Büroportrait mit Interview auf Seite 34-38 (PDF - Herbert Bruhin
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C L OSE UP<br />
[<strong>34</strong>/35] HERBERT<br />
Der junge Architekt <strong>Herbert</strong> <strong>Bruhin</strong> aus Siebnen<br />
hat schon einige bedeutende Bauten geplant<br />
und realisiert. Er studierte an der ETH Zürich<br />
unter anderem bei dem Zürcher Architekten<br />
Peter Märkli, bei Prof. Dr. Marc M. Angelil und<br />
Prof. Arthur Rüegg. 1997 eröffnete er sein eigenes<br />
Architekturbüro in seinem Heimatort. Seine<br />
Bauten zeigen die Nähe zu Herzog & de Meuron.<br />
Auch bei <strong>Bruhin</strong> bedeutet die künstlerische<br />
Annäherung an das Bauen eine Abkehr vom ewig<br />
Gleichen zu einer provozierenden Ästhetik –<br />
eine Indiziensuche der Qualität. <strong>Bruhin</strong> versteht<br />
sich weniger als Künstler denn als Ver<strong>mit</strong>tler<br />
zwischen allen an der Realisierung eines<br />
Projektes Beteiligten. Das Ergebnis sind komplexe<br />
Entwürfe, die nicht nur durch differenzierte<br />
Lösungen überzeugen, sondern auch durch<br />
deren intelligente Umsetzung.<br />
Indiziensuche der Qualität<br />
BRUHIN<br />
A la recherche de signes de qualité<br />
<strong>Herbert</strong> <strong>Bruhin</strong>, jeune architecte de Siebnen, a<br />
déjà dessiné et réalisé plusieurs constructions<br />
d’envergure. Il a fait ses études à l’Ecole<br />
Polytechnique Fédérale de Zurich (ETHZ) chez<br />
l’architecte zurichois Peter Märkli ainsi que chez<br />
les professeurs Marc M. Angelil et Arthur Rüegg.<br />
En 1997, il a ouvert son propre bureau d’architecture<br />
dans sa ville natale. Ses constructions montrent<br />
des affinités avec Herzog & de Meuron. Pour l’un<br />
comme pour l’autre, l’approche artistique de la<br />
construction se traduit par une rupture avec<br />
l’éternelle similitude dans le but d’atteindre<br />
une esthétique provocante – l’heure est à la<br />
recherche de signes de qualité. Plutôt qu’artiste,<br />
<strong>Bruhin</strong> se considère comme le médiateur entre<br />
toutes les personnes impliquées dans un projet.<br />
Au final, les plans complexes convainquent non<br />
seulement par des solutions nuancées, mais<br />
aussi par une concrétisation intelligente.<br />
by Lore Kelly<br />
Urech Optik, Aarau
C L OSE UP<br />
[36/37]<br />
An-, Umbau Mehrfamilienhaus, Siebnen<br />
Optik Dudli, Wil SG<br />
Welche Bauten haben Sie in der letzten Zeit am<br />
meisten beeindruckt?<br />
Die Klosterkirche in Müstair <strong>mit</strong> ihren karolingischen<br />
und romanischen Fresken aus dem 8. und 9.<br />
Jahrhundert. Ein völlig ausgemalter Raum, der dennoch<br />
nicht überladen wirkt. Von den zeitgenössischen<br />
Bauten beeindruckte mich das Schaulager<br />
von Herzog & de Meuron, sowohl durch seine äussere<br />
Massstabslosigkeit, als auch durch die<br />
geschickt inszenierte Geschossigkeit und Grosszügigkeit<br />
im Innern.<br />
Welche Rolle spielt bei Ihren Gebäuden die<br />
Wirtschaftlichkeit?<br />
Bei jeder Aufgabe werde ich <strong>mit</strong> der<br />
Wirtschaftlichkeit konfrontiert. Dies ist ein zentrales<br />
Thema und Anliegen für mich. Die grosse Kunst<br />
ist es, die Wirtschaftlichkeit und die Entwurfsidee<br />
unter einen Hut zu bringen.<br />
Welchen Stellenwert hat bei Ihrer Planung die<br />
Bauökologie?<br />
Die Nachhaltigkeit bei Gebäuden wird immer wichtiger.<br />
Alternative Energiekonzepte und eine vernünftige<br />
Materialwahl haben eine positive<br />
Auswirkung <strong>auf</strong> die Ökobilanz. Wann immer es<br />
geht, wähle ich natürliche Materialien aus, die in<br />
Würde altern können.<br />
Sie haben in Aarau einen Optikerladen eingerichtet.<br />
Was war bei der Planung wichtig?<br />
In Aarau wurden zwei Architekten für je einen<br />
Ladenteil be<strong>auf</strong>tragt. Der andere Ladenteil wirkt<br />
Quelles constructions vous ont le plus marqué<br />
récemment?<br />
Le monastère de Müstair avec ses fresques carolingiennes<br />
et romanes du 8ème et du 9ème siècle. Une<br />
salle en est complètement recouverte, et pourtant<br />
elle ne paraît pas du tout surchargée. Pour ce qui<br />
est des constructions contemporaines, c’est le<br />
