(M)ein Tag in der Diakonie - Diakonisches Werk im Kirchenkreis ...
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10 Jahre <strong>Diakonisches</strong> <strong>Werk</strong> <strong>im</strong> <strong>Kirchenkreis</strong> Vlotho e. V.<br />
(M)<strong>e<strong>in</strong></strong> <strong>Tag</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Diakonie</strong><br />
Es ist 7:00 Uhr morgens. Ich werfe noch <strong>e<strong>in</strong></strong>en kurzen Blick<br />
auf den prall gefüllten Term<strong>in</strong>kalen<strong>der</strong>. Denn heute ist <strong>e<strong>in</strong></strong><br />
ganz beson<strong>der</strong>er <strong>Tag</strong>: Das Redaktionsteam und <strong>der</strong> Fotograf<br />
s<strong>in</strong>d <strong>e<strong>in</strong></strong>geladen, die vielfältigen E<strong>in</strong>satz- und Aktionsorte<br />
<strong>der</strong> <strong>Diakonie</strong> <strong>im</strong> <strong>Kirchenkreis</strong> Vlotho persönlich kennenzulernen<br />
und hautnah mitzuerleben. Ich b<strong>in</strong> sehr gespannt auf<br />
(m)<strong>e<strong>in</strong></strong>en <strong>Tag</strong> bei <strong>der</strong> <strong>Diakonie</strong>.<br />
Es dauert nicht lange und unser<br />
Team ist vollzählig. Also, los geht’s!<br />
Zunächst treffen wir Schwester Sandra<br />
an <strong>der</strong> Bad Oeynhausener <strong>Diakonie</strong>-<br />
Geschäftsstelle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Elisabethstraße<br />
7. Sie ist von <strong>der</strong> <strong>Diakonie</strong>station, dem<br />
Ambulanten Pflegedienst <strong>der</strong> <strong>Diakonie</strong>,<br />
und kommt schon von ihrer ersten Patient<strong>in</strong>,<br />
<strong>der</strong>en Angehörige berufstätig ist<br />
und die häusliche Pflege deshalb früh<br />
<strong>in</strong> Anspruch n<strong>im</strong>mt. Gem<strong>e<strong>in</strong></strong>sam fahren<br />
wir zu Sandras nächster Patient<strong>in</strong>. Die<br />
90-Jährige freut sich mit ihrer Tochter<br />
auf die tägliche pflegerische Unterstützung<br />
– denn auf Schwester Sandra ist<br />
Verlass. „Wir hatten lei<strong>der</strong> <strong>e<strong>in</strong></strong>e Zeit lang<br />
häufig wechselnde Schwestern“, so die<br />
Tochter. „Da habe ich mich persönlich<br />
an die <strong>Diakonie</strong>station gewandt. Jetzt<br />
kommt nur noch Schwester Sandra –<br />
das hat gut geklappt.“ Schwester Sandra<br />
sagt selbst: „Ich mache m<strong>e<strong>in</strong></strong>en Beruf<br />
aus Leidenschaft. Ich habe viel Spielraum<br />
und kann mir für m<strong>e<strong>in</strong></strong>e Arbeit die<br />
Zeit nehmen, die ich brauche.“<br />
Wir verabschieden uns bei Mutter<br />
und Tochter und fahren auf 9:00 Uhr <strong>in</strong><br />
die <strong>Diakonie</strong>-Geschäftsstelle <strong>in</strong> Bad<br />
Oeynhausen. Hier erwartet mich Frau<br />
Zocher-Doherty, <strong>der</strong>en Arbeitsfeld die<br />
Rechtliche Betreuung ist. Ihr Klient ist<br />
auch schon da. Sie unterstützt ihn –<br />
gleichberechtigt und partnerschaftlich<br />
– <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> sogenannten gesetzlichen<br />
Betreuung bei Behördenangelegenheiten.<br />
„Seit dem neuen Betreuungsgesetz<br />
gibt es k<strong>e<strong>in</strong></strong>e Entmündigung<br />
