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(Liebes-)geschichte mit Hindernissen - Staatsoper Hannover

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seitenbühne<br />

Das Journal der staatsoperXhannover<br />

Februar/März 2007


Tannhäuser – Robert Künzli, Statisterie<br />

Anatevka – Stefan Zenkl, Dorothea Maria Marx Die Italienerin in Algier – Barbara Senator, Frank Schneiders, Herrenchor<br />

Molière – Cássia Lopes, Uwe Fischer<br />

Titel: Tannhäuser – Robert Künzli<br />

Die Entführung aus dem Serail – Karen Frankenstein, Stefan Matousch<br />

Telefonischer Kartenverkauf<br />

Telefon (0511) 9999-1111<br />

Montag bis Freitag 10 – 17.30 Uhr<br />

Samstag 10 – 14 Uhr<br />

Fax (0511) 9999-1999<br />

Kasse im Opernhaus<br />

Mo bis Fr: 10 – 19.30 Uhr, Sa: 10 – 14 Uhr<br />

Von Oktober bis März ist die Kasse im<br />

Opernhaus am Samstag von 10 – 18 Uhr<br />

geöffnet.<br />

Wir akzeptieren EC-Karte, VISA, American<br />

Express, MasterCard. Im Kartenpreis sind<br />

die Garderobengebühr und die GVH-Fahrkarte<br />

für die Fahrt zur Vorstellung und wieder<br />

nach Hause enthalten.


Proszenium seitenbühne | Seite 3<br />

<strong>Liebes</strong> Publikum, liebe Abonnenten,<br />

der vielleicht umfassendste Wechsel zu Beginn der Spielzeit 2006/2007 an der <strong>Staatsoper</strong><br />

<strong>Hannover</strong> hat bei uns im Ballett stattgefunden: Eine neu zusammengestellte Truppe<br />

präsentiert sich Ihnen in einem neuen Stil. Dies noch extremer als in anderen Sparten,<br />

denn Tanz ist immer etwas sehr Persönliches, das sich Ihnen vom Inneren des Choreographen<br />

über die Probenarbeit durch die Persönlichkeiten der Tänzer ver<strong>mit</strong>telt.<br />

So standen wir also vor einem totalen Neuanfang: Eine neues Team und keine Produktionen,<br />

die aus dem Repertoire übernommen wurden. Vieles lag vor uns, das es neu zu<br />

entdecken galt: die gemeinsame tägliche Arbeit, die Choreographien, die wir zusammen<br />

erarbeiteten – und natürlich das hannoversche Publikum. Noch immer ist dieser Prozess<br />

nicht abgeschlossen, so eine Entwicklung braucht ihre Zeit. Noch immer tasten wir uns<br />

heran, aneinander, an Sie, an die Produktionen.<br />

Mit Romeo und Julia wartet gleich die nächste Herausforderung auf uns. Die Ver<strong>mit</strong>tlung<br />

dieser Geschichte in ihrer Intensität verlangt wieder andere Qualitäten von den Tänzern<br />

– lesen Sie dazu mehr in diesem Journal ab Seite 6.<br />

Ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit ist die direkte Kommunikation <strong>mit</strong> Ihnen, unserem<br />

Publikum. Wir wollen Sie an uns heran lassen, Sie sollen uns nahe kommen. Zum<br />

Beispiel <strong>mit</strong> der kürzlich ins Leben gerufenen Reihe „Tanz unterm Dach“. Hätten Sie<br />

vermutet, dass es da oben in diesem altehrwürdigen Opernhaus noch höher hinausgeht?<br />

In der letzten Etage, unter dem Dach trainieren und proben wir jeden Tag. Im Rahmen<br />

dieser monatlichen Veranstaltungen können Sie erleben, wo und wie wir arbeiten, Sie<br />

erfahren etwas über tänzerische Figuren und wie man Bewegungsabläufe einstudiert. Die<br />

Resonanz auf die erste Veranstaltung hat uns überwältigt und deutlich gemacht: Sie sind<br />

interessiert.<br />

Bei aller Konzentration auf <strong>Hannover</strong> ist uns aber auch die Anbindung an die internationale<br />

Tanzszene wichtig. Wie in den vergangenen Jahren bieten die Oster-Tanz-Tage auch<br />

2007 wieder Gelegenheit zu einem vergleichenden Blick auf das, was um uns herum im<br />

Tanz passiert. Mit der sehr erfolgreichen Compagnie „Aterballetto“ und ihrem künstlerischen<br />

Leiter Mauro Bigonzetti haben wir am Karfreitag ein Spitzenensemble zu Gast, das<br />

seinesgleichen sucht: Mit 29 Produktionen im Repertoire und internationalen<br />

Gastchoreographen aus Europa setzt diese Compagnie Maßstäbe. Ihr Stil ist einzigartig,<br />

intensiv – einfach italienisch! Und zum 21. Mal bietet der Internationale Wettbewerb für<br />

Choreographen die Plattform für den choreographischen Nachwuchs aus aller Welt.<br />

Umrahmt wird dies durch unsere Ballettproduktionen Molière und Romeo und Julia.<br />

Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen!<br />

Wir freuen uns auf Sie – nicht nur „unterm Dach“!<br />

Jörg Mannes<br />

Ballettdirektor


Seite 4 | seitenbühne Oper<br />

Puzzle aus Realität<br />

und Phantasie<br />

Eine kleine „Fassungs<strong>geschichte</strong>“ von Jacques Offenbachs Les Contes d’Hoffmann<br />

