D ie magazin D ie - Israelitische Kultusgemeinde Wien
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OFFIZIELLES ORGAN<br />
GEMEINDE<br />
OFFIZIELLES ORGAN<br />
GEMEINDE<br />
DER ISRAELITISCHEN<br />
KULTUSGEMEINDE WIEN<br />
Nr. 605 607 September Oktober 2007 2007<br />
Tischri/Cheschwan e 2.- Elul 5767/Tischri 5768 5768<br />
Erscheinungsort W<strong>ie</strong>n<br />
<strong>magazin</strong><br />
Erscheinungsort W<strong>ie</strong>n<br />
Verlagspostamt<br />
Verlagspostamt 1010<br />
1010<br />
P.b.b<br />
P.b.b<br />
GZ<br />
GZ<br />
03Z034854<br />
03Z034854<br />
W<br />
DVR<br />
DVR<br />
0112305<br />
0112305<br />
D<strong>ie</strong><br />
Gartenbaukino - 23. Oktober 2007<br />
Künstlerhaus Kino - 24. Oktober 2007<br />
Lesen S<strong>ie</strong> in d<strong>ie</strong>ser Ausgabe:<br />
Eine außergewöhnliche Frau Seite 28<br />
Man trägt Crocs – zu Jom Kippur Seite 35<br />
Porträt zum 90. Geburtstag von Hilde Zadek Seite 37
INHALT &<br />
IN EIGENER SACHE<br />
Aus dem Büro des Präsidenten 3<br />
IKG-Wahlen: Festsetzung<br />
der Fristen 5<br />
Grußbotschaft<br />
MP Shimon Peres 6<br />
Claims Conference 7<br />
NEU! DIE RUSSISCHE GEMEINDE-SEITE<br />
Aus dem Holocaust<br />
nichts gelernt 8<br />
POLITIK<br />
IN- UND AUSLAND<br />
Statement of Dr. Gusenbauer<br />
in Israel 10<br />
Papstbesuch in W<strong>ie</strong>n 12<br />
Ergreiferpräm<strong>ie</strong> für NS-<br />
Verbrecher bringt Hinweise 14<br />
Strauss-Kahn ist neuer<br />
IWF-Direktor 15<br />
Ahmanidejad gen<strong>ie</strong>ßt d<strong>ie</strong> Show<br />
16<br />
ISRAEL<br />
Der Fall Muhammad Al-Durra<br />
neu aufgerollt 17<br />
GAZA-STREIFEN:<br />
Kr<strong>ie</strong>g gegen Sderot 18<br />
Israel bestätigt<br />
Militärschlag gegen Syr<strong>ie</strong>n 19<br />
Statistiken zum Jahreswechsel 20<br />
WIRTSCHAFT<br />
Deutsche Telekom baut<br />
Kooperationen aus 21<br />
Stabilis<strong>ie</strong>rung der Armut 22<br />
40 fre<strong>ie</strong> Tage im Jahr für<br />
israelische Arbeitnehmer 23<br />
Oracle plant Investitionen<br />
in Israel 23<br />
WISSENSCHAFT<br />
Antiker B<strong>ie</strong>nenstock<br />
freigelegt 24<br />
Blutlose Herzoperation 24<br />
PETER WEINBERGER<br />
In der Forschung weit<br />
abgeschlagen 25<br />
Strom aus Kuhfladen 25<br />
D<strong>ie</strong> „bionische Hornisse“<br />
RECHTE ECKE<br />
25<br />
Nazi-Video beim Bundesheer 26<br />
Der Turmkommers 26<br />
GEMEINDE<br />
INHALT<br />
Besuchen S<strong>ie</strong> unsere<br />
Homepage oft genug?<br />
news-pinwand-events<br />
Täglich neu!<br />
www. ikg-w<strong>ie</strong>n.at<br />
Med<strong>ie</strong>ninhaber (Verleger), Herausgeber: <strong>Israelitische</strong> <strong>Kultusgemeinde</strong><br />
W<strong>ie</strong>n. Zweck: Information der Mitgl<strong>ie</strong>der der IKG W<strong>ie</strong>n in kulturellen, politischen<br />
und or ganisatori schen Belangen. Stärkung des demokratischen<br />
Bewusst seins in der österreichischen Bevöl kerung. Sitz: 1010 W<strong>ie</strong>n, Seitenstettengasse 4, Postfach 145.<br />
Tel. Redaktion/Sekretariat 53 104/271, Anzeigenannahme 53 104/272, Fax: 53104/279, E-mail redaktion@ikg-w<strong>ie</strong>n.at<br />
Druck: AV+Astoria Druckzentrum GmbH, A-1030 W<strong>ie</strong>n<br />
Alle sign<strong>ie</strong>rten Artikel geben d<strong>ie</strong> persönliche Mei nung des Autors w<strong>ie</strong>der, d<strong>ie</strong> sich nicht immer mit der<br />
Meinung der Redaktion deckt. Für d<strong>ie</strong> Kaschrut der in der GEMEINDE angezeigten Produkte übernehmen<br />
Herausgeber und Redaktion ausdrücklich keine Verantwortung. Nicht alle Artikel, d<strong>ie</strong> in der<br />
Redaktion einlangen, müs sen zur Veröffentlichung gelangen.<br />
D<strong>ie</strong><br />
Profil<strong>ie</strong>rung mit<br />
Antisemitismus? 27<br />
Leserbr<strong>ie</strong>fe an Redaktionen 27<br />
JÜDISCHE WELT<br />
MICHAEL FEYER<br />
Eine ungewöhnliche Frau 28<br />
GERTRAUD HOHENEDER<br />
Brückenschlag 30<br />
Biblisches Öl gegen Infektionen 30<br />
Panorama<br />
D<strong>ie</strong> Angst der Juden<br />
31<br />
in Myanmar 33<br />
Sport 34<br />
Crocs sind in<br />
Israeli neuer Präsident<br />
35<br />
des Weltärztebundes 36<br />
Neue Regeln in der Knesset 36<br />
KULTUR<br />
MARTA S. HALPERT<br />
„Singen war wichtiger als Brot“<br />
Ein Portrait zum 90. Geburtstag<br />
von Hilde Zadek 37<br />
Orden an den Retter des<br />
„Pianisten“ 41<br />
Auszeichnung für<br />
Hannah Lessing 41<br />
Stolpersteine 42<br />
Ehrung für Lotte Tobisch 44<br />
MICHAELA LEHNER<br />
Das Gedächtnis der Haut 45<br />
Kulturelles 46<br />
Titelbild: S<strong>ie</strong>he auch Beitrag Seite 47<br />
„D<strong>ie</strong> Gemeinde“ 14-tägig!<br />
Mehr Service.Mehr Übersicht.<br />
Mehr Information.<br />
PLENARSITZUNGEN 2007<br />
� 06.11.�<br />
Ausgewertet werden Meldungen von: APA, Jerusalem<br />
Post, Ha’aretz, MEMRI, Yediot Aharonot, Global intelligence<br />
centre, Walla, Y-net, israelnetz (inn), nahostfocus<br />
(NOF), ICEJ, Honestly-concerned, GMW, JTA,<br />
u.v.a.<br />
Wir bedauern ...<br />
❚ Korrektur zur letzten Ausgabe (Nr.605/Seite 76) „Das Kol Nidrej Gebet und<br />
seine Musik“:<br />
1.Es stand, dass Christen behaupteten, dass man den Schwü ren und Ver spre chungen<br />
der Juden nicht glauben kann, weil jene sow<strong>ie</strong>so am Jom Kippur bedeutungslos werden.<br />
Zu unserem Bedauern fehlte d<strong>ie</strong> Ant wort des Rabbiners Jech<strong>ie</strong>l von Paris und<br />
Rabbiner Mo sche ben Nachman (Nach manides): „Das Kol Nidrej Gebet hilft uns<br />
Schwüre und Versprechen aufzu he ben, d<strong>ie</strong> wir uns selber gestellt haben, aber keine,<br />
d<strong>ie</strong> wir unseren Mit men schen geleistet haben“.<br />
2. Der Name der Königin von Span<strong>ie</strong>n im Jahre 1498 lautet „Isabella“ und nicht Eli -<br />
sa beth.<br />
3. Rabbi Jacob Molin (Maharil) lebte von 1360 – 1427.<br />
❚ Sterbefälle August:<br />
Richtig muss es heißen STERNFELD Albert und nicht Viktor .<br />
Wir freuen uns ...<br />
Betreff: EIN KNICKSERL<br />
L<strong>ie</strong>be Frau Feiger,<br />
seit Jahren lese ich DIE GEMEINDE.<br />
Neben den fachlichen Berichten, kann man h<strong>ie</strong>r - beson ders<br />
in letzter Zeit - auch fund<strong>ie</strong>rte Hintergrundinforma tio nen<br />
bekommen, d<strong>ie</strong> man in anderen Med<strong>ie</strong>n meist vermisst.<br />
Besonders v<strong>ie</strong>l Herz spürte ich in dem Artikel von Marta<br />
Halpert über den von mir sehr verehrten Dan<strong>ie</strong>l Baren -<br />
boim. Gäbe es auf der Welt mehrere Menschen mit seinem<br />
Mut und Verstand, so wäre unser Leben ein einziges<br />
fr<strong>ie</strong>d liches und hochklassiges musikalisches Crescendo.<br />
Ihre<br />
Renate Wunderer<br />
2 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768
Sehr geehrte Gemeindemitgl<strong>ie</strong>der!<br />
AUS DEM BÜRO DES PRÄSIDENTEN<br />
Am 30. September beteiligte sich d<strong>ie</strong> <strong>Israelitische</strong> <strong>Kultusgemeinde</strong> an einer Demonstration<br />
gegen einen atomaren Iran.<br />
Ich wurde gefragt, warum sich d<strong>ie</strong> IKG ausgerechnet zum Iran zu Wort meldet und ob nicht<br />
Themen w<strong>ie</strong> Antisemitismus, Rechtsextremismus und FPÖ näher l<strong>ie</strong>gende Probleme<br />
wären.<br />
Eine atomare Bedrohung durch den Iran bedeutet meiner Meinung nach d<strong>ie</strong> schlimmste<br />
Bedrohung für das jüdische Volk, den Staat Israel – aber eigentlich für d<strong>ie</strong> ganze Welt seit<br />
dem 2. Weltkr<strong>ie</strong>g. D<strong>ie</strong>se Bedrohung könnte, falls nicht eine diplomatische Lösung gefunden<br />
wird, zu einer militärischen Eskalation führen, d<strong>ie</strong> nicht nur für den Iran, sondern<br />
für d<strong>ie</strong> ganze Region, aber wahrscheinlich für d<strong>ie</strong> ganze Welt zu einer Katas trophe führen<br />
