Volltext - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung

len Zielsetzungen in der Erziehungswissenschaft betreffen, die oft vergessen werden,
weil Mittel nur für Untersuchungen zur Verfügung gestellt werden, deren Hauptziel
eine Steigerung der Produktivität ist. Auch Themen wie: internationale Arbeitsteilung
und Bildung, Strukturanpassung und Bildung, die Arbeit Minderjähriger, Verwicklungen
des Militärs in die Bildungsforschung dürfen nicht vergessen werden, nur
weil der herrschende Machtapparat deren Problematisierung nicht sonderlich
schätzt.
6. Der Beitrag sozialer und kultureller Bewegungen zur Entwicklung von Bildungstheorien
ist in der Geschichte der Pädagogik und der vergleichenden Erziehungswissenschaften
augenfällig; heute jedoch scheint die Forschung auf die individuelle
Dimension der Erziehung ausgerichtet, wobei sie die kollektive Dimension von Erziehungsprozessen
vergißt. Die Rolle der Arbeiterbewegungen als Bildungsfaktor
scheint aus dem Bewußtsein der Wissenschaftler immer mehr verdrängt zu werden,
da sie offenbar deren großen Einfluß auch im Süden, selbst wenn sie ignoriert werden,
unterschätzen.
7. Wichtigste Zielsetzung der Bildungsforschung und der vergleichenden Erziehungswissenschaften
ist es, an die Sinnfrage von wissenschaftlicher Forschung,
nicht nur an ihre technischen Aspekte heranzuführen. Wissenschaftliche Forschung
ist ein Beruf, aber ebenso eine Haltung dem Leben und Mitmenschen gegenüber
und kann sich nicht auf die Tätigkeit von hauptberuflichen Spezialisten beschränken.
Alle, Kinder, Jugendliche und Erwachsene, haben eine solche wissenschaftliche
Neugier. Bildung in diesem Sinne und nicht nur als Kenntnisvermittlung ist zwar
ein schwieriges, aber nicht unmögliches Projekt, dessen Ergebnisse für die Menschheit
faszinierend sein können.
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