Rahnstr. 23<br />

22179 Hamburg<br />

Telefon/ Fax:<br />

040 – 642 63 61<br />

E-Mail:<br />

vivian.wichmann@freenet.de<br />

Internet:<br />

www.aktion-kirche-<strong>und</strong>-tiere.de<br />

Bankverbindung:<br />

Postbank Frankfurt<br />

BLZ 500 100 60<br />

Kto 459 197 606<br />

Für Überweisungen aus dem Ausland:<br />

IBAN: DE05 5001 0060 0459 1976 06<br />

BIC: PBNKDEFF<br />

Die <strong>Aktion</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> <strong>Tiere</strong> e. V.<br />

ist als gemeinnützig <strong>und</strong> besonders<br />

förderungswürdig anerkannt.<br />

Spenden <strong>und</strong> Mitgliedsbeiträge sind<br />

steuerlich absetzbar.<br />

Erbschaften <strong>und</strong> Vermächtnisse sind von<br />

der Erbschaftssteuer befreit<br />

Vorstand:<br />

Pfr. Dr. Ulrich Seidel, 1. Vorsitzender<br />

Pfr. Holger Janke, 2. Vorsitzender<br />

Pfr. Friedrich Laker<br />

Vivian Kate Wichmann<br />

Angelika Zech-Stadlinger<br />

Impressum:<br />

AKUTe Nachrichten<br />

Ausgabe 2/ 2008<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Aktion</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> <strong>Tiere</strong> e. V.<br />

Redaktion:<br />

Ulrich Seidel<br />

Vivian Kate Wichmann<br />

AKUT Schweiz:<br />

Sekretariat<br />

A. M. Forster<br />

Rübibachstr. 9<br />

6372 Ennetmoos<br />

Tel/ Fax: 041 610 32 31<br />

E-Mail:<br />

akut-ch@bluewin.ch<br />

Internet:<br />

www.aktion-kirche-<strong>und</strong>-tiere.ch<br />

Druck:<br />

Giesel Druck GmbH<br />

Maimoorweg 60 c, 22179 Hamburg<br />

Tel. 040-642 14 00


Sonja <strong>und</strong> Bine - die guten Geister<br />

von (Zech) Stadlingers<br />

<strong>und</strong> Tölpel der<br />

11 Wochen alte<br />

Familienzuwachs<br />

im “Pfarrhaus Janke”<br />

Dienst am AKUT Stand - V.K. Wichmann<br />

Dresden bei Nacht<br />

Welt-Vegetarier-Kongress<br />

Dresden - 2008<br />

Angelika Zech-Stadlinger <strong>und</strong><br />

Familie Janke<br />

Mahnwache wegen der inhaftierten<br />

Tierrchtler vor der österreichischen<br />

Botschaft in Dresden<br />

Dienst am Stand: Sonja Janke <strong>und</strong> Pfr. Seidel<br />

- davor Pfr. Janke <strong>und</strong> Stefan Seidel


A K U T e N a c h r i c h t e n: 2 – 2008 � S. 3<br />

AKUT e. V. beim Welt-Vegetarier-Kongress in Dresden,<br />

27.Juli - 2. August 2008.<br />

Ein bericht von Stefan Seidel<br />

- auch erschienen in den mitteldeutschen Evangelischen Wochenzeitungen:<br />

"DER SONNTAG" (Sachsen), "Glaube <strong>und</strong> Heimat" (Thüringen) <strong>und</strong> "DIE KIRCHE" (Sachsen-Anhalt), Nr. 32/2008. -<br />

Für unblutiges Essen<br />

650 Menschen aus 30 Ländern kamen zum Welt-Vegetarier-Kongress nach Dresden<br />

Vegetarier aller Länder kamen in der vergangenen Woche in der sächsischen Landeshauptstadt<br />

zusammen, um etwas Seltenes zu tun: Über die Bedeutung der täglichen Ernährung nachdenken.<br />

Freilich herrschte dabei in einem Punkt Einigkeit: Fleischlos soll es zugehen auf dem Teller.<br />

Doch auf diesem 38. Welt-Vegetarier-Kongress ging es um mehr als Kochrezepte <strong>und</strong> Gemüsek<strong>und</strong>e.<br />

Die r<strong>und</strong> 100 Vorträge <strong>und</strong> Seminare beschäftigten sich mit Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Umweltproblemen,<br />

mit Tierschutz <strong>und</strong> Fragen des Menschseins. „Es geht hier nicht um eine persönliche<br />

Ernährungsvorliebe, sondern um die Zukunft unserer Erde“, sagt Renato Pilcher, Präsident der<br />

Europäischen Vegetarier Union mit Blick auf die Folgen des Fleischkonsums für das Klima <strong>und</strong> die<br />

Regenwaldabholzung.<br />

Für viele Referenten stand die ethische Begründung des Vegetarismus im Vordergr<strong>und</strong>. „Das Verhältnis<br />

unserer Gesellschaft zu den <strong>Tiere</strong>n ist zutiefst gestört“, bemerkt der Rechtsanwalt <strong>und</strong><br />

B<strong>und</strong>esverdienstkreuzträger Eisenhart von Loeper in seinem Vortrag. Darum sei eine „allumfassende<br />

Achtsamkeit gegenüber Mensch <strong>und</strong> Tier“ notwendig. Dafür bedürfe es neben juristisch einklagbaren<br />

Tierrechten auch einer Ernährungsweise, die mit dem Recht der <strong>Tiere</strong> auf Leben vereinbar<br />

sei. „Diese erweiterte Rücksichtnahme führt auch zu einem friedlichen Umgang der Menschen<br />

untereinander“, so Loeper.<br />

Der einwöchige Kongress war nebenbei ein historischer. Vor genau 100 Jahren fand ebenfalls in<br />

Dresden der erste Welt-Vegetarier-Kongress statt. Seitdem ist die vegetarische Idee wieder in der<br />

Welt. „100 Jahre Ernährungs-Revolution“ hieß dann auch der Titel des diesjährigen Treffens.<br />

Für Pfarrer Holger Janke aus Hamburg, der den Informationsstand der <strong>Aktion</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> <strong>Tiere</strong><br />

(AKUT) e.V. mitbetreute, ist die vegetarische Lebensweise ein Muss. „Ich möchte meine Augen<br />

nicht verschließen vor dem Leid der <strong>Tiere</strong> in den Massenställen <strong>und</strong> Schlachthöfen“, sagt der 2.<br />

AKUT-Vorsitzende. Tierschutz sei für ihn ohne Vegetarismus nicht denkbar. Und mit Verweis auf<br />

den Psalm 36, der Gott als Helfer von Mensch <strong>und</strong> Tier ausweist, ergänzt er: „Es stünde uns<br />

Christen gut an, uns unblutig zu ernähren.“ Auch ein Mittagsgebet in der Frauenkirche wurde von<br />

AKUT im Rahmen des Vegetarierkongresses gestaltet. Siehe S: 4<br />

Der bekannte Theologe Eugen Drewermann ist ebenfalls nach Dresden gereist, um für ein neues<br />

Verhältnis zu den <strong>Tiere</strong>n zu werben. „Unsere industrielle Landwirtschaft ist eine einzige Stätte des<br />

Elends der <strong>Tiere</strong>“, klagt er in seinem Vortrag. Die Hinrichtung der <strong>Tiere</strong> in den Schlachthöfen sei<br />

eine unbeschreibliche Tragödie. Dem Christentum warf er Naturvergessenheit vor <strong>und</strong> rüttelte am<br />

menschenzentrierten Weltbild. „Wir brauchen eine Ethik, die nicht nur den Artegoismus unserer<br />

Spezies berücksichtigt“, sagt er. Mitleid solle zur Gr<strong>und</strong>lage der Ethik werden. „Ist es nicht ein<br />

Gesetz der Logik, den Schmerz der <strong>Tiere</strong> in gleicher Weise zu berücksichtigen wie den Schmerz der<br />

Menschen?“ Drewermann verweist auf den Gott des biblischen Buches Jona, der mitleidig seine<br />

Hände über Menschen <strong>und</strong> <strong>Tiere</strong> halte. „Mensch <strong>und</strong> Tier gehören zusammen“, resümiert er <strong>und</strong><br />

ergänzt: „Es ist das, was zu lernen wäre.“


Mittagsgebet am 28. Juli 2008 in der Frauenkirche Dresden<br />

anlässlich des Weltvegetarierkongresses vom 27. Juli - 2. August 2008<br />

Ansprache von Pfr. Dr. Ulrich Seidel, 1. Vorsitzender von <strong>Aktion</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> <strong>Tiere</strong> (AKUT) e. V.<br />

Biblischer Impuls: die Seligpreisungen Matth. Kap. 5<br />

AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 4<br />

„Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.<br />

Selig sind, die da hungert <strong>und</strong> dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.<br />

Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen…“<br />

Ich habe kurz nach der Wiedereinweihung der neuen Frauenkirche an<br />

einer Führung durch dieses Bauwerk teilgenommen, bei der der <strong>Kirche</strong>nführer<br />

erwähnte, dass beim ersten Bau der <strong>Kirche</strong> die Bauarbeiter<br />

zusammen mit ihren Lasteseln auf der Baustelle zusammen gelebt,<br />

geschuftet <strong>und</strong> geschlafen haben. Die Packesel haben die Steine <strong>und</strong><br />

Lasten geschleppt <strong>und</strong> haben den Bau als willig-unfreiwillige Diener <strong>und</strong><br />

Gehilfen des Menschen mit errichtet – wohl wissend wie sie unter der<br />

hand des Menschen gesch<strong>und</strong>en wurden <strong>und</strong> wenig Erbarmen<br />

gef<strong>und</strong>en haben, als Werkzeuge <strong>und</strong> Sklaven des Menschen, zumal in<br />

der Zeit, da es keine Maschinen gab…<br />

Hier stellen wir eine Frage, über der wir demütiger werden sollten: Was<br />

wären die Kulturleistungen des Menschen ohne die Leistung der <strong>Tiere</strong><br />

gewesen, die ihm den Sklavendienst geleistet haben: die Lasten<br />

geschleppt, die Felder gepflügt <strong>und</strong> den Karren gezogen; sie schufteten<br />

in den Bergwerken <strong>und</strong> man hat ihnen ihr Fleisch <strong>und</strong> ihre Milch<br />

genommen. Der Dichter Christian Morgenstern sprach davon, dass<br />

„ganze Weltalter der Liebe nötig wären, dien <strong>Tiere</strong>n das zu vergelten,<br />

was sie für den Menschen getan haben.“ In Wirklichkeit aber haben wir<br />

uns kaum gefragt, was wir dafür schuldig sind…<br />

„Selig die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen“ - warum nicht auch die Barmherzigkeit gegen die<br />

<strong>Tiere</strong>, die keine Stimme haben, die wirklich „nach Gerechtigkeit hungern <strong>und</strong> dürsten“. Wir können die Gedanken der<br />

Seligpreisungen Jesu von Liebe, Gerechtigkeit <strong>und</strong> Gewaltlosigkeit mühelos auf die ganze Schöpfung <strong>und</strong> alle ihre Wesen<br />

beziehen <strong>und</strong> daran, wie wir bereit sind, das zu tun, wird das Überleben unserer Gattung auf dieser Erde hängen. Auch<br />

wenn sich die christliche Welt moralisch nur dem Menschen verpflichtet fühlt, ist es an der Zeit, in der Naturkrise der<br />

Gegenwart, auch all die anderen Geschöpfe in unseren Glauben <strong>und</strong> die Ethik einzubinden.<br />

Der Geist des Heiligen Franziskus ist doch lebendig, der nicht nur all seinen Reichtum hergab, sondern lehrte, dass die<br />

Liebe des Schöpfers allen seinen Werken gilt. Er hat den <strong>Tiere</strong>n gepredigt <strong>und</strong> ist dafür belächelt worden. Aber er hat doch<br />

die Sprache der Seele <strong>und</strong> der Liebe gef<strong>und</strong>en, die auch die <strong>Tiere</strong> verstehen, was jeder weiß, der selbst ein Tier hat. Wir<br />

sind als Gottesgeschöpfe alle Verwandte der Schöpfung.<br />

Wenn wir diese Andacht im Rahmen des vegetarischen Weltkongresses halten, den wir als kirchliche Gruppe mit tragen,<br />

so wissen wir, dass unsere Zeit wieder sensibler geworden ist für das Schicksal der <strong>Tiere</strong>, die heute nur noch ein Produktionsfaktor<br />

in einer riesigen Ausbeutungsmaschinerie sind. Immer mehr Menschen erinnern sich des ursprünglichen<br />

Schöpfungsgebotes im ersten Buch der Genesis, das für uns Menschen die unblutige <strong>und</strong> gewaltlose Kost vorsieht <strong>und</strong> sie<br />

tun damit einen guten Dienst an den <strong>Tiere</strong>n.<br />

Wir stehen zweifellos in der Schöpfungsfrage vor gewaltigen Herausforderungen. Aber wir wissen auch aus unserem<br />

persönlichen Leben, dass jede Krise auch eine Chance bedeutet. Unsere Aufgabe ist, den Geist der Seligpreisungen, die<br />

sich auf unserem Andachtzettel schnell <strong>und</strong> leicht gelesen haben, lebendig zu machen. „Selig <strong>und</strong> glücklich die<br />

Sanftmütigen <strong>und</strong> Gewaltlosen <strong>und</strong> die, die nach Gerechtigkeit verlangen“: allein müssen wir lernen, diese Haltungen <strong>und</strong><br />

Einstellungen nicht nur auf uns Menschen, sondern auf das Große <strong>und</strong> Ganze der Schöpfung zu beziehen.<br />

Amen.


Die Beziehung von Mensch <strong>und</strong> Tier<br />

Pfr. Holger Janke nutzte den freien Nachmittag, während des Welt-Vegetarier-Kongresses am 30. Juli 08, um<br />

den Wunsch der „Menschen für Tierrechte Hof“ nach einem Vortrag von ihm zu erfüllen.<br />

Der Verein lud Anlässlich des 25-jährigen Bestehens dazu in der Stadtbücherei Hof ein.<br />

In einen Zeitungsbericht des Vereins hieß es:<br />

„Der Referent Holger Janke, 2. Vorsitzender von<br />

„<strong>Aktion</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> <strong>Tiere</strong> e.V.“, sprach über „Die<br />

Beziehung von Mensch <strong>und</strong> Tier“. Im Gegensatz zu<br />

früheren Veranstaltungen hat man ganz bewusst kein<br />

spezielles Tierschutzthema gewählt, sondern versucht<br />

aus einem ganz anderen Blickwinkel Menschen für den<br />

Tierschutz zu sensibilisieren.<br />

AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 5<br />

Bei seinem Vortrag machte Janke folgendes deutlich:<br />

Die Sünde als gebrochenes Verhältnis des Menschen<br />

zu sich selbst, zu seinen Mitmenschen, zu der Umwelt<br />

<strong>und</strong> zu Gott ist durchgängiges Thema der gesamten<br />

Bibel; eine nachlesbare, leidvolle Geschichte über<br />

Jahrtausende für Mensch, Tier <strong>und</strong> Schöpfung. Damit<br />

gelang es ihm die Sache auf den Punkt zu bringen, ohne dabei belehrend zu wirken. Dies bewies die<br />

anschließende offene Diskussion bei der unterschiedlichste Fragen gestellt wurden. Seine Antworten brachten<br />

viele zum Nachdenken. Er gab auch Hilfestellung demjenigen, der bisher als Tierschützer von der <strong>Kirche</strong><br />

enttäuscht wurde. Der sympathische Hamburger erzählte von Situationen aus dem Alltag <strong>und</strong> erreichte damit<br />

die Herzen der Zuhörer.<br />

Viele Menschen können sich unter dem Verein „Menschen für Tierrechte Hof“ nichts Konkretes vorstellen.<br />

Frau Dawid erklärte in ihrer Einleitung dazu folgendes:<br />

„Wir sind Menschen verschiedenen Alters <strong>und</strong> kommen aus unterschiedlichen Berufsgruppen. Gemeinsam ist<br />

uns, die Tierrechte zu achten <strong>und</strong> den <strong>Tiere</strong>n zu helfen. Dazu gehört vor allem die Abschaffung von<br />

Tierversuchen, Intensivtierhaltungen <strong>und</strong> jeglichen Missbrauchs von <strong>Tiere</strong>n. Wir wollen dazu beitragen, <strong>Tiere</strong><br />

zunehmend aus der Gewalt des Menschen zu befreien <strong>und</strong> sicherzustellen, dass sie um ihrer selbst willen<br />

geachtet <strong>und</strong> geschützt werden.<br />

Um die Anerkennung <strong>und</strong> Umsetzung von Tierrechten zu erreichen, haben wir uns daher für <strong>Tiere</strong><br />

zusammengeschlossen. Ein Engagement, welches sich auch praktisch beweist.<br />

Wir betrachten unsere Arbeit als gemeinnützig im Sinne des Einsatzes für eine gerechtere, humanere,<br />

tolerantere <strong>und</strong> sensiblere Gesellschaft, die allen <strong>und</strong> vor allem Schwächeren mit Achtung, Rücksicht <strong>und</strong> Liebe<br />

begegnet.“ Für weitere Informationen ist Homepage: www.tierrechte-hof.de empfohlen!“<br />

Der Gefangene <strong>und</strong> die Ameise<br />

Ein Gefangener lebte jahrelang in Einzelhaft.<br />

Er sah <strong>und</strong> sprach niemand, seine Mahlzeiten wurden durch eine Maueröffnung gereicht.<br />

Eines Tages kam eine Ameise in seine Zelle.<br />

Der Mann betrachtete sie interessiert, als sie im Raum herumkroch.<br />

Er hielt sie auf seiner Hand um sie besser beobachten zu können,<br />

gab ihr ab <strong>und</strong> zu einen Krümel Brot<br />

<strong>und</strong> behielt sie während der Nacht unter einem Blechgeschirr.<br />

Schließlich wurde ihm klar,<br />

dass er sechs Jahre lang Einzelhaft brauchte,<br />

damit ihm die Augen für die Schönheit einer Ameise geöffnet werden konnten.<br />

Quelle: Kurzgeschichten 8 von Willi Hoffsümmer


AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 6<br />

<strong>Ali</strong>...<br />

ein (typisches?) südländisches H<strong>und</strong>eschicksal?...<br />

Eine Geschickte von Dr. Wolf-Dieter Hirsch (AKUT Mitglied)<br />

Unsere kleine Karawane aus 6 Geländewagen hatte im November 1997 eine w<strong>und</strong>erschöne, z. T. aufregende <strong>und</strong> anstrengende<br />

Tour durch die fast unberührte Dünenlandschaft von Südtunesien gemacht. Meine Frau <strong>und</strong> ich waren als<br />

„medizinisches Begleitteam“ dabei. Die Sonne hatte noch genügend Kraft, so dass es tagsüber oft immer noch deutlich<br />

über 35° C hatte. Mohammed, der Führer unserer Abenteuer-Reisegruppe, ein seit vielen Jahren in Deutschland lebender<br />

nordafrikanischer Araber, hatte seine Gäste mit großer Sicherheit <strong>und</strong> der unvergleichlichen Orientierung eines Tuareg<br />

durch die Wüste geführt. Auf dem Heimweg nach Tunis wollte er mit uns noch einen guten Bekannten in dem kleinen <strong>und</strong><br />

malerischen südtunesischen Bergstädtchen Guermessa nahe Tataouine besuchen. Unsere Reisegruppe wurde von der<br />

ganzen Familie seines Bekannten wie Fre<strong>und</strong>e empfangen; natürlich wurde sogleich ein großes Festessen über St<strong>und</strong>en<br />

vorbereitet <strong>und</strong> veranstaltet. Wie das dafür zwangsläufig benötigte Schaf sein Leben verlor, blieb den Gästen glücklicher<br />

Weise vorenthalten...<br />

Am Abend nach dem Essen stahl ich mich noch einmal aus dem Haus, um etwas frische Luft zu schnappen. Dabei hörte<br />

ich hinter dem Haus ein ganz leises Winseln. Als ich näher kam, sah ich einen mittelgroßen kurzhaarigen <strong>und</strong> völlig abgemagerten<br />

H<strong>und</strong>, der an einer schweren Kette hing, die ihm höchsten 5 m Bewegungsfreiheit ließ. Vorsichtig versuchte ich<br />

mich unter beruhigenden Worten dem H<strong>und</strong> zu nähern, was dieser zwar etwas mißtrauisch, aber ohne zu bellen oder Aggression<br />

zu zeigen tolerierte. Er kniff die dünne Rute ein <strong>und</strong> bewegte sich langsam rückwärts in Richtung seiner „Hütte“,<br />

einem leeren Dieselfaß. Vorsichtig ließ ich den H<strong>und</strong>, den ich „<strong>Ali</strong>“ nannte, an meiner Hand schnüffeln <strong>und</strong> versuchte, ihn<br />

zu streicheln. Davor hatte <strong>Ali</strong> aber<br />

offenbar große Angst <strong>und</strong> schreckte<br />

sofort zurück.<br />

Ich ging zurück ins Haus <strong>und</strong> besorgte<br />

heimlich ein paar Reste des<br />

Schaffleisches von den Tellern, die<br />

noch vor der Küche standen. Die<br />

beiden „geduldeten“ <strong>und</strong> keineswegs<br />

abgemagerten Katzen des Hauses<br />

hatten die Leckerbissen anscheinend<br />

noch nicht bemerkt. Noch einmal<br />

schlich ich hinter das große, z. T.<br />

noch im Bau befindliche Haus <strong>und</strong><br />

sah <strong>Ali</strong> in der schwachen Hofbeleuchtung<br />

vor seiner „Hütte“ liegen. <strong>Ali</strong><br />

wedelte vorsichtig mit dem Schwanz,<br />

stand zaghaft auf <strong>und</strong> kam eine paar<br />

Schritte auf mich zu. Er schnüffelte<br />

ganz vorsichtig an einem Fleischstückchen, nahm es jedoch nicht an. Ich legte es in den völlig verkrusteten <strong>und</strong> verrosteten<br />

Blechnapf, der vor dem Dieselfaß stand. Nun schlich <strong>Ali</strong> sich ganz langsam heran <strong>und</strong> fraß die Brocken auf, nicht ohne<br />

ständig ängstlich um sich zu blicken. Sofort danach verkroch er sich wieder hinter seine Hütte. Traurig ging ich ins Haus<br />

zurück, versuchte unauffällig zu wirken <strong>und</strong> berichtete später meiner Frau davon, als alle sich zum Schlafen zurückgezogen<br />

hatten. Ständig ging mir die arme Kreatur durch den Kopf; an Schlaf war in dieser Nacht nicht zu denken.<br />

Bereits vor dem Frühstück besuchte ich wieder meinen kleinen neuen Fre<strong>und</strong>, der bereits mit dem Schwanz wedelte. Bei<br />

Tageslicht sah man nun das ganze Elend, das sich nur schwer beschreiben lässt. Die Blechtonne lag ungeschützt auf dem<br />

Hof hinter dem Haus, so dass sie in der Sonne glühend heiß werden musste. Die schwere Kette war rostig <strong>und</strong> hatte sich in<br />

die Haut am Hals des H<strong>und</strong>es bereits eingeschnitten. <strong>Ali</strong> ließ mich ohne Misstrauen an sich heran: Der H<strong>und</strong> konnte nach<br />

seinen Augen <strong>und</strong> Zähnen noch nicht sehr alt sein. Die Ohren waren kupiert; das spärliche Fell war insbesondere im Bereich<br />

des Kopfes über <strong>und</strong> über von Zecken <strong>und</strong> sicher auch Flöhen besetzt. Der Napf war mit Essensresten, wie Paprikaschoten<br />

<strong>und</strong> Tomaten-/Zwiebelsalat sowie Knochen <strong>und</strong> Kartoffeln gefüllt; der H<strong>und</strong> hatte das „Fressen“ allerdings kaum<br />

angerührt. Vorsichtig streichelte ich <strong>Ali</strong> , was sich dieser offenbar dankbar, wenn auch etwas misstrauisch, gefallen ließ.<br />

Nach einem kleinen tunesischen Frühstück besuchte ich zusammen mit meiner Frau <strong>und</strong> ausgerüstet mit zwei Scheiben<br />

Weißbrot, etwas frischem Wasser <strong>und</strong> einer Pinzette <strong>Ali</strong> nochmals <strong>und</strong> wurde nun schon freudig begrüßt. Monika war auch


tief erschüttert über die Lebensumstände des kleinen H<strong>und</strong>es. Gemeinsam entfernten wir ihm nun ein paar Zecken wenigstens<br />

im Gesicht <strong>und</strong> unter den Achseln. Eine „Komplett-Entwesung“ hätte aber sicher St<strong>und</strong>en benötigt. Stückchenweise<br />

nahm <strong>Ali</strong> nun auch das Weißbrot an <strong>und</strong> trank das frische Nass.<br />

Nach einer Tagestour mit der<br />

Gruppe durch die landschaftlich<br />

w<strong>und</strong>erschöne Gebiet spielte<br />

sich die gleiche Szene wie am<br />

Vorabend, nun allerdings mit<br />

deutlich größerem Vertrauen <strong>und</strong><br />

Erwartungsfreude seitens <strong>Ali</strong>,<br />

wieder ab. Der Versuch eines<br />

Gespräches mit dem „Chef des<br />

Hauses“ über das Thema „H<strong>und</strong>ehaltung“<br />

scheiterte an sprachlichen<br />

Barrieren <strong>und</strong> am Desinteresse<br />

der restlichen Gruppe an<br />

dem Thema.<br />

Der nächste Morgen bedeutete,<br />

Abschied zu nehmen... Noch<br />

einmal besuchte ich meinen<br />

Fre<strong>und</strong> <strong>Ali</strong>, brachte ihm ein kleines<br />

Leckerchen <strong>und</strong> versprach ihm, alles zu tun, um ihn zu uns nach Deutschland holen zu können.<br />

Monika konnte den Anblick des <strong>Tiere</strong>s nicht noch einmal ertragen. Die ganze lange Fahrt zurück nach Tunis gab es im<br />

Auto nur ein Thema. Der kleine Mischling aus einem Tierheim, Billy, den wir bereits zu Hause hatten, würde mit <strong>Ali</strong> sicher<br />

gut zurechtkommen....<br />

In Tunis versuchten wir in der kurzen verbleibenden Zeit bis zur Abfahrt der Fähre am nächsten Tag noch Informationen<br />

über Bestimmungen zur „Ausfuhr“ eines <strong>Tiere</strong>n zu bekommen, was aber nicht gelang. Bei dem Besuch des berühmten<br />

Souk in Tunis fanden wir noch einen winzigen, offenbar verlassenen Katzenwelpen an einer Wasser-Benzin-Pfütze, der<br />

kaum mehr Lebenszeichen zeigte. Das Kätzchen „Ashra“ überlebte allerdings trotz heftigstem Durchfall mit Käse, Brot <strong>und</strong><br />

Kaffeesahne <strong>und</strong> wurde „illegal“, aber erfolgreich in einer weichen Fototasche nach Deutschland geschmuggelt...<br />

Mohammed, der Reiseführer, zeigte wenig Verständnis für mein Ansinnen, <strong>Ali</strong> bei nächster Gelegenheit seinem tunesischen<br />

Bekannten abzukaufen <strong>und</strong> mit nach Hause zu nehmen. Die deutsche Frau von Mohammed, die ebenfalls häufig<br />

nach Tunesien fuhr, wurde eingeweiht, schrieb jedoch bereits 3 Monate später nach einer Reise:<br />

„...Den H<strong>und</strong> habe ich nicht mehr gesehen. Unser Bekannter in Guermessa bekam nach dem Besuch Eurer Gruppe<br />

Schwierigkeiten mit der Polizei, Islamisten usw.; er war sehr nervös <strong>und</strong> wir hatten daher keine geeignete Situation, um<br />

über den H<strong>und</strong> zu sprechen...“<br />

Aufgr<strong>und</strong> des zu erwartenden bürokratischen Hürdenlaufes <strong>und</strong> einfach, weil die Hektik des Alltages als Klinikarzt mich<br />

wieder voll unter Beschlag nahm, verblasste die Erinnerung an <strong>Ali</strong> vorübergehend langsam. Ein anderer, schwerkranker<br />

