06.01.2013 Aufrufe

"...mein Acker ist die Zeit", Aufsätze zur Umweltgeschichte - Oapen

"...mein Acker ist die Zeit", Aufsätze zur Umweltgeschichte - Oapen

"...mein Acker ist die Zeit", Aufsätze zur Umweltgeschichte - Oapen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Schädlinge in Brandenburg (2007)<br />

auskommt, sondern sich nur um <strong>die</strong> Theorie der praktischen Bekämpfung (wie<br />

beseitige ich den Schadorganismus?) und vielleicht um <strong>die</strong> betriebswirtschaftliche<br />

Sicht kümmert. Diesem Handlungsstrang läuft andererseits das handlungsleitende<br />

Konzept aus territorialh<strong>ist</strong>orischer Sicht parallel (bis beide Stränge sich um den<br />

Zeitpunkt der Reichsgründung 1871 maximal annähern und so seitdem beieinander<br />

liegen). Die territoralh<strong>ist</strong>orische Sicht greift auf eine naturrechtliche ‚politische<br />

Metaphysik‛ als Metatheorie <strong>zur</strong>ück, innerhalb derer der Schädlingsdiskurs Bedeutung<br />

für das staatliche Glückseligkeits- und Sicherheitsversprechen erhält (Meyer,<br />

1999; s.u.).<br />

2.1. Theoretische Ableitungen<br />

Weil Schädlingsbekämpfung logisch mit der Agrarproduktion verknüpft <strong>ist</strong>, bestehen<br />

keine Schwierigkeiten, sie in unterschiedlichste Naturnutzungstheorien der<br />

umwelth<strong>ist</strong>orischen Diskurse einzubetten. Eine provisorische Übersicht <strong>ist</strong> in Tabelle<br />

1 zusammengestellt. Die theoretischen Konzepte überlappen teilweise, sie<br />

stehen in keinem hierarchischen oder besonderen zeitlichen Verhältnis zueinander.<br />

Die jeweiligen Legitimationshinweise für <strong>die</strong> Schädlingsbekämpfungen ergeben<br />

sich als Ableitungen aus den theoretischen Konstrukten. Sie sind in den Quellen<br />

und der Primärliteratur seltener explizit auszumachen, weil dort der Theoriebezug<br />

eine untergeordnete Rolle spielt. Keine Naturtheorie widerspricht der Schädlingsbekämpfung.<br />

Das scheint mir deswegen erklärlich, weil sie alle vor dem Hintergrund<br />

einer Agrarwirtschaft gedacht wurden.<br />

Ein Gesichtspunkt grundsätzlicher Art ver<strong>die</strong>nt nach <strong>mein</strong>em Urteil dabei besondere<br />

Beachtung: In der Schädlingsbekämpfung tritt ein konkreter Akteur den<br />

menschlichen Interessen gegenüber. Nicht wie sonst wird hier ‚Natur‛ als erzieherisches<br />

göttliches Werkzeug oder anonyme Kraft tätig, es gibt vielmehr in der organismischen<br />

Individualität des Schädlings den logischen Ort und den physischen Akteur,<br />

auf den der Mensch seine Aktion hin ausrichten kann. Diese psychologisch wichtige<br />

Entlastungsfunktion durch Handlung wird nur dann nicht gewährt, wenn <strong>die</strong><br />

Schädlingszahl überwältigend groß wird, etwa im Falle von Heuschreckeneinfällen<br />

oder anderen Kalamitäten. Überwiegend in solchen Ohnmachtssituationen bemühen<br />

Menschen transzendentale Mittel, etwa Tierbannungen.<br />

165

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!