mehr“, <strong>in</strong>formiert uns die Fachfrau. „Wir<br />
helfen Menschen, die ihre Angelegenheiten<br />
aufgrund ihres Alters, <strong>e<strong>in</strong></strong>er geistigen<br />
o<strong>der</strong> körperlichen Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
ganz o<strong>der</strong> teilweise nicht mehr selbst<br />
regeln können.“ Je nach richterlichem<br />
Beschluss des Amtsgerichts kümmern<br />
sich Frau Zocher-Doherty und ihre Kolleg<strong>in</strong><br />
zum Beispiel um materielle o<strong>der</strong><br />
gesundheitliche Angelegenheiten.<br />
Dazu gehören D<strong>in</strong>ge wie die Taschengeld-Auszahlung,<br />
aber auch Fragen <strong>der</strong><br />
Aufenthaltsbest<strong>im</strong>mung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> ärzt-<br />
lichen Behandlung <strong>im</strong> Krankenhaus.<br />
Nicht <strong>im</strong>mer ist es möglich, dass die<br />
Beratungen bei ihr <strong>im</strong> Büro <strong>der</strong> <strong>Diakonie</strong>-Geschäftsstelle<br />
stattf<strong>in</strong>den. Häufig<br />
geht Frau Zocher-Doherty auch zu Ämtern<br />
und Institutionen o<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Privatwohnung.<br />
Ihr nächster Term<strong>in</strong> ist zum<br />
Beispiel <strong>im</strong> He<strong>im</strong>. Hier ist <strong>e<strong>in</strong></strong> Klient umgezogen<br />
und sie kümmert sich um die<br />
Ummeldung des Telefonanschlusses.<br />
Nach diesem <strong>in</strong>teressanten Gespräch<br />
nutze ich die Gelegenheit und werfe<br />
mit unserem Team noch <strong>e<strong>in</strong></strong>en Blick <strong>in</strong><br />
die Senioren- und Angehörigenberatung.<br />
Denn auch sie bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Diakonie</strong>-Geschäftsstelle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Elisabethstraße.<br />
Die Diplom-Gerontolog<strong>in</strong>,<br />
Frau Kette, hat gerade Besuch von <strong>e<strong>in</strong></strong>er<br />
jungen Angehörigen, die sich, wie<br />
wir nachher erfahren, über das Thema<br />
Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht<br />
<strong>in</strong>formieren möchte. „In <strong>der</strong><br />
Regel rufen die Klienten zunächst an<br />
und wir ver<strong>e<strong>in</strong></strong>baren dann <strong>e<strong>in</strong></strong>en Term<strong>in</strong><br />
für die persönliche Beratung“,<br />
erläutert Frau Kette, die auf Wunsch<br />
auch Hausbesuche macht. „Gut<br />
angenommen werden auch die Angebote<br />
des Projekts Netzwerk De-
sie mit ihrem Angebot <strong>der</strong> Jugend-, Familien-<br />
und Eheberatung die meisten<br />
Term<strong>in</strong>e. „M<strong>e<strong>in</strong></strong>e Klienten kommen freiwillig<br />
zu mir“, sprudelt sie los, „denn die<br />
drückt <strong>der</strong> Schuh so richtig.“ Ich erfahre,<br />
dass auf das Erstgespräch meist<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong>e Gesprächsreihe von 5 bis 6 E<strong>in</strong>heiten<br />
à 60 M<strong>in</strong>uten folgt. „Zwischendurch<br />
geht es <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> darum, <strong>in</strong><br />
vertraulicher Atmosphäre gem<strong>e<strong>in</strong></strong>sam<br />
mit den betroffenen Familien o<strong>der</strong> Ehepaaren<br />