Nicht selten haben Komponisten gegen<br />

Ende ihres Lebens ein großes Werk in<br />

Angriff genommen und dabei den Wettlauf<br />

gegen die Zeit verloren. Zahlreiche Stücke<br />

sind als Fragmente in die Musik<strong>geschichte</strong><br />

eingegangen. Mozarts Requiem ist nur die<br />

prominenteste „Spitze des Eisbergs“, zu<br />

dem im Bereich des Musiktheaters auch<br />

Puccinis Turandot oder Alban Bergs Lulu<br />

gehören. Doch keine Oper hat im Hinblick<br />

auf ihre posthume Vollendung die<br />

Musik- und Theater<strong>geschichte</strong> so nachhaltig<br />

in Atem gehalten wie Les Contes<br />

d’Hoffmann von Jacques Offenbach. Deren<br />

Rezeption liest sich über ein Jahrhundert<br />

lang wie eine Kriminal<strong>geschichte</strong> im<br />

Spannungsfeld von Spurenvertuschung<br />

und Indiziensicherung, von Bühnenpragmatismus<br />

und philologischer<br />

Genauigkeit. Wie ein großes, nie zu vollendendes<br />

Puzzle scheint die ursprünglich<br />

intendierte Gestalt dieses Werks inzwischen<br />

zwar zunehmend geklärt zu sein –<br />

und dennoch müssen die einzelnen<br />

Bestandteile dieser Oper für jede<br />

Aufführung immer wieder neu hinterfragt<br />

und zusammengesetzt werden.<br />

Was hat es <strong>mit</strong> Les Contes d’Hoffmann und<br />

seiner Geschichte auf sich? Drehen wir die<br />

Zeit um 130 Jahre zurück in das Paris des<br />

Jahres 1877. Jacques Offenbach beginnt<br />

<strong>mit</strong> der Komposition eines neuen Werkes,<br />

das sich <strong>mit</strong> E.T.A. Hoffmann beschäftigen<br />

soll. Bereits 25 Jahre zuvor hatten Jules<br />

Barbier und Michel Carré ein Schauspiel<br />

über den deutschen Dichter verfasst, das<br />

große Erfolge auf den französischen<br />

Bühnen feierte und das Offenbach vermutlich<br />

selbst auch gesehen hatte. Nun wird<br />

Jules Barbier beauftragt, dieses Schauspiel<br />

zu einem Opernlibretto zu adaptieren.<br />

Uraufgeführt werden soll das Stück am<br />

Pariser Théâtre de la Gaité, für die<br />

Titelrolle ist der Bariton Jacques-Joseph-<br />

André Bouhy vorgesehen. Während<br />

Barbier noch <strong>mit</strong> dem Libretto beschäftigt<br />

ist, beginnt Offenbach bereits zu schreiben,<br />

ist aber gleichzeitig auch <strong>mit</strong> der<br />

Komposition zweier Operetten – La Belle<br />

Lurette und La Fille du tambour-major –<br />

beschäftigt, so dass die Arbeit an den<br />

Contes nicht so zügig vorangeht, wie er<br />

sich das wünscht. 1878 wird das Unternehmen<br />

abrupt ausgebremst: Das Théâtre<br />

de la Gaité geht bankrott und kann die<br />

Premiere nicht mehr ausrichten,<br />

Offenbach muss sich einen anderen<br />

Uraufführungsort suchen. Also veranstaltet<br />

er, der als langjähriger Leiter der Théâtres<br />

Bouffes Erfahrung <strong>mit</strong> cleveren<br />

Vermarktungsstrategien hat, in seiner<br />

Pariser Wohnung eine „Voraufführung“<br />

einzelner Teile aus den Contes, wozu er<br />

ausgewählte Gäste lädt, unter anderem den<br />

Direktor der Opéra Comique, Leon<br />

Carvalho. Der „Coup“ zeitigt die<br />

gewünschte Wirkung, das Werk hat<br />

Erfolg, wird von der Presse euphorisch<br />

besprochen – und Carvalho sichert sich die<br />

Uraufführung. Doch da<strong>mit</strong> werden neue<br />

Anforderungen an die kompositorische<br />

Umsetzung gestellt: Aufgrund ihrer<br />

Tradition sieht die Opéra Comique<br />

gesprochene Dialoge statt der geplanten<br />

Rezitative vor und verpflichtet für die<br />

Titelrolle außerdem den Tenor Jean-<br />

Alexandre Talazac, so dass auch bei den<br />

Sängerpartien Umgestaltungen erforderlich<br />

sind.<br />

Ein Wettlauf <strong>mit</strong> der Zeit beginnt. Eine<br />

schwere Gichterkrankung fesselt den<br />

Komponisten zunehmend ans Bett, seine<br />

Pariser Wohnung kann er kaum mehr<br />

verlassen. „Mir bleibt nur noch ein Monat,<br />

um den 3. Akt der Lurette zu schreiben,<br />

alles zu orchestrieren und um das Finale<br />

des 4. Akts und auch das des 5. Akts von<br />

Hoffmann zu machen (von der Orchestrierung<br />

will ich hier gar nicht sprechen)“,<br />

schreibt Offenbach im August 1880 verzweifelt<br />

an seine Tochter Pepita. Als am<br />

11. September 1880 die musikalischen<br />

Proben an der Opéra Comique beginnen,<br />

fehlen im 4. und 5. Akt immer noch große<br />

Teile. Nach nur wenigen Probentagen<br />

müssen die Korrepetitionen am<br />

5. Oktober 1880 abgesagt werden: In der<br />

Nacht ist Jacques Offenbach verstorben.<br />

Als sei diese Entstehungs<strong>geschichte</strong> nicht<br />

schon aufregend genug, beginnt das Werk<br />

nach dem Tod seines Komponisten nun<br />

eine eigentümlich schillernde, geradezu<br />

zwielichtige Existenz zu führen – gesteuert<br />

von Verlegern, Theatermachern und<br />

Regisseuren. Offenbachs Sohn Auguste<br />

setzt alle Hebel in Bewegung, um die<br />

Uraufführung dennoch zu gewährleisten,<br />

der Premierentermin wird um einige<br />

Wochen auf den 10. Februar 1881 verschoben.<br />

Auguste kann Ernest Guiraud,<br />

der bereits 1875 die Rezitative für Carmen<br />

geschrieben hatte, dafür gewinnen, das<br />

Werk in eine spielbare Fassung zu bringen.<br />

Doch in den Endproben finden entscheidende<br />

Eingriffe durch den Direktor statt,<br />

die weder im Sinne Offenbachs oder<br />

Barbiers noch im Sinne Guirauds sind:<br />

Der 4. Akt, Giulietta, wird komplett<br />

gestrichen, ebenso große Teile der Musen-<br />

Partie, da Carvalho sie <strong>mit</strong> einer jungen<br />

Sopranistin besetzt. Auch bei der


E.T.A.Hoffmann Jacques Offenbach<br />

Deutschen Erstaufführung in Wien im<br />

Dezember 1881 wird diese deformierte<br />

Gestalt beibehalten. Zunehmend wird<br />

Hoffmanns Erzählungen zu einem<br />

Steinbruch, aus dem sich die Interessenten<br />

je nach Bedarf bedienen. Die erste, bei<br />

Offenbachs Verleger Choudens erschienene<br />

Druckausgabe berücksichtigt zwar<br />

den Giulietta-Akt, platziert ihn aber als<br />

2. Akt, also noch vor Olympia und<br />

Antonia. 1904 werden zum Giulietta-Akt<br />

noch ein Septett und die berühmte<br />

Spiegelarie hinzugefügt. Erst 1977 wird<br />

durch Fritz Oeser erstmals eine Ausgabe<br />

veröffentlicht, die versucht, dem ursprünglichen<br />

Verlauf Offenbachs zu folgen und<br />

gleichzeitig Theaterpraktibilität zu<br />

gewährleisten. Doch auch Oeser geht<br />

teilweise allzu freizügig <strong>mit</strong> Text und<br />

Instrumentation um, weist Änderungen<br />

nicht deutlich genug aus. 1984 und in den<br />

Folgejahren finden Michael Kaye und<br />

Jean-Christophe Keck handschriftliches<br />

Notenmaterial, unter anderem auch das<br />

originale Giulietta-Finale, und erstellen<br />

eine neue, philologisch genaue Fassung.<br />

Doch dieser Überblick über Irrungen und<br />

Wirrungen einer Werkfassung ist mehr als<br />

nur eine skurrile Rezeptions<strong>geschichte</strong>.<br />

Warum hat ausgerechnet dieses Stück eine<br />

solche Behandlung nach sich gezogen?<br />

Spiegelt sich in der Auseinandersetzung<br />

um die Fassung nicht auch der grundlegende<br />

Inhalt des Werkes wider, spinnt<br />

die Rezeptions<strong>geschichte</strong> nicht das entscheidende<br />

Thema des Stücks und seiner<br />

Titelfigur fort? Hoffmann ist eine gebrochene<br />

Figur, auch ihm zerfällt im Laufe<br />

der Oper „alles in Teile“ (Hugo von<br />

Hofmannsthal). „Sonderbarer Einfall auf<br />

Oper seitenbühne | Seite 5<br />

dem Ball vom 6. Ich denke mir mein Ich durch<br />

ein Vervielfältigungsglas – alle Gestalten, die<br />

sich um mich herum bewegen, sind Ichs, und<br />

ich ärgere mich über ihr Tun und Lassen“,<br />

notierte E.T.A. Hoffmann 1809 in sein<br />

Tagebuch. Der Zerrissenheit der Figur<br />

entsprechend, hat bereits Offenbach die<br />

Oper kaleidoskopartig angelegt: Nicht nur<br />

aus anderen eigenen Opern (Die Rheinnixen,<br />

Fantasio und dem Ballett Le Papillon)<br />

eingebaute Zitate, sondern auch zahlreiche<br />

jähe musikalische Wechsel, die bis in einzelne<br />

Takte reichen, spiegeln die<br />

Zerrissenheit wider, die sowohl der<br />

Opernfigur Hoffmann als auch dem historischen<br />

Hoffmann und seinen Erzählungen<br />

eigen ist: das plötzliche Umschlagen von<br />

Realität in Phantasie, von Realität in<br />

Wahnsinn, das Hereinbrechen von<br />

Subwelten in die gerade existierende Welt.<br />

Das Werk ist in seiner Struktur ein Puzzle<br />

aus mehrfach gebrochenen Erzählperspektiven,<br />

aus vielschichtigen<br />

Identitäten und Realitäten, dramaturgischen<br />

und musikalischen Ebenen.<br />

Die <strong>Staatsoper</strong> <strong>Hannover</strong> hat sich für eine<br />

Fassung entschieden, die die komplizierte<br />

Rezeptions<strong>geschichte</strong> von Les Contes<br />

d’Hoffmann nicht negiert, sondern vielmehr<br />

dokumentiert, indem sie auf der<br />

Basis der Oeserschen Fassung auch Teile<br />

des „Treibguts“ der Aufführungs<strong>geschichte</strong><br />

<strong>mit</strong> aufnimmt, so etwa die Spiegelarie und<br />

das Septett aus dem 4. Akt. Realität und<br />

Phantasie vermischen sich nicht nur im<br />

Stück und in der Wahrnehmung des<br />

Hoffmann immer wieder neu, sondern<br />

auch in der Rezeption.<br />

Sylvia Roth<br />

Jacques Offenbach<br />

Les Contes d’Hoffmann<br />

(Hoffmanns Erzählungen)<br />

Opéra-fantastique in fünf Akten<br />

Musikalische Leitung Jahbom Koo<br />

Inszenierung Bernarda Horres<br />

Bühne Andreas Jander<br />

Kostüme Alexandra Pitz<br />

Chor Dan Ratiu<br />

Dramaturgie Sylvia Roth<br />

Hoffmann Pedro Velázquez Díaz<br />

Nicklausse / Muse Julia Grinjuk /<br />

Barbara Senator<br />

Olympia Karen Frankenstein /<br />

Hinako Yoshikawa<br />

Antonia Arantxa Armentia / Alla Kravchuk<br />

Giulietta Janice Dixon / Kelly God<br />

Andres, Cochenille, Pitichinaccio,<br />

Franz Jörn Eichler / Edgar Schäfer<br />

Lindorf, Coppélius, Dapertutto, Miracle<br />

Nikola Mijailović/ Frank Schneiders<br />

Spalanzani Hans Sojer<br />

Stimme der Mutter Okka von der Damerau/<br />

Khatuna Mikaberidze<br />

Crespel Shavleg Armasi /Albert Pesendorfer<br />

Luther Shavleg Armasi /Albert Pesendorfer<br />

Schlemihl Roland Wagenführer<br />

Niedersächsisches Staatsorchester<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Chor der <strong>Staatsoper</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Premiere: 24. März 2007<br />

Einführungsmatinee 18.3.2007<br />

Öffentliche Generalprobe 22.3.2007<br />

Weitere Vorstellungen 30.3., 14., 18.,<br />

22., 26.4.2007


Seite 6 | seitenbühne Ballett<br />

Ein (<strong>Liebes</strong>-)<strong>geschichte</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Hindernissen</strong><br />

Sergej Prokofjews Ballett Romeo und Julia<br />

Die choreographische Umsetzung von<br />

Prokofjews Romeo und Julia-Vertonung<br />

glich im Vorfeld der sowjetischen<br />

Uraufführung einer schweren Geburt:<br />

Bereits 1934 hatte Prokofjew auf<br />

Anregung des Leningrader Kirow-<br />

Theaters an der Idee Feuer gefangen, ein<br />

Shakespeare-Ballett zu komponieren.<br />

Doch sorgten gravierende Unstimmigkeiten<br />

innerhalb der Theaterleitung für die<br />

Rücknahme der Auftragserteilung. Auch<br />

der Hoffnungsschimmer einer Produktion<br />

am Moskauer Bolschoi-Theater flackerte<br />

nur kurz auf. Nachdem Prokofjew im<br />

Frühjahr 1935 zusammen <strong>mit</strong> dem<br />

Theaterdirektor und Regisseur Sergej<br />

Radlow das Szenario minuziös festgelegt<br />

hatte und das Ballett in seiner musikalischen<br />

Gestaltung schon Anfang September<br />

des gleichen Jahres weitgehend ausgearbeitet<br />

war, endete die erste Durchlaufprobe<br />

im darauffolgenden Monat <strong>mit</strong> dem nächsten<br />

Fiasko: Die Moskauer Theaterleute<br />

befanden die Musik als zu komplex, wenn<br />

nicht sogar „untanzbar“. Erst im<br />

Dezember 1938 kam es im tschechischen<br />

Brünn zur Uraufführung von Prokofjews<br />

Komposition in einer Choreographie von<br />

Ivo Váňa Psota, die allerdings schon bald<br />

in der Versenkung verschwand. Ein<br />

Neuarrangement der Musik für den<br />

Konzertsaal war mehr Erfolg beschieden:<br />

Dies brachteden Leningrader Theaterverantwortlichen<br />

die Musik in Erinnerung<br />

und beseitigte nun alle Zweifel an einer<br />

Inszenierung – da<strong>mit</strong> war zumindest die<br />

erste Hürde geschafft!<br />

Der <strong>mit</strong> der Choreographie beauftragte<br />

Leonid Lawrowski war zwar von<br />

Prokofjews Musik – und von dem<br />

Enthusiasmus des Komponisten beim<br />

Vorspiel auf dem Klavier – sogleich<br />

zutiefst beeindruckt, doch regten sich auch<br />

erste Bedenken. Als beispielsweise<br />

Prokofjew in der Szene <strong>mit</strong> Tybalts Tod<br />

ein und denselben Akkord gleich fünfzehn-<br />

mal hintereinander anschlug, konnte<br />

Lawrowski – wie er später in seinen<br />

Erinnerungen an den Produktionsverlauf<br />

beschrieb – seine Verwunderung nicht verbergen<br />

und wollte erfahren, welches Bild<br />

Prokofjew an dieser Stelle vorschwebe.<br />

„Gar keines“, soll der Komponist geantwortet<br />

haben. Eine erneute Frage, was<br />

denn währenddessen auf der Bühne<br />

geschehen solle, beantwortete Prokofjew<br />

ebenso lapidar: „Machen Sie, was Sie<br />

wollen!“<br />

Im weiteren Probenverlauf zeigte sich<br />

jedoch, dass es Prokofjew ganz und gar<br />

nicht egal war, was <strong>mit</strong> „seiner“ Musik auf<br />

der Bühne passierte, wobei er sich nicht<br />

zurückhielt, den Tänzern grundsätzlich<br />

musikalische Ignoranz zu unterstellen.<br />

Lawrowski musste immer wieder als<br />

Ver<strong>mit</strong>tler fungieren, der <strong>mit</strong> viel Beharrlichkeit<br />

