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Energieversorgung Schweiz - Nie wieder Atomkraftwerke

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2008<br />

<strong>Energieversorgung</strong><br />

<strong>Schweiz</strong><br />

Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

Roman Zimmermann, Daniel Oberle, Lucas Zeugin, Kevin Emmenegger<br />

Klasse 4aPM4, technische Richtung<br />

ligte Unterrichtsfächer: Staatskunde / Geschichte (R. Kälin), Physik (J. Barbezat)<br />

IdPA Berufsmaturitätsschule Lenzburg<br />

03.11.2008


2 2008<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

1 Einleitung ......................................................................................................................................... 4<br />

2 Wird in naher Zukunft in der <strong>Schweiz</strong> eine Stromlücke entstehen? ............................................... 5<br />

2.1 Einleitung ................................................................................................................................. 5<br />

2.2 Mythos Stromlücke ................................................................................................................. 5<br />

2.3 Die Stromlücke kommt früher als erwartet ............................................................................ 6<br />

2.4 Fazit ......................................................................................................................................... 6<br />

3 Wie sehen die aktuellen Pläne zum Bau neuer Kernkraftwerke aus? ............................................ 7<br />

3.1 Einleitung ................................................................................................................................. 7<br />

3.2 Kühlsysteme ............................................................................................................................ 8<br />

3.3 Nötige Schritte bis zur Fertigstellung eines KKWs ................................................................... 8<br />

4 Sicherheit und Umweltverträglichkeit .......................................................................................... 10<br />

4.1 Einleitung ............................................................................................................................... 10<br />

4.2 Kernbrennstoffe .................................................................................................................... 10<br />

4.3 Reaktortypen ......................................................................................................................... 12<br />

4.4 Zwischenfälle und Unfälle ..................................................................................................... 16<br />

4.5 Transport von radioaktiven Abfällen ..................................................................................... 22<br />

4.6 Endlagerung von radioaktiven Abfällen ................................................................................ 24<br />

5 Wie könnte eine mögliche Stromlücke gedeckt werden?............................................................. 28<br />

5.1 Einleitung ............................................................................................................................... 28<br />

5.2 Befürworter der Kernenergie ................................................................................................ 28<br />

5.3 Die Gegner der Kernenergie .................................................................................................. 30<br />

6 Wie steht die Bevölkerung zu Kernkraftwerken? .......................................................................... 31<br />

6.1 Umfrage ................................................................................................................................. 31<br />

6.2 Fazit ....................................................................................................................................... 32<br />

6.3 Interview mit Stefan Krell, Operateur in Ausbildung (Beznau), 16.10.2008 ......................... 33<br />

6.4 Interview mit Dr. Rudolf Rechsteiner, Nationalrat SP ........................................................... 34<br />

7 Alternativen zu Kernkraftwerken .................................................................................................. 35<br />

7.1 Einleitung ............................................................................................................................... 35<br />

7.2 Übersicht ............................................................................................................................... 36<br />

7.3 Die erneuerbaren Energien kurz erklärt ................................................................................ 37<br />

IdPA Berufsmaturitätsschule Lenzburg<br />

R. Zimmermann, D. Oberle, L. Zeugin, K. Emmenegger


3 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

7.4 Energieeffizienz ..................................................................................................................... 41<br />

7.5 Importe .................................................................................................................................. 41<br />

7.6 Grosstechnische Anlagen ...................................................................................................... 42<br />

7.7 Übersicht über der Stromproduktion .................................................................................... 45<br />

7.8 Fazit ....................................................................................................................................... 46<br />

8 Besichtigungen .............................................................................................................................. 47<br />

8.1 Axporama .............................................................................................................................. 47<br />

8.2 Führung Kernkraftwerk Gösgen ............................................................................................ 48<br />

8.3 Führung Felslabor Grimsel .................................................................................................... 48<br />

9 Schlusswort ................................................................................................................................... 49<br />

10 Verzeichnisse ............................................................................................................................. 50<br />

10.1 Literaturverzeichnis ............................................................................................................... 50<br />

10.2 Bildverzeichnis ....................................................................................................................... 53<br />

10.3 Tabellenverzeichnis ............................................................................................................... 56<br />

11 Anhang ...................................................................................................................................... 57<br />

11.1 Brief an Herr Dr. M. Thumann ............................................................................................... 57<br />

11.2 Antwortbrief von Herr Dr. M. Thumann ............................................................................... 58<br />

11.3 Brief an Herr Geri Müller ....................................................................................................... 60<br />

11.4 Antwortbrief von Herr Geri Müller........................................................................................ 61<br />

11.5 Energieszenarien ................................................................................................................... 64<br />

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R. Zimmermann, D. Oberle, L. Zeugin, K. Emmenegger


4 2008<br />

Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

1 Einleitung<br />

Als Berufsmaturitätsschüler sind wir dazu berufen worden, eine interdisziplinäre Projektarbeit zu<br />

schreiben. Unter Interdisziplinarität versteht man die Nutzung von Ansätzen, Denkweisen oder zu‐<br />

mindest Methoden verschiedener Fachrichtungen. Bei uns sind es die zwei Fachrichtungen Staats‐<br />

kunde/Geschichte und Physik. Dazu wenden wir verschiedene Vorgehensweisen an. So werden wir<br />

mit der Berufsmittelschule ins IdPA‐Lager gehen, Interviews und Umfragen durchführen und ver‐<br />

schiedene Anlagen besuchen.<br />

Auf verschiedenen Wegen wollen wir prüfen, ob die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke benötigt, oder<br />

nicht. Mit neutraler Meinung nehmen wir die Sache in Angriff.<br />

In unserer Projektarbeit wollen wir folgende Leitfragen beantworten:<br />

1. Wird in naher Zukunft in der <strong>Schweiz</strong> eine Stromlücke entstehen?<br />

2. Wie sehen die aktuellen Pläne zum Bau neuer Kernkraftwerke aus?<br />

3. Wie steht es um die Sicherheit, Umweltverträglichkeit von KKWs?<br />

4. Wie ist die politische Akzeptanz von Kernkraftwerken?<br />

5. Wie steht das Volk zu KKWs?<br />

6. Gibt es Alternativen zu KKWs?<br />

7. Wie könnte eine mögliche Stromlücke gedeckt werden?<br />

Wir gliedern die Kapitel unserer Arbeit ähnlich wie die Leitfragen.<br />

Es könnte schwierig werden, den Umfang dieser Arbeit zu begrenzen. Wahrscheinlich wird es auf‐<br />

grund der Meinungsvielfalt der verschiedenen Parteien weitere Schwierigkeiten geben. Bei der Wahl<br />

der Quellen müssen wir sehr vorsichtig sein, um die Neutralität dieser Arbeit zu gewähren.<br />

Das Thema haben wir gewählt, weil wir alle in unmittelbarer Nähe von den Kernkraftwerken Beznau<br />

I/II und Leibstadt wohnen. Zudem prägen die Anlagen unser Landschaftsbild. Das Thema Kernkraft<br />

stand uns schon vor der Projektarbeit sehr nahe. Ausserdem ist dieses Thema sehr aktuell und span‐<br />

nend. Ob neue Kernkraftwerke benötigt werden, oder nicht, wird die <strong>Schweiz</strong>er Stromproduzenten<br />

und die Politik noch stark beschäftigen.<br />

Den Bezug zum Oberthema Energie sehen wir darin, dass die Kernkraft mit ca. 40% Anteil der<br />

schweizerischen Stromproduktion den zweitgrössten Energielieferanten darstellt.<br />

IdPA Berufsmaturitätsschule Lenzburg<br />

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5<br />

2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

2 Wird in naher Zukunft in der <strong>Schweiz</strong><br />

eine Stromlücke entstehen?<br />

2.1 Einleitung<br />

Der Hauptgrund für den Bau neuer Kernkraftwerke sehen die Stromproduzenten in der Stromlücke,<br />

darum wollen wir nun prüfen ob und wann es eine Stromlücke geben wird.<br />

Die Grüne Partei der <strong>Schweiz</strong> ist der Meinung, dass keine Stromlücke entstehen wird. Sie<br />

argumentieren damit, dass der jährliche Verbrauch mit effizienten Geräten und Gebäuden (z.B.<br />

Minergie) reduziert werden kann. Sie denken, dass die Stromlobby nur neue Grosskraftwerke<br />

(Kernkraft‐ und Gaskombikraftwerke) bauen will, um Profit daraus zu schlagen und deshalb eine<br />

Stromlücke prognostiziert.<br />

Die Axpo rechnet mit einer Stromlücke ab 2020 aber schon im Jahre 2012 mit einer Stromknappheit.<br />

Die wesentlichen Argumente sind, dass die alten KKWs im Laufe der nächsten Jahre wahrscheinlich<br />

abgeschaltet werden müssen, die Strom‐Importe von Frankreich nur bis 2020 gesichert sind, und<br />

dass der Stromverbrauch jährlich um ca.1.8% steigt.<br />

Zum Thema Stromlücke gibt es grundsätzlich verschiedene Meinungen, jedoch haben alle viele gute<br />

Argumente, deshalb ist es schwierig diese Frage zu beantwortet.<br />

2.2 Mythos Stromlücke<br />

Laut der <strong>Schweiz</strong>erischen Energie‐Stiftung (SES) ist die Stromlücke eine Denklücke und eine Erfindung<br />

der Werbeabteilung der Atomlobby.<br />

Die Stromlücke wird von den Stromproduzenten nun schon zum dritten Mal erwähnt. Bereits in den<br />

70er und 80er Jahren wurden Stromlücken prognostiziert, welche schon damals mit einem Bau von<br />

einem neuen Kernkraftwerk gefüllt werden sollten. Nach der Organisation demokratisches<br />

Nidwalden trat das Gegenteil ein, es gab einen grossen Stromüberschuss und um diesen zu<br />

verbrauchen wurden sogar ineffiziente Elektroheizungen propagiert und subventioniert. Es hiess<br />

auch, dass es ohne die Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Kaiseraugst eine Stromlücke von 7.2<br />

GWh im Winter 2004/05 geben würde. Wie wir aber heute wissen entwickelte sich die Realität<br />

anders. Laut der Energiestiftung produzieren die <strong>Schweiz</strong>er Kraftwerke ungefähr so viel Strom (58<br />

TWh) wie wir verbrauchen. Da wir aber noch Importverträge mit Frankreich haben gäbe es einen<br />

Produktionsüberschuss der zweieinhalbfachen Leistung des Kernkraftwerkes Gösgen.<br />

In einem funktionierenden Markt entstehen keine Lücken zwischen Angebot und Nachfrage. Wichtig:<br />

Die <strong>Schweiz</strong> ist seit Anfang 2008 vollkommen im Europäischen Strommarkt integriert. Gemäss<br />

Bundesamt für Energie wären die vorhandenen Stromleitungen genügend gross um die gesamte<br />

Produktionskapazität der <strong>Schweiz</strong>er Kernkraftwerke zu Importieren.<br />

Die SES ist der Auffassung, dass sich ein im Jahre 2020 öffnende „Atomloch“ nicht durch neue<br />

Gaskombi‐ oder Kernkraftwerke, sondern mit erneuerbaren Energien und Energieeffizienz gedeckt<br />

werden kann. Die Frage nach sauberem Strom ist eine Frage des politischen Willens und des Preises.<br />

Glaubt man der Studie der Internationalen Energie‐Agentur IAE, sind Effizienz‐Massnahmen nur halb<br />

so teuer wie der Bau von neuen Kraftwerkskapazitäten. Im Gesetz sind zu wenig scharfe<br />

Zulasssungsbestimmungen für elektrische Geräte, Motoren und Beleuchtungen. Mit den neusten<br />

Technologien könnte heute jede dritte Kilowattstunden eingespart und somit Beznau I/II<br />

abgeschaltet werden. Die SES sieht auch Exportchancen für effiziente Technologien, somit entstehen<br />

dauerhafte Arbeitsplätze.<br />

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6 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

Das Bundesamt für Statistik erstellte ein Dokument namens Energieperspektive 2035, indem<br />

verschiedene Szenarien erstellt wurden. Die SES bevorzugt dabei das Szenario vier. Der Bundesrat<br />

entschied sich hingegen für Szenario eins. Im Anhang können die einzelnen Szenarien studiert<br />

werden.<br />

2.3 Die Stromlücke kommt früher als erwartet<br />

Bild 1: Entwicklung von Stromproduktion und –bedarf im Winterhalbjahr in der<br />

<strong>Schweiz</strong><br />

Die Axpo sieht die<br />

Versorgungssicherheit der<br />

<strong>Schweiz</strong> bereits in wenigen<br />

Jahren gefährdet. Da die<br />

Stromlieferverträge mit<br />

Frankreich bald ablaufen<br />

und europaweit eine<br />

Stromknappheit eintreten<br />

wird, werden dringend<br />

neue Kraftwerke benötigt.<br />

Der Stromverbrauch in der<br />

<strong>Schweiz</strong> hat sich in den<br />

letzten 35 Jahren<br />

verdoppelt. Dies entspricht<br />

einer durchschnittlichen<br />

Stromverbrauchszunahme<br />

von 1.8% pro Jahr. Eine<br />

Trendwende ist dabei nicht<br />

in Sicht.<br />

Durch den steigenden Mehrverbrauch und die Stilllegung diverser Kernkraftwerke in den nächsten<br />

Jahren gibt es ohne Neubau eines Kraftwerkes eine Lücke. 1<br />

2.4 Fazit<br />

Beide Parteien argumentieren mit sehr unterschiedlichen Zahlen des Stromverbrauches und der<br />

Stromproduktion. Deshalb ist es sehr schwierig abzuschätzen ob eine Stromlücke entstehen wird<br />

oder nicht. Aus unserer Sicht wird es eine Stromlücke geben. Der steigende Stromverbrauch, das<br />

Ablaufen der Importverträge und die Abschaltung diverser Kernkraftwerke sprechen für sich.<br />

1<br />

Zusammengefasst aus: Energie‐cluster, Mythos Stromlücke; Greenpeace, Die Stromlücke‐eine Denklücke;<br />

Axpo, Die Stromlücke kommt früher als erwartet; Stoppatom, Die Stromlücke ist ein Mythos<br />

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R. Zimmermann, D. Oberle, L. Zeugin, K. Emmenegger


7<br />

2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

3 Wie sehen die aktuellen Pläne zum<br />

Bau neuer Kernkraftwerke aus?<br />

3.1 Einleitung<br />

Von diversen Stromproduzenten gibt es schon Pläne über Neubauten von Kernkraftwerken. Zur<br />

Diskusion stehen Beznau III, Gösgen II und Mühleberg II. Diese Kernkraftwerke stellen einen Ersatz,<br />

für die KKWs die in den nächsten Jahren abgeschaltet werden müssen, dar.<br />

Die Axpo und die BKW (Bernische Kraftwerke) gründeten eine gemeinsame Gesellschaft (Resun AG)<br />

zur Planung von zwei Kernkraftwerken. Auch Atel, ein weiterer grosser Stomversorger, wurde ein<br />

Angebot zur Beteiligung unterbreitet. Das Ziel dieser Gesellschaft ist es bis Ende 2008 zwei<br />

Rahmenbewilligungsgesuche für identische Kernkraftwerkstypen mit einer möglichen Leistung von je<br />

bis zu 1.6 GW einzureichen. Die Inbetriebnahme soll nach 2020 erfolgen. Es geht auch darum die<br />

auslaufenden Importverträge mit Frankreich im Inland zu kompensieren. Die Axpo und das BKW sind<br />

überzeugt, dass sich die <strong>Schweiz</strong>er Bevölkerung in den bevorstehenden Volksabstimmungen hinter<br />

die Energiepolitik des Bundesrates stellen wird. Das heisst Förderung der Energieeffizienz, ausbauen<br />

der Wasserkraft, der neuen erneuerbaren Energien und den Bau von Ersatz‐Kernkraftwerken.<br />

Als Liferanten für die neuen Kernkraftwerke kommen drei Hersteller in Frage: General Electric<br />

Hitachi, Areva und Westinghouse. Derzeit arbeitet die Atel Holding AG an der Projektierung und der<br />

Erlangung der für den Bau und Betrieb notwendigen Bewilligungen eines Kernkraftwerkes im<br />

Solothurner <strong>Nie</strong>deramt (Gösgen II). Atel will aber noch weitere Partner für dieses Projekt gewinnen.<br />

Wichtig für die Wahl eines neuen Reaktors sind:<br />

• Sicherheit<br />

• Neue Technik: hohe Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit<br />

• Grosse Leistung bei wenig Platzbedarf<br />

• Nur international akzeptierte Technologie<br />

• Hersteller mit internationalen Erfahrung und einem guten Ruf<br />

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8 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

3.2 Kühlsysteme<br />

Die Wahl des Kühlsystemes spielt aus ästhetischen und technischen Gründen eine grosse Rolle. Es<br />

gibt dabei Grundsätzlich drei verschieden Kühlsysteme:<br />

Naturzug‐Kühlturm:<br />

+ Effizienz<br />

‐ Sehr hoher Kühlturm und Dampffahne<br />

Hybridkühlsysteme<br />

+ kaum Dampffahne<br />

+ geringere Bauhöhe<br />

‐ grösserer Platzbedarf<br />

‐ Wirkungsgradverlust des Kraftwerkes<br />

‐ mehr Lärm<br />

Kombinationen mit Flusskühlung<br />

+ kein Kühlturm notwendig<br />

‐ gesetzliche Vorgaben punkto<br />

Wassermenge im Fluss<br />

(Restdotiermenge) und<br />

Temperatur<br />

3.3 Nötige Schritte bis zur Fertigstellung eines KKWs<br />

Zudem braucht es für ein neues Kernkraftwerk eine Standortbewertung:<br />

• Bodenuntersuchung<br />

• Netzanbindung<br />

• Kühlung‐ und Anordnungsplan<br />

• Standorteigenschaften<br />

• Feldarbeit für Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

Bild 2: Naturzug‐Kühlturm des Kern‐<br />

kraftwerkes Leibstadt<br />

Bild 3: Hybridkühlturm<br />

Wenn all diese Punkte geprüft sind, wird ein Rahmenbewilligungsgesuch beim Bundesamt für<br />

Energie gestellt. 1<br />

1<br />

Zusammengefasst aus: Axpo, Axpo und BKW planen Ersatz der Kernkraftwerke; kkn‐ag, Kernkraftwerk <strong>Nie</strong>de‐<br />

ramt; Axpo, Zukunft Standort Beznau<br />

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9 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

Bild 5: Zeitstrahl bis zum Bau eines Kernkraftwerkes.<br />

Bild 4: Rahmenbewilligungsgesuch<br />

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10 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

4 Sicherheit und Umweltverträglichkeit<br />

4.1 Einleitung<br />

Wenn vom Thema Kernkraftwerk die Rede ist, wird auch bald einmal das Wort Sicherheit fallen. Dies<br />

ist nämlich ein sehr wichtiger Aspekt beim Betrieb eines KKWs. Dazu wird nun aufgezeigt, wie ein<br />

KKW aufgebaut ist und wie es funktioniert. Auch die Umweltverträglichkeit bei der Endlagerung von<br />

radioaktiven Stoffen spielt eine grosse Rolle. Wir untersuchen auch die Vergangenen Zwischenfälle<br />

und Unfälle.<br />

4.2 Kernbrennstoffe<br />

Kernkraftwerke verwenden als Spaltmaterial vorwiegend Uran. Dieser Kernbrennstoff gehört wie die<br />

fossilen Brennstoffe zu den nicht erneuerbaren Energien, das bedeutet diese Ressource geht irgend‐<br />

wann zu Neige.<br />

Uran ist ein schwachradioaktives Schwermetall, das beinahe<br />

überall auf der Erde zu finden ist. Es kommt als Uranoxid in der<br />

Erdkruste vor, und kann im Bergbau gewonnen werden. Ein<br />

solches Uranoxid ist das als Pechblende bezeichnete Uraninit<br />

UO2.<br />

Als erste wird ein uranhaltiges Erz abgebaut, aus diesem wird<br />

ein Urankonzentrat (Yellowcake) hergestellt, welches dann in<br />

die Form von Urandioxid und schliesslich zu Pellets verarbeitet<br />

wird. Diese werden dann in Brennstäbe eingesetzt (von rechts<br />

nach links).<br />

Bild 6: Pechblende (wird auch in der<br />

<strong>Schweiz</strong> gefunden)<br />

Uran kommt mit durchschnitt‐<br />

lich 2.7 g/ Tonne gleich häufig<br />

vor wie die Metalle Zinn und<br />

Wolfram. Uran ist aber nicht<br />

nur in der Erdkruste, sondern<br />

auch in Phosphaten und ge‐<br />

löst im Meerwasser vorhan‐<br />

den. Heute wird Uran fast<br />

ausschliesslich für die Kern‐<br />

spaltung verwendet. Es findet<br />

jedoch auch Anwendung bei<br />

Kernwaffen und Wasserstoff‐<br />

bomben.<br />

In natürlichem<br />

Uran finden<br />

238<br />

sich die Isotope U zu<br />

Bild 7: Werdegang von Uranpellets von rechts nach links<br />

99.27%,<br />

I A<br />

235 U zu 0.72%, 234 U zu<br />

0.0055%. sotope sind tome<br />

desselben Elementes aber mit unterschiedlicher Anzahl Neutronen. Als Spaltmaterial in Druck‐ und<br />

Siedewasserreaktoren dient 235 U, es muss jedoch zuerst auf 2‐5% angereichert werden. Brutreakto‐<br />

ren können direkt die natürliche Isotopenzusammensetzung des Urans nützen.<br />

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11 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

Dieser Reaktortyp stellt zusätzlich neues spaltbares Material her, doch dazu später noch mehr. Für<br />

die Anwendung von 235 U bei Kernwaffen ist eine Anreicherung von mindestens 85% nötig.<br />

Das meiste Uran wird aus Kanada, Australien und Russland bezogen.<br />

Bild 8: Herkunft des Natururans in der EU‐25 im Jahr 2005<br />

Die <strong>Schweiz</strong> und Europa kann auf zahlreiche Lieferantenländer zurückgreifen.<br />

Der Jahresbedarf an Uran weltweit beträgt 68‘000 Tonnen, im Moment stammt jedoch die Hälfte des<br />

Materials aus sekundären Quellen, d.h. von der Abrüstung von Atomwaffen.<br />

Die Nachfrage nach Uran ist in letzter Zeit gestiegen und wird weiter steigen. Um diesen Bedarf de‐<br />

cken zu können, sind Investitionen in Minen bzw. neue Minen notwendig. Das wird zu einer Verteue‐<br />

rung des Urans führen. Auf den Strompreis hat dies jedoch nur kleine Auswirkungen, da die Urankos‐<br />

ten nur 5% der ganzen Stromerzeugungskosten ausmachen.<br />

Wie lange die Uranvorräte für Stromproduktion noch reichen werden, hängt nicht zuletzt vom<br />

Marktpreis ab, weil höhere Preise die Gewinnung von schwieriger erreichbaren Vorkommen ermögli‐<br />

chen.<br />

Uranvorkommen Gestehungskosten<br />

Uranvorräte<br />

US $/ kg Uran<br />

weltweit<br />

Bekannte Erzvorräte bis 80 4,6 Mio. t<br />

Bekannte und vermutete Erz‐<br />

vorräte<br />

bis 130 11,3 Mio. t<br />

Weitere Uranvorräte:<br />

in Phosphaterzen<br />

60 ‐ 100 22 Mio. t<br />

Weitere Uranvorräte:<br />

im Meerwasser<br />

Tabelle 1: Uranvorräte<br />

ca. 300 4 Mrd. t<br />

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12 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

