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"...mein Acker ist die Zeit", Aufsätze zur Umweltgeschichte - Oapen

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Kartoffel, Tod und Teufel (2009)<br />

Die andere Ursache <strong>ist</strong> diffiziler. Aus Gründen, <strong>die</strong> man allererst in institutionalisierten<br />

wie verdeckten Normen vermuten darf, 519 lag <strong>die</strong> Gesamtfruchtbarkeit<br />

irischer Frauen deutlich über derjenigen im übrigen Europa. 520 Dies kann vermutlich<br />

sogar hauptsächlich den Bevölkerungsanstieg erklären. In seiner Auswirkung<br />

bisher nicht abschätzbar <strong>ist</strong> ein überzeugendes zusätzliches Argument, auf das von<br />

Gundlach (1986) aufmerksam machte. Die Kartoffel <strong>ist</strong> ein von sonstigen Begleitstoffen<br />

freies Nahrungsmittel. Das gilt für Getreide bis ins 19.Jh. nicht in gleicher<br />

Weise. Getreide enthielt z.T. erhebliche Mengen an Diasporen von <strong>Acker</strong>unkräutern.<br />

Gehaltsstoffe <strong>die</strong>ser Diasporen können pharmakologisch wirksame Substanzen<br />

sein, denen fertilitätssenkende Wirkung zukommt. Danach wäre also <strong>die</strong> europäische<br />

Gesamtfruchtbarkeit vor Einführung der Kartoffel durch Begleitstoffe des<br />

Abb. 2. Bevölkerungsentwicklung Irlands zwischen 1781 und 1931. Ordinate: Bevölkerung<br />

in Millionen; Abszisse: Jahreszahlen von Volkszählungen (aus Bittles, 1988a)<br />

Getreidekonsums unter dem physiologisch möglichen Niveau gehalten worden.<br />

Die jährliche Wachstumsrate in Irland erreichte zwischen 1781 und 1846 trotz des<br />

optisch sich gewaltig ausnehmenden Anstiegs (Abb. 2) nur 1,2 %. 521. Er entspricht<br />

einer Verdoppelungszeit für <strong>die</strong> Bevölkerung von 58,3 Jahren. Stellt man sich den<br />

Wegfall fertilitätssenkender Nahrungsbegleitstoffe in der Wirkung von Zehnteln<br />

519 Das Bevölkerungswachstum Irlands bis 1845 beruht primär auf der irischen Neigung zu einem<br />

niedrigen Heiratsalter, dem aber zunächst <strong>die</strong> Schwierigkeit gegenüberstand, Haus und <strong>Acker</strong>fläche<br />

für <strong>die</strong> Familiengründung zu erhalten. Mitte des 18. Jh.s fielen <strong>die</strong> Beschränkungen, und <strong>die</strong> Einführung<br />

der Kartoffel erlaubte <strong>die</strong> Deckung des Nahrungs-Grundbedarfs in einer Gegend Europas, in<br />

der Getreide nicht sonderlich gedeiht. Die steigende Rate der Eheschließungen und <strong>die</strong> hohe natürliche<br />

Fertilität bilden <strong>die</strong> Grundlagen des Bevölkerungswachstums ( hierzu Connell, 1950)<br />

520 1841 lag <strong>die</strong> Fruchtbarkeit irischer Frauen mit 360 – 377 Kindern auf 1000 Frauen z.B. deutlich<br />

über derjenigen in England und Wales 1851, <strong>die</strong> 307 betrug (Bittles, 1988b, S. 163)<br />

521 Dieser Betrag liegt deutlich unter den Wachstumsraten von Entwicklungsländern im 20.Jh.<br />

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