<strong>und</strong> alter H<strong>und</strong> aus dem benachbarten Tierheim musste mit zu uns nach Hause genommen werden, lebte sich gut ein,<br />

vertrug sich blendend mit Billy <strong>und</strong> blühte noch einmal für ein paar Jahre auf. Ashra lebte zusammen mit ihren beiden<br />

neuen Katzenfre<strong>und</strong>en (- die bereits im Hause gewesen waren-), bis sie nach 3 Jahren ein Auto überfuhr.<br />

Einige Jahre später stieß ich zufällig wegen eines anderen Tierschutzprojektes auf Seiten im internet, die bei dem Transport<br />

eines H<strong>und</strong>es aus dem Ausland Hilfe anbieten. Noch einmal beauftragte ich Mohammeds Frau, die zufällig wieder<br />

nach Guermessa reiste, sich nach <strong>Ali</strong>`s Verbleib zu erk<strong>und</strong>igen. Leider fehlte jedoch nach dieser Zeit jede Spur....<br />

Das Versprechen war für immer gebrochen...<br />

Aber das Bild von <strong>Ali</strong> lässt mich in Gedanken nicht mehr los.<br />

AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 7


AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 8<br />

„Kreuzweg der <strong>Tiere</strong>“<br />

Projektausstellung von unserem Mitglied, Pfr. Thomas Webel-Reiner<br />

Diese war im Monat Juli – 08 in der Altstadtkirche in Gelsenkirchen zu sehen. Die Ausstellung kann ausgeliehen werden. Wer daran<br />

Interesse hat kann sich an Pfr. Webel-Reiner wenden: thomas-webel@gelsennet.de<br />

Pressemitteilung:<br />

Unter Kreuzweg verstehen wir im kirchlichen Raum die bis zu 14 Stationen des Weges Jesu in den<br />

Tod. Der gläubige Mensch versenkt sich auf diesem letzten Weg Jesu, durch Nachvollzug der<br />

Stationen in das Karfreitag Geschehen.<br />

Diesen Gedanken greife ich auf:<br />

Der Umgang mit den <strong>Tiere</strong>n ist in unserer Gesellschaft ein Weg der Qual <strong>und</strong> des Todes, geduldet,<br />

gewollt <strong>und</strong> vollzieht sich doch für die Öffentlichkeit weitgehend im Verborgenen.<br />

Die Idee ist, die Leidensstationen der von Gott gesegneten Schöpfung Tier (siehe Genesis) öffentlich,<br />

sichtbar <strong>und</strong> darum ein Stück nachvollziehbar zu machen.<br />

Nur wer die Wahrheit / Wirklichkeit kennt hat Wissen <strong>und</strong> kann sich entscheiden, ob er /sie mit der<br />

Wahrheit / Wirklichkeit leben will. Wissen gibt die Möglichkeit Entscheidungen zu treffen. Der<br />

Kreuzweg will nicht moralisieren, sondern informieren <strong>und</strong> betroffen machen. Der von Gott zur Liebe<br />

befähigte Mensch ist von Jesus Christus gerufen „in der Liebe“ zu leben.<br />

Die lieblose Wirklichkeit für die <strong>Tiere</strong> dieser Zeit öffne ich in 10 Tafeln zu 0,5x2 m unter den Titeln:<br />

Versuchsobjekt<br />

Gegessen<br />

Ausgebeutet<br />

Vernichtet<br />

Ausgezogen <strong>und</strong> weggeworfen<br />

Verladen<br />

Geschlachtet<br />

Gequält<br />

Missbraucht<br />

Misshandelt<br />

Diese Tafeln werden ergänzt durch ein Triptychon ( 3 Tafeln zu 0,5x2 m): Vater,<br />

Sohn, Heiliger Geist.<br />

Unter Verwendung von kleinen Metallobjekten, die <strong>Tiere</strong> darstellen, wird der Aspekt Schöpfung, Schöpfer, Leid <strong>und</strong> Erlösung deutlich.<br />

Die 14. Station ist ein schlichtes großes Kreuz, an das die Betrachter der Ausstellung „Stellungnahmen“ heften können, so dass<br />

Reaktionen der Kreuzweg“wanderer aufgenommen werden. Der Kreuzweg war vom 05.07.2008 den Juli über in der Evangelischen<br />

Altstadtkirche in Gelsenkirchen zu sehen.<br />

Es ist vorgesehen, dass dieser Kreuzweg auch ausgeliehen werden kann (Kontakt .s.o.).<br />

Selig sind die Sanftmütigen! Jesus


Predigt von Pfr. Webel-Reiner zur Ausstellungseröffnung:<br />

Am Anfang schuf Gott Himmel <strong>und</strong> Erde.<br />

1. Mose, 20-28<br />

20 Und Gott sprach am Morgen des fünften Tages:<br />

Es wimmle das Wasser von lebendigem Getier,<br />

<strong>und</strong> Vögel sollen fliegen auf Erden unter der<br />

Feste des Himmels.<br />

21 Und Gott schuf große Walfische <strong>und</strong> alles Getier,<br />

das da lebt <strong>und</strong> webt, davon das Wasser<br />

wimmelt, ein jedes nach seiner Art, <strong>und</strong> alle gefiederten<br />

Vögel, einen jeden nach seiner Art. Und<br />

Gott sah, daß es gut war. 22 Und Gott segnete<br />

sie <strong>und</strong> sprach: Seid fruchtbar <strong>und</strong> mehret euch<br />

<strong>und</strong> erfüllet das Wasser im Meer, <strong>und</strong> die Vögel<br />

sollen sich mehren auf Erden.<br />

23 Da ward aus Abend <strong>und</strong> Morgen der fünfte<br />

Tag.<br />

24 Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendiges<br />

Getier, ein jedes nach seiner Art: Vieh,<br />

Gewürm <strong>und</strong> <strong>Tiere</strong> des Feldes, ein jedes nach<br />

seiner Art. Und es geschah so.<br />

25 Und Gott machte die <strong>Tiere</strong> des Feldes, ein<br />

jedes nach seiner Art, <strong>und</strong> das Vieh nach seiner<br />

Art <strong>und</strong> alles Gewürm des Erdbodens nach seiner<br />

Art. Und Gott sah, dass es gut war.<br />

26 Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen,<br />

ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen<br />

über die Fische im Meer <strong>und</strong> über die Vögel<br />

unter dem Himmel <strong>und</strong> über das Vieh <strong>und</strong> über<br />

alle <strong>Tiere</strong> des Feldes <strong>und</strong> über alles Gewürm,<br />

das auf Erden kriecht. 27 Und Gott schuf den<br />

Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes<br />

schuf er ihn; <strong>und</strong> schuf sie als Mann <strong>und</strong> Weib.<br />

28 Und Gott segnete sie <strong>und</strong> sprach zu ihnen:<br />

Seid fruchtbar <strong>und</strong> mehret euch <strong>und</strong> füllet die<br />

Erde <strong>und</strong> machet sie euch untertan.<br />

Liebe Gemeinde, die <strong>Tiere</strong> gehören zur Schöpfungsordnung<br />

Gottes. Sie sind gewollt, geschaffen<br />

aus derselben Kraft, der Kraft, die das Universum<br />

ins Leben gerufen hat, geschaffen von<br />

dem, den wir bekennen als den Schöpfer, der<br />

Himmel <strong>und</strong> Erde gemacht hat.<br />

Gott ließ eine Ordnung entstehen, eine Schöpfungsordnung.<br />

Nachdem längst die Tierwelt gesegnet<br />

wurde, es ist das erste Mal, dass das<br />

Segnen Gottes in der Bibel erwähnt wird, nachdem<br />

also längst die Tierwelt gesegnet wurde,<br />

kommt der Mensch. Er wird hineingefügt in die<br />

Ordnung Gottes als ein Teil, ein Teil, der aber<br />

Verantwortung trägt.<br />

Darin unterscheidet sich der Mensch vom Tier,<br />

der Mensch hat Verantwortung. Er ist beauftragt.<br />

Er kann selbst, von Gott gesegnet, ein<br />

Segen sein oder ein Unheilstifter. Für Mensch<br />

<strong>und</strong> Tier gilt: Ihr seid auch dazu da, Gott zu<br />

loben. So heißt es zum Beispiel im Psalm 148 :<br />

Lobet den Herrn auf Erden, ihr großen Fische<br />

AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 9<br />

<strong>und</strong> ihr <strong>Tiere</strong> <strong>und</strong> alles Vieh, Gewürm <strong>und</strong> alle<br />

Vögel. // Genau wie der Mensch, hat das Tierreich<br />

sein Gegenüber in Gott, dankbar erkennt<br />

der Mensch zusammen mit dem Tier:<br />

Lobe den Herrn meine Seele <strong>und</strong> vergiss nicht,<br />

was er dir Gutes getan hat.<br />

Die <strong>Tiere</strong> werden von Gott bewahrt/ gerettet,<br />

weil sie Teil der Schöpfung sind, wir kennen alle<br />

die Arche, die Noah gebaut hatte, um Platz zu<br />

haben, Paar für Paar von jedem Tier. Die <strong>Tiere</strong><br />

werden von Gott in den Dienst genommen, genau<br />

wie der Mensch. In der Bibel lesen wir davon,<br />

dass Gott zum Beispiel die Heuschreckenplage<br />

sendet, die Stechmücken, um das Herz<br />

des Pharaos zu erweichen. Wir hören von einem<br />

Wal, der den Propheten Jona dorthin bringt, wo<br />

er seinen Auftrag zu erfüllen hat. Wir hören von<br />

dem Esel, der die schwangere Maria trägt. Der<br />

Heiland Jesus Christus reitet auf einem jungen<br />

Esel in Jerusalem ein. Zuvor hat er dem Volk<br />

beigebracht, dass Gott an Tieropfern kein Gefallen<br />

hat. In seinem, Christi, Tod ist das letzte<br />

„Opfer“ gebracht worden. Etwa 130 (!) Tierarten<br />

werden in der Bibel erwähnt, darunter, z.B.<br />

Kamel, Affe <strong>und</strong> auch Wildschein, die <strong>Tiere</strong> sind<br />

somit eingebaut in das, was es von dem Vater<br />

im Himmel zu sagen gibt, in das, was er uns zu<br />

sagen hat, eingebaut in die Heilige Schrift, das<br />

Wort Gottes. Schön darin das Wort vom Hirten.<br />

Darin werden Mensch <strong>und</strong> Tier auf im Bild einer<br />

Stufe gesehen, d.h. der Mensch ist gemeint in<br />

dem Bild des <strong>Tiere</strong>s. Psalm 23 spricht: Der Herr<br />

ist mein Hirte. Und Jesus selbst: Ich bin der<br />

gute Hirte. Ihr seid meine Schafe, <strong>und</strong> wenn ihr<br />

mich kennt, dann folgt ihr mir nach. Doch das<br />

ist der Punkt an dem sich vieles entscheidet<br />

<strong>und</strong> manches zerbricht: Die Nachfolge. Wir kennen<br />

vielleicht das Bild (oft gemalt <strong>und</strong> gedruckt)<br />

wie Jesus in der Schafherde steht <strong>und</strong> als liebender,<br />

fürsorglicher Gottes Sohn, ein kleines<br />

Schaf auf dem Arm hält. Wer mag sich bei diesem<br />

Bild vorstellen, dass Jesus im nächsten<br />

Moment das Messer nimmt, <strong>und</strong> zusticht: Leute<br />

lasst uns feiern <strong>und</strong> lecker essen. Geht gar<br />

nicht. Ihr seid meine Schafe, kennt ihr mich,<br />

folgt ihr mir nach. Nachfolge:<br />

Was heißt das eigentlich für den Umgang mit<br />

unseren <strong>Tiere</strong>n, den Geschwistern des Tierreiches?<br />

Was heißt das, was bedeutet es in der Nachfolge<br />

zu sein, wenn es um die <strong>Tiere</strong> geht? Ich glaube<br />

es ist richtig, wenn ich sage: Der himmlische<br />

Vater ist ein fürsorglich, liebender Vater, der<br />

seine Liebe der ganzen Schöpfung schon allein<br />

darin erwiesen hat, dass er sie nach seinem<br />

heiligen Willen geschaffen hat. Jesus Christus,<br />

der Sohn der Liebe, der uns an den Vater<br />

erinnert, der uns zur Liebe aufruft <strong>und</strong> auch<br />

gleichzeitig zu ihr befähigt, spricht uns ins Gewissen.<br />

So kann das Gebot der St<strong>und</strong>e nur dies<br />

sein, dass wir unserem Gegenüber, der Tierwelt


unsere Achtung <strong>und</strong> unseren Respekt erweisen.<br />

Wir begegnen in den <strong>Tiere</strong>n unserem<br />

gemeinsamen Schöpfer. So wie wir in jeder<br />

menschlichen Begegnung immer dem Schöpfer<br />

begegnen, dem, der alles gemacht hat, dich <strong>und</strong><br />

mich.<br />

Der Mensch ist der Schöpfungsordnung nach<br />

ein Bebauer <strong>und</strong> Bewahrer, kein Zerstörer <strong>und</strong><br />

kein Ausbeuter. Letzteres ist sicherlich nicht<br />

Gottes Wille. Dein Wille geschehe, wie im Himmel<br />

so auf Erden.<br />

Wir müssen uns, wenn wir die Schöpfung anschauen,<br />

<strong>und</strong> das was mit ihr geschieht, müssen<br />

uns fragen, entspricht das Treiben der Menschen<br />

Gottes Willen. Würde es wohl im Himmel<br />

so aussehen wie bei uns auf Erden. Schön, dass<br />

Paulus schon sagen konnte:<br />

Die ganze (!) Schöpfung hofft auf die Erlösung<br />

(Römer 8).<br />

Und die braucht sie auch. Auf den Tafeln dieses<br />

Projektes werden viele Probleme angesprochen,<br />

die heutzutage vom Menschen verursacht, auf<br />

die Tierwelt einwirken:<br />

Nehmen wir z.B. das sinnlose Töten der Stiere<br />

im spanischen Stierkampf. Nehmen wir die Ausrottung<br />

der Wale. Immer wieder gibt es Arten<br />

von <strong>Tiere</strong>n, die vom Aussterben bedroht sind,<br />

<strong>und</strong> die es tatsächlich schon nicht mehr gibt.<br />

Nicht etwa weil sein Wille geschieht auf Erden,<br />

nein, weil die menschliche Hand, aus Angst<br />

ums Überleben <strong>und</strong> für fragwürdigen Profit,<br />

eingreift. Durch die Abholzung der Regenwälder<br />

(z.B.)wegen Sojaanbau, wird vielen <strong>Tiere</strong>n der<br />

Lebensraum entzogen. Die Meere werden bald<br />

leergefischt sein. In dem Maße wie die Meere<br />

leerer werden, werden die Ställe der Massentierhaltung<br />

größer <strong>und</strong> mehr. Was hier geschieht,<br />

durch menschliche Hand, ist zum Teil<br />

blankes Leid.<br />

Man kann es heute leicht in Erfahrung bringen,<br />

was mit <strong>Tiere</strong>n in Laboren <strong>und</strong> Fabriken gemacht<br />

wird. Es läuft am Ende immer auf das<br />

Eine hinaus: Die <strong>Tiere</strong> werden entseelt als Ware<br />

betrachtet. Sie werden wie seelenlose, Wesen<br />

behandelt, die weder Schmerz noch Leid kennen.<br />

Ihnen wird zum Teil ein derart entwürdigendes,<br />

erdrückendes Schicksal aufgebürdet,<br />

das, würde es Menschen geschehen, mit<br />

höchsten Strafen geächtet würde. Tatbestand:<br />

Missbrauch, Körperverletzung <strong>und</strong> Mord. Doch<br />

es sind ja nur <strong>Tiere</strong>! Nur <strong>Tiere</strong>? Wie steht das<br />

im krassen Widerspruch zum dem, was Menschen<br />

mit <strong>Tiere</strong>n erfahren: Da gibt es Benno den<br />

Schäferh<strong>und</strong>. Er ist ein Therapieh<strong>und</strong>, der ältere<br />

Menschen im Heim besucht <strong>und</strong> Freude<br />

bringt. Da gibt es die für Katastrophen<br />

ausgebildeten Suchh<strong>und</strong>e, die Menschenleben<br />

retten. Da sind die Delfine, die behinderten<br />

Menschen helfen, zu sich zu finden, <strong>und</strong> Türen<br />

AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 10<br />

für Heilungsprozesse zu öffnen. Ochse <strong>und</strong><br />

Pferd haben h<strong>und</strong>erte Jahre dem Menschen<br />

geholfen, die Arbeit auf dem Feld zu verrichten.<br />

Kamele haben Salz <strong>und</strong> andere Kostbarkeiten<br />

durch die Wüste getragen, um das Leben der<br />

Menschen zu bereichern. Brieftauben haben<br />

Nachrichten verbreitet, längst bevor es die Post<br />

gegeben hat. Wie groß ist die Trauer, wenn der<br />

Familienh<strong>und</strong> stirbt, der 15 Jahre ein Teil der<br />

Familie gewesen ist? Wie oft wurde sie schon<br />

beschrieben, die buchstäbliche Fre<strong>und</strong>schaft<br />

<strong>und</strong> Treue des <strong>Tiere</strong>s zum Menschen.<br />

Viele Menschen erhalten mehr Liebe durch ein<br />

Tier, als auf dem Weg von Mensch zu Mensch.<br />

Es ist bekannt, dass Menschen, die sich um ein<br />

Tier zu kümmern haben, weniger Probleme mit<br />

Vereinsamung haben als andere.<br />

Wer freut sich nicht am Gesang der Vögel am<br />

Morgen, die, bevor noch der Mensch seinen Tag<br />

beginnt, längst das Loblied in den Himmel steigen<br />

lassen.<br />

Liebe Gemeinde, es ist, das ist meine feste<br />

Überzeugung, ein neues Hinsehen <strong>und</strong> Hinhören<br />

notwendig, wenn es um unsere Mitgeschöpfe,<br />

die <strong>Tiere</strong> geht.<br />

Das Leid, das <strong>Tiere</strong> in unseren Tagen erfahren,<br />

geht uns etwas an. Da wir die Bebauer<br />

<strong>und</strong> Bewahrer sind, sind wir gefragt, wenn etwas<br />

nicht in Ordnung, in der Ordnung Gottes<br />

ist, sind wir gefragt, sie wieder herzustellen,<br />

bevor Gott seinen Zusagen nach sein Reich vollendet.<br />

Gottes guter Geist segnet sicherlich jeden kleinen<br />

Schritt den wir tun werden.<br />

Ich möchte nicht dazu aufrufen dieses oder jenes<br />

zu tun, aber wenn Sie es wollen, dann<br />

schauen Sie einfach mal auf die hier ausgestellten<br />

Tafeln <strong>und</strong> lassen die Bilder <strong>und</strong> den<br />

Text auf sich wirken, vielleicht sagt Ihnen die<br />

eine oder andere Botschaft etwas.<br />

Die Tat-sachen sind erschreckend.<br />

Bevor wir alle Anteil haben an dem großen<br />

Reich des Friedens, können wir Frieden schenken,<br />

mit jeder guten Tat <strong>und</strong> jedem bewussten<br />

Schritt.<br />

Gott segne unser Tun <strong>und</strong> unser Lassen. Und er<br />

helfe uns zu unterscheiden, <strong>und</strong> er überwinde<br />

uns in unseren festgefahrene Meinungen <strong>und</strong><br />

Verhaltensweisen. Er öffne uns hin zu neuem<br />

Sein. Damit wir Botschafter <strong>und</strong> Wegbereiter<br />

sind der neuen Erde <strong>und</strong> Licht der Welt, wie<br />

Jesus es gewollt hat.


Liebe AKUT Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>innen,<br />

AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 11<br />

���������������������������<br />

Als erstes möchte ich mich herzlich für die vielen Meldungen bedanken, die per Post, E-Mail <strong>und</strong> Telefon in den vergangenen Monaten bei mir<br />

eingegangen sind! Es freut mich, zu sehen <strong>und</strong> zu spüren, dass AKUT lebt <strong>und</strong> gut gedeiht! Nur, das stelle ich immer wieder fest, haben leider die meisten<br />

von Ihnen noch immer nicht das Glück, in der Nähe einer Regionalgruppe zu wohnen. AKUT besteht also noch aus ganz vielen Einzelkämpfern <strong>und</strong> das<br />

Vernetzen scheint mir eines unserer wichtigsten Themen, um effektiver arbeiten zu können. Deswegen habe ich auch den „Brief aus dem Süden“, der<br />

mich sehr berührt hat, in diese Ausgabe aufgenommen. Ich finde, es ist ein gutes Beispiel, wie hilfreich es sein kann, wenn AKUT Fre<strong>und</strong>e sich finden.<br />

Und es ist natürlich auch ein Beispiel für einen Einsatz aus vollem Herzen, was ich sehr bew<strong>und</strong>ere! Aber, ich staune immer mehr, das ist bei uns kein<br />

Einzelfall! Viele von Ihnen sind mit ganzer Kraft im Einsatz für unsere Tiergeschwister. Das ist <strong>und</strong> muss ja nicht immer „nur“ für AKUT sein, aber es ist gut<br />

wenn AKUT- Gedanken überall in den Tierschutz einfließen. Dazu reicht es oft, wenn Sie immer wieder unseren Flyer oder bei möglichen Gelegenheiten<br />

eine Predigt <strong>und</strong>/oder einen Artikel auslegen. Wichtig ist nur, dass daraus unser Anliegen ersichtlich ist <strong>und</strong> unsere Kontaktdaten, damit Interessierte uns<br />

auch schnell finden können.<br />

Noch mal zurück zu dem bereits erwähnten „Brief aus dem Süden“. Bitte folgen Sie<br />

diesem Beispiel <strong>und</strong> schicken Sie mir einen kleinen Bericht, wenn auch Sie für die<br />

<strong>Tiere</strong> <strong>und</strong> AKUT aktiv sind oder Ideen haben. Ich würde mich freuen, wenn ich in<br />

jedem Heft jemanden von Ihnen vorstellen dürfte. Bitte nicht zu lang, eine A4 Seite<br />

darf es aber schon sein, <strong>und</strong> wenn Sie auch noch ein Bild von sich dabei haben<br />

möchten, sehr gerne! Schön wäre, wenn ich auch Ihre Kontaktdaten veröffentlichen<br />

dürfte, damit Sie für andere Mitglieder <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e ansprechbar sind. Das ist aber<br />

keine Bedingung. Ich bin schon gespannt, was da noch alles kommt! ☺<br />

Was bei mir auch noch ganz oben liegt, sind die Aufregungen der vergangenen<br />

Monate wegen den inhaftierten österreichischen Tierrechtlern, die wie<br />

Schwerstverbrecher von vermummten <strong>und</strong> schwer bewaffneten Polizisten aus ihren<br />

Betten gerissen wurden <strong>und</strong> mit haltlosen Vorwürfen 3 Monate in U-Haft gehalten<br />

wurden!!! Inzwischen sind sie zwar wieder frei, aber diese Sache ist noch lange nicht<br />

ausgestanden. Wer davon evtl. noch nichts gehört hat, es würde hier den Rahmen<br />

sprengen ins Detail zu gehen, aber, falls Sie einen Internetanschluss haben, können Sie sich u. a. bei www.vgt.at informieren.<br />

Dann gibt es noch die Versuche, den Verein Pro Animale mit mehr als miesen Mitteln, in den Schmutz zu ziehen. Wie es jetzt mit dem Schwarzwaldhof<br />

steht weiß ich nicht, aber ein wenig Einblick worum es geht finden Sie unter: http://www.pro-animale.de/pa_brief%20seite1.htm.<br />

Ja, <strong>und</strong> dann ist da noch die Aufregung über die Ev. Luth. <strong>Kirche</strong>ngemeinde St. Jakobi in Hannover, die ein Gr<strong>und</strong>stück an Boehringer verkauft hat, auf<br />

welchem ein Tierversuchslabor gebaut werden soll. Zitat aus einer Mail der Bürgerinitiative:<br />

„der Pharmakonzern Boehringer-Ingelheim plant ein Impfstoffzentrum mit großen Massentierhaltungsställen (je 1000 Schweine <strong>und</strong> Rinder, später auch<br />

Pferde) in Hannover. Es werden 2 x wöchentlich Transporter mit diesen gequälten <strong>Tiere</strong>n angefahren, um an ihnen grausame Versuche vorzunehmen.<br />

Die ev. Jakobi - <strong>Kirche</strong>ngemeinde besitzt auf diesem Gelände einige Gr<strong>und</strong>stücke, die Boehringer für ihr Bauvorhaben benötigen. Die <strong>Kirche</strong> ist willens zu<br />

verkaufen ...“<br />

Inzwischen hat die Gemeinde an Boehringer verkauft, aber der Protest läuft weiter. Mehr dazu unter:<br />

http://www.schweinerei-hannover.de/. Stellungnahmen gibt es u.a. von „Ärzte gegen Tierversuche e.V.: http://www.aerzte-gegen-tierversuche.de (unter:<br />

Projekte > Stellungnahmen). Protestieren können Sie u. a. hier:<br />

http://action.peta.de/ea-campaign/clientcampaign.do?ea.client.id=44&ea.campaign.id=1060<br />

Pfr. Seidel hat einen Protestbrief an die Gemeinde geschickt <strong>und</strong> unser Mitglied, Elisabeth Petras, hat an einer Demo gegen dieses Vorhaben teilgenommen<br />

<strong>und</strong> damit AKUT vertreten. Zu mehr sahen wir uns bisher leider nicht im Stande.<br />

Viele AKUT Mitglieder <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e beteiligen sich am Kampf gegen die im Osten vielerorts geplanten Megaschweinefabriken mit bis zu 100.000 „Mast-<br />

Plätzen“. Da ist auch unsere neue Regionalgruppe Sachsen-Anhalt fleißig am Werke. Protestiert haben wir auch gegen die Erweiterung des<br />

Schlachthofes in Weisenfels. Pfr. Seidel war dort bei einer Protestveranstaltung dabei <strong>und</strong> wir haben dazu auch eine Pressemitteilung herausgegeben,<br />

siehe S. 34<br />

Nun aber zu den erfreulicheren Dingen: Wir freuen uns sehr, wieder ein AKUT Mitglied im Tierschutzbeirat im „Hessisches Ministerium für Umwelt, ländlicher<br />

Raum <strong>und</strong> Verbraucherschutz“ zu haben. Letztes Jahr konnten wir keine Person benennen, da sich niemand im Raum Hessen fand, die oder der<br />

dazu bereit <strong>und</strong> dafür geeignet gewesen wäre. Inzwischen ist Frau Veronika Gielow „Hessin“ geworden <strong>und</strong> hat das Amt aufgenommen.<br />

Wir Nordlichter freuen uns, dass Pfr. Holger Janke einen Sitz im Tierschutzbeirat des Schleswig-Holsteinischen Landwirtschaftsministeriums übernommen<br />

hat. Herzlichen Dank an Euch beide, das sind sicher keine leichten Ämter!!!<br />

Erfreulich auch, dass es b<strong>und</strong>esweit immer mehr Gottesdienste für Mensch <strong>und</strong> Tier gibt. Auf meiner Liste habe ich bisher in diesem Jahr 32, <strong>und</strong> das<br />

sind nur die, die mir gemeldet wurden. Ich habe langsam den Verdacht, dass die „Dunkelziffer“ groß ist. Neue „Sterne“ sind dazu gekommen in Dorfen,<br />

Bockhorn, Bantzenheim, Merzhausen <strong>und</strong> Steppach. Auch die Nachfrage nach Stellungnahmen, Interviews etc. steigt.<br />

Das alles ist zwar immer noch viel zu wenig, um auch nur im Entferntesten von einem Durchbruch zu sprechen, aber immerhin so viel, um guten Mutes zu<br />

sein. So jedenfalls geht es mir! ☺<br />

Vivian Kate Wichmann<br />

„In unserer Welt sind die großen theologischen Themen von Schöpfung <strong>und</strong> Erlösung nicht mehr zwei nacheinander denkbare<br />

<strong>und</strong> voneinander unabhängige Themen. Ein individuell verstandenes „Seelenheil“, das die Schöpfung nicht befreit, kann nicht<br />

mehr ernst genommen werden; der Zerfall dieser religiösen Restkultur ist nur konsequent.“<br />

Dorothee Sölle (aus dem Buch „Du stilles Geschrei)


