Margaret Fullers transnationales Projekt : Selbstbildung, feminine ...
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Self Culture: <strong>Margaret</strong> <strong>Fullers</strong> Bildungskonzept 147<br />
und somit das Werden und Vergehen in der Natur widerspiegelt. 167<br />
Neben dem römischen Schriftsteller, Satiriker und Rhetoriker Apuleius, der<br />
in seiner Darstellung der Isis ein ideales Weiblichkeitsbild schafft, nennt Fuller den<br />
griechischen Schriftsteller Xenophon sowie die Tragiker Euripides und Sophokles<br />
und lobt deren Konzeption der Frauengestalten. Fuller bezeichnet die Figur der<br />
Panthea aus Xenophons Kyropädie als ideale Frauengestalt und erklärt, dass in der<br />
Darstellung der Panthea Xenophon sogar die Frauenfiguren deutscher Schriftsteller<br />
übertreffe:<br />
The Greek Xenophon has not only painted as a sweet picture of the<br />
domestic woman, in his Economics, but in the Cyropedia has given, in<br />
the picture of Panthea, a view of woman which no German picture can<br />
surpass, whether lonely and quiet with veiled lids, the temple of a vestal<br />
loveliness, or with eyes flashing, and hair flowing to the free wind,<br />
cheering on the hero to fight for his God, his country, or whatever<br />
name his duty might bear at the time. This picture I shall copy by and<br />
by. 168<br />
Obwohl Fuller Passagen aus dem Drama Iphigenie in Aulis des Euripides verglichen<br />
mit Xenophons Kyropädie als Ausdruck eines „vulgar Greek sentiment“ bezeichnet,<br />
diskutiert sie in dem Appendix G Euripides’ Konzeption der Iphigenie und preist die<br />
Darstellung von Weiblichkeit in den Werken des griechischen Tragikers. Fuller<br />
behauptet, die Quelle für ihren Appendix G „Euripides. Sophocles“ seien die<br />
Aufzeichnungen von Miranda, eine fiktive Person, die einen der Namen trägt, die<br />
Fuller für sich selbst verwendet. Die Berufung auf eine fiktive Person erlaubt es<br />
Fuller, sich überschwenglich und gefühlvoll über die Frauenfiguren zu äußern, ohne<br />
für die fehlende Distanz kritisiert zu werden:<br />
As many allusions are made in the foregoing pages to characters of<br />
women drawn by the Greek dramatists, which may not be familiar to<br />
the majority of readers, I have borrowed from the papers of Miranda,<br />
some notes upon them. I trust the girlish tone of apostrophizing<br />
rapture may be excused. Miranda was very young at the time of writing,<br />
compared with her present mental age. Now, she would express the<br />
same feelings, but in a worthier garb – if she expressed them at all. 169<br />
Iphigenie, Antigone, Makaria, Kassandra und Hecuba illustrieren das edle Bild der<br />
Frau, das die griechischen Tragiker entwerfen und das den amerikanischen<br />
Dichtern ein Vorbild sein sollte. Miranda, die sich mit den Frauenfiguren<br />
identifiziert, betont den Gegensatz zwischen den griechischen Frauenfiguren und<br />
der amerikanischen Frau im 19. Jahrhundert. Sie zeigt, dass jede Frau Eigenschaften<br />
einer Iphigenie und Antigone in sich trage und in der Lage sei, sich zu<br />
167 Vgl. HARDING, Frauen-Mysterien, 156-158.<br />
168 FULLER, Woman in the Nineteenth Century, 34-35. Fuller zitiert Passagen aus Cyropaedia, die<br />
Xenophons humanes Ideal verdeutlichen und die Figur der Panthea charakterisieren. Vgl.<br />
FULLER, Woman in the Nineteenth Century, 50-52.<br />
169 FULLER, Woman in the Nineteenth Century, 123.