Neue Perspektiven: Ihre Ideen werden Wirklichkeit - hafen ...
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Einzelpreis € 5,00 Österreich € 5,80 Schweiz sfr 8,50<br />
Unternehmensmagazin der Osthannoversche Eisenbahnen AG – 3.Jahrgang / Februar 2007<br />
Kombinierter<br />
Güterverkehr<br />
Aktuelle Trends und Techniken<br />
Special<br />
Finanzierung, Miete<br />
und Leasing<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007<br />
Im Interview<br />
Christoph Seidelmann<br />
Studiengesellschaft für den<br />
kombinierten Verkehr e.V.
Partner für anspruchsvolle<br />
Projekte im Kombi-Verkehr<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007<br />
Tuchschmid Constructa AG<br />
CH-8501 Frauenfeld<br />
Telefon +41 52 728 8111<br />
www.tuchschmid.ch<br />
ACTS Abroll-Container-Transport-System
Inhalt: Seite:<br />
Titel: 4<br />
Trends und Techniken<br />
im Kombinierten<br />
Güterverkehr<br />
Nachrichten:<br />
On Rail 9<br />
EBA 9<br />
Workshop des VDEI 13<br />
Dr. D. Wehrhahn 21<br />
<strong>Neue</strong> DIN- 27<br />
Vorschriften<br />
Interview: 10<br />
Christoph Seidelmann,<br />
Studiengesellschaft für<br />
den kombinierten<br />
Verkehr e.V.<br />
Special: 14<br />
Leasing, Finanzierung<br />
und Vermietung im<br />
Schienengüterverkehr<br />
Unternehmen: 18<br />
TIM-Logistik:<br />
Kompetenz, die sich<br />
auszahlt<br />
Unternehmen: 22<br />
Bombardier<br />
Transportation:<br />
Tradition mit Zukunft<br />
Geschichte(n): 28<br />
Samba im Zug<br />
Das Letzte: 30<br />
Vorschau auf April/2007<br />
Impressum<br />
Comic<br />
Titelfoto:<br />
K.-D. Tröger<br />
Klimaschutz duldet keinen Aufschub<br />
Den LKW auf<br />
die Schiene<br />
holen!<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
Das vergangene Jahr ist für die<br />
Bahnbranche überaus erfolgreich<br />
verlaufen: Die InnoTrans<br />
erzielte wieder<br />
einmal Besucherrekorde,<br />
und mit<br />
einer Steigerung<br />
der Verkehrsleistung<br />
im Schienengüterverkehr<br />
um 10,5 Prozent<br />
gelang es, den positiven Trend<br />
des Vorjahres auf hohem Niveau<br />
fortzusetzen. Aber Zeit, sich auf<br />
solchen Lorbeeren auszuruhen,<br />
bleibt keine, denn die kürzlich<br />
veröffentlichten Zahlen zur Verkehrsentwicklung<br />
in Deutschland<br />
sprechen eine klare Sprache:<br />
Um etwa 70 Prozent soll der<br />
Straßengüterverkehr nach Einschätzung<br />
des Bundesministeriums<br />
für Wirtschaft und Technologie<br />
bis zum Jahr 2015 wachsen.<br />
Eine Zahl, die ich mir nicht nur<br />
Der Straßengüterverkehr<br />
soll bis 2015 um<br />
70 Prozent wachsen!<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007<br />
als Vorstand eines EVU, sondern<br />
auch als Bürger dieses Landes<br />
lieber nicht vorstellen möchte.<br />
Sicher, der Lastkraftwagen kann<br />
in vielen Bereichen flexibler<br />
auf die Bedürfnisse von Wirtschaft<br />
und Kunden reagieren als<br />
andere Verkehrsträger. Doch ich<br />
frage mich vor dem Hintergrund<br />
der beunruhigenden Ergebnisse<br />
des UN-Klimaforschungsberichts,<br />
ob wir es uns als Gesellschaft<br />
noch leisten können, dass<br />
täglich Tausende von Containern<br />
per LKW durch ganz Europa<br />
„kutschiert“ <strong>werden</strong>. Von Umweltschäden<br />
und der Verantwortung<br />
für unsere Kinder einmal<br />
ganz abgesehen.<br />
Wir müssen uns für unsere Zukunft<br />
anstrengen. Den LKW<br />
einfach nur zu bekämpfen, ist<br />
sicherlich der falsche Weg. Stattdessen<br />
sollten wir versuchen, die<br />
Vorteile der unterschiedlichen<br />
Verkehrsträger klug zu nutzen.<br />
Wir brauchen kei-<br />
ne „Mega-Liner“,<br />
sondern technisch<br />
ausgereifte<br />
Lösungen, um<br />
den LKW auf die<br />
Schiene zu holen. Unser Titelthema<br />
zum Kombinierten Güterverkehr<br />
stellt hierzu aktuelle Trends<br />
und Lösungen vor. Ich wünsche<br />
Ihnen viel Spaß beim Lesen dieser<br />
Ausgabe!<br />
Herzlichst Ihr<br />
Dr. Jens Jahnke<br />
Vorsitzender des Vorstandes<br />
Editorial<br />
3
4<br />
Seit November 2003 im Einsatz: rollende Landstraße mit dem Modalohr-System auf der Strecke<br />
Aiton/Bourgneuf–Orbassano/Turin. Foto: Modalohr<br />
Bestandsaufnahme<br />
Trends und Techniken im Kombinierten Güterverkehr<br />
Die Zahlen zur Verkehrsentwicklung<br />
in Deutschland sprechen<br />
eine klare Sprache: Um<br />
etwa 70 % soll der Straßengüterverkehr<br />
nach Einschätzung<br />
des Bundesministeriums für<br />
Wirtschaft und Technologie bis<br />
zum Jahr 2015 wachsen.<br />
Ein Horrorszenario nicht nur für<br />
Umweltschützer, das durch den<br />
erwarteten Anstieg des LKW-Verkehrs<br />
im Zuge der jüngsten EU-<br />
Erweiterung noch an Bedeutung<br />
gewinnt! Dass der LKW in vielen<br />
Bereichen flexibler auf die Bedürfnisse<br />
der Wirtschaft reagieren<br />
kann als andere Verkehrsträger,<br />
ist unbestritten. Ebenso klar ist<br />
jedoch, dass die volkswirtschaftlichen<br />
Kosten, die durch Staus und<br />
die ökologische Verkehrsbelastung<br />
entstehen, schon jetzt nicht<br />
mehr tragbar sind. Die schwindenden<br />
Ressourcen fossiler<br />
Brennstoffe, die nach Einschätzung<br />
des US-Zukunftsforschers<br />
Dennis Meadows schon innerhalb<br />
der nächsten zwanzig Jahre zu<br />
Rationierungen bei der Kraftstoff-<br />
Zuteilung führen <strong>werden</strong>, machen<br />
deutlich, wie dringlich die Suche<br />
nach einer Alternative zum jetzigen<br />
System ist. Der Kombinierte<br />
Güterverkehr wird hierbei eine<br />
entscheidende Rolle spielen.<br />
Von der Idee her ist das Zusammenspiel<br />
zwischen verschiedenen<br />
Transportmitteln, bei denen<br />
Container, Wechselbehälter,<br />
Sattelanhänger oder komplette<br />
LKWs einen Teil ihres Weges auf<br />
der Schiene oder Wasserstraße<br />
zurücklegen, nichts <strong>Neue</strong>s. Bereits<br />
in den 60er Jahren wurden<br />
mit der Bahn komplette LKW-Sat-<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007<br />
telanhänger befördert. Damals<br />
noch vor dem Hintergrund des<br />
schlecht ausgebauten Straßennetzes<br />
und der, im Vergleich zu<br />
heutigen Fahrzeugen, geringeren<br />
Reisegeschwindigkeit der LKWs.<br />
Heute, mit dem Aufkommen der<br />
Just-in-Time-Produktion und der<br />
Verlagerung des Stückgutverkehrs<br />
auf die Straße, sind es vor<br />
allem große Entfernungen von<br />
über 400 km, Sicherheitsaspekte<br />
(beispielsweise beim Gefahrgutversand)<br />
oder die Nachfrage nach<br />
Massengüterverkehrsleistungen,<br />
die für den Bahn- oder Schiffstransport<br />
sprechen. Eine Studie<br />
der Logistikexperten von Trans-<br />
Care kommt zu dem Schluss,<br />
dass man in Deutschland und<br />
Frankreich mit preislichen Mitteln<br />
oder Qualitätsverbesserungen<br />
theoretisch schon jetzt etwa 32,3
Prozent des Straßengüterverkehrs<br />
auf die Schiene verlagern<br />
könnte. Bezieht man aber weitere<br />
Faktoren, beispielsweise die<br />
Transportentfernungen ein, reduziert<br />
sich das Ergebnis auf 4,1<br />
Prozent.<br />
Rund 35 % dieser Menge sind<br />
laut TransCare aufgrund des fehlenden<br />
wirtschaftlichen Zugangs<br />
zum Kombinierten Güterverkehr<br />
derzeit nicht verlagerbar, für weitere<br />
25 % fehle das benötigte Zeitfenster<br />
im Schienentransport und<br />
bei gut 10 % scheitere das Vorhaben<br />
an der fehlenden Infrastruktur<br />
(z.B. Zwischenabladestellen).<br />
Es gibt also viel zu tun, damit sich<br />
die optimistischen Schätzungen<br />
bewahrheiten, die innerhalb der<br />
nächsten 15 Jahre gut ein Viertel<br />
(!) des gesamten Straßengüterverkehrs<br />
auf die Schiene bringen<br />
wollen!<br />
Herausforderungen und<br />
Hindernisse<br />
Um den Anteil des Kombinierten<br />
Güterverkehrs signifikant zu steigern,<br />
müssen im Wesentlichen<br />
vier Hemmnisse beseitigt <strong>werden</strong>.<br />
Problem Nummer eins: Der<br />
Transport auf der Schiene ist gemessen<br />
an den Anforderungen<br />
von Handel und Logistik<br />
zu langsam.<br />
Während die Systemgeschwindigkeit<br />
eines Schienengütertransportes<br />
im<br />
Einzelwagenverkehr<br />
aufgrund der erforderlichenRangiervorgänge<br />
und Zwischenstopps<br />
nach<br />
U n t e r s u c h u n g e n<br />
des Zentrums für<br />
Verkehr der TU<br />
Braunschweig weniger<br />
als 10 km/h<br />
beträgt, kommt der<br />
LKW-Transport auf<br />
etwa 50 km/h.<br />
Problem Nummer<br />
zwei: Aus Kostengründen<br />
wurde die Zahl der Güterbahnhöfe,<br />
Rangierbahnhöfe<br />
und ihre Infrastruktur inzwischen<br />
so sehr reduziert, dass der Schienengüterverkehr<br />
vielerorts nicht<br />
mehr möglich ist. Eine Wiederaufnahme<br />
wäre aufgrund der Neubebauung<br />
der Grundstücke nicht<br />
ohne Weiteres möglich.<br />
Viele Trassen sind technisch<br />
veraltet, es fehlt an Gleisen, Umschlagmöglichkeiten<br />
und Perso-<br />
Über Preis<br />
verlagerbares<br />
Volumen<br />
Fehlende/<br />
schlechte<br />
Angebotsqualität<br />
Wirtschaftlich nicht vertretbarer<br />
Zugang zum KV<br />
Zu geringe Transportentfernung<br />
Nicht schienenfähiger Anteil (Expertenbefragung)<br />
nal. Größtes Hindernis bei der<br />
Beschleunigung und Vereinfachung<br />
des Kombinierten Güterverkehrs<br />
ist jedoch die mangelhafte<br />
bzw. nicht kompatible<br />
technische Ausrüstung, vor allem<br />
die unterschiedlichen Zugsicherungssysteme<br />
im europäischen<br />
Bahnverkehr.<br />
Geradezu unglaublich erscheint<br />
vor dem Hintergrund des technisch<br />
Machbaren das völlig<br />
Bewährte Technik aus der Schweiz: das Abroll-Container-Transport-System von Tuchschmid,<br />
ein kostengünstiges System für den Umschlag von Containern und Wechselbrücken.<br />
Foto: Tuchschmid Constructa<br />
Titel<br />
Gesamtvolumen Straßengüterverkehr (nach Gütergruppen)<br />
Laut TransCare ließe sich derzeit nur ein geringer Teil<br />
des Straßengüterverkehrs auf den Kombinierten Verkehr<br />
verlagern. Quelle: TransCare, Wiesbaden<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007 5
6<br />
Titel<br />
unzureichende Ladungsverfolgungssystem<br />
im Schienengütertransport,<br />
das dem Spediteur keine<br />
verbindliche Aussage darüber<br />
gibt, wo sich sein zu transportierendes<br />
Gut gegenwärtig befindet<br />
und wann mit seiner Ankunft gerechnet<br />
<strong>werden</strong> kann.<br />
Vom Nischenprodukt zum<br />
Erfolgsmodell?<br />
Ungeachtet der dargestellten<br />
Probleme hat der Kombinierte<br />
Verkehr mittelfristig ein enormes<br />
Wachstumspotenzial. Schon jetzt<br />
gibt es eine Vielzahl Erfolg versprechender<br />
Ansätze, um die Arbeitsteilung<br />
zwischen Straße und<br />
Schiene zu perfektionieren. Fördermaßnahmen<br />
wie die Erleichterungen<br />
bei der Kfz-Steuer und<br />
die Zulassung von 44-Tonnen-<br />
Fahrzeugen im Vor- und Nachlauf<br />
des Kombinierten Verkehrs<br />
sind als kurzfristige Hilfe sinnvoll,<br />
weil sie auf die bestehende Infrastruktur<br />
zurückgreifen, reichen jedoch<br />
mittelfristig nicht aus. <strong>Neue</strong><br />
