Herbert von Karajan - Porsche

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Seite 84 Christophorus 331 Prominenz gehörte zum Alltag in der Salzburger Porsche-Werkstatt. Sportler, Künstler, Adlige. Service as usual. Bis sich, Mitte der 70er Jahre, Karajan ansagte. Herbert von Karajan, Sohn Salzburgs, Chef der Berliner Philharmoniker, der berühmteste Dirigent der Welt. Ein multipler Promi. Das elektrisierte vom Chef bis zum Monteur alle. Karajan fuhr in seinem roten Porsche 911S vor. Irgendetwas mit dem Fahrersitz stimme nicht, reklamierte er, er fände keinen rechten Halt darin. Der Maestro trug einen strengen Gesichtsausdruck – andererseits aber auch einen sehr dickenWintermantel. Unsicher schauten sich die Techniker an.Wer würde es wagen? Mutig trat Gerhard Michalek vor und bewog Karajan, es doch mal ohne gefütterten Mantel zu versuchen. „Meinen Sie?!“„Ja.“ Nach einer Proberunde stand der Meister wieder da, alle Stirnfalten hatten sich geglättet.„Michalek, Sie ham recht g’habt!“ Durch die scheinbar banale Episode war das Eis zwischen dem hochfliegenden Geist und dem Porsche-Orchester gebrochen. Wenn es denn je existiert hatte. Denn als Ausnahmekünstler wusste Karajan um die Bedeutung soliden Handwerks, klassischer Werke und der großen Wirkung von Kleinigkeiten. „Der Karajan war enorm wissbegierig und außerordentlich belesen. Er fragte jedes Detail nach, und man durfte ihn auf keinen Fall mit flauen Erklärungen abspeisen. Aber eine ehrliche Antwort hat er immer akzeptiert“,erzählt Kfz-Meister Gerhard Michalek, heute 61 Jahre alt undVerantwortlicher für Porsche-Zentren. Erstkontakt mit den Sportwagen aus Zuffenhausen hatte der Dirigent in einem Porsche356 Speedster, jenem archaischenVertreter seiner Zunft mit eingesteckten Seitenscheiben. Es war die Zeit um das Jahr 1955– ein Jahr später wird Herbert von Karajan von den Berliner Philharmonikern zum Chefdirigenten auf Lebenszeit erwählt. Das Orchester: ein gigantischer Klangkörper mit mehreren Dutzend Musikern, nicht wenige so eigenwillig wie er selbst. Auf der anderen Seite der Speedster: ein kompaktes Bündel an Kraft und Lebensfreude, verbunden durch die richtige Technik, viel Schweiß und einen Schuss Genialität. Zutaten wie fürs Dirigieren. A Der 356 Speedster: ein kompaktes Bündel an Kraft und Lebensfreude, verbunden durch die richtige Technik, Schweiß und einen Schuss Genialität. Zutaten wie fürs Dirigieren. Im Gleichklang: Herbert von Karajan im Jahr 1959 mit seinem 550 A Spyder vor dem Werk 1 in Zuffenhausen (oben links) – rechts daneben mit Richard von Frankenberg und Hans Klauser (von links) Neue Töne: 1972 fachsimpelt der Maestro über den 911 S 2.4 (unten, links) – bereits 1955 holt Herbert von Karajan seinen ersten Porsche ab, einen 356 Speedster (unten, rechts) Christophorus 331 Seite 85
Seite 86 Christophorus 331 Neugierde auf das Geheimnis der Perfektion war am Pult wie am Steuer sein Antrieb, die Distanz vom Notenschlüssel zum Autoschlüssel daher eine kurze. So übernahm Karajan 1959 vom Porsche- Rennfahrer Richard von Frankenberg dessen 550 A Spyder. Und schon war richtig Musik in seinem Leben. Nur war derWagen auf Dauer zu klein, machte aber zugleich Appetit auf mehr. Der rote 911 S, den Karajan ab 1972 steuerte, war so etwas wie ein Sportlehrer für den Musiker, der so die spezielle Physik und das besondere Fahrverhalten eines Sportwagens erfuhr und erlernte. Fahrerische Fortschritte machte Karajan 1975 im Porsche 911Turbo3.0, den er in Dunkelblau orderte. Zur Hochform lief er auf, als er 1984 einen 300 PS starken 911 Turbo 3.3 mit rot-blauen Streifen übernahm, eine Farbgebung, die dem Modell den Beinamen„Martini- Porsche“ eintrug. DasWörtchen„cool“gab es damals noch nicht im Sprachgebrauch. „Er war ein durchaus sportlicher Fahrer, obwohl er aus Zeitmangel nicht viele Kilometer fuhr“, erinnert sich Heinrich Egermann, heute 53 Jahre alt, der zusammen mit Gerhard Michalek die Karajan- Betreuung in Salzburg übernommen hatte. Im Vorort Anif bewohnte Karajan mit seiner Familie seit 1968 ein geschmackvolles, aber keineswegs protziges Anwesen im bäuerlichen Stil.„Er hat A Besuch in Weissach: Herbert von Karajan (Bild links, Dritter von links) im Mai 1975 mit Ernst Fuhrmann, Hans Klauser, Helmuth Bott und Manfred Jantke (von links). Den 911 Turbo 3.0 (Bild unten) lässt sich Karajan (Mitte) ebenfalls von Jantke, Bott, Fuhrmann und Klauser (von links) erklären
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