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<strong>Haltung</strong> Zeigen!<br />
der 1990er eine Studie herausgegeben,<br />
da heißt es, dass jedes Jahr bis zu 6,4<br />
Millionen Tonnen Abfälle dazukommen.<br />
Alle Abfälle, nicht nur Plastik.<br />
Schwimmt Plastikmüll an der Oberfläche<br />
oder geht er unter?<br />
Unterschiedlich. Das, was man sieht, ist<br />
nur die Spitze des Eisbergs. Laut Hochrechnungen<br />
treiben 15 Prozent an der<br />
Wasseroberfläche, 15 Prozent werden<br />
an die Küsten gespült, 70 Prozent aller<br />
Abfälle liegen am Meeresgrund. Bei<br />
dem, was an der Oberfläche treibt, ist<br />
prozentual viel Kunststoff dabei, der<br />
bleibt aufgrund seiner Dichte länger<br />
oben. Aber auch Plastik sinkt irgendwann<br />
zu Boden, weil es schwerer ist<br />
als Wasser, weil Algen oder Tiere sich<br />
darauf ansiedeln oder es verklumpt.<br />
Irgendwann sinkt eigentlich alles ab. Es<br />
kann Tage oder Jahre dauern, bis es am<br />
Meeresboden ankommt.<br />
Wie sehen die Oberflächen der berühmten<br />
Müll-Strudel aus?<br />
Von den Müllstrudeln in den Weltmeeren<br />
– der bekannteste ist der Great Pacific<br />
Garbage Patch – hört man die tollsten<br />
Sachen. Man könne sie vom Mond aus<br />
sehen oder über Satelliten. Das ist ein<br />
Mythos, denn die Abfälle schwimmen<br />
Wenn Man<br />
MikroplasTik<br />
abfischen Will,<br />
fischT Man<br />
auch plankTon.<br />
Die GrunDlaGe<br />
allen lebens<br />
iM Meer.<br />
eben nicht alle an der Wasseroberfläche.<br />
Wenn es so wäre, könnte man das Problem<br />
bekämpfen. Man könnte hin fahren<br />
und den Dreck abschöpfen.<br />
Und wo ist der Müll genau?<br />
Er befindet sich in den oberen Wasserschichten,<br />
150 bis 200 Meter tief.<br />
Der Strudel liegt nördlich von Hawaii,<br />
deshalb sammeln sich darin auch die<br />
Abfälle von der asiatischen Küste, Japan<br />
und der amerikanischen Küste. Im Ver-<br />
gleich zu benachbarten Meeresregionen<br />
gibt es in diesem Strudel viel Müll, aber<br />
es ist nicht so, dass man da hineinfährt<br />
und vor einer riesigen Schutthalde steht.<br />
Wie groß ist er denn nun?<br />
So groß wie Mitteleuropa, oder zweimal<br />
Texas.<br />
Ein anderes Problem ist Mikroplastik.<br />
Was ist das und wie entsteht es?<br />
Mikroplastik ist alles unter 5 mm Größe.<br />
Es entsteht durch den Zersetzungsprozess<br />
vom großen Plastik, also Plastiktüte<br />
– Seewasser – Sonne – mechanische<br />
Reibung, – Mikroplastik. Zum anderen<br />
kommt das Mikroplastik direkt ins<br />
Meer, zum Beispiel über Peelings in<br />
Kosmetikprodukten. Oder der Rohstoff<br />
für die Plastikindustrie, auch millimetergroße<br />
Kügelchen.<br />
Und was richtet Mikroplastik an?<br />
Vor Mikroplastik haben Wissenschaftler<br />
und Naturschützer im Moment am<br />
meisten Angst. Die emotionalen Bilder,<br />
die wir kennen – die Robbe, die sich im<br />
alten Fischernetz verfängt, der Seevogel,<br />
der einen Plastikring vom Sixpack<br />
um den Hals hat – sind traurig. Aber<br />
Mikroplastik kann ganze Ökosysteme<br />
beeinträchtigen.<br />
Warum sterben die Tiere am Plastik?<br />
Es gibt das offensichtliche Sterben: Ein<br />
Tier bleibt in einem alten Fischernetz<br />
hängen und ertrinkt. Eine Schildkröte<br />
verwechselt eine Plastiktüte mit einer<br />
Qualle, frisst sie und stirbt an Magen-<br />
