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Harry Czeke - Diakonie Mitteldeutschland

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Antworten auf die Wahlprüfsteine Europawahl der <strong>Diakonie</strong> <strong>Mitteldeutschland</strong><br />

durch den Kandidaten der LINKEN <strong>Harry</strong> <strong>Czeke</strong> aus Sachsen-Anhalt, 5.4.2009<br />

� Was schlagen Sie vor, um den interkulturellen Dialog auch nach dem "Europäischen Jahr zum<br />

Interkulturellen Dialog 2008" weiterzuführen?<br />

Die Linke befürwortet die Erhaltung und Weiterentwicklung der kulturellen Identität. Hierzu gehören<br />

das Erlernen der eigenen Muttersprache in den Schulen sowie die Anerkennung anderer Religionen.<br />

Für die Linke gehört die rechtliche, politische und soziale Gleichstellung der kulturellen Minderheiten<br />

zu den Grundvoraussetzungen einer Integrationspolitik. Ein wirklicher Dialog muss auf gleicher<br />

Augenhöhe und in wechselseitigem Respekt geführt werden. Dies erfordert, die Anerkennung der<br />

kulturellen Identität sowie die rechtliche, politische und soziale Gleichstellung. Es bedarf tatsächlicher<br />

Chancengleichheit in den Bereichen Bildung und Ausbildung durch sozial gerechte Reformen im<br />

Bildungswesen sowie die berufliche Integration durch besseren Zugang zu Beschäftigung mit<br />

menschenwürdigen Einkommen.<br />

� Wie würden Sie darauf hinarbeiten, das Recht zu verwirklichen, nicht aufgrund von Religion oder<br />

Glauben, „Rasse" oder ethnischer Zugehörigkeit benachteiligt zu werden?<br />

Die LINKE setzt sich für eine anerkannte Vielfalt von Lebensweisen und deren völlige Gleichstellung in<br />

der Gesellschaft ein, ohne jegliche Form von Missachtung, Diskriminierung und Gewalt. Wir sind der<br />

Meinung, dass die Privatwirtschaft, kirchliche Einrichtungen und andere Bereiche des öffentlichen<br />

Lebens keine rechtsfreien Räume für die Antidiskriminierungsgesetzgebung sein dürfen.Um<br />

Antidiskriminierungsregelungen auf europäischer Ebene noch mehr Gewicht zu verleihen, muss die<br />

EU-Grundrechtecharta rechtsverbindlich werden. In der Grundrechtecharta sind Bestimmungen<br />

verankert (z.B. Art. 21 „Nichtdiskriminierung“ und Art. 23 „Gleichheit von Frauen und Männern“, die<br />

den Kampf gegen vielerlei Arten von Diskriminierungen wirkungsvoll unterstützen und über den aktuell<br />

gültigen Art. 13 des EG-Vertrags hinausweisen.<br />

Ein Gefälle beim Antidiskriminierungsschutz zwischen den EU-Mitgliedsstaaten darf es nicht<br />

geben. Deshalb begrüßen wir die europäische Antidiskriminierungsrichtlinie und wünschen<br />

uns eine zügige Umsetzung.<br />

� Wie wird evaluiert, ob die Integration von spezifischen Zielgruppen, wie Migranten und<br />

Migrantinnen und Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten, gelingt?<br />

Die Politik der EU und ihrer Mitgliedstaaten ist darauf ausgerichtet, ihre Grenzen gegenüber<br />

Ausländerinnen und Ausländern abzuschotten. Einreiseregelungen wurden mehr und mehr verschärft.<br />

Während dem Kampf gegen illegale Einwanderung unverändert höchste Priorität eingeräumt wird, hat<br />

in der EU in letzter Zeit eine Diskussion über legale Zuwanderung begonnen, die vor allem mit Blick<br />

auf die künftige Bevölkerungsentwicklung geführt wird. Die EU-Kommission hat 2005 erstmals<br />

veranlasst, einen „Strategischen Plan zur legalen Zuwanderung" vorzulegen. Er enthält eine Reihe von<br />

Vorschlägen, nach welchen Regeln und Bedingungen die EU-Mitgliedstaaten eine gemeinsame<br />

Einwanderungspolitik entwickeln sollen. Kernstück der legalen Einwanderungsstrategie der EU ist die<br />

sogenannte „Blue card". In Anlehnung an die US-amerikanische „Green card" soll aufgrund des<br />

zunehmenden Fachkräftemangels eine begrenzte Öffnung der Grenzen für hochqualifizierte<br />

