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D ie magazin D ie - Israelitische Kultusgemeinde Wien

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OFFIZIELLES ORGAN<br />

GEMEINDE<br />

OFFIZIELLES ORGAN<br />

GEMEINDE<br />

DER ISRAELITISCHEN<br />

KULTUSGEMEINDE WIEN<br />

Nr. 605 607 September Oktober 2007 2007<br />

Tischri/Cheschwan e 2.- Elul 5767/Tischri 5768 5768<br />

Erscheinungsort W<strong>ie</strong>n<br />

<strong>magazin</strong><br />

Erscheinungsort W<strong>ie</strong>n<br />

Verlagspostamt<br />

Verlagspostamt 1010<br />

1010<br />

P.b.b<br />

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GZ<br />

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03Z034854<br />

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W<br />

DVR<br />

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0112305<br />

0112305<br />

D<strong>ie</strong><br />

Gartenbaukino - 23. Oktober 2007<br />

Künstlerhaus Kino - 24. Oktober 2007<br />

Lesen S<strong>ie</strong> in d<strong>ie</strong>ser Ausgabe:<br />

Eine außergewöhnliche Frau Seite 28<br />

Man trägt Crocs – zu Jom Kippur Seite 35<br />

Porträt zum 90. Geburtstag von Hilde Zadek Seite 37


INHALT &<br />

IN EIGENER SACHE<br />

Aus dem Büro des Präsidenten 3<br />

IKG-Wahlen: Festsetzung<br />

der Fristen 5<br />

Grußbotschaft<br />

MP Shimon Peres 6<br />

Claims Conference 7<br />

NEU! DIE RUSSISCHE GEMEINDE-SEITE<br />

Aus dem Holocaust<br />

nichts gelernt 8<br />

POLITIK<br />

IN- UND AUSLAND<br />

Statement of Dr. Gusenbauer<br />

in Israel 10<br />

Papstbesuch in W<strong>ie</strong>n 12<br />

Ergreiferpräm<strong>ie</strong> für NS-<br />

Verbrecher bringt Hinweise 14<br />

Strauss-Kahn ist neuer<br />

IWF-Direktor 15<br />

Ahmanidejad gen<strong>ie</strong>ßt d<strong>ie</strong> Show<br />

16<br />

ISRAEL<br />

Der Fall Muhammad Al-Durra<br />

neu aufgerollt 17<br />

GAZA-STREIFEN:<br />

Kr<strong>ie</strong>g gegen Sderot 18<br />

Israel bestätigt<br />

Militärschlag gegen Syr<strong>ie</strong>n 19<br />

Statistiken zum Jahreswechsel 20<br />

WIRTSCHAFT<br />

Deutsche Telekom baut<br />

Kooperationen aus 21<br />

Stabilis<strong>ie</strong>rung der Armut 22<br />

40 fre<strong>ie</strong> Tage im Jahr für<br />

israelische Arbeitnehmer 23<br />

Oracle plant Investitionen<br />

in Israel 23<br />

WISSENSCHAFT<br />

Antiker B<strong>ie</strong>nenstock<br />

freigelegt 24<br />

Blutlose Herzoperation 24<br />

PETER WEINBERGER<br />

In der Forschung weit<br />

abgeschlagen 25<br />

Strom aus Kuhfladen 25<br />

D<strong>ie</strong> „bionische Hornisse“<br />

RECHTE ECKE<br />

25<br />

Nazi-Video beim Bundesheer 26<br />

Der Turmkommers 26<br />

GEMEINDE<br />

INHALT<br />

Besuchen S<strong>ie</strong> unsere<br />

Homepage oft genug?<br />

news-pinwand-events<br />

Täglich neu!<br />

www. ikg-w<strong>ie</strong>n.at<br />

Med<strong>ie</strong>ninhaber (Verleger), Herausgeber: <strong>Israelitische</strong> <strong>Kultusgemeinde</strong><br />

W<strong>ie</strong>n. Zweck: Information der Mitgl<strong>ie</strong>der der IKG W<strong>ie</strong>n in kulturellen, politischen<br />

und or ganisatori schen Belangen. Stärkung des demokratischen<br />

Bewusst seins in der österreichischen Bevöl kerung. Sitz: 1010 W<strong>ie</strong>n, Seitenstettengasse 4, Postfach 145.<br />

Tel. Redaktion/Sekretariat 53 104/271, Anzeigenannahme 53 104/272, Fax: 53104/279, E-mail redaktion@ikg-w<strong>ie</strong>n.at<br />

Druck: AV+Astoria Druckzentrum GmbH, A-1030 W<strong>ie</strong>n<br />

Alle sign<strong>ie</strong>rten Artikel geben d<strong>ie</strong> persönliche Mei nung des Autors w<strong>ie</strong>der, d<strong>ie</strong> sich nicht immer mit der<br />

Meinung der Redaktion deckt. Für d<strong>ie</strong> Kaschrut der in der GEMEINDE angezeigten Produkte übernehmen<br />

Herausgeber und Redaktion ausdrücklich keine Verantwortung. Nicht alle Artikel, d<strong>ie</strong> in der<br />

Redaktion einlangen, müs sen zur Veröffentlichung gelangen.<br />

D<strong>ie</strong><br />

Profil<strong>ie</strong>rung mit<br />

Antisemitismus? 27<br />

Leserbr<strong>ie</strong>fe an Redaktionen 27<br />

JÜDISCHE WELT<br />

MICHAEL FEYER<br />

Eine ungewöhnliche Frau 28<br />

GERTRAUD HOHENEDER<br />

Brückenschlag 30<br />

Biblisches Öl gegen Infektionen 30<br />

Panorama<br />

D<strong>ie</strong> Angst der Juden<br />

31<br />

in Myanmar 33<br />

Sport 34<br />

Crocs sind in<br />

Israeli neuer Präsident<br />

35<br />

des Weltärztebundes 36<br />

Neue Regeln in der Knesset 36<br />

KULTUR<br />

MARTA S. HALPERT<br />

„Singen war wichtiger als Brot“<br />

Ein Portrait zum 90. Geburtstag<br />

von Hilde Zadek 37<br />

Orden an den Retter des<br />

„Pianisten“ 41<br />

Auszeichnung für<br />

Hannah Lessing 41<br />

Stolpersteine 42<br />

Ehrung für Lotte Tobisch 44<br />

MICHAELA LEHNER<br />

Das Gedächtnis der Haut 45<br />

Kulturelles 46<br />

Titelbild: S<strong>ie</strong>he auch Beitrag Seite 47<br />

„D<strong>ie</strong> Gemeinde“ 14-tägig!<br />

Mehr Service.Mehr Übersicht.<br />

Mehr Information.<br />

PLENARSITZUNGEN 2007<br />

� 06.11.�<br />

Ausgewertet werden Meldungen von: APA, Jerusalem<br />

Post, Ha’aretz, MEMRI, Yediot Aharonot, Global intelligence<br />

centre, Walla, Y-net, israelnetz (inn), nahostfocus<br />

(NOF), ICEJ, Honestly-concerned, GMW, JTA,<br />

u.v.a.<br />

Wir bedauern ...<br />

❚ Korrektur zur letzten Ausgabe (Nr.605/Seite 76) „Das Kol Nidrej Gebet und<br />

seine Musik“:<br />

1.Es stand, dass Christen behaupteten, dass man den Schwü ren und Ver spre chungen<br />

der Juden nicht glauben kann, weil jene sow<strong>ie</strong>so am Jom Kippur bedeutungslos werden.<br />

Zu unserem Bedauern fehlte d<strong>ie</strong> Ant wort des Rabbiners Jech<strong>ie</strong>l von Paris und<br />

Rabbiner Mo sche ben Nachman (Nach manides): „Das Kol Nidrej Gebet hilft uns<br />

Schwüre und Versprechen aufzu he ben, d<strong>ie</strong> wir uns selber gestellt haben, aber keine,<br />

d<strong>ie</strong> wir unseren Mit men schen geleistet haben“.<br />

2. Der Name der Königin von Span<strong>ie</strong>n im Jahre 1498 lautet „Isabella“ und nicht Eli -<br />

sa beth.<br />

3. Rabbi Jacob Molin (Maharil) lebte von 1360 – 1427.<br />

❚ Sterbefälle August:<br />

Richtig muss es heißen STERNFELD Albert und nicht Viktor .<br />

Wir freuen uns ...<br />

Betreff: EIN KNICKSERL<br />

L<strong>ie</strong>be Frau Feiger,<br />

seit Jahren lese ich DIE GEMEINDE.<br />

Neben den fachlichen Berichten, kann man h<strong>ie</strong>r - beson ders<br />

in letzter Zeit - auch fund<strong>ie</strong>rte Hintergrundinforma tio nen<br />

bekommen, d<strong>ie</strong> man in anderen Med<strong>ie</strong>n meist vermisst.<br />

Besonders v<strong>ie</strong>l Herz spürte ich in dem Artikel von Marta<br />

Halpert über den von mir sehr verehrten Dan<strong>ie</strong>l Baren -<br />

boim. Gäbe es auf der Welt mehrere Menschen mit seinem<br />

Mut und Verstand, so wäre unser Leben ein einziges<br />

fr<strong>ie</strong>d liches und hochklassiges musikalisches Crescendo.<br />

Ihre<br />

Renate Wunderer<br />

2 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768


Sehr geehrte Gemeindemitgl<strong>ie</strong>der!<br />

AUS DEM BÜRO DES PRÄSIDENTEN<br />

Am 30. September beteiligte sich d<strong>ie</strong> <strong>Israelitische</strong> <strong>Kultusgemeinde</strong> an einer Demonstration<br />

gegen einen atomaren Iran.<br />

Ich wurde gefragt, warum sich d<strong>ie</strong> IKG ausgerechnet zum Iran zu Wort meldet und ob nicht<br />

Themen w<strong>ie</strong> Antisemitismus, Rechtsextremismus und FPÖ näher l<strong>ie</strong>gende Probleme<br />

wären.<br />

Eine atomare Bedrohung durch den Iran bedeutet meiner Meinung nach d<strong>ie</strong> schlimmste<br />

Bedrohung für das jüdische Volk, den Staat Israel – aber eigentlich für d<strong>ie</strong> ganze Welt seit<br />

dem 2. Weltkr<strong>ie</strong>g. D<strong>ie</strong>se Bedrohung könnte, falls nicht eine diplomatische Lösung gefunden<br />

wird, zu einer militärischen Eskalation führen, d<strong>ie</strong> nicht nur für den Iran, sondern<br />

für d<strong>ie</strong> ganze Region, aber wahrscheinlich für d<strong>ie</strong> ganze Welt zu einer Katas trophe führen<br />

würde, d<strong>ie</strong> in ihrer Dimension den 2. Weltkr<strong>ie</strong>g noch übertreffen könnte.<br />

Wenn wir aus der Geschichte gelernt haben, dass Chamberlain und Dalad<strong>ie</strong>r mit einer<br />

Politik des „appeasements“ letztendlich 50 Millionen Tote auf dem Gewissen haben (hätten<br />

s<strong>ie</strong> doch nur „Mein Kampf“ gelesen und Hitler geglaubt), dann müssten d<strong>ie</strong> europäischen<br />

Politiker endlich d<strong>ie</strong> iranische Führung ernst nehmen.<br />

Seit Khomeini ist es deren Doktrin, den Führungsanspruch in der islamischen Welt zu<br />

stellen, antijüdische und antiisraelische Ideen zu propag<strong>ie</strong>ren, d<strong>ie</strong> Vernichtung des jüdischen<br />

Staates zu fordern, d<strong>ie</strong> terroristischen Organisationen (Hamas, Hisbollah) zu un -<br />

terstützen, den Terror in d<strong>ie</strong> Welt zu tragen (Anschlag gegen d<strong>ie</strong> jüdische Gemeinde in<br />

Buenos Aires). Wenn man meint, dass es nur auf den iranischen Präsidenten Mahmud<br />

Ahmadinejad beschränkt ist, so ist das w<strong>ie</strong>der ein Versuch, d<strong>ie</strong> Augen vor der Realität<br />

zu verschl<strong>ie</strong>ßen. D<strong>ie</strong> so genannten Gemäßigten in der iranischen Führung, Larijani, Raf -<br />

sanjani und Chameini sind alles andere als Gemäßigte (nur weil s<strong>ie</strong> Englisch sprechen),<br />

und stellen in ihren Aussagen d<strong>ie</strong> selben extremistischen Forderungen, haben d<strong>ie</strong> selben<br />

Ansichten, nur formul<strong>ie</strong>ren s<strong>ie</strong> etwas weniger schrill und veranstalten keine Konferenz<br />

zur Leugnung der Shoah.<br />

D<strong>ie</strong> Bedrohung auf Israel zu reduz<strong>ie</strong>ren ist ein weiterer Fehler, vor allem der Europäer.<br />

Der Iran verfügt derzeit über Mittelstreckenraketen mit einer Reichweite von 1.300 km.<br />

Zuletzt wurde stolz eine neue Raketengeneration Shahab IV mit einer Reichweite von<br />

1.800 bis 2.000 km in Teheran vorgestellt. D<strong>ie</strong>se neuen Raketen gefährden ausschl<strong>ie</strong>ßlich<br />

Afrika und Europa, und es kann sich also jeder ausrechnen, dass der Iran keinen Rake -<br />

ten angriff gegen Kenia und d<strong>ie</strong> Elfenbeinküste vor hat.<br />

Dass d<strong>ie</strong>se offensichtliche Bedrohung der europäischen Staaten von d<strong>ie</strong>sen ignor<strong>ie</strong>rt<br />

wird, ist eine grobe Fahrlässigkeit.<br />

AUS DEM BÜRO DES PRÄSIDENTEN<br />

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 3


AUS DEM BÜRO DES PRÄSIDENTEN<br />

AUS DEM BÜRO DES PRÄSIDENTEN<br />

Dass d<strong>ie</strong> Europäer heute neben Russland und China d<strong>ie</strong> wichtigsten Handelspartner des<br />

Iran sind, ist eine weitere Tatsache, aber mit einem kleinen Untersch<strong>ie</strong>d: Europäer l<strong>ie</strong>fern<br />

Technolog<strong>ie</strong> und Ersatzteile, s<strong>ie</strong> invest<strong>ie</strong>ren in Raffiner<strong>ie</strong>n und helfen dem Iran, seine de so -<br />

late Infrastruktur, insbesondere im Bereich Erdöl und Gas zu modernis<strong>ie</strong>ren - und gerade<br />

das ist d<strong>ie</strong> Voraussetzung, um das atomare Programm des Iran überhaupt zu ermöglic hen.<br />

D<strong>ie</strong>ses atomare Programm d<strong>ie</strong>nt der iranischen Führung auch, um d<strong>ie</strong> Inkompetenz im<br />

eigenen Land zu verschle<strong>ie</strong>rn (Benzin ist in einem der erdölreichsten Länder der Welt<br />

ration<strong>ie</strong>rt worden!).<br />

D<strong>ie</strong>se Unfähigkeit der iranischen Führung, den Menschen Arbeit, Ausbildung und Wohlstand<br />

zu ermöglichen, führt zu einer massiv steigenden Unzufr<strong>ie</strong>denheit, und es l<strong>ie</strong>gt<br />

jetzt an den Europäern, dafür Sorge zu tragen, dass d<strong>ie</strong> iranische Bevölkerung versteht,<br />

dass nur in einem fr<strong>ie</strong>dlichen Nebeneinander und ohne atomare Bedrohung Prosperität<br />

und eine fr<strong>ie</strong>dliche Zukunft des Iran möglich sind. Dazu müssten Konzerne w<strong>ie</strong> OMV,<br />

S<strong>ie</strong>mens, EON, usw. ihre Investitionstätigkeit im Iran einstellen, müssten d<strong>ie</strong> europäischen<br />

Reg<strong>ie</strong>rungen d<strong>ie</strong> Gunst der Stunde erkennen und handeln statt reden, um eine Eskala ti on<br />

und eine mögliche Katastrophe eines Kr<strong>ie</strong>ges zu verhindern.<br />

Als Juden, als Europäer und als Menschen, d<strong>ie</strong> im Kr<strong>ie</strong>g keine Lösungsmöglichkeit se hen,<br />

ist es daher unsere Pflicht, unsere Stimme zu erheben. Deswegen hat sich d<strong>ie</strong> Kultus ge -<br />

meinde zu Wort gemeldet, deswegen meldet sich der Europäische Jüdische Kongress zu<br />

Wort, und deswegen werden wir unsere Bemühungen in d<strong>ie</strong>ser Richtung in den nächsten<br />

Monaten weitere intensiv<strong>ie</strong>ren.<br />

Herzlichst<br />

Ihr<br />

Dr. Ar<strong>ie</strong>l Muzicant<br />

Anlässlich des Ramadan lud Bundeskanzler Alfred Gusenbauer d<strong>ie</strong> Spitzen re prä sen tanten der<br />

Religionsgemeinschaften zum traditionellen Fastenbrechen (Iftar). Es ka men Kardinal Christoph<br />

Schönborn, der Präsident der Islamischen Glaubens ge mein schaft, Anas Schakfeh, der evangelische<br />

Bischof Herwig Sturm sow<strong>ie</strong> der Präsident der <strong>Israelitische</strong>n <strong>Kultusgemeinde</strong>, Ar<strong>ie</strong>l Muzicant. In<br />

seiner Rede betonte Gusenbauer, dass jede religiöse Grupp<strong>ie</strong>rung „nicht nur Lichtseiten, sondern im<br />

Laufe ihrer jahrhundertelangen Geschichte auch Schattenseiten“ aufweist. Der Staat werde d<strong>ie</strong> „Frei -<br />

heit der Religion schützen“, im Gegensatz müssten d<strong>ie</strong> Religionsgemein schaften „den allgemeinen<br />

rechtlichen Rahmen der Republik achten“.<br />

4 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768<br />

© Johannes Zinner


IKG-WAHLEN 2007<br />

FESTSETZUNG DER FRISTEN<br />

Frist Beschreibung<br />

Mo. 15.10.07<br />

Do. 18.10.07<br />

Di. 23.10.07<br />

Do. 25.10.07<br />

Auflegen der Wählerliste, Anschlag an Kundma chungstafel<br />

= Stichtag für d<strong>ie</strong> Wahlberechtigung § 79/2,<br />

Frühester Termin zur Abgabe von Wahlvorschlägen<br />

§ 82/1 a<br />

Frist zur Einbringung von Beschwerden<br />

gegen d<strong>ie</strong> Wählerliste §79<br />

Spätester Termin zur Abgabe von Wahlvorschlägen<br />

§ 82/1a<br />

3 Tage Frist zur Entscheidung über Beschwerden § 80/1<br />

3 Tage Frist zur Berufung § 80/2<br />

3 Tage Frist zur Entscheidung über Berufung § 80/2<br />

Di. 30.10.07 Ende der Prüfungsfrist der Wahlvorschläge § 82/2<br />

So. 04.11.07<br />

letzter Tag zur Beseitigung von Mängeln in den<br />

Wahlvorschlägen, d<strong>ie</strong> vom Präsidenten innerhalb<br />

der Prüfungsfrist anerkannt wurden § 82/2<br />

Di. 06.11.07 Frist zur Bekanntgabe der Koppelungen § 83<br />

Mi. 07.11.07<br />

Fr. 09.11.07<br />

Fr. 09.11.07<br />

Frist für Vorschläge für d<strong>ie</strong> Zusammensetzung<br />

der einzelnen Wahlkommissionen § 84/3<br />

Kundmachung mittels persönlicher Zuschrift<br />

(Zu sen dung der Wahllegitimationen) an alle<br />

Wahlberechtigte §81<br />

Kundmachung der Wahlvorschläge und allfälliger Koppelungen<br />

an der Kundmachungstafel der IKG § 82/3<br />

So. 11.11.07 Letzter Tag für Änderungen in der Wählerliste § 80/5<br />

Do. 15.11.07 1. Alternativwahltag § 84/2<br />

Di. 20.11.07 2. Alternativwahltag § 84/2<br />

So. 25.11.07 HAUPTWAHLTAG<br />

Mo. 03.12.07 Einwendungen gegen d<strong>ie</strong> Wahl § 92/1<br />

8 Tage ab<br />

Zustellung<br />

Beschwerde gg. Entscheidungen des KV betreffend<br />

Agnos z<strong>ie</strong>rung bzw. Annul<strong>ie</strong>rung der Wahl bzw.<br />

Einwendungen ab Zustellung §92/5<br />

4 Wochen Entscheidungsfrist bei Einwendungen § 92/6<br />

8 Tage Ablehnung der Wahl durch Gewählten § 92/7<br />

Di. 08.01.08<br />

letzter Tag zur Einberufung<br />

des neuen Kultusvorstandes § 93/1<br />

Kundmachung des Wahlergebnisses in „D<strong>ie</strong> Gemeinde“<br />

D<strong>ie</strong> angegebenen Paragraphen bez<strong>ie</strong>hen sich auf das Statut der IKG<br />

IKH-WAHLEN 2007<br />

NEUWAHL DES<br />

KULTUSVORSTANDES<br />

AM 15., 20. UND 25. NOVEMBER 2007 WIRD DER VORSTAND<br />

DER ISRAELITISCHEN KULTUSGEMEINDE WIEN NEU GEWÄHLT<br />

D<strong>ie</strong> Wählerliste l<strong>ie</strong>gt ab Montag, dem 15. Oktober 2007,<br />

9 Uhr früh, während der üblichen D<strong>ie</strong>nststunden in der Abteilung<br />

"Mitgl<strong>ie</strong> der ser vi ce" der <strong>Israelitische</strong>n <strong>Kultusgemeinde</strong> W<strong>ie</strong>n,<br />

W<strong>ie</strong>n 1, Seiten stetten gasse 4, Parterre, auf.<br />

Reklamationen wegen Auslassung wahlberechtigter oder Auf -<br />

nah me von nicht wahlberechtigten Personen in der Wählerliste<br />

können vom 15. Ok to ber bis einschl<strong>ie</strong>ßlich 23. Oktober 2007<br />

während der üblichen D<strong>ie</strong>nst stunden im Gene ral se kretariat der<br />

<strong>Israelitische</strong>n <strong>Kultusgemeinde</strong> W<strong>ie</strong>n, W<strong>ie</strong>n I, Seiten stet ten gasse 4,<br />

schriftlich eingebracht werden.<br />

WANN WIRD GEWÄHLT?<br />

am Donnerstag, 15. November 2007 von 8 - 18 Uhr und<br />

am D<strong>ie</strong>nstag, 20. November 2007 von 8 - 20 Uhr<br />

im Wahllokal Innere Stadt (1010 W<strong>ie</strong>n, Seiten stet ten -<br />

gasse 2) bzw. am<br />

Sonntag, 25. November 2007<br />

in den für S<strong>ie</strong> zuständigen Wahllokalen,<br />

WAHLLOKAL 1<br />

1010 W<strong>ie</strong>n, Seitenstettengasse 2<br />

(Gemeindezentrum IKG)<br />

Wahlberechtigte der Bezirke<br />

NÖ und nördl. Burgenland<br />

WAHLLOKAL 2<br />

(Buchstaben A-K),<br />

1020 W<strong>ie</strong>n, Tempel gasse 5<br />

(Verein ESRA)<br />

Wahlberechtigte der Bezirke<br />

1020 (A-K)<br />

WAHLLOKAL 3<br />

(Buchstaben L-Z),<br />

1020 W<strong>ie</strong>n, Tempelgasse 5<br />

(Verein ESRA)<br />

Wahlberechtigte der Bezirke<br />

1020 (L-Z), 1220<br />

WAHLLOKAL 4<br />

1040 W<strong>ie</strong>n, Taubstummeng. 17<br />

(B’nai B’rith Loge)<br />

Wahlberechtigte der Bezirke<br />

1030, 1040, 1050, 1100 und 1110<br />

WAHLLOKAL 5<br />

1130 W<strong>ie</strong>n, Am Platz 2<br />

(Bezirksmuseum H<strong>ie</strong>tzing)<br />

Wahlberechtigte der Bezirke<br />

1120, 1130, 1140, 1150 und 1230<br />

WAHLLOKAL 6<br />

1190 W<strong>ie</strong>n, Bauernfeldgasse 4<br />

(Maimonides Zentrum)<br />

Wahlberechtigte der Bezirke<br />

1090, 1160, 1170, 1180 und 1190<br />

WAHLLOKAL 7<br />

1200 W<strong>ie</strong>n, Adalbert-Stifter-<br />

Straße 14-18 (JBBZ)<br />

Wahlberechtigte der Bezirke<br />

1200 und 1210<br />

WAS BRAUCHE ICH,<br />

UM WÄHLEN ZU KÖNNEN?<br />

D<strong>ie</strong> seitens der <strong>Kultusgemeinde</strong> ausgestellte WAHL LEGI TI -<br />

MA TION (s<strong>ie</strong> ergeht rechtzeitig an alle Wahl be rechtigten)<br />

und ein amtlicher LICHTBILDAUSWEIS (Reisepass, Führer -<br />

schein etc.) berechtigt S<strong>ie</strong> zur Stimmabgabe.<br />

S<strong>ie</strong> erhalten vom Vorsitzenden der Wahlkommission einen<br />

Stimmzettel, auf dem d<strong>ie</strong> wahlwerbenden Gruppen aufgelis tet<br />

sind, und treffen durch Ankreuzen der Partei Ihres Ver trauens<br />

Ihre Wahl.<br />

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 5


ROSCH HASCHANAH<br />

Ministerpräsident Shimon Peres<br />

Da wir an der Schwelle zum<br />

jüdischen Neuen Jahr stehen<br />

und ich gleichzeitig mein Amt<br />

als Staatspräsident von Israel<br />

antrete, möchte ich mit Ihnen<br />

zuerst und vor allem meinen<br />

t<strong>ie</strong>fsten und herzlichsten<br />

Wunsch teilen für ein Jahr<br />

des anhaltenden Wohlstands,<br />

für Sicherheit, für geistigen<br />

Reichtum und für das Wohl -<br />

ergehen des jüdischen Volkes<br />

in der ganzen Welt und für<br />

alle jene, d<strong>ie</strong> nach Fr<strong>ie</strong>den und<br />

Toleranz streben.<br />

Es ist eine Zeit für Einheit – sowohl zu Hause w<strong>ie</strong> im Aus -<br />

land.<br />

Inmitten des weiteren Umfeldes der Schw<strong>ie</strong>rigkeiten und<br />

Herausforderungen, denen wir uns in der Neuen Ära ge -<br />

gen über sehen, ist das jüdische Volk dazu aufgefordert,<br />

sich mit Themen und Fragen auseinanderzusetzen, d<strong>ie</strong><br />

unsere Existenz betreffen, unsere Rolle bei globalen Ini ti a -<br />

tiven und d<strong>ie</strong> Gestaltung unserer eigenen Identität. V<strong>ie</strong>le<br />

Jahre lang wurde Israel als ein „globales“ Problem be -<br />

trach tet. Heute setzt sich Israel mit den gleichen globalen<br />

Herausforderungen auseinander, d<strong>ie</strong> auch der gesamten<br />

Welt Probleme bereiten.<br />

Das ist der Grund, warum wir zusammen arbeiten müssen,<br />

um d<strong>ie</strong>sen und zukünftigen Herausforderungen zu begeg -<br />

nen – nicht einfach nur deshalb, um darauf zu reag<strong>ie</strong>ren,<br />

son dern um zu träumen und zu schaffen... um strategische<br />

Pri oritäten zu entwickeln, d<strong>ie</strong> von so grundsätzlicher Be -<br />

deu tung sind, w<strong>ie</strong> s<strong>ie</strong> unser Volk in seiner gesamten Ge -<br />

schich te entwickelt hat ... um daran zu glauben und d<strong>ie</strong>se<br />

umzusetzen... Nur durch d<strong>ie</strong> gemeinsame Z<strong>ie</strong>lsetzung un -<br />

se rer Anstrengungen – jenen von Israel und des jüdischen<br />

Vol kes – können wir wirklich dazu beitragen, d<strong>ie</strong> Zukunft<br />

und das Wohlergehen unseres Volkes zu gestalten und zu<br />

si chern.<br />

Wenn man in einer globalis<strong>ie</strong>rten Welt lebt, wird d<strong>ie</strong> „Rea lität“<br />

unvermeidlich ein dynamisches und sich permanent<br />

än derndes Phänomen, in dessen Umfeld untersch<strong>ie</strong>dliche<br />

Gemeinden mit sich ändernden Umständen und Heraus -<br />

forderungen konfront<strong>ie</strong>rt werden. Das jüdische Volk darf<br />

nicht d<strong>ie</strong> Bedeutung des Einsammelns der einzelnen Stim -<br />

men in der gesamten jüdischen Welt vernachlässigen und<br />

muss d<strong>ie</strong>se zu einem einzigen umfassenden und bedeutungsvollen<br />

Ganzen zusammenfügen. Unsere Verantwor -<br />

tung als Volk l<strong>ie</strong>gt darin, es zu ermöglichen, dass all d<strong>ie</strong>sen<br />

Stimmen Gehör verschafft wird. Wir müssen, sowohl in<br />

Israel, w<strong>ie</strong> in der gesamten Diaspora, d<strong>ie</strong> Kunst der Sen si bi -<br />

lität und der Weisheit lernen, d<strong>ie</strong> es uns ermöglichen könn te,<br />

das Potential freizusetzen, das in solchen Stimmen enthalten<br />

ist. Unser Z<strong>ie</strong>l im Laufe d<strong>ie</strong>ses gesamten Pro zes ses muss<br />

nach w<strong>ie</strong> vor darin l<strong>ie</strong>gen, für eine sowohl intellektuelle<br />

w<strong>ie</strong> qualitative Partnerschaft zum Nutzen unseres Volkes<br />

zu werben.<br />

Es l<strong>ie</strong>gt in der Natur des jüdischen Erbes nach globaler<br />

Ver antwortung im Rahmen von Tikkun Olam zu streben.<br />

Trotz seiner geringen Größe hat Israel bew<strong>ie</strong>sen, dass es<br />

dazu in der Lage ist, eine einzigartige Wirtschaft zu schaffen.<br />

In ähnlicher Weise ist das Land zu einem globalen<br />

Pion<strong>ie</strong>r auf dem Feld der wissenschaftlichen Entwicklung<br />

und Forschung geworden. Es ist von grundlegender Be -<br />

deu tung, dass Israel weiterhin eine wichtige Rolle im Be -<br />

reich der globalen Wissenschaft und Technolog<strong>ie</strong> einnimmt<br />

und als Pion<strong>ie</strong>r d<strong>ie</strong>nt bei der n<strong>ie</strong> endenden Suche nach Lö -<br />

sungen für globale Herausforderungen auf den Geb<strong>ie</strong>ten<br />

der Ausbildung, Telekommunikation, Landwirtschaft, der<br />

globalen Erwärmung und in weiteren Forschungs be rei -<br />

chen. Das jüdische Volk in der ganzen Welt d<strong>ie</strong>nte in der<br />

Vergangenheit als Rückgrat bei derartigen Leistungen und<br />

wird d<strong>ie</strong>s auch in der Gegenwart und in Zukunft tun.<br />

Gemeinsam haben der Staat Israel und d<strong>ie</strong> jüdische Ge -<br />

mein schaft in der Diaspora, das ihnen innewohnende Po tential,<br />

zur weiteren Fr<strong>ie</strong>densentwicklung und zu vermehrtem<br />

Wohlstand auf globaler Ebene im Allgemeinen beizutragen,<br />

und zur Sicherung der jüdischen Existenz im Besonderen.<br />

Um d<strong>ie</strong> zuvor angeführten Sehnsüchte in d<strong>ie</strong> Realität um -<br />

setzen zu können, müssen regionale Partnerschaften ge -<br />

pflegt und alle vorhandenen natürlichen und menschli chen<br />

Möglichkeiten weise eingesetzt werden, wenn es darum<br />

geht, für regionale wirtschaftliche Entwicklung und d<strong>ie</strong><br />

Er z<strong>ie</strong>hung zum Fr<strong>ie</strong>den zu werben. Keine Gelegenheit darf<br />

verpasst und jede Möglichkeit muss aufgegriffen werden,<br />

Wir wünschen allen Kunden und Freunden<br />

frohe Fe<strong>ie</strong>rtage!<br />

6 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768


um für Fr<strong>ie</strong>den unter uns selbst und mit unseren Nachbarn<br />

zu werben. Gleichzeitig müssen wir d<strong>ie</strong> nötigen Maßnah -<br />

men ergreifen, um d<strong>ie</strong> Sicherheit jüdischen Lebens zu<br />

gewährleisten, wo immer d<strong>ie</strong>s auch sein möge.<br />

Der Staat Israel misst der Anteilnahme der jüdischen Ge -<br />

meinden in aller Welt beim Prozess der Sicherstellung seines<br />

Wohlergehens größten Wert bei. Von besonderem Wert<br />

ist d<strong>ie</strong> anhaltende Beteiligung der jüdischen Jugend von<br />

heute an d<strong>ie</strong>sem Prozess, d<strong>ie</strong>s sind d<strong>ie</strong> führenden jüdischen<br />

Persönlichkeiten der Zukunft. Während wir weiterhin<br />

stolz das jüdische Erbe und d<strong>ie</strong> Ethik unserer Vorväter<br />

pflegen werden, muss sich unser Augenmerk auch auf<br />

un sere Kinder richten – denn wir müssen für s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Wei -<br />

chen für ihre Integration und ihr Aufwachsen im neuen<br />

Zeitalter stellen.<br />

In der Tat ist es so, dass wir am Rande der Gegenwart stehen.<br />

Wir sehen uns nach w<strong>ie</strong> vor Herausforderungen aller<br />

Art gegenüber und d<strong>ie</strong> größte davon l<strong>ie</strong>gt darin, keine<br />

Mög lichkeit ungenutzt verstreichen zu lassen. Dazu sind<br />

wir entschlossen. Darin l<strong>ie</strong>gt unser Gebet.<br />

Mit Rosch Haschana vor unserer Türschwelle entb<strong>ie</strong>te ich<br />

Ihnen, noch einmal, meine wärmsten persönlichen Wün -<br />

sche für S<strong>ie</strong>, Ihre Famil<strong>ie</strong>n und Ihre Gemeinden für ein<br />

Jahr des Fr<strong>ie</strong>dens und des Wohlergehens.<br />

Herzlichst<br />

Shimon Peres<br />

ROSCH HASCHANAH<br />

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 7


DIE RUSSISCHE SEITE<br />

Sehr geehrte Damen<br />

und Herren, l<strong>ie</strong>be<br />

Freundinnen und<br />

Freun de! Ich kann<br />

zwar heute h<strong>ie</strong>r nicht<br />

an d<strong>ie</strong>ser wichtigen<br />

und notwendigen<br />

Kund gebung der<br />

Solidarität mit Israel<br />

teilnehmen, mir ist<br />

es aber ein Bedürfnis<br />

meine t<strong>ie</strong>fe Ver bun -<br />

den heit mit den Anl<strong>ie</strong>gen d<strong>ie</strong>ser Veranstaltung offen<br />

und deutlich zum Ausdruck zu bringen.<br />

Im Rahmen meiner Tätigkeit im DÖW und in der Aktion<br />

gegen den Antisemitismus habe ich mich in den letzten<br />

Jahren in zunehmendem Maße mit einem als „Antizio -<br />

nismus“ verkleideten Antisemitismus auseinandersetzen<br />

müssen - einem Antisemitismus, der nicht nur von Rechts -<br />

extremisten und Neonazis kommt, sondern auch (zu meinem<br />

Leidwesen, füge ich hinzu) von linker Seite, auch<br />

von manchen Sozialdemokraten getragen oder zumindest<br />

unterstützt wird.<br />

D<strong>ie</strong> Aktion gegen den Antisemitismus hat von Anfang an<br />

d<strong>ie</strong> Vernichtungsdrohungen des iranischen Präsidenten<br />

Ah madinejad gegen Israel ernst genommen und d<strong>ie</strong> österreichische<br />

Politik aufgefordert, dazu entsch<strong>ie</strong>den Stellung<br />

zu nehmen und Handlungen zu setzen. Leider müssen wir<br />

feststellen, dass d<strong>ie</strong>s nur in unzureichendem Maße ge -<br />

sche hen ist.<br />

Weder d<strong>ie</strong> erbärmliche Holocaust-Leugner-Konferenz in<br />

Teheran noch d<strong>ie</strong> unvermindert fortgesetzte nukleare<br />

Auf rüstung des Iran haben zu angemessenen Reaktionen<br />

Österreichs und der Europäischen Union geführt, und der<br />

sogenannte Dialog mit dem iranischen Regime ist nichts<br />

an deres als der Schutzmantel, hinter dem der Atombom -<br />

ben bau betr<strong>ie</strong>ben wird. Iranische Atombomben sind zwar<br />

primär eine Existenzgefährdung Israels, es wäre aber naiv,<br />

d<strong>ie</strong> darüber hinausgehenden Bedrohungen nicht zu se hen:<br />

Im Vis<strong>ie</strong>r der islamistischen Fundamentalisten steht d<strong>ie</strong><br />

ge samte westliche Kultur und Zivilisation, stehen De mo -<br />

kra t<strong>ie</strong> und Menschenrechte, stehen alle, d<strong>ie</strong> keinen islamischen<br />

Gottesstaat wollen.<br />

Es ist eine unfassbare Umkehrung der Wirklichkeit, wenn<br />

d<strong>ie</strong>se reale Bedrohung von österreichischen Med<strong>ie</strong>n nicht<br />

wahrgenommen wird und stattdessen im ‘profil’ gefragt<br />

wird: „W<strong>ie</strong> mächtig ist Israel?“ Mit d<strong>ie</strong>ser Aufbauschung<br />

werden antisemitische Klischees vom allmächtigen Ju den -<br />

tum und von der jüdischen Weltverschwörung bed<strong>ie</strong>nt und<br />

gleichzeitig von den wirklichen Gefahren in der Welt ab -<br />

gelenkt. Stellen wir doch d<strong>ie</strong> Gegenfrage: Wann wird über<br />

d<strong>ie</strong> pro-arabische und pro-islamische Lobby in Eu ro pa<br />

eine Titelstory verfasst? Wann wird d<strong>ie</strong> (indirekte) Finan -<br />

