Gold- und Silberschmiedin - Badisches Landesmuseum Karlsruhe
Gold- und Silberschmiedin - Badisches Landesmuseum Karlsruhe
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Pressekonferenz<br />
zur Sonderausstellung im Museum beim Markt: „Frauen-Silber:<br />
Paula Straus, Emmy Roth & Co. <strong>Silberschmiedin</strong>nen der Bauhauszeit“<br />
Freitag, 18.2. 2011, 11 Uhr, <strong>Badisches</strong> <strong>Landesmuseum</strong>, Museum beim Markt<br />
Inhalt der Pressemappe<br />
1. Pressemitteilung 7/2011: Große Sonderausstellung im Schloss: „Frauen-Silber:<br />
Paula Straus, Emmy Roth & Co. <strong>Silberschmiedin</strong>nen der Bauhauszeit“<br />
2. Faktenblatt r<strong>und</strong> um die Ausstellung „<strong>Silberschmiedin</strong>nen der Bauhauszeit“<br />
3. Saaltexte: Biografien <strong>und</strong> Lebensdaten der Künstlerinnen<br />
4. Bilderservice im Internet<br />
www.landesmuseum.de/website/Deutsch/Presseservice/Aktuelles.htm<br />
5. Vorschau auf die Ausstellungen 2011<br />
6. Pressemitteilung 8/2011: Große Landesausstellung 2012: „900 Jahre Baden“<br />
(Arbeitstitel) vom 15.: Juni bis zum 11. November 2012 im Schloss<br />
Außerdem: Flyer mit Begleitprogramm, Vorträgen <strong>und</strong> Führungen durch die<br />
Ausstellung<br />
<strong>Badisches</strong> <strong>Landesmuseum</strong> <strong>Karlsruhe</strong> – Pressestelle – Schloss – 76131 <strong>Karlsruhe</strong><br />
Tel. 0721 / 926 6389 – Fax: 0721 / 926 6801 – E-Mail: presse@landesmuseum.de<br />
Presseservice im Internet: www.landesmuseum.de/presseservice
Pressemitteilung 7/2011<br />
Neue Sonderausstellung: „Frauen-Silber: Paula Straus,<br />
Emmy Roth & Co. <strong>Silberschmiedin</strong>nen der Bauhauszeit“<br />
<strong>Badisches</strong> <strong>Landesmuseum</strong> <strong>Karlsruhe</strong>, Museum beim Markt<br />
19. Februar bis 19. Juni 2011<br />
<strong>Karlsruhe</strong>, 18.2. 2011 (BLM) – Silberschmieden verlangt Kraft, technisches<br />
Geschick <strong>und</strong> Fantasie beim Gestalten. Nach 1900 ergriffen immer mehr Frauen<br />
den Beruf der <strong>Silberschmiedin</strong>, setzten sich erfolgreich gegen männliche Konkurrenz<br />
<strong>und</strong> Vorurteile durch <strong>und</strong> konnten teilweise von ihren Arbeiten leben. Eine<br />
kleine Revolution in der Zeit des künstlerischen <strong>und</strong> sozialen Aufbruchs zur Jahrh<strong>und</strong>ertwende:<br />
Manche der Frauen wurden zu vielfach ausgezeichneten Vorreiterinnen<br />
der Moderne. „Frauen-Silber: Paula Straus, Emmy Roth & Co. <strong>Silberschmiedin</strong>nen<br />
der Bauhauszeit“ heißt die neue Sonderausstellung, die im Badischen<br />
<strong>Landesmuseum</strong> <strong>Karlsruhe</strong> (Museum beim Markt) Werk <strong>und</strong> Vita von 15<br />
bedeutenden Kunsthandwerkerinnen aus Deutschland, Österreich <strong>und</strong> der<br />
Schweiz beleuchtet. Die Ausstellung zeigt mehr als 180 Exponate, darunter viele<br />
aus Privatbesitz, die in Karlruhe erstmals zu sehen sind. Gemeinsam mit dem<br />
Begleitbuch nimmt sie so eine bislang ausgebliebene Korrektur in der Geschichte<br />
des Kunsthandwerks <strong>und</strong> des Designs im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert vor.<br />
Die Stuttgarterin Paula Straus (1894-1943) entwarf von 1925 an im Atelier einer<br />
Silberwarenfabrik Modelle für mehr als 100 Kaffee- <strong>und</strong> Teeservice, Leuchter,<br />
Dosen, Vasen, Toilettengarnituren <strong>und</strong> Bestecke, die auch in Serie produziert<br />
wurden. Sie kann daher als die erste <strong>und</strong> erfolgreichste moderne Designerin<br />
gelten. Straus widmete sich auch der Schmuckherstellung. Ihre Karriere wurde<br />
durch den Nationalsozialismus beendet: 1939 erhielt sie als Jüdin Berufsverbot,<br />
1942 wurde sie nach Theresienstadt deportiert, 1943 starb sie in Auschwitz.<br />
Emmy Roth (1885-1942), die zweite Titelprotagonistin, trat von 1925 an in<br />
Berlin mit charaktervollen, eigenwilligen Silberarbeiten in Erscheinung, zu denen<br />
moderne Services, Vasen <strong>und</strong> Lampen ebenso wie Dosen <strong>und</strong> Leuchter gehörten.<br />
Von 1933 an lebte die Deutsche jüdischer Herkunft im französischen, holländischen<br />
<strong>und</strong> israelischen Exil, bevor sie sich 1942 in Tel Aviv das Leben nahm.<br />
Roths weltweit bekannte <strong>und</strong> beachtete Unikate befinden sich heute meist in<br />
Privatbesitz, da sie oft Auftragsarbeiten waren <strong>und</strong> nur wenige Museen die<br />
Werke der ausgewiesenen Produktdesignerin zu ihrer Lebzeit ankauften.<br />
<strong>Badisches</strong> <strong>Landesmuseum</strong> <strong>Karlsruhe</strong> – Pressestelle – Schloss – 76131 <strong>Karlsruhe</strong><br />
Tel. 0721 / 926 6389 – Fax: 0721 / 926 6801 – E-Mail: presse@landesmuseum.de<br />
Presseservice im Internet: www.landesmuseum.de/presseservice
Ungewöhnlich lesen sich auch die Lebensläufe der 13 weiteren Frauen in der<br />
Ausstellung: Einige Künstlerinnen blieben unverheiratet, um ihren Beruf ausüben<br />
<strong>und</strong> Karriere machen zu können; andere – unter ihnen Eva Mascher <strong>und</strong> Hildegard<br />
Risch, Gemma Wolters-Thiersch <strong>und</strong> Erika Petersen – gründeten Werkstätten<br />
<strong>und</strong> versuchten, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Künstlerisch galt allen<br />
das Credo der „sachlichen Form“, das ihre Silberarbeiten von den Dekoren des<br />
zahlreiche Abbildungen von <strong>und</strong> 18. <strong>und</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>erts reinigen sollte.<br />
Trotz des gemeinsamen Nenners einer sachlichen Gestaltung gelang es jeder<br />
<strong>Silberschmiedin</strong>, einen eigenständigen Stil zu entwickeln. Er ließ Geist <strong>und</strong> Haltung,<br />
aber auch die einzigartige Technik der Urheberin erkennen <strong>und</strong> machte ihre<br />
Arbeit unverwechselbar. Die kultur- <strong>und</strong> ideengeschichtlich wohl prominentesten<br />
Werke aus privater Hand stammen von der Emailleurin Gemma Wolters-Thiersch<br />
(1907-1994), die dem Kreis um Stefan George nahe stand <strong>und</strong> dem Dichter<br />
1928 einen Lorbeerkranz aus <strong>Gold</strong> schmiedete. Auf sie geht auch ein silberner<br />
Becher mit mythologischen Darstellungen aus Email zurück (1935), der bei privaten<br />
Lesungen aus Georges Werk genutzt worden sein soll.<br />
„Frauen-Silber“ wird in <strong>Karlsruhe</strong> von einem abwechslungsreichen Programm<br />
begleitet. Im Anschluss ist die Ausstellung vom 7. Juli bis zum 9. Oktober 2011<br />
im Berliner Bröhan-Museum zu sehen. Der Katalog ist in die Kapitel „Kunsthandwerk<br />
<strong>und</strong> Industriedesign“, „<strong>Gold</strong>- <strong>und</strong> <strong>Silberschmiedin</strong>nen“ <strong>und</strong> „Werkstattgemeinschaften“<br />
unterteilt, enthält Texte über Paula Straus, Emmy Roth, Christa<br />