showroom de Herzog & de Meuron qui m’impressionne<br />
particulièrement, tant par ses dimensions<br />
extérieures indéfinissables que par l’habile disposition<br />
des étages et la générosité de l’espace intérieur.<br />
Quel est pour vous le rôle la rentabilité d’un<br />
bâtiment?<br />
Quel que soit le mandat, je me confronte toujours<br />
à la question de la rentabilité. C’est un thème<br />
essentiel qui m’importe beaucoup. L’art de la question<br />
est de concilier rentabilité et idées dans le même<br />
projet.<br />
Quelle importance accordez-vous à l’écologie<br />
dans vos plans de construction?<br />
La durée de vie d’un bâtiment est de plus en plus<br />
importante. Des concepts d’énergie alternatifs et<br />
un choix réfléchi des matériaux ont des conséquences<br />
positives sur le bilan écologique. Tant que<br />
possible, j’opte pour des matériaux naturels qui<br />
vieillissent bien.<br />
A Aarau, vous avez aménagé le magasin d’un<br />
opticien. A quoi fallait-il surtout penser dans<br />
un tel projet?<br />
von der Materialwahl her eher kühl. Mit meiner farbigen<br />
Atmosphäre wollte ich einen Gegenpol dazu<br />
setzen. Die Kundschaft soll sich in meinem<br />
Geschäft so fühlen, wie in ihrem eigenen<br />
Wohnzimmer. So entstand die Lounge-Idee <strong>mit</strong> der<br />
Stoffverspannung als raumbestimmendes Element.<br />
Welche Stil<strong>mit</strong>tel setzten Sie ein?<br />
Weich und hart, warm und kalt, Glanz und matt,<br />
farbig und farbneutral sind schöne Kontrastpaare,<br />
die ich im Raum <strong>auf</strong> unterschiedliche Weise kombiniert<br />
habe. Das Geschäft lebt von diesen<br />
Gegenüberstellungen. Ein besonderes Augenmerk<br />
habe ich <strong>auf</strong> die farbigen und weichen Textilien<br />
gelegt, um die von mir gewünschte Atmosphäre zu<br />
erreichen.<br />
Welche Ideenwelt, Entwurfsabsichten standen<br />
hinter dem Lichtkonzept?<br />
Licht ist zentral für eine gute Warenpräsentation.<br />
Besonders bei so kleinen Objekten wie Brillen,<br />
muss dem Lichtkonzept grosse Beachtung<br />
geschenkt werden. Die Länge des Raumes wird<br />
durch das Lichtkonzept unterstützt. Die langen<br />
Bänder an der Wand betonen die Durchgangsseite.<br />
Die Beratungsseite wollte ich eher dunkel halten<br />
und <strong>mit</strong> Pendelleuchten akzentuieren. Das farbige<br />
Lichtband beim Verk<strong>auf</strong>skorpus stellt ein grafisches<br />
Element dar, das bei der Sch<strong>auf</strong>ensterbeschriftung<br />
wiederkehrt.<br />
Dans le cas d’Aarau, deux architectes se sont chacun<br />
occupés d’une partie du magasin. L’une dégage un<br />
certain froid de par les matériaux utilisés. Avec<br />
mon atmosphère colorée, je voulais compenser<br />
cela. La clientèle doit se sentir à l’aise dans cet<br />
espace, comme dans son salon. C’est ainsi que<br />
l’idée du lounge a vu le jour, le tissu constituant<br />
l’élément de base.<br />
Quels moyens stylistiques avez-vous utilisé?<br />
Le doux et le dur, le chaud et le froid, le brillant et<br />
le mat, le coloré et le neutre sont de jolies paires<br />
de contrastes. Je les ai combinées de différentes<br />
manières dans cet espace. Le magasin vit de ces<br />
oppositions. Les textiles colorés et doux tapent<br />
particulièrement à l’œil, ce qui m’a permis d’instaurer<br />
l’atmosphère correspondante souhaitée.<br />
Quelles idées, quelles intentions se cachent<br />
derrière le concept d’éclairage?<br />
La lumière est indispensable à une bonne présentation<br />
des produits, surtout quand il s’agit de<br />
petits objets comme des lunettes. Le concept<br />
d’éclairage a donc été élaboré avec grand soin et<br />
adapté à la longueur de la pièce. Les bandes sur les<br />
murs mettent en évidence le côté du passage. Pour<br />
la partie où l’on se fait conseiller, je cherchais plutôt<br />
à garder une certaine obscurité et à la souligner<br />
par des lampes pendulaires. La bande lumineuse<br />
près de la caisse constitue un élément graphique<br />
qui se retrouve dans le texte sur la vitrine.<br />
Optik Viegener, St. Gallen
C L OSE UP<br />
[<strong>38</strong>/39]<br />
Haus <strong>mit</strong> Einlegerwohnung, Weesen: Die beiden Giebel widerspiegeln die Berggipfel der nahen Kurfirsten. Die Lärchenholzverkleidung nimmt Bezug <strong>auf</strong> die<br />