die Fragen zu beantworten: Wie<br />
weit s<strong>in</strong>d wir?‘, ‚Wo wollen wir h<strong>in</strong>?‘ Na<br />
ja, und manchmal kommt man mit Worten<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong>fach nicht weiter. Dann nehme<br />
ich die Körpersprache zu Hilfe o<strong>der</strong> lasse<br />
bewegliche Holzfiguren ‚sprechen‘.“<br />
Der Nachmittag neigt sich dem Ende<br />
14:00<br />
zu. Um 17:30 Uhr s<strong>in</strong>d wir bei <strong>der</strong> Suchtberatung<br />
<strong>im</strong> Nachbarhaus <strong>der</strong> <strong>Diakonie</strong>-Geschäftsstelle<br />
angemeldet. Herr<br />
Wasna öffnet uns die Tür. S<strong>e<strong>in</strong></strong> Klient ist<br />
bereits da und berichtet als Betroffener<br />
von s<strong>e<strong>in</strong></strong>er Sucht und Abhängigkeit.<br />
„Hier habe ich Halt gefunden“, betont er.<br />
„In E<strong>in</strong>zel- und <strong>in</strong> Gruppengesprächen<br />
habe ich gelernt, m<strong>e<strong>in</strong></strong>e Gefühle ehrlicher<br />
wahrzunehmen, unangenehme<br />
Situationen auszuhalten und Grenzen<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong>zuhalten.“ Herr Wasna: „Wir versuchen,<br />
durch Konfrontation und wie<strong>der</strong>holtes<br />
Ansprechen von Sorgen und Problemen<br />
Denkmuster zu verän<strong>der</strong>n, <strong>e<strong>in</strong></strong><br />
Umdenken <strong>in</strong> Gang zu br<strong>in</strong>gen.“ S<strong>e<strong>in</strong></strong><br />
Job ist es, Menschen auf ihrem Weg <strong>in</strong><br />
<strong>e<strong>in</strong></strong> suchtmittelfreies Leben zu <strong>in</strong>formieren,<br />
zu beraten und zu begleiten – bei<br />
garantierter Vertraulichkeit und Anonymität.<br />
Er vermittelt <strong>in</strong> ambulante o<strong>der</strong><br />
stationäre Entgiftungen und Therapiemaßnahmen.<br />
Gruppenangebote sowie<br />
Ambulante Rehabilitation für Suchtkranke<br />
(ARS) gehören ebenfalls zu den<br />
Angeboten <strong>der</strong> Suchtberatung.<br />
Zum Abschluss des <strong>Tag</strong>es lerne ich<br />
noch Frau Müller, die Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong><br />
vom Ökumenischen Hospizkreis und<br />
<strong>der</strong> Trauerbegleitung, kennen. Sie und<br />
ehrenamtliche Mitarbeitende haben ihr<br />
Büro <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Diakonie</strong>-Geschäftsstelle.<br />
Ihre Aufgabe ist es, <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong><br />
Hospizarbeit Schwerkranke und Sterbende<br />
zu begleiten. Sie leisten Trauerbegleitung<br />
für Angehörige und Zugehörige.<br />
„Begleitung <strong>im</strong> Sterben heißt Hilfe<br />
17:00<br />
zum Leben – zum Leben bis zuletzt“,<br />
beschreibt Frau Müller die Grundhaltung<br />
<strong>der</strong> Hospizbewegung. Als Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong><br />
deckt sie ganz unterschiedliche<br />
Arbeitsfel<strong>der</strong> ab – von <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ation<br />
Elisabethstr. 7<br />
32545 Bad Oeynhausen<br />
Tel.: 0 57 31/25 23-50<br />
Fax: 0 57 31/25 23-79<br />
<strong>der</strong> Sterbe- und Trauerbegleitung über<br />
die Betreuung <strong>der</strong> ehrenamtlich Mitarbeitenden,<br />
die Organisation von Fortbildungen<br />
und Veranstaltungen und<br />