Ehrlich, Erika Spitzbarth-Petersen, Gemma Wolters-Thiersch, Eva Mascher-<br />
Elsässer, Hildegard Risch, Eilfriede Berbalk, Marianne Lock-Brandt, Martha Flüeler-Haefeli,<br />
Marga Jess, Marcelina Preiswerk-Gams, Elisabeth Treskow, Hilde Vollers<br />
<strong>und</strong> Erna Zarges-Dürr sowie viele Abbildungen (Info Verlag, 26. 90 €).<br />
Weitere Informationen:<br />
Dr. Christiane Dätsch<br />
Tel. 0721-926-6389<br />
presse@landesmuseum.de<br />
<strong>Badisches</strong> <strong>Landesmuseum</strong> <strong>Karlsruhe</strong> – Pressestelle – Schloss – 76131 <strong>Karlsruhe</strong><br />
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Presseservice im Internet: www.landesmuseum.de/presseservice
Fakten <strong>und</strong> Zahlen<br />
Ausstellungstitel<br />
Frauen-Silber: Paula Straus, Emmy<br />
Roth & Co. <strong>Silberschmiedin</strong>nen der<br />
Bauhauszeit<br />
Ausstellungsdauer<br />
19.2. – 19.6.2011<br />
Veranstaltungsort<br />
<strong>Badisches</strong> <strong>Landesmuseum</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Museum beim Markt, 76131 <strong>Karlsruhe</strong><br />
Ausstellungsfläche<br />
450 m²<br />
Anzahl der ausgestellten Objekte<br />
ca. 200 (Leihgaben aus Deutschland,<br />
Schweiz <strong>und</strong> Österreich)<br />
Ausstellungsteam<br />
Prof. Dr. Harald Siebenmorgen, Direktor<br />
Dr. Reinhard W. Sänger, Kurator<br />
Christina Snopko lic. phil (Mitarbeit)<br />
Ausstellungsgestaltung<br />
Joachim Henrich (Dipl.-Ing.)<br />
<strong>Badisches</strong> <strong>Landesmuseum</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Info-Hotline<br />
Tel. 0721 / 926 2828<br />
Fax 0721 / 926 6537<br />
info@landesmuseum.de<br />
www.landesmuseum.de<br />
Eintrittspreise<br />
Einzelbesucher 2 €, erm. 1 €<br />
Schüler 0,50 €<br />
Jahreskarte BLM 25 €<br />
Öffnungszeiten<br />
Di – Do, 11 – 17 Uhr<br />
Fr – So, Feiertage 10 – 18 Uhr<br />
Themenführungen (2 €)<br />
So, 6.3., 10.4., 8.5.,<br />
jeweils 16 Uhr<br />
Öffentliche Führungen (2 €)<br />
So, 20.2., 20.3., 30.4., 22.5.,<br />
5.6., 19.6. jeweils 16 Uhr<br />
After Work Führungen (2 €)<br />
Mi 23.3., 25.5. jeweils 19 Uhr<br />
Schulklassen: Anmeldungen<br />
für Führungen <strong>und</strong> Aktionen<br />
Tel. 0721 / 926 6520<br />
Fax. 0721 / 926 6549<br />
service@landesmuseum.de<br />
Saaltexte<br />
in deutscher Sprache<br />
Katalog<br />
Info Verlag, <strong>Karlsruhe</strong><br />
1-bändig, 224 S., zahlreiche<br />
farbige Abb., 26,90 €<br />
Begleitprogramm<br />
Vorträge, Gesprächsforum am<br />
Vormittag <strong>und</strong> ein „Silbersonntag“<br />
am 3.4., 10 – 14 Uhr (vgl. aus-<br />
führliche Informationen im Flyer)<br />
<strong>Badisches</strong> <strong>Landesmuseum</strong> <strong>Karlsruhe</strong> – Pressestelle – Dr. Christiane Dätsch / Ulrike Steffen M.A. – Schloss<br />
76131 <strong>Karlsruhe</strong> - Tel. 0721 / 926 6389 – Fax: 0721 / 926 6801 – E-Mail: presse@landesmuseum.de<br />
Presseservice im Internet: www.landesmuseum.de/presseservice
Eilfriede Berbalk<br />
30.11.1900 Wien – 18.2.1987 Altau bei Krems<br />
Silberschmiedemeisterin<br />
Nach ihrer Matura 1918 besuchte Eilfriede Berbalk die „Kunst-<br />
schule für Frauen <strong>und</strong> Mädchen“ in Wien (1918-1920).<br />
Ihr Lehrer Georg Klimt, der Bruder des Malers Gustav Klimt,<br />
regte eine Ausbildung zur <strong>Gold</strong>- <strong>und</strong> Silberschmiedekunst an<br />
der Wiener Werkstätte an. Dort absolvierte sie 1922 die<br />
Gesellenprüfung. 1924 legte sie die Meisterprüfung ab <strong>und</strong><br />
wurde zur ersten Silberschmiedemeisterin Österreichs.<br />
Ihre herausragende Treib- <strong>und</strong> Ziselierkunst ließ zahlreiche<br />
Arbeiten für Tisch <strong>und</strong> Tafel entstehen, die deutlich vom Einfluss<br />
ihres ehemaligen Ausbildungsorts, der Wiener Werkstätte <strong>und</strong><br />
dessen Leiter, Josef Hoffmann, geprägt sind. Neben Korpus-<br />
arbeiten, Schmuck <strong>und</strong> Accessoires gestaltete sie auch Altargerät.<br />
Ihre Teilnahme an nationalen <strong>und</strong> internationalen Ausstellungen<br />
machte sie auch über Wien hinaus bekannt. Sie war Mitglied des<br />
Österreichischen Werkb<strong>und</strong>s <strong>und</strong> beschickte dessen<br />
Ausstelllungen wie auch die der „Wiener Frauenkunst“.<br />
Großen Wert legte sie auf eine prof<strong>und</strong>e Ausbildung ihrer<br />
Lehrlinge. Ihr pädagogisches Engagement konnte sie als<br />
Nachfolgerin von Georg Klimt ab 1923 in der Metallklasse der<br />
Wiener „Kunstschule für Frauen <strong>und</strong> Mädchen“ einbringen; diese<br />
Lehrtätigkeiten übte sie auch nach dem Zweiten Weltkrieg aus.<br />
Kaffee- <strong>und</strong> Teeservice, Silber, Elfenbein, um 1930/35<br />
(Fotografie: Privatsammlung Prof. L. Rössler, Wien)<br />
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Christa Ehrlich<br />
12.3.1903 Wien - 12.2.1995 Den Haag<br />
Gestalterin<br />
Schon während ihres<br />
Studiums in Wien <strong>und</strong><br />
als Assistentin von<br />
Josef Hoffmann<br />
entwarf Christa<br />
Ehrlich Mode, Schuhe<br />
<strong>und</strong> Muster für Stoffe<br />
<strong>und</strong> Tapeten. Als<br />
Gestalterin des<br />
Österreichischen<br />
Pavillons auf der<br />
Ausstellung<br />
Europäisches Kunst-<br />
gewerbe in Leipzig 1927 wurde sie von Carel Begeer entdeckt <strong>und</strong><br />
als Entwerferin für Silbergerät an der „Zilverfabriek Voorschoten“<br />
im gleichen Jahr angestellt. Hier entwarf sie silbernes Tafelgerät<br />
verschiedenster Art, unter anderem zahlreiche Kaffee- <strong>und</strong> Teeser-<br />
vice. Dabei entwickelte sie ein Baukastensystem von einfachen<br />
zylindrischen Gr<strong>und</strong>formen, die mit einer Tiefziehpresse hergestellt<br />
wurden. Durch das Anfügen eines Ausgusses <strong>und</strong> eines Griffes an<br />
einer solchen „Dose“ entstand zum Beispiel eine Kaffeekanne.<br />
Gegen 1930 wurden die Formen der Tischgeräte weniger streng<br />
<strong>und</strong> mehr ger<strong>und</strong>et. Besonders ihre Entwürfe für verschiedene<br />
Besteckmodelle waren sehr erfolgreich. Die kunstvoll <strong>und</strong> durch-<br />
brochen gearbeiteten Vorderteile mancher Serviergeräte erfreuten<br />
sich großer Beliebtheit.<br />
Typografische Gestaltung eines Ausstellungskatalogs,<br />
Den Haag 1927<br />
Darüber hinaus gestaltete Christa Ehrlich auch Kataloge,<br />
Firmenprospekte, Plakate <strong>und</strong> Packpapiere. Ebenfalls war sie<br />
verantwortlich für die Präsentation des Unternehmens auf allen<br />
nationalen <strong>und</strong> internationalen Ausstellungen. In den 1960er<br />
Jahren ging sie in den Ruhestand. Ihr künstlerischer Nachlass so-<br />
wie Prototypen der von ihr entworfenen Silbergeräte befinden sich<br />
heute weitgehend in niederländischem Staatsbesitz.<br />
Christa Ehrlich, Vitrinensprossen bemalend im<br />