Weltweiter Verbrauch bei Gestehungskosten Uranvorräte Verfügbarkeit von<br />

US $/ kg Uran<br />

weltweit<br />

Uran<br />

2005: 68‘000 t / Jahr bis 80 4,6 Mio. t 67 Jahre<br />

68‘000 t / Jahr bis 130 11,3 Mio. t 166 Jahre<br />

68‘000 t / Jahr<br />

Zusätzliche Nutzung von<br />

Phosphaterzen<br />

60 ‐ 100<br />

11,3+22 Mio. t<br />

=33,3 Mio. t<br />

490 Jahre<br />

2030: 100‘000 t / Jahr<br />

(geschätzt) Nutzung Uran<br />

aus Meerwasser<br />

ca. 300<br />

4 Mrd. t<br />

mit angenommen<br />

25% Nutzung<br />

= 1 Mrd. t<br />

10‘000 Jahre<br />

Tabelle 2: Verfügbarkeit von Uran<br />

Die Weiterentwicklung von Reaktoren sichern zudem grosse Ersparnisse zu.<br />

Ein Brennelement ist ca. 3‐4 Jahre im Einsatz, danach ist die Zahl spaltbarer Atome in einem Brenn‐<br />

element zu klein geworden. Da jedoch nur ca. 3% tatsächlich Abfall sind, können die restlichen 97%,<br />

die aus unspaltbarem Uran bestehen, mit spaltbaren Atomen angereichert und danach <strong>wieder</strong> in den<br />

Reaktor eingesetzt werden. Durch Wiederaufbereitung von gebrauchten Brennelementen können<br />

die Uranressourcen um bis zu 30% besser genutzt werden, was z.B. in La Hague (F) möglich ist. Seit<br />

Juni 2006 gilt in der <strong>Schweiz</strong> jedoch ein zehnjähriges Moratorium für die Wiederaufbereitung von<br />

Uran. Das heisst, es dürfen keine abgebrannten Brennelemente für die Wiederaufbereitung ins Aus‐<br />

land geliefert werden. Man lagert sie stattdessen ein.<br />

Wir sehen also, Uran wird noch auf sehr lange Sicht verfügbar sein. Es werden andere Schlüsselpunk‐<br />

te wie z.B. die Endlagerung sein, die entscheiden, ob neue Kernkraftwerke gebaut werden oder<br />

nicht. 1<br />

4.3 Reaktortypen<br />

Um mit einem Kernkraftwerk besser vertraut zu sein, sollte man auch wissen wie es funktioniert,<br />

dazu werden die folgenden drei Reaktortypen kurz erklärt.<br />

• Druckwasserreaktor<br />

• Siedewasserreaktor<br />

• Brutreaktor<br />

4.3.1 Druckwasserreaktor (DWR)<br />

Dieser Reaktortyp verwendet als Kühlmittel und Moderator sog. leichtes Wasser (H2O), und gehört<br />

daher zur Gruppe der Leichtwasserreaktoren. Ein Moderator dient dazu, die bei der Kernspaltung<br />

auftretenden schnellen Neutronen abzubremsen, um die Wahrscheinlichkeit neuer Kernspaltungen<br />

zu erhöhen. Das Kühlmittel Wasser ist zusätzlich mit einer veränderlichen Menge an Borsäure ver‐<br />

setzt, was eine neutronenabsorbierende Wirkung hat. Anders als beim Siedewasserreaktor steht<br />

beim DWR das Wasser im Primärkreislauf unter so hohem Druck, dass es bei Betriebstemperatur<br />

nicht siedet.<br />

1 Zusammengefasst aus: Bürger für Technik, Uranvorräte der Erde; Atomenergie, Uran – wo es zu<br />

finden ist und wie gross die Vorräte sind; Wikipedia, Uranwirtschaft; Wikipedia, Uran; Flückiger Adri‐<br />

an, Kernenergie, S. 12‐13<br />

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13 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

Bild 9: Schema eines Druckwasserreaktors<br />

4.3.1.1 Primärkreislauf<br />

Das unter 160 bar stehende Wasser wird durch den Reaktorkern geleitet, wo es die durch die Kern‐<br />

spaltung entstandene Wärme aufnimmt und auf etwa 330°C erhitzt wird. Dann wird das Wasser in<br />

den Wärmetauscher (zugleich Dampferzeuger) gepumpt, wo es seine Wärme an den Sekundärkreis‐<br />

lauf abgibt. Nach der Wärmeübertragung kommt das Wasser <strong>wieder</strong> in den Reaktorkern. Das ist ein<br />

Vorteil gegenüber dem Siedewasserreaktor, das radioaktiv kontaminierte Wasser bleibt nämlich den<br />

ganzen Prozess über im Reaktorgebäude. Somit ist das Maschinehaus nicht von radioaktiver Strah‐<br />

lung betroffen, und benötigt keine Strahlenschutzmassnahmen.<br />

4.3.1.2 Sekundärkreislauf<br />

Das Wasser im Sekundärkreislauf steht unter etwa 64 bar, weshalb es erst bei 280°C im Dampferzeu‐<br />

ger verdampft. Der Wasserdampf wird jetzt auf eine Hochruckturbine geleitet, mit welcher über ei‐<br />

nen Generator etwa drei Viertel des Stroms produziert wird. Der Dampf wird danach weitergeleitet<br />

auf zwei <strong>Nie</strong>derdruckturbinen, womit auch der restliche Druck zuerst in mechanische und dann in<br />

elektrische Energie umgewandelt wird. Diese machen etwa einen Viertel der Stromproduktion aus.<br />

Nun hat der Dampf eine ziemlich niedrige Temperatur und beinahe keinen Druck mehr, darum wird<br />

der gasförmige Zustand beibehalten. Dampf mit sehr geringem Druck kann nicht transportiert wer‐<br />

den, darum wird über einen Kondensator die Wärme abgeführt, und der Dampf zu Wasser konden‐<br />

siert. Danach wird es durch eine Pumpe, die den anfänglichen Druck <strong>wieder</strong>herstellt, und über einen<br />

Vorwärmer <strong>wieder</strong> in den Dampferzeuger geführt. Der Kondensator wird über einen dritten Kreislauf<br />

gekühlt. Die Wärme kann über das Flusswasser oder über einen Kühlturm abgeführt werden. Beim<br />

Kühlturm tritt als weisse Fahne reiner Wasserdampf aus.<br />

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14 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

4.3.1.3 Sicherheit<br />

Die Steuerstäbe werden von oben in den Reaktordruckbehälter eingefahren. Sie werden von Elekt‐<br />

romagnetspulen gehalten, somit Fallen die Steuerelemente bei einem Stromausfall automatisch nach<br />

unten. Eine solche Schnellabschaltung erfolgt in 1.5 Sekunden. Danach gilt es die Nachzerfallswärme<br />

abzuführen. Dazu lässt man den Wasserkreislauf weiter zirkulieren. Die Pumpen können bei einem<br />

Stromausfall mit Diesel‐Notstromaggregaten betrieben werden. Zudem schützen mehrere Sicher‐<br />

heitsbarrieren vor einem Austritt von Radioaktiver Strahlung. Das Reaktorgebäude steht z.B. unter<br />

leichtem Unterdruck, sodass nur Luft hinein‐ und nicht hinausströmen kann.<br />

Auch einen permanente Überwachung des Systems und ständige Verbesserungen sorgen für hohe<br />

Sicherheitsstandards.<br />

4.3.1.4 Wirkungsgrad<br />

Der Wirkungsgrad von einem DWR liegt bei 32‐36%. Man könnte diesen noch steigern, indem man<br />

den Dampf wie bei Kohlekraftwerken über 500°C erhitzt. Aus sicherheitstechnischen Gründen wählt<br />

man jedoch tiefere Temperaturen.<br />

Die Reaktoren Beznau I und II und Gösgen sind als DWR gestaltet. 1<br />

4.3.2 Siedewasserreaktor (SWR)<br />

Der Siedewasserreaktor gehört wie der DWR zur Gruppe der Leichtwasserreaktoren. Anders wie<br />

beim DWR gibt es eigentlich nur einen Kreislauf plus einen Kühlkreislauf. Das Wasser wird vorge‐<br />

wärmt in den Reaktordruckbehälter gepumpt. Der Behälter ist zu etwa zwei Dritteln mit Wasser ge‐<br />

füllt. Die durch die Kernspaltung entstehende Wärme bringt nun das Wasser zum Verdampfen<br />

(�Sieden). Der Dampf wird dann mit ca. 71 bar und 286°C auf eine Hochruckturbine und anschlies‐<br />

send auf zwei <strong>Nie</strong>derdruckturbinen geleitet, wo die Energie des Dampfes über einen Generator in<br />

Strom verwandelt wird. Wie beim DWR wird nun der Wasserdampf über einen Kühlkreislauf gekühlt,<br />

worauf dieser kondensiert. Eine Pumpe bringt das Wasser via Vorwärmer <strong>wieder</strong> an den Anfangs‐<br />

punkt.<br />

Bild 10: Schema eines Siedewasserreaktors (Der Wirkungsgrad eines SWR liegt bei etwa 35%, ähnlich wie<br />

beim DWR)<br />

1<br />

Zusammengefasst aus: Wikipedia, Druckwasserreaktor<br />

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15 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

Anders wie beim DWR werden beim SWR die Turbinen direkt vom Reaktordruckbehälter erzeugten<br />

Wasserdampf angetrieben.<br />

Somit wird das Maschinenhaus auch vom radioaktiven Kreislauf durchflossen, folglich sind Strahlen‐<br />

schutzmassnahmen notwendig. Es gehört auch zum Kontrollbereich und ist nur beschränkt begehbar.<br />

Somit muss z.B. eine ausgewechselte Turbinenschaufel zuerst dekontaminiert werden, bevor man sie<br />

entsorgen kann.<br />

4.3.2.1 Sicherheit<br />

Bei einem Siedewasserreaktor werden die Steuerstäbe von unten in den Reaktordruckbehälter mit‐<br />

tels elektrischen Antriebes eingefahren. Für eine Schnellabschaltung steht ein hydraulisches System<br />

zur Verfügung, welches bei einem allfälligen Stromausfall die Energie von Drucktanks nutzt um selbst<br />

abzuschalten. Nach einer solchen Abschaltung gilt es die Nachzerfallswärme aus dem Reaktor abzu‐<br />

führen. Dazu lässt man einfach den Dampf direkt in den Kondensator. Die Pumpen können bei einem<br />

Stromausfall auch mit Diesel‐Notstromaggregaten betrieben werden.<br />

Wie beim DWR sorgen auch hier mehrere Sicherheitsbarrieren und –systeme für hohen Schutz der<br />

Bevölkerung.<br />

Die Kernkraftwerke Leibstadt und Mühleberg sind als SWR gestaltet. 1<br />

4.3.3 Brutreaktor<br />

Ein Brutreaktor ist ein Kernreaktor, der nicht nur zur Energiegewinnung, sondern auch zur Produktion<br />

von weiterem spaltbarem Material dient. Es kann normaler Natururan eingesetzt werden, bei dem<br />

vor allem 238 U vorhanden ist. Ein solcher Reaktortyp wird auch als „schneller“ Brüter bezeichnet.<br />

Dieser Reaktor arbeitet ohne Moderator, d.h. die Neutronen werden nicht abgebremst, darum der<br />

Name „schneller“ Brüter. Wie bei Leichtwasserreaktoren gibt es eine Spaltzone. Was speziell ist, ist<br />

die Brutzone, die um die Spaltzone angeordnet ist. Ein Teil der Neutronen spaltet nun Kerne, und der<br />

andere Teil fliegt nach aussen, wo er vom 238 U<br />

eingefangen wird. Dieses Uran verwandelt<br />

sich dann in 239 Pu (Plutonium), was als weite‐<br />

res Spaltmaterial dient. Ein Brutreaktor<br />

zeichnet sich aus, dass er mehr Brennstoff<br />

herstellt, als er selbst verbraucht.<br />

Bild 11: Brutreaktor<br />

Ein Brutreaktor benötigt jedoch mehr sicher‐<br />

heitstechnische Massnahmen als ein Leicht‐<br />

wasserreaktor. Aus verschieden Gründen ist<br />

aber auch dann noch ein sicherer Betrieb<br />

schwieriger zu beherrschen. Darum wird er<br />

vermutlich in naher Zukunft nicht in der<br />

<strong>Schweiz</strong> eingesetzt. 2<br />

1<br />

Zusammengefasst aus: Wikipedia, Siedewasserreaktor<br />

2<br />

Zusammengefasst aus: Wikipedia, Brutreaktor<br />

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16 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

4.4 Zwischenfälle und Unfälle<br />

4.4.1 Einleitung<br />

Wie sicher sind Kernkraftwerke? Derzeit sorgen mehrere Zwischenfälle in Frankreich für Schlagzeilen<br />

und Unmut. Durch hitzige Debatten über den Bau neuer Kernkraftwerke werden Erinnerungen an<br />

Zwischenfälle wie Tschernobyl wach. Nachfolgend sind die drei schlimmsten Zwischenfälle aufgelis‐<br />

tet, wobei wir den bekannteren dem schlimmsten Vorfall vorgezogen haben. Darauf folgen der<br />

schlimmste Störfall der <strong>Schweiz</strong> sowie zwei aktuelle Zwischenfälle.<br />

4.4.2 Tschernobyl<br />

Bild 12: Kernkraftwerk Tschernobyl nach dem Unfall mit Sarkophag<br />

Das Kernkraftwerk Tschernobyl befindet sich in der Nähe der Stadt Prypjat (Ukraine) und besitzt ins‐<br />

gesamt sechs Blöcke. Die Blöcke I‐IV wurden in den Jahren 1977, 78, 81, 83 fertig gestellt. Die Blöcke<br />

fünf und sechs waren im Bau und sollten Ende 1986 ihren Probebetrieb aufnehmen. Doch am 26.<br />

April 1986 schaukelte sich ein Testversuch zu einem Super‐Gau hoch.<br />

4.4.2.1 Der Versuch<br />

Das Ziel des Versuchs war es, den Beweis zu erbringen, dass nach der Abschaltung des Kernkraft‐<br />

werks und gleichzeitigem totalen Netzausfall die auslaufenden Turbinen noch genügend Energie er‐<br />

zeugen, um die Zeit bis die Notstromaggregate anlaufen überbrücken zu können.<br />

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17 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

4.4.2.2 Der Versuchsaufbau<br />

Als erstes folgte ein normaler Abschaltungsvor‐<br />

gang, welcher wegen der anfallenden Revision<br />

sowieso nötig war. Man reduzierte die thermi‐<br />

sche Leistung von 3200MW auf 1000MW.<br />

Das Notkühlsystem wurde versuchsbedingt<br />

ausgeschaltet.<br />

Die Leistungsregelung wurde durch einen Be‐<br />

dienfehler oder einen technischen Defekt ver‐<br />

ändert: Die Leistung sank auf 30MW. Eigentlich<br />

dürfte der Reaktor nach Betriebsvorschrift nicht<br />

unter 640MW Leistung betrieben werden.<br />

Durch die starke Leistungsabsenkung entstand<br />

im Reaktor das Isotop Xenon‐135. Dieses Iso‐<br />

top fing Neutronen ein und liess die Reaktorak‐<br />

tivität weiter sinken. Die Reaktorregelung rea‐<br />

gierte und fuhr einige Steuerstäbe hinaus. Um<br />

den Stromverbrauch des ausgeschalteten Not‐<br />

kühlsystem zu simulieren, wurden zwei zusätzli‐<br />

che Kühlmittelpumpen in Betrieb genommen.<br />

Diese Pumpen erhöhten die Wärmeabfuhr, was<br />

zu einer weiteren Reaktivitätsabnahme führte.<br />

Die Anlage fuhr noch mehr Steuerstäbe aus<br />

dem Reaktor.<br />

Bild 13: Kernkraftwerk Tschernobyl kurz nach der Katastro‐<br />

phe<br />

4.4.2.3 Versuchsbeginn und Unfall<br />

Der nächste Schritt der Abschaltung war die Schliessung der Turbinenschnellschlussventile. Dadurch<br />

wurde die Wärmeabfuhr aus dem Reaktor unterbrochen und die Leistung des Reaktors stieg an. Die<br />

Reaktorregelung reagierte und fuhr die Steuerstäbe ein. Dies ging jedoch zu langsam und Leistung<br />

konnte nicht stabilisiert werden. Es folgte der Umkehrprozess: Das Xenon‐135 wurde verstärkt abge‐<br />

baut und Reaktorleistung stieg erheblich an. Der Schichtleiter betätigte die Notabschaltung des Reak‐<br />

tors. Die Anlage fuhr alle Steuerstäbe ein. Dieser Reaktortyp hatte Graphit als Hauptmoderator, d.h.<br />

dass die Steuerstäbe Graphitspitzen hatten. Beim Einfahren von voll hinausgefahren Steuerstäben<br />

wird die Reaktoraktivität kurzzeitig erhöht. Diese massive Aktivitätserhöhung reichte aus, um eine<br />

unkontrollierte Kettenreaktion auszulösen. Die Leistung stieg in kürzester Zeit auf das Hundertfache<br />

des Nennwerts. Die entstandene Hitze verformte die Kanäle der Steuerstäbe und liess keine Stabili‐<br />

sierung zu. Wegen chemischer Vorgänge im Kernreaktor entstand Wasserstoff in grosser Menge. Der<br />

Wasserstoff reagierte mit Sauerstoff und die Explosion reichte aus um den Reaktordeckel (über<br />

1000t) abzusprengen. Durch die Explosion und das Verbrennen des Graphits wurden grosse Mengen<br />

radioaktives Material in die Luft geschleudert. Die radioaktive Wolke breitete sich zum Teil bis tau‐<br />

send Kilometer aus.<br />

In Kernkraftwerk Forsmark in Schweden löste die Radioaktivität den automatischen Alarm aus. Da die<br />

eigene Anlage nach einer Prüfung ausgeschlossen worden ist, lag der Verdacht aufgrund der Wind‐<br />

verhältnisse bei einer Anlage in der Sowjetunion. Kurz darauf meldete die sowjetische Nachrichten‐<br />

agentur einen Unfall im Kernkraftwerk Tschernobyl.<br />

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18 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

4.4.2.4 Massnahmen bis heute<br />

Unmittelbar nach dem Unfall begann man den Reaktor mit Blei, Bor, Lehm zuzuschütten. Zum Bei‐<br />

spiel mit 2400t Blei um die Gammastrahlung zu dämmen. Danach begannen die Aufräumarbeiten<br />

und Evakuationen. In den nächsten paar Tagen wurde alle Menschen im Umkreis von 30km evaku‐<br />

iert, total 160’000 Menschen. In den späteren Jahren wurden noch mal 210’000 Menschen evakuiert<br />

und die Sperrzone wuchs auf 4300km2, was einen Umkreis von etwa 37km entspricht. Später wurde<br />

rasch eine erste Schutzummantelung (Sarkophag) auf das alte Fundament aufgebaut. Nach der Fer‐<br />

tigstellung des Sarkophags wurden die anderen drei Reaktoren <strong>wieder</strong> hinaufgefahren. Heute steht<br />

die ganze Anlage still. Reaktorblock 3 wurde als letzter Ende 2000 abgeschaltet.<br />

Der alte Sarkophag war aber nur für eine Lebenszeit von 20‐30 Jahre ausgelegt und sollte nun ersetzt<br />

werden. Das neuste Projekt sieht vor einen neuen Sarkophag mit einer Lebensdauer von hundert<br />

Jahren zu bauen und diesen auf Schienen über den alten zu fahren. Um die Strahlenbelastung für die<br />

Arbeiter geringer zu halten wird dieser Sarkophag einige hundert Meter entfernt aufgebaut. Aus<br />

Strahlenschutzgründen müssen die Arbeiter alle 14 Tage ausgewechselt werden.<br />

Bild 14: Folgen des Unfalles von Tschernobyl<br />

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19 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

4.4.2.5 Langzeitfolgen<br />

Bis Anfang 2006 wurden in den Ländern Ukraine, Weissrussland, Russland 5’000 Fälle von Schilddrü‐<br />

senkrebs entdeckt. Andere Krebskrankheiten wurden bisher noch nicht entdeckt. Es wird damit ge‐<br />

rechnet, dass weitere Folgen erst in mehreren Jahrzehnten auftreten. Modellrechnungen ergeben bis<br />

2065 ungefähr 16’000 neue Fälle von Schilddrüsenkrebs und 25’000 Fälle anderer Krebsarten. Weite‐<br />

re mögliche Folgenkrankheiten wie die Erkrankungen der Augenlinsen (z.B. Grauer Star) oder Herz‐<br />

Kreislauf‐Krankheiten sind vor allem bei den Aufräumarbeitern wahrscheinlicher. Bei genetischen<br />

Schäden wie Totgeburten oder Fehlbildungen gehen die Ergebnisse der Studien auseinander. 1<br />

4.4.3 Majak<br />

Die Kerntechnische Anlage Majak befindet sich in der Region Tscheljabinsk im Uralgebirge.<br />

1945 begann man mehrere Chemiefabriken zu bauen. 1948 folgte der erste Kernreaktor. In dieser<br />

Anlage wurde fast die gesamte Produktion vom waffenfähigen Plutonium für die Atomwaffen der<br />

Sowjetunion hergestellt.<br />

Die radioaktiven Abfälle der Anlage wurden zunächst im Fluss Tetscha entsorgt. Der Fluss ist die<br />

Trinkwasserquelle von 120’000 Bewohner. Als massenhaft Folgeschäden wie Lungenkrebs und Leu‐<br />

kämie auftraten, begann man die Abfälle im Karatschai‐See zu versenken. Ab 1953 kam die Tanklage‐<br />

rung.<br />

4.4.3.1 Der Kyschtym­Unfall<br />

Radioaktive Abfälle wurden nun in grossen Tanks gelagert. Diese Tanks wurden wegen der Wärme‐<br />

entwicklung des Zerfalls gekühlt. Im Laufe der Jahre wurden die Kühlleitungen undicht und man stell‐<br />

te die Kühlung ab. Daraufhin trocknete sich der Tankinhalt und Salze kristallisierten sich aus. Am 29.<br />

September 1957 liess ein Funke eines Kontrollgeräts die Tanks explodieren und grosse Mengen ra‐<br />

dioaktiver Stoffe wurden freigesetzt. Das leuchten der Explosionen war über hundert Kilometer weit<br />

erkennbar und wurde zuerst für ein Nordlicht gehalten. Die verursachte radioaktive Wolke zog<br />

