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"...mein Acker ist die Zeit", Aufsätze zur Umweltgeschichte - Oapen

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Facette wird besonders sichtbar in zeremoniellen Mahlzeiten. Der zweite Sachverhalt<br />

missversteht <strong>die</strong> menschliche Mahlzeit als Endstufe naturaler Zyklen, als Endstufe<br />

der Verwertung. Spätestens seit Eintritt in <strong>die</strong> städtische Lebensweise sollten<br />

Menschen wissen, dass <strong>die</strong>s so nicht <strong>ist</strong>. Der dritte Sachverhalt schließlich bezieht<br />

sich auf <strong>die</strong> Nahrung als Identitätssymbol, ich esse (<strong>die</strong>ses oder jenes), also bin ich.<br />

Ökologisch <strong>ist</strong> <strong>die</strong>ses Menschenbild nicht haltbar, sozialh<strong>ist</strong>orisch ein anderes<br />

kaum denkbar.<br />

Wie <strong>die</strong> Zusammenhänge im Sinne des sozial-metabolischen Regimes gedacht<br />

werden könnten (<strong>die</strong> auf ihre Erarbeitung in eigenen Forschungsprogrammen<br />

warten), versuche ich in der Tabelle (Abb. 3) zu skizzieren.<br />

Nahrungsproduktion<br />

Nahrungsbereitstellung<br />

Nahrungszubereitung<br />

Nahrungsaufnahme<br />

Entsorgungssysteme<br />

Strategie<br />

Entscheidungsgrundlage<br />

Zirkuläre<br />

Abhängigkeit<br />

(führt zu/<br />

hängt ab von)<br />

soziale<br />

Grundstruktur<br />

sammeln Kosten<br />

Landnutzung Territorialität<br />

anbauen Nutzen<br />

Herrschaft<br />

Pflanze auswählen Funktionelle Verteilungs-<br />

Tier ausrotten<br />

(d.i. kulturelle<br />

Biodiversität<br />

systeme<br />

roh einfach<br />

gesund Soziale<br />

gekocht komplex krank<br />

Stratifizierung<br />

einfach gourmand Körperkultur Menschenbild<br />

komplex gourmet<br />

Vorstellungen von: Verunreinigung und Tabu; Entsorgungs-<br />

Ästhetik; Prozess der Zivilisation systeme<br />

Abb. 3 Heur<strong>ist</strong>ische Darstellung der Zusammenhänge, <strong>die</strong> zume<strong>ist</strong> auf Oppositionen gegründet<br />

sind. Der Komplexitätsgrad nimmt in der Tabelle von links nach rechts zu, er<br />

nimmt zugleich tendenziell nach oben zu. Nahrungsproduktion und Nahrungsbereitstellung<br />

bilden zwar eine funktionelle Einheit, sind jedoch aus Gründen der inneren Systematik<br />

hier voneinander getrennt worden.<br />

Natürlich fehlen in <strong>die</strong>ser Zusammenstellung wichtige Dinge, von denen ich nur<br />

<strong>die</strong> anthropologischen Dimensionen des Tötens um des Essens willen nenne (Baranzke<br />

et al., 2000). „Für <strong>die</strong> Tiere <strong>ist</strong> jeden Tag Treblinka“ hat in unserer Zeit<br />

Isaac Bashevis Singer gesagt, und sich dabei vielleicht im Vergleich vergriffen.<br />

Richtig aber <strong>ist</strong>, dass Kulturgeschichte und Archäologie zwar wissen, dass ehedem<br />

im November/Dezember <strong>die</strong> Sau geschlachtet und wie sie zerlegt wurde. Aber

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