Effektive Hilfe bei Ver- giftungen nur über den Produktnamen - aid
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Wissenschaft & Praxis<br />
Süßwarenproduktion<br />
im leichten Plus<br />
Die deutschen Süßwarenhersteller blicken<br />
mit einer gewissen Zufrie<strong>den</strong>heit auf das vergangene<br />
Jahr zurück. Dieses Resümee zieht<br />
je<strong>den</strong>falls der Bundesverband der Deutschen<br />
Süßwarenindustrie anlässlich der Internationalen<br />
Süßwarenmesse, die kürzlich in Köln<br />
stattfand. In nahezu allen Sparten ist ein mengen-<br />
und wertmäßiges Plus zu verzeichnen<br />
und das in einem wirtschaftlich schwierigen<br />
Umfeld. Bei Süßwaren insgesamt liegt die<br />
mengenmäßige Steigerung gegen<strong>über</strong> 2000<br />
<strong>bei</strong> 3,9 Prozent und das wertmäßige Plus <strong>bei</strong><br />
3,8 Prozent.<br />
Die Spitzenposition im süßen Sortiment<br />
nehmen Schokolade und Schokola<strong>den</strong>waren<br />
ein. Der Pro-Kopf-<strong>Ver</strong>brauch liegt <strong>bei</strong> rund<br />
acht Kilogramm. Hier ist eine Produktionssteigerung<br />
von zwei und eine wertmäßige<br />
Steigerung von fünf Prozent zu verzeichnen.<br />
Ein Trend zu Produkten mit höheren Kakaogehalten<br />
und spezifischen Kakaosorten ist<br />
deutlich erkennbar.<br />
Auf Platz zwei in der <strong>Ver</strong>brauchergunst<br />
stehen Feine Backwaren. Der Pro-Kopf-<strong>Ver</strong>brauch<br />
liegt <strong>bei</strong> etwa sieben Kilogramm. Sowohl<br />
der Mengen- als auch der Wertzuwachs<br />
liegen <strong>bei</strong> drei Prozent. Nach aktuellen Marktdaten<br />
verzehrten 63 Prozent der deutschen<br />
Bevölkerung im Laufe der Woche mindestens<br />
einmal Süßgebäck. Am Wochenende wird<br />
übrigens weniger konsumiert als unter der<br />
Woche. Der Unterschied zwischen Männern<br />
und Frauen lässt sich auf eine einfache Formel<br />
bringen: Frauen essen weniger Feine Backwaren<br />
und tendieren zu leichten Produkten.<br />
Den dritthöchsten Pro-Kopf-<strong>Ver</strong>brauch an<br />
Süßwaren halten mit fünf Prozent die Zuckerwaren.<br />
Der Mengenzuwachs beträgt<br />
sechs Prozent und der Wertzuwachs drei Prozent.<br />
Da<strong>bei</strong> entwickelten sich die einzelnen<br />
Produktgruppen unterschiedlich: Während<br />
Dragees, Hartkaramellen (auch gefüllt) und<br />
andere Zuckerwaren ohne Kakaogehalt zweistellige<br />
Zuwachsraten verzeichneten und<br />
<strong>über</strong>proportional stiegen, stagnierte das starke<br />
Segment der Gummibonbons und Gelee-<br />
Erzeugnisse fast.<br />
Speiseeis ist der <strong>Ver</strong>lierer des Jahres 2001:<br />
Der Umsatz ging gegen<strong>über</strong> 2000 um ein Prozent<br />
zurück, wertmäßig war ein Minus von<br />
vier Prozent zu verzeichnen. Der Pro-Kopf-<br />
<strong>Ver</strong>brauch an Speiseeis beträgt hierzulande<br />
3,5 Kilogramm. (lo)<br />
Dicksein, Dünnsein –<br />
sind’s die Gene?<br />
Menschen mit Gewichtsproblemen suchen<br />
häufig selbst nach Grün<strong>den</strong> für ihre <strong>über</strong>durchschnittliche<br />
Leibesfülle. Das Übergewicht<br />
sei vererbt, sagen sie, es klappe mit<br />
dem Abnehmen nicht, obwohl man wenig<br />
esse, man sei eben ein guter Futterverwerter.<br />
Für diese Begründungen gibt es wissenschaftliche<br />
Beweise: Studien an eineiigen<br />
Zwillingen, die nach der Geburt in verschie<strong>den</strong>en<br />
Familien aufwuchsen, belegen immer<br />
wieder, dass die Neigung zu Übergewicht vererbt<br />
ist. Das Körpergewicht eines eineiigen<br />
Zwillings stimmt nicht mit dem Gewicht der<br />
Adoptiveltern, wohl aber mit dem des Geschwisters<br />
<strong>über</strong>ein.<br />
Der <strong>Ver</strong>such, <strong>über</strong>gewichtigen Menschen<br />
bestimmte psychologische Merkmale zuzuschreiben,<br />
ist gescheitert. Seelische Probleme<br />
von Übergewichtigen seien wahrscheinlicher<br />
eine Folge der Gewichtsprobleme und der<br />
damit verbun<strong>den</strong>en Stigmatisierung und nicht<br />
Ursache des zu hohen Gewichts, gibt der Göttinger<br />
Ernährungspsychologe Prof. Dr. Volker<br />
Pudel zu be<strong>den</strong>ken.<br />
Allerdings gibt es ohne entsprechende<br />
Umwelteinflüsse – Nahrung im Überfluss und<br />
Bewegungsmangel – kein Übergewicht. In der<br />
lebensmittelknappen Zeit nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg waren Übergewicht und Folgekrankheiten<br />
wie zum Beispiel Diabetes mellitus<br />
nahezu verschwun<strong>den</strong>. <strong>Ver</strong>abreicht man<br />
<strong>Ver</strong>suchspersonen 10.000 Kilokalorien pro<br />
Tag, nehmen diese zu. Menschen, auch solche<br />
mit einer <strong>Ver</strong>anlagung zu Übergewicht,<br />
nehmen unter einer Null-Diät ab.<br />
Die Analyse von Ernährungstagebüchern<br />
von 200.000 Teilnehmern der AOK-Vierjahreszeiten-Kur<br />
ergab, dass Übergewichtige und<br />
Normalgewichtige gleich viele Kilokalorien zu<br />
sich nehmen. Sie unterschei<strong>den</strong> sich aber<br />
sehr wohl in der Fettaufnahme. Übergewichtige<br />
Menschen hegen eine größere Vorliebe<br />
für Fett und fettreiche Lebensmittel. Typische<br />
Fett-Quellen sind da<strong>bei</strong>: Butter, Margarine,<br />
Wurst und Käse, aber auch Backwaren und<br />
Süßigkeiten. Die Ursache für diese Vorliebe<br />
ist unbekannt.<br />
Da aber Fett <strong>nur</strong> halb so gut sättigt wie<br />
