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Kulturelle Vielfalt erleben - Bundesvereinigung Kulturelle Kinder ...

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4 _ Herausforderung <strong>Kulturelle</strong> <strong>Vielfalt</strong><br />

Herausforderung <strong>Kulturelle</strong> <strong>Vielfalt</strong><br />

Der Titel dieser Publikation „<strong>Kulturelle</strong> <strong>Vielfalt</strong> <strong>erleben</strong>“ mag auf den<br />

ersten Blick nach bunt und lustig, nach Multikulti-Stadtteilfest, nach<br />

fröhlichen Tänzen und Gesängen in unterschiedlichsten Sprachen<br />

klingen. Aber <strong>Kulturelle</strong> <strong>Vielfalt</strong> ist bei genauerem Hinsehen wohl<br />

doch für jeden von uns nach wie vor eine Herausforderung: Auch<br />

wir KulturpädagogInnen, KünstlerInnen, SozialpädagogInnen und<br />

Erwachsene ganz generell wissen in der Regel noch nicht, wie wir<br />

in unserem täglichen Leben mit der mitten in unserer Gesellschaft<br />

angekommenen kulturellen <strong>Vielfalt</strong> umgehen sollen. Geschweige<br />

denn, wie wir unsere Haltung dazu Jugendlichen vermitteln können.<br />

<strong>Kulturelle</strong> <strong>Vielfalt</strong> in all ihren Facetten fordert viele von uns nach wie<br />

vor täglich aufs Neue auch im privaten Leben heraus: Die Medien liefern<br />

uns z.B. täglich Nachrichten aus Ländern frei Haus, in denen es<br />

nicht, wie wir es gewohnt sind, eine Trennung von Staat und Kirche<br />

gibt, so dass wir dort gefällte politische Entscheidungen ganz anders<br />

einordnen müssen. Oder die Zusammensetzung der Bevölkerung in<br />

unserem Stadtteil ändert sich kontinuierlich, immer mehr Geschäfte<br />

mit einem Warenangebot aus anderen Kulturkreisen eröffnen in<br />

unserem Umfeld - was die Einen mit leichtem Unbehagen, die Anderen<br />

mit Freude über das erweiterte kulinarische Angebot erfüllt.<br />

Unseren <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen landauf landab geht es<br />

natürlich nicht anders: in <strong>Kinder</strong>garten und Schule sitzen, spielen<br />

und lernen <strong>Kinder</strong> mit unterschiedlichsten Muttersprachen und Hautfarben<br />

jeden Tag miteinander. In ihrer Freizeit sind es junge Leute<br />

heute gewohnt, die verschiedensten kulturellen Ausdrucksformen<br />

nebeneinander zu <strong>erleben</strong>, vom amerikanischen Musiksender bis<br />

zum indischen Bollywood-Streifen im Kino. Doch die meisten dieser<br />

im Alltag gemachten multikulturellen Erfahrungen werden en passant<br />

in die eigene Lebenseinstellung integriert, laufen Gefahr im Stadium<br />

des oberflächlichen ersten Eindrucks und des schnell Be- oder<br />

Verurteilens stecken zu bleiben. Solche Alltagserfahrungen mit verschiedenen<br />

Formen kultureller <strong>Vielfalt</strong> werden nicht wirklich bewusst<br />

wahrgenommen, geschweige denn ein wenig hinterfragt und als neue<br />

Elemente wirklichen interkulturellen Erlernens in die eigene Persönlichkeit<br />

und Lebenseinstellung integriert.<br />

Hier bietet die Teilnahme an Maßnahmen des internationalen<br />

Jugendkulturaustauschs Jugendlichen die Chance, einen wirklichen<br />

Schritt weiter zu gehen und interkulturelles Lernen, <strong>Kulturelle</strong> <strong>Vielfalt</strong><br />

unter spannenden Bedingungen zu <strong>erleben</strong>. So bestätigten 57 % der<br />

befragten TeilnehmerInnen in einer Studie zu den Langzeitwirkungen<br />

von internationalem Jugendaustausch1 , dass sie durch die Austau-<br />

scherfahrung vertieftes Wissen über andere Kulturen gewonnen<br />

haben. Und 51 % bestätigten, dass es ihnen durch die Begegnung<br />

heute leichter fällt, das Verhalten von Menschen aus anderen Kulturen<br />

zu verstehen. Solche zehn Jahre später nachgewiesene, langfristige<br />

Wirkungen von kurzzeitigen internationalen Jugendbegegnungen in<br />

Gruppen und viele andere Effekte, die im Rahmen der Studie eindeutig<br />

belegt werden konnten, veranlassen lokale, regionale, landes- und<br />

bundesweite Träger der kulturellen Bildung dazu, immer wieder internationale<br />

Jugend-Kultur-Begegnungen mit unterschiedlichsten Themen<br />

und Formen für verschiedenste Zielgruppen anzubieten.<br />

Die BKJ hat zur Beratung, Qualifizierung und Förderung des<br />

Jugendkultur- und Fachkräfteaustauschs den JugendkulturService<br />

International eingerichtet, der mit Fördermitteln der Deutsch-Französischen<br />

und Deutsch-Polnischen Jugendwerke und des Bundesministeriums<br />

für Familie, Senioren, Frauen und Jugend jährlich 80 bis 90<br />

Maßnahmen auch finanziell unterstützen kann. Jährlich finden auch<br />

in Zusammenarbeit mit französischen und polnischen Partnern mindestens<br />

zwei mehrtägige Kooperationstagungen statt, um gemeinsam<br />

mit lokalen und regionalen Trägern des Jugendkulturaustauschs deren<br />

Begegnungen auszuwerten, neueste Entwicklungen der Austauschpädagogik<br />

zu besprechen, Erfahrungen auszutauschen und die eigenen<br />

Begegnungskonzepte qualitativ weiter zu entwickeln. Diese regelmäßige<br />

Nähe zu vielen Austauschträgern aus allen künstlerischen Sparten<br />

der kulturellen Bildungsarbeit, von denen ein Teil in dieser Publikation<br />

exemplarisch mit ihren Begegnungserfahrungen vorgestellt werden,<br />

versetzt die BKJ in die Lage, sehr viel Erfahrung und Wissen zum internationalen<br />

Jugendkulturaustausch gewinnen zu können.<br />

Auf dieser Basis erlaubt sich die BKJ immer wieder, sich als<br />

Fürsprecher dieses z.B. von den offiziellen Akteuren der Auswärtigen<br />

Kultur- und Bildungspolitik kaum wahrgenommenen Bereichs auch<br />

in die politischen Diskurse um die Rahmenbedingungen für Internationale<br />

Jugendarbeit und Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik<br />

einzumischen. Wenn Außenminister Frank-Walter Steinmeier Mitte<br />

2007 in einem Artikel zur Auswärtigen Kulturpolitik unter dem Motto<br />

„Plattform für viele Partner schaffen“ ankündigt, dass Bildung ein<br />

Schwerpunkt der Außenkulturpolitik werden soll2 und sich im Laufe<br />

der darauf folgenden Monate herausstellt, dass das Auswärtige Amt<br />

bei der Umsetzung dieses Vorhabens nur an das Netzwerk der deutschen<br />

Auslandsschulen denkt, dann ist es Aufgabe der BKJ, für die<br />

im Auswärtigen Amt wohl noch nicht bekannten Möglichkeiten des<br />

nicht-formalen interkulturellen Lernens im Rahmen des Jugend-

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