Margaret Fullers transnationales Projekt : Selbstbildung, feminine ...
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Freundschaftskult<br />
Frühlingsblumen treu<br />
Kommen zurück aufs neu<br />
Nicht so der Liebe Glück<br />
Ach es kommt nicht zurück<br />
Schön doch nicht treu. 100<br />
In dem Brief lobt <strong>Margaret</strong> Fuller dieses Gedicht und betont, dass sie mit Karoline<br />
fühle und sie bewundere: „The exquisite little poem by Gunderode read aloud two<br />
or three times that you may catch the music; it is of most sweet mystery. She is to<br />
me dear and admirable; Bettine only interesting. She is of religious grace. Bettine of<br />
fullness of nature.“ 101<br />
3. Zwei Freundschaftskonzepte<br />
Vergleicht man das Bild das <strong>Margaret</strong> Fuller von weiblicher Unabhängigkeit und<br />
Autonomie in den Blumenstücken „The Magnolia of Lake Pontchartrain“ und<br />
„The Columbines“ entwirft, mit dem Ideal partnerschaftlicher Nähe in ihren<br />
Freundschaftsgedichten, wird die Komplexität ihres Identitätsmodells deutlich.<br />
Zum einen fordert Fuller in „The Magnolia of Lake Pontchartrain“ und in Woman<br />
in the Nineteenth Century die Selbständigkeit und Unabhängigkeit der Frau, zum<br />
anderen bringt sie zum Ausdruck, dass das Ich in völliger Isolation leiden müsse, da<br />
es ein grundlegendes menschliches Bedürfnis sei, sich anderen Menschen<br />
mitzuteilen. Die gleichgeschlechtliche freundschaftliche Beziehung ermögliche es<br />
der Frau, außerhalb der männlichen Welt Erfüllung in einer Partnerschaft zu finden<br />
und ein eigenes Leben zu gestalten. Obwohl Fuller die selbstgewählte Einsamkeit<br />
der Magnolia und der Columbine als einen positiven Zustand beschreibt, erkennt<br />
sie die diesem Lebenskonzept innewohnende Problematik und thematisiert in ihren<br />
Freundschaftsgedichten das Leiden an der Einsamkeit. Während es sich bei den<br />
Figuren in den Blumenstücken um Elemente aus der Pflanzenwelt handelt, die das<br />
weibliche Selbst repräsentieren, verleiht Fuller in den Freundschaftsgedichten ihren<br />
eigenen Empfindungen Ausdruck und beschreibt die Bedeutung des Partners für<br />
Entwicklung des Ichs.<br />
<strong>Margaret</strong> Fuller kritisiert Emersons begrenztes Freundschaftsbild, das<br />
keinen Raum für verschiedene Formen der Freundschaft lasse und dem Freund<br />
keine Schwächen zugestehe. In einem Brief an William Henry Channing äußert sich<br />
Fuller kritisch über Emersons Auffassung von Freundschaft und erläutert ihren<br />
eigenen Standpunkt:<br />
The more I think of it, the more deeply do I feel the imperfection of<br />
your view of friendship which is the same as Waldo E. takes[.] It is very<br />
noble but not enough for our manifold nature. Our friends should be<br />
our incentives to Right, but not our guiding but our prophetic stars. To<br />
100 MSAm 1450 (27). Vgl. VON ARNIM, Die Günderode, 207.<br />
101 MSAm 1450 (27).