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WINDBLATT ENERCON<br />

SIGNALBEFEUERUNG<br />

Nachtbeleuchtung von WEA<br />

passt sich Sichtweite an<br />

Seite 6<br />

LOGISTIK<br />

Transport von<br />

Windenergieanlagen: Mit dem<br />

Binnenschiff zum Standort<br />

Seite 7<br />

TECHNOLOGIE<br />

Boyndie Airfield & Ben Aketil:<br />

ENERCON Windparks erfüllen<br />

neuen britischen Grid Code<br />

Seite 9<br />

INTERNATIONAL<br />

E-48 in Chevetogne/Belgien:<br />

„Grüner“ Freizeitpark auf<br />

dem Weg zum Inselnetz<br />

Seite 12<br />

ZULIEFERER<br />

Siempelkamp Gießerei:<br />

Spezialisten für große<br />

Gussteile<br />

Seite 14<br />

Magazin<br />

für Wind Energie<br />

Ausgabe 03 | 2007<br />

www.enercon.de


ENERCON ADRESSEN<br />

ENERCON Vertriebsbüros Inland<br />

AURICH<br />

Dornumer Straße 20<br />

26607 Aurich<br />

Telefon 04941 976-0<br />

Fax 04941 976-299<br />

MARNE<br />

Industriestraße 2<br />

25709 Marne<br />

Telefon 04851 9537-0<br />

Fax 04851 9537-19<br />

GÜSTROW<br />

Rövertannen 13<br />

18273 Güstrow<br />

Telefon 03843 6958-0<br />

Fax 03843 6958-39<br />

MAGDEBURG<br />

August-Bebel-Damm 24-30<br />

39126 Magdeburg<br />

Telefon 0391 24460230<br />

Fax 0391 24460231<br />

ENSE<br />

Oesterweg 9<br />

59469 Ense<br />

Telefon 02938 9720-0<br />

Fax 02938 9720-49<br />

OBERKOTZAU<br />

Hauptstraße 12<br />

95145 Oberkotzau<br />

Telefon 09286 9655-0<br />

Fax 09286 9655-19<br />

Internationaler Vertrieb<br />

BREMEN<br />

Otto-Lilienthal-Straße 25<br />

28199 Bremen<br />

Telefon 0421 24415-20<br />

Fax 0421 24415-39<br />

ENERCON AUSTRIA GESMBH<br />

Hauptstraße 19<br />

A-2120 Wolkersdorf (bei Wien)<br />

Telefon + 43 2245 828-28<br />

Fax + 43 2245 828-38<br />

Vertriebsbüros Ausland<br />

Ägypten · Australien · Brasilien · Dänemark<br />

Frankreich · Griechenland · Großbritannien<br />

Indien · Italien · Niederlande · Portugal<br />

Schweden · Spanien · Türkei<br />

Impressum<br />

Seite 3<br />

Seite 4<br />

Seite 6<br />

Seite 7<br />

Seite 9<br />

Seite 12<br />

Seite 14<br />

Seite 16<br />

Seite 2<br />

Seite 5<br />

Editorial<br />

ENERCON News<br />

Kurznachrichten aus der<br />

ENERCON Welt<br />

Titel<br />

Signalbefeuerung: Nachtbeleuchtung<br />

von WEA passt sich Sichtweite an<br />

Logistik<br />

Transport von Windenergieanlagen:<br />

Mit dem Binnenschiff zum Standort<br />

Technologie<br />

Boyndie Airfield & Ben Aketil:<br />

ENERCON Windparks erfüllen neuen<br />

britischen Grid Code<br />

International<br />

E-48 in Chevetogne/Belgien:<br />

„Grüner“ Freizeitpark auf dem Weg<br />

zum Inselnetz<br />

Zulieferer<br />

Siempelkamp: Spezialisten für<br />

große Gussteile<br />

Service<br />

Arbeitssicherheit:<br />

Höhenrettungsübungen in still<br />

gelegter Stahlhütte<br />

Rubriken<br />

ENERCON Adressen<br />

Info-Service<br />

Herausgeber: ENERCON GmbH · Dreekamp 5 · 26605 Aurich<br />

Telefon: (04941) 927-0 · Fax 04941 927-109 · www.enercon.de<br />

Redaktion: Volker Uphoff, Ruth Brand<br />

Druck: Steinbacher Druck GmbH, Osnabrück<br />

Copyright: Alle im WINDBLATT veröffentlichten Beiträge (Texte, Fotos, Grafiken, Logos, Tabellen) sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Das Copyright liegt bei der ENERCON GmbH, sofern dies nicht anders gekennzeichnet<br />

ist. Nachdruck, Aufnahme in Datenbanken, Onlinedienste und Internetseiten sowie Vervielfältigung auf<br />

Datenträgern sind nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch die ENERCON GmbH gestattet.<br />

Erscheinungsweise: Das WINDBLATT erscheint alle drei Monate und wird regelmäßig der Zeitschrift „Neue<br />

Energie“, ein Magazin des Bundesverbandes Windenergie e.V., beigelegt.<br />

Bezug: Telefon 04941 976-283 oder unter www.enercon.de; Schutzgebühr 2,– Euro.<br />

Titelfoto: Zwei E-112 im Larrelter Polder, Emden (Quelle: EWE AG, Oldenburg)


Liebe Leserinnen<br />

und Leser,<br />

EDITORIAL WINDBLATT 03 | 2007 3<br />

die ENERCON GmbH hat in diesen Tagen die neue Hauptverwaltung am Dreekamp in Aurich<br />

bezogen. Das neue Gebäude bietet Platz für über 200 Mitarbeiter. Die Abteilungen Vertrieb,<br />

Projekt Management, Site Assessment, ENERCON Invest, Steuern, Bilanzierung, Forschung &<br />

Entwicklung rücken näher zusammen, wodurch sich der Wirkungsgrad unseres Unternehmens<br />

noch einmal erhöhen wird. Darüber hinaus erhalten die Bereiche Forschung und Entwicklung<br />

durch den Umzug zusätzlichen Raum. Das ist wichtig, denn verbesserte Arbeitsbedingungen<br />

tragen dazu bei, dass die ENERCON Ingenieure die Windenergieanlagentechnik weiter voranbringen<br />

können.<br />

Immer neuer technischer Fortschritt in unserer Anlagentechnik sorgt mit dafür, dass Deutschland<br />

und die Europäische Union ihre erfreulich ehrgeizigen Erneuerbaren-Ziele erfüllen<br />

können. Die EU hat sich verpflichtet, bis 2020 ein Fünftel ihrer Energieversorgung aus erneuerbaren<br />

Energien zu gewinnen. Die Staatschefs der EU haben für den gleichen Zeitraum eine<br />

Reduktion der europaweiten CO 2 -Emissionen um 20 % beschlossen. Dafür müssen aber noch<br />

ganz erhebliche Anstrengungen unternommen werden.<br />

ENERCON hat sich den Herausforderungen längst gestellt, indem es Windenergieanlagen nicht<br />

nur für Top-Standorte, sondern auch für mittlere Standortqualitäten anbietet. Durch große<br />

Rotordurchmesser und höhere Türme kann so bis in den Süden Deutschlands wirtschaftlich<br />

Strom erzeugt werden. Allerdings braucht es dafür auch politischen Willen! Solange Länder<br />

wie Hessen, Bayern oder Baden-Württemberg zu wenig und oft ungeeignete Flächen für die<br />

Windenergie ausweisen, wird der Süden Deutschlands keine Windregion. Ein Übriges bewirken<br />

die weit verbreiteten, ökologisch und wirtschaftlich unsinnigen Höhenbegrenzungen: Eine<br />

Beschränkung auf 100 Meter Gesamthöhe mindert den Ertrag einer Windenergieanlage um bis<br />

zu 50 %. Angesichts stark gestiegener Rohstoffkosten droht durch diese Entwicklung schon in<br />

wenigen Jahren das Aus für den Windenergieausbau in Deutschland.<br />

Da ist es gut, dass der Gesetzgeber einen ersten Schritt gemacht hat, um die Akzeptanz der<br />