Darm-Verschluss. Das ist nachvollziehbar.<br />
Was aber Mikroplastik im Meer<br />
genau anstellt, weiß man nicht. Was<br />
man herausgefunden hat, ist besorgniserregend:<br />
Plastik hat giftige Inhaltsstoffe<br />
wie Bisphenol A, Weichmacher,<br />
Phthalate oder Styrolverbindungen, die<br />
wirken hormonverändernd oder krebserregend.<br />
Sie werden nach und nach<br />
ans Wasser abgegeben, lösen sich und<br />
kehren irgendwann zu uns zurück.<br />
Wie das?<br />
Wir wissen noch nicht, wo Mikroplastik<br />
überall drin ist. Nachgewiesen wurde es<br />
bisher in Miesmuscheln, in planktonfressenden<br />
Fischen, in kleinen Krebstieren<br />
und kürzlich auch im Kot von<br />
Kegelrobben. So wird es letztendlich<br />
zu uns zurückkommen, wenn wir Fisch<br />
essen.<br />
Na super!<br />
Es wird noch gemeiner: Japanische<br />
Forscher haben festgestellt, dass Mikro-<br />
plastik die Eigenschaft hat, Umweltgifte,<br />
die sich im Meer befinden, zu akkumulieren.<br />
Zum Beispiel das Insektizid DDT<br />
lagert sich am Mikroplastik an und ist<br />
nachweislich in hunderttausend- oder<br />
millionfacher Konzentration dort vorhanden.<br />
Inzwischen ist zwar der Einsatz<br />
von DDT verboten, aber es befindet sich<br />
schon genug in den Meeren, und das<br />
Mikroplastik zieht es wie ein Magnet<br />
an. Tiere, die Plankton fressen wollen,<br />
aber Mikroplastik damit verwechseln,<br />
nehmen diese hochkonzentrierten<br />
Schadstoffe auf. Die Fischereiwissenschaft<br />
guckt auf Parasiten in Speisefischen,<br />
aber nicht auf die Vielzahl gelöster<br />
Schadstoffe. Eine Forschungslücke,<br />
die schnell geschlossen werden sollte.<br />
Gibt es eine Möglichkeit, das Mikroplastik<br />
aus dem Meer herauszuholen?<br />
Sie denken, warum nimmt man nicht<br />
ein Netz mit einer Maschenweite von 3<br />
bis 4 Millimetern, zieht das durchs Meer<br />
und fischt Mikroplastik ab? Die Planktonorganismen<br />
befinden sich genau in<br />
der gleichen Größenklasse, und sie sind<br />
die Grundlage allen Lebens im Meer.<br />
Wenn man also Mikroplastik abfischen<br />
will, fischt man gleichzeitig Plankton<br />
und verschlimmert das Problem. Nein,<br />
Mikroplastik ist in größeren Mengen<br />
nicht mehr aus dem Meer zu entfernen.<br />
Deshalb steht in all unseren Überlegungen<br />
die Vorsorge an erster Stelle: Wir<br />
müssen zusätzlichen Müll verhindern.<br />
Was drin ist, ist drin.<br />
Außer es ist größer?<br />
Man kann Geisternetze bergen oder<br />
große Container, die treiben. Man kann<br />
wegschaffen, was sich in Fischernetzen<br />
sammelt und automatisch an Bord<br />
kommt, das wird in Deutschland zum<br />
Beispiel im Rahmen des NABU-Projekts<br />
„Fishing for Litter“ gemacht. Aber an<br />
erster Stelle muss stehen: Es darf nichts<br />
mehr ins Meer gelangen.<br />
Was sind Geisternetze?<br />
Fischernetze aus Kunststoff, die verloren<br />
gehen oder auch illegal entsorgt werden,<br />
wenn sie ihre Dienstjahre hinter sich<br />
haben. An Land gelten sie als Sondermüll,<br />
da rutschen sie schon mal bei<br />
Sturm über Bord. Die Netze sind extrem<br />
strapazierfähig, sie brauchen Hunderte<br />
von Jahren, um sich zu zersetzen, und<br />
in der Zeit fischen sie weiter. Sie liegen<br />
am Meeresboden, richten sich aufgrund<br />
ihres Auftriebs wieder auf, Meerestiere