und Geduld, notfalls auch <strong>mit</strong><br />

Tricks und Kniffen Prokofjews störrische<br />

Launenhaftigkeit zu bändigen hatte. Nicht<br />

selten brach aber auch Prokofjews Einsicht<br />

in bühnenpraktische Notwendigkeiten seinen<br />

ursprünglichen Widerwillen gegenüber<br />

jeglichen Änderungen der Partitur,<br />

die ohne Absprache <strong>mit</strong> einem Choreographen<br />

entstanden war. Und obgleich<br />

noch wenige Tage vor der Premiere sogar<br />

ernsthafte Überlegungen angestellt wurden,<br />

das Stück kurzfristig abzusetzen,<br />

wurde die Aufführung zu einem beachtlichen<br />

Erfolg. Dass Shakespeares Tragödie<br />

um das sagenumwobene Veroneser <strong>Liebes</strong>paar<br />

als getanztes Drama heute zu jenen<br />

wenigen Handlungsballetten zählt, von<br />

denen nicht nur aufgrund ihrer zeitlosen<br />

Aktualität, sondern auch ihrer pointiert<br />

musikalischen Gestaltung weiterhin eine<br />

überwältigende Wirkung ausgeht, hat vermutlich<br />

niemand zu ahnen gewagt.<br />

Die choreographischen Annäherungen an<br />

Prokofjews Komposition fallen jedoch seit<br />

ihrer internationalen Rezeption sehr<br />

unterschiedlich aus:<br />

Nach der sowjetischen<br />

Premiere wagte sich als nächste<br />

Tatjana Gsovski an die<br />

Partitur <strong>mit</strong> einer betont pantomimisch<br />

und schauspielerisch<br />

geprägten Choreographie<br />

(<strong>Staatsoper</strong><br />

Berlin, 1948). Eine <strong>mit</strong>tlerweile<br />

legendäre Interpretation<br />

von Prokofjews Vertonung schuf<br />

Frederick Ashton für das Royal<br />

Danish Ballet (Kopenhagen 1955), die<br />

kurz darauf eine glänzende USA-<br />

Premiere feierte (New York 1956). Ähnlich<br />

legendär sind <strong>mit</strong>tlerweile John Crankos<br />

und Kenneth MacMillans Romeo-Choreographien,<br />

die trotz szenischer Opulenz<br />

ebenfalls durch prägnante tänzerische<br />

Uwe Fischer und Catherine Franco


Charakterzeichnungen bestachen (Cranko:<br />

1958 zunächst für Venedig, 1962 die<br />

Stuttgarter Fassung; MacMillan: London<br />

1965). Den vielbewunderten, phantastisch<br />

ausstaffierten Historismus ersetzte Rudi<br />

van Dantzig in seiner Version für das<br />

Dutch National Ballet (Amsterdam<br />

1967) durch eine besondere<br />

Akzentuierung der<br />

sozialen<br />

Ballett seitenbühne | Seite 7<br />

Gegenwärtigkeit des Stoffes, die er durch<br />

betont klare, seinerzeit als „natürlichmodern“<br />

empfundene Linienführungen<br />

unterstrich. John Neumeier konzentrierte<br />

sich bereits bei seiner ersten Fassung auf<br />

eine psychologische Vertiefung der Rollen<br />

(Frankfurt 1971), die er später weiter ausarbeitete<br />

(Hamburg 1974) – dagegen ließ<br />

Heinz Spoerli in seiner Choreographie für<br />

Basel (1977) bei aller Tragik auch humoristische<br />

Leichtigkeit nicht zu kurz kommen.<br />

In Paris machte sich als erster Serge Lifar<br />

für ein Romeo und Julia-Ballett stark,<br />

das er in enger Anlehnung an<br />

Lawrowskis Choreographie<br />

kreierte (1955). Auch später<br />

huldigte man <strong>mit</strong> Juri<br />

Grigorowitschs Choreographie<br />

weiterhin der russischen<br />

Tradition (Paris 1978)<br />

– Nurejew schuf seine Romeo<br />

und Julia-Choreographie<br />

von 1977 zunächst für das<br />

London Festival Ballet,<br />

bevor er sie 1984 an der<br />

Pariser Opéra wiederaufnahm.<br />

Und wie sieht es in<br />

<strong>Hannover</strong> aus? Seit<br />

Lothar Höfgens<br />

Choreographie von<br />

1978 und der Fassung<br />

von Tom Schilling im<br />

Jahre 1991, die er<br />

zuvor an der<br />

Komischen Oper<br />

Berlin herausgebracht<br />

hatte, fand<br />

im hiesigen Haus<br />

keine Romeo und<br />

Julia-Premiere<br />

mehr statt. Es wird also Zeit, sich den<br />

großen Klassiker der Ballettbühne erneut<br />

vor Augen führen zu lassen.<br />

Jörg Mannes orientiert sich vor allem an<br />

Prokofjews Musik, die wiederum<br />

Shakespeares Vorlage sehr genau nimmt.<br />

Mit den kontrastreichen Stimmungsschilderungen<br />

korrespondierend, von<br />

kraftstrotzend bis hin zu träumerischschwelgend,<br />

entwickelt Jörg Mannes eine<br />

Bewegungssprache, die den Fokus durch<br />

Reduktion auf das Wesentliche, die<br />

Dynamik der emotionalen Höhen und<br />

Tiefen, lenkt. Auch das Bühnenbild von<br />

Sansa Susanne Sommer und die Kostüme<br />

von Lenka Radecky-Kupfer unterstreichen<br />

die zeitlose Aktualität des Mythos.<br />

Stephanie Schroedter<br />

Sergej Prokofjew<br />

Romeo und Julia<br />

Musikalische Leitung Lutz de Veer<br />

Choreographie Jörg Mannes<br />

Bühne Sansa Susanne Sommer<br />

Kostüme Lenka Radecky-Kupfer<br />

Dramaturgie Stephanie Schroedter<br />

Ballettensemble der <strong>Staatsoper</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Niedersächsisches Staatsorchester<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Premiere: 10. Februar 2007<br />

Einführungsmatinee 4.2.2007<br />

Weitere Vorstellungen 16., 20., 27.2.,<br />

3., 14., 17., 19., 21., 25., 28.3.2007<br />

Koproduktion <strong>mit</strong> dem Landestheater Linz


Seite 8 | seitenbühne Ballhof eins<br />

Junggeselle<br />

auf Lebenszeit<br />

Wilhelm Busch und die Frauen<br />

„Aber ich, Madam, und Sie, Madam,<br />

und der Herr Gemahl, der abends noch<br />

Hummer isst, man mag sagen, was man will.<br />

– Doch nur nicht ängstlich! Die bösen<br />

Menschen brauchen nicht gleich alles zu wissen.<br />

Zum Beispiel ich werde mich wohl hüten;<br />

ich lasse hier nur ein paar kümmerliche<br />

Gestalten heraus, die sich so gelegentlich in<br />

meinem Gehirn eingenistet haben, als ob sie<br />

<strong>mit</strong> dazu gehörten.“<br />

Mit diesen wenigen Zeilen handelt<br />

Wilhelm Busch in seiner auch insgesamt<br />

eher verbergenden denn enthüllenden<br />

autobiographischen Skizze Was mich betrifft<br />

von 1886 die eigentümliche Beziehung zu<br />

der Frankfurter Bankiersgattin Johanna<br />

Keßler ab. Der 35-jährige Busch lernte sie<br />

1867 über seinen Bruder Otto kennen, der<br />

in der Familie Keßler als Hauslehrer tätig<br />

war. Johanna Keßler, damals schon Mutter<br />

mehrerer Kinder, war eine kunstliebende<br />

Frau und setzte große Hoffnungen auf<br />

Wilhelm Busch als Maler. Erst zwei Jahre<br />

zuvor hatte Busch Max und Moritz veröffentlicht,<br />

das seinen Ruhm als Zeichner<br />

ironisch-sarkastischer Bilder<strong>geschichte</strong>n,<br />

als den wir ihn heute alle kennen, begründete.<br />

Bis dahin hatte Busch nach Studien<br />

in Düsseldorf, Antwerpen und München<br />

durchaus die Laufbahn eines „ernst zu<br />

nehmenden“ Malers angestrebt. Die<br />

Anerkennung der nicht unattraktiven, reichen<br />

Johanna Keßler mag ihm sicherlich<br />

geschmeichelt haben. Schnell entstand<br />

eine enge, in einem intensiven<br />

Briefwechsel gepflegte Beziehung, die<br />

zumindest von Seiten Buschs das Maß<br />

einer Freundschaft zuweilen überschritten<br />

haben mag.<br />

Doch es konnte, es durfte nicht sein.<br />

Ein Brief Buschs an die Keßler aus dem<br />

Jahre 1875 spricht von der Trauer über das<br />

Nicht-Dürfen: „Wohl und gewiß! Aber doch,<br />

derweil wir wandeln, geht all das Gute, was<br />

wir nicht gethan und all das Liebe, was wir<br />

nicht gedurft, ganz heimlich leise <strong>mit</strong> uns <strong>mit</strong>,<br />

