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"...mein Acker ist die Zeit", Aufsätze zur Umweltgeschichte - Oapen

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<strong>Umweltgeschichte</strong> wozu? (2009)<br />

Die unlängst geäußerten Überlegungen von Haidle (2008) können beispielhaft<br />

für ein heute verbreitetes, verkürztes Verständnis und fast reflexhaftes Zitieren der<br />

angeblichen Gedanken von Uexkülls benannt werden, der sich dagegen wehren<br />

würde, „Umwelt als ein Ausschnitt aus der Umgebung“ 409 zu verstehen. Heute,<br />

und so auch bei Haidle, wird philosophisch z.B. auf ein Urteil wie das von Sloterdijk<br />

Abb1. Schema des Funktionskreises (aus von Uexküll 1921:45). Die Wirkungswelt (Wirkwelt)<br />

bezeichnet alles, was ein Tier in seiner Umgebung aktiv zu bewirken vermag: Bau<br />

eines Stauwehres durch Biber, das Radnetz der Spinne, <strong>die</strong> Grabungstätigkeit des Maulwurfs,<br />

der Nestbau der Vögel. Die Merkwelt (engl. perceptual field) <strong>ist</strong> derjenige Ausschnitt<br />

der Außenwelt eines Tieres, der von seinen Sinnesorganen erfasst und seinem Zentralnervensystem<br />

zugeleitet wird. Nach von Uexküll ex<strong>ist</strong>ieren in der Umwelt des Tieres nur jene<br />

Dinge oder Zustände, <strong>die</strong> wahrgenommen werden. Diese Wahrnehmung und seine neuronale<br />

Verarbeitung sind individuenspezifisch bzw. artspezifisch. 410 Das Diagramm stellt der<br />

Innenwelt des Tieres <strong>die</strong> verdinglichte Form der Wechselwirkung zwischen Objekt und<br />

Tier gegenüber. Zu weiteren Erläuterungen wird auf <strong>die</strong> Originalpublikation verwiesen.<br />

(2001) vertraut. Dieser hatte ein passives bzw. reaktives tierliches „Umwelt-<br />

Haben“ einem aktiven bzw. kreativen menschlichen „In-der-Welt-Sein“ gegenüber<br />

409 Haidle 2008, S.30.<br />

410 „Es <strong>ist</strong> zweifellos richtig, wenn wir sagen, in der Welt der Mücke gibt es nur Mückendinge. Wie<br />

aber <strong>die</strong> Mückendinge gestaltet sind, das verlangt eine genaue Untersuchung. Der wichtigste effektorische<br />

Apparat einer Mücke, nämlich ihr Stachel, <strong>ist</strong> für unser Blut gebaut. Von unserem Blut aber<br />

erfahren <strong>die</strong> Rezeptoren der Mücke keine Einwirkung; dafür <strong>ist</strong> es der Duft unserer Hautdrüsen, der<br />

auf sie einwirkt. Die Hautdrüsen und das Blut des Menschen sind durch das anatomische Gegengefüge<br />

der menschlichen Haut miteinander verknüpft, das wohl innerhalb des Funktionskreises der Mücke<br />

liegt, aber gänzlich außerhalb jeder Merkmöglichkeit für den Mückenorganismus gelegen <strong>ist</strong>.“<br />

(von Uexküll 1921, S. 217).<br />

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