Regionalgruppe Nord<br />

Kontakt:<br />

Pfr. Holger Janke<br />

Tel. 040 – 543 109<br />

oder Vivian Kate Wichmann<br />

Tel. 040- 642 63 61<br />

Regionalgruppe Ruhrgebiet<br />

Kontakt:<br />

Dr. Ingeborg Gräßer<br />

Tel. 02302 –30 255<br />

Regionalgruppe Franken<br />

Kontakt:<br />

Angelika Zech-Stadlinger<br />

Tel. 0911- 269 126<br />

Regionalgruppe Süd-West<br />

Kontakt:<br />

Elfriede Steckroth<br />

Tel. 07127- 32 634<br />

oder Gerhard Büschel<br />

Tel. 07472-65 97<br />

Regionalgruppe Sachsen-<br />

Anhalt:<br />

RA Josef Fassl<br />

Tel. 0391-602 195<br />

Bereich Freikirchen:<br />

Kontakt:<br />

Jörg Weidemann<br />

Tel. 02302- 789 163<br />

Ansprechpartnerin für Raum<br />

Köln:<br />

Regina Kowalzick<br />

Tel. 02204-810 789<br />

Weitere Gruppen die zum Thema<br />

<strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> <strong>Tiere</strong> arbeiten<br />

Gruppe „Tier“ in Dresden<br />

Kontakt:<br />

Elisabeth Adam (AKUT Mitglied)<br />

Tel. 0351- 252 50 47<br />

Ökumenischer Arbeitskreis<br />

„Mitgeschöpflichkeit“<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis <strong>und</strong> Dekanat Moers<br />

Kontakt:<br />

Pfr. Frank Becker (AKUT Mitglied)<br />

Tel. 02841- 503 703<br />

Ökumenischer Arbeitskreis<br />

„<strong>Aktion</strong> Mitgeschöpfe“<br />

in Leonberg<br />

Kontakt:<br />

Dr. Theodor Hebart<br />

Tel. 07152- 51829<br />

oder Peter Hompa (AKUT Mitglied)<br />

Tel. 07033- 130 533<br />

AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 12<br />

R � E � G � I � O � N � A � L � E � S ��<br />

Neue Regionalgruppe: Sachsen-Anhalt<br />

Am 01. Juli 2008<br />

wurde im Beisein<br />

des AKUT-<br />

Vorsitzenden,<br />

Herrn Pfarrer<br />

Ulrich Seidel, in<br />

Magdeburg die<br />

Regionalgruppe<br />

Sachsen-Anhalt<br />

des AKUT e. V.<br />

gegründet.<br />

Derzeit stellen wir<br />

interessierten<br />

Christen unsere<br />

Anliegen vor,<br />

knüpfen bzw.<br />

erneuern Kontakte <strong>und</strong> versuchen Pfarrer in Sachsen-Anhalt zu gewinnen, auch<br />

für unsere tierlichen Mitgeschöpfe einzutreten, sie z. B. in die Fürbitten mit<br />

einzubeziehen oder sich sogar an die Gestaltung eines gemeinsamen<br />

Gottesdienstes für Mensch <strong>und</strong> Tier zu wagen.<br />

Seit der Gründung konnten wir in Magdeburg einen Pfarrer zur Planung eines<br />

Tiergottesdienstes gewinnen, der aber wohl erst in 2009 stattfinden wird. Hierüber<br />

werden wir zu gegebener Zeit genauer informieren.<br />

Weiterhin sagte AKUT-Mitglied Alfredo Rockstroh, Pfarrer aus Möringen bei<br />

Stendal, seine aktive Mitarbeit in unserer Regionalgruppe zu. In einer<br />

gemeinsamen Besprechung am 15.09.2008 entstand konkret die Planung, eine<br />

Diskussionsr<strong>und</strong>e, die vierteljährlich zum Thema "Tier <strong>und</strong> <strong>Kirche</strong>" stattfinden<br />

soll, zu organisieren. Der Beginn ist für den 04. März 2009 anlässlich des<br />

Kreiskirchentages vorgesehen. Die Diskussionsr<strong>und</strong>e soll jeweils zu einem<br />

speziellen Thema stattfinden <strong>und</strong> durch einen Fachvortrag eingeleitet werden. Für<br />

den Kreiskirchentag suchen wir derzeit eine vegetarisch lebende Ärztin/einen<br />

vegetarisch lebenden Arzt.<br />

Am 27.09.2008 war unsere Regionalgruppe beim Studientag in Wittenberg u. a.<br />

mit einem eigenen Redebeitrag zum Thema „Tierrechte“ vertreten.<br />

Am 05. Oktober 2008 fand in Cobbel wieder in der Reithalle der IG Freizeit mit<br />

Pferden <strong>und</strong> Pferdeschutz e. V. ein Tiergottesdienst mit Pfarrer Gümbel statt. Pfr.<br />

Gümbel ist zwar kein AKUT-Mitglied, aber wir nehmen seit Jahren an seinem<br />

Gottesdienst für Mensch <strong>und</strong> Tier teil <strong>und</strong> freuen uns immer wieder aufs Neue<br />

darauf – <strong>und</strong> natürlich auf den leckeren Kuchen, den es jedes Mal im Anschluss<br />

gibt!<br />

Daneben konnten wir nette Anrufe – AKUT-Mitglieder aus anderen<br />

B<strong>und</strong>esländern – entgegennehmen, die uns viel Zuversicht für die bevorstehenden<br />

Aufgaben geben.<br />

Für das Jahr 2009 hat sich schon jetzt ein neues Mitglied aus der Altmark<br />

angekündigt, worüber wir uns sehr freuen.<br />

Wir hoffen, dass es so positiv weitergeht.<br />

Josef Fassl<br />

RG Sachsen-Anhalt


G a n z s c h ö n v i e l l o s i n M o e r s !<br />

Keine Angst vor Kraut <strong>und</strong> Rüben - vegetarischer Abend zum Schlemmen <strong>und</strong> Nachdenken am 29. August 08 in<br />

der Begegnungsstätte der ev. <strong>Kirche</strong>ngemeinde Moers<br />

Die Idee zur obiger Veranstaltung wurde geboren nach einem Vortrag von Pfarrer Frank Becker (Synodalbeauftragter für Mitgeschöpflichkeit<br />

<strong>und</strong> langjähriges AKUT Mitglied) in der Ev. Christuskirche Scherpenberg zum Thema „Leid der <strong>Tiere</strong>“. Der Vortrag hatte<br />

große Betroffenheit bei den Zuhören ausgelöst, aber auch Unsicherheit bei der Frage wie es denn möglich sei den eigenen Lebensstil zu<br />

ändern um das Leid der <strong>Tiere</strong> zu mindern. Aus dieser Unsicherheit formte sich die Idee zu dieser Veranstaltung.<br />

Gezeigt wurde, dass Vegetarisch essen nicht nur Verzicht auf Fleisch, sondern zuallererst ein lustvoller Gewinn ist. Unter dem Leitsatz<br />

„Keine Angst vor Kraut <strong>und</strong> Rüben!“ konnten sich die Teilnehmer gemeinsam zwölf verschiedene Köstlichkeiten vom vegetarischen Büffet<br />

schmecken lassen, u.a. Avocadodip mit Sesamsamen, Weißkohlsalat mit Mango, Champignonköpfe gefüllt mit Kräutermascarpone auf<br />

Lauchgemüse, Gemüsebratlinge, verschiedene Salate <strong>und</strong> noch vieles mehr.<br />

Pfarrer Frank Becker, der sich im <strong>Kirche</strong>nkreis Moers um den fairen Umgang mit den Mitgeschöpfen kümmert, also um die Rechte der<br />

<strong>Tiere</strong> , brachte die Besucher in einer meditativen Einführung intensiv auf den vegetarischen Geschmack.<br />

Zudem gab es Nachdenkliches: Der wachsende Fleischkonsum begünstigt nicht nur zahlreiche Zivilisationskrankheiten. Er ist mitverantwortlich<br />

für den Hunger auf der Welt, für skandalöse Zustände in der Massentierhaltung <strong>und</strong> gilt außerdem als einer der Auslöser für die<br />

globale Erwärmung. Der Abend stellte den Zusammenhang her zwischen Fleischkonsum <strong>und</strong> die Folgen für die Welt.<br />

Die Nachfrage war überwältigend. Es blieb kein Platz leer. Der Kostenbeitrag von 5 Euro war bewusst gering gehalten, damit auch jüngere<br />

<strong>und</strong> nicht so einkommensstarke Gäste sich leisten konnten, „den sinnlichen Genuss der vegetarischen Ernährung zu erleben.“<br />

Im Rahmen der Ausstellung: „Das Kreuz mit dem Kreuz“ – Kunstinstallationen von Ludger Hinse die von 6. April bis 31 Mai 08 in<br />

Duisburg zu sehen war – hielt Pfr. Becker am 24. April einen Vortrag zum Thema: „Das Seufzen der Kreatur angesichts des Kreuzes<br />

Christi“.<br />

In einem Artikel in der „Rheinischen Post – der Grafschafter – Bote für<br />

Stadt <strong>und</strong> land“ vom Samstag d. 17. Mai 08, wurde aus dem Vortrag<br />

zitiert:<br />

„Seit einiger Zeit entdecken wir, dass wir Menschen nicht nur Christus<br />

<strong>und</strong> nicht nur auf tausendfältige Weise Menschen kreuzigen, sondern<br />

auch <strong>Tiere</strong>.<br />

1985 wurde in einer Ausstellung das Bild eines überfahrenen Hasen<br />

auf dem Hintergr<strong>und</strong> eines Autobahnkreuzes gezeigt. Dies hat zu einer<br />

heftigen Diskussion geführt. Darf ein Tierbild auch nur entfernt an den<br />

Kreuzestod Jesu erinnern?<br />

Die Einstellung zur modernen Kunst spielt dabei keine Rolle. Sondern<br />

unser gestörtes Verhältnis zu den Mitgeschöpfen, vor allem unsere<br />

Überheblichkeit, die uns vergessen ließ, dass Jesu Opfertod nicht nur<br />

der Erlösung des Menschen gilt, sondern auf das Heil der ganzen<br />

Schöpfung abzielt. Der Apostel Paulus spricht vom Seufzen aller<br />

Kreatur, die auf Erlösung wartet. Der württembergischen Pfarrer Albert<br />

Knapp sah zu seiner Zeit das Elend der <strong>Tiere</strong> <strong>und</strong> hörte ihre Schreie.<br />

So gründete er 1837 den ersten deutschen Tierschutzverein.“<br />

Und damit noch nicht genug: Auch ein Gottesdienst gab es - <strong>und</strong><br />

das nicht zum ersten Mal – Am 28. September 08 wurde bereits der<br />

10. Ökumenische Gottesdienst mit Menschen <strong>und</strong> <strong>Tiere</strong>n gefeiert.<br />

Unter der Leitung von Pfr. Becker <strong>und</strong> Pfr. i. R. Viktor Roeloffs in<br />

Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis „Mitgeschöpflichkeit“ im<br />

Dekanat <strong>und</strong> <strong>Kirche</strong>nkreis Moers <strong>und</strong> den „Tierschutzverein Moers.“<br />

AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 13<br />

Von einem Christen kann man erwarten, dass er sich dessen, was er isst, bewusst ist, also bewusst isst. Wer beim Kauen<br />

eines Stückes Fleisch den Gedanken nicht erträgt, dass dies einmal zu einem lebendigen, empfindungsfähigen Lebewesen<br />

gehörte, das um seinetwillen getötet wurde, der ist in seinen Gefühlen auf dem richtigen Weg. Er fängt an, seine<br />

Ernährungsweise ethisch zu überdenken<br />

Pfr. Wilhelm Wegner


EVELYN´S KATZENSTEINE<br />

Am Sonntag d. 14. September 2008 lud unser Mitglied, Evelyn Fleig, wieder zur<br />

„Katzenmatinee“ in Ihrem „Zaubergarten“ ein. Viele Besucher von Nah <strong>und</strong> Fern kamen<br />

um Ihre Werke zu bew<strong>und</strong>ern <strong>und</strong> vegetarische Köstlichkeiten zu probieren.<br />

Frau Fleig ist seit über 20 Jahren im Tierschutz aktiv <strong>und</strong> war, bis vor zwei Jahren,<br />

vorsitzende des Vereins „Menschen für Tierrechte“. Mit ihr leben: 3 H<strong>und</strong>e, 2 Katzen,<br />

eine Krähe <strong>und</strong> ein Beo. Neben dem Tierschutz ist das Malen ihre große Leidenschaft..<br />

Der folgende Text stammt von Ihrem verstorbenen Mann <strong>und</strong> erzählt von dieser<br />

Leidenschaft:<br />

Stein ist Körper nicht Leinwand. Ein von der Natur frei gestalteter Körper erhält durch die<br />

Einwirkung der Elemente seine Form. Er hat Vergangenheit <strong>und</strong> Zukunft. Er lebt.<br />

Deshalb wählt Evelyn Fleig den Stein als Träger für ihre Kunst.<br />

Das Tier erhält seinen Charakter durch Art, Anlage <strong>und</strong> Lebensumstände, sagt man. Es<br />

sind aber durchaus noch andere geheimnisvolle Zutaten erforderlich die unserem<br />

Vorstellungsvermögen wohl immer verschlossen bleiben werden. Evelyn Fleig hat für Ihre<br />

Arbeit stellvertretend für alle <strong>Tiere</strong> die geheimnisvolle Katze gewählt. Ist es doch gerade<br />

die Katze die sich einen sehr ausgeprägten, eigenen Charakter bewahrt hat. Charakter<br />

passiert im Kopf <strong>und</strong> gestaltet ihn. Bei einer Katze also im Katzenkopf.<br />

Evelyns Katzensteine: Ein natürlicher Körper, der Stein, <strong>und</strong> ein natürlich geformter<br />

"Charakterkopf" werden durch das Stilmittel der Malerei auf eindringliche Art <strong>und</strong> Weise<br />

zusammengeführt. Ein Umstand der eine neue, meditative Erfahrung ermöglicht. So wird<br />

das Werk von Evelyn Fleig nicht nur durch die visuelle Betrachtung zugänglich, sondern auch durch Berührung <strong>und</strong> Fühlen erlebbar. Es<br />

fließen Ruhe <strong>und</strong> Kraft aus der Natur <strong>und</strong> gereichen zum Segen. Teile aus dieser Kraft werden durch die geweckten Sinne zum tiefen<br />

Gefühl welches uns Zusammenhänge des Lebens erkennen läßt. Es ist Seele. Es ist Mysterium.<br />

Gott schläft im Stein, atmet in der Pflanze, träumt im Tier <strong>und</strong> erwacht im Menschen. Diese indische Weisheit hat Evelyn Fleig als Leitspruch<br />

über ihr künstlerisches Werk gestellt.<br />

"Nichts geschieht zufällig", sagt Evelyn Fleig, "wir sind alle<br />

auserwählt für bestimmte Aufgaben". Aus ihrem früheren<br />

Berufsleben in der Werbung, <strong>und</strong> dem dort von Profitdenken<br />

beherrschten Umfeld, konnte sie keine Erfüllung schöpfen. Hinzu<br />

kam eine schwere Krankheit die sie zu etlichen Aufenthalten in der<br />

Schweiz zwang. Dort wurden entgültig die Weichen gestellt.<br />

Krankheit kann eine Chance sein um das Leben in seine<br />

ursprüngliche Sinngebung zurückzuführen. Dieses Umdenken<br />

bewirkt die Einnahme einer völlig anderen Position, mit anderen<br />

Werten <strong>und</strong> Inhalten. Also ein völlig neuer Standort in der<br />

Gesellschaft. Nicht als krampfhafte Strohhalmtaktik, nein, als ein<br />

neues Leben, eine neue Weit.<br />

Auf einer dieser Reisen, in die Schweiz, hatte sie nun die Inspiration wieder zu malen. Das was, über die Jahre im Beruf, schon fast verschüttet<br />

war, trat wieder hervor. Sie fand die Muse die ihr künstlerisches Talent wieder blühen läßt. Seit vielen Jahren schon war Tierschutz<br />

immer eine hingebungsvolle Aufgabe in ihrem Leben <strong>und</strong> so war die Motivauswahl vorgegeben: <strong>Tiere</strong>. Daß sie letztendlich Katzen<br />

malte lag an der häuslichen Umgebung in der unter etlichen anderen <strong>Tiere</strong>n auch zwei geheimnisvolle Katzen leben. So konnte sie durch<br />

tägliche Beobachtung hautnah die unterschiedlichen Charaktere erkennen <strong>und</strong> künstlerisch umsetzen. So schließt sich der Kreis der gelernten<br />

Lithographin (Lithographie: auf Stein zeichnen) die heute ausschließlich das auf Stein malt, was ihr die Eingebung vorgibt. Es<br />

geschieht alles nach dem Plan einer übergeordneten Natur.<br />

Evelyn Fleig nimmt das Material für Ihre Kunst aus der Natur <strong>und</strong> stellt es wieder in die Natur zurück. Sie leiht es sich für kurze Zeit aus,<br />

nicht um zu entnehmen sondern um zu bereichern.<br />

Zappo<br />

AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 14<br />

Näheres zu Ausstellungs- Terminen etc. erfahren Sie bei Frau Evelyn Fleig:Tel. 07244-92141<br />

evelyn.fleig@t-online.de


„Viele `kleine´ Leute ... an vielen kleinen Orten ...“ Nein nicht klein! Es gibt bei AKUT wirklich viele großartige Menschen ... Die<br />

gar nicht viel reden über ihr tun ... So hat mich der folgende Brief, in dem die Briefschreiberin sich eigentlich nur entschuldigen<br />

will! ... sehr berührt ... zumal ich vorher nichts von diesen schweren Einsätzen wusste! V.K. Wichmann<br />

Brief aus dem Süden<br />

Ich würde mich so gerne öfters melden, doch bin ich mit den armen H<strong>und</strong>en aus der ungarischen Tötungsstation<br />

derart beschäftigt – Transport <strong>und</strong> Freikauf, dass ich kaum für Anderes Zeit finde.<br />

Bei unseren Einsätzen geht es oft um Minuten, manchmal können wir die armen Geschöpfe gerade noch<br />

in letzter Minute retten. Und, dann müssen ja auch immer Pflegeplätze gef<strong>und</strong>en werden.<br />

Zum Glück konnten wir so im Jahr 2008 – bis August gerechnet – beinahe 100 <strong>Tiere</strong> in ein neues,<br />

liebevolles Zuhause, geben.<br />

Viele Hündinnen haben dort – in der Tötungsstation – ihre Welpen auf blankem Beton (1x 1x 1x m Box<br />

aus Beton) zur Welt bringen müssen. Es ist einfach grauenhaft. Wenn man vor Ort dieses ausweglose<br />

Grauen sieht, dann ist man gezwungen niemals aufzuhören – bis die Regierung dieses Morden endlich<br />

einstellt. (Illatos ist eine staatliche Tötungsstation in Budapest).<br />

Immer, wenn die Betonboxen mit H<strong>und</strong>en voll sind, werden viele getötet um neue aufnehmen zu können.<br />

Bei den vor – Ort – Terminen lassen wir kein Tier, das „dran wäre“ zurück. Der Transporter fasst dann<br />

viele H<strong>und</strong>eboxen mit <strong>Tiere</strong>n, deren Resignation mit jedem Kilometer weicht, den man von Illatos<br />

(mitten im Zentrum von Budapest) wegfährt. Zuvor müssen alle <strong>Tiere</strong> geimpft, gechipt werden <strong>und</strong><br />

einen EU-Paß bekommen. Dazu müssen wir noch in die Tierklinik Budapest um dann nach<br />

st<strong>und</strong>enlangem Warten die 1000 km – Fahrt antreten zu können.<br />

Letztes Mal war die Ladefläche des großen Sprinters voll –<strong>und</strong> eigentlich ging platzmäßig gar nichts<br />

mehr, aber dann haben die Arbeiter in Illatos einen sehr betagten H<strong>und</strong>eopa, dessen Zeit dort abgelaufen<br />

war – <strong>und</strong> den man im Anschluss umgebracht hätte - zusammen mit einem erst 3 Monate alten<br />

H<strong>und</strong>ewinzling gebracht. Natürlich haben wir die Rückreise nicht ohne diese beiden angetreten. Beide<br />

haben dann die Fahrt neben mir als Fahrerin <strong>und</strong> der Beifahrerin brillant gemeistert. Im Laderaum hatten<br />

wir außerdem auch zwei acht Wochen alte Welpen, die laut Tierarzt aufgr<strong>und</strong> der Umstände in Illatos so<br />

krank waren, dass sie die Fahrt nicht überleben würden. Diese beiden haben wir auf weiche Kissen<br />

gelegt <strong>und</strong> für die Fahrt gut gesichert – sie sollten an diesem scheußlichen Ort nicht sterben müssen. Mit<br />

bangen haben wir bei den eingelegten kleinen Fahrpausen in den H<strong>und</strong>ekorb gesehen – <strong>und</strong> siehe da, es<br />

ging ihnen von Kilometer zu Kilometer immer besser. Beide H<strong>und</strong>ekinder haben die ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Krise überstanden <strong>und</strong> sind jetzt in liebevoller Pflege – bis sie eine nette Menschenfamilie bekommen.<br />

Eine AKUT Fre<strong>und</strong>in bekommt dann diese Eindrücke nach dem Einsatz ganz frisch berichtet. Und sie<br />

hilft wo sie kann. Ich bin froh, das diese Verbindung über AKUT entstehen konnte. Es gibt übrigens<br />

keinen Moment, in dem ich nicht über die Arbeit von AKUT berichte. Über die E-Mails bin ich so<br />

dankbar, die Predigten <strong>und</strong> alle Informationen <strong>und</strong> Hinweise – sie fließen in meinen täglichen Umgang<br />

mit Menschen.<br />

qqqqqqqqqqqqqqqqqqqqqqqqqqqqqqqqqqqqqqqqqqqq<br />

Was keiner wagt, das sollt ihr wagen;<br />

was keiner sagt, das sagt heraus;<br />

was keiner denkt, das wagt zu denken;<br />

was keiner anfängt, das führt aus.<br />

AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 15<br />

M u t!<br />

Wenn keiner ja sagt, sollt ihr´s sagen;<br />

wenn keiner nein sagt, sagt doch<br />

nein;<br />

wenn alle Zweifeln, wagt zu glauben;<br />

wenn alle mittun, steht allein.<br />

Wo alle loben, habt Bedenken;<br />

wo alle spotten, spottet nicht;<br />

wo alle geizen, wagt zu schenken;<br />

wo alles dunkel ist, Macht Licht!<br />

(Zenetti, Texte der Zuversicht)


Es gibt Begegnungen, die wie ein Frühlingsregen auf der Haut, für einen Augenblick zwar wohltuend<br />

<strong>und</strong> den Sinn belebend sind, die aber sehr bald wieder in Vergessenheit geraten<br />

Es gibt aber auch solche, die wie der Gesang eines Vogels, einer Nachtigall gleich, mitten in der<br />

Finsternis erklingen <strong>und</strong> mit ihren Tönen das Herz anrühren <strong>und</strong> dabei Spuren hinterlassen, die für<br />

die Ewigkeit gedacht sind.<br />

Freudestrahlend kam Dominik nach<br />

Hause. „Er hat mich gesehen“, schrie er<br />

schon von der Tür aus.<br />

Sein Gesicht strahlte wahre Freude aus, er<br />

hüpfte vor Glück wie ein kleines Kind<br />

im Kreis herum <strong>und</strong> machte dabei Bewegungen,<br />

die an einen wilden Freudentanz<br />

von Urwaldbewohnern erinnerten. „Er hat<br />

mich gesehen“, wiederholte er wie im<br />

Refrain.<br />

Wer derjenige ER auch gewesen war, eins<br />

war für mich absolut klar, es war etwas<br />

geschehen, es war etwas für Dominik sehr<br />

Wichtiges passiert.<br />

„Du wirst mir nicht glauben“, rief er mir zu,<br />

„aber er hat mich gesehen, er hat mich<br />

wirklich gesehen. Wirklich!“<br />

Es gibt Begegnungen, Augenblicke, Blicke,<br />

die wie ein Regentropfen über das Gesicht<br />

eine silberne Spur hinter sich lassend, recht<br />

schnell ihren Weg beenden. Man hat sie<br />

eine kurze Weile gespürt, sie waren da, sie<br />

haben vielleicht sogar zärtlich berührt, sind<br />

aber bald dahin <strong>und</strong> niemand erinnert sich<br />

mehr an sie – Begegnungen.<br />

Die, von der Dominik gerade verkündet<br />

hatte, war mit Sicherheit eine völlig andere.<br />

Eine von diesen Begegnungen, die tiefe<br />

Spuren hinterlassen <strong>und</strong> die die Seele<br />

anrühren <strong>und</strong> unser Herz verändern.<br />

Satz für Satz, Schritt für Schritt, begann ich<br />

langsam zu begreifen, was Dominik heute<br />

passiert war, was er heute erlebt hatte, was<br />

wirklich geschehen war.<br />

Hier die Geschichte, die erlebt wurde, die<br />

Geschichte, die Dominik so glücklich<br />

gemacht hatte, die Geschichte einer kleinen<br />

aber sehr wichtigen Begegnung.<br />

Dominik war mit seiner Klasse auf einem<br />

Schulausflug, einem wie viele andere<br />

vorher. Plötzlich, aus heiterem Himmel,<br />

kam den Kindern ein H<strong>und</strong> entgegen, ein<br />

ganz gewöhnlicher H<strong>und</strong>.<br />

Welche Rasse wusste Dominik nicht mehr<br />

<strong>und</strong> es interessierte ihn auch nicht wirklich.<br />

Wozu auch? Ob schön oder nicht hätte<br />

Dominik nicht sagen können, denn er<br />

versteht überhaupt nicht, wann ein<br />

H<strong>und</strong> hübsch ist <strong>und</strong> wann eben nicht. Für<br />

ihn sind alle <strong>Tiere</strong> auf ihre Weise schön. Er<br />

hat für die Frage nach Schönheit bis jetzt<br />

kein adäquates, nützliches<br />

Instrumentarium entwickelt <strong>und</strong> kann sie<br />

daher mit dem Verstand nicht beantworten,<br />

AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 16<br />

nur mit dem Herzen. Er kennt sich damit<br />

nicht wirklich aus, obwohl oder gerade weil<br />

er <strong>Tiere</strong> von Herzen liebt <strong>und</strong> viele kennt.<br />

