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Jahresbericht 2007 - BfU

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<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong><br />

bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung


<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong><br />

bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung, Hodlerstrasse 5a, CH-3011 Bern<br />

Tel. +41 31 390 22 22, Fax +41 31 390 22 30, info@bfu.ch, www.bfu.ch


Herausgeberin bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung<br />

Redaktion Magali Dubois, Natalie Rüfenacht<br />

Lektorat Hedy Rudolf<br />

Konzept/Gestaltung Partner & Partner, Winterthur<br />

Titelbild Sunnibergbrücke, Klosters<br />

Fotos bfu; Titelseite: Keystone; Seiten 15, 43: Getty Images; 23: Jupiterimages<br />

Auflage 4400 Exemplare<br />

Gedruckt auf Papier, das mit chlorfrei gebleichtem Rohstoff hergestellt wird.<br />

© bfu, 2008 Alle Rechte vorbehalten. Die Wiedergabe einzelner Teile des Berichtes ist unter Quellenangabe gestattet.<br />

ISSN-Nr. 0487-8078


Vorwort<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

Sie halten den <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong> der bfu in den Händen.<br />

Sein Titelbild zeigt eine moderne und luftige, doch stabile<br />

und sichere Brücke – Sinnbild für den Weg zu einer neuen<br />

visuellen Identität, den die bfu im letzten Jahr eingeschlagen<br />

hat. Wie bereits ein grosser Teil unserer zahlreichen<br />

Publikationen wurde auch das Erscheinungsbild dieses <strong>Jahresbericht</strong>s<br />

dem neuen und einheitlichen visuellen Auftritt<br />

der bfu angepasst: Ein luftigeres Design, Grün als dominante<br />

Farbe und eine bewusst positive Bildwahl sind drei<br />

der Hauptelemente, die fortan den visuellen Stil unserer<br />

Produkte prägen werden – gedruckte und elektronische.<br />

So ist auch unsere Website www.bfu.ch völlig überarbeitet<br />

und dem neuen Erscheinungsbild angepasst worden.<br />

Kernstück des visuellen Auftritts ist das bfu-Logo. «Der geschützte<br />

Mensch», seit 1967 das Markenzeichen der bfu,<br />

wurde durch zwei ineinander greifende Halbkreise abgelöst.<br />

Das neue, dynamischere Logo symbolisiert den Präventionskreislauf,<br />

auf dem die Arbeitsweise unseres<br />

Kompetenzzentrums für Unfallprävention beruht (mehr<br />

dazu auf Seite 6).<br />

Ob in der Forschung, Ausbildung, Beratung, Kommunikation<br />

oder in der Zusammenarbeit mit anderen Organisationen:<br />

Der <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong> blickt auf ein bewegtes Jahr<br />

zurück. Die Erkenntnisse aus unserer Studie zu den volkswirtschaftlichen<br />

Kosten von Nichtberufsunfällen (siehe<br />

Seite 16) machen nicht nur deutlich, dass unser unermüdlicher<br />

Einsatz für die Unfallverhütung gerechtfertigt ist. Sie<br />

zeigen auch, dass der Unfallprävention unbedingt noch<br />

mehr Gewicht verliehen werden muss. Wir bleiben selbstverständlich<br />

dran.<br />

Brigitte Buhmann<br />

Direktorin


Inhalt<br />

Unternehmen Kompetenzzentrum für Unfallprävention 6<br />

Forschung Forschungsprojekte:<br />

Personelles 7<br />

<strong>2007</strong>: Das Wichtigste in Kürze 8<br />

Das Unfallgeschehen 9<br />

Jahresrechnung <strong>2007</strong> 10<br />

13 Milliarden: Studie zu den Kosten von Nichtberufsunfällen 16<br />

Sicherheitsdossier Fussverkehr: besonderer Schutz für besonders Gefährdete 171<br />

Evaluation der Kampagne «Kopfstützen schützen» 18<br />

Tödliche Unfälle im Sport: Erstellen einer zuverlässigen Statistik 19<br />

Projekt SUPREME: Optimierung der Verkehrssicherheitsmassnahmen in Europa 20<br />

Folgenminderung von Stürzen: Stossdämpfung von Bodenbelägen im Test 211<br />

Ausbildung Betriebe: Motivationssysteme am Arbeitsplatz 24<br />

Beratung Beratungsprojekte:<br />

Kommunikation Kampagnen:<br />

Sicherheitsdelegierte: Neu konzipierte Kurse 25<br />

Kurse: Alkoholfrei zurück ans Steuer 26<br />

Ertrinkenden-Erkennungssysteme in Hallenbädern 28<br />

Schweiz bewegt: Engagement für die Bewegungsförderung 29<br />

Ein Fest, aber keine Festung: Sicherheit an der Euro 08 30<br />

Die Unversehrtheit des Gastes: bfu-Engagement für den Tourismus 311<br />

Knacknuss für Verkehrstechnik: sichere Kreisel im Kanton Bern 32<br />

Beispielhafte Planung: Safety Audit Westtangente Solothurn 33<br />

Rechtsberatung: Einsatz für Tempo-30-Zonen 34<br />

Das vorbildliche Netzwerk «Sicherheit» von Hünenberg 35<br />

Sicherheitspreis: Schaan, ein sicherer Ort für glückliche Kinder 36<br />

Produktesicherheit: STEG: die Marktkontrolle durch die bfu 37<br />

Kampagnenstart für «1000 Unfälle pro Tag. Schütz Dich.» 40<br />

«Ein Band fürs Leben»: Die Gurtenkampagne in ihrem dritten Jahr 411<br />

«24 hours security kids collection»: Kindermode, in der man gesehen wird 42<br />

Partner Zusammenarbeit: Die Beratungsstelle für Brandverhütung BfB 44


Die bfu als Unternehmen<br />

Um ihrem Auftrag als Koordinatorin der Unfallprävention gerecht zu werden,<br />

hat die bfu mit den sogenannten Schwerpunktprogrammen ein neues Instrument<br />

geschaffen. Definieren der Ziele, Koordinieren der Aktivitäten, Umsetzen der<br />

Massnahmen aufgrund der neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse – dieser<br />

Prozess in mehreren Schritten macht Prävention effizienter.<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong> Unternehmen – Unterabschnitt 5


Kompetenzzentrum für<br />

Unfallprävention<br />

Grundlage der bfu: der Präventionskreislauf<br />

Die bfu ist das Schweizer Kompetenzzentrum für Unfallprävention<br />

in Strassenverkehr, Sport und Haus und Freizeit. Sie<br />

hat das Wissen, um effiziente Unfallverhütung zu betreiben.<br />

Sie stützt sich auf den wirkungsorientierten Präventionskreislauf.<br />

Alle Massnahmen sind aufeinander abgestimmt<br />

und werden zusammen mit Partnern umgesetzt.<br />

F O R S C H U N G<br />

(Evaluation)<br />

Erfolgskontrolle<br />

Durchführung<br />

von Massnahmen<br />

Unfall- und<br />

Risikoanalyse<br />

Ökonomische<br />

und ethische<br />

Bewertung<br />

definieren<br />

Präventionsprogramme<br />

AU S B I L D U N G / B E R AT U N G / KO M M U N I K AT I O N<br />

P R Ä V E N T I<br />

(inkl. Koordination)<br />

Zielsetzung<br />

O N S P A R T N E R<br />

Grundlage für die Formulierung der Präventionsziele und<br />

-programme ist die Analyse der Unfallursachen und der<br />

Risiken. Die Fragen lauten: Was passiert? Wie passierts?<br />

Wie kann es verhindert werden? Was wirkt und wie wirkt<br />

es? Nur mit Hilfe der Antworten auf diese Fragen kann die<br />

Unfallverhütung nach Effektivitäts- und Effizienzkriterien<br />

betrieben werden.<br />

Aufgrund der Erkenntnisse aus der Forschung lassen sich<br />

adäquate Ziele formulieren. Im Bereich des Strassenverkehrs<br />

strebt die nationale Verkehrspolitik des Bundes zum<br />

Beispiel eine Halbierung der Zahl der Verkehrstoten und<br />

Schwerverletzten innerhalb des Zeitraums 2001 bis 2010<br />

an. Ähnlich ehrgeizige Ziele hat sich die bfu für die Bereiche<br />

Sport sowie Haus und Freizeit für das Jahr 2010 gesetzt.<br />

In einer weiteren Etappe des Präventionskreislaufs geht es<br />

um die Auswahl der Präventionsmassnahmen, von denen<br />

man sich die grösste Wirkung hinsichtlich der formulierten<br />

Ziele verspricht. Dabei ist das Zusammenwirken von Forschung<br />

und Praxis besonders wichtig. Wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse dokumentieren, dass die Schaffung sicherer<br />

Systeme, Produkte, Normen und Gesetze (Verhältnisprävention)<br />

zu nachhaltigen Erfolgen in der Unfallverhütung<br />

führt. Ergänzend dazu müssen Massnahmen zur Beeinflussung<br />

des Sicherheitsverhaltens der Menschen (Verhaltensprävention)<br />

ausgewählt werden, weil oftmals dann die<br />

grösste Wirkung erzielt wird, wenn technische, legislative<br />

und edukative Massnahmen kombiniert werden.<br />

Bei der Durchführung von Präventionsmassnahmen sind<br />

primär die Praktiker gefragt. Hier ist besonderes Augenmerk<br />

auf die Zusammenarbeit der verschiedenen Präventionspartner<br />

zu legen. Durch Absprache der Tätigkeiten<br />

kann ein optimales Ergebnis erzielt werden.<br />

Die Durchführung von systematischen Evaluationen und<br />

die Berücksichtigung der Ergebnisse ist eine weitere zentrale<br />

Voraussetzung für eine zielorientierte Arbeitsweise.<br />

Nur durch diese letzte Etappe im Präventionskreislauf wird<br />

eine permanente Qualitätsverbesserung sichergestellt.<br />

6 Unternehmen – Kompetenzzentrum<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong>


Personelles<br />

Stiftungsrat<br />

Präsident<br />

Ulrich Fricker, Dr. oec. HSG, Vorsitzender<br />

der Geschäftsleitung der Schweizerischen<br />

Unfallversicherungsanstalt (Suva), Luzern;<br />

Vertreter der Suva-Direktion<br />

Vizepräsident<br />

Diether Kuhn, Dr. iur., GB Marktmanagement,<br />

Die Mobiliar, Bern; Vertreter des Schweizerischen<br />

Versicherungsverbandes (SVV)<br />

Mitglieder<br />

Beat Arnet, Dr. med. MHA, Leiter<br />

Präventions dienste, Suva Luzern; Vertreter<br />

der Suva-Direktion<br />

Edouard Currat, dipl. Ing. Chem. ETH,<br />

MBA-HEC, Mitglied der Geschäftsleitung der<br />

Suva Luzern; Vertreter der Suva-Direktion<br />

Karl Ehrenbaum, Mitglied der Direktion der<br />

«Zürich», Zürich, Leiter Gesundheitsmarkt;<br />

Vertreter des Schweizerischen Versicherungsverbandes<br />

(SVV)<br />

Werner Jeger, Fürsprecher und Notar, Vizedirektor<br />

des Bundesamtes für Strassen<br />

(ASTRA), Bern; Präsident und Vertreter des<br />

Fonds für Verkehrssicherheit (FVS)<br />

Stefan Kindler, Vizedirektor der SOLIDA<br />

Versicherungen AG, Zürich; Vertreter IG<br />

übrige Versicherer; bis 31.5.<strong>2007</strong><br />

Stefan Kaufmann, lic. rer. pol., Direktor<br />

der santésuisse Solothurn; Vertreter übrige<br />

Versicherer; ab 1.6.<strong>2007</strong><br />

Michel Mäder, Leiter Personenversicherungen<br />

Ost, Die Mobiliar, Bern; Vertreter des Schweizerischen<br />

Versicherungsverbandes (SVV)<br />

Thomas Mattig, Dr. iur., Bereichsleiter<br />

Kranken/Unfall des Schweizerischen Versicherungsverbandes<br />

(SVV), Zürich;<br />

Vertreter des Schweizerischen Versiche rungsverbandes<br />

(SVV); bis 31.5.<strong>2007</strong><br />

Heinz Roth, lic. iur., Bereichsleiter Prävention<br />

des Schweizerischen Versicherungsverbandes<br />

(SVV), Zürich; Vertreter des Schweizerischen<br />

Versicherungsverbandes (SVV); ab 1.6.<strong>2007</strong><br />

Heinrich Nydegger, Gewerkschaftssekretär,<br />

Zentralsekretariat UNIA, Bern; Arbeitnehmer-<br />

Vertreter des Suva-Verwaltungsrates<br />

Karl Tschuppert, Ettiswil; Bundesvertreter<br />

des Suva-Verwaltungsrates<br />

Urs Wernli, Zentralpräsident des Autogewerbe-Verbandes<br />

Schweiz (AGVS), Bern; Arbeitgeber-Vertreter<br />

des Suva-Verwaltungsrates<br />

Geschäftsleitung<br />

Brigitte Buhmann, Dr. rer. pol., Direktorin<br />

Raphael D. Huguenin, Dr. phil., Psychologe<br />

FSP, stellvertretender Direktor<br />

Jörg Thoma, dipl. Ing. TH, Vizedirektor<br />

Stefan Siegrist, Dr. phil.<br />

Guido Fürer<br />

Paul Reichardt, dipl. Ing. ETH<br />

Urs Kottmann, lic. iur.<br />

Bereiche und Abteilungen<br />

Direktion<br />

Brigitte Buhmann, Dr. rer. pol., Direktorin<br />

Finanzen<br />

Brigitte Ayer; bis 31.8.<strong>2007</strong><br />

Martin Salzmann; ab 1.9.<strong>2007</strong><br />

Medienstelle<br />

Rolf Moning, lic. iur.<br />

Natalie Rüfenacht<br />

Magali Dubois, lic. phil.<br />

Ausbildung / Sicherheitsdelegierte<br />

Raphael D. Huguenin, Dr. phil., Psychologe<br />

FSP, stellvertretender Direktor<br />

Erziehung<br />

Christian Scherer, lic. phil., Psychologe FSP<br />

Schulung<br />

Markus Hubacher, lic. phil. MPH<br />

Sicherheitsdelegierte<br />

Rolf Winkelmann, dipl. Ing. FH<br />

Forschung / Beratung<br />

Jörg Thoma, dipl. Ing. TH, Vizedirektor<br />

Forschung<br />

Stefan Siegrist, Dr. phil.<br />

Verkehrstechnik<br />

Christian A. Huber, dipl. Ing. ETH<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong> Unternehmen – Personelles 7<br />

Sport<br />

Fränk Hofer<br />

Haus / Freizeit / Produkte<br />

Martin Hugi, dipl. Ing. HTL<br />

Kommunikation / Public Affairs<br />

Guido Fürer<br />

Kampagnen / Marketing<br />

Ueli Moser, lic. und mag. rer. pol.<br />

Publikationen / Sprachen<br />

Magali Dubois, lic. phil.<br />

Logistik / Recht / Personal<br />

Paul Reichardt, dipl. Ing. ETH<br />

Recht / Personal<br />

Urs Kottmann, lic. iur.<br />

Informatik<br />

Peter Schönthal, dipl. Ing. FH<br />

Betrieb<br />

Paul Reichardt, dipl. Ing. ETH<br />

Die bfu beschäftigt 115 Mitarbeitende (inklusive<br />

Lernende), was auf Vollzeitbeschäftigung<br />

umgerechnet 89,15 Personaleinheiten entspricht<br />

(Stand 31.12.<strong>2007</strong>).