Kohlenhydrate, birgt eine fettreiche Ernährung<br />
ein höheres Risiko für zunehmende<br />
Pfunde als eine kohlenhydratreiche Ernährung,<br />
betont Pudel. Kohlenhydrate wer<strong>den</strong><br />
außerdem vom Körper <strong>nur</strong> in geringem Maß<br />
in Körperfett umgesetzt. Eine Kombination<br />
aus Zucker und Fett jedoch, wie zum Beispiel<br />
Schokolade, heizt die körpereigene Fettproduktion<br />
besonders an.<br />
Stephanie Wetzel, Berlin<br />
Quelle: Pudel, Volker: Psychologische Ansätze<br />
der Adipositastherapie. Bundesgesundheitsblatt<br />
– Gesundheitsforschung –<br />
Gesundheitsschutz 44, 954–959 (2001).<br />
Bromierte Flammschutzmittel<br />
in Muttermilch<br />
Schwangere Vegetarierinnen für<br />
Studie gesucht<br />
Flammschutzmittel setzen die Entzündbarkeit<br />
brennbarer Stoffe herab. Sie wer<strong>den</strong> hauptsächlich<br />
in der Elektronikindustrie, <strong>bei</strong> Holz<br />
und Holzwerkstoffen, Kunststoffen und Textilien<br />
eingesetzt und umfassen eine Vielzahl<br />
chemischer <strong>Ver</strong>bindungen. Zu <strong>den</strong> Flammschutzmitteln,<br />
die besonders häufig in Elektronikprodukten<br />
wie zum Beispiel Fernsehern<br />
oder Computern eingesetzt wer<strong>den</strong>, gehören<br />
die polybromierten Diphenylether (PBDE).<br />
Sie sind stabile, fettlösliche <strong>Ver</strong>bindungen, die<br />
schwer abbaubar sind und sich in der Umwelt<br />
anreichern. Diese Substanzen wur<strong>den</strong> in Luft,<br />
Bo<strong>den</strong>, Wasser, Fisch, Fleisch, Milch und<br />
Eiern nachgewiesen. Zwar handelt es sich <strong>bei</strong><br />
diesen Flammschutzmitteln nicht um hochgiftige<br />
Substanzen – sie verändern weder das<br />
Erbgut, noch sind sie als krebserregend eingestuft<br />
und auch <strong>bei</strong> akutem Kontakt verursachen<br />
sie keine auffälligen Symptome.<br />
Aber es ist unklar, ob dauerhafter Kontakt mit<br />
<strong>den</strong> PBDE Einfluss auf die Gesundheit von<br />
Menschen haben könnte.<br />
In Deutschland gibt es bislang <strong>nur</strong> wenige<br />
verlässliche Daten zur Belastung der Bevölkerung<br />
mit diesen Flammschutzmitteln. In<br />
schwedischen Untersuchungen wur<strong>den</strong> polybromierte<br />
Diphenylether in zahlreichen Muttermilchproben<br />
nachgewiesen. Das Bundesinstitut<br />
für gesundheitlichen <strong>Ver</strong>braucherschutz<br />
und Veterinärmedizin, BgVV startet<br />
deshalb eine Studie, die aktuelle deutsche<br />
Daten zum Vorkommen von PBDE in Muttermilch<br />
liefern soll. Diese Studie soll auch<br />
klären, wie diese Substanzen <strong>über</strong>haupt in<br />
<strong>den</strong> menschlichen Körper gelangen, ob eine<br />
Ernährung ohne tierische Produkte die Situation<br />
verbessern kann oder ob die PBDE-<br />
Gehalte unabhängig von <strong>den</strong> Ernährungs-<br />
66 Ernährung im Fokus 2-03/02
Wissenschaft & Praxis<br />
gewohnheiten die allgemeine Umweltkontamination<br />
widerspiegeln.<br />
Zu diesem Zweck sollen die PBDE-Gehalte<br />
in Milchproben von stillen<strong>den</strong> Müttern, die<br />
sich seit längerer Zeit vegetarisch beziehungsweise<br />
vegan ernähren, mit Milchproben<br />
von Müttern verglichen wer<strong>den</strong>, deren Kost<br />
sowohl pflanzliche als auch tierische Produkte<br />
enthält. Die Studie wird aus Mitteln des<br />
BgVV und des Aktionsprogramms Umwelt und<br />
Gesundheit finanziert und soll voraussichtlich<br />
etwa zwei Jahre laufen.<br />
Für die Durchführung der Studie bittet das<br />
BgVV wer<strong>den</strong>de Mütter aus dem Raum Berlin,<br />
die sich vegetarisch beziehungsweise vegan<br />
ernähren, um Unterstützung. Etwa am achten<br />
Tag nach der Geburt sollen rund 40 Milliliter<br />
Muttermilch zur <strong>Ver</strong>fügung gestellt und ein<br />
Fragebogen ausgefüllt wer<strong>den</strong>. BgVV, Berlin<br />
Weitere Informationen <strong>über</strong> die Pressestelle<br />
des BgVV (Tel. 01888 412-4300, E-Mail<br />
pressestelle@bgvv.de.)<br />
Babynahrung als<br />
Vitamin-E-Quelle<br />
Untersuchungsergebnisse<br />
aus Österreich<br />
Vitamin E spielt eine bedeutende Rolle <strong>bei</strong>m<br />
Schutz ungesättigter Fettsäuren vor der Oxidation.<br />
Da ihre Membranen höhere Mengen<br />
an mehrfach ungesättigten Fettsäuren enthalten,<br />
sind Kinder empfindlicher gegen<strong>über</strong><br />
oxidativem Stress als Erwachsene. Brusternährte<br />
Kinder sind mit durchschnittlich 0,4<br />
Milligramm pro Tag in der reifen Muttermilch<br />
meistens ausreichend mit dem antioxidativen<br />
Vitamin E versorgt. Aus der Muttermilch ist<br />
das Vitamin besser bioverfügbar als aus<br />
Babynahrung. Somit muss darauf geachtet<br />
wer<strong>den</strong>, dass die Tocopherolkonzentration<br />
der Kinder-Formulanahrung ausreicht, um<br />
gleiche Vitamin-E-Serumkonzentrationen wie<br />
<strong>bei</strong> brusternährten Kindern zu erreichen.<br />
Untersucht wurde der Vitamin-E-Gehalt<br />
von 65 handelsüblichen Babynahrungen in jeweils<br />
zwei Chargen mittels RP-HPLC (reversephase<br />
high-performance liquid chromatography).<br />
Alle Gemüseprodukte der Babykost<br />
ab dem 5. Monat wiesen hohe �-Tocopherol-<br />
Werte auf, die wahrscheinlich auf die Zugabe<br />
von Vitamin-E-reichen Pflanzenölen wie<br />
Sonnenblumenöl zurückzuführen sind. Die<br />
