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Dresdner Journal - Dresdner Akzente

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4 <strong>Dresdner</strong> Nachrichten/Donnerstag, 8. Oktober 2009<br />

<strong>Dresdner</strong> <strong>Journal</strong><br />

■ Rück- und Ausblick<br />

Irgendwo zwischen Sonne, Mittelmeer und Gebirge lebt ein stolzer<br />

Hammel mit seinen Ziegenfrauen. Täglich blickt er mit grünen<br />

schmalen Augen hinab auf einen kleinen Weingarten am Meer,<br />

eine Kneipe im ursprünglichsten Sinn. Es sei das Paradies auf Erden,<br />

heißt es in der Geschichte von Albert Wendt. Der Dramatiker<br />

und Märchendichter ist Gast beim Internationalen Festival<br />

der Erzählkunst und Lauschkultur „MAGIA MUNDI“ gewesen. Er<br />

hatte ein Stück Geschichtenparadies mitgebracht an einen Ort,<br />

wo das Paradies sozusagen ein Wohnrecht hat: in den Klosterpark<br />

Altzella bei Nossen.<br />

Von Thessa Wolf<br />

Aus einer Nacht sind drei Tage<br />

geworden. Und das ging so: Zunächst<br />

trafen sich etliche Leute zur<br />

„Langen Nacht der Märchen“ auf<br />

der Schlossinsel in Grillenburg bei<br />

Tharandt, 2006 und 2007 war das.<br />

Dann wurde das Schloss saniert<br />

und Märchennächte gab es ohnehin<br />

schon allerorten. „Wir haben<br />

uns verschiedene Schlösser und<br />

Anlagen angesehen und fanden<br />

den Klosterpark am schönsten“,<br />

begründet Fanny Vildebrand den<br />

neuen Standort. Der Verein „ER-<br />

ZÄHL MIR WAS!“, der den Nachtrag<br />

„Zur Förderung von Erzählkunst<br />

und Lauschkultur“ trägt, hat<br />

dort das Magia-Mundi-Festival<br />

ins Leben gerufen und dafür die<br />

Projektschmiede als Partner gewonnen.<br />

„Auch der Hausherr war<br />

sehr entgegenkommend“, freut<br />

sich Fanny Vildebrand und schickt<br />

ein Dankeschön an die Staatlichen<br />

Schlösser, Burgen und Gärten<br />

Sachsen.<br />

Ein Paradies mit Erde und Worten<br />

Der Klosterpark Altzella bei Nossen war zum ersten Mal Ort eines ungewöhnlichen Festivals<br />

