Volltext - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung
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Diskriminierung, die Bürde der Hausarbeit, die Bürde, sich um die Nachkommenschaft<br />
zu kümmern, die Bürde der Arbeit außer Haus. Mädchen leben mit Ängsten<br />
– mit der Angst, vergiftet, vernachlässigt und sterben gelassen zu werden, der Angst,<br />
nicht genügend Zuwendung, Pflege, Nahrung, medizinische Versorgung und Bildung<br />
zu bekommen. Unsere Töchter leben auch mit der Angst vor sexuellem Mißbrauch,<br />
der von spielerischen Grobheiten bis hin zur Vergewaltigung reicht. Nach der Heirat<br />
steht ihnen die Angst vor der Einsamkeit, vor Verhaltensstörungen, seelischer Grausamkeit<br />
und körperlicher Gewalt bevor.<br />
Dann gibt es die Angst, verkauft zu werden – verkauft manchmal im Namen einer<br />
Heirat, manchmal zum Zwecke der Kinderarbeit oder Prostitution. Frauen sind Waren,<br />
Lustobjekte, Gegenstände, die man benutzen und wegwerfen kann. Sie sind<br />
Vergewaltigungsopfer, Opfer von Belästigungen in Bussen, Parks, Fabriken, Büros,<br />
sogar in Tempeln. Sie sind nirgendwo sicher!<br />
Eine Tochter (d.h. eine Frau) ist auf ewig heimatlos. Das Haus ihres Vaters gehört<br />
ihr ebenso wenig wie das Haus ihres Mannes. Sie ist eine Hausfrau, jedoch keine<br />
Hausbesitzerin. Sie ist eine Landwirtin, aber sie besitzt kein Land, sie baut Nahrungsmittel<br />
an, aber sie hat keinerlei Kontrolle darüber.<br />
Die Situation der Frauen und Mädchen in Südasien ist so alarmierend, daß sieben<br />
Regierungen eine gemeinsame Kampagne zum „Girl Child“ durchgeführt haben.<br />
2.1 Entwicklungsprogramme und -politik haben Frauen weiter diskriminiert<br />
Als Ergebnis der Frauenbewegung sowohl in Südasien als auch weltweit hat es <strong>für</strong><br />
die Frauen tatsächlich einige positive Veränderungen gegeben. Es gibt z.B. ein zunehmendes<br />
Geschlechterbewußtsein, und infolgedessen wird die Unterdrückung<br />
der Frauen erkannt und die Notwendigkeit, sie in Frage zu stellen, akzeptiert; Gewalt<br />
gegen Frauen wird identifiziert und verurteilt; die Mitwirkung von Frauen in allen<br />
Gremien mit Entscheidungsbefugnis wird als wichtig angesehen. Es hat Verbesserungen<br />
gegeben in einigen gesetzlichen Bestimmungen und was die Ausbildungsund<br />
Berufschancen <strong>für</strong> Frauen angeht; Grundsatzerklärungen sind geschlechterbewußter<br />
formuliert worden. Der Anteil der Frauen, die in Entwicklungsorganisationen<br />
und -programmen sowohl der Regierung als auch der NGOs mitarbeiten, ist<br />
leicht angestiegen. Südasiatische Regierungen haben Frauenbüros und -ausschüsse,<br />
Frauenressorts und/oder -ministerien eingerichtet, die sich mit geschlechtsspezifischen<br />
Fragen auseinandersetzen.<br />
Aber neben diesen positiven Veränderungen hält der Prozeß der Entmachtung von<br />
Frauen, speziell armer Frauen, weiter an. Leider haben die meisten offiziellen<br />
Entwicklungsprogramme und -strategien, die in Südasien zum Einsatz kamen, die<br />
Hoffnungen benachteiligter Frauen enttäuscht. Die Forschungen, die von feministi-<br />
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