Windenergie vor Ort zu erhöhen: Die ab 100 Meter Höhe erforderliche nächtliche Beleuchtung<br />

der Windenergieanlagen darf seit April an die Sichtverhältnisse angepasst werden. Damit kann<br />

die nächtliche Befeuerung in klaren Nächten auf 10 % ihrer bisherigen Lichtstärke gedämpft<br />

werden. Einer von vielen möglichen Schritten, die bislang immer noch anzutreffende Ablehnung<br />

von Windenergieprojekten und vorhandene Höhenbegrenzungen abzubauen.<br />

Ihr<br />

Aloys Wobben<br />

Geschäftsführer ENERCON GmbH


4 WINDBLATT 03 | 2007 NEWS<br />

ENERCON liefert Turbinen für<br />

Weserkraftwerk in Bremen<br />

Das künftige Weserkraftwerk (Montage).<br />

ENERCON wird Lieferant der Turbinen für das<br />

geplante Wasserkraftwerk an der Weserstaustufe<br />

bei Bremen: Entsprechende Verträge<br />

zwischen der Weserkraftwerk Bremen GmbH<br />

und dem führenden Hersteller von Win<strong>dt</strong>urbinen<br />

in Deutschland wurden unterzeichnet.<br />

Geliefert werden zwei Kaplanturbinen mit jeweils<br />

5 MW Maximalleistung. Sie ermöglichen<br />

einen durchschnittlichen Jahresertrag von 42<br />

Millionen kWh, rund 10 % mehr als in den bisherigen<br />

Turbinenkonzepten veranschlagt. „Neben<br />

den guten Ertragswerten hat uns auch der<br />

nochmals verbesserte Fischschutz überzeugt“,<br />

sagt Hucky Heck, Geschäftsführer der Weserkraftwerk<br />

Bremen GmbH. Die Kaplanturbinen<br />

aus dem Hause ENERCON kommen mit einer<br />

deutlich geringeren Umdrehungszahl aus, als<br />

die bisherigen Pläne vorgesehen hatten.<br />

Wie schon bei den Windenergieanlagen von<br />

ENERCON praktiziert, entfällt auch bei den<br />

Wasserkraftturbinen das Getriebe. Durch die<br />

Drehzahlvariabilität lässt sich der Ertrag gegenüber<br />

einer starr gekoppelten Turbine erhöhen,<br />

da die durch die Tide bedingten Gefälleschwankungen<br />

an der Staustufe besser<br />

ausgenutzt werden können.<br />

„Für ENERCON ist dieses Projekt der Startschuss<br />

für den Einstieg in die Wasserkraft“,<br />

gibt Firmengründer Aloys Wobben bekannt.<br />

„Wir haben lange an der Frage gearbeitet, wie<br />

wir unsere Erkenntnisse aus der Windenergie<br />

auch auf die Wasserkraft übertragen können.<br />

Jetzt werden wir es beim Weserkraftwerk beweisen.“<br />

Montage: Weserkraftwerk GmbH<br />

Das Prinzip der drehzahlvariablen Wasserkraftturbine<br />

lässt sich auf alle Größen und<br />

standortbedingten Situationen anwenden. Zurzeit<br />

plant die Weserkraftwerk Bremen GmbH<br />

die Ausführung des Projekts, Ende des Jahres<br />

wird der Bau des 10 MW-Kraftwerks ausgeschrieben.<br />

Die künftigen Betreiber rechnen mit<br />

dem Baubeginn im Frühjahr 2008. Inbetriebnahme<br />

des Kraftwerkes wäre Ende 2009.<br />

Feldversuch für Transponder<br />

gesteuertes Gefahrfeuer bei Hamburg<br />

Im Rahmen des HiWUS-Projekts – Entwicklung<br />

eines Befeuerungskonzepts zur Minimierung<br />

der Lichtemissionen an Windenergieparks<br />

und -anlagen – wird ENERCON in<br />

diesem Jahr in Zusammenarbeit mit der Bundespolizei,<br />

sowie den Firmen Filser Electronic,<br />

Waal, und Lanthan, Bremen, einen Feldversuch<br />

starten, bei dem die Transponder-Signale<br />

von Hubschraubern für die Steuerung der<br />

Befeuerung eines ENERCON Windparks in<br />

Wiemersdorf bei Hamburg genutzt werden.<br />

„Wir wollen zeigen, dass sich die Signalfeuer<br />

an den Windenergieanlagen mithilfe der<br />

Transponder steuern lassen“, sagt Stephan<br />

Harms, Leiter der Gruppe Sonderanlagenbau<br />

bei der Elektric Schaltanlagenfertigung GmbH.<br />

Ziel ist es, dass die Befeuerung an Windenergieanlagen<br />

ausgeschaltet bleibt, solange sich<br />

kein Flugzeug nähert, das sie mit seinem<br />

Transponder aktiviert. Harms erwartet, dass<br />

bis Mitte 2008 die technische Machbarkeit<br />

belegt sein wird. Hintergrund: Windenergieanlagen<br />

müssen in Deutschland ab einer<br />

Gesamthöhe von 100 Metern für die Flugsicherheit<br />

markiert werden. Das geschieht am<br />

Tag durch weißes Feuer mit einer Stärke von<br />

je nach Sichtweite 2 bis 20 Tausend Candela<br />

(alternativ: rote Signalstreifen an den Blättern)<br />

und nachts durch W-Rot-Feuer.<br />

Das „Blinken“ der Anlagen verringert aber<br />

häufig die Akzeptanz der Windenergie vor Ort.<br />

ENERCON hat sich darum an HiWUS beteiligt.<br />

Im Arbeitskreis sind neben den Anlagenherstellern<br />

auch die Deutsche Flugsicherung, die<br />

Fachstelle für Verkehrstechniken sowie die<br />

Bundesministerien für Umwelt und Verkehr<br />

vertreten.<br />

Erstes Ergebnis des Kreises war das W-Rot-<br />

Feuer, das seit 2005 mit effektiv 100 Candela<br />

im Rhythmus: 1 Sekunde an – 1 Sekunde aus<br />

– 1,5 Sekunden an – eine halbe Sekunde aus<br />

– in der Nacht Windenergieanlagen kennzeichnet.<br />

Die Leuchtstärke des Signals beträgt<br />

nur ein Zwanzigstel der in den Richtlinien der<br />

International Civil Aviation Organisation (ICAO)<br />

empfohlenen 2000 Candela Rotlicht. Dennoch<br />

bleibt den Fachleuten des Arbeitskreises zufolge<br />

auch bei einem entsprechend der Sichtweite<br />

reduzierten W-Rot die Flugsicherheit voll<br />

gewährleistet.<br />

Beginn der Bauarbeiten an<br />

Tschechiens größtem Windpark<br />

Bau von Fundamenten in Kryštofovy Hamry.<br />

In der Nähe von Kryštofovy Hamry an der<br />

tschechisch-deutschen Grenze im Erzgebirge<br />

haben in diesem Frühjahr die Bauarbeiten für<br />

den derzeit größten Windpark in Tschechien<br />

begonnen. Bislang liegen 14 Fundamente, insgesamt<br />

sollen sich nach Fertigstellung 21 Anlagen<br />

des Typs E-82/2 MW an dem windreichen,<br />

in über 600 Meter Höhe gelegenen<br />

Standort drehen. „Wir planen, jede Woche<br />

zwei Fundamente fertigzustellen, Ende Juni<br />

werden wir mit der Vormontage beginnen“,<br />

berichtet Projektmanager Jens-Uwe Stähr von<br />

der ENERCON GmbH in Magdeburg. Die Anlagen<br />

werden auf 78 m hohen Stahltürmen errichtet.<br />

Entwickelt hat das Projekt die EAB<br />

Projektentwicklungs GmbH aus Freiberg. Ein<br />

50 MW-Umspannwerk wird den erzeugten<br />

Strom für die Einspeisung in die 110-kV-Ebene<br />

umformen. Weitere Projekte mit ENERCON<br />

Turbinen im grenznahen Nor<strong>dt</strong>schechien sind<br />

in der Vorbereitung.