Aus dem Holocaust nichts gelernt?<br />

Warnung vor dem iranischen Atomprogramm<br />

Von Wolfgang Neugebauer<br />

z<strong>ie</strong> rung von palästinensischen Terror aktivitäten durch<br />

missbrauchte EU-Gelder thematis<strong>ie</strong>rt?<br />

Als Historiker weiß ich, dass das Zurückweichen vor totalitären<br />

Diktaturen katastrophale Folgen haben kann. D<strong>ie</strong><br />

Appeasement-Politik des Westens 1938 hat zu den Erfol -<br />

gen Hitlerdeutschlands maßgeblich beigetragen. Shoah<br />

und andere Genozide in Europa wären nicht möglich ge -<br />

we sen, wenn Hitlerdeutschland schon 1938 in d<strong>ie</strong> Schran ken<br />

gew<strong>ie</strong>sen worden wäre. Daraus heißt es d<strong>ie</strong> Lehren zu z<strong>ie</strong>hen.<br />

Das iranische Atomprogramm muss mit allen Mitteln<br />

gestoppt werden. Wenn Dialog, Verhandlungen und<br />

Sank tionen keine Ergebnisse bringen, wird man letztlich<br />

auch den Einsatz militärischer Mittel als gerechtfertigt an -<br />

se hen müssen.<br />

Unsere Aufgabe h<strong>ie</strong>r und heute ist es, d<strong>ie</strong> Öffentlichkeit<br />

auf d<strong>ie</strong>se realen Bedrohungen aufmerksam zu machen.<br />

Diplomatische Floskeln und Fr<strong>ie</strong>densbekundungen, d<strong>ie</strong><br />

nichts an der Situation ändern, sind zu wenig. Solidarität<br />

mit dem bedrohten Israel heißt auch, dem jüdischen Staat<br />

das Recht auf Selbstverteidigung, auf Behauptung seiner<br />

offen bedrohten Existenz zuzubilligen. Gerade Österreich<br />

und Deutschland haben auf Grund ihrer Involv<strong>ie</strong>rung in<br />

d<strong>ie</strong> Shoah besondere Verpflichtungen gegenüber den Jü -<br />

din nen und Juden und gegenüber dem jüdischen Staat.<br />

Wir dürfen einen atomaren Holocaust nicht zulassen.<br />

Grußbotschaft zur Kundgebung „Keine Geschäfte mit den iranischen<br />

Mullahs“ am 30. 09. Der Verfasser ist Vizepräsident der Aktion ge gen<br />

Antisemitismus und langjähriger wissenschaftlicher Leiter des DÖW.<br />

ALLAH UND DIE JUDEN<br />

D<strong>ie</strong> islamische Renaissance<br />

des Antisemitismus<br />

Buchpräsentation mit dem Or<strong>ie</strong>ntalisten<br />

Hans Peter Raddatz<br />

Montag, 5. November 2007,<br />

um 19.30 Uhr,<br />

IKG-Gemeindezentrum<br />

Moderation: Samuel Laster<br />

(Herausgeber der Internetzeitung „d<strong>ie</strong> juedische“)<br />

8 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768


Не почерпнули уроков из Холокоста?<br />

Предупреждение об иранской атомной программе.<br />

Вольфганг Нойгебауэр,<br />

Приветсвие участникам митинга «Никаких сделок с иранскими муллами»,<br />

воскресенье, 30-го сентября, 18 часов площадь Штефана.<br />

В рамках моей деятельности для Документального архива австрийского<br />

сопротивления иврамках Акции против антисемитизма, мне приходилось<br />

сталкиваться с таким растущим в своих масштабах проявлением<br />

антисемитизма, которое скрывается под понятием «антисионизм»,<br />

с антисемитизмом, который исходит не только от экстремистов правого<br />

толка и неонацистов, а также (добавлю здесь, к моему сожалению) из<br />

левого лагеря, который несут или хотя бы поддерживают также и<br />

некоторые социал-демократы.<br />

Акция против антисемитизма с самого начала серьёзно восприняла угрозы<br />

иранского президента Ахмадинеджада об уничтожении Израиля и<br />

потребовала от австрийской политики занять решительную позицию и<br />

предпринять действия. Нам приходится к сожалению отметить, что это<br />

было сделано в недостаточном объёме.<br />

Ни убогая конференция отрицателей Холокоста в Тегеране, ни<br />

продолжающееся полным ходом атомное вооружение Ирана, не вызвали<br />

достойной реакции Австрии и Европейского Союза и, так называемый,<br />

диалог с иранским режимом – это ничто иное как покрывало, под которым<br />

ведётся строительство атомной бомбы. Иранские атомные бомбы, хотя ив<br />

первую очередь представляют угрозу существованию Израиля, но было бы<br />

наивно не видеть угроз, которые выходят за эти рамки: под прицелом<br />

фундаменталистов-исламистов находится вся западная культура и<br />

цивилизация, демократия и права человека, находятся все, кто не хотят<br />

исламского халифата.<br />

Это является непостижимым скажением действительности, если эта<br />

реальная угроза не воспринимается австрийскими средствами массовой<br />

информации и вместо этого журнал «профиль» („Profil“) задаётся вопросом:<br />

«Насколько могуществен Израиль?» Этим раздувают антисемитские клише<br />

о всемогущем еврействе иовсемирном еврейском заговоре, одновременно<br />

отвлекая от действительных угроз миру.<br />

Давайте зададим встречный вопрос:Когда будет написана передовица о<br />

проарабском и происламистском лобби в Европе? Когда темой станут<br />

(непрямое) финансирование действий палестинских террористов с<br />

использованием денежных средств ЕС в преступных целях?<br />

Как историк, я знаю, что отступление перед тоталитарными диктатурами<br />

может иметь катастрофические последствия. Политика Appeasement,<br />

которая велась Западом в 1938 году, в значительной мере посодействовала<br />

успеху гитлеровской Германии. Шоа и другие геноциды в Европе не были<br />

бы возможны, если бы гитлеровская Германия уже в 1938 году была бы<br />

поставлена на место. Это значит, необходимо из этого извлекать уроки.<br />

Иранская атомная программа должна быть остановлена всеми возможоными<br />

методами. Если диалог, переговоры и санкции останутся безрезультатными,<br />

то тогда придётся рассматривать применение военной силы как<br />

оправданное.<br />

Наша задача, сегодня и сейчас, - это обратить внимание общественности на<br />

эти реальные угрозы. Дипломатические фразы и заверение в стремлении к<br />

миру, которые не ведут к изменению ситуации, этого мало.<br />

Солидарность с находящимся под угрозой Израилем означает также и<br />

признание за еврейским государством права на самооборону, на<br />

утверждение своего находящегося под угрозой существования.<br />

Австрия и Германия как раз, в связи с их причастностью к Шоа, имеют<br />

особые обязательства по отношению к еврейкам и евреям и по отношению<br />

к еврейскому государству. Мы не должны допустить атомного Холокоста.<br />

Автор является вице-президентом Акции против антисемитизма и<br />

многолетним научным руководителем Документального архива<br />

австрийского сопротивления.<br />

DIE RUSSISCHE SEITE<br />

„Todesmarsch“<br />

Gedenkveranstaltung<br />

im Rahmen von „Kristallnacht<br />

– Zeitzeugen berichten“<br />

W<strong>ie</strong>ner Volkstheater<br />

4. November 2007, um 11.00 Uhr<br />

Karten unter Tel. 01/52 111-400,<br />

ticket@volkstheater.at<br />

Kartenpreise: 14,- Euro (ermäßigt 8,- Euro)<br />

Bereits zum 15. Mal sprechen am 4. No -<br />

vember w<strong>ie</strong>der Zeitzeugen und Zeitzeu gin -<br />

nen über d<strong>ie</strong> Gräueltaten in der Zeit des<br />

Na tionalsozialismus im Rahmen einer Ma -<br />

tinee im W<strong>ie</strong>ner Volkstheater: „Zeitzeugen<br />

berichten“ aus Anlass der sogenannten<br />

„Reichs kristallnacht“ – heuer über d<strong>ie</strong> To -<br />

des märsche, d<strong>ie</strong> mehr als 300.000 Men -<br />

schen das Leben kosteten.<br />

Gebäudeverwaltung<br />

Katharina Tschirren<br />

übernimmt Zinshäuser<br />

zur gewissenhaften und<br />

gewinnbringenden Betreuung<br />

1080 W<strong>ie</strong>n, Lerchenfelder Str. 66<br />

Telefon 405 32 24 - 0 Fax 402 80 13<br />

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Internetzugang<br />

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Veranstaltungsräume bis 200 Personen, Garage.<br />

Koscheres Frühstück auf Wunsch.<br />

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 9


POLITIK<br />

POLITIK • IN- UND AUSLAND<br />

Statement of Federal Chancellor<br />

Dr. Alfred Gusenbauer at the Interdisciplinary<br />

Centre, Herzliya,<br />

September 2 nd , 2007<br />

It is a great pleasure and honour for me to speak<br />

he re at the Interdisciplinary Centre in Herzliya to<br />

such a distinguished aud<strong>ie</strong>nce. Let me first thank the<br />

IDC and President Reich mann and Ambassador Pri -<br />

mor for bestowing the honour of an Honorary Fel low -<br />

ship of the Interdisciplinary Centre on me. It fills me<br />

with pride and gratitude to be a fellow of this prestigious<br />

institution.<br />

I was asked to give a short speech on the to pic<br />

of Europe, Austria and the Middle East. The time<br />

available will not suffice to tackle this complex is sue<br />

comprehensively especially as the multidimensional<br />

and multifaceted web of relations bet ween Europe<br />

and the Middle East is difficult to comprehend without<br />

including some basic thoughts about the trans -<br />

at lantic relationship, about the special relationship<br />

of some European States, including Austria, with Is -<br />

rael, about the role of Islam in to days Euro pe, about<br />

the energy situation and about the global threats<br />

of terrorism and weapons of mass destruction.<br />

As the Austrian Federal Chancellor I have the<br />

pri vilege to start with the special relationship<br />

between Austria and Israel. Next year we will celebrate<br />

the 60th anniversary of the crea tion of the state<br />

of Is ra el. The idea of a jewish state and it´s realisation<br />

are linked in an antithetic manner to the tragic<br />

exper<strong>ie</strong>nce of jews in Aus tria. The Declaration of<br />

Inde pen dence of Is rael is a telling document also in<br />

this res pect. It honours the spiritual father of the<br />

jewish sta te, Theodor Herzl. Herzl was an Austrian<br />

journalist and author and according to his diar<strong>ie</strong>s<br />

one of his dreams was to see one of his plays performed<br />

at the V<strong>ie</strong>nna Burgtheater. Faced with the<br />

endemic anti-semitism in V<strong>ie</strong>nna and elsewhere in<br />

Europe he developed a different more lasting and<br />

more powerful dream: the vision of a jewish state.<br />

Many perpetrators of the Holocaust were Aus tri -<br />

ans, many Austrians were part of the Nazi-machinery<br />

which brought death, suffering and destruction<br />

over Europe. Many Aus trians preferred to look the<br />

other way when death, suffering and destruction<br />

was brought to their Jewish neighbors. Austrian<br />

Roma and Sinti, socialists, communists, catho lics,<br />

homosexuals and others who were also persecuted<br />

and killed by the Nazi terror regi me.<br />

It took many years until Austria was ready to recognize<br />

its moral responsibility for this darkest period<br />

of our history. It took many years until we were able<br />

to see that the correct legal argument about the<br />

inexistence of Austria as a sovereign state during<br />

the Nazi period prevented us from coming to terms<br />

with our history. Chancellor Franz Vranitzky’s historic<br />

speech at the Hebrew University in Jerusalem<br />

in 1993 was a cathartic moment in the relations<br />

between Austria and Israel and between Austria<br />

and its history. Confronting our own past was at<br />

times painful and controversial. I learned this lesson<br />

when I commissioned a re port about the brown<br />

spots in my own party, about the ease with which<br />

my staunchly anti-Nazi Social Democratic Party had<br />

glossed over the Nazi past of some of its represen-<br />

tatives. I be l<strong>ie</strong>ve that today we are able to bow our<br />

heads in mourning, pay respect to the millions of<br />

victims of Nazi terror and assume responsibility for<br />

the bright as well as the dark sides of our past.<br />

This responsibility is not limited to lofty declarations.<br />

It is an important element in our con stant<br />

fight against anti-Semitism and ra cism. We need to<br />

be vigilant and act where ever ra cism and antisemitism<br />

shows its wicked head. Be it at home or<br />

abroad. Be it personal transgressions or governmental<br />

activity like the scan dalous Holocaust<br />

den<strong>ie</strong>rs conference organi zed by Iranian President<br />

Ah ma di ne jad. It is a motor for Austria’s staunch<br />

sup port for human rights everywhere. And it is a<br />

decisive fac tor in our relations with Israel.<br />

The bilateral relations between Austria and<br />

Israel deserve only one characterization: they are<br />

excellent. Despite the fact that there might be<br />

political differences on specific issues and despite<br />

the fact that relations have not always been easy,<br />

today I am proud to say that we are fr<strong>ie</strong>nds. Fr<strong>ie</strong>nds<br />

who cooperate in all walks of life, who share the<br />

same values of democracy and freedom. Fr<strong>ie</strong>nds<br />

who exchange ideas, goods and services at an ever<br />

increasing pace. I hope that my visit over the next<br />

days will open new avenues of cooperation and<br />

will deepen the fr<strong>ie</strong>ndship between our nations.<br />

As a member of the European Union Austria ac -<br />

ti vely participates in a rich web of bilateral and regi -<br />

o nal initiatives which are designed to deepen cooperation<br />

with Israel. Israel figures prominently in the<br />

EU neighborhood policy and the Euro-Medi terrane an<br />

Partnership, the so-called Barcelona pro cess, offers<br />

the opportunity to approach relations bet ween the<br />

EU and Israel in a regional context including Is -<br />

rael’s Arab neighbors. Israel was the first country<br />

with which the Euro pe an Union could finalize action<br />

plans for strengthened cooperation ranging from<br />

anti-terrorism to human rights, from sc<strong>ie</strong>ntific ex -<br />

chan ges to environmental cooperation. The close<br />

t<strong>ie</strong>s bet ween Europe and Israel could be even closer<br />

and Austria will work with its European partners<br />

and Israel to ach<strong>ie</strong>ve that goal.<br />

The constitutional debate within the Euro pe an<br />

Union and two big waves of enlargement<br />

which brought the 12 additional countr<strong>ie</strong>s in to the EU<br />

have dominated the political discourse of Europe over<br />

the past years. Austria’s eastern neighbors have all be -<br />

co me members of the Union. The political and economic<br />

importance of this “reunification” of Eu ro pe<br />

cannot be overestimated, especially for my country,<br />

which has hugely benefited from this development.<br />

I am also optimistic that we will be able to conclude<br />

the debate about the legal foundations of the<br />

Europe an Union in the coming months and thereby<br />

create the institutional and legal basis for a more<br />

effective, effic<strong>ie</strong>nt and democratic EU. The Reform<br />

treaty will create instruments through which Euro -<br />

pe’s foreign policy will become more coherent and<br />

effective. And the conclusion of the debate will free<br />

political energy that is needed to tackle the big<br />

challenges ahead. Let me just mention climate<br />

chan ge as one of the most pressing issues on the<br />

European and international agenda. Let me mention<br />

energy security. And let me men tion the contribution<br />

of Europe to a peace in the Middle East.<br />

Europe follows the developments in the Midd le<br />

East with great concern. Although the latest report<br />

of the International Atomic Ener gy Agency on the<br />

Iranian nuclear programme notes some positive<br />

steps, key questions re main unanswered. The international<br />

reaction towards the Iranian Uranium<br />

enrichment programme was clear and unequivocal<br />

and ba cked by targeted UN-sanctions. Iran, so far has<br />

slo wed down but not ended its enrichment activi -<br />

t<strong>ie</strong>s. It has not yet provided all necessary clari fica ti -<br />

ons with respect to past and current nu cle ar activit<strong>ie</strong>s<br />

so that suspicions about the character of its<br />

nuclear programme remain. Iran must fulfill its obli -<br />

gations under the relevant Secu ri ty Council resolutions<br />

if it wants sanctions to be lifted. The<br />

European Union has consistently de clared its readiness<br />

to engage in dialogue with Iran, if it lives up<br />

to its obligations. It has made equally clear that a<br />

nuclear armed Iran is unacceptable. We share this<br />

v<strong>ie</strong>w with the entire international community.<br />

Despite some improvements in the security situation<br />

in Iraq the daily bloodshed continues and<br />

risks to affect the entire region. The re con struction<br />

of Iraq will therefore be key. Austria is contributing<br />

its share to this international effort through the EU<br />

and bilaterally and is also supporting a stronger<br />

role of the United Nations in the efforts to stabilize<br />

Iraq. It would however be an illusion to assume that<br />

all these efforts can be brought to fruition with out<br />

the active participation of all Iraqi fac tions and<br />

without the positive involvement of Iraq’s neighbors.<br />

Stopping the infiltration of terrorists is key to<br />

the improvement of the se cu rity situation. But let me<br />

also draw your at ten ti on to the humanitarian catastrophe<br />

which affects more than 2 million Iraqi refu -<br />

gees stran ded in the boarder regions of neighboring<br />

countr<strong>ie</strong>s, mostly in Syria and Jordan. Last week<br />

the head of UNHCR, my old fr<strong>ie</strong>nd Antonio Guterres<br />

described the difficult<strong>ie</strong>s to provide humanitarian<br />

aid to these refugees and praised Jordan and Syria<br />

for shouldering the burden of this situation.<br />

Syria’s centrality to the stabilization of the Midd le<br />

East cannot be overestimated. The Eu ro pe an Union<br />

has extended its hand to Syria and has offered a<br />

wide-ranging dialogue un der certain conditions. It<br />

is time for Syria to come in from the cold. It is time<br />

for Syria to play a constructive role in the development<br />

of the region. It is time for Syria to realize that<br />

it has more than one op ti on.<br />

Austrian troops patrol the Golan heights sin ce<br />

1974 as part of United Nations Disenga ge ment<br />

Observer Force(UNDOF). Hundreds of young men<br />

volunteered for the service, some have given their<br />

lives in the hope that their ser vice might contribute<br />

to lasting peace bet ween Israel and Syria. I share<br />

the optimism of these young men. I hope that one<br />

day in the not too dis tant future I will be able to say<br />

to these men and to their famil<strong>ie</strong>s that their service<br />

and their sacrifice helped to bring about peace for<br />

milli ons.<br />

Let me now turn to the dimension of the Middle<br />

East conflict which is at the heart of the matter.<br />

It will come as no surprise to you that Austria,<br />

like the rest of the European Uni on sees the two<br />

state solution as the only viable and lasting solution<br />

to the Israeli-Pales tinian conflict. A two state<br />

10 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768


© Reuters/Gil Cohen Magen<br />

solution that leaves no doubt, no room of interpretation<br />

about the right of Israel to exist in security,<br />

freedom and within internationally and regionally<br />

recogni zed boarders and in good neighborliness<br />

with Palestine, but also with Syria, Lebanon,<br />

Jordan and Egypt. A two state solution that<br />

encompasses a fair solution of the complex issues<br />

of Jerusalem and of the Palestinian refugees.<br />

Under the term Middle East conflict we usually<br />

understand the multitude of conflict lines<br />

which relate in more or less clear ways to the core<br />

conflict between Israel and Palestine. Con ven tional<br />

wisdom has it that once this core con flict is solved,<br />

everything else will fall in place. Such monocausal<br />

explanations have the great advantage of reducing<br />

an extremely complex situation to a size that is<br />

manageable in intellectual terms. It has the great<br />

practical disadvantage that such a reductionist<br />

construction of reality can easily lead to an equally<br />

reductionist construction of a political process.<br />

The re fore I bel<strong>ie</strong>ve that comprehensive sett lements<br />

with Syria and Lebanon need to be reached in conjunction<br />

with the core track of the issue.<br />

Despite the worrying developments of re cent<br />

months in the Palestinian territor<strong>ie</strong>s there is a real<br />

chance to make substantial progress now. The regular<br />

talks between Prime Minister Ol mert and Pre s i -<br />

dent Abbas are a welcome de velop ment. If a concre -<br />

te understanding about the fra mework of a permanent<br />

status agreement can be reached in these talks<br />

the Middle East confe rence could present the op por -<br />

tunity for a serious breakthrough. Austria and the<br />

Euro pe an Union stand ready to support this pro cess,<br />

through the Quartet and through whatever means<br />

the two part<strong>ie</strong>s deem appropriate and useful. The<br />

recent nomination by the Quartet of Tony Blair as<br />

a special envoy is an additional element of hope.<br />

He will put all his renowned ener gy and skill into<br />

the build-up and stabilization of Pa les tinian institutions<br />

and accompany the political process as good<br />

as he can.<br />

It is obvious that a clear political perspecti ve and<br />

the improvement of daily living conditi ons of Pales -<br />

ti nians through professional and effic<strong>ie</strong>nt Palesti ni an<br />

institutions is key to preventing further disintegration<br />

of the Palestinian po litical landscape. The<br />

European Union as the biggest donor in Palesti ne plays<br />

a decisi ve ro le in this undertaking. The Israeli government<br />

has undertaken some steps to increase the<br />

con fi den ce of Palestinians that under the leadership<br />

of Presi dent Abbas and Primeminister Fayyad<br />

progress is not only possible but tangible. Fur ther<br />

steps are needed to increase that confidence. The<br />

political, economic and humanitarian situ ation<br />

need to improve substantially in order to cut off the<br />

lifeline of radicalism, which is des pair. I count on<br />

the wisdom of Israeli leaders in this respect. The<br />

implementation of the agreement on movement<br />

and access, further transfer of Palestinian tax and<br />

customs reve nu es and the facilitation of economic<br />

activit<strong>ie</strong>s would help to inspire hope. I also count<br />

on the wisdom of Presi dent Ab bas and the<br />

Palestinian Authority to make every effort to stabilize<br />

the situation in the Pa les tinian territor<strong>ie</strong>s, to<br />

reform its institutions and to improve the security<br />

situation for Pa les tinians and Israelis living along<br />

the boar der. I count on the wisdom of the Israeli<br />

and Pales tinian leadership to grasp the opportunity<br />

of renewed international and especially Ameri -<br />

can engagement, to move the process forward in<br />

an irreversible manner.<br />

The positive engagement of key Arab na tions in<br />

the process, the initiatives taken by Saudi-Arabia,<br />

Egypt and Jordan have substantially increased the<br />

chances for real progress. I count on the wisdom of<br />

Arab leaders to build on the outcome of the summits<br />

of Beirut and Riadh and continue their crucial<br />

initiatives for lasting peace.<br />

Visions of a prosperous and peaceful Midd le<br />

East might sound naïve in the complex and<br />

con flict torn reality of today. As naïve as it soun ded<br />

in 1957, when after a cataclysmic world war the<br />

former enem<strong>ie</strong>s got together to found what is now<br />

the European Union. As naïve as it sounded in<br />

1989, if anybody had predicted that most Warsawpact<br />

states would be members of the European<br />

Union less than two de cades later. As naïve as it<br />

might have sounded then that the United States,<br />

the Russian Federation and the European Union<br />

together with the United Nations would undertake<br />

joint efforts to help the Middle East along on its<br />

difficult path to peace.<br />

Let us grasp the opportunity presented by the<br />

confluence of important international, re gi onal and<br />

POLITIK • IN- UND AUSLAND<br />

Bundeskanzler<br />

Alfred Gusenbauer<br />

(re) – mit Robe und<br />

Doktoranden-Hut –<br />

wurde von Prof.<br />

Ur<strong>ie</strong>l Reichmann<br />

(li), Prä si dent des<br />

Inter disziplinä ren<br />

Zentrums von<br />

Herzliya, einer<br />

angesehenen<br />

israelischen<br />

Privatuniver si tät,<br />

als „Ehrenmit gl<strong>ie</strong>d“<br />

aufgenommen.<br />

Österreichs Kanzler zu NS-Zeit:<br />

"V<strong>ie</strong>le haben<br />

weggeschaut"<br />

Bundeskanzler Alfred Gusenbauer<br />

hat sich in Israel klar zur Rolle seines<br />

Landes in der Nazizeit geäußert.<br />

„V<strong>ie</strong>le Täter des Holocaust wa ren<br />

Österreicher“, sagte Gu sen bauer bei<br />

der Verleihung seiner Ehrenmit gl<strong>ie</strong>d -<br />

schaft durch das „Interdisciplinary<br />

Center“. „V<strong>ie</strong>le Österreicher waren Teil<br />

der Nazi-Maschiner<strong>ie</strong>, d<strong>ie</strong> Tod, Leid und<br />

Zer stö rung über Europa gebracht hat. Und<br />

v<strong>ie</strong>le Österreicher haben weggeschaut, als<br />

Tod, Leid und Zerstörung über unsere<br />

jüdischen Nachbarn ge bracht wurden.“<br />

Er gestand ein, dass Österreich „v<strong>ie</strong> le<br />

Jahre gebraucht" habe, um seine moralische<br />

Verantwortung „für das dunkelste<br />

Kapitel der Geschichte“ wahrzunehmen.<br />

„Heute sind wir in der Lage, den Kopf in<br />

Trauer zu beugen und den Millionen Op -<br />

fern des Nazi-Terrors Res pekt zu zollen“.<br />

Der Bundeskanzler äußerte sich<br />

auch zum Nahostkonflikt und der<br />

Rol le Europas. Syr<strong>ie</strong>n trage dabei<br />

eine große Verantwortung und müs se<br />

konstruktiv sein. Gusenbauer sprach<br />

sich gegen Atomwaffen im Iran aus –<br />

und im Zusammenhang mit dem<br />

Antisemitismus, der weltweit zu be -<br />

kämpfen sei, sprach er auch von den<br />

„I de en“ des iranischen Präsidenten<br />

Mahmud Ahmadinedjad und seiner<br />

„Holo caust-Leugner-Konferenz“.<br />

Der Besuch von Bundeskanzler Al -<br />

fred Gusenbauer war nach mehr als<br />

neun Jahren der erste Besuch eines<br />

österreichischen Kanzlers in Israel.<br />

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 11


POLITIK • IN- UND AUSLAND<br />

© APA/Robert Jäger<br />

Papst Benedikt XVI. hat am 7. September 2007 auf dem<br />

W<strong>ie</strong>ner Judenplatz der bei der Shoah ermordeten jüdischen<br />

Österreicher gedacht. Vor dem von Rachel White read<br />

entworfenen Mahnmal verharrte der Papst im strömenden<br />

Regen im stillen Gedenken, während Ober rab biner Paul<br />

Eisenberg „Kaddisch“ betete, jenen kurzen Lobpreis<br />

G’ttes, der immer beim jüdischen Toten ge den ken er -<br />

klingt.<br />

Benedikt XVI. begrüßte aus der <strong>Israelitische</strong>n Kultus ge -<br />

mein de (IKG) W<strong>ie</strong>n neben Oberrabbiner Eisenberg (o.)<br />

auch Präsident Ar<strong>ie</strong>l Muzicant (u.) und d<strong>ie</strong> Gene ral se kre -<br />

täre Raimund Fasten bauer und Fr<strong>ie</strong>drich Herzog. D<strong>ie</strong> IKG<br />

Salz burg war durch ihren Prä si denten Marco Feingold, d<strong>ie</strong><br />

IKG Graz durch Präsident Gerard Son nenschein, d<strong>ie</strong> IKG<br />

Linz durch Prä sident George Wozasek und d<strong>ie</strong> IKG<br />

Innsbruck durch Esther Fritsch vertreten. Oberrabbiner<br />

Eisen berg überreichte dem Papst eine eigens verfasste<br />

Botschaft der IKG (s<strong>ie</strong>he nebenstehende Seite).<br />

© APA/Robert Jäger<br />

D<strong>ie</strong> Wurzeln des Christentums<br />

l<strong>ie</strong>gen im Judentum<br />

In seiner Begrüßung für Papst<br />

Benedikt XVI. betonte Kardinal<br />

Christoph Schönborn, dass das<br />

Motto „Auf Christus schauen“<br />

auch bedeute, auf d<strong>ie</strong> jüdischen<br />

Wurzeln zu schauen. Mit einer<br />

Schweigeminute gedachte der<br />

Papst der jüdischen Opfer der<br />

Schoah. Während seines Besuchs<br />

am Juden platz begegnete Bene -<br />

dikt XVI. auch Ver tretern der<br />

jüdischen Gemeinde, und verneigte<br />

sich im strömenden Re gen<br />

vor dem Mahnmal.<br />

Oberrab bi ner Eisenberg führte<br />

im An schluss an den Gedenkakt<br />

mit ei nige Journalisten Ge sprä -<br />

che im „Art Forum Frankl“ am<br />

Judenplatz, wo er sich bei heißem<br />

Tee aufwärmte. „Es ist h<strong>ie</strong>r nichts<br />

Sensationelles geschehen, aber es ist<br />

sehr schön, dass es während eines so<br />

kurzen Besuches Zeit für d<strong>ie</strong>se Be -<br />

geg nung gegeben hat.“ Wichtig sei,<br />

dass er vor allem Ver tretern des<br />

le bendigen Juden tums begegnet<br />

ist. D<strong>ie</strong> Gedenk minute war ohne<br />

Worte – aber in der Stille l<strong>ie</strong>ge<br />

qualitativ v<strong>ie</strong>l mehr, als quantitativ,<br />

so Eisenberg.<br />

D<strong>ie</strong> Bez<strong>ie</strong>hungen zwischen der<br />

ka tholischen Kirche und der jüdi -<br />

schen Ge meinde bewertet der<br />

Ober rabbiner als sehr gut: „Wir<br />

haben ein sehr gutes Verhältnis zu<br />

Kardinal Schönborn, der auch d<strong>ie</strong><br />

heutige Be geg nung initi<strong>ie</strong>rt hat, aber<br />

auch zu anderen Kirchenver tre tern.“<br />

Federführend in der Annähe -<br />

rung christ lich-jüdischer Bez<strong>ie</strong> -<br />

hungen h<strong>ie</strong>r zulande ist der<br />

Koor din<strong>ie</strong> rungs aus schuss für<br />

christlich-jüdische Zusam men -<br />

ar beit. D<strong>ie</strong>se Plattform fördert<br />

Auf klärungsbestre bun gen zwischen<br />

den beiden Religions strö -<br />

mungen, so zum Beisp<strong>ie</strong>l mit<br />

dem Tag des Juden tums. D<strong>ie</strong>ser<br />

wurde 1999 vom Ökumenischen<br />

Rat der Kirchen be schlos sen und<br />

wird seit dem Jahr 2000 jedes Jahr<br />

am 17. Januar begangen.<br />

„Wir sollten keinen Gottesd<strong>ie</strong>nst am<br />

Tag des Ju den tums fei ern ohne auf<br />

d<strong>ie</strong> lange Geschichte der christli chen<br />

Juden feind schaft zu ver wei sen“, er -<br />

klärte Helmut Nausner, Pastor<br />

der Evange lisch-me tho disten Kir -<br />

che, heu er in seiner Predigt zu<br />

d<strong>ie</strong>sem Anlass. In d<strong>ie</strong>sem Sinne<br />

gehört Bil dungs arbeit zu den<br />

wichtigsten Z<strong>ie</strong>lsetzun gen des<br />

Ko ordin<strong>ie</strong>rungsauschusses, wo -<br />

mit nicht zuletzt der christliche<br />

An ti se mi tismus aufgearbeitet<br />

wer den soll.<br />

Mit seiner Verbeugung vor dem<br />

Mahn mal am Judenplatz be zeug -<br />

te Papst Bene dikt nicht nur sein<br />

Ge den ken an d<strong>ie</strong> Opfer, sondern<br />

auch seinen Res pekt vor den Le -<br />

benden. „Willy Brandt ist als Ver -<br />

tre ter der Deut schen vor einem<br />

Denk mal auf d<strong>ie</strong> Kn<strong>ie</strong> gefallen“, er -<br />

innerte Ei sen berg. „Damals ging<br />

es um Verzeihung, h<strong>ie</strong>rbei geht es<br />

um Gedenken. Wenn man sich mit<br />

dem Körper verbeugt, verbeugt sich<br />

auch d<strong>ie</strong> Seele.“ SD<br />

12 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768<br />

© ArtForum Frankl


© REUTERS/Fabrizio Bensch<br />

Eure Heiligkeit!<br />

POLITIK • IN- UND AUSLAND<br />

W<strong>ie</strong>n, am 7. September 2007<br />

Es ist uns eine besondere Ehre, Eure Heiligkeit h<strong>ie</strong>r am altehrwürdigen<br />

Juden platz zu begrüßen.<br />

Der Platz trägt d<strong>ie</strong>sen Namen, weil es schon im Mittelalter<br />

h<strong>ie</strong>r Judenverfolgun gen gegeben hat. Wir stehen h<strong>ie</strong>r auch<br />

vor dem Mahnmal, das an d<strong>ie</strong> Schoah erinnert. Wir empfinden<br />

den Besuch an d<strong>ie</strong>ser Stelle als eine besondere Geste<br />

Eurer Heiligkeit zum Gedenken an d<strong>ie</strong> Ermordeten.<br />

Wir wollen Ihnen aber auch sagen, dass es in Österreich<br />

heute eine sehr lebendige jüdische Gemeinde gibt und damit<br />

ausdrücken, dass G´tt sein Volk nicht verlassen hat, w<strong>ie</strong> es<br />

im Römerbr<strong>ie</strong>f heißt:<br />

„Hat G´tt sein Volk verstoßen?<br />

Keineswegs! ... G´tt hat sein Volk nicht verstoßen, das er einst<br />

erwählt hat.“<br />

Das geistige und spirituelle Zentrum des jüdischen Volkes ist<br />

der Staat Israel, der für v<strong>ie</strong>le zu einer neuen Zufluchstätte<br />

und Hei mat geworden ist.<br />

Dass 62 Jahre nach der Shoah nunmehr ein UNO-Mitgl<strong>ie</strong>d<br />

(Iran) den Staat Israel offiz<strong>ie</strong>ll mit „Vernichtung und Auslö -<br />

schung“ be droht, erfüllt uns mit grosser Sorge.<br />

D<strong>ie</strong>ser Konflikt könnte sich zu einem Welt en brand entwickeln,<br />

und so bitten wir Eu re Hei ligkeit als eine der wesentlichen<br />

moralischen Instanzen unserer Welt, alles in Ihrer<br />

Kraft stehende zu tun, um eine mögliche Ka tas tro phe für d<strong>ie</strong><br />

ganze Mensch heit zu verhindern.<br />

Dr. Ar<strong>ie</strong>l Muzicant Prof. Paul Chaim Eisenberg<br />

Präsident Oberrabbiner<br />

© Reuters/Leonhard Foeger<br />

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 13


POLITIK • IN- UND AUSLAND<br />

„Ganze Reihe von Auskünften“<br />

Ergreiferpräm<strong>ie</strong>n zur Auffindung der zwei mutmaßlichen NS-Verbrecher<br />