die fachkundige Beratung bis zur Öffentlichkeits-<br />
und Netzwerkarbeit. Frau<br />
Müller: „Oft bleibt mir abends – so wie<br />
heute – gerade noch Zeit, die Materialkiste<br />
und die Kerzen aus dem Schrank<br />
zu holen. Gem<strong>e<strong>in</strong></strong>sam mit <strong>der</strong> ehrenamtlichen<br />
Trauerbegleiter<strong>in</strong> st<strong>im</strong>me<br />
ich mich dann auf den anschließenden<br />
Trauergruppenabend <strong>e<strong>in</strong></strong>.“<br />
19:00 Uhr – es ist Zeit für das Redaktionsteam,<br />
an Feierabend zu denken.<br />
Doch da treffen wir Schwester Nelli von<br />
<strong>der</strong> <strong>Diakonie</strong>station. Sie macht sich gerade<br />
auf den Weg zur 90-jährigen Pa-<br />
tient<strong>in</strong> von heute Morgen, um alles für<br />
die Nacht vorzubereiten. (M)<strong>e<strong>in</strong></strong> <strong>Tag</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Diakonie</strong> geht nun zu Ende. Was<br />
bleibt, s<strong>in</strong>d unvergessliche E<strong>in</strong>drücke,<br />
die mich sicherlich bis <strong>in</strong> den Schlaf<br />
begleiten werden ... Nicht umsonst ist<br />
die <strong>Diakonie</strong> rund um die Uhr für die<br />
Menschen da – an sieben <strong>Tag</strong>en <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Woche.<br />
<strong>Diakonisches</strong> <strong>Werk</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>Kirchenkreis</strong> Vlotho e. V.<br />
<strong>in</strong>fo@diakonie-vlotho.de<br />
Mo. – Do. 8 :30 – 16:30 Uhr<br />
Fr. 8:00 – 12:00 Uhr<br />
o<strong>der</strong> nach Ver<strong>e<strong>in</strong></strong>barung<br />
Herausgeber: <strong>Diakonisches</strong> <strong>Werk</strong> <strong>im</strong> <strong>Kirchenkreis</strong> Vlotho e. V., Elisabethstr. 7, 32545 Bad Oeynhausen, Tel.: 0 57 31/25 23-50, Fax: 0 57 31/25 23-79, <strong>in</strong>fo@diakonie-vlotho.de, www.diakonie-vlotho.de | V. i. S. d. P.: Kerst<strong>in</strong> Hensel, Vorstand<br />
Konzept/Projektleitung: Pape + Partner, M<strong>in</strong>den | Text: Tatjana Wanner, Gütersloh | Grafik: Dirk Schormann, Bad Oeynhausen/Hannover | Fotografie: Werner Krüper, St<strong>e<strong>in</strong></strong>hagen | Druck: Druckcenter Drake & Huber | Auflage: 60.000 | © April 2009<br />
15:30<br />
14:30 18:00<br />
17:30
menz für Menschen mit demenziellen<br />
Erkrankungen und ihre Angehörigen.<br />
Dazu gehören u. a. <strong>der</strong> Angehörigen-<br />
Gesprächskreis sowie die Gedächtnissprechstunde.“<br />
Jetzt ist es 10:30 Uhr und das Team<br />
ist bei <strong>e<strong>in</strong></strong>er 71-jährigen Dame angekündigt,<br />
die den Hausnotruf-Dienst <strong>der</strong> <strong>Diakonie</strong><br />
vorstellt. „M<strong>e<strong>in</strong></strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben<br />
mir das Personennotrufsystem empfohlen,<br />
damit ich mich melden kann,<br />
wenn etwas mit mir ist. Und stellen Sie<br />
sich vor: Wir haben’s getestet, das System<br />
funktioniert sogar <strong>im</strong> Keller!“, erzählt<br />
sie begeistert. Stolz setzt sie für<br />
mich zur Probe <strong>e<strong>in</strong></strong>en Ruf ab. Es dauert<br />
nur wenige M<strong>in</strong>uten und <strong>e<strong>in</strong></strong>e freundliche,<br />