bis daß die Zeit für dieses Mal vorbei.“<br />

Zehn Jahre währte diese „Freundschaft“,<br />

von 1868 bis 1872 lebte Busch mehr oder<br />

weniger in Frankfurt, zunächst im Hause<br />

der Keßlers, dann in einer eigenen<br />

Wohnung in der Nähe des Keßler-Hauses.<br />

1872 zog er wieder zurück in seinen<br />

Geburtsort Wiedensahl zwischen<br />

<strong>Hannover</strong> und Minden, war jedoch weiterhin<br />

ein häufiger Gast im Hause Keßler.<br />

Dann aber brach die Korrespondenz 1877<br />

plötzlich ab. Der Grund dafür lässt sich<br />

nicht mehr er<strong>mit</strong>teln, denn Busch hat –<br />

aus Angst vor allzu neugierigen Biographen<br />

– fast alle Briefe, die er erhalten<br />

hatte, vernichtet.<br />

War es diese Enttäuschung, die Busch die<br />

Beziehung zwischen Mann und Frau,<br />

zumal im ehelichen Zusammenleben, stets<br />

<strong>mit</strong> beißender Ironie hat sehen lassen?<br />

Wohl nicht allein. Schon als Kind hatte er<br />

manch abschreckendes Beispiel ehelicher<br />

Streithähne beobachten können, wie er in<br />

eingangs zitierter autobiographischer<br />

Franz von Lenbach, Paul Lindau<br />

und Wilhelm Busch posieren als<br />

„Die drei Grazien“.<br />

Johanna Keßler<br />

Skizze im Rückblick beschreibt: „Vor meinem<br />

Fenster murmelt der Bach; dicht drüben<br />

steht ein Haus; eine Schaubühne des ehelichen<br />

Zwistes; der sogenannte Hausherr spielte die<br />

Rolle des besiegten Tyrannen. Ein hübsches<br />

natürliches Stück; zwar das Laster unterliegt,<br />

aber die Tugend triumphiert nicht.“ Folgt<br />

man den Erinnerungen Buschs an seine<br />

Kindheit, so scheint auch das Verhältnis<br />

seiner Eltern kein besonders inniges gewesen<br />

zu sein. Als 32-Jähriger hält er um die<br />

Hand der 17-jährigen Anna Richter an,<br />

die er im Hause seines Bruders Gustav in<br />

Wolfenbüttel kennen gelernt hat. Doch<br />

Vater Richter lehnt ab – die Berufsaussichten<br />

des Bewerbers sind mehr als<br />

ungenügend.<br />

Vor diesem biographischen Hintergrund<br />

muten Buschs sarkastische Spöttereien<br />

gegen den Ehestand ebenso wie seine<br />

Lobreden auf das Junggesellentum fast wie<br />

eine Selbstbestätigung der eigenen, mehr<br />

aus der Not denn aus eigenem Willen entstandenen<br />

Lebenssituation. Als abgeklärter,<br />

älterer Mann hingegen antwortete<br />

Busch auf die Frage, warum er denn nie<br />

geheiratet habe, dass ihm dies Glück eben<br />

nicht beschieden gewesen sei.<br />

Mit besonderem Vergnügen verlachte er<br />

solche Ehemänner, die wie der „besiegte<br />

Tyrann“ seiner Jugenderinnerungen große<br />

Töne spucken, letztlich aber das Regiment<br />

kleinlaut ihren Frauen überlassen. In der<br />

Bilderepisode Die Brille gewinnt nach brutalen<br />

Gewalttätigkeiten von Seiten des


Wilhelm Busch, Die Brille<br />

Mannes am Ende die Frau die Oberhand,<br />

indem sie dem offensichtlich stark kurzsichtigen<br />

Gatten kurzerhand die Brille entwendet.<br />

In der Frommen Helene jagt Tante<br />

Nolte den Onkel Nolte aus dem Bett – <strong>mit</strong><br />

erhobenem Schlüsselbund, dem Symbol<br />

häuslicher Autorität. Zur 36. Auflage seiner<br />

Frommen Helene schrieb Busch 1907,<br />

ein Jahr vor seinem Tod einen Prolog, in<br />

dem es heißt:<br />

Die Speckphilister, die sich gut ernährten,<br />

Sie kennen eine bessre Unterhaltung.<br />

Allabendlich siehst Du sie schwitzend wandeln,<br />

Um über die verderbte Stadtverwaltung<br />

Im Volksverein laut dröhnend zu verhandeln.<br />

Dort zeigen frei sie ihre Redegaben,<br />

Sie, die zu Hause nichts zu sagen haben.<br />

Doch eines sei erwähnt zu ihren Ehren:<br />

Sie waren treu bemüht, sich zu vermehren.<br />

1891, nach 14 Jahren des Schweigens,<br />

nahmen Busch und Johanna Keßler durch<br />

Ver<strong>mit</strong>tlung des befreundeten Malers<br />

Franz von Lenbach ihren Briefkontakt<br />

wieder auf. Der Bankier Keßler war <strong>mit</strong>tlerweile<br />

verstorben, doch „die Zeit war für<br />

dieses Mal vorbei“. Bis zu Buschs Tod verlief<br />

das Verhältnis in den ruhigen Bahnen<br />

einer beständigen Freundschaft.<br />

Ballhof eins seitenbühne | Seite 9<br />

„Was habe ich denn Böses getan, dass ich<br />

so schrecklich verbrennen muss?“, stellt<br />

die brennende Helene in Edward<br />

Rushtons Oper (Libretto: Dagny<br />

Gioulami) ihren ebenfalls in der Oper auftretenden<br />

Autor Busch zur Rede. „Dass ich<br />

meinen Vetter liebte? Dass ich ihm<br />

Zwillinge gebar?“ Und immer weiter aus<br />

ihrer Rolle tretend konfrontiert sie den<br />

peinlich berührten Busch <strong>mit</strong> Details seiner<br />

eigenen Biographie: „Oder ist es wegen<br />

Frau Keßler? Bin ich Frau Keßler? Ist Helene<br />

Frau Keßler? Frau Keßler aus Frankfurt?<br />

Bringt mal jemand einen Kessel Wasser!<br />

Wilhelm? Lodert deine Liebe, flackert dein<br />

Begehren so stark, dass ich verbrennen muss?<br />

Oder hat sie dir etwas geschrieben, was dich<br />

verletzt hat? Warum habt ihr euch so lange<br />

nicht geschrieben? Warst du sauer? Warum<br />

mussten Max und Moritz sterben? Wilhelm,<br />

antworte! Wilhelm!“<br />

Die Reaktion des „Opern-Busch“ auf die<br />

große „Sterbearie“ seiner Titelfigur ist so<br />

lapidar, wie sie auch der echte Wilhelm<br />

Busch hätte geben können: „Wir machen<br />

hier nicht große Oper.“<br />

Ulrich Lenz<br />

Edward Rushton<br />

Die fromme Helene<br />

Eine Wilhelm Busch Inhalation<br />

in 17 Zügen<br />

Libretto von Dagny Gioulami<br />

Auftragswerk der <strong>Staatsoper</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Musikalische Leitung Andreas Wolf<br />

