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z - DGB-Jugend

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14 Für eine Perspektive nach der Ausbildung<br />

Chef, übernehmen Sie!<br />

Wer beruflich Erfolg haben will, braucht eine gute Ausbildung – und Berufserfahrung. Doch die zu sammeln,<br />

wird immer schwieriger: Übernahme nach der Ausbildung ist nicht mehr selbstverständlich.<br />

Übernahme geregelt<br />

Hier die wichtigsten Vereinbarungen zwischen<br />

Gewerkschaften und Arbeitgebern zur Übernahme<br />

nach der Ausbildung.<br />

Eine unbefristete Übernahme ist hier vereinbart:<br />

Deutsche Post AG<br />

Deutsche Postbank AG<br />

Lederwaren- und Kofferindustrie West<br />

Metallindustrie Berlin-Brandenburg, Niedersachsen,<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Rheinischer Braunkohlenbergbau<br />

Steinkohlenbergbau Ruhr<br />

VEW Energie, Dortmund<br />

Volkswagen AG<br />

Eine Übernahme für 12 Monate ist hier vereinbart:<br />

Bankgewerbe<br />

Chemische Industrie West und Ost<br />

Geschafft! Ausbildungsplatz gefunden, die<br />

Ausbildung gut gepackt, die Abschlussprüfung<br />

bestanden. Und dann? Ausbildungsverträge<br />

sind befristet – sie enden nach der<br />

Prüfung. Wichtig ist jetzt, Berufserfahrung zu<br />

sammeln. Viele wünschen sich deshalb, erst<br />

einmal im Ausbildungsbetrieb weiterzuarbeiten.<br />

Genau das aber ist in den letzten<br />

Jahren immer schwieriger geworden: In vielen<br />

Branchen ist es längst nicht mehr selbstverständlich,<br />

dass die Betriebe ihre Auszubildenden<br />

übernehmen.<br />

Die Übernahme zu erreichen und damit den<br />

jungen Leuten eine berufliche Perspektive<br />

zu verschaffen ist zu einem wichtigen Thema<br />

von Gewerkschaften, Betriebsräten und<br />

<strong>Jugend</strong>- und Auszubildendenvertretungen<br />

geworden. Der Einsatz lohnt sich: In vielen<br />

Branchen und Regionen haben die Gewerkschaften<br />

Übernahme-Regelungen in Tarifverträgen<br />

erzielt. Besonders engagierte<br />

<strong>Jugend</strong>- und Auszubildendenvertretungen<br />

Für die Übernahme ›ihrer‹ Azubis gehen <strong>Jugend</strong>- und<br />

Auszubildendenvertreter sogar auf die Straße: Die JAV<br />

von MAN Salzgitter bei einer Kundgebung für die Übernahme<br />

(oben) und die JAV des Berliner Senats (unten).<br />

Druckindustrie<br />

Eisen- und Stahlindustrie West und Ost<br />

Energiewirtschaft Hessen<br />

Erdöl- und Erdgasgewinnung West<br />

Feinkeramische Industrie West<br />

Gas- und Elektrizitätswerke Wilhelmshaven:<br />

im Umfang von 75 Prozent der Arbeitszeit<br />

Holz verarbeitende Industrie z. B. in Westfalen-Lippe,<br />

Baden-Württemberg, Thüringen<br />

Konfektion Technischer Textilien West und Ost<br />

Landelektrizität GmbH Wolfsburg: in Teilzeit<br />

Metallindustrie West und Ost: in Teilbereichen<br />

Möglichkeit der Verlängerung auf 18 Monate<br />

Öffentlicher Dienst Bund, Länder, Gemeinden<br />

Papierindustrie<br />

PreußenElektra-Gruppe: in Teilzeit<br />

Sägeindustrie NRW, Hessen, Baden-Württemberg<br />

und Ost<br />

(JAV) konnten gemeinsam mit dem Betriebsrat<br />

sogar spezielle Regelungen für das eigene<br />

Unternehmen erreichen. So existiert bei der<br />

Bayer AG beispielsweise seit mehreren Jahren<br />

eine ›Pool-Regelung‹. Der Konzern übernimmt<br />

die Ausgebildeten unbefristet. Wer<br />

nicht sofort eine Stelle bekommt, wird in<br />

dem ›Ausgebildeten-Pool‹ beschäftigt und<br />

dann im Werk zum Beispiel als Urlaubs- oder<br />

Schwangerschaftsvertretung eingesetzt –<br />

so lange, bis eine Stelle im Unternehmen<br />

frei wird.<br />

Neben solchen Vereinbarungen haben Betriebsrat<br />

und JAV noch die Möglichkeit, auf<br />

die Personalplanung des Unternehmens Einfluss<br />

zu nehmen, um den Ausgebildeten eine<br />

Weiterbeschäftigung zu ermöglichen: Sie<br />

können im Betrieb nachforschen, wo demnächst<br />

Beschäftigte in Rente oder in Schwangerschaftsurlaub<br />

gehen, und können gegenüber<br />

der Geschäftsleitung darauf drängen,<br />

dass die Stellen mit den Ausgelernten besetzt<br />

werden.<br />

Welche Übernahme-Regelungen existieren<br />

für meinen Betrieb? Diese Frage beantworten<br />

die JAV, der Betriebsrat oder das örtliche<br />

Büro der zuständigen Gewerkschaft (Adresse<br />

im Telefonbuch).<br />

Schuhindustrie West<br />

Textil- und Bekleidungsindustrie<br />

Textilreinigungsgewerbe<br />

Versicherungsgewerbe<br />

Zeitschriftenverlage Niedersachsen, Bremen<br />

Für mindestens 6 Monate wird hier übernommen:<br />