umliegenden Bootshäuser.<br />
Greifen Sie bei Ihren Bauten bewusst oder<br />
unbewusst <strong>auf</strong> geschichtliche Vorbilder?<br />
Das Haus in Weesen nimmt Bezug <strong>auf</strong> die<br />
Bootshäuser der Umgebung aus den dreissiger<br />
Jahren, die ebenfalls in Holz ausgeführt wurden.<br />
Gegen Norden hat das Haus einen Aufgang zur<br />
Einlegerwohnung, wo die Holzverschalung durchlässiger<br />
wird. Solche Aufgänge habe ich bei alten<br />
Bauernhäusern schon oft gesehen und bei diesem<br />
Haus <strong>auf</strong> eine zeitgemässe Art umgesetzt. Das<br />
Beobachten und Neuinterpretieren ist ein wiederkehrendes<br />
Motiv in meiner Arbeit.<br />
Wenn Sie Ihre Werke Revue passieren lassen, an<br />
welchen Stellen entdecken Sie daran besondere<br />
Inhalte, die Sie weitergebracht haben?<br />
Meine Bauten weisen sich durch einen spezifischen<br />
Ortsbezug <strong>mit</strong> dazugehöriger Materialisierung <strong>auf</strong>.<br />
Gewisse Themen kommen immer wieder vor,<br />
werden aber variiert und weiterentwickelt. Meine<br />
Grundrisse verlieren die Strenge der Anfangsjahre<br />
und werden zunehmend offener und fliessender.<br />
Was macht Ihnen Angst in der Architektur und<br />
in der Stadtplanung?<br />
Viele Häuser <strong>auf</strong> dem Lande, die ohne irgendeinen<br />
Bezug zur Landschaft oder einen Ort wild um sich<br />
wuchern. Solche Häuser sind wohl das Übel unserer<br />
Zeit. Da bräuchte es vermehrt einen gezielten Siedlungs-<br />
und Städtebau.<br />
Welche Architekten schätzen Sie?<br />
Peter Märkli für seine Eigenständigkeit und Luis<br />
Barragan für seine Farben.<br />
Wie bekommen sie Ihre Idee?<br />
Durch den Alltag, durch Reisen und die Kunst.<br />
Was würden Sie gerne noch bauen?<br />
Ein kleines Ferienhaus in der Cinque Terre, da ich<br />
ein absoluter Fan dieser ganz besonderen Gegend<br />
bin.<br />
Wie wohnen Sie selbst?<br />
In meinem Erstlingswerk, das ich kurz nach dem<br />
Studium realisieren durfte. Ich wohne dort, wo ich<br />
auch arbeite.<br />
Est-ce que, consciemment ou non, vous vous<br />
laissez influencer par des modèles historiques?<br />
La maison à Weesen a un lien avec les bateauxmaison<br />
qu’on trouvait dans cette région dans les<br />
années 30. Elles aussi étaient en bois. Du côté<br />
nord de la maison, un escalier donne accès à un<br />
appartement moins recouvert de bois. J’ai souvent<br />
vu de tels accès dans des vieilles fermes et j’ai<br />
repris cette idée en lui donnant un aspect contemporain.<br />
L’observation et la réinterprétation sont<br />
des motifs récurrents dans mon travail.<br />
Si vous repensez à tous vos ouvrages, où se<br />
situent les éléments qui vous ont fait progresser?<br />
Mes constructions se distinguent par un lien particulier<br />
avec leur environnement et la matérialisation<br />
correspondante. Certains thèmes peuvent<br />
revenir plusieurs fois, mais je cherche toujours à<br />
les varier et les développer. Les traits de base de<br />
mes premières années perdent de leur austérité et<br />
gagnent en ouverture et en naturel.<br />
Qu’est-ce qui vous fait peur dans l’architecture<br />
et l’urbanisme?<br />
Le grand nombre de maisons à la campagne qui ne<br />
s’intègrent pas dans leur environnement et les<br />
endroits où l’on construit à la sauvage. De telles<br />
maisons sont sans doute ce qu’il y a de pire actuellement.<br />
Des plans d’urbanisation soignés devraient<br />
être beaucoup plus répandus.<br />
Quel type d’architecture appréciez-vous?<br />
J’apprécie Peter Märkli pour son autonomie et Luis<br />
Barragan pour les couleurs.<br />
D’où vous vient une idée?<br />
De la vie quotidienne, de voyages et de l’art.<br />
Que rêvez-vous de construire?<br />
Une petite maison de vacances dans le Cinque Terre.<br />
Je suis un grand fan de cette région si particulière.<br />
Et qu’en est-il de votre domicile actuel?<br />
Mon domicile est le premier plan que j’ai pu réaliser<br />
après mes études. C’est aussi mon lieu de travail.<br />
Architekturbüro<br />
<strong>Herbert</strong> <strong>Bruhin</strong>, Siebnen<br />
www.herbertbruhin.com<br />
Photos © Peter Tillessen, Zürich