2004.01<br />

2004.03<br />

2004.05<br />

2004.07<br />

2004.09<br />

2004.11<br />

2005.01<br />

2005.03<br />

2005.05<br />

2005.07<br />

2005.09<br />

2005.11<br />

2006.01<br />

2006.03<br />

2006.05<br />

2006.07<br />

2006.09<br />

2006.11<br />

2007.01<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

Quelle: DEL-Notierungen<br />

190 %<br />

170 %<br />

150 %<br />

130 %<br />

110 %<br />

90 %<br />

70 %<br />

Stahlpreise 2004 bis 2007, 100 % = Januar 2004<br />

Hohe Rohstoffpreise machen<br />

Windenergieanlagen teurer<br />

Roheisen, Rohstahl sowie Ferrolegierungen<br />

Grobblech im Quartobereich, aus unlegiertem Stahl<br />

Warmbreitband zur dir. Verwendung, aus unleg. Stahl<br />

ENERCON hat Anfang des Jahres seine Anlagenpreise<br />

im Schnitt um vier bis fünf Prozent<br />

gegenüber dem Vorjahr erhöhen müssen – um<br />

damit auf die Entwicklung der Preise auf den<br />

relevanten Rohstoffmärkten sowie auf gestiegene<br />

Preise der Zulieferkomponenten zu reagieren.<br />

Stärkste Kostentreiber sind bei der<br />

Windenergie die Rohstoffe Kupfer, Stahl,<br />

Nickel und in der Fol-<br />

135 %<br />

ge Komponenten wie<br />

125 %<br />

Elektrobleche, Transformatoren<br />

und Stahl- 115 %<br />

türme.<br />

105 %<br />

„Der Kupferpreis hat<br />

sich von 2004 bis<br />

2006 fast verdreifacht“,<br />

sagt Markus<br />

Büker, Einkäufer bei<br />

ENERCON für die Generatorenfertigung. Er<br />

muss es wissen, denn seit zehn Jahren kauft<br />

er die Rohstoffe direkt bei den Herstellern ein.<br />

Der Anstieg bei den Elektroblechen (plus<br />

350 %<br />

300 %<br />

250 %<br />

200 %<br />

150 %<br />

100 %<br />

95 %<br />

III.2004<br />

2004.01 2004.07 2005.01 2005.07 2006.01 2006.07 2007.01<br />

IV.2004<br />

Kupferpreise 2004 bis 2007, 100 % = Januar 2004<br />

I.2005<br />

58 %) und Stahl<br />

(plus 53 %) fiel<br />

zwar nicht ganz<br />

so steil aus –<br />

dennoch ergibt<br />

sich in der Summe<br />

allein von<br />

2004 auf 2006 im<br />

Generator- und<br />

Drosselbau eine<br />

Materialwert-<br />

Steigerung von<br />

knapp 36 %.<br />

Der im Vergleich zu den Rohstoffen moderate<br />

Preisanstieg bei ENERCON Anlagen ist nur<br />

möglich, weil das Unternehmen durch geschickte<br />

Einkaufspolitik z.B. beim Kupfer zumindest<br />

einem Teil der Kostensteigerungen<br />

entgehen konnte.<br />

Markus Büker weist darauf hin, dass kein Lieferant<br />

seine Materialkostensteigerungen vollständig<br />

an ENERCON weitergeben konnte.<br />

II.2005<br />

Stahlturmpreise E-70 (84 m), 2004-2007, 100 % = III. Quartal 2004<br />

III.2005<br />

IV.2005<br />

I.2006<br />

„Aber auch wir können uns nicht ganz der Entwicklung<br />

auf den Rohstoff- und Energiemärkten<br />

entziehen und müssen versuchen, den Anstiegen<br />

durch moderate Preiserhöhungen<br />

Rechnung zu<br />

tragen.“<br />

II.2006<br />

III.2006<br />

IV.2006<br />

I.2007<br />

Gleichzeitig ist<br />

das Unternehmen<br />

jedoch bestrebt,<br />

durch<br />

langfristige<br />

Verträge die<br />

Versorgungssicherheit<br />

in den<br />

Vordergrund zu<br />

stellen.<br />

NEWS WINDBLATT 03 | 2007 5<br />

Husum Wind<br />

(Husum/Deutschland)<br />

Internationale Messe zur<br />

Windenergie<br />

18.09. – 22.09.2007<br />

ENERCON in Halle 1, Stand 1C01<br />

www.husumwind.com<br />

RENEXPO 2007<br />

(Augsburg/Deutschland)<br />

Messe für regenerative Energien<br />

sowie energieeffizientes<br />

Bauen und Sanieren<br />

27.09. – 30.09.2007<br />

www.renexpo.de<br />

CanWEA 2007<br />

(Québec/Kanada)<br />

Québec Convention Centre<br />

Internationale Konferenz und<br />

Fachmesse der Canadian Wind<br />

Energy Association (CanWEA)<br />

30.09. – 03.10.2007<br />

ENERCON an Stand 129/228<br />

www.canwea.ca<br />

WWEC 2007<br />

(Mar del Plata/Argentinien)<br />

6. Konferenz und Messe der<br />

World Wind Energy Association<br />

(WWEA)<br />

02.10. – 04.10.2007<br />

www.wwec2007.org.ar<br />

AGRITECHNICA<br />

(Hannover/Deutschland)<br />

Internationale Fachausstellung für<br />

Lan<strong>dt</strong>echnik der Deutschen<br />

Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG)<br />

ENERCON in Halle 27, St. 27-M34<br />

13.11. – 17.11.2007<br />

www.agritechnica.com<br />

INFO-SERVICE


6 WINDBLATT 03 | 2007 TITEL<br />

Signalbefeuerung<br />

Nachtbeleuchtung von WEA<br />

passt sich Sichtweite an<br />

Die Nachtbefeuerung von Windenenergieanlagen, die diese<br />

als Hindernis für den Flugverkehr kennzeichnen, darf in<br />

Deutschland seit April entsprechend den Sichtverhältnissen<br />

abgedimmt werden.<br />

„Die stören ja gar nicht, damit kann man leben!“<br />

So lautet die typische Reaktion einer<br />

Delegation der Samtgemeinde Siedenburg,<br />

Kreis Diepholz, die Anfang Mai in der Nähe<br />

des ENERCON Vertriebsbüros in Ense das<br />

reduzierte W-Rot-Feuer eines E-70-Windparks<br />

auf sich wirken lässt. Von einem Aussichtspunkt<br />

am Haarstrang aus schauen<br />

Bürgermeister Dirk Rauschkolb, Stellvertreter<br />

Dieter Engelbart sowie Vertreter diverser<br />

Ratsfraktionen auf zwei E-66 mit herkömmlicher<br />

Flugsicherungsbefeuerung und zwei<br />

E-70 mit Sichtweitenmessgerät, die ihre<br />

Befeuerung an die Fernsicht anpassen.<br />

„Der Unterschied ist enorm, die konventionellen<br />

Feuer wirken in der klaren Luft sehr<br />

störend, die gedimmten W-Rot-Feuer an<br />

den E-70 nicht“, urteilt Sta<strong>dt</strong>planer Michael<br />

Schwarz aus Delmenhorst, der die Delegationsreise<br />

angeregt hat. Die Bedingungen<br />

für einen Vergleich sind am Aussichtspunkt<br />

besonders gut: In jeweils 2,6 km Entfernung<br />

befinden sich zwei E-66 und E-70 mit derselben<br />

Nabenhöhe (98 m).<br />

Die Gemeinde Siedenburg überdenkt derzeit<br />

ihre Planung zur Ausweisung zusätzlicher<br />

Flächen für Windenergie. „Bislang wurde die<br />

Anlagenhöhe auf maximal 100 m beschränkt,<br />

weil sich die Bevölkerung durch<br />

die übliche Flugsicherungskennzeichnung<br />

gestört fühlte“, berichtet Schwarz. Damit<br />

wurde aber auch auf den besseren Stromertrag<br />

höherer Anlagen verzichtet. Auf der Suche<br />

nach Auswegen aus dem Konflikt kam<br />

man nach Ense. Die Delegation konnte sich<br />

mit eigenen Augen davon<br />

überzeugen, dass die Hindernis-Kennzeichnung<br />

bei Nacht<br />

kein Argument mehr gegen<br />

WEA mit über 100 m Gesamthöhe<br />

ist – seit der Bundesrat<br />

im April Änderungen der „Allgemeinen<br />

Verwaltungsvorschrift für die<br />

Kennzeichnung von Luftfahrthindernissen“<br />

zugestimmt hat (AVV, Bundesanz. Nr. 81/07).<br />

Die Leuchtfeuer müssen nun bei über 5 km<br />

Sichtweite nur noch mit 30 %, bei über<br />

10 km Sicht mit 10 % der ursprünglichen<br />

Stärke leuchten. So klares Wetter herrscht in<br />

Deutschland an über 90 % der Tage.<br />

„Das reduzierte Gefahrfeuer wird man am<br />

Boden schon in 5 km Entfernung kaum<br />

mehr wahrnehmen“, sagt Andreas Düser<br />

vom ENERCON Vertrieb in Ense. Das Unternehmen<br />

hat zu den Verbesserungen viel<br />

beigetragen, in dem es in einer Arbeitsgruppe<br />

zur Vorbereitung der AVV-Änderungen intensiv<br />

mitgearbeitet hat. Beteiligt waren<br />

auch die Deutsche Flugsicherung, die Bundesministerien<br />

für Verkehr und Umwelt, der<br />

Bundesverband Windenergie und weitere<br />

Firmen der Windindustrie.<br />

Das weiß blitzende Tagessignal darf nun in<br />

der Dämmerung, wo es sehr auffällt, früher<br />

durch W-Rot abgelöst werden und dieses<br />

kann morgens länger leuchten. Den Wechsel<br />

regeln Dämmerungsschalter, die bei einer<br />

Umgebungshelligkeit von 50 bis 150 Lux<br />

(bisher 50±2 Lux) einsetzen. „Das Weißlichtfeuer<br />

verkürzt sich bei optimaler Schal-<br />

W-Rot-Feuer auf einer E-82 in Schweringhausen, Niedersachsen.<br />

tung um 40 Minuten pro Tag“, sagt Düser.<br />

Die Reduktion setzt ein Sichtweitenmessgerät<br />

voraus. „Bei den meisten Parks genügen<br />

ein bis zwei Geräte, da eines die Befeuerung<br />

von Anlagen im Radius von 1,5 km<br />

reduzieren darf“, sagt Stephan Harms, Leiter<br />

der Gruppe Sonderanlagenbau bei der<br />

Elektric Schaltanlagenfertigung. „ENERCON<br />

hat ein stimmiges Konzept für die Befeuerung<br />

nach der neuen Vorschrift entwickelt.“<br />

Für ab Mitte 2006 errichtete Anlagen reicht<br />

die nachträgliche Installation eines Sichtweitenmessgeräts.<br />

Die Schaltung regelt ein<br />

vorhandener Datenbus. Ältere Anlagen sind<br />

dagegen umzurüsten: In den Turm wird<br />

dann eine neue Datenleitung gezogen. Das<br />

Befeuerungsmanagement wird über den<br />

zentralen Windpark-Computer geregelt und<br />

ist ein Teil der SCADA Fernüberwachung.<br />

Die Kosten für das Update von WEA mit<br />

Messgerät liegen bei neuen Maschinen bei<br />

10.500 Euro. Der Preis für die Umrüstung<br />

älterer Anlagen ist noch nicht kalkuliert.<br />

Der Leuchtfeuervergleich von Ense hat übrigens<br />

geholfen: Die Gemeinde Siedenburg<br />

hat beschlossen, WEA über 100 m künftig<br />

zuzulassen, wenn sie mit einem Sichtweitenmessgerät<br />

ausgestattet sind.


