Bewältigung von Personalentlassungen durch Gestaltung ... - EconBiz
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Betroffenen i.d.R. günstiger (vgl. hierzu ausführlicher Kirsch u.a. 2000, S. 69). Den<br />
Arbeitnehmern erscheint es attraktiver eine Verlängerung ihres Beschäftigungsverhältnisses<br />
über die Kündigungsfrist hinaus zu erhalten, was mit Strukturkurzarbeitergeld<br />
realisiert werden kann, als an Fördermaßnahmen teilnehmen zu können.<br />
Denn dies ist für die meisten Arbeitnehmer ungewohnt und der Erfolg der Maßnahmen<br />
ist - auch aufgrund der bisher wenig gesicherten Daten - unbekannt. Daß sich die<br />
Zuschüsse zu Sozialplanmaßnahmen ebenfalls als Leistung zur Sicherstellung des<br />
Lebensunterhalts der Arbeitnehmer (vgl. BfA 31.10.97, 254.1.1, Abs. 2, S. 3) in Form<br />
eines sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisses nutzen lassen, geht nicht<br />
aus dem Gesetzestext hervor. All dieses ist u.a. mit ursächlich dafür, daß die Zuschüsse<br />
zu Sozialplanmaßnahmen in einem so geringem Umfang zum Einsatz kommen. 56<br />
3.4.2 Österreich - Arbeitsstiftungen<br />
Entstehungsgeschichte des Instrumentes<br />
Eine meiner Ansicht nach sehr plausible Erklärung, warum und wie das Förderinstrument<br />
Arbeitsstiftung entstand, gibt Seckauer:<br />
Arbeitsstiftungen stellen ein Phänomen des österreichischen Korporatismus dar. Offenbar<br />
gedeihen diese auf dem Boden der österreichischen Sozialpartnerschaft bzw. des<br />
da<strong>durch</strong> zum Ausdruck kommenden Konkordanzklimas besonders gut 57 (vgl. Seckauer<br />
1997, S. 92). In der Konzeption der Arbeitsstiftung spiegelt sich der für den österreichischen<br />
Korporatismus charakteristische Tripartismus aus „Staat, Arbeitgeberverbänden<br />
und Gewerkschaften“ 58 wider (vgl. Gerlich 1985, S. 112, zit. nach Seckauer<br />
1997, S. 93). Dieses System basiert vor allem auf dem historischen Kompromiß<br />
zwischen Kapital und Arbeit und der da<strong>durch</strong> ermöglichten wirtschafts- und sozialpolitischen<br />
Steuerung an gesamtwirtschaftlichen Zielen orientierte Koordination der<br />
Interessenverbände (vgl. Lehmbruch 1985, S. 88, zit. nach Seckauer 1997, S. 93 und<br />
56 Eine sehr gute und weitaus ausführlichere Argumentation der Beziehung zwischen strukturbedingter<br />
Kurzarbeit und Zuschüssen zu Sozialplanmaßnahmen ist im Kapitel 6 des zweiten Zwischenberichts der<br />
Begleitforschung zu den Zuschüssen zu Sozialplanmaßnahmen nach §§ 254ff. SGB III nachzulesen<br />
(vgl. Kirsch u.a. 2000, S. 65-72). Die wenigen Ausführungen, die in dieser Arbeit hierzu gemacht<br />
werden, genügen, da die Konkurrenzbeziehung in den beiden deutschen exemplarischen Fallstudien<br />
nicht zum Tragen kam. Bei dem Betrieb Müller handelte es sich um ein insolvent gewordenes<br />
Unternehmen. In solchen Fällen sind Zuschüsse zu Sozialplanmaßnahmen ohnehin das einzige Förderinstrument,<br />
das zur Diskussion steht. Beim Unternehmen Bündel kam es auch zu keiner arbeitsmarktpolitisch<br />
bedenklichen Anwendung des Förderinstruments strukturbedingte Kurzarbeit, weil vom<br />
ersten Tag an Qualifizierungsmaßnahmen <strong>durch</strong>geführt wurden.<br />
57 Österreich gilt allgemein als „das klassische Beispiel eines korporatistischen Systems“ (Gerlich u.a.<br />
1985, S. 9, zit. nach Seckauer 1998, S. 136f.), dessen herausragendes Kennzeichen die „Domestikation<br />
des Konflikts“ (Seckauer 1998, S. 137) ist. Vor allem solcher Konflikte, die aus dem Interessengegensatz<br />
<strong>von</strong> Kapital und Arbeit entstehen, wie z.B. Lohn- und Preisfragen, aber auch Betriebsschließungen<br />
bzw. Massenentlassungen (vgl. Seckauer 1998, S. 137).<br />
58 Um eine Arbeitsstiftung einzurichten, müssen sowohl die betrieblichen als auch die überbetrieblichen<br />
kollektivvertragsfähigen Sozialpartner (vgl. § 18 Abs. 6, Satz a AlVG) diesem Unterfangen zustimmen.<br />
Des weiteren ist die öffentliche Hand (AMS) in den Gründungsprozeß und bei der Durchführung der<br />
Transfermaßnahmen mit einbezogen. Z.T. sind Gebietskörperschaften (Bund, Länder, Gemeinden) mit<br />
eingebunden.<br />
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