Nachdem die beiden Märchennächte<br />

den Elementen Feuer und<br />

Wasser gewidmet waren, war<br />

beim Festival nun die Erde dran.<br />

„Der Klostergarten wurde von den<br />

Mönchen früher das Paradies auf<br />

Erden genannt“, hat Fanny Vildebrand<br />

herausgefunden. Da passte<br />

es doch hervorragend, rund um<br />

den Klostergarten zu dem Thema<br />

„Paradiesgarten Erde“ einzuladen.<br />

Erzählerinnen und Erzähler aus<br />

sieben Ländern verwandelten mit<br />

ihren Geschichten elf Orte im Klosterpark<br />

in eigene kleine Welten. Da<br />

gab es Garten- und Steppenjurte<br />

– weiße runde Zelte mitten auf der<br />

grünen Wiese. Grotte und Vulkan<br />

lockten ebenso wie der Platz am<br />

Tragbaum und in der Ruine.<br />

In der Gartenjurte war Undine<br />

Materni mit ihrer Geschichte<br />

„Amaterasu oder die Gunst der<br />

Göttin“, den „Kleinen Weingarten<br />

am Meer“ hatte Albert Wendt mit<br />

in den Thronsaal gebracht. Dort<br />

war auch Jan Deicke, der Festival-<br />

Die isländische<br />

Musikerin<br />

Emiliana Torrini<br />

feiert mit dem<br />

Ohrwurm „Jungle<br />

Drum“ einen riesigen<br />

Radioerfolg.<br />

Erst nachdem der<br />

Titel bei iTunes<br />

an die Spitze der<br />

Downloadcharts<br />

schoss, wurde er<br />

auch als Single<br />

veröffent licht.<br />

Der Titel fi ndet<br />

sich auf ihrem<br />

5. Album „Me and<br />

Armini“, das letztes<br />

Jahr auf Rough<br />

Trade Records<br />

erschien.<br />

Zu erleben ist<br />

die schöne Künstlerin am Donnerstag, dem 8. Oktober im Alten<br />

Schlachthof. Einlass ist ab 19:30 Uhr, Beginn um 20:30 Uhr.<br />

Pi/Foto: PR<br />

www.myspace.com/emilianatorrini<br />

Karten für 29,90 Euro an allen bekannten Vorverkaufsstellen.<br />

Außerdem unter Telefon: 0351/866600<br />

DRESDEN KOMPAKT<br />

Ganz Dresden im Taschenformat<br />

» Informativ, umfassend<br />

und lesenswert<br />

» Im Januar wieder in<br />

Ihrem Briefkasten www.sdv.de<br />

leiter, zu hören. Mit seinen Natur-<br />

KlangSpielGeschichten „Das Fest<br />

der Käuze oder: Der Vogelkopp“<br />

brachte er märchenhafte Buntheit<br />

in den so altehrwürdigen Raum.<br />

„Komischer Kauz, dieser Vogelkopp!“,<br />

heißt es darin. „Er tut nicht,<br />

was alle tun. Nicht einmal seine<br />

Mütze will er mehr ziehen“, zitiert<br />

Jan Deicke aus der Geschichte von<br />

Albert Wendt. Zum Fest der Königin<br />

wird er dann vor die Wahl gestellt:<br />

Mütze ziehen oder Kopf ab.<br />

Doch so ernst die Sache auch<br />

scheint – die Geschichte ist voller<br />

Wortwitz.<br />

Man wolle mit Worten verzaubern,<br />

nennt Fanny Vildebrand das<br />

Anliegen des Vereines. Und so wird<br />

es nach dem Auftakt in diesem<br />

Vor vier Jahren faszinierte Michael<br />

Obert die <strong>Dresdner</strong> Literatur- und<br />

Reisefreunde mit „Regenzauber“,<br />

einem packenden Buch<br />

über seine Reise auf dem<br />

Niger. Am 14. Oktober<br />

stellt er sein druckfrisches<br />

Buch „Chatwins<br />

Guru und ich“ in der<br />

Reisekneipe (Görlitzer<br />

Straße 15, 01099 DD)<br />

vor und beginnt hier<br />

seine deutschland weite<br />

Lesereise. Der Berliner Autor<br />

und <strong>Journal</strong>ist schreibt häufi g für<br />

„Geo“ oder „Die Zeit“ und begibt<br />

■ Kinostart<br />

Jahr auch 2010 wieder das Festival<br />

in Altzella geben. Wer nicht so<br />

lange warten will, kann aber auch<br />

vorher schon einen Abstecher in<br />

den schönen Klosterpark machen.<br />

Neben dem urwüchsigem Park<br />

mit hohen Bäumen, Lichtungen<br />

und versteckten Bänken hinter<br />

erdvernarbten Mauern ist der<br />

Kräuter- und Gemüsegarten nicht<br />

nur ein optisches Schmuckstück,<br />

sondern auch sehr lehrreich, denn<br />

neben den Pfl anzen fi nden sich laminierte<br />