<strong>2007</strong>: Das Wichtigste in Kürze<br />

Die bfu nimmt die Kosten unter die Lupe<br />

Die bfu veröffentlicht die Studie «Volkswirtschaftliche<br />

Kosten der Nichtberufsunfälle in der Schweiz» (siehe Seite<br />

16). Erstmalig für die Schweiz wurden die gesamten mate-<br />

riellen und immateriellen Kosten der Unfälle in Haus und<br />

Freizeit, im Sport sowie im Strassenverkehr berechnet. Die<br />

materiellen Kosten (v. a. medizinische Behandlung und Pro-<br />

duktionsausfall infolge Arbeitsabsenz) und die immateriel-<br />

len Kosten (Zahlungsbereitschaft, um Schmerzen und Leid<br />

zu vermeiden) ergeben die stattliche Summe von jährlich<br />

54 Milliarden Franken. Zum Vergleich: Der Alkoholmiss-<br />

brauch in der Schweiz verursacht jährlich materielle und<br />

immaterielle Kosten von 6,9 Milliarden Franken. Diese Zah-<br />

len machen deutlich: Der Prävention von Nichtberufsunfäl-<br />

len kommt eine hohe Bedeutung zu und die Anstrengungen<br />

der bfu erweisen sich auch aus volkswirtschaftlicher Sicht<br />

als rentabel.<br />

Mit den Ergebnissen der Studie stehen der bfu ausserdem<br />

bessere ökonomische Grundlagen zur Planung und Bewer-<br />

tung von Massnahmen zur Verfügung. Die materiellen Kos-<br />

ten von 13 Milliarden Franken stehen bei der Bewertung<br />

von Präventionsmassnahmen im Vordergrund: Sie verteilen<br />

sich zu 49 % auf Unfälle im Strassenverkehr, zu 35 % auf<br />

solche in Haus und Freizeit und zu 16 % auf Sportunfälle.<br />

Die bfu führt Schwerpunktprogramme durch<br />

Um die Effizienz in der Unfallprävention weiter zu erhöhen,<br />

setzt die bfu ein neues Instrument ein: die sogenannten<br />

Schwerpunktprogramme. Diese werden nach einem stan-<br />

dardisierten Prozess umgesetzt, der folgende Etappen<br />

umfasst:<br />

• Festlegen der Bedürfnisse und Ziele in einem<br />

relevanten Handlungsfeld<br />

• Koordinieren von Partnern und bestehenden Aktivitäten<br />

• Entwickeln eines mehrjährigen Massnahmenpakets<br />

aufgrund vorhandener Erkenntnisse<br />

• Umsetzen der Massnahmen durch die bfu<br />

und ihre Partner<br />

Junglenker und Schneesport sind die ersten beiden Schwer-<br />

punkte, die die bfu im Rahmen eines Gesamtprogramms<br />

angeht. bfu nimmt einen wichtigen Teil ihres politischen<br />

Auftrags wahr, indem sie aktiv alle Präventionspartner zur<br />

Beteiligung an den Schwerpunktprogrammen auffordert.<br />

Die bfu positioniert sich im Sport neu<br />

Die hohe Anzahl Sportunfälle wird oft unterschätzt. Um<br />

die Unfallprävention bei den Multiplikatoren zu institutio-<br />

nalisieren, setzt die bfu auf Partner, Koordination und Ko-<br />

operation. Das Ziel: Schutzverhalten im Sport soll zu einem<br />

Reflex werden. Dies soll mit positiver und konstruktiver<br />

Kommunikation erreicht werden. In ihrer Rolle als Koordi-<br />

natorin definiert die bfu die Schwerpunkte und Massnah-<br />

men. Sie regt Bildungsinstitutionen, Sportverbände,<br />

Sportfachhandel, Tourismus und Sicherheitsfachpersonen<br />

an, diese umzusetzen und unterstützt die Partner dabei.<br />

Das Schwerpunktprogramm «Schneesport» veranschau-<br />

licht dieses Vorgehen. Ebenso das Beispiel «Q-Gütesiegel»,<br />

zu dem Sie mehr auf Seite 31 finden.<br />

Die bfu in den Medien<br />

Über 5300 Mal wurde die bfu im Jahr <strong>2007</strong><br />

erwähnt oder zitiert – und das allein in Zeitungs-<br />

artikeln. Die bfu-Analysen und Statistiken zu<br />

den Unfällen im Strassenverkehr wurden von den<br />

Medien auch in diesem Jahr wieder mit Spannung<br />

erwartet und mit Interesse aufgenommen.<br />

Als Dauerbrenner in den Medien erwiesen sich<br />

die bfu-nahen Themen «0,0 Promille für Neulenker»,<br />

die Fussgängerstreifen-Problematik und –<br />

zum Jahresschluss – das Unfallgeschehen auf den<br />

Schweizer Skipisten.<br />

8 Unternehmen – Das Wichtigste in Kürze<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong>


Das Unfallgeschehen<br />

In der Schweiz verunfallen pro Jahr 1,3 Mio. Personen,<br />

davon ca. 2100 tödlich. Gemäss neusten Hochrechnungen<br />

der bfu entfallen auf den Nichtberufsunfall-Bereich rund<br />

1 Mio. Verunfallte, davon 1950 Getötete. Darin sind alle<br />

Fälle berücksichtigt, die ärztliche Behandlung erfordern<br />

(ohne Bagatellunfälle).<br />

Strassenverkehr<br />

Im Jahr <strong>2007</strong> wurden 63 245 Unfälle polizeilich registriert,<br />

27 132 Personen verletzt und 384 getötet. Hochgerechnet<br />

(Dunkelziffer) verunfallen jährlich rund 94 000 Personen<br />

im Strassenverkehr.<br />

Innerorts sind Fussgänger, vor allem Kinder und Betagte,<br />

und jüngere Zweiradfahrer besonders gefährdet. Die jungen<br />

Autofahrer bilden, vor allem auf Hauptstrassen ausserorts,<br />

einen ausgeprägten Schwerpunkt im Unfallgeschehen.<br />

Im Jahr <strong>2007</strong> wurden 6175 Alkoholunfälle registriert, die<br />

zu 2742 Verletzten und 55 Getöteten führten. Damit war<br />

laut offizieller Unfallstatistik jeder siebte Todesfall im<br />

Strassenverkehr auf Alkohol zurückzuführen, was eine Abnahme<br />

gegenüber den Vorjahren bedeutet. Die tatsächliche<br />

Zahl der alkoholbedingten Unfälle, Verletzungen und<br />

Todesfälle im Strassenverkehr ist nicht bekannt, da nicht<br />

nach jedem Unfallereignis der Lenker auf Alkoholeinfluss<br />

untersucht wird. Die bfu schätzt, dass bei rund 30 % der<br />

tödlichen Unfälle Alkohol eine Unfallursache ist.<br />

Nicht angepasste oder überhöhte Geschwindigkeit ist eine<br />

der häufigsten möglichen Mitursachen von tödlichen Verkehrsunfällen.<br />

Im Berichtsjahr wurden 134 Personen bei<br />

«Geschwindigkeits-Unfällen» getötet, was einem Anteil<br />

von mehr als einem Drittel aller Strassenverkehrsopfer<br />

entspricht.<br />

Sport<br />

Jährlich ereignen sich hochgerechnet knapp 300 000 Sportunfälle,<br />

70 % davon in nur zehn Sportarten; die restlichen<br />

30 % verteilen sich auf alle übrigen. Rund 140 führen zum<br />

Tod. Unfälle mit Todesfolgen sind im Sport – trotz der oft<br />

als «spektakulär» bezeichneten Berg-, Wasser- und Flugunfälle<br />

– eher selten.<br />

Haus und Freizeit<br />

Im Sektor Haushalt ereignen sich zirka 600 000 Unfälle pro<br />

Jahr, davon führen rund 1300 zum Tod. Zusammengefasst<br />

ergeben sich hier folgende Schwerpunkte im Unfallgeschehen:<br />

• Stürze auf Treppen und auf gleicher Ebene<br />

(Ausgleiten; besonders betroffen sind Senioren)<br />

• Verbrennungen und Verätzungen<br />

• Schnittverletzungen durch Glasbruchstücke und Blech<br />

Nebst den Unfällen bei der Fortbewegung oder Beschäfti-<br />

gung im Haus häufen sich Verletzungen bei der Ausübung<br />

von Nebenbeschäftigungen, besonders bei landwirtschaft-<br />

lichen Arbeiten mit Geräten oder Werkzeugen, bei der<br />

Holzaufbereitung und beim Holztransport (Waldarbeiten).<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong> Unternehmen – Das Unfallgeschehen 9


Jahresrechnung <strong>2007</strong><br />

Bilanz per 31. Dezember<br />

Aktiven <strong>2007</strong> 2006<br />

Fr. (1000) % Fr. (1000) %<br />

Flüssige Mittel 1 515 8,06 167 1,01<br />

Callgelder/Festgelder 0 0 2 400 14,52<br />

Forderungen gegenüber<br />

• Kunden<br />

• Fonds für Verkehrssicherheit<br />

• Mitarbeitenden<br />

• Verrechnungssteuer, Mietzinsdepots<br />

Warenlager p.m. p.m.<br />

Aktive Rechnungsabgrenzungen 3 150 16,75 2 836 17,16<br />

Umlaufvermögen 5 812 30,91 6 879 41,63<br />

Maschinen/Mobiliar/Fahrzeuge p.m. p.m.<br />

Finanzanlagen 12 992 69,09 9 645 58,37<br />

Anlagevermögen 12 992 69,09 9 645 58,37<br />

Total Aktiven 18 804 100,00 16 524 100,00<br />

Passiven <strong>2007</strong> 2006<br />

10 Unternehmen – Jahresrechnung<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong><br />

903<br />

107<br />

8<br />

129<br />

4,80<br />

0,57<br />

0,04<br />

0,69<br />

1 211<br />

183<br />

10<br />

72<br />

7,33<br />

1,11<br />

0,06<br />

0,44<br />

Fr. (in 1000) % Fr. (in 1000) %<br />

Kurzfristige Verbindlichkeiten 1 192 6,34 1 351 8,18<br />

Passive Rechnungsabgrenzungen 477 2,54 189 1,14<br />

Rückstellungen 1 015 5,40 753 4,56<br />

Fremdkapital 2 684 14,28 2 293 13,88<br />

Stiftungskapital 200 1,06 200 1,21<br />

Budgetabgrenzungen 2 907 15,46 1 815 10,98<br />

Reserven 12 215 64,96 9 251 55,99<br />

Ertragsüberschuss 798 4,24 2 965 17,94<br />

Eigenkapital 16 120 85,72 14 231 86,12<br />

Total Passiven 18 804 100,00 16 524 100,00<br />

Anhanginformation: Brandversicherungswert = 4 078 680 Fr. 4 078 680 Fr.


Erfolgsrechnung 1. Januar bis 31. Dezember<br />

Ertrag Rechnung <strong>2007</strong> Rechnung 2006<br />

Fr. (1000) % Fr. (1000) %<br />

Ordentlicher UVG-Beitrag 18 320 66,47 18 088 65,33<br />

Ausserordentlicher UVG-Beitrag 0 0 1 227 4,43<br />

Leistungsauftrag FVS 1 857 6,74 1 750 6,32<br />

Projektfinanzierung FVS 1 175 4,26 1 358 4,90<br />

Gemeinschaftskampagne FVS 2 915 10,58 2 742 9,90<br />

Übrige Präventionsleistungen 2 712 9,84 1 650 5,96<br />

Übriger Ertrag 280 1,02 55 0,20<br />

Finanzerfolg 301 1,09 819 2,96<br />

Total Ertrag 27 560 100,00 27 689 100,00<br />

UVG = Unfallversicherungsgesetz; FVS = Fonds für Verkehrssicherheit<br />

Aufwand Rechnung <strong>2007</strong> Rechnung 2006<br />

Fr. (1000) % Fr. (1000) %<br />

Personalkosten 13 164 47,76 12 615 45,56<br />

Infrastruktur/Verwaltung 2 759 10,01 2 043 7,38<br />

Forschung 773 2,80 748 2,70<br />

Ausbildung 691 2,51 1 094 3,95<br />

Beratung 71 0,26 290 1,05<br />

bfu-Sicherheitsdelegierte 265 0,96 347 1,25<br />

STEG 28 0,10 23 0,08<br />

Kommunikation 5 824 21,13 4 558 16,46<br />

Kooperation 272 0,99 264 0,96<br />

Gemeinschaftskampagne FVS 2 915 10,58 2 742 9,90<br />

Ertragsüberschuss 798 2,90 2 965 10,71<br />

Total Aufwand 27 560 100,00 27 689 100,00<br />

STEG = Gesetz über die Sicherheit von technischen Einrichtungen und Geräten<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong> Unternehmen – Jahresrechnung 11


Kommentar zur Bilanz per 31. Dezember <strong>2007</strong><br />

Das Gesamtvermögen der bfu beläuft sich per 31. Dezember<br />

<strong>2007</strong> auf 18,8 Mio. Fr., 2,3 Mio. Fr. mehr als per 31. Dezem-<br />

ber 2006. Verantwortlich für diese stichtagsbezogene Ver-<br />

mögenszunahme sind insbesondere der Ertragsüberschuss<br />

von 0,8 Mio. Fr. und die höheren Budgetabgrenzungen von<br />

1,1 Mio. Fr.<br />

Aktiven<br />

Umlaufvermögen<br />

Das Umlaufvermögen per 31. Dezember <strong>2007</strong> beträgt 5,8<br />

Mio. Fr. gegenüber 6,9 Mio. Fr. im Vorjahr. Die Flüssigen<br />

Mittel haben sich um 1,0 Mio. Fr. reduziert, da die nicht<br />

benötigten Gelder in die langfristigen Anlagen verschoben<br />

wurden.<br />

Anlagevermögen<br />

Das Anlagevermögen per 31. Dezember <strong>2007</strong> beträgt 13,0<br />

Mio. Fr. gegenüber 9,6 Mio. Fr. im Vorjahr. Der Wert des<br />

Mobiliars, der elektronischen Hardware etc. ist wie bisher<br />

mit dem Erinnerungsfranken bilanziert. Die Zunahme der<br />

Finanzanlagen um 3,3 Mio. Fr. ergibt sich dadurch, dass der<br />

Gewinn 2006 gemäss Stiftungsrats-Beschluss den Reserven<br />

zugewiesen und als langfristige Anlage investiert wurde.<br />

Der Marktwert der Finanzanlagen hat sich innert Jahresfrist<br />

u. a. aufgrund der Neuanlagen um 3,35 Mio. Fr. erhöht.<br />

Passiven<br />

Fremdkapital<br />

Das Fremdkapital enthält per 31. Dezember <strong>2007</strong> kurzfristige<br />

