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Resilient durch interpersonelle Kommunikation - Komunariko

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9. Anhang<br />

9.1. Harte Lektionen einer kleinen Betriebsstörung – das Fall-<br />

beispiel Nokia<br />

In der Nacht des 17. März 2000 zog eine Gewitterfront über die Wüstenstadt Albuquerque in Neu Me-<br />

xiko. Blitze erleuchteten den Wüstenhimmel. Einer von ihnen schlug in eine abgelegene Niederlassung<br />

von Philips NV, dem holländischen Elektronikkonzern, ein. Der Schmelzer im Verarbeitungsbereich Nr.<br />

22 fing Feuer. Bei der Betriebsfeuerwehr schrillte der Alarm sofort. Die Sprinkler schalteten sich ein<br />

und trainierte Mitarbeiter eilten zum Einsatz. In weniger als 10 Minuten war das Feuer gelöscht. Als in<br />

der Zwischenzeit die Feuerwehr von Albuquerque eintraf, gab es nichts mehr zu tun. „Alles, was wir<br />

taten, war hineinzugehen und nachzuschauen“, sagte der Feuerwehrmann Ray Deloa. „Die Mitarbeiter<br />

hatten alles komplett gelöscht.“ Nach einer Standard-Sicherheitsprüfung war sich die lokale Feuerwehr<br />

einig, dass die Situation unter Kontrolle war. Sie füllten ihren Papierkram aus und verließen die Szene-<br />

rie.<br />

Eine Routineuntersuchung zeigte, dass das Feuer nur geringen Schaden angerichtet hatte. Niemand<br />

war verletzt und der Schaden schien oberflächlich. Die Geschichte brachte keine Schlagzeilen in Euro-<br />

pa, erschien nicht auf CNN und nicht einmal in der Zeitung von Albuquerque. Das Feuer war gelöscht.<br />

Das eigentliche Drama begann aber erst an dieser Stelle. Kaum vorstellbar, dass es die Zukunft zweier<br />

skandinavischer Unternehmen drastisch betreffen würde.<br />

Die weitreichenden Auswirkungen eines gelöschten Feuers<br />

In den Augen der erfahrenen Feuerwehrleute schien der Schaden gering. Verglichen mit der Zerstö-<br />

rung <strong>durch</strong> einen Großbrand war dieser kleine Brand kaum die Anfahrt der Feuerwehr zur Fabrik wert.<br />

Was die Feuerwehr nicht wissen konnte: Dieser Ort war einst einer der saubersten Plätze der Welt.<br />

Eine Halbleiterverstärkererzeugung, wie die von Philips, erlaubt keinerlei Staub. „Jede Oberfläche hat<br />

komplett rein zu sein“, sagte Paul Morrison, der Philips-Sprecher. Der kleinste Teil einer Schuppe, ei-<br />

ner Fluse, eines Haares, oder von Ruß kann die mikroskopisch empfindlichen Schaltkreise, die das<br />

Innenleben moderner Elektronik ausmachen, zerstören. Spezielle Luftfilter, Reinraum-Overalls, und<br />

äußerst sorgfältige Prozesse stellen sicher, dass kein Teilchen, größer als ein halbes Mikron 2 in den<br />

Reinraum oder die empfindliche Maschinerie oder an die Siliziumscheibe kommt. Aber in dieser Nacht<br />

verursachte das Feuer einiges im Reinraum. Im Inneren des kaputten Schmelzers waren acht Wannen<br />

sofort zerstört. Hunderte von Chips je Wanne beinhalten Produktionswerte für tausende von Handys.<br />

Schlimmer noch: Die Auswirkungen beschränkten sich nicht auf den Verarbeitungsbereich Nr. 22.<br />

Rauch hatte sich <strong>durch</strong> die ganze Anlage verbreitet, weiter als Philips zunächst feststellen konnte. Die<br />

2 Mikron ist eine veraltete Bezeichnung für ein tausendstel Millimeter, 1 µm. Der Durchmesser eines menschlichen Haares liegt<br />

im Mittel bei etwa 70 µm. Online im Internet unter<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Mikrometer_(Einheit)#Vergleiche_f.C3.BCr_Vielfache_und_Teile_der_Einheit (27.6.2010).<br />

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