Kronenschäden bei Lärchen in Österreich weit verbreitet - BFW
Kronenschäden bei Lärchen in Österreich weit verbreitet - BFW
Kronenschäden bei Lärchen in Österreich weit verbreitet - BFW
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Abstract<br />
Kältehärte und Überw<strong>in</strong>terung des Buchdruckers<br />
Frost Resistance and Overw<strong>in</strong>ter<strong>in</strong>g of<br />
Ips typographus<br />
In field and laboratory experiments we <strong>in</strong>vestigated<br />
the w<strong>in</strong>ter mortality of larvae, pupae, and adults of the<br />
European Spruce bark beetle, Ips typographus. Overw<strong>in</strong>ter<strong>in</strong>g<br />
of adult beetles is ensured by an <strong>in</strong>crease <strong>in</strong><br />
frost resistance, which was <strong>in</strong>dicated by their <strong>in</strong>dividual<br />
supercool<strong>in</strong>g po<strong>in</strong>t (SCP). On the contrary, temperatures<br />
above the SCP caused chill<strong>in</strong>g <strong>in</strong>juries and <strong>in</strong>oculative<br />
freez<strong>in</strong>g <strong>in</strong> larval and pupal stages. As a consequence,<br />
total mortality <strong>in</strong> these preimag<strong>in</strong>al stages already<br />
occurred at m<strong>in</strong>or frost conditions, while the loss due<br />
to w<strong>in</strong>ter mortality <strong>in</strong> hibernat<strong>in</strong>g beetles was 50 % on<br />
average. Possible causes for the <strong>in</strong>cidence of w<strong>in</strong>ter<br />
mortality <strong>in</strong> the various stages of Ips typographus are<br />
discussed.<br />
Keywords: Ips typographus, overw<strong>in</strong>ter<strong>in</strong>g,<br />
supercool<strong>in</strong>g po<strong>in</strong>t, <strong>in</strong>oculative freez<strong>in</strong>g,<br />
chill<strong>in</strong>g <strong>in</strong>jury<br />
Kurzfassung<br />
Anhand von Freiland- und Laborexperimenten wurde<br />
die W<strong>in</strong>termortalität des Buchdruckers, Ips typographus,<br />
im Larven-, Puppen- und Käferstadium untersucht. Die<br />
Überw<strong>in</strong>terung im Käferstadium ist durch e<strong>in</strong>e Er -<br />
höhung der Frostresistenz gewährleistet, die durch<br />
den <strong>in</strong>dividuellen Unterkühlungspunkt (Supercool<strong>in</strong>g<br />
po<strong>in</strong>t = SCP) angezeigt wird. H<strong>in</strong>gegen treten im Larvenund<br />
Puppenstadium letale Temperaturen durch Unterkühlungsschäden<br />
oder Kontaktgefrieren bereits deutlich<br />
oberhalb ihrer physiologisch bed<strong>in</strong>gten Kältehärte auf.<br />
Somit können die Jugendstadien des Buchdruckers <strong>in</strong><br />
unseren Breiten auch <strong>bei</strong> milden Frostbed<strong>in</strong>gungen im<br />
Freiland nicht überleben. Die durchschnittliche W<strong>in</strong>termortalität<br />
im Käferstadium betrug unter Freiland -<br />
bed<strong>in</strong>gungen zirka 50 %. Über mögliche Ursachen der<br />
W<strong>in</strong>termortalität der verschiedenen Buchdrucker-<br />
Stadien wird diskutiert.<br />
Schlüsselworte: Ips typographus, Überw<strong>in</strong>terung,<br />
Unterkühlungspunkt, Kontaktgefrieren,<br />
Unterkühlungsschäden<br />
Obwohl der Buchdrucker zu den bedeutendsten Forstschädl<strong>in</strong>gen<br />
Mittel- und Nordeuropas zählt, bestehen<br />
nach wie vor erstaunliche Wissenslücken bezüglich<br />