Impulse verspricht die aktuelle<br />
Forschungsinitiative des Bundesministeriums<br />
für Wirtschaft und<br />
Technologie zum Bereich „Intelligente<br />
Logistik im Güter- und Wirtschaftsverkehr“,<br />
zu der 112 Projektskizzen<br />
eingereicht wurden.<br />
CargoMover:<br />
fahrerlos zum Ziel<br />
Eine seit 1996 laufend verbesserte<br />
Entwicklung, mit der man<br />
selbst kleinste Transporteinheiten<br />
kostengünstig auf dem Schienennetz<br />
bewegen könnte, ist der<br />
gemeinsam von der RWTH Aachen<br />
und der TU Braunschweig<br />
konstruierte CargoMover. Für<br />
den fahrerlosen Einzelwagen, der<br />
sich GPS-gestützt und mit Hilfe<br />
zahlreicher Sensoren selbstständig<br />
im Gleisnetz fortbewegt,<br />
läuft derzeit die eisenbahntechnische<br />
Zulassungsprüfung. Vom<br />
technischen Standpunkt könnte<br />
er ohne Weiteres schon jetzt im<br />
Werkverkehr oder dem abge-<br />
schlossenen Netz eines lokalen<br />
Betreibers verwendet <strong>werden</strong>. Im<br />
Kombinierten Verkehr erschweren<br />
die weitestgehend zurück-<br />
gebauten Gleisanschlüsse und<br />
Überholgleise den Einsatz. Auch<br />
die Preisgestaltung der Trassenpreise,<br />
die für einen einzelnen<br />
CargoMover ebenso hoch liegen<br />
wie für einen kompletten Güterzug,<br />
ist ein Hindernis. Praktisch<br />
wäre der CargoMover, der bis zu<br />
60 Tonnen Ladung transportiert<br />
und dabei rund 30 % weniger<br />
Kraftstoff als ein LKW verbraucht,<br />
insbesondere für den Stückgutversand.<br />
Da die einzelnen Wagen<br />
durch den Wegfall der sonst<br />
üblichen Rangierzeiten eine Reisegeschwindigkeit<br />
von bis zu 90<br />
km/h erreichen können, stünde<br />
nicht nur ein preiswertes, sondern<br />
sehr schnelles und flexibles Verkehrsmittel<br />
zur Verfügung, das<br />
den LKW auch auf kurzen Strecken<br />
ersetzen könnte.<br />
Wechseltrog-System (WTT):<br />
im Praxistest bewährt<br />
Kosten sparen und mehr Güter<br />
in kürzerer Zeit vom LKW<br />
auf die Schiene oder umgekehrt<br />
verfrachten – dieses Vorhaben<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007<br />
beschäftigte schon mehrfach<br />
die Verkehrsexperten. Während<br />
einige Projekte trotz Erfolg versprechender<br />
Aussichten Ende<br />
der neunziger Jahre eingestellt<br />
wurden, hat das von Gerald<br />
Fasterding am Institut für Verkehrswesen,<br />
Eisenbahnbau und<br />
betrieb der Universität Hannover<br />
erdachte Wechseltrog-System<br />
(WTT) recht gute Zukunftsaussichten.<br />
Das in Deutschland auf<br />
dem CTS Cargo Terminal Soltau<br />
installierte System, 2005 von<br />
Windhoff umgesetzt, soll nach<br />
Abschluss der eisenbahntechnischen<br />
Zulassung ab Mitte 2008<br />
von der Deutsch- Russischen-<br />
Eisenbahnentwicklungsgesellschaft<br />
(DRE) auf der Strecke Soltau–Berlin–Posen–Kaliningrad<br />
eingesetzt <strong>werden</strong>. Die Funktionsweise<br />
der Anlage ist bestechend<br />
einfach: Der Sattelzug<br />
fährt in den parallel zur Schiene<br />
stehenden Wechseltrog, der Auflieger<br />
wird abgekoppelt, die Zugmaschine<br />
fährt aus und der Trog<br />
wird automatisch angehoben<br />
und zum Umladen bereitgestellt.<br />
Nach Ankunft des Zuges wird der<br />
Wechseltrog seitlich aufgeschoben.<br />
Gleichzeitig wird die auf dem<br />
Bis zu 30 % weniger Kraftstoffverbrauch als ein LKW und Reisegeschwindigkeiten<br />
von bis zu 90 km/h soll der CargoMover ermöglichen.<br />
Foto: RWTH Aachen
Ideal für den Einsatz in kleineren Terminals oder Frachtzentren – das<br />
von Gerald Fasterding entwickelte Wechseltrog-System. Foto: WTT<br />
Waggon befindliche Ladung auf<br />
der gegenüberliegenden Seite<br />
des Gleises abgestellt oder direkt<br />
vom LKW übernommen. Der gesamte<br />
Vorgang ist in rund vier Minuten<br />
abgeschlossen, ohne dass<br />
spezielle Transportausrüstungen<br />
für die LKWs erforderlich wären.<br />
Ein ideales System also für den<br />
Einsatz in kleineren Terminals<br />
oder Frachtzentren! Sogar die verschiedenen<br />
Spurweiten in Europa<br />
<strong>werden</strong> durch die universelle Ausbildung<br />
des Trogs berücksichtigt.<br />
Modalohr-Trailer<br />
Transport Systems (MTT):<br />
weiterer Ausbau geplant<br />
Günstigere Preise, ein schnellerer<br />
Transport und mehr Ladekapazität<br />
sind die Argumente,<br />
mit denen auch die Betreiber des<br />
Modalohr-Trailer Transport Systems<br />
(MTT) für den Umstieg von<br />
der Straße auf die Schiene werben.<br />
Das im täglichen Verkehr<br />
zwischen Frankreich und Italien<br />
seit mehreren Jahren bewährte<br />
Konzept basiert auf einem speziellen<br />
Niederflur-Doppelwagen<br />
mit Mittelgelenk, der den Schienentransport<br />
von unspezifischen<br />
Standard-Sattelaufliegern ermög-<br />
licht. Für den Güterumschlag wird<br />
lediglich eine asphaltierte Fläche<br />
mit einer darin eingelassenen<br />
Schiene und den ortsfesten, rein<br />
mechanisch arbeitenden Umschlagvorrichtungen<br />
benötigt. Die<br />
horizontale Verladung erfolgt direkt<br />
mit der LKW-Zugmaschine.<br />
Je nach vorhandenem Platz und<br />
Kapazitätsbedarf ist das MTT-<br />
System sowohl für eine maximale<br />
Umschlagleistung (mit bis zu 80<br />
Sattelaufliegern pro Stunde) als<br />
auch für geringen Flächenbedarf<br />
(mit bis zu 120 Sattelaufliegern<br />
pro Tag) konzipiert. Allerdings<br />
wird der vergleichsweise hohe<br />
Durchsatz durch einen relativ<br />
großen Personalaufwand erkauft,<br />
der die Kostenersparnis im<br />
Vergleich zum Straßenverkehr<br />
reduziert. Ehrgeiziges Ziel ist die<br />
Schaffung eines europäischen<br />
Netzes durch weitere MTT-Linien,<br />
die nach und nach miteinander<br />
verknüpft <strong>werden</strong> sollen. So<br />
ist innerhalb Deutschlands eine<br />
Verbindung von einem der Ostseehäfen<br />
(Lübeck oder Rostock)<br />
in den süd-westlichen Raum nach<br />
Frankfurt/Luxemburg oder in den<br />
Süd-Osten nach Regensburg im<br />
Gespräch.<br />
CargoBeamer AG:<br />
Zukunftsvision mit<br />
Perspektive<br />
Ein vollständiges Geschäftsmodell<br />
bis hin zur Einrichtung eines<br />
zentralen Buchungs-, Informations-<br />
und Abrechnungssystems<br />
will die in Bautzen ansässige Car-<br />
Bis zu 80 Sattelauflieger lassen sich pro Stunde mit Hilfe des Modalohr-<br />
Trailer Transport Systems umschlagen. Foto: Modalohr<br />
Titel<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007 7
8<br />
Titel<br />
CargoBeamer: Für das (vollautomatische) Be- und Entladen eines<br />
ganzen Zuges <strong>werden</strong> weniger als 10 Minuten veranschlagt.<br />
goBeamer AG ihren Kunden aus<br />
Industrie und Handel zur Verfügung<br />
stellen. Ausgehend von der<br />
Überlegung, dass sich derzeit nur<br />
15 % der Gütertransporte von der<br />
Straße auf die Schiene umschlagen<br />
lassen, weil die Masse der<br />
Sattelauflieger nicht kranbar ist,<br />
wurden befahrbare Waggonaufsätze<br />
entwickelt, die universell mit<br />
allen Sattelaufliegern, Containern<br />
und Wechselbrücken genutzt<br />
<strong>werden</strong> können. Der eigentliche<br />
Clou des Umschlagsystems wäre<br />
die vollständige Entkoppelung der<br />
Ladezeiten von LKW und Zug.<br />
Bewahrheiten sich die Prognosen,<br />
so soll sich die Verweildauer<br />
für die LKW-Fahrer im Terminal<br />
auf ca.15 Minuten reduzieren,<br />
da der An- und Abtransport unabhängig<br />
vom Bahnfahrplan erfolgen<br />
könnte. Für das (vollautomatische)<br />
Be- und Entladen eines<br />
kompletten Zuges <strong>werden</strong> sogar<br />
weniger als zehn Minuten veranschlagt.<br />
Interessant ist, dass<br />
sich auch mehrgleisige Terminals<br />
gestalten lassen, die den zeitgleichen<br />
Warenumschlag von Zug zu<br />
Zug ermöglichen würden. Selbst<br />
verschiedene Spurbreiten beim<br />
Foto: CargoBeamer<br />
länderübergreifenden Verkehr<br />
wären somit kein Hindernis.<br />
Insgesamt setzen die Entwickler<br />
auf die Schaffung eines Systems,<br />
das nicht nur zu günstigeren<br />
Transportkosten und einer effektiveren<br />
Ausnutzung der Kapazitäten<br />
führen soll, sondern „die<br />
Prinzipien des Personenverkehrs<br />
auf den Güterverkehr“ übertragen<br />
will. Der LKW wird zum Taxi, das<br />
seine Ware nur noch vom nahe<br />
gelegenen Produktionsstandort<br />
zum Bahn-Terminal befördern<br />
muss. Profitieren würden vor<br />
allem die Speditionen, die mit der<br />
gleichen Anzahl von Zugmaschinen<br />
und Personal einen höheren<br />
Umsatz erzielen könnten.<br />
Nach der Fertigstellung eines<br />
Prototyps (voraussichtlich Ende<br />
2007) und der Aufnahme eines<br />
begrenzten kommerziellen Systembetriebs<br />
ab 2009, soll die neue<br />
Technik Marktreife erlangen. Ein<br />
Bremsschuh sind derzeit noch<br />
die hohen Investitionskosten für<br />
die Errichtung einer Demonstrationsanlage<br />
und eines Prototypbetrieb.<br />
Vorteile ergäben sich jedoch<br />
auch für die Terminalbetreiber,<br />
die Eisenbahngesellschaften und<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007<br />
vor allem für den Endkunden,<br />
so Michael Baier, Vorstand der<br />
CargoBeamer AG: „Die Terminalbetreiber<br />
könnten deutlich mehr<br />
Züge pro Tag abfertigen und vom<br />
stark erhöhten Durchsatz profitieren.<br />
Die Traktionsbetreiber hätten<br />
eine erheblich geringere Verweildauer<br />
ihrer Züge im Terminal und<br />
könnten bei erhöhter Zugfrequenz<br />
eine bessere Auslastung erreichen.<br />
Der Endkunde schließlich<br />
würde vom im Vergleich zur Straße<br />
günstigeren Frachttarif und<br />
dem Wegfall der Folgekosten für<br />
die Instandhaltung der Verkehrswege,<br />
Staus, Unfällen und Umweltbelastung<br />
profitieren“.<br />
Fazit:<br />
Forschungsergebnisse<br />
müssen umgesetzt <strong>werden</strong><br />
Im Wettbewerb mit der Straße<br />
hat der Kombinierte Verkehr nur<br />
dann Chancen, die Transportmenge<br />
entscheidend zu steigern,<br />
wenn technische Unzulänglichkeiten<br />
beseitigt und die Attraktivität<br />
erhöht <strong>werden</strong>. Neben der<br />
europaweiten Einrichtung zentraler<br />
Intermodalterminals, die<br />
eine schnelle und wirtschaftliche<br />
Abwicklung des Warenumschlags<br />
ohne lange Anfahrtswege ermöglichen,<br />
steht die Schaffung<br />
europaweiter Standards für alle<br />
Komponenten des Kombinierten<br />
Verkehrs ganz oben auf der Prioritätenliste.<br />
An guten <strong>Ideen</strong> mangelt<br />
es nicht, doch leider sind viele<br />
Projekte auf dem langen Weg von<br />
der Forschung bis zur Marktreife<br />
auf der Strecke geblieben, weil<br />
bürokratische Hindernisse und<br />
fehlende Investitionsbereitschaft<br />
im Weg standen. Angesichts der<br />
zwingenden Notwendigkeit, einen<br />
Ausweg aus dem drohenden<br />
Verkehrskollaps und seinen kaum<br />
abschätzbaren ökologischen und<br />
ökonomischen Folgen zu finden,<br />
bleibt zu hoffen, dass es letztlich<br />
doch noch gelingt, das allseits<br />
proklamierte Ziel einer Verkehrswende<br />
herbeizuführen.
