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DSV Innovation 2-06

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Betriebliche Entwicklung<br />

Den Familienbetrieb hat Jürgen Henkelmann als<br />

reinen Ackerbaubetrieb von seinem Vater übernommen.<br />

Auf den flachgründigen Kalksteinverwitterungsböden<br />

(ø 45 BP) wurde seinerzeit eine<br />

ortsübliche Fruchtfolge mit Getreide und Blattfrüchten<br />

gefahren. Doch schon 1986 fing der<br />

Betriebsinhaber an, die Grassamenvermehrung<br />

für die <strong>DSV</strong> zu erweitern und auszubauen, diese<br />

wird bis zum heutigen Tag fortgeführt.<br />

Im Jahr 1990 entschied der Ackerbauer, in die<br />

Putenmast zu investieren. Dafür wurden die<br />

Hofgebäude umgebaut und in eine neue Nutzung<br />

als Maststall überführt. „Die Gebäude<br />

waren vorhanden und sollten sinnvoll genutzt<br />

werden“, so die Aussage des Landwirtes. Später<br />

folgten noch zwei große Putenställe außerhalb<br />

des Dorfes, so dass heute auf dem Betrieb<br />

45.000 Puten pro Jahr gemästet werden. In drei<br />

Umläufen im Jahr werden jeweils 10.000 Hähne<br />

und 6.000 Hennen aufgestallt. Den Vertrieb an<br />

die verarbeitende Industrie übernimmt eine<br />

Erzeugergemeinschaft für den Landwirt, um so<br />

die Marktposition zu verbessern.<br />

Reportage<br />

nahm im August 2005<br />

die erste Rapsölpresse<br />

Rapsöl – ein<br />

in Betrieb.<br />

interessanter Betriebszweig<br />

Kirsten Fricke, Deutsche Saatveredelung, Lippstadt<br />

Viele Landwirte in Deutschland bauen in diesen Zeiten neben dem Ackerbau und der Tierhaltung<br />

neue Betriebszweige auf, um den landwirtschaftlichen Betrieb zukunftsfähig zu<br />

machen. Der Betrieb der Familie Henkelmann in Klieve (Westfalen) ist ein Beispiel für den<br />