Metallhandwerk in verschiedenen Fachbereichen<br />

und Regionen<br />

Mineralölverarbeitung: Deutsche BP AG, BP Oil<br />

Deutschland GmbH<br />

Molkereien Bayern<br />

Obst und Gemüse verarbeitende Industrie<br />

NRW: für mindestens 50 Prozent der Ausgebildeten<br />

Quelle: Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts<br />

(WSI) der Hans-Böckler-Stiftung<br />

<br />

Ruhe bewahren<br />

Blaumann oder Schlips? Wenn nach Ausbildungsbeginn Zweifel<br />

aufkommen, ob der gewählte Job der richtige ist, warnen Experten<br />

vor übereilten Schritten.<br />

Für Rainer war die Sache bereits nach zwei<br />

Wochen klar: »Den ganzen Tag auf dem<br />

Gerüst zu stehen und Wärmedämmungen<br />

an Mauern zu kleben, dazu hatte ich keine<br />

Lust«, erzählt der 19-Jährige*, der bei einem<br />

südniedersächsischen Malerbetrieb nach<br />

nicht einmal einem Monat die Brocken hinwarf.<br />

»Ich hatte mir den Malerberuf ganz<br />

anders vorgestellt. Viel abwechslungsreicher«,<br />

erinnert sich Rainer, der im August<br />

2002 eine zweite Ausbildung als Ver- und<br />

Entsorger begonnen hat.<br />

Jeder vierte Ausbildungsvertrag in Deutschland<br />

wird vorzeitig gelöst. Gut 150.000 waren<br />

es allein im Jahr 2000 – Tendenz steigend.<br />

Ein Ausbildungsberater der Industrie- und<br />

Handelskammer (IHK) Hannover warnt<br />

Berufsanfänger jedoch vor übereilten Entscheidungen:<br />

»Es wird immer Arbeiten geben,<br />

die man nicht mag.« Wer Schwierigkeiten<br />

mit dem Lernpensum bekomme, sollte erst<br />

einmal ausbildungsbegleitende Hilfen in Anspruch<br />

nehmen, bevor er das Handtuch wirft.<br />

Und am besten könne der eigene Ausbilder<br />

beurteilen, ob die Berufswahl danebengegangen<br />

sein könnte: »Der kennt den Beruf,<br />

den Betrieb – und den Auszubildenden.«<br />

Sinnvoll ist es, zumindest die Probezeit abzuwarten,<br />

meint der Berater: »Dann gibt es<br />

sowieso ein Gespräch.«<br />

Doch weiß auch der IHK-Experte, dass es<br />

gute Gründe dafür geben kann, eine Ausbildung<br />

unverzüglich abzubrechen. Bei gesundheitlichen<br />

Problemen gebe es gar keine Alternative.<br />

Und gerade in kleineren Betrieben,<br />

so der Ausbildungsberater, könnten<br />

zwischenmenschliche Konflikte den Ausstieg<br />

sinnvoll erscheinen lassen. Zwar bietet die<br />

IHK in solchen Fällen Vermittlungsgespräche<br />

an und berät Auszubildende vertraulich.<br />

Aber: »Wenn ein Auszubildender in eine<br />

Mitarbeitergruppe nicht hineinpasst, wird<br />

eine Trennung unumgänglich sein.« Bei größeren<br />

Betrieben gebe es immerhin noch die<br />

Möglichkeit, die Ausbildung in einer anderen<br />

Abteilung oder vielleicht sogar in einem anderen<br />

Ausbildungsberuf fortzusetzen.<br />

* Name von der Redaktion geändert<br />

Ausbildungsabbruch<br />

Die Krise meistern<br />

Was tun, wenn man mit der Ausbildung unzufrieden<br />

ist? Tipps von Lothar Judith aus der Abteilung<br />

<strong>Jugend</strong> im <strong>DGB</strong>-Bundesvorstand.<br />

Was sollten Azubis unternehmen, wenn sich der<br />

vermeintliche Traumjob als Alptraum entpuppt?<br />

»Auf jeden Fall sollte man sich jemandem anvertrauen.<br />

Viele Azubis haben Angst und sprechen<br />

nicht einmal mit ihren Eltern oder Freunden über<br />

ihre beruflichen Probleme. Dadurch wird der Druck<br />

noch stärker. Gespräche helfen, sich über die Ursachen<br />

der Unzufriedenheit klar zu werden.«<br />

Wo bekommt ein Auszubildender Hilfe?<br />

»Gibt es einen Betriebsrat oder eine <strong>Jugend</strong>-und<br />

Auszubildendenvertretung, sind das die ersten<br />

Anlaufstellen. An die sollte man sich bereits wenden,<br />

wenn Probleme auftauchen – also nicht erst,<br />

wenn die Situation eskaliert ist.«<br />

Worüber sollte man nicht groß nachdenken?<br />

»Viele haben zum Beispiel mit der körperlichen<br />

Umstellung zu kämpfen, die der Wechsel von der<br />

Schule in die Arbeitswelt mit sich bringt. Das ist<br />

völlig normal.«<br />

Wann ist es besser, die Ausbildung abzubrechen?<br />

»Wenn man aus gesundheitlichen Gründen einen<br />

Beruf nicht ausüben kann, muss man ihn natürlich<br />

aufgeben. Aber sonst sollte man schon versuchen,<br />

die Ausbildung zu Ende zu bringen. Viele<br />

Azubis erleben es als sehr positiv, eine berufliche<br />

Krise gemeistert zu haben. Auf jeden Fall sollte<br />

man erst wissen, wo man unterkommt, bevor man<br />

kündigt.«<br />

fit in den Job 2002 fit in den Job 2002<br />

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