DIE „WILDEN“ VERWANDTEN VON GURKE UND MELONE – die ...
DIE „WILDEN“ VERWANDTEN VON GURKE UND MELONE – die ...
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<strong>DIE</strong> <strong>„WILDEN“</strong> <strong>VERWANDTEN</strong> <strong>VON</strong> <strong>GURKE</strong><br />
<strong>UND</strong> <strong>MELONE</strong> <strong>–</strong> <strong>die</strong> Gattung Cucumis<br />
Alle Arten der Gattung Cucumis stammen aus Ostafrika,<br />
der arabischen Halbinsel oder Asien, also aus der Alten<br />
Welt. Es gibt mindestens 30 wilde Arten und einige wenige<br />
kultivierte. Nur zwei haben weltwirtschaftlich sehr große<br />
Bedeutung: <strong>die</strong> Gurken (Cucumis sativus) und <strong>die</strong> Honigmelonen<br />
(Cucumis melo). Als Obst macht sich Kiwano<br />
(Cucumis metuliferus) seit kurzem einen Namen. Aber auch<br />
<strong>die</strong> „wilden“ Verwandten finden ihre Nische: sie entpuppen<br />
sich zunehmend als Renner in der Floristik. Es ist übrigens<br />
einen Selbstversuch wert: alle abgebildeten Arten lassen<br />
sich unter Folie auch in unserem Klima anbauen. Leider<br />
tragen sie noch keine deutschen Namen.<br />
C. africanus<br />
C. dipsaceus<br />
C. myriocarpus<br />
C. anguria ssp. longipes C. ficifolius Fotos: S. Ehrenberg 2002<br />
Kürbis,Kiwano & Co.
WAS ES NOCH ALLES GIBT <strong>–</strong><br />
ein kleines Exotentreffen<br />
Foto: J. Berger 2001, Momordica charantia<br />
Auffallende, rote Samenmäntel leuchten aus sich öffnenden reifen<br />
Momordica-Früchten. Sie lassen sich als Farbstoff verwenden und<br />
schmecken angenehm süß.<br />
In den Tropen der Alten Welt kommt <strong>die</strong> Gattung Coccinia vor. In<br />
In<strong>die</strong>n nutzt man Coccinia grandis var. wightiana gegen Diabetes.<br />
Von Coccinia abyssinica werden in Südwest-Äthiopien <strong>die</strong><br />
Wurzelknollen gegessen. Die Art wird zu <strong>die</strong>sem Zweck auch angebaut.<br />
Foto: S. Ehrenberg 2002, Coccinia sp.<br />
Siraitia grosvenorii aus Südchina könnte sich zu einer wich-tigen<br />
Pflanze entwickeln: ihre grünen Früchte enthalten einen natürlichen<br />
Süßstoff und werden schon jetzt in <strong>die</strong> USA importiert.<br />
Abb. aus Edition Teubner 1990, Luffa sp.<br />
Foto: S. Ehrenberg 2002, Cucumis melo ´Queen Annes Pocket Melon`<br />
Es gibt eine weitere, bisher nicht beachtete Nutzung der Kürbisse:<br />
ihren Anbau zur Gewinnung von pflanzlicher Energie. Diese erneuerbare<br />
Alternative zu Kohle und Erdgas erforschen Wissenschaftler<br />
in Witzenhausen. Foto: B. Möhrle 2002, Sicana odorifera<br />
Erst <strong>die</strong> reife Schwammgurke (Luffa aegyptiaca) hält, was ihr Name<br />
verspricht. Das Gewebe der Früchte <strong>die</strong>nt u. a. der Produktion<br />
von Schwämmen, Filtern, Dämmstoffen, Schuheinlegesohlen und<br />
Helmen. Die unreifen Früchte und jungen Blätter sind Gemüse,<br />
Medizin und Futter.<br />
Der Sortenname sagt fast alles: ´Queen Annes Pocket Melon` duftet<br />
geradezu königlich, ist ausgesprochen handlich und gehört zu den<br />
Melonen (Cucumis melo).<br />
Eine hierzulande wenig bekannte Obstart<br />
ist Sicana odorifera. Sie kommt<br />
aus dem nördlichen Südamerika und ist<br />
<strong>die</strong> einzige Art ihrer Gattung. Die Früchte<br />
haben einen aromatischen Geruch<br />
und <strong>die</strong>nen zur Parfümierung von<br />
Wäsche und Kleidung in den Schränken<br />
oder der Wohnung. Gleichzeitig wird<br />
sie auch zur Abwehr von Insekten und<br />
als Zierpflanze genutzt.<br />
Kürbis,Kiwano & Co.