würde, d<strong>ie</strong> in ihrer Dimension den 2. Weltkr<strong>ie</strong>g noch übertreffen könnte.<br />
Wenn wir aus der Geschichte gelernt haben, dass Chamberlain und Dalad<strong>ie</strong>r mit einer<br />
Politik des „appeasements“ letztendlich 50 Millionen Tote auf dem Gewissen haben (hätten<br />
s<strong>ie</strong> doch nur „Mein Kampf“ gelesen und Hitler geglaubt), dann müssten d<strong>ie</strong> europäischen<br />
Politiker endlich d<strong>ie</strong> iranische Führung ernst nehmen.<br />
Seit Khomeini ist es deren Doktrin, den Führungsanspruch in der islamischen Welt zu<br />
stellen, antijüdische und antiisraelische Ideen zu propag<strong>ie</strong>ren, d<strong>ie</strong> Vernichtung des jüdischen<br />
Staates zu fordern, d<strong>ie</strong> terroristischen Organisationen (Hamas, Hisbollah) zu un -<br />
terstützen, den Terror in d<strong>ie</strong> Welt zu tragen (Anschlag gegen d<strong>ie</strong> jüdische Gemeinde in<br />
Buenos Aires). Wenn man meint, dass es nur auf den iranischen Präsidenten Mahmud<br />
Ahmadinejad beschränkt ist, so ist das w<strong>ie</strong>der ein Versuch, d<strong>ie</strong> Augen vor der Realität<br />
zu verschl<strong>ie</strong>ßen. D<strong>ie</strong> so genannten Gemäßigten in der iranischen Führung, Larijani, Raf -<br />
sanjani und Chameini sind alles andere als Gemäßigte (nur weil s<strong>ie</strong> Englisch sprechen),<br />
und stellen in ihren Aussagen d<strong>ie</strong> selben extremistischen Forderungen, haben d<strong>ie</strong> selben<br />
Ansichten, nur formul<strong>ie</strong>ren s<strong>ie</strong> etwas weniger schrill und veranstalten keine Konferenz<br />
zur Leugnung der Shoah.<br />
D<strong>ie</strong> Bedrohung auf Israel zu reduz<strong>ie</strong>ren ist ein weiterer Fehler, vor allem der Europäer.<br />
Der Iran verfügt derzeit über Mittelstreckenraketen mit einer Reichweite von 1.300 km.<br />
Zuletzt wurde stolz eine neue Raketengeneration Shahab IV mit einer Reichweite von<br />
1.800 bis 2.000 km in Teheran vorgestellt. D<strong>ie</strong>se neuen Raketen gefährden ausschl<strong>ie</strong>ßlich<br />
Afrika und Europa, und es kann sich also jeder ausrechnen, dass der Iran keinen Rake -<br />
ten angriff gegen Kenia und d<strong>ie</strong> Elfenbeinküste vor hat.<br />
Dass d<strong>ie</strong>se offensichtliche Bedrohung der europäischen Staaten von d<strong>ie</strong>sen ignor<strong>ie</strong>rt<br />
wird, ist eine grobe Fahrlässigkeit.<br />
AUS DEM BÜRO DES PRÄSIDENTEN<br />
Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 3
AUS DEM BÜRO DES PRÄSIDENTEN<br />
AUS DEM BÜRO DES PRÄSIDENTEN<br />
Dass d<strong>ie</strong> Europäer heute neben Russland und China d<strong>ie</strong> wichtigsten Handelspartner des<br />
Iran sind, ist eine weitere Tatsache, aber mit einem kleinen Untersch<strong>ie</strong>d: Europäer l<strong>ie</strong>fern<br />
Technolog<strong>ie</strong> und Ersatzteile, s<strong>ie</strong> invest<strong>ie</strong>ren in Raffiner<strong>ie</strong>n und helfen dem Iran, seine de so -<br />
late Infrastruktur, insbesondere im Bereich Erdöl und Gas zu modernis<strong>ie</strong>ren - und gerade<br />
das ist d<strong>ie</strong> Voraussetzung, um das atomare Programm des Iran überhaupt zu ermöglic hen.<br />
D<strong>ie</strong>ses atomare Programm d<strong>ie</strong>nt der iranischen Führung auch, um d<strong>ie</strong> Inkompetenz im<br />
eigenen Land zu verschle<strong>ie</strong>rn (Benzin ist in einem der erdölreichsten Länder der Welt<br />
ration<strong>ie</strong>rt worden!).<br />
D<strong>ie</strong>se Unfähigkeit der iranischen Führung, den Menschen Arbeit, Ausbildung und Wohlstand<br />
zu ermöglichen, führt zu einer massiv steigenden Unzufr<strong>ie</strong>denheit, und es l<strong>ie</strong>gt<br />
jetzt an den Europäern, dafür Sorge zu tragen, dass d<strong>ie</strong> iranische Bevölkerung versteht,<br />
dass nur in einem fr<strong>ie</strong>dlichen Nebeneinander und ohne atomare Bedrohung Prosperität<br />
und eine fr<strong>ie</strong>dliche Zukunft des Iran möglich sind. Dazu müssten Konzerne w<strong>ie</strong> OMV,<br />
S<strong>ie</strong>mens, EON, usw. ihre Investitionstätigkeit im Iran einstellen, müssten d<strong>ie</strong> europäischen<br />
Reg<strong>ie</strong>rungen d<strong>ie</strong> Gunst der Stunde erkennen und handeln statt reden, um eine Eskala ti on<br />
und eine mögliche Katastrophe eines Kr<strong>ie</strong>ges zu verhindern.<br />
Als Juden, als Europäer und als Menschen, d<strong>ie</strong> im Kr<strong>ie</strong>g keine Lösungsmöglichkeit se hen,<br />
ist es daher unsere Pflicht, unsere Stimme zu erheben. Deswegen hat sich d<strong>ie</strong> Kultus ge -<br />
meinde zu Wort gemeldet, deswegen meldet sich der Europäische Jüdische Kongress zu<br />
Wort, und deswegen werden wir unsere Bemühungen in d<strong>ie</strong>ser Richtung in den nächsten<br />
Monaten weitere intensiv<strong>ie</strong>ren.<br />
Herzlichst<br />
Ihr<br />
Dr. Ar<strong>ie</strong>l Muzicant<br />
Anlässlich des Ramadan lud Bundeskanzler Alfred Gusenbauer d<strong>ie</strong> Spitzen re prä sen tanten der<br />
Religionsgemeinschaften zum traditionellen Fastenbrechen (Iftar). Es ka men Kardinal Christoph<br />
Schönborn, der Präsident der Islamischen Glaubens ge mein schaft, Anas Schakfeh, der evangelische<br />
Bischof Herwig Sturm sow<strong>ie</strong> der Präsident der <strong>Israelitische</strong>n <strong>Kultusgemeinde</strong>, Ar<strong>ie</strong>l Muzicant. In<br />
seiner Rede betonte Gusenbauer, dass jede religiöse Grupp<strong>ie</strong>rung „nicht nur Lichtseiten, sondern im<br />
Laufe ihrer jahrhundertelangen Geschichte auch Schattenseiten“ aufweist. Der Staat werde d<strong>ie</strong> „Frei -<br />
heit der Religion schützen“, im Gegensatz müssten d<strong>ie</strong> Religionsgemein schaften „den allgemeinen<br />
rechtlichen Rahmen der Republik achten“.<br />
4 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768<br />
© Johannes Zinner
IKG-WAHLEN 2007<br />
FESTSETZUNG DER FRISTEN<br />
Frist Beschreibung<br />
Mo. 15.10.07<br />
Do. 18.10.07<br />
Di. 23.10.07<br />
Do. 25.10.07<br />
Auflegen der Wählerliste, Anschlag an Kundma chungstafel<br />
= Stichtag für d<strong>ie</strong> Wahlberechtigung § 79/2,<br />
Frühester Termin zur Abgabe von Wahlvorschlägen<br />
§ 82/1 a<br />
Frist zur Einbringung von Beschwerden<br />
gegen d<strong>ie</strong> Wählerliste §79<br />
Spätester Termin zur Abgabe von Wahlvorschlägen<br />
§ 82/1a<br />
3 Tage Frist zur Entscheidung über Beschwerden § 80/1<br />
3 Tage Frist zur Berufung § 80/2<br />
3 Tage Frist zur Entscheidung über Berufung § 80/2<br />
Di. 30.10.07 Ende der Prüfungsfrist der Wahlvorschläge § 82/2<br />
So. 04.11.07<br />
letzter Tag zur Beseitigung von Mängeln in den<br />
Wahlvorschlägen, d<strong>ie</strong> vom Präsidenten innerhalb<br />
der Prüfungsfrist anerkannt wurden § 82/2<br />
Di. 06.11.07 Frist zur Bekanntgabe der Koppelungen § 83<br />
Mi. 07.11.07<br />
Fr. 09.11.07<br />
Fr. 09.11.07<br />
Frist für Vorschläge für d<strong>ie</strong> Zusammensetzung<br />
der einzelnen Wahlkommissionen § 84/3<br />
Kundmachung mittels persönlicher Zuschrift<br />
(Zu sen dung der Wahllegitimationen) an alle<br />
Wahlberechtigte §81<br />
Kundmachung der Wahlvorschläge und allfälliger Koppelungen<br />
an der Kundmachungstafel der IKG § 82/3<br />
So. 11.11.07 Letzter Tag für Änderungen in der Wählerliste § 80/5<br />
Do. 15.11.07 1. Alternativwahltag § 84/2<br />
Di. 20.11.07 2. Alternativwahltag § 84/2<br />
So. 25.11.07 HAUPTWAHLTAG<br />
Mo. 03.12.07 Einwendungen gegen d<strong>ie</strong> Wahl § 92/1<br />
8 Tage ab<br />
Zustellung<br />
Beschwerde gg. Entscheidungen des KV betreffend<br />
Agnos z<strong>ie</strong>rung bzw. Annul<strong>ie</strong>rung der Wahl bzw.<br />
Einwendungen ab Zustellung §92/5<br />
4 Wochen Entscheidungsfrist bei Einwendungen § 92/6<br />