„Er hat mich gesehen! Er hat mich<br />

wirklich gesehen!“, wiederholte er wie in<br />

Trance.<br />

In diesem Augenblick der Begegnung<br />

zweier Welten oder einfach zweier Blicke,<br />

der Blicke eines menschlichen <strong>und</strong> eines<br />

nicht menschlichen Lebewesens, die sich<br />

für einen kurzen <strong>und</strong> doch ewigen Moment<br />

kreuzten, war etwas Wesentliches<br />

geschehen, etwas Bedeutsames, etwas,<br />

das für Dominik von großer Bedeutung war.<br />

Es ist etwas passiert, was man in der<br />

Sprache der Philosophie als „Geschehen“<br />

bezeichnet. Dieses Geschehen hat in<br />

Dominiks Seele offensichtlich tiefe Spuren<br />

hinterlassen, etwas verändert <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

etwas eröffnet <strong>und</strong> einen neuen<br />

Raum geschaffen.<br />

Etwas, das Anthony de Mello (1931 – 1987,<br />

Jesuit, Mystiker, Philosoph, Psychotherapeut<br />

<strong>und</strong> zahlreicher Buchautor) als<br />

plötzliches „Aufwachen“ bzw. „wach<br />

werden“ bezeichnet.<br />

Eine Art der Begegnung, die für den jüdischen<br />

Philosophen Martin Buber (1878-<br />

1965) von höchster Priorität war <strong>und</strong> die<br />

über das menschliche Sein oder nicht Sein<br />

(to be or not to be) entscheiden kann, die in<br />

der dialogischen Ich-Du-Begegnung<br />

verankert ist.<br />

Eine Begegnung, die einen Menschen mit<br />

„sich selbst“ konfrontiert <strong>und</strong> ihn dabei auch<br />

auf das „Innerste“ (biblisch: Nieren), also<br />

auf das Wesentliche „überprüft“.<br />

Eine Begegnung, die am Ursprung<br />

(Genesis) des Menschen, seiner Begegnung<br />

mit sich selbst, mit der Natur <strong>und</strong><br />

seinem Schöpfer teilnehmen lässt.<br />

Etwas, das für den in Frankreich tätigen,<br />

jüdischen Philosophen Emmanuel Lévinas<br />

(1906-1995) unentbehrlich schien. Er sah<br />

nämlich in der dialogischen Form der<br />

Begegnung eine Chance, mit sich selbst in<br />

Dialog zu treten <strong>und</strong> seine eigene Identität<br />

zu finden, sich selbst zu erkennen <strong>und</strong> zu<br />

konstituieren, also neu „zu finden“.<br />

Es ist mir durchaus bewusst, dass sowohl<br />

Martin Buber, Emmanuel Lévinas als auch<br />

Anthony de Mello in ihren philosophischtheologischen<br />

Ausführungen über die<br />

lebenswichtige, das Dasein des Menschen<br />

konstituierende Relevanz der Begegnung<br />

nicht die nicht-menschlichen Lebewesen<br />

vor Augen hatten, sondern dabei nur an die<br />

Menschen dachten.<br />

Sind aber Begegnungen mit nichtmenschlichen,<br />

aber doch mit Seele „ausgestatteten“<br />

Lebewesen aus dieser Perspektive<br />

ausgeschlossen?<br />

Kann man sie aus dieser dialogischen Form<br />

der Begegnung <strong>und</strong> damit auch aus ihrer<br />

Leben spendenden Wirkung mit gutem<br />

Gewissen ausklammern?<br />

Würde es nicht einem Verdacht der<br />

menschlichen Arroganz gleich kommen, sie<br />

so einzuordnen <strong>und</strong> auszublenden?<br />

Entscheidend kann ja wohl nicht sein, ob<br />

man zwei oder vier Beine hat (manche<br />

nennen es auch Pfoten), ob man geht,<br />

kriecht, schwimmt oder vielleicht fliegt, noch<br />

dazu schneller oder langsamer, so aussieht<br />

wie ich oder du oder eben anders.<br />

Es kann auch nicht entscheidend sein, ob<br />

er/sie/es unsere menschliche Sprache<br />

benutzt oder die eigene <strong>und</strong> damit unseren<br />

Erwartungen entspricht, sie erfüllt oder<br />

nicht. Diese Kriterien sind auf der<br />

Beziehungsebene völlig nebensächlich.<br />

Entscheidend ist, ob er/sie/es kommunizieren<br />

kann, sich mitteilen kann <strong>und</strong> Seele<br />

„hat“, eine Seele “ist“.<br />

Und das können die nicht-menschlichen<br />

Lebewesen genauso gut wie die menschlichen,<br />

wenn vielleicht auch auf andere Art<br />

<strong>und</strong> Weise.<br />

Sie sind genauso beziehungsfähig oder<br />

beziehungstauglich wie wir.<br />

Sie fühlen, lieben, leiden, träumen, fürchten,<br />

hoffen, warten <strong>und</strong> kommunizieren.<br />

Auch das Buch der Anfänge (Genesis) weiß<br />

von der dialogischen Form der Begegnung<br />

zwischen dem Tier <strong>und</strong> dem Menschen <strong>und</strong><br />

das von Anfang an.<br />

Von Beginn an stehen Mensch <strong>und</strong> Tier in<br />

„Beziehung“ zueinander, zu Gott dem<br />

Schöpfer <strong>und</strong> zu der gesamten Gottesschöpfung<br />

(Natur) <strong>und</strong> bilden dabei ein<br />

Ökosystem, das in Harmonie <strong>und</strong> Gleichgewicht<br />

erhalten werden sollte, so wie<br />

Gott es vorgesehen hatte (Gen2, 15ff.)Nicht<br />

ohne Gr<strong>und</strong> führte Gott Adam,<br />

dem ersten Menschen, die <strong>Tiere</strong> vor Augen<br />

(Gen 2, 19 ff).<br />

Das war kein Experiment, auch keine<br />

„Inventar-Erhebung“ oder eine zirkusähnliche<br />

Show. Gott spielt nicht mit seinen


Geschöpfen. Er meint es ernst. Es sollte für<br />

Adam eine wichtige Lektion sein.<br />

Adam sollte den <strong>Tiere</strong>n in die Augen<br />

schauen, ihnen begegnen, ihnen Namen<br />

geben <strong>und</strong> damit auch eine Beziehung mit<br />

ihnen eingehen. Das war auch für Adams<br />

Identität wichtig.<br />

Ein Teil der Selbstfindung war damit beabsichtigt<br />

(Wer bin ich?). Diese Zuführung<br />

der <strong>Tiere</strong> <strong>und</strong> damit auch ihre Namensgebung<br />

war ein wichtiger Bestandteil der<br />

Selbstidentifizierung, der eigenen Definition.<br />

Gott wollte, dass Mensch den <strong>Tiere</strong>n in die<br />

Augen sieht, sie als seinen „Partner“<br />

erkennt, als gleichberechtigte Mitgeschöpfe,<br />

die aus der gleichen Hand geboren<br />

<strong>und</strong> in dieser Hand auch geschrieben<br />

wurden. Genauso wie er, Adam, das<br />

menschliche Wesen.<br />

Es war wichtig sowohl für die Menschen,<br />

als auch für die <strong>Tiere</strong>, für ihre gemeinsame<br />

Schicksalsgemeinschaft, für die Zukunft der<br />

beiden. Heute erfahren wir auch das immer<br />

mehr <strong>und</strong> nicht selten sehr schmerzhaft.<br />

Wichtige Lektionen, die ,wie viele biblischen<br />

Lektionen, schnell in Vergessenheit geraten<br />

sind. Hausaugaben, die bis heute nicht<br />

gemacht wurden. Bis heute weigert sich der<br />

Mensch (Adam) in die Augen seiner<br />

Mitgeschöpfe zu sehen.<br />

Möchte der Mensch Adam jedoch seine<br />

wahre Identität nicht verlieren, das<br />

Gottesebenbild in sich nicht verzehren <strong>und</strong><br />

das Leid der anderer Gottesgeschöpfe nicht<br />

auf sein Gewissen nehmen <strong>und</strong> sich so<br />

seinem Schöpfer gegenüber schuldig<br />

machen, muss er zu dieser Lektion<br />

unbedingt umkehren <strong>und</strong> aus ihr wieder<br />

neu lernen.<br />

Tut dies der Mensch Adam jedoch nicht,<br />

schickt er sich selbst auf eine Odyssee, auf<br />

eine endlose Reise, die ihn vielleicht nach<br />

Ithaka führt, sich aber meistens im Sand<br />

verläuft <strong>und</strong> Adam selbst unglücklich<br />

macht. Heimatlos, verwirrt, verlassen,<br />

unverstanden <strong>und</strong> sich selbst entfremdet,<br />

so endet meistens dann die Story eines<br />

Menschen, der entwurzelt durch das<br />

Leben irrt.<br />

Dominik hätte von solchen philosophisch<br />

– theologisch geprägten Überlegungen<br />

bestimmt nicht viel verstanden.<br />

Dafür ist er einfach viel zu „einfach“, im<br />

Sinne von unkompliziert. Er sieht <strong>und</strong><br />

versteht die Dinge noch mit den Augen<br />

<strong>und</strong> dem Herzen eines Kindes.<br />

Er weiß von keinem Martin Buber,<br />

Emmanuel Lévinas oder Anthony de Mello,<br />

hat nie von ihnen <strong>und</strong> ihren philosophischen<br />

Abhandlungen gehört <strong>und</strong><br />

versteht nicht einmal das Wort Begegnung.<br />

AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 17<br />

Ihm ist jemand begegnet, er ist jemandem<br />

begegnet. Hinter dieser Begegnung stand<br />

jedoch nicht ein Mensch, sondern ein<br />

fühlendes beseeltes Lebewesen.<br />

Und diese Begegnung hat Spuren hinterlassen,<br />

tiefe Spuren im Herzen. Dominik<br />

fand sich in den Augen eines Lebewesens,<br />

eines H<strong>und</strong>es wieder!<br />

Es war etwas sehr Wichtiges passiert, es<br />

war etwas geschehen. So weit ist es klar,<br />

zumindest für Dominik.<br />

…<br />

Man kann diese Begegnung, dieses Geschehen<br />

bestimmt auf vielerlei Art interpretieren.<br />

Es hängt wahrscheinlich auch<br />

davon ab, welche persönlichen Erfahrungen<br />

wir sowohl mit Kindern als auch mit<br />

<strong>Tiere</strong>n haben. Man kann sie einfach mit<br />

Augenzwinkern abtun, sprich: bagatellisieren,<br />

oder sie durchaus ernst nehmen.<br />

Diese Entscheidung fällt vermutlich auf<br />

Gr<strong>und</strong> der persönlichen Erfahrungen.<br />

Als Christ fühle ich mich verpflichtet, den<br />

biblisch-jesuanischen Aufforderungen<br />

gerecht zu werden <strong>und</strong> ihnen zu folgen.<br />

Eines Tages nahm Jesus ein Kind in die<br />

Arme <strong>und</strong> stellte es in die Mitte der Erwachsenen,<br />

der Apostel: Und er nahm ein<br />

Kind <strong>und</strong> stellte es mitten unter sie; <strong>und</strong><br />

nachdem er es in die Arme genommen<br />

hatte, sprach er zu ihnen: Wer ein solches<br />

Kind in meinem Namen aufnimmt, der<br />

nimmt mich auf; <strong>und</strong> wer mich aufnimmt, der<br />

nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich<br />

gesandt hat (siehe: Mk 9, 35 ff) <strong>und</strong> er<br />

sagte auch folgendes: Wahrlich, ich sage<br />

euch: Wer das Reich Gottes nicht annimmt<br />

wie ein Kind, wird nicht hineinkommen! (Mk<br />

10, 13-16). Was bedeutet das für uns?<br />

So lange wir nicht wie dieses Kind werden,<br />

haben wir von seinem Himmelsreich <strong>und</strong><br />

von seiner Botschaft nichts verstanden. Gar<br />

nichts!<br />

Soweit die Bibel, soweit der Mann aus<br />

Nazareth <strong>und</strong> seine Aufforderung die<br />

kindliche Seele in uns zu pflegen <strong>und</strong> zu<br />

behalten. Nun sind wir gefragt, unser Mut<br />

zum Nachdenken <strong>und</strong> vielleicht sogar zum<br />

Umkehren.<br />

Haben uns heutzutage Kinder überhaupt<br />

noch etwas zu erzählen? Sind uns ihre<br />

Träume, ihre Erfahrungen, ihre Sichtweisen<br />

überhaupt noch wichtig, sind sie für uns von<br />

irgendeiner Bedeutung?<br />

Oder ignorieren wir sie, weil sie uns nach<br />

unserem Kriterium der Wissenschaft zu<br />

pseudowissenschaftlich? Weil wir eben<br />

Erwachsene sind <strong>und</strong> daher auch zu wissen<br />

denken wie der Hase läuft?<br />

Wie dem auch sein mag, Jesus stellte das<br />

Kind in die Mitte der Apostel <strong>und</strong> Theologen<br />

der ersten St<strong>und</strong>e. Er wollte uns damit<br />

sagen, dass eine Theologie, die seine<br />

Botschaft transparent machen möchte, in<br />

der Zugangsweise <strong>und</strong> dem Fühlen, also in<br />

Empathie <strong>und</strong> Wahrnehmung eines Kindes<br />

verankert werden muss. Ansonsten läuft sie<br />

an seiner Botschaft völlig vorbei.<br />

Das hat er auch recht unmissverständlich<br />

klar gemacht <strong>und</strong> das in der St<strong>und</strong>e der<br />

Geburt der christlichen Theologie, zur Zeit<br />

seines irdischen Lebens.<br />

Ob wir, die Theologen, es ernst nehmen<br />

oder nicht wird natürlich uns selbst überlassen.<br />

Niemand kann uns die Entscheidung<br />

<strong>und</strong> damit auch die Verantwortung<br />

abnehmen.<br />

Wie auch immer wir uns entscheiden<br />

werden, Begegnungen werden in unserem<br />

Leben immer eine wichtige Rolle spielen,<br />

eine entscheidende sogar, entscheidend<br />

über unser Sein oder nicht Sein, über unser<br />

glücklich sein oder nicht glücklich sein.<br />

Diesen Begegnungen Grenzen zu setzen<br />

wäre einfach dumm. Sei es Gott, ein Kind,<br />

ein menschliches oder nicht menschliches<br />

Wesen, sich auf solche Begegnungen<br />

einfach einzulassen, ohne Angst, bedingungslos,<br />

ohne Vorbehalte <strong>und</strong> voller<br />

Offenheit, kann für unser Leben von entscheidender<br />

Bedeutung sein.<br />

Eines haben diese Begegnungen allerdings<br />

gemeinsam, sie bringen uns weiter, eröffnen<br />

uns neue Räume, liefern uns Informationen<br />

über uns selbst, bereichern uns. Sie können<br />

ein neues, überlebenswichtiges Ökosystem<br />

schaffen <strong>und</strong>, was nicht irrelevant ist, sie<br />

sind für die Ewigkeit geschrieben.<br />

Die Geschichte fängt damit an, in die Augen<br />

zu schauen, in die Augen eines Kindes, in<br />

die Augen eines nicht menschlichen<br />

Lebewesens, in die Augen des Nächsten, in<br />

die Augen Gottes….<br />

M. Mag. Tomasz Jaeschke<br />

www.animalpastor.eu


Friedensgebet am 6. Oktober 2008 in der Nikolaikirche Leipzig<br />

Mit Pfr. Dr. Seidel <strong>und</strong> dem Tierschutzverein Leipzig<br />

Kyrie eleison – die Klage<br />

<strong>Tiere</strong> werden auf dieser Erde zu Millionen geboren, um vom Menschen „verbraucht“ zu werden. Wir können überall anfangen:<br />

in Deutschland werden jährlich 50 Millionen männliche Küken vergast, weil sie das falsche Geschlecht haben <strong>und</strong> zum Eier legen den in<br />

Batterien nutzlos sind.<br />

Herr, erbarme dich<br />

In Ostdeutschland werden immer mehr Schweinemastanlagen gebaut: Hassleben/ Sachsen-Anhalt: 85.000 <strong>Tiere</strong>, Allstedt/Thüringen:<br />

95.000 <strong>Tiere</strong>, die Schweinemast in Mecklenburg boomt, der Weißenfelser Schlachthof soll auf 15.000 Schlachtungen pro Tag ausgebaut<br />

werden. Kirchgemeinden kämpfen an vielen Orten gegen einen mächtigen Filz von Wirtschaft <strong>und</strong> Politik.<br />

Herr, erbarme dich<br />

Zur Produktion von 1kg Fleisch werden 10 kg Getreide oder Hülsenfrüchte verfüttert. Fleisch frisst Menschen, denn die Futtermittel für<br />

die Industriemast <strong>und</strong> unsere gigantische „Fleischproduktion“ kommen aus den armen Ländern. Sie könnten dort Menschen ernähren.<br />

Es gibt unglaublich viele „arme Schweine“ auf unserer Erde.<br />

Herr, erbarme dich<br />

Im Labor zu Tode gequält: Mäuse, H<strong>und</strong>e, Katzen <strong>und</strong> Rhesusaffen. Mit der neuen EU-Chemikalienverordnung, die alle in Europa<br />

benutzten Substanzen vom Scheuermittel bis zum Lack noch einmal testen lässt, ist das Todesurteil über 30 Millionen <strong>Tiere</strong><br />

gesprochen.<br />

Herr, erbarme dich<br />

Im Magdeburger Zoo sind ges<strong>und</strong>e Tigerbabys getötet worden - keine Einzelfälle; „Populationsmanagement“ heißt das, denn immer<br />

bleiben <strong>Tiere</strong> übrig. Der Blick hinter die Kulissen der Tierparks kann sehr ernüchternd sein.<br />

Wir hören Rainer Maria Rilkes berühmtes Gedicht - „Der Panther“ geschrieben im Botanischen Garten von Paris vor dem Käfig eines<br />

Panthers<br />

Predigt, Pfr. Dr. Ulrich Seidel<br />

AKUTe Nachrichten: 1 – 2008 � S. 18<br />

Der Panther<br />

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe<br />

so müd geworden, dass er nichts mehr hält.<br />

Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe<br />

<strong>und</strong> hinter tausend Stäben keine Welt.<br />

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,<br />

der sich im allerkleinsten Kreise dreht,<br />

ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,<br />

in der betäubt ein großer Wille steht.<br />

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille<br />

sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,<br />

geht durch der Glieder angespannte Stille -<br />

<strong>und</strong> hört im Herzen auf zu sein.<br />

„Selig sind, die da hungert <strong>und</strong> dürstet nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden.“ Matth. 5,7<br />

Dieses Wort kommt aus den Seligpreisungen, die auf Jesus selbst zurückgehen schätzen in scheinbar<br />

befremdlicher Weise besondere Menschen glücklich: die Barmherzigen <strong>und</strong> Zartfühlenden, die Friedfertigen,<br />

die Trauernden, die über die Zustände in dieser Welt bedrückt sind <strong>und</strong> sich viel Leid zu Herzen<br />

nehmen. Gerade diejenigen, die im Tierschutz arbeiten, wissen darum, wie viel Leid <strong>und</strong> Grausamkeit<br />

man mit sich herumtragen kann. Dabei könnte das Leben doch viel leichter sein, wenn man<br />

halt weg schaut <strong>und</strong> sich nicht mit all den schlimmen Dingen belastet, die der Mensch den <strong>Tiere</strong>n antut…Die<br />

hungert <strong>und</strong> dürstet nach der Gerechtigkeit: Hunger <strong>und</strong> Durst sind ganz f<strong>und</strong>amentale<br />

Bedürfnisse aller Lebewesen, ohne deren Befriedigung sie zugr<strong>und</strong>e gehen würden. Hunger <strong>und</strong> Durst


AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 19<br />

erinnern uns elementar an unsere eigene Kreatürlichkeit, an all die Gefühle, die wir jenseits von<br />

Verstand <strong>und</strong> Vernunft mit allen Lebewesen teilen. Es sind nicht nur Hunger <strong>und</strong> Durst, sondern auch<br />

Schmerzempfinden <strong>und</strong> Angst, Wachen <strong>und</strong> Schlaf, Freude <strong>und</strong> Glücksempfinden, die alle Geschöpfe<br />

gemeinsam haben. Wer das leugnet, muss nur sehen, wie sich ein H<strong>und</strong> freuen kann. Wenn ich nach<br />

Hause komme – so begrüßt mich meine Frau nicht halb so freudig wie mich mein H<strong>und</strong>, der mich in<br />

überschwänglicher Freude empfängt (wofür es vielleicht auch noch andere Gründe gibt?)<br />

Es ist nicht zuletzt die Wissenschaft, die Stück um Stück, bis hin ins Genmaterial hinein, nachweist,<br />

wie tief verwandt alle Lebewesen sind. Hunger <strong>und</strong> Durst, lassen wir das stehen als Symbol fürs Gemeinsame<br />

von Mensch <strong>und</strong> Tier, auch wenn uns oft nicht bewusst ist, welche degradierende Sprache<br />

wir für die <strong>Tiere</strong> entwickelt haben: der Mensch isst, das Tier frisst – der Mensch trinkt <strong>und</strong> das Tier<br />

säuft. Wenn wir einen Menschen bewusst herabsetzen wollen, versehen wir ihn mit Ausdrücken aus<br />

der Tierwelt, der niederen Sphäre des Seins: „Du Säufer“ zum Beispiel… Unser Schimpfwortschatz<br />

spricht Bände: von „Rindvieh“ bis „Gans“ sind es gerade die <strong>Tiere</strong>, die wir am brutalsten <strong>und</strong> bedenkenlos<br />

ausbeuten, mit deren Namen wir einander verletzen. Unsere entwürdigende Sprache verrät uns.<br />

Unsere Kultur hat einen tiefen Graben gezogen zwischen Mensch <strong>und</strong> Tier, auch wenn ihn die Wissenschaft<br />

längst zugeschüttet hat. Glauben wir etwa, dass der Mensch in strahlenderem Licht erscheint,<br />

wenn wir die <strong>Tiere</strong> herabsetzen? Der Psychologe Sigm<strong>und</strong> Freud sprach von der Kränkung, die uns<br />

Menschen Charles Darwin zugefügt habe <strong>und</strong> die wir bis heute nicht verkraftet haben, dass wir Menschen<br />

aus dem Tierreich kommen. Ja, wir sind „niederer Abkunft“. Aber wieso sind wir „niederer Abkunft“,<br />

wenn wir zum Leben gehören <strong>und</strong> wie alle Lebewesen, das Dasein <strong>und</strong> die Seele in uns spüren?<br />

Wenn der Mensch nur endlich seine Arroganz aufgäbe, mehr <strong>und</strong> besseres zu sein als die anderen<br />

Lebewesen, nur weil er „Verstand“ hat. „Selig sind die Barmherzigen <strong>und</strong> die Sanftmütigen“, die die<br />

Welt mit dem Herzen sehen <strong>und</strong> durch die Brille des Mitleids, denn nirgendwo in der Bibel wird unser<br />

kalter Verstand selig gepriesen, der uns oft genug auf Abwege geführt hat.<br />

„Selig, die da hungert <strong>und</strong> dürstet nach der Gerechtigkeit“ – auch die gesch<strong>und</strong>ene Tierwelt hungert<br />

<strong>und</strong> dürstet nach der Gerechtigkeit. Auch wenn sie es nicht in Menschensprache ausdrücken können,<br />

kommt auch ihre Klage vor Gott, wo sie uns verklagen Tag <strong>und</strong> Nacht, für das was wir ihnen antun. Ist<br />

es etwa gerecht, welche unsäglichen Leiden wir im Industriezeitalter den <strong>Tiere</strong>n auferlegt haben. Wir<br />

vergrößern damit das Leid auf dieser Erde. Es gibt wirklich die „armen Schweine“, unsäglich gehalten,<br />

jährlich werden 45 Millionen von ihnen getötet. Geflügel wird nur noch in Tonnen, aber nicht mehr in<br />

einzelnen Lebewesen gerechnet. Und wie eng das Leid der <strong>Tiere</strong> <strong>und</strong> das Leid der Menschen zusammen<br />

hängen, das erkennen wir daran, dass die Hälfte aller Agrarflächen der Erde nur dazu da sind,<br />

Getreide <strong>und</strong> Soja für die Tiermast der reichen Länder zu produzieren. Regenwälder, Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten<br />

verschwinden unwiederbringlich. Ist das etwa gerecht? Es liegt an uns, wie weit wir bereit<br />

sind, Gerechtigkeit nicht nur dem Menschen angedeihen zu lassen, sondern Güte <strong>und</strong> Barmherzigkeit,<br />

den Geist der Seligpreisungen, auf alle Lebewesen auszudehnen <strong>und</strong> ob wir bereit sind, wie einst in die<br />

Arche des Noah uns in die Prozession des Lebens einzureihen <strong>und</strong> mit allen Lebewesen zu fühlen. Davon<br />

wird auch unser Überleben auf dieser Erde abhängen.<br />

Wir haben nun schon unser 11. Friedensgebet <strong>und</strong> ich kenne zur Genüge die Sprüche, dass das ohnehin<br />

alles keinen Sinn hat. Die <strong>Tiere</strong> sind nun mal kein christliches Thema, da steht der Mensch im Mittelpunkt.<br />

Nein: das Leben gehört in den Mittelpunkt. Trotzdem glaube ich, dass die Menschen langsam<br />

immer sensibler für den Umgang mit den <strong>Tiere</strong>n werden. Man erkennt es zum Beispiel daran, dass die<br />

vegetarische Rubrik in den Speisekarten des Restaurants immer länger wird. Vielleicht ist auch das ein<br />

Zeichen des Wirkens des Geistes der Seligpreiszungen, für den Jesus steht: Selig die hungert <strong>und</strong><br />

dürstet nach der Gerechtigkeit, selig die Barmherzigen. Amen<br />

Die <strong>Tiere</strong> leiden <strong>und</strong> erfüllen mit ihrem Seufzen die Lüfte. Die Wälder fallen der Vernichtung anheim. Die Berge werden ihrer<br />

Metalle beraubt. Aber das menschliche Verhalten ist schnell, jene zu ehren, welche durch ihr Tun der Natur wie der Menschheit<br />

den größten Schaden zufügen. Leonardo da Vinci ital. Maler, Dichter <strong>und</strong> Universalgenie (1452-1519)


KEIN SEGEN FÜRS TÖTEN<br />

Artikel von Pfr. Dr. Ulrich Seidel, erschienen als Kontra in „<strong>Kirche</strong> im ländlichen Raum“ Ausgabe 3/2008. Diese Ausgabe<br />

widmet sich dem Thema: „Passion Jagd“<br />

Man kann sich nicht zum Brauch der Hubertusmessen<br />

äußern, ohne den Gr<strong>und</strong> der Veranstaltung zu<br />

beleuchten. Der Verfasser muss gestehen,<br />

Hubertusmessen nur vom Fernsehen zu kennen, zudem<br />

waren sie im Osten Deutschlands vor der Wende<br />

unbekannt. Die <strong>Kirche</strong> stand für die „Friedensgebete“, mit<br />

denen sie sich ungebeten in die Gesellschaft eingemischt<br />

hat <strong>und</strong> es lag ihr fern, Hobbies wie die Jagd, die zutiefst<br />

mit dem Gewaltgedanken verb<strong>und</strong>en sind, mit<br />

geistlichem Segen <strong>und</strong> pastoraler Präsenz zu bedenken.<br />

Problemfall Jagd<br />

Sei’s drum! Auch an einer Wald <strong>und</strong> Flur in Aufruhr<br />

versetzenden Treib- oder Drückjagd, hat der Autor nicht<br />

teilgenommen, aber er war einmal zufällig dabei, wie ein<br />

Hirsch erschossen wurde, <strong>und</strong> – pardon für die<br />

Gefühlsduselei – das Geschöpf hat ihm schlicht leid<br />

getan. Doch das Waidwerk hat seine eigene Sprache:<br />

<strong>Tiere</strong> werden nicht erschossen, nein, sie werden „erlegt“.<br />

Wenn sie erschossen oder (wie in vielen Fällen) nur<br />

verw<strong>und</strong>et sind <strong>und</strong> irgendwo verrecken, dann fließt nicht<br />

etwa Blut, sondern „Schweiß“. Man denkt bei dieser<br />

Sprachvernebelung gar nicht, dass wir uns in Reichweite<br />

des 5. Gebotes befinden: „Du sollst nicht töten“. Wer mit<br />

dieser, das Blutige verhüllenden Sprache nicht vertraut<br />

ist, denkt nicht an Pulverdampf <strong>und</strong> Schrot, dessen<br />

Bleigehalt Böden <strong>und</strong> Gewässer zunehmend belastet. Es<br />

ist Gift für Greifvögel, die abgeschossene Kormorane<br />

oder nicht gef<strong>und</strong>ene „verendete“ <strong>Tiere</strong> fressen. Betroffen<br />

sind z.B. die Seeadler, die im Muldental nach der Flut<br />

2002 neue Lebensräume fanden.<br />

Es fällt nicht leicht, sich in die Welt des Jagens hineinzuversetzen.<br />

In Wald <strong>und</strong> Flur des Muldentales stehen die<br />

Hochsitze dicht. Neuerdings sind geschlossene Sitze auf<br />

fahrbarem Untersatz dazu gekommen. Sie werden an<br />

Schneisen geparkt, in 25 m Entfernung werden Brot,<br />

Brötchen <strong>und</strong> Maiskolben ausgelegt <strong>und</strong> dann wird<br />

geschossen. Ich hörte von einer Frau unseres Ortes, die<br />

aus Mitleid mit den <strong>Tiere</strong>n die Köder wieder einsammelt.<br />

Es ist vielen Menschen nicht nachvollziehbar, dass das<br />

Schießen auf wehrlose <strong>Tiere</strong> offenbar „Spaß“ macht.<br />

Scheinbar ist´s doch „fürstliche Freude, ist männlich<br />

Verlangen“ (Freischütz). Steinzeitliche Beutetriebe<br />

erwachen nicht mehr nur bei Männern <strong>und</strong> eine Waffe in<br />

der Hand, verleiht das Gefühl von Macht. Auch das<br />

Feuern auf sich bewegende Ziele scheint größeren Reiz<br />

zu haben, als etwa der Schuss auf eine Scheibe -<br />

Empfindungen, die einem ehemaligen Reservisten der<br />

NVA nicht ganz unvertraut sind.<br />

AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 20<br />

Wenn man gar die „Jägerstube“ betritt, stellen sich noch ganz<br />

andere Fragen. Man ist umgeben von stolzen Trophäen,<br />

Gehörnen, Geweihen, ausgestopften Kadavern, Köpfen,<br />

Zähnen… Was hat ein solch düsteres Mausoleum mit Freude<br />

an der Natur zu tun? Ist das nicht eine Art Nekrophilie<br />

(Todesverliebtheit) <strong>und</strong> eröffnet einen tiefen Blick in manche<br />