Österreichischen Pavillon der „Exposition<br />
International des Arts Décoratifs et Industriels<br />
Modernes“, Paris 1925<br />
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Gemma Wolters-Thiersch, (geb. Thiersch)<br />
17.10.1907 Berlin – 1.3.1994 Überlingen<br />
Emailleurin <strong>und</strong> <strong>Gold</strong>schmiedin<br />
Als 16-Jährige begann Gemma Thiersch 1923 an der von ihrem<br />
Vater Paul Thiersch geleiteten Kunstgewerbeschule „Burg<br />
Giebichenstein“ eine Lehre in der Email- sowie in der Metallwerk-<br />
statt. 1927 heiratete sie den erheblich älteren Friedrich Wolters in<br />
Kiel. Er zählte zum engsten Vertrauten von Stefan George (1864-<br />
1933). Für den „Meister“ hatte Gemma Wolters-Thiersch eine<br />
Reihe von <strong>Gold</strong>schmiedearbeiten gefertigt (siehe Ausstellungs-<br />
einheit „Der <strong>Gold</strong>schatz des Georgekreises“). Im Todesjahr ihres<br />
Mannes 1930 nahm sie ihre Ausbildung in Halle wieder auf <strong>und</strong><br />
beteiligte sich währenddessen an verschiedenen Wettbewerben.<br />
1936 bestand sie als zweite Frau die Meisterprüfung des erst<br />
jüngst zuvor als Ausbildungsberuf zugelassenen Handwerks.<br />
Von 1935 bis ca. 1944 betrieb sie eine Werkstattgemeinschaft mit<br />
Erika Petersen (siehe nebenstehenden Text).<br />
In ihrem 1936 erbauten „Haus am See“ wurde auch nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg der „Geist Stefan Georges“ aufrecht erhalten.<br />
In den Notzeiten entstanden in den Werkstätten nun Geschirre aus<br />
Aluminiumblech. In den 1950er Jahren hielt sie sich überwiegend<br />
in der Türkei auf. Von 1969 bis 1980 führte sie ihre Werkstatt zusam-<br />
men mit der <strong>Silberschmiedin</strong> Ulla von Keiser weiter. Es wurden<br />
vor allem Schmuck <strong>und</strong> Emailarbeiten gefertigt.<br />
Erika Spitzbarth-Petersen, (geb. Petersen)<br />
5.3.1914 Berlin – 29.10.1996 Zürich<br />
<strong>Silberschmiedin</strong><br />
Die Tochter des Historikers <strong>und</strong> Germanisten Carl Petersen, der<br />
seit 1927 als Professor in Kiel lehrte, war wie Friedrich Wolters<br />
glühender Verehrer von Stefan George <strong>und</strong> Mitglied seines<br />
Kreises. So hat Erika Petersen wohl in Kiel schon Gemma Thiersch<br />
kennengelernt. 1930 schrieb sich Erika Petersen an der<br />
Kunstgewerbeschule Kiel ein, folgte aber 1931 ihrer Fre<strong>und</strong>in<br />
Gemma nach Halle. Hier lernte sie bei Karl Müller das<br />
Silberschmiedehandwerk. 1933 absolvierte sie ihre<br />
Gesellenprüfung mit einer Weinkanne (siehe Vitrine).<br />
Von 1935 bis ca. 1944 betrieb sie eine Werkstattgemeinschaft mit<br />
Gemma Wolters-Thiersch (siehe nebenstehenden Text).<br />
Am 31. Mai 1941 legte sie mit einer Teedose (siehe Vitrine) ihre<br />
Meisterprüfung ab. 1944 heiratete sie den in Zürich ansässigen<br />
Silberschmied Rudolf Spitzbarth. Beide betrieben erfolgreich das<br />
Familienunternehmen mit Werkstatt <strong>und</strong> Ladengeschäft.<br />
Die Entwurfstätigkeit lag weitgehend in den Händen von<br />
Erika Spitzbarth-Petersen; berühmt ist ihre 18-teilige<br />
Serie der sog. „Zürcher Löffel.“<br />
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Werkstattgemeinschaft<br />
Gemma Wolters-Thiersch <strong>und</strong> Erika Spitzbarth-Petersen,<br />
1935 bis ca. 1944<br />
Gemeinschaftsarbeit: Silberdose mit Schlangenmotiv in Email,<br />
Überlingen, 1939<br />
Bereits 1935 wagten<br />
beide jungen Frauen<br />
das kurzfristige<br />
Experiment der<br />
Selbstständigkeit in<br />
Stuttgart-Degerloch.<br />
Beide nahmen an<br />
Wettbewerben der<br />
Deutschen Gesellschaft<br />
für <strong>Gold</strong>schmiedekunst<br />
teil <strong>und</strong> gewannen ihre<br />
ersten Preise. Während<br />
Erika Petersen 1935/36 zur Weiterbildung nach Schwäbisch Gmünd<br />
ging, betreute Gemma Wolters-Thiersch den Bau ihres „Hauses<br />
am See“ in Überlingen.<br />
1937 kam Erika Petersen ebenfalls nach Überlingen. Nun etablierte<br />
sich hier eine neue Lebens- <strong>und</strong> Arbeitsgemeinschaft von letztlich<br />
vier Frauen – denn inzwischen kamen zwei Lehrlinge dazu.<br />
Die Zusammenarbeit der Emailleurmeisterin mit der<br />
<strong>Silberschmiedin</strong> ermöglichte eine sinnvolle Arbeitsteilung von<br />
Gefäßformung einerseits <strong>und</strong> deren Dekoration mit Email<br />
andererseits. Ab 1937 nahm man an den<br />
„Grassi-Messen“ in Leipzig teil.<br />
Mit dem „Haus am<br />
See“ war ein neues<br />
Zentrum eines von<br />
Stefan George ge-<br />
prägten Fre<strong>und</strong>es- <strong>und</strong><br />
Gesinnungskreises be-<br />
gründet worden.<br />
In diesem „Kreis ohne<br />
Meister“ pflegte man<br />
Dichtkunst (Rezitieren),<br />
Bildhauerei <strong>und</strong> Kunsthandwerk gleichermaßen. Die dabei ver-<br />
wendete Symbol- <strong>und</strong> Bildwelt in der Erinnerung an Stefan George<br />
wirkt nun jedoch eher epigonenhaft <strong>und</strong> verklärt.<br />
Ein zweites Betätigungsfeld der Gruppe, zu der auch die Brüder<br />
von Gemma Wolters-Thiersch, Frank Mehnert, Rudolf Fahrner <strong>und</strong><br />
die Gebrüder von Stauffenberg zählten, war mit dem „Weberhof“<br />
auf der Insel Juist gegeben. Hier war man ab 1936 bestrebt, die<br />
eigenen Ideale zu Leben <strong>und</strong> zugleich ein Kindererholungsheim zu<br />
betreiben. Der Zweite Weltkrieg machte diese Pläne zunichte <strong>und</strong><br />
der „Zweite Kreis“ zerfiel.<br />
Erika Petersen in der Überlinger Werkstatt, um 1937<br />
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Der „<strong>Gold</strong>schatz des Georgekreises“:<br />
Stefan George <strong>und</strong> Gemma Wolters-Thiersch<br />
Die Dichterpersönlichkeit Stefan George (1868-1933) sammelte seit<br />
den 1890er Jahren einen schöngeistigen Kreis von Intellektuellen<br />
um sich. Um 1907 vollzog er einen Richtungswandel von Leben<br />
<strong>und</strong> Werk. Statt einer neuen <strong>und</strong> rein ästhetischen Kunst wollte er<br />
nun eine neue Lebensweise schaffen. Er verstand sein literarisches<br />
Schaffen von da an als pädagogischen <strong>und</strong> prophetischen Auftrag.<br />
Die persönliche Ausstrahlungskraft <strong>und</strong> das neue Selbstverständ-<br />
nis Georges erweiterten seinen Schülerb<strong>und</strong> zu einem intellektuel-<br />
len Elitekreis, der auf die Geisteswissenschaften in Deutschland<br />
starke Wirkungen hatte.<br />
Gemma Thiersch (1907-1994) geriet schon als Mädchen <strong>und</strong> junge<br />
Frau über ihre Eltern – ihr Vater Paul Thiersch war Leiter der Kun-<br />
stgewerbeschule Burg Giebichenstein <strong>und</strong> Verehrer von Stefan<br />
George – in den eingeschworenen, „geheimen“ Kreis um den<br />
charismatischen Dichter. 1927 heiratete sie als 20-Jährige den er-<br />
heblich älteren Friedrich Wolters (1876-1930). Er war „Hofhisto-<br />