Arbeitskräfte aus Drittstaaten erfolgen. Wir treten dagegen für eine Stärkung der Rechte der<br />

Menschen ein, die in die Mitgliedstaaten der EU einwandern. Ein europäisches Einwanderungsrecht<br />

DIE LINKE Jerichower Land Wahlkreisbüro <strong>Harry</strong> <strong>Czeke</strong>, MdL, Pfarrer-Schneider-Str. 14 in 39307 Genthin<br />

fon/fax: 03933/803508, e-mail: harry.czeke@online.de , www.harry-czeke.de<br />

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muss den Interessen der Einwandernden und ihrer Familien besonderes Augenmerk widmen. Allen<br />

legal in der EU lebenden Menschen ist die volle Freizügigkeit und Niederlassungsfreiheit zu gewähren.<br />

Notwendig ist eine Verbesserung der Integration von dauerhaft in den EU-Ländern lebenden<br />

Einwanderinnen und Einwanderern, u. a. durch eine aktive Antidiskriminierungspolitik, durch Sprach-<br />

und Gesellschaftskundekurse oder durch Ausbildungs- und Weiterbildungsmaßnahmen.<br />

� Was sollten die EU-Institutionen und die Mitgliedstaaten tun, um ihren Verpflichtungen zur<br />

Bekämpfung der Armut und der sozialen Ausgrenzung nachzukommen?<br />

Die EU setzt beim Kampf gegen Armut und soziale Ausgrenzung bislang auf das Motto "Hauptsache<br />

Arbeit". Doch auch der Anteil derjenigen, die trotz Vollzeiterwerbstätigkeit arm bleiben, ist deutlich<br />

gewachsen. Das Europäische Parlament hat deshalb im Oktober 2008 in seiner Entschließung "über<br />

die Förderung der sozialen Integration und die Bekämpfung der Armut, einschließlich der Kinderarmut,<br />

in der EU" (Zimmer-Bericht) gefordert, die EU-Strategie zu Armut und sozialer Ausgrenzung zu stärken<br />

und durch Zielvorgaben zu unterfüttern. DIE LINKE fordert eine neue Ausrichtung der EU-Strategie zu<br />

Armut und sozialer Ausgrenzung, denn soziale Integration ist mehr als Beschäftigungspolitik. Nicht<br />

minder wichtig sind Aspekte wie Bildung, Gesundheit, Zugang zu öffentlichen Diensten oder die<br />

Verhinderung der Verfestigung von Armut über Generationen hinweg. Aktive Arbeitsmarktpolitik muss<br />

nach dem Leitbild 'Guter Arbeit' gestaltet werden und den 'sozialen Aufstieg' von prekärer zu<br />

regulärer unbefristeter Beschäftigung mit auskömmlichen Einkommen, besseren Arbeitsbedingungen<br />

und Sozialschutz fördern. Wir unterstützen die Forderungen des Europäischen Parlaments nach<br />

konkreten Zielvorgaben zur Verringerung von Armut, von Armut trotz Erwerbsarbeit und verfestigter<br />

Langzeitarmut, zum Niveau armutsfester Renten, zur Reduzierung der Kindersterblichkeit, zur<br />

Verbesserung der Lebenserwartung und des gesundheitlichen Zustands - und dies jeweils nach Frauen<br />

und Männern getrennt. Die EU muss sich darüber hinaus das Ziel setzen, Wohnungslosigkeit von<br />

Erwachsenen und Kindern bis 2015 zu überwinden. Mit Nachdruck unterstreichen wir die Forderung<br />

des Parlaments nach einer EU-weiten Zielvorgabe, dass soziale Mindestsicherungssysteme (z.B. in<br />

Deutschland Sozialhilfe und Arbeitslosengeld II, Grundsicherung im Alter) und beitragspflichtige<br />

Einkommensersatzsysteme (z.B. in Deutschland Arbeitslosengeld I, Berufs- oder<br />

Erwerbsunfähigkeitsrenten usw.) mindestens 60 % des nationalen Durchschnittseinkommens<br />

entsprechen sollen. Ebenso unterstützen wird die Position des Parlaments, dass die Mitgliedstaaten<br />