ON RAIL<br />
<strong>Neue</strong> 4-achsige Flachwagen für Rund- und Schnittholz<br />
Hundertfünfzig 4-achsigeHolztransportwagen<br />
<strong>werden</strong> derzeit bei<br />
On Rail im Kundenauftrag<br />
neu angefertigt.<br />
Ausgerüstet <strong>werden</strong><br />
die Waggons mit einem<br />
EBA<br />
Bundesverdienstkreuz für den Präsidenten<br />
des Eisenbahn-Bundesamtes<br />
Hohe Auszeichnung für<br />
EBA-Präsident<br />
Armin Keppel durch<br />
Bundesverkehrsminister<br />
Tiefensee (r.) Foto: EBA<br />
Technologie und Service<br />
für Motoren und Antriebe<br />
Ansprechpartner: Herr Hans-Gerd Kiewit<br />
FON: +49 (0) 5977 73 - 142<br />
www.a-storm.com<br />
Dem Präsidenten des<br />
Eisenbahn-Bundesamtes<br />
(EBA) Armin<br />
Keppel ist am 17. Januar<br />
das Verdienstkreuz<br />
am Bande<br />
des Verdienstordens<br />
der Bundesrepublik<br />
Deutschland verliehen<br />
worden.<br />
Armin Keppel, Jahrgang<br />
1943, wurde<br />
2003 zum Präsidenten<br />
des EBA<br />
ernannt. Seine berufliche<br />
Karriere begann<br />
er nach dem<br />
Studium des Bauingenieurwesens<br />
an der<br />
Technischen Hochschule<br />
in Darmstadt bei der<br />
Deutschen Bundesbahn.<br />
1978 wechselte er<br />
in die Eisenbahn-Abteilung<br />
des Bundesverkehrsministeriums.<br />
Schwerpunkte seiner<br />
Tätigkeit waren die Realisierung<br />
der beiden<br />
ersten DB-Neubaustrecken<br />
Hannover–<br />
Würzburg und Mannheim–Stuttgart<br />
und die<br />
grundlegende Novel-<br />
B R A N C H E N - T R E F F<br />
BECORIT GmbH<br />
Hersteller von Reibbelägen<br />
Tel: 0049/2361-666-6<br />
Web: www.becorit.de<br />
speziellen, patentierten<br />
Drehrungensystem von<br />
INNOFREIGHT, das mit<br />
einer Rungenhöhe von<br />
2 m und neuartigem<br />
Rungenverschluss den<br />
Transport sowohl von<br />
Rundholz mit Längen<br />
ab 3 m als auch Schnittholz<br />
aller handelsüblichen<br />
Längen ermöglicht.<br />
Diese Kombination,<br />
in Verbindung mit der<br />
hohen Nutzlast von ca.<br />
Hering GmbH & Co. KG<br />
Neuländer 1<br />
Holzhausen<br />
D-57299 Burbach<br />
Fon: +49 2736 27 - 151 • Fax: +49 2736 27 - 140<br />
verkehrsbau@hering-bau.de<br />
www.hering-bau.de<br />
Hering GmbH & Co. KG<br />
Neuländer 1 • Holzhausen<br />
D-57299 Burbach<br />
Fon: +49 2736 27 - 151<br />
Fax: +49 2736 27 - 140<br />
verkehrsbau@hering-bau.de<br />
www.hering-bau.de<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007<br />
Nachrichten<br />
65 t, soll einen hohen<br />
Nutzwert beim Einsatz<br />
der Wagen gewährleisten.<br />
Die Auslieferung<br />
zur langfristigen Ver<br />
mietung erfolgt ab Frühjahr<br />
2007.<br />
lierung der Eisenbahn-<br />
Bau- und Betriebsordnung<br />
(EBO). Von 1991<br />
an arbeitete er in der<br />
Straßenbauabteilung des<br />
Bundesverkehrsministeriums<br />
und übernahm<br />
dort Mitte 1997 die Leitung<br />
des Referats Sonderbauprogramme<br />
im<br />
Straßenbau einschließlich<br />
Finanzierung und<br />
private Betreibermodelle.<br />
Von 1992 bis 1996<br />
war Armin Keppel Gesamtpersonalratsvorsitzender<br />
des BMVBS.<br />
e-mail: info@rawie.de<br />
Internet: www.rawie.de<br />
R i i dd 1 07 03 2006 8 04 01 Uh<br />
9
10<br />
Interview<br />
Interview mit Dipl.-Volkswirt Dr. rer. pol. Christoph Seidelmann,<br />
geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Studiengesellschaft<br />
für den Kombinierten Verkehr e.V.<br />
Kombinierter Verkehr:<br />
Gesteigerte Nachfrage übersteigt das Angebot –<br />
Wachstumsmotor Privatbahnen<br />
OHE EXPRESS: Prognosen<br />
des Bundesverkehrsministeriums<br />
gehen davon aus, dass<br />
der Straßengüterverkehr bis<br />
zum Jahr 2015 um etwa 70 %<br />
wachsen wird. Das entspräche<br />
einer Zunahme der jährlichen<br />
Transportleistung auf etwa 374<br />
bis 422 Milliarden Tonnenkilometer.<br />
Glauben Sie, dass der<br />
Mega-Liner hier tatsächlich Abhilfe<br />
schafft oder noch zusätzliche<br />
Transportleistung von der<br />
Schiene auf die Straße zieht?<br />
Dr. Christoph Seidelmann: Der<br />
Mega-Liner wird einerseits die<br />
Anzahl LKW-Fahrten, die benötigt<br />
<strong>werden</strong>, um das Transportvolumen<br />
zu befördern, vermindern.<br />
Andererseits wird er die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Straße so weit<br />
verbessern, dass zusätzliche Mengen<br />
vom Wagenladungsverkehr<br />
und vom Kombinierten Verkehr<br />
auf die Straße verlagert <strong>werden</strong>.<br />
Wieviel das sein wird, hängt von<br />
den Rahmenbedingungen ab. Die<br />
Verkehrsentlastung dürfte aber<br />
weitgehend durch diese Mehr-<br />
Verkehre kompensiert <strong>werden</strong>.<br />
OHE EXPRESS: 2007 konnte<br />
die Verkehrsleistung im Schienengüterverkehr<br />
um 10,5 % gesteigert<br />
<strong>werden</strong>, mit 106 Milliarden<br />
Tonnenkilometern bleibt<br />
der Anteil trotzdem noch relativ<br />
bescheiden. Glauben Sie, dass<br />
es mit dem Ausbau des Kombi-<br />
nierten Güterverkehrs möglich<br />
sein könnte, bis 2015 nochmals<br />
eine Steigerung um fast 50 %<br />
auf die von der Bundesregierung<br />
anvisierten 148 Milliarden<br />
Tonnenkilometer zu erreichen?<br />
Dr. Christoph Seidelmann: Im<br />
Augenblick haben wir sehr hohe<br />
Steigerungsraten im Kombinierten<br />
Verkehr, allerdings auch<br />
Engpässe bei der Infrastruktur.<br />
Wenn es gelingt, diese Engpässe<br />
zu beseitigen, könnten die ehrgeizigen<br />
Ziele der Bundesregierung<br />
realistisch <strong>werden</strong>.<br />
OHE EXPRESS: Während in<br />
Deutschland bislang lediglich<br />
17 % der Verkehrsleistung auf<br />
der Schiene erbracht <strong>werden</strong>,<br />
sind es in den USA und Russland<br />
mehr als 40 %, in China sogar<br />
mehr als 50 %. Was machen<br />
die anderen Nationen besser?<br />
Dr. Christoph Seidelmann: Die<br />
anderen haben einmal sehr viel<br />
weitere Entfernungen im kontinentalen<br />
Verkehr, und sie haben<br />
keine Binnenschifffahrt, die bei<br />
uns etwa ein Drittel des Fernverkehrs<br />
transportiert.<br />
OHE EXPRESS: Besonders der<br />
grenzüberschreitende Kombinierte<br />
Verkehr verbucht seit<br />
1997 Zuwachsrückgänge. Wo<br />
liegen <strong>Ihre</strong>r Ansicht nach die<br />
Ursachen?<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007<br />
Dr. Christoph Seidelmann:<br />
Durch die EU-Erweiterung sind<br />
sehr viele Billig-Transporteure<br />
auf den Ost-West-Korridoren aufgetaucht,<br />
die die Ladung auf die<br />
Straße gezogen haben. Die osteuropäischen<br />
Eisenbahnen haben<br />
demgegenüber vielfach versucht,<br />
das gewohnte Preisniveau<br />
durchzuhalten, selbst, wenn sie<br />
dabei Ladung verloren haben.<br />
OHE EXPRESS: Outsourcing<br />
und die Just-in-time-Produktion<br />
bei vielen Industriebetrieben<br />
haben dazu geführt, dass die<br />
Lagerhaltung in vielen Industriezweigen<br />
gewissermaßen auf<br />
die Landstraße verlegt wurde.<br />
Hat die Bahn mit ihrer bisherigen<br />
Infrastruktur überhaupt<br />
die Möglichkeit, dieses Wirtschaftskonzept<br />
zu bedienen?<br />
Dr. Christoph Seidelmann:<br />
Großraum-Waggons über leistungsfähige<br />
Gleisanschlüsse sind<br />
sicherlich auch künftig noch interessante<br />
Alternativen. Ansonsten<br />
gibt es Kombi-Angebote. Die sind<br />
aber oft noch nicht ganz so zuverlässig<br />
wie der LKW. Aber die<br />
Operateure arbeiten intensiv an<br />
einer Verbesserung der Qualität,<br />
so dass sich dieser Wettbewerbsnachteil<br />
nach und nach ausgleichen<br />
sollte.<br />
OHE EXPRESS: Eine besondere<br />
Stärke des Schienengü-
terverkehrs ist der Massengutversand.<br />
Dort, wo regelmäßig<br />
größere Mengen Holz, Kohle<br />
oder Chemikalien über weite<br />
Strecken transportiert <strong>werden</strong><br />
müssen, ist die Bahn kaum zu<br />
schlagen. Müsste man aber<br />
nicht auch dem Versand kleinteiliger<br />
Sendungen<br />
mehr Aufmerksamkeit<br />
schenken?<br />
Dr. Christoph Seidelmann:<br />
Schon die Königlich<br />
Bayerische Staatsbahn<br />
war defizitär beim Stückgutverkehr.<br />
Trotzdem gibt<br />
es auch heute Beispiele<br />
für interessanten Paketverkehr<br />
über die Schiene<br />
– auch hier wieder mithilfe<br />
des Kombinierten Verkehrs:<br />
Wechselbehälter<br />
auf Blockzügen.<br />
OHE EXPRESS: In den<br />
vergangenen Jahren<br />
ist das Schienennetz in<br />
Deutschland kontinuierlich<br />
geschrumpft. Güterbahnhöfe,<br />
die es früher<br />
in jeder Kleinstadt gab,<br />
sind vielfach geschlossen<br />
und abgerissen<br />
worden, so dass vielen<br />
Gewerbetreibenden gar<br />
keine andere Möglichkeit<br />
als der LKW bleibt.<br />
In anderen Ländern, z.<br />
B. der Schweiz, darf kein neues<br />
Industriegebiet ohne Gleisanschluss<br />
gebaut <strong>werden</strong>. Benötigen<br />
wir auch in Deutschland<br />
bessere politische Rahmenbedingungen<br />
für den Kombinierten<br />
Güterverkehr?<br />
Dr. Christoph Seidelmann: Die<br />
Bundesregierung hat ein sehr erfolgreiches<br />
Förderprogramm für<br />
den Kombinierten Verkehr aufgelegt.<br />
Typisch dafür ist die Situation,<br />
dass der Kombinierte Verkehr<br />
schneller wächst als das Kapazitätsangebot.<br />
Sicherlich stehen<br />
noch kleinere Verbesserungen<br />
der Rahmenbedingungen auf der<br />
Wunschliste – vor allem im europäischen<br />
Verkehr. Heute sind<br />
aber weniger weitere Verbesserungen<br />
der Rahmenbedingungen<br />
gefragt, sondern Erweiterung der<br />
Kapazität bei den Terminals.<br />
Dipl.-Volkswirt Dr. rer. pol. Christoph Seidelmann,<br />
geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />
der SgKv e.V. Foto: SgKV<br />
OHE EXPRESS: Ein zentrales<br />
Problem im Kombinierten Verkehr<br />
ist die komplizierte Kostenstruktur,<br />
die sich aus den<br />
Variablen Transportroute, Ladungsgewicht,Transportentfernung<br />
und Zugauslastung<br />
ergibt. Welche Wege sehen Sie,<br />
um hier eine Vereinfachung zu<br />
erzielen?<br />
Dr. Christoph Seidelmann: Die<br />
Operateure legen ihren Kunden<br />
bei der Spedition heute ein komplettes<br />
Leistungs- und Preispaket<br />
für den Transport Terminal -Ter-<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007<br />