riograph“ <strong>und</strong> bedingungsloser Verehrer von Stefan George. Der<br />
„Meister“ Stefan George bedachte Gemma Wolters-Thiersch mit<br />
großem Wohlwollen <strong>und</strong> nannte sie seine „Staatsgoldschmiedin“.<br />
In diesem Umfeld entstanden eine Reihe von <strong>Gold</strong>- <strong>und</strong> Silber-<br />
schmiedearbeiten sowie Emails, die in dieser Ausstellung weitge-<br />
hend zum ersten Mal der Öffentlichkeit gezeigt werden können.<br />
Darunter befinden sich auch Objekte, die nach dem Tod von Stefan<br />
George (1933) in Überlingen am Bodensee entstanden. Hier eta-<br />
blierte <strong>und</strong> pflegte Gemma Wolters-Thiersch jenen „Kreis ohne<br />
Meister“, der sich der Gedankenwelt Georges weiterhin verpflich-<br />
tet fühlte.<br />
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Helene Lock-Brandt, (geb. Brandt)<br />
24.7.1879 Plauen/Voigtland - 24.11.1950 Heilbronn<br />
Bildhauerin, Modelleurin, Entwerferin<br />
Am 12. Januar 1909 nahm die<br />
30-jährige Bildhauerin als Volontärin<br />
im Entwurfsatelier bei der Silberwaren-<br />
fabrik P. Bruckmann & Söhne in<br />
Heilbronn a.N. ihre neue Tätigkeit auf.<br />
Ein Blick auf das von Helene Brandt<br />
entworfene Silbergerät verrät, dass<br />
sie offensichtlich jener zweiten Atelier-<br />
Abteilung zugeordnet war, in der<br />
traditionelles Silbergerät mit<br />
zeitgemäßen Elementen „modernisiert“<br />
wurde. Damit entsprach man der<br />
Erwartungshaltung einer mehr<br />
traditionell ausgerichteten Klientel.<br />
Die Akzeptanz ihrer Arbeiten stellte sich schnell ein.<br />
Das Repertoire von ihr gestalteter Objekte umfasste bald alles, was<br />
in dieser Branche hergestellt wurde: Tafelgeräte wie Kaffee- <strong>und</strong><br />
Teeservice, Rahmservice, ganze Sätze von Platten <strong>und</strong><br />
Schalen, Konfektkörbchen, Bowlen, Jardinieren, Becher, Humpen<br />
<strong>und</strong> Pokale, aber auch silberne Bügel für Stofftaschen,<br />
Bilderrahmen <strong>und</strong> Toilettengarnituren. Manches davon war 1914<br />
auf der bedeutenden Ausstellung des Deutschen Werkb<strong>und</strong>es in<br />
Köln zu sehen. Während des Ersten Weltkriegs <strong>und</strong> der Inflation<br />
entwarf sie auch Broschen <strong>und</strong> Anhänger aus Silber.<br />
Helene Lock-Brandt, Zierlöffel <strong>und</strong> Teesieb, aus:<br />
Fritz Schober, Silbergerät, in: Westermanns Monatshefte<br />
141, 1926/27, S. 6.<br />
Im Alter von 51 Jahren<br />
beendete Helene Brandt 1920<br />
ihre Berufstätigkeit anlässlich<br />
ihrer Heirat. Ein umfangreiches<br />
Kaffee- <strong>und</strong> Teeservice mit<br />
vielen Zusatzteilen nach ihrem<br />
Entwurf ging in diesem Jahr<br />
noch in die Produktion<br />
(s. Vitrine).<br />
Sporadisch wurde sie immer<br />
wieder einmal für die Firma<br />
tätig. So entstanden bis ca. 1930<br />
noch einige weitere Tafelgeräte<br />
<strong>und</strong> vor allem ein als<br />
„Chippendale-Muster” bezeichnetes Besteckmodell wurde zu<br />
einem regelrechten Verkaufsschlager.<br />
Helene Brandt war die erste Frau, die sich in der Welt eines großen<br />
Unternehmens behaupten <strong>und</strong> den Spagat zwischen künstle-<br />
rischer Kompetenz <strong>und</strong> wirtschaftlichen Sachzwängen meisterlich<br />
zu beherrschen verstand.<br />
Schmuckanhänger im Renaissancestil,<br />
Modell 11974, Heilbronn, 1915<br />
Lock_02.indd 1 11.02.11 14:53
Eva Mascher-Elsässer, (geb. Elsässer)<br />
21.12.1908 Halle (Saale) - 23.10.1993 Berg/Pfalz<br />
<strong>Gold</strong>- <strong>und</strong> Silbeschmiedin<br />
Mit 16 Jahren begann die aus einer <strong>Gold</strong>schmiedefamilie<br />
stammende Eva Elsässer 1926 eine Ausbildung zur<br />
<strong>Silberschmiedin</strong> an der Kunstgewerbeschule „Burg<br />
Giebichenstein“ in Halle. Hier lernte sie die sechs Jahre ältere<br />
Hildegard Risch kennen. Um 1927 gründeten sie eine<br />
gemeinsame Werkstatt.<br />
>>>Siehe: Werkstattgemeinschaft<br />
Eva (Mascher-) Elsässer <strong>und</strong> Hildegard Risch, 1927-1943<br />
1931 legte sie ihre Gesellenprüfung mit einer Schokoladenkanne<br />
ab (siehe Ausstellung). 1935 heiratete sie; aus dieser Verbindung<br />
gingen vier Kinder hervor. Sie zog sich allmählich aus dem<br />
gemeinsamen Betrieb zurück <strong>und</strong> musste schließlich aufgr<strong>und</strong><br />
einer Reichsverordnung das vom Vater ererbte Juweliersgeschäft<br />
1943 schließen. 1946 legte sie in Hildesheim ihre Meisterprüfung<br />
ab. Nun begann ihre zweite Karriere als bedeutende<br />
Schmuckkünstlerin, deren Arbeiten auf Ausstellungen<br />
gezeigt <strong>und</strong> mit vielen Preisen ausgezeichnet wurden.<br />
Hildegard Risch<br />
1.7.1903 Halle (Saale) - 29.6.1996 Brühl b. Köln<br />
Gürtlerin, <strong>Gold</strong>- <strong>und</strong> <strong>Silberschmiedin</strong><br />
1922 begann Hildegard Risch an der Kunstgewerbeschule „Burg<br />
Giebichenstein“ eine Ausbildung zur Gürtlerin; hier stand nicht das<br />
Silber im Zentrum, sondern die Lehre richtete sich auf die<br />
„unedlen Metalle“ wie Bronze, Messing, Kupfer <strong>und</strong> Neusilber.<br />
Von 1926 bis 1928 fand sie an der Schule eine Anstellung als<br />
Gehilfin in der Metallwerkstatt. Diese Jahre waren sehr<br />
ereignisreich: Neben einer prägenden Londonreise beschäftigte<br />
sie sich sehr erfolgreich vor allem mit der Gestaltung von<br />
Tischlampen <strong>und</strong> Leuchtkörpern. Diese Tätigkeit stand im<br />
Zusammenhang mit der vom Architekten F.A. Breuhaus<br />
betreuten Ausstattung des Schnelldampfers „Bremen“.<br />
Im elterlichen Haus ihrer sechs Jahre jüngeren Fre<strong>und</strong>in<br />
gründeten sie um 1927 eine<br />
Werkstattgemeinschaft<br />
Eva (Mascher-) Elsässer <strong>und</strong> Hildegard Risch, 1927-1943<br />
1936 absolvierte Hildegard Risch ihre Meisterprüfung mit einem<br />
<strong>Gold</strong>schmuck mit Granulation (siehe Ausstellung). Nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg blieb sie in der DDR; nach ihrer Verrentung<br />
wechselte sie 1963 in den Westen <strong>und</strong> wurde in Brühl bei Köln<br />
wohnhaft. Ihr nun hergestellter kunstvoller, z. T. sehr kleinteiliger<br />
Schmuck wurde in zahlreichen Ausstellungen gezeigt <strong>und</strong> mit<br />
Auszeichnungen bedacht.<br />
Mascher_Risch_Tafel01.indd 1 11.02.11 15:03
Werkstattgemeinschaft<br />
Eva (Mascher-) Elsässer <strong>und</strong> Hildegard Risch, 1927-1943<br />
1927 gründeten beide<br />
Frauen im Juweliershaus-<br />
halt der Familie Elsässer<br />
eine „Werkstatt für<br />
Metallarbeiten“.<br />
Als Startkapital erhielten<br />
sie von Vater Elsässer vier<br />
Gramm <strong>Gold</strong>.<br />
Auf einer Reise nach London 1928 wurden sie vom antiken<br />
Schmuck in den großen Museen tief beeindruckt. Nach ihrer<br />
Rückkehr trennten sich zunächst ihre Wege: Eva Elsässer ging<br />