Sozialtarife (Öffentlicher Personennahverkehr, Telekommunikation, Energieversorgung) und<br />

kostenlose Gesundheitsversorgung für marginalisierte und einkommensschwache<br />

Bevölkerungsgruppen einführen sollen. DIE LINKE fordert eine EU-weit koordinierte<br />

Mindestlohnpolitik, um die Garantie eines "gerechten Arbeitsentgelts" auch durchzusetzen.<br />

� Wie würden Sie gesetzliche Bedingungen unterstützen, die sowohl staatlichen wie<br />

nichtstaatlichen Trägern (einschließlich der Kirchen und der diakonischen Organisationen) gewährleisten,<br />

qualitative und soziale Gesundheitsdienste auf finanziell tragfähiger Grundlage<br />

anzubieten?<br />

DIE LINKE ist entschieden für mehr und bessere europäische Zusammenarbeit in der<br />

Gesundheitspolitik – aber nicht über mehr Wettbewerb und Binnenmarkt. Das Gesundheitswesen ist<br />

Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge und der sozialen Sicherung. Solidarität und Gleichheit in der<br />

Versorgung bei hoher Qualität unabhängig vom Einkommen müssen gestärkt werden. Und zwar<br />

möglichst wohnortnah und durch integrierte Sozial- und Gesundheitsdienste dort, wo die Menschen<br />

leben. Das Gesundheitswesen muss auch stärker auf Gesundheitsförderung und Prävention<br />

ausgerichtet werden. Wenn man wirklich die Rechte von Patientinnen und Patienten bei der<br />

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grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung stärken will, dann nur im Rahmen oder ergänzend zu<br />

den schon lange bestehenden EU-Regeln zur Koordinierung der sozialen Sicherungssysteme. Den<br />

Entwurf der EU Kommission für eine Gesundheitsdienstrichtlinien lehnen wir daher ab.<br />

� Was werden Sie als Europaabgeordneter tun, damit Arbeits- und Lebensbedingungen für Ärzte in<br />

Europa sich angleichen, damit der Fortzug gut ausgebildeter Ärzte aus Mittel-deutschland<br />

gestoppt wird ?<br />

Ärztinnen und Ärzte sowie nichtärztliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen ihre Aufgaben allein<br />

am medizinischen Bedarf der Patientinnen und Patienten orientiert wahrnehmen können und dürfen<br />

durch Leistungsausgrenzungen und Budgetdeckelungen nicht in ihrem Handeln eingeschränkt werden.<br />

Außerdem muss es einen Abbau von Bürokratie in den Abrechnungssystemen und eine Verbesserung<br />

der Einstiegsbedingungen junger Ärzte und Ärztinnen in den Beruf geben.<br />

Hier sind neue Strukturen zu entwickeln, die den Berufseinsteigern statt eines riesigen<br />

Schuldenhaufens für eine eigene Praxis Entwicklungschancen und gute Bedingungen für die<br />

Vereinbarung von Beruf(ung) und Familiengründung z. B. in Ärztehäusern oder anderen<br />

Anstellungsverhältnissen bieten.<br />

� Welche politischen Maßnahmen würden Sie fördern, um Menschen mit Behinderungen eine<br />

bessere Integration in die Gesellschaft und ein aktives Einbringen ihrer Fähigkeiten zu<br />

ermöglichen?<br />

Ein inklusives Schulsystem, in dem Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam<br />

lernen. Die vor allem in Deutschland praktizierte Aussonderung in<br />

Sonderschulen erhöht die Barrieren zwischen den Menschen und grenzt von<br />

Behinderung Betroffene auch zukünftig im Arbeitsleben aus.<br />

Barrierefreiheit in allen Lebensbereichen (Verkehr, Bildung / Arbeit, Kommunikation,<br />

Internet etc.). Die gesamte Infrastruktur muss auch für Menschen mit<br />

Behinderungen nutzbar sein, um ihnen volle Teilhabe an der Gesellschaft zu<br />

ermöglichen. Darüber hinaus muss die politische Mitbestimmung für Betroffene<br />

gewährleistet werden. Arbeitsplätze müssen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu schaffen. Das<br />