Jägerseele?<br />

„Ja, der Grünrock erfüllt die heilige Pflicht der Auslese kranker<br />

oder überzähliger <strong>Tiere</strong>“, so ein gängiges Argument. Er<br />

schützt den Wald vor Verbiss der Rehe <strong>und</strong> die Felder vor<br />

den Wildschweinrotten, denn die Großjäger des Waldes, Wolf<br />

<strong>und</strong> Bär, haben schon die Urväter unserer Jäger ausgerottet.<br />

Da will es dem Betrachter von außen nicht recht einleuchten,<br />

dass maßgeblicher Widerstand gegen die vier Wolfsrudel in<br />

der sächsischen <strong>und</strong> brandenburgischen Lausitz gerade von<br />

den Jägern kommt. Ist es die Sorge um gerissene Schafe<br />

oder dass wieder ein Rotkäppchen im Wald verschwindet?<br />

Oder geht es dem Jagdpächter, der teures Geld bezahlt,<br />

womöglich um den Verlust der Alleinherrschaft im Revier?<br />

Wenn die Jagd die Funktion, die früher die großen Beutegreifer<br />

hatten erfüllt, warum sind dann so viele Beutegreifer<br />

„jagdbar“? Es sind sogar <strong>Tiere</strong> der „Roten Liste“, wie der<br />

Feldhase, zur Jagd frei gegeben. Immerhin werden pro Jahr<br />

400.000 Mümmelmänner Opfer der Jagd <strong>und</strong> natürlich muss<br />

auch der Fuchs dezimiert werden, um des „Niederwildes“<br />

willen…<br />

Wem gehört Hubertus?<br />

„Als Hubertus eines Tages bei der Jagd einen Hirsch aufgespürt<br />

hatte <strong>und</strong> ihn verfolgte, um ihn zu töten, stellte sich<br />

dieser ihm plötzlich entgegen. Zwischen seinem Geweih<br />

erstrahlte ein Kreuz, <strong>und</strong> in der Gestalt des Hirsches sprach<br />

Christus zu ihm: ‚Hubertus, warum verfolgst du mich?’<br />

Was würde ein Rotwildjäger von heute dem Hubertus-Hirsch<br />

antworten? ‚Weil du dich in einem rotwildfreien Gebiet<br />

befindest?’ oder ‚Weil du die Fichten geschält <strong>und</strong> die Buchen<br />

verbissen hast?’“<br />

So liest sich die Hubertuslegende bei der „Deutschen Wildtier<br />

Stiftung“, die sich um die Schonung des letzten frei lebenden<br />

Großsäugers in Deutschland müht. Rechtfertigt der<br />

„Wildschaden“ die Tötung eines Lebewesens? Sein<br />

Lebensraum wird vom Menschen immer weiter eingeschränkt<br />

durch intensive Landwirtschaft, Flächenversiegelung <strong>und</strong><br />

Zerschneidung der Landschaft. Das Wildtier wird zum<br />

Hindernis. Werden hier nicht Ursache <strong>und</strong> Wirkung<br />

verwechselt?<br />

Es wird gestritten, ob die Hubertuslegende an sich jagdkritisch<br />

sei. Hat der jagende Adlige die Waffen gestreckt <strong>und</strong> wurde


absoluter Pazifist oder nicht? In der Logik der Geschichte<br />

liegt ein klares „Ja“. Sie gehört zu einer literarischen<br />

Gattung, ähnlich wie biblische Jesus-Szenen, die mit<br />

einem markanten Satz enden <strong>und</strong> die Entscheidung dem<br />

Leser selbst nahe legen. Die Hubertuslegende ist in<br />

Analogie zur Bekehrung des Paulus in der<br />

Apostelgeschichte (Kap. 9) verfasst. Ein „weiter so“ des<br />

Hubertus, der nun zum Patron der Jäger <strong>und</strong> Schützen<br />

mutiert ist, dürfte nach der Tendenz der Geschichte<br />

aberwitzig sein. Selbstverständlich hat er der Gewalt<br />

abgeschworen, aber Jahrh<strong>und</strong>erte ungerechtfertigter<br />

Inanspruchnahme dieses Heiligen für die Jagd haben ihr<br />

Gewicht.<br />

Hört ein Jäger, der ein wehrloses Tier im Visier seiner<br />

überlegenen Präzisionswaffe hat, in seinem Herzen die<br />

Frage: „Warum tötest du mich?“ Ein passionierter Jäger<br />

sagte mir einmal, dass er es vermeide, einem Reh vor<br />

dem (hoffentlich „sitzenden“) Blattschuss in die Augen zu<br />

blicken - der Skrupel wegen...<br />

Das Bemerkenswerte der Hubertus-Legende ist etwas<br />

anderes. Sie schließt eine von vielen Christen<br />

schmerzlich empf<strong>und</strong>ene Lücke. Christus erscheint in<br />

Gestalt der vom Menschen gesch<strong>und</strong>enen <strong>und</strong> gehetzten<br />

Kreatur. Das Kreuz zwischen den Geweihstangen - ist es<br />

nicht das Kreuz <strong>und</strong> das Leid der Tierwelt, mit dem sich<br />

unser Erlöser eins weiß? Wird die Bibel hier nicht weiter<br />

gedacht, denn das Kreuz Christi umfasst doch alles Leid<br />

dieser Welt <strong>und</strong> da lässt sich das Elend der Kreatur nicht<br />

AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 21<br />

ausgrenzen. Die Jagd ist nur ein Aspekt der Gewaltherrschaft<br />

des Menschen über die <strong>Tiere</strong>, von „Tierproduktion“ oder<br />

Schlachthöfen ist hier nicht zu reden. Es sind gerade die<br />

Heiligenerzählungen, in denen unglaublich viele <strong>Tiere</strong> als<br />

Begleiter der frommen Gestalten erscheinen. Auf unser<br />

Christentum, das allein mit dem Menschen <strong>und</strong> seinem Heil<br />

befasst ist, haben diese Heiligen nicht gewirkt. So bleiben<br />

unsere Mitgeschöpfe weiter aus Glauben <strong>und</strong> Ethik<br />

ausgegrenzt.<br />

Die Not der Hubertusmessen<br />

Es gibt - zumindest im evangelischen Raum - keine „Liturgie“<br />

für Hubertusmessen. Auch der biblische Bezug zur Jagd ist<br />

dürftig: Nimrod <strong>und</strong> Esau sind wahrlich keine Aushängeschilder.<br />

Wie eine Notlösung bleibt das Schöpfungslob<br />

als biblischer Bezug.<br />

Das Internet ist eine F<strong>und</strong>grube für die Probleme <strong>und</strong><br />

Selbstzweifel, der sich der Veranstalter angesichts des<br />

Tötungsproblems bei der Gestaltung dieser kirchlichen<br />

Inszenierung ausgesetzt sieht. Der Bezug zur Jagd solle etwa<br />

durch das Blasen der Parforcehörner hergestellt werden <strong>und</strong><br />

die Jagdgruppe könne keilförmig wie ein Hirschgeweih<br />

stehen. Der Raum sollte „jagdlich“ dekoriert sein, aber auf<br />

eine Jagdstrecke wird wohl inzwischen aus nachvollziehbaren<br />

Gründen verzichtet. Als Dekoration der <strong>Kirche</strong> kämen<br />

Geweihstangen, Trophäen oder ein Hirschkopf mit Geweih<br />

<strong>und</strong> Kreuz dazwischen in Betracht - alles eine Frage des<br />

guten Geschmacks. Die Predigt solle der jagdlichen Thematik<br />

angepasst sein, ohne auf das „Erlegen“ (sprich: Töten) von<br />

<strong>Tiere</strong>n näher einzugehen, mit Rücksicht auf Kinder. Da es<br />

weder Liturgie noch Predigttexte gibt, muss sich jeder <strong>und</strong><br />

jede nach eigenem Gusto selbst etwas zusammen zimmern.<br />

Vielen geistlichen Rednern wird dabei nicht ganz wohl sein.<br />

Fazit: Hubertusmessen sind religiös verbrämte folkloristische<br />

Schaustellungen, die das ethische Problem des Tötens gezielt<br />

verschleiern oder bagatellisieren. Als „Gottesdienst“ haftet<br />

ihnen damit etwas Blasphemisches an, denn in der Nachfolge<br />

des Hubertus kann die Botschaft eigentlich nur lauten: „Die<br />

Waffen nieder.“<br />

Die <strong>Kirche</strong> sollte sich offiziell von derartigen Veranstaltungen<br />

distanzieren, aber dafür fehlt ihr gewiss der Mut.<br />

Jagd ist nur eine feige Umschreibung<br />

für besonders feigen Mord am chancenlosen Mitgeschöpf.<br />

Die Jagd ist eine Nebenform menschlicher Geisteskrankheit<br />

Theodor Heuss (1884-1963) 1. B<strong>und</strong>espräsident der BRD


Gottesdienst für Mensch <strong>und</strong> Tier<br />

am Pfingstmontag, 12. Mai 2008, 11.00 Uhr,<br />

St. Johanniskirche Hambur-Altona<br />

Mit Propst Dr. Horst Gorski, Pastor Alexander Höner <strong>und</strong> unter Beteiligung von AKUT e. V.<br />

Liebe Gemeinde,<br />

Oscar ist keine Schönheit. Wenigstens keine,<br />

die es in die Whiskas-Werbung schaffen<br />

würde. Wenn man ihn sieht, ruft man nicht<br />

spontan aus: Oh, ist der süüß! Er strahlt eher<br />

den Charme von Garfield aus <strong>und</strong> auf seinem<br />

Porträt-Foto auf dem Gang im Dementenheim<br />

guckt er grimmig wie Bud Spencer<br />

durch schmale Schlitzaugen. Sein Fell ist an<br />

der Unterseite schmutzig-weiß <strong>und</strong> zottelig,<br />

als ob er gerade durch’s Unterholz gestreift<br />

ist. Auf der Oberseite ist er grau-schwarz gestreift.<br />

Oscar ist ein zwei Jahre alter Kater aus den<br />

USA. Er wohnt <strong>und</strong> arbeitet im Steere House<br />

Nursing and Rehabilitation Center in Providence<br />

im B<strong>und</strong>esstaat Rhode Island an der<br />

Westküste. Oscar ist ein geachteter Kollege<br />

bei den Krankenschwestern <strong>und</strong> Pflegern sowie<br />

beim Ärzteteam. Sogar eine Plakette an<br />

der Wand neben seinem Foto im Flur kündet<br />

von seiner einfühlsamen Arbeit. Was soll das<br />

für ein W<strong>und</strong>erkater sein, von dem ich hier<br />

erzähle? Was macht Oscar so besonders?<br />

Wie jeder vernünftige Kater ist auch er ein<br />

fauler Geselle, er schläft viel, am liebsten auf<br />

dem Tisch im Besprechungszimmer der Station.<br />

Wacht er auf, streckt er sich lang <strong>und</strong><br />

ausgiebig <strong>und</strong> mustert seine Umgebung.<br />

Dann macht er sich auf in den Flur. Schaut<br />

rechts <strong>und</strong> links <strong>und</strong> entscheidet sich für eine<br />

Richtung. Besonders nahbar ist er nicht, eine<br />

demente alte Frau nähert sich ihm mit einem<br />

Rollator, leise fauchend signalisiert Oscar:<br />

Lass mich in Ruhe, ich arbeite. Aber die Frau<br />

will auch gar nichts von ihm, geht an ihm<br />

vorbei, sie ist in einer anderen Welt. Heute<br />

geht Oscar als erstes zu Frau Tucker in Zimmer<br />

310. Die Tür ist geschlossen. Er setzt sich<br />

davor <strong>und</strong> wartet. 25 Minuten später kommt<br />

eine Krankenschwester aus dem Raum mit<br />

einem schmutzigen Laken. „Hallo, Oscar“,<br />

begrüßt sie ihn, „willst Du reinkommen?“<br />

AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 22<br />

Geschichte: Oscar the Cat<br />

Ansprache von Pastor Alexander Höner<br />

Oscar zeigt keine Reaktion, lässt die Schwester<br />

an ihm vorbei gehen <strong>und</strong> betritt dann erst<br />

das Zimmer. Frau Tucker liegt zusammen<br />

gerollt in ihrem Bett – wie ein Embryo. Ihr<br />

Körper ist ausgezerrt, die Spuren der langen<br />

Brustkrebs-Krankheit sichtbar. Neben ihrem<br />

Bett sitzt ihre Tochter <strong>und</strong> liest ein Buch.<br />

„Hallo Oscar, na, wie geht’s Dir heute?“ Oscar<br />

beachtet sie nicht <strong>und</strong> springt mit einem Satz<br />

auf Frau Tuckers Bett. Er hält inne, lässt<br />

seine schmalen Augen langsam über Frau<br />

Tucker wandern, dann schnüffelt er leise.<br />

Unvermittelt springt er wieder vom Bett <strong>und</strong><br />

verlässt schnell das Zimmer. Heute noch<br />

nicht.<br />

Oscar geht den Gang weiter. Die Tür von<br />

Zimmer 313 ist nur angelehnt, er schlüpft<br />

durch den schmalen Spalt, fast ohne die Tür<br />

zu berühren. Frau Karle liegt alleine in ihrem<br />

Bett. Ihr Atem ist gleichmäßig, aber flach. Sie<br />

ist umgeben von Fotos ihrer Familie – Kinder,<br />

Enkelkinder <strong>und</strong> ihr Hochzeitsfoto. Auch<br />

hier springt Oscar auf’s Bett, schaut sich Frau<br />

Karle genau an, hält seine Nase in die Luft<br />

<strong>und</strong> verweilt. Er dreht sich zweimal <strong>und</strong> legt<br />

sich dann zusammen gerollt dicht neben Frau<br />

Karle. Eine St<strong>und</strong>e vergeht. Die Krankenschwester<br />

guckt ins Zimmer rein, um nach<br />

der Patientin zu sehen. Als sie Oscar neben<br />

Frau Karle im Bett sieht, atmet sie tief durch<br />

<strong>und</strong> eilt zum Schwesternzimmer. Sie holt die<br />

Akte von Frau Karle hervor <strong>und</strong> ruft ihre<br />

Verwandten an. Innerhalb einer halben<br />

St<strong>und</strong>e sind alle vor Ort. Auch der Priester<br />

kommt <strong>und</strong> salbt die Frau. Oscar ist die ganze<br />

Zeit dabei, angeschmiegt an Frau Karle, leise<br />

schnurrend. Der siebenjährige Enkelsohn<br />

fragt seine Mutter, was der Kater hier mache<br />

<strong>und</strong> die Mutter antwortet ihm unter Tränen:<br />

„Er hilft Oma, in den Himmel zu kommen.“<br />

Eine halbe St<strong>und</strong>e später hört Frau Karle auf<br />

zu atmen. Oscar setzt sich auf, schaut um sich


<strong>und</strong> verlässt leise das Zimmer, so dass die<br />

Trauernden es kaum wahrnehmen. Er kehrt<br />

wieder zurück ins Besprechungszimmer,<br />

schleckt an seinem Trinknapf, springt auf den<br />

Tisch <strong>und</strong> rollt sich zusammen für einen langen<br />

Schlaf. Seine Arbeit ist getan. Niemand<br />

stirbt heute mehr auf seinem Flur. Seitdem<br />

die Angestellten der Dementenstation ihn als<br />

junges Kätzchen aufgenommen haben, hat er<br />

25 Sterbende begleitet. Wenn er sich neben<br />

eine Patientin, einen Patienten legt, dann benachrichtigt<br />

das Stationsteam sofort die Familie,<br />

damit diese sich von ihren Liebsten<br />

verabschieden können. Einige Male war Oscar<br />

auch der einzige, der die Menschen auf ihrem<br />

letzten Weg begleitet hat.<br />

Warum diese Geschichte, die als erstes im vergangenen<br />

Jahr im renommierten Medizin-Journal<br />

„Massachusetts Medical Society“ abgedruckt<br />

war, warum diese Geschichte in unserem Gottesdienst?<br />

Ein Kater, der den Tod ansagt. Ist das<br />

nicht unheimlich?<br />

Ich habe diese Geschichte ausgewählt, weil mich<br />

ein Fre<strong>und</strong> vor diesem Gottesdienst folgendes<br />

gefragt hat: „Warum wollt ihr die <strong>Tiere</strong><br />

Bildbetrachtung:<br />

- Propst Dr. Horst Gorski -<br />

zum Bild von<br />

Francisco Goya:<br />

Perro semih<strong>und</strong>ido<br />

(Halb versunkener H<strong>und</strong>)<br />

AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 23<br />

Ich lasse das Bild einfach einen Moment auf mich wirken. Seine<br />

sandbraunen Farben. Seine großen Flächen, zweigeteilt in einen nach<br />

rechts ansteigenden Erdboden <strong>und</strong> einen etwas helleren Hintergr<strong>und</strong>.<br />

Kaum über den Erdboden ragend ein H<strong>und</strong>ekopf mit dem Blick nach<br />

rechts oben.<br />

Francisco Goya, der spanische Maler, hatte viele Jahre am spanischen<br />

Hof gelebt <strong>und</strong> den Hof portraitiert. Als ihn die Heuchelei <strong>und</strong><br />

Verlogenheit, die er dort spürte immer mehr abstieß, zog er sich in ein<br />

einsames Haus in der Nähe von Madrid zurück (er nannte es „Quinta<br />

de sordos“ - Haus der Tauben) <strong>und</strong> bemalte die Wände seines Hauses<br />

mit 14 Darstellungen, die man „pinturas negras“ nennt, d.h.<br />

überwiegend dunkle Bilder mit fratzenhaften,<br />

eigentlich segnen, die haben doch keine Seele?“<br />

Beim Nachdenken über diese Frage, ist mir die<br />

Geschichte von Oscar eingefallen. Ein Lebewesen,<br />

das so ein Gespür für den nahenden Tod hat<br />

<strong>und</strong> den Sterbenden seine Nähe <strong>und</strong> Wärme<br />

schenkt, kann nicht seelenlos sein.<br />

Pragmatiker könnten darauf erwidern: „Das hat<br />

nichts mit einer Seele zu tun, das ist der Instinkt<br />

der Katze.“ Mich würde es w<strong>und</strong>ern, wenn der<br />

Instinkt für dieses liebevolle Verhalten von Oscar<br />

verantwortlich sein sollte. Denn der Instinkt<br />

sagt einem eher: Halt dich fern von allem, was<br />

mit dem Tod zu tun hat. Ich bin deshalb überzeugt:<br />

Oscar hat eine Seele, alle <strong>Tiere</strong> haben eine<br />

Seele. Bei unseren Schwestern <strong>und</strong> Brüdern des<br />

jüdischen Glaubens ist das Blut der Sitz der<br />

Seele <strong>und</strong> alles, was atmet, hat den Odem Gottes<br />

eingehaucht bekommen. Warum sollte deshalb<br />

nicht jedes Lebewesen auch den Segen Gottes<br />

zugesprochen bekommen?! Es ist meine feste<br />

Überzeugung, dass jedes Leben, was gefährdet<br />

ist – <strong>und</strong> die <strong>Tiere</strong> sind in unserer Welt besonders<br />

gefährdet – dass diese umso mehr den Segen<br />

Gottes bedürfen! Deshalb segnen wir heute auch<br />

die <strong>Tiere</strong>. Sie sind geliebte <strong>und</strong> gesegnete Wesen<br />

Gottes. Amen.


AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 24<br />

albtraumartigen Darstellungen. Eines dieser Wandbilder hat Goya „Der halbversunkene H<strong>und</strong>“ genannt. Damit<br />

bekommen die sandfarbenen Töne eine Deutung. Der Erdboden erscheint als eine Art Sanddüne, in der der H<strong>und</strong> eingesunken<br />

ist. Der sandfarbene Hintergr<strong>und</strong> ist wie ein Sandsturm, oder eine im Sonnenlicht über dem Sand flirrende Luft.<br />

Seit ich dieses Bild das erste Mal sah, im vergangenen Oktober bei einer Reise nach Madrid, im Prado, lässt mich eine<br />

Frage nicht mehr los: Wen guckt der H<strong>und</strong> an? Guckt er überhaupt jemanden an? Mir scheint es, als blicke er auf eine<br />

Person außerhalb des rechten Bildrandes. Vielleicht sein „Herrchen“ oder „Frauchen“? Der Blick ist hilfesuchend. Will der<br />

unsichtbar bleibenden Mensch nicht helfen? Oder kann er nicht? Sinkt er vielleicht selber im Sand ein? Oder ist da niemand?<br />

Der H<strong>und</strong> scheint mit den Beinen zu rudern, um sich zu befreien, scheint aber durch seine Bewegung nur tiefer zu<br />

versinken. Vielleicht geht es dem unsichtbaren Menschen ebenso. Vielleicht aber ist der Mensch auch einfach mitleidlos.<br />

Ich kann dieses Bild auch als Gleichnis lesen. Als Gleichnis auf die bedrohte, versinkende Kreatur. Gequälte <strong>Tiere</strong>, hilflos<br />

dem Leid <strong>und</strong> dem Tod preisgegeben. In Tierversuchen, Viehtransporten, Schlachthöfen oder gequält durch nicht wesensgerechte<br />

Haltung. Das Gesicht des H<strong>und</strong>es erinnert mich an die Worte des Paulus im Römerbrief: „Das ängstliche Harren<br />

der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden.“<br />

Auch die Unsichtbarkeit des Menschen auf dem Bild passt gut zum Gleichnis. Denn wo übernehmen wir Verantwortung?<br />

Wenn es um Verantwortung für unser Handeln geht, dann machen wir uns gerne unsichtbar. Zu Zuschauern, die außerhalb<br />

des Bildes, des Geschehens, bleiben.<br />

Aber auch die Deutung, dass der Mensch außerhalb des Bildrandes selber am Versinken ist, hat tiefere Bedeutung. Denn<br />

so ist es ja: Wenn unsere Mitgeschöpfe untergehen, werden wir auch nicht überleben. Eine Weile vielleicht ja, aber auf<br />

Dauer nicht. Alle Geschöpfe Gottes sind in ihrem Leben <strong>und</strong> Überleben als Mitgeschöpfe aufeinander verwiesen <strong>und</strong> aneinander<br />

geb<strong>und</strong>en. Selbst das Ende von etwas scheinbar so Unwichtigem oder Lästigem wie den Bakterien wäre unser<br />

Tod.<br />

So wird dieses Bild für mich zur Anfrage an unser Leben <strong>und</strong> Überleben. Schuldzuweisungen sind schnell ausgesprochen,<br />

wenn wir an die Tierhaltung oder an Tierversuche denken. Letztlich aber geht es doch um unser aller Lebensweise. Weil<br />

wir Fleisch essen wollen, natürlich nur zartes <strong>und</strong> fettarmes Fleisch <strong>und</strong> billig dazu,weil wir zu jeder Jahreszeit Südfrüchte<br />

essen <strong>und</strong> Speisen aus der ganzen Welt auf unserem Teller haben wollen, nur deshalb geschieht die Nahrungsmittelproduktion<br />

so, wie sie geschieht. Es sind nicht einzelne Schuld. Wenn wir überleben wollen auf dieser Erde, nicht versinken<br />

wollen, dann müssen wir alle unsere Lebensweise in Frage stellen. Von außerhalb des Bildes in das Bild hineintreten <strong>und</strong><br />

Verantwortung übernehmen. Für die Kreatur, für uns selber.<br />

Ein Blick auf das Bild zum Schluss: Erst nach langem Betrachten erkannte ich, dass die scheinbar zufälligen Hell-Dunkel-<br />

Abstufungen des Hintergr<strong>und</strong>es die Gestalt eines Engels ergeben. Wenn Sie genau vom H<strong>und</strong>ekopf nach oben gehen, im<br />

oberen Drittel, ist der Kopf des Engels. Darunter der Körper. Rechts ein nach oben ausgetreckter Flügel. Der andere Flügel<br />

ist am linken Bildrand nur unvollständig zu sehen. Ein segnender Engel. Gott segnet seine Kreatur.<br />

Als ich noch länger hinschaute, entdeckte ich über dem Kopf des Engels, etwas dunkler, zwei Fratzen, wie von dunklen<br />

Dämonen. Die Augen müssen sich eine Weile einstellen, um Augen <strong>und</strong> Nasen dieser Dämonen zu erkennen. Man könnte<br />

denken, das sei in das Bild hineininterpretiert. Da aber alle Werke der „pinturas negras“ fratzenhafte Gesichter zeigen, wäre<br />

es eher unwahrscheinlich, dass sie in diesem Bild fehlen sollten. Durch die Dämonen bekommt die Gestalt des Engels<br />

noch eine andere Bedeutung: Nicht nur Segen, auch Schutz. Der Engel hebt schützend die Flügel.<br />

Gott segnet <strong>und</strong> schützt alle seine Geschöpfe. Wie Paulus schreibt: „Denn auch die Schöpfung wird frei werden von der<br />

Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes.“ Amen.<br />

Tiersegen (Propst Dr. Horst Gorski)<br />

Gott segne die <strong>Tiere</strong> als unsere Mitgeschöpfe. Er schenke ihnen, was sie nach ihrer Art brauchen. Er<br />

bewahre sie vor Schmerz <strong>und</strong> allem, was ihrer Art widerspricht. Gott schenke allen Geschöpfen<br />

Achtung voreinander <strong>und</strong> lasse sie einander zum Segen sein. Im Namen Jesu, der zum Heil für die<br />

Welt gekommen ist, im Namen des Heiligen Geistes, der das Band der Liebe zwischen den<br />

Geschöpfen ist. Amen.


AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 25<br />

Neues von „unser“ Suleika?<br />

Suleika – unser AKUT Patentier bei Pro Animale e. V. (http://www.proanimale.de<br />

)– musste schon wieder einen schweren Verlust verkraften.<br />

Wie gut, dass sie sich in so guten <strong>und</strong> liebevollen Händen befindet <strong>und</strong> an<br />

einem so schönen Ort – Rendezvous, bei Berlin - lebt!<br />

Im letzten Patenbrief hieß es:<br />

„Suleika – die Schöne.<br />

Ein schweres halbes Jahr liegt hinter ihr zurück. Nach dem Tod ihres<br />

Geliebten „Remo“ <strong>und</strong> nun auch noch den Verlust ihrer Fre<strong>und</strong>in ,<br />

Tulustute Samira, sah es eine zeitlang so aus, als würde Suleika an ihrem<br />

Kummer zerbrechen.<br />

Wir sind so Glücklich, dass der kleine freche Siddharta, den Suleika<br />

zunächst als einen nur aufdringlichen Fratz gerade noch so dulden<br />

konnte, nun doch ganz innig in ihr Herz geschlossen hat.<br />

Und nun sind die beiden ein unzertrennliches Paar.<br />

Obgleich Suleika, ja eben mit dem kindlichen Kerl anfangs nicht viel<br />

anfangen konnte, hat er jetzt bei ihr Narrenfreiheit. Und so legt er sich<br />

bisweilen quer über ihre Höcker, welche dadurch schon leichte<br />

Formänderungen erhalten haben.<br />

Suleika mit Siddharta<br />

______________________________________________________________________________________________________________<br />

Mitgeschöpflichkeit<br />

Von Dr. Eberhard Röhrig, Sup. A.D.<br />

Lesetipps <strong>und</strong> Dies & Das<br />

Die Arbeit zeigt auf, dass „Umwelt“ im herkömmlichen Sinn eigentlich „Mitwelt“ ist. Insbesondere die hebräische Bibel<br />

dokumentiert die enge Verb<strong>und</strong>enheit des Menschen mit allen anderen Geschöpfen. Aber auch die (Gleichnis-)<br />

Sprache des Neuen Testamentes ist hier deutlich. So spricht Paulus von der Erlösungssehnsucht alles Geschaffenen.<br />

Nach Markus ist Jesus bei den <strong>Tiere</strong>n; <strong>und</strong> er selbst ist, so Johannes, der gute Hirte. Martin Luther, der Pietismus, die<br />

Erweckungsbewegung, Albert Schweizer, Karl Barth <strong>und</strong> Dietrich Bonhoeffer räumen den <strong>Tiere</strong>n einen wichtigen<br />

Platz in der Schöpfung ein. Viele zeitgenössische Theologen, Philosophen <strong>und</strong> Schriftsteller weisen auf die<br />

Dimension der Mitgeschöpflichkeit hin. Am Ende der Untersuchung ist zu fragen, welche kirchlichen <strong>und</strong><br />

gesellschaftlichen Konsequenzen aus dem historischen Bef<strong>und</strong> <strong>und</strong> den ethischen Erkenntnissen zu ziehen sind.<br />

Eberhard Röhrig, geboren 1931 in Wuppertal. Studium der Theologie in Bethel, Heidelberg, Bonn <strong>und</strong> Wuppertal.<br />

Landesschülerpfarrer in Westfalen, Gemeindepfarrer in Rheine <strong>und</strong> Wuppertal, von 1981 bis 1988 Superintendent.<br />

Seit 1993 im Ruhestand <strong>und</strong> Beauftragter für Mitgeschöpflichkeit der Evangelischen <strong>Kirche</strong> im Rheinland.<br />

Das Buch ist erhältlich beim Autor: Tel. 0202-42 20 70 für 20,- € zzgl. Versand<br />

Schon als Tier hat der Mensch Geist<br />

In der Philosophie galt der Mensch immer schon als „Tier plus X”. Bei Aristoteles etwa ist X die Politik, bei Hegel das Denken,<br />

bei Harry Frankfurt, um einen Heutigen zu nennen, ist es die Fähigkeit, die eigenen Wünsche bewerten zu können. Den Körper,<br />

die Triebe haben wir mit <strong>Tiere</strong>n gemein, „Geist” aber, mentale <strong>und</strong> soziale Fähigkeiten, kommen nach solchen Vorstellungen<br />

nur den Menschen zu. Doch seit den antiken Skeptikern ist klar, dass es alles andere als einfach ist, die Grenzen im Detail zu<br />

ziehen.<br />

Verlag: Junius Verlag GmbH – Taschenbuch - 232 Seiten - 14,90 €, ISBN: 3885066513 EAN: 9783885066514<br />

Notfalladressen für Ihren Urlaub<br />

Das kleine Heft herausgegeben vom „Bündnis Bayrischer Tierrechtsorganisationen“<br />

ist erhältlich bei Fam. Sattler: Tel. 089-85 40 625<br />

Die Adressenlisten werden laufend ergänzt, Sie können hier also auch gute Adressen im<br />

Ausland melden!<br />

F<strong>und</strong>gruben für vegane Rezepte: Unter: http://www.veganwelt.de/inhalt/kochen/k-rameset.html<br />

<strong>und</strong> http://www.rezeptefuchs.de .<br />

Sie haben dort auch die Möglichkeit eigene Rezepte zu veröffentlichen


REDE VON<br />

EX-AFICIONADO<br />

ANTONIO MORENO<br />

Im Rahmen des Prozesses beim Internationalen<br />

Gerichtshof für Tierrechte am Montag, 23.<br />

Juni 2008 Genf.<br />

Thema: Prozess gegen den Stierkampf in<br />

Spanien, Frankreich <strong>und</strong> Portugal<br />

Organisator: „UNITED ANIMAL<br />

NATIONS, FFW Fondation Franz Weber“<br />

WIE WIRD MAN ZUM<br />

STIERKAMPF FAN?<br />

Schon in meiner frühesten Kindheit nahmen<br />

mich meine Eltern, die beide Liebhaber<br />

des Stierkampfs waren. zu allen Stierkämpfen<br />

mit, die in meiner Heimatstadt<br />

Malaga ausgetragen wurden. Ja. ich wirkte<br />

sogar als Knirps von 7 Jahren bei verschiedenen<br />

Filmen mit, die man in Malaga<br />

im Zusammenhang mit dem damals berühmten<br />

Stierkämpfer Manuel Benitez el<br />

Cordobes drehte.<br />

Als ich 9 Jahre alt war, ging mein Vater fest<br />

davon aus <strong>und</strong> brüstete sich mein Vater<br />

damit, dass sein noch so kleiner Sohn<br />

bereits alle Muleta- <strong>und</strong> Capotefiguren<br />

kannte, ebenso die Bezeichnung für die<br />

Stiere Je nach ihrer Farbe, ihren Hörnern<br />

oder ihrer Physiognomien. Jahrelang war<br />

die Kunst des Stierkampfes Teil meines<br />

Lebens. Ich reiste mit meinem Vater zu<br />

anderen Stierkampfplätzen <strong>und</strong> -festen.<br />

Auch zu Stierkämpfen, die zu wohltätigen<br />

Zwecken ausgerichtet wurden.<br />

Die Liebe zum Stierkampf war Teil meines<br />

Selbst wie der Fußball, das Schwimmen,<br />

das Angeln oder die Jagd. Alles war eine<br />

Mischung angenommener, respektive<br />

aufoktroyierter Gewohnheiten. die meinen<br />

Charakter formten <strong>und</strong> mich zu einem<br />

Besessenen der so genannten "Fiesta"<br />

werden ließen.<br />

Immer setzten wir uns an die Barriere, d.h.<br />

in die erste Reihe jeder Arena in den<br />

Schatten. Mein Vater mit der Zigarre im<br />

M<strong>und</strong>., meine Mutter mit der Mantilla über<br />

der Barriere. Ein klassischer Stierkampfnachmittag<br />

eben.<br />

Die Atmosphäre. die man bei einem Stier<br />

kampf erlebt erfasst einen ganz, schlägt<br />

einen in ihren Bann, alles beginnt.. .<br />

Wenn Du in eine Stierkampfarena kommst,<br />

so siehst Du als Erstes dieses Kolorit, das<br />

Licht, die Farbe des Kreidebodens.<br />

AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 26<br />

Der Einzug der Stierkämpfer - der Moment,<br />

wo die festlichen Trachten so überaus<br />

glänzend erscheinen. Alle bilden eine<br />

geordnete Gruppe angeführt von den<br />

Alguaciles (berittene Platzräumer) hoch zu<br />

Pferde. Die Musik bemächtigt sich deiner<br />

Sinne. Alles ist vorbereitet dafür, dass du<br />

Teil dieser "Fiesta", dieses Stierkampffestes<br />

wirst. Du bist der Zuschauer, der Stierkampfkenner,<br />

der Komplize.<br />

Mir wurde beigebracht, dass der Torero im<br />

Angesicht der Bestie sein Leben aufs Spiel<br />

setzt, dass er sie zu bändigen hat, zu<br />

demütigen, damit sie dem roten Tuch<br />

unbedingt folgt.<br />

Das Pferd, der andere Protagonist, war ein<br />

weiteres positives Mitglied des Kampfes.<br />

Der Stier versuchte das arme Pferd umzustoßen,<br />

es wurde von der schwarzen Bestie<br />

skrupellos angegriffen. Dieser Stier war<br />

böse <strong>und</strong> es geschah ihm recht, dass ihm<br />

der Picador mit der Lanzenspitze zusetzte.<br />

Er sollte noch mehr zustoßen <strong>und</strong> erreichen,<br />

dass es dem Stier schließlich Leid<br />

tat. das arme Pferd angerempelt zu haben.<br />

Die Banderillas waren die guten Männer<br />

mit den Wurfpfeilen, aber ohne Stierkämpfertuch<br />

zur Selbstverteidigung, nur eben mit<br />

diesen Stangen. Die Angst ging um in allen<br />

Rängen. Das Herz stand einem still. Und<br />

wenn sie erst einmal um das Tier zum<br />

Laufen zu bringen - eingesetzt worden<br />

waren, rannte <strong>und</strong> rannte die Bestie hinter<br />

dein Banderillero her. Bloß gut, dass ein<br />

Torero mit Tuch ihn ablenkte. Das "Ablenkungsmanöver"<br />

war perfekt.<br />

Das ist die Wirklichkeit, die ein Kind sieht.<br />

Der Stier als das Böse. Die restlichen<br />

Teilnehmer am Kampf sind die Guten.<br />

Wenn sich dieses Bild dem Kind erst einmal<br />

eingeprägt hat, bleibt es in seinem<br />

Kopf, <strong>und</strong> das Kind ist in der Lüge des<br />

Stierkampfes gefangen.<br />

Ich habe H<strong>und</strong>erte von Stieren sterben<br />

sehen, sah viele Male, wie Toreros <strong>und</strong><br />

Helfer auf die Hörner genommen wurden.<br />

Ich sah tote Pferde in der Arena <strong>und</strong> Hun<br />

derte von grausamen Episoden. Aber ich<br />

bin nicht hier, um über Einzelheiten zu<br />

berichten, sondern über die<br />

Wirklichkeit als Ganzes.<br />

Mein Geist blieb jahrelang gegenüber einer<br />

Wirklichkeit verschlossen, nämlich derjenigen<br />

des Stieres.<br />

Ich sah Stiere hin zum Stierzwinger flüch-<br />

ten, denn sie wussten, dass sie von dorther<br />

gekommen waren. Sie wollten fliehen.<br />

wussten nicht, wozu sie dort waren.<br />

Ich sah, wie Stiere den Torero auf die<br />

Hörner nahmen <strong>und</strong> dann ihren Angriff<br />

aufgaben. Sie wollten nur noch in Ruhe<br />

gelassen werden <strong>und</strong> nicht noch mehr<br />

Schmerzen zugefügt bekommen.<br />

Ich sah viele Stiere weinen, hörte viele vor<br />

Schmerzen schreien. Wahre Schreie, so<br />

dass mir noch heute die Haare zu Berge<br />

stehen. Damals jedoch waren es nur Zeichen<br />

mangelnder Klasse, Zeichen von<br />

Feigheit. Ich sah viele Stiere vor meinen<br />

Augen sterben <strong>und</strong> aß <strong>und</strong> trank dann in<br />

der Pause <strong>und</strong> lachte sogar über den Tod<br />

dieser Lebewesen. Heute verstehe ich<br />

nicht. wie man essen kann, nachdem man<br />

das gesehen hat. Aber fest steht, dass ich<br />

es tat <strong>und</strong> mich dabei wohlfühlte.<br />

Als Kind war ich aggressiv, hatte einen<br />

H<strong>und</strong> - meinen H<strong>und</strong>. Die restliche Tierwelt<br />

jedoch war nur dazu da, geopfert zu werden.<br />

Der Respekt war dahin. Mein Vater<br />

nahm mich mit auf die Jagd, um zu töten,<br />

nahm mich mit zum Angeln, um zu toten.<br />

Und ich war glücklich. Ich war dabei, ein<br />

nützlicher Mensch zu werden: hart, ohne<br />

Mitgefühl für die anderen <strong>Tiere</strong>. Und hart,<br />

hart auch gegenüber meiner eigenen Spezies.<br />

WIE SIEHT EIN STIERKAMPF-FAN ZUM<br />

ERSTEN MAL DEN STIER ALS LEIDEN-<br />

DES TIER?<br />

Jahre vergingen. Viele Jahre, bis sich eines<br />

Tages - ich war damals etwas über dreißig<br />

– bei einem Stierkampf während der Feria<br />

von Málaga etwas ereignete. Es war beim<br />

zweiten Stier jenes Nachmittags, als urplötzlich<br />

ein Stier hinter einem Stierkämpfertuch<br />

erschien. Ich staunte <strong>und</strong> verharrte<br />

in der Betrachtung dieses Tiers, das ich nie<br />

zuvor gesehen hatte. Ich, der ich imstande<br />

war, Tausende von Stieren vor meinen<br />

eigenen Augen sterben zu sehen. Aber an<br />

jenem Tag geschah etwas. Und es war<br />

eigentlich gar nichts Besonderes. Das<br />

Besondere an Jenem Tag war ich,<br />

der ich zum ersten Mal nach mehr als<br />

dreißig Jahren<br />

einen STIER sah.<br />

Ich stand von meinem Sitz auf <strong>und</strong> verließ<br />

die Arena, ohne ein Wort zu sagen. Seit<br />

dem habe ich niemals wieder eine Stierkampfarena<br />

betreten. Ich bin nicht zum<br />

Feind der Stierkämpfe geworden, sondern<br />

mir wurden sie gleichgültig.<br />

Jahre vergingen. Ich wusste, was bei den<br />

Corridas passierte, aber ich hegte diesbezüglich<br />

keinerlei Gefühle. Es war mir egal.<br />

Wenn man mich fragte, ob ich Stiere<br />

mochte, antwortete ich immer das Gleiche:<br />

Ja, mit Kartoffeln.


WIE, WIRD AUS EINEM GLEICHGULTI-<br />

GEN MENSCHEN EINER, DER GEGEN<br />

SEINE EIGENE VERGANGENHEIT<br />

KÄMPFT?<br />

Mehr als zehn Jahre mussten vergehen,<br />

bis ich mir eines Tages sagte, dass dies ein<br />

Ende haben müsse. Ich forschte in<br />

meinem Innersten nach den Gründen<br />

dieser elenden Tradition. Es erfüllte mich<br />

mit Scham, dass ich meine ältere Tochter<br />

zu diversen Stierkämpfen mitgenommen<br />

hatte. Glücklicherweise hatte sie nie Gefallen<br />

daran gef<strong>und</strong>en. Und ich empfand<br />

Freude darüber, nie meine jüngeren Kinder<br />

dorthin mitgenommen zu haben.<br />

Eines Tages sagte ich mir: ,,Etwas muss<br />

ich tun." Und seither kämpfe ich darum,<br />

meine Wahrheit über die blutigen Stierkämpfe<br />

zu verbreiten.<br />

Das Leiden eines <strong>Tiere</strong>s darf KEIN Genuss<br />

sein. Eine Corrida ist nichts als DEMUTÜ-<br />

TIGUNG, FOLTER UND TOD eines UN-<br />

SCHULDIGEN TIERES zum Zwecke des<br />

Genusses, den eine Gruppe von SADIS-<br />

TEN dabei erstrebt.<br />

Ich dachte an all jene Kinder, die wie ich im<br />

gleichen elenden Milieu aufwachsen <strong>und</strong><br />

sicherlich nicht das gleiche Glück haben<br />

werden, das ich einst hatte, nämlich DEN<br />

STIER ZU SEHEN.<br />

Deshalb erzähle ich meine Geschichte<br />

überall dort, wo es möglich ist. Ich schäme<br />

mich nicht, sondern führe mich als einfaches<br />

Beispiel an:<br />

WENN ICH MICH HABE ÄNDERN<br />

KÖNNEN, KANNST DU ES AUCH.<br />

Ich weiß; was in einer Stierkampfarena vor<br />

sich geht. Worum ich bitte, ist Folgendes:<br />

Diejenigen, die beim Stierkampf anwesend<br />

sind, sollen erfahren, was außerhalb gefühlt<br />

wird.<br />

Seit mehr als einem Jahr halte ich in den<br />

unterschiedlichsten Bildungseinrichtungen<br />

Vorträge <strong>und</strong> überbringe die Botschaft vom<br />

Respekt gegenüber jedem Lebewesen.<br />

Bildung muss die Säule sein, an der wir<br />

Halt finden. Sie ist die Zukunft einer alarmierenden<br />

Gegenwart. Die Kinder von<br />

heute verweigern sich unseren grausamen<br />

Traditionen. Ihre überwältigende Mehrheit<br />

lehnt die Stierkämpfe ab. Diese sind nicht<br />

die Zukunft, sondern die so herbeigesehnte<br />

GEGENWART.<br />

Auch am heutigen Tag sende ich die Bot<br />

schaft des Respekts vor jedem Lebewesen<br />

AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 27<br />

aus ungeachtet dessen, ob es sich dabei<br />

um einen Menschen oder um ein anderes<br />

Wesen handelt. Und ich bitte alle, die für<br />

die Abschaffung des Stierkampfes eintreten,<br />

dass sie niemals – wirklich niemals -<br />

ihre Freude darüber Äußern, dass ein<br />

Torero von einem Stier aufgespießt wird.<br />

Denn unser Respekt gilt doch jeder Art von<br />

Leben.<br />

Durch diesen Kampf für den Tierschutz<br />

habe ich vor einigen Jahren eine veganische<br />

Diät angefangen. Schließlich kann ich<br />

nicht das Leben von <strong>Tiere</strong>n verteidigen <strong>und</strong><br />

sie dann als Kadaver vor mir auf einem<br />

Teller zulassen.<br />

DIE REGIERUNGEN UND DIE KIRCHE<br />

ANGESICHTS DER STIERKÄMPFE<br />

Was mich an dieser ganzen Sache am<br />

meisten schmerzt, ist die Tatsache, dass<br />

diese Situation zu allem Überfluss mit<br />

öffentlichen Geldern aufrecht erhalten wird<br />

- mit dem Geld aller Bürger, ob sie nun<br />

dafür sind oder nicht. Die Regierungen, in<br />

meinem Fall die spanische, fördern, unterstützen<br />

<strong>und</strong> begrüßen die Teilnahme an<br />

diesen blutigen Schauspielen. Darüber<br />

hinaus helfen sie dazu, dass Kinder mit<br />

ges<strong>und</strong>em Geist in frühester Kindheit an<br />

Tierquälerei gewohnt werden.<br />

Aber es gibt nicht allein die Unterstützung<br />

der Regierungen, sondern auch die<br />

Unterstützung <strong>und</strong> Sympathie für den<br />

Stierkampf seitens der katholischen<br />

<strong>Kirche</strong>.<br />

Es kommt selten vor, dass ein Stierkampf<br />

in Spanien nicht etwa im Namen eines<br />

Heiligen, einer Jungfrau oder eines<br />

Christus stattfindet. Das bedeutet:<br />

DEMÜTIGUNG, FOLTER UND TOD eines<br />

TIERES in GOTTES Namen.<br />

PAPSTLICHE BULLE<br />

An dieser Stelle sei daran erinnert, dass die<br />

<strong>Kirche</strong> DIESE GRAUSAMEN UND<br />

SCHÄNDLICHEN SPEKTAKEI, DIE NICHT<br />

VON MENSCHEN, SONDERN VOM TEU-<br />

FEL SIND, verurteilt hat.<br />

Am 1. November 1567 proklamierte Papst<br />

Pius V. die Bulle DE SALUTIS GREGIS<br />

DOMINICI, worin er entschieden <strong>und</strong> für<br />

immer die Stierkämpfe untersagte. Er<br />

schrieb die sofortige Exkommunion für<br />

jeden Katholiken vor, der diese Kämpfe<br />

gestattete oder an ihnen teilnahm. Zugleich<br />

ordnete er an, dass es keine <strong>Kirche</strong>nbestattung<br />

für diejenigen Katholiken geben<br />

könne, die an den Folgen der Teilnahme an<br />

Stierkämpfen den Tod gef<strong>und</strong>en haben.<br />

Spätere päpstliche Verfügungen modifizierten<br />

den Inhalt der genannten Bulle,<br />

indem sie Teile davon aufhoben oder strichen.<br />

Immer jedoch blieb die unverzichtbare<br />

Bedingung bestehen, dass zwei Forderungen<br />

erfüllt wurden :<br />

Die Stierkämpfe durften nicht an Feiertagen<br />

stattfinden. Bei ihrer Durchführung sollten<br />

entsprechende Maßnahmen getroffen<br />

werden, damit der Tod von Personen<br />

möglichst vermieden werde. In jedem Fall<br />

hat die Bulle weiterhin Gültigkeit für<br />

Mönche, Bettelmönche <strong>und</strong> Angehörige<br />

beliebiger christlicher Orden. Sie ist auch<br />

für gläubige Katholiken bindend – diese<br />

fügen sich ihr allerdings nicht, obgleich sie<br />

ihnen bekannt ist.<br />

Aus all diesen Gründen spreche ich von<br />

diesem Ort aus die Regierungen SCHUL-<br />

DIG, die das unnötige Leiden der Stiere<br />

erlauben.<br />

SCHULDIG ist auch die <strong>Kirche</strong>, weil sie die<br />

Teilnahme ihrer Gläubigen an diesen<br />

grausamen Schauspielen billigt.<br />

Schuldig ist die spanische Regierung, weil<br />

sie gestattet, dass Kinder belogen werden,<br />

indem man sie glauben macht, Tierquälerei<br />

finde zur Unterhaltung zu Recht statt. Auch<br />

weil sie mit öffentlichen Geldern weiterhin<br />

ein privates Schauspiel subventioniert,<br />

wobei ihr jede menschliche Moral abgeht.<br />

Die öffentliche Verwaltung gibt dieser<br />

Investition den Vorrang, statt die tatsächli<br />

chen Bedürfnisse der spanischen Bevölkerung<br />

zu befriedigen.<br />

Ich spreche die <strong>Kirche</strong> schuldig, weil sie im<br />

Namen ihrer Gottheiten segnet <strong>und</strong> Gottes<br />

Namen gr<strong>und</strong>los benutzt.<br />

Und mich selbst. da ich Teil dieser infernalischen<br />

Unterhaltung war.<br />

Ich bitte um Gerechtigkeit - nicht für mich,<br />

sondern für das Leben des am schlimmsten<br />

Betroffenen,<br />

DES STIERS.<br />

Antonio V. Moreno Abolafio<br />

Präsident des Andalusischen Kollektivs<br />

gegen Tierquälerei. Andalusien, Spanien<br />

www.cacma.org


Gemeinsam mit den Ärzten gegen Tierversuche<br />

Im Mai waren wir gemeinsam in Braunschweig bei einem Projekttag zum Pro <strong>und</strong> Contra Tierversuche am Riccarda-Huch-Gymnasium in<br />

Braunschweig, organisiert vom Helmholz-Institut. Wir, das sind: Astrid Reinke (Tierärztin, Tierschutzlehrerin, Gütersloh) <strong>und</strong> Dr. Martina<br />

Kuhtz-Böhnke (Tierärztin, Tierschutzlehrerin, Dorfen b. München) Dr. Wolf-Dieter Hirsch (Chirurg, Grimma) <strong>und</strong> ich (Pfr. Ulrich Seidel,<br />

Brandis bei Leipzig). Auch die andere Seite war stark vertreten durch Wissenschaftler, die Tierversuche mit Mäusen praktizieren <strong>und</strong> einem<br />

Amtsveterinär. Der Veranstaltungsort war die Turnhalle, in der etwa 200 Elft- <strong>und</strong> Zwölftklässler zusammengekommen waren. Die hatten<br />

sich gut vorbereitet, denn wir Gesprächsteilnehmer wurden durch die Schüler zu Beginn interviewt <strong>und</strong> bei mir war man über AKUT recht gut<br />

aus dem Internet informiert. Die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler waren motiviert <strong>und</strong> interessiert. Von der Lehrerschaft waren nur die<br />

Biologielehrer anwesend. Auch die Religionslehrer waren angesprochen, aber die hatten kein Interesse, schade oder typisch!<br />

Es wurden dann die Positionen vorgestellt, wobei wir insgesamt sorgfältiger vorbereitet waren. Astrid Reinke <strong>und</strong> ….. hatten eine sehr<br />

anschauliche, informative <strong>und</strong> umfassende Präsentation vorbereitet, unterlegt mit Filmaufnahmen von Versuchen mit Rhesusaffen. Ihr Ziel<br />

war es, nicht etwa nur darzustellen, dass Tierversuche grausam sind, sondern dass sie unwissenschaftlich <strong>und</strong> letztlich sinnlos sind. Dr.<br />

Hirsch konnte an vielen Beispielen von Tagungen, an denen er teilgenommen hatte belegen, wie letztlich mit dem Tierschutzgesetz nicht<br />

vereinbare Tierversuche gang <strong>und</strong> gäbe sind. Das stimmte sehr nachdenklich. Ich selbst hatte den ethischen Part übernommen <strong>und</strong> die<br />

Frage gestellt, mit welchem Recht wir das Leiden anderen Geschöpfen auferlegen.<br />

In zweiten Teil der Veranstaltung fanden Gruppendiskussionen in den Klassenzimmern statt. Die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler konnten sich<br />

Vertreter der jeweiligen Seite zum Gespräch oder weiteren Fragen heraussuchen. Erfreulicherweise fanden sich in „meinem“<br />

Klassenzimmer zwei Mal etwa 20-25 Leute ein <strong>und</strong> die Diskussionsleiterin war eine Bio-Lehrerin, die das Gespräch sehr nachdenklich <strong>und</strong><br />

tierversuchskritisch leitete. Das wurde erleichtert, da sich zwischen uns beiden auch ein guter „persönlicher Draht“ bestand <strong>und</strong> die Lehrerin<br />

das Tiefgreifende der Problematik sehr empf<strong>und</strong>en hat.<br />

Bei den Abschlussstatements wurde der Sack zugeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> nach allgemeinem Eindruck haben wir da noch einmal kräftig gepunktet, vor<br />

allem in der Breite unseres Herangehens. Ob das Meinungsplakat am Ende das Ganze recht wiedergibt, weiß ich nicht, aber wir haben<br />

vieles anstoßen können.<br />

Leider wird sich diese Veranstaltung nicht fortsetzen lassen, da es zwischen unserer Seite <strong>und</strong> dem Helmholz-Institut im Nachgang zu<br />

gr<strong>und</strong>sätzlichen Meinungsverschiedenheiten gekommen ist. Aber vielleicht ergibt sich wieder einmal eine solche Chance <strong>und</strong> dann werden<br />

wir sie nutzen.<br />

Pfr. U. Seidel<br />

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Ausblick:<br />

Schon lange haben wir das Gefühl, dass wir einmal eine überregionale Veranstaltung brauchen, damit wir mehr wahrgenommen werden<br />

<strong>und</strong> uns besser vernetzen können. Immer wieder treffen wir auf Theologen <strong>und</strong> <strong>Kirche</strong>nmitglieder, die zu unserem Thema arbeiten oder<br />

aktiv werden möchten, die aber noch nie von AKUT gehört haben. Diejenigen unter Ihnen, die schon sehr lange bei uns Mitglied sind,<br />

wissen, dass es am Anfang Großveranstaltungen wie z. B. auf dem Schiffersberg gegeben hat. Das, was ich zu dem folgenden ersten<br />

Konzept beigesteuert habe, ist der Wunsch nach so einer Großveranstaltung. Die ersten Ideen wie so etwas laufen könnte, sind entstanden<br />

im Gespräch mit Pfr. Friedrich Laker <strong>und</strong> Pfr. Thomas Webel-Reiner. Zusammengefasst hat es Friedrich Laker. Wir sind nun sehr gespannt<br />

auf Ihr Feedback, Ihre Kritik, Ideen, Angebote. Falls Sie sich von diesem Vorhaben, wie ich, begeistern lassen, sprechen Sie doch bitte Ihre<br />

sonstigen Vereine <strong>und</strong> Kontakte darauf an. Vieles hängt von Ihrer Mitarbeit ab. Wir brauchen viele Organisationen <strong>und</strong> Einzelpersonen, die<br />

sich beteiligen, wenn dieser Traum Wirklichkeit werden soll. Es gibt keine Vorgabe für das Mitmachen außer eine wirklich echte Liebe zu<br />

den <strong>Tiere</strong>n <strong>und</strong> das starke Bedürfnis, ihre Lage zu verbessern. Aber lesen Sie nun die erste Konzeptskizze dazu:<br />

AKUT. 2010<br />

<strong>Kirche</strong>ntag für Mensch <strong>und</strong> Tier<br />

AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 28<br />

Ein b<strong>und</strong>esweiter „<strong>Kirche</strong>ntag für Mensch <strong>und</strong> Tier“ soll 2010 die Aufmerksamkeit auf „<strong>Aktion</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> <strong>Tiere</strong>“ lenken <strong>und</strong> mit<br />

bunten <strong>Aktion</strong>en, Diskussionsforen <strong>und</strong> einem großen Gottesdienst deutlich machen, wie viele Menschen in den <strong>Kirche</strong>n<br />

Deutschlands sich aktiv für den Tierschutz einsetzen.<br />

Der erste <strong>Kirche</strong>ntag dieser Art will Begeisterung für das Engagement für <strong>Tiere</strong> schaffen <strong>und</strong> eine Theologie anstoßen, die das<br />

Tier als Mitgeschöpf des Menschen achtet <strong>und</strong> würdigt.<br />

Ort<br />

AKUT.2010 soll seinen Ort im Ruhrgebiet haben.<br />

Im Rahmen der Veranstaltungen <strong>und</strong> Feierlichkeiten des Kulturhauptstadtjahres von Ruhr 2010 gibt es gute Möglichkeiten, eine<br />

größere Öffentlichkeit auch für einen solchen <strong>Kirche</strong>ntag zu erreichen.


AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 29<br />

Gut vorstellbar für Auftakt <strong>und</strong> Abschlussgottesdienst ist zum Beispiel ein ehemaliges Zechengelände, das Platz für mehrere<br />

tausend Menschen <strong>und</strong> H<strong>und</strong>erte von <strong>Tiere</strong>n bietet. Auch Parkplätze sind dort meist genügend vorhanden.<br />

Für Veranstaltungen im Sommer (Open Air Kino, u.a.) sind solche Plätze oftmals bereits erschlossen. Mit erfahrenen Betreibern<br />

dieser Plätze könnte hier kooperiert werden.<br />

Zeit<br />

AKUT.2010 soll mehrere Veranstaltungen <strong>und</strong> <strong>Aktion</strong>en umfassen, die an einem frühen Freitagabend beginnen <strong>und</strong> am<br />

Sonntagmittag mit einem großen bunten Gottesdienst enden.<br />

Es ist zu überlegen, ob AKUT.2010 zeitlich (<strong>und</strong> teils organisatorisch) an den „Veggie Street Day“ angeb<strong>und</strong>en werden kann,<br />

der in den Großstädten auch des Ruhrgebietes in den letzten Jahren eine immer größere öffentliche Aufmerksamkeit gewinnt.<br />

Der Zeitpunkt des AKUT.2010- Wochenendes sollte im Mai/Juni oder August/September liegen.<br />

Struktur <strong>und</strong> Inhalt<br />

Für die Gr<strong>und</strong>struktur von AKUT.2010 <strong>und</strong> viele Inhalte können die reichlichen Erfahrungen der großen <strong>Kirche</strong>ntage in<br />

Deutschland genutzt werden.<br />

Im Rahmen eines Auftaktes am Freitag ist ein bunter Markt vorstellbar, auf dem sich alle <strong>Kirche</strong>ngemeinden, Gruppen in den<br />

Gemeinden <strong>und</strong> ihre Kooperationspartner vorstellen, die im Tierschutz bereits engagiert sind.<br />

Am Samstag können mehrere einzelne Veranstaltungen parallel stattfinden (in verschiedenen <strong>Kirche</strong>n <strong>und</strong> Gemeindehäusern,<br />

aber auch Seniorenheimen), darunter kleine <strong>und</strong> große Diskussionsforen.<br />

Es sollen dabei mehrere Generationen <strong>und</strong> Zielgruppen angesprochen <strong>und</strong> erreicht werden. So können gerade auch Kinder<br />

<strong>und</strong> Senioren, die oft eine besondere Nähe zum Umgang mit dem Tier haben, aktiv einbezogen werden.<br />

Bei diesen Veranstaltungen sollen sowohl Theologen als auch Tier- <strong>und</strong> Umweltschützer, Tierrechtler <strong>und</strong> Menschen, die<br />

beruflich mit <strong>Tiere</strong>n arbeiten, ihre Arbeit <strong>und</strong> ihr Engagement vorstellen <strong>und</strong> die Vision eines neuen Mitgefühls für das Tier<br />

entwickeln.<br />

Ziel ist es, über alle gesellschaftlichen, konfessionellen <strong>und</strong> religiösen Grenzen hinweg eine Solidarität für den Schutz des<br />

<strong>Tiere</strong>s einzufordern.<br />

Das weltweite Netzwerk „Best Friends“, das sich für gemeinsame Aktivitäten der Religionen für das Tier einsetzt, kann mit<br />

seiner "Religious Proclamation for Animals Compassion" ein besonderes Augenmerk bekommen. Daher sollen – wenn möglich<br />

- auch Vertreter von Naturreligionen sowie der großen Weltreligionen aktiv an AKUT.2010 beteiligt werden. Gelänge ein<br />

solches religionsübergreifendes Forum, dann gäbe es in Deutschland erstmalig ein gemeinsames öffentliches Einstehen der<br />

Religionen für das Mitgefühl für das Tier. AKUT.2010 hätte einen großen Schritt auf dem Weg erreicht.<br />

Eine große symbolische <strong>und</strong> spektakuläre öffentlichkeitswirksame <strong>Aktion</strong>, (ähnlich wie die der Berliner zum Welttierschutztag<br />

2008) an der H<strong>und</strong>erte von Menschen (<strong>und</strong> <strong>Tiere</strong>n) beteiligt werden <strong>und</strong> ein fröhliches buntes Fest am Abend kann den<br />

Samstag abschließen.<br />

Am Sonntagmittag soll ein großer Gottesdienst, der mehrere tausend Menschen zur Teilnahme bewegen kann, AKUT.2010<br />

abschließen. Er soll ein Vorbild <strong>und</strong> Anstoß auch für die vielen kleinen „Gottesdienste für Mensch <strong>und</strong> Tier“ sein, die in<br />

Gemeinden in ganz Deutschland seit den 80er Jahren vermehrt gefeiert werden.<br />

Finanzierung<br />

Die Finanzierung von AKUT.2010 soll über Zuschüsse der EKD, Sponsoring <strong>und</strong> Spenden geschehen. Es soll außerdem eine<br />

Unterstützung durch Tierschutzverbände erreicht werden. Ein Finanzierungsplan soll frühzeitig erstellt, Sponsoren frühzeitig<br />

aktiviert werden.<br />

Planung<br />

In die Planung von AKUT.2010 sollen, so bald das Konzept steht <strong>und</strong> das Vorhaben beschlossen ist viele Gemeinden <strong>und</strong><br />

Organisationen, u.a. die Tierschutzverbände frühzeitig eingeb<strong>und</strong>en werden (ab Anfang 2009). Die Einladung an alle<br />

erreichbaren Gruppen innerhalb von <strong>Kirche</strong>n <strong>und</strong> alle Netze von Bündnispartnern außerhalb der <strong>Kirche</strong>n, soll eine breite<br />

Beteiligung sicherstellen.Für Planung <strong>und</strong> Durchführung von AKUT.2010 im Ruhrgebiet soll besonders die Kooperation <strong>und</strong><br />

Unterstützung des Landestierschutzverbandes NRW gewonnen werden.


AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 31<br />

Studientag in Wittenberg:<br />

Notwendige Abschiede, Aufbruch, neue Impulse<br />

Schon Ende September machten sich die "AKUT-Pilger" heuer auf den Weg zum nunmehr schon traditionellen Studientag in<br />

der Lutherstadt Wittenberg, wo sie ein vielfältiges <strong>und</strong> vielversprechendes Programm (mit Hauptreferent Prof. Klaus-Peter<br />

Jörns, Erfahrungsberichten <strong>und</strong> AKUT-Ideenwerkstatt) erwartete. Wie immer freute man sich sehr auf Wiedersehen, Begegnung,<br />

Austausch <strong>und</strong> Gespräch mit langjährigen Bekannten aus allen Himmelsrichtungen <strong>und</strong> war gespannt, ob sich wohl auch<br />

neue Gesichter zu der vertrauten R<strong>und</strong>e gesellen würden.<br />

Nach Begrüßungskaffee <strong>und</strong> einführenden Worten von Pfarrer Ulrich Seidel sprach Professor Jörns (Autor des vielbeachteten<br />

Buches "Notwendige Abschiede") zum Schwerpunktthema des diesjährigen Studientages "Das Tier im Machtbereich des Menschen<br />

– zwischen Schreckensherrschaft <strong>und</strong> Ehrfurcht vor dem Leben". In einem ersten Vortragsteil nahm er die Zuhörer mit<br />

auf eine Art kulturgeschichtliche <strong>und</strong> theologische "Spurensuche": Einleitend ging er zunächst auf die Mensch-Tier-Beziehung in<br />

den Schöpfungserzählungen ein (� das Tier als unverzichtbares nichtmenschliches Gegenüber für Selbstfindung <strong>und</strong> Selbsterfahrung<br />

des Menschen) <strong>und</strong> auf die beiden frühen Gr<strong>und</strong>typen der Beziehung von Menschen zu <strong>Tiere</strong>n (Nähe <strong>und</strong> Identifikation<br />

/ Hirt <strong>und</strong> Herde – Beziehung der Andersartigkeit / Jägerkulturen). In beiden Fällen, so betonte Professor Jörns, war das<br />

Töten von <strong>Tiere</strong>n nicht freigegeben, sondern stellte immer eine Grenzüberschreitung, eine Ausnahmesituation dar. Kontrastierend<br />

dazu skizzierte er kurz die heute praktizierte gnadenlose Versklavung, Vernutzung <strong>und</strong> Ausbeutung von Millionen <strong>und</strong><br />

Abermillionen von <strong>Tiere</strong>n. Auf dieser Basis spürte er dann der Frage nach, welche Faktoren <strong>und</strong> Entwicklungen im Lauf der Zeit<br />

zur Herabwürdigung <strong>und</strong> "Versachlichung" der <strong>Tiere</strong> geführt haben. Schwerpunktmäßig beleuchtete Professor Jörns hier die (für<br />

die <strong>Tiere</strong> verhängnisvollen) religiösen Überlieferungen (1. Tieropfer, durch die die - an sich unbeteiligten - <strong>Tiere</strong> zu "Sündenböcken"<br />

wurden, die Schuld <strong>und</strong> Vergehen des Menschen stellvertretend auf sich laden müssen 2. Metaphorisierung der positiven<br />

Beziehung zu den <strong>Tiere</strong>n, die die <strong>Tiere</strong> aus dem Blick geraten <strong>und</strong> zur "Sache" werden lässt 3. die Visionen der Johannesoffenbarung<br />

<strong>und</strong> ihrer "neuen Erde", auf der <strong>Tiere</strong> nicht mehr vorkommen.)<br />

Angesichts dieser Überlieferungen ergeben sich für Professor Jörns als unausweichliche theologische Folgerungen<br />

- anders zu leben <strong>und</strong> die vorhandenen Texte theologisch-kritisch zusammen mit ihrer Wirkungsgeschichte (!) auszulegen<br />

- die <strong>Tiere</strong> ganz aus der anthropozentrischen Sündenthematik herauszunehmen <strong>und</strong><br />

- sich von der auf die Gottesebenbildlichkeit gegründeten Erwählungstheorie zu verabschieden.<br />

Mit Blick auf "w<strong>und</strong>erbare Ausnahmegestalten" wie Franz von Assisi <strong>und</strong> Albert Schweitzer beschloss unser Referent diesen<br />

ersten Teil seines Vortrages.<br />

In der sich anschließenden Mittagspause konnten sich die Teilnehmer dann bei strahlendem Herbstwetter vegetarische Köstlichkeiten<br />

schmecken lassen <strong>und</strong> die verbleibende Zeit für einen R<strong>und</strong>gang durchs historische Wittenberg oder auch einen<br />

Bummel über den bunten Töpfermarkt nutzen.<br />

Am Nachmittag wandte sich Professor Jörns in einem zweiten Vortrag ethischen Überlegungen zu <strong>und</strong> skizzierte die sich aus<br />

den theologischen Gr<strong>und</strong>annahmen <strong>und</strong> Erkenntnissen ergebenden Forderungen <strong>und</strong> Konsequenzen:<br />

1. Neben die Menschenwürde muss die Tierwürde treten.<br />

2. Übernommene Glaubensvorstellungen / Liturgien sind auf ihre Tier- <strong>und</strong> Lebensfeindlichkeit hin zu untersuchen.<br />

3. Notwendig ist ein genereller Perspektivenwechsel von der Anthropozentrik zur "Intersubjektivität".<br />

4. Zu den praktischen Folgerungen für die Ethik des Alltags gehören vor allem eine gr<strong>und</strong>legende Veränderung der<br />

Essgewohnheiten <strong>und</strong> radikale Abkehr von industrieller Tierzucht, Tierhaltung <strong>und</strong> Tiertötung.<br />

Mit seinen Thesen <strong>und</strong> der vorangegangenen aufschlussreichen Spurensuche füllte Professor Jörns ein von allen Teilnehmern<br />

in Theologie <strong>und</strong> Dogmatik seit langem schmerzlich empf<strong>und</strong>enes Vakuum <strong>und</strong> man darf wohl zu Recht schon jetzt wieder<br />

gespannt sein auf seine nächste(n) Veröffentlichung(en).<br />

Nach lebhafter Aussprache zu den beiden anregenden Vorträgen stellte Pfarrer Friedrich Laker aus Dortm<strong>und</strong> der Studientagsr<strong>und</strong>e<br />

das Großprojekt "AKUT 2010" vor, das in den vergangenen Monaten mehr <strong>und</strong> mehr Gestalt angenommen hatte: Ein<br />

b<strong>und</strong>esweiter "<strong>Kirche</strong>ntag für Mensch <strong>und</strong> Tier" soll 2010 die Aufmerksamkeit auf die "<strong>Aktion</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> <strong>Tiere</strong>" lenken <strong>und</strong> mit<br />

bunten <strong>Aktion</strong>en, Diskussionsforen <strong>und</strong> einem großen Gottesdienst deutlich machen, wie viele Menschen in den <strong>Kirche</strong>n<br />

Deutschlands sich aktiv für <strong>Tiere</strong> einsetzen. Der erste <strong>Kirche</strong>ntag dieser Art will Begeisterung für tierschützerisches Engagement<br />

schaffen <strong>und</strong> eine Theologie anstoßen, die das Tier als Mitgeschöpf des Menschen achtet <strong>und</strong> würdigt. (Es folgten Anmerkungen<br />

zu Struktur <strong>und</strong> Inhalt, Finanzierung <strong>und</strong> Zeitplanung. Weitere Anregungen <strong>und</strong> Ideen sind in der Geschäftsstelle<br />

natürlich jederzeit willkommen.).<br />

Sehr Interessantes hatte schließlich auch noch Rechtsanwalt J. Fassl (von der neu gegründeten Regionalgruppe Sachsen-<br />

Anhalt) über seine Arbeit zu berichten (Bearbeitung von Tierrechtsfällen aller Art / Themenbeispiele: Kampfh<strong>und</strong>e, H<strong>und</strong>esteuer,<br />

Tötung von Tigerbabies im Magdeburger Zoo, Fragwürdigkeit der Institution Zoo allgemein).<br />

Unter Verschiedenes erfuhr man, dass an der Universität Münster ein neues Institut für theologische Zoologie (unter Leitung von<br />

Dr. Rainer Hagencord) gegründet wurde, <strong>und</strong> hörte zum Abschluss Manfred Kybers Geschichte "Nachruhm".<br />

Der Studientag klang aus mit geselligem Beisammensein in vergnüglich kulinarischer Tafelr<strong>und</strong>e - <strong>und</strong> berechtigter Vorfreude<br />

auf Ulrich Seidels Predigt beim Erntedankgottesdienst am Sonntagmorgen in der Schlosskirche.<br />

Angelika Zech-Stadlinger


Predigt zum Erntedankfest 2008, Schlosskirche Wittenberg zum Abschluss des AKUT-Studientages.<br />

Predigttext:<br />

„Durch Jesus wollen wir Gott jederzeit danken, indem wir ihn loben <strong>und</strong> uns zu seinem Namen bekennen.<br />

Vergesst nicht Gutes zu tun <strong>und</strong> mit anderen zu teilen, denn über solche Opfer freut sich Gott.<br />

(Hebräerbrief 13,15-16)<br />

Ein kurzer, Griffiger <strong>und</strong> prägnanter<br />

Text, der in der Mahnung zum Teilen<br />

gipfelt, Gutes tun nicht zu vergessen.<br />

Man könnte meinen, dass wir gleich<br />

mitten drin sind in den Fragen der Zeit<br />

<strong>und</strong> des Lebens, die uns auf der Seele<br />

brennen. Aber bevor wir uns in das<br />

Getümmel der irdischen Problem<br />

stürzen, die sich mit Essen <strong>und</strong><br />

Nahrung zum Erntedankfest nahe<br />

legen, kommt in unserem Text erst<br />

einmal das große Durchatmen der<br />

Seele <strong>und</strong> der Blick nach oben:<br />

„Wir wollen Gott zu jeder Zeit danken<br />

<strong>und</strong> ihn loben.“ Dabei ist nicht an<br />

Konkretes gedacht, aber an einem<br />

Tag wie heute, legt es sich nahe an<br />

den Erntesegen zu denken <strong>und</strong> darin<br />

Gott „für alles“ zu danken: für unser<br />

Leben <strong>und</strong> dass es uns gibt, dass wir<br />

bei allen Problemen unser<br />

Auskommen haben <strong>und</strong> im Frieden<br />

leben. Am Erntedanktag denken wir<br />

daran, dass wir von den unsichtbaren<br />

Kräften leben, die wir nicht enträtseln<br />

können: Wachstum <strong>und</strong> Klima, Sonne<br />

<strong>und</strong> Regen, Erde <strong>und</strong> Luft. Der<br />

universale Schöpfungsgedanke drängt<br />

sich auf <strong>und</strong> wir sehen die ganze<br />

Biosphäre, zu der wir gehören <strong>und</strong> die<br />

AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 32<br />

das Leben überhaupt ermöglicht. Sie<br />

sucht ihresgleichen in den Weiten des<br />

Kosmos <strong>und</strong> ist doch nur eine hauchdünne<br />

Schicht, die sich um unseren<br />

Globus legt. Denn ließen wir unseren<br />

Globus zusammenschnurren von<br />

seinen 27.000 km auf eine Kugel mit 1<br />

Meter Durchmesser, dann mäße unsere<br />

Biosphäre vom tiefsten Meer bis<br />

zur Ozonschicht nur 0,8 mm. Sie ist nur<br />

eine hauchdünne „Rostschicht“, wie ein<br />

Wissenschaftler sagt, ein Flaum, der<br />

sich um den Erdball legt, von den 30<br />

cm Mutterboden, der alles Leben der<br />

Erde hervorbrachte, ganz zu schweigen.<br />

Das W<strong>und</strong>er des Daseins wird uns<br />

bewusst, für das wir den ehrfürchtigen<br />

Namen „Schöpfung“ haben <strong>und</strong> wir<br />

sehen die Verletzlichkeit der<br />

Lebenssysteme, mit denen wir so<br />

robust umgehen. In all dem wollen wir<br />

„Gott zu jeder Zeit danken“ <strong>und</strong> der<br />

Dank kann nicht umfassend genug<br />

sein. Der Dank ist die erste <strong>und</strong> vornehmste<br />

Pflicht der Christinnen <strong>und</strong><br />

Christen.<br />

Dann erst kommt die Mahnung des<br />

Bibelwortes von heute <strong>und</strong> der Finger<br />

Gottes richtet sich auf uns: „Vergesst<br />

nicht Gutes zu tun <strong>und</strong> miteinander zu<br />

teilen“. Nach dem Dank erst nehmen<br />

wir in den Blick, was alles nicht stimmt<br />

in dieser Welt, was aus dem Lot ist, all<br />

den Mangel <strong>und</strong> das Unrecht, das<br />

geschieht. Und Gott traut es uns zu,<br />

dass wir es ändern können. Würde er<br />

sonst sagen: „Vergesst nicht Gutes zu<br />

tun <strong>und</strong> miteinander zu teilen“ – auch<br />

wenn das recht schlicht klingt?<br />

Mein Gefühl sagt mir: mit dem<br />

diesjährigen Erntedankfest ticken die<br />

Uhren anders als sonst. Wir haben in<br />

diesem Jahr eine nicht für möglich<br />

gehaltene weltweite Verteuerung der<br />

Lebensmittel erlebt. Durch Spekulation<br />

sind die Preise der<br />

Gr<strong>und</strong>nahrungsmittel für die Ärmsten<br />

auf Rekordniveau. Um die<br />

Hungerrevolten in den armen Ländern<br />

ist es durch die gegenwärtige<br />

Finanzkrise wieder still geworden.<br />

Es gab die Debatte um „unseren“<br />

Biodiesel für den Agrarflächen in den<br />

Hungerländen in Anspruch genommen<br />

werden <strong>und</strong> auch bei uns wächst<br />

„Energiegetreide“. Was wollen wir<br />

unseren gesch<strong>und</strong>enen Böden denn<br />

noch alles abringen? Aber das Problem<br />

liegt noch viel tiefer. Wussten Sie, dass<br />

die auf ca. 50% der Weltagrarfläche<br />

wachsende Hülsenfrüchte <strong>und</strong> Getreide<br />

als eiweißreiches Hochleistungsfutter in<br />

den Tiermägen der reichen Länder<br />

landet?<br />

Hier entsteht unter unglaublicher<br />

Verschwendung aus 7-10 pflanzlichen<br />

Kalorien nur 1 Kalorie Fleisch. Unsere<br />

in Massen gehaltenen <strong>Tiere</strong> werden<br />

binnen kürzester Frist für unseren<br />

unverantwortlich hohen Fleischver-<br />

brauch gemästet. Vom Elend der <strong>Tiere</strong><br />

ganz zu schweigen.<br />

Nicht nur wir von AKUT versuchen, der<br />

gesch<strong>und</strong>en Tierwelt eine Stimme zu<br />

geben. Kürzlich las ich in der Zeitung,<br />

dass Bill Clinton schon vor Jahren<br />

gesagt habe, dass, wenn in den<br />

reichen Ländern auch nur 10% weniger<br />

Fleisch verzehrt würde,<br />

Nahrungsreserven für 600 Millionen<br />

Menschen frei würden. Die Weltbank<br />

rechnet so etwas aus <strong>und</strong> ob Clinton<br />

das Schicksal der <strong>Tiere</strong> im Blick hat,<br />

wissen wir nicht. Aber wer schon so<br />

weit denkt, sieht auch das ganze Elend.<br />

Über die seriösen Fernsehkanäle ist es<br />

in jüngster Zeit ja oft genug geflimmert,<br />

wie das Brot der Armen <strong>und</strong> die<br />

Regenwälder des Amazonasbeckens in<br />

unserer Fleischbrühe schwimmen.<br />

„Gutes zu tun <strong>und</strong> miteinander zu<br />

teilen“ – das ist heute eine globales<br />

Problem, wo sich für uns durchaus die<br />

Frage stellt, wann <strong>und</strong> ob wir zu einer


Lebensumstellung bereit sind, die dem<br />

Rechnung trägt.<br />

Bei den Essgewohnheiten erweist sich<br />

das fast als eine Herkulesaufgabe.<br />

Und dennoch ist einiges in Gang<br />

gekommen. Die Welthungerhilfe hat<br />

schon vor Jahren ein Kochbuch<br />

heraus gegeben, in dem Fleisch kaum<br />

noch vorkommt: „Weniger ist mehr“.<br />

Weniger Fleisch bedeutet mehr<br />

Nahrung auf der Welt.<br />

Auch unsere <strong>Aktion</strong> „Gewaltfrei Kochen“<br />

nimmt uns mit auf eine<br />

Entdeckungsreise in die w<strong>und</strong>erbare<br />

Vielfalt unblutiger Kost, die uns Mutter<br />

Erde schenkt. Vieles steht wieder auf<br />

unserem Speiseplan: Hirse <strong>und</strong><br />

Mangold, vom Sellerie bis zur<br />

Paranuss. Das heißt heute „Gutes zu<br />

tun <strong>und</strong> miteinander zu teilen“ in der<br />

Dankbarkeit für Gottes Gaben.<br />

Gutes Tun! Gutes tun durch Essen,<br />

Etwas Schöneres gibt es doch gar<br />

nicht. Dasitzen <strong>und</strong> speisen, ist doch<br />

w<strong>und</strong>erbar. Du tust gutes für dich <strong>und</strong><br />

deinen Körper, es ist gut für die Hungerleider<br />

der Welt, auch in der<br />

Sahelzone, denn selbst von dort kommt<br />

Futter. Es ist gut für die Regenwälder,<br />

die keinen Sojaplantagen mehr<br />

weichen müssen, gut für unsere Mitgeschöpfe<br />

<strong>und</strong> die vergüllten<br />

Landschaften, die endlich aufatmen<br />

können…<br />

Ich höre auf, denn für die meisten ist<br />

das nicht neu <strong>und</strong> viele haben schon<br />

darüber nachgedacht <strong>und</strong> den Vorsatz<br />

gehabt: „du müsstest eigentlich…!“<br />

Man nimmt sich ja oft zum Neuen Jahr<br />

etwas vor – das<br />

Rauchen aufzugeben oder weniger<br />

Schnaps zu trinken. Warum sollte<br />

man sich nicht einmal etwas zum<br />

Erntedankfest vornehmen? Das mit<br />

dem Kochbuch zum Beispiel? „Gutes<br />

tun <strong>und</strong> teilen“ in einer globalen Welt<br />

<strong>und</strong> auf dem eignen Essteller<br />

anfangen. Gutes muss für alle gut sein,<br />

sonst ist es nicht gut.<br />

Hier dämmert nun ein Gedanke aus<br />

den Schöpfungsgeschichten auf: „Und<br />

siehe, es war gut…“ – die ganze<br />

herrliche Welt: Stein <strong>und</strong> Erde, Wasser<br />

<strong>und</strong> Luft, Menschen, <strong>Tiere</strong> <strong>und</strong><br />

Pflanzen. Eine Welt mit Menschen soll<br />

besser sein, als eine Welt ohne<br />

Menschen – welcher Gedanke! Damit<br />

sind wir wieder am Anfang <strong>und</strong> der<br />

Kreis schließt sich. Wir können mit<br />

einem dankbaren JA zum Leben <strong>und</strong><br />

zum Dasein gütig in der Schöpfung<br />

leben, statt sie räuberisch zu plündern.<br />

Und dieses Gute, das traut Gott uns zu.<br />

Amen.<br />

S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S<br />

�<br />

Festtagsessen, Photo von Janina Stech<br />

Paranußbraten in Blätterteig<br />

AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 33<br />

Dazu Rosenkohl, (Süß)Kartoffeln <strong>und</strong> entweder vegane Bratensauce oder eine<br />

Cranberrysauce.<br />

Das Rezept ist für 8 Personen, was übrig bleibt, schmeckt kalt sehr gut.<br />

Zutaten:<br />

450 g Blätterteig , 4 El Gemüsebrühe, 2 Knoblauchzehen zerdrückt , 1 Tl Majoran , 125 g Margarine , 0.25 Tl Muskatnuß gerieben ,<br />

500 g Paranüsse gerieben , 2 B<strong>und</strong> Petersilie fein gehackt , 0.25 Tl Pfeffer schwarz , 1 Tl Salz , 250 g Semmelbrösel , 1 El Sojamehl ,<br />

50 g Spinat fein gehackt , 2 Tl Thymian , 250 g Toastbrot , 3 El Zitronensaft , 2 El , Zitronenschale gerieben , 2 Zwiebel(n) fein gehackt<br />

Zubereitung:<br />

Zwiebeln in 50 g Margarine glasig <strong>und</strong> weich dünsten. Vom Herd nehmen <strong>und</strong> Paranüsse, Semmelbrösel, 1 Tl Thymian, 2 El Zitronensaft,<br />

Sojamehl, Muskatnuß <strong>und</strong> so viel Gemüsebrühe dazugeben, bis eine geschmeidige Masse entsteht. Mit Salz <strong>und</strong> Pfeffer gut würzen.<br />

Für die Füllung Knoblauch in der restlichen Margarine weich dünsten, Spinat, Petersilie, restlichen Zitronensaft <strong>und</strong> -Schale zugeben.<br />

Toastbrot sehr klein schneiden (oder reiben) <strong>und</strong> mit der Spinatmasse vermischen. Mit Thymian, Majoran <strong>und</strong> reichlich Salz <strong>und</strong> Pfeffer<br />

abschmecken.<br />

Blätterteig zu einem 30 x 40 cm großen Rechteck ausrollen.<br />

Spinatmasse zu einer Rolle formen <strong>und</strong> in die lange Mitte des Teiges geben. Darauf die Nußmasse verteilen, dann den Blätterteig auf<br />

beiden Seiten hochschlagen, damit die komplette Füllung eingewickelt ist. Die Ränder zusammendrücken.<br />

Nach Wunsch mit ausgestockenen Blätterteigfiguren verzieren oder gitterartig einschneiden, auf jeden Fall aber einige Male mit der Gabel<br />

einstechen, damit der Dampf entweichen kann.<br />

Bei 200°C ca. 30 Minuten braten.<br />

Zum Servieren in Scheiben schneiden <strong>und</strong> mit beliebiger Sauce servieren.<br />

Das vorliegende Rezept ist nicht glutenfrei.


AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 34<br />

Denkanstoß zum Umgang mit <strong>Tiere</strong>n<br />

Artikel in der „Sächsische Zeitung“ zu einem Vortrag von Pfr. Dr. Ulrich Seidel in der Hochschule in Zittau:<br />

Zum Thema „Alles, was lebt, ist dein Nächster“ diskutierte Pfarrer Ulrich Seidel in der Hochschule mit einem gesprächigen Publikum.<br />

An diesem Abend war der Hörsaal 0.02 auf dem neuen Campus besser gefüllt als bei mancher Vorlesung. Denn auf dem Programm stand<br />

am vergangenen Dienstag ein öffentlicher Vortrag im Rahmen des „Studium f<strong>und</strong>amentale“ mit Pfarrer Ulrich Seidel aus Brandis. Den hatten<br />

Professor Peter Dierich von der Hochschule Zittau/Görlitz <strong>und</strong> Sabine Krüger vom Tierschutzverein Dresden (<strong>und</strong> AKUT e. V. Mitglied)<br />

bereits zum zweiten Mal ins Dreiländereck gelockt.<br />

Pfarrer Ulrich Seidel engagiert sich bei der <strong>Aktion</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> <strong>Tiere</strong> e. V. (AKUT) <strong>und</strong> sollte deshalb unter Gandhis Motto „Alles, was lebt,<br />

ist dein Nächster“ über die Beziehung zwischen Mensch <strong>und</strong> Tier berichten.<br />

Gleich zu Beginn gab er multimedial einen Überblick zu den verschiedenen Religionen, bei denen „der Nächste“, so Pfarrer Seidel, immer<br />

über den Menschen hinaus ginge. Danach erinnerte er an die biblische Geschichte des Heiligen Samariters, bei dem die Frage „wer ist dein<br />

Nächster“ auch eine zentrale Rolle spielt. „Wie weit ziehe ich den Kreis meiner Verantwortung“ fragte er in die R<strong>und</strong>e <strong>und</strong> beantwortete<br />

selbst: „Mein Nächster ist der, mit dem ich Mitgefühl habe.“<br />

Die Kraft der Bilder<br />

„Das Tier ist vollständig im Machbereich des Menschen, nur auf verschiedene Arten“, erklärte Ulrich Seidel weiter <strong>und</strong> begann, die Kraft der<br />

Bilder sprechen zu lassen. Zunächst folgten Fotos eines stolzen Pferdes <strong>und</strong> eines H<strong>und</strong>es, den treuen Fre<strong>und</strong> des Menschen. Doch<br />

danach wurden die Bilder hässlich. Denn Schweinemast <strong>und</strong> Legebatterie waren zu sehen. „Die haben nichts zu lachen“, sagte der Pfarrer<br />

<strong>und</strong> klickte immer weiter. Auch Fischfang, die Jägerei, Tierversuche oder das Artensterben kamen an seinem Pranger nicht zu kurz.<br />

„Der Mensch ist nicht das Maß aller Dinge“ widersprach Ulrich Seidel Protagoras <strong>und</strong> knüpfte viel lieber an Albert Schweitzer an. Der hätte<br />

erstmals eine neue Denkweise in das Abendland gebracht, die den Menschen nicht über das Tier erhebt. „Wir gehören zur Schöpfung dazu.<br />

Das müssen wir begreifen“, sagte der Pfarrer weiter.<br />

Er versuchte auch zu zeigen, warum sich seit Jahrh<strong>und</strong>erten die Menschen in Europa über <strong>Tiere</strong> erheben wollen: „Die niederer Herkunft<br />

ist unser Problem. Schließlich wird der Teufel auch gern als Tier dargestellt.“<br />

Über diesen interessanten Vortrag hinaus gab es für die gespannten Zuhörer noch die Möglichkeit, mit dem Referenten ins Gespräch zu<br />

kommen. Ulrich Seidel zeigte sich überrascht, dass davon vor allen die jüngeren Gäste Gebrauch machten.<br />

Ethikunterricht einmal anders<br />

Eine Schulklasse des beruflichen Schulzentrums Zittau hatte diese Vorlesung einer St<strong>und</strong>e Ethikunterricht vorgezogen. Die jungen Leute<br />

waren kritisch. Schlussendlich stand jedoch für alle fest, dass man seine Lebens- <strong>und</strong> Essgewohnheiten überprüfen <strong>und</strong> überdenken sollte.<br />

Stichwort essen. Professor Peter Dierich lobte den Vortrag <strong>und</strong> wagte zu hoffen, dass Ulrich Seidel bald wieder nach Zittau kommt. Dann<br />

könnte das Thema „gewaltfreies Kochen“ sein. Denn Ulrich Seidel ist seit 20 Jahren Veganer<br />

Silke Schoepe<br />

Pressemitteilung<br />

„Weh dem, der die Stadt mit Blut baut“ (Habakuk 2,12)<br />

Erklärung der <strong>Aktion</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> <strong>Tiere</strong> (AKUT e.V.) zur genehmigten Erweiterung des Schlachthofs der<br />

„Fleischwerk Tönnies GmbH“ in Weißenfels<br />

Der 27. Mai ist ein schwarzer Tag für die Kulturstadt Weißenfels. An diesem Tag genehmigte das<br />

Landesverwaltungsamt Halle die Erhöhung der Schlachtleistung des Tönnies-Schlachthofes auf 12 000<br />

Schlachtungen pro Tag. Diese unvorstellbare Zahl von Akkordschlachtungen, die sich auf jährlich 4,5 Millionen<br />

<strong>Tiere</strong> belaufen, ist ein weiteres Zeichen extremer Entwürdigung unserer Mitgeschöpfe zur Ware, die um des<br />

Profites willen schnell <strong>und</strong> billig verarbeitet wird.<br />

Angesichts dieser Umstände, für die inzwischen viele Menschen sensibler geworden sind, betont AKUT den<br />

eigenen Wert <strong>und</strong> die eigene Würde auch jeden einzelnen <strong>Tiere</strong>s. <strong>Tiere</strong> sind keine Schlachttiere, sondern Gottes<br />

Geschöpfe <strong>und</strong> haben eine Würde, für deren Missachtung Weißenfels zum Zeichen wird.<br />

Wir verurteilen die Erweiterung des Tönnies-Schlachthofes als Sünde an Schöpfung <strong>und</strong> Kreatur. Sie widerspricht<br />

dem Willen Gottes, der alles Leben geschaffen. Gegen eine Kultur des Schlachthofs <strong>und</strong> der Lebensvernichtung<br />

erinnern wir an eine „Kultur des Lebens <strong>und</strong> der Achtsamkeit“, die uns die Bibel lehrt.<br />

Wir rufen die verantwortlichen Politiker, Behörden <strong>und</strong> Bürger auf, der kulturlosen Umwandlung der Stadt<br />

Weißenfels zu einer Schlachthofstadt entgegenzuwirken <strong>und</strong> fordern einen sofortigen Stopp des Ausbaus des<br />

Tönnies-Schlachthofes in Weißenfels. Außerdem rufen wir im Interesse der <strong>Tiere</strong>, unserer leidensfähigen<br />

Mitgeschöpfe, zu einer Reduzierung <strong>und</strong> Beendigung des Fleischkonsums als einem Dienst am Leben auf.


AKUT e. V. Vorstand<br />

Seit der Wahl, bei der Mitgliederversammlung am 28. September<br />

08 in der Lutherstadt-Wittenberg, sind wir wieder zu fünft ...<br />

Und freuen uns sehr über die Verstärkung!<br />

Mein Name ist Friedrich Laker.<br />

AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 35<br />

Ich bin Pfarrer der ev. Lydia- <strong>Kirche</strong>ngemeinde in Dortm<strong>und</strong>. Ich freue<br />

mich, seit Ende September 2008 als Vorstandsmitglied die engagierte <strong>und</strong><br />

so wichtige Arbeit von AKUT mit vorantreiben zu dürfen. AKUT gehört<br />

für mich zu den unersetzbaren <strong>und</strong> vorbildlichen Vereinen <strong>und</strong><br />

Organisationen in Deutschland, die sich konsequent für das Mitgefühl für<br />

<strong>Tiere</strong> <strong>und</strong> den Tierschutz einsetzt ohne ideologisch zu werden. Der<br />

Blickwinkel von AKUT ist immer ganzheitlich. Daher überzeugt er mich<br />

so.<br />

In Dortm<strong>und</strong> teile ich mir mit meiner Frau Sandra eine Pfarrstelle, auf der wir viele neue Angebote, Gottesdienste<br />

<strong>und</strong> Veranstaltungen durchführen, die die Menschen überregional erreichen. Auf der Seite<br />

www.pauluskirche<strong>und</strong>kultur.net kann, wer mag, sich näher informieren. U.a. führen wir seit 1998 einmal<br />

jährlich einen Tierschutzgottesdienst durch.<br />

Zu unserer Familie gehören neben fünf Kindern (die ältesten drei sind bereits ausgezogen) zurzeit noch<br />

ein H<strong>und</strong> (Landseer), eine Katze <strong>und</strong> zwei Baumhörnchen.<br />

Mir ist eine gr<strong>und</strong>legende Erneuerung der <strong>Kirche</strong> (auf allen Ebenen) sehr wichtig. Dafür trete ich mit<br />

meinem Engagement ein. Dies betrifft die Inhalte wie die Formen kirchlicher Arbeit. Die <strong>Kirche</strong> muss<br />

sich wieder den Menschen <strong>und</strong> ihren Bedürfnissen, ihrem Glauben <strong>und</strong> ihrem Leben nähern, um überzeugend<br />

zu sein. Sie muss das Leben in seiner Ganzheit in die Theologie <strong>und</strong> die Praxis hinein nehmen. Dazu<br />

gehört wesentlich auch das Tier mit seinen natürlichen Bedürfnissen <strong>und</strong> seiner Würde. Die <strong>Kirche</strong> steht<br />

dabei vor einer großen Herausforderung, denn allzu sehr hat sie das Tier in der Vergangenheit missachtet<br />

<strong>und</strong> seine Qual durch den Menschen gerechtfertigt. Es ist keine leichte Aufgabe, sich so gr<strong>und</strong>legend zu<br />

reformieren. Aber die Zeit ist längst reif dafür. AKUT kann mit dazu beitragen, dass dieser Weg gelingt.<br />

In den nächsten Jahren möchte ich u.a. mit dazu beitragen, dass AKUT b<strong>und</strong>esweit durch eine Großveranstaltung<br />

bekannter wird. Ich halte Netzwerke in unserer globalisierten Welt für sehr wichtig, auch solche<br />

der Religionen untereinander. Daher unterstütze ich besonders gerne die Netzwerk- <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Ich freue mich auf spannende Erfahrungen mit AKUT <strong>und</strong> auf alle Menschen, die das Anliegen<br />

von AKUT teilen.<br />

... Wenn wir fragen, was wir tun können, dann ist es das:<br />

Wir geben nicht auf, weil unsere Liebe zu unseren <strong>Tiere</strong>n nicht aufhört. Wir lassen uns selbst nicht die Liebe nehmen. Auch durch unsere<br />

Wut nicht. Wir wollen keine Rache <strong>und</strong> keinen Hass. Wir wollen einen neuen Umgang miteinander <strong>und</strong> mit unseren <strong>Tiere</strong>n.<br />

Wir appellieren an die Vernunft <strong>und</strong> an die Liebe.<br />

Wir hören nicht auf, auf das Leiden unserer <strong>Tiere</strong> aufmerksam zu machen, bis sich eines Tages die Türen für sie <strong>und</strong> uns öffnen.<br />

Wir bitten um den Segen, die Kraft <strong>und</strong> den Trost des mitleidenden Gottes. Wir bitten um die Kraft der Erneuerung <strong>und</strong> wir fordern von der<br />

Politik:<br />

im Namen Gottes <strong>und</strong> der Liebe: hört endlich auf, unschuldige <strong>Tiere</strong> zu töten. Setzt dem Wahnsinn endlich ein Ende.<br />

Amen.<br />

Auszug aus der Predigt von Pfr. Laker beim Deutsch-niederländischer Gottesdienst in Dordrecht am 9.2.2008


AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 36<br />

Weihnachts- Gottesdienst für Mensch <strong>und</strong> Tier<br />

am 23.12.2007 um 11.00 Uhr<br />

in der <strong>Kirche</strong> "Zum guten Hirten"- www.kg-langenfelde.de<br />

Predigt <strong>und</strong> Glaubenbekenntnis von Pfr. Holger Janke<br />

Liebe Gemeinde!<br />

Was hielten Sie von folgendem Weihnachtsaufruf der <strong>Kirche</strong>?<br />

„Lieber Mensch,<br />

du bist dümmer als Ochs <strong>und</strong> Esel im Stall von Bethlehem.<br />

Du begreifst es wieder einmal nicht:<br />

Reichtum macht nicht glücklich!<br />

Deine Seele sucht etwas ganz anderes:<br />

Deine Seele lebt von der Hoffnung auf das Erreichen des Friedensreiches; das<br />

Paradies Gottes für Dich.“<br />

Das sind doch einmal klare Worte. Und es geht sogar noch weiter!<br />

„Aber ihr begreift es nicht! Ihr seid nur auf´s Geld orientiert. Und das ist euer<br />

Untergang.“<br />

Ja, so ist es! Endlich einmal klare <strong>und</strong> wahre Worte der <strong>Kirche</strong>!<br />

Nicht weichgewaschen <strong>und</strong> schön verpackt in viel Watte, passend zum kuscheligen<br />

Weihnachtsfest, um dessen christlichen Inhalt vor lauter Watte, Lieblichkeit <strong>und</strong><br />

Konsum kaum noch jemand weiß.<br />

Aber diese schönen, klaren Worte, die uns den Kopf waschen, sie sind tatsächlich<br />

von der <strong>Kirche</strong>!<br />

Sie sind allerdings nicht neu, sondern schon uralt! Sie lassen sich in der Bibel finden, im Alten Testament. Sie stammen vom Propheten<br />

Jesaja, der im 8. Jhrt. vor Chr. in Jerusalem lebte. (vgl. Jes. 1, 2-15)<br />

Als seine Mahnungen nicht gehört wurden <strong>und</strong> später Jerusalem tatsächlich in Trümmern lag, nahm ein Gläubiger seine Worte wieder auf<br />

<strong>und</strong> predigte unter seinem Namen den Gefangenen in Babylonien 150 Jahre später den heutigen Predigtext: „Seid fröhlich, ihr Trümmer<br />

Jerusalems!“ (Jes, 52, 9)<br />

Da saßen sie nun fern der Heimat, waren Sklaven, hatten alles verspielt. Der Reichtum, auf den sie nur gestarrt hatten, war ihnen zur Falle<br />

geworden, hatte den Blick verengt <strong>und</strong> ihr Leben zerstört.<br />

Hatte sie Jesaja damals nicht gewarnt:<br />

An euren Händen klebt Blut. Das ist nicht im Sinne Gottes- auch wenn ihr glaubt, das Gott darüber hinweg sieht.<br />

Aber keiner hatte gehört <strong>und</strong> sich verändert. Geld <strong>und</strong> Wohlstand standen im Vordergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> mit ihnen Blutvergießen; das Blut von<br />

Menschen, die Sklaven waren, <strong>und</strong> das Blut von <strong>Tiere</strong>n, die ausgebeutet <strong>und</strong> geschlachtet wurden.<br />

„Ich habe kein Gefallen am Blut der Stiere, der Lämmer <strong>und</strong> der Böcke. ... Und wenn ihr auch eure Hände ausbreitet, verberge ich doch<br />

meine Augen vor euch; <strong>und</strong> wenn ihr auch viel betet, höre ich euch doch nicht; denn eure Hände sind voll Blut.“ (vgl. Jes 1,11-15),<br />

prophezeite Jesaja damals Gottes Wort.<br />

Ausbeutung, Missbrauch <strong>und</strong> Blutvergießen passt nicht zu Gott, der das Leben ist, <strong>und</strong> es passt auch nicht zu uns Menschen, die wir Kindes<br />

Gottes sein sollen. Hört ihr nicht mehr eure innere Stimme, wie sie schreit <strong>und</strong> sich krümmt angesichts dessen, was Gott ihr versprochen<br />

hat?...<br />

„Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais <strong>und</strong> ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen. Auf ihm wird ruhen der Geist<br />

des HERRN, der Geist der Weisheit <strong>und</strong> des Verstandes, der Geist des Rates <strong>und</strong> der Stärke, der Geist der Erkenntnis <strong>und</strong> der Furcht des<br />

HERRN. Und Wohlgefallen wird er haben an der Furcht des HERRN.<br />

Er wird nicht richten nach dem, was seine Augen sehen, noch Urteil sprechen nach dem, was seine Ohren hören, sondern wird mit<br />

Gerechtigkeit richten die Armen <strong>und</strong> rechtes Urteilsprechen den Elenden im Lande, <strong>und</strong> er wird mit dem Stabe seines M<strong>und</strong>es den<br />

Gewalttätigen schlagen <strong>und</strong> mit dem Odem seiner Lippen den Gottlosen töten. Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden sein <strong>und</strong> die Treue<br />

der Gurt seiner Hüften.<br />

Da werden die Wölfe bei den Lämmern wohnen <strong>und</strong> die Panther bei den Böcken lagern. Ein kleiner Knabe wird Kälber <strong>und</strong> junge Löwen <strong>und</strong><br />

Mastvieh miteinander treiben. Kühe <strong>und</strong> Bären werden zusammen weiden, dass ihr Jungen beieinander liegen, <strong>und</strong> Löwen werden Stroh<br />

fressen wie die Rinder. ... Man wird nirgends Sünde tun noch freveln auf meinem ganzen heiligen Berge; denn das Land wird voll Erkenntnis<br />

des HERRN sein , wie das Wasser das Meer bedeckt.“ (vgl. Jes 11, 1-10)<br />

Aber keiner hörte diese Friedensvision des Jesaja. Die Herzen sind versteinert. Der Reichtum läßt sie taub werden. Ihre Seele sind<br />

verschlossen <strong>und</strong> diese Verheißung Gottes bleibt ungehört: Bis es zu spät ist.


Jerusalem, der heilige Berg, diese Tochter Zion, ging unter, wurde zerstört.<br />

AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 37<br />

Die Lebensräume wurden vernichtet <strong>und</strong> viel Blut floss. Es bewahrheitete sich eine alte Regel: Blutvergießen zieht Blutvergießen nach sich:<br />

Auge um Auge, Zahn um Zahn!<br />

Jetzt -7 Generationen später- sitzen sie da in der Fremde, die Trümmer Jerusalems, der Rest, <strong>und</strong> sie sollen fröhlich sein<br />

–so sagt es der Gottesmann, der sich als Nachfolger Jesajas versteht <strong>und</strong> von dem der heutige Predigttext stammt.<br />

Er erzählt uns, dass wir noch leben <strong>und</strong> neu anfangen können. Noch ist Zeit. Wir können umkehren, es anders machen. Wir können auf Gott<br />

hören <strong>und</strong> unsere Seele nicht einmauern, sondern sie frei leben lassen: Gott zur Ehre <strong>und</strong> uns zum Wohle!<br />

Denn Gott wird uns nicht vergessen.<br />

Gott ist ein guter Hirte <strong>und</strong> treu! Er sucht das Verlorene. Er schickt uns Hilfe:<br />

einen Gottesknecht <strong>und</strong> Freudenboten, der uns befreit <strong>und</strong> uns einen neuen Weg weißt –zum Paradies, dort wo Löwen <strong>und</strong> Lämmer<br />

beieinander liegen <strong>und</strong> die Menschen ohne Blutvergießen miteinander wohnen.<br />

„Fürwahr er trug unsre Krankheit <strong>und</strong> lud auf sich unsere Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt <strong>und</strong> von Gott geschlagen <strong>und</strong><br />

gemartert wurde.<br />

Aber er ist um unsrer Missetat willen verw<strong>und</strong>et <strong>und</strong> um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden<br />

hätten, <strong>und</strong> durch seine W<strong>und</strong>en sind wir geheilt.<br />

Wir gingen alle in die Irre, wie die Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn. Als er gemartert<br />

ward, litt er doch willig <strong>und</strong> tat seinen M<strong>und</strong> nicht auf wie ein Lamm, dass zur Schlachtbank geführt wird; <strong>und</strong> wie ein Schaf, das verstummt<br />

vor seinem Scherer, tat er seinen M<strong>und</strong> nicht auf.<br />

Er ist aus Angst <strong>und</strong> Gericht hinweggenommen. Wer aber kann sein Geschick ermessen? Denn er ist aus dem Lande der Lebendigen<br />

weggerissen, da er für die Missetat meines Volks geplagt war. Und man gab ihm sein Grab bei Gottlosen <strong>und</strong> bei Übeltätern, als er<br />

gestorben war, wiewohl er niemand Unrecht getan hat <strong>und</strong> kein Betrug in seinem M<strong>und</strong>e gewesen ist.“ (vgl. Jes. 53,4-9). Das prophezeite<br />

der Nachfolger Jesajas über 500 Jahre vor Christi Geburt!<br />

Seid nun fröhlich, ihr Trümmer Jerusalems, weil Gott euch ganz nah ist!<br />

Seht den Gottesknecht, der Eure Sache zu seiner machte <strong>und</strong> die Sünde der Welt trägt wie ein Lamm! Ein für alle Mal sind alle Opfer<br />

getan. Es soll um Gottes Willen kein Blutvergießen mehr sein!<br />

Lobe Gott, wie Maria, die erniedrigte Magd!<br />

Sie wusste, ein neuer Anfang ist gemacht. Ein großer Schritt in das Reich des Friedens ist getan.<br />

Ja, Gott kommt <strong>und</strong> mit ihm sein Frieden für die Welt. Jerusalem, Tochter Zion, freue dich!<br />

Nicht mehr Schlachtung <strong>und</strong> Gottverachtung, sondern Freude <strong>und</strong> Leben im Angesicht Gottes<br />

-ein menschliches Antlitz, ein neugeborenes Kind, geborgen im Stroh bei Ochs <strong>und</strong> Esel, die ihren HERRN kennen! Amen.<br />

Glaubensbekenntnis (Pfr. Janke)<br />

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,<br />

den Schöpfer des Himmels <strong>und</strong> der Erde,<br />

den guten Hirten für Menschen <strong>und</strong> <strong>Tiere</strong>.<br />

Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,<br />

empfangen durch den Heiligen Geist,<br />

geboren von der Jungfrau Maria<br />

im Stall von Bethlehem bei Menschen <strong>und</strong> <strong>Tiere</strong>n,<br />

gelitten unter Pontius Pilatus,<br />

gekreuzigt, gestorben <strong>und</strong> begraben,<br />

hinabgestiegen in das Reich des Todes,<br />

am dritten Tage auferstanden von den Toten,<br />

aufgefahren in den Himmel;<br />

er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;<br />

von dort wird er kommen,<br />

zu richten die lebenden <strong>und</strong> die toten Menschen.<br />

Ich glaube an den Heiligen Geist,<br />

die heilige christliche <strong>Kirche</strong>,<br />

Gemeinschaft der Heiligen,<br />

Vergebung der Sünden,<br />

Auferstehung der Toten<br />

<strong>und</strong> das ewige Leben für alle Geschöpfe,<br />

die Gott vertrauen -Menschen wie <strong>Tiere</strong>. Amen


Meeresflüstern ...<br />

Ein Text von Michael Broch, Hörfunkpfarrer am SWR. Gesendet am 23. Mai 2008 in „Morgengedanke“ SWR 4<br />

"Auch <strong>Tiere</strong>n kann es helfen wenn sie miteinander reden.'' - Das stand vor kurzem in der Stuttgarter Zeitung (13.03.2008): Ein Delfin rettet<br />

zwei Zwergpottwale, indem er sie ins offene Meer zurückführt. Die Wale hatten die Orientierung verloren <strong>und</strong> drohten auf einer Sandbank in<br />

Neuseeland zu verenden. Umweltschützer hatten vergeblich versucht, den <strong>Tiere</strong>n zu helfen. Plötzlich tauchte ein Delfin auf <strong>und</strong> schleuste<br />

die beiden orientierungslosen Pottwale in den Ozean.<br />

Das grenzt an ein W<strong>und</strong>er. Wissenschaftler haben den „Gesang der Wale“ erforscht <strong>und</strong> dass sich Delfine verständigen <strong>und</strong> erkennen.<br />

Meeressäuger sind soziale <strong>Tiere</strong> <strong>und</strong> können sich geradezu unterhalten. Aber selbst für Umweltschützer <strong>und</strong> Verhaltensbiologen ist es ein<br />

Rätsel wie diese Rettungsaktion zustande kam.<br />

Mich fasziniert es, wie ein Delfin hilflosen Zwergpottwalen zu Hilfe kommt <strong>und</strong> ihnen den richtigen Weg in die Freiheit zeigt. In den Weisheitsschriften<br />

der Bibel – sie entstanden etwa vor 2200 Jahren – steht: „Dort im Meer gibt es W<strong>und</strong>erwesen, die erstaunlichsten, die Gott<br />

gemacht hat.“ (Sirach 43,25)<br />

Man mag das bei den <strong>Tiere</strong>n Instinkt nennen. Vielleicht steckt aber auch mehr <strong>und</strong> größeres dahinter. Uns Menschen hat Gott Herz <strong>und</strong><br />

Verstand gegeben. Und wie unmenschlich können Menschen mit den Mitgeschöpfen <strong>und</strong> mit den Mitmenschen umgehen. Und: Mancher<br />

Konflikt könnte entschärf werden, manche Beziehung könnte noch bestehen, wenn wir mehr miteinander reden würden. Wenn wir einander<br />

mögliche Wege aufzeigen oder ein Stück weit mitgehen würden. In der Zeitung stand: „Auch <strong>Tiere</strong>n kann es helfen, wenn sie miteinander<br />

reden.“ Entsprechend gilt: „Auch Menschen kann es helfen, wenn sie miteinander reden.“<br />

Was man von <strong>Tiere</strong>n lernen kann, das zeigt diese w<strong>und</strong>erbare Rettungsaktion. Von <strong>Tiere</strong>n lernen, das hört sich in der Bibel so an: „So frag<br />

doch die <strong>Tiere</strong>, sie lehren es dich, frag die Vögel des Himmels, sie künden es dir.“<br />

Pfarrer Michael Broch, Leonberg, Katholische <strong>Kirche</strong><br />

Weitere Hörfunktexte von Pfr. Broch können Sie in der Geschäftsstelle anfordern<br />

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -<br />

Aufnahmeantrag<br />

Ja�, ich möchte die Arbeit von <strong>Aktion</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> <strong>Tiere</strong> (AKUT) e.V. - unterstützen<br />

<strong>und</strong> werde Mitglied mit einem Jahresbeitrag von ...................... EURO. (Mindestbeitrag 30 € jährlich)<br />

Vorname: .......................................................................Nachname: ....................................................................<br />

Straße + Hausnummer: ........................................................................................................................................<br />

PLZ + Ort: .................................................................................................................<br />

Tel................................................Fax..................................................E-Mail..................................…....................................<br />

Den Beitrag zahle ich<br />

( ) per Überweisung einmal Jährlich im Monat .....................( ) per Dauerauftrag einmal Jährlich im Monat.........................<br />

( ) per Lastschrifteinzug von meinem Konto- Nr. ...................................................... BLZ: .....................................................<br />

bei der Bank .............................................................................................................................................................................<br />

Ort / Datum: ........................................................... Unterschrift: ...........................................................<br />

Für Fragen zur Mitgliedschaft: Telefon 040-642 63 61 –<br />

Bankverbindung: AKUT e. V. – Postbank Frankfurt – BLZ 500 100 60 – Kto 459 197 606<br />

Dieses Heft ist gedruckt auf 100% Recyclingpapier

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!