<strong>DIE</strong> ’BESTE <strong>VON</strong> ALLEN’ <strong>UND</strong> ’VOLLTREFFER’ <strong>–</strong><br />
Züchtung und Saatgutproduktion bei Gurken<br />
Gurken sind <strong>die</strong> wasserreichsten und kalorienärmsten<br />
Gemüse schlechthin. Kein Wunder, daß sie roh gegessen im<br />
Ruf stehen, wassertreibend zu wirken. An Mineralstoffen<br />
enthalten Gurken reichlich Kalium, Kalzium und Eisen. Sie<br />
sind das einzige Kürbisgewächs, von dem in Deutschland<br />
noch heute Sorten gezüchtet werden.<br />
Abb. Aus Edition Teubner 1990<br />
„Wan man der Gurchen zu vil braucht / und der andern Cucumern<br />
/ so machen sie unlust zu den Eelichen wercken“<br />
(Warnung aus dem 16 Jh. von dem Botaniker Leonhard Fuchs ).<br />
Ihrer subtropischen Heimat in In<strong>die</strong>n entsprechend sind <strong>die</strong> Gurken<br />
sehr wärmebedürftige Pflanzen. Es gibt Nachweise für ihren Anbau,<br />
<strong>die</strong> mehr als 3.000 Jahre zurückreichen. Über Griechenland<br />
und Rom gelangte <strong>die</strong>ses Gartengewächs schließlich in das kühlere<br />
Mitteleuropa und wird seither auf Kältetoleranz und Krankheitsresistenz<br />
getrimmt. Mehr als <strong>die</strong> Hälfte aller Gurken auf der<br />
Welt wachsen in China, gefolgt von der Türkei, den USA und Iran.<br />
Gurken sind zu Anfang ihrer Entwicklung meist grün. Mit zunehmender<br />
Reife verfärben sie sich gelb, weiß, orange oder braun. Die<br />
Oberfläche trägt schwarze oder weiße Stacheln, <strong>die</strong> Haut kann glatt<br />
oder rissig sein. Auf dem Bild ist kein Insektenkopf, sondern einer<br />
der zahllosen Stacheln auf der Oberfläche einer jungen Gurkenfrucht<br />
abgebildet. Bei modernen Sorten wurden <strong>die</strong>se lästigen Stacheln<br />
mit ihren warzigen Sockeln fast vollständig „weggezüchtet“.<br />
Foto: S. Ehrenberg 2002<br />
Bei den Gurken (Cucumis sativus) unterscheidet man je nach<br />
Anbau und Verwendung drei Gruppen: <strong>die</strong> schlanken, bis zu 40 cm<br />
langen und etwa 10 cm dicken „Salat-“ oder „Schlangengurken“<br />
aus dem Gewächshausanbau, <strong>die</strong> etwas kürzeren und dickeren<br />
„Senf-“ oder „Schälgurken“ für den Gewächshaus- oder Freilandanbau<br />
und <strong>die</strong> wesentlich kürzeren „Einlegegurken“ aus dem<br />
Freilandanbau. Deutschland produziert auf ca. 3.000 ha Fläche<br />
Gurken. Einlegegurken kommen als „Saure Gurken“ eingemacht<br />
auf unseren Tisch. Dank moderner Züchtungsverfahren sind <strong>die</strong><br />
heute im Handel befindlichen Sorten fast frei von Bitterstoffen. Die<br />
Gurkenzüchtung hat in Deutschland eine langjährige und erfolgreiche<br />
Tradition. ’Beste von Allen’, ’Deutsche Schlangen’, ’Dickfleischige<br />
Gelbe’, ’Königsdörffers Unermüdliche’, sind einige alte<br />
Sortennamen. Noch heute betreiben deutsche Firmen eine intensive<br />
Erhaltungszüchtung bei Gurken und anderen Kürbisgewächsen.<br />
Foto: A. Klinge und T. Gladis 2002<br />
Kürbis,Kiwano & Co.