höchsten Mengen an �-Tocopherol wiesen<br />
die Produkte mit Spinat und Tomaten auf.<br />
Ernährung im Fokus 2-03/02<br />
Beide Gemüsesorten sind Vitamin-E-reich.<br />
Die Werte von Gemüse-Fleisch-Breien wur<strong>den</strong><br />
nicht durch die Fleischsorten beeinflusst,<br />
sondern ebenfalls durch das <strong>bei</strong>gefügte Pflanzenöl.<br />
Die �-Tocopherol-Konzentrationen der<br />
Früchte- und Getreideprodukte fielen deutlich<br />
geringer aus als die der Gemüseprodukte.<br />
Beachtenswerte Mengen erschienen lediglich<br />
in Pfirsich- und Aprikosennahrungen,<br />
was auf <strong>den</strong> hohen Vitamin-E-Gehalt der<br />
Früchte zurückzuführen ist.<br />
Die �-Tocopherol-Gehalte der untersuchten<br />
Babynahrung zeigten mit Werten zwischen<br />
0,01 und 0,66 Milligramm je 100 Gramm<br />
beachtliche Unterschiede. Da die meisten<br />
Lebensmittel <strong>nur</strong> geringe Mengen an �-Tocopherol<br />
aufweisen, ist dies auf die Zugabe von<br />
�-Tocopherol-reichen Pflanzenölen wie Maiskeimöl<br />
zurückzuführen. Im allgemeinen lagen<br />
die Gehalte an �-Tocopherol in Babynahrung<br />
<strong>bei</strong> Gemüseprodukten 1,5- bis 2,5- und<br />
in Früchte- sowie Getreideprodukten etwa<br />
3-mal höher als die �-Tocopherol-Mengen.<br />
Der berechnete durchschnittliche Gehalt<br />
an Vitamin E der Gemüseprodukte betrug 0,6<br />
bis 0,8 Milligramm �-Tocopheroläquivalente<br />
je 100 Gramm. Die Obst- und Getreideprodukte<br />
enthielten 0,4 Milligramm je 100<br />
Gramm. Unter Berücksichtigung aller Produkte<br />
trugen �-Tocopherol zu 88 Prozent<br />
und �-Tocopherol zu 12 Prozent zur Vitamin-<br />
E-Aktivität <strong>bei</strong>. Das <strong>Ver</strong>hältnis von Vitamin E<br />
zu <strong>den</strong> mehrfach ungesättigten Fettsäuren<br />
<strong>über</strong>stieg mit Werten zwischen 2,3 und 4,5<br />
Milligramm �-Tocopheroläquivalenten pro<br />
Gramm mehrfach ungesättigter Fettsäuren <strong>bei</strong><br />
weitem <strong>den</strong> von der ESPGAN (European Society<br />
of Pediatric Gastroenterology, Hepatology<br />
and Nutrition) empfohlenen Mindestgehalt<br />
von 0,9 Milligramm �-Tocopheroläquivalenten<br />
pro Gramm mehrfach ungesättigter<br />
Fettsäuren.<br />
Babynahrung dient also zusätzlich zur<br />
Mutter- oder Formulamilch als gute Vitamin-<br />
E-Quelle für Säuglinge ab dem 5. Monat. Der<br />
Konsum von 100 Gramm am Tag kann 10<br />
Prozent (Früchte- und Getreidebreie) bis 20<br />
Prozent (Gemüsebreie) der Vitamin-E-Empfehlungen<br />
für Kinder zwischen 4 und 12 Monaten<br />
ausmachen. Kritisiert wird die unzureichende<br />
Deklaration von Menge und Art der<br />
eingesetzten Pflanzenöle, die ja erheblich zur<br />
<strong>Ver</strong>sorgung <strong>bei</strong>tragen.<br />
Dr. Lioba Hofmann, Troisdorf<br />
Quelle: Ernährung/Nutrition 25, 442–445<br />
(2001)<br />
<strong>Effektive</strong> <strong>Hilfe</strong> <strong>bei</strong> <strong>Ver</strong><strong>giftungen</strong><br />
<strong>nur</strong> <strong>über</strong> <strong>den</strong><br />
<strong>Produktnamen</strong><br />
Eindeutige Kennzeichnung an<br />
exponierter Stelle wichtig<br />
Rund zwei Drittel aller <strong>Ver</strong><strong>giftungen</strong> betreffen<br />
Kinder unter vier Jahren. Die <strong>über</strong>wiegende<br />
Zahl der Fälle ereignet sich im Haushalt.<br />
Deutlich zugenommen hat da<strong>bei</strong> der Anteil<br />
der <strong>Ver</strong><strong>giftungen</strong> durch Haushaltsmittel.<br />
Schnelle und effektive <strong>Hilfe</strong> ist häufig nicht<br />
möglich, weil auf <strong>den</strong> werbetechnisch aufwendig<br />
gestalteten <strong>Ver</strong>packungen von <strong>Ver</strong>braucherprodukten<br />
der Produktname <strong>nur</strong><br />
schwer zu erkennen ist. Dieser wird vom Arzt<br />
aber dringend benötigt, um im <strong>Ver</strong>giftungsfall<br />
eine gezielte Behandlung einleiten zu können.<br />
Gemeinsam mit dem Deutschen Institut für<br />
Normung, DIN, <strong>den</strong> <strong>Ver</strong>braucherverbän<strong>den</strong>,<br />
<strong>den</strong> Giftinformationszentren und der Industrie<br />
hat das Bundesinstitut für gesundheitlichen<br />
<strong>Ver</strong>braucherschutz und Veterinärmedizin<br />
(BgVV) eine Initiative gestartet, um<br />
das Auffin<strong>den</strong> dieser wichtigen Information<br />
auf dem Produkt zu erleichtern. Bei einem<br />
ersten Gespräch einigten sich die Beteiligten<br />
darauf, gemeinsam einen Entwurf zu erar<strong>bei</strong>ten,<br />
der als Grundlage für eine europäische<br />
Norm dienen soll.<br />
Im vergangenen Jahr wur<strong>den</strong> rund 140<br />
<strong>Ver</strong>giftungsfälle durch Lampenöle erfasst, die<br />
eine Klinikaufnahme erforderten. Nur in rund<br />
26 Prozent der Fälle konnte das Produkt eindeutig<br />
i<strong>den</strong>tifiziert wer<strong>den</strong>. Hochgerechnet<br />
auf die Bundesrepublik muss jährlich in mindestens<br />
10.000 <strong>Ver</strong>giftungsfällen mit Problemen<br />
<strong>bei</strong> der Produkti<strong>den</strong>tifizierung gerechnet<br />
wer<strong>den</strong>. Nur <strong>über</strong> <strong>den</strong> korrekten <strong>Produktnamen</strong><br />
aber können die Ärzte der Giftinformationszentren<br />
in ihren Datenbanken<br />
die richtige Rezeptur fin<strong>den</strong> und die notwendigen<br />