Verbindlichkeiten von 1,2 Mio. Fr. und passive<br />

Rechnungsabgrenzungen von 0,5 Mio. Fr. In den Rückstellungen<br />

von 1,0 Mio. Fr. sind insbesondere Rückstellungen<br />

für nichtbezogene Ferien/Gleitzeit/Überzeit enthalten<br />

(865 000 Fr.).<br />

Eigenkapital<br />

Das Eigenkapital per 31. Dezember <strong>2007</strong> beträgt 16,1 Mio.<br />

Fr. (+ 1,9 Mio. Fr.). Es setzt sich wie folgt zusammen: Stiftungskapital<br />

0,2 Mio. Fr., Budgetabgrenzungen 2,9 Mio. Fr.,<br />

Reserven 12,2 Mio. Fr., Ertragsüberschuss 0,8 Mio. Fr. Die<br />

Zunahme des Eigenkapitals erklärt sich durch höhere Budgetabgrenzungen<br />

und den Ertragsüberschuss. Die Zunahme<br />

der Reserven entspricht dem Gewinn vom Vorjahr, der gemäss<br />

Stiftungsratsbeschluss zur Aufstockung der Reserven<br />

eingesetzt wurde.<br />

12 Unternehmen – Jahresrechnung<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong>


Kommentar zur<br />

Erfolgsrechnung <strong>2007</strong><br />

In der bfu-Jahresrechnung sind alle MWST-relevanten Ge-<br />

schäftsfälle netto, d. h. ohne MWST, ausgewiesen.<br />

Ertrag<br />

Im Rechnungsjahr <strong>2007</strong> beträgt der Gesamtertrag 27,6 Mio.<br />

Fr. (2006: 27,7 Mio. Fr.). Er setzt sich wie folgt zusammen:<br />

• Der Ertrag aus dem NBU-Prämienzuschlag beläuft sich<br />

auf 18,32 Mio. Fr. resp. 66,5 % des Gesamtertrags.<br />

• Der Fonds für Verkehrssicherheit FVS unterstützt<br />

die bfu mit drei Leistungsaufträgen im Umfang von<br />

1,86 Mio. Fr., Projektfinanzierungen im Umfang<br />

von 1,17 Mio. Fr. und der Finanzierung der Gurten -<br />

kampagne im Umfang von 2,92 Mio. Fr. (zusammen<br />

21,6 % des Ertrags).<br />

• Die Einnahmen aus den übrigen Präventionstätigkeiten<br />

belaufen sich auf 2,71 Mio. Fr. (9,8 % des Ertrags).<br />

• Die übrigen Erträge und der Erfolg aus den Finanz-<br />

anlagen belaufen sich auf total 581 000 Fr. respektive<br />

2,1 % des Ertrags.<br />

Aufwand<br />

Der gesamte Aufwand beträgt 27,6 Mio. Fr. (2006: 27,7 Mio.<br />

Fr.), inkl. einem Ertragsüberschuss von 0,8 Mio. Fr.<br />

Rund 13,16 Mio. Fr. oder 47,8 % des Gesamtaufwands ent-<br />

fallen auf Personalkosten, 2,76 Mio. Fr. oder 10,0 % be-<br />

trägt der Aufwand für Infrastruktur und Verwaltung und<br />

11,64 Mio. Fr. oder 42,2 % macht der Aufwand für Präven-<br />

tionsaktivitäten aus (inkl. Ertragsüberschuss).<br />

Bericht der Revisionsstelle<br />

an den Stiftungsrat der bfu<br />

Als Revisionsstelle haben wir die Buchführung und die Jah-<br />

resrechnung (Bilanz und Erfolgsrechnung mit Ausnahme<br />

der Prozentsätze / Seiten 10 – 11) der Stiftung Schweizerische<br />

Beratungsstelle für Unfallverhütung bfu für das am 31. De-<br />

zember <strong>2007</strong> abgeschlossene Geschäftsjahr geprüft.<br />

Für die Jahresrechnung ist der Stiftungsrat verantwortlich,<br />

während unsere Aufgabe darin besteht, diese zu prüfen<br />

und zu beurteilen. Wir bestätigen, dass wir die Anforde-<br />

rungen hinsichtlich Befähigung und Unabhängigkeit<br />

erfüllen.<br />

Unsere Prüfung erfolgte nach den Grundsätzen des schwei-<br />

zerischen Berufsstandes, wonach eine Prüfung so zu pla-<br />

nen und durchzuführen ist, dass wesentliche Fehlaussagen<br />

in der Jahresrechnung mit angemessener Sicherheit er-<br />

kannt werden. Wir prüften die Posten und Angaben der<br />

Jahresrechnung mittels Analysen und Erhebungen auf der<br />

Basis von Stichproben. Ferner beurteilten wir die Anwen-<br />

dung der massgebenden Rechnungslegungsgrundsätze,<br />

die wesentlichen Bewertungsentscheide sowie die Darstellung<br />

der Jahresrechnung als Ganzes. Wir sind der Auffassung,<br />

dass unsere Prüfung eine ausreichende Grundlage<br />

für unser Urteil bildet.<br />

Gemäss unserer Beurteilung entsprechen die Buchführung<br />

und die Jahresrechnung dem schweizerischen Gesetz, der<br />

Stiftungsurkunde und dem Reglement.<br />

Wir empfehlen, die vorliegende Jahresrechnung<br />

zu genehmigen.<br />

KPMG AG<br />

Martin Hirsiger Ursula Waber<br />

dipl. Wirtschaftsprüfer dipl. Wirtschaftsprüferin<br />

Gümligen-Bern, 7. April 2008<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong> Unternehmen – Jahresrechnung 13


Die bfu forscht<br />

<strong>2007</strong> war für die bfu-Forschungsabteilung wieder ein besonders produktives Jahr.<br />

Mit den Erkenntnissen aus der Studie zu den volkswirtschaftlichen Kosten von<br />

Nichtberufsunfällen ist die Unfallforschung um ein wichtiges Arbeitsinstrument<br />

reicher. Doch damit ist nur eines von vielen Projekten genannt. Sehen Sie selbst.<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong> Forschung – Unterabschnitt 15


Forschungsprojekte<br />

13 Milliarden Franken pro Jahr: Studie zu den Kosten<br />

von Unfällen in Strassen verkehr, Sport, Haus und Freizeit<br />

Jedes Jahr verunfallt in der Schweiz rund eine<br />

Million Menschen in ihrer Freizeit. Die materiellen<br />

Kosten betrugen im Jahr 2003 über 13 Milliarden<br />

Franken. Die Gesamtkosten, inklusive immateriellen<br />

Schaden, beliefen sich auf 54 Milliarden<br />

Franken.<br />

Für die Studie «Volkswirtschaftliche Kosten der Nichtbe-<br />

rufsunfälle in der Schweiz» wurden alle Unfälle im Nicht-<br />

berufsunfallbereich mit einer einheitlichen Methodik auf<br />

ihre finanziellen Auswirkungen hin untersucht. Die Studie<br />

kommt zum Schluss, dass Freizeitunfälle in der Schweiz im<br />

Jahr 2003 materielle Kosten in der Höhe von rund 13 Milli-<br />

arden Franken verursachten. Das sind 3 % des Bruttoin-<br />

landprodukts oder, auf die Schweizer Bevölkerung<br />

um gerechnet, 1700 Franken pro Kopf und Jahr. Mit<br />

6,5 Milliarden Franken ist rund die Hälfte auf Strassenver-<br />

kehrsunfälle zurückzuführen. Besonders hoch sind diese<br />

Kosten bei einem Todesfall: im Schnitt 1,3 Millionen Fran-<br />

ken pro getötetes Verkehrsopfer. Bei einem Schwerverletz-<br />

ten sind es durchschnittlich 386 000 Franken. Sportunfälle<br />

kosten jährlich beinahe 2,1 Milliarden Franken, Haus- und<br />

Freizeitunfälle über 4,5 Milliarden Franken.<br />

Mit dieser Studie ermittelte Ecoplan, Büro für Forschung<br />

und Beratung in Wirtschaft und Politik, erstmals auch die<br />

gesamten volkswirtschaftlichen Kosten aller Freizeitunfälle,<br />

inklusive immaterielle Kosten – eine Berechnung, die bisher<br />

nur für die Verkehrsunfälle vorlag. Freizeitunfälle verursa-<br />

chen in der Schweiz demnach volkswirtschaftliche Kosten<br />

von insgesamt 54 Milliarden Franken. Rund die Hälfte die-<br />

ser Kosten, 27 Milliarden Franken, ist Unfällen in Haus und<br />

Freizeit zuzuschreiben; Verkehrsunfälle kosten die Volks-<br />

wirtschaft jährlich 14 Milliarden, Sportunfälle 13 Milliarden<br />

Franken.<br />

Die bfu legt grossen Wert darauf, dass sich ihre Präventi-<br />

onsmassnahmen auch in volkswirtschaftlicher Hinsicht als<br />

rentabel erweisen. Mit den Ergebnissen der Studie stehen<br />

ihr bessere ökonomische Grundlagen zur Bewertung und<br />

Planung solcher Massnahmen zur Verfügung. Diese Zahlen<br />

erlauben es zudem, die Kosten von Freizeitunfällen mit<br />

denjenigen anderer Risikofaktoren für die Gesundheit zu<br />

vergleichen.<br />

Mehr zum Thema:<br />

• Studie als pdf: http://www.bfu.ch/PDFLib/1042_74.pdf<br />

• Das Thema in Kürze (Forschungsnews):<br />

http://www.bfu.ch/PDFLib/1043_68.pdf<br />

Materielle Kosten Nichtberufsunfälle, 2003<br />

(in Mio. CHF) 1<br />

Strassenverkehr<br />

Sport Haus und<br />

Freizeit<br />

16 Forschung – Forschungsprojekte<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong><br />

Total<br />

Sachschäden 3 151 2 – 3 – 3 3 151<br />

Leichtverletzte 308 515 1 051 1 874<br />

Mittelschwerverletzte 62 271 281 615<br />

Schwerverletzte 544 429 1 117 2 090<br />

Invaliditätsfälle 1 722 612 1 451 3 784<br />

Todesfälle 707 244 633 1 585<br />

Total 6 495 2 071 4 533 13 099<br />

1 Es werden nur Verletzungen berücksichtigt, die medizinische Leistungen respektive<br />

Versicherungsleistungen erforderten. Aufgrund von Rundungen sind in allen Tabellen<br />

im Total leichte Differenzen möglich.<br />

2 Darin enthalten sind auch Sachschäden bei Unfällen ohne Verletzte oder Getötete<br />

sowie Polizei- und Rechtsfolgekosten.<br />

3 Es existieren keine Grundlagen, mit denen die Sachschäden sowie die Polizei- und Rechtsfolgekosten<br />

der Sport-, Haus- und Freizeitunfälle berechnet werden konnten. Die Kosten<br />

dürften unter 700 Mio. CHF liegen.<br />

Quelle: bfu-Report Nr. 58 © bfu <strong>2007</strong>


Sicherheitsdossier Fussverkehr:<br />

besonderer Schutz für besonders Gefährdete<br />

In der Schweiz werden bei Strassenverkehrsunfällen jähr-<br />

lich rund 800 Fussgänger und Fussgängerinnen schwer<br />

und 100 tödlich verletzt. Grund genug, im diesjährigen<br />

Sicherheitsdossier die Risiken dieser Verkehrsteilnehmer-<br />

gruppe gründlich unter die Lupe zu nehmen und wirksame<br />

Massnahmen vorzustellen.<br />

Obwohl Fussgänger seltener verunfallen als die meisten<br />

anderen Verkehrsteilnehmer, besteht Handlungsbedarf. Ei-<br />

nerseits, weil Unfälle für Fussgänger im Vergleich zu<br />

anderen Verkehrsteilnehmern drei Mal häufiger tödlich<br />

ausgehen, und andererseits, weil zu Fuss gehende Kinder<br />

und Senioren speziell gefährdet sind. Die Sicherheit dieser<br />

Risikogruppen kann primär über Verhältnisprävention, d. h.<br />

über die Veränderung der Rahmenbedingungen (Strassenraum,<br />

Fahrzeugfronten), erhöht werden. Verhaltensprävention<br />

bei Fussgängern (Vorsicht beim Queren) und<br />

Motorfahrzeuglenkern (partnerschaftlicher Fahrstil) ist aber<br />

ergänzend notwendig.<br />

Die bfu hat mit ihrem Sicherheitsdossier Fussverkehr ein<br />

500-seitiges Nachschlagewerk erarbeitet – von zentralen<br />

Risikofaktoren bis zu wissensbasierten Präventionsmassnahmen.<br />

Mehr zum Thema:<br />

• Das im Auftrag des Fonds für Verkehrssicherheit FVS<br />

erstellte «Sicherheitsdossier Fussverkehr» kann<br />

heruntergeladen werden unter:<br />

Vollversion: http://www.bfu.ch/PDFLib/972_22473.pdf<br />

Kurzversion: http://www.bfu.ch/PDFLib/973_66.pdf<br />

Folgende Massnahmen wurden<br />

für die Schweiz als zentral beurteilt:<br />

• durch Netzplanung und Berücksichtigung der<br />

Bedürfnisse des Fussverkehrs lückenlose<br />

Fussweg netze erstellen sowie insbesondere<br />

bei Querungen adäquate fussgängerspezifische<br />

Infrastrukturelemente projektieren und<br />

umsetzen;<br />

• durch bauliche, rechtliche und edukative Mass-<br />

nahmen ein fussgängerfreundliches Geschwin-<br />

digkeitsmanagement für den motorisierten<br />

Verkehr erwirken (Tempo 30 auf siedlungsorientierten<br />

Strassen, spezifische Gestaltungselemente<br />

auf verkehrsorientierten Strassen, Geschwindigkeitskontrollen,<br />

Kampagnen in Kombination mit<br />

Polizeiaktionen, Sensibilisierung im Rahmen der<br />

Fahrausbildung);<br />

• PW-Fronten hinsichtlich Partnerschutz<br />

optimieren;<br />

• einen partnerschaftlichen Fahrstil fördern,<br />

insbesondere die Einhaltung der Anhaltepflicht<br />

an Fussgängerstreifen;<br />

• obligatorische Verkehrserziehung für Kinder und<br />

Jugendliche (1. – 9. Klasse) durch Fachpersonen<br />

mit Schwerpunkt Fussverkehr in den ersten<br />

Jahren.<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong> Forschung – Forschungsprojekte 17