Inszenierung Erich Sidler<br />

Bühne Gregor Müller<br />

Kostüme Bettina Latscha<br />

Dramaturgie Ulrich Lenz<br />

Helene Carmen Fuggiss<br />

Onkel Nolte Edgar Schäfer<br />

Tante Xenia Maria Mann<br />

Vetter Franz Sung-Keun Park<br />

Hannchen Okka von der Damerau<br />

Busch Frank Schneiders<br />

Bart John In Eichen<br />

1. Feuerwehrmann Stefan Zenkl<br />

2. Feuerwehrmann Heiner Take<br />

Uraufführung: 11. Februar 2007<br />

im Ballhof eins<br />

Weitere Vorstellungen 14., 20., 27.2.,<br />

17., 25.3.2007<br />

Wir danken der freundlichen<br />

Unterstützung von


Seite 10 | seitenbühne Aus den Proben<br />

Auf dem Weg<br />

zu Tannhäuser<br />

Über die Entstehung eines Inszenierungskonzepts – Teil 2<br />

30. April/1. Mai 2006, Frohnau bei Berlin<br />

Konzeptionsgespräch<br />

Der Venusberg – ein Ort der Sinnlichkeit<br />

... Tannhäuser stellt sich stets in den<br />

Mittelpunkt, bei der <strong>Liebes</strong>göttin ebenso<br />

wie im Sängerwettstreit ... wie Bewusstseinsschichten<br />

Tannhäusers legen sich die<br />

einzelnen Bilder der Oper übereinander,<br />

verdrängen das Vorherige, ohne es ganz<br />

verschwinden zu lassen …<br />

Bei einem Spaziergang ordnen wir die bisherigen<br />

Gedanken – und auf einmal entsteht<br />

eine Idee, die alle mehr und mehr<br />

gefangen nimmt: Eine die Bühne an drei<br />

Seiten umgebende Zuschauertribüne<br />

schafft den Raum, in dessen Mittelpunkt<br />

sich Tannhäuser fortwährend wie auf ein<br />

selbst gewähltes Podium stellt. Allein die<br />

von den Tribünen umgebene Fläche verwandelt<br />

den Raum, definiert die Situation<br />

immer wieder neu: Eine im Halbdunkel<br />

schimmernde Fläche aus Wasser und<br />

Nebel evoziert die Sinnlichkeit des Venusbergs;<br />

eine grüne Rasenfläche in<strong>mit</strong>ten der<br />

ansteigenden Zuschauertribünen („ein<br />

schönes Tale“ heißt es bei Wagner) weckt<br />

Assoziationen an ein Sportstadion, auf dessen<br />

Grünfläche sich die Pilger in Kirchentagsatmosphäre<br />

an einem improvisierten<br />

Marienaltar zum Beten versammeln; ein<br />

Parkettboden macht die Tribünenkonstruktion<br />

zum Festsaal, in dessen<br />

Mittelpunkt die Sänger auf einem Podium<br />

ihre Kunst zur Schau stellen. Im Dritten<br />

Aufzug kehren wir dann, ganz im Sinne<br />

Wagners („wie am Schlusse des Ersten<br />

Aufzugs, nur in herbstlicher Färbung“<br />

heißt es in der Regieanweisung) zur<br />

Rasenfläche zurück.<br />

Rasenfläche und Parkettboden sollen sich<br />

als Plafonds aus dem Bühnenboden auf die<br />

jeweils vorige Fläche herabsenken und sie<br />

zudecken. Tannhäuser wandert durch verschiedene<br />

Räume, lässt seine (Traum-)<br />

Welten hinter bzw. unter sich. Doch am<br />

Ende steigt auch das Zugedeckte wieder an<br />

die Oberfläche: Am Schluss der Oper sieht<br />

man alle drei Bodenflächen gleichzeitig, in<br />

unterschiedlichen Ebenen; Venus, Maria,<br />

Wartburgwelt, Papst und Pilger – in einem<br />

chaotischen Tableau durchdringen sich die<br />

verschiedenen Welten. Tannhäuser findet<br />

keinen Ausweg mehr aus dem Albtraum<br />

seines Lebens, alles vermischt sich, geht<br />

durcheinander.<br />

10./11. Juni 2006, Frohnau bei Berlin<br />

Überprüfung<br />

Anhand eines Bühnenmodells im Maßstab<br />

1:50 spielen wir das Stück einmal durch.<br />

Einige Details werden modifiziert.<br />

Elisabeth Pedross macht auf die hohen<br />

technischen Anforderungen und mögliche<br />

Probleme bei Konstruktion und Bespielbarkeit<br />

von zwei übereinander hängenden,<br />

fahrbaren Plafonds aufmerksam.<br />

3. Juli 2006, <strong>Hannover</strong><br />

Bauprobe<br />

Bei der Bauprobe auf der Bühne der<br />

<strong>Staatsoper</strong> geht es nun darum, die Machbarkeit<br />

der entwickelten Bühnenidee zu<br />

überprüfen. Intendant Michael Klügl, der<br />

Technische Direktor Hanno Hüppe, der<br />

Technische Leiter der Oper Ian Harrison<br />

und der Werkstättenleiter Nils Hojer sind<br />

von der Idee begeistert, weisen aber auf<br />

zeitliche und technische Probleme sowohl<br />

bei der Fertigung als auch bei Auf- und<br />

Abbau hin. Wo lagert man die Tribünenteile<br />

zwischen den einzelnen Tannhäuser-<br />

Vorstellungen? Wie groß baut man die<br />

Teile, da<strong>mit</strong> sie transportabel sind? Wie<br />

schafft man es, den normalen Proben- und<br />

Vorstellungsbetrieb aufrecht zu erhalten,<br />

wenn zwei übereinander hängende Plafonds<br />

eingerichtet werden müssen?<br />

Gemeinsam sucht und findet man<br />

Lösungen: Die Tribünen werden ein wenig<br />

verkleinert, konkrete Überlegungen zu<br />

Konstruktion, Material und Bauweise werden<br />

angestellt. Aus technischen Gründen<br />

lassen sich zwei Plafonds jedoch nicht verwirklichen.<br />

Da der zweite Plafond nur<br />

kurz am Ende des Ersten und abermals am<br />

Ende des Dritten Aufzugs wahrnehmbar<br />

wäre, fasst man Rasenfläche und Parkettboden<br />

in einem einzigen Plafond zusammen<br />

(im Pausenumbau zwischen Erstem<br />

und Zweitem Aufzug wird dann die auf<br />

dem Parkettboden liegende Rasenfläche


Grundriss des Bühnenbildes Szenenfoto 2. Aufzug<br />

entfernt) in der Hoffnung, dass sich das<br />

Konzept der Schichten auch so ver<strong>mit</strong>telt.<br />

4. Dezember 2006<br />

Beginn der szenischen Proben im<br />

Probenzentrum Bornum<br />

Auch Chor und Solisten lassen sich schnell<br />

für das Konzept begeistern. Sanft bringt<br />

Philipp Himmelmann der Sängerin des<br />

jungen Hirten, Hinako Yoshikawa, bei,<br />

dass es wunderbar wäre, wenn sie im<br />

Ersten Aufzug <strong>mit</strong> dem Plafond einschwebte.<br />

Das bedeutet, dass sie die ganze<br />

Venusbergszene (über 30 Minuten) in<br />

schwindelnder Höhe (aber natürlich<br />

gesichert!) ausharren müsste. Ein Lachen<br />

der Sängerin lässt auf die Realisierung dieser<br />

ungewöhnlichen Idee hoffen.<br />

19. Dezember 2006<br />

1. Bühnenprobe<br />

Zum ersten Mal wird die Fahrt des<br />

Plafonds getestet. Es funktioniert noch<br />

besser als erwartet: Lautlos senkt sich eine<br />

Fläche von 10x10 Metern in nur wenigen<br />

Sekunden auf den Bühnenboden herab.<br />

Alle sind begeistert.<br />

29. Dezember 2006<br />

Probebühne in Bornum<br />

Wir proben den Dritten Aufzug: Elisabeth<br />

wartet vergeblich auf Tannhäuser.<br />

Verzweifelt sucht sie ihn unter den aus Rom<br />

zurückkehrenden Pilgern – er ist nicht<br />

Oper seitenbühne | Seite 11<br />

unter ihnen. Enttäuscht zieht sie sich vom<br />

Leben zurück, gibt ihre eigene Identität auf,<br />

stilisiert sich zur Heiligen: Sie steigt auf den<br />

Altar und kleidet sich in Mantel und<br />

Heiligenschein des Marienbildnisses.<br />

Spontan entsteht die Idee, dass sie in dieser<br />

Position bis zum Schluss der Oper verharrt.<br />

Das bedeutet aber, dass sie Wolframs „Lied<br />

an den Abendstern“, Tannhäusers Romerzählung<br />

und das ganze Finale über stehen<br />

muss, um dann am Ende <strong>mit</strong> dem Plafond<br />

(gesichert!) nach oben gezogen zu werden!<br />

Brigitte Hahn bittet darum, das Marienbildnis<br />

so zu fixieren, dass sie sich daran<br />

anlehnen kann. Auch Kelly God erklärt sich<br />

<strong>mit</strong> der Idee einverstanden.<br />

20. Januar 2007<br />

Premiere<br />

„Aber es gab auch reichlich Applaus und<br />

heftigste Bravos für die vergleichsweise<br />

gewagte, aber auch treffende Richard-<br />

Wagner-Regie von Jungstar Philipp<br />

Himmelmann. Der nimmt uns <strong>mit</strong> in die<br />

Arena. Das Stadion – für Himmelmann<br />

heute zentraler Ort, an dem noch<br />

Leidenschaften gelebt werden.“<br />

(Henning Queren, Neue Presse)<br />

„[...] gerade hier sammelt der Regisseur<br />

wichtige Punkte, weil es seiner Inszenierung<br />

gelingt, die Venusberg-Szene<br />

ohne alle Stadttheater-Peinlichkeit zu<br />

absolvieren.“ (Rainer Wagner, HAZ)<br />

Ulrich Lenz<br />

Richard Wagner<br />

Tannhäuser und der<br />

Sängerkrieg auf Wartburg<br />

Große romantische Oper<br />

Musikalische Leitung Wolfgang Bozic<br />

Inszenierung Philipp Himmelmann<br />

Bühne Elisabeth Pedross<br />

Kostüme Petra Bongard<br />

Chor Dan Ratiu<br />

Dramaturgie Ulrich Lenz<br />

Tannhäuser Robert Künzli<br />

Elisabeth Kelly God /Brigitte Hahn<br />

Venus Khatuna Mikaberidze<br />

Wolfram von Eschenbach Lauri Vasar /<br />

Jin-Ho Yoo<br />

Landgraf Heinrich Albert Pesendorfer<br />

Walther von der Vogelweide<br />

Latchezar Pravtchev / Pedro Vélazquez Díaz<br />

Biterolf Myoung Young Kwon<br />

Heinrich der Schreiber Hans Sojer<br />

Reinmar von Zweter John In Eichen<br />

Ein junger Hirt Hinako Yoshikawa<br />

Premiere: 20. Januar 2007<br />

Weitere Vorstellungen 4., 7.2,<br />

8., 16.3.2007<br />

Koproduktion <strong>mit</strong> der Oper Graz


Seite 12 | seitenbühne Konzert<br />

Die Vorfahren auf den Schultern<br />

Die Komponisten Luciano Berio und Detlev Glanert<br />

„Man kann von Grund auf neu anfangen<br />

ohne Rücksicht auf Ruinen und<br />

,geschmacklose‘ Überreste!“ Mit Euphorie<br />

brachen Karlheinz Stockhausen und<br />

andere Komponistenkollegen in den<br />

1950er Jahren zu neuen Ufern auf:<br />

Losgelöst von der Tradition, befreit vom<br />

Ballast einer jahrhundertealten Musik<strong>geschichte</strong>,<br />

läuteten sie <strong>mit</strong> der seriellen<br />

Kompositionsweise ein neues Zeitalter ein,<br />

indem sie, ausgehend von der Zwölftontechnik<br />

der Zweiten Wiener Schule, alle<br />

musikalischen Parameter von Tonlänge<br />

und -höhe bis hin zu Klangfarbe und<br />

Lautstärke einer bestimmten Reihenfolge<br />

unterwarfen und versuchten, jegliche<br />

Verbindung zur musikalischen Tradition<br />

zu kappen. Die Phase des strengen seriellen<br />

Komponierens war jedoch von relativ<br />

kurzer Dauer, und in der Folge zeichnet<br />

sich bis heute in der Entwicklung der<br />

Kunstmusik eine Vielseitigkeit und teilweise<br />

grundsätzliche Verschiedenheit ab,<br />

so dass das herausragende Kennzeichen<br />

der Werke seit 1950 der stilistische<br />

Pluralismus ist. Bei aller Vielfalt der kompositorischen<br />

Standpunkte kristallisierte<br />

sich jedoch eine verbindende Frage heraus,<br />

der sich alle Komponisten in irgendeiner<br />

Form stellen mussten: die Frage nach dem<br />

eigenen Ort in der Musik<strong>geschichte</strong> und<br />

nach dem eigenen Verhältnis zur musikalischen<br />

Tradition.<br />

Während Karlheinz Stockhausen und sein<br />

Kreis einen radikalen musikalischen<br />

Neubeginn anstrebten, verknüpfte der italienische<br />

Komponist Luciano Berio avantgardistische<br />

Experimente <strong>mit</strong> gezielten<br />

Verweisen auf überlieferte Kompositionen.<br />

Berio stellte sich in eine kontinuierlich<br />

fortlaufende Musik<strong>geschichte</strong>, die kulturelle<br />

Vergangenheit war für ihn ständig<br />

gegenwärtig: „Es besteht kein Zweifel, dass<br />

wir stets unsere Vorfahren <strong>mit</strong> uns herumtragen<br />

– eine Menge von Erfahrungen, den<br />

Schmutz auf unseren Schultern und folglich<br />

eine virtuelle Sammlung einer Auswahl aus<br />

dem fortwährend präsenten Lärm der<br />

Geschichte. Wir können diesen Lärm filtern,<br />

verantwortungsvoll und bewusst das eine statt<br />

dem anderen Ding auswählen – und versuchen<br />

zu verstehen, welche Kombination der ausgewählten<br />

und gefilterten Ereignisse unseren<br />

Erfordernissen am besten entspricht und es uns<br />

erlaubt, einen besseren Zugang zu uns selbst<br />

zu bekommen. Das gilt für musikalische<br />

Prozesse und Funktionen ebenso wie für vieles<br />

andere.“ (Luciano Berio)<br />

Luciano Berio<br />

Berio empfand die Auseinandersetzung <strong>mit</strong><br />

der Vergangenheit als ebenso künstlerisch<br />

notwendig wie das ständige Vorwärtsschauen<br />

und die Suche nach weiterführenden<br />

Kompositionsmodellen. Solchermaßen<br />

sich im Schnittpunkt von Tradition und<br />

Innovation bewegend, war der 1925 im<br />

ligurischen Oneglia geborene Komponist<br />

einerseits einer der Pioniere der elektronischen<br />

Musik in Italien, experimentierte<br />

<strong>mit</strong> Aspekten seriellen Denkens und entwickelte<br />

im musiktheatralen Bereich neue<br />

Ausdrucksformen im Zusammenspiel von<br />

Sprache und Stimme. Daneben stand<br />

jedoch immer wieder der Rückgriff auf<br />

Vorhandenes. Mit zahlreichen Bearbeitungen<br />

und Arrangements fühlte er sich in<br />

die Musiksprache unterschiedlichster<br />

Komponistenkollegen ein: von Monteverdi<br />

(Il combattimento di Tancredi e Clorinda)<br />

über Bach, Purcell und Brahms bis hin zu<br />

Puccini, für dessen unvollendete Oper<br />

Turandot er 2002, ein Jahr vor seinem Tod,<br />

einen neuen Schluss komponierte.<br />

Der Dialog und die Reibung <strong>mit</strong> der<br />

Musik der Vergangenheit waren Berio<br />

darüber hinaus auch Inspirationsquelle<br />

für Innovatives, wenn er beispielsweise in<br />

seiner 1968/69 entstandenen Sinfonia das<br />

Scherzo aus Mahlers 2. Sinfonie gleichsam<br />

als Gefäß für sowohl die eigene Musiksprache<br />

als auch für Zitate aus anderen<br />

Werken benutzte: „Der Mahlersche Satz<br />

erscheint hier wie ein Gebäude, an dessen<br />

Balkenwerk verflochten sich zahlreiche musikalische<br />

Erinnerungen empor ranken, eingebaut<br />

in die fließende Struktur des Originalwerkes.<br />

Dabei war es weder meine Absicht,<br />

Mahler zu zerstören (er ist unzerstörbar),<br />

noch der Wunsch, irgendeine weit ausholende<br />

musikalische Anekdote zu erzählen. Zitate und<br />

Referenzen wurden nicht nur um ihres wirklichen,<br />

sondern auch um ihres potentiellen<br />

Verhältnisses zu Mahler gewählt.“ (Luciano<br />

Berio) Im Spannungsfeld zwischen<br />

Vergangenheit und Gegenwart gestaltet<br />

sich die Sinfonia so als Netz von Wechselbeziehungen,<br />

als innovatives, experimentelles<br />

Spiel <strong>mit</strong> der eigenen Musiksprache,<br />

<strong>mit</strong> Zitaten und Verfremdungseffekten –<br />

ein gleichsam postmodernes Spiel, ähnlich<br />

der Dichtung eines James Joyce: Intertextualität<br />

als zentrale Kategorie lässt das<br />

eigene Werk in Kommunikation <strong>mit</strong><br />

anderen Werken, <strong>mit</strong> deren Rezeptions<strong>geschichte</strong><br />