D<strong>ie</strong> Aussetzung von Ergreifer prä mi en<br />

zur Auffindung der zwei mutmaßli -<br />

chen NS-Verbrecher Aribert Heim und<br />

Alois Brunner scheint sich zu gelohnt<br />

zu haben. Das Justizministerium be -<br />

stätigte, dass es seit Anfang Juli eine<br />

„ganze Reihe von Hinweisen“ gegeben<br />

habe. Im Innenministerium werden<br />

d<strong>ie</strong> Hinweise nun bewertet, eine<br />

„heiße Spur“ sei allerdings noch nicht<br />

dabei, h<strong>ie</strong>ß es.<br />

„Jeder Hinweis ist wichtig“, betonte ein<br />

Sprecher des Innenministeriums, al -<br />

lerdings müsse man den Anst<strong>ie</strong>g auch<br />

relativ sehen. Vor der Auslobung von<br />

je 50.000 Euro für einen der beiden<br />

Gesuchten und der Hand in Hand<br />

gehenden medialen Berichterstattung<br />

sei auch das öffentliche Interesse für<br />

Heim und Brunner nicht sonderlich<br />

groß gewesen.<br />

Im Justizministerium zeigt man sich<br />

dennoch erfreut über d<strong>ie</strong> neuesten<br />

Entwicklungen. „Es hat sich jedenfalls<br />

gelohnt, dass wir das gemacht haben“,<br />

sagte ein Sprecher von Ressortchefin<br />

Maria Berger. Es se<strong>ie</strong>n sowohl konkrete<br />

Hinweise als auch weniger ernstzunehmende<br />

Auskünfte dabei. Gut<br />

laufe dabei auch d<strong>ie</strong> Kooperation mit<br />

ausländischen Behörden. Erst kürzlich<br />

sind im Fall des seit 45 Jahren untergetauchten<br />

KZ-Arztes Heim Spuren<br />

in der Schweiz aufgetaucht (auf seine<br />

Ergreifung haben Polizei und Private<br />

Belohnungen von insgesamt 230.000<br />

Euro ausgesetzt). Dem frü heren SS-<br />

Hauptsturmführer Brun ner wird vorgeworfen,<br />

u.a. in Gr<strong>ie</strong> chen land und<br />

Ungarn an der Depor ta tion von Juden<br />

mitgewirkt zu ha ben. Gegen beide l<strong>ie</strong>gt<br />

ein österreichischer Haftbefehl vor.<br />

Auch in einer anderen Sache gebe<br />

es derzeit Entwicklungen, heißt es aus<br />

Bergers Ministerium: Im Fall Erna<br />

Wallisch, d<strong>ie</strong> Opfer, als s<strong>ie</strong> zu den Gas -<br />

kammern geführt wurden, bewacht<br />

haben soll, werde derzeit nach Zeu -<br />

gen gesucht, das Verfahren könnte<br />

eventuell neu aufgerollt werden.<br />

KZ-Arzt Aribert Heim: Spuren<br />

führen in d<strong>ie</strong> Schweiz<br />

Im Fall des seit 45 Jahren untergetauchten<br />

KZ-Arztes Aribert Heim<br />

gibt es Spuren in d<strong>ie</strong> Schweiz. D<strong>ie</strong>s<br />

berichtete d<strong>ie</strong> Schweizer Zeitung<br />

‘SonntagsBlick’. Dabei handelt es sich<br />

um ein Bankkonto sow<strong>ie</strong> um eine M<strong>ie</strong>t -<br />

wohnung und ein Haus im Tessin.<br />

In der Wohnung in Lugano-Casta -<br />

gno la ist d<strong>ie</strong> Ex-Frau des NS-Ver bre -<br />

chers gemeldet, d<strong>ie</strong> auch ein mehrstökkiges<br />

Haus in der Vorortegemeinde<br />

Massagno besitzt. Dem ‘Sonntags -<br />

Blick’ l<strong>ie</strong>gen d<strong>ie</strong> Einträge bei der Ein -<br />

wohnerkontrolle und aus dem Grundbuchregister<br />

vor. Das im Fall Heim<br />

zuständige LKA Baden-Württemberg<br />

vermutet, dass d<strong>ie</strong> M<strong>ie</strong>teinnahmen<br />

aus dem Tessin zum heute 93-jährigen<br />

KZ-Arzt fl<strong>ie</strong>ßen könnten. Zudem<br />

gibt es ein Schweizer Bank konto, das<br />

im Besitz der Famil<strong>ie</strong> Heim ist. D<strong>ie</strong>s<br />

bestätigte der Direktor des Simon W<strong>ie</strong>senthal<br />

Center in Jerusalem, Efra im<br />

Zuroff, in einem Interv<strong>ie</strong>w. Das LKA<br />

bezeichnet d<strong>ie</strong> Spuren in d<strong>ie</strong> Schweiz<br />

als wichtig. Das Bundesamt für Justiz<br />

in Bern erklärte auf Anfrage von<br />

‘Blick’, d<strong>ie</strong> Schweizer Behörden würden<br />

d<strong>ie</strong> deut schen Kollegen nach<br />

besten Kräften unterstützen.<br />

Aribert Heim hat während des<br />

Zwei ten Weltkr<strong>ie</strong>ges im Konzentra ti -<br />

ons lager Mauthausen Hunderte Ge -<br />

fan gene getötet. Heim, bekannt als<br />

„Doktor Tod“, soll mit Hilfe der na ti o nal -<br />

sozialistischen Geheimorgani sa ti on<br />

Odessa 1985 in Span<strong>ie</strong>n untergetaucht<br />

sein. Dem Simon-W<strong>ie</strong>senthal-<br />

Zentrum zu folge tötete der gebürtige<br />

Österreicher Hunderte Gefangene<br />

durch Gift sprit zen und Folter. D<strong>ie</strong><br />

spanische Zeitung ‘El Mundo’ berichtete,<br />

Heim habe 1941 bei zwei n<strong>ie</strong>derländischen<br />

Juden den Blinddarm entfernt<br />

und s<strong>ie</strong> dann langsam sterben<br />

lassen. „Danach hat er s<strong>ie</strong> selbst geköpft,<br />

d<strong>ie</strong> Köpfe gekocht und ihre Schädel gesäubert.“<br />

Zahlreiche Häftlinge soll er<br />

durch Herzinjek tio nen ermordet ha ben.<br />

D<strong>ie</strong> Alli<strong>ie</strong>rten hatten Heim laut Me di -<br />

en berichten nach dem Zweiten Welt -<br />

kr<strong>ie</strong>g inhaft<strong>ie</strong>rt, aber nur wegen Mit -<br />

gl<strong>ie</strong>dschaft in der Waffen-SS angeklagt.<br />

1948 hätten s<strong>ie</strong> ihn freigelassen. Als<br />

seine Verbrechen in Maut hausen be -<br />

kannt wurden, sei er 1962 ge flohen. Bis<br />

1967 habe er sich in Ägyp ten, dann un -<br />

ter anderem in Uruguay aufgehalten.<br />

http://www.blick.ch/sonntagsblick/aktuell/<br />

dr-tod-aribert-heim-nazi-ar zt-70933<br />

Je 50.000 Euro<br />

Belohnung<br />

Dr. Aribert Heim<br />

geboren am 28.6.1914<br />

in Radkersburg, Österreich.<br />

Größe: 190 cm<br />

Augenfarbe: blau-grau/<br />

dunkel; Mensur nar be quer zum rechten<br />

Mundwinkel verlaufend annähernd in V-<br />

Form<br />

Dr. Aribert Heim ist dringend verdächtig<br />

im Jahr 1941 als SS-Lagerarzt des frü he ren<br />

Kon zen trationslagers Mauthausen zahl -<br />

rei che Häft linge durch Herzinjektionen<br />

ermordet zu haben. Nach ihm wird auf<br />

Grund eines Steck br<strong>ie</strong>fes des Landes ge -<br />

richtes Linz international gefahndet.<br />

Alois Brunner<br />

geboren am 8. April 1912<br />

in Natgut, Ungarn (später<br />

Rohrbrunn im Bur -<br />

genland). Größe: 172 cm<br />

Augenfarbe: dunkel.<br />

Ver mutlich hat der Gesuchte nur noch ein<br />

Auge, beide Hände sind verstümmelt.<br />

Der Genannte ist dringend verdächtig, in<br />

der Zeit von 1938 bis 1945 als SS-Haupt -<br />

sturm füh rer, zeitweiliger Leiter der Zen tral -<br />

stelle für jüdische Auswanderung in<br />

W<strong>ie</strong>n, und im Ein satz im damaligen<br />

besetzten Geb<strong>ie</strong>t, insbesondere Gr<strong>ie</strong> -<br />

chen land und Ungarn maßgeblich an der<br />

Deportation von jüdischen Menschen mit<br />

dem Zweck d<strong>ie</strong>se zu töten, mitgewirkt zu<br />

haben. Alois Brunner war einer der<br />

Mitarbeiter Adolf Eichmanns. Außerdem<br />

soll er selbst den Bör se fachmann<br />

S<strong>ie</strong>gmund Bosel er schossen haben. Nach<br />

ihm wird auf Grund eines Haftbefehls des<br />

Landes ge richtes für Strafsachen W<strong>ie</strong>n<br />

international gefahndet.<br />

Für Hinweise, d<strong>ie</strong> zur Ergreifung und<br />

Ausl<strong>ie</strong>ferung der Gesuchten an österreichische<br />

Behörden führen, ist eine Belohnung in<br />

der Höhe von 50.000 (fünfzig tau send) Euro<br />

ausgesetzt. D<strong>ie</strong>se Belohnung ist ausschl<strong>ie</strong>ßlich<br />

für Privatpersonen und nicht für Amts träger<br />

bestimmt, zu deren Berufspflicht d<strong>ie</strong> Verfol -<br />

gung strafbarer Handlungen gehört, und wird<br />

unter Ausschluss des Rechtsweges vergeben.<br />

Informationen und Hinweise richten S<strong>ie</strong> bitte<br />

an das Bundesministerium für Justiz,<br />

Tel.: +43/1/52152/2710 DW,<br />

an jede Polizeid<strong>ie</strong>nststelle oder<br />

per E-Mail an post@bmj.gv.at.<br />

14 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768


Neuer Direktor Währungsfonds:<br />

Strauss-Kahn führt IWF<br />

Der frühere französische Finanz mi -<br />

nister Dominique Strauss-Kahn wird<br />

neuer Direktor des Internationalen<br />

Währungsfonds (IWF). Der Exekutiv -<br />

rat der Finanzinstitution wählte den<br />

58-Jährigen erwartungsgemäß in das<br />

Amt. Der Span<strong>ie</strong>r Rodrigo de Rato<br />

gibt d<strong>ie</strong> Führung der internationalen<br />

Finanzorganisation aus persönlichen<br />

Gründen vorzeitig ab. Einziger Ge -<br />

gen kandidat Strauss-Kahns war der<br />

frühere tschechische Zentralbank di -<br />

rek tor Josef Tosovsky.<br />

Der IWF ist eine der mächtigsten<br />

Finanzorganisationen. Er wurde 1944<br />

mit der Weltbank als Sonderor ga ni sa -<br />

tion der Vereinten Nationen in Bret -<br />

ton Woods (USA) gegründet. Sein<br />

Sitz ist Washington. Jeden Herbst<br />

tref fen sich d<strong>ie</strong> Finanzminister und<br />

Notenbankchefs der Mitgl<strong>ie</strong>dsländer<br />

zur Jahrestagung.<br />

Der neue Direktor Strauss-Kahn ist<br />

mit internationaler Wirtschaft bes tens<br />

vertraut. Als Industr<strong>ie</strong>- und Außen -<br />

han delsminister (1991-93) nahm er an<br />

den Verhandlungen der Uruguay-<br />

Run de des GATT teil, dem Vorläufer<br />

der Welthandelsorganisation. Als d<strong>ie</strong><br />

Konservativen d<strong>ie</strong> Reg<strong>ie</strong>rung übernahmen,<br />

wurde er w<strong>ie</strong>der Unterneh -<br />

mens-Anwalt. Im Juni 1997 bekam<br />

Strauss-Kahn unter Prem<strong>ie</strong>rminister<br />

Lionel Jospin das wichtige Wirt schafts-,<br />

Finanz- und Industr<strong>ie</strong> minis te rium,<br />

das ihn zum zweitmächtigsten Mann<br />

in der Reg<strong>ie</strong>rung machte.<br />

Strauss-Kahn, am 25. April 1949 in<br />

Neuilly-sur-Seine als Sohn einer jü -<br />

disch-elsässischen Famil<strong>ie</strong> geboren<br />

und in Marokko aufgewachsen, spricht<br />

fl<strong>ie</strong>ßend Englisch und Deutsch und<br />

versteht Spanisch.<br />

Der Skiläufer und Schachsp<strong>ie</strong>ler ist<br />

mit der Journalistin Anne Sinclair<br />

verheiratet.<br />

POLITIK • IN- UND AUSLAND<br />

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 15<br />

© Reuters/Chile Stringer


POLITIK • IN- UND AUSLAND<br />

Ahmadinejad gen<strong>ie</strong>ßt d<strong>ie</strong> Show<br />

Der iranische Präsident Mahmoud<br />

Ah madinejad l<strong>ie</strong>bt Fußball und<br />

war selbst Sp<strong>ie</strong>ler bei seiner Univer si -<br />

täts mann schaft. Vor Fernsehkameras<br />

hat er als Staatspräsident gezeigt,<br />

dass er keinen schlechten linken Fuß<br />

hat. Jetzt hat er bew<strong>ie</strong>sen, dass er<br />

auch schmettern kann. Vor allem,<br />

wenn man ihm den Ball vorlegt.<br />

D<strong>ie</strong> leichten Fragen der Mode ra to -<br />

ren an der Columbia-Universität<br />

ermöglichten ihm, seine altbekannten<br />

Mantren zu w<strong>ie</strong>derholen und gleichzeitig<br />

offen für einen Dialog und be -<br />

reit zum Überzeugen und auch Überzeugtwerden<br />

zu erscheinen. Jedoch<br />

besteht keinerlei Aussicht, einen Ide -<br />

o logen zu überzeugen, dessen Wel tan -<br />

schau ung so klar ist w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> von Ah -<br />

madinejad, der der radikalsten und<br />

messianischsten Strömung innerhalb<br />

der religiösen Führung seines Landes<br />

angehört. Sein Extremismus zeigt sich<br />

darin, dass sein spiritueller Men tor<br />

Ayatolah Mohammed Taghi Mesbah Yazdi<br />

ist, ein Mann, den selbst Ayatollah Ru -<br />

hol lah Musavi Khomeini, der Führer und<br />

Initiator der iranischen Revolution von<br />

1979, wegen seines aktivistischen Messianismus<br />

unter Hausarrest ge stellt<br />

sehen wollte.<br />

Ahmadinejad sagte, dass er als Akademiker<br />

– er führt einen Doktortitel<br />

in Transportingen<strong>ie</strong>urwesen – an den<br />

wissenschaftlichen Imperativ glaube,<br />

nachdem alles angezweifelt und auf<br />

seine Verlässlichkeit überprüft werden<br />

sollte. Er sagte d<strong>ie</strong>s als Antwort auf<br />

d<strong>ie</strong> Frage, warum er den Holocaust<br />

leugne. Auch auf d<strong>ie</strong> Frage, ob er Is raels<br />

Existenzrecht anerkenne, wich er<br />

einer direkten Antwort aus und w<strong>ie</strong> -<br />

der holte seine Assoziation des Holo -<br />

caust mit der Gründung des Staates<br />

Israel und dem Unrecht, das den<br />

Palästinensern zugefügt worden sei.<br />

D<strong>ie</strong> Fragen und seine Einladung<br />

nach Columbia zeugen von etwas, das<br />

sich zwischen Naivität und Libe ra li -<br />

tät bewegt und typisch ist für d<strong>ie</strong><br />

amerikanischen Aka de miker. D<strong>ie</strong>se<br />

tun sich schwer damit, zu verstehen,<br />

dass ein Dialog zwischen<br />

religiösen Fanatikern und<br />

Menschen, d<strong>ie</strong> wirklich an<br />

In forma ti ons freiheit und<br />

Men schenrechte glauben,<br />

beinahe unmöglich ist. Was<br />

d<strong>ie</strong>s angeht, hat Ahmadine -<br />

jad d<strong>ie</strong> Naivität, d<strong>ie</strong> ihm auf<br />

dem Podium dar geboten<br />

wurde, ohne dass er es verlangt<br />

hätte, voll und ganz<br />

ausgenutzt. Seine Ein la dung<br />

ist aus eigener Initia tive der<br />

Universität erfolgt und zeigt,<br />

was pass<strong>ie</strong>rt, wenn man et -<br />

was Aussichtslosem eine<br />

weitere Gelegenheit gibt.<br />

Bei all dem herrschte bei<br />

sei nem Auftritt kein Mangel<br />

an komischen Momenten,<br />

d<strong>ie</strong> bew<strong>ie</strong>sen, dass er kein<br />

schlech ter Bühnendarsteller<br />

ist, und andererseits d<strong>ie</strong> gro -<br />

ße kulturelle Kluft zwischen<br />

ihm und dem Westen offenbarten.<br />

D<strong>ie</strong>se Kluft hat ihre<br />

Ursache nicht zuletzt darin,<br />

dass er bis zu seiner Wahl<br />

zum Präsidenten des Irans<br />

vor zwei Jahren noch kein<br />

ein ziges Mal ein westliches<br />

Land besucht hatte. So<br />

brach das Pu blikum in<br />

schallendes Gelächter aus,<br />

als er sagte, dass es im Iran keine<br />

Homosexuellen gebe „w<strong>ie</strong> bei euch“,<br />

und darauf beharrte, dass Menschen -<br />

rechte, Redefreiheit und vor allem d<strong>ie</strong><br />

Rechte der Frauen unbeschränkt<br />

se<strong>ie</strong>n. Ha’aretz, 25.09.07<br />

16 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768<br />

© EPA/Spencer Platt<br />

© JTA


Der Fall Muhammad<br />

Al-Durra<br />

D<strong>ie</strong> israelische Armee will offenbar<br />

den Fall des 12-Jährigen<br />

Muhammad al-Dur ra, der vor<br />

s<strong>ie</strong>ben Jahren angeblich von israelischen<br />

Soldaten er schos sen wur -<br />

de, neu auf rollen. D<strong>ie</strong> Zweifel da -<br />

ran, dass der Jun ge, w<strong>ie</strong> in einem<br />

fran zö sischen Fern seh bericht dargestellt,<br />

von Israelis er schos sen<br />

wurde, se<strong>ie</strong>n n<strong>ie</strong> wirk lich ausgeräumt<br />

worden, so d<strong>ie</strong> Ar mee.<br />

Am 30. September 2000, zwei Tage<br />

nach dem Beginn der soge nannten<br />

„Al-Aksa-Intifada“, l<strong>ie</strong>ferten sich<br />

israelische Soldaten und militante Pa -<br />

lästinenser ein Straßen gefecht an der<br />

Netzarim-Kreuzung im Gazastreifen.<br />

Der palästinensische Kameramann<br />

Talal Abu-Rah ma filmte d<strong>ie</strong> Szene. In<br />

dem Bericht des französischen Fern -<br />

seh sen ders ‘France 2’ heißt es, der 12-<br />

Jährige Al-Dura sei von israelischen<br />

Solda ten erschossen worden. Der Fall<br />

löste gewaltsame Proteste und weltweit<br />

Empörung aus. Al-Durra wur de<br />

zum Mythos der palästinensischen<br />

Intifada, sein Bild wur de auf Br<strong>ie</strong>f -<br />

marken gedruckt und Straßen wurden<br />

nach ihm benannt.<br />

Im September sandte der Vertreter<br />

des Armeesprechers, Schlomi Am-<br />

Schalom, einen Br<strong>ie</strong>f an den Kor res pon -<br />

denten des französischen TV-Sen ders<br />

‘France 2’ in Israel, Char les En der lin.<br />

Darin bat er um den vollständigen Film<br />

zum Vor fall vom 30. September 2000.<br />

En der lin hatte von insgesamt 27 Mi nu -<br />

ten Film ma te rial nur 55 Se kun den für<br />

einen Bericht verwendet!<br />

Der Franzose Philippe Karsenty von<br />

der Med<strong>ie</strong>nbeobachter-Ini ti a ti ve ‘Me -<br />

di a Ratings’ hatte zuvor be reits ge -<br />

richt lich versucht, ‘Fran ce 2’ zur<br />

Heraus gabe des vollständigen Filmmate<br />

rials zu bringen. Der Sen der und<br />

der Redakteur Enderlin klagten im<br />

Oktober 2006 erfolgreich gegen Kar -<br />

sen ty we gen Verleum dung, der dem<br />

Sender bereits 2004 in einem offenen<br />

Br<strong>ie</strong>f vorgeworfen hatte, den Fall des<br />

Jungen al-Dur ra inszen<strong>ie</strong>rt zu haben.<br />

Er musste dem Sender sow<strong>ie</strong> dem<br />

Redakteur eine symbolische W<strong>ie</strong>der -<br />

gut ma chung von je einem Euro sow<strong>ie</strong><br />

1.000 Euro Strafe und d<strong>ie</strong> Prozess kos -<br />

ten in Höhe von 3.000 Euro zahlen.<br />

Auch d<strong>ie</strong> deutsche Journalistin<br />

Esther Schapira zeigte in der Doku -<br />

POLITIK • ISRAEL<br />

men tation „Drei Kugeln und ein totes<br />

Kind - Wer erschoss Mohammed al-<br />

Durra?“, dass v<strong>ie</strong>le Argumente dafür<br />

sprechen, dass der 12-jährige Junge<br />

durch palästi nen si sche Mu ni tion<br />

getroffen worden sein könnte.<br />

In seinem Br<strong>ie</strong>f an Enderlin schreibt<br />

Am-Schalom, dass d<strong>ie</strong> Ar mee in ihrer<br />

Untersuchung zu an deren Erge b nis -<br />

sen gekommen sei als d<strong>ie</strong>, d<strong>ie</strong> in dem<br />

französischen Be richt veröffentlicht<br />

wurden. V<strong>ie</strong> les an den damaligen Umständen<br />

sei immer noch un klar, etwa<br />

d<strong>ie</strong> Posi ti on der israelischen Soldaten,<br />

d<strong>ie</strong> Richtung der Schüsse sow<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong><br />

Po si tion des 12-Jährigen und seines<br />

Vaters. Alle Versuche, an das voll stän -<br />

di ge Film material zu kommen, se<strong>ie</strong>n<br />

bislang gescheitert. inn<br />

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 17<br />

© Reuters/Ahmed Jadallah<br />

Fotos: Graffiti über den Al-Durra-Zwi schen -<br />

fall im Gazastreifen, Oktober 2000 (o.); Szene<br />

aus der 55 Sekunden-Sequenz (u.)


GAZA-STREIFEN<br />

POLITIK • ISRAEL<br />

Kr<strong>ie</strong>g<br />

gegen<br />

Sderot<br />

Sderot l<strong>ie</strong>gt knapp fünf Kilo me ter Luft -<br />

lin<strong>ie</strong> vom Gazastreifen entfernt, es ist eine<br />

israelische Stadt in der Negev-Wüste.<br />

Seit s<strong>ie</strong>ben Jahren wird d<strong>ie</strong> Stadt von<br />

Palästinensern immer w<strong>ie</strong>der mit Kassam-<br />

Raketen beschossen. Dabei hat der Kr<strong>ie</strong>g<br />

gegen Sderot schon längst Symbolwert.<br />

Wenn d<strong>ie</strong> Sirene schrillt, haben s<strong>ie</strong> nur<br />

wenige Sekunden Zeit, um in einen<br />

Schutzbunker zu flüchten, vom Wohnzimmer<br />

in den Keller zu rennen, das<br />

Klassenzimmer zu räumen und sich<br />

hinter eine Mauer zu kauern. Nur<br />

we nige Sekunden bleiben den Ein -<br />

wohnern von Sderot, d<strong>ie</strong> an einer Halte<br />

stelle auf den Bus warten, d<strong>ie</strong> im<br />

Auto unterwegs sind oder gerade auf<br />

der Veranda ihres Hauses sitzen, um<br />

Schutz zu suchen. Dann schlagen ir -<br />

gendwo in der Stadt d<strong>ie</strong> Raketen ein.<br />

Im Oktober 2004 wurde das Warn -<br />

sy stem install<strong>ie</strong>rt, das vor einschlagenden<br />

Kassam-Raketen warnt. Es ist d<strong>ie</strong><br />

Komponente eines israelisch-ame ri ka -<br />

nischen Prestigeprojektes: des Tac ti cal<br />

High Energy Laser, kurz THEL. D<strong>ie</strong> -<br />

ser „Taktische Hochener g<strong>ie</strong>-Laser“ sollte<br />

ursprünglich Raketen durch einen<br />

Sensor orten und per Laserstrahl ab -<br />

sch<strong>ie</strong>ßen. Doch d<strong>ie</strong> Entwicklung<br />

wurde, offiz<strong>ie</strong>ll aus Kostengründen,<br />

nach zehn Jahren eingestellt. Gebl<strong>ie</strong> -<br />

ben ist das Sensor-Warnsystem, das<br />

seit drei Jahren in Sderot d<strong>ie</strong> Bewoh -<br />

ner warnt.<br />

An dem beinahe täglichen Raketen -<br />

beschuss hat das Warnsystem jedoch<br />

nichts geändert. D<strong>ie</strong> rund 23.000<br />

Bewohner von Sderot sind ausgel<strong>ie</strong>fert<br />

– palästinensischen Terroristen<br />

im Gazastreifen, d<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Kassam-<br />

Raketen in Handarbeit herstellen. D<strong>ie</strong><br />

Hamas entwickelte d<strong>ie</strong> Boden-Boden-<br />

Rakete, d<strong>ie</strong> lediglich aus einem Stahl -<br />

mantel und Sprengstoff besteht. D<strong>ie</strong><br />

Menge der Raketen ist den Terro ris -<br />

ten wichtiger als d<strong>ie</strong> Präzision. Täg -<br />

lich werden neue Kassams ge baut,<br />

um den Dauerbeschuss von Sderot<br />

aufrecht zu erhalten.<br />

Terroristen, v<strong>ie</strong>lmehr Israel wurde<br />

da für regelmäßig an den Pranger der<br />

Weltöffentlichkeit gestellt.<br />

Symbol wert<br />

Dabei hat der Beschuss Symbol wert.<br />

Nicht nur d<strong>ie</strong> Rakete wurde nach dem<br />

palästinensischen Terroristen Isaddin<br />

al-Kassam (1882 bis 1935) benannt, der<br />

Noch v<strong>ie</strong>r Wochen vor seinem Tod<br />

am 11. November 2004 zog Jasser<br />

Arafat den Kassam-Beschuss auf Sde -<br />

rot ins Lächerliche: „D<strong>ie</strong>se Raketen,<br />

von denen d<strong>ie</strong> Israelis sprechen, haben n<strong>ie</strong> -<br />

manden getötet… s<strong>ie</strong> machen nur Krach“,<br />

sagte der PA-Führer nach einem er neu-<br />

bereits gegen d<strong>ie</strong> britische Mandats - ten militärischen Vor rücken Isra els in<br />

macht kämpfte und bis heute als den Gazastreifen. Und forderte gleich-<br />

Held ge fe<strong>ie</strong>rt wird. Der andauernde zeitig, das „kriminelle und rassistische<br />

Be schuss von Sderot soll v<strong>ie</strong>lmehr d<strong>ie</strong> Vorgehen Israels“ im UN-Sicherheits rat<br />

Hart näckigkeit der Palästinenser ver- zu verurteilen.<br />

deutlichen, ohne jegliche Einschrän -<br />

kung und entgegen den Verlautba rungen<br />

der Weltöffentlichkeit den be waffneten<br />

Kampf gegen Israel fortzusetzen.<br />

Sderot wurde, so w<strong>ie</strong> kein anderer Ort<br />

in Israel, zu einer Symbolstadt, zu ei -<br />

nem Synonym für den Kampf der<br />

Terrorgruppen gegen d<strong>ie</strong> jüdische<br />

Bevölkerung.<br />

Weder kriminell noch rassistisch war<br />

d<strong>ie</strong> Räumung aller israelischer Ort -<br />

schaf ten und Gebäude im Gaza strei fen<br />

im Sommer 2005. Auch d<strong>ie</strong>se Aktion<br />

haben d<strong>ie</strong> Einwohner Sderots hautnah<br />

miterlebt und sich Hoffnungen ge -<br />

macht auf d<strong>ie</strong> Ankündigung der Pa lästinenser,<br />

nach dem Rückzug Israels<br />

im Gazastreifen für Ruhe und Ord-<br />

Seit bald s<strong>ie</strong>ben Jahren steht Sderot nung zu sorgen. Das Gegenteil ist<br />

nun unter Beschuss. Im April 2001 heu te der Fall, der Gazastreifen ist<br />

schlug d<strong>ie</strong> erste Kassam-Rakete in der Ort von Chaos und Terror. Es hat<br />

Sderot ein. Mehr als 4.500 weitere An - keine v<strong>ie</strong>r Wochen gedauert, bis nach<br />

griffe folgten bis heute, es ist ein beinahe<br />

unvorstellbares Ausmaß der<br />

Bedrohung, Einschüchterung und Aggressivität,<br />

das d<strong>ie</strong> Attentäter in all den<br />

Jahren zeigen. Kassam-Angriffe wa ren<br />

immer w<strong>ie</strong>der der Grund für militäri-<br />

dem Rückzug der Kassam-Beschuss<br />

w<strong>ie</strong>der startete: Im August 2005 schlug<br />

d<strong>ie</strong> erste Rakete auf einem offenen Feld<br />

außerhalb der israelischen Wüsten -<br />

stadt ein.<br />

sche Aktionen der israelischen Ar mee, Angriffe nehmen zu<br />

d<strong>ie</strong> mit Panzern und Plan<strong>ie</strong>rraupen in Seitdem jedoch haben d<strong>ie</strong> Angriffe<br />

den Gazastreifen vorrückte oder Luft - massiv zugenommen. Und nicht alle<br />

angriffe auf Raketenabschuss ram pen Kassams verfehlen ihr Z<strong>ie</strong>l, im Ge gen-<br />

flog. Doch nicht d<strong>ie</strong> palästinensischen teil. Immer w<strong>ie</strong>der schlagen d<strong>ie</strong> Ra ke -<br />

18 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768<br />

Fotos: Archiv


ten in Wohnhäusern ein, im weniger<br />

schlimmen Fall hinterlassen s<strong>ie</strong> ein<br />

Feld der Verwüstung und ver zwei fel -<br />

te Bewohner, d<strong>ie</strong> nicht wissen, w<strong>ie</strong> s<strong>ie</strong><br />

mit dem Schaden zurechtkommen<br />

und den W<strong>ie</strong>deraufbau bezahlen sollen.<br />

Erst kürzlich schlug eine Ra kete<br />

unmittelbar neben einer Tank stelle<br />

ein, hätte s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Anlage getroffen, im<br />

Umkreis von 200 Metern wä ren sämtliche<br />

Häuser zerstört worden.<br />

Doch es ist nicht „nur“ der Sach -<br />

scha den, der den Einwohnern das Le -<br />

ben in Sderot zu täglichen Qual macht,<br />

es ist v<strong>ie</strong>lmehr d<strong>ie</strong> tägliche Angst um<br />

ihr Leben. Am 29. Septem ber 2004<br />

forderte der palästinensische Dauer -<br />

beschuss d<strong>ie</strong> ersten Todesop fer: Es<br />

waren zwei Kinder, Dorit Benisian<br />

und Yuval Abebah, zwei und v<strong>ie</strong>r<br />

Jahre alt. Beide sp<strong>ie</strong>lten im Vorgarten<br />

eines Hauses, als eine Kassam-Rakete<br />

unmittelbar neben ihnen einschlug.<br />

Insgesamt s<strong>ie</strong>ben Menschen starben<br />

bislang, Dutzende wurden bei Rake -<br />

ten angriffen verletzt.<br />

Natürlich, gänzlich unbekümmert<br />

gibt sich d<strong>ie</strong> israelische Reg<strong>ie</strong>rung an -<br />

gesichts der anhaltenden Dramatik in<br />

Sderot nicht. Doch konkrete Maßnah -<br />

men zum Schutz der Bevölkerung<br />

oder zum Eindämmen des Beschus ses<br />

haben auch d<strong>ie</strong> Militärstrategen nicht<br />

parat. Auch nach dem Rückzug Is ra -<br />

els versucht d<strong>ie</strong> Armee, im Gaza -<br />

streifen gegen Terroristen vorzugehen,<br />

Abschussrampen ausfindig zu ma chen<br />

und zu zerstören. D<strong>ie</strong> Verlautbarun -<br />

gen der palästinensischen Reg<strong>ie</strong>rung,<br />

d<strong>ie</strong> Kassam-Angriffe zu unterbinden,<br />

sind wirkungslos verklungen. Gegen<br />

Hamas-Terroristen sind auch palästinensische<br />

Polizisten machtlos. Pläne<br />

der israelischen Reg<strong>ie</strong>rung, d<strong>ie</strong> einen<br />

Ausbau von Schutzbunkern vorsehen<br />

oder zumindest d<strong>ie</strong> Schulen und Kin -<br />

dergärten sicherer machen sollen, gibt<br />

es schon lange. Den Ankündi gungen<br />

sollen bis Ende 2007 Taten folgen,<br />

verspricht d<strong>ie</strong> Reg<strong>ie</strong>rung.<br />

In ihrer Verzweiflung appell<strong>ie</strong>rten<br />

jetzt einige Eltern in einem Br<strong>ie</strong>f<br />

sogar an Microsoft-Gründer und Mil li -<br />

ardär Bill Gates. Er solle ihnen helfen,<br />

d<strong>ie</strong> Stadt zu verlassen. Doch bis da -<br />

hin bleiben d<strong>ie</strong> Bewohner sich selbst<br />

überlassen – und einem Warnsystem,<br />

das ihnen 15 Sekunden Zeit zum<br />

Über leben gibt. inn/Andreas Dippel<br />

Israel bestätigt<br />

Militärschlag gegen<br />

Syr<strong>ie</strong>n im September<br />

Keine Angaben über das Z<strong>ie</strong>l<br />

Israel hat am 2. Oktober erstmals be -<br />

stätigt, dass seine Luftwaffe vor<br />

knapp einem Monat ein Z<strong>ie</strong>l in Syr<strong>ie</strong>n<br />

bombard<strong>ie</strong>rt hat. Bisher hatte Israel<br />

Berichte über den Angriff unter Mili -<br />

tär zensur gestellt. Israelische Med<strong>ie</strong>n<br />

hatten darüber nur unter Berufung<br />

auf ausländische Med<strong>ie</strong>n berichtet.<br />

Ein zelheiten wurden nicht genannt.<br />

Sy r<strong>ie</strong>n hatte den Angriff am 6. Sep tember<br />

scharf verurteilt, zugleich aber<br />

dement<strong>ie</strong>rt, dass dabei militärische<br />

Anlagen getroffen worden wären.<br />

Syr<strong>ie</strong>ns Präsident Bashar al-Assad<br />

hatte dem britischen Rund funk sen -<br />

der BBC gesagt, bei dem<br />

angegriffenen Objekt habe<br />

es sich um ein „nicht benütztes<br />

Militär ge bäude“ gehandelt.<br />

Vize-Prä sident Faruk al-Sharaa<br />

hatte erklärt, Is ra el su che<br />

nach einem Vor wand für<br />

einen militärischen Konflikt<br />

mit Syr<strong>ie</strong>n. Es gab Speku la -<br />

ti onen, der Angriff habe<br />

einem Waffentransport für<br />

d<strong>ie</strong> schiitische Hisbollah-<br />

Miliz im benachbarten Liba -<br />

non oder sogar einer im<br />

Aufbau befindlichen Atom -<br />

an lage gegolten.<br />

In eine Touris ten attrak tion ver wandelte<br />

israelische Mili tär stel lung<br />

auf den besetzten syrischen Golan -<br />

höhen. ©Varda<br />

POLITIK • ISRAEL<br />

Israel gibt online Tipps zum Schutz vor Raketenangriffen<br />

Militär inform<strong>ie</strong>rt Zivilbevölkerung mit neuer Homepage<br />

Das israelische Militär hat im Internet eine Homepage freigeschaltet, d<strong>ie</strong><br />

Ratschläge für den Fall von Raketen an griffen erteilt. Unterstützt von Com -<br />

pu ter-Grafiken kann man et wa erfahren, welche Wohnungs räume bei<br />

einem Beschuss am sichersten sind. D<strong>ie</strong> Homepage inform<strong>ie</strong>rt d<strong>ie</strong> Be völ ke -<br />

rung in hebräischer, arabischer und englischer Sprache. Unter anderem wird<br />

empfohlen, sich von Fens tern und Außenwänden möglichst fernzuhalten.<br />

Erfahrungen aus Libanon-Kr<strong>ie</strong>g verwertet<br />

D<strong>ie</strong> USA wollen Syr<strong>ie</strong>n zu der ge -<br />

planten Nahost-Konferenz im No vem -<br />

ber einladen. Der syrische Informa ti -<br />

onsminister Mohsen Bilal hatte er klärt,<br />

für sein Land komme eine Teil nahme<br />

nur dann in Frage, wenn gewährleistet<br />

sei, dass d<strong>ie</strong> „imperativen Punkte<br />

für einen gerechten und umfassenden<br />

Fr<strong>ie</strong> den“ auf d<strong>ie</strong> Tagesordnung<br />

gesetzt würden. Assad sagte: „Wenn<br />

nicht über d<strong>ie</strong> besetzten syrischen Geb<strong>ie</strong>te<br />

ge sprochen wird, dann wird Syr<strong>ie</strong>n nicht<br />

teilnehmen“. Syr<strong>ie</strong>n fordert von Israel<br />

d<strong>ie</strong> bedingungslose Rückgabe der<br />

Golan-Höhen. APA/dpa/AFP<br />

Alpintraining am Hermon<br />

Eine israelische Militärsprecherin sagte, d<strong>ie</strong> Homepage sei nach der<br />

Auswertung der Erfah run gen aus dem Libanon- Kr<strong>ie</strong>g im vergangenen<br />