Evaluation der Kampagne<br />

«Kopfstützen schützen»<br />

Durch eine korrekte Kopfstützen einstellung<br />

können Schleudertraumen verhindert oder<br />

vermindert werden. Dies das Thema der von<br />

der bfu unterstützten Kampagne.<br />

Schleudertraumen werden oft durch Heckaufprälle verur-<br />

sacht. Dabei wird der Körper durch die Rückenlehne nach<br />

vorne geschoben, während der Kopf aufgrund der Trägheit<br />

in der ursprünglichen Position verbleibt. Es kommt zu einer<br />

Dehnung des Halses, die zu einer Überdehnung der Halsmuskulatur<br />

führen kann. Meist handelt es sich um eher<br />

leichte Verletzungen. Bei etwa jedem zehnten Verletzten<br />

werden die Beschwerden allerdings chronisch. Die Anzahl<br />

der Schleudertraumafälle liegt je nach medizinischer Definition<br />

und statistischer Quelle zwischen 4000 bis 19 000<br />

Fällen, wobei die Versicherer 10 000 Fälle pro Jahr nennen.<br />

Schleudertraumen verursachen jährlich Kosten von rund<br />

einer halben Milliarde Franken.<br />

Mit der dreijährigen Kampagne «Kopfstützen schützen» –<br />

initiiert vom Schweizerischen Versicherungsverband und<br />

finanziell unterstützt vom Fonds für Verkehrssicherheit –<br />

soll auf die korrekte Einstellung der Kopfstütze hingewiesen<br />

werden. Sie sollte möglichst hoch – am besten auf<br />

Scheitelhöhe – und möglichst nah am Hinterkopf positioniert<br />

sein. Die bfu stand bei der Konzipierung der Kampagne<br />

beratend zur Seite und übernimmt deren Evaluation.<br />

Die Vorher-Messung wurde im August und September <strong>2007</strong><br />

durchgeführt. Bei 440 Autofahrerinnen und -fahrern wurde<br />

die Einstellung der Kopfstützen vermessen. In der Höhe<br />

waren 63 % korrekt eingestellt (bis maximal 6 cm tiefer<br />

als Scheitelhöhe), beim Abstand 61 % (maximal 7 cm Abstand).<br />

Nur bei 39 % war beides korrekt.<br />

Zusätzlich zur Vermessung wurden 1046 Personen zum<br />

Thema befragt. Bei den Gründen für die nicht korrekte Höhe<br />

oder einen falschen Abstand der Kopfstütze gaben die<br />

meisten an, dass sie noch nie darüber nachgedacht hätten.<br />

Am zweithäufigsten wurde genannt, dass sie die richtige<br />

Position nicht kennen würden. An dritter Stelle folgte – mit<br />

deutlichem Abstand – die Begründung, dass die Kopfstütze<br />

gar nicht richtig eingestellt werden könne.<br />

Schleudertraumen können schwere Auswirkungen haben<br />

und zu lebenslangen Beeinträchtigungen der Lebensqualität<br />

führen. Das Ziel der dreijährigen Kampagne ist, dass<br />

55 % der Autofahrenden sowohl die Höhe als auch den<br />

Abstand der Kopfstützen richtig eingestellt haben, was<br />

einer Steigerung um 16 Prozentpunkte gegenüber heute<br />

entsprechen würde.<br />

Mehr zum Thema:<br />

• http://www.kopfstuetzen.ch<br />

18 Forschung – Forschungsprojekte<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong>


Tödliche Unfälle im Sport:<br />

Erstellen einer zuverlässigen Statistik<br />

Die bfu führt eine eigene Statistik der tödlichen<br />

Unfälle im Sport. Diese dient ihr als Grundlage<br />

für die Planung und Evaluation von Präventionsmassnahmen.<br />

Das Unfallgeschehen in der Schweiz im Sport ist nur lücken-<br />

haft erfasst. Lange Zeit standen nur grobe Schätzungen<br />

zu den tödlichen Sportunfällen zur Verfügung. Die bfu<br />

führt seit 2000 die Informationen von mehreren nationalen<br />

Institutionen (SSUV, Sammelstelle für die Statistik der Un-<br />

fallversicherung UVG; SLF, Eidgenössisches Institut für<br />

Schnee- und Lawinenforschung; SAC, Rettungsdienst des<br />

Schweizer Alpen-Clubs; SLRG, Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft;<br />

SHV, Schweizerischer Hängegleiter-<br />

Verband; u. a.) zu einer Gesamtstatistik zusammen. Neben<br />

den demografischen Angaben werden auch Informationen<br />

zu Tätigkeit beim Unfall, Unfallhergang, Risikofaktoren, beteiligte<br />

Objekte und Todesursache erfasst.<br />

Getötete nach Sportartengruppe, 2005 / Ø 2001–2005<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Quelle: bfu<br />

Bergsport Wintersport Wassersport Flugsport Pferdesport Andere<br />

■ Wohnort Schweiz, 2005 ■ Wohnort Schweiz, Ø 2001 – 2005<br />

■ Wohnort Ausland, 2005 ■ Wohnort Ausland, Ø 2001 – 2005<br />

Getötete 2005: 198 (Wohnort Schweiz: 137, Ausland: 61)<br />

Getötete Ø 2001 – 2005: 192 (Wohnort Schweiz: 133, Ausland: 58)<br />

© bfu <strong>2007</strong><br />

Die Ergebnisse dieser Synthese-Statistik zeigen: Jährlich<br />

sterben in der Schweiz mehr als 200 Personen an den Folgen<br />

eines Sportunfalls. Davon sind 70 Touristen aus dem<br />

Ausland. Die Unfallhäufigkeit ist erwartungsgemäss stark<br />

vom Wetter und damit von der Expositionszeit abhängig.<br />

Im langjährigen Schnitt ereignen sich 36 % der Fälle im<br />

Bergsport (Bergsteigen, Klettern, Bergwandern), 22 % im<br />

Wintersport (Ski- und Snowboardfahren vor allem abseits<br />

der Pisten), 20 % im Wassersport (Schwimmen, Baden,<br />

Bootfahren) und 10 % im Flugsport (Hängegleiten, Deltasegeln,<br />

Fallschirmspringen). Aber auch im Pferdesport sowie<br />

beim Jagen und Fischen ereignen sich jedes Jahr 3 bis<br />

4 tödliche Unfälle. Schwierig ist die Abschätzung der Radund<br />

Rollsportunfälle, da diese meist dem Unfallbereich<br />

Strassenverkehr zugeordnet werden.<br />

Der Abgleich mit anderen Statistiken hat gezeigt, dass die<br />

bfu-Datensammlung das Unfallgeschehen sehr zuverlässig<br />

repräsentiert. Ein bedeutender Vorteil ist auch die aktuelle<br />

Verfügbarkeit der Informationen, da nationale Routinestatistiken<br />

(z. B. Todesursachenstatistik des Bundesamts für<br />

Statistik BFS) meist einen Verzug von bis zu 2 Jahren<br />

haben.<br />

Mehr zum Thema:<br />

• Die bfu-Sport-Statistiken:<br />

http://www.bfu.ch/German/sport/statistik<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong> Forschung – Forschungsprojekte 19


Projekt SUPREME: Optimierung der<br />

Verkehrssicherheitsmassnahmen in Europa<br />

Das Grossprojekt SUPREME ist Teil der ge -<br />

samteuropäischen Strategie zur Senkung<br />

der Unfallzahlen im Strassenverkehr. Die bfu<br />

ar beitete an diesem Projekt mit.<br />

Im Jahr 2001 hatte sich die Europäische Kommission (Ge-<br />

neraldirektion Energie und Verkehr) in ihrem Weissbuch<br />

«Die europäische Verkehrspolitik bis 2010: Weichenstellun-<br />

gen für die Zukunft» zum Ziel gesetzt, die Gesamtzahl der<br />

Verkehrstoten auf europäischen Strassen bis zum Jahr 2010<br />

zu halbieren. Ein Mittel, um dieses Ziel zu erreichen, sieht<br />

sie in der Förderung vorbildlicher Praktiken. Auch in der<br />

Schweiz wurden Unfallreduktionsziele formuliert: Auf den<br />

Strassen soll sich bis im Jahr 2010 die Anzahl Getöteter auf<br />

maximal 300 und die Anzahl Schwerverletzter auf maximal<br />

3000 belaufen.<br />

Mit dem Projekt SUPREME (SUmmary and Publication of<br />

Best Practices in Road Safety in the EU-MEmber States plus<br />

Switzerland and Norway), das im Dezember 2005 gestartet<br />

und im Juni <strong>2007</strong> abgeschlossen wurde, konnten wichtige<br />

Grundlagen zur Erreichung dieser europäischen und<br />

schweizerischen Ziele geschaffen werden. Insgesamt waren<br />

31 nationale und internationale Organisationen in das<br />

Projekt involviert, darunter die bfu. Zusammen erstellten<br />

sie eine umfassende und strukturierte Sammlung sogenannter<br />

«Best-Practice»-Verkehrssicherheitsmassnahmen<br />

und entwickelten eine Strategie für die Verbreitung der Ergebnisse<br />

innerhalb der teilnehmenden Länder.<br />

Nach Abschluss des Projekts liegen unter anderem zwei<br />

Handbücher vor, in denen Entscheidungsträgern aus verschiedenen<br />

Ebenen (lokal bis europäisch) aufgezeigt wird,<br />

welche Verkehrssicherheitsmassnahmen sich als wirksam<br />

und durchsetzbar erwiesen haben.<br />

Die Resultate des Projekts sollen auch in der Schweiz Wirkung<br />

zeigen: In den nächsten Jahren möchte die bfu eine<br />

Auswahl der relevanten Massnahmen mit Hilfe ihrer Partner<br />

umsetzen.<br />

Mehr zum Thema:<br />

• Die Dokumente des Projekts SUPREME können<br />

unter folgendem Link heruntergeladen werden:<br />

http://ec.europa.eu/transport/supreme/index_en.htm<br />

Die Best-Practice-Massnahmen wurden<br />

in neun Kategorien unterteilt:<br />

• Verkehrserziehung und Kampagnen<br />

• Fahrausbildung und -prüfung<br />

• Rehabilitation und Diagnostik<br />

• Fahrzeuge<br />

• Infrastruktur<br />

• Gesetze, Kontrollen, Sanktionen<br />

• Datensammlung und -analyse<br />

• Institutionelle Organisation der<br />

Verkehrssicherheitsarbeit<br />

• Rettungswesen<br />

20 Forschung – Forschungsprojekte<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong>


Folgenminderung von Stürzen:<br />

Stossdämpfung von Bodenbelägen im Test<br />

Die meisten Unfälle in Haus, Garten und in der Freizeit sind<br />

auf Stürze zurückzuführen. Besonders davon betroffen<br />

sind Senioren ab 65 Jahren: Von den rund 66 000 Stürzen<br />

pro Jahr führen im Schnitt 8100 zu einer Hüftfraktur. Ein<br />

stossdämpfender Bodenbelag kann die Folgen eines Stur-<br />

zes mindern.<br />

Im Auftrag der bfu führte die Empa eine Studie zur Bestim-<br />

mung der Stossdämpfung von Bodenbelägen durch. Dabei<br />

wurden zwei Methoden angewandt: Einerseits erfolgte<br />

die Stossdämpfungsprüfung in Anlehnung an EN 1177<br />

«Stossdämpfende Spielplatzböden» mittels eines künstli-<br />

chen Kopfes aus Stahl, andererseits mit dem an der Empa<br />

ent wickelten künstlichen Hüftmodell, mit dem die Stoss-<br />

dämpfung dank des verwendeten Fleischersatzmaterials<br />

(Silikon) realistischer simuliert werden kann. Die Studie<br />

brachte folgende Erkenntnisse:<br />

• Bei Verwendung einer Sandwich-Konstruktion, beste-<br />

hend aus einem weicheren Unterbau und einer unbieg-<br />

samen Deckschicht, wird die einwirkende Kraft auf<br />

einen grösseren Teil des Unterbaus verteilt. Somit kann<br />

die Energieabsorption des Belags erhöht und die bei<br />

einem Sturz auf den Oberschenkelhalsknochen ausge-<br />

übte Belastung verringert werden.<br />

• Grundsätzlich kann gesagt werden: Je besser die Stoss-<br />

dämpfung eines Bodenbelags, desto geringer ist die<br />

auf den Oberschenkelhals ausgeübte Last und somit das<br />

Risiko einer Fraktur.<br />

• Verschiedene Spitäler im In- und Ausland setzen bereits<br />

stossdämpfende Bodenbeläge ein. Deren Sicherheit<br />

und Reinigung werden im Praxistest recht positiv bewer-<br />

tet. Als einziger Nachteil gilt der erhöhte Rollwiderstand<br />

beim Patiententransport.<br />

Ziel ist es, Bodenbeläge so zu optimieren, dass sie eine<br />

möglichst hohe Stossdämpfung bei einem möglichst gerin-<br />

gen Rollwiderstand aufweisen. Ausschlaggebend dabei ist<br />

die richtige Materialwahl von Unterbau und Deckschicht.<br />

Test mit künstlichem Hüftmodell.<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong> Forschung – Forschungsprojekte 21


Die bfu schult<br />

Das Kursangebot der bfu wächst stetig. <strong>2007</strong> wurden die bfu-Sicherheitsdelegierten<br />

in neu konzipierten Einführungskursen auf ihre Funktion als Sicherheitsberaterinnen<br />

und -berater in den Gemeinden vorbereitet.<br />

Durch Weiterbildungsangebote für Betriebe werden Arbeitnehmerinnen und<br />

-nehmer für die Prävention von Nichtberufsunfällen sensibilisiert. Aber auch<br />

Privatpersonen erhalten in bfu-Kursen Hilfe.<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong> Ausbildung – Unterabschnitt 23


