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Für alle, die noch hoch hinaus wollen. Das Film Engagement der ...

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<strong>Film</strong>region Südosteuropa eine erhöhte<br />

Aufmerksamkeit. Und in <strong>der</strong> Tat – in den<br />

letzten Jahren hat sich über Grenzen hinweg<br />

in Län<strong>der</strong>n wie Bosnien, Kroatien,<br />

Mazedonien, Serbien, Slowenien, Bulgarien<br />

und Rumänien eine untereinan<strong>der</strong><br />

dicht vernetzte und vitale <strong>Film</strong>landschaft<br />

entwickelt. Insbeson<strong>der</strong>e eine neue Generation<br />

von <strong>Film</strong>emachern macht international<br />

von sich reden – mit mutigen<br />

o<strong>der</strong> intimen und gleichsam unterhaltenden<br />

<strong>Film</strong>en.<br />

Themen des Kriegs o<strong>der</strong> des Zerfalls<br />

des Ostblocks sind dabei immer <strong>noch</strong> präsent,<br />

jetzt <strong>alle</strong>rdings mehr im Hintergrund<br />

über <strong>die</strong> Auswirkungen auf und <strong>die</strong> dadurch<br />

bedingten Transformationen innerhalb<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft reflektierend. Der<br />

Umstand, dass einige Län<strong>der</strong> bereits in <strong>die</strong><br />

Europäische Gemeinschaft integriert sind<br />

und an<strong>der</strong>e <strong>noch</strong> darauf warten, schafft<br />

neue Grenzen und Gegensätze, weckt<br />

aber auch Hoffnungen.<br />

So erzählt <strong>der</strong> <strong>Film</strong> „Armin“ des Kroaten<br />

Ognjen Svilicic etwa von einem einfachen<br />

bosnischen Vater, <strong>der</strong> auf Teufelkomm-raus<br />

seinem Akkordeon spielenden<br />

Sohn über ein Casting im mo<strong>der</strong>neren<br />

Kroatien eine bessere Zukunft verschaffen<br />

will. Prägnanterweise wird das Casting<br />

von einem <strong>Film</strong>team aus Deutschland<br />

veranstaltet, das einen <strong>Film</strong> über <strong>die</strong> Auswirkungen<br />

des Krieges auf dem Balkan<br />

drehen möchte. Die subtile Tragikomö<strong>die</strong><br />

erntete in beiden Län<strong>der</strong>n als auch auf <strong>der</strong><br />

<strong>die</strong>sjährigen Berlinale viel Beifall.<br />

Die Qualität <strong>der</strong> neuen <strong>Film</strong>e und das<br />

Niveau <strong>der</strong> <strong>Film</strong>schaffenden stehen vergleichbaren<br />

Produktionen aus Westeuropa<br />

in nichts nach. So liegen auch <strong>die</strong> Budgets<br />

nur geringfügig unter unseren heimischen.<br />

Die Anfangsfinanzierung wird<br />

zumeist aus teils bescheidenen Mitteln <strong>der</strong><br />

jeweiligen Kulturministerien bestritten, <strong>die</strong><br />

– regional natürlich sehr unterschiedlich<br />

– aufgrund von häufigen Regierungsumbildungen<br />

<strong>noch</strong> volatil sein können. In<br />

eher seltenen Fällen beteiligen sich Fernsehstationen<br />

mit relevanten Summen. Viele<br />

Sen<strong>der</strong> befinden sich <strong>noch</strong> in <strong>der</strong> Restrukturierung<br />