400km weit und insgesamt wurden 20’000km 2 stark kontaminiert.<br />

4.4.3.2 Der Karatschai­See<br />

1967 trocknete der See wegen einer Trockenperiode aus. Die versenkten Abfälle und der kontami‐<br />

nierte Seeboden kam zum Vorschein. Der Wind trug nun radioaktiven Staub in die Umgebung. Eine<br />

halbe Million Menschen wurden mit einer Strahlendosis belastet, welche der Hiroshima‐Bombe nahe<br />

kommt. Zwischen 1978 und 1986 wurde der See mit Beton aufgefüllt. Der See gilt als einer der<br />

stärksten verschmutzen Orte der Erde an. Ungeschützter Aufenthalt ist laut russischen Wissenschaft‐<br />

lern nach einer Stunde tödlich.<br />

Die drei Unfälle wurden zum Teil über 30 Jahre geheim gehalten und erst 1989 offiziell von der Sow‐<br />

jetunion zugegeben. Viele betrachten bis heute die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl als den<br />

schlimmsten Nuklearunfall. Doch die Strahlung um Majak ist je nach Gebiet doppelt bis sechsfach so<br />

hoch wie in Tschernobyl. Im Unterschied zu Tschernobyl wurde das radioaktive Material mehr regio‐<br />

nal verteilt. Mangelnde Aufklärung und Evakuierung führten auch zu erheblich grösseren Folgeschä‐<br />

den. Opferzahlen sind wegen der damaligen Geheimhaltung fast keine vorhanden. 2<br />

1<br />

Zusammengefasst aus: Wikipedia, Tschernobyl<br />

2<br />

Zusammengefasst aus: Wikipedia, Majak<br />

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20 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

4.4.4 Three Mile Island<br />

Das Kernkraftwerk<br />

Three Mile Island be‐<br />

findet sich im US‐Bundesstaat Pennsylva‐<br />

nia in der Nähe von Harrisburg und be‐<br />

sitzt zwei Blöcke. Block I wurde im Jahr<br />

1974 und Block II 1978 in Betrieb ge‐<br />

nommen. Ein defektes Überdruckventil<br />

im Block II führte am 28. März 1979<br />

schlussendlich zu einer partiellen Kern‐<br />

schmelze. Ein Drittel des Reaktorkerns ist<br />

geschmolzen. Während des Zwischenfalls<br />

ist eine erhebliche Menge an radioakti‐<br />

ven Gases (Krypton‐85) entwichen.<br />

Bild 15: Kernkraftwerk Three Mile Island<br />

4.4.4.1 Der Unfall<br />

Der sekundäre Kühlkreislauf fiel aufgrund eines technischen Problems bei der Pumpensteuerung aus.<br />

Dies verhinderte die Kühlung der Dampferzeuger, was die Notabschaltung auslöste.<br />

Die Steuerstäbe fielen hinunter und unterbrachen die Kettenreaktion. Nach der Abschaltung entsteht<br />

aber noch eine beträchtliche Nachzerfallswärme. Folgend erhöhte sich der Druck im Primärkreislauf<br />

und ein Überdruckventil öffnete sich. Dieses Sicherheitsventil schloss sich aber nicht <strong>wieder</strong> automa‐<br />

tisch und dadurch entwich pro Minute eine Tonne Reaktorkühlmittel in den Sicherheitsbehälter.<br />

Der weitere Druckverlust über das Sicherheitsventil ergab eine Umverteilung: Der Druckhalter füllte<br />

sich komplett mit Wasser und die Dampfblase des Druckhalters wanderte in den Reaktorkern. Die<br />

Bedienmannschaft bemerkte den wassergefüllten Druckhalter und schaltete das laufende Notkühl‐<br />

system ab, weil sie dachten das System sei überfüllt und es drohte ein Zerbersten der Leitungen.<br />

Nach einer Stunde begannen die Pumpen des Primärkreislaufes Wasserdampf anzusaugen. Daraufhin<br />

wurden diese Pumpen auch abgeschaltet.<br />

Schichtwechsel: Die Neuankömmlinge bemerkten die hohe Reaktortemperatur und beendeten den<br />

Kühlwasseraustritt mit einem Reserveventil. Die Bediener merkten lange nicht, dass mehr als die<br />

Hälfte des Reaktorkerns von keinem Kühlwasser umgeben war. Dann wurde die Notkühlung <strong>wieder</strong><br />

hochgefahren und die Reaktortemperatur fiel zurück. In der nächsten Woche wurde der Wasser‐<br />

dampf im Reaktor einfach in die Atmosphäre abgelassen!<br />

4.4.4.2 Folgen<br />

Eine erste Langzeitstudie bei rund 30’000 Anwohnern ergab keine gesundheitlichen Folgeschäden.<br />

Darauf wurden über tausend Klagen von Anwohnern durch die Gerichte abgewiesen. Dennoch star‐<br />

ben zahlreiche Menschen im Umkreis von einer Meile, dessen Angehörige wenigstens entschädigt<br />

wurden. Weiter wurde in den umliegenden Städten eine grosse psychische Belastung bemerkt, wel‐<br />

che vor allem durch die Gefahr nicht wahrnehmbarer Strahlung ausgeht. 1<br />

1<br />

Zusammengefasst aus: Wikipedia, Three Miles Island<br />

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21 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

4.4.5 Versuchsreaktor Lucens (CH)<br />

1968 wurde der Versuchsreaktor im Kanton Waadt in Betrieb genommen. Ziel des Versuchsreaktors<br />

war es einen eigenen Reaktor zu erforschen und exportieren. Der Versuchsreaktor befand sich im<br />

Berg. 1969 kam es zu einer Korrosion der Brennstab‐Umhüllungsrohre, was die Kühlung behinderte.<br />

Der Reaktor überhitze und schmolz teilweise. Das Kraftwerk wurde rechtzeitig geräumt und der Zu‐<br />

gangsstollen isoliert. Die Aufräumarbeiten dauerten bis 1973. Die Trümmer wurden in Behältern auf<br />

dem Gelände gelagert, bis sie 2003 ins Zwischenlager Würenlingen überführt wurden. 1<br />

4.4.6 Forsmark<br />

Im Kernkraftwerk Forsmark in Schweden kam es im Juli 2006 zu einer Beinahe‐Kernschmelze. Ein<br />

Kurzschluss ausserhalb des Kernkraftwerkes bei einer Transformatorenstation führte am 25. Juli zur<br />

Trennung vom Stromnetz und zur Schnellabschaltung des Reaktors. Dann sprangen nur zwei von vier<br />

Dieselgeneratoren an, welche die Anlage mit zu wenig Strom versorgte. Erstens konnte das Notkühl‐<br />

system nur teilweise in Betrieb genommen werden und zweitens fielen in der Kommandozentrale<br />

wichtige Anzeigen aus. Die zwei Generatoren reichten vorerst nicht aus und im Reaktorbehälter sank<br />

der Füllstand des Kühlwassers wegen der Nachzerfallswärme bedrohlich tiefer. Erst später bei einem<br />

Füllstand von 1,9m oberhalb des Reaktorkerns stabilisierte er sich.<br />

Nach diesem schweren Zwischenfall wurden vier baugleiche Kernreaktoren abgeschaltet und kom‐<br />

plett überprüft. Nach der Behebung aller Sicherheitsmängel konnten die Reaktoren <strong>wieder</strong> ihren<br />

Betrieb aufnehmen. 2<br />

4.4.7 Tricastin<br />

Im Kernkraftwerk Tricastin in Südfrankreich sind im Juli 2008 30'000l kontaminiertes Wasser ausge‐<br />

laufen, welches 360kg schwach radioaktives Uran enthielt. Der Unfall wurde durch die Beschädigung<br />

eines Rückhaltebeckens bei der Reinigung ausgelöst. Das verseuchte Wasser gelangte über Regen‐<br />

wasser in die Flüsse. In einem Fluss wurde nun eine Urankonzentration gemessen, die tausend Mal<br />

über dem Normalwert lag. In drei Gemeinden flussabwärts wurde die Verwendung von Wasser ver‐<br />

boten. 3<br />

4.4.8 Fazit<br />

Die tragischen Zwischenfälle in der Vergangenheit zeigen uns, dass die Kernenergie nicht ungefähr‐<br />

lich ist und die Betreiber zu Recht hohe Sicherheitsstandards aufweisen müssen. Aber vor allem die<br />

früheren Zwischenfälle zeigen auch, dass man damals viel leichtsinniger mit der Kernenergie umging.<br />

Aus den Zwischenfällen folgten auch neue Kenntnisse. Die Zwischenfälle wurden genau analysiert<br />

und die Sicherheit laufend verbessert.<br />

In der <strong>Schweiz</strong> haben wir neben Lucens wenige Zwischenfälle. Das Kernkraftwerk Gösgen weist einen<br />

störungsfreien Betrieb auf. Ein Unfall wie Tschernobyl ist aufgrund des Reaktortyps in der <strong>Schweiz</strong><br />

gar nicht möglich.<br />

1<br />

Zusammengefasst aus: Wikipedia, Lucens<br />

2<br />

Zusammengefasst aus: Handelsblatt, Fast‐Super‐Gau in Schweden; Spiegel, Vier <strong>Atomkraftwerke</strong> nach schwe‐<br />

rem Störfall abgeschaltet.<br />

3<br />

Zusammengefasst aus: Tagesschau, Zwischenfall in französischem Atomkraftwerk<br />

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22 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

4.5 Transport von radioaktiven Abfällen<br />

4.5.1 Radioaktive Abfälle allgemein<br />

Was passiert mit abgebrannten Brennelementen (hochaktiv) eines KKWs, oder mit den radioaktiven<br />

Abfällen aus den Bereichen Medizin und Forschung (schwach‐mittelaktiv)? Wie werden diese Abfälle<br />

transportiert?<br />

Rund ein Drittel aller radioaktiver Abfälle stammt aus von Forschung und Medizin, die anderen zwei<br />

Drittel entstehen durch KKWs.<br />

Abgebrannte Brennelemente werden zuerst in den Abklingbecken der KKWs gelagert, bis ihre Radio‐<br />

aktivität und Wärmeproduktion genug abgeklungen ist. Danach werden sie zusammen mit anderen<br />

hochradioaktiven Abfällen im ZWILAG während 40 Jahren zwischengelagert und überwacht. Die Be‐<br />

hälter werden an ein Überwachungssystem angeschlossen und ständig auf vollständige Dichtheit<br />

überprüft. In dieser Zeit geben sie den Grossteil ihrer restlichen Zerfallswärme ab. Anschliessend<br />

wären sie bereit für die Endlagerung (siehe Endlagerung von radioaktiven Abfällen).<br />

Hochaktive Abfälle (z.B. Abfall aus der Wiederaufbereitung verbrauchter Brennelemente) werden mit<br />

glasbildenden Stoffen in Fässer (Stahlkokillen) vergossen. Abfälle von Forschung und Medizin werden<br />

am Paul Scherrer Institut oder im ZWILAG in eine tiefenlagergerechte Form gebracht und im ZWILAG<br />

gelagert. Zum Teil werden schwachaktiven Abfällen (Handschuhe, Kleider, Werkzeuge) in einem<br />

Plasmaofen eingeschmolzen und zu einer schlackenartigen Masse verfestigt.<br />

4.5.2 Transport<br />

Es ist leicht überschaubar, dass regelmässig radioaktive Ab‐<br />

fälle transportiert werden müssen. In der <strong>Schweiz</strong> gelten<br />

internationale Vorschriften für den Transport von radioakti‐<br />

ven Stoffen. Diese basieren auf internationalen Regelwerken<br />

über Transport gefährlicher Güter. Die Voraussetzungen für<br />

die Erlangung einer solchen Bewilligung sind durch die Kern‐<br />

energieverordnung und der Strahlenschutzverordnung be‐<br />

stimmt. Das Bundesamt für Energie (BFE) ist zuständig für<br />

das Ausstellen von Genehmigungszeugnissen. Eine Überwa‐<br />

chungsbehörde begleitet die Transporte, da spezielle Strah‐<br />

lenschutz‐ und Transportvorschriften gelten (Sicherheit für<br />

Transportpersonal und Bevölkerung).<br />

Der Transport von schwach‐ und mittelaktiven Abfällen folgt<br />

in Form von Metallfässern. Bild 16: Fässer mit radioaktiven Abfällen<br />

Für den Transport von hochaktiven Abfällen oder abgebrann‐<br />

ten Brennelementen werden Castoren verwendet. Das Ge‐<br />

fährdungspotenzial bei einem Transport wird als sehr gering<br />

bezeichnet.<br />

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23 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

Bild 17: Verladen eines Castor‐Behälters<br />

4.5.3 Castor­Behälter<br />

Castor ist eine Abkürzung für „cask for storage and trans‐<br />

port of radioactive material”, das bedeutet „Behälter für<br />

Lagerung und Transport radioaktiven Materials”. Eigent‐<br />

lich ist Castor ein international geschützter Markenname,<br />

jedoch ist er für viele fälschlicherweise ein Synonym für<br />

Brennelementbehälter. Die Sicherheitsbestimmungen für<br />

Castor‐Behälter sind enorm. Die Behälter müssen folgende<br />

Unfallszenarien überstehen:<br />

• Aufprall aus 9 m Höhe auf eine unnachgiebige, stahlbewehrte Betonplatte<br />

• Aufprall aus 1 m Höhe auf einen 15 cm dicken Stahldorn<br />

• Feuer (30 Minuten bei 800°C)<br />

• Druck von 20 m Wassertiefe über acht Stunden<br />

• Druck von 200 m Wassertiefe über eine Stunde<br />

Die Behälter dürfen zwar äusserlich beschädigt sein, jedoch dürfen nicht mehr Strahlung als 10<br />

mSv/h in 1m Entfernung durchlassen. Zusätzlich zu den vorgeschrieben Test wurden noch weitere<br />

durchgeführt:<br />

• Sturz eines Behälters von einer Autobahnbrücke aus 40 m Höhe<br />

• Sturz eines auf ‐40 °C gekühlten Behälters aus 9 m Höhe<br />

• Explosion eines Flüssiggastankwagens mit 5 t Propan direkt neben einem Behälter<br />

• Feuertest mit 1200 °C für 30 min<br />

• Abwurf eines Behälters aus einem Helikopter aus 800 m Höhe<br />

• direkter Anprall eines Personenzuges mit 130 km/h an die Längsseite eines Behälters<br />

• Beschuss eines Behälters mit einer 1000 kg schweren Nachbildung einer Flugzeugturbinen‐<br />

welle mit 1050 km/h<br />

Trotz diesen erheblichen Belastungen gab es keine Beeinträchtigung der Sicherheitsfunktionen. Die<br />

Behälter blieben dicht!<br />

4.5.4 Kritik<br />

Bild 18: Demonstration gegen Kernenergie<br />

Kritiker zweifeln die Aussagefähigkeit der Versuche und<br />

Hochrechnungen zur Sicherheit an. Für alle Tests wurden<br />

nur leere Behälter verwendet. Einige Versuche wurden mit<br />

Modellen (1:2) durchgeführt, deren Statik annähernd der<br />

Originalen entspricht. Bei Crashtest (Autos) werden aber<br />

auch keine Modelle verwendet. Bei einem Unfall im Tun‐<br />

nel mit einem Tanklastzug, ist es realistisch, dass die 800°C<br />

und die 30min überschritten werden. Die Gefahr durch<br />

Terroranschläge ist nur durch das nicht bekannt geben der<br />

Transportrouten geschützt.<br />

Es kommt immer <strong>wieder</strong> zu Protesten, bei denen Leute die<br />

Gleise blockieren usw. 1<br />

1<br />

Zusammengefasst aus: Wikipedia, Castor; KKL, Abfallmanagement; Nagra, Verarbeitung; Nagra, Wie sind<br />

Transporte von radioaktiven Abfällen geregelt.<br />

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24 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

4.6 Endlagerung von radioaktiven Abfällen<br />

4.6.1 Einführung Endlagerung<br />

Verbrauchte Brennelemente oder andere hochaktive Abfälle müssen einige 100‘000 Jahre lang gela‐<br />

gert werden. Danach stellen sie für die Menschheit und Umwelt keine Gefahr mehr dar. Doch wie<br />

und wo sollen diese Abfälle so lange gelagert werden? Ist die Sicherheit über eine so grosse Zeit‐<br />

spanne wirklich gewährleistet?<br />

Derzeit wird im Felslabor Grimsel, im Felslabor Mont Terri und in anderen Labors Forschung betrie‐<br />

ben, um genau diese Fragen zu beantworten. Das Gesetz verlangt, dass ein Entsorgungsnachweis<br />

erbracht werden muss, bevor die Abfälle endgelagert werden. So entschied der Bundesrat 2006, dass<br />

die Machbarkeit erwiesen ist. Dabei stützte sich der Bundesrat auf den Bericht der Nagra am Beispiel<br />

des Opalinustons. Für schwach‐ und mittelaktive Abfälle wurde der Nachweis schon 1988 als erfüllt<br />

beurteilt. Die Standortuntersuchung, der spätere Bau und Betrieb wird von der HSK (Hauptabteilung<br />

für die Sicherheit der Kernanlagen) überwacht.<br />

4.6.2 Sicherheitsnachweis<br />

Das Wichtigste bei der Endlagerung ist<br />

die Sicherheit – also Schutz der Bevölke‐<br />

rung und Umwelt! Damit diese gewähr‐<br />

leistet ist, müssen die radioaktiven Ab‐<br />

fälle solange eingeschlossen sein, bis sie<br />

Radioaktivität genügend abgefallen ist.<br />

Man ist sich weltweit einig, dass nur<br />

geologische Tiefenlager diesen Aspekt<br />

erfüllen können. Das Wirtgestein muss<br />

sehr stabil und vor Erosion geschützt<br />

sein. Ein anderer sehr wichtiger Punkt<br />

ist auch, dass das Gestein wasserun‐<br />

durchlässig sein muss. Hier kommt der<br />

Opalinuston ins Spiel. Bei den Bohrun‐<br />

gen in Benken wurde ein sehr gut erhal‐<br />

tener Ammonit im Opalinuston gefun‐<br />

den. Durch dieses Tongestein war der<br />

Ammonit vor äusseren Einflüssen ge‐<br />

schützt und konnte so über 180 Millio‐<br />

nen Jahren erhalten blieben. Im Ver‐<br />

gleich zu den 180 Millionen Jahren wer‐<br />

den unsere Abfälle sehr kurz gelagert.<br />

Das Endlager soll aus technischen sowie<br />

natürlichen Sicherheitsbarrieren beste‐<br />

hen. Ausserdem muss eine Rückholung<br />

der Abfälle möglich sein.<br />

Bild 19: Schritte bis zur Betriebsaufnahme eines Endlagers<br />

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25 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

Die radioaktiven Abfälle werden mit flüssigem Glas vermischt. Sobald diese Glasmasse erstarrt ist,<br />

werden sie in dickwandigen Endlagerbehältern aus Stahl verpackt eingelagert. Diese werden <strong>wieder</strong>‐<br />

um in Bentonit verfüllten Stollen gelagert. Die technischen Barrieren sind so ausgelegt, dass sie die<br />

radioaktiven Stoffe mindestens solange zurückhalten, bis der grösste Teil zerfallen ist. Nun dient das<br />

Wirtgestein als geologische Barriere, welche ebenfalls radioaktive Stoffe zurückhält. Das Wirtgestein<br />

schützt ausserdem auch die technischen Barrieren vor Umwelteinflüssen (Erdbeben, Wasser).<br />

Bild 20: Sicherheitsbarrieren eines Tiefenlagers<br />

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26 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

4.6.3 Standortnachweis<br />

Bild 21: Mögliche Standortgebiete für Endlager<br />

Um den Standortnachweis zu erbringen wurden 30 Jahre lang viele seismische Untersuchen und Boh‐<br />

rungen (1000m) gemacht. So wurden viele Gesteinsarten (Granit, Gneis, Opalinuston) als mögliche<br />

Wirtsgesteine für ein sicheres Endlager untersucht. Alle neu gewonnen Erkenntnisse und Untersu‐<br />

chungen möglicher Standorte wurden in einem Sachplan zusammengezogen und ausgewertet. Dieser<br />

Sachplan dient nun als Grundlage für den Bund unter verschiedenen Kriterien einen Standort auszu‐<br />

wählen. Immer <strong>wieder</strong> im Gespräch als möglichen Standort ist das Zürcher Weinland.<br />

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27 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

4.6.4 Kritik<br />

Kritiker sagen, dass das Auswahlverfahren für<br />

einen Standort sehr willkürlich sei. Nagra könne<br />

viel zu flexibel handeln. Das Öko‐Institut habe es<br />

verpasst klar definierte Verfahrensregeln festzu‐<br />

legen.<br />

Derzeit gibt es noch sehr viele offene Fragen,<br />

welche (noch) nicht beantwortet werden kön‐<br />

nen. Eine Million Jahre ist eine sehr lange Zeit.<br />

Wie kann man sich sicher sein, dass die Barrie‐<br />

ren so lange halten? Für viele ist der Beweis zur<br />

Machbarkeit ungenügend – also das Problem<br />

der Endlagerung noch immer nicht gelöst. 1<br />

Bild 23: Aufbau eines Tiefenlagers<br />

Bild 22: Demonstration in Benken (ZH)<br />

1<br />

Zusammengefasst aus: Nagra, Häufig gestellte Fragen; News, Kritik an der Nagra wegen Atommüll‐Endlager in<br />

Benken<br />

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28 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

5 Wie könnte eine mögliche Stromlücke<br />

gedeckt werden?<br />

5.1 Einleitung<br />

Ab 2043 wird das letzte Kernkraftwerk (KKL) vom Netz genommen. Das bedeutet, dass bis dann 40%<br />

(26.3 TWh) der Stromproduktion ersetzt werden müssen.<br />

Falls es eine Stromlücke geben wird, ist die Stromlobby der Meinung, dass man diese mit neuen<br />

Kernkraftwerken schliessen könne. Andere sind jedoch der Meinung, dass es auch ganz ohne Kern‐<br />

kraft geht, wie steht die Politik zu diesem Thema?<br />

Bild 24: Prozentuale Aufteilung der <strong>Schweiz</strong>er Stromproduktion<br />

5.2 Befürworter der Kernenergie<br />

5.2.1 FDP<br />

Die FDP <strong>Schweiz</strong> ist ganz klar der Meinung, dass es in ein paar Jahren eine Stromknappheit geben<br />

wird. Diese Knappheit kann man jedoch nicht mit Importen decken, da Stromknappheit nicht nur ein<br />

<strong>Schweiz</strong>er Problem ist. Ein bedeutender Teil der europäischen Kernkraftwerke werden vom Netz<br />

genommen und müssen somit ersetzt werden.<br />

Von der <strong>Schweiz</strong> wird als hochentwickeltes Land erwartet, dass sie eine konsequente CO2‐<br />

Reduktionspolitik führt, somit kommen für die FDP keine Gas‐Kombikraftwerke in Frage. Die FDP ist<br />

ebenfalls der Meinung, dass man in Zukunft auch auf einen rationellen und sparsamen Energie‐<br />

verbrauch setzen sollte, dabei muss jedoch beachtet werden, dass die Wirtschaft keinen Schaden<br />

nimmt.<br />

Der aktuelle Strommix aus Wasserkraft und Kernenergie ist wirtschaftlich, technisch und ökologisch<br />

sinnvoll. Das ist ein wichtiger Beitrag zur Klimapolitik der <strong>Schweiz</strong>. Die <strong>Schweiz</strong> wird zunehmend von<br />

Stromimporten abhängig, die FDP ist aber überzeugt, dass ein hoher Anteil an Eigenversorgung öko‐<br />

logisch sinnvoller ist. Es ist notwendig die benötigten Produktionskapazitäten rechtzeig Bereitzustel‐<br />

len. Der Einsatz von allen leistungsfähigen Energietechnologien ist gefragt.<br />