Sommer entworfen worden. D<strong>ie</strong> radikal-schiitische Hisbollah-Miliz hatte<br />

damals rund 4.000 Katjuscha-Rakten auf Nordisrael abgefeuert. Dabei wa -<br />

ren 45 israelische Zivilisten getötet worden. Quelle: dpa<br />

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 19


POLITIK • ISRAEL<br />

Statistiken zum Jahreswechsel<br />

Ministerpräsidenten-Wertung<br />

Anlässlich des Jahreswechsels brachte ‘Ma -<br />

ariv’ eine Umfrage, d<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Fra gen be han -<br />

delt, wer der beste und wer der schlechteste<br />

Ministerpräsident Israels aller Zei ten war.<br />

D<strong>ie</strong> Umfrage wurde An fang Sep tem ber<br />

durch geführt, und es nah men 489 Per so -<br />

nen aus allen Bevöl ke rungs schich ten teil.<br />

Wer war Ihrer Meinung nach der beste<br />

Ministerpräsident des Staates Israel:<br />

Menachem Begin 26,8%<br />

David Ben-Gurion 25,6%<br />

Itzhak Rabin 17,4%<br />

Ar<strong>ie</strong>l Sharon 9,1%<br />

Itzhak Shamir 5,4%<br />

Levy Eshkol 4,8%<br />

Benjamin Netanjahu 4,4%<br />

Golda Meir 3,0%<br />

Shimon Peres 2,5%<br />

Moshe Sharett 0,9%<br />

Ehud Barak 0,2%<br />

Ehud Olmert 0,0%<br />

Wer war Ihrer Meinung nach der<br />

schlechteste Ministerpräsident des<br />

Staates Israel:<br />

Ehud Olmert 39,4%<br />

Ehud Barak 19,3%<br />

Benjamin Netanjahu 18,0%<br />

Ar<strong>ie</strong>l Sharon 6,6%<br />

Itzhak Rabin 3,5%<br />

Golda Meir 3,4%<br />

Shimon Peres 2,2%<br />

Moshe Sharett 1,0%<br />

Levy Eshkol 0,7%<br />

Menachem Begin 0,3%<br />

David Ben-Gurion 0,0%<br />

Kommentar von Noam Shisaf<br />

Wenn es eine eindeutige Erkenntnis<br />

aus der vorl<strong>ie</strong>genden Umfrage gibt,<br />

mit Ausnahme des knappen S<strong>ie</strong>ges<br />

Begins vor Ben-Gurion, dann ist d<strong>ie</strong>s<br />

der totale öffentliche Konsens zu der<br />

Fra ge der schlechtesten MPs aller Zei -<br />

ten: Netanjahu und Barak l<strong>ie</strong>fern sich<br />

ein Kopf-an-Kopf-Rennen um Platz 2<br />

und 3 mit 18 und 19 Prozent, und Ol -<br />

mert „s<strong>ie</strong>gt“ eindeutig mit fast 40%!<br />

Zusammen erreichen d<strong>ie</strong> Führer der<br />

drei großen israelischen Parte<strong>ie</strong>n fast<br />

77%. Das ist ein eindeutiges Knoc-Out.<br />

Selbst Golda, d<strong>ie</strong> MP mit der großen<br />

Katastrophe des Jom Kippur Kr<strong>ie</strong>ges<br />

und der Demonstrationen der<br />

Schwarzen Panther, musste sich mit<br />

3,4% begnügen. Rabin und Peres, d<strong>ie</strong><br />

„Oslo-Verbrecher“, wurden von der<br />

Öffentlichkeit erstaunlicher Weise<br />

„begnadigt“.<br />

Kommentatoren, d<strong>ie</strong> zu den Er geb -<br />

nissen befragt wurden, erklärten, d<strong>ie</strong><br />

Öffentlichkeit beurteile d<strong>ie</strong> letzten<br />

Führer schärfer als d<strong>ie</strong> der Vergan -<br />

gen heit, an d<strong>ie</strong> sich mit Nostalg<strong>ie</strong> er -<br />

innert werde. Aber nach d<strong>ie</strong>ser Logik<br />

hätten auch Shimon Peres, ein aus<br />

jeder Sicht sehr aktiver Politiker, und<br />

Ar<strong>ie</strong>l Sharon, der bis vor zwei Jahren<br />

MP war und sow<strong>ie</strong>so eine umstrittene<br />

Persönlichkeit ist, eine gehörige Por -<br />

ti on negativer Stimmen erhalten müssen.<br />

S<strong>ie</strong> stehen jedoch näher bei Mo -<br />

she Sharett und Itzhak Shamir.<br />

Das Ironische daran ist, dass es bei<br />

den nächsten Wahlen eben d<strong>ie</strong>se Drei<br />

sein werden, Netanjahu, Olmert und<br />

Barak, d<strong>ie</strong> um das Vertrauen der Öf -<br />

fent lich keit werben werden. Nach den<br />

Ergeb nissen d<strong>ie</strong>ser Umfrage lässt sich<br />

jetzt schon propheze<strong>ie</strong>n, dass d<strong>ie</strong> Wahlbeteiligung<br />

w<strong>ie</strong>der negative Re korde<br />

erreichen wird – eine Art des Pro tests<br />

gegen d<strong>ie</strong> schlechten Optio nen.<br />

In Israel leben<br />

7,2 Mio. Menschen<br />

Ende 2006 hat sich d<strong>ie</strong> offiz<strong>ie</strong>lle Ein -<br />

wohnerzahl Israels auf 7,116.700 be -<br />

lau fen. D<strong>ie</strong>s geht aus einer aktuellen<br />

Bevölkerungserhebung hervor, d<strong>ie</strong><br />

das Zentralamt für Statistik anlässlich<br />

des jüdischen Neujahrsfestes veröffentlicht<br />

hat.<br />

Dem Bericht zufolge unterteilt sich<br />

d<strong>ie</strong> Bevölkerung in 5,393.400 Juden<br />

(78,8%), 1,413.300 Araber (19.9%) und<br />

309.900 „Andere“ (4.4%), d<strong>ie</strong> nicht<br />

nach ihrer Religionszugehörigkeit<br />

klas sifiz<strong>ie</strong>rt werden. D<strong>ie</strong> Bevölkerungs -<br />

wachstumsrate be trug im Jahr 2006<br />

ähnlich w<strong>ie</strong> in den vergangenen Jah ren<br />

1,8 Prozent. Da bei weisen d<strong>ie</strong> Araber<br />

mit 2,6 Prozent eine höhere Wachs -<br />

tumsrate auf als d<strong>ie</strong> Juden (1,5%).<br />

Es ist wirklich schw<strong>ie</strong>rig, zwischen<br />

den Dre<strong>ie</strong>n zu differenz<strong>ie</strong>ren: Barak,<br />

Bibi und Olmert. Alle drei sind aus politischer<br />

Sicht konservativ. S<strong>ie</strong> sind erklärte<br />

Kapitalisten, persönliche Freun -<br />

de der Vermögensmagnaten, s<strong>ie</strong> l<strong>ie</strong>ben<br />

Geld, gute Zigarren und Cock tails.<br />

D<strong>ie</strong> ideologischen Untersch<strong>ie</strong>de<br />

zwischen ihnen sind geringfügig:<br />

Alle drei wollen ganz einfach reg<strong>ie</strong>ren.<br />

S<strong>ie</strong> haben keinen Grund zur Sorge.<br />

D<strong>ie</strong> Abneigung ihnen gegenüber hält<br />

sich noch immer in den Grenzen<br />

einer allgemeinen Sinneshaltung. Ein<br />

Thema für Meinungsumfragen, ohne<br />

Einfluss auf politische Macht. Man<br />

wird s<strong>ie</strong> wählen, denn es gibt keine<br />

Alternative.<br />

Im Vergleich zu anderen westlichen<br />

Na tionen ist Israel nach w<strong>ie</strong> vor ein<br />

recht junges Land. Während 28 Pro -<br />

zent der Bevölkerung unter 15 Jahre<br />

alt sind, gehören im Rest der westli -<br />

chen Welt nur durchschnittlich 17<br />

Prozent d<strong>ie</strong>ser Altersgruppe an.<br />

Ähnlich gestaltet sich das Bild bei<br />

den Senioren: In Israel sind 10 Pro zent<br />

der Bevölkerung über 65, an derswo<br />

im Westen sind es 15 Prozent.<br />

Yedioth Ahronot, 10.09<br />

20 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768


© Israelimages/Michael Levit<br />

D<strong>ie</strong> Deutsche Telekom will künftig<br />

noch enger mit High-Tech- und Startup-Firmen<br />

aus Israel im Bereich der<br />

In formations- und Kommunika tions -<br />

tech nolog<strong>ie</strong> (ICT) zusammenarbeiten.<br />

D<strong>ie</strong> Grundlage dafür schafft eine, An -<br />

fang Oktober, in Jerusalem von Ver -<br />

tre tern der israelischen Reg<strong>ie</strong>rung<br />

und der Deutschen Telekom unterzeichnete<br />

Vereinbarung.<br />

Anwesend dabei waren Eli Yishai,<br />

Minister für Industr<strong>ie</strong>, Handel und<br />

Arbeit (MoITaL) und René Ober mann,<br />

Vorstandsvorsitzender der Deutschen<br />

Telekom AG. Z<strong>ie</strong>l der Telekom ist, in -<br />

novative Informations- und Kom mu -<br />

ni kations-D<strong>ie</strong>nste schneller entwikkeln<br />

und den Kunden anb<strong>ie</strong>ten zu<br />

können.<br />

Firmen, d<strong>ie</strong> an dem Programm Glo -<br />

bal Enterprise R&D Cooperation Fra me -<br />

work teilnehmen und als ausgewähltes<br />

Partnerunternehmen von der Tele kom<br />

bei Forschung und Entwicklung un -<br />

ter stützt werden, zum Beisp<strong>ie</strong>l durch<br />

Integration in d<strong>ie</strong> eigenen Platt for men,<br />

gemeinsamen Ent wick lun gen oder<br />

Be ratung, erhalten komplementär fi -<br />

nan z<strong>ie</strong>lle Unterstützung vom Office<br />

of the Ch<strong>ie</strong>f Sc<strong>ie</strong>ntist (OCS) im Han -<br />

delsministerium. Damit können s<strong>ie</strong><br />

Marketing, Technolog<strong>ie</strong>ent wick lung<br />

und Kundenzugang aufbauen bzw.<br />

intensiv<strong>ie</strong>ren. Darüberhinaus wird<br />

der Ch<strong>ie</strong>f Sc<strong>ie</strong>ntist d<strong>ie</strong> Telekom bei<br />

der Erschl<strong>ie</strong>ßung innovativer neuer<br />

Technolog<strong>ie</strong>n und Anwendungen<br />

unterstützen.<br />

„Der extrem anwendungsor<strong>ie</strong>nt<strong>ie</strong>rte<br />

An satz israelischer ICT-Firmen ermöglicht<br />

es der Deutschen Telekom, zukunftsweisende<br />

Lösungen für innovative neue<br />

D<strong>ie</strong>nstleistungen schnell in kommerz<strong>ie</strong>ll<br />

nutzbare Produkte umzusetzen“, betonte<br />

René Obermann. Der Vorstandsvor sitzende<br />

verw<strong>ie</strong>s in d<strong>ie</strong>sem Zusam men -<br />

hang auf Erfolg versprechende Er gebnisse<br />

von Kooperationen mit is raeli -<br />

schen High-Tech- und Start-up-Fir men.<br />

Erste Ergebnisse wer den in te res s<strong>ie</strong>r -<br />

ten Teilnehmern aus For schung und<br />

Entwicklung sow<strong>ie</strong> Industr<strong>ie</strong>partnern<br />

aus Deutschland und Israel beim<br />

ersten Deutsche Telekom Innovation<br />

Day am 29. Oktober in Berlin vorgestellt.<br />

Gezeigt werden dabei unter an -<br />

derem ein Portal für mobile In for ma -<br />

tions-, Buchungs- und Bezahl sys te me,<br />

eine v<strong>ie</strong>lfältig einsetzbare WLAN-ba -<br />

s<strong>ie</strong>rte Anwendung, d<strong>ie</strong> zum Beisp<strong>ie</strong>l<br />

in Krankenhäusern, eine effiz<strong>ie</strong>ntere<br />

Logistik unter anderem beim Betten -<br />

management ermöglicht, und das<br />

Betaportal bei T-Online (www.beta.tonline.de),<br />

auf dem innovative Web<br />

2.0-Lösungen bereits erprobt werden.<br />

Eli Yishai, Minister für Industr<strong>ie</strong>,<br />

WIRTSCHAFT • ISRAEL<br />

Deutsche<br />

Telekom baut<br />

Kooperationen<br />

in Israel aus<br />

Konzern setzt auf<br />

israelische High-Tech-<br />

Unternehmen<br />

Handel und Arbeit, hob hervor, dass<br />

d<strong>ie</strong> „weltweite Spitzenstellung der israelischen<br />

ICT-Industr<strong>ie</strong> von den Global Pla -<br />

yern der Branche erkannt und genutzt“<br />

werde. D<strong>ie</strong> Deutsche Telekom ist der<br />

erste Telekommunikations-D<strong>ie</strong>nst leis -<br />

ter weltweit, der ein derartiges MoU<br />

mit dem israelischen Handelsmi niste -<br />

rium eingeht. Das Programm wurde<br />

bereits mit renomm<strong>ie</strong>rten Partnern aus<br />

der Industr<strong>ie</strong>, nämlich Oracle, IBM,<br />

Alcatel-Lucent, Microsoft und zuletzt<br />

Sun Microsystems abgeschlossen.<br />

Für René Obermann bedeutet d<strong>ie</strong><br />

Ver tragsunterzeichnung „eine weitere<br />

Vert<strong>ie</strong>fung der erfolgreichen und langjährigen<br />

Zusammenarbeit mit israelischen<br />

Unternehmen und Institutionen.“<br />

So eröffnete d<strong>ie</strong> Deutsche Telekom<br />

2006 gemeinsam mit der Ben Gurion<br />

Universität (BGU) ein Forschungsund<br />

Entwicklungsinstitut im israelischen<br />

Beer Sheva in der Negev-Wüs te.<br />

D<strong>ie</strong> BGU gilt in den Bereichen Infor -<br />

ma tionstechnolog<strong>ie</strong> und Telekom mu -<br />

ni kation und insbesondere im Schwer-<br />

punkt IT-Security als eine der weltweit<br />

führenden Hochschulen. Das Institut<br />

ist eine universitäre Außenstelle der<br />

Deutschen Telekom Laborator<strong>ie</strong>s mit<br />

Sitz an der TU Berlin. Für d<strong>ie</strong> Finan -<br />

z<strong>ie</strong> rung des Institutes in Israel wendet<br />

d<strong>ie</strong> Deutsche Telekom bis 2008 rund<br />

12,1 Millionen Dollar auf.<br />

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 21<br />

WIRTSCHAFT


WIRTSCHAFT • ISRAEL<br />

Drei neue kostenlose<br />

Zeitungen in Israel<br />

Drei neue kostenlose Zeitungen werden<br />

in den kommenden Wochen in<br />

Israel erschei nen. Ein Kommu nikati -<br />

onswissen schaftler prophezeit Bewe -<br />

gung auf dem israelischen Zeitungs -<br />

markt. Ein Blatt wird vom amerikanischen<br />

Milliardär Scheldon Adelson herausgegeben<br />

– es soll „Jisrael Hajom“<br />

(„Israel heute“) heißen. Adelsons Fima<br />

„News Co“ will das Blatt an d<strong>ie</strong> Br<strong>ie</strong>f -<br />

kästen l<strong>ie</strong>fern, d<strong>ie</strong> Auflage soll bei<br />

300.000 l<strong>ie</strong>gen.<br />

Ebenso will ein Team um Eli Asur, In -<br />

ha ber der „Jerusalem Post“, und Dudi<br />

Weissman, Inhaber der Supermarkt -<br />

ket te „Blue Square“ und des Ener -<br />

g<strong>ie</strong>l<strong>ie</strong>feranten „Dor Alon“, ein neues<br />

kostenloses Blatt herausbringen. Es<br />

soll „Metro“ heißen.<br />

Auch der Herausgeber der größten<br />

israelischen Tageszeitung „Jediot Aharonot“,<br />

Arnon Moses, will eine kos -<br />

tenlose Zeitung anb<strong>ie</strong>ten. Ge druckt<br />

werden zunächst 300.000 Exemplare,<br />

d<strong>ie</strong> beisp<strong>ie</strong>lsweise in Supermärkten<br />

aufl<strong>ie</strong>gen sollen. Der Start ist noch<br />

unklar. D<strong>ie</strong>s berichtet d<strong>ie</strong> Tages zei -<br />

tung „Jerusalem Post“.<br />

D<strong>ie</strong> Herausgeber folgen einem in ternationalen<br />

Trend zu kostenlosen Zei -<br />

tungen, d<strong>ie</strong> an Bus- und U-Bahn-Hal -<br />

te stellen verteilt werden. In Israel gibt<br />

es bislang nur das kostenlose Blatt „Is -<br />

raeli“, herausgegeben vom israelischen<br />

Geschäftsmann Schlomo Ben Zvi. Es<br />

gibt d<strong>ie</strong> Zeitung seit 2006, zwischendurch<br />

wurde s<strong>ie</strong> für kurze Zeit wegen<br />

einer Meinungsversch<strong>ie</strong>denheit zwischen<br />

Ben Zvi und Adelson w<strong>ie</strong>der<br />

eingestellt.<br />

„Es ist noch zu früh, um sagen zu können,<br />

ob alle d<strong>ie</strong>se Zeitungen überleben<br />

werden“, sagte Gadi Wolfsfeld, Pro fes -<br />

sor für Kommunikations wissen schaft<br />

und Politik an der Hebräischen Uni ver si -<br />

tät, gegenüber der „Jerusalem Post“.<br />

„Das Problem ist aber, dass es h<strong>ie</strong>r zu -<br />

lande, anders als in New York oder Lon -<br />

don, wo d<strong>ie</strong> Blätter an d<strong>ie</strong> Fahrgäste von<br />

U-Bahnen verteilt werden, kein wirk liches<br />

U-Bahn-System gibt.“<br />

„Das wird ein Kr<strong>ie</strong>g“, sagte Golan Bar<br />

Josef, Redakteur des Teams von Asur<br />

und Weissman, voraus. „Wir ha ben ei -<br />

nen Vorteil und werden nicht direkt mit<br />

den anderen Zeitungen in Konkurrenz<br />

treten, weil wir am Nachmittag erschei-<br />

nen und nicht am Morgen.“ Der<br />

Redaktionsschluss seiner Zeitung um<br />

10.30 bedeute ein Rennen gegen d<strong>ie</strong><br />

Zeit, doch d<strong>ie</strong> „Metro“ werde Nach -<br />

richten bringen, d<strong>ie</strong> sonst keine andere<br />

Zeitung habe.<br />

Wolfsfeld sagte: „Um bestehen zu kön -<br />

nen, müssen s<strong>ie</strong> hochwertige Zeitun gen<br />

produz<strong>ie</strong>ren. Dafür brauchen s<strong>ie</strong> v<strong>ie</strong>l Zeit,<br />

Geld, Talent und Ressourcen. Es ist un -<br />

klar, ob s<strong>ie</strong> das schaffen. Aber ich glaube,<br />

dass es den Markt verändern wird, genug,<br />

um beisp<strong>ie</strong>lsweise ‘Ma´ariv’ zu schaden,<br />

aber nicht genug, um ‘Jediot’ zu schaden.“<br />

Max Richardson<br />

Stabilis<strong>ie</strong>rung der Armut<br />

in Israel<br />

Mehr als eineinhalb Millionen israelische<br />

Staatsbürger leben unterhalb der<br />

Armutsgrenze. Das geht aus einer Stu -<br />

d<strong>ie</strong> hervor, d<strong>ie</strong> der israelische Ver si -<br />

che rungsträger „National Insurance<br />

Institute“ (NII) veröffentlichte.<br />

D<strong>ie</strong> Untersuchung zeigt einen leichten<br />

Rückgang der Armutsquote im<br />

Jahr 2006. Im Vorjahr lebten 20,6 Pro -<br />

zent der Famil<strong>ie</strong>n unterhalb der Ar -<br />

mutsgrenze, 2006 waren es 20 Pro zent.<br />

Insgesamt leben etwa 24,5 Prozent<br />

der Israelis unterhalb Armutsgrenze.<br />

Das sind 0,2 Prozent weniger als im<br />

Vorj ahr. D<strong>ie</strong> Verarmung unter den Kindern<br />

ist allerdings angest<strong>ie</strong>gen - von<br />

35,2 Prozent im Jahr 2005 auf 35,8 Pro -<br />

zent. So leben rund 766.000 Kin der und<br />

1,65 Millionen Erwachsene in Ar mut.<br />

Wohlfahrtsminister Isaak Herzog<br />

stellte den Halbjahresbericht zusammen<br />

mit dem Generaldirektor des NII,<br />

Jigal Ben-Schalom, vor. Dabei betonten<br />

s<strong>ie</strong>, dass d<strong>ie</strong>ser Bericht eine deutliche<br />

Stabilis<strong>ie</strong>rung der Armutssituation<br />

aufzeige. Auffallend sei vor allem der<br />

Rückgang der Verarmung in der<br />

Gruppe der Senioren.<br />

Laut NII habe sich das Einkommen<br />

bei Personen, d<strong>ie</strong> sich unterhalb der<br />

Armutsgrenze bewegen, trotz des<br />

wirtschaftlichen Aufschwungs reduz<strong>ie</strong>rt.<br />

Hingegen habe es sich im vergangenen<br />

Jahr bei dem reichsten<br />

Zehntel der Bevölkerung verdoppelt.<br />

Der arabische Knesset-Abgeord ne te<br />

Mohammed Barakeh beklagte zu dem,<br />

dass d<strong>ie</strong> Reg<strong>ie</strong>rung den drastischen<br />

Anst<strong>ie</strong>g der Armut unter dem arabischen<br />

Bevölkerungsteil völlig ignor<strong>ie</strong>re.<br />

Dort lebten 50 Prozent der Be völ -<br />

kerung, darunter 60 Prozent Kinder,<br />

un terhalb der Armutsgrenze. Er<br />

warn te davor, d<strong>ie</strong> Stabili s<strong>ie</strong> -<br />

rung der Armutssituation zu<br />

früh zu fe<strong>ie</strong>rn. Immerhin<br />

se<strong>ie</strong>n Tausende Bürger nur<br />

oberhalb der Grenze einzuordnen,<br />

weil s<strong>ie</strong> pro Monat<br />

ein paar Dutzend Schekel zuv<strong>ie</strong>l<br />

bekämen.<br />

D<strong>ie</strong> vorherige Stud<strong>ie</strong>, d<strong>ie</strong> im<br />

Januar veröffentlicht wurde,<br />

umfasste den Zeitraum von<br />

Mitte 2005 bis Juni 2006.<br />

Darin wurde erstmals für d<strong>ie</strong>ses<br />

Jahrzehnt sichtbar, dass sich der<br />

Armutsanteil verringert habe.<br />

Prem<strong>ie</strong>rminister Ehud Olmert versicherte,<br />

der Anteil der armen<br />

Bevölkerung werde sich bis 2010 um<br />

15 Prozent reduz<strong>ie</strong>ren.<br />

Mekorot warnt vor<br />

eventuellem Dürrejahr<br />

Israels Wasserbehörde Mekorot be -<br />

fürchtet für 2008 ein Dürrejahr, falls<br />

der kommende Winter nicht den er -<br />

war teten Regen und weniger N<strong>ie</strong> der -<br />

schläge als der letzte Winter bringt.<br />

Der Wassersp<strong>ie</strong>gel des Sees Gene za -<br />

reth steht nach der Sommerperiode<br />

jetzt noch etwa 50 cm über dem Was -<br />

ser sp<strong>ie</strong>gel des vergleichbaren Vorjah -<br />

22 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768<br />

© Anat Perez


es zeitraums. Zusätzlich ist noch ein<br />

Meter Wasser vorhanden, bis d<strong>ie</strong> ro te<br />

Lin<strong>ie</strong> zum Auspumpstopp von -213<br />

Meter erreicht ist.<br />

Nach Angaben der Mekorot st<strong>ie</strong>g<br />

der Wasserver brauch der Haushalte<br />

in der ersten Hälfte des laufenden<br />

Jahres in den meisten Teilen des Lan -<br />

des so beträchtlich, dass wohl sämtliche<br />

Rekorde der Vergan gen heit ge -<br />

bro chen werden. Insge samt st<strong>ie</strong>g der<br />

Wasserbrauch um 7% in den ersten<br />

s<strong>ie</strong>ben Monaten, wobei d<strong>ie</strong> Tel Aviver<br />

Region führend ist mit einem 10%igen<br />

Anst<strong>ie</strong>g.<br />

Zermatt: Schnee<br />

„made in Israel“<br />

Nicht gerade aus einem Land, aus<br />

dem man es erwarten würde, kommt<br />

eine neue Schneekanone für Zermatt:<br />

Der IDE-Snowmaker stammt aus Is -<br />

ra el.<br />

Entwickelt wurde das System auch<br />

nicht zur Kunstschneeproduktion,<br />

sondern um in Südafrika Diaman ten -<br />

minen zu kühlen. Zum Einsatz kommen<br />

soll das Gerät zur Beschneiung<br />

einer 500 Meter langen Piste beim<br />

Trockenen Steg. Im Herbst mussten<br />

d<strong>ie</strong> Skifahrer d<strong>ie</strong>ses Stück bisher zu<br />

Fuß zurücklegen. D<strong>ie</strong> Maschine produz<strong>ie</strong>rt<br />

im Gegensatz zu herkömmlichen<br />

Schneekanonen das weiße<br />

Gold auch bei Temperaturen über<br />

null Grad. D<strong>ie</strong> Umwelt profit<strong>ie</strong>rt da -<br />

von, dass der Snowmaker ohne chemische<br />

Zusatzstoffe auskommt. Pro<br />

Stunde produz<strong>ie</strong>rt das Wun der gerät<br />

40 Kubikmeter Schnee – in „Früh -<br />

lings schnee-Qualität“, w<strong>ie</strong> es heißt.<br />

Mit EL AL nach Israel<br />

EL AL Israel Airlines legt den neuen<br />

Win terflugplan 2007/2008 Deutsch -<br />

land und Österreich vor (gültig vom<br />

28.10.2007 bis 29.03.2008). Der israelische<br />

Carr<strong>ie</strong>r b<strong>ie</strong>tet in d<strong>ie</strong>ser Winter -<br />

saison von den Abflughäfen Frank -<br />

furt/Main, Berlin-Schönefeld und<br />

München elf wöchentliche Nonstop-<br />

Verbindungen nach Tel Aviv.<br />

D<strong>ie</strong> Verbindungen im Einzelnen:<br />

Frankfurt/Main–Tel Aviv: Täglich<br />

außer freitags und samstags (mit<br />

B757), Berlin-Schönefeld–Tel Aviv:<br />

D<strong>ie</strong>nstags, donnerstags und sonntags<br />

(mit B737-700 und B737-800), Mün -<br />

chen–Tel Aviv: Mittwochs, freitags<br />

und sonntags (mit B737-800 oder<br />

B757). Ab zahlreichen deutschen<br />

Flug häfen bestehen über Frank furt/<br />

Main, Berlin und München so w<strong>ie</strong><br />

über v<strong>ie</strong>le eu ro pä -<br />

i sche EL AL-Gate -<br />

ways Ver bin dun -<br />

gen nach Tel Aviv.<br />

EL AL b<strong>ie</strong>tet in<br />

d<strong>ie</strong> sem Winter ab<br />

Österreich folgende<br />

Verbindungen:<br />

Wi e n – Te l Av i v :<br />

mon tags, d<strong>ie</strong>nstags,<br />

mittwochs,<br />

donnerstags, sonntags sow<strong>ie</strong> zwei tägliche<br />

Codeshare-Verbindungen mit<br />

dem Partner Austrian Airlines. Bade -<br />

ur lau ber und Tauchfreunde haben<br />

auch in d<strong>ie</strong>sem Winter bei EL AL w<strong>ie</strong>der<br />

d<strong>ie</strong> Mög lichkeit, Anschlussflüge<br />

nach Eilat zu buchen. www.elal.com.<br />

Oracle plant Investitionen<br />

in Israel<br />

Der US-amerikanische Software gi gant<br />

Oracle beabsichtigt seine Investitio nen<br />

in Israel zu erweitern. D<strong>ie</strong>s teilte Saf ra<br />

Katz, d<strong>ie</strong> Präsidentin des Untern eh -<br />

mens, auf einem Empfang für Inves -<br />

toren, Risikokapitalgeber und High-<br />

Tech-Führungskräfte im kalifornischen<br />

Palo Alto mit. Katz betonte,<br />

Israel müsse eine aktive Rolle auf<br />

dem Weltmarkt sp<strong>ie</strong>len und alles<br />

ex port<strong>ie</strong>ren, was es produz<strong>ie</strong>rt,<br />

„sogar Prigat-Fruchtsaft“.<br />

An dem Empfang nahm auch<br />

der Generaldirektor des is ra el i -<br />

schen Fi nanzministeriums, Ya rom<br />

Ariav, teil, der sich als „einen Soldaten<br />

Israels im Silicon Valley, dem High-Tech-<br />

Mekka“, bezeichnete. Sein Z<strong>ie</strong>l sei es,<br />

„ausländische Investitionen in Is ra el und<br />

d<strong>ie</strong> Zu sam menarbeit von isra e lischen und<br />

amerikanischen Unter neh men voranzu -<br />

trei ben“. D<strong>ie</strong> Fachleute, d<strong>ie</strong> er auf der<br />

Kon fe renz getroffen habe, se<strong>ie</strong>n von<br />

WIRTSCHAFT<br />

Israels Fähigkeiten und Potential im<br />

High-Tech-Bereich überzeugt.<br />

Vor dem Hintergrund des steigen den<br />

Interes ses im Silicon Valley an alter na -<br />

ti ven Ener g<strong>ie</strong>n, berichtet Ariav, dass<br />

d<strong>ie</strong> Fachleute, d<strong>ie</strong> er auf der Konfe renz<br />

getroffen habe, von Israel erwarten<br />

würden, d<strong>ie</strong> Führungsrolle im Be reich<br />

von Forschung und Entwick lung al -<br />

ternativer Energ<strong>ie</strong>n zu übernehmen.<br />

Israelische Arbeitnehmer<br />

haben 40 Tage im Jahr frei<br />

Israel gehört zu den Ländern, in<br />

denen d<strong>ie</strong> Arbeitnehmer den meisten<br />

bezahlten Urlaub haben. W<strong>ie</strong> eine<br />

weltweite Stud<strong>ie</strong> der Unter nehmens -<br />

be ratung Mercer Human Resource<br />

Con sulting offenbart, kommen Ange -<br />

stellte in Israel so w<strong>ie</strong> ihre Kollegen in<br />

Frankreich und Litauen auf ganze 40<br />

Fer<strong>ie</strong>ntage im Jahr.<br />

An der Spitze des Rankings steht<br />

dabei Finnland mit 44 bezahlten Ur -<br />

laubstagen. Am anderen Ende der<br />

Ska la befinden sich V<strong>ie</strong>tnam mit 22<br />

und Kanada mit nur 20 Tagen im Jahr.<br />

D<strong>ie</strong> Mercer-Stud<strong>ie</strong> unterteilt d<strong>ie</strong> Fe r<strong>ie</strong>n<br />

in zwei Kategor<strong>ie</strong>n, das Mini mum an<br />

bezahlten Urlaubstagen und bezahlte<br />

religiöse und nationale Fe<strong>ie</strong>r tage.<br />

In Israel müssen d<strong>ie</strong> Arbeitgeber<br />

ihren Angestellten mit mehr als zehn<br />

Jahren Festanstellung 24 Tage bezahlten<br />

Urlaub im Jahr gewähren (ohne<br />

Fe<strong>ie</strong>rtage). Andere Länder mit einer<br />

ähnlichen Regelung sind Deutsch land,<br />

Österreich, Dänemark, Gr<strong>ie</strong> chen land,<br />

Ungarn, Luxemburg, Malta und<br />

Schwe den. Das Schlusslicht bildet –<br />

nach Ind<strong>ie</strong>n mit 12 Tagen – w<strong>ie</strong>derum<br />

Kanada mit nur 10 Tagen.<br />

Für den israelischen Arbeitnehmer<br />

sind es d<strong>ie</strong> Fe<strong>ie</strong>rtage, d<strong>ie</strong> sein Fer<strong>ie</strong>n -<br />

kon tingent anschwellen lassen.<br />

Schl<strong>ie</strong>ß lich gibt es in Israel etwa 15<br />

be zahlte öffentliche Fe<strong>ie</strong>rtage. Re kordhalter<br />

in d<strong>ie</strong>ser Hinsicht sind der Li banon<br />

und Marokko mit 18 und In di en<br />

mit 19 Tagen. Quellen: inn, globe<br />

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 23


WISSENSCHAFT<br />

WISSENSCHAFT • ISRAEL<br />

Im Land von<br />

Milch und<br />

Honig“ –<br />

Antiker<br />

B<strong>ie</strong>nenstock<br />

freigelegt<br />

Das Land, in dem laut Überl<strong>ie</strong>ferung<br />

Milch und Honig fl<strong>ie</strong>ßt, macht seinem<br />

Namen alle Ehre: Ar chä ologen haben<br />

ein B<strong>ie</strong>nenhaus aus der Reg<strong>ie</strong> rungs -<br />

zeit des biblischen Königs Salomo<br />

ent deckt. Es ist der älteste B<strong>ie</strong>ne n -<br />

stock, der bisher ausgegraben wurde.<br />

Wissenschaftler der Hebräischen<br />

Uni versität Jerusalem fanden im Tal<br />

von Beit Schean eine B<strong>ie</strong>nenstock-<br />

Kolon<strong>ie</strong> aus dem neunten oder zehnten<br />

Jahrhundert vor der Zeitrech nung.<br />

Durch d<strong>ie</strong> sogenannte „Karbon-14-<br />

Methode“ an Getrei de kör nern konnten<br />

d<strong>ie</strong> Wissenschaftler d<strong>ie</strong> Funde ge -<br />

nau dat<strong>ie</strong>ren, berichtet d<strong>ie</strong> Tageszei -<br />

tung „Jediot Aharonot“. Fundort ist<br />

d<strong>ie</strong> Stadt Tel Rehov bei Beit Schean,<br />

d<strong>ie</strong> im biblischen Zeitalter eine der<br />

wichtigsten Städte des israelitischen<br />

Königreiches war.<br />

D<strong>ie</strong> Funde w<strong>ie</strong>sen darauf hin, dass<br />

B<strong>ie</strong>nenzucht und Honiggewinnung<br />

schon damals ein hochentwickeltes<br />

Ge werbe gewesen se<strong>ie</strong>n. Israel werde<br />

Blutlose Herzoperation<br />

in der Bibel an v<strong>ie</strong>len Stellen als „Land,<br />

in dem Milch und Honig fl<strong>ie</strong>ßt“<br />

bezeichnet. Mit der Entdeckung falle<br />

ein ganz neues Licht auf d<strong>ie</strong>se Aus -<br />

drucksweise, sagte der Wissenschaft ler<br />

Amihai Masar.<br />

Das B<strong>ie</strong>nenhaus enthält 30 B<strong>ie</strong> nen -<br />

stöcke. Der Forscher schätzt d<strong>ie</strong> ur -<br />

sprüngliche Anzahl der B<strong>ie</strong>nenstöcke<br />

allerdings auf etwa 100. Laut Quellen<br />

der Universität sei dort jährlich etwa<br />

eine halbe Tonne Honig gewonnen<br />

worden.<br />

D<strong>ie</strong>s sind d<strong>ie</strong> ersten B<strong>ie</strong>nenstöcke,<br />

d<strong>ie</strong> Wissenschaftler aus der Zeit des<br />

antiken Nahen Ostens entdeckten.<br />

Andrea, ein Neugeborenes aus Zypern, überstand im Schiba-Hospital in Tel Aviv<br />

eine kompliz<strong>ie</strong>rte Herzoperation, ohne jegliche Bluttransfusion. D<strong>ie</strong> Eltern des<br />

Neugeborenen gehören zur Sekte der „Zeugen Jehovas“ und forderten von<br />

den israelischen Ärzten, das Baby zu oper<strong>ie</strong>ren, „ohne äußere Flüssigkeiten in<br />

den Leib des Kindes fl<strong>ie</strong>ßen zu lassen, weil das der Seele schadet“.<br />

Dr. David Mischli, Leiter der Abteilung für Herzschäden, sagte der Zeitung<br />

‘Jedijot Achronot’ nach der erfolgreichen Operation: „Auch ohne d<strong>ie</strong> Forderung<br />

der Eltern handelte es sich bei der Operation um ein kompliz<strong>ie</strong>rtes und gefährliches<br />

Vorhaben.“ Hätte es sich um ein israelisches Kind gehandelt, hätten sich d<strong>ie</strong><br />

Ärzte an ein Gericht gewandt, um d<strong>ie</strong> Erlaubnis für eine Bluttransfusion zu<br />

erhalten. Mit den gläubigen zypriotischen Eltern des Babys handelten s<strong>ie</strong><br />

einen Kompromiss aus: Sollte es zu lebensgefährlichen Komplikationen kommen,<br />

dürften d<strong>ie</strong> Ärzte doch zur Blutkonserve greifen.<br />

Am Ende ging alles gut. Das Baby, dessen Herzfehler schon während der<br />

Schwangerschaft entdeckt wurde, und seine Eltern kehrten inzwischen nach<br />

Zypern zurück. uws<br />

Bisher waren nur Keramikgefäße zur<br />

Gewinnung von Honig aus dem hellenistischen<br />

und römischen Zeitalter<br />

bekannt. Somit sei d<strong>ie</strong>ser Fund eine<br />

archäologische Höchstleistung, so<br />

Masar weiter. Aus dem Ägypten der<br />

Pharaonenzeit habe man ebenfalls<br />

B<strong>ie</strong>nenstöcke gefunden, d<strong>ie</strong> denen<br />

aus Tel Rehov sehr ähnlich se<strong>ie</strong>n.<br />

D<strong>ie</strong> Wissenschaftler fanden bei den<br />

Aus grabungen zudem drei Aufbe -<br />

wah rungsgefäße aus Keramik mit der<br />

Inschrift: „To nmsh“. In der Bibel ist<br />

„Nimschi“ der Name des Vaters und<br />

des Großvaters von dem israelitischen<br />

König Jehu. Nun gehen d<strong>ie</strong> Forscher<br />

davon aus, dass d<strong>ie</strong> Famil<strong>ie</strong> des<br />

Herrschers aus dem Beit Schean-Tal,<br />

wenn nicht sogar aus Tel Rehov,<br />

stammen muss. So könne d<strong>ie</strong>ser<br />

große B<strong>ie</strong>nenstock auch aus dem<br />

Besitz d<strong>ie</strong>ser Famil<strong>ie</strong> gewesen sein inn<br />

Tel Rehov gilt als eine der wichtigsten<br />

Städte Israels während der Königszeit.<br />

D<strong>ie</strong> B<strong>ie</strong>nenkörbe wurden im Zentrum<br />

eines bebauten Geb<strong>ie</strong>tes gefunden, das<br />

seit 1997 von Dr. Nava Panitz-Cohen<br />

ausgegraben wird. Insgesamt wurden 30<br />

B<strong>ie</strong>nenkörbe in drei Reihen identifiz<strong>ie</strong>rt.<br />

Schätzungen nach müssten sich auf dem<br />

ge samten Geb<strong>ie</strong>t jedoch etwa 100<br />

befunden haben. Aufgrund des Aufbaus<br />

der B<strong>ie</strong>nenkörbe gehen erfahrene<br />

B<strong>ie</strong>nenzüchter und For scher davon aus,<br />

dass pro Jahr etwa eine halbe Tonne<br />

Honig aus ihnen produz<strong>ie</strong>rt wurde.<br />

Das Wort „Honig“ erscheint 55 Mal in<br />

der Bibel, 16 Mal davon als Teil des<br />

Bildes von Israel als „das Land, wo Milch<br />

und Honig fl<strong>ie</strong>ßt“. Üblicherweise ist<br />

angenommen worden, dass das Wort<br />

auf aus Früchten w<strong>ie</strong> Datteln und Feigen<br />

hergestellten Extrakt an sp<strong>ie</strong>lte.<br />

B<strong>ie</strong>nenhonig wird nämlich nur genau<br />

zwei Mal im Zusam men hang mit<br />

Wildb<strong>ie</strong>nen er wähnt (Richter 14, 8-9 u. 1.<br />

Samuel 14,27). Während uns d<strong>ie</strong> Heilige<br />

Schrift nichts über B<strong>ie</strong>nezucht in Israel<br />

mitteilt, verweist d<strong>ie</strong> Entdeckung in Tel<br />

Rehov nun darauf, dass d<strong>ie</strong> Extrah<strong>ie</strong>rung<br />

von B<strong>ie</strong> nen honig und Honigwaben ein<br />

hoch entwickeltes Gewerbe zur Zeit des<br />

Ersten Tem pels gewesen ist. Der Honig<br />

war dabei nicht nur eine Delikatesse,<br />

sondern wurde auch zu medizinischen<br />

und kultischen Zwecken eingesetzt.<br />

Hebräische Universität Jerusalem, 03.09.07<br />

24 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768


Strom aus Kuhfladen<br />

Das Energ<strong>ie</strong>- und Entwick lungs un -<br />

ter nehmen GES (Global Enviroment<br />

Solutions) der Holdinggesellschaft<br />

Gra ni te Hacarmel und d<strong>ie</strong> Koopera tiv-<br />

Ge nossenschaft des Hefer-Tals haben<br />

eine Anlage in Betr<strong>ie</strong>b genommen,<br />

d<strong>ie</strong> aus Kuhmist Strom erzeugt.<br />

Es handelt sich dabei um d<strong>ie</strong> erste<br />

An la ge ihrer Art in Israel und eine<br />

der ersten in der Welt, d<strong>ie</strong> organischen<br />

Abfall aus V<strong>ie</strong>hställen zur Strom er zeu -<br />

gung verwendet. D<strong>ie</strong> An la ge, d<strong>ie</strong> aus<br />

dem V<strong>ie</strong>h mist auch hochwertigen<br />

Dün ger herstellen kann, wird täglich<br />

600 Ton nen Kuhfladen bearbeiten.<br />

D<strong>ie</strong> Men ge an Strom, d<strong>ie</strong> daraus entsteht,<br />

ist mit 2-3 MW vergleichsweise<br />

gering. Ins ge samt sind in das Projekt<br />

40 Mio. Shekel invest<strong>ie</strong>rt worden.<br />

Yedioth Ahronot<br />

Jetzt ist es quasi offiz<strong>ie</strong>ll: Österreichs<br />

Grundlagenforschung ist z<strong>ie</strong>mlich<br />

weit von der Weltspitze entfernt. Das<br />

bestätigt eine vom Wissen schafts -<br />

fonds FWF erstellte Stud<strong>ie</strong>. Österreich<br />

nimmt im „Wettbewerb der<br />

Nationen“ nur den 22. Rang ein.<br />

Gewertet wurden d<strong>ie</strong> Zahl der Pu -<br />

bli kationen in hochrangigen wissenschaftlichen<br />

Journalen und d<strong>ie</strong> Zahl<br />

der Zitationen, also d<strong>ie</strong> Aufnahme<br />

der Arbeiten in der internationalen<br />

wissenschaftlichen Gemeinschaft. Das<br />

ist von einiger Bedeutung, weil ein<br />

ein deutiger Zusammenhang zwischen<br />

der „citation intensity“ (Zahl der<br />

Zitationen pro Bruttonational pro dukt)<br />

und der „wealth intensity“ (BNP pro<br />

WISSENSCHAFT<br />

In der Forschung weit abgeschlagen<br />

Israel: Militär baut tödliche Roboterwaffe -<br />

„Bionische Hornisse“<br />

Laut eines israelischen Zei tungs berichts entwickelt das Militär einen<br />

fl<strong>ie</strong>genden Roboter, der nicht größer als eine Hornisse sein soll. Nach<br />

der Zeitung ‘Jedioth Ahronoth’ kann der Roboter Ex tre misten fotograf<strong>ie</strong>ren<br />

und töten. Vize-Ministerpräsident Shi mon Peres sagte dazu:<br />

„Der Kr<strong>ie</strong>g im Libanon hat gezeigt, dass wir kleinere Waffen brauchen“ und<br />