se<strong>in</strong>er Biologie, wie zum Beispiel h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>er<br />
Überw<strong>in</strong>terung. So ist nicht restlos bekannt, welche<br />
AXEL SCHOPF und PETER KRITSCH<br />
Entwicklungsstadien den W<strong>in</strong>ter <strong>in</strong> Mitteleuropa überdauern<br />
können.<br />
Wir wissen, dass die Entwicklung des Buchdruckers<br />
trotz se<strong>in</strong>er <strong>weit</strong>gehend m<strong>in</strong>ierenden Lebensweise von<br />
der Tageslänge abhängt (Schopf 1985, Schopf 1989).<br />
Langtagbed<strong>in</strong>gungen oberhalb e<strong>in</strong>er kritischen Tageslänge<br />
von 14,7 Stunden Licht fördern die Reifung der<br />
Tiere <strong>in</strong> unseren Breitengraden: Sie stimulieren die Geschlechtsreifung<br />
von Jungkäfern und <strong>in</strong>duzieren deren<br />
Schlüpfen aus den Brutsystemen (Dolezal und Sehnal<br />
2007). Kurztagbed<strong>in</strong>gungen unterhalb dieser kritischen<br />
Tageslänge h<strong>in</strong>gegen hemmen die Entwicklung der Geschlechtsorgane<br />
und das Ausschlüpfen der Käfer. Sie <strong>in</strong>duzieren<br />
im Käferstadium e<strong>in</strong> Ruhestadium (Diapause),<br />
das durch e<strong>in</strong>e Reduktion des Stoffwechsels und e<strong>in</strong>e<br />
Erhöhung der Frostresistenz (Abbildung 1) mit damit<br />
verbundenen physiologischen Umstellungen gekenn -<br />
zeichnet ist.<br />
Neben der Photoperiode spielt für die Entwicklung<br />
des Buchdruckers auch die Temperatur e<strong>in</strong>e entscheidende<br />
Rolle (Wermel<strong>in</strong>ger 2004). So wurde <strong>in</strong> Labor -<br />
experimenten nachgewiesen, dass e<strong>in</strong>e Dauertemperatur<br />
oberhalb von 23 °C die Regulationswirkung der Photo -<br />
periode (Kurztagbed<strong>in</strong>gungen) aufhebt und die Tiere<br />
sich wie unter Langtagbed<strong>in</strong>gungen <strong>weit</strong>er entwickeln<br />
(Dolezal und Sehnal 2007). Unterhalb der 23°C-Schranke<br />
ist h<strong>in</strong>gegen die Photoperiode für die Induktion der<br />
Diapause entscheidend.<br />
Noch <strong>weit</strong>gehend unklar ist, welche Rolle Wechseltemperaturen<br />
auf die Wirkung der Photoperiode ausüben.<br />
Nach Dolezal und Sehnal (2007) dürften die<br />
Nachtbed<strong>in</strong>gungen wichtiger für die Auslösung des<br />
Überw<strong>in</strong>terungsverhaltens als die Tagesbed<strong>in</strong>gungen<br />
se<strong>in</strong>: Tiere, die <strong>bei</strong> Photoperioden von 14 Stunden Licht<br />
und 10 Stunden Dunkelheit (14L : 10D) und e<strong>in</strong>er Wechseltemperatur<br />
von 26 °C : 6 °C gehalten wurden, ergaben<br />
überw<strong>in</strong>terungsbereite, nicht schlüpfende Käfer. Kürzere<br />
Photoperioden (13L : 11D), aber wärmere Nachttemperaturen<br />
(26 °C : 13 °C) führten zu sich <strong>weit</strong>er entwickelnden<br />
Käfern. Allerd<strong>in</strong>gs lassen <strong>in</strong> unseren Breitengraden<br />
Tageslängen mit weniger als 7 Stunden Dunkelphase<br />
auch <strong>bei</strong> relativ niedrigen Wechseltemperaturen von<br />
20 °C : 6 °C ke<strong>in</strong>e Induktion e<strong>in</strong>es Überw<strong>in</strong>terungs -<br />
stadiums zu. Dass es diesbezüglich Unterschiede zwischen<br />
mitteleuropäischen und skand<strong>in</strong>avischen Populationen<br />
gibt, ist auch von anderen Insektenarten bekannt.<br />
FORSTSCHUTZ AKTUELL 50, 2010 11