Recht auf Arbeitsassistenz muss unbürokratisch erfüllt werden. Außerdem sollen die Möglichkeiten<br />

der barrierefreien Umgestaltung von Arbeitsstätten und verschiedenen<br />

Formen geschützter Einzelarbeitsplätze bzw. Abteilungen in regulären Betrieben<br />

ausprobiert bzw. besser genutzt werden.<br />

� Was will Politik tun, um die soziale Eingliederung von Frauen und Männern zu sichern, die<br />

insbesondere aufgrund einer Behinderung oder ihrer Zugehörigkeit zu einer Gruppe mit<br />

besonderen Eingliederungsschwierigkeiten Gefahr laufen, in dauerhafte Armut zu geraten?<br />

DIE LINKE. favorisiert arbeitsplatzschaffende, begleitende und erhaltende Maßnahmen auf dem<br />

allgemeinen Arbeitsmarkt. Insbesondere sollen die Möglichkeiten der barrierefreien Umgestaltung von<br />

Arbeitsstätten, von (ggf. dauerhaften) Lohnkostenzuschüssen, (besser als bisher bezahlter)<br />

Arbeitsassistenz und verschiedenen Formen geschützter Einzelarbeitsplätze bzw. Abteilungen in<br />

regulären Betrieben ausprobiert und angewandt werden. Ein Rechtsanspruch auf eine Beschäftigung in<br />

einer Werkstatt für behinderte Menschen muss weiterhin ohne Einschränkung bestehen. Wer<br />

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Integration ernst nimmt, muss die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen in "normalen"<br />

Betrieben unterstützen. Aus Sicht der Linken sind die gesetzlichen Grundlagen für die<br />

Integrationsfachdienste zu unübersichtlich. Damit mehr Menschen gefördert werden können, müssen<br />

die Regeln transparenter werden. Wenn es notwendig ist, sollen Lohnkostenzuschüsse (ggf. auch<br />

dauerhaft) gewährt werden, damit Menschen mit Behinderungen ebenso tarifgerechte Löhne erhalten,<br />

von denen man leben kann. Selbstbestimmte Wohnformen mitten in der Gemeinde müssen<br />

flächendeckend entwickelt werden.<br />

� Würden Sie medizinische Vorhaben, die den "perfekten" Menschen zum Ziel haben, gesetzlich<br />

regeln?<br />

Von bioethischen Entscheidungen sind alle betroffen, sie bestimmen unser Menschenbild und<br />

Verständnis vom gesellschaftlichen Zusammenhalt. Deshalb unterstützen wir eine intensive Beratung<br />

der Politik durch Fachleute und die Einrichtung des Deutschen Ethikrates. Wir treten gleichzeitig für<br />

eine breite öffentliche Debatte ein, damit Entscheidungen nicht Fachzirkeln überlassen und von<br />

wirtschaftlichen und anderen Nützlichkeitserwägungen geleitet werden.<br />

DIE LINKE hat erfolgreich für ein Gendiagnostikgesetz gestritten, das die Qualität von Gentests und<br />

eine Beratung mit den Betroffenen absichert. Wir fordern darüber hinaus, dass niemand gezwungen<br />

werden darf, Gentests zu Arbeitsschutzzwecken zu machen oder bereits bekannte Testergebnisse<br />

gegenüber Versicherungen anzugeben.<br />

DIE LINKE setzt sich für Selbstbestimmung am Lebensende und eine gesetzliche Regelung der<br />

Patientenverfügung ein. Dabei soll der Patientenwille unabhängig von Art und Verlauf der Erkrankung<br />

umfassend gültig sein.<br />

� Wie kann die europäische Politik gewährleisten, dass Europäer und Europäerinnen in Würde<br />

altern können?<br />

Die Europaabgeordneten der LINKEN kritisieren scharf den Grundtenor der europäischen<br />

Zusammenarbeit in der Rentenpolitik, der auf die Verlängerung der Lebensarbeitszeit, kurzsichtige<br />

"Kostendämpfungspolitik" in gesetzlichen Rentensystemen und auf eine Ausweitung der Pflicht zur<br />

privaten Vorsorge abzielt. Die Sozialversicherungs- und Rentensysteme müssen durch Verbreiterung<br />

der Beitragsbasis und durch mehr Umverteilung gestärkt werden, um Altersarmut zu verhindern und<br />

den erreichten Lebensstandard im Alter zu sichern - wie etwa in unserem<br />

"Bürgerversicherungsmodell" vorgeschlagen wird. Unterbrechungen der Erwerbskarriere müssen in<br />

den Rentensystemen besser abgesichert werden, indem z.B. Pflegearbeit, Kindererziehungs- und<br />