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29 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

Da die Bewilligung und der Bau eines neuen Kernkraftwerkes etwa 15‐20 Jahre dauern, ist die Elektri‐<br />

zitätswirtschaft dazu angehalten Gesuche einzureichen. Das Problem der Entsorgung muss so schnell<br />

wie möglich gelöst sein. Die Machbarkeit von Tiefenlagern ist nachgewiesen, somit kann ein solches<br />

verwirklicht werden. 1<br />

5.2.2 EDU<br />

Da die Lebensdauer der <strong>Schweiz</strong>er Kernkraftwerke langsam abläuft und sich ein steigender Strom‐<br />

konsum zeigt, wird es ab 2020 eine Lücke geben.<br />

Die Stromversorgung muss im Inland gewährleistet werden können. Man muss so viel wie möglich<br />

die erneuerbaren Energien fördern und der ideologische Widerstand gegen Kernenergie soll aufhö‐<br />

ren. Auch bessere Energieeffizienz muss gefördert werden. 2<br />

5.2.3 SVP<br />

Kernenergie ist eine sichere, umweltfreundliche und zukunftsorientierte Energiegewinnungsmetho‐<br />

de. Die <strong>Schweiz</strong>er Kernkraftwerke haben im weltweiten Vergleich einen sehr hohen Sicherheitsstan‐<br />

dard. Die Versorgung mit Brennelementen wurde mit Verträgen langfristig gesichert. Ein grosser<br />

Vorteil ist, dass Uran vorwiegend in politisch sicheren Regionen wie Kanada und Australien vor‐<br />

kommt.<br />

Das Problem der Entsorgung sollte so rasch wie möglich gelöst werden, aus der Sicht der SVP ist das<br />

nur noch ein politisches Problem. Die Labore Grimsel und Mont Terri haben sehr grosse Dienste er‐<br />

wiesen und belegt, dass ein Endlager in der <strong>Schweiz</strong> möglich ist. Die SVP lehnt die Verknüpfung der<br />

Endlagerungsfrage mit dem Atomausstieg ab. Auch wenn die Kernkraftwerke abgeschaltet würden,<br />

entstehen noch radioaktive Abfälle aus Medizin und Forschung.<br />

Um die drohende Stromlücke zu schliessen, soll man die bestehenden Kernkraftwerke so lange<br />

betreiben, wie ihre Sicherheit gewährleistet werden kann. Der Betrieb darf nicht durch zusätzliche<br />

Auflagen wie eine höhere Haftpflichtdeckungssumme erschwert werden. Wenn die bestehenden<br />

Kernkraftwerke abgeschaltet werden, sollen sie durch neue ersetzt werden. 3<br />

5.2.4 CVP<br />

Die Einhaltung der Kyoto‐Ziele muss unbedingt verfolgt werden, deshalb spricht sich die CVP gegen<br />

den Bau von Gas‐Kombikraftwerken aus, falls in den nächsten Jahren ein Versorgungsengpass nicht<br />

gedeckt werden könnte, würde sich die Partei nicht querstellen. Energieetiketten müssen auf weitere<br />

Geräte erweitert werden und müssen für neue Geräte Pflicht werden, später muss es ein Verbot für<br />

Energiefresser geben. Um Standby‐Verluste möglichst effektiv zu vermeiden müssen Geräte, die<br />

nicht vom Netz getrennt werden können verboten werden.<br />

Die CVP setzt weiterhin auf die Wasserkraft als wichtigste Ressource zur Energiegewinnung. Neue<br />

Speicher‐, Lauf‐ und Kleinstwasserkraftwerke sollten gebaut und bestehende optimiert werden, dazu<br />

muss es schlankere Bewilligungsverfahren beim Bau von Wasserkraftwerken geben. Die neuen er‐<br />

neuerbaren Energien müssen unbedingt gefördert werden. Der Staat muss mehr in dessen Forschung<br />

investieren.<br />

Da mittelfristig der Strombedarf der Bevölkerung und Wirtschaft nicht durch erneuerbare Energien<br />

gedeckt werden kann, kann man nicht auf die Kernenergie verzichten. Die CVP steht dabei für den<br />

Ersatz und nicht den Ausbau der bestehenden Werke. Die Entsorgungsfrage muss parallel und rasch<br />

gelöst werden. 4<br />

1<br />

Zusammengefasst aus: FDP, Positionspapier Nachhaltige Energiepolitik setzt auf Innovation<br />

2<br />

Zusammengefasst aus: EDU, Positionspapier Energie und Strom<br />

3<br />

Zusammengefasst aus: SVP, Positionspapier <strong>Schweiz</strong>er Strom aus Eigenproduktion<br />

4<br />

Zusammengefasst aus: CVP, Positionspapier Klimapolitik und Energieeffizienz<br />

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30 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

5.3 Die Gegner der Kernenergie<br />

5.3.1 SP<br />

Die SP ist klar gegen ein neues Kernkraftwerk. Der Uranabbau belastet die Umwelt und die lokale<br />

Bevölkerung stark, auch ist die Versorgungssicherheit mit Uran nicht gewährleistet. Die beim Betrieb<br />

eines Kernkraftwerkes entstehende <strong>Nie</strong>drigstrahlung ist ein grosses Unfallrisiko, auch bei der Brenn‐<br />

stoff‐Wiederaufbereitung entsteht eine Strahlenbelastung der Umwelt. Die radioaktiven Abfälle kön‐<br />

nen unmöglich so lange Zeit sicher gelagert werden, bis sie ungefährlich sind.<br />

Es gibt auch Risiken wie die Herstellung von waffenfähigem Plutonium aus abgebrannten Brennele‐<br />

menten, oder Terrorismus. Auch die Baukosten für ein neues Kernkraftwerk sind enorm.<br />

Die SP lehnt Lager für radioaktive Abfälle klar ab, sie sind zu gefährlich und die Entsorgung hochra‐<br />

dioaktiver Abfälle ist wegen der extremen Gefährlichkeit verfrüht. Die Risiken von Kernkraftexperten<br />

werden systematisch unterschätzt, auch in der <strong>Schweiz</strong> wäre ein Super‐GAU möglich.<br />

Die bestehenden Kernkraftwerke können durch entsprechende Rahmenbedingungen durch Strom<br />

aus Wasserkraft, Kehricht, Biomasse, Geothermik, Wind‐ und Solarenergie sowie durch Effizienz‐<br />

massnahmen und Massnahmen zur Verbrauchsreduktion ersetzt werden, ohne dass dies eine Reduk‐<br />

tion des Wohlstandsniveaus zur Folge hätte. Deshalb fordert die SP klar den vollständigen Ausstieg<br />

aus der Kernenergie. Bevor es keinen solchen Plan gibt, muss man die Standortssuche für ein Endla‐<br />

ger einstellen. 1<br />

5.3.2 Grüne<br />

Die Grünen halten den Ausstieg aus der Kernenergie ökonomisch und sicherheitspolitisch als ein<br />

Muss. Das Unfallrisiko wächst mit jedem Betriebsjahr, es gibt keine Erfahrungswerte mit derart lan‐<br />

gen Laufzeiten. Die <strong>Schweiz</strong>er Kernkraftwerke sind gegen Terrorangriffe nicht geschützt. Die Scha‐<br />

denkosten bei einem Unfall betragen 4200‐4300 Milliarden Franken, die Kraftwerksbetreiber müssen<br />

jedoch nur eine Milliarde an die Haftpflichtversicherung entrichten. Innerhalb von 10 Jahren könnte<br />

man die gesamte Kernenergie durch Wärmekraftkopplung und erneuerbare Energien ersetzen. Der<br />

Kernenergieausstieg ist nur eine Frage des politischen Willens.<br />

Die Partei ist grundsätzlich auch gegen den Bau von Gaskraftwerken, sie setzen voll auf Energieeffi‐<br />

zienz und erneuerbare Energien. Die CO2‐Bilanz der <strong>Schweiz</strong> darf nicht negativ beeinträchtigt wer‐<br />

den. Bestehende Heizungen in Wohn‐ und Gewerbebauten sollten durch Blockheizkraftwerke und<br />

später durch Brennstoffzellenanlagen ersetzt werden. 2<br />

5.3.3 SD<br />

Um einen Ausstieg aus der Kernenergie möglich zu machen, muss der Energieverbrauch reduziert<br />

werden. Das erreicht man durch bessere Isolation von Gebäuden, einer sozialen Energieverbrauchs‐<br />

steuer oder durch Förderung von energiesparenden Technologien. Auch sollten unnötige Klimaanla‐<br />

gen vermieden werden.<br />

Die nicht erneuerbaren Energien müssen durch erneuerbare ersetzt werden. Die alten Kleinwasser‐<br />

kraftwerke müssen erneuert und ausgebaut werden. Mit diesen Massnahmen ist ein Ausstieg aus der<br />

Kernenergie möglich. 3<br />

1<br />

Zusammengefasst aus: SP, Positionspapier neue <strong>Atomkraftwerke</strong> nie <strong>wieder</strong><br />

2<br />

Zusammengefasst aus: Grüne, Positionspapier Grundlagen zur Energiepolitik<br />

3<br />

Zusammengefasst aus: SD, Legislaturprogramm<br />

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31 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

6 Wie steht die Bevölkerung zu Kern‐<br />

kraftwerken?<br />

6.1 Umfrage<br />

Um die Meinung der Bevölkerung in Erfahrung zu bringen, haben wir eine Umfrage, an der ca. 100<br />

Personen teilgenommen haben, durchgeführt. Die befragten Personen stammen vorwiegend aus<br />

unserem Umfeld. Wir haben folgende Fragen gestellt und die Antworten mit einer Tabelle ausgewer‐<br />

tet.<br />

1. Haben Sie Bedenken betreffend der Sicherheit von KKWs (mit Begründung)?<br />

2. Stört der Kühlturm das Landschaftsbild?<br />

3. Ist aus Ihrer Sicht eine Stromlücke zu befürchten?<br />

a. Wenn ja, wie könnte man diese schliessen? (z.B. neues Kernkraftwerk/ Strom spa‐<br />

ren/ Erneuerbare Energien)<br />

4. Würden Sie ein Endlager in Ihrer Umgebung akzeptieren?<br />

5. Haben Sie Bedenken beim Transport von radioaktiven Abfällen?<br />

6. Sind Sie glücklich mit der aktuellen Steuereinnahmeverteilung der Kernkraftwerke?<br />

7. Würden Sie eine Stelle im KKW antreten?<br />

8. Finden Sie, dass Sie gut über den evtl. Bau von neuen KKWs informiert wurden?<br />

9. Hätten Sie damals ja gesagt zu einem KKW in Kaiseraugst?<br />

10. Würden Sie ja sagen zu einem neuen KKW?<br />

a. Wenn ja, auch in unmittelbarer Nähe?<br />

11. Schätzen Sie die folgenden Werte (in %):<br />

a. Wie viel Strom wird durch Kernkraftwerke in der <strong>Schweiz</strong> produziert?<br />

b. Wie viel Strom wird durch erneuerbare Energien in der <strong>Schweiz</strong> produziert (ohne<br />

Wasser)?<br />

12. Was halten Sie von erneuerbaren Energien?<br />

13. Würden Sie auch ein Mehrfaches für den Strom bezahlen, wenn er dafür aus alternativen<br />

Energien produziert würde?<br />

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32 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

Bild 25: Statistische Darstellung der Umfrageergebnisse<br />

6.2 Fazit<br />

Unsere Umfrage hat ergeben, dass 75% der Befragten ein neues Kernkraftwerk befürworten, was in<br />

unseren Augen einen überraschend grossen Wert darstellt. Vielleicht ist dies aber darauf zurückzu‐<br />

führen, dass fast die Hälfte der Teilnehmer aus der Umgebung der Kernkraftwerke Beznau und Leib‐<br />

stadt stammen. Von den 75% sind aber fast 15% gegen ein neues in unmittelbare Nähe.<br />

Viele Leute finden unsere KKWs sicher, wegen den hohen Sicherheitsauflagen. Jedoch haben einige<br />

Bedenken vor KKWs im Ausland (vor allem Osten). Manche erwähnten, dass immer ein Restrisiko<br />

besteht.<br />

Ebenfalls interessant ist, dass die Mehrheit unserer Teilnehmer ein Endlager in ihrer Umgebung ak‐<br />

zeptieren würde, obwohl man oft von erheblichem Widerstand hört.<br />

Die Schätzfragen ergaben, dass die meisten Teilnehmer den Produktionsanteil der Kernkraft erheb‐<br />

lich überbewerteten. Zum Teil wurden Werte bis zu 80% geschätzt. Auch die erneuerbaren Energien<br />

wurden überbewertet.<br />

Die Mehrheit der Teilnehmer befürwortet die erneuerbaren Energien und will sie fördern. Aber nur<br />

30% würde dafür mehr Geld ausgeben.<br />

Viele finden, man sollte wegen der Stromlücke ein neues KKW bauen. Andere finden, man sollte<br />

mehr in die erneuerbaren Energien investieren, mehr Minergiehäuser bauen und den Wirkungsgrad<br />

elektrischer Geräte verbessern.<br />

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33 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

6.3 Interview mit Stefan Krell, Operateur in Ausbildung (Beznau),<br />

16.10.2008<br />

1. Hatten Sie jemals Bedenken über die Sicherheit eines Reaktors?<br />

Ich bin in Döttingen aufgewachsen, wo bereits zwei Kernkraftwerke stehen. Ich habe mich<br />

schon sehr früh mit Kernkraftwerken beschäftigt.<br />

100% Sicherheit gibt es nicht, man kann aber möglichst viel dazu beitragen. Die Sicherheit<br />

wird mit der Mechanik, der Physik und dem Menschen gewährleistet, wobei der Mensch das<br />

schwächste Glied in der Kette ist. Mögliche Fehler werden berechnet (worst case) und durch<br />

moderne Technik geschützt. Die Infrastruktur ist auf menschliches Versagen ausgelegt.<br />

2. Wie stehen Sie persönlich zu alternativ Energien?<br />

Ich halte viel davon, aber ein Mix aus allem macht es aus. Beispiel Auto: Die meisten fahren<br />

mit Benzin, es entsteht eine einseitige Belastung. Fällt das Benzin aus, können viele nicht<br />

mehr fahren. Je mehr verschiedene Energieträger man hat, desto besser ist das ganze System<br />

abgestützt. Die Ressourcen müssen besser verteilt sein. Sonne und Wind sind in der <strong>Schweiz</strong><br />

leider nicht so effektiv. Auch Kernkraftwerke gehören zu diesem Mix.<br />

3. Wie sehen die Zukunftsperspektiven nach Ihrer Sicht, bezüglich neuen Reaktortypen aus?<br />

Ein Europäischer Reaktor (Areva, Druckwasserreaktor) oder ein Amerikanischer (Westing‐<br />

house, Siedewasserreaktor) kommen als Ersatz in Frage. Der Wirkungsgrad wird etwa 34%<br />

betragen, mehr ist vermutlich nicht erreichbar. Das Grundprinzip der neuen Reaktoren ist<br />

etwa gleich wie bei den aktuellen. Bezüglich Sicherheit wurde aus den Zwischenfällen sehr<br />

viel gelernt und es sind gezielt Verbesserungen getroffen worden.<br />

4. Wie stehen Sie zum Thema Stromlücke?<br />

Durch den steigenden Umstieg auf Wärmepumpen steigt der Stromverbrauch. Die Lebens‐<br />

dauer eines KKWs beträgt maximal 60 Jahre. Mühleberg wird voraussichtlich 2012 abgeschal‐<br />

tet. Es wurde bereits alles ausser der Reaktor ersetzt. Die <strong>Energieversorgung</strong> der <strong>Schweiz</strong><br />

sollte unabhängig vom Ausland sein.<br />

5. Was bewegte Sie dazu in einem Kernkraftwerk zu arbeiten?<br />

Ich bin sehr von Technik begeistert. In einem Kernkraftwerk hat man mit Maschinentechnik,<br />

Chemie, und Physik zu tun. Momentan bin ich in der Ausbildung als Anlagen‐Operateur, da‐<br />

für muss man bereits einen technischen Beruf erlernt haben.<br />

6. Würden Sie ein neues Kernkraftwerk in der <strong>Schweiz</strong> begrüssen?<br />

Ich denke, man sollte die alten KKWs durch neue und leistungsstärkere ersetzen. Jeder sollte<br />

Strom sparen, denn jeder kann und sollte dazu seinen Beitrag leisten. Ein neues KKW würde<br />

ich eher nicht befürworten.<br />

7. Wie denken Sie das Problem der Endlagerung zu lösen?<br />

Man muss in der <strong>Schweiz</strong> ein Endlager bauen, anstatt die Abfälle irgendwo in der EU zu la‐<br />

gern. Es sollte auch die Möglichkeit bestehen, die Abfälle <strong>wieder</strong> zurück zu holen, um die<br />

Brennstäbe <strong>wieder</strong> aufzubereiten.<br />

8. Wie stellen Sie sich die Zukunft der <strong>Energieversorgung</strong> der <strong>Schweiz</strong> vor (ab 2025)?<br />

Es muss ein bestmöglicher Mix angestrebt werden, dazu gehört auch die Kernenergie. Import<br />

ist nur eine Zwischenlösung, dieser wird auch teurer werden, da alle Stromprobleme haben.<br />

Ich befürworte keine Gas‐Kombikraftwerke, da diese mehr CO2 ausstossen.<br />

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34 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

9. Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit eines Super‐GAU’s?<br />

Ich finde, die KKWs sollten besser versichert sein, jedoch ist es schwierig die Kosten zu be‐<br />

rechnen.<br />

Sollte besser versichert sein, man kann jedoch die Kosten nicht berechnen. Da die Steuerstä‐<br />

be durch elektrische Spulen gehalten werden, fallen sie bei einem Stromausfall automatisch<br />

herunter. Wenn gar kein Strom mehr vom Netz kommt, springen die Dieselgeneratoren an.<br />

Diese treiben die Pumpen an, um nach einer Notabschaltung den Reaktor zu kühlen. Ein glei‐<br />

cher Vorfall wie Tschernobyl ist in der <strong>Schweiz</strong> technisch nicht möglich, da wir ganz andere<br />

Reaktortypen haben. Persönlich denkt er nicht dass es in der <strong>Schweiz</strong> zu einer Kernschmelze<br />

kommen könnte.<br />

6.4 Interview mit Dr. Rudolf Rechsteiner, Nationalrat SP<br />

1. Was halten Sie vom Thema „neue erneuerbare Energien“?<br />

Erneuerbare Energien sind der am schnellsten wachsende Wirtschaftssektor; sie sind essen‐<br />

tiell für die Klimapolitik und können jeglichen Bedarf nach Energie decken.<br />

2. Wie stellen Sie sich Stromproduktion in der <strong>Schweiz</strong> in naher Zukunft vor?<br />

Die <strong>Atomkraftwerke</strong> laufen in den nächsten Jahrzehnten aus, ab 2009 treten die Einspeise‐<br />

vergütungen für neue erneuerbare Energien in Kraft. Grob gesehen werden wir unseren<br />

Energiebedarf wie folgt decken:<br />

a) Die <strong>Atomkraftwerke</strong> im Inland werden durch erneuerbare Energien ersetzt. Zuerst mit<br />

Wasserkraft, Windenergie und Biomasse, ab 2015 in grossem Stil durch Photovoltaik<br />

b) Die französischen Atombezüge aus dem Ausland (2,5 GW= 2,5 Gösgen) werden durch<br />

Strombezüge an Wind und Solarenergie aus dem Ausland ersetzt. Die Stadt Zürich ist be‐<br />

reits daran, für 100‐200 Mio. Fr. Windfarmen einzukaufen. Diese Ressourcen sind kos‐<br />

tensicher, liefersicher und wettbewerbsfähig.<br />

c) Der Gebäudepark wird auf Minergie umgestellt, spart enorme Mengen an Energie und<br />

CO2.<br />

d) Die Autos werden mit Windstrom aus Europa betrieben.<br />

3. Was halten Sie vom Thema „Stromlücke“?<br />

Das ist eine Erfindung der Atomlobby. In einem Markt gibt es nie „Lücken“. Allenfalls steigen<br />

bei Knappheit die Preise und neue Anlagen werden gebaut. Es gibt auch in der <strong>Schweiz</strong> keine<br />

Lücke, sondern einen Ersatzbedarf für <strong>Atomkraftwerke</strong>, welche wir schliessen müssen, wol‐<br />

len und können, ohne neue <strong>Atomkraftwerke</strong>. Dieser Bedarf kann zu 100% durch erneuerbare<br />

Energien gedeckt werden.<br />

4. Wie wollen Sie die 40% der gesamt Stromproduktion, die aktuell vom KKWs produziert<br />

werden ersetzen?<br />

Durch Strom aus Windenergie, Biomasse, Wasserkraft, Photovoltaik und Geothermie sowie<br />

Energieeffizienz (A‐Klasse für alle) beim Energieverbrauch. Siehe dazu die Vorschläge für den<br />

Kanton Bern (Beilage), die Sie 1:1 auf die ganze <strong>Schweiz</strong> übertragen können.<br />

5. Wie stellen Sie sich den „Atomausstieg“ vor?<br />

Als schrittweise Stilllegung der bestehenden <strong>Atomkraftwerke</strong> wie in Deutschland, Italien usw.<br />

6. Wie stehen Sie zum Thema „Endlagerung“<br />

Es gibt nirgends auf der Welt ein funktionierendes „Endlager“ für hochradioaktive Abfälle<br />

sondern nur Atomlager, die man ständig überwachen und später auch <strong>wieder</strong> sanieren muss.<br />

Die Idee, das Ganze habe ein „Ende“, wenn man die Abfälle irgendwo vergräbt und das Lager<br />

dann verschliesst, ist eine Propagandalüge der Atomlobby.<br />

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35 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

Siehe Kölliken, Sanierungskosten seit 1980 ca. 500 Mio. Fr., oder Asse, wo das vermeintliche<br />

„Endlager“ schon nach 40 Jahren für Mio. Euro saniert werden muss. Die Sanierungskosten<br />

bezahlen die nachfolgenden Generationen, ein krimineller Akt einer entgleisten, entmensch‐<br />

lichten Industrie.<br />

Gemäss dem Abfallkonzept der <strong>Schweiz</strong> gilt es als erstes, Abfälle zu vermeiden. Also müsste<br />

man bei der Diskussion um Atomlager als erstes einen Plan zur Vermeidung von Atommüll<br />

(=Schliessung der <strong>Atomkraftwerke</strong>) vorlegen.<br />

7. Was wären Ihrer Meinung nach die besten Alternativen für ein KKW?<br />

Auf der ganzen Welt ist der Marktanteil der Atomenergie rückläufig. Die am schnellsten<br />

wachsenden Techniken sind Windenergie und Solarenergie, die ihre Umsätze alle zwei Jahre<br />

verdoppeln. Die Elektrizitätswirtschaft hat längst Antworten auf diese Frage, aber in der<br />

<strong>Schweiz</strong> sind wir ein bisschen rückständig, siehe Frauenstimmrecht, AHV usw. , die alle unge‐<br />

fähr 60‐80 Jahre nach der Einführung durch die Nachbarländer eingeführt wurden.<br />