Transport von Windenergieanlagen<br />

Am letzten Tag im April verladen Arbeiter im<br />

Magdeburger Hafen ENERCON Rotorblätter.<br />

Ein kleiner Trolley hat sie aus der ans Hafengelände<br />

angrenzenden Rothenseer Rotorblattfertigung<br />

herbeigeschleppt. Nun<br />

manövriert ein LKW sie passend für zwei<br />

große Kräne an den Hafenkai, wo sie in den<br />

Stauraum eines Schubleichters gehoben<br />

werden. Die Hafenarbeiter dirigieren die<br />

Kranführer per Funk, damit sie die Blätter in<br />

Position schwenken. Besonderheit heute:<br />

Zwei Blätter in Einzelblattgestellen sind<br />

übereinander zu stapeln. Denn ENERCON<br />

will künftig viele Schiffsladungen E-82-Rotorblätter<br />

von Magdeburg nach Emden verschiffen.<br />

Stapelt man die Blätter in zwei Lagen<br />

übereinander, passen je sechs in einen<br />

Leichter. Das macht den Transport je Einheit<br />

billiger. Aber gehen die Schubleichter auch<br />

mit zwei Lagen Blättern an Bord noch unter<br />

allen Brücken bis Emden hindurch? Das<br />

Schiff der Deutschen Binnenreederei AG in<br />

Berlin soll das auf einer Probefahrt erstmals<br />

realisieren.<br />

LOGISTIK WINDBLATT 03 | 2007 7<br />

Fotos (4): Verladung und Abtransport von Rotorblättern am Hanse-Hafen in Magdeburg.<br />

Mit dem Binnenschiff<br />

zum Standort<br />

Der Transport großer und schwerer Windenergieanlagen-Komponenten<br />

per Binnenschiff ist zum festen Bestan<strong>dt</strong>eil der ENERCON<br />

Logistik geworden. Die langen Rotorblätter einer E-82 lassen sich<br />

bequem im Schubleichter vom Hanse-Hafen in Magdeburg-<br />

Rothensee zum Exporthafen in Emden verfrachten: Dies schont sowohl<br />

die Spezial-LKW-Flotte für großdimensionierte Frachtgüter als<br />

auch die Magdeburger Polizei, die alle Transporte von Blättern oder<br />

Turmsektionen per LKW bis zur Autobahn begleiten muss.<br />

Ein allgemein bekanntes Problem tritt am<br />

Kai auf: Die Blätter sind zu leicht. Rotorblätter<br />

nehmen zwar viel Platz ein, haben aber<br />

kein großes Gewicht. Der Kapitän des Schiffes<br />

und die Hafencrew nehmen deshalb<br />

Maß und stellen fest: Man befindet sich<br />

noch 50 Zentimeter über den zulässigen<br />

4,15 Metern ab Oberkante Wasser. „Dafür<br />

benötigen wir 220 t Kies, dann haben wir<br />

genügend Tiefgang“, sagt Jürgen Michaelis,<br />

Betriebschef des Magdeburger Hafens.<br />

„Die Schubleichter sind für den Transport<br />

von Massengut konstruiert, sie nehmen bis<br />

zu 1200 Tonnen Gewicht auf“, erläutert<br />

Michaelis. Ein E-82-Rotorblatt wiegt 8 t, da<br />

kann kaum genug Tiefgang entstehen.<br />

„Besser geht es mit den Stahlturmsektionen“,<br />

sagt Michaelis und zeigt auf drei<br />

Turmteile am Kai, die am nächsten Tag per<br />

Binnenschiff nach Fruges in der Normandie<br />

gehen sollen. Bis zu vier Sektionen pro Ladung<br />

sorgen für halbwegs Tiefgang. Die


8 WINDBLATT 03 | 2007 LOGISTIK<br />

Fuhre Rotorblätter heute aber ist für den<br />

Emder Seehafen bestimmt. Von dort aus<br />

soll die Reise weitergehen nach Portugal,<br />

wo die Blätter im Projekt Alto Minho gebraucht<br />

werden.<br />

„ENERCON will verstärkt Anlagenkomponenten<br />

per Binnenschiff transportieren“, erläutert<br />

Ralf Wilhelm vom Logistic Department<br />

des Herstellers in Aurich. Das<br />

Binnenschiff komme in drei Verkehren in<br />

Frage: als Vorlauftransport für den Export ab<br />

Emden, als Nachlauftransport von importierten<br />

Komponenten – wie bei den Rotorblättern<br />

von Wobben Windpower aus Brasilien,<br />

die regelmäßig als Beiladung von<br />

Orangensafttankern im Genter Hafen umgeschlagen<br />

und nach Emden weitergeleitet<br />

werden – sowie als Hauptlauf zu Baustellen<br />

in Mittel- und Westeuropa. „Ein Binnenschifftransport<br />

der Komponenten ist immer<br />

dann eine Option, wenn ein Standort maximal<br />

200 km von einem von ENERCON genutzten<br />

Binnenhafen entfernt liegt.“<br />

Die Binnenschiffe sollen die ENERCON zur<br />

Verfügung stehenden LKW-Kapazitäten entlasten.<br />

„Die Fahrzeuge sind meist völlig<br />

ausgebucht“, berichtet Wilhelm. Binnenschiffe<br />

können ein Ausweg sein, weil sie<br />

Beschränkungen, die für Lastwagen gelten,<br />

nicht unterliegen. So dürfen Schwertransporte<br />

per LKW in Deutschland nur in Nächten<br />

von Montag bis Donnerstag rollen. Für<br />

jede Fahrt bedarf es einer Genehmigung,<br />

Polizei- und Transportbegleitung. Das Binnenschiff<br />

kann immer fahren, solange der<br />

Wasserpegel stimmt, und benötigt weder<br />

Genehmigung noch Transportbegleitung.<br />

In bestimmten Situationen kann das Binnenschiff<br />

sogar schneller sein als ein LKW.<br />

Ein E-82-Rotorblatt, das am Freitag morgen<br />

in Rothensee fertiggestellt wird, kann per<br />

Schiff bereits am Montag in Emden sein.<br />

Ein LKW darf freitags nicht mehr auslaufen.<br />

Er benötigt eine Nacht, um 400 km zurückzulegen,<br />

wäre also frühestens Dienstag in<br />

Emden. Hinzu kommt, dass in Magdeburg<br />

die Auffahrt zur A2 Richtung Hannover so<br />

schmal ist, dass die Lastwagen beim Transport<br />

von E-82-Blättern erst in Richtung Ber-<br />

lin fahren müssen, um am nächsten Autobahnabzweig<br />

zu wenden. Wilhelm: „Durch<br />

den Umweg sind die Touren nach Emden<br />

nicht mehr im Nachtsprung zu schaffen.“<br />

Auch die Flexibilität kann für’s Binnenschiff<br />

ein Pluspunkt sein. Ein LKW darf nur das<br />

Gut transportieren, das beantragt worden<br />

ist. Beim Schiff lässt sich bis kurz vor Abfahrt<br />

noch umdisponieren: Je nach dem,<br />

was gerade produziert ist und für den Aufbau<br />

benötigt wird – es kann noch verstaut<br />

werden, solange Platz ist.<br />

Für ENERCON war es nicht leicht, in den<br />

vergleichsweise fest strukturierten Binnenschiffmarkt<br />

einzutreten: Kähne bis maximal<br />

Euro-Schiffsgröße (1200 t Last) können die<br />

Fahrt von Magdeburg aus über den Mittellandkanal<br />

bis zu Ems und Rhein antreten.<br />

Das Angebot an solchen Schiffen ist begrenzt:<br />

Mit der Modernisierung in den<br />

Neunzigern (auch dank Abwrackprämien)<br />

sind die Flotten geschrumpft. Seit ein paar<br />

Jahren aber steigt die Nachfrage nach<br />

Schiffsraum. ENERCON hat daher Kontakt<br />

zu Binnenschiffsreedereien und Befrachtungsgesellschaften<br />

aufgenommen, mit<br />

dem Ziel, u.a. einen Regelverkehr von Magdeburg<br />

nach Emden aufzubauen.<br />

Der Probelauf mit den zwei Lagen Rotorblättern<br />

im April ist erfolgreich verlaufen.<br />

Künftig sollen nun regelmäßig Schub- und<br />

Binnenschiffe für ENERCON die 400 km<br />

Wasserstraße bis Emden zurücklegen. Auch<br />

im Projekttransport kommen mit Blättern,<br />

Turmsektionen, Naben, Generatoren oder<br />

Maschinenhäusern beladene Binnenschiffe<br />

zum Einsatz. Sta<strong>dt</strong> und Hafengesellschaft<br />

Magdeburg sind ENERCON bei den Vorlauftransporten<br />

per LKW sehr entgegengekommen,<br />

um die Binnenschiffnutzung voranzubringen.<br />

„Wir haben weitere Zeitfenster für<br />

Transporte von Turmsektionen von SAM<br />

Stahlturm- & Apparatebau Magdeburg zum<br />

Hafen erhalten“, so Wilhelm. Wertvolle Mittagsstunden<br />

und Wochenendzeiten sind<br />

hinzugekommen, so dass Schiffe in Zeiten<br />

beladen werden können, in denen die LKW<br />

wegen des Wochenend- und Tagfahrverbots<br />

ruhen müssen.