„Es ist unvernünftig, ein 100 Millionen Dollar teures Flugzeug gegen einen<br />

Selbstmordterroristen loszuschicken.“<br />

Mit Bionik wird versucht, Techniken der Natur nachzuahmen.<br />

Peres meinte auch, dass noch weitere Projekte im Be reich der Na no -<br />

technik in Arbeit sind, d<strong>ie</strong>se sollen militärische Probleme lösen.<br />

Quelle: www.welt.de<br />

Unterrichtsprogramm des Weizmann-Instituts<br />

gewinnt Anerkennung der UNESCO<br />

‚Blue Planet’, ein Unterrichts pro -<br />

gramm für d<strong>ie</strong> Mittelstufe über d<strong>ie</strong><br />

Bez<strong>ie</strong>hung von Mensch und Umwelt,<br />

das Wissenschaftler des Weizmann-<br />

Instituts in Rehovot erarbeitet haben,<br />

ist von der UNESCO als weltweites<br />

Vorbild für Umweltstud<strong>ie</strong>n anerkannt<br />

worden. D<strong>ie</strong> internationale<br />

Organisation finanz<strong>ie</strong>rt nun d<strong>ie</strong> Übersetzung<br />

des Programms in versch<strong>ie</strong>dene<br />

Sprachen und fördert seine<br />

weltweite Verbreitung.<br />

Das Programm konzentr<strong>ie</strong>rt sich vor<br />

allem auf den Wasserkreislauf in ner -<br />

halb des Ökosystems Erde und soll<br />

durch seinen weiten und systematischen<br />

Ansatz (versch<strong>ie</strong>dene Akti vi -<br />

täten, Experimente und Feldstud<strong>ie</strong>n)<br />

als effektives Lerninstrument Ver -<br />

wen dung finden.<br />

Das Buch Blue Planet wurde vor<br />

kur zem im Weizmann-Institut vorgestellt,<br />

wobei dem anwesenden UN -<br />

ESCO-Stellvertreter Andras Szol losi-<br />

Nagy d<strong>ie</strong> spanische Übersetzung<br />

über reicht wurde. D<strong>ie</strong> Autoren werden<br />

in naher Zukunft nach La tein -<br />

amerika reisen, um dort Leh rern bei<br />

der Integr<strong>ie</strong>rung des Erz<strong>ie</strong>hungs -<br />

programms in ihre Stundenpläne be -<br />

hilflich zu sein. Als nächstes soll das<br />

Buch ins Chinesische und in drei weitere<br />

Sprachen übersetzt werden.<br />

Israelisches Außenministerium, 09.09<br />

von Peter Weinberger<br />

Einwohner) besteht. Ausgewertet wurde<br />

für 21 Disziplinen, von Mathe ma tik<br />

bis zu den Sozialwissen schaf ten.<br />

Schweden und d<strong>ie</strong> Schweiz sind 16mal<br />

unter den ersten fünf, Finnland<br />

achtmal und Israel elfmal, obwohl es<br />

ein v<strong>ie</strong>l geringeres BNP als Österreich<br />

hat. Israel ist absolute Spitze in Com -<br />

puter-Sc<strong>ie</strong>nce und Mathematik, überd<strong>ie</strong>s<br />

unter den fünf Besten in allen Dis -<br />

ziplinen, d<strong>ie</strong> Grundlagen für Hoch -<br />

technolog<strong>ie</strong> l<strong>ie</strong>fern. Am besten schneiden<br />

noch d<strong>ie</strong> österreichische Mathe -<br />

ma tik und Physik ab. Für beide be -<br />

trägt der Abstandsfaktor – d<strong>ie</strong> Zahl,<br />

mit der man d<strong>ie</strong> Zahl der Zitationen<br />

multipliz<strong>ie</strong>ren müsste, um unter d<strong>ie</strong><br />

besten fünf zu kommen – „nur“ 1.5,<br />

was immer noch gewaltig ist: Eine<br />

Steigerung um 50 Prozent ist kaum in<br />

den nächsten Jahren erreichbar. Schlimmer<br />

steht es um d<strong>ie</strong> „biologischen“<br />

Wissenschaften, auf d<strong>ie</strong> wir so stolz<br />

sind. Für d<strong>ie</strong> beträgt der Abstandsfaktor<br />

immerhin 2.5!<br />

D<strong>ie</strong> Gründe für das bescheidene<br />

Abschneiden sind z<strong>ie</strong>mlich eindeutig:<br />

das Fehlen jeder z<strong>ie</strong>lgerichteten For -<br />

schungspolitik und d<strong>ie</strong> übermäßige<br />

Verprovinzialis<strong>ie</strong>rung der Res sour cen.<br />

Solange Wirtschaftslandesräte das<br />

Sagen für (Mini-)Technolog<strong>ie</strong>zentren<br />

haben, solange das Konzept einer kri -<br />

tischen Masse für Forscher grup pen<br />

nicht beachtet wird, solange Mit tel<br />

nach politisch vorgegebenen Kl<strong>ie</strong>ntel-<br />

Richtlin<strong>ie</strong>n „verpritschelt“ werden<br />

(Bei sp<strong>ie</strong>l der Vergangenheit: d<strong>ie</strong> „Na -<br />

no-Initiative“, kommendes Bei sp<strong>ie</strong>l:<br />

„Energ<strong>ie</strong> der Zukunft“), solange wird<br />

sich kaum etwas am Ranking Ös ter -<br />

reichs verändern. Gefragt sind zeitgemäße<br />

Strukturen, Kon zen tra ti on fi nan -<br />

z<strong>ie</strong>ller Mittel auf wohl defin<strong>ie</strong>rte Kern -<br />

bereiche – und vor allem ein Ab sch<strong>ie</strong>d<br />

von der Idee, dass sich For schung im<br />

Vorhinein als nützlich er weisen muss.<br />

Eine Ausschreibung von Projekten<br />

„mit großem Potenzial für d<strong>ie</strong> wirtschaftliche<br />

Nutzung“ („Energ<strong>ie</strong> der Zu kunft“)<br />

mag v<strong>ie</strong>lleicht das Ego von Lan des po -<br />

litikern verstärken, d<strong>ie</strong>nt aber kaum<br />

der Er hö hung des Inno va ti ons po ten -<br />

zi als bzw. der „wealth in ten sity“ des<br />

Lan des. Ersterscheinung „D<strong>ie</strong> Presse“, 07. 09.07.<br />

Peter Weinberger lehrt Allgemeine Physik<br />

an der TU W<strong>ie</strong>n.<br />

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 25


Aus der rechten Ecke<br />

RECHTE ECKE • INLAND<br />

Klause Adelgunde der Linzer<br />

Turmlin<strong>ie</strong> am rechten Donauufer<br />

© Dralon<br />

Ein auf der Internet-Plattform You Tu be<br />

aufgetauchtes Video, das Grund wehr -<br />

d<strong>ie</strong>ner beim Hitlergruß zeigt, sorg te<br />

Anfang September beim Bun des heer<br />

für Aufre gung. Auf dem of fenbar mit<br />

einer Handy-Ka me ra aufgezeichneten<br />

Clip sind mehrere junge Männer zu<br />

sehen, von denen einige mit gestreckter<br />

Hand marsch<strong>ie</strong>ren und „Heil Hit -<br />

ler“ in d<strong>ie</strong> Kamera brüllen. Schau -<br />

platz der Videoauf nah men (Foto) war<br />

d<strong>ie</strong> Schwarzen berg ka serne in Salz burg.<br />

Neben disziplinären Maßnah men<br />

Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) und d<strong>ie</strong><br />

Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich schl<strong>ie</strong>ßen sich den Protesten<br />

gegen den „Turmkommers“ an.<br />

Anlässlich des 90jährigen Bestehens des „Burschenschafterturm“ genannten<br />

Mahnmals für d<strong>ie</strong> „Einheit des deutschen Volkes“ und des 130. Grün dungs -<br />

tages der Burschenschaft Arminia Czernowitz zu Linz wollen deutsch na tio na le<br />

Korporationen am 6. Oktober im Linzer Kaufmännischen Ver eins haus einen<br />

„Kommers“ abhalten. Zuvor soll an der Johannes Kepp ler Uni ver sität ein<br />

Symposion zur „Freiheit in der EU“ stattfinden. Als Fest red ner am abendlichen<br />

Kommers ist der seit Ende der 90-er Jahre nach und nach von links<br />

nach rechts außen gewanderte Berliner Professor Bernd Rabehl eingeladen.<br />

Über das burschenschaftliche Mil<strong>ie</strong>u näherte er sich in der Folge gar dem<br />

Neona zis mus an: 2005 gab Rabehl nicht nur der Deut schen Stimme ein<br />

Interv<strong>ie</strong>w, sondern er h<strong>ie</strong>lt auch einen Vortrag bei der Nationalde mo kra -<br />

tischen Partei Deutsch lands (NPD). In der Folge wur de Rabehl von der neonazistischen<br />

NPD gar als „Sachverständiger“ eingesetzt.<br />

Der gefe<strong>ie</strong>rte „Anschlussturm“ in Linz d<strong>ie</strong>nt dem völkischen (deutschnationalen<br />

bis rechtsextremen) Mil<strong>ie</strong>u bis heute als Wallfahrtsstätte und Ort<br />

großdeutscher Propaganda, d<strong>ie</strong> bekanntlich vom Staatsvertrag von 1955<br />

ausdrücklich untersagt wird. Gerade am Vorabend des 70. Jahrestages des<br />

"An schluss" ist es notwendig, d<strong>ie</strong> entschlossene Ablehnung solcher Bestre -<br />

bungen deutlich zu machen.<br />

Das DÖW und d<strong>ie</strong> Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich unterstützen<br />

daher den Aufruf der Österreichischen Lagergemeinschaft Maut -<br />

hau sen, des Mauthausen Komitees Österreich und OÖ. Netzwerkes gegen<br />

Rassis mus und Rechtsextremismus.<br />

Nazi-Video sorgt beim Bundesheer für Aufregung<br />

müssen d<strong>ie</strong> Präsenzd<strong>ie</strong> ner auch mit<br />

straf rechtlichen Konse quen zen we -<br />

gen W<strong>ie</strong>derbetätigung rechnen.<br />

Das Video zeigt mehrere offenbar<br />

be trunkene Grundwehrd<strong>ie</strong>ner, d<strong>ie</strong><br />

teils mit der Waffe in der Hand durchs<br />

Bild taumeln. Einer der Beteiligten<br />

schreitet im Stechschritt mit erhobener<br />

rechter Hand durchs Bild, in einer<br />

anderen Ein stellung hebt ein Soldat<br />

mit kahlgeschorenem Kopf d<strong>ie</strong> Hand<br />

zum Hit ler gruß und brüllt „Heil<br />

Hitler“ in d<strong>ie</strong> Ka mera.<br />

Das Militärkommando Salz burg hat<br />

d<strong>ie</strong> v<strong>ie</strong>r Männer ausgeforscht: zwei<br />

der vom D<strong>ie</strong>nst enthobenen Grund -<br />

wehr d<strong>ie</strong>ner sind in Vor arlberg amtsbekannt.<br />

Bei den Be teiligten handelt<br />

es sich um Wehr d<strong>ie</strong>nst pflichtige, d<strong>ie</strong><br />

alle samt in der Schwarzen berg ka -<br />

serne ihren D<strong>ie</strong>nst versehen und nach<br />

w<strong>ie</strong> vor im Präsenzd<strong>ie</strong>nststand sind.<br />

Das Bundesheer erstattete An zei gen<br />

bei der Staatsanwaltschaft wegen des<br />

Verdachts des Verstoßes gegen das<br />

Ver botsgesetz.


Profil<strong>ie</strong>rung mit Antisemitismus?<br />

„Warum ist Israel so mächtig?“ fragt das<br />

Nachrichten<strong>magazin</strong> ‘profil’ am Cover<br />

seiner Ausgabe Nr. 37. Dass Israel<br />

und „der Jude“ so mächtig sind, wissen<br />

AntisemitInnen seit jeher, ‘profil’<br />

bestätigt s<strong>ie</strong> und lockt mit einem Blick<br />

hinter d<strong>ie</strong> Kulissen.<br />

Man wird jedoch enttäuscht. Im<br />

Heft findet sich bloß Altbekanntes und<br />

W<strong>ie</strong>dergekäutes zur „Israel-Lobby“,<br />

d<strong>ie</strong> angeblich d<strong>ie</strong> USA oder zumindest<br />

d<strong>ie</strong> Bush-Administration fest in ihren<br />

Tentakeln hält, aufbereitet von Georg<br />

Hoffmann-Ostenhof und Robert Misik<br />

aus Anlass des Erscheinens eines wei -<br />

teren Enthüllungsbuches: „D<strong>ie</strong> Israel-<br />

Lobby“ von Mearsheimer und Walt.<br />

D<strong>ie</strong> Einseitigkeit in der Verurteilung<br />

Israels paart sich mit der Ignoranz gegenüber<br />

aktuellen Bedrohungen, etwa<br />

durch Atomwaffen in Händen von<br />

an tisemitischen und antiwestlichen<br />

Apokalyptikern vom Schlage des iranischen<br />

Präsidenten Achmadinejad.<br />

Aber auch der Kritik an der antisemitischen<br />

Vorstellung von der „jüdischen<br />

Macht“ wird im ‘profil’ Platz<br />

eingeräumt. Warum d<strong>ie</strong>se Vorstellung<br />

oder fixe Idee es dennoch auf d<strong>ie</strong> Ti telse<br />

ite geschafft hat, bleibt das Ge heim -<br />

nis von Redaktion und Herausgeber.<br />

Gerade in Österreich, wo ohnehin fast<br />

Heribert Sch<strong>ie</strong>del<br />

"Der rechte Rand. Extremistische<br />

Gesinnungen in unserer Gesellschaft",<br />

Ed. Steinbauer• ISBN 978-3-902494-25-2)<br />

Wenn Plakate mit „Daham statt Islam“ werben,<br />

Kr<strong>ie</strong>gssp<strong>ie</strong>le als „Jugendtorheiten“ verharmlost<br />

und im Nachbarland „Ausländer“ durch d<strong>ie</strong> Stadt<br />

gehetzt und misshandelt werden, spätestens dann<br />

sollte man sich d<strong>ie</strong> Frage stellen: Wer sind d<strong>ie</strong>se<br />

Leute und w<strong>ie</strong> leben s<strong>ie</strong>?<br />

d<strong>ie</strong> Hälfte der Bevölkerung glaubt,<br />

dass d<strong>ie</strong> „Juden zuv<strong>ie</strong>l Einfluss auf das<br />

Weltgeschehen“ ausüben, sind solche<br />

Bil der fatal. ‘profil’, welches wir bis<br />

da to als Verbündete im Kampf gegen<br />

den Antisemitismus sahen, muss sich<br />

zumindest der Verantwor tungslosig -<br />

keit zeihen lassen.<br />

Aktion gegen den Antisemitismus<br />

Unter Staub schichten von Jahrzehnten ver -<br />

bargen sich in einem Mos kau er Archiv d<strong>ie</strong><br />

authentischen Zeug nis se deutscher Menta -<br />

li tät. Henrik Eberle hat s<strong>ie</strong> erstmals systematisch<br />

ausgewertet und komment<strong>ie</strong>rt –<br />

eine Fundgrube für Psychologen, Histo ri ker<br />

und Pädagogen. Bittbr<strong>ie</strong>fe, Gebete, Treue -<br />

schwüre, Appelle und Hilferufe – nicht nur<br />

aus Deutschland – bilden ein Stimmungs -<br />

barometer, das schauern lässt.<br />

BBucchtiipp BBuuchhttipppp<br />

Heribert Sch<strong>ie</strong>del beobachtet d<strong>ie</strong> Szene seit fast 20 Jahren und legt nun eine<br />

um fassende Bestandsaufnahme des heimischen Rechtsextremismus vor. Sein<br />

Buch führt in d<strong>ie</strong> Begriffsbestimmungen und Erklärungsansätze aus politologischer<br />

Sicht ein. Es zeigt d<strong>ie</strong> Ursachen für Rassismus, Antisemitismus und<br />

Autoritarismus. Dabei macht der Autor d<strong>ie</strong> wechselnden Stichworte und In -<br />

halte extremistischer Gesinnungen auch aus historischer Perspektive deutlich.<br />

Ob von der „Herrschaft der Ostküste“ oder der „internationalen Hochfinanz“ d<strong>ie</strong><br />

Rede ist, immer steckt dahinter der Hass auf „den Juden“ und d<strong>ie</strong> vermeintliche<br />

Überlegenheit der eigenen „Kultur“.<br />

Sch<strong>ie</strong>dels Einblicke in d<strong>ie</strong> gewaltbereite Neonaziszene Österreichs zeigen<br />

auch erschreckende Details und erstaunliche Querverbindungen. Sein Buch<br />

richtet sich gegen den Hass, der den Extremismus motiv<strong>ie</strong>rt, sucht nach den<br />

Hintergründen und b<strong>ie</strong>tet Erklärungsansätze dazu.<br />

RECHTE ECKE • AUSLAND<br />

Leserbr<strong>ie</strong>f an das österreichische<br />

Wochen <strong>magazin</strong> ‘Profil’.<br />

Plump. „Gelegentlich formul<strong>ie</strong>ren d<strong>ie</strong><br />

Autoren etwas plump.“ So komment<strong>ie</strong>rt<br />

Tony Judt, selbst nicht gerade ein vorsichtig-zurückhaltender<br />

Wissen schaft ler, das<br />

Buch von Mearsheimer und Walt. „profil“<br />

will da nicht nachstehen: in einer Story,<br />

d<strong>ie</strong> „proisraelische Hardliner, weltfremde<br />

neokonservative Ideologen und christ li che<br />

Fun damentalisten“ zu den bestimmenden<br />

Faktoren der US-Außenpolitik zusam -<br />

men schwurbelt. An den Leistungen der<br />

Admi ni s trationen Bush eins und zwei gibt<br />

es wohl genug zu kritis<strong>ie</strong>ren – und Irak ist<br />

da nur d<strong>ie</strong> Spitze des Eisbergs. Aber daraus<br />

– auf dem Cover – scheinheilig d<strong>ie</strong><br />

Frage abzuleiten: „Warum ist Israel so<br />

mächtig?“, dazu gehört wohl ein beträchtliches<br />

Stück Plumpheit. Zurück bleibt ei ne<br />

vage Erin ne rung daran, w<strong>ie</strong> differenz<strong>ie</strong>rt<br />

h<strong>ie</strong>r einmal über Politik und Ökonom<strong>ie</strong><br />

berichtet wurde. Und zurück bleibt auch<br />

ein z<strong>ie</strong>mlich schaler Nachge schmack über<br />

ein derart dumpfes Klischee auf einem<br />

österreichischen Titelblatt.<br />

Reinhard Engel, W<strong>ie</strong>n 1<br />

Der Leserbr<strong>ie</strong>f wurde nicht abgedruckt (Anm.Red.)<br />

Leserbr<strong>ie</strong>f an d<strong>ie</strong> Intendanz des ORF<br />

ZIB2 am 3.10., Bericht über Martin Schlaff<br />

Sehr geehrte Damen & Herren,<br />

mir ist es egal, an welcher Stelle Hr. Schlaff<br />

im moralischen Ranking aller 7 Mio. Ös ter -<br />

reicher steht, in jedem Fall hat sich der ORF<br />

in der ZIB 2 am 3.10. mit dem Be richt über<br />

Herrn Schlaff unglaubliche Entgleisun gen<br />

geleistet. U.a. wurde in süffisanter und<br />

(un)zwei deu tigen Formul<strong>ie</strong>rungen festgehalten:<br />

a) MS habe für Elsner "blitzartig" eine<br />

hohe Kaution erlegt (was ist daran<br />

unehrenhaft)?<br />

b) Es sei nicht empfehlenswert, MS zum<br />

Feind zu haben (Begründung fehlte)<br />

c) MS sein „ein Freund der Frauen“<br />

(konkrete Hinweise fehlten)<br />

Nicht zuletzt: V<strong>ie</strong>rtreichster Mann ir gendeiner<br />

Gegend zu sein, gehörte zu den we -<br />

nigen Berufen, d<strong>ie</strong> Juden nicht verboten<br />

waren bzw. sind.<br />

Ich dachte sofort an eine Sendung ebenfalls<br />

gestern in Ö 1 (19.05 - 19.30), in der<br />

da vor gewarnt wurde, daß der heimische<br />

Antisemitismus sich immer öfter als Is ra el -<br />

kritik und „linke Kapitalismus krit ik“<br />

tarnt. D<strong>ie</strong>s ist dem ORF mit dem Beitrag<br />

über Martin Schlaff bestens "gelungen"!<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Smole<br />

(Prof. Ernst Smole, W<strong>ie</strong>n 8)<br />

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 27


JÜDISCHE WELT<br />

JÜDISCHE WELT • INLAND<br />

Es war eine weite Reise. Eine Reise<br />

zurück in d<strong>ie</strong> Vergangenheit.<br />

Meine Frau Anette und ich haben<br />

Eeva-Elisheva Huber-Huber, d<strong>ie</strong> seit<br />

über 25 Jahren jüdische Gemeinden<br />

in Osteuropa betreut, davon 17 Jahre<br />

in Rumän<strong>ie</strong>n, bei einem ihrer Hilfs -<br />

transporte begleitet.<br />

Jede ihrer Rei sen,<br />

s<strong>ie</strong> fährt etwa 5 Mal<br />

pro Jahr, oft mit<br />

ihrem Mann, führt<br />

s<strong>ie</strong> zu mehreren, der<br />

v<strong>ie</strong>len, übers Land<br />

verteil ten Kul tus -<br />

ge mein den. Zu den<br />

einzelnen Mitgl<strong>ie</strong> -<br />

dern, teils hoch be -<br />

tagte Men schen, hat<br />

s<strong>ie</strong> einen sehr persönlichen<br />

Kontakt<br />

aufgebaut, aus<br />

dem langjährige<br />

Freundschaften entstanden<br />

sind. Auch<br />

ist s<strong>ie</strong> be müht, dem<br />

Verfall der noch<br />

vorhandenen Sy -<br />

na gogen entgegen<br />

zu wirken. D<strong>ie</strong> An -<br />

zahl und Pracht der<br />

heute in Ru mä n<strong>ie</strong>n<br />

noch exist<strong>ie</strong>renden<br />

Tempel ist einzig -<br />

artig in Eu ro pa.<br />

Unsere gemeinsame, sehr anstrengende<br />

Reise im Norden des Landes,<br />

auf der wir über 2.300 km zurückgelegt<br />

haben, hat uns durch folgende<br />

Städte geführt, Tirgu Mures, Reghin,<br />

Gheorgheni, P<strong>ie</strong>tra Neamt, Bacau,<br />

Roman, Falticeni, Suceava, Gura Hu -<br />

mo rolui, Vatra Dornai, Bistrita,<br />

Gherla, Cluj und Oradea.<br />

D<strong>ie</strong> Gemeinden bestehen oft nur<br />

mehr aus wenigen Mitgl<strong>ie</strong>dern, 2-3,<br />

20, 50, 70 Personen, sind überaltert<br />

und deren Ende ist leider absehbar.<br />

D<strong>ie</strong> Jungen sind meist weggezogen,<br />

nach Bukarest, Israel, USA, usw. Min -<br />

jan gibt es oft nur am Schabbat, in<br />

manchen Gemeinden auch Mon tag<br />

oder Donnerstag. Häufig wird in kleinen,<br />

behelfsmäßig eingerichteten<br />

Räu men gebetet. Gründe dafür sind<br />

d<strong>ie</strong> desolaten Zustände der einst<br />

prächtigen, großen Tempel, aber auch<br />

Energ<strong>ie</strong>sparmaßnahmen, weil das<br />

Eeva-Elisheva, eine<br />

außergewöhnliche Frau<br />

Geld für Strom und Heizung nicht<br />

aufgebracht werden kann.<br />

Finanz<strong>ie</strong>lle Mittel werden von der<br />

<strong>Kultusgemeinde</strong> in Bukarest für alle<br />

Gemeinden des Landes zentral verwaltet.<br />

D<strong>ie</strong>se Art der übergeordneten<br />

Administration wird von manchen<br />

Ge meinden als gut, von anderen als<br />

einschränkend empfunden.<br />

Gelebtes Judentum<br />

Das Sozialleben wird überall sehr ge -<br />

pflegt. Mit bescheidenen Mitteln und<br />

in kleinem Rahmen werden alle Fei er -<br />

tage in den Gemeindezentren be gan -<br />

gen. Zum Beisp<strong>ie</strong>l wird seitens der<br />

Bukarester Gemeinde darauf geachtet,<br />

dass alle zu Pessach mit Mazzoth und<br />

koscherem Wein versorgt werden. In<br />

einigen Städten gibt es Talmud Tora-<br />

Klassen für Kinder und Erwachsene,<br />

Nachmittagsprogramm für Senioren<br />

von Michael Feyer<br />

oder auch koschere Kantinen, wo Be -<br />

dürf tige oder ältere Menschen mit<br />

war men Mahlzeiten versorgt werden.<br />

Ein Kiddusch wird jedoch meist nur<br />

gegeben, wenn sich ein ausländischer<br />

Spender findet. D<strong>ie</strong> zahlreichen nicht -<br />

jüdischen Partner werden in d<strong>ie</strong> Gemeinden<br />

aufgenommen und nehmen<br />

am Gemeindeleben Anteil.<br />

In v<strong>ie</strong>len Städten befanden sich früher<br />

mehrere Synagogen, heute meist<br />

nur mehr eine. D<strong>ie</strong>se sind hauptsächlich<br />

freistehend, sehr imposant, aber<br />

oft dem Verfall preisgegeben. Im<br />

Inneren und Äußeren lässt sich noch<br />

d<strong>ie</strong> Pracht vergangener Tage erkennen.<br />

D<strong>ie</strong> Bimah ist umgeben von verz<strong>ie</strong>rten,<br />

häufig mit Intars<strong>ie</strong>n gearbeiteten,<br />

Sitzreihen. In v<strong>ie</strong>len Tempeln ist der<br />

Aron HaKodesch mit wunderschönen<br />

Vorhängen verhängt, obwohl längst<br />

keine Thora mehr darin aufbewahrt<br />

28 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768


wird. Im Osten des Landes s<strong>ie</strong>ht man<br />

noch d<strong>ie</strong> traditionellen Wand ma le rei -<br />

en, d<strong>ie</strong> zum Beisp<strong>ie</strong>l Motive aus Je ru salem<br />

zeigen. Nur wenige Ge mein den<br />

konnten mit Hilfe aus dem Ausland<br />

d<strong>ie</strong> Gebäude restaur<strong>ie</strong>ren. Ob renov<strong>ie</strong>rt<br />

oder nicht, d<strong>ie</strong> über das ganze Land<br />

noch immer vorhandene große An -<br />

zahl an Synagogen und d<strong>ie</strong> V<strong>ie</strong>lfalt<br />

der Baustile, von Stein- bis Holzbau,<br />

sind sehr beeindruckend.<br />

Ein zweites jüdisches Zentrum<br />

D<strong>ie</strong> Gemeinde in Oradea, nahe der ungarischen<br />

Grenze, bildete auf unserer<br />

Route, auch aufgrund der Mitgl<strong>ie</strong> der -<br />

zahl von ca. 700, eine Ausnahme. H<strong>ie</strong>r<br />

gibt es eine Reihe von zukunftsor<strong>ie</strong>nt<strong>ie</strong>rten<br />

Initiativen. Der Wunsch der<br />

Gemeindeführung ist es, Oradea, ne -<br />

ben Bukarest, zum zweiten jüdischen<br />

Zentrum in Rumän<strong>ie</strong>n zu machen.<br />

In der Hoffnung, dass sich d<strong>ie</strong>ser Teil<br />

Rumän<strong>ie</strong>ns wirtschaftlich gut entwikkeln<br />

wird, wurde das Gemeinde zen -<br />

trum mit Unterstützung amerikanischer<br />

Spender von Grund auf renov<strong>ie</strong>rt.<br />

Kindergarten, Jugendorgani sa -<br />

tion, Seniorengruppen, Chor und<br />

Tanzgruppen, Seminare, Workshops,<br />

Computer, milchige Cafeteria, u.a.m.<br />

b<strong>ie</strong>ten eine Infrastruktur, d<strong>ie</strong>, sowohl<br />

für eventuelle Rückkehrer aus dem<br />

Ausland, d<strong>ie</strong> in d<strong>ie</strong>ser Region inves -<br />

t<strong>ie</strong>ren wollen, als auch für Abwan de rer<br />

aus den kleinen, aussterbenden Ge -<br />

mein den attraktiv sein soll. Eine ko -<br />

schere Kantine in einem der Nach bar -<br />

gebäude besteht bereits seit langem,<br />

auch wurde d<strong>ie</strong> Fassade der Synago ge<br />

bereits renov<strong>ie</strong>rt. Für d<strong>ie</strong> Restau r<strong>ie</strong> -<br />

rung der Innenräume sind d<strong>ie</strong> finanz<strong>ie</strong>llen<br />

Mittel noch nicht vorhanden.<br />

D<strong>ie</strong> renov<strong>ie</strong>rte Synagoge in Tirgu Mures<br />

Frau Huber, d<strong>ie</strong> den Verein „Hilfe &<br />

Hoffnung“ gegründet hat, sammelt Me -<br />

dikamente, Heilbehelfe, Lebens mit tel,<br />

Kleidung, Gebrauchsgegen stän de,<br />

usw. und natürlich auch Geld.<br />

Auf Vorschlag von Staatsopern -<br />

direk tor Ioan Hollender wurde ihr<br />

Marta und Robert Marmor, 91 und 95 Jahre mit Eeva-Elisheva Huber-Huber<br />

JÜDISCHE WELT •INLAND<br />

2006 das Gol dene Ehrenzeichen für<br />

Ver d<strong>ie</strong>nste um d<strong>ie</strong> Republik Österreich<br />

verl<strong>ie</strong>hen.<br />

Für Spenden hat Frau Huber ein Ver -<br />

eins konto bei der Erste Bank Blz<br />

20111, Kto.Nr 08214654 eingerichtet.<br />

Wenn auch S<strong>ie</strong> helfen wollen –<br />

Informationen unter eeva.huber@aon.at<br />

MA PITOM der event AGENTUR<br />

un ter stützt eine Reihe sorgfältig<br />

ausgewählter Projekte, zahlreiche<br />

Sozial- und Kultur projekte<br />

selbstverständlich ehrenamtlich.<br />

Zu letzt war d<strong>ie</strong>s ne ben Frau Huber-Huber, Mag.<br />

Evelyn Böhmer-Laufer mit ihrem Pro jekt peacecamp,<br />

bei dem palästinensische, is ra elische,<br />

österreichische und ungari sche Ju gend liche in<br />

einem psychologisch und künstlerisch be treu -<br />

ten Fe ri en camp neue An sätze zur Konflikt be -<br />

wälti gung lernen sollen. Weiters das Künst ler -<br />

paar Ruth An der wald und Leonhard Grond, d<strong>ie</strong><br />

ab 30. Ok to ber im Jüdischen Museum und pa -<br />

ral lel in der Kunsthalle, als Rahmenpro gramm<br />

ih rer Fo to aus stel lung, ein Symposion mit<br />

israelischen und öster rei chi schen Lyri kern und<br />

Kunst schaf fenden veranstalten werden.<br />

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 29<br />

Alle Fotos: © MA PITOM


JÜDISCHE WELT • INLAND<br />

neveh simcha<br />

Es begann vor 12 Jahren. Durch eine<br />

Sendung im ORF wurden wir auf<br />

das Altersheim „neveh simcha“ in Je ru -<br />

sa lem, das in Kiryat Mattersdorf für d<strong>ie</strong><br />

s<strong>ie</strong>ben jüdischen Gemeinden er rich tet<br />

wurde, aufmerksam gemacht.<br />

Rabbiner S. Ehrenfeld erzählte über das<br />

Haus und lud zum Besuch ein. So kam es<br />

zum ersten Aufenthalt, dem inzwischen<br />

elf weitere folgten. Jeden Sommer verbrachten<br />

wir, zwei bis fünf Frauen aus<br />

Österreich, jeweils zwei Wochen in neveh<br />

simcha, um dort für kleine Hilfsd<strong>ie</strong>nste<br />

den Bewohnern zur Verfügung zu stehen.<br />

Spaz<strong>ie</strong>r gän ge, Einkäufe, Hilfe beim Es sen,<br />

kleine Näharbeiten, Begleitung bei Aus -<br />

gän gen, Gespräche, ... gehör ten zum täglichen<br />

„Programm“.<br />

Dabei entstanden herzliche Bez<strong>ie</strong>hun -<br />

gen, d<strong>ie</strong> teilweise auch während des Jah -<br />

res durch Br<strong>ie</strong>fkontakte gepflegt wurden.<br />

Einigen Bewohnern konnten wir aus<br />

ihren ehemaligen Heimatorten im Bur -<br />

gen land Informationen, aktuelle Fotos<br />

und Chroniken mitbringen. D<strong>ie</strong>se Mit -<br />

bring sel waren oft Anlass, um aus der<br />

Brückenschlag<br />

vergangenen Kindheit und Jugend zu<br />

erzählen. Einige der Bewohner machten<br />

uns auch mit ihren Famil<strong>ie</strong>n bekannt und<br />

jährlich erweiterte sich unser Bekannten<br />

– und Freundeskreis.<br />

Im Lauf der Zeit mussten wir uns aber<br />

auch von einigen für immer ver ab sch<strong>ie</strong> den.<br />

D<strong>ie</strong> l<strong>ie</strong>be Erinnerung an s<strong>ie</strong> bleibt, nicht<br />

nur auf den Fotos, d<strong>ie</strong> wir zusammen ge -<br />

macht hatten, sondern vor allem in unseren<br />

Gedanken.<br />

D<strong>ie</strong> ständig wachsenden Kontakte führten<br />

dazu, dass wir nun in zwei wei te ren<br />

Altersheimen tätig sind: zum Haus neveh<br />

simcha kam das S<strong>ie</strong>gfr<strong>ie</strong>d Moses Elt ern -<br />

haus in Jerusalem und das Anitta Müller<br />

Cohen Heim in Tel Aviv dazu.<br />

Nebenbei kam es auch zu Begegnun gen<br />

mit dem Klub der österreichischen Pen si o -<br />

nisten in Tel Aviv und zu mehreren Ein -<br />

zel personen, d<strong>ie</strong> ihre Heimat in Österreich<br />

hatten.<br />

So freuen wir uns nach jedem Ab sch<strong>ie</strong>d<br />

auf den nächsten Aufenthalt in Israel.<br />

Gertraud Hoheneder<br />

Biblisches Öl gegen<br />

Infektionen<br />

Ein Professor der Tel Aviver Uni ver -<br />

sität hat eine Schrifstelle aus der Bibel<br />

dazu benutzt, eine moderne Version<br />

eines altertümlichen Pr<strong>ie</strong>steröls herzu -<br />

stellen. Es stellte sich heraus, dass<br />

d<strong>ie</strong>ses Öl sogar vor untersch<strong>ie</strong>dlichen<br />

Viren schützt. Professor Michael Ova di a<br />

von der zoologischen Fakultät teilte<br />

mit, dass das Gemisch auf der Basis<br />

der Bibelstelle erstellt wur de, welche<br />

d<strong>ie</strong> Erstellung eines spez<strong>ie</strong>llen Öls für<br />

Israels Tempelpr<strong>ie</strong>ster be schreibt, d<strong>ie</strong><br />

sich selbst mit dem Öl salb ten, bevor<br />

s<strong>ie</strong> T<strong>ie</strong>ropfer darbrachten. „Ich hatte<br />

eine Ahnung, dass d<strong>ie</strong>ses Öl, das mit<br />

Zimt und anderen Gewürzen hergestellt<br />

wurde, eine Rolle in der Ver mei dung der<br />

Ausbreitung von Infek tionen sp<strong>ie</strong>len<br />

würde“, sagte Ovadia.<br />

Während er das Öl dem biblischen<br />

Rezept gemäß zubereitete, fand er he -<br />

raus, dass es sehr effektiv darin ist,<br />

den Transfer von Viren zu unterdrücken,<br />

darunter sogar Viren w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong><br />