zur Weiterbildung nach Köln <strong>und</strong> Hildegard Risch entwickelte für<br />
das Architekturbüro F.A. Breuhaus Lampen. Ab 1930 besuchten<br />
sie gemeinsam die „Grassi-Messen“ in Leipzig. Ihre Werkstatt<br />
wurde zu einem beliebten Treffpunkt für Künstler. Um Feiningers<br />
Werke vor dem Zugriff der Nationalsozialisten zu retten, hat man<br />
sie in einer nächtlichen Aktion aus seiner Werkstatt abtransportiert.<br />
Nachdem Eva Elsässer 1935 den Arzt Dr. Mascher geheiratet hatte,<br />
zog sie sich schrittweise aus dem Geschäft zurück. 1943 musste<br />
das Juweliergeschäft <strong>und</strong> die Werkgemeinschaft aufgegeben<br />
werden. Hildegard Risch verlegte ihre Werkstatt nach Halle-Dölau.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg begannen beide ihre zweite<br />
Karriere als Schmuckkünstlerinnen. Testamentarisch verfügten<br />
die Fre<strong>und</strong>innen, dass es vor der Verteilung ihres Nachlasses<br />
noch eine Ausstellung mit den Arbeiten beider Künstlerinnen<br />
geben müsse; diese fand 2004 statt.<br />
Gemeinschaftsarbeit: Rahmservice, Silber, 1929/30<br />
Tischlampe, Metall, Milchglas,<br />
Halle (Saale), um 1927<br />
Mascher_Risch_Tafel02.indd 1 11.02.11 15:04
Martha Flüeler-Haefeli, (geb. Haefeli)<br />
13.5.1902 Luzern – 8.8.1983 Luzern<br />
<strong>Silberschmiedin</strong>, Entwerferin<br />
Vor Beendigung einer<br />
Schneiderlehre<br />
wechselte Martha<br />
Haefeli an die Kunst-<br />
gewerbeschule <strong>und</strong><br />
begann 1919 in der<br />
Werkstatt von Arnold<br />
Stockmann in Luzern<br />
eine Ausbildung zur<br />
<strong>Silberschmiedin</strong>. 1923<br />
legte sie die Gesellen-<br />
prüfung ab <strong>und</strong> war<br />
damit die erste Schweizer <strong>Silberschmiedin</strong> mit Diplom.<br />
Ihre Ausbildung setzte sie fort an der Kunstgewerbeschule Zürich<br />
<strong>und</strong> bei Boujon Frères in Genf erlernte sie das Besteckschmieden.<br />
1924 eröffnete sie ein „kunstgewerbliches Atelier“ in Luzern.<br />
Ihre verschiedenen Ausbildungen verweisen auf ein weites<br />
Interesse am Gestalterischen schlechthin. So entwarf sie mit dem<br />
Architekten Otto Dreyer 1927/28 ihr Wohn- <strong>und</strong> Werkstatthaus nach<br />
modernen Gesichtspunkten, gestaltete den Innenausbau <strong>und</strong><br />
manche Möbel selbst. Ihre ersten Zinn- <strong>und</strong><br />
Silberschmiedearbeiten präsentierte sie 1928 auf der<br />
„Ersten Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit“<br />
(„Saffa“); als Mitglied des Schweizerischen Werkb<strong>und</strong>es<br />
(1929) beschickte sie dessen Ausstellungen regelmäßig.<br />
Neben Gebrauchs- <strong>und</strong> Ziergeräten für die Tafel schuf sie<br />
verschiedene Besteckgarnituren, stattete Kirchen mit Altargerät,<br />
Tabernakeln <strong>und</strong> Wetterfahnen aus <strong>und</strong> sprengte mehrfach den<br />
Rahmen des eigentlichen Handwerks: Eine Reihe von Lampen für<br />
Decke, Wand <strong>und</strong> Tisch entstanden <strong>und</strong> ebenso wagte sie sich in<br />
den Bereich der freien Metallskulptur. Nach ihrer Heirat 1930 <strong>und</strong><br />
der Geburt von drei Kindern hat sie auch für diese<br />
Silbergerät hergestellt. Im Alter nahm die Schaffung<br />
von häufig großformatigem Schmuck eine<br />
bedeutende Stellung ein.<br />
Messkännchengarnitur, Silber, 1938<br />
Sideboard, Holz mit Aliminium beplankt,<br />
Linoleum-Deckplatte, Messingbeschläge,<br />
um 1932<br />
MFluëler.indd 1 11.02.11 15:25
Marga Jess (Jeß)<br />
10.3.1885 Rendsburg - 16.4.1953 Lüneburg<br />
<strong>Gold</strong>- <strong>und</strong> Silberschmiedmeisterin<br />
Als die 27-jährige Marga Jess 1912 ihre Meisterprüfung abgelegt<br />
hatte, wurde sie zur ersten deutschen <strong>Gold</strong>- <strong>und</strong> Silberschmiede-<br />
meisterin <strong>und</strong> damit „ward sie zur Bahnbrecherin <strong>und</strong> vertritt stolz<br />
das weibliche Geschlecht in der <strong>Gold</strong>schmiedekunst“<br />
(Gartenlaube 1917).<br />
Teekanne, Lüneburg, um 1930<br />
Eigentlich wollte sie<br />
Malerin werden <strong>und</strong><br />
ging nach München,<br />
um sich dann doch von<br />
1906 bis 1909 an der<br />
privat geführten<br />
„Debschitz-Schule“<br />
der Metallkunst<br />
zuzuwenden.<br />
Ihre Silberschmiedelehre absolvierte sie in Berlin <strong>und</strong> beendete<br />
diese 1911 mit der Gesellenprüfung; 1912 bestand sie die Meister-<br />
prüfung. Als junge Meisterin wohnte sie noch bei den Eltern <strong>und</strong><br />
eröffnete in Lüneburg eine eigene Werkstatt. 1914 wurde ihre<br />
Teilnahme als Silberschmiedemeisterin an der Ausstellung des<br />
Deutschen Werkb<strong>und</strong>es in Köln als „Kuriosum” bezeichnet.<br />
Selbst 1923 hielt man es noch für erwähnenswert, dass sie nicht<br />
nur Schmucksachen, sondern in der Hauptsache (!) getriebene<br />
Silbergeräte herstelle.<br />
In der Tat hat sie für private <strong>und</strong> vor allem auch öffentliche<br />
Auftraggeber zahlreiche Silbergefäße wie Kaffee- <strong>und</strong> Teeservice,<br />
Pokale, Schalen, Leuchter, Amtsketten, Gerät für Rathäuser <strong>und</strong><br />
religiöse Einrichtungen sowie Bestecke gefertigt. Dabei<br />
verwendete sie eine reiche, organische <strong>und</strong> dekorativ wirksame<br />
Linienführung. Je nach Auftraggeber stand diese dem Mittelalter<br />
oder dem Barock nahe. Um 1930 entstanden, wohl unter<br />
skandinavischen Einfluss, auch wohl proportionierte Objekte mit<br />
klaren Umrisslinien; immer aber versah sie die Oberfläche mit<br />
einem lebhaften Hammerschlag. Marga Jess verblieb mit ihrem<br />
bodenständigen Repertoire weitgehend ihrer norddeutschen<br />
Heimat verhaftet.<br />
Deckeldose mit Bernstein, Lüneburg, um 1925<br />
MJess.indd 1 11.02.11 09:40
Marcelina Preiswerk-Gams, (geb. Gams)<br />
30.3.1917 Basel – 26.10.2006 Basel<br />
<strong>Gold</strong>- <strong>und</strong> <strong>Silberschmiedin</strong><br />
Ihre künstlerische Begabung<br />
sowie ihre Neigung zu Mineralien<br />
<strong>und</strong> Schmuck ließen wohl<br />
bei ihr den Wunsch erwachsen,<br />
<strong>Gold</strong>schmiedin zu werden.<br />
Da in Basel zu jener Zeit noch<br />
keine Frauen an der Gewerbe-<br />
schule zugelassen wurden,<br />
fand man eine andere Lösung für<br />
die Ausbildung. Zunächst<br />
begann sie eine Lehre in einer<br />
<strong>Gold</strong>schmiedewerkstatt. Da dies offensichtlich bald als<br />
„unschicklich“ empf<strong>und</strong>en wurde, entschloss man sich,<br />
ihr eine eigene Werkstatt im elterlichen Hause einzurichten.<br />
Hier unterrichtete sie ab Januar 1936 ihr Lehrmeister Gottlieb<br />
Jakob Hauser täglich 2 St<strong>und</strong>en gegen ein Honorar.<br />
Proben ihrer Lehrlingsarbeiten, die die Verwendung verschiedener<br />
Techniken <strong>und</strong> den Umgang mit unterschiedlichen Materialien<br />
dokumentieren, haben sich erhalten. Im Mai 1938 bestand sie ihre<br />
