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josef gabriel rheinberger briefe und dokumente seines lebens

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Dadurch werden bel ihm selbst die grof3en <strong>und</strong> strengen<br />

Formen jedem gebildeten Laien zuganglich; sie erscheinen<br />

eben als verständlich, well volikommen naturgemäB.<br />

Em zweites, besonders wichtiges Merkmal 1st die bei<br />

Keinen der Zeitgenossen in gleicher Stärke vorkommende<br />

Produktionskraft <strong>und</strong> Mannigfaltigkeit seiner Schöpfungen.<br />

- Kamniermusik, Orchester-Oratorium <strong>und</strong> Oper, Concert-<br />

<strong>und</strong> Orgelwerke, VQfl den sehr zahlreichen Chor-<br />

Sätzen gar nicht zu reden, <strong>und</strong> doch weif3 er Allem eine<br />

poetische Seite abzugewinnen; selbst trockenes <strong>und</strong> herbes<br />

durch poetisches Gewand dem Gemüte nEher zu bringen.<br />

In der Handhabung des Klangmaterials. in Geschick der<br />

Orchestrirung sind ihm Lassen<strong>und</strong> Grädener ebenburtig.<br />

Auch diese verstehen es durch Stimmung <strong>und</strong> gleichsam<br />

wechselnde Beleuchtung einen gro2artigen Total-Eindruck<br />

zu machen; doch, wie er durch die Kraft <strong>und</strong> Harmonie<br />

der Orchestermassen den Effekt hervorzaubert, das 1st<br />

bew<strong>und</strong>ernswert.<br />

Bei Anderen jedoch geschieht es leicht, dat durch zu<br />

lebhaftes Colorit die Wirkung der Composition gestört<br />

wird, es werden gleichsam die Gr<strong>und</strong>linien verschoben<br />

<strong>und</strong> Ubermalt; bei ihm dienen die Licht- <strong>und</strong> Schattenmassen<br />

dazu, die Gliederung, die Zeichnung hervorzuheben.<br />

Die Instrumentation 1st ihm em Beheift, dem Ohre<br />

des Hörers empfindlich zu machen, was dem Geist geboten<br />

wird.<br />

Durch die Klangwirkung, durch die Art der Darstellung<br />

we11 er den Eindruck auf die Hörer zu verstärken, die<br />

Bedeutung des Thema's zu versinnlichen <strong>und</strong> zu erhöhen.<br />

Durch alle diese Eigenschaf ten steht er berghoch Uber<br />

Lassen, Rubinstein - <strong>und</strong> jedenfalls ebenso hoch als<br />

Brahms, Bruch, Grädener. Bei Brahms beispie-lsweise<br />

fehit die Begeisterung, die alles durchdringende Gefiihlswärme,<br />

anstatt <strong>lebens</strong>volle Gestalten stehen wir<br />

vor Allegorien <strong>und</strong> Uberall begegnet uns die Ref lexion.<br />

Viele seiner Sonaten (Solo) Kiavierwerke erscheinen<br />

uns halbfertig, arm <strong>und</strong> dtirftig; manches darin muthet<br />

an wie nachgebessert, dazu geschrieben gleichsam Ubermalt.<br />

Von Klangschönheit 1st selten etwas zu spUren; es<br />

scheint fast als ob er absichtlich auf manchen Kiangbeheif<br />

verzichtet. Dadurch erhält vieles einen geradezu

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