minal vor. Natürlich können Großspediteure<br />
sich auch die Kombi-<br />
Leistungen einzeln einkaufen und<br />
daraus ein eigenes Leistungspaket<br />
bauen. Das beflügelt den<br />
Wettbewerb und hilft dem Kombinierten<br />
Verkehr.<br />
OHE EXPRESS: Der<br />
LKW-Verkehr zahlt derzeit<br />
nur einen Bruchteil<br />
seiner anteiligen Kosten<br />
für den Bau und die Instandhaltung<br />
der Straßen,<br />
während die Bahn<br />
ihre Schieneninfrastruktur<br />
selbst finanzieren<br />
muss. Hinzu kommen<br />
Ausgaben, die durch<br />
Unfälle, Umweltbelastung<br />
und Staus entstehen.<br />
Zahlreiche Experten<br />
fordern eine stärkere<br />
Gleichbehandlung von<br />
Straße und Schiene. Andere<br />
Stimmen wiederum<br />
warnen vor den negativen<br />
Folgen, die sich für<br />
den Wirtschaftsstandort<br />
Deutschland ergeben,<br />
wenn beispielsweise die<br />
Maut-Gebühren erhöht<br />
würden. Wie ist <strong>Ihre</strong> Position<br />
hierzu?<br />
Dr. Christoph Seidelmann:<br />
Die gerechte Wegekostenanlastung<br />
ist<br />
eher eine Frage für die<br />
politischen Lobbyisten und die<br />
akademische Forschung. Im<br />
Kombinierten Verkehr geht es eigentlich<br />
in erster Linie darum, dass<br />
die Ladeeinheit nicht zur Finanzierung<br />
der Straße herangezogen<br />
wird, während sie doch über<br />
die Schiene fährt. Hier gibt es<br />
einige Ungereimtheiten bei<br />
der Steuerregelung, die der Gesetzgeber<br />
in Angriff nehmen<br />
sollte.<br />
OHE EXPRESS: Es wurden bereits<br />
zahlreiche Forschungsprojekte<br />
entwickelt, um den<br />
Interview<br />
11
12<br />
Interview<br />
Güterumschlag vom LKW auf<br />
den Zug kostengünstiger und<br />
effektiver zu gestalten. Stellvertretend<br />
möchten wir hier<br />
den CargoMover, den CargoSprinter<br />
oder die von Krupp<br />
Fördertechnik entwickelte<br />
Schnellumladeanlage in<br />
Duisburg-Rheinhausen nennen.<br />
Trotz hohen finanziellen<br />
Aufwands und erfolgreicher<br />
Praxistests findet man auf dem<br />
deutschen Schienennetz bisher<br />
kaum etwas von diesen <strong>Ideen</strong><br />
verwirklicht. Wo liegen die<br />
Ursachen? Ist die Industrie<br />
nicht risikofreudig genug?<br />
Oder sind die Zulassungs<br />
kriterien in Deutschland zu<br />
streng?<br />
Dr. Christoph Seidelmann: Eine<br />
Reihe von Konzepten für neue<br />
Umschlagtechniken verlangt, dass<br />
das heutige System Kombinierter<br />
Verkehr völlig umgestellt wird auf<br />
eine spezielle Technik. Sollte dann<br />
in der Praxis mit dieser neuen<br />
Technik irgend etwas nicht funktionieren,<br />
ist das ganze Transportsystem<br />
schrottreif und eine Fehlinvestition.<br />
Deswegen sind viele<br />
grundsätzlich neue Techniken zu<br />
riskant für die Akteure.<br />
OHE EXPRESS: Eine letzte Frage:<br />
Wie schätzen Sie den Stellenwert<br />
privater Eisenbahngesellschaften<br />
für die weitere<br />
Entwicklung des Kombinierten<br />
Güterverkehrs ein?<br />
016_AD_<strong>Neue</strong>PerspOHE_186x134_FA.qxd 07.02.2007 16:11 Uhr Seite 1<br />
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OHEEXPRESS · Februar 2007<br />
Dr. Christoph Seidelmann: Die<br />
privaten Eisenbahnen haben gerade<br />
im Containerverkehr den<br />
Wettbewerb kräftig angeheizt und<br />
damit zur Steigerung erheblich<br />
beigetragen. Sie führen auch heute<br />
immer wieder Konzepte vor, die<br />
sich bei den Staatseisenbahnen<br />
erst einmal nicht einführen ließen.<br />
Ich würde jedem Staat der<br />
Kombinierten Verkehr ausbauen<br />
will, empfehlen, das Eisenbahnnetz<br />
für private Transporteure zu<br />
öffnen.<br />
OHE EXPRESS: Herzlichen<br />
Dank für das Gespräch.<br />
Interview: K. P. Gerlach
WORKSHOP DES VDEI<br />
„Erster Bahnsteig Deutschlands<br />
aus GFK vorgestellt“<br />
Probedruck<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007<br />
WECO<br />
Nachrichten<br />
Hohe Festigkeit und geringes Gewicht – zwei der<br />
Vorteile des neuen Systems. Fotos: VDEI<br />
pfählen erfolgen, so ten das als Europapatent<br />
die Konstrukteure. Her- MBS2000 (Bahnsteig in<br />
Bisher einmalig in Europa: der vollständig aus GFK<br />
gefertigte Bahnsteig in Graal-Müritz, Koppelweg.<br />
vorzuheben sei weiterhin,<br />
dass sich die komGlasfaserverbundwerkstoffbauweise)<br />
der Fir-<br />
Ein neues Bahnsteigkonzept<br />
konnte der Verband<br />
Deutscher Eisenbahn-<br />
Ingenieure e.V. (www.<br />
zubauen. Die Vorteile<br />
plette Konstruktion bei men FORM Nord/HTG<br />
der neuartigen Glas-<br />
Bedarf umweltgerecht in Graal-Müritz erstmalig<br />
WECO_Anz_OHE_86x134_4c 29.01.2007 14:24 Uhr Seite 1<br />
faserverbundwerkstoff<br />
entsorgen lasse. Vertre- umgesetzte Konzept als<br />
C M Y CM MY CY CMY K<br />
bauweise, die optimal für<br />
ter des VDEI bezeichne- zukunftsweisend.<br />
vdei.de) in „Graal-Mü- den Anwendungszweck<br />
ritz, Koppelweg“ unter eines schnell zu errich-<br />
großem Interesse dem tenden, leicht zu montie-<br />
Fachpublikum vorstelrenden und nötigenfalls<br />
len.<br />
auch einfach zu demon-<br />
Erstmalig in Europa tierenden Bahnsteigs<br />
gelang es, einen kom- sein soll, wurde vor Ort<br />
pletten Bahnsteig – in einem Workshop<br />
auch die tragende Kons- erläutert. Neben extruktion<br />
– vollständig tremerKorrosionsbe- aus glasfaserverstärkständigkeit, elektrischer<br />
tem Kunststoff (GFK) Isolierfähigkeit und sehr<br />
herzustellen, nach de- guter Feuerbeständigkeit<br />
finiertenGebrauchswerten zu bemessen,<br />
könne wegen des geringen<br />
Gewichts, bei hoher<br />
WECO Auffangsystem | Waschanlagen Bahnüberweg System MOSELLAND<br />
industriell vorzufertigen Festigkeit, die Gründung<br />
und vor Ort zusammen- mit unbewehrten Bohr-<br />
Die leichte Verarbeitung des Materials vereinfacht<br />
die Ausbildung von Detailpunkten.<br />
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13
14<br />
Finanzierung, Miete & Leasing<br />
Erfolgreiche Partnersch<br />
Leasing, Finanzierung und Vermietung im Schienenverkehr<br />
Die jüngsten Zahlen aus dem<br />
Bundesverkehrsministerium<br />
begeistern: Ein Zuwachs um<br />
knapp vier Prozent im Personenverkehr<br />
und eine Steigerung<br />
der Schienengütertransporte<br />
um 10,5 Prozent sind ein<br />
deutliches Indiz dafür, dass<br />
sich die Bahn weiterhin im Aufwärtstrend<br />
befindet.<br />
Mit moderneren Fahrzeugen,<br />
stärker am Kundenbedürfnis orientierten<br />
Fahrzeiten und deutlichen<br />
Kosteneinsparungen gelang es<br />
speziell im Personennahverkehr,<br />
längst verloren geglaubte Kunden<br />
zurückzugewinnen. Dass der<br />
Zustand und die Ausstattung des<br />
rollenden Materials für die Attraktivität<br />
des Schienenverkehrs eine<br />
zentrale Rolle spielen, belegen<br />
Forschungsergebnisse der FHTW<br />
Berlin. Im Wesentlichen lässt sich<br />
diese Aussage auch auf den Gütertransport<br />
übertragen.<br />
Leistungsfähige Lokomotiven,<br />
die geringe Wartungskosten verursachen<br />
und möglichst länderübergreifend<br />
einsetzbar sind, sowie<br />
Waggons, die sich in ihren<br />
funktionalen Eigenschaften auf<br />
die Bedürfnisse des Kunden abstimmen<br />
lassen, sind ein Wettbewerbsvorteil<br />
in der Konkurrenz mit<br />
der Straße und anderen Bahnge-<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007<br />
sellschaften. Gerade für junge<br />
Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
(EVU) ist es jedoch schwer, den<br />
Anforderungen des Marktes gerecht<br />
zu <strong>werden</strong>. Neuanschaffungen<br />
sind teuer und oftmals<br />
an lange Lieferzeiten gekoppelt.<br />
Überdies wäre es weder wirtschaftlich<br />
tragbar noch sinnvoll,<br />
für jeden neuen Auftrag sogleich<br />
die benötigten Waggons oder Lokomotiven<br />
zu kaufen. Trotzdem<br />
muss man gegebenenfalls in der<br />
Lage sein, schnell und flexibel auf<br />
Kundenwünsche zu reagieren.<br />
Eine Lösung bieten Vermieter,<br />
Finanzierungs- und Leasinggesellschaften,<br />
die es den Wettbe-<br />
Ob für den kurzfristigen Bedarf oder längeren Gebrauch – der Markt mit der Vermietung von Lokomotiven<br />
und Waggons boomt. Foto: Vossloh
aft<br />
Insbesondere junge Eisenbahngesellschaften können es sich nicht leisten, für jeden neuen Auftrag<br />
mehrere Millionen Euro in den Kauf neuer Lokomotiven zu investieren. Mietangebote und Leasing<br />
sind eine Alternative. Foto: Dispolok<br />
werbern erlauben, zu planbaren<br />
Kosten auch kurzfristig auf neues<br />
Equipment zurückzugreifen.<br />
Der Wettbewerb um<br />
Verkehrsleistungen<br />
kurbelt die Nachfrage an<br />
Die Angebote der Finanzdienstleister<br />
sind überaus vielfältig:<br />
Neben Teilamortisationsverträgen<br />
(TA), bei denen die Raten<br />
während der Vertragsdauer nur<br />
einen Teil der Anschaffungskosten<br />
tilgen, gibt es Vollamortisationsverträge<br />
(VA), bei denen am<br />
Ende der gesamte Kaufpreis abgegolten<br />
ist. Ein Vorteil der Teilamortisation<br />
sind die günstigeren<br />
Leasingraten, weil der Leasinggegenstand<br />
nicht vollständig abbezahlt<br />
<strong>werden</strong> muss. Nach Ende<br />
der Laufzeit kann das Investitionsgut<br />
zurückgegeben, zum<br />
Restwert gekauft oder über Anschlussleasingvertrag<br />
auf Basis<br />
des Restwertes weiter finanziert<br />
<strong>werden</strong>.<br />
Bei der häufigsten Leasingform,<br />
dem Finanzierungsleasing<br />
(Finance- oder HGB-Leasing),<br />
wird der Leasing-Nehmer wirtschaftlicher<br />
Eigentümer des Vermögensgegenstandes<br />
und muss<br />
sämtliche Maßnahmen zur Werterhaltung<br />
(Wartung und Versi-<br />
cherung) selbst tragen. Aufgrund<br />
der steuerlichen Rahmenbedingungen,<br />
der festen Grundmietzeit<br />
und der fehlenden Möglichkeit zur<br />
vorzeitigen Kündigung wird das<br />
Finanzierungsleasing jedoch immer<br />
stärker vom Operate-Lease<br />
abgelöst.<br />
Operate-Lease – auch True-<br />
Lease genannt – ist eine Leasingform<br />
mit offenen Restwerten,<br />
die schon bei der Kalkulation den<br />
späteren Vermarktungswert der<br />
Objekte berücksichtigt und deshalb<br />
optimierte Raten ermöglicht.<br />