Konkret für die <strong>Schweiz</strong>: Die Einspeisevergütungen sollten nicht länger beschränkt werden. Es<br />

gibt ja Tausende von Gesuchen, die nicht realisiert werden können, weil der Bund die Ein‐<br />

speisevergütungen beschränkt hat:<br />

Wie in Deutschland sollte jeder und jede, die will, auf dem Dach eine Solarenergie mit kos‐<br />

tendeckender Vergütung installieren dürfen, dann sind die Probleme in den nächsten Jahren<br />

gelöst. Die Kosten für Photovoltaik sinken pro Jahr um 8%, d.h. nach einer kurzen Über‐<br />

gangsphase bis zur Massenproduktion sind alle diese Techniken wettbewerbsfähig.<br />

Bitte schauen sie sich einfach den beiliegenden Bericht „Bern erneuerbar!“ an. Ich arbeite<br />

derzeit an einem neuen Bericht „<strong>Schweiz</strong> erneuerbar“. Gemessen an den Wachstumsraten<br />

der erneuerbaren Energien ist es klar, wohin wir uns bewegen: Richtung Vollversorgung<br />

mit<br />

erneuerbaren Energien. Alles andere sind Rückzugsgefechte.<br />

7 Alternativen zu Kernkraftwerken<br />

7.1 Einleitung<br />

Kernkraftwerke beinhalten wie im vorherigen Thema besprochen folgende Problematiken:<br />

• Die Gesellschaftliche und politische Akzeptanz sind sehr durchmischt<br />

• Die Endlagerung radioaktiver Abfälle ist noch nicht realisiert<br />

• Trotz hoher Sicherheitsstandards bleibt immer ein Restrisiko<br />

• Die Uranvorräte sind begrenzt, KKWs gehören zu den nicht erneuerbaren Energien<br />

Darum lohnt es sich, vorab wirklich alle Optionen zu prüfen, um das Potential der Energieumwand‐<br />

lung oder Energieersparung möglichst gut auszunützen.<br />

Hier ist eine Liste der in Betracht zu nehmenden Optionen.<br />

• Erneuerbare Energien<br />

• Energieeffizienz<br />

• Importe<br />

• Grosstechnische Anlagen<br />

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36 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

7.2 Übersicht<br />

Zuerst eine Übersicht über die Energiequellen, die grundsätzlich in zwei grosse Gruppen eingeteilt<br />

werden können.<br />

7.2.1 Nicht erneuerbare Energien<br />

Fossile Brennstoffe sind während hunderten von Millionen Jahren in der Natur entstanden und wer‐<br />

den nun in kürzester Zeit abgebaut und verbraucht. Es ist eine Ressource, die in absehbarer Zeit zu<br />

Ende gehen wird. Dasselbe gilt für Kernbrennstoffe, wobei diese nicht zu den Alternativen zählen.<br />

Uranvorkommen gibt es zwar beinahe überall (Boden, Gestein, Flüsse, Seen und Meer), jedoch wer‐<br />

den auch diese Reserven einmal erschöpft sein. Diese Energien sind nicht erneuerbar, weil hundert<br />

Millionen Jahre keine menschlichen Zeiträume mehr sind.<br />

7.2.1.1 Fossile Energien<br />

Fossile Energien sind zum Beispiel Kohle (Braun‐ und Steinkohle), Erdöl oder Erdgas<br />

7.2.1.2 Kernbrennstoffe<br />

Als Brennstoffe für Kernkraftwerke dient hauptsächlich Uran.<br />

Hier die Vorräte in Zahlen:<br />

Nicht erneuerbare Energien Dauer in Jahren bei gegenwärtigem Verbrauch<br />

Erdöl 40 Jahre<br />

Erdgas 65 ‐ 70 Jahre<br />

Kohle 200 ‐ 300 Jahre<br />

Uran, ohne Brutreaktor 50 ‐ 70 Jahre<br />

mit Brutreaktor/ höhere Abbaukosten 3000 ‐ 4000 Jahre<br />

Kernfusion (noch nicht realisiert!) 1 Milliarde Jahre<br />

Tabelle 3: Vorräte an erneuerbaren Energien<br />

7.2.2 Erneuerbare Energien<br />

Erneuerbare Energien werden von der Natur bereitgestellt und auch immer <strong>wieder</strong> erneuert, d.h. sie<br />

werden auch in menschlichen Zeiträumen durch natürliche Kreisläufe aufs Neue zu Verfügung ge‐<br />

stellt.<br />

Energie Gewinnung/Umwandlung<br />

Sonnenenergie Treibhaus<br />

Sonnenkollektor (Warmwasser)<br />

Solarthermisches Kraftwerk<br />

Photovoltaische Zellen<br />

Umgebungswärme Wärmepumpe<br />

Windenergie Windkraftanlage<br />

Segel<br />

Biomasse Verbrennung, Vergärung, Vergasung<br />

Wasserkraft Wasserkraftwerk<br />

Wellenkraftwerk<br />

Erdwärme (geothermische Energie) Sonden und Wärmepumpen<br />

Geothermisches Kraft<br />

Gezeitenenergie Gezeitenkraftwerk<br />

Tabelle 4: Übersicht über die erneuerbaren Energien<br />

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37 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

7.3 Die erneuerbaren Energien kurz erklärt<br />

7.3.1 Wasserkraft<br />

In der <strong>Schweiz</strong> bestehen zurzeit 430 Lauf‐, 86 Speicher‐, und 16 Pumpspeicherkraftwerke, diese<br />

Kraftwerke decken rund 55% des Energiebedarfs der <strong>Schweiz</strong>. Die Produktion lag 2007 bei 36TWh.<br />

Laut Bund liegt das theoretische Energiepotenzial bei 150TWh, 42TWh sind technisch realisierbar.<br />

Daraus folgt, dass heute bereits 90% der Wasserkraft genutzt ist.<br />

Der Bund plant mit einem Ausbau von 4,3‐5TWh in<br />

einem Zeitrahmen bis 2050.<br />

Darin enthalten sind vor allem drei Grossprojekte:<br />

• Pumpspeicherkraftwerk Linthal 2015<br />

• Unterirdisches Pumpspeicherkraftwerk “Nan‐<br />

te de Drance“ Unterwallis<br />

• Pumpspeicherkraftwerk Grimsel 3 inkl. Stau‐<br />

mauer Erhöhung Grimselsee um 23m. Diese<br />

Erhöhung ist jedoch sehr umstritten.<br />

Dazu kommen 347 Projekte für Kleinwasserkraftwer‐<br />

ke, welche beim Bund eingereicht sind.<br />

Wasserkraft stellt somit keine Alternative zu KKWs<br />

dar, weil sie schon beinahe voll ausgeschöpft ist. Die<br />

Wasserkraft wird weiterhin den Grundbaustein der<br />

<strong>Schweiz</strong>er Energieproduktion darstellen. 1<br />

Bild 26: Aufbau eines Laufwasserkraftwerkes<br />

7.3.2 Windkraft<br />

Windenergie wird in der <strong>Schweiz</strong> bereits auf dem Mont Crosin (Jura) mit acht Anlagen und in Collon‐<br />

ges (Wallis) mit einer Windkraftanlage, die 2MW leistet, genutzt.<br />

Diese Erneuerbare Energie ist stark wetterabhängig, nämlich von Windstärke und ‐richtung. Wesent‐<br />

liche Probleme sind auch die Zerstörung des Landschaftsbildes, Lärmbelastung, Schattenwurf und die<br />

Auswirkungen auf die Vogelwelt, welche starken politischen Widerstand erzeugen. Vor allem wegen<br />

Ersterem ist es geplant die Windkraftwerke aufs Meer zu verlagern, sogenannte Offshore‐Anlagen. In<br />

Nordeuropa liegt auf dem Meer ein Potenzial von mehr als 20GW. Die Windenergie ist die meist ge‐<br />

förderte Energie der Welt, in Europa steht<br />

eine installierte Leistung von 35GW, das<br />

sind 2% der Stromproduktion.<br />

Die Geographie der <strong>Schweiz</strong> ist für Wind‐<br />

kraft weniger geeignet. Einerseits sind wir<br />

weit von einem Meer entfernt, anderseits<br />

wird der Wind durch das abwechslungsrei‐<br />

che Relief zerstört. In der <strong>Schweiz</strong> ist zurzeit<br />

geplant den Windpark auf dem Mont Crosin<br />

bis 2010 auf 100MW ausbauen. Neuste<br />

Windräder leisten 4‐5MW. 2<br />

Bild 27: Windkraftanlage<br />

1<br />

Zusammengefasst aus: Beobachter Nr.19, Wasserkraft: Der Mythos der sauberen Energie<br />

2<br />

Zusammengefasst aus: Erneuerbare Energien, Windenergie S.24‐27<br />

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38 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

7.3.3 Solarenergie<br />

7.3.3.1 Einleitung<br />

Jedes Jahr erreichen 174’500TW durch Sonnenstrahlung die Erde, dass entspricht dem 1000‐fachen<br />

des Energieverbrauchs.<br />

Derzeitig können wir nur einen bescheidenen Teil davon brauchen. Es gibt drei Nutzungsarten:<br />

7.3.3.2 Sonnenkollektoren<br />

Dies ist die verbreiteteste Nutzungsart. Dieses System funk‐<br />

tioniert mit Hilfe des Treibhauseffektes. Sonnenkollektoren<br />

werden mehrheitlich für die Warmwasserproduktion und<br />

zum Teil auch für die Raumheizung verwendet. Eine gute<br />

Ausrichtung der Kollektoren deckt bis zu 70% Warmwasser‐<br />

bedarfs pro Jahr.<br />

Sonnenkollektoren sind eine gute Möglichkeit zur Nutzung<br />

der Sonnenenergie in Haushalten.<br />

Bild 28: Photovoltaische Zellen<br />

7.3.3.3 Solarthermische Kraftwerke<br />

Die Zufuhr von Wärme mit hoher Temperatur erfolgt durch die Bündelung der direkten Sonnenstrah‐<br />

lung. Der hergestellte Wasserdampf treibt ein Gas‐Dampf‐Kombikraftwerk an. Dieses Kraftwerk leis‐<br />

tet bis zu 300MW. Im Gegensatz zu den Solarzellen kann dieses Kraftwerk Energie speichern und so<br />

auch in der Nacht Strom produzieren. Solche Kraftwerke sind heute schon fast rentabel, aber für uns<br />

uninteressant wegen schwacher Sonneneinstrahlung und diffusem Licht. Solarzellen sind besser ge‐<br />

eignet für unser Klima.<br />

7.3.3.4 Solarzellen<br />

Diese Energienutzung besteht aus der Umwandlung von Sonnenstrahlen in Strom. Gewisse Materia‐<br />

lien (z.B. Silizium) setzen bei Lichteinfall Elektronen frei. Die Umwandlung hat einen<br />

Wirkungsgrad von 5 bis 17%. Das zweite Hauptproblem sind die hohen Gestehungskosten von aktuell<br />

5 bis 10Fr./Watt. Mit weiterführender Forschung dauert es noch mindestens 20 Jahre bis die Solar‐<br />

zelle auf die Rentabilitätsgrenze von 1Fr./Watt sinkt. Um gegenwärtig 1% des Stromverbrauchs der<br />

<strong>Schweiz</strong> zu decken, braucht es 5 Mio. m 2 Solarzellen (1,5 m 2 pro Wohnung).<br />

Bei Systemen mit kleiner Leistung, welche abseits des Stromnetzes sind, stellen Solarzellen die beste<br />

Lösung dar. Beispiele dazu sind: Alphütten, Sender, Billettautomaten sowie Uhren und Taschenrech‐<br />

nern. 1<br />

1<br />

Zusammengefasst aus: Erneuerbare Energien, Solarenergie S.8‐20<br />

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39 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

7.3.3.5 Solarenergie ersetzt Kernenergie<br />

Wie viel m 2 Solarzelle sind notwendig, um die Kernenergie der <strong>Schweiz</strong> durch Sonnenenergie zu er‐<br />

setzen. Wir rechnen mit einer Strahlungsdichte L von 100W/m 2 und einem Wirkungsgrad η der Solar‐<br />

zelle von 10%.<br />

Kernenergie netto: Leibstadt 1165 MW<br />

Gösgen 970 MW<br />

Beznau I/II 730 MW<br />

Mühleberg 355 MW<br />

<strong>Schweiz</strong> 3220 MW<br />

Leistung einer Solarzelle: Psolarenergie= L ∙ η<br />

Psolarenergie= 100W/m 2 ∙ 0.1 = 10W/m 2<br />

Fläche der Solarzellen: A= Pkernenergie : Psolarenergie<br />

A= 3220 ∙ 10 6 W : 10W/m 2 = 322 ∙ 10 6 m 2 = 322km 2<br />

Grössenvergleich: Fussballfeld international = 68m ∙ 105m = 7140m 2<br />

Fläche Aargau = 1403,7km 2<br />

322 ∙ 10 6 m 2 : 7140m 2 = ≈45‘100 Fussballfelder<br />

322km 2 : 1403,7km 2 ≈ 23% des Aargaus<br />

Die Solarenergie ist jedoch nicht als Bandenergie brauchbar, man benötigt für die gesamte Leistung<br />

Backupsysteme, um die Solarenergie bei Nacht oder schlechter Sonneneinstrahlung zu ersetzen. 1<br />

7.3.4 Biomasse<br />

Mit 1,4% des weltweiten Energiebedarfs ist die Biomasse, die grösste und wichtigste erneuerbare<br />

Energie. Der grosse Vorteil von Biomasse ist die CO2‐Neutralität. Biomasseressourcen sind: Pflanzen,<br />

Holz, Abfälle aus der Landwirtschaft und Abwasserreinigung.<br />

7.3.4.1 Holz<br />

Es ist die wichtigste Ressource der Bio‐<br />

masse. Gegenwärtig deckt Holz 3% des<br />

Energiebedarfs der <strong>Schweiz</strong>. Laut Studien<br />

kann dieser Anteil verdoppelt werden,<br />

ohne den Waldbestand zu gefährden. Das<br />

Holz kann zur Energienutzung folgende<br />

Formen haben: Stückholz, Holzschnitzel,<br />

Pellets (zusammengedrücktes Sägemehl)<br />

und Holzgas. Es besteht natürlich die Ge‐<br />

fahr von Rodungen mit ihren Auswirkun‐<br />

gen auf die Umwelt und Gesundheit, wo‐<br />

mit dieser Energieverbrauch dann nicht<br />

mehr als nachhaltig gilt.<br />

Bild 29: Der Wald in seiner schönsten Pracht<br />

1<br />

Wert entnommen aus: Wilfried Knies & Knaus Schierack, Elektrische Anlagetechnik<br />

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40 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

7.3.4.2 Biomassekraftwerke (CH = Kompogaskraftwerke)<br />

Grosse Kraftwerke verwerten Abfälle von Forst‐ und Papierindustrie. Sie können Leistungen von bis<br />

zu 200MW erreichen. Kleinere Anlagen verwerten Nebenprodukte der Landwirtschaft, der Nah‐<br />

rungsmittelindustrie und Grünabfälle. In diesen kleineren Anlagen lässt man diese Abfälle bei 55°C<br />

während 15 bis 20 Tagen vergären, d.h. Mikroorganismen verwandeln es zu Biogas und Dünger. Eine<br />

Tonne Bioabfälle ergeben 130m 3 Biogas und fast eine Tonne Dünger oder anstatt 130m 3 Biogas auch<br />

70l Biotreibstoff. In der <strong>Schweiz</strong> gibt es etwa 560 solche Anlagen, welche jährlich 112GWh produzie‐<br />

ren. 1<br />

7.3.4.3 Fazit:<br />

Biomasse stellt eine gute Alternative zu fossilen Brennstoffen dar, die Leistung solcher Anlagen<br />

kommt jedoch nicht an die eines grossen KKWs. Sie sollte aber weiter gefördert werden, da Biomasse<br />

CO2‐neutral ist. Das ist ein grosser Pluspunkt in der Zeit der Klimaerwärmung.<br />

7.3.5 Geothermische Energie<br />

Die Erde ist ein riesiger Heizkessel. Im flüssigen<br />

Erdkern herrschen Temperaturen von 6000°C, im<br />

äusseren Mantel noch 1300°C. Dringt man in die<br />

Erdkruste ein, nimmt die Temperatur etwa um<br />

1°C pro 30m zu. Die gesamte Erdoberfläche gibt<br />

Wärme mit einer konstanten Leistung von 40Mia<br />

kW ab. Auf die <strong>Schweiz</strong> gerechnet entspricht dies<br />

2.5GW. Diese Energie stammt hauptsächlich vom<br />

natürlichen Zerfall der Elemente Uran und Thori‐<br />

um im Erdgestein.<br />

Um diese Energie zu nutzen, wendet man das<br />

Hot‐Dry‐Rock‐Verfahren an. Man spritzt Wasser<br />

mit hohem Druck in 3 bis 5km tiefe Bohrlöcher.<br />

Das Wasser nimmt die Wärme des Gesteins auf<br />

und verdampft. An der Oberfläche treibt dieser<br />

Dampf eine Turbine an. Das kondensierte Wasser<br />

wird erneut hinunter gespritzt. Derzeitig errei‐<br />

chen solche Anlagen eine Leistung von 6MW. In<br />

naher Zukunft lässt die Forschung Anlagen mit bis<br />

zu 20MW Leistung zu. Diese erneuerbare Energie<br />

ist jederzeit verfügbar und wetterunabhängig. Im<br />

Jahr 2006 wurde in Basel eine solche Anlage ge‐<br />

baut.<br />

Bild 30: Aufbau eines Geothermischen Kraftwerkes<br />

Während des Betriebs wurden jedoch Erdbeben<br />

von nicht vernachlässigbarer Stärke gemessen, worauf die Anlage bis auf weiteres stillgelegt werden<br />

musste. In Soultz‐sous‐Forêts (Elsass) ist seit 2008 eine Geothermieanlage in Betrieb. Sie leistet 2.1<br />

MW und kann somit ca. 1500 Haushalte beliefern.<br />

Zum Heizen kann auch Erdwärme mit tieferer Temperatur genutzt werden, dies wird mit sogenann‐<br />

ten Erdsonden realisiert. Dazu werden Wärmetauscher in 50 bis 150m Tiefe positioniert. Eine Flüs‐<br />

sigkeit nimmt die Energie der Erde auf und wird danach einer Wärmepumpe zugeführt.<br />

1 Zusammengefasst: Erneuerbare Energien, Biomasse S.28‐31<br />

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41 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

Diese Heizungsart geniesst in der <strong>Schweiz</strong> einen erheblichen Aufschwung. 20% der Einfamilienhaus‐<br />

Neubauten werden mit Erdsonden ausgerüstet.<br />

Geothermie ist eine sehr gute Möglichkeit, um die Erdwärme zu nutzen. Sie sollte weiter gefördert<br />

werden, da es eine sehr saubere Energie ist. Um ein KKW zu ersetzen, wird es aber nicht reichen.<br />

7.3.6 Gezeitenkraftwerke<br />

Die Rotation des Mondes und der Sonne gegenüber der Erde löst Schwerkraft‐Veränderungen aus.<br />

Dies äussert sich in zwei Ebben und Fluten täglich. Dieser Tidenhub wird durch Trichtermündungen<br />

nochmals verstärkt. So eine Trichtermündung wird nun mit einem Wehr abgeriegelt. Das grösste<br />

Gezeitenkraftwerk mit einer Leistung von 240MW liegt in Frankreich am Ärmelkanal. Der Durch‐<br />

schnittstidenhub liegt bei 8m. Es besitzt 24 Turbinen, welche in beide Richtungen arbeiten. Einziger<br />

Nachteil des Kraftwerks sind die Produktionsunterbrüche bei Gezeitenwenden. Gezeitenkraftwerke<br />

können auch als Pumpspeicherkraft‐<br />

werke betrieben werden.<br />

Neuste Techniken erlauben die Nut‐<br />

zung der Gezeiten ohne Wehr. In Eng‐<br />

land wurde ein erster Prototyp von<br />

Unterwasserpropeller mit einer Leis‐<br />

tung von 300kW getestet.<br />

Diese Energienutzung ist für <strong>Schweiz</strong><br />

eher unrealistisch, einzig durch Antei‐<br />

le oder Import von Gezeitenkraftwer‐<br />

ke möglich. 1<br />

7.4 Energieeffizienz<br />

Ein weiterer Aspekt zum Thema Alter‐<br />

nativen ist Strom sparen. Wir erleben diesen Effekt auch in einer anderen Sparte: den Automobilen.<br />

Dort ist momentan auch ein Trend zu erkennen, so wird nämlich immer mehr auf Autos mit niedri‐<br />

gem Kraftstoffverbrauch geachtet. Dasselbe sollte auch bei Elektrogeräten, Heizungen ‐ kurz einfach<br />

bei allem was mit Strom betrieben wird, beginnen. Auch der Bund legt hohen Wert auf Energieeffi‐<br />

zienz. Heute ist die durchschnittliche Energieeffizienz jedoch noch weit weg von dem was technisch<br />

möglich wäre.<br />

Bild 31: Aufbau eines Flutkraftwerkes<br />

Es wurden vom Bund Programme wie z.B. „Energie <strong>Schweiz</strong>“ lanciert, welche Erfolge erzielt, aber ihre<br />

Ziele nicht erreicht haben. „Energie <strong>Schweiz</strong>“ sollte so den Stromverbrauchsanstieg zwischen 2000<br />

und 2010 auf 5% beschränken. 2005 war der Verbrauchsanstieg jedoch schon um 9.5% angestiegen.<br />

Es ist leicht gesagt, Strom sparen, jedoch ist es schwierig umzusetzen. Zum einen sind zum Teil grosse<br />

Investitionen nötig, und zum anderen Teil müssen die Menschen ihre Gewohnheiten ändern, welches<br />

oft ein sehr träger Prozess ist. 2<br />

7.5 Importe<br />

Die <strong>Schweiz</strong> importiert seit vielen Jahren Strom aus dem Kernkraftwerkpark der Electricité de France<br />

(EDF). Die Abhängigkeit von anderen Ländern verringert die Versorgungssicherheit. Ab 2020 laufen<br />

die ersten Stromimport‐Verträge mit der EDF im Produktionsumfang von zwei Kernkraftwerken<br />

(2400MW) kontinuierlich aus.<br />

1<br />

Zusammengefasst aus: Erneuerbare Energien, Energien der Meere und Ozeane S.40‐41<br />

2<br />

Zusammengefasst aus: Axpo, Studie Stromperspektiven 2020 S.8<br />

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42 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

Zudem sind Engpässe bei den Netzübergängen vom europaweiten Übertragungsnetz entstanden, die<br />

freien Übertragungskapazitäten werden versteigert. Das heisst die <strong>Schweiz</strong> muss jeder Zeit bereit<br />

sein den höchsten Preis zu zahlen.<br />

Ein weiteres Problem sind die Naturgesetzte: Je grösser die Distanz zur Übertragung von Strom ist,<br />

desto mehr Verluste entstehen. Es ist grundsätzlich nicht sehr wirtschaftlich und nachhaltig, Strom<br />

über weite Strecken zu transportieren. So wird dieser natürlich auch teurer.<br />