8 Tage Ablehnung der Wahl durch Gewählten § 92/7<br />
Di. 08.01.08<br />
letzter Tag zur Einberufung<br />
des neuen Kultusvorstandes § 93/1<br />
Kundmachung des Wahlergebnisses in „D<strong>ie</strong> Gemeinde“<br />
D<strong>ie</strong> angegebenen Paragraphen bez<strong>ie</strong>hen sich auf das Statut der IKG<br />
IKH-WAHLEN 2007<br />
NEUWAHL DES<br />
KULTUSVORSTANDES<br />
AM 15., 20. UND 25. NOVEMBER 2007 WIRD DER VORSTAND<br />
DER ISRAELITISCHEN KULTUSGEMEINDE WIEN NEU GEWÄHLT<br />
D<strong>ie</strong> Wählerliste l<strong>ie</strong>gt ab Montag, dem 15. Oktober 2007,<br />
9 Uhr früh, während der üblichen D<strong>ie</strong>nststunden in der Abteilung<br />
"Mitgl<strong>ie</strong> der ser vi ce" der <strong>Israelitische</strong>n <strong>Kultusgemeinde</strong> W<strong>ie</strong>n,<br />
W<strong>ie</strong>n 1, Seiten stetten gasse 4, Parterre, auf.<br />
Reklamationen wegen Auslassung wahlberechtigter oder Auf -<br />
nah me von nicht wahlberechtigten Personen in der Wählerliste<br />
können vom 15. Ok to ber bis einschl<strong>ie</strong>ßlich 23. Oktober 2007<br />
während der üblichen D<strong>ie</strong>nst stunden im Gene ral se kretariat der<br />
<strong>Israelitische</strong>n <strong>Kultusgemeinde</strong> W<strong>ie</strong>n, W<strong>ie</strong>n I, Seiten stet ten gasse 4,<br />
schriftlich eingebracht werden.<br />
WANN WIRD GEWÄHLT?<br />
am Donnerstag, 15. November 2007 von 8 - 18 Uhr und<br />
am D<strong>ie</strong>nstag, 20. November 2007 von 8 - 20 Uhr<br />
im Wahllokal Innere Stadt (1010 W<strong>ie</strong>n, Seiten stet ten -<br />
gasse 2) bzw. am<br />
Sonntag, 25. November 2007<br />
in den für S<strong>ie</strong> zuständigen Wahllokalen,<br />
WAHLLOKAL 1<br />
1010 W<strong>ie</strong>n, Seitenstettengasse 2<br />
(Gemeindezentrum IKG)<br />
Wahlberechtigte der Bezirke<br />
NÖ und nördl. Burgenland<br />
WAHLLOKAL 2<br />
(Buchstaben A-K),<br />
1020 W<strong>ie</strong>n, Tempel gasse 5<br />
(Verein ESRA)<br />
Wahlberechtigte der Bezirke<br />
1020 (A-K)<br />
WAHLLOKAL 3<br />
(Buchstaben L-Z),<br />
1020 W<strong>ie</strong>n, Tempelgasse 5<br />
(Verein ESRA)<br />
Wahlberechtigte der Bezirke<br />
1020 (L-Z), 1220<br />
WAHLLOKAL 4<br />
1040 W<strong>ie</strong>n, Taubstummeng. 17<br />
(B’nai B’rith Loge)<br />
Wahlberechtigte der Bezirke<br />
1030, 1040, 1050, 1100 und 1110<br />
WAHLLOKAL 5<br />
1130 W<strong>ie</strong>n, Am Platz 2<br />
(Bezirksmuseum H<strong>ie</strong>tzing)<br />
Wahlberechtigte der Bezirke<br />
1120, 1130, 1140, 1150 und 1230<br />
WAHLLOKAL 6<br />
1190 W<strong>ie</strong>n, Bauernfeldgasse 4<br />
(Maimonides Zentrum)<br />
Wahlberechtigte der Bezirke<br />
1090, 1160, 1170, 1180 und 1190<br />
WAHLLOKAL 7<br />
1200 W<strong>ie</strong>n, Adalbert-Stifter-<br />
Straße 14-18 (JBBZ)<br />
Wahlberechtigte der Bezirke<br />
1200 und 1210<br />
WAS BRAUCHE ICH,<br />
UM WÄHLEN ZU KÖNNEN?<br />
D<strong>ie</strong> seitens der <strong>Kultusgemeinde</strong> ausgestellte WAHL LEGI TI -<br />
MA TION (s<strong>ie</strong> ergeht rechtzeitig an alle Wahl be rechtigten)<br />
und ein amtlicher LICHTBILDAUSWEIS (Reisepass, Führer -<br />
schein etc.) berechtigt S<strong>ie</strong> zur Stimmabgabe.<br />
S<strong>ie</strong> erhalten vom Vorsitzenden der Wahlkommission einen<br />
Stimmzettel, auf dem d<strong>ie</strong> wahlwerbenden Gruppen aufgelis tet<br />
sind, und treffen durch Ankreuzen der Partei Ihres Ver trauens<br />
Ihre Wahl.<br />
Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 5
ROSCH HASCHANAH<br />
Ministerpräsident Shimon Peres<br />
Da wir an der Schwelle zum<br />
jüdischen Neuen Jahr stehen<br />
und ich gleichzeitig mein Amt<br />
als Staatspräsident von Israel<br />
antrete, möchte ich mit Ihnen<br />
zuerst und vor allem meinen<br />
t<strong>ie</strong>fsten und herzlichsten<br />
Wunsch teilen für ein Jahr<br />
des anhaltenden Wohlstands,<br />
für Sicherheit, für geistigen<br />
Reichtum und für das Wohl -<br />
ergehen des jüdischen Volkes<br />
in der ganzen Welt und für<br />
alle jene, d<strong>ie</strong> nach Fr<strong>ie</strong>den und<br />
Toleranz streben.<br />
Es ist eine Zeit für Einheit – sowohl zu Hause w<strong>ie</strong> im Aus -<br />
land.<br />
Inmitten des weiteren Umfeldes der Schw<strong>ie</strong>rigkeiten und<br />
Herausforderungen, denen wir uns in der Neuen Ära ge -<br />
gen über sehen, ist das jüdische Volk dazu aufgefordert,<br />
sich mit Themen und Fragen auseinanderzusetzen, d<strong>ie</strong><br />
unsere Existenz betreffen, unsere Rolle bei globalen Ini ti a -<br />
tiven und d<strong>ie</strong> Gestaltung unserer eigenen Identität. V<strong>ie</strong>le<br />
Jahre lang wurde Israel als ein „globales“ Problem be -<br />
trach tet. Heute setzt sich Israel mit den gleichen globalen<br />
Herausforderungen auseinander, d<strong>ie</strong> auch der gesamten<br />
Welt Probleme bereiten.<br />
Das ist der Grund, warum wir zusammen arbeiten müssen,<br />
um d<strong>ie</strong>sen und zukünftigen Herausforderungen zu begeg -<br />
nen – nicht einfach nur deshalb, um darauf zu reag<strong>ie</strong>ren,<br />
son dern um zu träumen und zu schaffen... um strategische<br />
Pri oritäten zu entwickeln, d<strong>ie</strong> von so grundsätzlicher Be -<br />
deu tung sind, w<strong>ie</strong> s<strong>ie</strong> unser Volk in seiner gesamten Ge -<br />
schich te entwickelt hat ... um daran zu glauben und d<strong>ie</strong>se<br />
umzusetzen... Nur durch d<strong>ie</strong> gemeinsame Z<strong>ie</strong>lsetzung un -<br />
se rer Anstrengungen – jenen von Israel und des jüdischen<br />
Vol kes – können wir wirklich dazu beitragen, d<strong>ie</strong> Zukunft<br />
und das Wohlergehen unseres Volkes zu gestalten und zu<br />
si chern.<br />
Wenn man in einer globalis<strong>ie</strong>rten Welt lebt, wird d<strong>ie</strong> „Rea lität“<br />
unvermeidlich ein dynamisches und sich permanent<br />
än derndes Phänomen, in dessen Umfeld untersch<strong>ie</strong>dliche<br />
Gemeinden mit sich ändernden Umständen und Heraus -<br />
forderungen konfront<strong>ie</strong>rt werden. Das jüdische Volk darf<br />
nicht d<strong>ie</strong> Bedeutung des Einsammelns der einzelnen Stim -<br />
men in der gesamten jüdischen Welt vernachlässigen und<br />
muss d<strong>ie</strong>se zu einem einzigen umfassenden und bedeutungsvollen<br />
Ganzen zusammenfügen. Unsere Verantwor -<br />
tung als Volk l<strong>ie</strong>gt darin, es zu ermöglichen, dass all d<strong>ie</strong>sen<br />
Stimmen Gehör verschafft wird. Wir müssen, sowohl in<br />
Israel, w<strong>ie</strong> in der gesamten Diaspora, d<strong>ie</strong> Kunst der Sen si bi -<br />
lität und der Weisheit lernen, d<strong>ie</strong> es uns ermöglichen könn te,<br />
das Potential freizusetzen, das in solchen Stimmen enthalten<br />
ist. Unser Z<strong>ie</strong>l im Laufe d<strong>ie</strong>ses gesamten Pro zes ses muss<br />
nach w<strong>ie</strong> vor darin l<strong>ie</strong>gen, für eine sowohl intellektuelle<br />
w<strong>ie</strong> qualitative Partnerschaft zum Nutzen unseres Volkes<br />
zu werben.<br />
Es l<strong>ie</strong>gt in der Natur des jüdischen Erbes nach globaler<br />
Ver antwortung im Rahmen von Tikkun Olam zu streben.<br />
Trotz seiner geringen Größe hat Israel bew<strong>ie</strong>sen, dass es<br />
dazu in der Lage ist, eine einzigartige Wirtschaft zu schaffen.<br />
In ähnlicher Weise ist das Land zu einem globalen<br />
Pion<strong>ie</strong>r auf dem Feld der wissenschaftlichen Entwicklung<br />
und Forschung geworden. Es ist von grundlegender Be -<br />
deu tung, dass Israel weiterhin eine wichtige Rolle im Be -<br />
reich der globalen Wissenschaft und Technolog<strong>ie</strong> einnimmt<br />
und als Pion<strong>ie</strong>r d<strong>ie</strong>nt bei der n<strong>ie</strong> endenden Suche nach Lö -<br />
sungen für globale Herausforderungen auf den Geb<strong>ie</strong>ten<br />
der Ausbildung, Telekommunikation, Landwirtschaft, der<br />