Der Markt für Operate-Leasing<br />
von Schienenfahrzeugen konnte<br />
in den vergangenen Jahren<br />
deutliche Wachstumsraten verbuchen.<br />
Treiber dieser Dynamik<br />
waren im Schienengüterverkehr<br />
die Öffnung des europäischen<br />
Eisenbahnnetzes und damit verbunden<br />
kurzfristige Kontrakte. Im<br />
Schienen-Personen-Nahverkehr<br />
(SPNV) führte nach Analyse des<br />
Beratungsunternehmens SCI<br />
Verkehr der zunehmende Wettbewerb<br />
um Verkehrsleistungen<br />
zu einer wachsenden Nachfrage.<br />
Die Vertragslaufzeit beim Operate-Lease<br />
liegt mit ein bis sieben<br />
Jahren unter der Laufzeit von Finanzierungs-Leasingverträgen.<br />
Die sonst übliche Abschlusszah-<br />
lung entfällt. Ein wesentlicher<br />
Vorteil für Eisenbahngesellschaften,<br />
die in wirtschaftliche<br />
Schwierigkeiten geraten, ist das<br />
jederzeitige Kündigungsrecht innerhalb<br />
der Kündigungsfrist, das<br />
den schnellen Abbau von Überkapazitäten<br />
erlaubt. Zusätzliche<br />
Dienstleistungen wie Wartung<br />
und Reparatur sind normalerweise<br />
im Finanzierungsangebot<br />
enthalten. Die Vertragsgestaltung<br />
ist gerade in diesem Dienstleistungssektor<br />
sehr unterschiedlich,<br />
so dass es schwer ist, allgemeingültige<br />
Aussagen zu den üblichen<br />
Modalitäten zu treffen.<br />
Individuelle Lösungen bei der<br />
Vertragsgestaltung<br />
Das siebenköpfige Team der<br />
2003 von Thomas Flemming und<br />
Sebastian Schwanbeck gegründeten<br />
Prignitzer Leasing AG ist<br />
beispielsweise besonders auf die<br />
individuelle Gestaltung von Leasing-<br />
oder Mietkaufverträgen spezialisiert.<br />
Man ist bestrebt, „selbst<br />
dann Lösungen zu finden, wenn<br />
die Eigenkapitalquote gegenüber<br />
einer herkömmlichen Bankenfinanzierung<br />
nicht ausreicht“, wie<br />
Thomas Flemming, Vorstand der<br />
Prignitzer Leasing AG, betont.<br />
Die Leasing- oder Mietkaufra-<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007 15
16<br />
Finanzierung, Miete & Leasing<br />
Angel Trains – mit über 5000 Fahrzeugen im Gesamtwert von 6 Mrd.<br />
Euro derzeit die Nummer eins unter den europäischen Mietunternehmen.<br />
Foto: Vossloh<br />
ten richten sich vollständig nach<br />
der Investitionsgröße und der<br />
Vertragslaufzeit. Für gebrauchte<br />
Lokomotiven wird maximal eine<br />
achtjährige Vertragsdauer zugrunde<br />
gelegt. Bei Bedarf <strong>werden</strong><br />
allerdings TA-Leasingverträge angeboten,<br />
die unter Berücksichtigung<br />
der notwendigen Kosten für<br />
die Hauptuntersuchung neu fakturiert<br />
oder nachfinanziert <strong>werden</strong><br />
können. Mit Serviceangeboten<br />
wie der Lackierung der geleasten<br />
Fahrzeuge in Firmenfarben oder<br />
der Möglichkeit zur saisonalen<br />
Zahlung setzt die Prignitzer Leasing<br />
AG eigene Akzente.<br />
Ein breit gefächertes Angebot<br />
im Leasingbereich offeriert auch<br />
die Hannover Mobilien Leasing.<br />
Das Mitte der 80er Jahre gegründete<br />
Unternehmen ist seit 1998<br />
im Bereich der Finanzierung von<br />
Schienenfahrzeugen aktiv. Seither<br />
wächst der Geschäftsbereich<br />
kontinuierlich. 46 modernisierte<br />
Mehrzwecklokomotiven sowie<br />
neue E- und Diesellokomotiven<br />
mit einem Investitionsvolumen<br />
von rund 60 Mio. Euro konnten in<br />
der Vergangenheit finanziert <strong>werden</strong>.<br />
Hinzu kommen 45 Diesel-<br />
und E-Triebfahrzeuge mit einem<br />
Investitionsvolumen von rund 125<br />
Mio. Euro aus dem Bereich des<br />
Schienen-Personen-Nahverkehrs<br />
sowie über 2450 Güterwagen mit<br />
einem Investitionsvolumen von<br />
rund 88 Mio. Euro. Wichtige Kunden<br />
sind vor allem Privatbahnen<br />
wie die Veolia Gruppe, Osthan-<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007<br />
noversche Eisenbahnen AG oder<br />
die Rail4Chem, aber auch die<br />
Deutsche Bahn AG. Aufseiten der<br />
Eisenbahnindustrie arbeitet die<br />
Hannover Mobilien Leasing mit<br />
allen bekannten Herstellern zusammen.<br />
Mietangebote für den<br />
kurzfristigen Bedarf<br />
Wenn es darum geht, von heute<br />
auf morgen neue Transportaufgaben<br />
wahrzunehmen, oder<br />
wenn von vornherein abzusehen<br />
ist, dass der eigene Fuhrpark nur<br />
für einen begrenzten Zeitraum erweitert<br />
<strong>werden</strong> muss, ist die Anmietung<br />
neuer oder gebrauchter<br />
Lokomotiven und Waggons eine<br />
Alternative. Derzeitiger Marktführer<br />
in diesem Bereich ist das<br />
britische Unternehmen Angel<br />
Trains, eine hundertprozentige<br />
Tochter der „The Royal Bank of<br />
Scotland Group“. Mit über 5.000<br />
Fahrzeugen im Gesamtwert von<br />
mehr als sechs Milliarden Euro<br />
<strong>werden</strong> Staats- und Privatbahnen<br />
in nahezu ganz Europa bedient.<br />
Zusätzlich sollen in Kürze Verkehrsdienstleister<br />
in Nordamerika<br />
mit Personenzügen ausgestattet<br />
Stark im Kommen – die Mitsui-Tochter MRCE will ihren Bestand an Lokomotiven<br />
in den kommenden Jahren auf 200 Stück erweiteren. Foto: U. Höft
<strong>werden</strong>. Größtmögliche<br />
Nähe zum Kunden, bestens<br />
gewartete Lokomotiven<br />
und umfangreiche<br />
Serviceleistungen sind<br />
für Angel Trains der<br />
Schlüssel zum Erfolg.<br />
Vermietet <strong>werden</strong> sowohl<br />
komplette Personenzüge<br />
als auch Waggons<br />
und Diesel- bzw.<br />
Elektrolokomotiven unterschiedlichsterLeistungsklassen.<br />
Zunehmende Konkurrenz<br />
erwächst Angel<br />
Trains durch den japanischen<br />
Mitsui Konzern.<br />
Nachdem das Unternehmen<br />
vor über zehn Jahren<br />
mit der Vermietung<br />
und Wartung von Güterwagen<br />
begonnen hatte,<br />
wurde der Geschäftsbereich<br />
2004 durch<br />
Gründung der Tochtergesellschaft<br />
Mitsui Rail<br />
Capital Europe (MRCE)<br />
auf die Lokomotivvermietung<br />
erweitert. Als<br />
weiterer Ausbau dieses<br />
Segmentes erfolgte im<br />
Herbst 2006 die Übernahme<br />
der Siemens<br />
Dispolok GmbH. Über<br />
beide Firmen <strong>werden</strong><br />
derzeit 150 Lokomotiven<br />
vor allem in westeuropäischen<br />
Ländern wie<br />
Belgien, Deutschland,<br />
Frankreich und den<br />
Niederlanden zum Verleih<br />
angeboten. Weitere<br />
50 Lokomotiven auf<br />
Basis der Eurosprinter-<br />
Plattform sollen in den<br />
nächsten drei Jahren<br />
hinzukommen. Besonders<br />
interessant für<br />
kleinere EVUs ist das<br />
Full-Service-Konzept,<br />
das Mitsui/Dispolok weiterhin<br />
anbietet. Sämtliche<br />
Arbeiten, die zur<br />
Instandhaltung der Lo-<br />
komotive gehören, sind<br />
Bestandteil des Mietvertrags.<br />
Im Bedarfsfall <strong>werden</strong><br />
Wartungsarbeiten<br />
dort durchgeführt, wo<br />
der Kunde es wünscht,<br />
z. B. auf dem Betriebsgelände,<br />
während der<br />
Zug gerade beladen<br />
wird. Größere Instandhaltungsarbeiten<strong>werden</strong><br />
in der jeweils nächsten<br />
Franchise-Werkstatt<br />
ausgeführt, und sollten<br />
umfangreichere Reparaturen<br />
vonnöten<br />
sein, <strong>werden</strong> Ersatzlokomotiven<br />
gestellt.<br />
Angesichts der jüngsten<br />
Entwicklung im<br />
Schienenverkehr sehen<br />
die Zukunftsaussichten<br />
nicht nur für große Verleiher<br />
wie Angel Trains, CB<br />
Rail oder Mitsui gut aus.<br />
Gefüllte Auftragsbücher<br />
verzeichnen durchweg<br />
auch kleinere Anbieter,<br />
beispielsweise das EinmannunternehmenUnirail.<br />
Neben dem Handel<br />
mit gebrauchten Lokomotiven<br />
und Waggons<br />
<strong>werden</strong> derzeit fünf Loks<br />
vermietet. Serviceleistungen<br />
wie der kurzfristige<br />
Austausch bei<br />
Fahrzeugausfall oder<br />
die Lackierung in den<br />
eigenen Firmenfarben<br />
sind selbstverständlich.<br />
Eine noch weiter gehende<br />
Offerte kann die<br />
rent-a-rail Eisenbahn<br />
Service AG (RAR) ihren<br />
Kunden bieten. Da<br />
das Unternehmen einen<br />
Hauptteil seiner Erlöse<br />
aus Rangierleistungen<br />
erzielt und im Transportbereich<br />
selbst als EVU<br />
aktiv ist, wird zur Lok auf<br />
Wunsch sogar das passende<br />
Bedienpersonal<br />
gestellt!<br />
Finanzierung, Miete und Leasing<br />
SHG_Anz.88x230 (3) 10.04.2006 15:51 Uhr Seite 1<br />
Gleisbau ist<br />
unser Herzstück<br />
Über 20 Jahre Erfahrung<br />
im Gleisbau<br />
KG SHG Gleis- und Tiefbau GmbH + Co.<br />
Stadenser Weg 20 - 22<br />
29525 Uelzen<br />
Telefon: 0581 / 97 18 7 - 0<br />
Fax: 0581 / 97 18 7 - 18<br />
e-mail: Info@shg-gleisbau.de<br />
Internet: www.shg-gleisbau.de<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007 17
18<br />
Besonderes Augenmerk liegt auf der Organisation und Durchführung von Abfall,- Ersatzbrennstoff und<br />
Gefahrguttransporten. Foto: TIM Logistik<br />
TIM Logistik<br />
Kompetenz, die sich<br />
auszahlt<br />
TIM Logistik zählt seit einigen<br />
Jahren zu den erfolgreichsten<br />
Dienstleistern im Bereich<br />
der Abfallentsorgung und des<br />
Transports massenhafter Güter.<br />
Obgleich das mittelständische<br />
Unternehmen mit Hauptsitz in<br />
Mannheim sogar über eine eigene<br />
Eisenbahngesellschaft<br />
(TIM Rail) verfügt, gibt es seit<br />
Anfang 2003 auch eine enge Zusammenarbeit<br />
mit der Osthannoversche<br />
Eisenbahnen AG.<br />
Die Transport Intermodal GmbH<br />
(TIM Logistik) kann auf langjährige<br />
Erfahrung im Bereich von intermodalen<br />
und Massengut-Transporten<br />
zurückblicken. Bereits 1965<br />
war die Firma an der Gründung<br />
des ersten Container-Transportunternehmens<br />
in Deutschland beteiligt.<br />
1999 war TIM nach einem<br />
Störfall in der Müllverbrennungsanlage<br />
Schwandorf das erste Unternehmen<br />
in Deutschland mit einer<br />
Transport-Leistung von mehr<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007<br />
als 1000 t/d bei der Umfuhr von<br />
Siedlungsabfällen.<br />
Während der wirtschaftliche<br />
Schwerpunkt bis Mitte der 90er<br />
Jahre noch im Bereich der Entsorgungslogistik<br />
lag, entschloss man<br />
sich aufgrund der erworbenen<br />
Fachkompetenz schon bald, das<br />
Serviceangebot auszubauen. Neben<br />
der gesamten Entsorgungslogistik<br />
– von der Planung über<br />