Behandlungsmaßnahmen ergreifen.<br />
Kritische Produktvarianten sind da<strong>bei</strong> vor<br />
allem solche, die unter dem gleichen Handelsnamen<br />
angeboten wer<strong>den</strong>, wie zum Beispiel<br />
Reiniger, Ultra Reiniger, Klarspüler oder<br />
Tabs einer Marke. Sie alle setzen sich nämlich<br />
chemisch unterschiedlich zusammen und erfordern<br />
unterschiedliche Maßnahmen durch<br />
<strong>den</strong> behandeln<strong>den</strong> Arzt.<br />
Künftig sollen Betroffene und Ärzte deshalb<br />
<strong>Produktnamen</strong>, Artikelnummer, Adresse<br />
und Telefonnummer des Herstellers konzen-<br />
67
triert an einer farblich hervorgehobenen Stelle<br />
auf der <strong>Ver</strong>packung in unmittelbarer Nähe<br />
des Strichcodes fin<strong>den</strong>. Auf kleinen <strong>Ver</strong>packungen<br />
soll ein Logo <strong>den</strong> <strong>Produktnamen</strong><br />
eindeutig kennzeichnen. Im <strong>Ver</strong>giftungsfall<br />
sollten Produkt und <strong>Ver</strong>packung bereitgehalten<br />
wer<strong>den</strong>, damit sich der Arzt schnell und<br />
gezielt informieren kann. BgVV, Berlin<br />
Premiere der Talking<br />
Food-Eventhalle auf der<br />
Grünen Woche in Berlin<br />
Die Internationale Grüne Woche in Berlin ist<br />
auch ein Magnet für Jugendliche – das bewies<br />
die Talking Food-Eventhalle, die in diesem<br />
Jahr zahlreiche junge <strong>Ver</strong>braucher anlockte.<br />
Informationen zu Lebensmittelsicherheit und<br />
-qualität waren hier leicht verständlich aufbereitet<br />
und in ein lebendiges Infotainmentprogramm<br />
mit Musikstars, Promi-Talk und<br />
Fun-Sport eingebettet. Auf der Programmbühne<br />
präsentierte der beliebte Moderator<br />
Mola Adebisi täglich Top-Acts der Musikbranche.<br />
So sorgten Popstars wie Jeanette<br />
Biedermann oder die Band ohne Namen <strong>bei</strong><br />
<strong>den</strong> Jugendlichen für Stimmung.<br />
Die Talking Food-<br />
Eventhalle passte sich gut in<br />
das Gesamtkonzept der<br />
Grünen Woche ein. So wurde<br />
das Ziel erreicht, in einem<br />
erlebnisorientierten<br />
Rahmen <strong>den</strong> jungen Messebesuchern<br />
die Inhalte der<br />
Talking Food-Kampagne zur<br />
Lebensmittelsicherheit und<br />
-qualität nachhaltig zu vermitteln.<br />
Initiatoren der Eventhalle<br />
waren die Messe Berlin<br />
und Talking Food. Unterstützt<br />
wurde das Projekt<br />
vom Bundesministerium für<br />
<strong>Ver</strong>braucherschutz, Ernährung<br />
und Landwirtschaft<br />
(BMVEL) und dem diesjährigen<br />
Partnerland Bayern.<br />
Die EU-Kampagne Talking<br />
Food bietet seit 1998 Jugendlichen<br />
mit <strong>Hilfe</strong> zahlreicher<br />
interaktiver Ele-<br />
mente Informationen zum<br />
Thema Lebensmittelsicher-<br />
Wissenschaft & Praxis<br />
heit. Unter dem Motto „Wissen, was auf <strong>den</strong><br />
Tisch kommt!“ sollen jugendliche <strong>Ver</strong>braucher<br />
motiviert wer<strong>den</strong>, sich eigenständig mit<br />
der Thematik auseinander zu setzen.<br />
„Mit der Talking Food-Eventhalle haben<br />
wir die jungen <strong>Ver</strong>braucher dort abgeholt, wo<br />
sie stehen“, so Dr. Margret Büning-Fesel, Geschäftsführender<br />
Vorstand des <strong>aid</strong> infodienstes,<br />
der die Kampagne koordiniert. In der<br />
Talking Food-Area gab es neben einem Information-Desk<br />
zur Lebensmittelsicherheit<br />
spezielle Schülerworkshops zum Thema Werbung,<br />
einen Meetingpoint für Lehrer, individuelle<br />
Ernährungsberatung für Schüler sowie<br />
ein Lebensmittelkino, in dem fünf Kurzfilme<br />
zum Thema gezeigt wur<strong>den</strong>. Außerdem diskutierten<br />
Jugendliche in drei Talkrun<strong>den</strong> mit<br />
<strong>Ver</strong>tretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und<br />
Politik. In einem täglich stattfin<strong>den</strong><strong>den</strong> Lebensmittelquiz,<br />
moderiert von Mola Adebisi,<br />
konnten die Jugendlichen ihr Know-how in<br />
Sachen Lebensmittelsicherheit testen. Ein besonderes<br />
Highlight war eine Vitaminrallye<br />
durch die Eventhalle, <strong>bei</strong> der die Teilnehmer<br />
Fragen rund um die Ernährung beantworteten.<br />
„Unser Konzept war erfolgreich. Es ist<br />
gelungen, Jugendliche auf unkonventionelle<br />
Weise für ernährungsrelevante Themen zu<br />
interessieren,“ resümierte Büning-Fesel.<br />
Auch die Aussteller zeigten sich mit der<br />
Resonanz zufrie<strong>den</strong>. Talking Food hatte die<br />
Kooperation mit Fast Food-Ketten bewusst gesucht.<br />
„Die Jugendlichen sollen sich kritisch<br />
mit dem ‚Schlaraffenland‘, in dem sie leben,<br />
auseinander setzen“, so Büning-Fesel. „Dazu<br />
gehört auch der kritische Dialog mit Fast<br />
Food-Anbietern. Wir wollen nichts verbieten,<br />
sondern Alternativen aufzeigen.“ Ein positiver<br />
Nebeneffekt sei auch, dass sich die ausstellen<strong>den</strong><br />
Firmen durch das Hallenkonzept<br />
aktiv mit <strong>den</strong> Themen Lebensmittelsicherheit<br />
und -qualität beschäftigt hätten.<br />
Das Bundesministerium für <strong>Ver</strong>braucherschutz,<br />
Ernährung und Landwirtschaft unterstützte<br />
die Talking Food-Eventhalle, „damit<br />
Jugendliche andere Ideen in Sachen Ernährung<br />
bekommen“. In einer Talkrunde stellte<br />
sich Bundesministerin Renate Künast <strong>den</strong><br />