Ein weiterer Aspekt ist, dass Kraftwerke im Inland Investitionen, Arbeitsplätze und Steuereinnahmen<br />

bedeuten. Es ist auch nicht vertretbar, die Fragen der Stromproduktion, Umweltbelastung, Lagerung<br />

von radioaktiven Abfällen etc. auf andere Länder abzuschieben. 1<br />

7.6 Grosstechnische Anlagen<br />

7.6.1 Einleitung<br />

Grosswasserkraft (Wasserkraft über 10 MW Leistung), Gas‐Kombikraftwerke, Braun‐ und Steinkohle‐<br />

kraftwerke als auch Kernenergie werden zu grosstechnischen Anlagen gezählt. Kernenergie zählt<br />

aber hier nicht zu den Alternativen und Grosswasserkraft wurde schon beschrieben. 2<br />

7.6.2 Gas­Kombikraftwerke<br />

Der ausformulierte Begriff für Kombikraftwerk ist «kombiniertes Gas‐ und Dampfturbinenkraftwerk».<br />

Diese Anlage kombiniert eine Gasturbine (Verbrennungsprozess), welche mittels Erdgas betrieben<br />

wird, mit einer Dampfturbine. Dabei macht die Gasturbine etwa 2/3 und die Dampfturbine 1/3 der<br />

elektrischen Gesamtleistung aus.<br />

Die Technik dieser Kraftwerke wurde in laufender Zeit kontinuierlich verbessert, und so sind sie in<br />

Europa dank ihres hohen Wirkungsgrads (ca. 60%) sehr beliebt geworden. Er wird dank Forschung<br />

und Entwicklung noch verbessert. Es wird damit gerechnet, dass bis 2020 Anlagen mit 63% Wirkungs‐<br />

rad verfügbar sind.<br />

Die Bewilligungsverfahren für solche Anlagen sind verhältnismässig kurz, ca. 5‐7 Jahre. Auch die In‐<br />

vestitionskosten sind im Vergleich zu anderen Kraftwerken gering. Die Produktionskosten bestehen<br />

zu 70% aus Gaskosten, und sind somit stark vom Gaspreis abhängig.<br />

Ein negativer Punkt ist, dass man aufgrund der Gaslieferungen permanent auf das Ausland angewie‐<br />

sen ist. Das wohl grösste Problem wäre der CO2 –Ausstoss. Bis heute haben wir nämlich in der<br />

<strong>Schweiz</strong> durch Kombination von Kernenergie und Wasserkraft eine beinahe CO2‐lose Stromprodukti‐<br />

on (natürlich darf man die Grauenergien und den Uranabbau nicht vergessen). Dadurch würde sich<br />

unsere CO2‐Billanz verschlechtern, ein widersprüchlicher Gedanke im Hinblick auf die Klimaerwär‐<br />

mung.<br />

Ein Beispiel: Eine 400MW‐Anlage (entspricht ca. KKW Mühleberg) bei 6000 Betriebsstunden pro Jahr<br />

würde 1 Mio. Tonnen CO2 ausstossen, das würde ca. 2.5% des gesamten schweizerischen CO2‐<br />

Ausstosses ausmachen. Man müsste auch Kosten für CO2‐Abgaben einrechnen.<br />

Gas‐Kombikraftwerke sind eine weltweit erprobte, eingesetzte und zuverlässige Variante zur Stro‐<br />

merzeugung. Solche Anlagen können Leistungen von bis zu 1000MW (wie KKW Gösgen) erzeugen,<br />

und als Bandenergie‐Lieferant könnte dadurch sogar ein KKW ersetzt werden.<br />

Reine Gasturbinen können wie ein Speicherkraftwerk eingesetzt werden, sie haben jedoch einen<br />

geringeren Wirkungsgrad als Gas‐Kombikraftwerke. 3<br />

1<br />

Zusammengefasst aus: Axpo, Studie Stromperspektive 2020 S.10<br />

2<br />

Zusammengefasst aus: Axpo, Studie Stromperspektive 2020 S.11<br />

3<br />

Zusammengefasst aus: Axpo, Gaskombikraftwerk<br />

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43 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

Bild 32: Die Funktion eines Gas‐Kombikraftwerks<br />

1. „Umgebungsluft wird über einen Filter angesaugt und im Verdichter komprimiert.<br />

2. Gasturbine: Luft wird verdichtet, Erdgas wird beigemischt. Es findet eine Verbrennung statt,<br />

bei der heisse, hochgespannte Gase entstehen. Die Turbine treibt den Generator und den<br />

Verdichter an.<br />

3. Abhitze‐Dampfkessel: Mit den heissen Abgasen aus der Gasturbine wird Wasser verdampft.<br />

4. Dampfturbine: Der Dampf treibt die Turbine an. Die dabei entstehende mechanische Energie<br />

wird an den Generator übertragen.<br />

5. Kondensator: Hier wird der Abdampf aus der Dampfturbine mittels Luftkühlung <strong>wieder</strong> in<br />

Wasser zurückverwandelt.<br />

6. Generatoren: Hier wird die mechanische Energie aus den Turbinen in elektrischen Strom um‐<br />

gewandelt.“<br />

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44 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

7.6.3 Kohlekraftwerke<br />

Kohlekraftwerke gehören zur Gattung der thermischen Kraftwerke. Solche Kraftwerke verbrennen<br />

fossile Brennstoffe, wodurch Wärme entsteht. Diese Wärme wird dazu genutzt um aus Wasser<br />

Dampf zu erzeugen und damit eine Turbine anzutreiben. Diese erzeugt dann über einen Generator<br />

Strom. Der Dampf muss nach der Turbine kondensieren, d.h. Wärme muss abgeführt werden. Dies<br />

geschieht über einen Kühlturm oder über Fluss‐ oder Seewasser. Ein Spezialfall sind Kehrichtverbren‐<br />

nungsanlagen, hier kann die Wärme der verbrannten Abfälle genutzt werden.<br />

Steinkohlekraftwerke haben heute einen Wirkungsgrad 45%, man rechnet mit einer Weiterentwick‐<br />

lung der Technologie bis 2020 auf einen Wirkungsgrad von 49%. Braunkohlekraftwerke haben einen<br />

rund 3 bis 5% geringeren Wirkungsgrad. Braunkohle ist billiger abzubauen als Steinkohle, emittieren<br />

jedoch auch mehr CO2 als Steinkohle. Weltweit gut verteilte Kohlevorräte garantieren einen mehr<br />

oder weniger stabilen Preis. Jedoch wäre der Transport in die <strong>Schweiz</strong> sehr teuer. Eine Verteuerung<br />

dieser Stromproduktion wäre der hohe CO2‐Ausstoss, welcher im Vergleich zu Gas‐Kombikraftwerken<br />

doppelt so hoch ist (hiermit ist die CO2‐Emission pro produzierte Energieeinheit gemeint). Dieser<br />

könnte in Zukunft hoch besteuert werden. Zudem müsste man in der <strong>Schweiz</strong> eine Verschlechterung<br />

der CO2‐Bilanz hinnehmen wie bei dem Gas‐Kombikraftwerk.<br />

Kohlekraftwerke basieren auf hockentwickelnden und bewährten Technologien. Die Investitionskos‐<br />

ten für den Bau einer solchen Anlage sind hoch, sie können jedoch 600 bis 1200MW (Vgl. KKW Leib‐<br />

stadt 1220 MW) Bandenergie liefern. 1<br />

Bild 33: Funktion eines Kohlekraftwerkes<br />

1<br />

Zusammengefasst aus: Axpo, Kohlegefeuertes Dampfkraftwerk<br />

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45 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

7.7 Übersicht über der Stromproduktion<br />

Bild 35: Strommix der EU im Jahr 2004<br />

Bild 34: Weltweite Stromproduktion im Jahr 2004<br />

Weltweit wird weniger Kernenergie und mehr Kohle genutzt als in Europa. In Europa ist auch ein<br />

grösserer Anteil an erneuerbaren Energien zu erkennen, wobei hier die Wasserkraft ausgenommen<br />

ist, diese wird in Europa weniger gebraucht. Fossile Brennstoffe wie Erdöl und Gas werden überall<br />

etwa gleichviel verbrannt.<br />

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46 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

7.8 Fazit<br />

Jetzt, wo wir die wichtigsten Arten zur Stromproduktion kennen, gilt es abzuwägen, mit welcher auch<br />

wirtschaftlich und ökologisch produziert werden kann. Heute, wo man aufgrund der Nachhaltigkeit<br />

auf erneuerbare Energien setzt, ist wohl ein Preisanstieg bei der Stromproduktion<br />

hinzunehmen.<br />

Es gilt den heutigen<br />

Marktpreis von 6.5<br />

Rp./kWh für Bandener‐<br />

gie<br />

anzuvisieren. Mit<br />

Ausnahme der Wind‐<br />

energie an günstigen<br />

Küstenstandorten lie‐<br />

gen die<br />

neuen erneuer‐<br />

baren Energien klar und<br />

teils mehrfach über<br />

dieser Grenze. Auf‐<br />

grund technischen Fort‐<br />

schritts ist bei der Pho‐<br />

tovoltaik die grösste<br />

Kostensenkung z u er‐<br />

warten. Hier nicht mit<br />

einbezogen ist die<br />

Bild 36: Bandbreite der Produktionskosten bei den neuen Energien<br />

Grosswasserkraft, da sie<br />

schon lange der grösste<br />

Bandenergielieferant in der <strong>Schweiz</strong> ist. Die Streuung dieser Werte besteht aufgrund verschiedener<br />

Leistungsgrössen, Wirkungsgraden und Eignung der Standorte.<br />

Dabei ist zu beachten, dass Wind‐ und Solarenergie (Photovoltaik) nicht permanent sondern soge‐<br />

nannt stochastisch, d.h. unregelmässig, Strom liefern.<br />

Bild 37: Treibhausgas‐Emissionen europäischer und <strong>Schweiz</strong>er Stromsysteme<br />

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47 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

Der Grund dafür sind die wechselnden Wetterverhältnisse. Solarenergie steht grundsätzlich nachts<br />

nicht zur Verfügung und nur abgeschwächt im Winter, während der Bedarfsspitze. Für solche Produk‐<br />

tionsformen sind Backup‐Systeme notwendig, die z.B. bei ungenügend starkem Wind das Produkti‐<br />

onsloch füllen. Dies erhöht die Kosten der Stromerzeugung. Zudem stellt sich dann die Frage, woher<br />

der Strom der Backup‐Systeme kommt. Wenn dieser durch Stromimporte gedeckt ist, z.B. aus Frank‐<br />

reich, ist dann <strong>wieder</strong> Atomstrom in unserem Stromnetz vorhanden.<br />

Bandenergielieferanten sind Geothermie, Biogas und feste Biomasse,<br />

welche auch Anklang bei der<br />

Bevölkerung geniessen. Solarenergie hat die grösste Akzeptanz. Kleinwasserkraftwerke sind abhängig<br />

von der Wasserführung. Diese stossen auch öfters auf Widerstand von Umweltorganisationen. Noch<br />

grösser ist die Opposition bei der Windenergie, da die Landschaft durch Windräder verschandelt<br />

werden würde.<br />

Abschliessend sehen<br />

wir, dass die neuen erneuerbaren Energien ein begrenztes Potenzial haben. Sie<br />

werden wohl kein KKW ersetzen können, sollten aber neben diesen betrieben und gefördert werden.<br />

Zudem sollte auch weiter an einer verbesserten Energieeffizienz gearbeitet werden sollte.<br />

Eine<br />

wirkliche Alternative zu Kernkraftwerken wären wohl nur Gas‐Kombi‐ oder Kohlekraftwerke.<br />

Man würde dann aber mehr fossile Brennstoffe verbrauchen und erheblich mehr CO2 ausstossen.<br />

Für Gas‐Kombikraftwerke sprechen die verhältnismässig kurze Bewilligungszeit und der relativ hohe<br />

Wirkungsgrad. Es ist aber eher als Notlösung zu betrachten, wenn bei einer Stromknappheit noch<br />

kein e richtige Alternative bereit steht.<br />

8 Besichtigungen<br />

8.1 Axporama<br />

Am 11. September 2008 besuchten wir das Axporama<br />

in Böttstein. Das Axporama ist ein Ausstel‐<br />

lungspavillon der Stromproduzentin Axpo. Wir benutzten die Besichtigung zur Einführung in das<br />

Thema Energie. Obwohl wir nur zu viert waren, konnten wir eine geführte Tour buchen. Wir beka‐<br />

men umfassende Informationen über die verschiedenen Arten, um Strom zu produzieren. Es wurde<br />

auch die Problematik mit der globalen Erderwärmung und dem Anstieg des Stromverbrauchs ange‐<br />

sprochen. Es wurde gezeigt, dass Handlungsbedarf besteht, weil dringendst neue Stromquellen be‐<br />

nötigt werden. Vor allem angesichts der Abschaltung der KKWs Mühleberg, Beznau I/II.<br />

Uns wurde erklärt, wie ein Druckwasserreaktor funktioniert, der mit vielen Sicherheitsbarrieren aus‐<br />

gestattet ist. Ausserdem wurden verschiedene erneuerbare Energien mit ihren Problematiken be‐<br />

sprochen. Ein weiterer Punkt war der unterschiedlich hohe Bedarf von Strom während eines Tages.<br />

Diese Spitzen werden mit Pumpspeicherkraftwerken abgedeckt. Am Schluss wurde uns erzählt, wie<br />

die ganzen radioaktiven Abfälle gelagert werden.<br />

Die Führung war sehr interessant und aufschliessend. Alle unsere Fragen wurden kompetent beant‐<br />

wortet. Wir konnten uns so einen guten Überblick über das Thema verschaffen, Neues erfahren und<br />

Altes <strong>wieder</strong> auffrischen.<br />

IdPA Berufsmaturitätsschule Lenzburg<br />

R. Zimmermann, D. Oberle, L. Zeugin, K. Emmenegger


48 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

8.2 Führung Kernkraftwerk Gösgen<br />

Als wir ankamen, waren wir vom hohen Kühlturm überwältigt. Wir benutzen ihn als Hintergrund für<br />

unser Gruppenfoto. Danach gingen wir ins Infozentrum. Als erstes wurde uns die Anlage an einem<br />

Modell kurz erklärt. Danach folgte die Gruppeneinteilung und wir durchliefen die Sicherheitsschleuse<br />

gestaffelt. Die erste Station der Führung war die Kommandozentrale. Dazu mussten wir ins Reaktor‐<br />

gebäude, welches hydraulisch gesteuerte Türen hatte. Die Böden waren sehr sauber. Es wurde er‐<br />

klärt, dass der ganze Komplex vollständig abgeschirmt sein muss. Das Personal darf keinen Staub mit<br />

nach draussen tragen und deswegen wird regelmässig geputzt. Danach sahen wir durch eine Glas‐<br />

scheibe den Kommandoraum. Anschliessend liefen wir ins Maschinenhaus. Dort besichtigten wir die<br />

Dampfturbinen mit Generator und diversen Pumpenanlagen. Der Raum war für uns als Techniker<br />

sehr interessant. Die nächste Station war der Kühlturm, wo wir im Innern mit hoher Luftfeuchtigkeit<br />

konfrontiert wurden. Wir verliessen die Anlage und gingen zurück ins Infozentrum. Dort beschäftig‐<br />

ten wir uns mit den Themen: Stromverbrauch, Endlagerung, Uranvorkommen, ‐verarbeitung, Radio‐<br />

aktivität usw. Es folgte das Mittagsessen, welches vom Kernkraftwerk gesponsert wurde. Nach dem<br />

Mittagessen schauten wir uns in einer kleineren Gruppe an einer Informationsstelle Extremtests an<br />

Castor‐Behältern an. Fazit: Castor‐Behälter scheinen sehr sicher zu sehen.<br />

Diese Besichtigung war für uns sehr wichtig und interessant. Wir erhielten Einsicht in eine Anlage,<br />

welche als Druckwasserreaktor gestaltet ist. Nun wissen wir einiges mehr über Kernkraftwerke.<br />

8.3 Führung Felslabor Grimsel<br />

Am 23.September 2008 hatten wir eine Führung im Felslabor Grimsel. Zuerst gab es einen Vortrag,<br />

der einen Überblick über das Thema Endlagerung radioaktiver Abfälle verschaffte. Anschliessend<br />

wurden uns die verschiedenen Forschungsprojekte vorgestellt. Man konnte jedoch nicht viel sehen,<br />

da das Meiste im Bergstollen abläuft.<br />

Das Felslabor wird von der NAGRA betrieben, welche international mit diversen Ländern zusammen<br />

arbeitet.<br />

Bild 38: Forschungsprojekt im Felslabor Grimsel<br />

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49 2008<br />

9 Schlusswort<br />

Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

Nach dieser Projektarbeit sind wir zum Schluss gekommen, dass die <strong>Schweiz</strong> so schnell wie möglich<br />

neue Kernkraftwerke benötigt. Den Grund dafür sehen wir in der Stromlücke, die sich im Jahre 2020<br />

öffnen wird.<br />

Aus unserer Sicht sollte die Stromlücke aus einem Mix aus verbesserter Energieeffizienz, Förderung<br />

der neuen erneuerbaren Energien, effizientere Nutzung der Wasserkraft und dem Ersatz der alten<br />

Kernkraftwerke durch leistungsstärkere, erprobte Kernkraftwerke bestehen.<br />

Nach einigen Anlaufschwierigkeiten mit der Projektarbeit, gelang uns ein guter Einstieg in die IdPA.<br />

Während der leistungsintensiven Arbeit gab es das eine oder andere Mal Unstimmigkeiten in der<br />

Gruppe, die jedoch durch sachliche Gespräche schnell gelöst werden konnten. Die Informationsviel‐<br />

falt war so gewaltig, dass es teilweise sehr schwierig für uns war, den Umfang auf einem sinnvollen<br />

Niveau zu halten.<br />

Wir denken, dass wir unsere Leitfragen meistens vollständig und ausführlich beantworten konnten.<br />

Aufgrund der starken Meinungsverschiedenheiten und vielen unterschiedlichen Zahlen, konnten<br />

einige Fragen nur bedingt beantwortet werden. Da diese Schwierigkeiten bestanden, haben wir ver‐<br />

schiedene Lösungsansätze und Meinungen dargestellt.<br />

Rückblickend können wir sagen, dass die Arbeit sehr spannend und lehrreich war. So gewann jeder<br />

von uns neue Erkenntnisse über Kernkraftwerke, alternative Energien und die <strong>Schweiz</strong>er Energiepoli‐<br />

tik. Ausserdem hat auch jeder Erfahrungen zum Verfassen von Projektarbeiten gewonnen, die uns im<br />

späteren Berufsleben sicher weiterhelfen werden. In diesem Sinne haben wir unsere Ziele erreicht.<br />

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50 2008<br />

10 Verzeichnisse<br />

Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

10.1 Literaturverzeichnis<br />

1. Wilfried Knies, Klaus Schierack. Elektrische Anlagetechnik. München : Hanser Fachbuchverlag,<br />

2006.<br />

2. Wikipedia. Three Mile Island. [Online] [Zitat vom: 19. Oktober 2008.]<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Three_Mile_Island.<br />

3. —. Liste von Unfällen in kerntechnischen Anlagen. [Online] [Zitat vom: 19. Oktober 2008.]<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Unf%C3%A4llen_in_kerntechnischen_Anlagen.<br />

4. —. Katastrophe von Tschernobyl. [Online] [Zitat vom: 19. Oktober 2008.]<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl.<br />

5. Tagesschau. Zwischenfall in französischem Atomkraftwerk. [Online] [Zitat vom: 19. Oktober 2008.]<br />

http://www.tagesschau.de/ausland/frankreich102.html.<br />

6. Swisssolar. [Online] [Zitat vom: 23. Oktober 2008.] http://www.swissolar.ch/index.php?id=123 .<br />

7. Spiegel. Vier <strong>Atomkraftwerke</strong> nach schwerem Störfall abgeschaltet. [Online] [Zitat vom: 19.<br />

Oktober 2008.] http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,430013,00.html.<br />

8. Reimann, Lukas. Legislaturprogramm. s.l. : SD <strong>Schweiz</strong>, 10. 10 2008.<br />

9. Otto, Hostettler. Wasserkraft: Der Mythos der sauberen Energie. Beobachter Nr.19. 19.<br />

September 2008, S. 39‐43.<br />

10. Lindner, Dr. Ludwig. Bericht vom 07.01.2006 zum Thema: Uranvorräte auf der Erde. [Online] 7. 1<br />

2006. [Zitat vom: 31. 8 2008.] http://www.buerger‐fuer‐technik.de/uranvorrate_auf_der_erde.html.<br />

11. Handelsblatt. Fast Super‐Gau in Schweden. [Online] [Zitat vom: 19. Oktober 2008.]<br />

http://www.handelsblatt.com/politik/international/fast‐super‐gau‐in‐schweden;1166681.<br />

12. Flückiger, Adrian. Kernenergie. Jugend und Wirtschaft. 2006, S. S. 12‐13.<br />

13. Kernkraftwerk <strong>Nie</strong>deramt Ag. Zweck. [Online] [Zitat vom: 25. 9 2208.] http://www.kkn‐<br />

ag.ch/Zweck‐1‐22‐1_de.html.<br />

14. Axpo. Zukunftsstandort Beznau. [Online] [Zitat vom: 25. 9 2008.]<br />

http://www.axpo.ch/internet/axpo/de/medien/perspektiven/zukunft_kernenergie.‐Slot1‐0004‐<br />

File.File.FileRef.pdf/080403_Thumann‐D%C3%B6ttingen_final.pdf.<br />

15. Nagra. Verarbeitung. [Online] [Zitat vom: 8. 10 2008.]<br />

http://www.kkl.ch/Portrait_neu.cfm?job=8934629&fsee=1&fukjob=.<br />

IdPA Berufsmaturitätsschule Lenzburg<br />

R. Zimmermann, D. Oberle, L. Zeugin, K. Emmenegger


51 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

16. Wikipedia. Uranwirtschaft. [Online] [Zitat vom: 18. 10 2008.]<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Uranwirtschaft.<br />

17. Atomenergie. Uran ‐ wo es zu finden ist und wie gross die Vorräte sind. [Online] [Zitat vom: 18.<br />

10 2008.] http://www.atomenergie.ch/de/vorkommen.html.<br />

18. Wikipedia. Uran. [Online] [Zitat vom: 18. 10 2008.] http://de.wikipedia.org/wiki/Uran.<br />

19. Nagra. Tiefbohrung Benken. [Online] [Zitat vom: 9. 10 2008.]<br />

http://nagra.ch/index1.tpl?iid=l132a1b4c2d55e3f57g&iid2=4&lang=1&str=a4b132c&cart=12254834<br />

683540171.<br />

20. Wikipedia. Siedewasserreaktor. [Online] [Zitat vom: 18. 10 2008.]<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Siedewasserreaktor.<br />

21. Nagra. Seismische Untersuchungen im Zürcher Weinland. [Online] [Zitat vom: 9. 10 2008.]<br />

http://nagra.ch/index1.tpl?iid=l133a1b4c2d55e3f58g&iid2=4&lang=1&str=a4b133c&cart=12254834<br />

683540171.<br />

22. —. Projekt Opalinuston. [Online] [Zitat vom: 9. 10 2008.]<br />

http://nagra.ch/index1.tpl?iid=l36a1b4c2d55e&iid2=4&lang=1&str=a4b36c&cart=122548346835401<br />