und dem Rezipienten treten.<br />

Als einen „<strong>Liebes</strong>brief an Franz Schubert“<br />

bezeichnete Luciano Berio seine Komposition<br />

Rendering, einen weiteren musikalischen<br />

Dialog über die Jahrhunderte:<br />

Schuberts Skizzen zu einer zehnten<br />

Sinfonie regten den italienischen Komponisten<br />

zu kreativer Auseinandersetzung an,<br />

forderten gerade in ihrem Status als<br />

Fragment, das in seiner Unvollkommenheit<br />

unendliche Lesarten und Möglichkeiten<br />

des Weiterdenkens bietet und in<br />

seiner löchrigen Struktur nach allen Seiten<br />

hin offen ist, zur Vervollständigung und<br />

Orchestration wie zum eigenen musikali-


schen Kommentar heraus. Eine „Restaurierung<br />

der alten Skizzen“ schwebte Berio<br />

vor, jedoch keine, die <strong>mit</strong> geübter Hand<br />

das alte Werk im Sinne der Entstehungszeit<br />

nachzeichnet. Der Verfasser des<br />

„<strong>Liebes</strong>briefes“ bringt vielmehr die eigene<br />

Person und Zeit <strong>mit</strong> in den Dialog ein, im<br />

Sinne einer „modernen Freskorestaurierung,<br />

die auf eine Auffrischung der alten Farben<br />

abzielt, ohne die durch die Jahrhunderte entstandenen<br />

Schäden kaschieren zu wollen, wobei<br />

sogar leere Flecken im Gesamtbild zurückbleiben<br />

können.“ (Luciano Berio) Diese leeren<br />

Flecken kittet Berio behutsam <strong>mit</strong> dem<br />

„Zement“ der eigenen, farbenreich schillernden<br />

Musiksprache, kommuniziert als<br />

Künstler auf einer Ebene <strong>mit</strong> dem österreichischen<br />

Komponisten und schafft so<br />

eine neue, dritte Klangwelt, die zwischen<br />

Vergangenheit und Gegenwart in die<br />

Zukunft weist.<br />

Der 1960 in Hamburg geborene Detlev<br />

Glanert gehört einer jüngeren Generation<br />

von Komponisten an, die sich in ähnlicher<br />

Weise der historischen Wurzeln ihrer<br />

Musik gewärtig sind und das musikgeschichtliche<br />

Erbe nicht ausradiert sehen<br />

wollen, sondern darauf aufbauen: „Die<br />

Komponisten wachsen alle <strong>mit</strong> einem Klangvokabular<br />

auf, das sie erlernen, i<strong>mit</strong>ieren, neu<br />

zusammenstellen und kombinieren, um<br />

schließlich ihren eigenen Stil zu finden. Man<br />

kommt aus dem, was gewesen ist, und definiert<br />

sich neu dahin – eine legitime Form, sich selbst<br />

weiterzuentwickeln.“ (Detlev Glanert)<br />

Gustav Mahler und Maurice Ravel nennt<br />

der Henze-Schüler Glanert als für die<br />

eigene Entwicklung wichtige und prägende<br />

Komponisten. Mit direkten<br />

Bearbeitungen von Werken unterschiedlichster<br />

Epochen und Stile näherte er sich<br />

Kompositionen älterer Kollegen und<br />

erwies diesen seine Reverenz, u. a. <strong>mit</strong><br />

einem Arrangement von Franz Schrekers<br />

Melodram Das Weib des Intaphernes, den<br />

Instrumentationen einer Messe von<br />

Heinrich Isaak oder von Klavierstücken<br />

Johannes Brahms’ und der Rekonstruktion<br />

Konzert seitenbühne | Seite 13<br />

der Filmmusik zu Der letzte Mann von<br />

Giuseppe Becce. Das Orchesterwerk<br />

Mahler/Skizze (1989) ist eine Hommage an<br />

Gustav Mahler, ein fragiles Werk <strong>mit</strong> fahlen<br />

Klängen, dessen außermusikalischer<br />

Titel – wie häufig bei Glanert – weniger<br />

Programm sein will, als vielmehr auf das<br />

Assoziationsfeld verweist, an dem sich die<br />

kompositorische Inspiration entzündet hat.<br />

Johannes Brahms’ Vier ernste Gesänge<br />

Detlev Glanert<br />

waren für Glanert Ausgangspunkt einer<br />

weiteren Bearbeitung und Neukomposition:<br />

Von den Liedern sind Skizzenblätter<br />

erhalten <strong>mit</strong> Notizen von Brahms’<br />

Hand für eine Orchesterfassung. Ähnlich<br />

wie Luciano Berio in Rendering füllte<br />

Glanert diese Skizzen auf, instrumentierte<br />

die Lieder gemäß der Klavierfassung und<br />

rahmte sie <strong>mit</strong> eigenen Vor- und<br />

Nachspielen ein. Diese überleitenden<br />

Zwischenspiele entwickelte er aus dem<br />

Material von Brahms und verwandelte dessen<br />

Motive der eigenen Musiksprache an:<br />

ein Kommentar, der sich – mehr als<br />

100 Jahre später – fremd zwischen die<br />

melancholischen Lieder stellt und gleichzeitig<br />

deren Geist in die Gegenwart<br />

hinüberwehen lässt.<br />

Dorothea Hartmann<br />

3. Sinfoniekonzert<br />

Sonntag, 18. Februar 2007, 17.00 Uhr<br />

Montag, 19. Februar 2007, 19.30 Uhr<br />

Einführungen eine halbe Stunde vor Beginn<br />

Hans Werner Henze<br />

Der Erlkönig, Orchesterfantasie aus dem<br />

Ballett Le Fils de l’air (1996)<br />

Luciano Berio<br />

Rendering nach Skizzen zu einer Sinfonie<br />

in D-Dur von Franz Schubert (1990)<br />

Franz Schubert<br />

Lieder in Instrumentierungen von Benjamin<br />

Britten, Max Reger und Anton Webern<br />

Franz Schubert<br />

Sinfonie Nr. 3 D-Dur D 200 (1815)<br />

Solisten Brigitte Hahn, Lauri Vasar<br />

Dirigent Wolfgang Bozic<br />

4. Sinfoniekonzert<br />

Sonntag, 11. März 2007, 17.00 Uhr<br />

Montag, 12. März 2007, 19.30 Uhr<br />

Einführungen eine halbe Stunde vor Beginn<br />

Detlev Glanert /Johannes Brahms<br />

Vier Präludien und Ernste Gesänge<br />

op. 121 (2005 / 1896)<br />

Robert Schumann<br />

Sinfonie Nr. 1 B-Dur op. 38<br />

(Frühlingssinfonie) (1841)<br />

Detlev Glanert<br />

Sinfonie Nr. 3 op. 35 (1996)<br />

Solist Albert Pesendorfer<br />

Dirigent Stefan Klingele<br />

Komponistengespräch Detlev Glanert<br />

Parallel zur Generalprobe bietet das Gespräch<br />

<strong>mit</strong> Detlev Glanert einen persönlichen<br />

Einblick in sein Werk und dessen<br />

Entstehung.<br />

Samstag, 10. März 2007, 11.00 Uhr


Seite 14 | seitenbühne Vorschau<br />

Oster-Tanz-Tage<br />

Internationale Choreographen vom<br />

6. bis 9. April 2007 zu Gast in <strong>Hannover</strong><br />

Rasante Explosivität und faszinierende<br />

Körperskulpturen: Zur eröffnung der<br />

Oster-Tanz-Tage 2007 ist am Karfreitag<br />

das „Aterballetto“ an der <strong>Staatsoper</strong><br />

<strong>Hannover</strong> zu Gast.<br />

Das „Aterballetto“ aus Reggio Emilia<br />

unter der künstlerischen Leitung von<br />

Mauro Bigonzetti, einem gebürtigen<br />

Römer, gehört schon lange nicht mehr zu<br />

den Geheimtipps der Tanzbranche, sondern<br />

zu den festen Größen des internationalen<br />

Tanzgeschehens. Die quirlige<br />

Truppe klassisch-moderner Prägung<br />

bezwingt durch ihre unbändige Vitalität<br />

und atemberaubende Dynamik, der allein<br />

durch bezaubernde Bilder des Stillstands<br />

Einhalt geboten werden kann, ohne deshalb<br />

an Spannung einzubüßen. Lyrik,<br />

Sensibilität und Sinnlichkeit einerseits und<br />

starke Emotionen in athletisch-akrobatischen<br />

Kraftakten andererseits werden hier<br />

als energetische Gegenpole verstanden, die<br />

zwingend einander bedingen und sich keineswegs<br />

ausschließen oder abstoßen.<br />

Letztlich handelt es sich hierbei um<br />

Kräfte, die in jedem Menschen schlummern.<br />

Das scheint uns Mauro Bigonzetti<br />

subtil <strong>mit</strong> seinen überraschenden<br />

Kreationen ver<strong>mit</strong>teln zu wollen, die eine<br />

neue Poesie der Aggression (jenseits von<br />

Brutalität) als einzig echten, aufrichtigen<br />

<strong>Liebes</strong>beweis beschwören.<br />

Mauro Bigonzettis Ensemble gastiert in<br />

<strong>Hannover</strong> <strong>mit</strong> einem dreiteiligen<br />

Programm, in dem sehr markante Facetten<br />

seines weitgesteckten Ausdrucksspektrums<br />

präsentiert werden: In Passo Continuo –<br />

Bigonzettis Hommage an einen Tänzer,<br />

der über zwanzig Jahre kontinuierlich <strong>mit</strong><br />

ihm zusammenarbeitete – wird ein künstlerisch<br />

und menschlich sehr bereichernder<br />

Erfahrungsaustausch in eine Körpersprache<br />

übersetzt, die erlebte Geschichten<br />

auf ihren emotionalen Gehalt konzentriert.<br />

Um Konflikte und Meinungsverschiedenheiten,<br />

die über ein hochexpressives<br />

Tanzvokabular ausgetragen werden, geht<br />

es in Bigonzettis Duo Inoffensivo, das zu<br />

harten Reibungen als Voraussetzung für<br />

ein konstruktives Miteinander animiert.<br />

Dagegen steht in Cantata zu traditioneller,<br />

süditalienischer Musik pure Lebensfreude<br />

mediterraner Prägung im Vordergrund:<br />

Hier wird das einfache, laute und pralle<br />

Leben Süditaliens auf die Tanzbühne<br />

gebracht und das hannoversche Opernhaus<br />

durch bacchantische Besessenheit in bislang<br />

ungekannte Vibrationen versetzt.<br />

Allein durch das Ansehen dieser orgiastischen<br />

Tänze in der Tradition althergebrachter<br />

Tanzwut-Rituale können westliche<br />

Zivilisationskrankheiten rückstandslos<br />

beseitigt werden – ganz im Sinne der antiken<br />

Theaterkunst werden Sie das<br />

Opernhaus nach diesem Abend geläutert<br />

und beschwingt verlassen!<br />

Stephanie Schroedter<br />

Oster-Tanz-Tage 2007<br />

Karfreitag, 6.4.2007<br />

19.30 Uhr Internationales Gastspiel:<br />

Aterballetto, Italien<br />

Choreographien von Mauro Bigonzetti<br />

Passo Continuo<br />

Musik: Antongiulio Galeandro sowie<br />

Improvisationen über Musik<br />

von Johann Sebastian Bach<br />

Duo Inoffensivo<br />

Musik: Gioacchino Rossini<br />

Cantata<br />

Musik: traditionelle süditalienische<br />

Musik, arrangiert von<br />

„Gruppo musicale Assurd“<br />

Karsamstag, 7.4.2007<br />

21. Internationaler Wettbewerb für<br />

Choreographen<br />

15.00 Uhr Vorrunde I<br />

20.30 Uhr Molière<br />

Ballett von Jörg Mannes<br />

Musik von Rameau, Ravel,<br />

Mozart, Berio u.a.<br />

Ballett der <strong>Staatsoper</strong> <strong>Hannover</strong>,<br />

Niedersächsisches Staatsorchester<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Ostersonntag, 8.4.2007<br />

