Dortmund 2009
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Rechts:<br />
Blick vom<br />
Zuschauerraum<br />
auf die imposante<br />
Bühne des<br />
Konzerthauses<br />
Text: Waltraud Murauer<br />
Bild: Lutz Kampert, Mark Wohlrab<br />
Im <strong>Dortmund</strong>er Konzerthaus ist Klassik nicht elitär, beim ersten deutschen<br />
Pop-Abo bebt der Saal. Hier haben Schubert und Schostakowitsch ebenso<br />
Platz wie Sabrina Setlur. Mitten im Szeneviertel Brückstraße geben sich Popstars<br />
und Klassik-Protagonisten die Klinke der Garderobentür in die Hand.<br />
Auf den Monitoren im Foyer lodern<br />
virtuelle Feuer, sie machen das<br />
Motto der Spielzeit sichtbar: „Das<br />
Feuer ist entfacht“. Wenige Minuten<br />
später im Saal: Valery Gergiev betritt<br />
die Bühne, grauer Haarkranz, Frack,<br />
schwarze Lackschuhe – klassisch.<br />
Gemessenen Schrittes, kerzengerade<br />
geht der große Mann am Orchester<br />
vorbei zum Dirigentenpult. Auftakt.<br />
Seine Hände fliegen leicht durch<br />
die Luft. Die Finger bewegen sich so<br />
schnell, dass sie an Schmetterlingsflügel<br />
erinnern.<br />
Einen Taktstock braucht der Erste<br />
Dirigent und Künstlerische Leiter des<br />
weltberühmten Mariinsky-Theaters<br />
aus St. Petersburg nicht. Das Orchester<br />
und sein Leiter werden eins. Drei<br />
Abende lang Rimsky-Korsakow und<br />
Tschaikowsky – russische Romantik<br />
pur, aber auch Puccini und Berlioz<br />
stehen auf dem Programm dieser<br />
ersten „Zeitinsel“ der Spielzeit.<br />
Im Saal springt der Funke über, von<br />
der Bühne ins Parkett, die Musik füllt<br />
den Raum, gewaltig und weich zugleich<br />
und so intensiv, dass hör- und<br />
fühlbar wird, was das Wort Klangkörper<br />
bedeuten kann. Am Ende<br />
Standing Ovations – was sonst.<br />
Musikalische Zeitinseln<br />
„So klingt <strong>Dortmund</strong>“, sagt<br />
Benedikt Stampa, der für die Intendanz<br />
des <strong>Dortmund</strong>er Konzerthauses<br />
der Hamburger Laeizhalle<br />
den Rücken kehrte, und erzählt<br />
voller Begeisterung von der besonderen<br />
Kraft seiner „Zeitinseln“.<br />
„Bildlich gesprochen ist das eine<br />
Art abgeschlossenes Atoll, in dem<br />
wir uns eine Zeit lang niederlassen<br />
können, drei Tage, vier Tage oder<br />
fünf Tage.“ Entweder sind die<br />
„Zeitinseln“ einem bestimmten<br />
Komponisten gewidmet oder<br />
den Interpreten, Orchestern und<br />
Solisten.<br />
Es ist die Natur eines Konzerthauses,<br />
dass jeden Abend etwas anderes,<br />
etwas Neues passiert; ein Orchester<br />
packt die Koffer, das nächste öffnet<br />
sie. Es gibt kein Ensemble, niemanden,<br />
an den sich das Publikum<br />
gewöhnen kann. „Das ist, als wenn<br />
jeden Abend eine Premiere stattfindet“,<br />
sagt Benedikt Stampa. Die<br />
Zeitinseln sind dagegen ein gelungenes<br />
Beispiel, wie man Ruhe in einen<br />
Spielplan bringen kann. In der Spielzeit<br />
2008/<strong>2009</strong> gibt es drei davon. E<br />
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