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Aktuelles Wissen nutzen - Ärztekammer Bremen

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4Morbus 10 Morbus parkinson<br />

BREMER ÄRZTEJOURNAL 09| 1 1<br />

Morbus Parkinson<br />

nichtmedikamentöse Verfahren<br />

Aktivierende Übungen in der Physio- und Sprachtherapie sind eine wichtige Ergänzung<br />

der vor allem in fortgeschrittenen Stadien nicht ausreichenden medikamentösen<br />

Therapie. Sie zielen auf Fallneigung, motorische Blockaden, Gangstörungen, Sprech-,<br />

Stimm- und Schluckstörungen und werden zunehmend wissenschaftlich evaluiert.<br />

Obwohl die Palette der zur Verfügung<br />

stehenden Medikamente ständig zunimmt<br />

und die tiefe Hirnstimulation für<br />

L-Dopa responsive Symptome vermehrt<br />

eingesetzt wird, kommt es bei der Mehrzahl<br />

der Parkinson-Patienten im Verlauf<br />

zu schwerwiegenden Einschränkungen<br />

selbst bei maximaler, optimierter Pharmakotherapie.<br />

Hier kommt den aktivierenden<br />

Therapien wie Physiotherapie,<br />

Sprech-, Schluck- und Ergotherapie sowie<br />

auch psychologischen Ansätzen eine zunehmend<br />

wichtige Rolle zu. In der Vergangenheit<br />

waren diese Ansätze mangels<br />

aussagekräftiger Studien nicht ausreichend<br />

gut zu bewerten, obwohl die<br />

klinische Erfahrung einen Nutzen vermuten<br />

ließ. Mittlerweile sind jedoch auch in<br />

diesem Gebiet zunehmende wissenschaftliche<br />

Aktivitäten zu beobachten und, im<br />

Bereich der Physiotherapie, Metaanalysen<br />

und Positionspapiere erarbeitet worden.<br />

Einsatz von Physiotherapie und<br />

Hilfsmittelversorgung<br />

Die Physiotherapie kann im fortgeschrittenen<br />

Stadium der Erkrankung die Ent-<br />

Nichtmedikamentöse Therapieverfahren<br />

wicklung von Gelenkkontrakturen verhindern.<br />

Zunehmend finden jedoch auch<br />

spezifische Therapieansätze Anwendung.<br />

Laufbandtraining unter Nutzung externer,<br />

rhythmischer akustischer (lautes Zählen,<br />

Metronom) oder optischer Stimuli (aufgeklebte<br />

Leuchtstreifen) waren effektiv<br />

für die Verbesserung des Gangbildes und<br />

der Initiierung des Gehens in Freezing-<br />

Perioden. Repetitives Training korrektiver<br />

Stützreaktionen (z. B. Ausfallschritt nach<br />

Pull- Test) wird eingesetzt zur Verbesserung<br />

der posturalen Stabilität. Bewegungsstrategietraining<br />

unter Hinzunahme kognitiver<br />

Therapieansätze und gezieltem<br />

Trai ning einzelner Bewegungskomponenten<br />

war einem auf Kraft und Ausdauer<br />

abzielenden muskuloskelettalen Training<br />

überlegen. Intensives Training großräumiger,<br />

ausholender Bewegungsamplituden<br />

mit gleichzeitig vermitteltem taktilen<br />

und verbalen Feedback (LSVT/BIG-Training)<br />

ist Nordic Walking und unspezifischer<br />

Physiotherapie zu Hause über le gen.<br />

Gegen die verschiedenen motorischen<br />

Blockadeformen des Freezing werden<br />

derzeit spezifische Programme er probt<br />

Physiotherapie:<br />

Laufbandtraining, Training korrektiver Stützreaktionen, Bewegungsstrategietraining,<br />

Training großer Bewegungsamplituden (BIG), Verhinderung von<br />

Kontrakturen in späteren Stadien<br />

Logopädie:<br />

LSV-Therapie zur Erhöhung der Sprechlautstärke<br />

Funktionstraining und Beratung bei Schluckstörung<br />

Rehabilitationssport:<br />

Multimodale Therapie in der Gruppe<br />

Hilfsmittel:<br />

Externe akustische und optische Stimuli (Cues), hoher Rollator bei Kamptokormie,<br />

Anti-freezing-Stock<br />

Tab. 1<br />

unter Erarbeitung von auf den individuellen<br />

Patienten abgestimmten, günstigen<br />

und freezingprophylaktischen Bewegungsabläufen.<br />

Der Einsatz von weiteren Hilfsmitteln<br />

ist individuell. So hat sich beim<br />

Symptom Symptom der Kamptokormie (starke (starke Vorneigung<br />

des Rumpfes) neben gezielter<br />

Physiotherapie die die Anpassung Anpassung eines hohen<br />

Rollators Rollators als sinnvoll erwiesen. Spe-

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