den Transport bis hin zur Mitarbeiterschulung<br />
– gehören heute
Der Gewinn einer europaweiten Ausschreibung<br />
brachte Anfang 2003 die erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
zwischen TIM und der OHE in Gang.<br />
Versorgungstransporte und die<br />
Beförderung von Massengütern<br />
(Chemikalien, Holz, Kohle etc.)<br />
zum Kerngeschäft. Besonderes<br />
Augenmerk liegt auf der Organisation<br />
und Durchführung von<br />
Gefahrguttransporten. Strengste<br />
Sicherheitskriterien, die weit über<br />
die gesetzlichen Vorschriften hinausgehen,<br />
bilden die Grundlage<br />
für alle Abläufe in diesem hochsensiblen<br />
Bereich. Um Risiken<br />
auszuschließen, <strong>werden</strong> bei TIM<br />
alle Behälter, Ventile, Schläuche,<br />
Deckel und Dichtungen in regelmäßigen<br />
Abständen kontrolliert.<br />
Sollte es im Einsatz dennoch Probleme<br />
geben, steht dem Kunden<br />
rund um die Uhr ein Notfalltelefon<br />
zur Verfügung.<br />
Für die Logistikexperten bei TIM<br />
ist für die schnelle und flexible Realisierung<br />
von Kundenwünschen<br />
vor allem eine gute Beratung<br />
entscheidend. Anhand intensiver<br />
Foto: M. Stepputat<br />
Vorgespräche<br />
und falls nötig<br />
Begutachtung<br />
der örtlichen<br />
Gegebenheiten<br />
wird ermittelt,<br />
welches<br />
Transportmittel<br />
(LKW, Bahn<br />
oder Schiff)<br />
am effektivsten<br />
und preiswertesteneingesetzt<br />
<strong>werden</strong><br />
kann. Häufig<br />
sind Lösungen<br />
im Bereich des<br />
Kombinierten<br />
Verkehrs die<br />
erste Wahl, bei<br />
denen der Anteil<br />
des Straßentransportes<br />
nur noch gering<br />
ausfällt.<br />
Unternehmen<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007 19
20<br />
Unternehmen<br />
Bewährt haben sich Eigenentwicklungen<br />
wie zum Beispiel der<br />
ACTS-kompatible TIMAS-Abrollcontainer,<br />
den TIM Logistik unter<br />
anderem zum Abfalltransport im<br />
Ganzzugverkehr von der Rhein-<br />
Main-Region in den Schweizer<br />
Kanton Wallis erfolgreich einsetzen<br />
konnte. Die Spezialbehälter<br />
können ohne Kran oder sonstige<br />
Hilfsmittel vom LKW auf die Schiene<br />
– und umgekehrt – verladen<br />
<strong>werden</strong>. „Lange Wege im Vor- und<br />
Nachlauf entfallen, da die Fracht<br />
meist in unmittelbarer Nähe des<br />
Auftraggebers umgeschlagen<br />
<strong>werden</strong> kann“, veranschaulicht der<br />
geschäftsführende Gesellschafter<br />
und Unternehmensgründer von<br />
TIM Logistik, Rudolf F. Klippel, die<br />
Vorteile des Systems.<br />
Privatlokomotiven für den eigenen<br />
Rangier- und Fernverkehr,<br />
Eisenbahnwagen, eine große<br />
Auswahl an verschiedenen LKW-<br />
Typen und Containern sowie<br />
Abroll- und Absetzfahrzeuge ermöglichen<br />
die Abwicklung nahezu<br />
jeder Transportaufgabe. Und<br />
dort, wo neue Wege beschritten<br />
<strong>werden</strong> müssen, sorgt seit 1996<br />
ein eigenes Team von Technikern<br />
TIM-Ganzzug mit Hausmüll von der Mülldeponie<br />
Braunschweig-Watenbüttel zur MVA Bremerhaven.<br />
und Ingenieuren,<br />
gegebenenfalls<br />
mit der Beteiligung<br />
externer Spezialisten,<br />
für schnelle<br />
und effiziente<br />
Problemlösungen.<br />
Ein Beispiel ist die<br />
Entwicklung des<br />
weltweit ersten<br />
ISO-Containers für<br />
Dioxin/Furan-kontaminierte<br />
Stäube,<br />
mit der TIM 1990<br />
für Aufmerksamkeit<br />
sorgte.<br />
Der Gewinn<br />
einer europaweiten<br />
Ausschreibung<br />
brachte Anfang<br />
2003 die Zusammenarbeit zwischen<br />
der Osthannoversche Eisenbahnen<br />
AG und TIM in Gang.<br />
Beide Unternehmen hatten sich<br />
als Arbeitsgemeinschaft um die<br />
Auftragsvergabe der Stadtreinigung<br />
Braunschweig für die Entsorgungslogistik<br />
beworben und<br />
auf Anhieb den Zuschlag erhalten.<br />
Seither rollte (bis Ende Januar)<br />
fünfmal täglich ein Ganzzug<br />
mit Hausmüll von der Mülldeponie<br />
Braunschweig-Watenbüttel<br />
zur thermischen<br />
Restabfallvorbehandlungsanlage<br />
(TRV) in<br />
Buschhaus/Helmstedt.<br />
Für die Transporte<br />
konnte man auf die<br />
leistungsstarke OHE<br />
1500/1600 PS zurückgreifen.<br />
Die MannheimerEntsorgungsspezialisten<br />
stellten die<br />
Waggons, Container<br />
und ihr Know-how im<br />
Bereich der Abfalllogistik<br />
bereit. Eine<br />
„sinnvolle und wirtschaftliche<br />
Lösung“,<br />
wie Rudolf F. Klippel<br />
Foto: OHE<br />
betont. Seit Februar<br />
2007 wird die gute Zusammenarbeit<br />
auf der<br />
Strecke Braunschweig<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007<br />
Der von TIM Logistik entwickelte ACTS - kompartible<br />
TIMAS-Abrollcontainer im Einsatz. Foto: TIM Logistik<br />
–Bremerhaven fortgesetzt. Neu<br />
ist, dass ein zweiter Wagenpark<br />
zum Einsatz kommt, damit<br />
trotz längerer Transportzeiten<br />
die kontinuierliche Anlieferung<br />
bei der Müllverbrennungsanlage<br />
gewährleistet bleibt. Nachdem<br />
die Züge bisher von der G 1700<br />
gezogen wurden, sollen künftig<br />
neue G1206-Lokomotiven, aus<br />
dem Hause Vossloh, die Traktion<br />
übernehmen.<br />
Dass TIM Logistik mit seinem<br />
Produktangebot und dem<br />
Engagement im Kombinierten<br />
Verkehr auf der richtigen Spur<br />
ist, sieht Klippel durch die steigende<br />
Nachfrage logistischer<br />
Problemlösungen bestätigt: „Der<br />
Schienenverkehr für bahnaffine<br />
Mengen wird in Deutschland/Europa<br />
künftig wachsen und wettbewerbsfähiger<br />
<strong>werden</strong> im Vergleich<br />
zum Straßentransport“.<br />
Um diesen Prozess zu beschleunigen,<br />
wünscht sich der Logistik-<br />
Spezialist vor allem stärkere Unterstützung<br />
von staatlicher Seite:<br />
„Eine steuerliche Förderung der<br />
LKW-Vor- und Nachläufe“ und<br />
die „Trennung von DB-Netz und<br />
DB-Operativ (Railion)“ zur Förderung<br />
des privaten Schienenverkehrs<br />
stehen ganz oben auf der<br />
Wunschliste.
DR. D. WEHRHAHN<br />
2D OPTImess Lasersensor<br />
Messung auf allen Oberflächen ohne Sensorbewegung<br />
Die immer größer <strong>werden</strong>de<br />
Forderung der<br />
Qualitätssicherung nach<br />
einer 100%igen Kontrolle<br />
ohne Berührung<br />
des Messgutes führt zu<br />
einem verstärkten Einsatz<br />
von Lasersensoren<br />
im Bereich der geometrischen<br />
Vermessung<br />
oder Positionierung von<br />
Bauteilen. Bei der Firma<br />
Dr. Wehrhahn Messsysteme<br />
wurde deshalb der<br />
OPTImess 1D Sensor<br />
zum neuen OPTImess<br />
2D Lichtschnittsensor<br />
weiterentwickelt.<br />
Bei diesem Sensor wird<br />
der punktförmige Laserstrahl<br />
zu einer Linie aufgeweitet<br />
und auf einen<br />
CCD-Matrixdetektor abgebildet.<br />
Somit wird eine<br />
2D-Messung entlang der<br />
Linie möglich, so dass<br />
die Vermessung von<br />
Spurweite und Schienenneigung,<br />
von Radprofilen<br />
und Schienenkopfprofilen<br />
ohne eine<br />
Bewegung des Sensors<br />
erfolgen kann. Bei einer<br />
kleinen Baugröße<br />
von 200 x 90 x 50 mm<br />
sind Messbereiche bis<br />
zu 300 mm und<br />
Linienlängen bis<br />
150 mm möglich.<br />
Die gesamte<br />
Messwertverarbeitung<br />
erfolgt<br />
im Sensor. Der<br />
Datenstring der<br />
Messwerte lässt<br />
sich direkt am<br />
Ausgang entlang<br />
der Messlinie<br />
ablesen. Daher<br />
ist kein externer<br />
Controller nötig, weshalb<br />
auch eine Begrenzung<br />
durch die Kabellänge<br />
entfällt.<br />
Hannover Mobilien Leasing –<br />
Ihr Partner für Strukturierte Finanzierungen.<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007<br />
Nachrichten<br />
OPTImess 2D Lichtschnittsensor<br />
– die<br />
gesamte Messwertverarbeitung<br />
erfolgt im Innern<br />
des Gerätes. Foto: Wehrhahn<br />
Erfolg und unternehmerische Freiheit beginnen mit der<br />
optimalen Finanzierungsform und dem richtigen Partner.<br />
Die Unternehmensgruppe Hannover Leasing zählt zu den<br />
führenden deutschen Leasinggesellschaften.<br />
Innerhalb der Gruppe ist die Hannover Mobilien Leasing<br />
der Spezialist und Ihr Ansprechpartner, wenn es um<br />
erfolgreiches Mobilien-Leasing geht. Vom Fuhrpark bis<br />
zur Hochtechnologie-Anlage und last but not least dem<br />
renommierten Geschäftsbereich Schienenverkehr:<br />
Bei uns sind Sie in guten Händen!<br />
HANNOVER MOBILIEN LEASING GmbH<br />
Wolfratshauser Straße 49, 82049 Pullach<br />
www.hannover-mobilien-leasing.de<br />
Ihr Ansprechpartner: Bernd Lapp<br />
Telefon (089) 211 04–206<br />
bernd.lapp@hannover-leasing.de<br />
21
22<br />
Blick auf die Produktionsanlagen in der größten Lokomotivfabrik Europas. Im Vordergrund Drehgestelle in<br />
Kastenbauweise. Fotos: OHE-EXPRESS<br />
Bombardier Transportation<br />
Lokbau in Kassel:<br />
Tradition mit Zukunft<br />
Ein neues Kapitel der Eisenbahngeschichte<br />
wurde vor<br />
sechs Jahren in Kassel aufgeschlagen.<br />
Mit der Übernahme<br />
der ABB Daimler Benz Transportation<br />
(ADtranz), des Nachfolgers<br />
der traditionsreichen<br />
Henschel-Werke, konnte Bombardier<br />
Transportation seine<br />
Aktivitäten auf dem europäischen<br />
Markt ausweiten und<br />
sich zum weltweit größten Anbieter<br />
auf dem Schienenverkehrsmarkt<br />
entwickeln.<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007<br />
Derzeit <strong>werden</strong> am Standort<br />
Kassel vorwiegend Lokomotiven<br />
der TRAXX-Familie sowie Triebköpfe<br />
für einen spanischen Hochgeschwindigkeitszug<br />
der AVE<br />
gefertigt. Gleichzeitig findet in der<br />
größten Lokomotivfabrik Europas
die mechanische Konstruktion<br />
innerhalb der<br />
gesamten Locomotives<br />
Division statt.<br />
Steffen Riepe, General<br />
Manager des Standortes<br />
Kassel, hebt besonders<br />
die Agilität der Auftragsausführung<br />
hervor, die<br />
den Montagestandort<br />
auszeichnet. Ein qualifizierterMitarbeiterstamm,<br />
der zu 100 %<br />
aus Fachkräften besteht,<br />
ermöglicht die flexible<br />
Bearbeitung von Kundenwünschen<br />
und garantiert<br />
gleichzeitig hohe<br />
Qualität bei der Endfertigung.<br />
Im Zusammenspiel<br />
mit dem Produktionsstandort<br />
in Wroclaw<br />