<strong>in</strong> diesem Fall männliche St<strong>im</strong>me<br />
fragt, ob alles <strong>in</strong> Ordnung sei o<strong>der</strong> ob<br />
Hilfe benötigt werde. Sie erklärt, was los<br />
ist, und legt wie-<strong>der</strong> auf. „Be<strong>im</strong> Sturz<br />
<strong>der</strong> Nachbar<strong>in</strong> um 3:00 Uhr morgens<br />
war <strong>der</strong> Hausnotruf-Dienst kürzlich <strong>e<strong>in</strong></strong>e<br />
große Hilfe“, er<strong>in</strong>nert sich Frau Nedzi,<br />
die bei <strong>der</strong> <strong>Diakonie</strong> gem<strong>e<strong>in</strong></strong>sam mit ihrem<br />
Mann den Haus-notruf-Dienst organisiert.<br />
„In die Hilfskette werden <strong>im</strong><br />
Normalfall die Familienangehörigen<br />
aufgenommen und benachrichtigt. M<strong>e<strong>in</strong></strong>e<br />
Familie wohnt jedoch weit weg. Deshalb<br />
haben m<strong>e<strong>in</strong></strong>e Nachbar<strong>in</strong> und ich<br />
uns gegenseitig als Kontaktpersonen<br />
angegeben“, erklärt uns unsere Gastgeber<strong>in</strong>.<br />
„Als m<strong>e<strong>in</strong></strong>e Nachbar<strong>in</strong> den Notruf<br />
abgesetzt hatte, sich aber nicht persönlich<br />
meldete, wurde ich über das<br />
Personennotrufsystem ebenfalls verständigt.<br />
Kurze Zeit später kam jemand<br />
von <strong>der</strong> <strong>Diakonie</strong>, öffnete die Nachbarwohnung,<br />
sondierte die Lage und rief<br />
den Notarztwagen.“ Sie fühlt sich sicher,<br />
das ist ihr deutlich anzumerken.<br />
E<strong>in</strong>e halbe Stunde später, um 11:00<br />
Uhr, besuche ich <strong>e<strong>in</strong></strong>en 88-jährigen<br />
Herren, <strong>der</strong> seit etwa <strong>e<strong>in</strong></strong>em Jahr die<br />
Hauswirtschaftliche Hilfe <strong>der</strong> <strong>Diakonie</strong><br />
nutzt. Frau Schellberg kommt <strong>e<strong>in</strong></strong>mal<br />
pro Woche für 1 Stunden, n<strong>im</strong>mt<br />
den Staubwedel <strong>in</strong> die Hand und br<strong>in</strong>gt<br />
wie<strong>der</strong> Grund <strong>in</strong> die Wohnung. Unser<br />
Gastgeber, <strong>der</strong> ansonsten den Haushalt<br />
seit dem Tod s<strong>e<strong>in</strong></strong>er Frau vor vielen<br />
Jahren all<strong>e<strong>in</strong></strong>e schmeißt, berichtet: „Gerade<br />
habe ich mir <strong>e<strong>in</strong></strong>e neue Mikrowelle<br />
zugelegt, damit ich mir m<strong>e<strong>in</strong></strong> Essen<br />
wie<strong>der</strong> warm machen kann.“ Er bügelt<br />
08:00 09:30 11:00<br />
noch selbst und fährt regelmäßig kurze<br />
Strecken mit dem Auto.<br />
Es folgt <strong>e<strong>in</strong></strong> kurzer Zwischenstopp <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Diakonie</strong>-Geschäftsstelle: Hier tobt<br />
<strong>der</strong> Bär. Zwischen 11:00 und 12:00 Uhr<br />
stehen die Telefone nicht still und das<br />
Empfangsteam hat alle Hände voll zu<br />
tun, um den Anrufern und Besuchern<br />
Rede und Antwort zu stehen. Auch wenige<br />
Schritte weiter, <strong>im</strong> <strong>Diakonie</strong>laden/<br />
Tafel am Nordbahnhof Bad Oeynhausen,<br />
herrscht Hochbetrieb. Die Waren,<br />
die qualitativ <strong>e<strong>in</strong></strong>wandfrei s<strong>in</strong>d, aber <strong>im</strong><br />
