05.01.2013 Aufrufe

open.med Bericht 2007 - Ärzte der Welt e.V.

open.med Bericht 2007 - Ärzte der Welt e.V.

open.med Bericht 2007 - Ärzte der Welt e.V.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

2<br />

Vorwort<br />

Unzufriedenheit über Beitragserhöhungen und<br />

Kürzungen bei den Kassenleistungen prägt die aktuelle<br />

Diskussion zur <strong>med</strong>izinischen Versorgung in<br />

Deutschland. Die Einführung des neuen Basistarifs<br />

soll für jeden Bürger die <strong>med</strong>izinische Versorgung<br />

im Krankheitsfall garantieren. Doch gibt es laut<br />

statistischem Bundesamt etwa 200 000 Deutsche,<br />

die diesen Mindestbeitrag nicht aufbringen können.<br />

Im Krankheitsfall dreht sich die Sorge <strong>der</strong> Betroffenen<br />

folglich nicht nur um die eigene Gesundheit,<br />

son<strong>der</strong>n gleichermaßen um die Frage nach<br />

dem wirtschaftlichen Überleben. Neben nicht versicherten<br />

deutschen Mitbürgern sind vor allem<br />

von dieser Problematik betroffen – Menschen, die<br />

ohne o<strong>der</strong> nur mit unsicherem Aufenthaltsstatus<br />

in Deutschland leben. Gerade ihnen, <strong>der</strong>en<br />

schwierige Lebensbedingungen die Entwicklung<br />

von Krankheiten begünstigen, bleibt <strong>der</strong> Zugang<br />

zu <strong>med</strong>izinischer Hilfe oft versperrt.<br />

Wir von <strong>open</strong>.<strong>med</strong> sind in unserer Arbeit täglich<br />

mit dem Schicksal dieser Menschen konfrontiert.<br />

Von den Patienten, die zu uns kommen, sind fast<br />

15 % Deutsche. Einen wichtigen Anteil (19,6 %)<br />

bilden Migranten ohne Papiere. Für sie ist ein Besuch<br />

beim Arzt immer mit <strong>der</strong> Angst verbunden,<br />

entdeckt und abgeschoben zu werden.<br />

Doch auch für Einwan<strong>der</strong>er mit Ausweispapieren<br />

ist <strong>der</strong> Zugang zur Gesundheitsversorgung nicht<br />

immer gewährleistet.Vor allem Bürger aus den<br />

neuen EU-Staaten können sich eine Krankenversicherung<br />

aufgrund ihres niedrigen Einkommens oft<br />

nicht leisten.<br />

Seit September 2006 können wir bei <strong>open</strong>.<strong>med</strong> in<br />

München dank des ehrenamtlichen Engagements<br />

von <strong>Ärzte</strong>n und Pflegepersonal diesen Menschen<br />

eine kostenlose <strong>med</strong>izinische Gesundheitsversorgung<br />

anbieten.Viel wurde seit Beginn des Projektes<br />

schon erreicht, doch bestehen nach wie vor Engpässe.<br />

Zu den Bereichen, die weiter ausgebaut<br />

werden müssen, gehört insbeson<strong>der</strong>e die stationäre<br />

Behandlung <strong>der</strong> nicht versicherten Patienten.<br />

Die Frage nach <strong>der</strong> Kostenübernahme für solche<br />

umfangreichen <strong>med</strong>izinischen Leistungen ist bislang<br />

ungeklärt. <strong>open</strong>.<strong>med</strong> setzt sich in diesen Fällen<br />

dafür ein, neue Regelungen und tragbare Lösungen<br />

zu finden.<br />

Natürlich ist nicht nur Deutschland gezwungen,<br />

sich den gesundheitspolitischen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

zu stellen. Lösungsansätze bieten unter an<strong>der</strong>em<br />

unsere europäischen Nachbarn, wo das Recht auf<br />

Gesundheitsversorgung für alle Menschen ohne<br />

Rücksicht auf ihren Aufenthaltsstatus o<strong>der</strong> ihr Einkommen<br />

gesetzlich verankert ist. In Italien gilt<br />

ein Meldeverbot im gesundheitlichen Bereich.<br />

Für nie<strong>der</strong>ländische <strong>Ärzte</strong> besteht die Möglichkeit,<br />

Kosten, die ihnen bei <strong>der</strong> Behandlung illegaler Einwan<strong>der</strong>er<br />

entstehen, auf Antrag von einer staatsfinanzierten<br />

Stiftung erstatten zu lassen. In Spanien<br />

haben Migranten ohne Papiere den gleichen Zugang<br />

zum öffentlich finanzierten Gesundheitssystem<br />

wie Staatsangehörige. Die einzige Bedingung<br />

ist, dass sie sich bei <strong>der</strong> Stadt registrieren müssen.<br />

Eine mögliche Umsetzung solcher Ansätze sollte<br />

auch in Deutschland diskutiert werden, denn ungeachtet<br />

aller Landesgrenzen gehört das Recht auf<br />

<strong>med</strong>izinische Versorgung zu den Grundrechten eines<br />

jeden Menschen.<br />

Dr. Pierre Rosenstiel,<br />

stellvertreten<strong>der</strong> Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong>,<br />

<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> e.V.<br />

Dr. Barbara Theml,<br />

ehrenamtliche Leiterin, <strong>open</strong>.<strong>med</strong><br />

Marion Chenevas,<br />

Projektkoordinatorin, <strong>open</strong>.<strong>med</strong><br />

3

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!