Ausgabe 1/2008 - Volkssolidarität Bundesverband e.V.
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Vereine wie die „Tafel“ helfen Bedürftigen mit Lebensmittelspenden – der Bedarf wächst<br />
Foto: Dresdner Tafel e. V.<br />
Verfügung. Für Kinder werden pauschal<br />
60 Prozent des Regelsatzes berechnet,<br />
für Jugendliche ab 14 Jahren<br />
80 Prozent. Das sind 2,57 Euro bzw.<br />
3,42 Euro für Nahrung und Getränke<br />
pro Tag und Kind. Das Forschungsinstitut<br />
für Kinderernährung (FKE)<br />
der Universität Bonn hat in einer 2007<br />
veröffentlichten Studie festgestellt,<br />
dass mit diesem Betrag eine ausgewogene<br />
Ernährung bei Kindern und<br />
Jugendlichen praktisch unmöglich ist.<br />
Selbst wer nur beim Discounter einkauft,<br />
so die Wissenschaftler des FKE,<br />
müsse im Schnitt täglich 4,68 Euro zur<br />
Verfügung haben, um den Appetit eines<br />
Teenagers stillen zu können.<br />
zunehmende armut<br />
Falsch oder einseitig ernährte Kinder<br />
und Jugendliche leiden häufig unter<br />
Konzentrationsschwierigkeiten und<br />
Leistungsdefiziten. Das Ausbrechen<br />
aus der Armutsspirale wird erschwert.<br />
Und auch hier: Kinder aus niedrigen<br />
sozialen Schichten leiden zwei- bis<br />
dreimal so häufig an Fettleibigkeit wie<br />
Altersgenossen aus besser situierten<br />
Familien.<br />
Wenig Geld zum Leben zur Verfügung<br />
zu haben gehört allerdings nicht nur<br />
zum Alltag von Sozialhilfeempfängern.<br />
Arm trotz Arbeit ist auch in der Bundesrepublik<br />
weit verbreitet. Laut einer<br />
Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen<br />
Institutes (WSI) hat in<br />
Deutschland rund ein Drittel (32 Prozent)<br />
aller Vollzeitbeschäftigten eine<br />
Anstellung im Niedriglohnbereich –<br />
und verdient somit weniger als 75 Prozent<br />
des durchschnittlichen Bruttolohnes.<br />
2,5 Millionen dieser Beschäftigten<br />
haben ein Einkommen, das sogar unterhalb<br />
der 50-Prozent-Grenze liegt.<br />
Sie leben trotz Arbeit in Armut.<br />
Hinzu kommt, dass in Deutschland<br />
die realen Nettolöhne ungeachtet<br />
des wirtschaftlichen Aufschwungs<br />
von 2004 bis 2007 sogar um 3,5<br />
Prozent gesunken sind. Die Verbesserung<br />
der Einkommenssituation,<br />
Mindestlöhne und das<br />
Anheben des Hartz-IV-Regelsatzes<br />
könnten als Teil eines<br />
Maßnahmenkataloges Verbesserungen<br />
bringen.<br />
Um in einem Land wie<br />
der Bundesrepublik allen<br />
die Chance zu bieten,<br />
sich gesund und<br />
bewusst zu ernähren,<br />
reichen natürlich Einkommensverbesserungen<br />
alleine nicht aus.<br />
iM BlickPunkt<br />
Es müsste ebenso in Bildung und Aufklärung<br />
investiert werden. Deshalb<br />
haben die Bundesministerien für Gesundheit<br />
bzw. Verbraucherschutz im<br />
Sommer 2007 den Aktionsplan „Gesunde<br />
Ernährung und Bewegung –<br />
Schlüssel für mehr Lebensqualität“ ins<br />
Leben gerufen.<br />
Die öffentliche Hand soll eine Vorbildfunktion<br />
übernehmen, Information<br />
und Bildung müssten verbessert<br />
sowie wissenschaftliche Forschung<br />
intensiviert und unterstützt werden,<br />
um die Deutschen langfristig auf dem<br />
Weg zu einer schlankeren Linie zu unterstützen.<br />
Bis zum Jahr 2020 will die<br />
Bundesregierung mit dem Nationalen<br />
Aktionsplan Fortschritte erzielen – wie<br />
sie sich das konkret vorstellt, wird sich<br />
im Sommer zeigen. Dann stellt sie als<br />
zweiten Schritt einen Maßnahmenkatalog<br />
vor. Franziska Walt<br />
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