Fotos (2): Falck Renewables<br />

Der ENERCON Windpark Boyndie Airfield hat die erste unbefristete<br />

Einspeisegenehmigung des Netzbetreibers National Grid entsprechend<br />

den Guidance Notes for Power Park Developers erhalten. Der<br />

Windpark mit 7 E-70 Anlagen meistert die Herausforderungen des<br />

Grid Codes, die vor allem in einer raschen Bereitstellung von<br />

Blindleistung bestehen.<br />

Im September 2006 hat ein Team von<br />

ENERCON Elektroingenieuren das Verhalten<br />

des Windparks Boyndie Airfield daraufhin<br />

getestet, ob er den Anforderungen des Grid<br />

Codes des größten britischen Übertragungsnetzbetreibers<br />

National Grid (NGET)<br />

E-70 Windpark in Boyndie Airfield, Nordost-Schottland.<br />

BOYNDIE AIRFIELD & BEN AKETIL<br />

ENERCON Windparks<br />

erfüllen neuen britischen<br />

Grid Code<br />

entspricht. Der bestandene Test war Voraussetzung<br />

für den Erhalt einer unbefristeten<br />

Einspeisegenehmigung, der Final Operation<br />

Notification, im Mai dieses Jahres,<br />

der ersten überhaupt für einen Windpark<br />

nach dem NGET Grid Code.<br />

Dem Team gelangen Nachweise wie der,<br />

dass die Regelung des Windparks auf Spannungsschwankungen<br />

im Netz innerhalb<br />

vorgegebener Reaktionszeiten reagieren


10 WINDBLATT 03 | 2007 TECHNOLOGIE<br />

Ganze zwei Kilometer sind es von Boyndie bis zur Küste. Teile der Flughafeninfrastruktur sind noch sichtbar.<br />

kann und der Park 90 % der laut Code bereitzustellenden<br />

Blindleistung in weniger als<br />

einer Sekunde abgeben kann.<br />

Windenergie auf ehemaligem<br />

Militär-Flughafen<br />

Boyndie Airfield ist ein still gelegter Flughafen<br />

aus dem Zweiten Weltkrieg. Das Gelände<br />

ist offen und liegt nur 2 km von der Küste<br />

des Aberdeenshire entfernt, ein Council<br />

in Nordost-Schottland, zwischen Portsoy<br />

und Banff. Angesichts einer durchschnittlichen<br />

Windgeschwindigkeit von 8,1 m/s in<br />

Nabenhöhe sind die Ertragsprognosen hier<br />

hervorragend. Eine Besonderheit ist, dass<br />

das Projekt von einer Kooperative betrieben<br />

wird, an der sich die Menschen aus der Region<br />

mit Anteilen zwischen 250 und 20.000<br />

Pfund beteiligen konnten.<br />

„Wir haben fünf Tage für die Tests vor Ort<br />

gebraucht, weitere Details der Netzeigenschaften<br />

des Windparks haben wir mithilfe<br />

von Modellsimulationen dargestellt“, berichtet<br />

Dieter Braams aus der Abteilung<br />

Windpark Applikationen bei ENERCON<br />

Electrical Works, der die elektrotechnische<br />

Regelung des Parks entwickelt hat. Im Verlaufe<br />

der Tests habe man merken können,<br />

wie die anfängliche Skepsis auf Seiten des<br />

Netzbetreibers dem Eindruck gewichen sei:<br />

„Die kriegen das hin!“<br />

Hohe Anforderungen am Rand<br />

des britischen Netzes<br />

Ben Aketil heißt der nächste ENERCON<br />

Windpark, dessen Leistungselektronik die<br />

vom NGET Grid Code verlangten Netzeigen-<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Bezug<br />

