3. Preis Philipp Blumhardt - Christentum und Kultur
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II Urknalltheorie<br />
50<br />
6.4.3 Thermisches Ungleichgewicht<br />
Wie sich gezeigt hat, führt die Expansion zu einer Abkühlung des Universums.<br />
Durch diese Abkühlung können bestimmte Teilchen bei gesunkenen Temperatu-<br />
ren nicht mehr gebildet werden. So können beispielsweise ab einem bestimmten<br />
Zeitpunkt aus Quarks keine X-Bosonen mehr gebildet werden, während X-<br />
Bosonen immer noch zu Quarks zerfallen können. 43 Dies ist nach SAKHAROV die<br />
dritte <strong>und</strong> letzte Bedingung damit das Materie-Antimaterie-Ungleichgewicht<br />
ausgebildet werden konnte.<br />
Wie genau am Ende das Ungleichgewicht entstanden ist, bleibt umstritten. Es<br />
steht fest, dass es entstanden sein muss, da sonst keine Materie mehr existieren<br />
würde. Die verschiedenen Entstehungstheorien werden unter den Begriffen<br />
Baryogenese <strong>und</strong> Leptogenese zusammengefasst, abhängig davon bei welchen<br />
Teilchen das Ungleichgewicht entstanden ist. Die ursprüngliche Theorie, nach der<br />
das Verhältnis zwischen Materie <strong>und</strong> Antimaterie bereits durch den Urknall<br />
gegeben ist, gilt als unwahrscheinlich.<br />
Auch die Theorie, dass heute immer noch gleichviel Materie wie Antimaterie im<br />
Universum existiert, wird eher vernachlässigt, da man der Meinung ist, die<br />
Annihilationsstrahlung an den Grenzen zwischen Materie <strong>und</strong> Antimaterie-<br />
Bereichen im Universum müsste leicht zu finden sein. Alleine vom Erscheinungs-<br />
bild entfernter Galaxien kann man jedoch nicht mit Sicherheit sagen, dass es sich<br />
dabei um Materie <strong>und</strong> nicht um Antimateriegalaxien handelt, da diese uns in<br />
Teleskopen optisch vollkommen gleich erscheinen würden.<br />
Die stärksten Reaktionen zwischen Materie <strong>und</strong> Antimaterie finden erst zu einem<br />
späteren Zeitpunkt statt. Quarks <strong>und</strong> Antiquarks können 10 -10 Sek<strong>und</strong>en nach<br />
dem Urknall nicht mehr aus Photonen gebildet werden. Etwa 10 -5 Sek<strong>und</strong>en nach<br />
dem Urknall reicht die Energie der Photonen auch nicht mehr aus, um neue<br />
Elektronen-Positronen-Paare zu bilden, welche weitere gr<strong>und</strong>legende Materie-<br />
<strong>und</strong> Antimaterieteilchen darstellen. Folglich vernichten sich die entsprechenden<br />
Paare so lange, bis schlussendlich nur noch der geringe, zuvor entstandene<br />
Überschuss an Materie übrig bleibt.<br />
43 Vgl. Wikipedia.de, „Baryogenese“, http://.dewikipedia.org/wiki/Baryogenese, 2005