Wirtschaftsprozess aufgrund ihres Verfallsdatums<br />
nicht mehr verwendet werden<br />
können, treffen <strong>e<strong>in</strong></strong>.<br />
Doch das Redaktionsteam zieht erst<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong>mal weiter, denn unsere nächste<br />
Gastgeber<strong>in</strong>, <strong>e<strong>in</strong></strong>e 80-Jährige, bekommt<br />
ihr dampfendes Mittagessen von Frau<br />
Friedrichs-Schmidt überreicht. Sie fährt<br />
die Tour regelmäßig und freut sich über<br />
die Bonbons, die sie hier mit auf den<br />
Weg bekommt. „Wir wechseln <strong>im</strong>mer<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong> paar Worte mit<strong>e<strong>in</strong></strong>an<strong>der</strong>. Die Zeit<br />
nehm ich mir“, betont sie. „Wenn es gewünscht<br />
wird, öffne ich die Menüschale<br />
und richte das Essen auf dem Teller an.“<br />
Die Auswahl falle nicht <strong>im</strong>mer leicht, berichtet<br />
die alte Dame, die seit 18 Jahren<br />
den Menüdienst <strong>der</strong> <strong>Diakonie</strong> bestellt,<br />
und freut sich auf ihre warme Mahlzeit.<br />
Im <strong>Diakonie</strong>laden/Tafel ist <strong>der</strong>weil viel<br />
passiert. Das etwa 10- bis 12-köpfige<br />
freiwillige Helferteam bereitet gerade<br />
den Verkauf an Bedürftige vor. „Die<br />
ehrenamtlichen Helfer holen die Lebensmittel<br />
bei den umliegenden Supermärkten<br />
und Bäckereien ab, sortieren<br />
noch <strong>e<strong>in</strong></strong>mal sorgsam aus, portionieren<br />
die Waren und befüllen die Regale“,<br />
berichtet mir Herr Wittkowski von <strong>der</strong><br />
<strong>Diakonie</strong>. Mit den drei Ausgabestellen<br />
Bad Oeynhausen, Vlotho und Porta<br />
Westfalica verteilt sich das Angebot für<br />
Bedürftige auf den gesamten <strong>Kirchenkreis</strong>.<br />
Frau Eppelt vom Helferteam <strong>in</strong><br />
Vlotho: „Wir vergeben die Lebensmittel<br />
zu <strong>e<strong>in</strong></strong>em symbolischen Preis. Die ehrenamtliche<br />
Arbeit macht Spaß und ich<br />
muss sagen, die meisten Menschen,<br />
die hier <strong>e<strong>in</strong></strong>kaufen, s<strong>in</strong>d sehr nett und<br />
sehr dankbar.“<br />
Um 13:00 Uhr trifft das Redaktionsteam<br />
<strong>im</strong> Stift Eid<strong>in</strong>gsen <strong>in</strong> Bad Oeynhausen,<br />
Stadtteil Eid<strong>in</strong>ghausen, <strong>e<strong>in</strong></strong>. Die<br />
Atmosphäre ist freundlich und <strong>e<strong>in</strong></strong>ladend.<br />
Wir nehmen <strong>in</strong> <strong>der</strong> öffentlich zugänglichen<br />
Cafeteria Platz. „Das Altenwohn-<br />
und Pflegehe<strong>im</strong> <strong>der</strong> <strong>Diakonie</strong><br />
bietet 80 Bewohner<strong>in</strong>nen und Bewohnern<br />
<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelz<strong>im</strong>mern <strong>e<strong>in</strong></strong> Zuhause. Sie<br />
leben <strong>in</strong> fünf Wohngruppen, die jeweils<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong>en eigenen Wohn-Essbereich haben.<br />
Von den 80 Bewohnerplätzen s<strong>in</strong>d 10<br />
bis 15 Plätze für die stationäre Kurzzeitpflege“,<br />
<strong>in</strong>formiert uns Hausleiter<strong>in</strong> Frau<br />
Wahl nach <strong>der</strong> Begrüßung. Ihr Angebot,<br />