Vogelgrippe, Herpes oder gar HIV.<br />

Seine Entdeckung hat er jetzt an d<strong>ie</strong><br />

Firma Frutarom verkauft, d<strong>ie</strong> plant,<br />

das Öl in versch<strong>ie</strong>densten Anwen dun -<br />

gen auf den Markt zu bringen. Ge -<br />

plant ist auch d<strong>ie</strong> Anwendung auf<br />

Flug häfen und in Krankenhäusern,<br />

um d<strong>ie</strong> Verbreitung von Infektionen<br />

einzudämmen. Israel21c<br />

Das psychosoziale<br />

Zentrum ESRA<br />

sucht ab sofort<br />

eine/n klinische<br />

Psychologin/-ge<br />

im Ausmaß von<br />

20-30 Wochenstunden<br />

für den Bereich der<br />

Kinder- und Jugend<br />

Abteilung der Ambulanz.<br />

Voraussetzungen: Erfahrungen in der<br />

Arbeit mit Kindern und Jugendlichen,<br />

Diagnostik, Elternberatung, Förde -<br />

rung, Arbeit an Schulen. Fremd spra -<br />

chen kenntnisse, Hebräisch und<br />

Russisch von Vorteil.<br />

Bewerbungen an d.vyssoki@esra.at<br />

oder m.zeitlhofer@esra.at<br />

30 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768


Panorama<br />

Kurznachrichten aus der jüdischen Welt<br />

Quelle: JTA; Übersetzung: Karin Fasching/Foto:©JTA u.a.<br />

Israelische Militärflugzeuge<br />

in syrischem Luftraum<br />

Unentdeckt von der syrischen Luft ab -<br />

wehr, gelang es israelischen Kampf -<br />

flugzeugen im September, in den sy -<br />

rischen Luftraum einzudringen und<br />

dort ein Z<strong>ie</strong>l anzugreifen. Es gab<br />

Spekulationen, d<strong>ie</strong> israelischen F-15<br />

und F-16 Bomber hätten einen Waf -<br />

fentransport für d<strong>ie</strong> schiitische<br />

Hisbollah-Miliz im benachbarten<br />

Libanon oder sogar eine im Bau<br />

befindliche Atomanlage im Vis<strong>ie</strong>r<br />

gehabt, Syr<strong>ie</strong>ns Präsident Bashar al-<br />

Assad sprach jedoch nur von einem<br />

„nicht benützten Militärgebäude“.<br />

Laut Med<strong>ie</strong>nberichten sei besonders<br />

der Iran durch d<strong>ie</strong>sen Vorfall beunruhig<br />

worden – hatte dessen Reg<strong>ie</strong>rung<br />

doch erst kürzlich eben jenes russische<br />

Radarsystem, das Syr<strong>ie</strong>n in<br />

Verwendung hat, für d<strong>ie</strong> Sicherung<br />

des Luftraums über seinen nuklearen<br />

Anlagen bestellt.<br />

Myanmar-Debatte richtet sich<br />

gegen Israel<br />

Bei einer vom U.N.-Menschen rechts -<br />

beirat in Genf zu den Unruhen in My -<br />

an mar abgehaltenen Sitzung brach te<br />

der Repräsentant des Isla mi schen<br />

Blocks, Pakistans Botschafter Masood<br />

Khan, den Einwand vor, weshalb<br />

Myanmar plötzlich ins Zentrum der<br />

Auf merksamkeit der Vereinten Na -<br />

tio nen rücken würde, wenn doch d<strong>ie</strong><br />

Zahl der durch Israel getöteten Paläs -<br />

tinenser wesentlich höher sei, als d<strong>ie</strong><br />

der Toten im ehemaligen Burma.<br />

„...in Palästina starben vor wenigen<br />

Tagen innerhalb von 24 Stunden mehr<br />

unschuldige Zivilisten durch israelische<br />

Militäraktionen, als in ganz Myanmar,“<br />

so Khan laut einem Bericht von U.N.<br />

Watch, aber d<strong>ie</strong>sen „wurde der nicht<br />

der selbe Grad an Aufmerksamkeit der<br />

Med<strong>ie</strong>n oder d<strong>ie</strong>ses Rates zuteil.“<br />

Der aus 47 Nationen bestehende Menschrechtsbeirat<br />

ger<strong>ie</strong>t bereits zum<br />

w<strong>ie</strong> derholten Male wegen seines un -<br />

pro portionalen Fokusses auf Israel<br />

unter Beschuss. In der letztendlich<br />

herausgegebenen Resolution h<strong>ie</strong>ß es,<br />

der Rat würde d<strong>ie</strong> gewalttätigen Aus -<br />

schreitungen in Myanmar „stark be -<br />

dauern“. Der ursprünglich von den<br />

Europäern vorgeschlagene Ausdruck<br />

„verurteilen“ war nach Protesten an de -<br />

rer Nationen abgeschwächt worden.<br />

Bereits 2.000 Konvertiten<br />

beim israelischen Militär<br />

D<strong>ie</strong> israelischen Streitkräfte konnten<br />

nun d<strong>ie</strong> 2.000ste Konversion eines<br />

nach orthodoxen Standards nicht als<br />

Jude geborenen Soldaten begehen.<br />

D<strong>ie</strong> zumeist aus der ehemaligen Sow -<br />

jetunion stammenden Israelis durchlaufen<br />

dazu das von der Einwande -<br />

rungs behörde gemeinsam mit der<br />

Jewish Agency for Israel initi<strong>ie</strong>rte<br />

„Nativ“-Konversionsprogramm, ein<br />

dreimonatiges Training, nach dem d<strong>ie</strong><br />

Kandidaten vor einem Komitee bestehend<br />

aus Militär-Rabbinern eine Prü -<br />

fung ablegen müssen; etwa 84% tun<br />

d<strong>ie</strong>s mit Erfolg (Foto).<br />

Der Übertritt eines Zivilisten kann im<br />

Vergleich dazu in Israel bis zu einem<br />

Jahr dauern.<br />

Israelis sind gegen Glückssp<strong>ie</strong>l<br />

Laut einer Umfrage sind lediglich 37%<br />

der Israelis für eine Legalis<strong>ie</strong>rung des<br />

Glückssp<strong>ie</strong>ls, während 55% sich strikt<br />

dagegen ausgesprochen haben. 8% waren<br />

unentsch<strong>ie</strong>den. Dabei fällt auf,<br />

dass d<strong>ie</strong> Glückssp<strong>ie</strong>lgegner be son ders<br />

stark unter der religiösen, wenig ge -<br />

bildeten bzw. armen Bevölkerung zu<br />

finden sind.<br />

JÜDISCHE WELT •AUSLAND<br />

In Israel gibt es eine rege Szene an im<br />

Untergrund arbeitenden Casinos, v<strong>ie</strong> -<br />

le Bürger reisen auch in nahe gelegene<br />

europäische Länder, um dort dem<br />

legalen Glückssp<strong>ie</strong>l nachzugehen.<br />

Nachdem aufgrund der Intifada im<br />

Jahr 2000 das einzige Casino der Pa läs -<br />

tinenserbehörde – in Jericho – ge -<br />

schlossen werden musste, wurden<br />

Vermutungen laut, dass Israel sein<br />

Glückssp<strong>ie</strong>l-Verbot lockern könnte.<br />

T<strong>ie</strong>rschützer gegen Kapparot-Ritual<br />

Israelische T<strong>ie</strong>rschützer setzen sich<br />

für ein Ende der Verwendung von<br />

Hühnern beim Kapparot-Ritual ein.<br />

Jedes Jahr vor Yom Kippur schwingen<br />

orthodoxe Juden als Buße-Symbol ein<br />

lebendes Huhn über ihren Köpfen,<br />

das danach geschlachtet und zubereitet<br />

wird.<br />

„Let the Animals Live“ („Lasst d<strong>ie</strong> T<strong>ie</strong>re<br />

leben“), Israels größte T<strong>ie</strong>rschutz-Or -<br />

ga nisation, verfassten einen Br<strong>ie</strong>f an<br />

den ehemaligen sephardischen Ober -<br />

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 31<br />

Sg<br />

le<br />

im<br />

w<br />

ar<br />

in<br />

Ju<br />

ha


JÜDISCHE WELT • AUSLAND<br />

rab biner Ovadia Yosef, in dem s<strong>ie</strong> ihn<br />

baten, den Gläubigen eine humanere<br />

Version der Kapparot nahe zu bringen,<br />

bei der Geld statt der T<strong>ie</strong>re verwendet<br />

und für wohltätige Zwecke gespendet<br />

werden soll. D<strong>ie</strong> Organisation argument<strong>ie</strong>rte<br />

damit, dass d<strong>ie</strong> Grausam -<br />

keit des Rituals der biblischen Moral<br />

zuwiderlaufe.<br />

Jüdischer Republikaner wird<br />

US-Botschafter auf den Bahamas<br />

Der profil<strong>ie</strong>rte jüdische Republikaner<br />

Ned S<strong>ie</strong>gel wird der nächste US-Bot -<br />

schafter auf den Bahamas. Dort will<br />

er gegen internationale Verbrechen,<br />

Drogenhandel und illegale Migration<br />

kämpfen sow<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> positiven Verbin -<br />

dungen zwischen den USA und den<br />

Bahamas stärken.<br />

Website über das Judentum<br />

für Moslems<br />

Eine spez<strong>ie</strong>ll auf Moslems zugeschnittene<br />

Website zum Thema Ju dentum<br />

findet man seit Neuestem auf<br />

www.AskMusa.org. Zur Auswahl stehen<br />

Texte jüdischer Schriftsteller in<br />

fünf Sprachen: Englisch, Arabisch,<br />

Far si, Urdu und Basha.<br />

D<strong>ie</strong> von Rabbi Abraham Cooper vom<br />

Simon W<strong>ie</strong>senthal Center konzip<strong>ie</strong>rte<br />

Site soll Missverständnisse über d<strong>ie</strong> jüdische<br />

Religion unter den Musli men<br />

ausräumen „V<strong>ie</strong>le gläubige Muslime<br />

wissen einfach gar nicht, w<strong>ie</strong> v<strong>ie</strong>l unsere<br />

Religionen gemeinsam haben,“ meinte<br />

Mo hammed Kahn, moslemisch-amerikanischer<br />

Aktivist für glaubensübergreifendes<br />

Arbeiten, bei der Prä -<br />

sen tation der neuen Site in New York.<br />

„Ich hoffe, dass www.AskMusa.org eine<br />

Brücke des Wissens und des Verständ nis ses<br />

zwischen Moslems und Juden aufbauen<br />

kann.“<br />

Jüdin kandid<strong>ie</strong>rt für<br />

marokkanisches Parlament<br />

D<strong>ie</strong> Immobil<strong>ie</strong>nmaklerin Maguy Kakon<br />

aus Casablanca könnte d<strong>ie</strong> erste jüdische<br />

Frau im marokkanischen Parla -<br />

ment werden. „Ich gebe zu, dass es nicht<br />

einfach für mich ist, zu kandid<strong>ie</strong>ren,“<br />

meinte das Mitgl<strong>ie</strong>d der Sozialen<br />

Zen trumspartei gegenüber Al-Ja zee ra.<br />

„Nicht weil ich Jüdin bin – sondern weil<br />

ich eine Frau bin. Dennoch sind marokkanische<br />

Frauen in allen Lebensbereichen<br />

präsent, deshalb will ich es auch auf jeden<br />

Fall versuchen.“<br />

Bereits im Jahr 1956, als Marokko sei ne<br />

Unabhängigkeit erlangte, waren drei<br />

Juden im Parlament vertreten. Weite re<br />

folgten und heute ist der jüdische<br />

Politiker Andre Azoulay einer der<br />

Berater König Mohammed<br />

Usbekisch-jüdischer Theaterdirektor<br />

ermordet<br />

Der Gründer des Ilhom Theaters in<br />

Tashkent, Mark Vail, ist von unbekannten<br />

Tätern vor dem Eingang seines<br />

Wohnhauses ermordet worden.<br />

Vail hatte immer w<strong>ie</strong>der öffentlich d<strong>ie</strong><br />

Kulturpolitik des autoritären Staats -<br />

chefs Islam Karimov kritis<strong>ie</strong>rt und<br />

sich geweigert, einer bestimmten po -<br />

li tischen Bewegung zugeordnet zu<br />

werden.<br />

Tashkents jüdische Gemeinde rea -<br />

g<strong>ie</strong>r te schock<strong>ie</strong>rt auf seine Er mor dung,<br />

d<strong>ie</strong> fatal an das Attentat auf den jüdischen<br />

Theaterdirektor Sa muel Mi cha els<br />

in Minsk durch sowjetische Geheim -<br />

agenten vor etwa 60 Jahren erinnert.<br />

D<strong>ie</strong>se stellte den Be ginn einer Welle<br />

des Antisemitis mus in der Sow jet uni on<br />

der 1940er dar.<br />

Handtaschen mit Hakenkreuz bei „Zara“<br />

D<strong>ie</strong> Bekleidungsfirma „Zara“ verkaufte<br />

in britischen Geschäften Hand -<br />

taschen, d<strong>ie</strong> mit einem Hakenkreuz<br />

„verz<strong>ie</strong>rt“ waren. Nach zahlreichen<br />

Protesten, veröffentlichte das Haupt -<br />

quar t<strong>ie</strong>r der Firma in Großbritann<strong>ie</strong>n<br />

eine Entschuldigung und versprach,<br />

d<strong>ie</strong> Taschen so schnell w<strong>ie</strong> möglich<br />

aus allen Regalen zu entfernen.<br />

Boykott abgesagt<br />

Der britische Dozentenverband hat beschlossen,<br />

„aus juristischen Grün den“<br />

von dem geplanten akademischen<br />

Boykott gegen Israel abzusehen.<br />

Israelische Zeitung veröffentlicht<br />

Anleitung zu Bio-Terror<br />

D<strong>ie</strong> israelische Zeitung ‘Jedijot Ach ro -<br />

not’ veröffentlichte am ein vollständiges<br />

Rezept zur Herstellung ei ner biochemischen<br />

Bombe. D<strong>ie</strong> Anlei tung<br />

wurde einem Bericht über den Bio ter -<br />

ror-Alarm im Londoner Ver gnü gungs -<br />

v<strong>ie</strong>rtel Soho beigefügt, wo eine vermeintliche<br />

Giftwolke drei Stunden in<br />

der Luft hing und zahlreiche Men schen<br />

aus Angst vor einem chemischen An -<br />

schlag panisch d<strong>ie</strong> Flucht ergriffen<br />

hätten. Mit Atemschutz mas ken ausgerüstete<br />

Feuerwehr män ner entdeckten<br />

dann eine äußerst scharfe Ursache für<br />

d<strong>ie</strong> Giftwolke: Ein brennende Pfanne<br />

mit Chilis in einem Thai-Restaurant des<br />

Kochs Chalem chai Tangjariya poon.<br />

D<strong>ie</strong> israelische Zeitung verr<strong>ie</strong>t das Re -<br />

zept für d<strong>ie</strong> Biobombe. Alle Zutaten<br />

können problemlos erstanden werden:<br />

Erst wird ein Liter Canola-Öl erhitzt, in<br />

dem 4 rote spanische Zw<strong>ie</strong> beln ge röstet<br />

werden. Dann werden 700 Gramm Dam -<br />

ra ra-Zucker, ein halbes Kilo frischer Knob -<br />

lauch, 250 Gramm getrocknete Schrimps<br />

und et wa d<strong>ie</strong> gleiche Menge einer asiatischen<br />

Schrimps-Soße sow<strong>ie</strong> 250 Gramm Ta -<br />

marindi-Konzentrat in dem Topf ver mischt.<br />

Am Ende kommt ein ganzes Kilo in Strei -<br />

fen geschnittene ge trocknete Chill<strong>ie</strong>s in den<br />

Topf. D<strong>ie</strong>se höllisch scharfe Mi schung<br />

muss dann eine ganze Stunde gekocht<br />

werden, wobei wohl in d<strong>ie</strong>ser Phase<br />

darauf geachtet werden muss, dass<br />

der Topf kein Feuer fängt, um nicht<br />

einen Großalarm auszulösen. UWS<br />

32 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768


V<strong>ie</strong>l ist nicht übrig gebl<strong>ie</strong>ben von<br />

der einst flor<strong>ie</strong>renden Gemeinde<br />

des heu ti gen Myanmar. 4.000 Mit gl<strong>ie</strong> -<br />

der, hauptsächlich iranischen, irakischen<br />

und indischen Ursprungs, hat te<br />

man im Burma der 1940er ge zählt –<br />

im Jahr 2007 sind es nur noch 20.<br />

D<strong>ie</strong> große Auswanderungswelle be -<br />

gann während des Zweiten Welt kr<strong>ie</strong> -<br />

ges, als d<strong>ie</strong> Japaner das Land besetzten.<br />

D<strong>ie</strong> USA und Israel sollten d<strong>ie</strong><br />

neue Heimat der meisten burmesischen<br />

Juden werden. Der Militär -<br />

putsch von General Ne Win 1962 er -<br />

schütterte d<strong>ie</strong> Gemeinde er neut schwer<br />

und noch mehr Men schen wan derten<br />

aus, als das Militär re gime begann,<br />

Privatbesitz zu ver staat li chen.<br />

D<strong>ie</strong> verbl<strong>ie</strong>benen 20 Juden Myan -<br />

mars leben in der Hauptstadt Yangon<br />

und der zweitgrößten Stadt des<br />

Landes, Mandalay. Es gibt kein nennenswertes<br />

Gemeindeleben, nur am<br />

Schabbat und zu den Hohen Fe<strong>ie</strong>rta -<br />

gen findet man sich zum gemeinsamen<br />

Gebet in der Synagoge ein.<br />

„Unsere Gemeinde lebt in ständiger<br />

Angst. N<strong>ie</strong>mand weiß, was morgen<br />

gesch<strong>ie</strong>ht.“, schildert Sami Samuels,<br />

ei ner der letzten Juden von Yangon,<br />

seine Situation. „Das sind d<strong>ie</strong> traurigsten<br />

Fe<strong>ie</strong>rtage seit sehr langer Zeit... Wir<br />

mussten unsere Gottesd<strong>ie</strong>nste den vom<br />

Militär verhängten Ausgangssperren an -<br />

passen, d<strong>ie</strong> Straßen sind voller Soldaten<br />

und d<strong>ie</strong> gesamte Situation h<strong>ie</strong>r ist sehr<br />

JÜDISCHE WELT • AUSLAND<br />

D<strong>ie</strong> Angst der Juden<br />

von Myanmar<br />

Kleine jüdische Gemeinde von Konflikten betroffen<br />

Itamar Eichner, Ynet<br />

instabil. W<strong>ie</strong> v<strong>ie</strong>le andere müssen auch<br />

d<strong>ie</strong> Juden um ihr Leben fürchten.“<br />

D<strong>ie</strong> Spannungen zwischen Militär -<br />

junta und buddhistischen Mönchen<br />

ha ben d<strong>ie</strong> jüdische Gemeinde veranlasst,<br />

ihre Sicherheitsvorkehrungen<br />

zu verstärken. So wurde erst kürzlich<br />

eine private Sicherheitsfirma engag<strong>ie</strong>rt,<br />

d<strong>ie</strong> nun Yangons einzige Syna -<br />

goge zu bewachen.<br />

„D<strong>ie</strong> Unruhen machen es auch schw<strong>ie</strong>rig,<br />

eine Mindestzahl an Betenden aufzustellen,“<br />

so Samuels, „Gewöhnlich sind<br />

zu d<strong>ie</strong>ser Zeit v<strong>ie</strong>le Touristen im Land,<br />

doch heuer findet man kaum welche. Wo -<br />

hin man auch blickt, man entdeckt nur<br />

Menschen, d<strong>ie</strong> so schnell w<strong>ie</strong> möglich<br />

nach Hause wollen.“<br />

D<strong>ie</strong> Gemeinde sei so klein, dass s<strong>ie</strong><br />

manchmal sogar d<strong>ie</strong> Fe<strong>ie</strong>rtage mit<br />

den buddhistischen Mönchen begehen<br />

müssten.<br />

Sami Samuels Vater ist der Gabai,<br />

also der Verwalter der Synagoge von<br />

Yan gon (Fotos), d<strong>ie</strong> 1854 errichtet<br />

wurde. D<strong>ie</strong> ser s<strong>ie</strong>ht d<strong>ie</strong> Situation ein<br />

wenig op timistischer als sein Sohn:<br />

„D<strong>ie</strong> Mi litärjunta h<strong>ie</strong>r hegt keinerlei<br />

Groll gegen uns Juden. Wir halten uns<br />

aus der Politik heraus, also betreffen uns<br />

d<strong>ie</strong> momentanen Vorgänge auch nicht<br />

wirklich“, meint er. „Sicher hatten wir<br />

in d<strong>ie</strong>sem Jahr Schw<strong>ie</strong>rigkeiten, genügend<br />

Betende zu finden. Aber unsere<br />

Freunde aus der israelischen Botschaft<br />

helfen uns da schon aus.“<br />

Auch d<strong>ie</strong> moslemische Gemeinde<br />

von Myanmar bl<strong>ie</strong>be von den Unru -<br />

hen nicht verschont, fügen Vater und<br />

Sohn Samuels hinzu, auch d<strong>ie</strong>se müsste<br />

um ihre Existenz fürchten.<br />

„Wir alle beten dafür, dass d<strong>ie</strong> Ver hand -<br />

lungen mit den Vereinten Nationen den<br />

Fr<strong>ie</strong>den im Land w<strong>ie</strong>derherstellen können.“<br />

Übersetzung: Karin Fasching<br />

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 33<br />

© Alle Fotos: Th. Feiger


JÜDISCHE WELT • SPORT<br />

SCHACH<br />

Israeli ist<br />

Vizeweltmeister<br />

Der israelische Schachgroßmeister<br />

Boris Gelfand hat bei der Welt meis -<br />

terschaft in Mexiko den zweiten Platz<br />

belegt. Beim abschl<strong>ie</strong>ßenden Sp<strong>ie</strong>l<br />

gelang ihm ein Unentsch<strong>ie</strong>den gegen<br />

den bisherigen Weltmeister Vladimir<br />

Kramnik aus Russland. Weltmeister<br />

wurde der Inder Vish wa natan Anand<br />

mit v<strong>ie</strong>r S<strong>ie</strong>gen und zehnmal Un -<br />

entsch<strong>ie</strong>den.<br />

Gelfand ist vor etwa zehn Jahren<br />

aus Weißrussland nach Israel eingewandert.<br />

Nach dem guten Ab schnei -<br />

den in Mexiko sagte er gegenüber der<br />

Zeitung „Ha´aretz“: „Keine Frage, d<strong>ie</strong>s<br />

war eines der erfolgreichsten Turn<strong>ie</strong>re meiner<br />

Karr<strong>ie</strong>re, wenn man d<strong>ie</strong> Ergebnisse<br />

und auch d<strong>ie</strong> Qualität der Sp<strong>ie</strong>le betrachtet.<br />

Was das theoretische Konzept angeht,<br />

war ich sicherlich am besten vorbereitet.<br />

Da für danke ich meinen beiden Assis ten ten<br />

Alexander Husman und Pavel Elja nov.“<br />

BOXEN<br />

Kampf um den Titel:<br />

Israelin boxt gegen Halmich<br />

Eine Israelin ist d<strong>ie</strong> letzte Gegnerin in<br />

der Karr<strong>ie</strong>re der Boxweltmeisterin<br />

Regina Halmich - beim Abschluss -<br />

kampf am 30. November tritt s<strong>ie</strong> ge gen<br />

d<strong>ie</strong> deutsche Ausnahmesportlerin in<br />

Karlsruhe an.<br />

Im Kampf um den Fl<strong>ie</strong>gen ge wicht s -<br />

titel der „Womens International Boxing<br />

Federation“ (WIBF) gegen d<strong>ie</strong> Israelin<br />

Hagar Schmulefeld Finer will Hal mich,<br />

d<strong>ie</strong> seit zwölf Jahren den Welt meis ter -<br />

titel inne hat, ihren Ruf wahren. Bis -<br />

her hat d<strong>ie</strong> israelische Boxerin s<strong>ie</strong>ben<br />

ihrer 21 Kämpfe verloren, berichtet<br />

der Internetd<strong>ie</strong>nst des Nach rich ten -<br />

<strong>magazin</strong>s „Focus“. Halmich hingegen<br />

kann bei insgesamt 100 Sp<strong>ie</strong>len<br />

96 S<strong>ie</strong>ge verbuchen.<br />

D<strong>ie</strong> beiden Boxerinnen sind sich<br />

nicht unbekannt. Im vergangenen Jahr<br />

war Schmulefeld Finer d<strong>ie</strong> Trainings -<br />

partnerin von Halmich und ging aus<br />

den gemeinsamen Übungskämpfen<br />

mit einer gebrochenen Rippe heraus,<br />

heißt es in der Tageszeitung „Der<br />

Tagessp<strong>ie</strong>gel“. Insgesamt 6.500 Zu -<br />

schau er können das Spekta kel Ende<br />

No vember in der Karls ru her „dm-<br />

Are na“ sehen. inn<br />

FUSSBALL<br />

Chelsea verpflichtet<br />

Israeli Grant als<br />

Fußballdirektor<br />

Der frühere israelische National trai ner<br />

Avraham Grant wird Fuß ball di rek tor<br />

beim Londoner Club FC Chel sea. Grant<br />

soll für d<strong>ie</strong> Kooperation aller Fußball-<br />

Angelegenheiten im ganzen Verein<br />

ver antwortlich sein. Seine Be richte soll<br />

er bei Kenyon abgeben. Der Israeli<br />

schlos sich Chelsea bei der vorsaisonalen<br />

Reise nach Los Angeles an .<br />

Der 52-Jährige war zwischen 1991<br />

und 2002 Trainer der israelischen<br />

Mannschaften Maccabi Tel Aviv und<br />

Maccabi Haifa. Anschl<strong>ie</strong>ßend übernahm<br />

er das Nationalteam und verpasste<br />

knapp d<strong>ie</strong> Qualifikation für d<strong>ie</strong><br />

Weltmeisterschaft 2006 in Deutsch -<br />

land. Israel hatte keine N<strong>ie</strong>derlage<br />

vorzuweisen, stand in der Tabelle je -<br />

doch schlechter da als Frankreich und<br />

d<strong>ie</strong> Schweiz. Infolgedessen trat Grant<br />

am 26. Oktober 2005 zurück. Später<br />

übernahm er beim FC Portsmouth den<br />

Posten des technischen Direktors.<br />

Beim FC Chelsea steht der deutsche<br />

Nationalsp<strong>ie</strong>ler Michael Ballack unter<br />

Vertrag. Auch der 17-jährige Israeli<br />

Ben Sahar sp<strong>ie</strong>lt für d<strong>ie</strong> englische<br />

Mannschaft inn<br />

Israelischer Verein gründet<br />

palästinensische Fußballschulen<br />

Der israelische Verein Hapoel Tel Aviv<br />

will in fünf palästinensischen Ort -<br />

schaften Fußballschulen eröffnen.<br />

Da durch sollen palästinensische Kin -<br />

der d<strong>ie</strong> Hoffnung auf eine bessere<br />

Zukunft erhalten.<br />

„Es ist das Z<strong>ie</strong>l, dass 2.500 Kinder in<br />

fünf Dörfern für anderthalb Jahre teilnehmen“,<br />

sagte der Manager für Ausbil -<br />

dung und soziale Projekte bei Ha po el,<br />

Meir Orenstein. Sein Projektpartner,<br />

Joel Marschak von der Vereinigten<br />

Kib butzbewegung, fügte hinzu: „Wer<br />

weiß, v<strong>ie</strong>lleicht wird d<strong>ie</strong>se Aktivität Sa -<br />

men des Fr<strong>ie</strong>dens säen, wo es nur Feind -<br />

schaft gibt.“ Er bezeichnet sich selbst<br />

als Fan des Vereins Beitar Jerusalem.<br />

Vor einigen Wochen hatte Orenstein<br />

Marschak gebeten, Kontakt zu Dorf -<br />

ober häuptern in der Gegend von Na -<br />

blus aufzunehmen. D<strong>ie</strong>ser hatte be -<br />

reits durch landwirtschaftliche Pro jek -<br />

te Bez<strong>ie</strong>hungen zu den Palästi nen sern.<br />

In der vergangenen Woche besuchten<br />

d<strong>ie</strong> beiden Israelis d<strong>ie</strong> Ortschaft Kafr<br />

Salem, wo s<strong>ie</strong> mit zwei palästinensischen<br />

Bürgermeistern zusammenkamen.<br />

„Wir sind absichtlich in abgelegene<br />

Dörfer gegangen, wo d<strong>ie</strong> Bedingungen<br />

hart sind“, teilte Marschak mit. „Es<br />

gibt dort kein fl<strong>ie</strong>ßendes Wasser, und d<strong>ie</strong><br />

Fußballfelder, auf denen s<strong>ie</strong> sp<strong>ie</strong>len werden,<br />

sind nur K<strong>ie</strong>sflächen.“<br />

Der israelische Minister für Bil dung,<br />

Kultur und Sport, Raleb Mad scha de le,<br />

traf Marschak und bekundete seine<br />

Unterstützung für das Vorhaben. Er<br />

bat außerdem ihm bekannte Vertreter<br />

der Palästinensischen Autonom<strong>ie</strong> be -<br />

hörde um Hilfe, w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Tageszeitung<br />

„Ha´aretz“ berichtet.<br />

Laut Orenstein werden palästinensische<br />

Koordinatoren d<strong>ie</strong> Schulen leiten.<br />

Zudem sollen Trainer angestellt werden,<br />

d<strong>ie</strong> durch Hapoel Tel Aviv ausgebildet<br />

werden. „Jedes Kind wird pro<br />

Woche v<strong>ie</strong>r Stunden Sport, Unterricht und<br />

soziale Aktivitäten erhalten“, sagte er.<br />

„Ich habe bei unserem Besuch in Salem<br />

einen großen Durst nach Aktivität gesehen.“<br />

D<strong>ie</strong> Fußballschulen sollen im<br />

kommenden Monat eröffnet werden.<br />

In ganz Israel nehmen etwa 23.000<br />

Jugendliche an Ausbildungspro grammen<br />

von Hapoel Tel Aviv teil. D<strong>ie</strong><br />

meis ten finden in abgelegenen Ge gen -<br />

den statt.<br />

Matthäus nach Israel?<br />

Der israelische Traditions-Klub Mac -<br />

cabi Tel Aviv hat Med<strong>ie</strong>nberichten<br />

zufolge Interesse am deutschen Re -<br />

kordnationalsp<strong>ie</strong>ler Lothar Matt häus<br />

bekundet.<br />

Nach dem Debakel gegen Haifa<br />

(0:3) soll sich der Investor des Klubs<br />

für eine Verpflichtung des Ex-Bayern-<br />

Akteurs als neuer Chefcoach ausgesprochen<br />

haben.<br />

Maccabi ist der älteste und erfolgreichste<br />

Verein Israels. Bislang sammelte<br />

der Klub aus Tel Aviv 18 Meis -<br />

ter schaften und gewann 22 Mal den<br />

Po kal wettbewerb. D<strong>ie</strong> letzte Cham pi -<br />

ons-League-Teil nah me l<strong>ie</strong>gt aber<br />

bereits drei Jahre zurück. In der heimischen<br />

Pre m<strong>ie</strong>r League nimmt der<br />

Rivale Maccabi Haifa eine immer größere<br />

Rolle ein.<br />

34 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768


Yom Kippur:<br />

Wer „in“ sein<br />

wollte, trug<br />

„Crocs“<br />

von Ami Eden, JTA<br />

Neben all den Vorschriften zu<br />

Yom Kippur, dem heiligsten<br />

und fe<strong>ie</strong>rlichsten Tag im jüdischen<br />

Jahr, gibt es auch eine, d<strong>ie</strong> Schuhe<br />

betrifft: Den Gläubigen ist es untersagt,<br />

am „Vergebungstag“ Leder -<br />

und somit auch Lederschuhe - zu tragen.<br />

Das d<strong>ie</strong>sbezügliche Ausweichen<br />

auf diverse andere Material<strong>ie</strong>n, w<strong>ie</strong><br />

z.B. Leinenschuhe, dürfte auch keine<br />

große Schw<strong>ie</strong>rigkeit darstellen. Doch<br />

am Yom Kippur des Jahres 2007 eröffnete<br />

sich den jüdischen Gläubigen<br />

eine völlig neue Dimension zum<br />

Thema Schuhe: Von New York bis<br />

W<strong>ie</strong>n - alle Welt trug zu den Hohen<br />

Fe<strong>ie</strong>rtagen „Crocs“!<br />

In Israel sind d<strong>ie</strong> klobigen Kunst -<br />

stoffschuhe mit den charakteristischen<br />

R<strong>ie</strong>men längst allgegenwärtig, haben<br />

s<strong>ie</strong> doch Herzen und Füße von säkularen<br />

Strandbesuchern in Tel Aviv ebenso<br />

erobert w<strong>ie</strong> jene der orthodoxen<br />

S<strong>ie</strong>dler Hebrons. Und nun auch d<strong>ie</strong><br />

Synagogen von New York und Co.<br />

Aber das Phänomen wurde auch<br />

von Anfang an heiß diskut<strong>ie</strong>rt, von<br />

Facebook bis MySpace, überall fanden<br />

sich sowohl Befürworter als auch<br />

Gegner des neuen Trends.<br />

D<strong>ie</strong> Journalistin Jenny Comita, d<strong>ie</strong><br />

den G´ttesd<strong>ie</strong>nst in Manhattans Part<br />

Avenue Synagoge besucht, hat ihre<br />

ei gene Meinung dazu: „Als ich mit<br />

meinen Stöckelschuhen während der Nei -<br />

lah stand und stand und stand war ich<br />

richtig neidisch auf all d<strong>ie</strong> Leute in ihren<br />

bequemen ‚Crocs’,“ lacht s<strong>ie</strong>, „Doch ich<br />

finde nicht, dass es gut auss<strong>ie</strong>ht. Irg end -<br />

w<strong>ie</strong> ruin<strong>ie</strong>rt das den Effekt, schl<strong>ie</strong>ßlich will<br />

man ja an d<strong>ie</strong>sem Tag sehen und gesehen<br />

werden.“ Dafür hat Comita eine lederfre<strong>ie</strong>,<br />

moderne und religiös absolut<br />

korrekte Alternative parat, d<strong>ie</strong> auch<br />

noch einen schönen Fuß macht:<br />

Espandrilles. „Spez<strong>ie</strong>ll für Frauen mit<br />

dem schicken Keilabsatz,“ fügt s<strong>ie</strong><br />

hinzu.<br />

Harold Messinger ist Vorbeter des<br />

Beth Am Israel in Philadelphia und<br />

stud<strong>ie</strong>rt am Gratz College den Beruf<br />

des Kantors. Er schätzt d<strong>ie</strong> Be quem -<br />

lichkeit der „Crocs“ sehr und trug s<strong>ie</strong><br />

nun schon zum zweiten Mal am Yom<br />

Kippur. Das könnte aber auch das<br />

einzige wirklich entscheidende Pro -<br />

blem mit den Kunststoffschuhen sein,<br />

meint er: „Ich begann mich zu fragen, ob<br />

ich mich mit so bequemen Schu hen nicht<br />

eigentlich schuldig fühlen müsste.“<br />

Schl<strong>ie</strong>ßlich sollte man zu Yom Kippur<br />

doch Buße tun, nicht d<strong>ie</strong> „Crocs“-Fuß -<br />

massage gen<strong>ie</strong>ßen. Außerdem sch<strong>ie</strong>nen<br />

sämtliche 800 Gläubigen in der<br />

Synagoge Messingers „Crocs“-Füße<br />

anzustarren. „Das verursachte mir w<strong>ie</strong> -<br />

de rum ein schlechtes Gewissen. D<strong>ie</strong><br />

JÜDISCHE WELT • AUSLAND<br />

Leute sollten ja nicht meine Schuhe be -<br />

trachten, sondern s<strong>ie</strong> sollten beten!“<br />

meint er.<br />

Doch Messinger darf sich ruhig<br />

wei terhin an seinen bequemen weißen<br />

„Crocs“ erfreuen. D<strong>ie</strong> Orthodoxe<br />

Union, einer der führenden Entschei -<br />

dungs träger zum Thema, was ko -<br />

scher ist und was nicht, hat bereits ein<br />

Urteil über d<strong>ie</strong> kontroverse Schuh -<br />

mar ke gefällt. In einem Text zum The -<br />

ma Yom Kippur auf ihrer offiz<strong>ie</strong>llen<br />

Website erklärte d<strong>ie</strong> O. U. einhellig:<br />

„’Crocs’ sind OK.“<br />

Na dann können wir dem nächsten<br />

Yom Kippur ja beruhigt entgegensehen...<br />

(Übersetzung: Karin Fasching)<br />

25. Oktober 2007, um 19.00 Uhr<br />

Literaturbuffet • Taborstraße 28/Eingang Rotensterngasse, 1020 W<strong>ie</strong>n<br />

Lesung aus dem Buch von IKG-Graz Präsident Gérard Sonnenschein<br />

„Nebbich City"<br />

Im besten Stile von Ephraim Kishon verfasste Literatur zum kurzzeitig Verweilen und<br />

„Schmunzeln". Der Autor Gérard Sonnenschein ist Präsident der IKG, COO der ersten<br />

europäischen Akt<strong>ie</strong>ngesellschaft in Bruxelles; geboren in Marokko/Casablanca.<br />