kritischen Fragen der Jugendlichen. „Talking<br />
Food wird unser Standardzugang zu dieser<br />
Zielgruppe sein“, so Künast. „Die Eventhalle<br />
ist ein toller Start.“ Auch der EU-Kommissar<br />
David Byrne zeigte sich von dem Angebot in<br />
der Eventhalle und dem Talking Food-Konzept<br />
begeistert. Eva Weißen, Köln<br />
Informationen zur Kampagne unter:<br />
http://www.talkingfood.de.<br />
In der Talking Food-Eventhalle auf der Grünen Woche, Berlin stellt sich Bundesverbraucherministerin Renate Künast<br />
(Bühne, 2. von links) <strong>den</strong> kritischen Fragen der Jugendlichen.<br />
68 Ernährung im Fokus 2-03/02<br />
Foto: Peter Meyer, <strong>aid</strong>
Wissenschaft & Praxis<br />
Deutsche immer durstiger<br />
Durchschnittlich 256 Liter alkoholfreie Getränke<br />
hat jeder Deutsche im vergangenen<br />
Jahr getrunken. Im <strong>Ver</strong>gleich zum Vorjahr bedeutet<br />
dies einen Anstieg von 1,6 Prozent.<br />
Diese Zahlen gab die Wirtschaftsvereinigung<br />
Alkoholfreie Getränke e. V. (wafg) im Rahmen<br />
ihrer Jahrespressekonferenz in Mannheim<br />
bekannt.<br />
Mit Abstand beliebtester Durstlöscher<br />
unter <strong>den</strong> alkoholfreien Getränken ist mit<br />
109,5 Litern pro Kopf nach wie vor Wasser,<br />
gefolgt von Fruchtsäften und -nektaren mit<br />
40,2 Litern. Damit ist der Pro-Kopf-Konsum<br />
von Wasser verglichen mit dem Jahr 2000 um<br />
3,8 Prozent gestiegen, während der durchschnittliche<br />
Fruchtsaftverbrauch um ein Prozent<br />
zurückging.<br />
Mit <strong>den</strong> aktuellen Zahlen setzt sich der seit<br />
1991 zu beobachtende Trend fort, nach dem<br />
der Absatz alkoholfreier Getränke kontinuierlich<br />
ansteigt (26 Prozent seit 1991).<br />
Gleichzeitig geht der <strong>Ver</strong>brauch alkoholischer<br />
Getränke seit Jahren stetig zurück. Als Ursachen<br />
nennt die wafg ein wachsendes Gesundheitsbewusstsein<br />
der Konsumenten und die<br />
erfolgreiche Einführung neuer Produkte. Erfolgreich<br />
sind vor allem Getränke mit gutem<br />
Geschmack und einem hohen Nutzen für <strong>den</strong><br />
<strong>Ver</strong>braucher durch handliche <strong>Ver</strong>packungen<br />
und trinkfertige Mischungen. Dies wird vor<br />
allem <strong>bei</strong>m Absatz von Apfelschorlen deutlich,<br />
die mittlerweile jeder dritte deutsche Haushalt<br />
fertig gemischt kauft. Bei <strong>den</strong> <strong>Ver</strong>packungen<br />
ist die PET-Flasche – sowohl als<br />
Portionspackung als auch im Großgebinde<br />
für Familien – weiter auf dem Vormarsch.<br />
Ebenfalls auf Wachstumskurs liegt der<br />
Absatz der so genannten Functional Drinks,<br />
zu <strong>den</strong>en alle angereicherten Getränke mit<br />
einem gesundheitlichen Zusatznutzen gezählt<br />
wer<strong>den</strong> (ACE-Getränke, Energy-Drinks). Im<br />
Jahr 2001 erreichten Functional Drinks einen<br />
Anteil von acht Prozent am gesamten Markt<br />
für alkoholfreie Getränke. Die neueste Entwicklung<br />
in diesem Segment sind sogenannte<br />
F-ACE-Getränke, die neben <strong>den</strong> Vitaminen A,<br />
C und E zusätzlich mit Folsäure angereichert<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
Die Brauereibranche reagiert auf <strong>den</strong><br />
rückläufigen Bierkonsum ebenfalls mit neuen<br />
Produkten. Neben <strong>den</strong> bereits etablierten<br />
Biermischgetränken Alsterwasser und Radler<br />
erfreuten sich im vergangenen Jahr insbesondere<br />
Bier-Cola-Mischungen rasch wach-<br />
Ernährung im Fokus 2-03/02<br />
sender Beliebtheit. Nach Angaben der Gesellschaft<br />
für Konsumforschung kauft bereits<br />
jeder fünfte deutsche Haushalt Biermischgetränke.<br />
Allein von 1999 bis Ende 2001 stieg<br />
deren Gesamtabsatz um knapp 50 Prozent an.<br />
Jürgen Beckhoff, Bonn<br />
Quelle: wafg<br />
Zwei neue Behör<strong>den</strong><br />
zur Lebensmittelsicherheit<br />
eingerichtet<br />
Mit Beginn des Jahres 2002 hat das Bundesministerium<br />
zwei neue Institutionen eingerichtet,<br />
die in Zukunft die Überwachung und<br />
die Koordination im gesundheitlichen <strong>Ver</strong>braucherschutz<br />
verbessern sollen. Während<br />
das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)<br />
für die Erkennung und Bewertung möglicher<br />
Risiken zuständig ist, wird das Bundesamt für<br />
<strong>Ver</strong>braucherschutz und Lebensmittelsicherheit<br />
(BVL) hoheitliche Aufgaben im Risikomanagement<br />
<strong>über</strong>nehmen. Gleichzeitig wer<strong>den</strong><br />
<strong>bei</strong>de Einrichtungen in das geplante<br />
europaweite Netzwerk zur Lebensmittelsicherheit<br />
eingebun<strong>den</strong>, das von der zukünftigen<br />
Europäischen Behörde zur Lebensmittelsicherheit<br />
(EBLS) koordiniert wird.<br />
Anlass für die Einrichtung der <strong>bei</strong><strong>den</strong><br />
neuen Behör<strong>den</strong> war die nach der BSE-Krise<br />
geforderte Neustrukturierung des gesundheitlichen<br />
<strong>Ver</strong>braucherschutzes. Zentrale Forderung<br />
der für diesen Zweck eingerichteten<br />
Ar<strong>bei</strong>tsgruppe um Hedda von Wedel (von Wedel-Gutachten)<br />
war insbesondere die <strong>Ver</strong>besserung<br />
der Koordinierung und Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
zwischen EU,<br />
Bund und Ländern.<br />
Die Aufgaben<br />
des BfR bestehen in<br />
