Weihnachtsgruß des Vorsitzenden - DJK-Diözesanverband ...
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Weihnachtsgeschichte<br />
Leitartikel<br />
Es war der einundzwanzigste Dezember.<br />
Die Abendsonne wob ihre Strahlen,<br />
wie ein Tuch aus rötlicher Seide<br />
über das Tal. Wie ein Meer, aus rotem<br />
Gold, schimmerte das verblassende<br />
Licht auf der Schneedecke. Ein wahrlich<br />
erhabener Anblick. Der sechsjährige<br />
Timmy blickte aus dem Fenster und<br />
beobachtete dieses wunderschöne Naturschauspiel,<br />
als sein großer Bruder<br />
Markus, das Zimmer betrat. „Was<br />
suchst Du denn da draußen?“ Die Frage<br />
war überflüssig, denn eigentlich<br />
interessierte es ihn nicht wirklich. „Ich<br />
halte Ausschau nach dem Schlitten<br />
vom Weihnachtsmann und seinen Rentieren.“<br />
Markus lachte schallend und<br />
zeigte seinem kleinen Bruder den Vogel.<br />
„Hast Du das etwa immer noch<br />
nicht geblickt? Es gibt keinen Weihnachtsmann.<br />
Das ist bloß ein blö<strong>des</strong><br />
Ammenmärchen, das Eltern ihren Kindern<br />
erzählen. Und außerdem ist heute<br />
erst der einundzwanzigste Dezember.“<br />
Der kleine Timmy stemmte seine Hände<br />
in die Hüfte und starrte seinen Bruder<br />
trotzig an. „Er kann doch unmöglich,<br />
die ganzen Geschenke, an einem<br />
Tag ausliefern. Und wenn Mama sagt<br />
es gibt ihn, dann gibt es ihn! Basta!“<br />
Markus blickte Timmy mitleidig an<br />
und sagte: „Du armer Irrer. Ich wette<br />
mit Dir um, sagen wir mal, alle meine<br />
Weihnachtsgeschenke, dass Du mir<br />
nicht das Gegenteil beweisen kannst.<br />
Und wenn Du verlierst, dann bekomme<br />
ich Deine.“ „Abgemacht!“ rief Timmy<br />
gekränkt und drehte sich wieder zum<br />
Fenster um. Seine Miene verfinsterte<br />
sich. Au weia, auf was hatte er sich da<br />
bloß eingelassen. Wie konnte er beweisen,<br />
dass es den Weihnachtsmann<br />
wirklich gibt? Und außerdem wohnte<br />
der ja, angeblich, am Nordpol. Timmy<br />
wusste ja noch nicht einmal, wo diese<br />
Stadt, namens Nordpol, wirklich lag.<br />
Er wusste nur, dass es irgendwo, weit<br />
weg, auf dem Meer sein musste. Nördlich<br />
von Polen oder so. Als er so vor<br />
sich hin grübelte, da kam ihm, plötzlich,<br />
die rettende Idee. Er wandte sich<br />
wieder seinem Bruder zu und fragte:<br />
„Wo wohnt eigentlich Gott?“ Markus,<br />
der sich gerade mit seinen Hausaufgaben<br />
beschäftigte, zeigte, mit den Ge-<br />
Seite 4<br />
Nur ein Weihnachtstraum<br />
danken abwesend, mit der Hand zum<br />
Himmel. „Da oben“.<br />
Heimlich stand Timmy in der Nacht<br />
auf und blickte aus dem Fenster. Im<br />
fahlen Mondlicht sah er, schemenhaft,<br />
die Berge. Das musste sein Bruder<br />
wohl mit: „Da oben“ gemeint haben.<br />
Gott wohnte also in den Bergen. Er<br />
musste also nur zu Gott gehen und ihn<br />
bitten, den Weihnachtsmann vorbeizuschicken.<br />
In aller Frühe stand der kleine Timmy<br />
leise auf, zog sich warm an und machte<br />
sich auf, in die Berge. Auf zu Gott. Der<br />
Weg erwies sich als schwieriger, als er<br />
erwartet hatte. Er kam nur sehr langsam<br />
voran und gegen Mittag machte er,<br />
erschöpft, eine Pause. Doch seine Aufgabe<br />
war zu wichtig, um jetzt noch<br />
aufzugeben. Nach einer Weile kam<br />
eine, in eine alte, zerlumpte Schneejacke,<br />
gehüllte Gestalt vorbei. „Bist Du<br />
Gott?“ fragte der kleine Junge spontan.<br />
Der Mann hielt an und lächelte. „Nein,<br />
mein Junge. Ich bin nicht Gott. Ich bin<br />
nur sein unwürdiger Diener.“ Aha. Der<br />
Mann ist also der Diener von Gott,<br />
dachte Timmy triumphierend. Dann ist<br />
Gott bestimmt nicht allzu weit von<br />
hier. „Diener Gottes. Kannst Du mir<br />
den Weg zu Gott zeigen? Ich kann<br />
auch für diese Auskunft bezahlen. Hier<br />
hast Du einen Euro. Das ist leider alles,<br />
was ich habe. Aber so wie Du aussiehst,<br />
kannst Du ihn besser gebrauchen,<br />
als ich.“ Der Mann nahm, sichtlich<br />
verwirrt, das Geld und antwortete:<br />
„Du bist auf dem richtigen Weg, mein<br />
Junge. Vergelts Gott.“ „Tschau und<br />
danke“, verabschiedete sich Timmy,<br />
denn er musste weiter. Der Mann hatte<br />
ihm ja gesagt, dass er auf dem richtigen<br />
Weg sei. Gott wohnte also wirklich da<br />
oben. Hatte sein Bruder tatsächlich mal<br />
die Wahrheit gesagt, das kam ja ziemlich<br />
selten vor. Es war schon am späten<br />
Nachmittag, als er einem jungen Mädchen<br />
begegnete. Sie war anmutig, wie<br />
ein Engel. Wie ein trauriger Engel.<br />
„Hallo, hast Du mein kleines Lämmchen<br />
gesehen?“ fragte das Mädchen,<br />
mit weinerlicher Stimme. „Es hat sich<br />
im Schnee verirrt.“ „Nein, ich habe es<br />
nicht gesehen. Ich habe zwar eigentlich