Der Einband wurde vom bekannten Künstler PProf. Plocek gestaltet; als Herausgeber<br />

fun g<strong>ie</strong> rte Peter Platzer ( ISBN 3-900526-77-X)<br />

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 35


JÜDISCHE WELT • ISRAEL<br />

©EPA/Mati Milstein/British Embassy<br />

7. September - Erster offi zi el ler Be -<br />

such eines Mitgl<strong>ie</strong>ds der britischen<br />

königlichen Fa mi l<strong>ie</strong> in Israel: Prinz<br />

Edward besichtigt in Yad Vashem<br />

den für d<strong>ie</strong> britische Prinzessin<br />

Alice - eine der „Gerechten unter<br />

den Völkern“- gepflanzten Baum.<br />

Israeli zum neuen Präsidenten des<br />

Weltärztebundes gewählt<br />

Dr. Yoram Blachar, der Vorsitzende der<br />

Israelischen Ärztekammer, ist zum<br />

neuen Präsidenten des Weltärz te bun -<br />

des (WMA) gewählt worden. Außer<br />

ihm standen zwei Kandidaten aus<br />

Neu seeland und Ind<strong>ie</strong>n zur Wahl.<br />

Der 67jährige Blachar ist Facharzt für<br />

Notversorgung und Pädiatr<strong>ie</strong>, sein<br />

Spe zialgeb<strong>ie</strong>t sind N<strong>ie</strong>renleiden bei<br />

Kindern.<br />

Nachdem er von seiner Wahl erfahren<br />

hatte, erklärte Blachar, dass er<br />

sich darum bemühen werde, arabische<br />

und afrikanische Staaten in den<br />

Weltärztebund zu holen, d<strong>ie</strong> bisher<br />

nicht Mitgl<strong>ie</strong>der der Organisation<br />

sind. „Ich bin stolz, ein Teil des Ärztewesens<br />

zu sein, eines Berufsfeldes, dass<br />

Grenzen überbrückt“, so Blachar.<br />

Der Weltärztebund ist d<strong>ie</strong> Dach or ga -<br />

nisation von 84 nationalen Ärztekammern<br />

und repräsent<strong>ie</strong>rt etwa 9 Mio.<br />

Ärzte weltweit. Im Mittelpunkt der<br />

Ar beit stehen ethische Fragen. Ha’aretz<br />

Öffentliche Fahrräder in Tel Aviv<br />

In Tel Aviv plant man, im nächsten<br />

Jahr 2.500 Fahrräder über d<strong>ie</strong> Stadt<br />

verteilt aufzustellen, d<strong>ie</strong> zu einem<br />

sym bolischen Preis gel<strong>ie</strong>hen werden<br />

können. Damit soll der steigenden<br />

Verkehrsbelastung und der damit zu -<br />

sammenhängenden Luftver schmut -<br />

zung entgegengewirkt werden, der<br />

im Gush Dan (Großraum Tel Aviv)<br />

jährlich etwa 1.100 Menschen zum<br />

Opfer fallen.<br />

Zwar stehen d<strong>ie</strong> genauen Details<br />

des projekt<strong>ie</strong>rten Verleihbetr<strong>ie</strong>bs noch<br />

nicht fest, doch soll d<strong>ie</strong>ser von ei nem<br />

1. Oktober - Yotvata Heißluftballon-Festival in Timna<br />

(Eilat): Ein Ballon in Form eines Hauses beimStart.<br />

2. Oktober - Anlässlich des Monats zur Be kämp fung<br />

von Brustkrebs, erstrahlt der Az ri el li Tower in Tel Aviv<br />

in rosafarbenem Licht.<br />

privaten Konzessionär übernommen<br />

werden. Das neue System soll es den<br />

Menschen in Tel Aviv ermöglichen,<br />

in einer der 25 Stationen ein Fahrrad<br />

zu m<strong>ie</strong>ten und d<strong>ie</strong>s dann nach kurzer<br />

Zeit an einer anderen Station nahe<br />

dem individuellen Fahrtz<strong>ie</strong>l w<strong>ie</strong>der<br />

abzugeben. Dr. Moshe Tiomkin, der<br />

Leiter der Verkehrs- und Parkbe hör de<br />

der Stadt, beabsichtigt d<strong>ie</strong> Zahl der<br />

Fahrräder für den Fall, dass das Pro -<br />

jekt erfolgreich verläuft, entsprechend<br />

der Nachfrage zu erhöhen.<br />

Ähnliche Projekte exist<strong>ie</strong>ren bereits<br />

in Paris und anderen europäischen<br />

Großstädten. Der Erfolg des Tel Avi ver<br />

Vorhabens wird von Vertretern der<br />

Stad tverwaltung allerdings deswe gen<br />

in Frage gestellt, da d<strong>ie</strong> Abstände<br />

zwi schen den geplanten Verleihsta ti onen<br />

zu groß sind. Außerdem könnte<br />

d<strong>ie</strong> neu eingeführte Helmpflicht für<br />

Fahrradfahrer sich negativ auf den Erfolg<br />

des Projektes auswirken. Ha’aretz<br />

Jeder dritte Israeli pflegt freiwillig<br />

Alte und Kranke<br />

Laut einer Stud<strong>ie</strong> des Zentralamts für<br />

Statistik zur Rolle unbezahlter Pfle ge -<br />

kräfte in der Gesellschaft sind 30 Pro -<br />

zent der erwachsenen Bevölkerung<br />

Israels direkt in d<strong>ie</strong> tägliche Pflege von<br />

älteren oder kranken Verwandten<br />

und Freunden involv<strong>ie</strong>rt. Obwohl 46<br />

Prozent der Befragten angaben, dass<br />

ihre Tätigkeit in emotionaler, physischer<br />

und sozialer Hinsicht anstrengend<br />

sei, z<strong>ie</strong>ht doch d<strong>ie</strong> überwältigende<br />

Mehrheit von 90 Prozent Be -<br />

fr<strong>ie</strong> digung aus der Fürsorge für einen<br />

nahe stehenden Menschen.<br />

D<strong>ie</strong> unbezahlten Wohltäter kümmern<br />

sich mehrheitlich um nahe Famil<strong>ie</strong>n -<br />

angehörige w<strong>ie</strong> Kinder, Ehegatten,<br />

El tern oder Geschwister, während 22<br />

Prozent den Radius auf d<strong>ie</strong> weitere Fa -<br />

mil<strong>ie</strong> w<strong>ie</strong> Großeltern oder angeheiratete<br />

Verwandte ausweiten. Mehr als<br />

d<strong>ie</strong> Hälfte der Befragten gab an, dass<br />

es sich bei den von ihnen betreuten<br />

Per sonen um Menschen über 60 handelt.<br />

Jerusalem Post<br />

Knesset: Kein Zutritt<br />

mit Jeans und T-Shirts<br />

In der Knesset gilt ab sofort eine strenge<br />

Kleiderordnung. Besucher mit<br />

Jeans oder bauchfre<strong>ie</strong>n Obertei len<br />

dürfen das israelische Parla ments ge -<br />

bäude nicht mehr betreten.<br />

„Der Zutritt zur Knesset wird jedem<br />

ver wehrt, der unz<strong>ie</strong>mliche Kleidung<br />

trägt“, heißt es in einer Mitteilung vom<br />

Generaldirektor des Parlaments, Avi<br />

Balaschnikov. „Dazu gehören ärmellose<br />

T-Shirts, kurze Hosen, Jeans, und für<br />

Frauen kurze T-Shirts, welche d<strong>ie</strong> Taille<br />

zeigen.“<br />

W<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Tageszeitung ‘Jediot Aha -<br />

ronot’ berichtet, richtet sich d<strong>ie</strong> An -<br />

ordnung offenbar vor allem an örtliche<br />

Med<strong>ie</strong>n und Angestellte der<br />

Knes set. Vor einigen Monaten hatte<br />

das Büro des Prem<strong>ie</strong>rministers eine<br />

ähnliche Kleiderordnung verhängt,<br />

nachdem eine Journalistin mit einem<br />

Top bei einer Pressekonferenz er -<br />

sch<strong>ie</strong>nen war, das zu v<strong>ie</strong>l Haut zeigte.<br />

D<strong>ie</strong> Abgeordnete Shelly Jachimo -<br />

vitsch teilte gegenüber dem Ar mee -<br />

rund funkt mit, dass einem ihrer Mit -<br />

ar beiter der Eintritt in d<strong>ie</strong> Knesset<br />

nicht gewährt worden sei. Er hatte<br />

Jeans an.<br />

36 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768<br />

© EPA/Amos Ben Gershom<br />

© EPA/Jim Hollander


KULTUR<br />

„Singen war wichtiger als Brot“<br />

Ein Porträt zum 90. Geburtstag von Hilde Zadek<br />

Von Marta S. Halpert<br />

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 37<br />

KULTUR


KULTUR<br />

Das Feuer hat in mir gebrannt, ich<br />

musste Oper singen – nach dem<br />

Kr<strong>ie</strong>g an einem deutschsprachigem Haus.<br />

Aber es war ein harter Kampf mit mir<br />

selbst, ich musste mich in der Seele dazu<br />

entschl<strong>ie</strong>ßen. Denn d<strong>ie</strong> Men schen, für d<strong>ie</strong><br />

ich singe, muss ich auch akzept<strong>ie</strong>ren.“<br />

Sogar heute, 60 Jahre nach d<strong>ie</strong>ser<br />

schw<strong>ie</strong>rigen Entschei dung, hört man<br />

aus Hilde Zadeks Worten d<strong>ie</strong> damalige<br />

Belastung heraus. Aber auch d<strong>ie</strong> nötige<br />

Energ<strong>ie</strong> und den Ehrgeiz strahlt<br />

d<strong>ie</strong> weltberühmte Sopranistin ungebrochen<br />

aus. Ohne d<strong>ie</strong>se Eigen schaf ten<br />

hätte s<strong>ie</strong> im Alter von 30 Jah ren, am 3.<br />

Februar 1947, ihr Debüt als Aida an<br />

der W<strong>ie</strong>ner Staats oper n<strong>ie</strong> ge schafft.<br />

S<strong>ie</strong> sitzt in ihrer Dö blinger Woh -<br />

nung und schaut auf d<strong>ie</strong> schweren<br />

grünen Zweige vor ihrem Fenster, d<strong>ie</strong><br />

v<strong>ie</strong>l warmes Licht in den Raum lassen.<br />

„Ich hatte bis dahin keinen Ton aus Aida<br />

ge sun gen, hatte d<strong>ie</strong> Oper weder live noch<br />

auf Platte ge hört. In fünf Tagen lernte ich<br />

d<strong>ie</strong> Part<strong>ie</strong> und habe ohne Probe und ohne<br />

je auf einer Bühne gestanden zu sein h<strong>ie</strong>r<br />

debüt<strong>ie</strong>rt“, lacht s<strong>ie</strong> und setzt nach, „und<br />

wenn ich ganz ehrlich sein soll, dann habe<br />

ich n<strong>ie</strong> w<strong>ie</strong> der in den 168 ‚Aida’-Vor stel -<br />

lun gen, in denen ich insge samt auf -<br />

getreten bin, so schön gesungen w<strong>ie</strong><br />

damals!“<br />

D<strong>ie</strong>ses Debüt war ein sensationeller<br />

Erfolg und der Beginn eines kometenhaften<br />

Aufst<strong>ie</strong>gs zum weltweit ge fei -<br />

erten Opernstar. Als Ehren mit gl<strong>ie</strong>d<br />

der W<strong>ie</strong>ner Staatsoper bl<strong>ie</strong>b d<strong>ie</strong><br />

Kammersängerin ihrem Haus bis<br />

1971 treu. S<strong>ie</strong> sang Wolfgang Am a -<br />

deus Mozart (Gräfin Almaviva, Don -<br />

na Anna, Vitellia), Richard Strauss<br />

(Salome, Marschallin, Ara bella,<br />

Ariad ne), Richard Wagner (Senta, Eli -<br />

sa beth, Elsa, Eva, S<strong>ie</strong>glinde), Giu -<br />

seppe Verdi (Aida, Elisabeth, Amelia,<br />

Des de mona) , ferner d<strong>ie</strong> Tosca und<br />

d<strong>ie</strong> San tuzza in Mascagnis „Ca val -<br />

leria rusticana“. Neben den großen<br />

So pran part<strong>ie</strong>n aus Klassik und Ro -<br />

man tik brill<strong>ie</strong>rte Hilde Zadek u.a. in<br />

Opern von Erich Wolfgang Korn gold,<br />

Alban Berg, Gottfr<strong>ie</strong>d von Einem,<br />

Franz Schmidt und Gian-Carlo<br />

Meno tti.<br />

„Ich bin leider ein schrecklich moderner<br />

Mensch,“ sagt s<strong>ie</strong> in Bezug auf heutige<br />

Regisseure und deren Ver wirk -<br />

lichung auf diversen Bühnen. „Bei<br />

Inszen<strong>ie</strong>rungen bin ich ganz offen, es darf<br />

nur nichts gegen d<strong>ie</strong> Musik gehen, aber<br />

sonst lege ich mich kein bisschen fest.“<br />

Flucht wegen ein paar Vorderzähnen<br />

Auf wenig festlegen konnten sich<br />

Hildes Eltern, als das Mädchen am<br />

17. Dezember 1917 mitten im Kr<strong>ie</strong>g in<br />

Bromberg, in der Provinz Posen, ge -<br />

boren wurde. Der Vater d<strong>ie</strong>nte als<br />

Unteroffiz<strong>ie</strong>r in der Deutschen Armee<br />

und opt<strong>ie</strong>rte 1920 für Deutschland,<br />

als Bromberg polnisch wurde. D<strong>ie</strong><br />

Lederhandlung der Famil<strong>ie</strong> wurde<br />

zu rückgelassen, das neue Leben be -<br />

gann in Stettin. „Trotz Inflation und<br />

Revolution eröffnete mein Vater binnen<br />

kurzem ein Schuhgeschäft,“ erzählte<br />

Hilde Zadek dem Herausgeber ihres<br />

Buches Volkmar Parschalk*. S<strong>ie</strong> be -<br />

schreibt ihre Jugend als sehr behütet,<br />

harmonisch und glücklich. Der Vater<br />

schaffte in der Hafenstadt bald relativen<br />

Wohlstand für Hilde und ihre bei -<br />

den jüngeren Schwestern. Doch d<strong>ie</strong>se<br />

Idylle fand bald ein jähes Ende. „Ich<br />

war etwas über 15, als 1933 d<strong>ie</strong> ersten<br />

Ver ordnungen zur systematischen Ver folgung<br />

der Juden langsam ihre Wirkung<br />

zeigten. Wir durften nicht mehr ins<br />

Theater oder d<strong>ie</strong> Oper gehen.“ Auch in<br />

der Schule verschlechterte sich d<strong>ie</strong><br />

At mosphäre. Und als eines Tages eine<br />

Mitschülerin in der Turnstunde ausr<strong>ie</strong>f<br />

‚Es stinkt h<strong>ie</strong>r nach Jude’, holte<br />

Hilde spontan aus und schlug dem<br />

Mädchen ein paar Vorderzähne ein.<br />

„Das war nicht sehr gescheit und führte<br />

dazu, dass der an stän dige Schulleiter<br />

meinen Eltern und mir r<strong>ie</strong>t aus Stettin<br />

wegzugehen.“<br />

Nicht einmal 17 Jahre alt, verlässt<br />

d<strong>ie</strong> „Schlägerin“ ihr Elternhaus und<br />

geht nach Berlin in ein jüdisches<br />

Säug-lingsheim, um dort d<strong>ie</strong><br />

Säuglings pfle ge zu erlernen. Schon<br />

1935 fährt s<strong>ie</strong> von dort als Touristin<br />

mit nur einem Kof fer nach Palästina.<br />

Bereits im Hafen von Haifa wird s<strong>ie</strong><br />

als Praktikantin in ein Kinderheim<br />

ver mittelt. „Das bedeutete damals ein<br />

Bett und Essen, keine Be zahlung, aber<br />

immerhin ein Dach über dem Kopf.“ Das<br />

Feldbett der Säuglings schwes ter<br />

Hilde befindet sich mitten in einem<br />

Raum mit 16 dreijährigen<br />

Kleinkindern. „Zum Essen gab es für<br />

mich ausschl<strong>ie</strong>ßlich das, was auch den<br />

Klei nen verfüttert wurde, also Gr<strong>ie</strong>ß –<br />

oder Reisbrei. Ich nahm innerhalb von<br />

einem Jahr 30 Kilo zu.“ Erst ein Jahr<br />

später, in Jerusalem, wo s<strong>ie</strong> ihr Di plom<br />

als Kinderschwester macht, kommt<br />

s<strong>ie</strong> in den Luxus eines kleinen Zim -<br />

mers und der ersten Orange.<br />

38 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768


Goldmünzen in den Schuhabsätzen<br />

„Im Jahre 1937, nach zwei Jahren war<br />

meine Kleidung aus dem einen Koffer aufgebraucht.<br />

Ich hatte n<strong>ie</strong> genug verd<strong>ie</strong>nt,<br />

um mir etwas Neues kaufen zu können,“<br />

erklärt Hilde ihre waghalsige Ent -<br />

sche i dung, w<strong>ie</strong>der nach Deutschland<br />

einzureisen. S<strong>ie</strong> hatte noch einen<br />

deutschen Pass ohne „J“-Stempel, s<strong>ie</strong><br />

war offiz<strong>ie</strong>ll noch immer d<strong>ie</strong> Touristin<br />

von 1935. D<strong>ie</strong> Eltern hatten ihr eine<br />

Schiffskarte geschickt, und im De -<br />

zem ber 37 kam s<strong>ie</strong> in der Nacht in<br />

Stet tin an. „Ich versteckte mich sofort in<br />

der Woh nung und prob<strong>ie</strong>rte Kleider, d<strong>ie</strong><br />

meine Mutter, d<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>selben Maße w<strong>ie</strong> ich<br />

hatte, zur Auswahl nach Hause gebracht<br />

hatte.“ Im Jänner 1938 reiste s<strong>ie</strong> in d<strong>ie</strong><br />

Schweiz aus und be gann dort einen<br />

Kurs für Heil gym nas tik mit der Ab -<br />

sicht in Pa lästina ein Studio zu eröffnen.<br />

Doch es kam nicht so weit: D<strong>ie</strong><br />

Stati ons schwester der Kinderabtei -<br />

lung des größten Spitals von Jerusa -<br />

lem war ausgefallen, und man bot der<br />

jungen Deutschen d<strong>ie</strong>sen Pos ten an.<br />

„Ich war damals zwanzig, z<strong>ie</strong>m lich groß<br />

und breit, ein Idealbild für Säug lin ge, weil<br />

mein großer Busen gleich Mutter ge fühle<br />

auslöste, ich war also sehr be l<strong>ie</strong>bt,“<br />

schmun zelt s<strong>ie</strong> spitz bübisch.<br />

D<strong>ie</strong> leitende Ärztin an d<strong>ie</strong>sem Spi -<br />

tal bes<strong>ie</strong>gelte Hilde Za deks weiteres<br />

Schicksal: Doktor Kagan war nämlich<br />

auch ehren amt lich Direkto rin des<br />

Musikkonser vato ri ums von Jerusa lem.<br />

Doch das musikalische Mädchen aus<br />

Stettin, das schon als Kind v<strong>ie</strong>l gesungen<br />

hatte und sogar berühmte Sänger<br />

w<strong>ie</strong> Jan K<strong>ie</strong>pura und Richard Tauber<br />

von Plattenaufnahmen nachahmen<br />

konnte, musste den Beginn ihrer Aus -<br />

bil dung bis 1940 aufsch<strong>ie</strong>ben. „Seit ich<br />

mit 17 aus Deutschland und von meinen<br />

Eltern wegmusste, ist mir das Singen bis<br />

auf den letzten Ton vergangen. Es war,<br />

als ob eine Klappe in meiner Seele zugefallen<br />

wäre...“<br />

Nach dem Novemberpogrom der<br />

sogenannten „Kristallnacht“ wurde<br />

Hildes Vater ins KZ Sachsenhausen<br />

verschleppt. Nur durch einen Ver -<br />

zicht auf den gesamten Besitz konnte<br />

man damals noch vereinzelt auswandern.<br />

Aber nicht nur wegen ihres<br />

neu en britischen Reisepasses gelang<br />

es der Tochter den Eltern das offi zi elle<br />

Ein rei sevisum nach Paläs tina zu<br />

verschaffen: S<strong>ie</strong> musste auch nachweisen,<br />

dass s<strong>ie</strong> imstande war, d<strong>ie</strong> Fa -<br />

mi l<strong>ie</strong> zu ernähren. „Als ich aus Stettin<br />

in d<strong>ie</strong> Schweiz fuhr, hatte ich Gold mün -<br />

zen in beiden Schuhabsätzen versteckt.<br />

Mit d<strong>ie</strong>sem Geld rettete ich nun meine<br />

El tern.“<br />

Schwester Hilde verkauft Kinderschuhe<br />

Den verzweifelten und entwurzelten<br />

Eltern, d<strong>ie</strong> immer nur mit Schuhund<br />

Lederhandel zu tun gehabt ha -<br />

ben, half Hilde mit der Idee, ein Kin -<br />

derschuhgeschäft aufzumachen. „Ich<br />

kannte v<strong>ie</strong>le Kleinkinder aus dem Kran -<br />

ken haus. Zur Verfügung stand uns nur<br />

ein Zimmer von zwölf Quadrat me tern mit<br />

einem Schaufenster. Wir stellten einen r<strong>ie</strong>sigen<br />

Papagei in d<strong>ie</strong> Auslage und nann ten<br />

das Geschäft „Tuki“, Papagei auf He brä -<br />

isch. Und ab da h<strong>ie</strong>ß d<strong>ie</strong> Devise ‚Schwes -<br />

ter Hilde verkauft Kinderschuhe.’ Ich war<br />

‚der Papagei’, ich konnte schon so v<strong>ie</strong>l he -<br />

bräisch, um mich verständigen zu können,<br />

sprach ein bisschen arabisch und ganz<br />

gut englisch.“<br />

Erst 1940, als d<strong>ie</strong> Eltern in ein großes<br />

Geschäft übers<strong>ie</strong>deln konnten, fing<br />

für Hilde Zadek das eigene Leben an,<br />

das Leben mit und für d<strong>ie</strong> Musik. Ihr<br />

Gesangsstudium absolv<strong>ie</strong>rte s<strong>ie</strong> in fünf<br />

KULTUR<br />

Jahren am Konservatorium in Je rusa -<br />

lem mit Auszeichnung. Fast alle 40<br />

Kollegen und Kol le ginnen ihres Jahrgangs<br />

wurden Be rühmtheiten in der<br />

Musikwelt – denn s<strong>ie</strong> hatten auch d<strong>ie</strong><br />

besten Lehrer: Das waren jene Mu si ker,<br />

d<strong>ie</strong> sich vor den Na zis retten konn ten.<br />

Den Unterricht be suchte s<strong>ie</strong> abends,<br />

denn tagsüber muss te s<strong>ie</strong> w<strong>ie</strong> alle<br />

anderen auch voll arbeiten, um das<br />

Studium verd<strong>ie</strong>nen zu können. „Für<br />

uns war d<strong>ie</strong> Kunst, d<strong>ie</strong> Mu sik, mehr als<br />

nur Beruf oder Kar ri e re, es war Beru -<br />

fung,“ er innert sich d<strong>ie</strong> Künst lerin. Ist<br />

das heute auch noch so? „Nein, denn<br />

aus Wohlstand entsteht keine Kunst. Da<br />

wird man lasch. Wir hungerten damals<br />

da nach, uns war d<strong>ie</strong> Musik wichtiger als<br />

Brot!“<br />

Als Hilde Zadek 1945 mit einem Sti -<br />

pendium nach Zürich kam, ging s<strong>ie</strong><br />

täglich in d<strong>ie</strong> Oper. S<strong>ie</strong> hatte wenig<br />

Geld, aber d<strong>ie</strong> Wahl zwischen Oper<br />

und Essen ging meistens zu Gunsten<br />

der Oper aus.<br />

D<strong>ie</strong> M<strong>ie</strong>te bezahlte s<strong>ie</strong> mit dem Geld,<br />

das s<strong>ie</strong> sich jeden Sonntag in der<br />

St.Peters-Kirche in Zürich ersang.<br />

„Kann Nazis noch heute r<strong>ie</strong>chen“<br />

Bereits zwei Jahre nach Zadeks<br />

Rück kehr nach Europa schaffte den<br />

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 39


KULTUR<br />

großartigen künstlerischen Durch -<br />

bruch an der W<strong>ie</strong>ner Staatsoper. Da -<br />

bei führte auch der Zufall Reg<strong>ie</strong>: Der<br />

Studentin aus Jerusalem hatte ein<br />

Mann, dessen Tochter in Zürich lebte,<br />

einen Br<strong>ie</strong>f an d<strong>ie</strong>se mitgegeben.<br />

D<strong>ie</strong>se war zufällig das Patenkind von<br />

Franz Salmhofer, Direktor der W<strong>ie</strong>ner<br />

Oper. Noch vor W<strong>ie</strong>n hatte Zadek<br />

einen Vertrag für Düsseldorf, doch<br />

von den Briten erh<strong>ie</strong>lt s<strong>ie</strong> damals kein<br />

Visum, also erinnerte s<strong>ie</strong> sich an<br />

Salmhofers Angebot: „Wenn Du nach<br />

W<strong>ie</strong>n kommst, dann verspreche ich dir,<br />

dass du eine Vorstellung mit der Chance<br />

auf ein Engagement bekommst.“ So kam<br />

es dann zum unerwarteten Aida-<br />

Einsatz und anschl<strong>ie</strong>ßend zu Zadeks<br />

Vertrag als Solistin.<br />

D<strong>ie</strong> Traumkarr<strong>ie</strong>re brachte d<strong>ie</strong> ly -<br />

risch-dramatische Sängerin an d<strong>ie</strong><br />

großen Operhäuser d<strong>ie</strong>ser Welt, vom<br />

Londoner Covent Garden zur Mai länder<br />

Scala und von der Deutschen<br />

Oper Berlin bis zur Met in New York.<br />

S<strong>ie</strong> sang mit allen großen Künstlern<br />

der Nachkr<strong>ie</strong>gszeit von Elisabeth<br />

Höngen bis Christa Ludwig und von<br />

Giuseppe di Stefano bis Franco Co rel li.<br />

Den Dirigenten Josef Krips bezeichnet<br />

s<strong>ie</strong> als den wichtigsten in ihrer<br />

Karr<strong>ie</strong>re. In ihren Memoiren erwähnt<br />

s<strong>ie</strong> aber ebenso Clemens Krauss w<strong>ie</strong><br />

Böhm, Karajan, Mitropoulos, Knapxpertsbusch<br />

und Klemperer. Carlos<br />

Kleiber bleibt unter ihnen einer der<br />

ganz „Großen“ ist s<strong>ie</strong> überzeugt.<br />

„Ich bin eine bewusste und stolze Jüdin,<br />

auch wenn ich nicht in d<strong>ie</strong> Sy na go ge<br />

gehe. Sogar bei meinem ersten Auftritt in<br />

Russland in den 60er Jahren bin ich offen<br />

als deklar<strong>ie</strong>rte Jüdin aus Israel aufgetreten.“<br />

Trotzdem verwehrt s<strong>ie</strong> sich da -<br />

gegen, dass man Nationen oder Men -<br />

schen pauschal verurteilt. „Mir geht es<br />

sicher gut, weil ich mich unter dem kleinen<br />

Prozentsatz von Nicht-Antisemiten<br />

bewege. Trotzdem r<strong>ie</strong>che ich auch heute<br />

noch einen Nazi.“ Und w<strong>ie</strong> beurteilt s<strong>ie</strong><br />

rückblickend das Verhalten Karl<br />

Böhms oder Herbert von Karajans<br />

während der NS-Zeit? „Das waren kei -<br />

ne politischen Nazis – trotz der Partei -<br />

bücher. S<strong>ie</strong> waren schwache Menschen,<br />

wollten einfach Karr<strong>ie</strong>re machen. Ich weiß<br />

nicht, w<strong>ie</strong> wir uns alle verhalten hätten,<br />

wenn sich d<strong>ie</strong>se ‚Lücken’ in der Karr<strong>ie</strong>releiter<br />

aufgetan hätten...“<br />

D<strong>ie</strong> Israel-Connection<br />

Mehr Sorge als d<strong>ie</strong> Vergangenheit<br />

bereitet der agilen Gesangspädagogin<br />

jener Antisemitismus, den s<strong>ie</strong> heute<br />

w<strong>ie</strong>der aufkeimen s<strong>ie</strong>ht. „Es wird w<strong>ie</strong>der<br />

Thema, ob d<strong>ie</strong>ser oder jener Jude ist.<br />

Man war auf d<strong>ie</strong> Juden immer neidig,<br />

weil s<strong>ie</strong> intelligent und fleißig sind. Aber<br />

gleich nach dem Kr<strong>ie</strong>g, im Bewusstsein<br />

des geschehenen Unrechts, hat man d<strong>ie</strong>sen<br />

Neid unterdrückt. Jetzt kommt es er -<br />

neut hoch, dass ein so winziger Prozent -<br />

satz an Menschen w<strong>ie</strong>der einen größeren<br />

Stellenwert in Politik und Kunst einnimmt.“<br />

Israel hat Hilde Zadek trotz internationaler<br />

Karr<strong>ie</strong>re n<strong>ie</strong> richtig verlassen.<br />

Obwohl von Natur aus optimistisch,<br />

beurteilt s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Lage im Na -<br />

hen Osten wenig rosig: „Es fehlen d<strong>ie</strong><br />

starken Persönlichkeiten, um einen wirklichen<br />

Fr<strong>ie</strong>den durchzusetzen. Leider<br />

s<strong>ie</strong>ht man kein Lichtlein am Horizont, es<br />

ist d<strong>ie</strong> Zeit der Mittelmäßigkeit.“<br />

Hilde Zadek besitzt in Ramat Ha -<br />

sha ron ein Haus und fährt mindes tens<br />

dreimal im Jahr dorthin. Ihre Meis ter -<br />

kurse, d<strong>ie</strong> s<strong>ie</strong> nach England, Ital<strong>ie</strong>n<br />

und d<strong>ie</strong> Schweiz führten, hält s<strong>ie</strong> auch<br />

regelmäßig an der Univer si tät Tel Aviv<br />

ab. Stolz zeigt s<strong>ie</strong> auf eine Ehren ur -<br />

kunde aus dem Jahre 2006, unter -<br />

zeich net von Uni-Rektor Profes sor<br />

Ita mar Rabinovich. „Ich nehme kein<br />

Honorar, falls doch etwas gezahlt wird,<br />

fl<strong>ie</strong>ßt das in meine Stiftung für den Ge -<br />

sangswett be werb.“ Der von ihr 2002<br />

gestiftete und nach ihr benannte „In -<br />

ter na tionale Hilde Zadek Ge sangs -<br />

wett bewerb“ wird im zweijährigen<br />

Turnus in Zusammenarbeit mit der<br />

„Hil degard Zadek Stiftung“ und der<br />

Universität für Musik und darstellenden<br />

Kunst W<strong>ie</strong>n durchgeführt.<br />

Erst Ende September 2007 kürte s<strong>ie</strong><br />

gemeinsam mit Christa Ludwig, Bri -<br />

gitte Fassbaender und einigen anderen<br />

Kollegen drei junge talent<strong>ie</strong>rte<br />

Musiker im W<strong>ie</strong>ner Musikverein zu<br />

S<strong>ie</strong>gern des renomm<strong>ie</strong>rten Bewerbs.<br />

Seit ihrem Rückzug von der Opern -<br />

bühne 1971 widmet s<strong>ie</strong> sich ihrem<br />

zweiten Traumberuf: Der Gesangs pä -<br />

da gogik. Zadek-Schüler und -Schüle -<br />

rin nen singen an v<strong>ie</strong>len Opernhäu -<br />

sern oder unterrichten von New York<br />

bis Tokio. „Ich wollte n<strong>ie</strong> ein Buch über<br />

Gesangstechnik schreiben, obwohl es mir<br />

oft angeboten wurde. Es gibt keine zwei<br />

gleichen Menschen, daher auch keine allgemeinen<br />

Ratschläge. Ich schaffe eine in -<br />

di viduelle Bez<strong>ie</strong>hung zu meinen Schü lern.<br />

Ich fühle mich in s<strong>ie</strong> ein, ich höre ihnen<br />

zu und dann weiß ich was s<strong>ie</strong> ganz persönlich<br />

brauchen.“<br />

Als singuläre Künstlerin und aufrechten<br />

Menschen bezeichnet auch<br />

Kulturjournalist Volkmar Parschalk<br />

d<strong>ie</strong> eifrige Kunstsammlerin.<br />

„Unser Instrument ist der Atem, damit<br />

eine Stimme daraus wird, müssen wir ihn<br />

auch mit der Seele beherrschen lernen.“<br />

Am 17. Dezember, an ihrem 90.<br />

Geburts tag beginnt d<strong>ie</strong> dynamische<br />

Leh rerin einen Meisterkurs an der<br />

Hoch schule in Karlsruhe. V<strong>ie</strong>r Tage<br />

später erhält s<strong>ie</strong> dort d<strong>ie</strong> Ehren dok -<br />

tor würde.<br />

Danach wird d<strong>ie</strong> Kammersängerin,<br />

Professorin und Dr. h.c. d<strong>ie</strong> fast 90<br />

Stufen in ihre schöne, helle W<strong>ie</strong>ner<br />

Wohnung hinaufsteigen. S<strong>ie</strong> wird<br />

kurz ausatmen und dann fest entschlossen<br />

zu ihrem Flügel gehen, um<br />

bald darauf einem jungen Talent d<strong>ie</strong><br />

richtige Atemtechnik beizubringen.<br />

© Alle aktuellen Fotos: R. Engel<br />

*Volkmar<br />

Parschalk (Hg.)<br />

„D<strong>ie</strong> Zeit, d<strong>ie</strong> ist<br />

ein sonderbar<br />

Ding.<br />

Hilde Zadek-<br />

Mein Leben“,<br />

Böhlau-Verlag,<br />

W<strong>ie</strong>n, 2001<br />

40 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768


Hohe posthume Ehrung für deutschen<br />

Wehrmachtsoffiz<strong>ie</strong>r in Polen<br />

Präsident Kaczynski verl<strong>ie</strong>h Orden an Retter des „Pianisten“<br />

Roman Polanski setzte dem deut -<br />

schen Wehr machts offi z<strong>ie</strong>r in seinem<br />

Film „Der Pianist“ ein Denkmal, nun<br />

wurden ihm posthume Eh ren in<br />

Polen zuteil.<br />

Der polnische Präsident Lech<br />

Kaczyn ski zeichnete Hauptmann Wilm<br />

Hosen feld am 10. Oktober in War schau<br />

mit der Polonia Restituta-Medaille<br />

aus, einem der höchsten Orden des<br />

Lan des. Hosenfeld verhalf im Zwei ten<br />

Weltkr<strong>ie</strong>g etwa zwölf jüdischen und<br />

nicht-jüdischen Polen zur Flucht. Unter<br />

ihnen war auch der Konzert pianist<br />

Wladyslaw Szpilman, der Held von<br />

Polanskis Film aus dem Jahr 2002.<br />

Szpilman war der Depor ta tion durch<br />

d<strong>ie</strong> Nazis entgangen, indem er sich<br />

ge gen Ende des War schau er Auf -<br />

tands 1944, wenige Mo nate vor der<br />

Offensive der Roten Armee, in den Rui -<br />

nen der polnischen Hauptstadt versteckte.<br />

In Polanskis Film entdeckt er<br />

in seinem Versteck ein Klav<strong>ie</strong>r. Der<br />

von Thomas Kretschmann dargestellte<br />

Hosenfeld ist von Szpilmans Talent<br />

so faszin<strong>ie</strong>rt, dass er ihm hilft. Hosen -<br />

feld wurde 1945 von sowjetischen<br />

Truppen festgenommen und wegen<br />

Kr<strong>ie</strong>gs ver bre chen zum Tod verurteilt.<br />

D<strong>ie</strong> Strafe wurde später in 25 Jahre Ar -<br />

beits la ger umgewandelt. Hosen feld<br />

starb 1952 in Kr<strong>ie</strong>gs ge fan genschaft.<br />

Szpilman setzte seine Musikerkar -<br />

r<strong>ie</strong> re nach dem Kr<strong>ie</strong>g fort. Er starb im<br />

Jahr 2000.<br />

Hosenfelds Tochter, Jo rin de Krejci-<br />

Hosenfeld, d<strong>ie</strong> den Orden zusammen<br />

mit ih rem Bruder Detlev, entgegennahm,<br />

sprach von einer „großen Ehre“.<br />

Ihr Vater sei „so unglücklich“ über das<br />

ge wesen, „was h<strong>ie</strong>r im Na men des deutschen<br />

Volkes pass<strong>ie</strong>rt ist“.<br />

Kaczynski zeichnete ins ge samt 53<br />

Menschen - über w<strong>ie</strong>gend Polen - aus,<br />

d<strong>ie</strong> unter der Nazi-Besat zung in Po len<br />

zur Rettung von Juden beitrugen. Zu<br />

den zehn posthum Geehr ten gehörte<br />

der während des Zweiten Welt kr<strong>ie</strong>gs<br />

im litauischen Kaunas station<strong>ie</strong>rte<br />

japanische Diplomat Chiune Sugihara.<br />

Obwohl seine Reg<strong>ie</strong>rung dagegen war,<br />

stellte er Transitvisa für 2.500 litaui -<br />

sche und pol nische Juden aus, d<strong>ie</strong><br />

dadurch dem Holocaust entgingen.<br />

KULTUR<br />

BBuucchhttiipppp BBucchttiippp<br />

Der polnische Präsident würdigte in<br />

seiner Rede im Großen Theater den<br />

„außer gewöhnlichen Heroismus“ all<br />

derer, d<strong>ie</strong> unter der deutschen<br />

Besatzung in Polen Juden retteten.<br />

D<strong>ie</strong> Auszeichnungen se<strong>ie</strong>n Aus druck<br />

des Dankes und der Ehrerb<strong>ie</strong>tung.<br />

Nicht alle, d<strong>ie</strong> es verd<strong>ie</strong>nten, könnten<br />

ausgezeichnet werden, weil nicht alle<br />

bekannt se<strong>ie</strong>n.<br />

Auszeichnung für Hannah Lessings Brückenschlag zu Holocaust-Überlebenden<br />

Hanna M. Lessing, Generalsekretärin des National -<br />

fonds für Opfer des Nationalsozialismus und des All ge -<br />

mei nen Entschädigungsfonds, wurde am 22. September<br />

2007 in Würdigung ihres Einsatzes für Überlebende der<br />

nationalsozialistischen Verfolgung mit dem „Shofar of<br />

Freedom Award“ 2007 ausgezeichnet.<br />

Der seit 1990 durch d<strong>ie</strong> Synagoge „Temple Israel“ in<br />

Albany, New York verl<strong>ie</strong>hene Award gilt jenen, d<strong>ie</strong> sich<br />

in außerordentlicher Weise für andere Menschen engag<strong>ie</strong>ren.<br />

Mit der Verleihung wird Hannah Lessings jahre -<br />

lange Tätigkeit an der Spitze des Nationalfonds für NS-<br />

Opfer gewürdigt, ihr persönlicher Einsatz für einen<br />

Brückenschlag mit jenen Menschen, d<strong>ie</strong> während der<br />

NS-Zeit aus Österreich vertr<strong>ie</strong>ben wurden sow<strong>ie</strong> ihre<br />

För derung der Aufklärungs- und Erinnerungsarbeit<br />

zum Holocaust.<br />

Neben Hannah Lessing werden v<strong>ie</strong>r weitere Perso nen<br />

den Award erhalten, darunter auch der in New York<br />

lebende Philip Bialowitz, einer von wenigen Überlebenden<br />

des Vernichtungslagers Sobibor und d<strong>ie</strong> Bel g<strong>ie</strong>rin<br />

Andrée Geulen-Herscovici, d<strong>ie</strong> während der deutschen<br />

Besetzung Belg<strong>ie</strong>ns jüdische Kinder unter falschem Na -<br />

men in christlichen Häusern und Klöstern versteckte.<br />

„Temple Israel“ vergibt d<strong>ie</strong> Ehrung des „Shofar of<br />

Freedom Award“ an Juden und Nicht-Juden. Unter den<br />

ersten Ausgezeichneten waren „Gerechte“ und Wider -<br />

standskämpfer, d<strong>ie</strong> unter Einsatz ihres Lebens Juden<br />

vor der Vernichtung im Holocaust bewahrt haben. In<br />

d<strong>ie</strong> Reihe der Geehrten wurden auch Personen aufgenommen,<br />

d<strong>ie</strong> sich nach w<strong>ie</strong> vor mit Zivilcourage für an -<br />

dere Menschen einsetzen. Zu d<strong>ie</strong>sen zählen zwei Feuer -<br />

wehr leute, d<strong>ie</strong> nach den Attentaten des 11. September<br />

2001 im Einsatz waren. Geehrt wurden bisher auch d<strong>ie</strong><br />

Journalistin Beate Klarsfeld, d<strong>ie</strong> NS-Tätern auf der Spur<br />

bl<strong>ie</strong>b; der Wachmann Christoph Meili, der half, d<strong>ie</strong> Diskussion<br />

um d<strong>ie</strong> nachrichtenlosen Konten in der Schweiz<br />

loszutreten und d<strong>ie</strong> Autorin Sibylle N<strong>ie</strong>moeller-von<br />