Trend der Diversifizierung von landwirtschaftlichen Unternehmen.<br />

TRABANT<br />

Mehr Tempo im Hybridrapsanbau<br />

Größte Rapssorte in Deutschland<br />

Ideale Kombination aus Ölertrag,<br />

Standfestigkeit und Gesundheit<br />

Sehr hohe Frühsaat-<br />

und Mulchsaateignung<br />

www.rapool.de<br />

Betriebsstätte der Familie Henkelmann<br />

Jürgen Henkelmann<br />

Um die Auslastung zu gewährleisten und<br />

gleichzeitig schlagkräftige Maschinen nutzen<br />

zu können, teilt sich der Betriebsleiter diese mit<br />

weiteren Landwirten in der Form von Bruchteilsgemeinschaften.<br />

„Dem eigenen Nachwuchs<br />

macht es ebenfalls mehr Spaß, mit größeren<br />

Maschinen zu arbeiten“, schmunzelt der<br />

Familienvater. Begonnen hat diese Entwicklung<br />

mit dem Mähdrescher, den sich Jürgen<br />

Henkelmann schon im Jahre 1990 mit mehreren<br />

Berufskollegen zusammen angeschafft hat.<br />

Heute wird der Betrieb in Klieve fast ausschließlich<br />

pfluglos bewirtschaftet.<br />

Die Fruchtfolge besteht zu 20% aus Raps, zu<br />

20 % aus Grassamenvermehrung, zu 10% aus<br />

Zuckerrüben und zu 50% aus Getreide. Die<br />

Getreidefläche gliedert sich in die Früchte Winterweizen,<br />

Gerste, Dinkel und Triticale auf,<br />

davon dienen 50% ebenfalls der Vermehrung.<br />

Bewirtschaftungsverträge mit anderen Betrieben<br />

ermöglichen es dem Betriebsleiter, Standort<br />

angepasste Fruchtfolgen zu fahren,<br />

anspruchsvolle Kulturen wie die Zuckerrübe<br />

<strong>Innovation</strong> 2/20<strong>06</strong> · 17


Reportage<br />

vom Rapsöl zu trennen. Freiwillige Untersuchungen<br />

durch den Betreiber haben ergeben,<br />

dass nach diesen Reinigungsschritten das Öl<br />

die Qualität erreicht hat, um die Weihenstephaner<br />

Norm zu erfüllen und als Kraftstoff<br />

eingesetzt werden zu können. Mit diesem in<br />

Weihenstephan entworfenen Qualitätsstandard<br />

für Pflanzenöl werden u.a. Kennwerte für<br />

den Wasser- und Phosphorgehalt, die Neutralisationszahl<br />

sowie die Schwebstoffe (Verunreinigung)<br />

festgelegt.<br />

Mit diesen Rapsölpressen werden ca. 400 l Rapsöl am Tag gewonnen.<br />

Verwertung des Öls<br />

und des Rapskuchens<br />

Mit seiner Anlage produziert Jürgen Henkelmann<br />

über 400 l Rapsöl am Tag bzw.<br />

können so auf den besseren Böden angebaut gelagert und verarbeitet. Gegebenenfalls kann 160.000– 170.000 l Öl im Jahr. Im eigenen Be-<br />

werden.<br />

der geerntete Raps auf dem Betrieb getrocknet trieb werden von der produzierten Menge rund<br />

werden. „Ist der Raps feuchter als 8%, dann ist 25.000 l verbraucht, während der Rest an Be-<br />

Erneuerbare Energien der Wasseranteil im Rapsöl zu hoch und erfüllt rufskollegen verkauft wird zu Preisen, die sich<br />

als Alternative?<br />

nicht die Norm. Fällt die Feuchte des Rohstoffes an den Produktionskosten orientieren. Der<br />

Durch das novellierte Erneuerbare Energien unter 6%, kann die Maschine das Korn nicht Rapskuchen ist in Form von Pellets vor allem als<br />

Gesetz begünstigt, betätigt sich der Agrarier richtig auspressen, da die Schmierung fehlt“, Futtermittel für Wiederkäuer geeignet, doch<br />

inzwischen auch als Energiewirt. Der erste erklärt uns der Anlagenbetreiber. Die Menge neben Schafhaltern und Milchviehbetrieben<br />

Schritt war die Installierung<br />

des auf dem Betrieb ange- zählen auch Schweinemäster zu den Abneh-<br />

einer Photovoltaikanlage von „Mit dem Anbau von NA- bauten Rapses (ca. 100 t) mern des „Abfallproduktes“ aus der Rapsölge-<br />

45 KW auf dem Dach eines WARO Raps wird auf den reicht für die Anlage nicht winnung. Die Rapskuchenpellets sind QS zerti-<br />

Putenstalles vor dem Dorf. Stilllegungsflächen eine aus, etwa die doppelte fiziert, so dass sie die Norm von zertifizierten<br />

Unterdessen hat der Be- höhere Wertschöpfung er- Menge wird noch von Viehbetrieben erfüllen und in der Fütterung<br />

triebsinhaber sein Engagezielt als mit einer stan- Kollegen direkt hinzuge- eingesetzt werden können. Für die Betreuung<br />

ment auf dem Gebiet der dardmäßigen Begrünung.“ kauft. Auf den Feldern von und Wartung der Anlage werden im Durch-<br />

Energiewirtschaft noch er-<br />

Jürgen Henkelmann Landwirt Henkelmann wurweitert<br />

und eine Rapsölde<br />

im letzten Jahr aus-<br />

Das Rapsöl von Jürgen Henkelmann<br />

presse angeschafft. Am 10. August des letzten schließlich die RAPOOL-Sorte OASE angebaut erfüllt die Weihenstephaner Qualitätsnorm<br />

Jahres nahm Jürgen Henkelmann seine erste und geerntet, diese Sorte zeichnet sich durch<br />

für Kraftstoffe.<br />

Anlage in Betrieb, zu der er im Februar 20<strong>06</strong> einen hohen Ölgehalt im Korn aus. Die<br />

gleich noch eine zweite Anlage hinzugefügt Ausbeute mit diesem Pressentyp liegt bei 34%<br />

hat. „Um der großen Nachfrage nach Rapsöl Öl, während sich im Rest, dem sogenannten<br />

gerecht zu werden, habe ich mich entschlossen,<br />

eine zweite Presse aufzustellen“, war die<br />

Rapskuchen, noch 15–18% Fett befinden.<br />

Reaktion des Landwirtes. Diese beiden Ölpres- Erfüllung der Qualitätssen<br />

werden von Elektromotoren angetrieben norm sehr wichtig<br />

und Tag und Nacht in Bewegung gehalten. Das gewonnene Rapsöl wird mit Hilfe von<br />