Blätter über sie. Der Rosmarin<br />

wird vom Schöllkraut fast<br />

verdeckt, der Gemeine Beinwell<br />

liegt im Weidenschatten auf der<br />

nackten Erde, nebenan Borretsch,<br />

Kerbel und Kamille. Violette Astern<br />

und gelbes Mädchenauge tau-<br />

■ Veranstaltungstipp<br />

„Chatwins Guru und ich“<br />

Berlin ist in Reviere aufgeteilt: Das<br />

gefährlichste gehört den „Rox“.<br />

Deren Anführer Chris (Wilson G.<br />

Ochsenknecht) saß als Drogenkurier<br />

im Knast und wird entlassen.<br />

Doch weil er sich hat erwischen<br />

lassen und den Job vermasselte,<br />

schuldet er dem Auftraggeber von<br />

den „Killaz“ Geld. Währenddessen<br />

verliebt sich Chris’ Bruder<br />

Flo (Jimi B. Ochsenknecht) in die<br />

Ballerina Sofi e (Emilia Schüle), die<br />

aus reichem Hause stammt. Für<br />

Chris wird es bald ernst. Nachdem<br />

ein Überfall scheitert, fordert er<br />

von Flo, dass er Sofi es Mutter bestehlen<br />

solle. So muss dieser sich<br />

zwischen Brudertreue und erster<br />

Liebe entscheiden.<br />

Am 30. Oktober stellten Regisseur<br />

Rainer Matsutani und Schauspieler-Crew<br />

den Film „Gangs“ in<br />

Dresden vor, der nun in den Kinos<br />

läuft. „Der Film ist so geworden,<br />

wie ich ihn haben wollte“, sagte<br />

Matsutani. Glaubt man seinen<br />

Worten, dann legte er mehr Wert<br />

auf die Liebesgeschichte als auf die<br />

realistische Darstellung des Bandenlebens:<br />

Die „Rox“ durchstreifen<br />

mit einem Straßenkreuzer-Cabriolet<br />

ihr Revier, besitzen erstklassige<br />

Motorräder und ein altes Lagerhaus,<br />

das mit Strom- und Gasan-<br />

sich dieses Mal auf die Spuren des<br />

Reiseschriftstellers Patrick Leigh<br />

Fermor, des „ältesten schreibenden<br />

Vagabunden“. Der Engländer<br />

wanderte 1933 zu<br />

Fuß von Rotterdam bis<br />

nach Istanbul. Generationen<br />

von Reisenden verehren<br />

ihn, für den Briten<br />

Bruce Chatwin, Reiseschriftsteller<br />

und bekennender<br />

Nomade, war er<br />

der „letzte Guru“. zen<br />

Karten zu 3 Euro unter<br />

Telefon: 0351/2662542<br />

chen den Gemüsegarten mit den<br />

kleinen Apfelbäumen, Erdbeerpfl<br />

anzen und Mangold in Farbe,<br />

ganz vorn leuchten orange Kürbisse.<br />

„Das Paradies auf Erden“<br />

also nannten die Mönche das.<br />

Nicht unbedingt paradiesisch,<br />

aber doch sehr beeindruckend ist<br />

ein Besuch des Konversenhauses.<br />

Es ist das besterhaltene Gebäude<br />

im Gelände. Dabei hat das einstige<br />

Refektorium zeitweise als Kuhstall<br />

gedient, der Bibliothekssaal im<br />

Obergeschoss war als Kornspeicher<br />

zweckentfremdet worden. Sorgfältig<br />

restauriert, ist jetzt der Ursprung<br />

wieder eindrücklich. Wer<br />

jemals einen Mittelalterroman gelesen<br />

hat, in dem Mönche eine Rolle<br />

spielen, wird auch gedanklich in<br />

Vom 5. bis 8. November fi ndet das<br />

27. Internationale Pantomimefestival<br />

Dresden statt. Gäste aus sechs<br />

europäischen Ländern und den<br />

USA haben sich angekündigt und<br />

laden zu spannenden Vorstellungen<br />

in zwei Spielstätten – in die Mimenbühne<br />

im Theater wechselbad<br />

und das Theaterhaus Rudi.<br />

Begleitend zum Festival starten<br />

die Organisatoren einen Aufruf an<br />

die <strong>Dresdner</strong>. Unter der Überschrift<br />

„Jeder <strong>Dresdner</strong> ist ein Mime“<br />

wollen sie gemeinsam mit dem<br />

Fotolabor PixelFotoExpress eine<br />

„mimische Fotowand“ mit Motiven<br />

Die „Gang“ der braven Jungs<br />

Wenn sich Jugendkriminalität als Abenteuerromantik verkleidet<br />

schluss, Sandsack und Tischfußball<br />

ausgestattet ist. Wie sie das bezahlen,<br />

bleibt unklar, denn ihre Delikte<br />

vermasseln sie mitleiderregend.<br />

Zudem bieten die „Rox“ den anderen<br />

Banden nicht die Stirn. Dass<br />