(Polen) verlassen so<br />
Starthilfe von Steffen Riepe, General Manager des Standortes Kassel.<br />
Jährlich verlassen bis zu 150 Lokomotiven das Werk Kassel.<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007<br />
Unternehmen<br />
jährlich 120 bis 150 Lokomotiven<br />
das Werk, in Vado Ligure (Italien)<br />
weitere ca. 50. Abnehmer sind<br />
Staats- und Privatbahnen aus<br />
ganz Europa. Insbesondere der<br />
westeuropäische Markt mit Frankreich,<br />
Spanien, Italien, Deutschland,<br />
der Schweiz, Österreich,<br />
Belgien, Holland und Polen spielt<br />
eine wichtige Rolle. Erfolgreich ist<br />
das Unternehmen aber nicht nur<br />
als Produzent, sondern auch als<br />
zuverlässiger Partner im Servicebereich.<br />
Als einer der führenden<br />
Entwickler und Lieferanten<br />
von Verkehrssystemen deckt<br />
Bombardier von einfachen Standardleistungen<br />
bis zur maßgeschneiderten<br />
Flottenlösung das<br />
komplette Portfolio an Wartungs-<br />
und Modernisierungsarbeiten ab.<br />
In Deutschland haben sich neben<br />
der Deutschen Bahn AG die<br />
23
24<br />
Roll-out zur Jungfernfahrt. Immer mehr Bahngesellschaften setzten beim Güter- und Personentransport auf<br />
die TRAXX.<br />
Privatbahnen, speziell die Rail-<br />
4Chem, die TX Logistik, die RAG<br />
und die OHE, zu einem unentbehrlichen<br />
Standbein für Bombardier<br />
entwickelt. Ebenso wichtig ist<br />
das Geschäft mit Vermiet- und<br />
Leasingfirmen wie MRCE, CB<br />
Rail oder Angel Trains.<br />
„Den Anfang machten einige<br />
modernisierte Lokomotiven der<br />
Baureihe V 100 aus Beständen<br />
der Deutschen Reichsbahn, die in<br />
Kassel modernisiert<br />
und anschließend<br />
verkauft wurden“, erinnert<br />
sich Dr. Hans-<br />
Werner Leder, Director<br />
Sales Private<br />
Operators Locomotives<br />
bei Bombardier.<br />
Weitere Reichsbahn-<br />
Loks der Baureihe<br />
232 folgten, bis<br />
schließlich Ende der<br />
90er Jahre mit dem<br />
„Blue Tiger“ eine eigeneGroßdiesellokomotive<br />
zur Verfügung<br />
stand. „Um ins Geschäft<br />
zu kommen“,<br />
entschloss man sich,<br />
zehn der Fahrzeuge<br />
in einem Lokpool zur<br />
Vermietung bereitzu-<br />
halten. Ein Volltreffer, wie sich<br />
nach Testfahrten bei einigen Privatbahnen<br />
und der Deutschen<br />
Bahn herausstellte, denn die<br />
Nachfrage übertraf das Angebot<br />
bei Weitem!<br />
Parallel zum Mietgeschäft,<br />
das heute nicht mehr zum Aufgabenbereich<br />
von Bombardier<br />
zählt, entwickelten sich die Beziehungen<br />
im Privatbahnsektor.<br />
Nach acht Güterzuglokomotiven<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007<br />
der Baureihe 145, die 1999 verkauft<br />
wurden, steigerte sich das<br />
Auftragsvolumen auf mittlerweile<br />
245 Fahrzeuge, davon allein 57<br />
(rund 40 % des Jahresumsatzes)<br />
im vergangenen Jahr.<br />
Gekauft <strong>werden</strong> vor allem E-<br />
Loks, was sicherlich auch ein<br />
bisschen mit dem derzeitigen Produktportfolio<br />
zusammenhängt. Dr.<br />
Leder: „Bei der generellen Nachfrage<br />
nach Diesellokomotiven<br />
Erfolgsmodell „Blue (Red) Tiger“ – seinerzeit die erste Großdiesellokomotive von<br />
Bombardier. Foto: M. Pirsich
muss sich die vierachsige TRAXX<br />
gegenüber ihrer sechsachsigen<br />
Konkurrenz behaupten“. Dass die<br />
F140-DE und die P160-DE dennoch<br />
ihre „Daseinsberechtigung“<br />
innerhalb der Produktfamilie haben,<br />
beweist die erfolgreiche<br />
Verwendung im Personen- und<br />
Güterverkehr bei der LNVG und<br />
der CB Rail. Bemerkenswert ist<br />
die für Güterzugdienst auf nicht<br />
elektrifizierten Strecken mit 140<br />
km/h recht hoch angesetzte Endgeschwindigkeit<br />
der F140-DE.<br />
Immer wieder sind es technische<br />
Innovationen, mit denen es Bombardier<br />
gelingt, sich von der Konkurrenz<br />
abzuheben. Die enge<br />
Dr. Hans-Werner Leder, Director<br />
Sales Privat Operators,<br />
Bombardier<br />
Zusammenarbeit mit den Hochschulen<br />
und die Investition in eigene<br />
Forschungsprojekte zahlen<br />
sich hier aus. Ein Beispiel ist der<br />
neu entwickelte Elektromagnet,<br />
der als Bestandteil der für die<br />
Schweiz obligatorischen Zugsicherungseinrichtung<br />
verbaut<br />
wird. Notwendig wurde dieser<br />
Schritt, nachdem das zuvor verwandte<br />
Standardprodukt in Verdacht<br />
geraten war, gewisse Achszählerkreise<br />
im österreichischen<br />
Netz zu stören. Nun sorgt ein abschaltbarer<br />
Magnet nicht nur für<br />
freie Fahrt auf deutschen, österreichischen<br />
und schweizerischen<br />
Schienen, sondern ist auch noch<br />
ein Alleinstellungsmerkmal, das<br />
kein anderer Mitbewerber bieten<br />
kann!<br />
Bei Bombardier und bei den<br />
Bahngesellschaften würde man<br />
es sicherlich begrüßen, wenn es<br />
leichter wäre, derartige technische<br />
<strong>Neue</strong>rungen auch kurzfristig beim<br />
Lokomotivbau zu berücksichtigen.<br />
Doch der Genehmigungsaufwand<br />
– selbst für den Einbau einer<br />
zusätzlichen Handyhalterung<br />
– ist derartig aufwändig, langwierig<br />
und teuer, dass es sich<br />
häufig nicht lohnt.<br />
Ein Thema, das in den letzten<br />
Jahren gerade für die<br />
Privatbahnen an Bedeutung<br />
gewonnen hat, ist die Interoperabilität,<br />
also der länderübergreifende<br />
Einsatz der Lokomotiven.<br />
Die erforderliche<br />
internationale Zulassung,<br />
sowohl für den Fahrzeugtyp<br />
als auch für die einzelne Lok,<br />
zählt zu den Serviceleistungen,<br />
die dem Kunden automatisch<br />
mitgeliefert <strong>werden</strong>.<br />
Um Lokwechsel an der Landesgrenze<br />
zu vermeiden, müssen<br />
die Fahrzeuge nicht nur mit<br />
unterschiedlichen Stromnetzen<br />
umgehen können – ein Feature,<br />
das von den Multisystem-<br />
Lokomotiven vom Typ TRAXX<br />
F140MS souverän beherrscht<br />
wird. Größere Anforderungen<br />
stellen die länderspezifischen<br />
Zugsicherungseinrichtungen, wie<br />
uns Dr. Leder erläutert. Die fehlende<br />
Normung – fast jedes Land<br />
hat sein „eigenes“ ETCS (European<br />
Train Control System) – treibt<br />
oftmals die Konstruktionskosten<br />
in die Höhe. Vermieter oder Leasingunternehmen<br />
springen hier<br />
in die Bresche und ermöglichen<br />
es auch kleinen Bahnen, für die<br />
sich der finanzielle Aufwand sonst<br />
nicht lohnen würde, auf entsprechend<br />
ausgerüstete Zugmaschinen<br />
zurückzugreifen.<br />
Ob sich ein Produkt für einen<br />
Betreiber rechnet, zeigt sich nicht<br />
nur am Anschaffungspreis, der<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007<br />
Unternehmen<br />
je nach Ausstattung schnell bei<br />
vier Millionen Euro liegt. Ebenso<br />
entscheidend sind die laufenden<br />
Kosten für Wartung und Reparatur.<br />
Man ist bei Bombardier stolz<br />
darauf, dass es bei der aktuellen<br />
TRAXX-Baureihe gelungen ist, in<br />
großem Umfang standardisierte<br />
und somit in Herstellung und Unterhalt<br />
günstigere Komponenten<br />
Steffen Riepe, General Manager<br />
Locomotives, Bombardier<br />
einzusetzen, wie sie längst im<br />
Flugzeugbau oder der Automobilindustrie<br />
üblich sind. „Zahlreiche<br />
Bauteile – bis hin zum Lokkasten<br />
– sind bei allen Varianten<br />
der Baureihe identisch. Dort, wo<br />
bei der Diesellok der Tank hängt,<br />
befindet sich bei der E-Lok der<br />
Transformator – natürlich gibt es<br />
irgendwo ein paar Anpassteile<br />
– aber der Lokkasten ist der gleiche“,<br />
erklärt Dr. Leder das Konstruktionskonzept.<br />
Wer die Lok<br />
aufmerksam betrachtet, bemerkt,<br />
dass eine der Seitenwände dreigeteilt<br />
ist, um bei der Dieselvariante<br />
Platz für die Luftansaugung<br />
des Motors zu haben. Ähnliches<br />
gilt für die Vertiefung in der Seite<br />
des Rahmens, die zur Aufnahme<br />
des Tankstutzens dient. Erreicht<br />
wurde letztlich eine Verkürzung<br />
der Montagezeit von 80 auf gerade<br />
mal 12 Tage – ein Ergebnis,<br />
das sich sehen lassen kann!<br />
Die Vorteile, die sich durch die<br />
konsequente Modulbauweise hin-<br />
25
26<br />
Unternehmen<br />
Zuverlässigkeit und Qualität sind oberstes Gebot, besonders beim<br />
Einrichten der Führerstände.<br />
Triebkopf des spanischen Hochgeschwindigkeitszuges<br />
AVE S 130 im Werk Kassel.<br />
sichtlich der Ersatzteilvorhaltung<br />
und der Ausbildung des Konstruktionspersonals<br />
ergeben, kommen<br />
sowohl dem Hersteller als auch<br />
dem Käufer zugute. Der Kundennutzen<br />
erstreckt sich bis zum<br />
Lokführer, der in allen TRAXX-<br />
Lokomotiven stets das gleiche<br />
Bedienkonzept und den gleichen<br />
Führerstand antrifft.<br />
Angesichts des Erfolgs ihrer<br />
Produkte können die Kasseler<br />
Lokomotivbauer zuversichtlich in<br />
die Zukunft blicken. Steffen Riepe:<br />
„Wir haben das richtige Produkt<br />
und können die Effizienz hier<br />
am Standort weiter ausbauen“.<br />
Ein Vertrag für die Lieferung von<br />
100 TRAXX F140 DC Lokomotiven<br />
an die spanische Staatsbahn<br />
RENFE, der Ende letzten Jahres<br />
abgeschlossen wurde, sorgt für<br />
gut gefüllte Auftragsbücher.<br />
Großes Wachstumspotenzial<br />
liegt aber besonders im Geschäft<br />
mit den Privatbahnen,<br />
so Riepe. „Wenn sich andere<br />
Länder öffnen, wird sicherlich<br />
ein Run innerhalb des Schienenverkehrs<br />
einsetzen“. Dort,<br />
wo dies bereits geschehen sei,<br />
habe der Wettbewerb für eine<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007<br />
Klare Strukturen: der aufgeräumte<br />
Maschinenraum der TRAXX-Baureihe<br />
Hightech made in Germany – TRAXX Lok mit geöffneter<br />
Fronthaube.<br />
positive Entwicklung gesorgt,<br />
die auch den Staatsbahnen nutze.<br />
Einen engeren Zusammenschluss<br />
auf europäischer Ebene<br />
mahnt auch Dr. Leder als<br />
zwingende Voraussetzung an,<br />
„um den LKW (zu) besiegen<br />
und mit allem, was geht, auf<br />
die Schiene“ zu kommen. Zwar<br />
gebe es einen Markt für Interoperabilität,<br />
doch die nationalen<br />
Regelungen stünden der schnelleren<br />
Entwicklung eines unkomplizierten,<br />
grenzüberschreitenden<br />
Schienenverkehrs noch zu sehr<br />
entgehen.