Betriebe<br />

Motivation am Arbeitsplatz:<br />

Belohnen ist wirksamer als bestrafen!<br />

Sei es den Blumenstrauss zum runden Geburtstag, die Uhr<br />

zum Dienstjubiläum oder ein paar zusätzliche Ferientage<br />

als Dank für hundertprozentige Präsenz am Arbeitsplatz:<br />

Belohnungen für die Mitarbeitenden kennt man schon lan-<br />

ge und in irgendeiner Form gibt es sie wohl in fast allen<br />

Betrieben. Oft werden sie wenig systematisch eingesetzt<br />

und häufig wird mit ihnen kein spezieller Zweck verfolgt.<br />

Sie stellen jedoch eine gute Möglichkeit dar, die Motivation<br />

oder gewünschtes Verhalten der Arbeitnehmenden zu för-<br />

dern. Insbesondere die Sicherheitsbeauftragten der Betrie-<br />

be stellen sich die Frage, ob die Mitarbeitenden mit<br />

Belohnungssystemen nicht sowohl am Arbeitsplatz als<br />

auch in der Freizeit zu sicherem und gesundem Verhalten<br />

motiviert werden könnten.<br />

Im Rahmen der Betreuung dieser Zielgruppe setzten sich<br />

die bfu-Fachleute vertieft mit der Fragestellung auseinan-<br />

der und entwickelten einen Kurs zum Thema Belohnungs-<br />

systeme in der betrieblichen Präventionsarbeit. Dieser wird<br />

seit 2005 angeboten und erfreute sich auch <strong>2007</strong> grosser<br />

Nachfrage. Im Kurs wird theoretisches und praktisches<br />

Wissen vermittelt. Als Höhepunkt stellt ein Sicherheitsbeauftragter<br />

das Belohnungssystem seines Betriebs vor. Die<br />

Kursteilnehmenden haben hierbei Gelegenheit, die Stärken<br />

und Schwächen des Systems zu diskutieren und ihre<br />

eigenen Erfahrungen miteinander auszutauschen. Schliesslich<br />

wird anhand realer Zahlen dargelegt, wie sich Belohnungssysteme<br />

auf die Absenzen der Mitarbeitenden durch<br />

BU, NBU und Krankheit auswirken.<br />

Während der Kurse führt der Kontakt mit Sicherheitsfachleuten<br />

verschiedener Betriebskulturen und die Auseinandersetzung<br />

mit verschiedenen Anreizsystemen immer wieder<br />

zur Erkenntnis, dass es ‹das› Belohnungssystem nicht gibt:<br />

Wo ein System erfolgreich ist, ist es in der Regel für den<br />

Betrieb und seine Belegschaft massgeschneidert. Das<br />

Etablieren eines wirksamen Belohnungssystems stellt für<br />

den Sicherheitsbeauftragten eine grosse Herausforderung<br />

dar, bietet jedoch auch die Chance, in der Präventionsarbeit<br />

vermehrt mit Elementen zu arbeiten, die stark auf die Motivation<br />

bezogen sind.<br />

Der Kurs wird seit 2006 angeboten. Seither wurden 10<br />

Kurse mit insgesamt rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />

in allen Schweizer Sprachregionen organisiert.<br />

24 Ausbildung – Betriebe<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong>


Sicherheitsdelegierte<br />

Neu konzipierte Kurse<br />

für bfu-Sicherheitsdelegierte<br />

Die eigentliche Grundausbildung zum bfu-<br />

Sicherheitsdelegierten dauert lediglich<br />

3 Tage – da gilt es, auf vorhandenem Wissen<br />

aufzu bauen und Prioritäten zu setzen.<br />

Nach ihrer Ernennung durch die Gemeindebehörden be-<br />

ginnt die Ausbildung der bfu-Sicherheitsdelegierten (SD)<br />

mit einem intensiven Einführungsgespräch mit dem Chef-<br />

Sicherheitsdelegierten ihrer Region. Anschliessend erfolgt<br />

die eigentliche Grundausbildung in zwei Tageskursen.<br />

Den Einführungskurs 1 absolvieren alle SD – mit Ausnahme<br />

der italienisch sprechenden – am Hauptsitz der bfu in Bern.<br />

<strong>2007</strong> waren es insgesamt 102, davon 81 aus der Deutsch-<br />

schweiz und 14 aus der Romandie; 7 besuchten den Kurs<br />

im Tessin. Dieser wurde inhaltlich und methodisch neu kon-<br />

zipiert und bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, die<br />

Sicherheitsorganisation der eigenen Gemeinde zu präsen-<br />

tieren und mit anderen Modellen zu vergleichen. Daneben<br />

werden die SD über Auftrag, Ziele, Strategie und Arbeits-<br />

weise der bfu orientiert. Nach Absolvierung des Einfüh-<br />

rungskurses 1 sind sie befähigt, die Behörden beim Aufbau<br />

und Betrieb eines Sicherheitssystems in der Gemeinde zu<br />

beraten sowie ihre Funktion als Kontaktperson zur Bevöl-<br />

kerung in Sicherheitsfragen wahrzunehmen.<br />

Der Einführungskurs 2 wird durch je zwei Chef-Sicherheits-<br />

delegierte in den Regionen durchgeführt, was eine praxis-<br />

nahe Ausbildung gewährleistet. Die Teilnehmenden haben<br />

vor Ort Treppen, Geländer, Brüstungen und Glasteile eines<br />

öffentlichen Gebäudes, einen Kinderspielplatz, Strassenge-<br />

länder sowie ein Biotop sicherheitstechnisch zu beurteilen<br />

und entsprechende Massnahmen zu formulieren – bei Re-<br />

genwetter eine besonders anspruchsvolle Aufgabe. Auch<br />

dieser Kurs wurde neu konzipiert und wird seither jährlich<br />

durchgeführt. <strong>2007</strong> machten insgesamt 108 SD – 92<br />

deutsch- und 16 italienischsprachige – von diesem Angebot<br />

Gebrauch. Sie können nun Sicherheitsberatungen<br />

selbstständig durchführen.<br />

Sicherheitsdelegierte in nur knapp 3 Tagen –<br />

geht das? Zweifelsohne, sofern<br />

• die Gemeindebehörden jemanden mit optimalen<br />

beruflichen Voraussetzungen zum SD ernennen,<br />

• die SD nicht davor zurückschrecken, komplexe<br />

Beratungen zusammen mit ihrem Chef-<br />

Sicherheitsdelegierten vorzunehmen und somit<br />

«training on the job» zu praktizieren,<br />

• die SD jährlich das Weiterbildungsangebot<br />

der bfu nutzen.<br />

Die Erfahrung lehrt, dass sich dieses Vorgehen<br />

lohnt, werden doch heute immer mehr und komplexere<br />

Beratungen durch die SD selbst vorgenommen,<br />

ohne dass es Unterstützung durch die bfu<br />

braucht.<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong> Ausbildung – Sicherheitsdelegierte 25


Kurse<br />

Alkoholfrei zurück ans Steuer:<br />

Ersttäter im Visier<br />

Alkohol am Steuer spielt bei Verkehrsunfällen<br />

eine zentrale Rolle. Um das Problem im Anfangsstadium<br />

anzupacken, wurde ein spezifischer Kurs<br />

für erstmals alkoholauffällige Lenker entwickelt.<br />

«Don’t drink and drive», «Drink or drive», «1 Glas ist o.k.»,<br />

«Wer fährt, trinkt nicht – wer trinkt, fährt nicht»: alles<br />

Slogans, mit denen die Lenkerinnen und Lenker über Jahre<br />

hinweg für die Alkoholproblematik sensibilisiert wurden.<br />

Trotz grosser Anstrengungen in der Präventionsarbeit und<br />

angepasster Rechtslage stellen alkoholisierte Fahrzeugführer<br />

noch immer ein Hauptproblem im Strassenverkehr dar.<br />

Jedes Jahr wird fast 20 000 Blaufahrern der Führerausweis<br />

entzogen. Die meisten dieser Lenker werden das erste Mal<br />

mit Alkohol erwischt, haben aber bis zu diesem Zeitpunkt<br />

in der Regel schon viele Fahrten unter Alkoholeinfluss absolviert.<br />

Grund genug für die bfu, einen Kurs für diejenigen<br />

zu entwickeln und anzubieten, die in einem frühen Stadium<br />

ihrer Unvernunft erreicht werden können (ein bfu-Kurs<br />

für wiederholt Alkoholauffällige existiert schon seit 10<br />

Jahren).<br />

Lenker, die erstmalig mit Alkohol auffallen, verlieren ihren<br />

Führerausweis je nach Promillewert und Umständen für<br />

mindestens 1 oder 3 Monate. Oft wird der Ausweis jedoch<br />

für einige Monate über diese Mindestentzugsdauer hinaus<br />

entzogen. Durch Teilnahme am neuen Kurs «FiaZ – erstmals<br />

Auffällige» können die fehlbaren Lenker den Führerausweis<br />

im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten<br />

vorzeitig wiedererlangen. Der Kurs soll helfen, die Rückfallgefahr<br />

zu reduzieren und dadurch die Verkehrssicherheit<br />

zu erhöhen. Das geschieht an 4 Kursabenden in einer<br />

Gruppe von 4 bis 6 anderen alkoholauffälligen Lenkern<br />

und einem erfahrenen Psychologen. Die Teilnehmenden<br />

sollen innere Alarmsignale in Situationen erkennen lernen,<br />

wo das Fahren unter Alkoholeinfluss droht, und fähig sein,<br />

entsprechend zu reagieren. Im Vordergrund steht das Erarbeiten<br />

von individuellen Lösungen für ihre persönliche Situation.<br />

In Abständen von einigen Monaten nach dem<br />

letzten Gruppenabend nimmt der Kursmoderator telefonisch<br />

Kontakt mit jedem Teilnehmer auf, überprüft mit diesem<br />

kritisch die Wirksamkeit der entwickelten Strategien<br />

und rät notfalls zu Anpassungen.<br />

Der neue Kurs wird seit Juni <strong>2007</strong> angeboten. Seither haben<br />

in 20 Kursen rund 100 Lenker aus 9 Kantonen von diesem<br />

Angebot profitiert.<br />

26 Ausbildung – Kurse<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong>


Die bfu berät<br />

Die Kompetenzen der bfu sind in den verschiedensten Bereichen gefragt. Meistens<br />

gilt es, Sicherheitsmängel zu erkennen und zu beheben. Doch im Fall von Schaan<br />

gab es nichts zu beanstanden: Die Liechtensteiner Gemeinde erhielt für ihren<br />

beispiellosen Einsatz für die Sicherheit ihrer Schulkinder den bfu-Sicherheitspreis.<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong> Beratung – Unterabschnitt 27


Beratungsprojekte<br />

Leben retten mit Ertrinkenden-Erkennungssystemen<br />

Trotz den wachsamen Augen der Aufsichtspersonen kommt<br />

es in Hallenbädern häufig zu Unfällen. Bei der Rettung und<br />

Wiederbelebung zählt jede Sekunde. Entdeckt man einen<br />

Ertrinkenden zu spät, führt das meistens zu körperlichen<br />

Langzeitschäden oder gar zum Tod.<br />

Seit im Hallenbad Melchenbühl-Gümligen der Hubboden<br />

aus weissem PVC gegen einen Edelstahl-Hubboden ausge-<br />

wechselt wurde, ist das Geschehen unter Wasser je nach<br />

Wassertiefe schwer erkennbar. In Zeiten, in denen sich viele<br />

Kinder im Lehrschwimmbecken aufhalten und das Wasser<br />

dementsprechend aufgewühlt ist, sowie bei extremen<br />

Spiegelungen der Wasseroberfläche ist eine Überwachung<br />

von oben schwierig. Aus diesem Grund wurde die bfu um<br />

eine Sicherheitsberatung vor Ort gebeten. Die Besichti-<br />

gung ergab, dass die Erkennbarkeit von Personen unter<br />

Wasser durch den neuen Edelstahl-Hubboden tatsächlich<br />

stark eingeschränkt wird, da das Licht durch diesen «ge-<br />

schluckt» wird – und zwar bereits bei Wassertiefen ab 1 m.<br />

Um diesem gefährlichen Umstand abzuhelfen, schlug die<br />

bfu folgende Massnahmen vor:<br />

• Mit einem sogenannten Ertrinkenden-Erkennungssystem<br />

wird die Sicherheit der Badegäste wesentlich erhöht.<br />

Dabei handelt es sich um ein computergestütztes Bild-<br />

analysesystem, das in Schwimmbädern zum Erfassen<br />

von Ertrinkenden eingesetzt werden kann. Eine regungs-<br />

los am Beckenboden liegende Person wird der Aufsicht<br />

mit akustischer und optischer Angabe des Beckenbe-<br />

reichs auf dem Alarmempfänger gemeldet. Durch ein<br />

möglichst frühzeitiges Eingreifen könnten viele Unfälle<br />

in ihrer Schwere gemindert werden. Solche Systeme sind<br />

kein Ersatz für die Aufsicht in Schwimmbädern, jedoch<br />

eine sinnvolle Ergänzung. Die Chance auf eine erfolgreiche<br />

Rettung durch die Aufsicht wird erhöht.<br />

• Durch eine Verstärkung der Deckenbeleuchtung kann<br />

das Geschehen unter Wasser besser kontrolliert werden.<br />

• Eine Unterwasserbeleuchtung verbessert den Einblick ins<br />

Wasser und ist somit für gutes Erkennen und die Minde-<br />

rung der Reflexblendung zweckmässig.<br />

Auf dem Kontrollmonitor erfolgt die Alarmmeldung.<br />

Unterwasserkameras erfassen reglose Personen<br />

auf dem Beckenboden.<br />

28 Beratung – Beratungsprojekte<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong>


Bewegungsförderung: ja, aber sicher!<br />

Anlässlich der Euro 08 lancierte das BASPO<br />

«schweiz bewegt», wobei jeweils zwei Gemeinden<br />

ein sportliches Duell austragen. Die bfu<br />

beteiligte sich am Projekt als Sicherheitspartnerin.<br />

Bewegungsförderung und Unfallprävention – zwei Ansät-<br />

ze, die sich beissen, könnte man meinen. Es mehren sich<br />

jedoch die Hinweise, dass inaktive Menschen unfallgefähr-<br />

deter sind als sportliche und die Unfallfolgen gravierender<br />

ausfallen. Daher engagiert sich die bfu vermehrt auch in<br />

der Bewegungsförderung. Zielsetzung: Bewegungsförde-<br />

rung ja – aber sicher.<br />

Das Bundesamt für Sport lanciert für Gemeinden das Be-<br />

wegungsförderungsprojekt «schweiz bewegt». Im Mai<br />

2008 wollen die teilnehmenden Gemeinden mit einem Be-<br />

wegungsfest für die gesamte Bevölkerung nicht nur auf<br />

den grossen Fussball-Event einstimmen, sondern auch zum<br />

Sporttreiben animieren: Jeweils zwei Gemeinden fordern<br />

sich gegenseitig heraus und bestimmen gemeinsam einen<br />

Wetteinsatz. Siegerin wird jene Gemeinde, deren Einwoh-<br />

nerinnen und Einwohner mehr Bewegungszeit auf dem<br />

«Euro-Parcours» sammeln.<br />

Die bfu ist seit Beginn des Projekts als Sicherheitspartnerin<br />

des BASPO tätig und kann im Hinblick auf die Euro 08<br />

ihre Rolle noch aktiver wahrnehmen. Damit die Euro-08-<br />

Parcours der Gemeinden möglichst sicher sind, erarbeitete<br />

die Abteilung Sport der bfu in Zusammenarbeit mit den<br />

bfu-Spezialisten der Verkehrstechnik und in Absprache mit<br />

der Leitung der bfu-Sicherheitsdelegierten eine Checkliste,<br />

die ins Handbuch für die organisierenden Gemeinden aufgenommen<br />

wurde. Die 1200 bfu-Sicherheitsdelegierten<br />

wurden bereits im Jahr <strong>2007</strong> auf das Bewegungsförderungsprojekt<br />

aufmerksam gemacht. Sie wurden gebeten,<br />

dem Organisationskomitee ihrer Gemeinde einen Sicherheits-Check<br />

für die Parcours anzubieten. Umgekehrt können<br />

auch die teilnehmenden Gemeinden auf die Dienste<br />

ihres Sicherheitsdelegierten zurückgreifen.<br />

An diesem Beispiel wird exemplarisch demonstriert, wie<br />

Bewegungsförderung und Unfallprävention Hand in Hand<br />

arbeiten können.<br />

Mehr zum Thema:<br />

• www.schweizbewegt.ch<br />

Auszüge aus einer Safety-Checkliste:<br />

• Sind Informationen über die auf dem Parcours<br />

erlaubten Bewegungsarten gut sichtbar<br />

vorhanden?<br />

• Ist der Parcours gut sichtbar und lückenlos<br />

signalisiert?<br />

• Sind Streckenposten vorhanden?<br />

• Sind Hindernisse im Parcours eliminiert oder<br />

markiert worden?<br />

• Ist der Parcours übersichtlich gestaltet? Sind<br />

unübersichtliche Stellen markiert?<br />

• Ist der Parcours richtungsgetrennt bzw. der<br />

Gegenverkehr mit einem Band abgetrennt?<br />

• Sind Strassenüberquerungen durch Strecken-<br />

posten oder die Polizei abgesichert?<br />

• Sind Parcourselemente fest verankert, können<br />

sie weder umstürzen noch kippen?<br />

• Werden Schwimm- und Badeanlagen durch<br />

qualifiziertes Personal beaufsichtigt?<br />

• Sind Samariter und Erste-Hilfe-Posten vor Ort?<br />

• Ist eine Erste-Hilfe-Kette organisiert worden?<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong> Beratung – Beratungsprojekte 29