globalen Erwärmung und in weiteren Forschungs be rei -<br />
chen. Das jüdische Volk in der ganzen Welt d<strong>ie</strong>nte in der<br />
Vergangenheit als Rückgrat bei derartigen Leistungen und<br />
wird d<strong>ie</strong>s auch in der Gegenwart und in Zukunft tun.<br />
Gemeinsam haben der Staat Israel und d<strong>ie</strong> jüdische Ge -<br />
mein schaft in der Diaspora, das ihnen innewohnende Po tential,<br />
zur weiteren Fr<strong>ie</strong>densentwicklung und zu vermehrtem<br />
Wohlstand auf globaler Ebene im Allgemeinen beizutragen,<br />
und zur Sicherung der jüdischen Existenz im Besonderen.<br />
Um d<strong>ie</strong> zuvor angeführten Sehnsüchte in d<strong>ie</strong> Realität um -<br />
setzen zu können, müssen regionale Partnerschaften ge -<br />
pflegt und alle vorhandenen natürlichen und menschli chen<br />
Möglichkeiten weise eingesetzt werden, wenn es darum<br />
geht, für regionale wirtschaftliche Entwicklung und d<strong>ie</strong><br />
Er z<strong>ie</strong>hung zum Fr<strong>ie</strong>den zu werben. Keine Gelegenheit darf<br />
verpasst und jede Möglichkeit muss aufgegriffen werden,<br />
Wir wünschen allen Kunden und Freunden<br />
frohe Fe<strong>ie</strong>rtage!<br />
6 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768
um für Fr<strong>ie</strong>den unter uns selbst und mit unseren Nachbarn<br />
zu werben. Gleichzeitig müssen wir d<strong>ie</strong> nötigen Maßnah -<br />
men ergreifen, um d<strong>ie</strong> Sicherheit jüdischen Lebens zu<br />
gewährleisten, wo immer d<strong>ie</strong>s auch sein möge.<br />
Der Staat Israel misst der Anteilnahme der jüdischen Ge -<br />
meinden in aller Welt beim Prozess der Sicherstellung seines<br />
Wohlergehens größten Wert bei. Von besonderem Wert<br />
ist d<strong>ie</strong> anhaltende Beteiligung der jüdischen Jugend von<br />
heute an d<strong>ie</strong>sem Prozess, d<strong>ie</strong>s sind d<strong>ie</strong> führenden jüdischen<br />
Persönlichkeiten der Zukunft. Während wir weiterhin<br />
stolz das jüdische Erbe und d<strong>ie</strong> Ethik unserer Vorväter<br />
pflegen werden, muss sich unser Augenmerk auch auf<br />
un sere Kinder richten – denn wir müssen für s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Wei -<br />
chen für ihre Integration und ihr Aufwachsen im neuen<br />
Zeitalter stellen.<br />
In der Tat ist es so, dass wir am Rande der Gegenwart stehen.<br />
Wir sehen uns nach w<strong>ie</strong> vor Herausforderungen aller<br />
Art gegenüber und d<strong>ie</strong> größte davon l<strong>ie</strong>gt darin, keine<br />
Mög lichkeit ungenutzt verstreichen zu lassen. Dazu sind<br />
wir entschlossen. Darin l<strong>ie</strong>gt unser Gebet.<br />
Mit Rosch Haschana vor unserer Türschwelle entb<strong>ie</strong>te ich<br />
Ihnen, noch einmal, meine wärmsten persönlichen Wün -<br />
sche für S<strong>ie</strong>, Ihre Famil<strong>ie</strong>n und Ihre Gemeinden für ein<br />
Jahr des Fr<strong>ie</strong>dens und des Wohlergehens.<br />
Herzlichst<br />
Shimon Peres<br />
ROSCH HASCHANAH<br />
Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 7
DIE RUSSISCHE SEITE<br />
Sehr geehrte Damen<br />
und Herren, l<strong>ie</strong>be<br />
Freundinnen und<br />
Freun de! Ich kann<br />
zwar heute h<strong>ie</strong>r nicht<br />
an d<strong>ie</strong>ser wichtigen<br />
und notwendigen<br />
Kund gebung der<br />
Solidarität mit Israel<br />
teilnehmen, mir ist<br />
es aber ein Bedürfnis<br />
meine t<strong>ie</strong>fe Ver bun -<br />
den heit mit den Anl<strong>ie</strong>gen d<strong>ie</strong>ser Veranstaltung offen<br />
und deutlich zum Ausdruck zu bringen.<br />
Im Rahmen meiner Tätigkeit im DÖW und in der Aktion<br />
gegen den Antisemitismus habe ich mich in den letzten<br />
Jahren in zunehmendem Maße mit einem als „Antizio -<br />
nismus“ verkleideten Antisemitismus auseinandersetzen<br />
müssen - einem Antisemitismus, der nicht nur von Rechts -<br />
extremisten und Neonazis kommt, sondern auch (zu meinem<br />
Leidwesen, füge ich hinzu) von linker Seite, auch<br />
von manchen Sozialdemokraten getragen oder zumindest<br />
unterstützt wird.<br />
D<strong>ie</strong> Aktion gegen den Antisemitismus hat von Anfang an<br />
d<strong>ie</strong> Vernichtungsdrohungen des iranischen Präsidenten<br />
Ah madinejad gegen Israel ernst genommen und d<strong>ie</strong> österreichische<br />
Politik aufgefordert, dazu entsch<strong>ie</strong>den Stellung<br />
zu nehmen und Handlungen zu setzen. Leider müssen wir<br />
feststellen, dass d<strong>ie</strong>s nur in unzureichendem Maße ge -<br />
sche hen ist.<br />
Weder d<strong>ie</strong> erbärmliche Holocaust-Leugner-Konferenz in<br />
Teheran noch d<strong>ie</strong> unvermindert fortgesetzte nukleare<br />
Auf rüstung des Iran haben zu angemessenen Reaktionen<br />
Österreichs und der Europäischen Union geführt, und der<br />
sogenannte Dialog mit dem iranischen Regime ist nichts<br />
an deres als der Schutzmantel, hinter dem der Atombom -<br />
ben bau betr<strong>ie</strong>ben wird. Iranische Atombomben sind zwar<br />
primär eine Existenzgefährdung Israels, es wäre aber naiv,<br />
d<strong>ie</strong> darüber hinausgehenden Bedrohungen nicht zu se hen:<br />
Im Vis<strong>ie</strong>r der islamistischen Fundamentalisten steht d<strong>ie</strong><br />
ge samte westliche Kultur und Zivilisation, stehen De mo -<br />
kra t<strong>ie</strong> und Menschenrechte, stehen alle, d<strong>ie</strong> keinen islamischen<br />
Gottesstaat wollen.<br />
Es ist eine unfassbare Umkehrung der Wirklichkeit, wenn<br />
d<strong>ie</strong>se reale Bedrohung von österreichischen Med<strong>ie</strong>n nicht<br />
wahrgenommen wird und stattdessen im ‘profil’ gefragt<br />
wird: „W<strong>ie</strong> mächtig ist Israel?“ Mit d<strong>ie</strong>ser Aufbauschung<br />
werden antisemitische Klischees vom allmächtigen Ju den -<br />
tum und von der jüdischen Weltverschwörung bed<strong>ie</strong>nt und<br />
gleichzeitig von den wirklichen Gefahren in der Welt ab -<br />
gelenkt. Stellen wir doch d<strong>ie</strong> Gegenfrage: Wann wird über<br />
d<strong>ie</strong> pro-arabische und pro-islamische Lobby in Eu ro pa<br />
eine Titelstory verfasst? Wann wird d<strong>ie</strong> (indirekte) Finan -<br />
Aus dem Holocaust nichts gelernt?<br />
Warnung vor dem iranischen Atomprogramm<br />
Von Wolfgang Neugebauer<br />
z<strong>ie</strong> rung von palästinensischen Terror aktivitäten durch<br />
missbrauchte EU-Gelder thematis<strong>ie</strong>rt?<br />
Als Historiker weiß ich, dass das Zurückweichen vor totalitären<br />
Diktaturen katastrophale Folgen haben kann. D<strong>ie</strong><br />
Appeasement-Politik des Westens 1938 hat zu den Erfol -<br />
gen Hitlerdeutschlands maßgeblich beigetragen. Shoah<br />
und andere Genozide in Europa wären nicht möglich ge -<br />
we sen, wenn Hitlerdeutschland schon 1938 in d<strong>ie</strong> Schran ken<br />
gew<strong>ie</strong>sen worden wäre. Daraus heißt es d<strong>ie</strong> Lehren zu z<strong>ie</strong>hen.<br />
Das iranische Atomprogramm muss mit allen Mitteln<br />
gestoppt werden. Wenn Dialog, Verhandlungen und<br />
Sank tionen keine Ergebnisse bringen, wird man letztlich<br />
auch den Einsatz militärischer Mittel als gerechtfertigt an -<br />
se hen müssen.<br />
Unsere Aufgabe h<strong>ie</strong>r und heute ist es, d<strong>ie</strong> Öffentlichkeit<br />
auf d<strong>ie</strong>se realen Bedrohungen aufmerksam zu machen.<br />
Diplomatische Floskeln und Fr<strong>ie</strong>densbekundungen, d<strong>ie</strong><br />
nichts an der Situation ändern, sind zu wenig. Solidarität<br />
mit dem bedrohten Israel heißt auch, dem jüdischen Staat<br />
das Recht auf Selbstverteidigung, auf Behauptung seiner<br />
offen bedrohten Existenz zuzubilligen. Gerade Österreich<br />
und Deutschland haben auf Grund ihrer Involv<strong>ie</strong>rung in<br />
d<strong>ie</strong> Shoah besondere Verpflichtungen gegenüber den Jü -<br />