absorption<br />

P [% P N ]<br />

50 40 30 20 10 0<br />

Lieferung<br />

generation<br />

Grafik 1: Alle Punkte im rot umrandeten Bereich sind mögliche<br />

Arbeitspunkte der WEA laut NGET Grid Code. Links: Bezug, rechts:<br />

Lieferung von Blindleistung, P = Wirkleistung, Q = Blindleistung.<br />

10<br />

20<br />

30<br />

40<br />

schaften erfüllen soll. Er wird 2007 ans Netz<br />

gehen und aus 10 E-70/2,3 MW bestehen.<br />

Der Standort befindet sich nahe dem Ort<br />

Dunvegan im Nordwesten der Isle of Skye,<br />

der Schottland westlich vorgelagerten Insel,<br />

auf unebenem Heideland.<br />

„Ben Aketil ist von der Netztechnik her ein<br />

sehr anspruchsvolles Projekt“, sagt Projektleiter<br />

Marco Eichler. „Das britische Übertragungsnetz<br />

ist besonders an solchen Stellen<br />

wie dem Anknüpfungspunkt des Windparks<br />

auf der Isle of Skye relativ schwach.“ Neben<br />

den Anforderungen zur Blindleistungsbereitstellung<br />

im Normalbetrieb gibt es weitere<br />

Forderungen, wie sich der Windpark bei<br />

Netzfehlern dynamisch zu verhalten hat.<br />

Auch hier spielt die Blindleistung eine entscheidende<br />

Rolle. NGET verlangt von einspeisenden<br />

Windparks rasche Reaktionen<br />

bei Spannungseinbrüchen im Netz. Ben<br />

Aketil muss Netzfehler auch dann noch<br />

durchfahren können, wenn in dem nächstgelegenen<br />

Umspannwerk auf der 275-kV-<br />

Ebene die Spannung kurzfristig auf Null<br />

sinkt.<br />

Darüber hinaus muss während des Netzfehlers<br />

möglichst viel Blindstrom eingespeist<br />

werden. „Schon seit 2004 können<br />

alle ENERCON WEA in Transmission<br />

Configuration hohe<br />

Blindleistung abgeben, um<br />

100<br />

so die Netzspannung zu stüt-<br />

90 zen“, erläutert Braams. Die<br />

80 E-70 in Ben Aketil aber müssen<br />

über die bisherigen<br />

70<br />

Möglichkeiten wesentlich<br />

60 hinausgehen. Das gelingt ih-<br />

50 nen mithilfe der neuen<br />

FACTS Eigenschaften, über<br />

40<br />

die alle ENERCON Windener-<br />

30<br />

gieanlagen ab der E-44 ver-<br />

20 fügen (FACTS entspricht<br />

Flexible AC Transmission<br />

10<br />

System).<br />

50<br />

Q [% P N]<br />

Andere kommerzielle FACTS<br />

(z.B. Static Var Compensator,<br />

STATCOM) erzielen ähnliche<br />

Effekte. Sie nutzen dafür zusätzliche<br />

Bauelemente wie


100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

P [% P N ]<br />

50 40 30<br />

Bezug<br />

20 10 0<br />

absorption<br />

Grafik 2: Das dunkelgrüne Dreieck stellt den Blindleistungsstellbereich<br />

einer E-70/2,0 MW (ab Baujahr 2004) dar. Bisher bedurfte es ergänzender<br />

Blindleistungsquellen wie Kondensatoren und Induktivitäten, um alle<br />

Punkte im von NGET geforderten Stellbereich ansteuern zu können.<br />

Kondensatoren und Induktivitäten in Verbindung<br />

mit Leistungselektronik. Für die<br />

ENERCON Entwicklungsabteilung stellte<br />

sich die Aufgabe, die Leistungselektronik,<br />

die in der Windenergieanlage vorhanden ist,<br />

weiter in Richtung FACTS-Eigenschaften zu<br />

entwickeln.<br />

Externe Blindleistungsquellen<br />

überflüssig<br />

Lieferung<br />

generation<br />

Während Boyndie Airfield noch mit zusätzlichen<br />

Komponenten zur Bereitstellung von<br />

Blindleistung arbeitet, werden die Anlagen<br />

in Ben Aketil bereits serienmäßig mit den<br />

neuen FACTS-Eigenschaften ausgestattet<br />

sein. Braams: „Unsere neuen Windenergieanlagen<br />

verfügen über FACTS-Eigenschaften<br />

aufgrund des verbesserten Regelungskonzepts<br />

u.a. für die Umrichter.“ ENERCON<br />

bietet damit eine in die bestehende Leistungselektronik<br />

integrierte Lösung. Externe<br />

Kondensatoren und Spulen werden überflüssig.<br />

Der von NGET in den Guidance Notes for<br />

Power Park Developers geforderte Blindleistungsaustausch<br />

wird in Form von P-Q-Diagrammen<br />

dargestellt. Lieferung und Bezug<br />

von Blindleistung werden in Abhängigkeit<br />

10<br />

20<br />

30<br />

40<br />

50<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Q [% P N ]<br />

von der Wirkleistung der<br />

WEA angegeben – jeweils in<br />

Prozent der Nennwirkleistung<br />

(Grafik 1). Die hohen<br />

Ansprüche, die aus den Diagrammen<br />

sprechen, müssen<br />

in Schottland im Netzbereich<br />

von Scottish and Southern<br />

Energy alle Parks mit mehr<br />

als 10 MW Leistung erfüllen,<br />

denn in diesem Bereich ist<br />

das Netz sehr schwach.<br />

Entsprechend streng sind<br />

hier die Auflagen für die<br />

Windparks zur Unterstützung<br />

des Netzes im stationären<br />

Betrieb und auch im Fehlerfall<br />

durch Blindleistungsbereitstellung.<br />

Im Gebiet von<br />

Scottish Power sowie in Nordengland<br />

und Wales müssen<br />

erst Windparks, die mehr als<br />

30 MW leisten, in Südengland sogar erst<br />

Parks mit mehr als 50 MW ein Blindleistungsmanagement<br />

nach<br />

den Forderungen des Codes<br />

ermöglichen.<br />

Die Diagramme verdeutlichen:<br />

Im Bereich oberhalb<br />

von 20 % der Nennleistung<br />

muss der Windpark am Netzanschlusspunkt<br />

33 % der<br />

Blindleistung (bezogen auf<br />

die Nennwirkleistung) zur Verfügung<br />

stellen können. Auf<br />

Grund des Einflusses von<br />

Parkverkabelung und Transformatoren<br />

auf die Blindleistung<br />

am Netzanschlusspunkt<br />

ist hier aber eine<br />

projektspezifische Betrachtung<br />

erforderlich.<br />

100<br />

Der Blindleistungsstellbereich,<br />

den ENERCON Windenergieanlagen<br />

bislang ohne<br />

zusätzliche Quellen durchfahren konnten,<br />

verlief V-förmig und deckte nicht die gesamte<br />

Vorgabe aus dem Grid Code ab (siehe<br />

Grafik 2). „In Boyndie Airfield müssen wir<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

TECHNOLOGIE WINDBLATT 03 | 2007 11<br />

deshalb je nach Windangebot noch Blindleistungskomponenten<br />

zuschalten“, erklärt<br />

Eichler. Eine solche Lösung aber kostet<br />

Geld. Mit den neuen FACTS features dagegen,<br />

die ab Sommer 2007 serienmäßig in<br />

der Leistungsregelung der E-70 enthalten<br />

sein werden, können Windparks die Blindleistungsanforderungen<br />

des NGET Grid Codes<br />

und der Guidance Notes ohne zusätzliche<br />

Quellen erfüllen.<br />

Zertifizierung soll Genehmigung<br />

vereinfachen<br />

Die Grid Compliance Tests im Aberdeenshire<br />

hat ENERCON für die Kunden RDC Scotland<br />

und Falck Renewables durchgeführt.<br />

„Boyndie war der erste Park, dessen Netzkonformität<br />

wir im Beisein von NGET-Technikern<br />

vermessen haben“, sagt Braams.<br />

„Damit haben wir eine Vertrauensbasis für<br />

kommende Projekte geschaffen.“<br />

Die gute gemeinsame Basis kann schon<br />

bald wichtig werden, denn ENERCON hofft,<br />

dass in Großbritannien künftig die Vorlage<br />

P [% P N ]<br />

50 40 30<br />

Bezug<br />

20 10 0<br />

absorption<br />

Lieferung<br />

generation<br />

Grafik 3: Das Fünfeck beschreibt den Bereich, in dem eine E-70/2.3 MW<br />

mit FACTS Eigenschaften Blindleistung liefern und beziehen kann, rot<br />

umrandet die von NGET geforderten Werte für den Netzanschlusspunkt.<br />

10<br />

20<br />

100<br />

eines Zertifikats für ENERCON Anlagen mit<br />

FACTS Eigenschaften die Erteilung von Anschlussgenehmigungen<br />

für Windparks vereinfachen<br />

wird.<br />

30<br />

40<br />

50<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Q [% P N ]


12 WINDBLATT 03 | 2007 INTERNATIONAL<br />

E-48 in Chevetogne/Belgien<br />

„Grüner“ Freizeitpark auf<br />

dem Weg zum Inselnetz<br />

Im „Jardin des passions“, einem Landschafts- und Freizeitpark im<br />

belgischen Chevetogne, ist im Juni eine E-48/800 kW eingeweiht<br />

worden. Den prognostizierten Ertrag von 1,3 Mio. kWh p.a. wird sie<br />

direkt ins Verbrauchsnetz des Parks einspeisen. Mit dem sauberen<br />

Strom soll sie zum Aushängeschild des ökologisch orientierten Parks<br />

werden. Die Betreiberin „Energie 2030“ wird den Besuchern in einem<br />

Passivhaus die Energieversorgung des Jardin des passions erläutern.<br />

Im Sommer zieht der Domaine provincial de<br />

Chevetogne an guten Wochenenden rund<br />

15.000 Besucher an. Sie verteilen sich über<br />

Blick von der E-48 auf den Freizeitpark: am Boden Solarkollektoren, die Wasser für das Schwimmbad erwärmen.<br />

