Aureola und der hl. Apollinaris: Ein privater Bildersturm - Hans Jurt
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<strong>Aureola</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>hl</strong>. <strong>Apollinaris</strong>: <strong>Ein</strong> <strong>privater</strong> Bil<strong>der</strong>sturm<br />
Zürich. Im November 1519 zog er mit seiner Familie nach Luzern, wo ihm die Stelle<br />
als Lateinlehrer an <strong>der</strong> Stiftschule angeboten worden war. 18<br />
So kehrte Myconius in seine Heimatstadt zurück. Hier in Luzern war er 1488 als Oswald<br />
Geisshüsler geboren worden. Seit seiner Studentenzeit in Rottweil <strong>und</strong> Bern nannte<br />
er sich Molitoris, was darauf hinweist, dass sein Vater Müller gewesen war. Ab 1510<br />
war er an <strong>der</strong> Universität in Basel eingeschrieben. Seit 1514 war er als Lateinlehrer tätig.<br />
In Basel lernte er zwei bedeutende Persönlichkeiten kennen: den Humanist Erasmus<br />
von Rotterdam <strong>und</strong> den Maler <strong>Hans</strong> Holbein den Jüngeren. Erasmus war nicht nur<br />
durch seine Schriften prägend für Oswald Müller, von ihm soll er auch seinen neuen<br />
Namen „Myconius“ erhalten haben. 19 Holbein soll für Myconius das Reklameschild für<br />
seine Schule gestaltet haben. 20<br />
Abb. 4: Aushängeschild eines Schulmeisters. Basel 1516<br />
Holbein scheint mit Myconius gut befre<strong>und</strong>et gewesen zu sein. Bemerkenswert ist, dass<br />
er dessen Exemplar des Erasmus-Werkes „Lob <strong>der</strong> Torheit“ mit Randzeichnungen versehen<br />
hatte. Das Buch, das bis heute erhalten ist, enthält auch handschriftliche Randbemerkungen<br />
von Myconius. 21 Vor allem wegen <strong>der</strong> Zeichnungen Holbeins ist es von<br />
unschätzbar kulturhistorischer Bedeutung. Nach sechs Jahren Aufenthalt in Basel wurde<br />
Myconius als Lehrer an die Lateinschule am Grossmünster in Zürich berufen, wo er<br />
18 Zum Leben von Myconius ist kein neueres Werk vorhanden. Ich beziehe mich im folgend vor allem<br />
auf Brändly’s Geschichte des Protestantismus in Stadt <strong>und</strong> Land Luzern von 1956 sowie auf die Aufsätze von Fabian.<br />
Fabian 1992 <strong>und</strong> von Peer Jäggi. Jäggi 10.06.1989. <strong>Ein</strong>e eigentliche Myconius Biographie stammt aus dem 19.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert. Hagenbach 1859.<br />
19 Es gibt zwei Erklärungsversuche für Myconius. Entwe<strong>der</strong> wird er vom griechischen Wort für meckern<br />
hergeleitet, was auf Geisshüsler zeigt o<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Insel Mykonos, <strong>der</strong>en Bewohner als ka<strong>hl</strong>köpfig galten.<br />
Vgl. Brändly 1945 S. 169f.<br />
20 Das Reklameschild wurde 1516 von Ambrosius <strong>und</strong> <strong>Hans</strong> Holbein gemalt <strong>und</strong> befindet sich heute im<br />
Kunstmuseum Basel. Brändly bezweifelt, ob das Bild wirklich für Myconius gemalt wurde. Brändly<br />
1955.<br />
21 Das Werk ist im Original erhalten <strong>und</strong> als Faksimileausgabe greifbar. Laut Rüsch sind die Randbemerkungen<br />
Myconius meist philologischer Art, da Myconius das Buch wo<strong>hl</strong> auch für seinen Lateinunterricht<br />
verwendet hat. Das Geburtsjahr von Myconius ist einzig durch eine Randnotiz bekannt. Rüsch 1980. S.<br />
253. Vgl. auch Rüsch 1983.<br />
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