o<strong>der</strong> im Aufbau. So entstehen<br />

viele Formen <strong>der</strong> Koproduktion, innerhalb<br />

<strong>der</strong> Region und vermehrt mit<br />

westeuropäischen Län<strong>der</strong>n, gerne mit<br />

Deutschland, das nicht nur wegen seines<br />

finanziellen Potenzials einen vertrauensvollen<br />

Ruf genießt.<br />

Auf den Stoff- und Koproduktionsmärkten<br />

in Sarajevo, Thessaloniki und Sofia,<br />

welches wohl <strong>die</strong> drei bedeutendsten<br />

Festivals und Branchentreffpunkte <strong>der</strong> Region<br />

darstellen, werden <strong>die</strong> vielversprechendsten<br />

neuen Projekte von Experten<br />

ausgewählt und den internationalen Interessenten<br />

vorgestellt. Die Geschichten<br />

haben zwar nicht immer, aber doch zunehmend,<br />

internationales Koproduktionspotenzial.<br />

Im besten Fall kommt es zu einer<br />

natürlichen Zusammenarbeit wie bei<br />

<strong>der</strong> deutsch-mazedonischen Koproduktion<br />

„Kontakt“. <strong>Das</strong> Debüt des mazedonischstämmigen<br />

und in Deutschland lebenden<br />

Regisseurs Sergej Stanojkovski erzählt<br />

eine berührende Liebesgeschichte<br />

über zwei Außenseiter in seiner Heimat.<br />

Der <strong>Film</strong> wurde weltweit gefeiert, in un-<br />

18<br />

terschiedlichsten Län<strong>der</strong>n ausgezeichnet<br />

und ist ab Herbst auch in den deutschen<br />

Kinos zu sehen.<br />

Ein bemerkenswerter Trend ist das<br />

sich Zusammenschließen in kreativen Kollektiven.<br />

Regisseure, Kameramänner und<br />

Produzenten mit gemeinsamen Vorstellungen<br />

vereinen sich und gründen Produktionsfirmen.<br />

<strong>Das</strong> bulgarische Kollektiv Agitprop um<br />

<strong>die</strong> Produzentin Martichka Bozhilova versammelt<br />

etwa <strong>die</strong> Kameramänner und Regisseure<br />

Georgi Bogdanov und Boris Missirkov<br />

genauso wie den <strong>Film</strong>emacher Andrey<br />

Paounov, dessen humorvolle Stu<strong>die</strong><br />

„The Mosquito Problem“ nach Cannes<br />

eingeladen wurde. Der Dokumentarfilm<br />

verbindet über den verzweifelten Kampf<br />

gegen <strong>die</strong> zunehmende Mückenplage<br />

verschiedene Geschichten <strong>der</strong> bulgarischen<br />

Donau-Anwohner.<br />

Agitprop hat auch den „First Balkan<br />

Dogma“ <strong>Film</strong> <strong>der</strong> umtriebigen mazedonischen<br />

<strong>Film</strong>emacherin Aneta Lesnikovska<br />

koproduziert, <strong>der</strong> es prompt nach Rotterdam<br />

in den Tiger-Wettbewerb schaffte.<br />

Mit ihrer unverblümten One-Women-<br />

Show hat Aneta in ihrer Heimat für viel<br />

Aufsehen gesorgt. Der <strong>Film</strong> macht seinen<br />

eigenen Entstehungsprozess zum Thema<br />

und zeichnet dabei ein teils sarkastisches<br />

und den<strong>noch</strong> menschliches Bild <strong>der</strong> Gesellschaft.<br />

Ein weiteres Kollektiv formiert sich um<br />

das prosperierende Produktionshaus Bas<br />

Celik des serbischen Regisseurs Srdjan Golubovic<br />

und <strong>der</strong> Produzentin Jelena Mitrovic.<br />

Mit ihrem intelligenten Thriller „The<br />

Trap“ feiern sie seit <strong>der</strong> Premiere auf <strong>der</strong><br />

letzten Berlinale internationale Erfolge. Der<br />

<strong>Film</strong> beschreibt das Auseinan<strong>der</strong>brechen<br />

einer jungen Belgra<strong>der</strong> Familie, <strong>die</strong> zur Rettung<br />

ihres Kindes in eine erpresserische<br />

F<strong>alle</strong> gerät.<br />

In Belgrad hat Regisseur Stefan Arsenijevic<br />

just <strong>die</strong> Dreharbeiten von seinem<br />

mit deutscher Beteiligung entstandenen<br />

Debütfilm „Liebe und an<strong>der</strong>e Verbrechen“<br />

beendet. Ein ganz an<strong>der</strong>es Kollektiv, eher<br />

ein Familienunternehmen, hat <strong>die</strong> mazedonische<br />

Schauspielerin und Produzentin<br />

Labina Mitevska mit ihren Geschwistern<br />

gegründet: Sisters and Brother Mitevski.<br />

Bru<strong>der</strong> Vuk entwirft <strong>die</strong> Sets während<br />

Schwester Teona nach ihrem ambitionierten<br />

Regie-Debüt „How I Killed the Saint“<br />

gerade ihren mit internationalem Team<br />

gedrehten zweiten <strong>Film</strong> fertig stellt: „I am<br />

from Tito Veles“ handelt von Verzicht und<br />

Aufopferung einer stummen Frau.<br />

<strong>Film</strong>e aus Rumänien genießen <strong>der</strong>weil<br />

den besten Ruf. Neben dem Goldene Palme-Gewinner<br />

Cristian Mungiu für seinen<br />

„4 Monate, 3 Wochen and 2 Tage“ werden<br />

Regisseure und Autoren wie Corneliu<br />

Porumboiu, Catalin Mitulescu, Christi<br />

Puiu, Razvan Radulescu o<strong>der</strong> <strong>Film</strong>e wie<br />

„Death of Mr Lazarescu“ und „East of Bucharest“<br />

auf internationalen Festivals und<br />

von Einkäufern <strong>hoch</strong> geschätzt. Viele <strong>der</strong><br />

genannten Namen wurden bereits in<br />

„Lost and Found“ zusammengeführt, ein<br />

Episodenfilm, <strong>der</strong> mit Unterstützung aus<br />

NRW entstand. Neben Jasmila Zbanic haben<br />

dort auch Stefan Arsenijevic und Cristian<br />

Mungiu bereits ihr Talent gezeigt.<br />

„Achtung, Fertig<br />

Charlie!“<br />

von Mike Eschmann,<br />

Foto: Impuls Home<br />

Entertainment<br />

Nach vielen Jahren <strong>der</strong> Abstinenz sind<br />

<strong>die</strong> Schweizer Kinogänger offenbar<br />

wie<strong>der</strong> auf den Geschmack gekommen.<br />

Schweizer <strong>Film</strong>e erreichten in 2006 einen<br />

Marktanteil von 9,6 Prozent und damit<br />

einen historischen Zuschauerrekord. Nur<br />

zum Vergleich: Im Jahr 2005 lag <strong>der</strong><br />

Marktanteil <strong>der</strong> einheimischen <strong>Film</strong>produktionen<br />