Abschlussprüfung mit „sehr gut“. Offensichtlich hat sie hauptsäch-<br />
lich Schmuck <strong>und</strong> kleine Silbergegenstände für Bekannte, Fre<strong>und</strong>e<br />
<strong>und</strong> ihre Familie hergestellt. Ein Ladengeschäft betrieb sie nicht.<br />
Nach ihrer Heirat im Jahre 1942 gab sie ihr Handwerk auf <strong>und</strong> wid-<br />
mete sich ganz der wachsenden Familie.<br />
<strong>Gold</strong>ring mit grüner Jade, 1939-1941<br />
Monogramm „MG“, Messingblech,<br />
ausgesägt, 1935-38<br />
Preiswerk.indd 1 11.02.11 15:10
Paula Straus<br />
31.1.1894 Stuttgart – 10.2.1943 Auschwitz<br />
<strong>Gold</strong>- <strong>und</strong> <strong>Silberschmiedin</strong>, Gestalterin<br />
Als 17-Jährige begann sie 1911 eine Lehre<br />
in Schwäbisch Gmünd <strong>und</strong> verblieb dort<br />
als „Ciseleurin“ bis 1916. Nach zwei Jahren<br />
Gehilfentätigkeit in Frankfurt a.M. wurde sie<br />
Meisterschülerin bei Paul Haustein an der<br />
Kunstgewerbeschule in Stuttgart. Nach ihr-<br />
er Meisterprüfung 1921 verblieb sie dort als<br />
„Meisterin der Meisterklasse“. Ihre beson-<br />
dere Neigung galt dem Schmuck, dem sie<br />
ihr Leben lang treu blieb. Zeitgleich betrieb<br />
sie mit dem Münchner J.M. Wilm um 1920<br />
die Neubelebung der alten Granulations-<br />
technik.<br />
Meisterstück in Form einer Silberbrosche,<br />
Stuttgart, 1921<br />
Im September 1925 trat sie als Ent-<br />
werferin in das Atelier der Heilbron-<br />
ner Silberwarenfabrik P. Bruckmann<br />
& Söhne ein. In den acht Jahren ihrer<br />
Anstelllung entwickelte sie ca. 100<br />
Modelle, vom Leuchter bis zum<br />
Kaffeeservice, von Zierlöffeln bis zu<br />
exklusiven Besteckgarnituren, die in<br />
die Serienproduktion gingen. Damit<br />
wurde sie zur ersten <strong>und</strong> erfolgreichs-<br />
ten „Designerin“ vor dem Zweiten<br />
Weltkrieg. Zahlreiche Teilnahmen an Ausstellungen (Mannheim,<br />
Stuttgart, Leipzig, Monza, Barcelona) <strong>und</strong> eine Reihe von Preisen<br />
<strong>und</strong> <strong>Gold</strong>medaillen krönten ihre Leistung.<br />
Privataufträge für katholi-<br />
sches Altargerät ließen<br />
Kelche <strong>und</strong> besonders<br />
kunstvolle Monstranzen<br />
entstehen. Um 1930, wohl<br />
im Zusammenhang mit<br />
der Wanderausstellung<br />
„Kult <strong>und</strong> Form“, entwarf sie zahlreiche „Ewig-Licht-Ampeln“ <strong>und</strong><br />
Leuchter für den jüdischen Kultus.<br />
Wegen der schwierigen Wirtschaftslage musste sie 1933 ihre er-<br />
folgreiche Tätigkeit in der Silberwarenfabrik beenden. Sofort fand<br />
sie eine neue Stelle bei der Württembergischen Metallwarenfabrik<br />
(WMF). Diese wurde der Jüdin Paula Straus zum Jahresende nun<br />
aus politischen Gründen gekündigt. Im Zuge der sich verschär-<br />
fenden antijüdischen Gesetze arbeitete sie in jüdischen Altershei-<br />
men <strong>und</strong> verpasste den Zeitpunkt zur Emigration. 1943 wurde sie<br />
in Auschwitz ermordet.<br />
Châtelaine, Silber mit Granulation,<br />
datiert 1920<br />
Handgeschmiedetes Besteck, P. Bruckmann & Söhne,<br />
Heilbronn a. N., um 1930<br />
PStrauss.indd 1 11.02.11 14:57
Emmy Roth (geb. Urias, gesch. Baehr, verw. Arzt)<br />
12.5.1885 Hattingen - 11.7.1942 Tel Aviv<br />
<strong>Gold</strong>- <strong>und</strong> <strong>Silberschmiedin</strong><br />
Nach einer Lehre bei<br />
Hofjuwelier Beumers in<br />
Düsseldorf (zwischen<br />
1902 <strong>und</strong> 1906)<br />
heiratete sie nach<br />
Berlin <strong>und</strong> gründete um<br />
1908 eine eigene Werk-<br />
statt. Erstmalig trat sie<br />
1912 <strong>und</strong> dann 1917 mit<br />
Kleingerät <strong>und</strong> Schmuck<br />
in Erscheinung. 1925 kann als Jahr ihres Durchbruchs gelten.<br />
Nun präsentierte sie auch zahlreiche Silberarbeiten.<br />
Emmy Roth scheint sich einen großen K<strong>und</strong>enkreis aufgebaut zu<br />
haben, den sie mit teils konventionell <strong>und</strong> teils modern gestalteten<br />
Einzelstücken <strong>und</strong> Service bediente. Als Besonderheit wurde<br />
häufig hervorgehoben, dass ihr Tischgerät von der handhabenden<br />
Frau her gedacht konzipiert wurde <strong>und</strong> auch „multifunktionale“<br />
Aspekte berücksichtige.<br />
Schreibtischlampe aus Messing <strong>und</strong> Milchglas,<br />
Berlin, um 1928<br />
Neben dem handgearbeiteten<br />
Silbergerät schuf sie auch<br />
verschiedene Gerätschaften<br />
aus Bronze, Messing <strong>und</strong> Neu-<br />
silber, das nicht selten<br />
verchromt oder vernickelt<br />
wurde. Die gewählten Formen<br />
sind hier häufig sachlich-<br />
konstruktivistisch.<br />
In die gleiche Richtung<br />
weisen ebenso die von ihr<br />
geschaffenen Schreib-<br />
tischlampen. Als Deutsche<br />
mit jüdischem Glauben hat sie<br />
auch Kultgerät für den synagogalen <strong>und</strong> privaten Gebrauch<br />
gefertigt. Infolge der NS-Diktatur scheint sich - bis auf eine<br />
Etrogdose - nichts von diesen Arbeiten erhalten zu haben.<br />
Nach der Wahl Hitlers verließ sie für immer Berlin, hielt sich von<br />
1933 bis 1935 in Paris auf, um dann nach Jerusalem zu gehen. 1937<br />
nahm sie an der Weltausstellung in Paris teil. Von hier aus ging sie<br />
nach Holland, um für die „Zilverfabriek Voorschoten“ als Entwer-<br />
ferin zu arbeiten (wo schon > Christa Ehrlich tätig war, siehe dort).<br />
Kurz vor dem Einmarsch deutscher Truppen in die Niederlande<br />
im Mai 1940 floh sie nach Palästina. In Tel Aviv schwer erkrankt,<br />
entschied sie sich für den Freitod.<br />
Geschäftskarte von Emmy Roth.<br />
Entwurf: Isman David, Jerusalem, 1935-37<br />
Roth.indd 1 11.02.11 14:59
Elisabeth Treskow<br />
20.8.1898 Bochum - 6.10. 1992 Brühl<br />
<strong>Gold</strong>- <strong>und</strong> Silberschmiedemeisterin<br />
Nach Besuchen der Hagener Silber-<br />
schmiede <strong>und</strong> der Kunstgewerbe-<br />
schule Essen absolvierte sie eine<br />
Lehre in Schwäbisch Gmünd <strong>und</strong><br />
München. Ein Jahr nach ihrer<br />
Gesellenprüfung gründete sie 1919 eine<br />
Werkstatt in Bochum <strong>und</strong> verlegte diese wenig später nach Essen.<br />
1924 absolvierte sie die Meisterprüfung <strong>und</strong> zog schließlich auf die<br />
Essener Margarethenhöhe. Schon früh verstand sie es, sich einen<br />
Käufer- <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>eskreis aus Ärzteschaft<br />
<strong>und</strong> Industrie aufzubauen.<br />
Hoher Leuchter, Silber, um 1928<br />
Elisabeth Treskow ist eher bekannt<br />
als die „grande dame“ des deutschen<br />
Schmucks; ihre diesbezüglichen<br />
Arbeiten wurden mit zahlreichen<br />
Preisen ausgezeichnet. Dabei hat sie<br />
bereits in den 1920er Jahren<br />
überraschend viel silbernes Tafelgerät<br />
(Rahmservice, Kannen, Leuchter)<br />
sowie für den kirchlichen Bedarf<br />
Kelche, Leuchter <strong>und</strong> Altarkreuze<br />
hergestellt. Der Standort all dieser<br />