den Koch zu beauftragen, <strong>e<strong>in</strong></strong>e kl<strong>e<strong>in</strong></strong>e<br />
Stärkung zusammenzustellen, nehmen<br />
wir gerne an und lassen es uns kurz darauf<br />
schmecken. Den abschließenden<br />
Kaffee nehme ich gem<strong>e<strong>in</strong></strong>sam mit <strong>e<strong>in</strong></strong>igen<br />
Bewohnern <strong>e<strong>in</strong></strong>. Ich b<strong>in</strong> umgeben<br />
von <strong>in</strong>sgesamt 355 Lebensjahren – vier<br />
verschiedene Schicksale und Erfahrungshorizonte.<br />
In <strong>e<strong>in</strong></strong>em s<strong>in</strong>d sich die<br />
zwei Damen und Herren <strong>e<strong>in</strong></strong>ig: „Das Es-<br />
sen hier ist sehr gut. Und jeden <strong>Tag</strong><br />
gibt’s Programm – von <strong>der</strong> Musikveranstaltung<br />
übers Rätselraten bis zur Kochvorführung.“<br />
Sie heben auch die Freundlichkeit<br />
und das Fachwissen des Personals<br />
hervor. Plötzlich fragt <strong>der</strong> Älteste<br />
(94), ob wir Götz von Berlich<strong>in</strong>gen kennen.<br />
In s<strong>e<strong>in</strong></strong>em nun folgenden Kurzvortrag<br />
fehlt selbstverständlich nicht <strong>der</strong><br />
Dichterfürst Goethe, <strong>der</strong> dem Reichsritter<br />
mit dem berühmten Götz-Zitat <strong>e<strong>in</strong></strong><br />
literarisches Denkmal setzte.<br />
Nach den Ausflügen <strong>in</strong> die Weltliteratur<br />
hat uns die Wirklichkeit wie<strong>der</strong>: Es ist<br />
jetzt kurz vor 14:00 Uhr. Wir besuchen<br />
die Seniorenresidenz „An den Twellkämpen“<br />
<strong>in</strong> Bad Oeynhausen. Frau Mushtaha<br />
ist dabei, ihren Empfangsdienst zu<br />
beenden. Betreutes Wohnen bedeutet<br />
hier, dass von 10:00 bis 14:00 Uhr <strong>der</strong><br />
Empfang für die Bewohner <strong>der</strong> Anlage<br />
besetzt ist. „Wenn ich morgens komme,<br />
warten die Damen und Herren schon<br />
auf mich. Ich ver<strong>e<strong>in</strong></strong>bare Arzt- o<strong>der</strong> Frisörterm<strong>in</strong>e<br />
und helfe bei allen an<strong>der</strong>en<br />
Nöten des Alltags. Ich mache auch die<br />
Runde, schaue nach dem Rechten und<br />
erkundige mich, wie es um die Gesundheit<br />
steht“, berichtet sie. Die 83-jährige<br />
Bewohner<strong>in</strong>, die wir <strong>in</strong> ihrer Wohnung<br />
besuchen, weiß es zu schätzen, dass<br />
hier jemand <strong>e<strong>in</strong></strong> offenes Ohr für sie hat.<br />
„Ich muss m<strong>e<strong>in</strong></strong>e Handgelenke operieren<br />
lassen. Frau Mushtaha war so nett<br />
und hat für mich <strong>e<strong>in</strong></strong>en Term<strong>in</strong> <strong>im</strong> Krankenhaus<br />
ver<strong>e<strong>in</strong></strong>bart.“ Das traditionelle<br />
Grillfest ist am Empfang angeschlagen<br />
ebenso wie regelmäßige Klön- und Bastelnachmittage<br />
und <strong>e<strong>in</strong></strong>mal pro Woche<br />
09:00 10:30 12:30<br />
11:30<br />
12:00<br />
Gymnastik. In <strong>der</strong> Bibliothek trifft sich,<br />
als wir uns verabschieden, <strong>e<strong>in</strong></strong> Trüppchen<br />
zum gem<strong>e<strong>in</strong></strong>samen Spiele-Nachmittag.<br />
Auch hier ist <strong>im</strong>mer etwas los.<br />
14:30 Uhr, nach Schulschluss: Herr<br />