21. Internationaler Wettbewerb für<br />

Choreographen<br />

14.30 Uhr Vorrunde II<br />

19.00 Uhr Finale<br />

Ostermontag, 9.4.2007<br />

19.30 Uhr Romeo und Julia<br />

Ballett von Sergej Prokofjew<br />

Choreographie von Jörg Mannes<br />

Ballett der <strong>Staatsoper</strong> <strong>Hannover</strong>,<br />

Niedersächsisches Staatsorchester<br />

<strong>Hannover</strong>


„Mediterrane Speisen liegen mir gar nicht.<br />

Und Fisch: ich esse absolut keinen Fisch.“<br />

Marco Jentzsch mag es lieber deftig:<br />

Kohlroulade oder Bratwurst auf Sauerkraut.<br />

„Das ist das Essen, <strong>mit</strong> dem ich<br />

groß geworden bin.“ Aufgewachsen ist der<br />

Tenor in Oranienburg, im „Speckgürtel<br />

von Berlin“, wie er selbst sagt. Mit ungefähr<br />

zwölf Jahren hörte er das erste Mal<br />

Oper: „Die Stimmen haben mich begeistert.<br />

Als Kind habe ich mich langsam rangetastet:<br />

Erst Operetten, Strauß, Lehár. In<br />

der Pubertät folgten Wagner und Verdi –<br />

das waren die Größten! Meine armen<br />

Eltern, die das jeden Tag anhören mussten…“,<br />

schmunzelt er. Heute ist er selbst<br />

Vater, Niklas, zwei Jahre, fordert seinen<br />

Vater <strong>mit</strong>tlerweile kräftig: „Er ist mein<br />

größtes Glück. Aber es ist Gift für einen<br />

Sänger, wenn morgens um 6.20 Uhr die<br />

Nacht vorbei ist, besonders, wenn man<br />

abends vorher Vorstellung hatte. Das A<br />

und O in diesem Beruf ist es, ausgeruht,<br />

stimmlich und körperlich fit zu sein.<br />

Kommt man dann <strong>mit</strong>tags müde von den<br />

Proben nach Hause, wartet Niklas schon.<br />

Und ich möchte meine Frau ja auch gerne<br />

mal entlasten. Abends sind dann wieder<br />

Proben oder Vorstellung.“<br />

Anders anstrengend war der Beruf, in dem<br />

Marco Jentzsch bis Ende 2004 arbeitete:<br />

Erzieher in Berlin-Frohnau im Fürst<br />

Donnersmarck-Haus, einem Rehabilitationszentrum<br />

für Menschen <strong>mit</strong> Körperund<br />

Mehrfachbehinderungen: „Nach der<br />

Mittleren Reife stand für mich fest: Singen<br />

oder Pädagogik. Ich wählte den ,sichereren‘<br />

Weg: Fachschulausbildung zum staatlich<br />

anerkannten Heimerzieher.“<br />

Erst ab April 2002, im Alter von 28<br />

Jahren, nahm Marco Jentzsch das erste<br />

Mal professionellen Gesangsunterricht.<br />

Vier Mal die Woche, neben dem Job. „Ich<br />

wollte Bariton sein, das waren für mich die<br />

Kantinenplausch seitenbühne | Seite 15<br />

Keinen Fisch!<br />

Marco Jentzsch, Tenor<br />

interessanten Charaktere in den Opern.<br />

Aber schon beim Vorsingen stellte meine<br />

Lehrerin Kammersängerin Els Bolkestein<br />

klar: Sie sind Tenor.“<br />

Von da an ging es rasant weiter: Im<br />

Dezember 2002 die erste Bewerbung für<br />

den Festspielsommer auf Schloss Rheinsberg.<br />

„Nebenher habe ich weiter in Vollzeit<br />

gearbeitet, für den Sommer zwei<br />

Monate unbezahlten Urlaub genommen.<br />

Leider war das Verständnis der einen Seite<br />

meines Lebens für die jeweils andere<br />

begrenzt“, bedauert Jentzsch. Nach dem<br />

Sommer reduzierte er die Stundenzahl im<br />

„Brotberuf“. Im Februar 2004 folgte eine<br />

Einladung zum Vorsingen an die Oper<br />

Erfurt. „Intendant Guy Montavon bot mir<br />

einen Gastvertrag an – ich war völlig platt.<br />

Noch immer unsicher, ob ich meinen<br />

Beruf als Erzieher aufgeben sollte, nahm<br />

ich erneut unbezahlten Urlaub, von Januar<br />

bis Juni 2005, quasi als Testlauf. Nachdem<br />

mir Erfurt einen Vertrag für die Spielzeit<br />

2005/2006 anbot, war die Entscheidung<br />

gefallen: Der Schritt aus einer sicheren<br />

Position hinaus in einen neuen Beruf –<br />

obwohl da Niklas schon unterwegs war.“<br />

Im Herbst 2005 folgte das Vorsingen für<br />

<strong>Hannover</strong> – und das Engagement: „Erste<br />

Reaktion: Oh Gott, so ein riesiges Haus.<br />

Aber es war die richtige Entscheidung!“<br />

Er sang den Tamino in der Zauberflöte, den<br />

Steuermann im Fliegenden Holländer, den<br />

Rosillon in der Lustigen Witwe und im<br />

März folgen gleich drei verschiedene<br />

Partien an einem Abend in der Foyer-<br />

Oper Desperate Lovers. AZur Zeit ist<br />

Jentzsch als Belmonte in der Entführung<br />

aus dem Serail zu sehen, die seit der<br />

Wiederaufnahme am 25. Januar wieder auf<br />

dem Programm der <strong>Staatsoper</strong> steht: „Vor<br />

zwei Jahren wäre es für mich undenkbar<br />

gewesen, so eine Partie wie den Belmonte<br />

zu singen – allein vom Kopf her. Aber die<br />

Rolle macht Spaß, die Proben für die<br />

Wiederaufnahme liefen gut, <strong>mit</strong> den<br />

Kollegen klappt es prima – kurz: ich fühle<br />

mich hier rundum wohl.“<br />

Wiebke Haas-Lefers<br />

Bratwurst auf Sauerkraut<br />

20 g Gänseschmalz, 2 Zwiebeln,<br />

760 g Sauerkraut, 1/4 Liter Weißwein,<br />

400 g Kartoffeln, 10 g Fett<br />

3 Bratwürste, Pfeffer, Salz, Kümmel<br />

In einem Topf das Schmalz auslassen,<br />

feingehackte Zwiebel darin andünsten.<br />

Sauerkraut zufügen, kräftig durchschmoren<br />

lassen. Mit ca. 1/2 TL Kümmel, Pfeffer und<br />

Salz würzen. Weißwein nach und nach<br />

zufügen, auf <strong>mit</strong>tlerer Hitze ca. 1/2 Std. im<br />

offenen Topf weiterschmoren, bis die<br />

Flüssigkeit fast vollständig verkocht ist.<br />

Kartoffeln kochen, pellen und warm halten.<br />

Bratwürste auf <strong>mit</strong>tlerer Temperatur langsam<br />

braten. Nach ca. 5-7 Min., wenn sie<br />

durch sind, auf das Sauerkraut legen,<br />

Pellkartoffeln dazu reichen.<br />

Wolfgang Amadeus Mozart<br />

Die Entführung aus dem Serail<br />

Wiederaufnahme 25. Januar 2007<br />

Weiteren Vorstellungen 3., 14.2.,<br />

2., 10., 18.3.2007<br />

Desperate Lovers (Foyer-Oper)<br />

Eine Trilogie tödlicher Leidenschaften<br />

<strong>mit</strong> Musik von Paul Hinde<strong>mit</strong>h, Ernst Toch<br />

und George Gershwin<br />

Premiere: 23. März 2007<br />

Laves-Foyer<br />

Weitere Vorstellungen<br />

27.3., 2., 5., 15.4.2007


Seite 16 | seitenbühne Aus den Werkstätten<br />

Täglich in New York<br />

Aus dem Alltag der Bühnenmaler<br />

Der Opernball wirft seine Schatten voraus:<br />

Schon seit Wochen laufen in den Werkstätten<br />

der Staatstheater <strong>Hannover</strong> die<br />

Vorbereitungen auf Hochtouren, um die<br />

Lange Diele im Eingangs-Foyer in die<br />

Fifth Avenue oder die linke Seitenbühne in<br />

den Central Park zu verwandeln. So auch<br />

in den Malsälen in der Maschstraße und<br />

Bornumer Straße, wo Andreas Scholz,<br />

Leiter des Malsaals, sechs Theatermaler<br />

und ein Auszubildender ganz in ihrem<br />

Element sind. Sie mischen Farben, zeichnen<br />

und pinseln an verschiedenen Motiven<br />

für den Opernball. Theatermaler müssen<br />

nicht nur künstlerisch und handwerklich<br />

begabt sein, sondern auch über räumliches<br />

Sehvermögen und gute Farbsehtüchtigkeit<br />

verfügen. Drei Jahre dauert die staatlich<br />

anerkannte Ausbildung zum Bühnenmaler,<br />

die direkt an einem Theater absolviert<br />

wird. Die Hochschule für Bildende Künste<br />

in Dresden bietet darüber hinaus auch eine<br />

universitäre Ausbildung an.<br />

Wer den hell erleuchteten Malsaal in<br />

Bornum betritt, dem sticht sofort eine<br />

6 mal 12 Meter große, in verschiedenen<br />

Blautönen schillernde Fläche ins Auge. Auf<br />

dem Fußboden des 1.500 qm großen Malsaals<br />

entsteht unter den Pinselstrichen von<br />

Theatermaler Waldemar Schwebs die<br />

nächtliche Skyline von New York.<br />

Es ist einer der Prospekte (so werden die<br />

riesigen Stoffbilder bezeichnet), die hier<br />

für den Opernball am 23. und 24. Februar<br />

angefertigt werden. Das Erstellen eines<br />

Prospekts läuft stets ähnlich ab. In diesem<br />

Fall dient dem Theatermaler als Vorlage<br />

ein Bild der nächtlichen Skyline von<br />

Manhattan im Format 1:32, das er von der<br />

Ausstatterin Marina Hellmann erhalten<br />

hat. Zur besseren Orientierung teilt<br />

Waldemar Schwebs die Vorlage in Raster<br />

auf, ebenso wie die 72 qm große<br />

Stofffläche, die auf dem Holzfußboden<br />

festgeheftet ist. Anschließend überträgt er<br />

das Bild über dieses Raster auf das große<br />

Format. Zunächst zeichnet er die Linien<br />

<strong>mit</strong> Bleistift, zieht sie dann <strong>mit</strong> einem<br />

dicken Filzstift nach. Mit dem nächsten<br />

Arbeitsschritt kommt endlich Farbe ins<br />

Spiel: Mit einer Spritzpistole lässt<br />

Waldemar Schwebs den blauen Himmel<br />

entstehen – „man kann den Himmel auch<br />

malen, das dauert nur viel länger.“<br />

Anschließend arbeitet er <strong>mit</strong> einer<br />

Lasurtechnik von Hell nach Dunkel die<br />

Flächen in verschiedenen Blautönen heraus,<br />

bevor es an die Feinarbeit geht. „Das<br />

schwierigste an diesem Prospekt sind die<br />

vielen, vielen Fenster <strong>mit</strong> ihren unterschiedlichen<br />

Schattierungen“, erzählt der<br />

Bühnenmaler, der eigentlich am liebsten<br />

Porträts malt. Beim Ausmalen der Fenster<br />

ist besonderes Fingerspitzengefühl und<br />

Augenmaß für die farbliche Ausgestaltung<br />

und anschließende Wirkung gefragt. Nach<br />

sechs Wochen Arbeit wird er den Prospekt<br />

fertig gestellt und ungefähr zehn Liter<br />

Farbe verbraucht haben. Um die große<br />

Pracht unbeschadet vom Malsaal in die<br />

Oper zu transportieren und später gut<br />

lagern zu können, wird der Prospekt aufgerollt.<br />

Schwer vorstellbar, aber wahr: Die New<br />

Yorker Skyline gehört zu den kleineren<br />

Prospekten, die hier im Malsaal entstehen.<br />

Für Opernproduktionen sind die<br />

Prospekte zwischen 10 und 12 Meter hoch<br />

und bis zu 30 Meter lang. In der Regel<br />

arbeitet ein Theatermaler allein an einem<br />

Prospekt. Dabei setzt Andreas Scholz seine<br />

Mitarbeiter überwiegend nach ihren Maltechniken<br />

ein, und nur in Ausnahmefällen<br />

arbeiten zwei Maler an einem Prospekt<br />

gemeinsam. „Man würde sonst die unterschiedlichen<br />

Maltechniken sofort erkennen“,<br />

begründet der Leiter sein Vorgehen.<br />

Nicht nur die Techniken und Stilrichtungen<br />

der Bühnenmaler sind vielfältig,<br />

auch die Motive, die sie malen. So entstehen<br />

für den Opernball 2007 neben<br />

„Manhatten by night“ auch noch zwei<br />

Porträts für das MoMA in der Krasseltstube<br />

und ein Bodentuch <strong>mit</strong> grafischem<br />

Muster, auf dem das Orchester den<br />

Ballbesuchern zum Tanz aufspielen wird.<br />

Malte Erhardt


Orchesternews<br />

Neue Orchester<strong>mit</strong>glieder:<br />

Angela Jaffé erhielt ihren ersten Violinunterricht<br />

von ihren Eltern. Sie studierte<br />

in Berlin an der Universität der Künste bei<br />

Thomas Brandis und an der Hochschule<br />

für Musik „Hanns Eisler“ bei Werner<br />

Scholz. Wichtige Anregungen gaben ihr<br />

Meisterklassen bei Igor Ozim, Herrmann<br />

Krebbers, Zachar Bron und Dorothy<br />

Delay. Angela Jaffé war Stipendiatin der<br />

Studienstiftung des Deutschen Volkes. Sie<br />

spielte im Deutschen Sinfonie Orchester<br />

Berlin, im Barcelona Symphony Orchestra,<br />

beim Ensemble Modern und 2001 bis<br />

2003 als Konzertmeisterin der<br />

„MusikFabrik NRW“. Seit 2005 spielt sie<br />

im Bayerischen Kammerorchester, gründete<br />