fotografisch dokumentierten Arbeiten<br />
ist jedoch meist unbekannt.<br />
Auch dem kleinen, eher unscheinbaren Silbergerät hat sie ihre<br />
Aufmerksamkeit gewidmet. Kunstvoll durchbrochen gearbeitete<br />
Kugelverschlüsse von Kassetten, Teesiebe <strong>und</strong> Teeeier, gravierte<br />
Nadelbüchsen <strong>und</strong> anderes mehr brachte sie gerne als<br />
Gastgeschenke mit – ebenso wie individuell gestaltete<br />
Buttermesser. Mitten im Zweiten Weltkrieg gewann sie<br />
1941 mit einer Friedenstaube einen Wettbewerb mit<br />
dem Thema „<strong>Gold</strong>schmiedeplastik”.<br />
Nach dem Krieg setzte sie ihre Karriere hauptsächlich als Schmuck-<br />
künstlerin fort. 1948 restaurierte sie den Schrein der Heiligen Drei<br />
Könige im Kölner Dom, fertigte in der Folge zahlreiches<br />
Kirchengerät <strong>und</strong> schuf ebenso die heute noch in Gebrauch<br />
Rahm- <strong>und</strong> Zuckergarnitur, Silber, um 1930<br />
befindliche Meisterschale<br />
des Deutschen Fußballb<strong>und</strong>es.<br />
Elisabeth Treskow gilt als eine der<br />
bedeutendsten Persönlichkeiten<br />
des deutschen <strong>Gold</strong>-<strong>und</strong><br />
Silberschmiedehandwerks<br />
des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />
Tee-Würfel, Silber, gesägt, um 1928<br />
Treskow.indd 1 11.02.11 15:12
Hildegard (Hilde) Vollers<br />
5.9.1903 Hamburg – 3.3.1993 Ottobeuren<br />
<strong>Gold</strong>- <strong>und</strong> <strong>Silberschmiedin</strong><br />
Nach einer Lehre in renommierten Hamburger Werkstätten<br />
sowie an der dortigen Kunstgewerbeschule ging sie um 1923<br />
als Gehilfin nach Weimar. Im darauf folgenden Jahr wechselte sie<br />
nach München. Hier arbeitete sie als Lehrerin in der Metallklasse<br />
der Münchner Lehrwerkstätten. 1927 legte sie in Hamburg ihre<br />
Meisterprüfung ab <strong>und</strong> eröffnete im Jahr der großen Inflation 1929<br />
ihre eigene Werkstatt mit Ladenlokal. Lange blieb sie in der<br />
Hansestadt als <strong>Gold</strong> <strong>und</strong> <strong>Silberschmiedin</strong> eine<br />
Ausnahmeerscheinung. Ihr bevorzugtes Material der frühen<br />
Schaffensjahre war das Silber. Nur wenige ihrer Silberarbeiten<br />
sind überhaupt bekannt oder haben sich gar erhalten.<br />
Die spärlichen Informationen machen jedoch deutlich, dass sie ne-<br />
ben verschiedenem Tafelgerät (Kaffee- <strong>und</strong> Teeservice, Leuchter<br />
<strong>und</strong> Dosen) sowie Accessoires (Puderdosen) auch Gerät für den<br />
kirchlichen Dienst (Kelche, Monstranzen u. a. m.)<br />
hergestellt hatte. Eine kleine Spezialität von ihr scheint die<br />
Herstellung von einzeln angefertigten Löffeln für verschiedene<br />
Funktionen gewesen zu sein.<br />
Für die Kunsthandwerker ihrer Generation war es<br />
selbstverständlich, neben dem Silbergerät auch Schmuck<br />
herzustellen. Mit eigenem <strong>Gold</strong>-<strong>und</strong> Silberschmuck nahm sie an<br />
den jährlich stattfindenden „Grassi-Messen“ in Leipzig teil.<br />
Gut 20 Lehrlinge hat sie während dieser Hamburger Jahre in ihrer<br />
Werkstatt ausgebildet; denn es war ihr immer ein Anliegen, die<br />
besonderen Qualitäten dieses alten Handwerks an die jüngere<br />
Generation weiterzugeben. 1943 wurde ihre Hamburger Werkstatt<br />
ausgebombt. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute sie sich an<br />
verschiedenen Orten in Süddeutschland eine neue Existenz auf.<br />
Mokkaservice, Silber <strong>und</strong> Elfenbein, um 1936<br />
Vollers.indd 1 11.02.11 15:15
Erna Zarges-Dürr, (geb. Dürr)<br />
15.7.1907 Heilbronn - 4.7.2002 Murnau<br />
<strong>Gold</strong>- <strong>und</strong> Silberschmiedemeisterin<br />
Als 17-Jährige trat Erna Dürr<br />
eine Lehre in der Silberwaren-<br />
fabrik P. Bruckmann & Söhne in<br />
ihrer Heimatstadt Heilbronn an.<br />
1927 bestand sie die Gesellen-<br />
prüfung. Hier fre<strong>und</strong>ete sie sich<br />
mit der Entwerferin Paula Straus<br />
an. Von 1927 bis 1930 bildete sie<br />
sich an der Kunstgewerbeschule<br />
Pforzheim in den Gebieten<br />
Schmuck <strong>und</strong> Email weiter.<br />
Während dieser Ausbildung<br />
gewann sie bereits zwei erste<br />
Preise bei Wettbewerben.<br />
1929 nahm sie im Auftrag der Firma Bruckmann, zusammen mit<br />
Paula Straus, an der Weltausstellung in Barcelona teil. Arbeiten<br />
beider Künstlerinnen wurden hier mit dem Grand Prix<br />
ausgezeichnet. Von 1930 bis 1932 arbeitete sie als Gesellin bei dem<br />
renommierten <strong>Gold</strong>schmied <strong>und</strong> Juwelier Ernst Treusch in Leipzig.<br />
Hier entstanden bedeutende Arbeiten, unter anderem<br />
ihre berühmte Parmesanschale.<br />
Puderdosenmodelle für einen Wettbewerb<br />
des Pforzheimer Kunstgewerbevereins,<br />
1929<br />
1932 legte sie ihre Meisterprüfung mit<br />
einer Weinkanne ab. Mit dieser Arbeit<br />
verließ sie ihre erfolgreiche,<br />
funktionalistische Gestaltungslinie<br />
<strong>und</strong> bevorzugte nun weiche,<br />
organische Formen. Anlässlich<br />
ihrer Heirat zog sie 1936 nach Stuttgart,<br />
später nach Murnau am Staffelsee.<br />
1937 nahm sie mit einem Weinservice<br />
an der Weltausstellung in Paris teil, das<br />
mit einer <strong>Gold</strong>medaille ausgezeichnet<br />
wurde.<br />
Silbergeschirr „Biedermeier“, Murnau/Staffelsee,<br />
1939<br />
Trotz dieser Erfolge mit Silbergerät hat sich Erna Zarges-Dürr<br />
zunächst vermehrt <strong>und</strong> bald ausschließlich auf die Kreation von<br />
Schmuck konzentriert. Die Fortsetzung ihrer Karriere nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg war begleitet von zahlreichen Veröffentlichun-<br />
gen, Preisen <strong>und</strong> Ehrungen. Sie zählt zu den herausragenden<br />
<strong>Gold</strong>-<strong>und</strong> <strong>Silberschmiedin</strong>nen des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />
Zarges.indd 1 11.02.11 15:16
Presseinformation<br />
Bilderservice: Sonderausstellung „<strong>Silberschmiedin</strong>nen der Bauhauszeit“ im<br />
Museum beim Markt (19.2. bis 19.62011)<br />
Hinweis: Zum Download der Texte gehen Sie mit dem Mauszeiger über das gewünschte<br />
Formatsymbol <strong>und</strong> drücken Sie die rechte Maustaste "Ziel speichern unter ..."<br />
Mokkaservice von Christa Ehrlich, 1933/35, Silber, Elfenbein<br />
Bröhan-Museum, Berlin<br />
Foto: Martin Adam<br />
Große Obstschale von Paula Straus<br />
gefertigt ab 1927, Silber, handgehämmert <strong>und</strong> handmontiert, Ebenholz<br />
Bröhan Museum, Berlin<br />
Foto: Martin Adam<br />
Vase oder Karaffe von Marga Jess<br />
um 1930, Silber, getrieben, martelliert, geschrotet<br />
Bildnachweis: Privatbesitz<br />
Kaffee- <strong>und</strong> Teeservice von Emmy Roth<br />
um 1930, Silber, getrieben, Elfenbein<br />
Bröhan-Museum, Berlin<br />
Foto: Martin Adam<br />
Friedenstaube von Elisabeth Treskow<br />
um 1930, Silber, <strong>Gold</strong>, Lapislazuli<br />