der Erkennung und<br />
Bewertung von Risiken<br />
in der Lebensmittelsicherheit<br />
und<br />
der Erar<strong>bei</strong>tung<br />
praktischer Handlungsoptionen<br />
für<br />
das Risikomanagement.<br />
Die Ar<strong>bei</strong>t<br />
erfolgt im Rahmen<br />
behördlicher <strong>Ver</strong>fahren,<br />
in eigener<br />
Initiative, auf Aufforderung<br />
des Bun-<br />
Ressortforschung<br />
desamtes beziehungsweise des BMVEL sowie<br />
in Zusammenar<strong>bei</strong>t mit <strong>den</strong> Institutionen auf<br />
EU-Ebene. Als Grundlage für die Ar<strong>bei</strong>t des<br />
BfR dienen nationale und internationale<br />
wissenschaftliche Forschungsergebnisse, Erkenntnisse<br />
aus dem Ressort-Forschungsbereich<br />
und nicht zuletzt eigene wissenschaftliche<br />
Studien. Gleichzeit wird das BfR<br />
zur zentralen Schaltstelle für die Koordination<br />
des Informationsflusses zwischen allen<br />
Instituten in Deutschland. Die Möglichkeit zur<br />
selbständigen Forschung soll zur Sicherung<br />
der Kompetenz und Glaubwürdigkeit der neuen<br />
Einrichtung <strong>bei</strong>tragen.<br />
Weitere zentrale Aufgabe ist die Kommunikation<br />
der erar<strong>bei</strong>teten Ergebnisse nach<br />
außen. Über eine massive Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t<br />
sollen alle Informationen transparent<br />
und verständlich an die <strong>Ver</strong>braucherinnen<br />
und <strong>Ver</strong>braucher weitergegeben wer<strong>den</strong>.<br />
Zur Sicherung der Unabhängigkeit wird<br />
das BfR als rechtsfähige Anstalt des öffentlichen<br />
Rechts errichtet und erhält einen<br />
eigenen <strong>Ver</strong>waltungshaushalt.<br />
Die zweite neue Institution, das BVL, steuert<br />
zukünftig die Zulassung für Stoffe und<br />
Produkte, die gesundheitliche Risiken <strong>bei</strong>nhalten<br />
können und Einfluss auf die Sicherheit<br />
der Lebensmittel haben. Zudem bietet es<br />
Serviceleistungen für die Lebensmittel- und<br />
Futtermittel<strong>über</strong>wachung an. Das BVL ist Teil<br />
des europäischen Schnellwarnsystems im<br />
Lebensmittelbereich und nationale Kontaktstelle<br />
für die Kommunikation mit <strong>den</strong><br />
Bundesländern. Hauptziel <strong>bei</strong> der nationalen<br />
Koordination ist es, die Durchführung der<br />
Überwachungsmaßnahmen auf hohem Niveau<br />
sicherzustellen, ohne in die Überwachungszuständigkeit<br />
der Länder einzugreifen. Die<br />
Europäische<br />
Lebensmittelbehörde<br />
Bundesinstitut<br />
für<br />
Risikobewertung<br />
<strong>Ver</strong>braucher<br />
Andere<br />
Forschungseinrichtungen<br />
Abbildung 1: Einordnung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR)<br />
69
Lebensmittel- und<br />
Veterinäramt der EU<br />
Wissenschaft & Praxis<br />
Bundesamt<br />
für <strong>Ver</strong>braucherschutz<br />
und Lebensmittelsicherheit<br />
zentrale Steuerung der Kommunikation <strong>über</strong><br />
das BVL <strong>bei</strong>nhaltet zudem die <strong>Ver</strong>besserung<br />
des bundesweiten Krisenmanagements <strong>bei</strong><br />
nachgewiesenen Lebensmittelskandalen. Das<br />
im Krisenfall bisher nicht hinreichend geregelte<br />
Zusammenspiel zwischen Bund, Ländern<br />
und <strong>Ver</strong>bän<strong>den</strong> soll <strong>über</strong> die Einrichtung<br />
entschei<strong>den</strong>d verbessert wer<strong>den</strong>. Das BVL<br />
wird als Bundesoberbehörde errichtet.<br />
Jürgen Beckhoff, Bonn<br />
Quelle: Bericht der Ar<strong>bei</strong>tsgruppe des<br />
BMVEL „Reorganisation des gesundheitlichen<br />
<strong>Ver</strong>braucherschutzes“, 2001<br />
Strukturwandel in der<br />
Landwirtschaft setzt sich<br />
2001 weiter fort<br />
Wie Destatis, das Statistische Bundesamt, mitteilt,<br />
zeigen die vorläufigen Daten der Agrarstrukturerhebung<br />
vom Mai 2001, dass die<br />
deutsche Landwirtschaft nach wie vor einen<br />
vielschichtigen Strukturwandel durchläuft.<br />
Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe<br />
nimmt weiter kontinuierlich ab. In<br />
Deutschland gab es im Jahr 2001 rund<br />
447 000 landwirtschaftliche Betriebe. Das<br />
sind rund 32 Prozent weniger als 1991. Die<br />
Betriebe bewirtschafteten eine landwirtschaftlich<br />
genutzte Fläche (LF) von 17,1 Millionen<br />
Hektar (ha). Die durchschnittliche Betriebsgröße<br />
hat sich im Zeitverlauf vergrößert<br />
und lag im Jahr 2001 <strong>bei</strong> 38,2 Hektar (1991:<br />
26,1 ha). Im früheren Bundesgebiet betrug<br />
die durchschnittliche Betriebsgröße im Jahr<br />
BMVEL<br />
Landesverwaltungen <strong>Ver</strong>braucher<br />
Abbildung 2: Einordnung des Bundesamtes für <strong>Ver</strong>braucherschutz und<br />
Lebensmittelsicherheit (BVL)<br />
2001 27,6 Hektar<br />
LF, in <strong>den</strong><br />
neuen Ländern<br />
182,3 Hektar LF<br />
(fast siebenmal<br />
mehr).<br />
70 von 100<br />
Hektar LF wur<strong>den</strong><br />
2001 als<br />
Ackerland und<br />
hier vor allem<br />
zum Anbau von<br />
Getreide genutzt.<br />
Gegen<strong>über</strong> 1991<br />
wurde die Getreidefläche<br />
um acht<br />
Prozent ausgeweitet,<br />
insbesondere<br />
auch in Folge der<br />
Preisausgleichszahlungen innerhalb der Gemeinsamen<br />
Agrarpolitik der Europäischen<br />
Gemeinschaften (GAP). Dagegen war im gleichen<br />
Zeitraum der Anbau von Hackfrüchten<br />