NEUE DIN-VORSCHRIFT<br />
Wozu brauchen die<br />
Schienenfahrzeugbauer<br />
eine Norm zum Kleben?<br />
Auf den ersten Blick<br />
eine berechtigte Frage.<br />
Bei genauerer Betrachtung<br />
stellt man jedoch<br />
fest, dass in den letzten<br />
Jahren im Schienenfahrzeugbau<br />
die Bedeutung<br />
der Klebtechnik zugenommen<br />
hat, und zwar<br />
rasant! Schaut man<br />
dann noch genauer hin,<br />
stellt man fest, dass das<br />
eine Entwicklung ist, die<br />
den gesamten Transportmittelbau,<br />
also auch<br />
den Automobilbau, den<br />
Schiffbau, den Nutzfahrzeugbau<br />
oder den Flugzeugbau<br />
betrifft. Was ist<br />
der Grund dafür?<br />
Ganz einfach, überall<br />
geht es darum, steigende<br />
Anforderungen<br />
zu erfüllen. Eine zentrale<br />
Forderung für alle Transportmittel<br />
ist dabei die<br />
Gewichtsreduzierung;<br />
Stichwort: „Leichtbau“.<br />
Hierfür <strong>werden</strong> neue<br />
Werkstoffe eingesetzt,<br />
Faserverbundwerkstoffe<br />
zum Beispiel. Nur<br />
lassen diese sich nicht<br />
mehr schweißen; und<br />
auch sie zu nieten ist<br />
nicht gerade werkstoffgerecht,<br />
dabei <strong>werden</strong><br />
schließlich Löcher in<br />
diese hochinnovativen<br />
Werkstoffteile gebohrt.<br />
Beim klebtechnischen<br />
Fügen bleiben die Werkstoffeigenschaftenjedoch<br />
erhalten: keine<br />
Wärmeeinflusszone, keine<br />
Löcher! Gerade im<br />
Schienenfahrzeugbau<br />
hat sich deshalb der Ein-<br />
satz der Klebtechnik in<br />
den letzten Jahren sehr<br />
dynamisch entwickelt:<br />
Dachsegmente, Außenhautpaneele,<br />
Scheiben,<br />
alles wird geklebt; ein<br />
Prozess, der sich in<br />
diese Richtung zukünftig<br />
noch verstärkt fortsetzen<br />
wird. Und genau vor<br />
diesem Hintergrund hat<br />
das Eisenbahn-Bundesamt<br />
(EBA) die Notwendigkeit<br />
erkannt, analog<br />
zum Schweißen eine<br />
„Qualitäts-Klebnorm“ zu<br />
erstellen. Darin <strong>werden</strong><br />
die Qualitätsstandards<br />
der klebtechnischen Anwenderbetriebefestgelegt.<br />
„Der Umfang des<br />
Klebstoff-Einsatzes im<br />
Schienenfahrzeugbau<br />
erfordert dies heutzutage“,<br />
so Prof. Dr. Andreas<br />
Groß (Fraunhofer IFAM,<br />
Bremen), Leiter der DIN/<br />
FSF-Normenkommission.<br />
„Gleichzeitig stellen<br />
wir die Weichen, im<br />
Schienenfahrzeugbau<br />
die Erfolgsstory dieser<br />
Technologie zukünftig<br />
noch erfolgreicher zu<br />
gestalten“.<br />
Auf die Schienenfahrzeugherstellereinschließlich<br />
der Instandsetzer<br />
und Zulieferer<br />
kommt einiges zu: So<br />
ist zum Beispiel für den<br />
zukünftigen Einsatz der<br />
Klebtechnik ein entsprechendesQualitätsmanagementsystemaufzubauen<br />
und umzusetzen.<br />
Das Klebpersonal muss<br />
eine anerkannte kleb-<br />
technischeQualifizierung nachweisen, so<br />
fordert es die neue Norm<br />
(DIN 6701) im Übrigen<br />
etwas, was für das<br />
Schweißen von Schienenfahrzeugen<br />
schon<br />
lange als selbstverständ-<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007<br />
Nachrichten<br />
Der RegioShuttle (Stadler Rail): mehr als eine halbe<br />
Tonne Klebstoff um Bugmaske, Dachsegmente und<br />
Außenhautpaneele aus glasfaserverstärktem Kunststoff<br />
(GFK) anzukleben. Foto: Stadler Rail<br />
lich gilt! Konstruktionen<br />
müssen nachweislich<br />
klebgerecht ausgeführt<br />
und dokumentiert <strong>werden</strong>.<br />
Die Arbeitsplätze<br />
sind klebgerecht zu gestalten.<br />
Um nur einiges<br />
zu nennen.<br />
27
28<br />
Sonderfahrt: Zahlreiche geladene Gäste nutzten<br />
die Gelegenheit, um mit den neuen, komfortablen<br />
Personenwagen durch die Heide zu reisen.<br />
Samba im Zug<br />
Deutschland lag nach dem<br />
Ende des Zweiten Weltkrieges<br />
am Boden. Vor allem die Menschen<br />
in den Städten litten<br />
unter dem akuten Nahrungsmangel<br />
und der großen Wohnungsnot.<br />
Fahrten aufs Land<br />
dienten bis in die 1950er Jahre<br />
in erster Linie der Versorgung<br />
mit Lebensmitteln, aber auch<br />
zur Flucht vor dem Alltag, um<br />
für einige schöne Stunden dem<br />
grauen und nach wie vor von<br />
Zerstörung geprägten städtischen<br />
Raum zu entkommen.<br />
Für viele Hamburger stellte vor<br />
allem die idyllische und nur wenige<br />
Kilometer vor der Stadt gelegene<br />
Lüneburger Heide ein ideales<br />
Naherholungsgebiet dar. Der<br />
bäuerlich geprägte Landstrich bot<br />
Sonderfahrt zur Einweihung der neuen Personenwagen.<br />
Stolz präsentierten sich die OHE Mitarbeiter vor den neuen<br />
Fahrzeugen zwischen Scheuen und Hustedt.<br />
mit frischen Kartoffen, Eiern, Butter<br />
oder Milch lebensnotwendige<br />
Köstlichkeiten, die in der Städten<br />
immer noch Mangelware darstellten.<br />
Schon früh reagierte die OHE<br />
auf die in die Heide reisenden<br />
Großstädter und setzte an den<br />
Wochenenden Sonderzüge ein,<br />
um den Strom der Wochenendausflügler<br />
bewältigen zu können.<br />
Doch auch bei der Osthannoversche<br />
Eisenbahnen AG hatte der<br />
Krieg seine Spuren hinterlassen<br />
– geeignete und entsprechend<br />
leistungsfähige Wagen und Lokomotiven<br />
waren knapp. Um<br />
den Fahrgästen möglichst rasch<br />
komfortable Transportmittel zur<br />
Verfügung zu stellen, die für den<br />
Verkehr auf ihrem eigenen Netz,<br />
aber auch für Sonderverkehre<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007<br />
Fotos: OHE Archiv<br />
bei der DB und anderen Bahnen<br />
geeignet waren, beschaffte die<br />
Direktion der OHE bereits 1950<br />
einen für damalige Verhältnisse<br />
hochmodernen, aus vier vierachsigen<br />
Reisezugwagen bestehenden<br />
Zug bei der Firma Wegmann<br />
in Kassel. Finanziert aus Mitteln<br />
des European Recovery Program<br />
(besser bekannt als Marshallplan),<br />
stellte Wegmann die 30,5 Tonnen<br />
schweren und 21,3 Meter langen<br />
Fahrzeuge her, die den ebenfalls<br />
neu beschafften Eilzugwagen der<br />
Deutschen Bundesbahn überaus<br />
ähnlich waren. Ursprünglich waren<br />
die neuen OHE Reisewagen<br />
in den Farben Rot-Weiß gestrichen<br />
und trugen die Fahrzeugnummern<br />
2001 bis 2003. Dem<br />
Reisezugwagen, der zugleich<br />
auch als Packwagen diente, hat-
Zur Belebung des Ausflugsverkehrs gab die OHE 1949 einen reich bebilderten,<br />
Prospekt heraus, der auch in einer englischen Ausgabe erschien.<br />
te man die Wagennummer 1990<br />
zugeteilt. Dieser Wagen bot 39<br />
Reisenden in der 3. Klasse Platz.<br />
Zwei reine Wagen der 3. Klasse<br />
hatten über 82 Sitzplätze und<br />
der Wagen 2003 stellte neben 59<br />
Plätzen der 3. Klasse auch noch<br />
18 Plätze in der 2. Klasse zur Verfügung.<br />
Diese vier neu angeschafften<br />
Wagen, die bei der OHE in der<br />
Regel von Dampflokomotiven<br />
der Baureihe 76 (davon hatte die<br />
OHE sechs Stück) gefahren wurden,<br />
auf längeren Touren auch<br />
mit der Schlepptenderbaureihe<br />
56, konnten bedarfsweise durch<br />
weitere Vierachser der OHE verstärkt<br />
<strong>werden</strong>. Aus Staatsbahnbeständen<br />
hatte die OHE sich<br />
zwischenzeitlich einige gut erhaltene<br />
Altfahrzeuge besorgt, die sie<br />
in planmäßigen Reisezügen, später<br />
auch als Triebwagenanhänger<br />
einsetzte. Nach dem Ende der<br />
Dampflokzeit bei der OHE (1965)<br />
kam Dieseltraktion zum Einsatz.<br />
Der Wagen mit der Betriebsnummer<br />
1990 war bei den Fahrgästen<br />
auf Sonderfahrten ganz besonders<br />
beliebt: Bei Bedarf konnte<br />
die vorhandene Packwagenfläche<br />
zum Tanzabteil umfunktioniert<br />
<strong>werden</strong>, inklusive Musikanlage<br />
und Bar. Er kam unter anderem<br />
bei Fahrten nach Hamburg und in<br />
den Harz zum Einsatz. Doch nur<br />
knapp zehn Jahre später, gegen<br />
Ende der 1950er Jahre, war die<br />
Zeit der Ausflugsfahrten schon<br />
fast wieder vorbei. Das deutsche<br />
Wirtschaftswunder sorgte für eine<br />
rasche Zunahme des Individualverkehrs<br />
und so wurden die vier,<br />
mittlerweile als „Samba-Wagen“<br />
bekannten Fahrzeuge immer häufiger<br />
im Regeldienst eingesetzt.<br />
Zuletzt standen sie vornehmlich<br />
den Fahrgästen auf der Bleckeder<br />
Strecke zur Verfügung. Aber<br />
auch einzeln, als Verstärkung<br />
hinter Großraumtriebwagen, erlebten<br />
die schmucken Fahrzeuge<br />
noch das Ende des planmäßigen<br />
Reisezugverkehrs bei der OHE<br />
im Mai 1977. Während der Wagen<br />
2002 bereits im Jahr danach<br />
verschrottet wurde, sind die drei<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007<br />
Quelle: OHE Archiv<br />
Geschichte(n)<br />
anderen noch<br />
heute vorhanden.<br />
Den Wagen<br />
1990 behielt die<br />
OHE noch für<br />
Sonderfahrten<br />
bis 1984 und<br />
gab ihn dann an<br />
die Museumsbahnfreunde<br />
der<br />
AVL Lüneburg<br />
ab. Die Wagen<br />
2001 und<br />
2003 gelangten<br />
1980 an die in<br />
Rinteln beheimateteDampfeisenbahnWeserbergland<br />
und<br />
von dort aus an<br />
eine andere Museumsbahn<br />
im<br />
Raum Salzgitter,<br />
wo sie heute<br />
noch zu finden<br />
sind. Zahlreiche<br />
Bilder, nicht nur in den Archiven,<br />
erinnern an den erfolgreichen<br />
Einsatz in der Nachkriegszeit der<br />
jetzt immerhin fast sechs Jahrzehnte<br />
alten Wagen des legendären<br />
„Sambazuges“ der OHE.<br />
Zur Person<br />
Hans Wolfgang Rogl, Jahrgang<br />
1941, Journalist und Autor zahlreicher<br />
Fachbücher zum Thema<br />
Privatbahnen, entwickelte schon<br />
früh ein Faible für die Osthannoversche<br />
Eisenbahnen AG. Zahlreiche<br />
Bücher zum Thema OHE<br />
stammen aus seiner Feder.<br />
29
30<br />
Das Letzte<br />
Der nächste OHE EXPRESS 02/2007<br />
erscheint im April 2007<br />
Titel:<br />
Logistikpartner<br />
Binnenhäfen<br />
Eckpfeiler für Wachstum und<br />
Beschäftigung<br />
Interview:<br />
Dr. Peter Struck<br />
Chef der SPD Bundestagsfraktion,<br />
im Gespräch mit<br />
dem OHE EXPRESS.<br />
OHEEXPRESS · Februar 2007<br />
Foto: OHE-EXPRESS<br />
Quelle: spdfraktion.de<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Osthannoversche Eisenbahnen AG<br />
Biermannstraße 33, 29221 Celle<br />
Telefon 0 51 41/ 276-0<br />
Telefax 0 51 41/ 276-258<br />
www.ohe-transport.de<br />
Projektleitung:<br />
Matthias Herten, OHE<br />
Redaktion:<br />
Peter Gerlach<br />
Christian Wiechel-Kramüller (V. i. S. d. P.)<br />
Christine Heller (Satz & Gestaltung)<br />
Dr. Regine Anacker (Lektorat)<br />
Anschrift siehe Verlag<br />
Anzeigenleitung & Aboverwaltung:<br />
Irina Schober<br />
Telefon 058 20 / 970 10 28<br />
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Növenthien 10, 29562 Suhlendorf<br />
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OHEEXPRESS · Februar 2007