din nen und Juden und gegenüber dem jüdischen Staat.<br />
Wir dürfen einen atomaren Holocaust nicht zulassen.<br />
Grußbotschaft zur Kundgebung „Keine Geschäfte mit den iranischen<br />
Mullahs“ am 30. 09. Der Verfasser ist Vizepräsident der Aktion ge gen<br />
Antisemitismus und langjähriger wissenschaftlicher Leiter des DÖW.<br />
ALLAH UND DIE JUDEN<br />
D<strong>ie</strong> islamische Renaissance<br />
des Antisemitismus<br />
Buchpräsentation mit dem Or<strong>ie</strong>ntalisten<br />
Hans Peter Raddatz<br />
Montag, 5. November 2007,<br />
um 19.30 Uhr,<br />
IKG-Gemeindezentrum<br />
Moderation: Samuel Laster<br />
(Herausgeber der Internetzeitung „d<strong>ie</strong> juedische“)<br />
8 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768
Не почерпнули уроков из Холокоста?<br />
Предупреждение об иранской атомной программе.<br />
Вольфганг Нойгебауэр,<br />
Приветсвие участникам митинга «Никаких сделок с иранскими муллами»,<br />
воскресенье, 30-го сентября, 18 часов площадь Штефана.<br />
В рамках моей деятельности для Документального архива австрийского<br />
сопротивления иврамках Акции против антисемитизма, мне приходилось<br />
сталкиваться с таким растущим в своих масштабах проявлением<br />
антисемитизма, которое скрывается под понятием «антисионизм»,<br />
с антисемитизмом, который исходит не только от экстремистов правого<br />
толка и неонацистов, а также (добавлю здесь, к моему сожалению) из<br />
левого лагеря, который несут или хотя бы поддерживают также и<br />
некоторые социал-демократы.<br />
Акция против антисемитизма с самого начала серьёзно восприняла угрозы<br />
иранского президента Ахмадинеджада об уничтожении Израиля и<br />
потребовала от австрийской политики занять решительную позицию и<br />
предпринять действия. Нам приходится к сожалению отметить, что это<br />
было сделано в недостаточном объёме.<br />
Ни убогая конференция отрицателей Холокоста в Тегеране, ни<br />
продолжающееся полным ходом атомное вооружение Ирана, не вызвали<br />
достойной реакции Австрии и Европейского Союза и, так называемый,<br />
диалог с иранским режимом – это ничто иное как покрывало, под которым<br />
ведётся строительство атомной бомбы. Иранские атомные бомбы, хотя ив<br />
первую очередь представляют угрозу существованию Израиля, но было бы<br />
наивно не видеть угроз, которые выходят за эти рамки: под прицелом<br />
фундаменталистов-исламистов находится вся западная культура и<br />
цивилизация, демократия и права человека, находятся все, кто не хотят<br />
исламского халифата.<br />
Это является непостижимым скажением действительности, если эта<br />
реальная угроза не воспринимается австрийскими средствами массовой<br />
информации и вместо этого журнал «профиль» („Profil“) задаётся вопросом:<br />
«Насколько могуществен Израиль?» Этим раздувают антисемитские клише<br />
о всемогущем еврействе иовсемирном еврейском заговоре, одновременно<br />
отвлекая от действительных угроз миру.<br />
Давайте зададим встречный вопрос:Когда будет написана передовица о<br />
проарабском и происламистском лобби в Европе? Когда темой станут<br />
(непрямое) финансирование действий палестинских террористов с<br />
использованием денежных средств ЕС в преступных целях?<br />
Как историк, я знаю, что отступление перед тоталитарными диктатурами<br />
может иметь катастрофические последствия. Политика Appeasement,<br />
которая велась Западом в 1938 году, в значительной мере посодействовала<br />
успеху гитлеровской Германии. Шоа и другие геноциды в Европе не были<br />
бы возможны, если бы гитлеровская Германия уже в 1938 году была бы<br />
поставлена на место. Это значит, необходимо из этого извлекать уроки.<br />
Иранская атомная программа должна быть остановлена всеми возможоными<br />
методами. Если диалог, переговоры и санкции останутся безрезультатными,<br />
то тогда придётся рассматривать применение военной силы как<br />
оправданное.<br />
Наша задача, сегодня и сейчас, - это обратить внимание общественности на<br />
эти реальные угрозы. Дипломатические фразы и заверение в стремлении к<br />
миру, которые не ведут к изменению ситуации, этого мало.<br />
Солидарность с находящимся под угрозой Израилем означает также и<br />
признание за еврейским государством права на самооборону, на<br />
утверждение своего находящегося под угрозой существования.<br />
Австрия и Германия как раз, в связи с их причастностью к Шоа, имеют<br />
особые обязательства по отношению к еврейкам и евреям и по отношению<br />
к еврейскому государству. Мы не должны допустить атомного Холокоста.<br />
Автор является вице-президентом Акции против антисемитизма и<br />
многолетним научным руководителем Документального архива<br />
австрийского сопротивления.<br />
DIE RUSSISCHE SEITE<br />
„Todesmarsch“<br />
Gedenkveranstaltung<br />
im Rahmen von „Kristallnacht<br />
– Zeitzeugen berichten“<br />
W<strong>ie</strong>ner Volkstheater<br />
4. November 2007, um 11.00 Uhr<br />
Karten unter Tel. 01/52 111-400,<br />
ticket@volkstheater.at<br />
Kartenpreise: 14,- Euro (ermäßigt 8,- Euro)<br />
Bereits zum 15. Mal sprechen am 4. No -<br />
vember w<strong>ie</strong>der Zeitzeugen und Zeitzeu gin -<br />
nen über d<strong>ie</strong> Gräueltaten in der Zeit des<br />
Na tionalsozialismus im Rahmen einer Ma -<br />
tinee im W<strong>ie</strong>ner Volkstheater: „Zeitzeugen<br />
berichten“ aus Anlass der sogenannten<br />
„Reichs kristallnacht“ – heuer über d<strong>ie</strong> To -<br />
des märsche, d<strong>ie</strong> mehr als 300.000 Men -<br />
schen das Leben kosteten.<br />
Gebäudeverwaltung<br />
Katharina Tschirren<br />
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Koscheres Frühstück auf Wunsch.<br />
Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 9
POLITIK<br />
POLITIK • IN- UND AUSLAND<br />
Statement of Federal Chancellor<br />
Dr. Alfred Gusenbauer at the Interdisciplinary<br />
Centre, Herzliya,<br />
September 2 nd , 2007<br />
It is a great pleasure and honour for me to speak<br />
he re at the Interdisciplinary Centre in Herzliya to<br />
such a distinguished aud<strong>ie</strong>nce. Let me first thank the<br />
IDC and President Reich mann and Ambassador Pri -<br />
mor for bestowing the honour of an Honorary Fel low -<br />
ship of the Interdisciplinary Centre on me. It fills me<br />
with pride and gratitude to be a fellow of this prestigious<br />
institution.<br />
I was asked to give a short speech on the to pic<br />
of Europe, Austria and the Middle East. The time<br />
available will not suffice to tackle this complex is sue<br />
comprehensively especially as the multidimensional<br />
and multifaceted web of relations bet ween Europe<br />
and the Middle East is difficult to comprehend without<br />
including some basic thoughts about the trans -<br />
at lantic relationship, about the special relationship<br />
of some European States, including Austria, with Is -<br />
rael, about the role of Islam in to days Euro pe, about<br />
the energy situation and about the global threats<br />
of terrorism and weapons of mass destruction.<br />
As the Austrian Federal Chancellor I have the<br />
pri vilege to start with the special relationship<br />
between Austria and Israel. Next year we will celebrate<br />
the 60th anniversary of the crea tion of the state<br />
of Is ra el. The idea of a jewish state and it´s realisation<br />
are linked in an antithetic manner to the tragic<br />
exper<strong>ie</strong>nce of jews in Aus tria. The Declaration of<br />
Inde pen dence of Is rael is a telling document also in<br />
this res pect. It honours the spiritual father of the<br />
jewish sta te, Theodor Herzl. Herzl was an Austrian<br />
journalist and author and according to his diar<strong>ie</strong>s<br />
one of his dreams was to see one of his plays performed<br />
at the V<strong>ie</strong>nna Burgtheater. Faced with the<br />
endemic anti-semitism in V<strong>ie</strong>nna and elsewhere in<br />
Europe he developed a different more lasting and<br />