Bildnachweis: Gesellschaft für <strong>Gold</strong>schmiedekunst Hanau
Großer Becher des Stefan-George-Kreises von Gemma Wolters-Thiersch, 1930,<br />
Silber, Email<br />
Bildnachweis: Privatsammlung Sonja Schön, München<br />
Rahmgarnitur von Paula Straus<br />
gefertig ab 1926, Silber, gedrückt, handgehämmert<br />
Bildnachweis: Privatbesitz<br />
Parmesandose mit Löffel von Erna Zarges-Dürr, um 1930-32, Silber, getrieben,<br />
gehämmert<br />
Bröhan-Museum, Berlin<br />
Foto: Martin Adam<br />
Emmy Roth in ihrer Werkstatt, Berlin, 1927<br />
Bildnachweis: Wanda von Debschitz-Kunowski (Ullstein-Verlag, Debschitz-Kunows)<br />
Martha Flüeler-Haefeli<br />
Bildnachweis: Privatbesitz<br />
Werkstatt von Martha Flüeler-Haefeli<br />
Bildnachweis: Privatbesitz
Marga Jess an der Werkbank, 1937<br />
Bildnachweis: Privatbesitz<br />
Paula Straus bei der Arbeit, um 1928<br />
Bildnachweis: Privatbesitz<br />
Marcelina Gams in Evian am Genfersee, 1936<br />
Foto: Irène Preiswerk, Zürich (CH)<br />
Gemma Wolters-Thiersch<br />
Lorbeerkranz für Stefan George von Gemma Wolters-Thiersch, <strong>Gold</strong><br />
Bildnachweis: Stuttgart, Stefan George Archiv
Schmuckanhänger von Paula Straus, 1924/25, Silber, Koralle, Türkis, Rosenquarz,<br />
Karneol, Lapis<br />
Bildnachweis: Privatbesitz<br />
Entwurfszeichnungen von Paula Straus, 1924/25<br />
Bildnachweis: Privatbesitz<br />
Vierteilige Schmuckgarnitur von Paula Straus (<strong>Gold</strong>arbeiten), 1922/23, <strong>Gold</strong>,<br />
Bergkristall<br />
Bildnachweis: <strong>Landesmuseum</strong>Württemberg<br />
Entwurfszeichnung für Ringe von Paula Straus, um 1923/24, Transparentpapier,<br />
Blei, Deckfarben<br />
Bildnachweis: Privatbesitz<br />
Armreif von Gemma Wolters-Thiersch, 1927/28, <strong>Gold</strong><br />
Bildnachweis: Privatsammlung Sonja Schön, München
Kontakt<br />
<strong>Badisches</strong> <strong>Landesmuseum</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Schloss<br />
76131 <strong>Karlsruhe</strong><br />
Pressestelle<br />
Dr. Christiane Dätsch<br />
(Leitung PR <strong>und</strong> Marketing)<br />
Tel.: 0721 926 6389<br />
Fax: 0721 926 6801<br />
presse@landesmuseum.de<br />
Weitere Bilder stellen wir Ihnen auf Anfrage sehr gerne zur Verfügung.<br />
Kontakt:<br />
<strong>Badisches</strong> <strong>Landesmuseum</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Schloss<br />
76131 <strong>Karlsruhe</strong><br />
Pressestelle:<br />
Dr. Christiane Dätsch<br />
(Leitung PR <strong>und</strong> Marketing)<br />
Tel.: 0721 926 6389<br />
Fax: 0721 926 6801<br />
presse@landesmuseum.de
Presseinformation<br />
Ausstellungen des Badischen <strong>Landesmuseum</strong>s <strong>Karlsruhe</strong> 2011<br />
Bis 15.5.2011<br />
Jungsteinzeit im Umbruch:<br />
Die ‚Michelsberger Kultur’ <strong>und</strong> Mitteleuropa vor 6000 Jahren<br />
Schloss, 76131 <strong>Karlsruhe</strong><br />
18.2.2011 – 19.6.2011<br />
Frauen-Silber: Paula Straus, Emmy Roth & Co.<br />
<strong>Silberschmiedin</strong>nen der Bauhauszeit<br />
Museum beim Markt, Karl-Friedrichstr. 6, 76133 <strong>Karlsruhe</strong><br />
9.7.2011 – 9.10.2011<br />
Glasmalerei der Moderne:<br />
Faszination Farbe im Gegenlicht<br />
Schloss, 76131 <strong>Karlsruhe</strong><br />
20.8. – 8.1.2012<br />
Design: kkaarrlls!<br />
Perspektiven für den Hausrat von morgen<br />
Museum beim Markt, Karl-Friedrichstr. 6, 76133 <strong>Karlsruhe</strong><br />
28.9. – 8.1.2012<br />
Foyer-Ausstellung zu Friedrich Heckers 200. Geburtstag<br />
Schloss, 76131 <strong>Karlsruhe</strong><br />
17.12.2011 – 22.4.2012<br />
Kykladen. Lebenswelten einer frühgriechischen Kultur<br />
Schloss, 76131 <strong>Karlsruhe</strong><br />
Vorschau auf 2012:<br />
15.6. – 11.11.2012<br />
Große Landesausstellung 900 Jahre Baden (Arbeitstitel)<br />
Schloss, 76131 <strong>Karlsruhe</strong><br />
<strong>Badisches</strong> <strong>Landesmuseum</strong> <strong>Karlsruhe</strong> – Pressestelle – Schloss – 76131 <strong>Karlsruhe</strong><br />
Tel. 0721 / 926 6389 – Fax: 0721 / 926 6801 – E-Mail: presse@landesmuseum.de<br />
Presseservice im Internet: www.landesmuseum.de/presseservice
Pressemitteilung 8/2011<br />
Was ist „Badisch?“ – Das Badische <strong>Landesmuseum</strong> feiert 2012<br />
das 900-jährige Landesjubiläum mit einer Großen Landesausstellung<br />
<strong>Karlsruhe</strong>, 18.2.2011 (BLM) – In kaum einer Region Deutschlands wird die<br />
regionale Identität so ausgelebt wie im Südwesten. Hier wird mit Inbrunst das<br />
Badnerlied gesungen, man schwärmt von der badischen Lebensart, erinnert sich<br />
an die freiheitlichen Traditionen des liberalen „Musterländles“ <strong>und</strong> lässt die<br />
Helden der Revolution von 1848/49 hoch leben. Der Badner denkt gerne an die<br />
Zeit unter Großherzog Friedrich I., grollt bisweilen über vermeintliche „Ungerechtigkeiten“<br />
der Südweststaatsgründung, zeigt gerne <strong>und</strong> mit Stolz die gelb-rotgelben<br />
Farben des badischen Wappens. Doch was ist eigentlich „Badisch“?<br />
Macht Baden nicht viel mehr aus? Welche Ereignisse <strong>und</strong> Personen haben Baden<br />
geprägt? Und ersteht daraus ein Bild dessen, was Baden heute ist?<br />
Antworten auf diese Fragen gibt eine Große Landesausstellung 2012, die das<br />
<strong>Landesmuseum</strong> vom 15.6. bis zum 11.11. 2012 im <strong>Karlsruhe</strong>r Schloss zeigt.<br />
Anlass ist die erstmalige Erwähnung des Titels „Markgraf von Baden“ in einer<br />
Urk<strong>und</strong>e aus dem Jahr 1112. In neun chronologisch-thematischen Blöcken wird<br />
die Ausstellung einen Gang durch die Geschichte des Landes ermöglichen. R<strong>und</strong><br />
450 Objekte vom Mittelalter bis zur Gegenwart erzählen Geschichten aus <strong>und</strong><br />
über Baden. Sie laden die Besucher ein, sich ihr eigenes Bild von einem vielfältigen<br />
Land im Südwesten der Republik zu machen. Die Ausstellung wird von<br />
einem abwechslungsreichen Programm in der ganzen Region sowie von einem<br />
reich illustrierten Katalog mit Beiträgen renommierter Autoren begleitet.<br />
Vorbote im Jahr 2011: Foyer-Ausstellung zu Friedrich Heckers 200. Geburtstag<br />
Bereits im Herbst dieses Jahres (28.9.2011 – 8.1.2012) erinnert das Badische<br />
<strong>Landesmuseum</strong> mit einer kleinen Foyer-Ausstellung an den Revolutionär Friedrich<br />
Hecker. Aus Anlass seines 200. Geburtstages findet eine Foyer-Ausstellung im<br />
<strong>Karlsruhe</strong>r Schloss statt. Mensch <strong>und</strong> Mythos des wohl berühmtesten Akteurs<br />
der badischen Revolution von 1848 werden Thema der Ausstellung sein.<br />
<strong>Badisches</strong> <strong>Landesmuseum</strong> <strong>Karlsruhe</strong> – Pressestelle – Schloss – 76131 <strong>Karlsruhe</strong><br />
Tel. 0721 / 926 6389 – Fax: 0721 / 926 6801 – E-Mail: presse@landesmuseum.de<br />
Presseservice im Internet: www.landesmuseum.de/presseservice