Über ein 10 t Vorratssilo werden die Maschinen Kieselgur gereinigt, welches unter ständigem<br />

ständig mit Raps versorgt, welcher über Rühren aufquillt und dabei Unreinheiten aus<br />

konisch zulaufende Schnecken ausgepresst dem Öl einschließt. Dieses Gemisch wird da-<br />

wird. Der Raps selber wird nach der Ernte über nach mit einem Druck von 3 bar durch eine<br />

den Windsichter und Siebe gereinigt und Kammerfilteranlage mit einer Porengröße von<br />

anschließend mit einer Feuchte von 7–8% ein- 1µmm gedrückt, um die gequollene Substanz<br />

18 · <strong>Innovation</strong> 2/20<strong>06</strong><br />

Reportage<br />

Tipps und Trends<br />

Pflanzenöle selbst erzeugen –<br />

KTBL gibt Hilfe<br />

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, Ihren erzeugten Raps<br />

nicht zu verkaufen, sondern in einer eigenen Anlage zu verpressen? Im<br />

direkten Verkauf würden Sie voraussichtlich einen Erlös von ca. 22 Euro/<br />

100 kg erwirtschaften. So liegt man bei einem unterstellten Ertrag von<br />

30 dt/ha insgesamt bei 660 Euro/ha. Bei Verarbeitung in der eigenen<br />

Anlage erhält man aus 100 kg Saat etwa 30 kg Rapsöl und 70 kg<br />

Rapskuchen. Bei den aktuellen Preisen von ca. 0,65 Euro/kg Öl und<br />

0,20 Euro/kg Rapskuchen, gemäß UFOP-Unterlagen, entspricht dies<br />

einem Wert von 1.005 Euro/ha. Das ergibt einen Mehrerlös von 345 Euro/<br />

ha. Reicht dieser Mehrerlös aus, um die eigene Anlage zu betreiben?<br />

Das können Sie mit Hilfe des neuesten KTBL-Programms für Maschinenkalkulationen<br />

unter http://www.ktbl.de/maschine/ma_landw.htm<br />

selbst berechnen.<br />

Weitere Maschinenkosten können mit dem Maschinenkosten-Kalkulationsprogramm<br />

unter http://www.ktbl.de/dieselbedarf/index.htm<br />

ermittelt werden.<br />

schnitt 30 min pro Tag aufgewendet, somit ist der Betrieb der Anlage<br />

nicht sehr arbeitsintensiv. Laut Aussage von Jürgen Henkelmann wird<br />

sich die Investition in die Rapsölpressen innerhalb von drei Jahren wahrscheinlich<br />

amortisiert haben, sofern keine unvorhergesehenen<br />

Komplikationen auftreten.<br />

Mit dem Anbau von NAWARO Raps wird auf den Stilllegungsflächen eine<br />

höhere Wertschöpfung erzielt als mit einer standardmäßigen Begrünung<br />

und durch die eigene Verarbeitung des Rapses wird diese Wertschöpfung<br />

noch erhöht. „Ich fand es enttäuschend, dass es in den letzten Jahren<br />

trotz steigender Biodieselpreise keine höheren Auszahlungen für den<br />

Raps gab, diesen Ärger erspare ich mir jetzt“, gab der Rapsölerzeuger als<br />

Begründung für den Bau der Anlage an.<br />

Diese Betriebsbeschreibung spiegelt die erfolgreiche Entwicklung eines<br />

landwirtschaftlichen Betriebes in der gegenwärtigen Zeit wider. Dass dieser<br />

Prozess der Veränderung noch nicht abgeschlossen ist, beweist<br />

die Familie Henkelmann, in dem schon wieder neue Projekte geplant werden,<br />

wie der Bau einer<br />

Biogasanlage. Obendrein<br />

hat die Familie<br />

Henkelmann durch die<br />

Kirsten Fricke<br />

Diversifizierung des eigenen<br />

Betriebes zwei<br />

dauerhafte Arbeitsstel-<br />

Fon 0 29 41/29 64 88<br />

len geschaffen, was ge-<br />

Fax 0 29 41/29 64 00<br />

rade in diesen Zeiten<br />

fricke@dsv-saaten.de<br />

recht selten geschieht.<br />

Kostenlose Service-Hotline: 0800/220 220 9 · www.bayercropscience.de<br />

Sicherer Schutz für flüssiges Gold.<br />

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