ein großzügig angelegtes Areal. Auf 570<br />

Hektar Fläche befinden sich ein Schwimmbad,<br />

ein großes Aquarium, Teiche mit Boots-<br />

verleih, Fußballplätze, Grillgelegenheiten<br />

und Kinderspielplätze zu phantasievollen<br />

Themen: ein russisches Schloss, ein hölzernes,<br />

als Kletterburg gestaltetes „Cheval<br />

Bayard“ – ein magisches Pferd, das in vielen<br />

Regionalmythen der Wallonie eine Rolle<br />

spielt – sowie ein Spielplatz mit Namen<br />

Zugspitze. Erwachsene können sich in Englischen<br />

Gärten, einem Renaissancegarten,<br />

in Kräutergärten oder Gärten des französischen<br />

Stils aus dem 19. Jahrhundert entspannen.<br />

Dazu gibt es viele Restaurants, ei-<br />

Fotos (2): Energie 2030


nen Lehrpfad für Vogelkunde und einen Gesundheitsparkur.<br />

Der Park verfügt über eine moderne Infrastruktur:<br />

Toiletten, Duschen, Gaststätten,<br />

Camping- und Wohnwagenstellplätze. Diese<br />

und auch das vielfältige Freizeitangebot<br />

benötigen Strom und Wärme. Der Stromverbrauch<br />

beträgt 2,6 Mio. kWh pro Jahr. Für<br />

Wärme z.B. des Wassers im Schwimmbad<br />

sorgt die älteste Solaranlage Belgiens. „Wir<br />

möchten die Eigenproduktion des Parks auf<br />

eine realistische Spitze treiben“, sagt Patrick<br />

Kelleter von Energie 2030, einer Firmengruppe<br />

mit Sitz in Aachen, Herzogenrath,<br />

Raeren, Chevetogne und Eupen, die in<br />

Deutschland und Belgien erneuerbare Energieanlagen<br />

plant, finanziert und betreibt. Vor<br />

der E-48 in Chevetogne hat sie u.a. die erste<br />

WEA der Wallonischen Region, eine<br />

E-40/500 kW, bei St. Vith errichten lassen.<br />

Die Betreiberin des Freizeitparks, die Provinz<br />

Namur, hat den Standort für die E-48<br />

zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug verpflichtet<br />

sich Energie 2030 der Parkverwaltung<br />

Strom zu einem festen Abnahmepreis<br />

zu verkaufen. „Der Verbrauch des Parks ist<br />

so geregelt, dass der Strom aus der E-48<br />

mit Priorität zur internen Versorgung verwan<strong>dt</strong><br />

wird. Überschüssiger Strom wird ans<br />

öffentliche Netz weitergereicht. Wenn der<br />

Verbrauch größer ist als die Produktion,<br />

zieht der Park Strom aus dem öffentlichen<br />

Netz.“ Der regionale Energieversorger untersuchtgerade<br />

in einer<br />

Studie verschiedene<br />

Optionen für<br />

die Einspeisung<br />

ins öffentliche<br />

Netz.<br />

Einnahmen,<br />

die die Finanzierung<br />

der Windenergieanlagesicherstellen,entste-<br />

hen durch den Verkauf von grünen Zertifikaten,<br />

die Betreiber erneuerbarer Energieanlagen<br />

in Belgien erhalten. Jeder Energieversorger<br />

muss in der Wallonie in diesem Jahr<br />

mindestens 7 % seines Angebots aus regenerativen<br />

Quellen decken (2008: 8 %). Erzeuger<br />

von Regenerativstrom erhalten je<br />

MWh ein Zertifikat, das sie verkaufen können,<br />

z.B. an Versorger, die nicht genug Erneuerbare<br />

nutzen. Die Ausgabe und den<br />

Handel mit den Zertifikaten beaufsichtigt die<br />

Commission Wallonne pour l’Energie.<br />

„Wir produzieren derzeit die Hälfte des Verbrauchs<br />

des Parks selbst. Im zweiten<br />

Schritt wollen wir ein mit Rapsöl betriebenen<br />

Blockheizkraftwerk mit Kraft-Wärme-<br />

Kopplung errichten“, kündigt Kelleter an.<br />

Ein Schwungradspeicher soll zudem einen<br />

Teil des von der E-48 erzeugten Stroms für<br />

die Sekunden der Umschaltung von der einen<br />

Anlage auf die andere bereithalten.<br />

„Wir werden keinen 100prozentigen Inselbetrieb<br />

schaffen, den Eigenanteil aber so<br />

hoch wie möglich schrauben“, sagt Kelleter.<br />

Die E-48 befindest sich auf dem höchsten<br />

Punkt des Parks. Sie ist von allen Seiten zu<br />

sehen, ein Schild erläutert die Technik der<br />

Anlage. Die erneuerbare Energie Wind passt<br />

hervorragend in das ökologisch orientierte<br />

Konzept des Freizeitparks, der für viele<br />

Schulklassen in der Region und darüber<br />

hinaus Pflichtprogramm ist. Kelleter und<br />

seine Mitstreiter von der Energie 2030 ha-<br />

Kinderspielplatz „Bounty“ im „Jardin des passions“ in Chevetogne.<br />

INTERNATIONAL WINDBLATT 03 | 2007 13<br />

Quelle: Domaine provincial de Chevetogne<br />

ben sich einen Weg überlegt, wie sie die Energieversorgung<br />

des Parks in das Programm<br />

einbinden: über einen Verein bauen<br />

sie u.a. mit Hilfen aus dem „EU Objectiv 3“-<br />

Programm nahe der Anlage ein Passivhaus.<br />

Patrick Kelleter auf der E-48 im Park.<br />

In dessen Eingangsbereich soll künftig ein<br />

Schema in Echtzeit die jeweilige Zusammensetzung<br />

der Energieversorgung des<br />

Parks anschaulich machen.<br />

Die Genossenschaft Energie 2030 ist 1995<br />

von energiepolitisch interessierten Ingenieuren<br />

gegründet worden. „Wir wollten eine<br />

Gegenposition zur Haltung der Energiemonopolisten<br />

aufbauen, die erst alle fossilen<br />

Energien aufbrauchen wollten, um dann mit<br />

der Kernfusion die Zukunft zu gestalten“,<br />

sagt Kelleter. Energie 2030 wollte sogleich<br />

Alternativen entwickeln: Die Gruppe nimmt<br />

deshalb den CO 2 -Ausstoß von 1992 als Basis<br />

und sucht nach Wegen, bis 2030 den<br />

Verbrauch fossiler Energieträger auf der im<br />

Kyoto-Prozess festgestellten Basis zu halbieren.<br />

„Die Hälfte der Reduktion wollen wir<br />

bis dahin durch Einsparungen schaffen, die<br />

Hälfte der anderen Hälfte über regenerative<br />

Energien. Wie der Rest einzusparen ist, darüber<br />

muss sich die nächste Generation von<br />

Ingenieuren Gedanken machen“, so Kelleter.<br />

Energie 2030 hat inzwischen 780 Genossenschafter,<br />

die Anteile zwischen 250 und<br />

50.000 Euro erworben haben. Sie haben<br />

insgesamt 24 Millionen Euro in erneuerbare<br />

Energien und Energiesparmaßnahmen investiert.<br />

40 % der Mitglieder stammen aus<br />

Belgien, 40 % aus Deutschland. „Allein werden<br />

wir unser Ziel bis 2030 nicht schaffen,<br />

aber die Idee hat schon viele Früchte getragen“,<br />

resümiert Kelleter.


14 WINDBLATT 03 | 2007 ZULIEFERER<br />

SIEMPELKAMP GIESSEREI<br />

Spezialisten für große<br />

Gussteile<br />

Die Siempelkamp Gießerei in Krefeld ist die<br />

größte Handformgießerei für Gussteile aus Sphäroguss<br />

der Welt. Das Unternehmen stellt bis zu<br />

300 t schwere Gussteile her: z.B. Motorblöcke für<br />

Passagierschiffe, Mahlschüsseln für Zementmühlen,<br />

Holme für Pressen und große Laufrollen. Für<br />

ENERCON gießt Siempelkamp die Gusskomponenten<br />

der E-70/E-82-Serien sowie Großgussteile<br />

der E-126 wie Maschinenträger und Rotornaben.<br />

Bauarbeiter bereiten auf dem Hof der Siempelkamp<br />

Gießerei in Krefeld das Gelände für<br />

einen neuen Stahlträgerbau vor: Teile des<br />

Areals heben sie von Hand aus und mit<br />

schwerem Gerät reißen sie die Reste der<br />

Fundamente des alten Backsteingebäudes<br />

weg, das früher Teile der Formherstellung<br />

beherbergte. „Wir bauen eine neue Halle für<br />

die Formerei, in der wir noch mehr Gussteile<br />

parallel vorbereiten können als bisher“,<br />

sagt Stefan Mettler, Geschäftsführer<br />

Rotornabe vor dem Strahlen und Putzen.<br />

der Siempelkamp<br />

Gießerei.<br />

Mit der Kapazitätserweiterung<br />

reagiert Siempelkamp auf die weltweit gestiegene<br />

Nachfrage nach Kugelgraphitguss.<br />

„Wir hatten 2006 ein Auftragsplus von<br />

35 % gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen“,<br />

berichtet Michael Szukala, Geschäftsführer<br />

der Konzern-Holding Siempelkamp<br />

GmbH & Co. KG. Mächtig zugelegt habe die<br />

Nachfrage aus den Branchen Windkraft,<br />

Mühlen- und Werkzeugmaschinenbau.<br />

Ein Techniker gießt Eisenschmelze in eine Form.<br />

Gusseisen mit Kugelgraphit, auch Sphäroguss<br />

genannt, eignet sich wegen seiner<br />

Zähigkeit besonders gut für die Gussformteile<br />

von Windenergieanlagen: als Werkstoff<br />

für Achszapfen, Blattadapter, Statorsterne,<br />

Rotornaben und Maschinenträger. Die<br />

Zähigkeit ist eine Folge der Kugelstruktur,<br />

die der Kohlenstoff im Gusseisen ausbilden<br />

kann. Gusseisen hat einen höheren Kohlenstoff-Anteil<br />

(>2,06 %) als Stahl. Die Gießer<br />

geben zur Schmelze neben verschiedenen<br />

Legierungsbestan<strong>dt</strong>eilen Magnesium hinzu,<br />

das die Kugelstruktur entstehen lässt. „Zähe<br />

Werkstoffe wie Sphäroguss kommen überall<br />

dort zum Einsatz, wo Anlagen sehr starken<br />

Kräften ausgesetzt sind und nicht versagen<br />

dürfen“, erläutert Mettler, der Gießereiingenieur<br />

ist. Früher habe man für solche<br />

Zwecke meist Stahlteile verwendet. Kugelgraphit<br />

aber biete bei dauerhaft hoher Beanspruchung<br />

erheblich mehr Sicherheit.<br />

Die Gießerei hat über 450 fest angestellte<br />

Mitarbeiter, darüber hinaus sind ständig 50<br />

bis 60 Fremdarbeiter im Einsatz. Die Belegschaft<br />

ist überwiegend in der Produktion<br />

tätig. Im Bereich Modellbau fertigen die<br />

Techniker aus Holz und Kunststoff ein Modell,<br />

das dem späteren Bauteil entspricht.<br />

Eine Modelleinrichtung kann für bis zu 200<br />

Abformungen verwendet werden. Die Modelle<br />

werden in Gruben oder großen Formkästen<br />

aus Stahl eingeformt: Harzgebundener<br />

Sand wird in die Vertiefungen gefüllt<br />

und verdichtet. Nach der Aushärtung lösen<br />

die Gießtechniker die Modelle aus den Formen<br />

und bauen Kerne ein an den Stellen,<br />

die später Hohlräume bilden sollen. Dann<br />

schließen sie die Formkästen und gießen<br />

das über 1300 Grad heiße Flüssigeisen ein.<br />

Foto: Siempelkamp


Nach dem Abkühlen lösen sie die Gussteile<br />

vorsichtig heraus und befreien sie mit<br />

Strahlmaschinen von Sandresten. In der<br />

„Putzerei“ werden die Gussteile von Speisern<br />

und dem Angusssystem getrennt. Zuletzt<br />

erhalten sie einen Anstrich, der sie vor<br />

Korrosion schützt.<br />

„Mit dem Verfahren kann man sehr große<br />

Werkstücke naht- und übergangsfrei herstellen“,<br />

berichtet Mettler. „Unser Rekord<br />

sind zwei Laufholme für eine 14 Meter lange<br />

Presse, die 260 t Rohgussgewicht hatten.“<br />

Gusselemente dieser Größe werden in<br />

den Branchen Energieumwandlung, Schiffbau,<br />

Mühlen- und Werkzeugmaschinenbau<br />

benötigt. So gießt Siempelkamp große<br />

Pressenteile, Verdichtergehäuse für Turbinen,<br />

Kurbelgehäuse für Schiffsdiesel und<br />

Castor-Behälter sowie – Rotornaben für<br />

Windenergieanlagen.<br />

Das Krefelder Traditionsunternehmen wird<br />

im nächsten Jahr 125 Jahre alt. Aufgestiegen<br />

ist Siempelkamp mit der Herstellung<br />

von Pressen zur Veredelung von Seide unter<br />

Druck und Temperatur. Die Gießerei ist seit<br />

1923 Teil des Konzerns: Zunächst galt es,<br />

dem eigenen Maschinen- und Anlagenbau<br />

Gussteile in guter Qualität und ausreichender<br />

Menge zu sichern. Später traten immer<br />

mehr Drittkunden hinzu. Nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg entdeckte Siempelkamp den<br />