Sicherheit an der Euro 08:<br />

ein Fest, aber keine Festung<br />

Während dieser Text in Druck geht, ist die Fussballeuropa-<br />

meisterschaft in vollem Gang. Damit Sicherheitsfragen im<br />

Zusammenhang mit Public-Viewing-Zonen sowie Euro-Bars<br />

und anderen Treffpunkten in kleineren Orten beantwortet<br />

werden konnten, bot die bfu im Vorfeld dieses Grossanlas-<br />

ses den Gemeinden Unterstützung und Orientierungshilfe<br />

an.<br />

Ziel aller Sicherheitsmassnahmen war es, ein Fest zu veran-<br />

stalten, aber keine Festung zu bauen. Allein in der Schweiz<br />

wurden bis zu 3 Millionen Fussballfans erwartet, die sich in<br />

den Stadien oder vor Grossleinwänden, in Gartenbeizen<br />

oder anderen Lokalen die Spiele anschauen. Während die<br />

vier Host Citys und andere grössere Städte auf professio-<br />

nelle Sicherheitsstrukturen zurückgreifen konnten, waren<br />

mittlere und kleinere Gemeinden auf Unterstützung angewiesen.<br />

Die bfu erstellte deshalb bereits im Jahr <strong>2007</strong> eine<br />

Liste aller vorhandenen Sicherheitsorgane und Fachstellen,<br />

die im Bereich Infrastruktur und Erschliessung bis zu Rettungswesen<br />

und Überwachung ihre Kompetenzen anbieten.<br />

Die Gemeinden konnten die Informationen nutzen,<br />

indem sie diese Liste den Betreibern von Arenen oder Bars,<br />

die um eine Bau- oder Betriebsbewilligung ersuchten, zur<br />

Verfügung stellten.<br />

Für die Veranstalter der Public-Viewing-Zonen und der<br />

Euro-Bars stellten sich viele Fragen, mit denen sie sich an<br />

die bfu wandten: Wie viele Fans werden erwartet oder<br />

können aufgenommen werden? Wie gelangen sie sicher<br />

zum Festplatz? Wo befinden sich Eingangskontrollen, WC,<br />

Sanität? Wann und wo können Waren angeliefert werden?<br />

Wo braucht es Zäune, Absperrungen, Fluchtwege? Welche<br />

Materialien erfüllen die Anforderungen in Bezug auf die<br />

Schwer-Entflammbarkeit oder die Statik? Wie können zu<br />

erwartende Windkräfte von den Grossleinwänden aufgenommen<br />

werden? Darf Alkohol ausgeschenkt werden;<br />

wenn ja, in welcher Form? Wer hilft, wenn Probleme unter<br />

Fans auftauchen?<br />

Die privaten Betreiber von Euro-Bars hatten aber auch<br />

Konzepte für die Sicherheit der Mitarbeitenden sowie freiwilligen<br />

Helferinnen und Helfern zu erarbeiten. Diese würden<br />

ermüden – und trotzdem mussten Infrastruktur und<br />

Sicherheitsdispositiv während der ganzen 23-tägigen Dauer<br />

des Turniers gewährleistet sein. Auch hier konnte die bfu<br />

im Vorfeld beraten.<br />

Die Komplexität der Sache stellte die grösste Herausforderung<br />

dar – für die einzelnen Betreiber wie für die<br />

Organisatoren des ganzen Turniers. Dazu gehörten auch<br />

viele Ungewissheiten. So hing das Sicherheitsdispositiv sehr<br />

stark davon ab, welche Nationen gegeneinander spielen<br />

und wie sich deren Fans verhalten würden. Dass in allen<br />

Regionen der Schweiz Public-Viewing-Zonen für mehrere<br />

tausend Zuschauer und einige hundert lokale Euro-Treffpunkte<br />

betrieben wurden, hatte allerdings auch einen<br />

grossen Vorteil: Die Leute mussten weniger reisen, was die<br />

Verkehrssicherheit beträchtlich erhöhte.<br />

30 Beratung – Beratungsprojekte<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong>


fu-Engagement für den Tourismus:<br />

die Unversehrtheit des Gastes<br />

Die neue Zusammenarbeit der bfu mit dem Schweizer<br />

Tourismus-Verband STV im Rahmen des Qualitäts-Gütesie-<br />

gels soll die Touristik-Unternehmen auch auf Sicherheits-<br />

aspekte aufmerksam machen. Aus Sicht der bfu können<br />

beide Partner punkto Image und positiver Öffentlichkeits-<br />

arbeit nur profitieren.<br />

Im Rahmen der strategischen Überlegungen der bfu in der<br />

Sportunfallverhütung wurde auch die Frage nach wir-<br />

kungsvollen Multiplikatoren angegangen. Neben den zen-<br />

tralen Partnern im Sport fasste die bfu eine neue Branche<br />

ins Auge: den Tourismus.<br />

Die Anstrengungen des STV zur Verbesserung der Servicequalität<br />

sind enorm. Es wird alles unternommen, um die<br />

Schweiz als gastfreundliches Land zu positionieren, das<br />

nicht «nur» teuer ist. Die bfu brachte sich in diesen Prozess<br />

ein, indem sie den Touristikern die Frage stellte: «Wie sieht<br />

es mit der Unversehrtheit des Gastes aus?»<br />

Im Frühling <strong>2007</strong> fand aus diesem Anlass ein erstes Treffen<br />

zwischen dem STV und der bfu statt. Noch ohne klare Vorstellungen<br />

ging es dabei um ein gegenseitiges Kennenlernen<br />

und um die Frage, wie die verantwortlichen Touristiker<br />

auf die Idee reagieren würden, Unfallprävention auch zu<br />

ihrem Thema zu machen. Der Zeitpunkt war gut, die Chemie<br />

stimmte und die Bereitschaft seitens des STV war gross,<br />

die bfu als Partnerin aufzunehmen. Die Tür zum Tourismus<br />

stand weit offen und die bfu trat dankend ein.<br />

Als neue Trägerorganisation des Q-Gütesiegels kann die<br />

bfu ab 2008 auf strategischer Ebene der touristischen<br />

Qualitätsarbeit direkt mitwirken und die Anliegen der Unfallprävention<br />

einbringen. Zusätzlich kann sie das Thema in<br />

sämtliche Q-Gütesiegel-Dokumente und -Anforderungsprofile<br />

einfliessen lassen. Dies ermöglicht ihr, im Rahmen<br />

der Qualitätsarbeit des STV auf Anhieb flächendeckend<br />

Wirkung zu erzielen. Ab 2008 werden demzufolge sämtliche<br />

Q-Coaches, Q-Referenten und Q-Betriebe mit den<br />

Themen der Unfallverhütung konfrontiert. Insbesondere<br />

die Unternehmen werden gefordert sein, präventive Massnahmen<br />

zu planen und umzusetzen. Alles in allem also eine<br />

Erfolgsgeschichte aus der Sicht der Unfallverhütung – und<br />

hoffentlich bald auch aus der Sicht der Tourismusbranche.<br />

Was steckt hinter dem Qualitäts-Gütesiegel?<br />

Das Programm «Qualitäts-Gütesiegel für den<br />

Schweizer Tourismus» wird von den touristischen<br />

Dachverbänden unterstützt und hat zum Ziel, in<br />

den touristischen Betrieben das Qualitätsbewusstsein<br />

zu steigern und so die Dienstleistungsqualität<br />

im Reise- und Ferienland Schweiz ständig weiter<br />

zu entwickeln.<br />

Mehr dazu:<br />

• http://www.quality-our-passion.ch<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong> Beratung – Beratungsprojekte 31


Know-how der bfu-Verkehrstechniker gefragt:<br />

sichere Kreisel im Kanton Bern<br />

Das Tiefbauamt des Kantons Bern beauftragte die bfu<br />

sowie ein Ingenieurbüro, im Jahr <strong>2007</strong> bei 8 Kreiseln auf<br />

Kantonsstrassen eine Unfallanalyse durchzuführen. 6 die-<br />

ser Objekte liegen im Innerortsgebiet, 2 ausserorts. Die<br />

kantonale Baubehörde möchte die aus dieser Untersu-<br />

chung gewonnenen Erkenntnisse in die Planung, den Bau<br />

und den Betrieb weiterer solcher Anlagen einfliessen<br />

lassen.<br />

Die 8 untersuchten Kreisel sind aufgrund der Geometrie<br />

sehr unterschiedlich. Die Analyse zeigte, dass 3 davon<br />

Unfallschwerpunkte darstellen und bei den anderen das<br />

Unfallgeschehen als gering eingestuft werden kann.<br />

Der häufigste Kreiselunfall ist derjenige, bei dem ein in den<br />

Kreisel einfahrender Lenker ein sich bereits darin befindliches<br />

Fahrzeug übersieht oder dessen Vortritt missachtet<br />

und mit diesem kollidiert. Dieser Unfalltyp kam bei den<br />

8 untersuchten Kreiseln in 5 Jahren über 100-mal vor.<br />

Aufgrund der geringen Zahl der Untersuchungsobjekte<br />

und der grossen geometrischen Unterschiede der einzelnen<br />

Kreisel ist es schwierig, allgemein gültige Grundsätze<br />

abzuleiten.<br />

Es bedeutet jedoch bereits einen grossen Sicherheitsgewinn,<br />

wenn bei den zukünftigen Kreisverkehrsplätzen die<br />

aufgeführten Empfehlungen bei der Planung, beim Bau<br />

und beim Betrieb mitberücksichtigt werden.<br />

Die am häufigsten festgestellten Mängel<br />

und dazu passende Lösungsansätze:<br />

• Mangel: Fehlende oder ungenügende<br />

Ablenkung durch den zu wenig wirksam<br />

ausgestalteten Innenring.<br />

Empfehlung: Innenring, der von Lastwagen<br />

überfahren werden kann, baulich wirksamer<br />

gestalten, damit er von den Auto- und Motorradlenkern<br />

gemieden wird. Dadurch erfolgt<br />

eine Reduktion der Geschwindigkeit und der<br />

Unfallschwere.<br />

• Mangel: Bei Ausserorts-Kreiseln oder stark<br />

frequentierten und komplexen Anlagen innerorts<br />

sind die in den Kreisel einfahrenden Fahrzeuglenker<br />

überfordert, wenn die freie Durchsicht durch<br />

die Kreiselmitte möglich ist.<br />

Empfehlung: Die Durchsicht durch die Mittelinsel<br />

respektive den Kreisel muss gebrochen<br />

werden. Diese Massnahme zwingt die auf den<br />

Kreisel zufahrenden Fahrzeuglenker, den linken<br />

Quadranten im Zufahrtsbereich des Kreisels<br />

besser zu beobachten.<br />

• Mangel: Fehlende oder ungenügende Beleuchtung<br />

führt immer wieder zu Nachtunfällen.<br />

Empfehlung: Die Beleuchtung verbessern.<br />

Die Richtlinie der Schweizer Licht Gesellschaft<br />

(SLG) empfiehlt, nicht das Zentrum des Kreisels<br />

zu beleuchten, sondern die vier Quadranten.<br />

32 Beratung – Beratungsprojekte<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong>


Safety Audit: Erhöhung der Sicherheit<br />

der Westtangente Solothurn<br />

Safety Audits sind systematische und unabhängige Über-<br />

prüfungen der Sicherheitsaspekte bei Strassenbauprojek-<br />

ten. Es ist vorgesehen, dieses Vorgehen analog verschiedener<br />

europäischer Länder auch in der Schweiz zu normieren.<br />

Obwohl die notwendige Norm noch nicht vorliegt, hat die<br />

bfu bereits zahlreiche Safety Audits für Gemeinden und<br />

Kantone durchgeführt.<br />

Safety Audits haben zum Ziel, Strassen beim Neu-, Um-<br />

oder Ausbau so sicher wie möglich zu gestalten und damit<br />

die Unfallgefahr gering zu halten. Die zuständige Experten-<br />

kommission des Schweizerischen Verbands der Strassen-<br />

und Verkehrsfachleute VSS ist für die Erarbeitung der<br />

entsprechenden Norm verantwortlich. Diese wird voraus-<br />

sichtlich im Jahr 2009 erscheinen. Gleichzeitig entsteht zur-<br />

zeit das Ausbildungsprogramm für die zukünftigen<br />

Auditoren. Bis die Norm in Kraft ist, wendet die bfu bei der<br />

Ermittlung der Sicherheitsdefizite in den Strassenbaupro-<br />

jekten eine eigene Checkliste an.<br />

2008 wird in Solothurn die Westtangente zur Entlastung<br />

des Stadtzentrums vom Durchgangsverkehr realisiert. Eini-<br />

ge Teile der neuen Strecke sind bereits fertig gebaut. Je-<br />

doch wurden insbesondere bei einem lichtsignalgesteuerten<br />

Knoten verschiedene Mängel festgestellt. Der Kanton ent-<br />

schied daher, die bfu mit einer sicherheitstechnisch neutra-<br />

len Beurteilung zu beauftragen.<br />

Anschliessend an eine Besichtigung vor Ort besprach die<br />

bfu verschiedene Massnahmen mit den zuständigen Stel-<br />

len. Aus dieser sehr konstruktiven und lebhaften Diskussi-<br />

on ergaben sich weitere Fragen, die zu beantworten waren.<br />

Der Kanton Solothurn beschloss daraufhin, noch nicht<br />

realisierte Teile der Westtangente ebenfalls durch die bfu<br />

begutachten zu lassen. Im Vordergrund stand dabei vor<br />

allem die Beurteilung der Situation für den Fuss- und<br />

Fahrradverkehr.<br />

In Anbetracht des momentanen Stands der Methode zur<br />

Projektbeurteilung und solange die VSS-Norm noch nicht<br />

vorliegt, erachtet die bfu das Vorgehen des Kantons Solo-<br />

thurn als beispielhaft. Die Erfahrungen aus diesem und ver-<br />

gleichbaren Aufträgen aus anderen Kantonen liefern die<br />

notwendigen Erkenntnisse für die weiteren Schritte in<br />

der Normbearbeitung und die Erstellung des Ausbildungs-<br />

programms.<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong> Beratung – Beratungsprojekte 33