more powerful dream: the vision of a jewish state.<br />
Many perpetrators of the Holocaust were Aus tri -<br />
ans, many Austrians were part of the Nazi-machinery<br />
which brought death, suffering and destruction<br />
over Europe. Many Aus trians preferred to look the<br />
other way when death, suffering and destruction<br />
was brought to their Jewish neighbors. Austrian<br />
Roma and Sinti, socialists, communists, catho lics,<br />
homosexuals and others who were also persecuted<br />
and killed by the Nazi terror regi me.<br />
It took many years until Austria was ready to recognize<br />
its moral responsibility for this darkest period<br />
of our history. It took many years until we were able<br />
to see that the correct legal argument about the<br />
inexistence of Austria as a sovereign state during<br />
the Nazi period prevented us from coming to terms<br />
with our history. Chancellor Franz Vranitzky’s historic<br />
speech at the Hebrew University in Jerusalem<br />
in 1993 was a cathartic moment in the relations<br />
between Austria and Israel and between Austria<br />
and its history. Confronting our own past was at<br />
times painful and controversial. I learned this lesson<br />
when I commissioned a re port about the brown<br />
spots in my own party, about the ease with which<br />
my staunchly anti-Nazi Social Democratic Party had<br />
glossed over the Nazi past of some of its represen-<br />
tatives. I be l<strong>ie</strong>ve that today we are able to bow our<br />
heads in mourning, pay respect to the millions of<br />
victims of Nazi terror and assume responsibility for<br />
the bright as well as the dark sides of our past.<br />
This responsibility is not limited to lofty declarations.<br />
It is an important element in our con stant<br />
fight against anti-Semitism and ra cism. We need to<br />
be vigilant and act where ever ra cism and antisemitism<br />
shows its wicked head. Be it at home or<br />
abroad. Be it personal transgressions or governmental<br />
activity like the scan dalous Holocaust<br />
den<strong>ie</strong>rs conference organi zed by Iranian President<br />
Ah ma di ne jad. It is a motor for Austria’s staunch<br />
sup port for human rights everywhere. And it is a<br />
decisive fac tor in our relations with Israel.<br />
The bilateral relations between Austria and<br />
Israel deserve only one characterization: they are<br />
excellent. Despite the fact that there might be<br />
political differences on specific issues and despite<br />
the fact that relations have not always been easy,<br />
today I am proud to say that we are fr<strong>ie</strong>nds. Fr<strong>ie</strong>nds<br />
who cooperate in all walks of life, who share the<br />
same values of democracy and freedom. Fr<strong>ie</strong>nds<br />
who exchange ideas, goods and services at an ever<br />
increasing pace. I hope that my visit over the next<br />
days will open new avenues of cooperation and<br />
will deepen the fr<strong>ie</strong>ndship between our nations.<br />
As a member of the European Union Austria ac -<br />
ti vely participates in a rich web of bilateral and regi -<br />
o nal initiatives which are designed to deepen cooperation<br />
with Israel. Israel figures prominently in the<br />
EU neighborhood policy and the Euro-Medi terrane an<br />
Partnership, the so-called Barcelona pro cess, offers<br />
the opportunity to approach relations bet ween the<br />
EU and Israel in a regional context including Is -<br />
rael’s Arab neighbors. Israel was the first country<br />
with which the Euro pe an Union could finalize action<br />
plans for strengthened cooperation ranging from<br />
anti-terrorism to human rights, from sc<strong>ie</strong>ntific ex -<br />
chan ges to environmental cooperation. The close<br />
t<strong>ie</strong>s bet ween Europe and Israel could be even closer<br />
and Austria will work with its European partners<br />
and Israel to ach<strong>ie</strong>ve that goal.<br />
The constitutional debate within the Euro pe an<br />
Union and two big waves of enlargement<br />
which brought the 12 additional countr<strong>ie</strong>s in to the EU<br />
have dominated the political discourse of Europe over<br />
the past years. Austria’s eastern neighbors have all be -<br />
co me members of the Union. The political and economic<br />
importance of this “reunification” of Eu ro pe<br />
cannot be overestimated, especially for my country,<br />
which has hugely benefited from this development.<br />
I am also optimistic that we will be able to conclude<br />
the debate about the legal foundations of the<br />
Europe an Union in the coming months and thereby<br />
create the institutional and legal basis for a more<br />
effective, effic<strong>ie</strong>nt and democratic EU. The Reform<br />
treaty will create instruments through which Euro -<br />
pe’s foreign policy will become more coherent and<br />
effective. And the conclusion of the debate will free<br />
political energy that is needed to tackle the big<br />
challenges ahead. Let me just mention climate<br />
chan ge as one of the most pressing issues on the<br />
European and international agenda. Let me mention<br />
energy security. And let me men tion the contribution<br />
of Europe to a peace in the Middle East.<br />
Europe follows the developments in the Midd le<br />
East with great concern. Although the latest report<br />
of the International Atomic Ener gy Agency on the<br />
Iranian nuclear programme notes some positive<br />
steps, key questions re main unanswered. The international<br />
reaction towards the Iranian Uranium<br />
enrichment programme was clear and unequivocal<br />
and ba cked by targeted UN-sanctions. Iran, so far has<br />
slo wed down but not ended its enrichment activi -<br />
t<strong>ie</strong>s. It has not yet provided all necessary clari fica ti -<br />
ons with respect to past and current nu cle ar activit<strong>ie</strong>s<br />
so that suspicions about the character of its<br />
nuclear programme remain. Iran must fulfill its obli -<br />
gations under the relevant Secu ri ty Council resolutions<br />
if it wants sanctions to be lifted. The<br />
European Union has consistently de clared its readiness<br />
to engage in dialogue with Iran, if it lives up<br />
to its obligations. It has made equally clear that a<br />
nuclear armed Iran is unacceptable. We share this<br />
v<strong>ie</strong>w with the entire international community.<br />
Despite some improvements in the security situation<br />
in Iraq the daily bloodshed continues and<br />
risks to affect the entire region. The re con struction<br />
of Iraq will therefore be key. Austria is contributing<br />
its share to this international effort through the EU<br />
and bilaterally and is also supporting a stronger<br />
role of the United Nations in the efforts to stabilize<br />
Iraq. It would however be an illusion to assume that<br />
all these efforts can be brought to fruition with out<br />
the active participation of all Iraqi fac tions and<br />
without the positive involvement of Iraq’s neighbors.<br />
Stopping the infiltration of terrorists is key to<br />
the improvement of the se cu rity situation. But let me<br />
also draw your at ten ti on to the humanitarian catastrophe<br />
which affects more than 2 million Iraqi refu -<br />
gees stran ded in the boarder regions of neighboring<br />
countr<strong>ie</strong>s, mostly in Syria and Jordan. Last week<br />
the head of UNHCR, my old fr<strong>ie</strong>nd Antonio Guterres<br />
described the difficult<strong>ie</strong>s to provide humanitarian<br />
aid to these refugees and praised Jordan and Syria<br />
for shouldering the burden of this situation.<br />
Syria’s centrality to the stabilization of the Midd le<br />
East cannot be overestimated. The Eu ro pe an Union<br />
has extended its hand to Syria and has offered a<br />
wide-ranging dialogue un der certain conditions. It<br />