<strong>noch</strong> bei nur sechs Prozent.<br />

Dabei hängt <strong>die</strong>ser Erfolg nicht von ein<br />

o<strong>der</strong> zwei Ausreißern ab, son<strong>der</strong>n basiert<br />

auf gleich fünf <strong>Film</strong>en unterschiedlicher<br />

Ausrichtung und Genres, <strong>die</strong> zwischen<br />

100.000 und 380.000 Besucher anlockten<br />

und damit <strong>die</strong> Grundlage für den Anstieg<br />

bilden. „Die Eintrittszahlen sind in <strong>alle</strong>n<br />

Sprachregionen markant angestiegen“,<br />

bilanzierte kürzlich das Bundesamt<br />

für Kultur in <strong>der</strong> Schweiz. Besser <strong>noch</strong>:<br />

„Der positive Trend scheint sich auch in<br />

<strong>die</strong>sem Jahr fortzusetzen.“<br />

Die Hitliste von 2006 wird angeführt<br />

von dem Swissair-Drama „Grouding“ von<br />

Michael Steiner mit 378.000 Besuchern,<br />

dem Seniorinnendrama „Herbstzeitlosen“<br />

von Bettina Oberli (374.000 Besucher),<br />

„Handy man“ von Jürg Ebe (208.000) und<br />

dem Familienfilm „Vitus“ (198.000) von<br />

Fredi M. Murer. Erstmals schafften damit<br />

zwei Schweizer <strong>Film</strong>e den Sprung unter<br />

<strong>die</strong> zehn erfolgreichsten Kinofilme. Erfolgreichster<br />

Dokumentarfilm war 2006 „<strong>Das</strong><br />

Erbe <strong>der</strong> Bergler“ von Erich Langjahr mit<br />

35.000 Eintritten. Er konnte nach dem<br />

enttäuschenden Doku-Jahr 2005 den Zuschauerschwund<br />

stoppen und eine Trendkehre<br />

einleiten.<br />

newsletter@filmstiftung.de – Schwerpunkt<br />

Beson<strong>der</strong>s bemerkenswert: Die aktuellen<br />

Kinohits stammen zwar aus <strong>der</strong><br />

Deutschschweiz und sind meist so genannte<br />

Dialektfilme, ihren Erfolg erzielten<br />

sie aber landesweit. Denn <strong>der</strong> Schweizer<br />

<strong>Film</strong> erreichte 2006 in <strong>alle</strong>n Sprachregionen<br />

eine markante Besuchersteigerung –<br />

in <strong>der</strong> französischen Schweiz ein Plus von<br />

77 Prozent, in <strong>der</strong> Deutschschweiz einen<br />

Zuwachs von mehr als 70 Prozent und im<br />

italienischsprachigen Süden ein Plus von<br />

55 Prozent.<br />

Hinter <strong>der</strong> jüngsten Erfolgswelle steckt<br />

eine neue Generation junger <strong>Film</strong>emacher,<br />

<strong>die</strong> sich vom Konzept des Autorenfilms gelöst<br />

haben und souverän Genremuster einsetzen,<br />

um ein breites Publikum anzusprechen.<br />

Sie haben auch keine Berührungsängste<br />

mit dem Kommerz mehr, wie <strong>der</strong><br />

71-jährige Altmeister Rolf Lyssy („Die<br />

Schweizermacher“) betont. Zu <strong>die</strong>ser Gruppe<br />

zählen <strong>der</strong> Regisseur Michael Steiner<br />

und <strong>der</strong> Drehbuchautor Michael Sauter, <strong>die</strong><br />

mit <strong>der</strong> Verfilmung des bekannten Kin<strong>der</strong>buchs<br />

„Mein Name ist Eugen“ den nationalen<br />

Kinoknüller des Jahres 2005 schufen:<br />

Der flott gemachte Lausbubenfilm,<br />

den <strong>die</strong> Kontraproduktion AG mit <strong>der</strong> C-<br />

<strong>Film</strong>s AG herstellte, avancierte mit sensationellen<br />

600.000 Zuschauern zum erfolgreichsten<br />

einheimischen <strong>Film</strong> seit Jahrzehnten<br />

– nämlich seit Lyssys „Schweizermacher“<br />

(1978). Und mit dem erwähnten<br />

„Grounding“, produziert von C-<strong>Film</strong>s AG<br />

und La petite entreprise, legte das Duo im<br />

Folgejahr <strong>noch</strong> einen Hit nach.<br />

Losgetreten wurde <strong>die</strong> aktuelle Wel

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