Die bfu setzt sich weiterhin aktiv<br />

für Tempo-30-Zonen ein<br />

Entscheidungen des Bundesgerichts können<br />

die Präventionstätigkeit der bfu mitunter stark<br />

beeinflussen. Ein konkretes Beispiel dafür ist<br />

sein Urteil über die Anordnung einer Tempo-<br />

30-Zone in St. Gallen.<br />

Seit der Einführung der Verordnung über die Tempo-30-<br />

Zonen und die Begegnungszonen des UVEK am 1.1.2002<br />

haben zahlreiche Städte und Gemeinden Tempo-30-Zonen<br />

realisiert. Die bfu begrüsst diese Entwicklung sehr und<br />

unterstützt das für die Unfallprävention wichtige Verkehrs-<br />

regime tatkräftig.<br />

Kantonale und kommunale Behörden setzen das Regime<br />

jedoch unterschiedlich um. Mit Folgen in der Gerichts-<br />

praxis: Das Bundesgericht beurteilte im Jahr 2006 einen<br />

Fall der Stadt St. Gallen. Die Stadt hatte im Jahr 2004 für<br />

zwei Quartiere je die Einführung einer Tempo-30-Zone be-<br />

schlossen. Quartieranwohner zogen diesen Entscheid bis<br />

vor Bundesgericht. In seinem Urteil entschied sich dieses<br />

gegen die Anordnung der Tempo-30-Zonen.<br />

Das Lausanner Urteil sorgte in den Kantonen und Gemein-<br />

den für einige Verwirrung. Um Klarheit zu schaffen und die<br />

Position und Empfehlungen der bfu in dieser wichtigen ver-<br />

kehrstechnischen Frage nochmals deutlich zu manifestie-<br />

ren, erstellte sie ein Positionspapier, das sämtlichen<br />

Kantonen, Gemeindebehörden und grösseren Ingenieur-<br />

und Planungsbüros kostenlos zugestellt wurde. Das Papier<br />

wurde zwar dankbar aufgenommen, eine gewisse Ver-<br />

unsicherung blieb aber bestehen. Die Anordnung neuer<br />

Tempo-30-Zonen geriet ins Stocken. Eine parlamentarische<br />

Motion im Nationalrat mit dem Ziel, die massgebenden<br />

Vorschriften in der Signalisationsverordnung SSV zu verein-<br />

fachen, lehnte der Bundesrat zudem im Dezember 2006 ab.<br />

Die bfu verstärkt ihr Engagement für Tempo-30-Zonen: Zur<br />

Information der Bevölkerung sowie der zuständigen Behör-<br />

den und interessierten Fachkreise erarbeitete sie im <strong>2007</strong><br />

zwei neue Broschüren. Ausserdem bot sie dem ASTRA ihre<br />

fachkompetente Unterstützung an. Das Fernziel: die bun-<br />

desrechtlichen Vorschriften so gestalten, dass in Zukunft<br />

noch zahlreiche Tempo-30-Zonen schweizweit nach klaren<br />

und einfacheren Vorschriften realisiert werden können.<br />

Denn: Tempo-30-Zonen leisten einen wichtigen Beitrag an<br />

die Sicherheit im Schweizer Strassenverkehr.<br />

Tempo-30-Zone: Ein wichtiger Beitrag an die Sicherheit.<br />

34 Beratung – Beratungsprojekte<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong>


Das vorbildliche Netzwerk «Sicherheit»<br />

der Gemeinde Hünenberg<br />

Die Gemeinde trägt die Verantwortung für die Sicherheit<br />

ihrer Bürgerinnen und Bürger. Um diese zu gewährleisten,<br />

braucht es eine geeignete Organisation und systematisches<br />

Vorgehen, damit Gefahrenstellen erkannt und eliminiert<br />

werden können. Sicherheit ist dabei in einem umfassenden<br />

Sinn zu verstehen: Bevölkerungsschutz, Polizei, Feuerwehr,<br />

Zivilschutz und Gesundheitswesen gehören dazu – genauso<br />

wie der Schutz vor Unfällen. Die Gemeinde Hünenberg<br />

ZG hat in den letzten Jahren ein «Netzwerk Sicherheit» aufgebaut,<br />

das diesen umfassenden Schutz garantiert.<br />

Das «Netzwerk Sicherheit» gründet im Wesentlichen auf<br />

folgenden Elementen:<br />

• Leitbild (Vision und Strategie)<br />

• Sicherheitsorganisation<br />

(Organigramm, Regelung der Verantwortlichkeiten)<br />

• Systematik zur Gefahrenermittlung und<br />

Massnahmenplanung<br />

• Audit als Kontrolle<br />

Ausserdem sind im System flankierende Elemente enthal-<br />

ten, wie etwa die Notfallorganisation oder die Mitwirkung.<br />

Besonders erwähnenswert ist, dass Arbeits- und Freizeit-<br />

sicherheit unter dem gleichen Dach angesiedelt sind. Urs<br />

Felix ist als Sicherheitsbeauftragter für die Arbeitssicherheit<br />

und als bfu-Sicherheitsdelegierter gleichzeitig für die Nicht-<br />

berufsunfallverhütung zuständig. Als oberster Unfallver-<br />

hüter in Stabsfunktion ist er direkt dem Gemeinderat<br />

(Exekutive) unterstellt. Die Kumulation dieser beiden Auf-<br />

gaben ist für eine Gemeinde in der Grösse von Hünenberg<br />

(ca. 8000 Einwohner) vorteilhaft, weil so Synergien optimal<br />

genutzt werden können.<br />

Hünenberg verfügt nicht nur über eine ausgeklügelte<br />

Sicherheitsorganisation. Auch bei der Ermittlung der Ge-<br />

fahrenstellen, der Massnahmenplanung und der Umset-<br />

zung wird nichts dem Zufall überlassen. Für die<br />

Gefahrenermittlung wird die ganze Gemeinde erfasst, sys-<br />

tematisch in überschaubare Elemente und schliesslich in<br />

einzelne Objekte wie Schulhäuser, Kinderspielplätze, Sport-<br />

und Freizeitgebäude usw. aufgeteilt, die dann auf Gefah-<br />

renstellen hin überprüft werden. Neben der Sicherheit von<br />

Gebäuden und Anlagen wurden in den letzten Jahren auch<br />

die Verkehrswege überprüft und die notwendigen Mass-<br />

nahmen umgesetzt. So verfügt Hünenberg seit <strong>2007</strong> als<br />

erste Zuger Gemeinde über Tempo-30-Zonen in allen<br />

Wohnquartieren.<br />

Der umfassende Ansatz und systematische Aufbau des<br />

Sicherheitssystems von Hünenberg hat Modellcharakter.<br />

Das Beispiel zeigt, wie eine Gemeinde der Verantwortung<br />

für die Sicherheit ihrer Bevölkerung in vorbildlicher Weise<br />

gerecht werden kann. Es bleibt zu hoffen, dass viele Ge-<br />

meinden und Städte, die noch kein solches Sicherheitssys-<br />

tem haben, dem Beispiel von Hünenberg folgen werden.<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong> Beratung – Beratungsprojekte 35


Sicherheitspreis<br />

Liechtensteiner Gemeinde Schaan:<br />

ein sicherer Ort für glückliche Kinder<br />

Die Liechtensteiner Gemeinde Schaan erhöhte<br />

die Sicherheit ihrer Schulwege entscheidend.<br />

Dafür wurde sie mit dem bfu-Sicherheitspreis<br />

<strong>2007</strong> ausgezeichnet.<br />

Im Jahr 2000 erschütterte ein tödlicher Schulwegunfall die<br />

Schaaner Bevölkerung. Er machte bewusst, dass die Blech-<br />

lawine, die sich täglich durch die Gemeinde wälzt, nicht nur<br />

unangenehm ist, sondern insbesondere für die 400 Schul-<br />

kinder auch eine grosse Gefahr darstellt. Die Behörden<br />

setzten in der Folge eine Kommission zur Schulwegsiche-<br />

rung ein. Die Problemanalyse ergab, dass das Ziel «sichere<br />

Schulwege» nur mit einem Gesamtkonzept zu erreichen<br />

war. Neben infrastrukturellen Massnahmen war auch eine<br />

intensive Informationskampagne notwendig, um Verhal-<br />

tensänderungen zu bewirken. Für die Öffentlichkeitsarbeit<br />

wurde eine Marketingagentur verpflichtet, die für die lang-<br />

fristige Kampagne die Marke «kindersicher» kreierte.<br />

Systematisch wurden die Gefahrenstellen auf den Schulwe-<br />

gen erhoben und die geeigneten infrastrukturellen Mass-<br />

nahmen zur Entschärfung geplant und umgesetzt:<br />

• Tempo-30-Zonen<br />

• Begegnungszonen<br />

• Trottoirüberfahrten<br />

• Fussgängerstreifen<br />

• Verkehrsberuhigungsmassnahmen<br />

• L o t s e n d i e n s t e<br />

Im Gegenzug wurden aber auch Fussgängerstreifen und<br />

Trottoirüberfahrten entfernt, die den Sicherheitsstandards<br />

nicht genügten und den Fussgängern somit ein falsches<br />

Sicherheitsgefühl vermittelten. Insgesamt konnten 80 %<br />

der erkannten Gefahrenstellen eliminiert oder entschärft<br />

werden.<br />

Mit Öffentlichkeitsarbeit (Medienberichterstattungen, In-<br />

formationsveranstaltungen, Fragebogen-Aktion, Vertei-<br />

lung von Falschparkierkarten durch die Schulkinder,<br />

Plakataktionen, Videofilm) gelang es, nicht nur die Schul-<br />

kinder, sondern die gesamte Bevölkerung für die Probleme<br />

zu sensibilisieren und eine Verhaltensänderung herbeizu-<br />

führen. Teilweise durch den tödlichen Unfall ausgelöst, hat-<br />

ten viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule<br />

gebracht und so selbst zu erhöhtem Verkehrsaufkommen<br />

beigetragen. Die intensive Informationskampagne bewirk-<br />

te eine Reduktion dieser «Kinder-Taxis» um mehr als 70 %.<br />

Damit konnte vielen Kindern das sozial wichtige Erlebnis<br />

des Schulwegs wieder ermöglicht werden.<br />

Sicherheit hat ihren Preis<br />

Die bfu verleiht im Zweijahresrhythmus den bfu-<br />

Sicherheitspreis an eine Gemeinde, die sich in besonderem<br />

Mass um die Sicherheit der Bevölkerung<br />

verdient gemacht hat.<br />

<strong>2007</strong> hatte die Jury insgesamt 26 Projekte zu<br />

be urteilen. Neben der Siegergemeinde Schaan<br />

zeichnete sie folgende Gemeinden mit einer Aner-<br />

kennungsurkunde aus:<br />

• Avegno TI<br />

• Frauenfeld TG<br />

• Grand-Saconnex GE<br />

• Hünenberg ZG<br />

• Kloten ZH<br />

• Kyburg-Buchegg SO<br />

36 Beratung – Sicherheitspreis<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong>


Produktesicherheit<br />

Sicherheit von technischen Geräten:<br />

die Marktkontrolle durch die bfu<br />

Das STEG (Bundesgesetz über die Sicherheit von techni-<br />

schen Einrichtungen und Geräten) überträgt der bfu als<br />

Kontrollorgan die Marktüberwachung von technischen<br />

Einrichtungen und Geräten ausserhalb von Betrieben. Die<br />

Marktkontrolle erfolgt durch Auswertung von Meldungen,<br />

durch Kontrolle der Werbung sowie durch Stichproben.<br />

Anfang Juli <strong>2007</strong> schloss die bfu einen neuen, aktualisierten<br />

Leistungsvertrag mit dem Staatssekretariat SECO ab.<br />

Darin ist insbesondere festgehalten, wie sie den gesetzlichen<br />

Auftrag zu erfüllen hat.<br />

• Besuch von Messen und Ausstellungen: Diese Auflage<br />

wurde durch Besuche der Swisspo, der BEA, des<br />

Caravansalons und der «Messe Sicherheit <strong>2007</strong>» erfüllt.<br />

• Kontrolle der Werbung: In allgemein erhältlichen Pros-<br />

pekten wird nach Produkten gesucht, die als problema-<br />

tisch angesehen werden. Auch die verschiedenen<br />

Internetplattformen werden durchsucht.<br />

• Auswerten von Meldungen anderer Staaten: Hierzu<br />

zählen die RAPEX-Meldungen (Rapid Alert System for<br />

Non-Food Products), die der bfu vom SECO zur Nach-<br />

verfolgung zugestellt werden, sowie die Meldungen<br />

durch ICSMS (Information and Communication System<br />

for Market Surveillance). <strong>2007</strong> ging die bfu rund 120<br />

Anzeigen nach.<br />

• Stichproben: Die Sendung Kassensturz liess Warnwesten<br />

prüfen, von denen ein hoher Prozentsatz nicht den<br />

gesetzlichen Anforderungen entsprach. Mit einer Stich-<br />

probe wurde dieser Meldung nachgegangen. Fünf<br />

Grossverteiler zogen als ungenügend beurteilte Produk-<br />

te zurück und ersetzten sie durch solche, die den An-<br />

forderungen entsprechen.<br />

Aufgrund von RAPEX-Meldungen wurde auch eine<br />

Stichprobe von Kinderschutzgittern überprüft. Es wur-<br />

den 5 Produkte eingekauft und der Hochschule für Ar-<br />

chitektur, Bau und Holz HSB zur Prüfung übergeben. Da<br />

jedes dieser Produkte Mängel aufwies, mussten alle ver-<br />

bessert werden.<br />

In der Zeitschrift Beobachter wurden im Jahr 2006 ge-<br />

fährliche Karusselltüren angeprangert (siehe auch Bei-<br />

trag im bfu-<strong>Jahresbericht</strong> 2006). In einer Stichprobe<br />

wurden daraufhin im Jahr <strong>2007</strong> alle neuen Karussell-<br />

typen der drei in der Schweiz tätigen Inverkehrbringer<br />

überprüft. Bei verschiedenen Produkten mussten Nach-<br />

besserungen gemacht werden.<br />

Wenn ein Artikel gefunden wird, der nicht den gesetzli-<br />

chen Sicherheitsanforderungen genügt, wird ein Kontroll-<br />

verfahren eingeleitet. Im Jahr <strong>2007</strong> wurden 63 Fälle<br />

bearbeitet, wovon 32 abgeschlossen werden konnten.<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong> Beratung – Produktesicherheit 37


