Bayreuth wird bayerisch
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Der Chauvinismus als eine Form übersteigerten<br />
Nationalgefühls mit gleichzeitiger<br />
Fremdabwertung ist in weiten Teilen der Bevölkerung<br />
zustimmungsfähig. Das starke Nationalgefühl<br />
<strong>wird</strong> dabei am häufigsten<br />
gewünscht. Die Vorstellung eines gemeinsamen<br />
Interesses aller Deutschen, die bereits<br />
bei der Befürwortung einer Diktatur mit völkischer<br />
Begründung zum Tragen kam, dient<br />
auch zur Begründung eines harten Auftretens<br />
gegenüber „dem Ausland“. Auch die<br />
von den Deutschen mit der geringsten Zustimmung<br />
versehene Forderung nach<br />
„Macht“ und „Geltung“ befürwortet immerhin<br />
noch mehr als ein Viertel der Bevölkerung<br />
Die Eigengruppenaufwertung als Deutsche<br />
findet ihre Entsprechung in der Abwertung<br />
der Fremdgruppen. In der Dimension „Ausländerfeindlichkeit“<br />
finden wir konsequenterweise<br />
durchgängig hohe Zustimmungswerte.<br />
Hier sticht die extrem starke Befürwortung<br />
in Ostdeutschland ins Auge. Gut die<br />
Hälfte der ostdeutschen Befragten äußert die<br />
Ansicht, dass die „Ausländer“ den Sozialstaat<br />
ausnutzen und nur deshalb nach<br />
Deutschland kommen. Insgesamt bewegt<br />
sich die Zustimmung damit im Osten zwischen<br />
40 % und 50 %, während sie im Westen<br />
nur geringfügig schwächer ausgeprägt<br />
ist und zwischen 30 % und 34 % liegt.<br />
Diese Fremdgruppenabwertung reicht in den<br />
Antisemitismus hinein, auch wenn dieser<br />
nicht dieselbe manifeste Zustimmung findet<br />
wie die Ausländerfeindlichkeit. Wir werden<br />
uns später noch mit der Frage des Antisemitismus<br />
in der sogenannten Kommunikationslatenz<br />
beschäftigen (vgl. Kapitel 4.3).<br />
Zunächst einmal fällt auf, dass mehr als<br />
jede/r zehnte Deutsche keine Scheu hat, antisemitischen<br />
Vorurteilen zuzustimmen. Das<br />
gilt auch für Ostdeutschland, wo bis vor einigen<br />
Jahren der Antisemitismus deutlich geringer<br />
ausgeprägt war und nun sogar mehr<br />
Befragte als in Westdeutschland Juden als<br />
fremd und „nicht zu uns passend“ ansehen.<br />
DAS BEHÖRDENMAGAZIN Februar/2012 21