OBST <strong>–</strong> <strong>VON</strong> ALTEN BEKANNTEN<br />
und bizarren Unbekannten<br />
Als Obst bezeichnet man ausgereifte, meist oberirdisch<br />
wachsende Pflanzenteile mit Biß, <strong>die</strong> auch roh schmecken:<br />
nussig, süß oder auch säuerlich, keinesfalls nur wässrig<br />
nach Gurke, Spargel oder Blattsalat. Auch Frischobst haben<br />
<strong>die</strong> Kürbisgewächse zu bieten, doch längst noch nicht alles<br />
ist in Deutschland auf dem Markt erhältlich.<br />
Foto: K. Weber, 1996, Cucumis metuliferus<br />
Die Afrikanische Stachelgurke (Cucumis metuliferus) stammt aus<br />
Afrika, ist aber als Kiwano aus Neuseeland schnell zu einer bekannten<br />
Spezialität geworden. In Geschmack und Aussehen gibt es<br />
denn auch kaum etwas Vergleichbares. Die stacheligen Früchte erreichen<br />
eine Länge von ca. 10 cm. Unreif sind sie grün gemustert,<br />
reif gelborange gefärbt. Sie schmecken wie eine Mischung aus<br />
Banane und Orange und zieren jedes Buffet.<br />
Abb. Aus Edition Teubner 1990<br />
Foto: S. Ehrenberg 2002, Citrullus lanatus<br />
Zu den in Deutschland seit vielen Jahrzehnten bekannten Früchten<br />
gehört <strong>die</strong> Wassermelone (Citrullus lanatus) mit ihren meist riesigen,<br />
erfrischenden, doch wenig aromatischen Früchten. Das Fruchtfleisch<br />
kann rot, orange, gelb oder weiß gefärbt sein. Nur <strong>die</strong> süßen<br />
Formen bezeichnet man als Obst. Sehr große, nicht süße oder auch<br />
ganz junge Früchte kann man als Gemüse verarbeiten oder als<br />
Futter nutzen. In vielen Kulturen werden auch <strong>die</strong> Samen verzehrt.<br />
Cucumis melo<br />
Cucumis melo, Abbildungen aus Edition Teubner 1990<br />
Kugelrund und kaum 10<br />
cm im Durchmesser oder<br />
lieber 2 m lang? Dazwischen<br />
ist beinahe alles<br />
möglich. Die Zucker- oder<br />
Honigmelone (Cucumis<br />
melo) ist <strong>die</strong> wohl bekannteste<br />
Obstart unter<br />
den Kürbisgewächsen.<br />
Hier gibt es süße und<br />
aromatische Früchte mit<br />
Fruchtfleisch ganz unterschiedlicher<br />
Färbungen:<br />
gelb, weiß, grün, orange,<br />
daneben Dessert- und Gemüsemelonen<br />
und auch<br />
solche, <strong>die</strong> als Duftpflanzen<br />
bezeichnet werden<br />
müssen. Ihr Aroma ist<br />
schwer zu beschreiben<br />
und noch viel schwerer<br />
wieder zu vergessen,<br />
daher Vorsicht: Suchtgefahr!<br />
Kürbis,Kiwano & Co.