Sell, deren Famil<strong>ie</strong> mit dem Widerstandskreis um den<br />

Hitler-Attentäter Stauffenberg verbunden war und<br />

flüchtende Juden versteckt h<strong>ie</strong>lt.<br />

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 41


KULTUR<br />

Anlässlich ihrer 1100-Jahr-Fe<strong>ie</strong>r<br />

hatte d<strong>ie</strong> Stadt Mödling im Jahre<br />

2003 ihre ehemaligen jüdischen<br />

MitbürgerIn nen in deren alte<br />

Heimatstadt eingeladen und damals<br />

das Mahnmal für d<strong>ie</strong> in der<br />

Kristallnacht 1938 zerstörte Synagoge<br />

enthüllt. Zu d<strong>ie</strong>ser Zeit entstand auch<br />

d<strong>ie</strong> Idee, Opfern des Na tio nalso zia -<br />

lismus, d<strong>ie</strong> vertr<strong>ie</strong>ben, verfolgt und<br />

getötet worden waren, ein sichtbares<br />

Zeichen der Erinnerung zu setzen.<br />

Mit der Aktion „Stolpersteine“, d<strong>ie</strong><br />

von dem deutschen Bildhauer Gunter<br />

Demnig ins Leben gerufen worden ist,<br />

wurde d<strong>ie</strong>ser Gedanke am 14. August<br />

2006 in Mödling erstmals in d<strong>ie</strong> Tat<br />

umgesetzt und 14 Messing plat ten<br />

ver legt. D<strong>ie</strong>s war damals d<strong>ie</strong> erste<br />

große Aktion in N<strong>ie</strong>derös ter reich und<br />

gemeinsam mit einem ähnlichen Pro -<br />

jekt in Oberösterreich nur einige Tage<br />

zuvor das erste derartige Vorha ben<br />

innerhalb Österreichs.<br />

Am 24. August 2007 wurde das Pro -<br />

jekt nun mit weiteren acht Steinen<br />

fortgesetzt, d<strong>ie</strong> der Künstler persönlich<br />

verlegte.<br />

D<strong>ie</strong> Basis zur Verwirklichung d<strong>ie</strong>ses<br />

Projektes wurde durch einen einstimmigen<br />

Beschluss des Mödlinger Stadtbzw.<br />

Gemeinderates sow<strong>ie</strong> durch d<strong>ie</strong><br />

Unterstützung privater Spon soren<br />

gelegt.<br />

D<strong>ie</strong> nunmehr insgesamt 22 „Stol -<br />

persteine“ sind in Mödling nicht mehr<br />

zu übersehen, und es ist auch beabsichtigt,<br />

d<strong>ie</strong>se Zahl weiter zu vergrößern.<br />

G. Wannenmacher-GR Mödling,<br />

Ruth Fuchs<br />

Holocaust-Museum in Jerusalem erhält<br />

Prinz-von-Astur<strong>ie</strong>n-Preis<br />

Das neue Holocaust-Museum in Jerusalem erhält den spanischen Prinz-von-<br />

Astur<strong>ie</strong>n-Preis in der Sparte Völkerverständigung. D<strong>ie</strong>se Entscheidung gab<br />

d<strong>ie</strong> Jury am Mittwoch in Ov<strong>ie</strong>do in Nordspan<strong>ie</strong>n bekannt. Das Mu se um<br />

leiste einen wesentlichen Beitrag zum Kampf gegen Hass, Rassis mus und<br />

Intoleranz, sagte Vicente Alvarez Areces, Präsident der Jury und Reg<strong>ie</strong> -<br />

rungs chef der nordspanischen Region Astur<strong>ie</strong>n. „Es ist d<strong>ie</strong> lebendige Erinne -<br />

rung an eine große historische Tragöd<strong>ie</strong>.“<br />

Der Prinz-von-Astur<strong>ie</strong>n-Preis ist nach dem Ti tel des spanischen Thron fol gers<br />

benannt und wird alljährlich in acht Sparten verl<strong>ie</strong>hen. Er wird im Oktober<br />

von Kronprinz Felipe überreicht, ist mit 50.000 Euro dot<strong>ie</strong>rt und gilt als d<strong>ie</strong><br />

„spanische Version des Nobel prei ses“. D<strong>ie</strong> Jury hatte d<strong>ie</strong> Wahl zwischen 47<br />

Kandidaten. Dazu gehörten eine Gruppe afrikanischer Staats präsidenten,<br />

d<strong>ie</strong> von Rebellen entführte kolumbianische Politikerin Ingrid Betancourt<br />

oder d<strong>ie</strong> isländische Ex-Präsidentin Vigdis Finnbogadottir.<br />

Das Holocaust-Museum in Jerusalem war im März 2005 eröffnet worden<br />

und hatte das Historische Museum ersetzt. Es ist größtenteils unterirdisch<br />

angelegt. Sein Schwerpunkt l<strong>ie</strong>gt auf den Erfahrungen einzelner Opfer, d<strong>ie</strong><br />

anhand von Originalobjekten, Zeitzeugenberichten und persönlichen Ge -<br />

gen ständen dargestellt werden. Zu dem Museum gehört auch eine „Halle<br />

der Namen“, d<strong>ie</strong> ein Denkmal für d<strong>ie</strong> Vernichteten darstellt<br />

Aktion STOLPERSTEINE<br />

42 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768<br />

MÖDLING<br />

VEREIN FREUNDE DES ELTERNHEIMES<br />

UND DER BEDÜRFTIGEN<br />

Tag der offenen Tür<br />

SONNTAG, 4. NOVEMBER<br />

von 15 bis 18 Uhr<br />

IM MAIMONIDES ZENTRUM<br />

W<strong>ie</strong>n 19., Bauernfeldgasse 4<br />

Wir laden alle Freunde<br />

herzlichst ein.<br />

Jause, Musikprogramm.<br />

Rückblick auf unsere Arbeit<br />

des Vorjahres.<br />

Pläne und Aufgaben<br />

in der Zukunft!<br />

Herzlich willkommen!<br />

Wir erwarten s<strong>ie</strong>!


STOLPERSTEINE gegen das Vergessen<br />

Ausgerechnet vor dem Haus, in<br />

dem d<strong>ie</strong> „Burschenschaft Germania“<br />

untergebracht ist, startete in der Stadt<br />

Salzburg im August ein Projekt zum<br />

Gedenken an Holocaustopfer: Der<br />

Kölner Künstler Gunter Demnig verlegte<br />

drei „Stolpersteine“, d<strong>ie</strong> an<br />

Ernst, Ida und Herbert Löwy erinnern.<br />

D<strong>ie</strong> jüdische Famil<strong>ie</strong> lebte bis 1938 in<br />

d<strong>ie</strong>sem Haus und starb im KZ Au -<br />

schwitz. Anwesend war auch der<br />

Vor sitzende der <strong>Israelitische</strong>n Kultus -<br />

ge meinde in Salzburg, Marco Feingold,<br />

der selbst den Holocaust überlebt hat.<br />

Als erste Landeshauptstadt und achte<br />

Kommune Österreichs beteiligt sich<br />

Salzburg an d<strong>ie</strong>sem Projekt, bei dem<br />

Demnig in insgesamt 268 Städten<br />

schon 12.000 Steine verlegt hat. In der<br />

Mozartstadt hat sich dazu ein Perso -<br />

nen komitee gegründet, dem mittlerweile<br />

über 100 Menschen angehören.<br />

Derzeit konnten Patenschaften für 31<br />

Steine (das Stück kostet 95 Euro)<br />

organis<strong>ie</strong>rt werden, zwölf Steine wurden<br />

bereits verlegt. Darunter auch ein<br />

Stein mit bekanntem Namen: Heinrich<br />

Schönberg, der Bruder des Kompo nis -<br />

ten Arnold, der 1941 in Gestapohaft<br />

verstorben ist.<br />

„Stolpersteine“ für eine jüdische<br />

Famil<strong>ie</strong> (Linzergasse 5)<br />

Ernst Löwy, geboren am 17.1.1900 in Net -<br />

luk bei Leitmeritz (Böhmen), kam im<br />

Oktober 1914 nach Salzburg, heiratete<br />

Ida Pick, geboren am 8.2.1901 in<br />

Ottnang am Haus ruck, d<strong>ie</strong> einen Sohn<br />

bekam: Herbert, geboren am 27. 8. 1926<br />

in Salzburg.<br />

D<strong>ie</strong> Famil<strong>ie</strong> Löwy wohnte von 1926 bis<br />

1938 im Haus Linzergasse 5/III, flüchtete<br />

nach Prag, wurde am 24. 10. 1942 nach<br />

The re si en stadt und am 6. 9. 1943 nach<br />

Auschwitz deport<strong>ie</strong>rt ˆ Todesdaten unbekannt<br />

(Quelle: Dokumentationsarchiv<br />

des österreichischen Widerstandes).<br />

Das Haus Linzergasse 5 war im Eigentum<br />

der jüdischen Famil<strong>ie</strong> Fürst, d<strong>ie</strong> dort seit<br />

1892 wohnte, auch ihren Geschäfts -<br />

betr<strong>ie</strong>b hatte. Im Jahr 1939 wurde d<strong>ie</strong><br />

L<strong>ie</strong>genschaft (EZ 565) von Josef Falken -<br />

steiner „aris<strong>ie</strong>rt“ (nach 1945 keine<br />

Rückstellung zustande ge kom men, lediglich<br />

ein außergerichtlicher Ver gleich).<br />

D<strong>ie</strong> Famil<strong>ie</strong> des Sohnes Arthur Fürst, geb.<br />

Für d<strong>ie</strong> Historiker ist d<strong>ie</strong> Suche nach<br />

den Spuren der Salzburger Juden gar<br />

nicht so einfach, weil d<strong>ie</strong> Matrikel bü -<br />

cher der <strong>Israelitische</strong>n Ku ltus ge mein de<br />

geraubt worden sind, w<strong>ie</strong> der Histori -<br />

ker Gert Kersc h bau mer bei der Stein -<br />

ver l egung sagte. Über d<strong>ie</strong> versch<strong>ie</strong>denen<br />

Archive habe er schl<strong>ie</strong>ß lich d<strong>ie</strong><br />

Spuren verfolgen können.<br />

D<strong>ie</strong> Famil<strong>ie</strong> Löwy floh 1938 aus<br />

Salzburg. Das Haus in der Linzer gas se<br />

5, in dem s<strong>ie</strong> gewohnt hatten und das<br />

der jüdischen Famil<strong>ie</strong> Fürst gehört<br />

1883 in Salzburg, konnte nach Amerika<br />

flüchten. Martha Fürst, geb. 1886 in<br />

Salz burg war schwer krank und starb im<br />

Juli 1938 in Salzburg. Hedwig Fürst, geb.<br />

1889 in Salzburg, verehelichte Bisentz,<br />

war Mit ei gen tümerin des Hauses, wohnte<br />

aber mit ihrer Famil<strong>ie</strong> in W<strong>ie</strong>n; s<strong>ie</strong> starb<br />

am 14. 4. 1943 in Theres<strong>ie</strong>nstadt<br />

„Stolperstein“ für Arnold Schön bergs<br />

Bruder (Ch<strong>ie</strong>mseegasse 6)<br />

Heinrich Schönberg, geb. am 29. 4. 1882<br />

in W<strong>ie</strong>n, evangelisch, Opernsänger an<br />

der Prager Oper, war mit Berta, Tochter<br />

des Salzburger Bürgermeisters Max Ott,<br />

verheiratet. Heinrich und Berta hatten<br />

eine Toch ter, geboren am 3. Mai 1918 in<br />

Salzburg. D<strong>ie</strong> Famil<strong>ie</strong> wohnte über zwanzig<br />

Jahre im Haus Ch<strong>ie</strong>mseegasse 6/I.<br />

Vom 10. März bis 23. April 1941 war<br />

Hein rich Schönberg wegen seiner jüdischen<br />

Herkunft in Gestapohaft. Am 1.<br />

Juni 1941 starb er 59jährig an den<br />

KULTUR<br />

hatte, wurde 1939 von einem Josef<br />

Fal kensteiner „aris<strong>ie</strong>rt“. Nach dem<br />

Kr<strong>ie</strong>g kam es zu keiner Rückstel lung,<br />

sondern nur zu einem außergerichtlichen<br />

Vergleich.<br />

Von den 284 Ju den (samt Konver ti -<br />

ten), d<strong>ie</strong> beim „Anschluss“ noch in<br />

Salzburg lebten, sind rund 50 in der<br />

Todesmaschiner<strong>ie</strong> der Nazis ums<br />

Leben gekommen. Rech net man jene<br />

Juden dazu, d<strong>ie</strong> schon vor 1938 geflohen<br />

sind, waren es rund 70. APA<br />

Verletzungen, d<strong>ie</strong> er erlitten hatte.<br />

„Stolperstein“ für einen<br />

Widerständler (Stadlhofstraße 8)<br />

Anton Schubert, geboren am 19. 9. 1910<br />

in Groß-Kunzendorf (österr. Schles<strong>ie</strong>n),<br />

katholisch, verheiratet (Ehefrau Elisabeth<br />

und Kinder), Beruf Elektrotechniker und<br />

Fach leh rer, wohnhaft in Salzburg-Itzling,<br />

Stadl hofstraße 8.<br />

Anton Schubert jun. (Deckname „Max“)<br />

übernahm im Februar 1941 d<strong>ie</strong> Leitung<br />

der kommunistischen Widerstandsor ga -<br />

ni sation im „Gau“ Salzburg. Anfang 1942<br />

wurde d<strong>ie</strong> se ˆ w<strong>ie</strong> auch d<strong>ie</strong> Orga ni sa tion<br />

der Revo lu tio nären Sozialisten durch ei nen<br />

Spitzel enttarnt und in der Folge ausgelöscht.<br />

Den inhaft<strong>ie</strong>rten Salzburger Widerständ -<br />

lern wurde erst nach dem S<strong>ie</strong>g der Roten<br />

Armee in Stalingrad der Prozess ge macht.<br />

Anton Schubert jun. wurde am 6. April<br />

1943 vom sogenannten Volksgerichtshof<br />

wegen Vor be reitung zum Hochverrat zum<br />

Tode verurteilt und am 22. Juli 1943 im<br />

Straf ge fängnis München-Stadel heim enthauptet.<br />

Gert Kerschbaumer, am 20. August 2007<br />

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 43<br />

SALZBURG


KULTUR<br />

Lotte Tobisch –<br />

d<strong>ie</strong> unbestechliche<br />

Dame mit Biss<br />

D<strong>ie</strong> Künstlerin mit sozialem Gewissen<br />

erh<strong>ie</strong>lt W<strong>ie</strong>ns Goldene Ehrenmedaille<br />

S<strong>ie</strong> erhebt oft ihre Stimme, ob wohl<br />

s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> perfekte Dame ist. Aber s<strong>ie</strong><br />

wird dabei nicht laut. S<strong>ie</strong> formul<strong>ie</strong>rt<br />

dann deutlich und direkt - und s<strong>ie</strong><br />

sch<strong>ie</strong>bt ein herzliches Lachen nach.<br />

Als wollte s<strong>ie</strong> betonen, dass es ihr<br />

zwar ernst ist, aber in d<strong>ie</strong>sem Leben<br />

n<strong>ie</strong> todernst. Ohne Humor und Hirn<br />

läuft bei ihr nichts: Egal, ob es um d<strong>ie</strong><br />

hohe Politik geht, national und international,<br />

oder um künstlerische und<br />

humanistische Projekte.<br />

Man muss sich immer w<strong>ie</strong>der in Er -<br />

in nerung rufen, dass man bei Lotte<br />

Tobisch von Labotyn von einer außer -<br />

gewöhnlichen Persönlichkeit spricht,<br />

d<strong>ie</strong> eigentlich von Beruf Schau sp<strong>ie</strong>le rin<br />

ist. Bei ihr müsste d<strong>ie</strong> schausp<strong>ie</strong>lerische<br />

Leistung noch stärker gewürdigt<br />

werden, denn was s<strong>ie</strong> sonst überhaupt<br />

nicht kann, ist sich verstellen.<br />

Daher ist ihre Freude und Rührung<br />

bei der Verleihung einer hohen Aus -<br />

zeichnung jüngst im Rathaus auch so<br />

echt. Noch dazu wo s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> „Ehren -<br />

me daille der Bundes haupt stadt W<strong>ie</strong>n<br />

in Gold“ unter anderem für ihr unbezahlbares<br />

Wirken für das Wohler ge -<br />

hen älterer Künstler im Rahmen des<br />

Vereins „Künstler helfen Künstler“<br />

erhalten hat.<br />

Politischer Widerstand<br />

Lotte Tobisch, d<strong>ie</strong> ihren Schau sp<strong>ie</strong>l -<br />

unterricht bei Raoul Aslan und am<br />

Horak-Konservatorium erh<strong>ie</strong>lt, gab<br />

ihr Theaterdebüt 1945 am Burg the -<br />

ater im Ronacher und war durch<br />

mehrere Jahre als freischaffende<br />

Schau sp<strong>ie</strong>lerin an zahlreichen deutsch -<br />

sprachigen Bühnen sow<strong>ie</strong> im Rund -<br />

funk und Fernsehen beschäftigt. 1960<br />

kehrte s<strong>ie</strong> als Ensemblemitgl<strong>ie</strong>d ans<br />

Burgtheater zurück und hat in zahlreichen<br />

Rollen große Bel<strong>ie</strong>btheit er langt.<br />

Hervorragend war s<strong>ie</strong> auch als Eva<br />

Braun in G. W. Pabsts Anti-Hitler-<br />

Film „Der letzte Akt“ (1955) mit<br />

Albin Skoda und Oskar Werner. V<strong>ie</strong>le<br />

Jahre gehörte Lotte Tobisch dem<br />

künstlerischen Betr<strong>ie</strong>bsrat des Burg -<br />

theaters an. 1980 übernahm s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong><br />

Organisation des W<strong>ie</strong>ner Opernballs.<br />

1996 hat s<strong>ie</strong> dann d<strong>ie</strong>se Funktion ab -<br />

gegeben.<br />

Doch das sind nur jene Eckpunkte<br />

einer Biograph<strong>ie</strong>, über d<strong>ie</strong> man in v<strong>ie</strong>len<br />

Archiven nachlesen kann. We -<br />

niger bekannt sind jene Aktionen von<br />

Lotte Tobisch, wo es um politischen<br />

Mut und unbestechliche Charakter -<br />

stär ke ging und immer noch geht. S<strong>ie</strong><br />

lehnte jede parteipolitische Verein -<br />

nah mung ab, hatte aber immer Be -<br />

wunderer und Freunde in allen La gern<br />

– außer bei den Extremen von Rechts<br />

und Links. Für den Widerstand ge -<br />

gen Hitler gefährdete s<strong>ie</strong> mehrmals<br />

ihre adelige Famil<strong>ie</strong> und v<strong>ie</strong>le Jahre<br />

später l<strong>ie</strong>ß s<strong>ie</strong> sich in W<strong>ie</strong>n beim Pro -<br />

test marsch gegen den antisemitischen<br />

Professor Taras Borodajkewicz sogar<br />

zusammenschlagen. „Meine Mutter<br />

war entsetzt. Doch ich sagte ihr, das<br />

Schweigen und sich Verstecken ist schon<br />

einmal schlecht ausgegangen. Manchmal<br />

muss man vor d<strong>ie</strong> Türe gehen und sich<br />

hauen lassen.“<br />

Von Scholem bis Adorno<br />

Kein Wunder also, dass große Den -<br />

ker und Schriftsteller d<strong>ie</strong> Nähe der<br />

schönen und klugen Frau gesucht<br />

haben. S<strong>ie</strong> formul<strong>ie</strong>rt nicht minder gut<br />

als v<strong>ie</strong>le von ihnen. Durch ihren verstorbenen<br />

langjährigen Gefährten, den<br />

Chefdrama tur gen des Burgthea ters<br />

Er hard Buschbeck, einem Jugend -<br />

freund Trakls, war s<strong>ie</strong> zugleich indirekte<br />

Zeitgenossin großer Männer. S<strong>ie</strong><br />

darf Gerschom Scholem, Fritz Hoch -<br />

wälder, Carl Zuckmayer, Lud wig von<br />

Ficker, Elias Canetti, Richard Neutra<br />

und v<strong>ie</strong>le andere Größen des gei sti -<br />

gen Lebens als Freunde be zeich nen.<br />

Ihr Br<strong>ie</strong>fwechsel mit Theodor W.<br />

Adorno (2003 im Literaturverlag<br />

Droschl ersch<strong>ie</strong>nen) begann schon im<br />

September 1962 und setzte sich bis<br />

zum Tod des Philosophen 1969 fort,<br />

er umfasst etwa 280 Br<strong>ie</strong>fe, Ansichts -<br />

karten und Telegramme.<br />

Denn im Untersch<strong>ie</strong>d zu v<strong>ie</strong>len an -<br />

deren „Damen der feinen Gesell -<br />

schaft“ ist s<strong>ie</strong> keine „Promi-Samm le -<br />

rin,“ sondern ein Mensch, der wirklich<br />

zuhören und teilen kann. So geschah<br />

es auch vor v<strong>ie</strong>len Jahren, dass Elias<br />

Canetti auf Durchreise in W<strong>ie</strong>n, auf<br />

einen Kaffee bei Lotte am Opernring<br />

vorbei kam. Und d<strong>ie</strong> herzliche Gast -<br />

ge berin lud noch eine junge Jour na -<br />

lis tin zu d<strong>ie</strong>sem unvergesslichen Ge -<br />

spräch, das n<strong>ie</strong> veröffentlicht wurde.<br />

D<strong>ie</strong> Kinder von Alyn<br />

Nach Erhard Buschbeck hatte Lotte<br />

Tobisch noch eine große L<strong>ie</strong>be, den<br />

ehe maligen israelischen Botschafter<br />

in W<strong>ie</strong>n, Michael Simon. Auch nach<br />

seinem Tod h<strong>ie</strong>lt s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>sem Lebens -<br />

men schen durch ihre Verbundenheit<br />

mit Israel d<strong>ie</strong> Treue. S<strong>ie</strong> trat ohne Ho -<br />

norar bei Benefizveranstaltungen auf,<br />

engag<strong>ie</strong>rte sich im Vorstand der Ös terreichischen<br />

Freundesgesellschaft der<br />

Hebräischen Universität in Jeru sa lem.<br />

Besonders am Herzen lagen ihr d<strong>ie</strong><br />

kranken und behinderten Kinder, d<strong>ie</strong><br />

im Jerusalemer Alyn-Hospital betreut<br />

wurden.<br />

Jahrelang arbeitete s<strong>ie</strong> für d<strong>ie</strong>ses vö lkerverbindende<br />

Projekt. Denn praktisch<br />

zupacken kann Lotte Tobisch<br />

auch: Als s<strong>ie</strong> mit dem W<strong>ie</strong>ner Burg -<br />

theater in Israel gast<strong>ie</strong>rte und einer<br />

der unbeholfenen, männlichen Schau -<br />

sp<strong>ie</strong>ler seine einzige Hose zerriss,<br />

nähte s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>se kurzerhand in ihrem<br />

Hotelzimmer w<strong>ie</strong>der zusammen.<br />

Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny<br />

zit<strong>ie</strong>rte Elias Canetti zum Abschluss<br />

der Fe<strong>ie</strong>rstunde im W<strong>ie</strong>ner Rathaus:<br />

„Wenn Lotte Tobisch in den Raum kommt,<br />

wird es heller“ und der Ba de ner Ex-<br />

Bürgermeister August Brei nin ger er -<br />

gänzte in seiner Laudation „möge Lotte<br />

Tobisch noch v<strong>ie</strong>le Jahre ins Zim mer kommen.“<br />

msh<br />

44 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768


aufgeblättert...<br />

von Michaela Lehner<br />

mit freundlicher Unterstützung von IKG-Linz<br />

D<strong>ie</strong> (un)heimliche (Ohn)Macht<br />

des Erzählens und L<strong>ie</strong>bens.<br />

„Alle glücklichen Famil<strong>ie</strong>n ähneln einander;<br />

jede unglückliche aber ist auf ihre<br />

eigene Art unglücklich.“ D<strong>ie</strong>ses Diktum<br />

von Leo Tolstois Erzähler zählt in seiner<br />

apodiktischen Eleganz wohl nicht<br />

nur zu den berühmtesten ersten Sät -<br />

zen der Weltliteratur, das noch immer<br />

nicht nur für Anna Karenina Geltung<br />

besitzt, sondern gleichwohl als Motto<br />

über den in Das Gedächtnis der Haut<br />

ge meinsam publiz<strong>ie</strong>rten, einander er -<br />

gänzenden und miteinander korres -<br />

pon d<strong>ie</strong>renden Novellen David Gross -<br />

mans vorangestellt sein könnte. In<br />

ihnen legt der zu den populärsten<br />

israelischen Schriftstellern zählende<br />

Autor zwei narrativ komplexe Va ria -<br />

ti o nen über das in seinem eigenen<br />

œuvre omnipräsente Thema der L<strong>ie</strong> be<br />

vor, d<strong>ie</strong> in ihrer an d<strong>ie</strong> Technik der<br />

Fuge gemahnenden poetisch verdichteten<br />

Sprache und Struktur d<strong>ie</strong> Mög -<br />

lichkeiten und Unmöglichkeiten der<br />

L<strong>ie</strong>be, das obsessive Streben nach<br />

Nähe bei gleichzeitiger Angst vor ihr,<br />

d<strong>ie</strong> verzweifelte Sehnsucht nach<br />

Überwindung der jedoch immer w<strong>ie</strong>der<br />

schmerzhaft aufs Neue bestätig-<br />

ten Selbstentfremdung in Famil<strong>ie</strong> und<br />

Partnerschaft ausloten und mit ihren<br />

beiden emotional verwaisten Erzäh -<br />

lern Schaul und Rotem ein beredtes,<br />

anrührendes w<strong>ie</strong> aufwühlendes Plä -<br />

do yer für d<strong>ie</strong> Phantas<strong>ie</strong>, das Erzählen<br />

als ursprüngliche ebenso w<strong>ie</strong> ambivalente,<br />

wenn nicht sogar einzige Weise<br />

der Weltwahrneh mung, Er- und<br />

Verkenntnis des Anderen formul<strong>ie</strong>ren.<br />

Auch wenn Schaul und Rotem einander<br />

in den beiden Novellen nicht ad<br />

personam begegnen, begegnen in<br />

ihren beiden parallelen Lebensläufen<br />

zwei an Körper und Seele verwundete<br />

Figuren, d<strong>ie</strong> mit an Masochismus<br />

grenzender Tendenz wortgewaltig in<br />

der Erzählung der ihnen tatsächlich<br />

zugefügten und ihrer imagin<strong>ie</strong>rten<br />

Ver letzungen schwelgen, Schaul in<br />

sei nen von rasender Eifersucht zeugenden,<br />

minutiös ausgemalten Sze nar<strong>ie</strong>n<br />

des Ehebruchs seiner Frau Eli -<br />

sche wa, Rotem im späten Versuch der<br />

fiktiven Annäherung an d<strong>ie</strong> tabuis<strong>ie</strong>rte<br />

Bez<strong>ie</strong>hung ihrer Mutter Nilli mit<br />

einem jungen Yogaschüler, deren<br />

Realitätsgehalt d<strong>ie</strong> beiden Novellen<br />

nicht nur kunstvoll in der Schwebe<br />

halten, sondern durch d<strong>ie</strong> aus ihrer<br />

Situation des Erzählens selbst eingefügten<br />

Kommentare der Ge sprächs -<br />

partner Esti und Nilli nicht nur subtil<br />

Frage stellen, sondern gemeinsam mit<br />

Grossmans metaphernreicher, radikal<br />

enthüllender ebenso w<strong>ie</strong> lediglich suggestiver<br />

Sprache permanent un ter -<br />

wandern. So erzählen d<strong>ie</strong> Fiktio nen<br />

archdiploma2007<br />

AbsolventInnen-<br />

Ausstellung<br />

project space der<br />

Kunsthalle W<strong>ie</strong>n<br />

5. - 31. Oktober 2007<br />

Klaus LENGAUERs<br />

Diplomarbeit über<br />

eine computergestützte<br />

Rekonstruktion<br />

der sefardischen<br />

Synagoge in W<strong>ie</strong>n II<br />

KULTUR<br />

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Schauls und Rotems weniger von der<br />

Ehefrau und Mutter als von den sexualis<strong>ie</strong>rten<br />

Gewaltphantas<strong>ie</strong>n des Ehe -<br />

manns und den Verletzungen der<br />

Toch ter, entblößen v<strong>ie</strong>lmehr schamlos<br />

d<strong>ie</strong> bellizistisch und animalisch metaphernreich<br />

ausgeleuchteten Ab grün de<br />

menschlichen Begehrens nach L<strong>ie</strong>be<br />

und Anerkennung, während s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong><br />

Integrität der Objekte der Beg<strong>ie</strong>rden<br />

n<strong>ie</strong>mals verletzen und nicht zuletzt<br />

einen postmodernen Kommentar zur<br />

Bedeutung der Literatur und des<br />

Erzählens, d<strong>ie</strong> Macht und Ohnmacht<br />

des Erzählens und L<strong>ie</strong>bens, d<strong>ie</strong> Mög -<br />

lichkeit und Unmöglichkeit einer ur -<br />

sprünglichen Einheit von Sprache,<br />

Welt und L<strong>ie</strong>ben formul<strong>ie</strong>ren.<br />

David Grossman:<br />

Das Gedächtnis der Haut.<br />

Zwei Novellen.<br />

Fischer TB Verlag 2007<br />

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 45


KULTUR<br />

BAUBEGINN DES NEUEN MAIMONIDES ZENTRUMS<br />

GRUNDSTEINLEGUNG<br />

5. November 2007, um 15.00 Uhr<br />

Simon-W<strong>ie</strong>senthal-Gasse 5, Ecke Wehlistraße 328<br />

1020 W<strong>ie</strong>n,<br />

ZPC-SCHULE<br />

Tag der offenen Tür<br />

5. November 2007, ab 15.30 Uhr<br />

I n f o r m a t i o n s w o c h e<br />

4.11. - 10.11.07 täglich zw. 10:00-20:00<br />

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Sport & Freizeitzentrum<br />

1020 W<strong>ie</strong>n, Simon- W<strong>ie</strong>senthal-Gasse 3<br />

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*) gültig bei allen Jahresmitgl<strong>ie</strong>dschaften<br />

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46 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768


Präsentation anlässlich des zweiten Todestages von Simon W<strong>ie</strong>sen thal in Zusam men arbeit mit der<br />

<strong>Israelitische</strong>n Kultusge mein de W<strong>ie</strong>n und der VIENNALE-V<strong>ie</strong>nna Inter na tional Film Festival:<br />

am 23. Oktober 2007, um 18.00 Uhr,<br />

im Gartenbaukino • Parkring 12, 1010 W<strong>ie</strong>n<br />

„I Have Never Forgotten You – The Life and Legacy<br />

of Simon W<strong>ie</strong>senthal”(USA),<br />

ein Dokumentation von Richard Trank<br />

2. Termin: Mittwoch, 24. Oktober, 11.00 Uhr<br />

im Künstlerhaus Kino • 1010 W<strong>ie</strong>n, Akadem<strong>ie</strong>straße 13<br />

VIENNALE 2007: 19. - 31. OKTOBER<br />

TICKETS AB 6. OKTOBER, 10 UHR<br />

TICKETS und PROGRAMM IM INTERNET: www.v<strong>ie</strong>nnale.at<br />

VORVERKAUFSSTELLEN<br />

Stubentor 1., Parkring 2, täglich 10 bis 20 Uhr<br />

Schottentor-Passage 1., Schottentor/Universität •Mo bis Fr 10 bis 20 Uhr, Sa 10 bis 17 Uhr<br />

Generali-Center 6., Mariahilfer Straße 77-79, • Mo bis Fr 10 bis 20 Uhr, Sa 10 bis 17 Uhr<br />

TICKETS TELEFON: A1 Freeline 0800 664 007 tägl. 10 bis 20 Uhr<br />

I Have Never Forgotten You schildert Leben<br />

und Ver mächt nis des 2005 verstorbenen<br />

Huma nis ten Simon W<strong>ie</strong> sen thal. Der ge -<br />

bür tige Ukrainer, ein säku larer Jude, der<br />

den Holocaust überlebt, in den Konzen -<br />

tra tions la gern jedoch 89 Verwandte aus<br />

der eigenen und der Famil<strong>ie</strong> seiner Frau<br />

verl<strong>ie</strong>rt, widmete mehr als sechs Jahr zehn te<br />

seines Lebens dem Aufspüren von Nazi-<br />

Kr<strong>ie</strong>gsverbre chern. Er war Architekt, hat<br />

aber d<strong>ie</strong>sen Beruf nach dem Kr<strong>ie</strong>g nicht<br />

mehr ausgeübt.<br />

Was war d<strong>ie</strong> Tr<strong>ie</strong>bkraft seiner Ar beit?<br />

Woher nahm er d<strong>ie</strong> Kraft, als seine Bemü -<br />

hungen über Jahre zur Er folg lo sig keit<br />

verdammt sch<strong>ie</strong>nen? Wel che persönli chen<br />

Opfer hat er ge bracht, und welche Aus wirkungen<br />

hatte sein Enga ge ment auf das<br />

Leben seiner Frau und seiner Tochter?<br />

W<strong>ie</strong>senthal hat nicht nur zur Straf ver fol -<br />

gung von 1.100 Kr<strong>ie</strong>gsver bre chern beigetragen,<br />

er hat auch als ei ner der ersten auf<br />

d<strong>ie</strong> Lage der Sinti und Roma, der Homo -<br />

se xu ellen und auf d<strong>ie</strong> anderer Verfolgter<br />

hingew<strong>ie</strong>sen<br />

Biograf<strong>ie</strong> und Vermächtnis des 2005 im Alter von 96 Jahren in W<strong>ie</strong>n verstorbenen<br />

Nazi-Verfolgers Simon W<strong>ie</strong>senthal sind The ma von Richard<br />

Tranks Dokumentation „I Have Never Forgotten You – The Life and Le gacy<br />

of Simon W<strong>ie</strong>senthal“, mit Nicole Kidman als Sprecherin. In neun Ländern<br />

gedreht, umfasst d<strong>ie</strong> Doku men ta tion eine Reihe unveröffentlichten<br />

Archivmaterials sow<strong>ie</strong> Interv<strong>ie</strong>ws mit Weg ge fährten, Freun den und<br />

Angehörigen W<strong>ie</strong>senthals, d<strong>ie</strong> sich meist zum ersten Mal vor der Kamera<br />

äußern.<br />

Der Film schildert W<strong>ie</strong>senthals ge samtes<br />

Le ben - d<strong>ie</strong> Kindheit in der Ukraine, seine<br />

Erfah run gen im Holocaust, seine Jahre als<br />

„Nazijäger“. Er zeigt auf, w<strong>ie</strong> sich d<strong>ie</strong><br />

öffentliche Haltung zu Simon W<strong>ie</strong>senthal<br />

zwischen den späten 40er Jahren und den<br />

frühen 80er Jahren veränderte, als er<br />

zunächst und insbesondere in Österreich<br />

verachtet und verspottet wurde und w<strong>ie</strong> er<br />

später, in den letzten beiden Jahrzehn ten<br />

seines Lebens, weltweit d<strong>ie</strong> höchste Wert -<br />

schätzung er h<strong>ie</strong>lt. Er enthält Interv<strong>ie</strong>ws<br />

mit langjährigen Mitstreitern W<strong>ie</strong>sen thals,<br />

mit Reg<strong>ie</strong>rungschefs, mit Freunden, Be -<br />

kannten und Famil<strong>ie</strong>nmit gl<strong>ie</strong> dern.<br />

W<strong>ie</strong>sen thals einziges Kind, seine Tochter<br />

Pauline, tritt auf und spricht erstmals<br />

über ihre Eltern und deren fast 70 Jahre<br />

währende Be z<strong>ie</strong>hung.<br />

Gedreht an Schauplätzen in Österreich,<br />

Eng land, Deutsch land, Ital<strong>ie</strong>n, Polen, der<br />

Schweiz, der Ukraine und in den USA,<br />

enthält I Have Never Forgotten You bisher<br />

unveröffentlichte Archivbilder und -<br />

filme.<br />

KULTUR<br />

HARRY WEBER:<br />

DAS WIEN-PROJEKT<br />

Museum auf Abruf<br />

W<strong>ie</strong>n 1., Felderstraße 6-8<br />

19.10.2007 - 16.02.2008<br />

Am 18. Oktober 2007 eröffnet das<br />

Museum auf Abruf (MUSA) seine<br />

dritte Ausstellung, d<strong>ie</strong> dem W<strong>ie</strong> ner<br />

Fotografen Harry Weber ge wid met<br />

sein wird. Der im April des laufenden<br />

Jahres verstorbene Künstler hat<br />

in seinen letzten Le bens jahren mit<br />

enormer Schaffenskraft und Inspi -<br />

ration d<strong>ie</strong> Stadt W<strong>ie</strong>n und ihre Be -<br />

wohnerInnen beobachtet.<br />

D<strong>ie</strong> Aus stellung „Har ry Weber:<br />

Das W<strong>ie</strong>n-Projekt“ zeigt etwa 200<br />

Fotos des Künstlers.<br />

HOTEL POST<br />

KAFFEE - RESTAURANT<br />

Stadtzentrum – Garagenplätze,<br />

Telefon, Radio, Modem-Stecker, SAT-TV<br />

1010 W<strong>ie</strong>n, Fleischmarkt 24<br />

Tel. 01/51583-0, Fax 51583-808<br />

Gewinnbringende Bewirtschaftung seit 1959<br />

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Dkfm. Viktor Ma<strong>ie</strong>r & Dr. Peter Ma<strong>ie</strong>r<br />

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Tel.: 798 44 99 Fax:798 44 99-22<br />

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Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 47

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