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den Regieraum finden würde. Mit einer<br />
gesunden Prise Blauäugigkeit<br />
wurde das <strong>Studio</strong> übernommen und<br />
die Trident-Konsole hatte ihr neues<br />
zu Hause. Die Verkabelung einer solchen<br />
Anlage mit großem Steckfeld<br />
war Herausforderung und Abenteuer<br />
zugleich, verbunden mit zahlreichen<br />
Lern- und Denkprozessen. Nach harter<br />
Arbeit und vollem Körpereinsatz<br />
war das <strong>Studio</strong> schließlich fertig, und<br />
die Crew saß erwartungsvoll vor dem<br />
Telefon, auf dass es nun klingeln möge,<br />
immer sehr gut gelaunt und in<br />
dem festen Bewusstsein, dass die<br />
Kunden schon gerne kommen würden.<br />
Fühlen Sie sich eingeladen, an<br />
meinem Gespräch mit Gastgeber Andreas<br />
Rudroff teilzunehmen.<br />
Andreas Rudroff: Die gute Laune hat uns<br />
wahrscheinlich über die schwere Anfangszeit<br />
geholfen, denn wir waren sehr überzeugt<br />
davon, das richtige Konzept zu haben. Wir<br />
begannen, eher sehr verträumt, an Musiken<br />
zu basteln, in erster Linie für uns selbst,<br />
denn ich musste anschließend feststellen,<br />
dass wir nichts davon verkaufen konnten.<br />
Wir haben uns schließlich mit einigen Jobs<br />
über Wasser gehalten, sind sehr viel gereist<br />
und kamen am Ende zu der Erkennt-<br />
<strong>Studio</strong> <strong>Magazin</strong> 12/06<br />
Andreas Rudroff<br />
nis, dass dieses <strong>Studio</strong> wohl eher in der<br />
Kategorie ‚Hobby’ verbucht werden müsste.<br />
Die Konzentration darauf, an Filme und<br />
Medien heran zu kommen, existierte schon,<br />
bevor wir das <strong>Studio</strong> bezogen hatten. Inzwischen<br />
hatten wir gelernt, dass man mit<br />
Hörbüchern und ähnlichen Produktionsvorhaben<br />
wirklich sein Auskommen begründen<br />
kann. Es ist eine wenig kreative Arbeit,<br />
sondern hat eher etwas mit Fleiß und Ausdauer<br />
zu tun, aber damit konnte man das<br />
Interview<br />
Oliver Vorderbrügge<br />
Geld verdienen, um abends mit der gleichen<br />
Technik Musik machen zu dürfen. Wir<br />
mussten lernen, unsere Kontakte zu nutzen,<br />
und langsam kamen auch kleine Aufträge,<br />
Filmprojekten zuzuarbeiten, dazwischen<br />
kleinere Musikproduktionen, schließlich<br />
endeten wir jedoch bei einer Produktion<br />
in einer Auseinandersetzung mit dem<br />
Produzenten, der versuchte, nach einem<br />
halben Jahr Arbeit ausgesprochen unsportliche<br />
Bedingungen durchzusetzen, während<br />
des laufenden Projektes, wohingegen wir<br />
unsere Bedingungen als sehr fair empfanden,<br />
da wir bei einem einigermaßen guten<br />
Erfolg der Produktion gerade so hätten<br />
überleben können. Ich erinnere mich<br />
genau, dass wir in einem dieser Gespräche<br />
schließlich sagten: ‚Wenn Du auf Deinen<br />
Bedingungen bestehen bleibst, fliegen<br />
wir nächste Woche nach Kambodscha.’<br />
Er hat das als Scherz aufgefasst, aber wir<br />
waren nach einem halben Jahr harter Arbeit<br />
psychisch ziemlich am Boden. Er blieb<br />
bei seiner Version und wir waren eine Woche<br />
später in Kambodscha. Das hatte eine<br />
sehr nachhaltige Wirkung, denn die Beteiligten<br />
staunen heute noch darüber, dass<br />
wir das wirklich durchgezogen haben. Als<br />
wir zurückkamen, waren wir unschlüssig,<br />
wie es mit dem <strong>Studio</strong> weitergehen würde,<br />
oder ob wir es einfach schließen. In<br />
dieser Situation bekamen wir durch einen<br />
Zufall, braun gebrannt und voller Energie,<br />
einen Auftrag für einen Werbespot, der bis<br />
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