Sphäroguss für sich als Marktlücke. „Die<br />

Gießerei ist heute ein zentraler Wachstumsbereich<br />

für uns“, erklärt Geschäftsführer<br />

Rotornaben und Maschinenträger, bereit für den Abtransport zum Bearbeiter.<br />

Szukala. „Die Gießerei wird allein<br />

in diesem Jahr 20 Millionen<br />

Euro in ihre Modernisierung und<br />

Erweiterung investieren.“ In fünf<br />

Jahren habe man die Gusstechnik<br />

mit insgesamt 40 Millionen<br />

Euro modernisiert, u.a. wurden<br />

neue Schmelzöfen angeschafft<br />

und die Putzerei erweitert.<br />

Die positive Entwicklung bei der<br />

Windenergie hat nicht unwesentlich<br />

zur Erweiterungsentscheidung<br />

beigetragen. Die<br />

Gusstechnik hat 2006 rund ein<br />

Fünftel zum Konzernumsatz von<br />

412 Millionen Euro beigetragen.<br />

Mit wiederum einem Fünftel war<br />

die Windenergie daran beteiligt.<br />

Die Tendenz für 2007 ist voraussichtlich<br />

steigend, denn 2006<br />

ergab sich ein Auftragsplus aus<br />

der Windenergie von fast 80 %<br />

gegenüber dem Vorjahr, ein stär-<br />

Foto: Siempelkamp<br />

kerer Zuwachs als in anderen Bereichen.<br />

ENERCON ist seit sieben Jahren Partner der<br />

die Siempelkamp Gusstechnik. Die erste<br />

Anfrage gab es im Jahr 2000, im Jahr darauf<br />

die erste Produktion für eine Serie.<br />

„Heute liefern wir die Gussteilsätze für vier<br />

bis fünf E-70/E-82 pro Woche“, berichtet<br />

Szukala. Aktuell entwickelt Siempelkamp<br />

zusammen mit ENERCON die Maschinenträger,<br />

Blattadapter und Achszapfen der<br />

E-126/6 MW, für die erste Modelle bereits<br />

gegossen sind.<br />

„Für uns ist es<br />

entscheidend,<br />

dass wir in einer<br />

Kooperation ein<br />

jederzeit reproduzierbareshohesQualitätsniveau<br />

halten<br />

können“, sagt<br />

Mettler. Siempelkamp<br />

hat eine<br />

umfangreiche<br />

und zuverlässige<br />

Qualitätsprüfung<br />

ZULIEFERER WINDBLATT 03 | 2007 15<br />

Stefan Mettler, Geschäftsführer der Gießerei (links), und Michael<br />

Szukala, Geschäftsführer der Siempelkamp Holding.<br />

aufgebaut, die maßgeblich zum Erfolg<br />

beiträgt. 30 Mitarbeiter sind hier beschäftigt.<br />

Sie entnehmen vor jedem Abguss Material,<br />

dessen chemische Zusammensetzung<br />

sie prüfen und dessen Gefüge sie im<br />

Mikroskop und per Ultraschall untersuchen.<br />

Die Zähigkeit wird mit Schlagapparaten geprüft:<br />

Sie testen, ob der Sphäroguss bei tiefen<br />

Temperaturen (-20 bis -40 Grad) einwirkenden<br />

Kräften widersteht.<br />

„Siempelkamp ist ein wichtiger Lieferant<br />

für unser Hauptserienprodukt E70/E82 und<br />

natürlich für unsere Multimegawatt-Anlagen“,<br />

sagt Oliver Smi<strong>dt</strong>, Einkäufer u.a. für<br />

Gussteile bei ENERCON in Aurich. „Das Unternehmen<br />

verfügt über ein einzigartiges<br />

Know-how bei den großen Formteilen und<br />

eine gute Erfahrung in der Serienproduktion.“<br />

Besonders wertvoll seien die Feedbacks<br />

der Gießerei zur technischen Machbarkeit<br />

von ENERCON Entwürfen für<br />

Komponenten. Berührungspunkte gebe es<br />

auch in der Firmenphilosophie. Oliver<br />

Smi<strong>dt</strong>: „Siempelkamp ist nicht an schnell<br />

realisierbaren Profiten orientiert, sondern<br />

sieht sich als langfristigen, zuverlässigen<br />

Partner am Markt.“


WINDBLATT<br />

ARBEITSSICHERHEIT<br />

Höhenrettungsübungen<br />

in still gelegter Stahlhütte<br />

Fachleute für Arbeitssicherheit<br />

und Gebietsleiter im Außendienst<br />

der ENERCON Service<br />

Deutschland GmbH haben im<br />

stillgelegten Hüttenwerk des<br />

Landschaftsparks Duisburg ihr<br />

Wissen über die Evakuierung<br />

von Verletzten aus Windenergieanlagen<br />

aufgefrischt.<br />

Das Hüttenwerk bietet ein ideales Terrain<br />

für das Einüben von Handeln in Notsituationen.<br />

Seine Höhe und die Vielzahl von Ebenen<br />

und frei stehenden dickbäuchigen Metallröhren,<br />

deren Durchmesser dem kleiner<br />

ENERCON Gondeln entspricht, bilden die Arbeitsbedingungen<br />

von Service-Monteuren<br />

realitätsnah ab. Hoch über dem Landschaftspark<br />

haben sich der ENERCON<br />

Arbeitsschutzexperte Harm van Hülsen und<br />

seine Kollegen mit neuem Rettungswerkzeug<br />

vertraut gemacht: einem Abseilgerät,<br />

das sich mit einer Werkzeugknarre bedienen<br />

lässt, mit dem bei Unfällen oder Bränden<br />

Personen aus den WEA Gondeln sicher<br />

und schnell evakuiert werden können.<br />

Die Firmen Mittelmann Sicherheitstechnik<br />

aus Wülfrath und SHE Solutions aus Spenge<br />

haben das Abseil- und Rettungsgerät „SHE<br />

Rescue Lift“ gemeinsam entwickelt und vor<br />

dem Training erläutert. „Es ist kompakt und<br />

leicht zu handhaben. Sind zwei Kollegen in<br />

das Gerät eingehängt, kann der eine den<br />

anderen stufenlos zum Erdboden abseilen<br />

oder in die Gondel ziehen, indem er es mit<br />

der Werkzeugknarre betätigt“, sagt Wilfried<br />

Krüger, routinierter Trainer für Höhenrettung<br />

und Mitarbeiter bei Mittelmann.<br />

Die Bedienung per Werkzeugknarre sei für<br />

Monteure und Servicemitarbeiter besonders<br />

naheliegend, da sie den Umgang damit<br />

ohnehin kennen. Eine Rücklaufsperre sorgt<br />

dafür, dass der zu Rettende nicht bei jedem<br />

Nachgeben an der Winde ein kleines Stück<br />

in Gegenrichtung zurückfällt. Auch ist die<br />

Übersetzung mit 1:1 wesentlich komfortabler<br />

als bei früheren Standard-Modellen.<br />

„Mit dem neuen Gerät haben wir einen Kollegen<br />

in zwei Minuten aus sechs Metern<br />

Tiefe geborgen“, berichtet van Hülsen. Mit<br />

der bislang üblichen Sicherheitstechnik<br />

hätte man ein Vielfaches an Zeit benötigt.<br />

Übung: Rettung eines von der Gondel Gestürzten.<br />

Fazit Harm van Hülsen: „Für uns waren die<br />

Übungen eine hervorragende Auffrischung,<br />

wir haben eine ganze Reihe neuer Ideen für<br />

das Einüben von Handeln in Gefahrensituationen<br />

mitnehmen können.“ Das aktualisierte<br />

Wissen werde in die Gestaltung der<br />

ENERCON eigenen Sicherheits-Schulungen<br />

einfließen.<br />

In der alten Stahlhütte sind Abseilübungen in 30 Meter Tiefe kein Problem. ENERCON Service Mitarbeiter bedient das Abseilgerät per Knarre.

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