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Zvi Goldstein – Haunted by Objects - Druckservice HP Nacke KG

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Mr. Rabbit and the Dragon King<br />

im Wuppertaler Opernhaus<br />

Der Drachenkönig des Südmeeres ist krank<br />

und kann nur durch die Leber eines Hasen<br />

geheilt werden. Also macht sich der treueste<br />

aller Untertanen, Buchhalter Sumpfschildkröte<br />

auf, an Land einen Hasen zu<br />

fangen...<br />

Eine turbulente und tiefsinnige Satire<br />

auf Beamtenhochmut, Karrieresucht und<br />

Gesundheitswahn.<br />

Dies ist die Geschichte einer P’ansori, einer<br />

koreanischen Oper. P’ansori, ist eine jahrhundertealte<br />

Form vokaler Musik und von<br />

der UNESCO als einer der ‚Kulturschätze<br />

der Welt‘ offi ziell anerkannt. Es ist eine Art<br />

„Erzähltheater“: ein einzelner Sänger (oder<br />

Sängerin) trägt einen längeren epischdramatischen<br />

Text vor und wird dabei<br />

von einem Musiker auf einer Faßtrommel<br />

begleitet. Er singt und spielt also die Geschichte<br />

gleichzeitig. Achim Freyer, gerade<br />

von der Fachzeitschrift Opernwelt zum<br />

„Regisseur des Jahres“ gewählt, hat aus<br />

dieser traditionellen Form etwas aufregend<br />

Neues gemacht, ohne deren besondere Aura<br />

zu verfälschen. Er gestaltete unter Verwendung<br />

koreanischer Bildwelten und eigener<br />

Bildphantasien eine neue Bühnenästhetik,<br />

in der beide Formen sich gegenseitig erhellen<br />

und eine faszinierende gemeinsame<br />

Sprache als Brücke zwischen Ost und West<br />

sprechen.<br />

Inszenierung, Bühne, Kostüme und Licht:<br />

Achim Freyer (Foto)<br />

Textfassung:<br />

National Theatre of Korea<br />

Übersetzung:<br />

Esther Lee und Matthias R. Entreß<br />

Alle Fotos und obenstehender<br />

Einführungstext:<br />

Pressematerial der Wuppertaler Bühnen<br />

Wo bleibt die Schildkröte?<br />

Ja, wo bleibt die Schildkröte? Wieso<br />

erscheint sie nicht im Titel? Sie spielt nämlich<br />

auch eine ganz wichtige Rolle, als treueste<br />

Untertanin ihres Drachenkönigs und<br />

als Tigerbändigerin <strong>–</strong> durch die einfache<br />

Drohung, ihm in den Schwanz zu beißen<br />

(in welchen wohl?). Schließlich zeigt sie am<br />

Schluss ungewöhnliche Hartnäckigkeit,<br />

weil sie nicht glauben will, kräftig getäuscht<br />

worden zu sein.<br />

Doch der Reihe nach: Dreimal spielte<br />

das Koreanische Nationaltheater das Stück<br />

mit dem seltsamen und unvollständigen<br />

Titel, das als Pansori-Oper bezeichnet<br />

wird. Auf die Bühne gebracht hatte es der<br />

bekannte Regisseur Achim Freyer, bekannt<br />

für seine hintersinnigen und lebendigen<br />

Inszenierungen, der auch im Opernhaus<br />

anwesend war und fröhlich Sekt trank.<br />

Und man wurde nicht enttäuscht.<br />

Das Opernhaus war fest in koreanischer<br />

Hand. Die Autokennzeichen<br />

verraten, dass die Besucher von weit her<br />

gekommen waren.<br />

Wer sich schon eine halbe Stunde vorher<br />

zur Einführung (ausgezeichnet und informativ<br />

durch Matthias R. Entreß) eingefunden<br />

hatte, bekam mit, wie Pansori-Gesang<br />

in Korea im Original funktionierte. Ein<br />

einzelner Sänger, nur von einem Trommler<br />

begleitet, erzählt die Geschichte sprechend,<br />

auf alle möglichen Arten singend und vor<br />

allem mit vielen gestischen und mimischen<br />

Mitteln. Einzelnes Requisit ist ein großer Fächer.<br />

Koreaner müssen Meister der Konzentration<br />

sein, denn so ein Stück mit nur einem<br />

Darsteller-Erzähler dauert im Original um<br />

die sechs Stunden. Auch in Korea wurde<br />

seit Beginn des 20. Jahrhunderts begonnen,<br />

den Text auf mehrere Personen zu verteilen,<br />

auf die Bühne zu bringen, daraus eine Art<br />

Oper zu machen, die Changgeuk genannt<br />

wird, alles verbunden mit einer Musik, die<br />

für europäische Ohren sehr ungewöhnlich<br />

klingt.<br />

Achim Freyer hatte seine Pansori-Oper<br />

schon auf drei Stunden gekürzt, trotzdem<br />

wirkte der erste Teil, wegen vieler philosophisch-weltanschaulicher<br />

Passagen gelegentlich<br />

etwas lang (einige Zuschauer, vor allem<br />

mit jüngeren Kindern, waren nach der Pause<br />

nicht mehr anwesend). Der zweite Teil war<br />

dagegen äußerst kurzweilig.<br />

Im Stück ist der Pansori-Sänger eine<br />

überdimensionale Dame in einem blauen<br />

Kleid, die das Stück beginnt und immer<br />

wieder eingreift, und aus deren Kleid immer<br />

wieder handelnde Personen hervorkommen.<br />

Alle Personen hantieren auch mit Fächern,<br />

die Gesichter sieht man allerdings nicht, weil<br />

alle Personen Masken tragen. Einige davon<br />

erinnern an Picasso und machen darauf<br />

aufmerksam, dass immer wieder Elemente<br />

der Moderne in das Stück eingebaut sind,<br />

ebenso wie Verfremdungen, Aktualisierungen,<br />

ironische Brechungen.<br />

Das Stück: Der Drachenkönig des<br />

Südmeeres, Urquelle alles Meereslebens,<br />

ist krank, offensichtlich durch Umweltverschmutzung,<br />

denn überall liegen und<br />

hängen leere Plastikfl aschen. Sein Kostüm,<br />

sehr fantasievoll wie alle anderen Kostüme,<br />

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