Die bfu kommuniziert<br />

Vor vielen Unfällen kann man sich selbst schützen. Die bfu informiert die Öffentlichkeit<br />

mit Kampagnen, wie unnötige Risiken während besonders unfallträchtigen<br />

Aktivitäten vermieden werden können. Im Mittelpunkt des Interesses<br />

stand <strong>2007</strong> der Start zur grossangelegten und spektakulär inszenierten Schneesportkampagne<br />

«1000 Unfälle pro Tag. Schütz Dich.»<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong> Kommunikation – Unterabschnitt 39


Kampagnen<br />

Kampagnenstart für<br />

«1000 Unfälle pro Tag. Schütz Dich.»<br />

Auf Schweizer Pisten verunfallen pro Wintersporttag<br />

rund 1000 Schneesportler und Schneesportlerinnen.<br />

Die bfu lancierte deshalb eine<br />

neue, grossangelegte Kampagne.<br />

Zwar erfreut sich der Helm auf Schweizer Pisten immer grös-<br />

serer Beliebtheit. Die Tragquote stieg seit 2003 von 16 auf<br />

52 % (Zählung Saison 2006/07) und machte allein im letz-<br />

ten Jahr einen Sprung um 10 Prozentpunkte. Das bedeutet<br />

aber auch, dass 48 % der Schneesportler noch keinen<br />

Helm tragen und damit ein 75 % höheres Risiko für eine<br />

Kopfverletzung in Kauf nehmen. Noch grösser ist der<br />

Handlungsbedarf beim Handgelenkschutz der Snowboar-<br />

der. Dieser kann das Risiko einer Handgelenkverletzung um<br />

rund 80 % reduzieren. Doch die bfu-Zählung 2006/07<br />

zeigt, dass erst 39 % der Snowboarder einen entsprechen-<br />

den Schutz tragen. Diese Quote stagniert seit Beginn der<br />

Zählungen 2002/03.<br />

Über 100 000 Personen verletzen sich in der Schweiz jähr-<br />

lich beim Schneesport so schwer, dass sie deswegen einen<br />

Arzt konsultieren müssen. Das sind rund 1000 Unfälle pro<br />

Wintersporttag. Zu viele, findet die bfu und lancierte eine<br />

Sensibilisierungskampagne, die von der Rega und dem<br />

Schweizerischen Versicherungsverband SVV unterstützt<br />

wird. Ziel der über drei Jahre angelegten Aktion ist es,<br />

möglichst viele Menschen zu einem besseren Schutzverhalten<br />

beim Schneesport zu animieren. Sie ruft zum Tragen<br />

von Helm und Handgelenkschutz sowie zur regelmässigen<br />

Kontrolle der Skibindungen auf. Die Kampagne ist in drei<br />

Landessprachen in der ganzen Schweiz präsent – und dank<br />

ausschwärmender Helikopter als Sujet unübersehbar.<br />

Mit einem spektakulären Kino- und Fernsehspot als Kernstück<br />

und auffälligen Plakaten will die Kampagne bewusst<br />

vor allem junge Menschen für das Thema sensibilisieren.<br />

Ein wichtiger Bestandteil der Strategie ist aber auch der<br />

direkte Kontakt zu den Schneesportlerinnen und Schneesportlern.<br />

Die bfu wird daher weiterhin ihre erfolgreichen<br />

Helmtesttage durchführen, damit sich noch mehr Menschen<br />

von der Schutzwirkung und vom Tragkomfort des<br />

Schneesporthelms überzeugen können.<br />

Mehr zum Thema:<br />

• www.schuetzdich.ch<br />

Alle Kampagnen auf einen Blick<br />

• Gurtenkampagne der bfu, in Zusammenarbeit<br />

mit dem TCS und dem Verkehrssicherheitsrat*<br />

• Schneesportkampagne der bfu, in Zusammen-<br />

arbeit mit dem Schweizerischen Versicherungs-<br />

verband und der Rega<br />

• Velohelmkampagne der Suva, in Zusammen-<br />

arbeit mit der bfu*<br />

• Kopfstützenkampagne des Schweizerischen<br />

Versicherungsverbandes, in Zusammenarbeit<br />

mit der bfu*<br />

• Schulanfang-Kampagne des TCS, in Zusammen-<br />

arbeit mit der bfu und den Polizeien*<br />

• * mit der finanziellen Unterstützung des Fonds<br />

für Verkehrssicherheit<br />

40 Kommunikation – Kampagnen<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong>


«Ein Band fürs Leben.»<br />

Die Gurtenkampagne in ihrem dritten Jahr<br />

Den «Gurtreflex» auf kurzen Strecken, innerorts<br />

und auf den Rücksitzen fördern – das waren die<br />

Schwerpunkte der Kampagne <strong>2007</strong>.<br />

Tatsache ist, dass die Gurtentragdisziplin innerorts am ge-<br />

ringsten ist. Mit Spots, Inseraten, Bannern und anderen<br />

Einsatzmitteln im Strassenverkehr wurden einmal mehr je-<br />

ne angesprochen, die sich aus Vergesslichkeit, Gedanken-<br />

losigkeit oder Freiheitsdrang nicht angurten, weil «sie ja<br />

nicht weit fahren».<br />

Durch das Angurten auf den Rücksitzen werden alle Passa-<br />

giere geschützt. Ab September <strong>2007</strong> wies die Kampagne<br />

darauf hin: «Sich hinten nicht angurten kann Fahrer und<br />

Beifahrer töten.» Via Fernsehen, Kino, Presse, Radio und<br />

Internet wurde diese Präventionsbotschaft breit kommuniziert,<br />

insbesondere den jungen Autolenkenden. Diese<br />

wurden noch speziell ins Visier genommen, indem an<br />

Wochenenden in Discos und anderen beliebten Lokalen<br />

200 000 Präservative mit dem Kampagnensujet verteilt<br />

wurden – mit einem Augenzwinkern und als Erinnerung,<br />

dass absurde Risiken einfach vermeidbar sind. Auch von<br />

den Zielgruppen oft frequentierte Orte wie Tankstellen<br />

konnten in die Kampagne eingebunden werden. Berufschauffeure<br />

wurden im Rahmen der Veranstaltung «Transport<br />

<strong>2007</strong>» in Fribourg sensibilisiert.<br />

Die Aufzählung der Einsatzmittel wäre nicht vollständig,<br />

wenn nicht auf die wertvolle Unterstützung unserer<br />

Multiplikatoren hingewiesen würde. Diese haben an verschiedenen<br />

Strassenabschnitten und in Betrieben das Kampagnen-Plakat<br />

ausgehängt.<br />

Die gesamten Massnahmen wie auch die verschiedenen verfügbaren<br />

Unterlagen unterstützen die Polizeikontrollen –<br />

unerlässliche Bedingung für einen positiven Einfluss auf das<br />

Verhalten.<br />

Die Kampagne fand auch internationale Beachtung: an der<br />

«Assemblée mondiale des jeunes sur la sécurité routière»<br />

der UNO sowie am «Festival International des Campagnes<br />

de la Prévention Routière» in Tunis, wo sie den ersten Preis<br />

für die Website www.sicherheitsgurt.ch erhielt.<br />

Dauer der Kampagne: Herbst 2005 bis Frühling<br />

2008, verlängert bis Frühling 2009; 3 behandelte<br />

Themen, je 2 Schwerpunktwellen jährlich<br />

Partner: Unter der Führung der bfu, des TCS und<br />

des Verkehrssicherheitsrats, im Auftrag des Fonds<br />

für Verkehrssicherheit<br />

Ziele: Möglichst viele Personen dazu bringen, sich<br />

anzugurten. Wenn alle Fahrzeuginsassen den<br />

«Gurtreflex» hätten, könnten in der Schweiz rund<br />

40 Menschenleben pro Jahr gerettet werden.<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong> Kommunikation – Kampagnen 41


«24 hours security kids collection»:<br />

Kindermode, in der man gesehen wird<br />

Rundum sichtbar, auch im Dunkeln: Mit der von der bfu<br />

empfohlenen «24 hours security kids collection» kam<br />

pünktlich zum Schulanfang <strong>2007</strong> eine ganz besondere<br />

Kleiderkollektion für Kinder auf den Markt. Die Allwetter-<br />

jacken sind dank optimal eingesetzter Lichtreflektoren<br />

schon von weitem sichtbar – und können dadurch Kinder-<br />

leben retten.<br />

Das neuartige reflektierende Material ist so in die Allwetterjacken<br />

eingearbeitet, dass es nicht nur Rundum-<br />

Sichtbarkeit gewährleistet, sondern auch die Bewegungen<br />

des menschlichen Körpers unterstreicht und somit die<br />

Sicherheitswirkung steigert. Ein Kind, das eine solche<br />

Jacke trägt, ist im Dunkeln im Scheinwerferlicht bereits<br />

aus 140 Metern Distanz als sich bewegender Mensch erkennbar.<br />

Wegen ihres hohen Sicherheitsnutzens wurde der<br />

Kollektion das bfu-Sicherheitszeichen verliehen.<br />

Die «kids collection» überzeugte aber nicht nur die bfu-<br />

Experten und den Fonds für Verkehrssicherheit (FVS), der<br />

die Aktion finanzierte. Das kindergerechte Design der<br />

Firma jas, die das neuartige Reflex-Material der Firma 3M<br />

auf ihren Jacken in witziger und origineller Weise angebracht<br />

hat, weckte auch das Interesse der Grossverteiler.<br />

So war es dank der Zusammenarbeit der Arbeitsgruppe<br />

Sicherheit durch Sichtbarkeit mit der Industrie und dem<br />

Handel zum ersten Mal möglich, Hightech-Sicherheitsprodukte<br />

für Kinder zu einem erschwinglichen Preis auf<br />

den Markt zu bringen.<br />

Die «24 hours security kids collection» wurde der Öffentlichkeit<br />

im August mit einem aufwendigen Medienevent in<br />

Zürich vorgestellt. Die bfu-Direktorin Brigitte Buhmann<br />

und die wissenschaftliche Mitarbeiterin Esther Walter vertraten<br />

als Rednerinnen die bfu und damit den Stellenwert<br />

der Kollektion für die Unfallprävention. Präsentiert wurden<br />

die Jacken an der Medienorientierung von DJ Bobo und<br />

Kindern der DJ BoBo Dance Factory.<br />

42 Kommunikation – Kampagnen<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong>


Die bfu ist vernetzt<br />

Um ihren Auftrag der Unfallprävention optimal erfüllen zu können, arbeitet<br />

die bfu mit den unterschiedlichsten Institutionen zusammen. Die Beratungsstelle<br />

für Brandverhütung BfB ist eine langjährige Partnerin der bfu – denn Brandverhütung<br />

ist selbstverständlich auch Unfallverhütung.<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong> Partner – Unterabschnitt 43


Zusammenarbeit<br />

Die Beratungsstelle für Brandverhütung BfB<br />

und die bfu arbeiten Hand in Hand<br />

50 Jahre sind seit der Gründung der Beratungsstelle für<br />

Brandverhütung BfB vergangen. Ihr Leitmotiv «Helft Brän-<br />

de verhüten» ist nach wie vor hochaktuell. Mit vereinten<br />

Kräften machen die BfB und die bfu auf die Gefahren des<br />

Feuers aufmerksam.<br />

20 000 Brände mit einem Sachschaden von rund 600 Millio-<br />

nen Franken ereignen sich jährlich in der Schweiz. Brände<br />

töten jedes Jahr gegen 40 Menschen, 200 Personen tragen<br />

teils schwere Verletzungen davon. Zu den gefährlichsten<br />

Brandverursachern in den Schweizer Haushalten gehören<br />

Elektrogeräte sowie Kerzen, offenes Feuer und Holzkohlen-Grills.<br />

Mit Präventionskampagnen, Medienarbeit, TV-Spots, Aufklärungsarbeit<br />

bei Fachpersonen und in der breiten Öffentlichkeit<br />

will die BfB für die Gefahren des Feuers sensibilisieren<br />

und Brände verhüten. Gemeinsam informieren die BfB und<br />

die bfu jedes Jahr über brandheisse Themen wie Feuerwerkskörper<br />

am 1. August und Kerzenlicht während der<br />

Adventszeit. Die beiden Beratungsstellen geben gemeinsam<br />

Tipps, wie Unfälle und Brände während dieser Zeit vermieden<br />

werden können.<br />

Die BfB wird von der Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen<br />

VKF und dem Schweizerischen Versicherungsverband<br />

SVV getragen.<br />

Kontakt<br />

BfB, Beratungsstelle für Brandverhütung<br />

Bundesgasse 20, Postfach 8576<br />

3001 Bern<br />

Telefon 031 320 22 20<br />

Fax 031 320 22 99<br />

E-Mail: mail@bfb-cipi.ch<br />

www.bfb-cipi.ch<br />

Zahlen<br />

Einige Zahlen aus der Brandstatistik der Schweiz:<br />

Anzahl Brände pro Jahr: über 20 000<br />

Anzahl Tote pro Jahr: 30 bis 40<br />

Anzahl Verletzte pro Jahr: ca. 200<br />

Gesamte Brandschäden pro Jahr: ca. 600 Mio. Fr.<br />

Anteil der fahrlässig verursachten<br />

Brandschäden: 20 bis 30 %<br />

Anteil der vorsätzlich verursachten<br />

Brandschäden: ca. 20 %<br />

44 Partner – Zusammenarbeit<br />

bfu – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong>


Sicher leben: Ihre bfu.<br />

Die bfu setzt sich im öffentlichen Auftrag für die Sicherheit<br />

ein. Als Schweizer Kompetenzzentrum für Unfallprävention<br />

forscht sie in den Bereichen Strassenverkehr, Sport sowie<br />

Haus und Freizeit und gibt ihr Wissen durch Beratungen,<br />

Aus bildungen und Kom munikation an Privatpersonen<br />

und Fachkreise weiter. Mehr über Unfall prävention auf<br />

www.bfu.ch.<br />

bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung, Hodlerstrasse 5a, CH-3011 Bern<br />

Tel. +41 31 390 22 22, Fax +41 31 390 22 30, info@bfu.ch, www.bfu.ch<br />

1.004.01/02 – 06.2008

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