Diabetologische Schwerpunktpraxis Im Kleinen Biergrund
Diabetologische Schwerpunktpraxis Im Kleinen Biergrund
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<strong>Diabetologische</strong> <strong>Schwerpunktpraxis</strong> <strong>Im</strong> <strong>Kleinen</strong> <strong>Biergrund</strong><br />
Dr.med.Christian Klepzig Kleiner <strong>Biergrund</strong> 31<br />
Facharzt für Allgemeinmedizin/Diabetologie 63065 Offenbach<br />
Dr.med.Gerd Nitzsche Tel.: 069/886369<br />
Facharzt für Innere Medizin/Diabetologie Fax: 069/82369614<br />
http://www.diabetologie-offenbach.de mail: info@diabetologie-offenbach.de<br />
Klepzig & Nitzsche/Kleiner <strong>Biergrund</strong> 31/63065 Offenbach<br />
An die<br />
hessische Sozialministerin<br />
Frau Silke Lautenschläger<br />
Dostojewskistr. 4<br />
65187 Wiesbaden<br />
Nachrichtlich:<br />
Herrn<br />
Staatsminister<br />
MdL Stefan Grüttner<br />
CDU Kreisverband Offenbach Stadt<br />
Luisenstr. 70<br />
63067 Offenbach/M.<br />
Frau<br />
MdL Heike Habermann<br />
Herrnstr. 14<br />
63065 Offenbach<br />
Herrn<br />
MdL Tarek Al-Wazir<br />
Regionalbüro<br />
Frankfurter Straße 67<br />
63067 Offenbach<br />
Sehr geehrte Frau Ministerin,<br />
Samstag, 27. Oktober 2007<br />
wir wenden uns in existenzieller Not an Sie.<br />
Gemäß des Beschlusses des erweiterten Bewertungsausschusses von KBV<br />
und GKV vom 19.10.2007 wird der so genannte EBM (=Einheitlicher Be-<br />
1
wertungsmaßstab) 2008 ab 01.Januar 2008 die derzeitig gültige vertragsärztliche<br />
Gebührenordnung EBM 2000+ ablösen.<br />
Durch die Regelungen des EBM 2000+, bei dem man im fachärztlichen Kapitel<br />
den Bereich „Diabetologie“ schlicht vergessen hat, waren die Diabetologen<br />
in der Regel gezwungen, sich formal im hausärztlichen Versorgungsbereich<br />
zu bewegen, da nur hier die „sprechende Medizin“, die in der Diabetologie<br />
essenzieller Bestandteil einer guten Therapie ist, ansatzweise vergütet wurde.<br />
Dies gilt ganz besonders für Hessen, da wir hier keinerlei strukturvertragliche<br />
Regelungen zur Diabetikerversorgung haben und damit im bundesweiten<br />
Vergleich ohnehin weitgehendes Schlusslicht sind.<br />
Vor Ort wurde dann, wie z.B. in Offenbach, ein Versorgungsnetzwerk aufgebaut,<br />
in dem die Hausärzte in die entsprechenden Diabetes-<br />
Schwerpunktpraxen, die allerdings formal auch Hausarztpraxen sind, überweisen.<br />
Da die spezialisierte diabetologische Versorgung jedoch eine besondere<br />
Leistung darstellt, die eben nur in ganz wenigen Hausarztpraxen (=<br />
Diabetes-Schwerpunktpraxen) vorgehalten wird, ist dieses Vorgehen mit den<br />
Regelungen des EBM 2000+ vereinbar.<br />
<strong>Im</strong> EBM 2008 wird diesem erfolgreichen Versorgungskonstrukt jetzt jedoch<br />
die Luft abgeschnürt, da die Quartalspauschale, die ein (formaler) Hausarzt-<br />
Diabetologe erhält, wenn er eine(n) Patientin/Patienten überwiesen bekommt,<br />
schlicht um 50% gegenüber der regulären Pauschale gekürzt wird.<br />
Für unsere Praxen bedeutet dies, dass wir einen Einnahmeausfall von<br />
100.000 - 120.000 €/Jahr erleiden werden.<br />
Damit sind wir wirtschaftlich ruiniert; es sei denn, wir beenden zum<br />
01.01.2008 unsere spezialisierte diabetologische Tätigkeit.<br />
Das Ende unserer Diabetes-Schwerpunktpraxen, die die Stadt und Teile des<br />
Kreises Offenbach und in einigen Spezialindikationen (Gestationsdiabetes,<br />
Diabetisches Fußsyndrom) einen Umkreis von rund 50km um Offenbach<br />
versorgt, bedeutet ganz kurz und knapp, dass ab diesem Tag rund 2000 Patienten<br />
mit Diabetes, davon rund 250 schwangere Frauen und rund 60<br />
Patienten mit floriden Fußgeschwüren (z.T. vorfußamputiert) ohne<br />
spezialisierte Versorgung da stehen werden.<br />
Dies stellt in unseren Augen einen unglaublichen Skandal dar. Wenn der<br />
Diabetesbeirat der Landesregierung, dem einer der Unterzeichner angehört<br />
zu Recht fordert, dass die Prävention gestärkt werden müsse, dann ist es ein<br />
Schlag ins Gesicht aller, die sich um Prävention bemühen, wenn durch diese<br />
neue Gebührenordnung der Sekundär- und Tertiärprävention bei schwer-<br />
und schwerstkranken Menschen mit Diabetes wirtschaftlich der Boden unter<br />
den Füßen weggezogen wird.<br />
Ebenso werden Schwangere wieder wochenlange Klinikaufenthalte in Kauf<br />
nehmen müssen, weil es ambulant keine Praxis mehr gibt, die diese Frauen<br />
zeitnah und qualitativ hochwertig versorgt.<br />
Sehr geehrte Frau Ministerin,<br />
wir appellieren daher an Sie, alles in Ihrer Macht stehende zu tun, dass<br />
diese Passage aus dem EBM 2008 gestrichen wird. Es geht hier nicht<br />
um das larmoyante Geschrei einer üppig alimentierten Ärztegruppe,<br />
sondern es geht um die Frage, ob wir wirtschaftlich überleben werden.<br />
2
Wir müssen an dieser Stelle klar feststellen, dass durch diesen Vorgang<br />
einmal mehr bewiesen wird, dass die so genannte Selbstverwaltung aus Kassenarzt-<br />
und Krankenkassenfunktionären nicht in der Lage ist, die<br />
drängenden Probleme der Krankenversorgung in Deutschland sachgerecht<br />
und vernünftig zu lösen.<br />
Insofern ist an diesem Beispiel erneut auch eine grundsätzliche Diskussion<br />
über die Entscheidungsabläufe und -träger aufzuhängen.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Dr.med. Christian Klepzig Dr.med. Gerd Nitzsche<br />
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