Weiterbildungszeiten angerechnet werden. Betriebsrentensysteme sollen eine breit aufgestellte<br />

gesetzliche Rentenversicherung nur ergänzen, aber nicht zunehmend ersetzen. Bei der Kalkulation der<br />

Betriebsrenten müssen ein Inflationsausgleich und ein Minimum an Wertsteigerung garantiert werden.<br />

Betriebsrenten dürfen nicht zum Spielgeld der Finanzbranche werden. Die Kernschmelze des<br />

Weltfinanzsystems hat gezeigt, dass die Liberalisierung der Finanzmärkte falsch war und Billionen Euro<br />

Vermögen vernichtet hat. Wir fordern daher, die EU-Richtlinie zu Betriebsrentensystemen zu<br />

verändern. Betrieblichen Rentensystemen muss verboten werden, in hochriskante Anlageformen (z.B.<br />

Hedge Fonds, Private Equity Fonds usw.) zu investieren.<br />

� Welche Möglichkeiten sehen Sie auf der Ebene der Europäischen Union sich für eine deutliche<br />

Steigerung der Attraktivität von Pflegeberufen einzusetzen, um langfristig den zu erwartenden<br />

Mangel an Fachkräften in Deutschland entgegen zu wirken?<br />

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Pflegekräfte sind endlich adäquat zu bezahlen. Nur wenn Beschäftigte im Pflegebereich von ihrer<br />

Arbeit leben können, wird der Bedarf an zusätzlichen Pflegekräften in Zukunft zu decken sein. Die<br />

Möglichkeiten für Angehörige und Ehrenamtliche zu professioneller Beratung, Anleitung, Betreuung<br />

und Supervision sind auszubauen. Eine unabhängige Pflegeberatung muss Anbieter-und<br />

kostenträgerunabhängig sein. Tages-, Kurzzeit- und Nachtpflege sind auszuweiten. Wir fordern eine<br />

Weiterentwicklung des Begriffs der Pflegebedürftigkeit und die Umsetzung hoher Standards in der<br />

Qualität der Pflege und der Anerkennung der Leistungen des Pflegepersonals.<br />

� Wie stehen Sie einer Ausweitung von Kompetenzen für Pflegeberufe und einer weiteren<br />

Ausweitung der Akademisierung nach dem Vorbild europäischer Staaten wie Großbritannien u.a.<br />

gegenüber?<br />

Pflege- und Assistenzkräften sind verbesserte berufliche Perspektiven zu bieten. Altenpflegekräfte<br />

müssen in ihrer Bezahlung Krankenpflegekräften angeglichen werden. Überbelastung soll abgebaut,<br />

Arbeitszeiten sollen flexibilisiert, Teilzeitarbeit und eine verbesserte Ausbildung ermöglicht werden.<br />

Gleichzeitig sind die Angebote an Qualifikations- und Weiterbildungsmaßnahmen (inkl. Supervision)<br />

auszuweiten.<br />

� Welche Vorstellungen haben sie dazu, jungen Menschen Zugänge zu Bildung, Ausbildung und<br />

zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen?<br />

Deutschland ist Weltmeister der sozialen Auslese im Bildungssystem. Um das zu<br />

ändern, streitet DIE LINKE für einen Anspruch auf KiTa- und Kindergartenplätze für<br />

alle Kinder – unabhängig vom Erwerbsstatus ihrer Eltern. Das gegliederte<br />

Schulsystem muss abgeschafft werden, weil es Kinder und Jugendliche aussortiert,<br />

statt alle bestmöglich zu fördern. Stattdessen tritt DIE LINKE für<br />

Gemeinschaftsschulen ein, in denen alle Kinder und Jugendlichen gemeinsam<br />

unterrichtet und individuell gefördert werden.<br />

DIE LINKE fordert ein Recht auf eine qualifizierte Berufsausbildung. Um genug<br />

Ausbildungsplätze anbieten zu können, verlangt DIE LINKE eine Ausbildungsumlage:<br />

Alle Unternehmen sollen für die Berufsausbildung zahlen. So werden ausreichend<br />

Ausbildungsplätze geschaffen und gleichzeitig wird die Qualität der Berufsausbildung<br />

gesichert. Und so lässt sich verhindern, dass die Wirtschaftskrise die Jugendlichen<br />

am härtesten trifft.<br />

Wir brauchen mehr Studierende und eine soziale Öffnung der Hochschulen. Hierfür<br />

muss die Ausbildungsförderung grundlegend reformiert und ausgebaut werden. Auch<br />

junge Menschen ohne Abi, aber mit Berufsabschluss, sollten studieren können. Wer<br />

einen Bachelor-Abschluss erworben hat, soll auch die Möglichkeit haben, einen<br />