71.<br />

23. —. Opalinuston. [Online] [Zitat vom: 9. 10 2008.]<br />

http://nagra.ch/index1.tpl?iid=l132a1b4c2d55e3f57g&iid2=4&lang=1&str=a4b132c&cart=12254834<br />

683540171.<br />

24. Energie‐cluster. Mythos Stromlücke. [Online] [Zitat vom: 23. 9 2008.] www.energie‐<br />

cluster.ch/Bilder/NL_58/NL_2007_58_07_Mythos_Stromluecke.pdf.<br />

25. News. Kritik an der Nagra wegen Atommüll‐Endlager in Benken. [Online] [Zitat vom: 9. 10 2008.]<br />

http://www.news.ch/Kritik+an+der+Nagra+wegen+Atommuell+Endlager+in+Benken/132063/detail.<br />

htm.<br />

26. Axpo. Kohlegefeuertes Dampfkraftwerk. [Online] [Zitat vom: 10. 9 2008.]<br />

http://www.axpo.ch/internet/axpo/de/medien/perspektiven/stromerzeugung/dampfkraftwerk.html<br />

.<br />

27. —. Import. Studie Stromperspektiven 2020. 2007, S. 10.<br />

28. —. Grosstechnische Anlagen. Studie Stromperspektiven 2020. 2007, S. 11.<br />

29. EGL Elektrizitäts‐Gesellschaft Laufenburg AG. Gas‐Kombikraftwerk ‐ Wie Funktionierts . Seite 7.<br />

[Online] [Zitat vom: 26. 9 2008.]<br />

http://www.egl.ch/etc/medialib/eglmain/pdf/all/publications/image/de.Par.0005.File.tmp/gaskombi<br />

_wie_funktionierts_d.pdf.<br />

IdPA Berufsmaturitätsschule Lenzburg<br />

R. Zimmermann, D. Oberle, L. Zeugin, K. Emmenegger


52 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

30. Axpo. Gas‐Kombikraftwerk. [Online] [Zitat vom: 26. 9 2008.]<br />

http://www.axpo.ch/internet/axpo/de/medien/perspektiven/stromerzeugung/gas‐<br />

kombikraftwerk.html.<br />

31. Nagra. Fragen? Antworten. [Online] [Zitat vom: 8. 10 2008.]<br />

http://www.kkl.ch/Portrait_neu.cfm?job=8934629&fsee=1&fukjob=.<br />

32. —. FAQ: Häufig gestellte fragen. [Online] [Zitat vom: 9. 10 2008.]<br />

http://nagra.ch/index1.tpl?iid=l116a1b8&lang=1&iid2=116&r=[r]&cart=12254829803495857.<br />

33. —. Evaluationsverfahren. [Online] [Zitat vom: 9. 10 2008.]<br />

http://nagra.ch/index1.tpl?iid=l140a1b4c2d18e3f63g&iid2=4&lang=1&str=a4b140c&cart=12254834<br />

683540171.<br />

34. Les Electriciens Romands. Erneuerbare Energien. Lausanne : Edidac, 2006, S. 6‐41.<br />

35. Axpo. Energieeffizienz. Studie Stromperspektiven 2020. 2007, S. 8.<br />

36. Nagra. Einlagerung Hochaktive Abfälle. [Online] [Zitat vom: 9. 10 2008.]<br />

http://nagra.ch/index1.tpl?iid=l31a1b4c2d18e3f5g&iid2=4&lang=1&str=a4b31c&cart=12254834683<br />

540171.<br />

37. Wikipedia. Druckwasserreaktor. [Online] [Zitat vom: 15. 10 2008.]<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Druckwasserreaktor.<br />

38. Axpo. Die Stromlücke kommt früher als erwartet. [Online] [Zitat vom: 23. 9 2008.]<br />

http://www.axpo.ch/internet/axpo/de/medien/medienmitteilungen/archiv/2006/07/die_stromlueck<br />

e_kommt.html.<br />

39. Stoppatom. Die Stromlücke ist ein Mythos. [Online] [Zitat vom: 23. 9 2008.]<br />

http://www.stoppatom.ch/de/themen/stromzukunft/stromversorgung/.<br />

40. Greenpeace. Die Stromlücke ‐ eine Denklücke? [Online] [Zitat vom: 23. 9 2008.]<br />

http://www.greenpeace.ch/fileadmin/user_upload/Downloads/de/Energie/2007_Rep_Strom_Denkl<br />

uecke.pdf.<br />

41. Wikipedia. Castor. [Online] [Zitat vom: 8. 10 2008.]<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Castor_(Kerntechnik).<br />

42. —. Brutreaktor. [Online] [Zitat vom: 18. 10 2008.] http://de.wikipedia.org/wiki/Brutreaktor.<br />

43. Axpo. Axpo und BKW planen Ersatz der Kernkraftwerke. [Online] [Zitat vom: 25. 9 2008.]<br />

http://www.axpo.ch/internet/axpo/de/medien/medienmitteilungen/archiv/2007/dezember/der_ax<br />

po_energiedialog.html.<br />

44. Kernkraftwerk Leibstadt. Abfallmanagement. [Online]<br />

http://www.kkl.ch/Portrait_neu.cfm?job=8934629&fsee=1&fukjob.<br />

IdPA Berufsmaturitätsschule Lenzburg<br />

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53 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

45. CVP <strong>Schweiz</strong>. [Online] 3. 3 2007. [Zitat vom: 30. 9 2008.]<br />

http://www.cvp.ch/upload/prj/document/2007‐03‐KlimapolitikundEnergieeffizienz.pdf.<br />

46. EDU <strong>Schweiz</strong>. [Online] 5. 5 2007. [Zitat vom: 30. 9 2008.] http://www.edu‐<br />

schweiz.ch/cms/fileadmin/dateien_website/dateien_fuer_alle/positionspapiere/18_Energie_und_Str<br />

om.pdf.<br />

47. SVP <strong>Schweiz</strong>. [Online] 20. 7 2006. [Zitat vom: 30. 9 2008.] www.svp.ch/file/060721‐<br />

energiepapier‐d.pdf.<br />

48. FDP <strong>Schweiz</strong>. [Online] 14. 10 2006. [Zitat vom: 30. 9 2008.]<br />

http://fdp.ch/platform/content/element/68602/NachhaltigeEnergie.pdf.<br />

49. Die Grünen. [Online] 27. 8 2005. [Zitat vom: 30. 9 2008.]<br />

http://www.gruene.ch/d/politik/pp/grundlagenpapier_energiepolitik_d.pdf.<br />

50. SP <strong>Schweiz</strong>. [Online] 26. 4 2004. [Zitat vom: 30. 9 2008.] http://www.sp‐<br />

ps.ch/fileadmin/downloads/Pospap/d/2004‐06‐26_Positionspapier_Strom.pdf.<br />

51. Bundesamt für Energie. [Online] [Zitat vom: 23. Oktober 2008.]<br />

http://www.bfe.admin.ch/themen/00526/00541/00542/00630/index.html?lang=de&dossier_id=007<br />

65.<br />

10.2 Bildverzeichnis<br />

Bild 1: Entwicklung von Stromproduktion und –bedarf im Winterhalbjahr in der <strong>Schweiz</strong> ................... 6<br />

http://www.axpo.ch/internet/axpo/de/medien/perspektiven/unterlagen.‐Slot1‐0005‐<br />

File.File.FileRef.pdf/AXPO_P2020dt__Okt07.pdf; Zugriff am: 25.09.2008<br />

Bild 2: Naturzug‐Kühlturm des Kernkraftwerkes Leibstadt ..................................................................... 8<br />

http://www.axpo.ch/internet/axpo/de/medien/perspektiven/zukunft_kernenergie.‐Slot1‐0004‐<br />

File.File.FileRef.pdf/080403_Thumann‐D%C3%B6ttingen_final.pdf; Seite 9; Zugriff am: 25.09.2008<br />

Bild 3: Hybridkühlturm ............................................................................................................................ 8<br />

http://www.axpo.ch/internet/axpo/de/medien/perspektiven/zukunft_kernenergie.‐Slot1‐0004‐<br />

File.File.FileRef.pdf/080403_Thumann‐D%C3%B6ttingen_final.pdf; Seite 9; Zugriff am: 25.09.2008<br />

Bild 4: Zeitstrahl bis zum Bau eines Kernkraftwerkes. ............................................................................ 9<br />

http://www.axpo.ch/internet/axpo/de/medien/perspektiven/zukunft_kernenergie.‐Slot1‐0004‐<br />

File.File.FileRef.pdf/080403_Thumann‐D%C3%B6ttingen_final.pdf; Seite 14; Zugriff am: 25.09.2008<br />

Bild 5: Rahmenbewilligungsgesuch ......................................................................................................... 9<br />

http://www.axpo.ch/internet/axpo/de/medien/perspektiven/zukunft_kernenergie.‐Slot1‐0004‐<br />

File.File.FileRef.pdf/080403_Thumann‐D%C3%B6ttingen_final.pdf; Seite 11; Zugriff am: 25.09.2008<br />

IdPA Berufsmaturitätsschule Lenzburg<br />

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54 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

Bild 6: Pechblende (wird auch in der <strong>Schweiz</strong> gefunden) ..................................................................... 10<br />

http://www.atomenergie.ch/de/vorkommen.html; Zugriff am:11.10.2008<br />

Bild 7: Werdegang von Uranpellets von rechts nach links .................................................................... 10<br />

Foto selbst aufgenommen am 22.09.2008 im Kernkraftwerk Gösgen<br />

Bild 8: Herkunft des Natururans in der EU‐25 im Jahr 2005 ................................................................. 11<br />

CD Kernenergie für die <strong>Schweiz</strong>, Nuklearforum <strong>Schweiz</strong><br />

Bild 9: Schema eines Druckwasserreaktors ........................................................................................... 13<br />

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/7a/Nuclear_power_plant_pwr_diagram_de.png;<br />

Zugriff am: 16.10.2008<br />

Bild 10: Schema eines Siedewasserreaktors (Der Wirkungsgrad eines SWR liegt bei etwa 35%, ähnlich<br />

wie beim DWR) ...................................................................................................................................... 14<br />

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/b/bd/Schema_siedewasserreaktor_gro%C3%9F.png;<br />

Zugriff am: 18.10.2008<br />

Bild 11: Brutreaktor ............................................................................................................................... 15<br />

http://www.chempage.de/theorie/kernkraftreaktor2.jpg; Zugriff am 02.11.2008<br />

Bild 12: Kernkraftwerk Tschernobyl nach dem Unfall mit Sarkophag .................................................. 16<br />

http://www.bmi.gv.at/cms/cs03picturesbmi/BMI_ALPIN_INT%20‐%; Zugriff am 23.10.2008<br />

Bild 13: Kernkraftwerk Tschernobyl kurz nach der Katastrophe ........................................................... 17<br />

http://www.hamburger‐bildungsserver.de/nwz/ph/Bilder/Tschernobyl2.jpg; Zugriff am 02.11.2008<br />

Bild 14: Folgen des Unfalles von Tschernobyl ....................................................................................... 18<br />

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Bild:Tchernobyl_radiation_1996‐<br />

de.svg&filetimestamp=20070206221147; Zugriff am 23.10.2008<br />

Bild 15: Kernkraftwerk Three Mile Island .............................................................................................. 20<br />

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Bild:Three_Mile_Island_(color)‐<br />

2.jpg&filetimestamp=20060829154000; Zugriff am 23.10.2008<br />

Bild 16: Fässer mit radioaktiven Abfällen .............................................................................................. 22<br />

http://blog.kunzelnick.de/wp‐content/uploads/2008/03/atommuell.jpg; Zugriff am: 09.10.2008<br />

Bild 17: Verladen eines Castor‐Behälters .............................................................................................. 23<br />

http://www.zwilag.ch/_zwi/_img/img_013_umlad_l.jpg; Zugriff am: 09.10.2008<br />

Bild 18: Demonstration gegen Kernenergie .......................................................................................... 23<br />

http://media.de.indymedia.org/images/2008/03/209751.jpg; Zugriff am: 09.10.2008<br />

Bild 19: Schritte bis zur Betriebsaufnahme eines Endlagers ................................................................. 24<br />

http://nagra.ch/entsorgung/weiteres_vorg.gif; Zugriff 09.10.2008<br />

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55 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

Bild 20: Sicherheitsbarrieren eines Tiefenlagers ................................................................................... 25<br />

http://nagra.ch/pg_popup.tpl?idgall=2&startat=11&lang=1#; Zugriff am: 09.10.2008<br />

Bild 21: Mögliche Standortgebiete für Endlager ................................................................................... 26<br />

http://nagra.ch/pg_popup.tpl?idgall=2&startat=13&lang=1; Zugriff am: 09.10.2008<br />

Bild 22: Demonstration in Benken (ZH) ................................................................................................. 27<br />

http://vorort.bund.net/suedlicher‐oberrhein/thumb.php?bild=http://vorort.bund.net/suedlicher‐<br />

oberrhein/images/upload/benken‐demo1.jpg&size=300; Zugriff am: 09.10.2008<br />

Bild 23: Aufbau eines Tiefenlagers ........................................................................................................ 27<br />

http://www.nagra.ch/downloads/d_sachplan.pdf; Zugriff am: 09.10.2008<br />

Bild 24: Prozentuale Aufteilung der <strong>Schweiz</strong>er Stromproduktion ........................................................ 28<br />

Selbst produziertes Diagramm, erstellt am: 25.09.2008<br />

Bild 25: Statistische Darstellung der Umfrageergebnisse ..................................................................... 32<br />

http://www.franz‐marc‐gymnasium.de/aktuell/wettb/1999_00/donauer/bilder/flusskraftwerk‐<br />

skizze.gif; Zugriff am: 28.9.2008<br />

Bild 26: Aufbau eines Laufwasserkraftwerkes ...................................................................................... 37<br />

http://www.peakofoil.de/windenergie2.jpg; Zugriff am: 28.09.2008<br />

Bild 27: Windkraftanlage ....................................................................................................................... 37<br />

http://www.peakofoil.de/windenergie2.jpg; Zugriff am: 28.09.2008<br />

Bild 28: Photovoltaische Zellen ............................................................................................................. 38<br />

http://www.mota‐elektrotechnik.de/bilder/photovoltaik.jpg; Zugriff am: 28.09.2008<br />

Bild 29: Der Wald in seiner schönsten Pracht ....................................................................................... 39<br />

http://www.urlaub‐im‐wald.eu/assets/images/wald_25.jpg; Zugriff am: 10.10.2008<br />

Bild 30: Aufbau eines Geothermischen Kraftwerkes ............................................................................ 40<br />

http://waffenschmidt.homepage.t‐online.de/geothermie/geothermie_prinzip_1064pt.jpg; Zugriff am<br />

28.09.2008<br />

Bild 31: Aufbau eines Flutkraftwerkes .................................................................................................. 41<br />

http://www.xplosive‐design.de/projects/bio/gezeitenkraftwerk.jpg; Zugriff am: 28.09.2008<br />

Bild 32: Die Funktion eines Gas‐Kombikraftwerks ................................................................................ 43<br />

http://www.egl.ch/etc/medialib/eglmain/pdf/all/publications/image/de.Par.0005.File.tmp/gaskombi<br />

_wie_funktionierts_d.pdf; Zugriff am: 26.09.2008<br />

Bild 33: Funktion eines Kohlekraftwerkes ............................................................................................. 44<br />

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/aa/Kohlekraftwerk.svg; Zugriff am: 26.09.2008<br />

Bild 34: Strommix der EU im Jahr 2004 ................................................................................................. 45<br />

CD Kernenergie für die <strong>Schweiz</strong>, Nuklearforum <strong>Schweiz</strong><br />

IdPA Berufsmaturitätsschule Lenzburg<br />

R. Zimmermann, D. Oberle, L. Zeugin, K. Emmenegger


56 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

Bild 35: Weltweite Stromproduktion im Jahr 2004 ............................................................................... 45<br />

CD Kernenergie für die <strong>Schweiz</strong>, Nuklearforum <strong>Schweiz</strong><br />

Bild 36: Bandbreite der Produktionskosten bei den neuen Energien ................................................... 46<br />

http://www.axpo.ch/internet/axpo/de/medien/perspektiven/studie/produktionskosten.‐Slot1‐0008‐<br />

File.File.FileRef.jpg/Produktionskosten%20nE_2.jpg; Zugriff am: 25.09.2008<br />

Bild 37: Treibhausgas‐Emissionen europäischer und <strong>Schweiz</strong>er Stromsysteme .................................. 46<br />

http://www.axpo.ch/internet/axpo/de/medien/medienmitteilungen/archiv/2008/oktober/kkw_bezn<br />

au__positive.‐Slot1‐0009‐File.File.FileRef.pdf/081030_MM_KKB_Umweltzertifikat_hs.pdf; Zugriff am:<br />

02.112008<br />

Bild 38: Forschungsprojekt im Felslabor Grimsel .................................................................................. 48<br />

Foto selbst aufgenommen am 23.09.2008 im Felslabor Grimsel<br />

10.3 Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Uranvorräte ……………………………………………………………………………………………………………..……..11<br />

http://www.buerger‐fuer‐technik.de/uranvorrate_auf_der_erde.html; Zugriff am: 31.08.2008<br />

Tabelle 2: Verfügbarkeit von Uran…………………………………………………………………………….……………………..12<br />

http://www.buerger‐fuer‐technik.de/uranvorrate_auf_der_erde.html; Zugriff am: 31.08.2008<br />

Tabelle 3: Vorräte an erneuerbaren Energien…………………………………………………………………………………..37<br />

Les Electriciens Romands. Erneuerbare Energien. Lausanne : Edidac, 2006, S. 6<br />

Tabelle 4: Übersicht über die erneuerbaren Energien……………………………………………………………………..37<br />

Les Electriciens Romands. Erneuerbare Energien. Lausanne : Edidac, 2006, S. 6‐7<br />

IdPA Berufsmaturitätsschule Lenzburg<br />

R. Zimmermann, D. Oberle, L. Zeugin, K. Emmenegger


57 2008<br />

11 Anhang<br />

11.1 Brief an Herr Dr. M. Thumann<br />

29.8.2008<br />

Lucas Zeugin<br />

Schwächelerstr. 47<br />

5314 Kleindöttingen<br />

Herr Dr. Manfred Thumann<br />

Vogelsang 231<br />

5426 Lengnau<br />

Sehr geehrter Herr Thumann<br />

Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

Als ich am 27.08.08 die Botschaft las, stiess ich auf den Bericht „SP‐Diskussionsabend zu einem neuen<br />

KKW im Zurzibiet“, der sofort mein Interesse weckte.<br />

Da drei Mitschüler ich und für die Berufsmittelschule Lenzburg eine Projektarbeit über Kernkraftwer‐<br />

ke in der <strong>Schweiz</strong> schreiben, informieren wir uns über den Sachverhalt der fortwährenden Energie‐<br />

versorgung. Da wir alle im unteren Aaretal wohnhaft sind, betrifft uns dieses Thema sehr. Wir tragen<br />

nun die Meinungen verschiedener Parteien zusammen, um die Vorteile und Nachteile abwägen zu<br />

können. Aus diesen Gründen sind wir an Ihrer persönlichen Meinung sehr interessiert.<br />

Wie stehen Sie zu dem Thema Stromlücke?<br />

Wie sehen Sie die zukünftige <strong>Energieversorgung</strong> der <strong>Schweiz</strong>?<br />

Auf eine baldige Antwort würden wir uns sehr freuen.<br />

Mit freundlichen Grüssen<br />

Lucas Zeugin<br />

IdPA Berufsmaturitätsschule Lenzburg<br />

R. Zimmermann, D. Oberle, L. Zeugin, K. Emmenegger


58 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

11.2 Antwortbrief von Herr Dr. M. Thumann<br />

NOK Nordostschweizerische Kraftwerke AG<br />

Parkstrasse 23, Postfach<br />

CH‐5401 Baden<br />

T+41 56 200 31 11<br />

F +41 56 200 43 50<br />

www.nok.ch<br />

NOK. Postfach, CH‐5401 Baden<br />

A‐Post<br />

Herr<br />

Lucas Zeugin Schwächelerstrasse 47 5314 Kleindöttingen<br />

zuständig Dr. Manfred Thumann<br />

Abteilung Geschäftsleitung<br />

Tel. direkt +41 56 200 40 51<br />

Fax direkt +41 56 200 40 53<br />

Datum 16. September 2008<br />

SP‐Diskussionsabend zu einem neuen KKW im Zurzibiet<br />

Sehr geehrter Herr Zeugin<br />

Besten Dank für Ihr Schreiben vom 29. August 2008. Gerne beantworte ich Ihre zwei<br />

Fragen wie folgt:<br />

Wie stehen Sie zu dem Thema Stromlücke?<br />

Die heutigen Kernkraftwerke werden bald ihr Betriebsende erreichen. Zusätzlich laufen<br />

die Stromlieferverträge mit Frankreich aus. Trotz aller Sparmassnahmen und Effizienz‐<br />

steigerung wird mehr und mehr Strom verbraucht. Im Vergleich zum letzten Jahr ist<br />

der Stromverbrauch bis heute um 4,3% gestiegen.<br />

Wie sehen Sie die zukünftige <strong>Energieversorgung</strong> der <strong>Schweiz</strong>?<br />

Wir haben heute eine praktisch C02‐freie Stromversorgung in der <strong>Schweiz</strong>, weil wir fast<br />

ausschliesslich Kernkraft‐ und Wasserkraftwerke einsetzen. Diese für das Klima so<br />

wichtige Position kann nur gehalten werden, wenn wir auch weiterhin Wasser‐ und<br />

Kernenergie zur Stromproduktion einsetzen.<br />

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59 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

Des Weiteren gilt es, das Potential der erneuerbaren Energie so gut wie möglich aus‐<br />

zuschöpfen. Im Vordergrund sollte dabei heimische nachwachsende Ressourcen ste‐<br />

hen wie z.B. Holz und alle weiteren Biomassen inklusive Bioabfall. Photovoltaik ist<br />

heute um den Faktor 5 bis 10x teurer, und es benötigt noch viel Ent‐wicklung, damit<br />

bei weniger Materialeinsatz (Dünnfilm Photovoltaik) bessere Preise erzielt werden.<br />

Die beiliegende Broschüre gibt Ihnen einen Einblick in die Stromversorgungs‐<br />

Perspektive der <strong>Schweiz</strong>.<br />

Freundliche Grüsse Nordostschwsizerische Kraftwerke AG<br />

Dr. Manfred Thumann CEO<br />

Broschüre 2020<br />

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60 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

11.3 Brief an Herr Geri Müller<br />

28.8.2008<br />

Lucas Zeugin<br />

Schwächelerstr. 47<br />

5314 Kleindöttingen<br />

Herr Geri Müller<br />

Bahnhofstrasse 7<br />

Postfach 341<br />

5401 Baden<br />

Sehr geehrter Herr Müller<br />

In unserer Region gelten Sie als starker Vertreter der grünen Partei, weshalb ich Sie kontaktiere.<br />

Da drei Mitschüler ich und für die Berufsmittelschule Lenzburg eine Projektarbeit über Kernkraftwer‐<br />

ke in der <strong>Schweiz</strong> schreiben, informieren wir uns über den Sachverhalt der fortwährenden Energie‐<br />

versorgung. Da wir alle im unteren Aaretal wohnhaft sind, betrifft uns dieses Thema sehr. Wir tragen<br />

nun die Meinungen verschiedener Parteien zusammen, um die Vorteile und Nachteile eines neuen<br />