(-23 %) und Futterpflanzen (-22 %) rückläufig.<br />
Der Pachtflächenanteil in <strong>den</strong> landwirtschaftlichen<br />
Betrieben Deutschlands ist von<br />
53 Prozent im Jahr 1991 auf knapp 64 Prozent<br />
im Jahr 2001 gestiegen. Im früheren<br />
Bundesgebiet ist diese Übernahme von landwirtschaftlichen<br />
Flächen eine Folge der Konzentration<br />
der landwirtschaftlichen Produktion<br />
auf immer weniger Betriebe. In <strong>den</strong> neuen<br />
Ländern ist der Pachtanteil im Jahr 2001<br />
mit rund 88 Prozent deutlich höher.<br />
Die Viehbestände in Deutschland nehmen<br />
weiterhin ab. So hat sich die Zahl der Rinder<br />
von 1991 mit 17,1 Millionen Tieren auf 14,5<br />
Millionen Tiere im Jahr 2001 verringert<br />
(-15 %). Im gleichen Zeitraum nahm der<br />
Schweinebestand <strong>nur</strong> um knapp ein Prozent<br />
ab und lag – nach einem Tiefststand von 23,7<br />
Millionen Schweinen 1995 – im Jahr 2001<br />
<strong>bei</strong> rund 25,9 Millionen Tieren.<br />
Im Jahr 2001 ist auch die Zahl der Beschäftigten<br />
in <strong>den</strong> landwirtschaftlichen Betrieben<br />
weiter zurück gegangen. Mit betrieblichen<br />
Ar<strong>bei</strong>ten waren im Jahr 2001 gut 1,3<br />
Millionen Personen beschäftigt, 560 000 Personen<br />
weniger als 1991. Von <strong>den</strong> Beschäftigten<br />
waren rund 860 000 Familienar<strong>bei</strong>tskräfte<br />
(Betriebsinhaber und deren mit betrieblichen<br />
Ar<strong>bei</strong>ten beschäftigte Familienangehörige),<br />
knapp 190 000 ständig beschäftigte<br />
und rund 275 000 nicht ständig beschäftigte<br />
familienfremde Ar<strong>bei</strong>tskräfte, hier vor allem<br />
Saisonar<strong>bei</strong>tskräfte.<br />
Statisches Bundesamt, Wiesba<strong>den</strong><br />
Grüne Gentechnik<br />
umstritten<br />
Agrarforum auf der Grünen Woche<br />
Im Jahr 2001 sind weltweit erstmals mehr als<br />
50 Millionen Hektar Ackerland mit gentechnisch<br />
verändertem Saatgut bebaut wor<strong>den</strong>.<br />
Der größte Teil dieses Zuwachses (+19 %<br />
gegen<strong>über</strong> 2000) geht auf das Konto der USA<br />
und Argentiniens, aber auch China ist zunehmend<br />
beteiligt. Am häufigsten wur<strong>den</strong> gentechnisch<br />
veränderte Sojabohnen (63 %) gefolgt<br />
von Weizen und Baumwolle angebaut.<br />
Die meisten gentechnisch veränderten Sorten<br />
wur<strong>den</strong> mit einer Resistenz gegen Herbizide<br />
ausgestattet. Die Gentechnik-Industrie rechnet<br />
für das laufende Jahr mit einem erneuten<br />
Zuwachs <strong>bei</strong> <strong>den</strong> mit gentechnisch veränderten<br />
Pflanzen bebauten Flächen um zehn Prozent.<br />
Vor dem Hintergrund dieser neuen Zahlen<br />
aus <strong>den</strong> USA bekam das diesjährige Agrarforum<br />
des Deutschen Bauernverbands (DBV)<br />
auf der Internationalen Grünen Woche, Berlin<br />
zum Thema „Gentechnik in Futtermitteln<br />
– Chance oder Risiko für Bauern oder <strong>Ver</strong>braucher?“<br />
besondere Brisanz.<br />
Bundesverbraucherministerin Künast forderte<br />
in ihrem Grußwort klare Kennzeichnungsregeln<br />
und eine genaue Rückverfolgbarkeit<br />
für alle Erzeugnisse, die mit <strong>Hilfe</strong> von<br />
gentechnisch veränderten Organismen (GVO)<br />
produziert wur<strong>den</strong>. Die Gentechnik sei nicht,<br />
wie immer wieder behauptet werde, in der<br />
Lage, einen entschei<strong>den</strong><strong>den</strong> Beitrag zur Lösung<br />
des Welternährungsproblems zu leisten.<br />
Wenn 50 Prozent aller Rinder-, 30 Prozent<br />
aller Schweine- sowie 20 Prozent aller Geflügelfuttermittel<br />
unter Zuhilfenahme von GVO<br />
erzeugt wor<strong>den</strong> seien, dann hätten die Landwirte<br />
längst keine Wahlfreiheit mehr. Sicherheit,<br />
Transparenz und Wahlfreiheit sowohl<br />
der an der Nahrungsmittelerzeugung Beteiligten<br />
als auch der <strong>Ver</strong>braucher seien unverzichtbare<br />
Bedingungen für <strong>den</strong> weiteren<br />
Umgang mit der grünen Gentechnik.<br />
Dr. Willem Penning von der Generaldirektion<br />
Gesundheit und <strong>Ver</strong>braucherschutz der<br />
EU-Kommission in Brüssel erinnerte an <strong>den</strong><br />
<strong>Ver</strong>ordnungsvorschlag vom Juli 2001, der leider<br />
vom Europäischen Parlament noch nicht<br />
diskutiert wor<strong>den</strong> sei. Er lege zum ersten Mal<br />
klare Regeln für Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit<br />
<strong>bei</strong> Futtermitteln aus GVO fest.<br />
Geplant sei auch, eine endgültige <strong>Ver</strong>mark-<br />
70 Ernährung im Fokus 2-03/02
Wissenschaft & Praxis<br />
tungszulassung erst dann zu erteilen, wenn<br />
die Risikobewertung durch die europäische<br />
Lebensmittelsicherheitsbehörde abgeschlossen<br />
sei.<br />
Für <strong>den</strong> Europäischen <strong>Ver</strong>braucherverband<br />
schloss sich Beate Kettlitz <strong>den</strong> Forderungen<br />
nach absoluter Transparenz und<br />
Rückverfolgbarkeit an. Nach ihrer Einschätzung<br />
sei die Einführung der GVO in <strong>den</strong> Markt<br />
ein Desaster gewesen. Die Akzeptanz der <strong>Ver</strong>braucher<br />
sei wesentlich von nachweisbaren<br />
Vorteilen der mit <strong>Hilfe</strong> von GVO erzeugten<br />
Produkte abhängig. So lange die Industrie<br />
dieser Forderung nicht nachkomme, könne<br />