is time for Syria to come in from the cold. It is time<br />
for Syria to play a constructive role in the development<br />
of the region. It is time for Syria to realize that<br />
it has more than one op ti on.<br />
Austrian troops patrol the Golan heights sin ce<br />
1974 as part of United Nations Disenga ge ment<br />
Observer Force(UNDOF). Hundreds of young men<br />
volunteered for the service, some have given their<br />
lives in the hope that their ser vice might contribute<br />
to lasting peace bet ween Israel and Syria. I share<br />
the optimism of these young men. I hope that one<br />
day in the not too dis tant future I will be able to say<br />
to these men and to their famil<strong>ie</strong>s that their service<br />
and their sacrifice helped to bring about peace for<br />
milli ons.<br />
Let me now turn to the dimension of the Middle<br />
East conflict which is at the heart of the matter.<br />
It will come as no surprise to you that Austria,<br />
like the rest of the European Uni on sees the two<br />
state solution as the only viable and lasting solution<br />
to the Israeli-Pales tinian conflict. A two state<br />
10 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768
© Reuters/Gil Cohen Magen<br />
solution that leaves no doubt, no room of interpretation<br />
about the right of Israel to exist in security,<br />
freedom and within internationally and regionally<br />
recogni zed boarders and in good neighborliness<br />
with Palestine, but also with Syria, Lebanon,<br />
Jordan and Egypt. A two state solution that<br />
encompasses a fair solution of the complex issues<br />
of Jerusalem and of the Palestinian refugees.<br />
Under the term Middle East conflict we usually<br />
understand the multitude of conflict lines<br />
which relate in more or less clear ways to the core<br />
conflict between Israel and Palestine. Con ven tional<br />
wisdom has it that once this core con flict is solved,<br />
everything else will fall in place. Such monocausal<br />
explanations have the great advantage of reducing<br />
an extremely complex situation to a size that is<br />
manageable in intellectual terms. It has the great<br />
practical disadvantage that such a reductionist<br />
construction of reality can easily lead to an equally<br />
reductionist construction of a political process.<br />
The re fore I bel<strong>ie</strong>ve that comprehensive sett lements<br />
with Syria and Lebanon need to be reached in conjunction<br />
with the core track of the issue.<br />
Despite the worrying developments of re cent<br />
months in the Palestinian territor<strong>ie</strong>s there is a real<br />
chance to make substantial progress now. The regular<br />
talks between Prime Minister Ol mert and Pre s i -<br />
dent Abbas are a welcome de velop ment. If a concre -<br />
te understanding about the fra mework of a permanent<br />
status agreement can be reached in these talks<br />
the Middle East confe rence could present the op por -<br />
tunity for a serious breakthrough. Austria and the<br />
Euro pe an Union stand ready to support this pro cess,<br />
through the Quartet and through whatever means<br />
the two part<strong>ie</strong>s deem appropriate and useful. The<br />
recent nomination by the Quartet of Tony Blair as<br />
a special envoy is an additional element of hope.<br />
He will put all his renowned ener gy and skill into<br />
the build-up and stabilization of Pa les tinian institutions<br />
and accompany the political process as good<br />
as he can.<br />
It is obvious that a clear political perspecti ve and<br />
the improvement of daily living conditi ons of Pales -<br />
ti nians through professional and effic<strong>ie</strong>nt Palesti ni an<br />
institutions is key to preventing further disintegration<br />
of the Palestinian po litical landscape. The<br />
European Union as the biggest donor in Palesti ne plays<br />
a decisi ve ro le in this undertaking. The Israeli government<br />
has undertaken some steps to increase the<br />
con fi den ce of Palestinians that under the leadership<br />
of Presi dent Abbas and Primeminister Fayyad<br />
progress is not only possible but tangible. Fur ther<br />
steps are needed to increase that confidence. The<br />
political, economic and humanitarian situ ation<br />
need to improve substantially in order to cut off the<br />
lifeline of radicalism, which is des pair. I count on<br />
the wisdom of Israeli leaders in this respect. The<br />
implementation of the agreement on movement<br />
and access, further transfer of Palestinian tax and<br />
customs reve nu es and the facilitation of economic<br />
activit<strong>ie</strong>s would help to inspire hope. I also count<br />
on the wisdom of Presi dent Ab bas and the<br />
Palestinian Authority to make every effort to stabilize<br />
the situation in the Pa les tinian territor<strong>ie</strong>s, to<br />
reform its institutions and to improve the security<br />
situation for Pa les tinians and Israelis living along<br />
the boar der. I count on the wisdom of the Israeli<br />
and Pales tinian leadership to grasp the opportunity<br />
of renewed international and especially Ameri -<br />
can engagement, to move the process forward in<br />
an irreversible manner.<br />
The positive engagement of key Arab na tions in<br />
the process, the initiatives taken by Saudi-Arabia,<br />
Egypt and Jordan have substantially increased the<br />
chances for real progress. I count on the wisdom of<br />
Arab leaders to build on the outcome of the summits<br />
of Beirut and Riadh and continue their crucial<br />
initiatives for lasting peace.<br />
Visions of a prosperous and peaceful Midd le<br />
East might sound naïve in the complex and<br />
con flict torn reality of today. As naïve as it soun ded<br />
in 1957, when after a cataclysmic world war the<br />
former enem<strong>ie</strong>s got together to found what is now<br />
the European Union. As naïve as it sounded in<br />
1989, if anybody had predicted that most Warsawpact<br />
states would be members of the European<br />
Union less than two de cades later. As naïve as it<br />
might have sounded then that the United States,<br />
the Russian Federation and the European Union<br />
together with the United Nations would undertake<br />
joint efforts to help the Middle East along on its<br />
difficult path to peace.<br />
Let us grasp the opportunity presented by the<br />
confluence of important international, re gi onal and<br />
POLITIK • IN- UND AUSLAND<br />
Bundeskanzler<br />
Alfred Gusenbauer<br />
(re) – mit Robe und<br />
Doktoranden-Hut –<br />
wurde von Prof.<br />
Ur<strong>ie</strong>l Reichmann<br />
(li), Prä si dent des<br />
Inter disziplinä ren<br />
Zentrums von<br />
Herzliya, einer<br />
angesehenen<br />
israelischen<br />
Privatuniver si tät,<br />
als „Ehrenmit gl<strong>ie</strong>d“<br />
aufgenommen.<br />
Österreichs Kanzler zu NS-Zeit:<br />
"V<strong>ie</strong>le haben<br />
weggeschaut"<br />
Bundeskanzler Alfred Gusenbauer<br />
hat sich in Israel klar zur Rolle seines<br />
Landes in der Nazizeit geäußert.<br />
„V<strong>ie</strong>le Täter des Holocaust wa ren<br />
Österreicher“, sagte Gu sen bauer bei<br />
der Verleihung seiner Ehrenmit gl<strong>ie</strong>d -<br />
schaft durch das „Interdisciplinary<br />
Center“. „V<strong>ie</strong>le Österreicher waren Teil<br />
der Nazi-Maschiner<strong>ie</strong>, d<strong>ie</strong> Tod, Leid und<br />
Zer stö rung über Europa gebracht hat. Und<br />
v<strong>ie</strong>le Österreicher haben weggeschaut, als<br />
Tod, Leid und Zerstörung über unsere<br />
jüdischen Nachbarn ge bracht wurden.“<br />
Er gestand ein, dass Österreich „v<strong>ie</strong> le<br />
Jahre gebraucht" habe, um seine moralische<br />
Verantwortung „für das dunkelste<br />
Kapitel der Geschichte“ wahrzunehmen.<br />
„Heute sind wir in der Lage, den Kopf in<br />
Trauer zu beugen und den Millionen Op -<br />