Kernkraftwerkes in der <strong>Schweiz</strong> abwägen zu können. Aus diesen Gründen sind wir an Ihrer persönli‐<br />

chen Meinung sehr interessiert.<br />

Wie stehen Sie zu dem Thema Stromlücke?<br />

Wie sehen Sie die zukünftige <strong>Energieversorgung</strong> der <strong>Schweiz</strong>?<br />

Auf eine baldige Antwort würden wir uns sehr freuen.<br />

Mit freundlichen Grüssen<br />

Lucas Zeugin<br />

IdPA Berufsmaturitätsschule Lenzburg<br />

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61 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

11.4 Antwortbrief von Herr Geri Müller<br />

Energie<br />

Sehr geehrter Herr Zeugin<br />

Geri Müller, Nationalrat, Postfach<br />

341 CH‐5401 Baden<br />

Tel.: 056 221 12 06;<br />

Mobil 076 34 777 26<br />

e‐mail: info@geri‐mueller.ch<br />

www.geri‐mueller.ch<br />

Baden, 28. Juli 2008<br />

Lucas Zeugin<br />

Schwächelerstrasse 47<br />

5314 Kleindöttingen<br />

Herzlichen Dank für Ihr Interesse für Energie! Diese Frage ist in der Tat DIE Herausforderung der<br />

nächsten Jahre. Ich werde Ihnen die Fragen kurz beantworten. Sollten Sie tiefergehende Antwor‐<br />

ten brauchen, rufen Sie mich ungeniert an.<br />

Eine Stromlücke gibt es nicht. Das ist ein Propagandatrick eines Kommunikationsunternehmens. Le‐<br />

sen Sie bitte dazu meine Rede, welche ich am 12. September in Zürich halten werde. Wenn Sie Zeit<br />

finden dabei zu sein, lade ich Sie gerne ein (ganztägige Tagung).<br />

„Geschätzte Tagungsteilnehmerlnnen<br />

Erlauben Sic mir bitte, dass ich verzichte, alle namhaften Persönlichkeiten in diesem Raum zu erwäh‐<br />

nen. Die Referentinnen werden Ihnen einzeln vorgestellt, im Publikum sitzen gewichtige Menschen,<br />

die sich mit der Energiefrage seit Jahren auseinandersetzen und die Diskussionen mit Fakten berei‐<br />

chert haben. Ich begrüsse alle Energieproduzenten und ‐fachleute, Medien schaffenden und Neugie‐<br />

rige. In den Pausen und über Mittag haben Sie die Gelegenheit hier Kontakte zu knüpfen und diese<br />

kennen zu lernen.<br />

Ich steige mit einer kleinen Anekdote in die Diskussion: Anlässlich der berühmten Badenfahrt im letz‐<br />

ten Jahr lud ich meine Kinder zu einer Riesenradfahrt in der Nähe ein. Vor dem Haus stelle ich fest,<br />

dass meine Tochter das Licht im Zimmer brennen liess. Das Schicksal eines Vaters, der Präsident der<br />

SES ist, schlug bei meiner Tochter voll durch. Sie muss <strong>wieder</strong> hoch, um das Licht zu löschen. Vor<br />

dem Riesenrad standen wir in der Warteschlange, plötzlich stösst sie mich an und sagt schnippisch:<br />

„Soeben habe ich ausgerechnet, dass alleine an diesem Riesenrad mind. 1000 Glühbirnen brennen!<br />

Und Du schickst mich hoch wegen einer Lampe, die erst noch eine Sparlampe ist!" Selber schuld, wer<br />

seine Kinder zum kritischen Nachdenken anhält! Allerdings habe ich eine Lesson learned hinter mich<br />

gebracht: Unsere Kinder wachsen in einem Energieüberfluss auf. Sie können den momentanen Dis‐<br />

kurs über die Stromlücke, oder lesson learned bei den Stromherstellern, Energielückc schlicht und<br />

ergreifend nicht verstehen. Zweite Anekdote diese Woche: Im aargauischen Möriken‐Wildegg plant<br />

der Gemeinderat die Beheizung des öffentlichen Gartenschwimmbads in den Übergangszeiten. Die<br />

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62 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

Naheliegende „Juracement" hat zu viel Abwärme. Ein symbolischer Beitrag der Gemeinde deckt die<br />

Kosten.<br />

Weitere lesson learned: auch die Gemeinderäte, und das sogar im Aargau, haben noch nichts von<br />

einer Energielücke gehört! Ok, ich weiss, die soll erst 2012 mit den ersten Stromunterbrüchen einge‐<br />

läutet werden, ab 2020 sollen die maroden AKW's in Mühleberg und Beznau abgeschaltet werden.<br />

Dann werden meine Tochter und der Gemeinderat in Möriken‐Wildegg schon sehen, was ich heute<br />

meinte.<br />

Die Pläne der Stromkonzerne sind bekannt. Mit zwei neuen AKW's sollen die alten AKW's ersetzt<br />

werden und der auslaufende Vertrag mit französischen AKW's aufgefangen werden. Kostenpunkt<br />

nach heutigem Stand: je 5‐7 Mia <strong>Schweiz</strong>er Franken. Zum Vergleich das viel zitierte AKW in Olkihuoto<br />

sollte 4,5 Mia CHF kosten, Heute hat man den Preis schon angepasst: 7 Mia CHF. Die Bauzeit wurde<br />

schon um drei Jahre verlängert. Was könnte man sonst noch mit rund 10‐14 Mia CH anfangen?<br />

Jüngst hat der freisinnige Nationalrat und GU Phillip Müller in der AZ vorgerechnet, dass der Raum‐<br />

wärmeverbrauch in der <strong>Schweiz</strong> 282 Pentajoule beträgt. Alle AKW's in der <strong>Schweiz</strong> produzieren zu‐<br />

sammen 94 Pentajoule. Also genau einen Drittel. Würde man jährlich 150'000 Wohnungen sanieren,<br />

jede Wohnung mit 10'000 subventionieren, würde dies 1,5 Mia Franken kosten. Die Elektrizitätsge‐<br />

sellschaften, welche ja ausschliesslich in öffentlicher Hand liegen, könnten Ihre enormen Gewinne<br />

sinnvoll anlegen. Innert 10 Jahren, also 2018 wären alle Altwohnbauten saniert. Die Wohnungsbesit‐<br />

zerinnen und Mieterinnen wären geschützt vom stetig steigenden Energieverbrauch. Tausende von<br />

Arbeitsplätzen in Industrie und Gewerbe würden geschaffen. Der C02‐Ausstoss würde gewaltig redu‐<br />

ziert werden. Gleichzeitig wird die Warmwasseraufbereitung solar betrieben, heute wird das zu 90%<br />

elektrisch gemacht. Investition pro 4‐Personenhaushalt ca. 6000.‐. Eine Studie der SES und anderer<br />

Umweltverbände im Jahre 2006 traf sehr konservative Annahmen. Der heutige Entwicklungsstand<br />

der Best‐Avaliable‐Technology‐Elektrogeräte wurde als Standard eingefroren. Jeder darf seine heuti‐<br />

gen Geräte behalten. Jedoch würde jedes kaputte Gerät durch ein neues BAT‐Gerät ersetzt. Resultat:<br />

40% der Strom könnte so bis 2050 gespart werden.<br />

Ein Drittel der Energie verbrauchen wir heute für die Mobilität. Tendenz noch immer steigend. Die<br />

Volksinitiative gegen die Offroader scheint ein Spleen junger Grüner zu sein, in der <strong>Schweiz</strong> chancen‐<br />

los. Aber: letzte Woche berichtete mir der Vorsitzende des Volkskongresses in China, dass seit Herbst<br />

2007 in chinesischen Fabriken nur noch Motoren mit einem Verbrauch von 3 Litern hergestellt wer‐<br />

den darf. Die Offroader‐Initiative ist dort um ein Mehrfaches übertroffen worden. Nur ein kleines<br />

Detail: In der Volksrepublik China werden schon heute ca. 20% der Motoren europäischer Automar‐<br />

ken hergestellt. Die Gefahr ist also gross, dass die Offroader‐Initiative noch vor der Abstimmung er‐<br />

füllt ist.<br />

Im Ernst, geschätzte TagungsteilnehmerInnen, wir stehen vor einem grossen Problem. Weltweit to‐<br />

ben hässliche Kriege und Unruhen an den Energiequellen der Welt. Der Verteilungskampf ist im Gan‐<br />

ge. Öl und Gas haben den Peak erreicht, 50% von den Ressourcen sind innert 150 Jahren verfahren<br />

und verheizt worden. Täglich wird es aufwändiger an die andere Hälfte heranzukommen. Die Batte‐<br />

rie fossile Energie neigt sich dem Ende zu, Wiederauflade‐zeit: 300 Mio Jahre. Die Welt produziert zu<br />

80% Energie aus fossilen Stoffen. Sollte diese Energie mit Uran ersetzt werden, müssten rund 4000<br />

AKW's weltweit gebaut werden. Die Uranreserven würden knapp vier Jahre reichen, dafür müssten<br />

unsere Kinder und Kindeskinder I Million Jahre auf Abfälle aufpassen, von deren Rohprodukt sie<br />

nichts hatten. Und sie müssten von dem leben, was wir heute genauso einsetzen könnten: von er‐<br />

neuerbarer Energie. Und damit komme ich zum Schluss: Wie müssen den Energiekonsum auf die<br />

verfügbare erneuerbare Energie beschränken. Das bedeutet, dass wir in Zukunft bei allen Planungen<br />

zwingend die Frage beantworten müssen: Wie kann ich ein Projekt verwirklichen mit möglichst we‐<br />

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R. Zimmermann, D. Oberle, L. Zeugin, K. Emmenegger


63 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

nigem Energieeinsatz? Eine Utopie? Nein, die meisten Lösungen sind schon da: in der <strong>Schweiz</strong> stehen<br />

bereits 200 Häuser, welche keine endlichen Energien verbrauchen, ja teilweise sogar Überschüsse<br />

produzieren. BAT‐Geräte werden laufend verbessert. Die Mobilität ist ein psychologisches Problem.<br />

60% der Autofahrten sind Freizeitverkehr. Die Zuwachsraten bei den Installationen von erneuerbarer<br />

Energie hat überall dort Traumkurven, wo der Umstieg gesetzlich verordnet ist. In der <strong>Schweiz</strong> hat<br />

das Parlament letztes Jahr die Tür dazu einen Spaltbreit aufgesperrt.<br />

Die SES arbeitet seit über 30 Jahren am neuen Weg der <strong>Schweiz</strong>erischen Energiepolitik. Nicht wenige<br />

Mitglieder sind Koryphäen in Energie‐ und Wirtschaftsfragen. Die Anzahl ist in den letzten Jahren<br />

stark gestiegen. Sie sind herzlich eingeladen, bei uns mitzuwirken.<br />

Ich danke hier allen ganz herzlich, welche diese Tagung gestaltet haben. Unsere professionelle Ge‐<br />

schäftsstelle ist dabei sehr effizient und erneuert immerfort die Ideen. Bernhard Piller war erneut mit<br />

der Organisation der Tagung betraut. Er hat nur ein Problem: Jahr für Jahr kommen mehr und es<br />

stellt sich schon bald die Frage des unbegrenzten Wachstums! Bernhard Piller und der Geschäftsstel‐<br />

le gebührt ein kräftiger Applaus. Und ich danke allen Referenten, die den teils langen Weg auf sich<br />

genommen haben!<br />

Ich wünsche Ihnen für diese Tagung offene Ohren und Augen, und ein offenes Herz. Denn gemäss<br />

Antoine Saint‐Exupery sieht man nur mit dem Herzen gut."<br />

Ich hoffe Ihnen mit diesen Angaben gedient haben zu können.<br />

Geri Müller<br />

Nationalrat, Präsident der SES, Baden<br />

Freundliche Grüssen<br />

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64 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

11.5 Energieszenarien<br />

Allgemein<br />

Die Energieperspektiven mit dem Zeithorizont 2035 und in einer Vision bis 2050 sollen mithelfen, für<br />

die Energiepolitik mittel‐ und langfristig mögliche energiepolitische Optionen aufzuzeigen. Sie bilden<br />

für Parlament, Bundesrat und Verwaltung eine Entscheidungsgrundlage.<br />

Ausgehend von exogen vorgegebenen gesamtwirtschaftlichen Rahmenentwicklungen wie Bevölke‐<br />

rungsentwicklung, Wirtschaftswachstum, internationale Energiepreise und Klima werden vier ener‐<br />

gie‐politische Szenarien mit Instrumenten und Massnahmen ausgearbeitet. Es werden die Auswir‐<br />

kungen auf Primär‐ und Sekundärenergieträger aber auch auf die Verbrauchssektoren aufgezeigt,<br />

was wie‐derum Rückschlüsse für die schweizerische Volkswirtschaft zulässt. Letztlich wird auch die<br />

Frage beantwortet, welche langfristigen energiepolitischen Ziele erreicht werden könnten.<br />

Es stehen zwei Arten von Modellen zur Verfügung. In Bottom‐up Modellen werden Instrumente und<br />

Technologien auf der Ebene des Energieverbrauchs modelliert. In einem Top‐down Modell (allgemei‐<br />

ne Gleichgewichtsmodelle) werden das Verhalten der Marktakteure sowie die Auswirkungen auf die<br />

Energiesysteme auf einem aggregierten Niveau betrachtet. In den Perspektivarbeiten kommt eine<br />

Kombination beider Modelltypen zur Anwendung.<br />

Um den erheblichen Einfluss einzelner Elemente der Rahmenentwicklung beurteilen zu können, wer‐<br />

den verschiedene Sensitivitäten durchgerechnet, das heisst einzelne Inputparameter werden vari‐<br />

iert.<br />

Die Szenarien I und II sind massnahmeorientiert, das heisst es werden Instrumente und Massnah‐<br />

men festgelegt und Ihre Auswirkungen bestimmt. Die Szenarien III und IV sind zielorientiert, das<br />

heisst es werden Zielvorgaben gemacht, die es mit bestimmten Massnahmen und Instrumenten zu<br />

erreichen gilt.<br />

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65 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

Elektrizitätsangebotsvarianten<br />

Es stehen sieben Angebotsvarianten bis 2035 zur Verfügung:<br />

Abbildung 2: Übersicht über die in den Perspektiven berücksichtigten Angebotsvarianten bis 2035.<br />

Dabei stehen in drei Varianten zur Schliessung einer Angebotslücke vor allem Grossanlagen im Vor‐<br />

dergrund:<br />

A Nuklear (Kernkraftwerke werden durch Kernkraftwerke ersetzt)<br />

B Nuklear‐fossil (Übergangsstrategie mit GuD‐Kraftwerken, danach neue/s Kernkraftwerk/e)<br />

C Fossil‐zentral (Kernkraftwerke werden durch GuD‐Kraftwerke ersetzt)<br />

In drei Varianten steht vor allem die dezentrale Erzeugung im Vordergrund:<br />

D Fossil‐dezentral (Kernkraftwerke werden vor allem durch fossil‐dezentrale Einheiten ersetzt)<br />

E Erneuerbare Energie (Kernkraftwerke werden vor allem durch erneuerbare Energien ersetzt)<br />

F 100% erneuerbare Energien (Schrittweiser Ausstieg aus der Kernenergie bis 2035)<br />

Als Variante G wird die Lückendeckung mit Importen untersucht.<br />

Rahmenentwicklung<br />

Folgende Rahmendaten fliessen in die Modelle ein:<br />

Inland: Bevölkerungsentwicklung, Wirtschaftswachstum, Klima, Technologiefortschritt<br />

Ausland: Energiepreise, Klimaschutzpolitik, Technologiefortschritt<br />

Der Technologiefortschritt und die CO ‐Reduktion sind szenarienabhängig und werden hier nicht<br />

2<br />

weiter ausgeführt.<br />

Trend<br />

Bevölkerungsentwicklung, Wirtschaftswachstum (BIP Trend): als Grundlage dienen die im Rah‐men<br />

des Perspektivstabes des Bundes mit BFS, seco, ARE usw. ausgearbeiteten Szenarien. Dabei wird von<br />

einer etwa konstanten Bevölkerung ausgegangen. Die BIP‐Perspektive sieht ein Wachstum von<br />

durchschnittlich 0.9% pro Jahr bis 2035 vor, was durch Produktivitätssteigerung der stagnieren‐den<br />

Beschäftigungszahl erreicht wird.<br />

Klima: In der Trendvariante wird von einer Fortschreibung des heutigen Klimas ausgegangen.<br />

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66 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

Energiepreise: Als Trendvariante wird von einem real konstanten Ölpreis von 30 USD/Fass bis 2030<br />

ausgegangen, danach folgt ein linearer Anstieg auf rund 48 USD real bis 2050 (Stichwort: Hotelling‐<br />

Modell). Die Gaspreise und Strompreise leiten sich zum Teil aus dem Ölpreis ab.<br />

Sensitivitäten<br />

In einzelnen Szenarien werden Sensitivitäten ausgerechnet, um den Einfluss der Rahmenentwick‐<br />

lung abschätzen zu können. Die wichtigsten Sensitivitäten sind:<br />

Wirtschaftswachstum (BIP hoch): Diese Sensitivität geht von einem durchschnittlichen BIP‐<br />

Wachstum von 1.4% pro Jahr bis 2035 aus.<br />

Energiepreise hoch (Preise hoch): Der Ölpreis liegt bis 2050 real konstant auf 50 USD/Fass. Dies ent‐<br />

spricht inflationiert einem Ölpreis von 88 USD im Jahre 2035 und 112 USD im Jahre 2050. Die stei‐<br />

genden Marktpreise bewirken, dass die rationelle Energieverwendung, neue Energien und weitere<br />

Kategorien von fossilen Ressourcen wirtschaftlicher werden (inklusive Zuschlag für Neutralisation des<br />

produktionsbedingten CO 2 ).<br />

Höchstpreisszenario: Es werden die Auswirkungen eines dauerhaft sehr hohen Ölpreises auf Substi‐<br />

tutionseffekte zu andern Energieträgern und ‐effizienz, auf den technischen Fortschritt und die<br />

schwei‐zerische Volkswirtschaft mit Hilfe eines dynamischen, globalen Welthandelsmodell unter‐<br />

sucht. Diese Untersuchung läuft unabhängig von den Energieperspektiven.<br />

Klima (Klima wärmer): Gegenüber der Referenzperiode 1960‐1990 wird für die Periode 2020‐2050<br />

mit einem Temperaturanstieg von rund 1.2° C im Alpenraum (im Sommer mehr als im Winter, im Sü‐<br />

den mehr als im Norden) gerechnet bei gleichzeitiger Reduktion der <strong>Nie</strong>derschlagsmengen um rund<br />

2% (im Sommer Rückgang im Süden stärker als im Norden, im Winter Zunahme).<br />

Szenario I „weiter wie bisher“ (Referenzszenario)<br />

Grundidee<br />

Szenario I ist massnahmeorientiert. Es beruht auf dem Vollzug beschlossener und in Kraft gesetzter<br />

Instrumente gemäss Energiegesetz im Wesentlichen unter Beibehaltung der bisherigen Vollzugsin‐<br />

tensität. Berücksichtigt wird ein technischer Fortschritt ohne wesentliche Beschleunigungen und<br />

Durchbrüche.<br />

Szenario Ia: Ohne CO 2 ‐Abgabe mit weiterer Verfolgung der staatlichen und freiwilligen Massnahmen<br />

zur CO 2 ‐Reduktion.<br />

Szenario Ib: Mit CO 2 ‐Abgabe, um die Ziellücke bis 2010 zu schliessen, nach 2010 kein weiterer Ab‐<br />

senkpfad.<br />

Instrumente und Massnahmen: keine zusätzlichen Instrumente und Massnahmen; das Referenz‐<br />

szenario beruht auf der bestehenden Politik. Effizienzstandards für Gebäude, Geräte, Fahrzeuge und<br />

der Einsatz neuer Energien werden den Energiepreisen und dem technischen Fortschritt angepasst.<br />

Es wird aber davon ausgegangen, dass wegen Markthemmnissen nur ein Teil der wirtschaftlichen<br />

Massnahmen tatsächlich umgesetzt wird.<br />

Elektrizitätsangebotsvarianten: In Szenario I wird ein autonomer Zubau von erneuerbaren Energien<br />

und fossil‐dezentralen Anlagen unterstellt. Stärkere Förderinstrumente als heute (zum Beispiel Ein‐<br />

speisevergütung für Strom aus erneuerbaren Energien, kantonale Subventionen) kommen nicht zum<br />

Einsatz. Die wachsende Stromnachfrage muss daher mehrheitlich von Grossanlagen (nukleare<br />

und/oder fossil‐zentrale Einheiten) oder durch neue Importe gedeckt werden.<br />

IdPA Berufsmaturitätsschule Lenzburg<br />

R. Zimmermann, D. Oberle, L. Zeugin, K. Emmenegger


67 2008 Benötigt die <strong>Schweiz</strong> neue Kernkraftwerke?<br />

Szenario IV (Übergang zur 2000‐Watt‐Gesellschaft)<br />

Szenario IV ist zielorientiert. Es wird untersucht, mit welchen Instrumenten und Techniken die vor‐<br />

erst hypothetischen Ziele erreicht werden könnten. In Szenario IV werden gegenüber Szenario I we‐<br />

sentli‐che Änderungen der Mengenkomponenten der Energienachfrage unterstellt.<br />

Zu prüfende Zielvorgaben<br />

• CO 2 ‐Reduktion um 20% bis 2020 und 35% bis 2035 in Bezug auf das Referenzjahr 2000 (Wei‐<br />

terentwicklung der Kyoto‐Ziele)<br />

• Verbesserung der Energieeffizienz bezogen auf den Endenergieverbrauch pro Kopf um 35% bis<br />

2035 gegenüber 2000 (entspricht einer durchschnittlichen Reduktion von 1.2% p.a.)<br />

• Steigerung des Anteils der erneuerbaren Energien:<br />

o Elektrizitätsproduktion: Erhöhung der Produktion bis 2030 um 20% gemessen am End‐<br />

verbrauch, danach lineare Fortschreibung des erreichten Pfades (inklusive Erneuerung der<br />

bestehenden Wasserkraftwerke und der Erhöhung des biogenen Anteils von Kehricht‐<br />

verbrennungsanlagen).<br />

o Energieverbrauch im Wärmebereich auf 30% des Wärmeverbrauchs bis 2035<br />

o Anteil erneuerbarer Treibstoffe: 10% des Treibstoffverbrauchs (ohne Flugtreibstoffe) bis<br />

2035.<br />

Mögliche Instrumente und Massnahmen<br />

Wesentliche Verstärkung gegenüber Szenario III, wesentlich andere Rahmenentwicklung zum Bei‐<br />

spiel auch in der Verkehrspolitik.<br />

Elektrizitätsangebotsvarianten<br />

Schwerpunkt CO ‐freie Energien: wenn überhaupt noch fossil, dann mit CO ‐Abscheidung und Spei‐<br />

2 2<br />

cherung.<br />

IdPA Berufsmaturitätsschule Lenzburg<br />

R. Zimmermann, D. Oberle, L. Zeugin, K. Emmenegger

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