Master zu machen.<br />

Den Reden vom lebenslangen Lernen müssen Taten folgen. DIE LINKE fordert ein<br />

Erwachsenenbildungsförderungsgesetz, das kontinuierliche Weiterbildung im<br />

Lebenslauf auch für Menschen mit kleinem Geldbeutel möglich macht. Die<br />

Unternehmen müssen ihrer Verantwortung für die betriebliche Weiterbildung stärker<br />

nachkommen.<br />

� Wie kann ein einheitliches, in ganz Europa durchlässiges Fort- und Weiterbildungs-system<br />

realisiert werden?<br />

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Mit dem Europäischen Qualifikationsrahmen hat die EU im vergangenen Jahr ein Dach für die<br />

europäischen Bildungssysteme geschaffen. Durch die gemeinsame Definition von<br />

Qualifikationsniveaus soll die gegenseitige Anerkennung von Bildungsabschlüssen und Kompetenzen<br />

in Europa erleichtert werden. Doch dieser Rahmen ist schon jetzt reformbedürftig: Die<br />

Qualifikationsniveaus dürfen nicht nur an beruflichen, sondern müssen auch an personalen und<br />

gesellschaftlichen Dimensionen festgemacht werden. Denn Bildung ist mehr als eine Teilstrategie der<br />

Wirtschaftspolitik. Humanisierung der Arbeit, Demokratisierung und Partizipation müssen Leitziele der<br />

allgemeinen und beruflichen Bildung sein. Mit dem Kopenhagen-Prozess hat die EU eine intensive<br />

Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten in der Berufsbildungspolitik auf den Weg gebracht. Dabei<br />

orientiert sie sich am Leitbild eines deregulierten Bildungsmarktes, auf dem sich jede und jeder aus<br />

verschiedenen Modulen die eigene Qualifikation zusammenbasteln muss. DIE LINKE setzt sich für ein<br />

grundlegendes Umsteuern dieser Politik ein. Wir streiten für ganzheitliche Berufsausbildungen, die<br />

jungen Menschen eine breite Basis für ihren Berufsweg geben und sie in die Lage versetzen, ihren<br />

Lebensweg eigenständig zu gestalten.<br />

Der Bologna-Prozess zur Schaffung eines gemeinsamen Europäischen Hochschulraumes muss auf<br />

eine neue, soziale Grundlage gestellt werden. Die EU darf nicht länger für Studiengebühren werben,<br />

sondern muss sich für die Umsetzung des UN-Sozialpakts stark machen: Dort steht das Recht auf<br />

Bildung im Mittelpunkt, und alle Unterzeichnerstaaten haben sich verpflichtet, Studiengebühren<br />

abzuschaffen. Wir wollen, dass Lehrende und Lernende sich über die Landesgrenzen hinweg<br />

austauschen, international mobil sind und über den Tellerrand schauen. Damit sich nicht nur<br />

Jugendliche aus finanzstarken Elternhäusern während der Ausbildung einen Auslandsaufenthalt leisten<br />

können, müssen die Förderprogramme der EU ausgebaut und gerade für finanziell Schwächere<br />

attraktiver gemacht werden.<br />

� In welcher Weise werden Sie sich in Europa dafür einsetzen, dass gemeinnützige Verbände der<br />

freien Wohlfahrtspflege wie z.B. die <strong>Diakonie</strong> auch in Zukunft erhalten bleiben?<br />

Die EU-Kommission betrachtet staatliche Beihilfen unter dem Aspekt des Wettbewerbsrechts.<br />

Damit stehen beispielsweise Gebühren des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland,<br />

Garantien für Sparkassen sowie die Subventionierung von Wohlfahrtsverbänden unter<br />

Existenzdruck. Die gemeinnützigen Verbände müssten durch diese wirtschaftliche<br />

Betrachtungsweise der EU-Kommission mit privat-gewerblichen Verbänden konkurrieren. Dies<br />

wäre das Ende vieler sozialer Einrichtungen. Die Linke lehnt die Liberalisierung sozialer Dienste<br />

daher ab.<br />

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