Kart erwartet s<strong>e<strong>in</strong></strong>en ersten Klienten<br />
zum Beratungsgespräch <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Diakonie</strong>-Geschäftsstelle.<br />
Ich komme heute<br />
mit dazu und erfahre Wissenswertes<br />
über den Jugendmigrationsdienst – <strong>e<strong>in</strong></strong><br />
Jugendhilfe-Angebot des Bundesfamilienm<strong>in</strong>isteriums<br />
<strong>in</strong> Trägerschaft <strong>der</strong><br />
<strong>Diakonie</strong>. „In <strong>der</strong> Stadt Bad Oeynhausen<br />
und den angrenzenden Bezirken <strong>im</strong><br />
<strong>Kirchenkreis</strong> Vlotho leben <strong>der</strong>zeit 1.700<br />
zugewan<strong>der</strong>te K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />
<strong>im</strong> Alter von 12 bis 27 Jahren“, erklärt<br />
Herr Kart. Gem<strong>e<strong>in</strong></strong>sam mit ihnen plant<br />
und begleitet er auf freiwilliger Basis <strong>in</strong>dividuelle<br />
Schritte zur Integration. Kon-<br />
kret hilft er bei schulischen und Ausbildungsfragen<br />
o<strong>der</strong> bei Behördengängen.<br />
Dabei können die Jugendlichen<br />
sich auf absolute Vertraulichkeit verlassen.<br />
„Die Herausfor<strong>der</strong>ungen für junge<br />
Menschen, die <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong></strong> fremdes Land<br />
kommen, s<strong>in</strong>d groß und vor allem sehr<br />
vielfältig“, bestätigt Herr Kart. Er selbst<br />
hat Soziologie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Türkei studiert und<br />
dann s<strong>e<strong>in</strong></strong>en Masterabschluss <strong>in</strong> Bonn<br />
gemacht. Niemand weiß besser als er,<br />
was es bedeutet, s<strong>e<strong>in</strong></strong>en persönlichen<br />
Platz <strong>in</strong> Deutschland zu f<strong>in</strong>den.<br />
Ich verabschiede mich und fahre mit<br />
dem Team <strong>in</strong>s Gem<strong>e<strong>in</strong></strong>dehaus Löhne.<br />
Es ist jetzt 15:30 Uhr und die <strong>in</strong>terne<br />
Schulung zum Thema „Dekubitus-Prophylaxe“<br />
ist schon seit <strong>e<strong>in</strong></strong>er Stunde <strong>im</strong><br />
13:00<br />
Gange. Die Pflegekräfte werden gerade<br />
praktisch angelernt, wie sich das Risiko<br />
des Wundliegens verr<strong>in</strong>gern lässt. Die<br />
Teilnehmer<strong>in</strong>nen üben an sich selbst,<br />
welche Lagerung am besten ist, und<br />
probieren dabei auch, mit <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong><br />
<strong>im</strong> Gespräch zu bleiben. „Das Thema<br />
Fort- und Weiterbildung nehmen wir bei<br />
<strong>der</strong> <strong>Diakonie</strong> sehr ernst“, erläutert Frau<br />
Schröer-Mollenschott. „E<strong>in</strong>mal pro Jahr<br />
wird <strong>e<strong>in</strong></strong> Fortbildungsplan erstellt, <strong>der</strong><br />
Veranstaltungen zu Themen wie Fahrsicherheit,<br />
Dekubitus o<strong>der</strong> Umgang mit<br />
<strong>der</strong> Ernährungssonde umfasst.“ Aber<br />
auch <strong>in</strong> den monatlichen Dienstbesprechungen<br />
nehmen sich die Teilnehmer<strong>in</strong>nen<br />
regelmäßig Zeit und frischen<br />
ihr Wissen gegenseitig auf, erfahre ich<br />
bei dieser Gelegenheit.<br />
Gegen 17:00 Uhr besuche ich Frau<br />
Geschäftsstelle. Um diese Uhrzeit hat