die Gang nicht so hart ist, wie ihr<br />

Anführer bemüht vorgibt, wird an<br />

Flo deutlich, der angesichts einer<br />

Pistole Gewissensbisse bekommt<br />

und lieber zum Buch greift, als<br />

mit den Freunden zu feiern. In der<br />

unsauberen Charakterentwicklung<br />

zeigen sich Regie- und Drehbuchmängel,<br />

ebenso in Konfl ikten, die<br />

sprunghaft auftreten oder plötzlich<br />

verschwinden.<br />

Der Film richtet sich vor allem<br />

an junges Publikum, das über die<br />

Foto: PR<br />

solch einem Refektorium gewesen<br />

sein – dem Speisesaal der Mönche.<br />

In Altzella war dieser sogar heizbar.<br />

Vier graue Steinsäulen tragen eine<br />

wuchtige weiße gewölbte Decke,<br />

durch schmale hohe Fenster dringt<br />

spärliches Licht. Am Ende des riesigen<br />

Raumes wendelt sich eine<br />

breite Treppe ins Obergeschoss.<br />

Dort sind die Fenster größer – die<br />

einstigen romanischen Öffnungen<br />

wurden durch spätgotische Vorhangbogenfenster<br />

ersetzt. Die<br />

Holzbalkendecke schafft Wohnlichkeit,<br />

in Vitrinen wird auf das<br />

hingewiesen, was den Raum einst<br />

ausmachte: Bücher. Zum Erzählfestival<br />

aber standen Bücher im<br />

Schatten des gesprochenen Wortes,<br />

der märchenhaften Erzählungen.<br />

■ Aufruf<br />

„Jeder <strong>Dresdner</strong> ist ein Mime“<br />

Foto: PR<br />

Schwächen hinwegsehen dürfte. Er<br />

folgt der Philosophie, dass es zum<br />

Leben reicht, Regeln zu brechen<br />

und sich zu emanzipieren. Dieses<br />

Thema erscheint fraglich, besonders<br />

da derzeit Diskussionen über<br />

Jugendgewalt hochkochen. Die<br />

Handlung will Jungs ansprechen,<br />

denen sie die Coolness der Regellosigkeit<br />

vorgaukelt, und Mädchen,<br />

für die Jimi B. sein Schauspieltalent<br />

aufblitzen lässt, um vom Kitsch der<br />

vorhersehbaren Liebesgeschichte<br />

abzulenken.<br />

Ihm galt dann auch viel Gekreische<br />

bei der Vorstellung des<br />

Filmes, wenngleich er sich von den<br />

Fragen genervt zeigte, ob man seine<br />

Mütze oder Kette haben dürfte.<br />

<strong>Dresdner</strong> Gesichter gestalten. Dafür<br />

können digitale Fotos mit Gesichtsausdrücken<br />

zwischen komisch und<br />

tragisch bis 28. Oktober per E-Mail<br />

eingereicht werden. Jede Einsendung<br />

wird durch PixelFotoExpress<br />

mit einem Gutschein über die Entwicklung<br />

von zehn Fotos honoriert.<br />

Außerdem kann man Eintrittskarten<br />

für die Mimenbühne gewinnen.<br />

Die Fotowand wird dann zum<br />

Pantomimefestival im November<br />

gezeigt. zen<br />

gesichter@pixelfotoexpress.de<br />

Karten – Telefon: 0351/7961155<br />

Auf die Frage, ob er eine Freundin<br />

habe, machte er mit einem „Nein“<br />

den Fans Hoffnung. Für die Liebe<br />

aber scheint ohnehin kaum Zeit zu<br />

sein, angesichts des dritten Albums,<br />

das er aufnehmen will. „Musik und<br />

Filmemachen gleichen sich in etwa<br />

aus“, sagte er und bewies dies mit<br />

einer Beat-Box-Einlage zum Rap<br />

seines Schauspielkollegen Michael<br />

Keseroglu.<br />

Ob Jimi Blue und die Schauspieler-Crew<br />

des Films „Gangs“<br />

auch in einer Fortsetzung zu sehen<br />

sein werden, entscheiden die Fans,<br />

so der Regisseur. „Derzeit ist nichts<br />

geplant, aber ich könnte es mir<br />

vorstellen.“ Angesichts des Problems<br />

der Jugendgewalt bleibt zu<br />

wünschen, dass eine Fortsetzung<br />

ohne romantische Verklärung von<br />

Kriminalität und Gang-Milieu<br />

auskommt. Willi Hetze<br />

■ Informationen<br />

„Gangs“ Deutschland 2008/09<br />

Im Kino seit 1. Oktober<br />

Regie: Rainer Matsutani<br />

Jimi B. Ochsenknecht (Flo),<br />

Wilson G. Ochsenknecht<br />

(Chris), Emilia Schüle (Sofi e),<br />

Jannis Niewöhner (Jan)

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