sie keine <strong>Ver</strong>besserung der öffentlichen Einstellung<br />
erwarten.<br />
Nach Aussagen von Dr. Klaus-Dieter Schumacher<br />
von der Großhandelsfirma Toepfer<br />
International kommen heute fast keine großen<br />
Rohstoffpartien mehr ins Land, in <strong>den</strong>en<br />
nicht gentechnisch veränderte Bestandteile<br />
nachweisbar sind.<br />
Demgegen<strong>über</strong> erläuterte Paul Wesjohann<br />
von der PHW Gruppe das Konzept seines<br />
Unternehmens, das auf Sojaimporte aus Brasilien,<br />
eigene Handelslogistik und lückenlose<br />
Rückverfolgbarkeit setzt. Die PHW Gruppe<br />
betreibt eine integrierte Produktion vom<br />
Futtermittel bis zum Masthähnchen. Es kann<br />
damit seinen Kun<strong>den</strong> zusichern, dass für die<br />
gesamte Produktionskette der „Wiesenhof“-<br />
Produkte keine gentechnisch veränderten<br />
Organismen zum Einsatz kommen. Aufgrund<br />
der verbreiteten Skepsis gegen<strong>über</strong> der<br />
Grünen Gentechnik sieht Wesjohann sein<br />
Unternehmen hier auf dem richtigen Weg.<br />
DBV-Präsi<strong>den</strong>t Sonnleitner forderte die<br />
Politik zu zügigem Handeln auf. 40 Millionen<br />
Tonnen Getreide, Ölsaaten und Futtermittel<br />
wür<strong>den</strong> jährlich in die Europäische Union<br />
eingeführt. Die Landwirte seien in eine<br />
schwierige Mittlerfunktion geraten, <strong>den</strong>n sie<br />
stün<strong>den</strong> zwischen <strong>den</strong> handelspolitischen<br />
Realitäten und der breiten Ablehnung der<br />
<strong>Ver</strong>braucher.<br />
Ein gentechnikkritisches Bündnis aus <strong>Ver</strong>bän<strong>den</strong><br />
des ökologischen Landbaus, des Naturschutzes<br />
und Anderen forderte <strong>den</strong> Schutz<br />
des ökologischen Landbaus vor der Gentechnik.<br />
Erfahrungen aus Ländern, in <strong>den</strong>en<br />
bereits in größerem Stil der Anbau von gentechnisch<br />
veränderten Pflanzen praktiziert<br />
werde, zeigten, dass die ökologische Landwirtschaft<br />
an diesen Standorten gefährdet sei.<br />
Das Selbstverständnis der ökologischen Landwirtschaft<br />
schließt <strong>den</strong> Einsatz gentechnischer<br />
Metho<strong>den</strong> aus. (kl)<br />
Ernährung im Fokus 2-03/02<br />
Termine<br />
21.03.–22.03.2002 15. Deutscher Lebensmittelrechtstag, Wiesba<strong>den</strong><br />
Auskunft: <strong>Ver</strong>lagsgruppe Deutscher Fachverlag, Simone Kleinert,<br />
60264 Frankfurt am Main, Fax: 069 7595-1170<br />
E-Mail: simone.kleinert@dfv.de<br />
06.04.–10.04.2002 108. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin<br />
(Internistenkongress), Wiesba<strong>den</strong><br />
Auskunft: Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin, Humboldtstraße<br />
14, 65189 Wiesba<strong>den</strong>, Tel.: 0611 307946, Fax 378260<br />
09.04.2002 1. DGE-BaWü-Forum Obst, Stuttgart<br />
Auskunft: DGE, Sektion Ba<strong>den</strong>-Württemberg, Schurwaldstr. 37,<br />
73614 Schorndorf, Tel.: 07181 45862, Fax: 07181 45202<br />
11.04.–12.04.2002 Forum Functional Food, Hamburg<br />
Auskunft: Behr’s Seminare, Tel.: 040 227008-19, Fax: 2201091<br />
16.04.–17.04.2002 Fortbildung EDV für die Hauswirtschaft, Espelkamp<br />
Auskunft: <strong>Ver</strong>lag Neuer Merkur, Fachbereich „rhw-Fortbildung“,<br />
Frau Helga Willer, Anton-Ditt-Bogen 23, 80939 München, Tel.: 089<br />
318905-36, Fax: 089 318905-38, E-Mail: akademie@vnmonline.de<br />
17.04.2002 Seminar Lebensmittelrecht im Wettbewerbsrecht, Rüsselsheim<br />
Auskunft: Behr’s Seminare, Tel.: 040 227008-19, Fax: 2201091<br />
17.04.–18.04.2002 44. Bundeskongress <strong>Ver</strong>band der Diätassistenten, Nürnberg<br />
Auskunft: <strong>Ver</strong>band der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband<br />
e.V., Postfach 105112, 40042 Düsseldorf, Tel.: 0211 162175,<br />
Fax 357389, E-Mail: vdd-duesseldorf@t-online.de, www.vdd.de<br />
18.04.–19.04.2002 1. Fresenius Catering Kongress, Düsseldorf<br />
Auskunft: Die Akademie Fresenius GmbH, Hauert 9, 44227 Dortmund,<br />
Tel.: 0231 75896-76, Fax: 75896-53, E-Mail: info@akademie-fresenius.de,<br />
www.akademie-fresenius.de<br />
18.04.–20.04.2002 Nutrition 2002<br />
Anmeldung: Kongresspräsi<strong>den</strong>t Remy Meier, Medizinische Universitätsklinik,<br />
4410 Liestal, Schweiz, Tel.: 0041 61 9252187, Fax: 0041<br />
61 9522804, E-Mail: remy.meier@ksli.ch<br />
02.05.–03.05.2002 Exogenous Factors in Colonic Carcinogenesis,<br />
Falk Symposium No. 128, Würzburg<br />
Auskunft: Prof. Dr. W. Scheppach, Prof. Dr. M. Scheurlen,<br />
Innere Medizin, Klinikum der Universität Würzburg, Josef-Schneider-Straße<br />
2, 97080 Würzburg, Tel.: 0931 201-3183, Fax: 201-<br />
3534, E-Mail: w.scheppach@medizin.uni-wuerzburg.de<br />
07.05.–08.05.2002 37. Kulmbacher Woche<br />
„Separatorenfleisch“, Kulmbach<br />
Auskunft: BAFF, E.-C.-Baumann-Straße 20, 95326 Kulmbach<br />
Tel.: 09221 803-269, E-Mail: v-graetzler@baff-kulmbach.de<br />
15.05.2002 Kemptener Nährmedientag 2002, Kempten<br />
Auskunft: muva kempten, Hirn<strong>bei</strong>nstr. 10, 87435 Kempten<br />
Tel.: 0831 5290-155, Fax: 0831 5290-100<br />
18.06.–19.06.2002 Jahrestagung 2002 „Food Ingredients – Innovative Produkte<br />
durch Pflanzenprotein“<br />
Auskunft: Fraunhofer Institut, Giggenhauser Straße 35,<br />
85354 Freising, Tel.: 08161 491-124, Fax: 08161 491-491<br />
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