DER FLASCHENKÜRBIS <strong>–</strong><br />
das kleidsame Vorratskäfigtrommelgemüse<br />
Der Flaschenkürbis begleitet <strong>die</strong> Menschheit seit Jahrtausenden.<br />
Aus Afrika stammend eroberte er <strong>die</strong> ganze Welt:<br />
ob als Gemüse der Griechen und Römer in der Antike, als<br />
Pilgerflasche des Apostels Jacobus, als Helm in Kamerun,<br />
als Sitar in In<strong>die</strong>n oder als Grillenkäfig in China: er ist<br />
einfach ein Multitalent!<br />
Foto: P. Theiss 2001<br />
Hängen tu ich schon bei der Geburt,<br />
dann wachs ich im Hängen,<br />
Mich wiegt im Hängen der Wind,<br />
mich nähren schaukelnd <strong>die</strong> Lüfte;<br />
Also, wenn ich nicht häng´,<br />
dann werd ich später nicht lang sein<br />
(antikes Pflanzenrätsel)<br />
aus: Der Hortulus des Walahfried Strabo<br />
Landgänger oder<br />
Seefahrer?<br />
Die Gattung Lagenaria kommt in<br />
Afrika in sechs Wildarten vor.<br />
Zuerst wurden nur <strong>die</strong> Früchte<br />
<strong>die</strong>ser Pflanzen gesammelt, aber<br />
bereits in der Zeit vor der Geschichtsschreibung<br />
begannen <strong>die</strong><br />
Menschen, sie zu domestizieren.<br />
Dafür gibt es archäologische<br />
Nachweise aus Afrika, Süd-Amerika<br />
und Südost-Asien. Kalebassen<br />
könnten schon vor Kolumbus<br />
<strong>die</strong> Meere überquert haben: Ihre<br />
Fruchtschalen sind außerordentlich<br />
hart, leicht und wasserundurchlässig.<br />
Schwimmend überwinden<br />
sie große Distanzen,<br />
ohne daß <strong>die</strong> Samen ihre Keimfähigkeit<br />
verlieren.<br />
Foto: B. Schaper-Oeser 2001, Mode von Oumou Sy, Senegal<br />
Gemüse oder Grillenkäfig?<br />
Die Menschen haben durch Selektion und züchterische Weiterentwicklung<br />
zahlreiche Sorten unterschiedlicher Größe und Form<br />
entwickelt. Wissenschaftlich werden Flaschenkürbisse heute in<br />
zwei geographische Unterarten eingeteilt:<br />
1. ssp. siceraria (Afrika, Amerika; Samen im Umriß viereckig,<br />
Pflanze meist bitter, Früchte dickschalig, früh reifend). Die afrikanische<br />
Unterart enthält <strong>die</strong> gleichen Bitterstoffe wie <strong>die</strong> Wildformen.<br />
Sie wird daher für <strong>die</strong> Anfertigung von Behältern, als<br />
Klangkörper für Musikinstrumente, als Geschirr, Löffel, Grillenkäfig<br />
oder Gefäß verwendet.<br />
2. ssp. asiatica (Asien; Samen im Umriß dreieckig, Pflanze nicht<br />
bitter, Früchte dünnschaliger, meist spät reifend). Die Früchte<br />
<strong>die</strong>ser Unterart sind meist frei von Bitterstoffen und können<br />
sowohl jung als Gemüse genossen als auch für <strong>die</strong> anderen<br />
bekannten Zwecke genutzt werden.<br />
Foto: S. Gräfe 2000<br />
Der Verein zur Erhaltung der<br />
Nutzpflanzenvielfalt kürte <strong>die</strong><br />
vielseitige Frucht zum „Gemüse<br />
des Jahres 2002“.<br />
Kürbis,Kiwano & Co.