Margaret Fullers transnationales Projekt : Selbstbildung, feminine ...
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Self Culture: <strong>Margaret</strong> <strong>Fullers</strong> Bildungskonzept 151<br />
schafft Goethe in der Literatur ideale Frauengestalten. 181 Die Besprechung von<br />
Goethes Frauenfiguren kann in Woman in the Nineteenth Century insofern als<br />
Kernpassage des Texts aufgefasst werden, als die weiblichen Gestalten durch<br />
zentrale Charakteristika mit anderen zentralen Figuren verbunden sind und <strong>Fullers</strong><br />
Konzeption von Weiblichkeit illustrieren. Ferner bringt die Darstellung der<br />
Figuren, die unterschiedliche weibliche Eigenschaften verkörpern, die Vielschichtigkeit<br />
des Goethe’schen Frauenbildes zum Ausdruck. Als ideale weibliche Eigenschaften<br />
nennt <strong>Margaret</strong> Fuller Jungfräulichkeit, Unabhängigkeit, Stärke, Reinheit,<br />
Weisheit und Kreativität und veranschaulicht anhand der unterschiedlichen Frauenfiguren,<br />
dass es sich hierbei um universale weibliche Eigenschaften handelt, die das<br />
Bild der Frau in den einzelnen Epochen prägten.<br />
Die erlösende Kraft der Frau ist eine zentrale weibliche Eigenschaft, die in<br />
<strong>Fullers</strong> Galerie von idealen Frauengestalten Goethes Gretchen verkörpert:<br />
In Faust, we see the redeeming power, which at present, upholds<br />
woman, while waiting for a better day, in <strong>Margaret</strong>. The lovely little girl,<br />
pure in instinct, ignorant in mind, is misled and profaned by man<br />
abusing her confidence. [...] In the second part, the intellectual man,<br />
after all his manifold strivings, owes to the interposition of her whom<br />
he had betrayed his salvation. She intercedes, this time herself a<br />
glorified spirit, with the Mater Gloriosa. 182<br />
Neben Gretchen verfügt laut Fuller die Gestalt der Eurydike über diese Kraft:<br />
Fuller verändert die Orpheus Sage entscheidend, wenn sie Eurydike zur Retterin<br />
ihres Gemahles Orpheus erklärt und ausruft: „[T]he time is come when Eurydice is<br />
to call for an Orpheus, rather than Orpheus for Eurydice.“ 183 Anstelle einer<br />
passiven und stummen Eurydike entwirft Fuller das Bild einer Frau, die durch ihre<br />
Aktivität glänzt und den Mann vor der Unterwelt rettet. Fuller sieht in Orpheus’<br />
Unvermögen, die Frau zu retten, ein Beispiel männlicher Schwäche. Dieses<br />
Versagen des Mannes ist für Fuller ein Indiz dafür, dass die Rollen umzukehren<br />
sind und der Frau die Rolle der Retterin zuzuweisen ist. 184 Die Figur des unschuldigen<br />
hilflosen Gretchen zeigt, dass die Frau die Rolle der Retterin einnehmen und<br />
den Mann vom Bösen befreien kann. Eine weitere Form weiblicher Stärke verkörpert<br />
Goethes Figur der Iphigenie, die mit der Jungfrau Maria und den Göttinnen<br />
181 Über Swedenborgs Frauenbild heißt es in Woman in the Nineteenth Century: „His idea of<br />
woman is sufficiently large and noble to interpose no obstacle to her process. [...] Man and<br />
woman share an angelic ministry, the union is from one to one, permanent and pure.“<br />
Fouriers Bild der Frau wird von Fuller folgendermaßen beschrieben: „As apostle of the<br />
new order, of the social fabric that is to rise from love, and supersede the old that was<br />
based on strife, Charles Fourier comes next, expressing, in an outward order, many facts of<br />
which Swedenborg saw the secret springs. [...] He, too, places woman on an entire equality<br />
with man[.]“ FULLER, Woman in the Nineteenth Century, 72-73.<br />
182 FULLER, Woman in the Nineteenth Century, 74-75.<br />
183 FULLER, Woman in the Nineteenth Century, 12.<br />
184 Vgl. STEELE, „<strong>Margaret</strong> Fuller’s Rhetoric of Transformation“, 283.