2006 das Trio Cosmopolitan und ist<br />

seit Dezember 2006 Mitglied der<br />

1. Violinen der <strong>Staatsoper</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />

Johanna Kullmann begann ihr<br />

Violinstudium zunächst an der Robert-<br />

Schumann-Hochschule in Düsseldorf.<br />

Nach dem Vordiplom wechselte sie zu<br />

Sebastian Hamann an die Hochschule für<br />

Musik in Frankfurt am Main, wo sie 2003<br />

ihr Diplom erhielt. Während ihres<br />

Studiums war sie in der Spielzeit<br />

1999/2000 Praktikantin des Philharmonischen<br />

Orchesters der Stadt Heidelberg,<br />

in den Jahren 2000 bis 2004 als Aushilfe<br />

Sängerinnen und Sänger des Opernensembles<br />

stehen nicht nur in <strong>Hannover</strong><br />

auf der Bühne. Die Sopranistin Kelly God<br />

hat bereits Ende September 2006 an De<br />

Nederlandse Opera Amsterdam gastiert,<br />

<strong>mit</strong> der Erfurter Uraufführuns-Produktion<br />

Waiting for the Barbarians von Philipp<br />

Glass. Außerdem war sie für eine<br />

Vorstellung der Liebe zu den drei Orangen<br />

von Sergej Prokofjew am Volkstheater<br />

Rostock zu Gast. Der Tenor Sung-Keun<br />

Personalia seitenbühne | Seite 17<br />

beim Frankfurter Opern- und Museumsorchester,<br />

sowie in der Spielzeit 2004/2005<br />

beim Staatstheater Darmstadt engagiert.<br />

Ab August 2005 spielte sie als Aushilfe in<br />

den 2. Violinen des Niedersächsischen<br />

Staatsorchesters <strong>Hannover</strong> und wird im<br />

Februar 2007 nach gewonnenem<br />

Probespiel <strong>mit</strong> einem Festvertrag in die<br />

Gruppe der 2. Violinen übernommen.<br />

Sebastian Lehne erhielt seinen ersten<br />

Klarinettenunterricht im Alter von 14<br />

Jahren. Nach dem Abitur begann sein<br />

Studium 2002 an der Hochschule für<br />

Musik und Darstellende Kunst Frankfurt<br />

am Main bei Peter Löffler-Asal. 2005<br />

wechselte er an die Staatliche Hochschule<br />

Stuttgart, um sein Studium bei Norbert<br />

Kaiser fortzusetzen. Im ersten Halbjahr<br />

2006 spielte er als Aushilfe bei Württembergischen<br />

Kammerorchester und war im<br />

September 2006 Praktikant im Staatsorchester<br />

Stuttgart. Seit Januar 2007 ist<br />

Sebastian Lehne stellvertretender<br />

Solo-Klarinettist <strong>mit</strong> Es-Klarinette im<br />

Niedersächsischen Staatsorchester<br />

<strong>Hannover</strong>.<br />

Park freut sich über ein Engagement bei<br />

den Salzburger Festspielen 2007: Unter<br />

der Leitung von Valery Gergiev wird er die<br />

Rolle des Cabaretier in Benvenuto Cellini<br />

von Hector Berlioz singen. Außerdem<br />

konnte er seine Paraderolle des Lindoro in<br />

Die Italienerin in Algier nach der erfolgreichen<br />

hannoverschen Premiere im<br />

Dezember und Januar auch mehrmals in<br />

Aachen präsentieren. Für eine Vorstellung<br />

hat er sich gemeinsam <strong>mit</strong> der Mezzo-<br />

Nachschlag gefällig?<br />

Köstlichen Ausklang fanden die<br />

Neujahrskonzerte 2007 <strong>mit</strong> der von<br />

Intendant Michael Klügl, GMD<br />

Wolfgang Bozic und ihren Mitarbeitern<br />

ausgeteilten Kürbissuppe im Foyer der<br />

Oper. Hier finden Sie das Rezept von<br />

Johanna Maier zum Nachkochen:<br />

Kürbiscremesuppe für 4 Personen<br />

2 EL Zucker<br />

500 g Speisekürbis (z. B. Hokkaido)<br />

2 EL Champagner-Essig<br />

125 ml trockener Weißwein<br />

750 ml Geflügelfond<br />

300 ml süße Sahne<br />

Salz, frisch gemahlener Pfeffer<br />

60 g kalte Butter<br />

4 EL Kürbiskernöl<br />

2 EL Kürbiskerne<br />

Zucker leicht karamellisieren, anschließend<br />

den würfelig geschnittenen Kürbis<br />

dazugeben. Mit Champagner Essig und<br />

Weißwein ablöschen, einkochen lassen.<br />

Mit Geflügelfond auffüllen, Kürbis weich<br />

kochen. Gekochten Kürbis <strong>mit</strong> süßer<br />

Sahne im Mixer pürieren, durch ein Sieb<br />

passieren, <strong>mit</strong> Salz und Pfeffer abschmecken.<br />

Suppe abermals aufkochen,<br />

bei milder Hitze die kalten Butterwürfel<br />

<strong>mit</strong> dem Stabmixer einrühren. Suppe in<br />

tiefe Teller gießen, un<strong>mit</strong>telbar vor dem<br />

Servieren <strong>mit</strong> Kürbiskernöl beträufeln<br />

und <strong>mit</strong> Kürbiskernen garnieren.<br />

Sänger aus <strong>Hannover</strong> gastieren<br />

sopranistin Julia Grinjuk auf den Weg in<br />

die Kaiserstadt gemacht: Sie sang in<br />

Aachen ihre Partie der Zulma. Albert<br />

Pesendorfer, Bass, singt am 17. Februar<br />

den Ere<strong>mit</strong>en in der Freischütz-Premiere<br />

an der Volksoper Wien. Sein Stimmfach-<br />

Kollege Tobias Schabel hat im Dezember<br />

am Nationaltheater Mannheim als Fafner<br />

in Siegfried von Richard Wagner gastiert.


Seite 18 | seitenbühne Fundus<br />

Eine Chinesin im lilafarbenen Kleid<br />

Über die junge Malerin des Kinderfest-Plakates<br />

Gemalt hat sie schon<br />

immer gern, die 11-jährige<br />

Leonie Häuser aus Bemerode.<br />

Ob zu Hause, zusammen<br />

<strong>mit</strong> dem kleineren<br />

Bruder Jonathan und der<br />

jüngeren Schwester Philine,<br />

oder in den vier Grundschuljahren im<br />

Kunstunterricht. Da gab es dann als<br />

Zensur immer die Note eins! Nun besucht<br />

sie seit einem halben Jahr das Gymnasium,<br />

und auch hier ist neben Deutsch und<br />

Sachkunde der Kunstunterricht ihr<br />

Lieblingsfach.<br />

Im Juni 2006, am Ende der 4. Klasse in<br />

der Grundschule am Sandberge, gab es für<br />

sie und alle anderen Mitschüler das<br />

Angebot von der Theaterpädagogik der<br />

<strong>Staatsoper</strong> <strong>Hannover</strong>, an einem Plakatwettbewerb<br />

für das Kinderfest am 11.<br />

Februar 2007 <strong>mit</strong>zuwirken. Der Ort – das<br />

Opernhaus – war für die Kinder nicht ganz<br />

unbekannt, hatten sie doch alle einen<br />

Monat zuvor beim Kinderkonzert „Zirkus“<br />

schon selbst auf der Bühne gestanden und<br />

Musik zu diesem Thema erfunden.<br />

Das Motto des Kinderfestes, „Eine Reise<br />

in ferne Länder“, war für die Kunstlehrerin<br />

Sigrun Preiser und alle Kinder in<br />

der Klasse nun Anlass genug, sich Bildbände<br />

über die verschiedenen Kontinente<br />

zu besorgen und zu sichten. Welche Tiere<br />

Opernrätsel<br />

Liebe Rätselfreunde,<br />

die Oper, die wir in dieser Ausgabe<br />

suchen, hat <strong>mit</strong> ihren berühmteren<br />

Schwestern so manches gemeinsam: <strong>mit</strong><br />

Tosca das Uraufführungsjahr und <strong>mit</strong><br />

Pelléas und Mélisande den Uraufführungsdirigenten,<br />

<strong>mit</strong> La traviata den Schauplatz<br />

und <strong>mit</strong> La Bohème den Beruf ihrer weiblichen<br />

Heldin. Ach ja, und der Komponist<br />

hat einen Namensvetter, dessen bekannteste<br />

Melodie jahrelang als Eurovisionshymne<br />

über die Bildschirme flimmerte.<br />

Doch die gesuchte Oper ist auch ein<br />

Unikum: sie trägt den singulären Untertitel<br />

„musikalischer Roman“, es gibt einen<br />

Damenchor <strong>mit</strong> echten Nähmaschinen<br />

leben eigentlich in Afrika, wie sehen die<br />

Menschen in China aus, was tragen sie für<br />

Kleider und welche besonderen Baudenkmäler<br />

gibt es in Ägypten? „Wir konnten<br />

uns die Bücher wechselweise anschauen<br />

und dann eine Skizze anfertigen“, sagt<br />

Leonie Häuser. Dabei war die Komposition,<br />

das Arrangement <strong>mit</strong> Vorder-,<br />

Mittel- und Hintergrund und die sinnvolle<br />

Verteilung der Figuren und Tiere auf der<br />

vorläufigen Zeichnung nicht unerheblich.<br />

Leonie entschied sich für eine diagonale<br />

Aufteilung des Bildes: Der untere rechte<br />

Teil ist dem schwarzafrikanischen Kontinent<br />

zugedacht und wird von ihr grün –<br />

ihrer Lieblingsfarbe – ausgemalt. „Im<br />

Dschungel“, so beschreibt sie ihr Bild,<br />

„leben Elefanten und Schwarzafrikaner!“<br />

Den oberen Teil des Bildes gestaltet sie in<br />

helleren Farben: links eine Chinesin in<br />

einem lilafarbenen Kleid („grün ging<br />

nicht, weil es sich sonst nicht abgehoben<br />

hätte!“), den Ägypter auf sandfarbenem<br />

Untergrund und eine Pyramidenkette als<br />

Hintergrund. Die Skizze ist nun fertig, die<br />

Farben sind erst einmal nur <strong>mit</strong> Buntstiften<br />

gemalt. Nun beginnt die Übertragung<br />

des Ganzen auf ein großes Format,<br />

dieses Mal <strong>mit</strong> kräftigen Farben aus dem<br />

Tuschkasten und flüssiger Lackfarbe.<br />

Einige Kinder aus der Klasse malen<br />

gemeinsam, andere, wie Leonie Häuser,<br />

und – erstaunlich aktuell! – in der letzten<br />

Szene den ersten und unseres Wissens<br />

einzigen inszenierten Stromausfall der<br />

Opern<strong>geschichte</strong>. Die gesuchte Oper war<br />

bei ihrer Uraufführung ein Sensationserfolg:<br />

Im ersten Jahr wurde sie in Paris<br />

einhundert Mal gespielt, Gustav Mahler<br />

dirigierte sie drei Jahre später in Wien,<br />

Arturo Toscanini fünf Jahre später an der<br />

Scala. Der Versuch des Komponisten, <strong>mit</strong><br />

einer „Fortsetzungs-Oper“ nach 13 Jahren<br />

an seinen größten Erfolg anzuknüpfen,<br />

scheiterte. Danach schrieb er keine weiteren<br />

Werke mehr, obwohl er noch über 40<br />

Jahre lebte. Unser gesuchtes Werk ist<br />

inzwischen fast von den Spielplänen ver-<br />

allein an ihrem Plakatentwurf. Stolz auf<br />

das Ergebnis können alle sein, besonders<br />

aber Leonie: Ihr Bild wurde für das Plakat<br />

zum Kinderfest in der Oper ausgewählt.<br />

Einen Trost für alle anderen Kinder der<br />

Klasse und auch für viele Kinder einer<br />

Grundschulklasse aus Pattensen, die ebenfalls<br />

an dem Wettbewerb beteiligt waren,<br />

gibt es dennoch: Alle Entwürfe werden<br />

beim Kinderfest in einer kleinen Ausstellung<br />

zu sehen sein.<br />

Natürlich wird auch Leonie Häuser zum<br />

Kinderfest kommen – vielleicht verkleidet<br />

als Chinesin im lilafarbenen Kleid?<br />

Cornelia Kesting-Then-Bergh<br />

Das Kinderfest wird unterstützt von<br />

schwunden, und eine Aufführung trägt den<br />

Stempel „Ausgrabung“. Schade eigentlich!<br />

Wie heißt die Oper, wie ihr Komponist?<br />

Unter allen richtigen Einsendungen, die<br />

uns bis zum 31.3.2007 erreichen, verlosen<br />

wir 5x2 Karten für Offenbachs Hoffmanns<br />

Erzählungen am Mittwoch, den 18.4.2007.<br />

Schicken Sie Ihre Postkarte an:<br />

<strong>Staatsoper</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Opernplatz 1<br />

20159 <strong>Hannover</strong>


Herausgeber: <strong>Staatsoper</strong> <strong>Hannover</strong> · Intendant: Dr. Michael Klügl · Redaktion: Dramaturgie, Öffentlichkeitsarbeit<br />

Fotos: Alfredo Anceschi, Christian Brachwitz, Wiebke Haas-Lefers, Thomas M. Jauk, Jörg Landsberg, Eric Marinitsch (Foto von Luciano Berio, Universal Edition), Gert Weigelt<br />

Gestaltung: Heinrich Kreyenberg · Druck: Steppat Druck<br />

Plakatmotiv zum Kinderfest Eine Reise in ferne Länder, gemalt von Leonie Häuser<br />

Die Italienerin in Algier – Shavleg Armasi, Tobias Schabel Anatevka – Ensemble<br />

Opernball 2006<br />

Tannhäuser – Brigitte Hahn, Jin-Ho Yoo<br />

Molière – Ensemble


Der kleine Schornsteinfeger – Ania Wegrzyn, Mareike Morr, Hinako Yoshikawa, Alexandra Dieck

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