fern des Nazi-Terrors Res pekt zu zollen“.<br />
Der Bundeskanzler äußerte sich<br />
auch zum Nahostkonflikt und der<br />
Rol le Europas. Syr<strong>ie</strong>n trage dabei<br />
eine große Verantwortung und müs se<br />
konstruktiv sein. Gusenbauer sprach<br />
sich gegen Atomwaffen im Iran aus –<br />
und im Zusammenhang mit dem<br />
Antisemitismus, der weltweit zu be -<br />
kämpfen sei, sprach er auch von den<br />
„I de en“ des iranischen Präsidenten<br />
Mahmud Ahmadinedjad und seiner<br />
„Holo caust-Leugner-Konferenz“.<br />
Der Besuch von Bundeskanzler Al -<br />
fred Gusenbauer war nach mehr als<br />
neun Jahren der erste Besuch eines<br />
österreichischen Kanzlers in Israel.<br />
Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 11
POLITIK • IN- UND AUSLAND<br />
© APA/Robert Jäger<br />
Papst Benedikt XVI. hat am 7. September 2007 auf dem<br />
W<strong>ie</strong>ner Judenplatz der bei der Shoah ermordeten jüdischen<br />
Österreicher gedacht. Vor dem von Rachel White read<br />
entworfenen Mahnmal verharrte der Papst im strömenden<br />
Regen im stillen Gedenken, während Ober rab biner Paul<br />
Eisenberg „Kaddisch“ betete, jenen kurzen Lobpreis<br />
G’ttes, der immer beim jüdischen Toten ge den ken er -<br />
klingt.<br />
Benedikt XVI. begrüßte aus der <strong>Israelitische</strong>n Kultus ge -<br />
mein de (IKG) W<strong>ie</strong>n neben Oberrabbiner Eisenberg (o.)<br />
auch Präsident Ar<strong>ie</strong>l Muzicant (u.) und d<strong>ie</strong> Gene ral se kre -<br />
täre Raimund Fasten bauer und Fr<strong>ie</strong>drich Herzog. D<strong>ie</strong> IKG<br />
Salz burg war durch ihren Prä si denten Marco Feingold, d<strong>ie</strong><br />
IKG Graz durch Präsident Gerard Son nenschein, d<strong>ie</strong> IKG<br />
Linz durch Prä sident George Wozasek und d<strong>ie</strong> IKG<br />
Innsbruck durch Esther Fritsch vertreten. Oberrabbiner<br />
Eisen berg überreichte dem Papst eine eigens verfasste<br />
Botschaft der IKG (s<strong>ie</strong>he nebenstehende Seite).<br />
© APA/Robert Jäger<br />
D<strong>ie</strong> Wurzeln des Christentums<br />
l<strong>ie</strong>gen im Judentum<br />
In seiner Begrüßung für Papst<br />
Benedikt XVI. betonte Kardinal<br />
Christoph Schönborn, dass das<br />
Motto „Auf Christus schauen“<br />
auch bedeute, auf d<strong>ie</strong> jüdischen<br />
Wurzeln zu schauen. Mit einer<br />
Schweigeminute gedachte der<br />
Papst der jüdischen Opfer der<br />
Schoah. Während seines Besuchs<br />
am Juden platz begegnete Bene -<br />
dikt XVI. auch Ver tretern der<br />
jüdischen Gemeinde, und verneigte<br />
sich im strömenden Re gen<br />
vor dem Mahnmal.<br />
Oberrab bi ner Eisenberg führte<br />
im An schluss an den Gedenkakt<br />
mit ei nige Journalisten Ge sprä -<br />
che im „Art Forum Frankl“ am<br />
Judenplatz, wo er sich bei heißem<br />
Tee aufwärmte. „Es ist h<strong>ie</strong>r nichts<br />
Sensationelles geschehen, aber es ist<br />
sehr schön, dass es während eines so<br />
kurzen Besuches Zeit für d<strong>ie</strong>se Be -<br />
geg nung gegeben hat.“ Wichtig sei,<br />
dass er vor allem Ver tretern des<br />
le bendigen Juden tums begegnet<br />
ist. D<strong>ie</strong> Gedenk minute war ohne<br />
Worte – aber in der Stille l<strong>ie</strong>ge<br />
qualitativ v<strong>ie</strong>l mehr, als quantitativ,<br />
so Eisenberg.<br />
D<strong>ie</strong> Bez<strong>ie</strong>hungen zwischen der<br />
ka tholischen Kirche und der jüdi -<br />
schen Ge meinde bewertet der<br />
Ober rabbiner als sehr gut: „Wir<br />
haben ein sehr gutes Verhältnis zu<br />
Kardinal Schönborn, der auch d<strong>ie</strong><br />
heutige Be geg nung initi<strong>ie</strong>rt hat, aber<br />
auch zu anderen Kirchenver tre tern.“<br />
Federführend in der Annähe -<br />
rung christ lich-jüdischer Bez<strong>ie</strong> -<br />
hungen h<strong>ie</strong>r zulande ist der<br />
Koor din<strong>ie</strong> rungs aus schuss für<br />
christlich-jüdische Zusam men -<br />
ar beit. D<strong>ie</strong>se Plattform fördert<br />
Auf klärungsbestre bun gen zwischen<br />
den beiden Religions strö -<br />
mungen, so zum Beisp<strong>ie</strong>l mit<br />
dem Tag des Juden tums. D<strong>ie</strong>ser<br />
wurde 1999 vom Ökumenischen<br />
Rat der Kirchen be schlos sen und<br />
wird seit dem Jahr 2000 jedes Jahr<br />
am 17. Januar begangen.<br />
„Wir sollten keinen Gottesd<strong>ie</strong>nst am<br />
Tag des Ju den tums fei ern ohne auf<br />
d<strong>ie</strong> lange Geschichte der christli chen<br />
Juden feind schaft zu ver wei sen“, er -<br />
klärte Helmut Nausner, Pastor<br />
der Evange lisch-me tho disten Kir -<br />
che, heu er in seiner Predigt zu<br />
d<strong>ie</strong>sem Anlass. In d<strong>ie</strong>sem Sinne<br />
gehört Bil dungs arbeit zu den<br />
wichtigsten Z<strong>ie</strong>lsetzun gen des<br />
Ko ordin<strong>ie</strong>rungsauschusses, wo -<br />
mit nicht zuletzt der christliche<br />
An ti se mi tismus aufgearbeitet<br />
wer den soll.<br />
Mit seiner Verbeugung vor dem<br />
Mahn mal am Judenplatz be zeug -<br />
te Papst Bene dikt nicht nur sein<br />
Ge den ken an d<strong>ie</strong> Opfer, sondern<br />
auch seinen Res pekt vor den Le -<br />
benden. „Willy Brandt ist als Ver -<br />
tre ter der Deut schen vor einem<br />
Denk mal auf d<strong>ie</strong> Kn<strong>ie</strong> gefallen“, er -<br />
innerte Ei sen berg. „Damals ging<br />
es um Verzeihung, h<strong>ie</strong>rbei geht es<br />
um Gedenken. Wenn man sich mit<br />
dem Körper verbeugt, verbeugt sich<br />
auch d<strong>ie</strong> Seele.“ SD<br />
12 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768<br />
© ArtForum Frankl
© REUTERS/Fabrizio Bensch<br />
Eure Heiligkeit!<br />
POLITIK • IN- UND AUSLAND<br />
W<strong>ie</strong>n, am 7. September 2007<br />
Es ist uns eine besondere Ehre, Eure Heiligkeit h<strong>ie</strong>r am altehrwürdigen<br />
Juden platz zu begrüßen.<br />
Der Platz trägt d<strong>ie</strong>sen Namen, weil es schon im Mittelalter<br />
h<strong>ie</strong>r Judenverfolgun gen gegeben hat. Wir stehen h<strong>ie</strong>r auch<br />
vor dem Mahnmal, das an d<strong>ie</strong> Schoah erinnert. Wir empfinden<br />
den Besuch an d<strong>ie</strong>ser Stelle als eine besondere Geste<br />
Eurer Heiligkeit zum Gedenken an d<strong>ie</strong> Ermordeten.<br />
Wir wollen Ihnen aber auch sagen, dass es in Österreich<br />
heute eine sehr lebendige jüdische Gemeinde gibt und damit<br />
ausdrücken, dass G´tt sein Volk nicht verlassen hat, w<strong>ie</strong> es<br />
im Römerbr<strong>ie</strong>f heißt:<br />
„Hat G´tt sein Volk verstoßen?<br />
Keineswegs! ... G´tt hat sein Volk nicht verstoßen, das er einst<br />
erwählt hat.“<br />
Das geistige und spirituelle Zentrum des jüdischen Volkes ist<br />
der Staat Israel, der für v<strong>ie</strong>le zu einer neuen Zufluchstätte<br />
und Hei mat geworden ist.<br />
Dass 62 Jahre nach der Shoah nunmehr ein UNO-Mitgl<strong>ie</strong>d<br />
(Iran) den Staat Israel offiz<strong>ie</strong>ll mit „Vernichtung und Auslö -<br />
schung“ be droht, erfüllt uns mit grosser Sorge.<br />
D<strong>ie</strong>ser Konflikt könnte sich zu einem Welt en brand entwickeln,<br />
und so bitten wir Eu re Hei ligkeit als eine der wesentlichen<br />
moralischen Instanzen unserer Welt, alles in Ihrer<br />
Kraft stehende zu tun, um eine mögliche Ka tas tro phe für d<strong>ie</strong><br />
ganze Mensch heit zu verhindern.<br />
Dr. Ar<strong>ie</strong>l Muzicant Prof. Paul Chaim Eisenberg<br />
Präsident Oberrabbiner<br />
© Reuters/Leonhard Foeger<br />
Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 13
POLITIK • IN- UND AUSLAND<br />
„Ganze Reihe von Auskünften“<br />
Ergreiferpräm<strong>ie</strong>n zur Auffindung der zwei mutmaßlichen NS-Verbrecher<br />
D<strong>ie</strong> Aussetzung von Ergreifer prä mi en<br />
zur Auffindung der zwei mutmaßli -<br />
chen NS-Verbrecher Aribert Heim und<br />
Alois Brunner scheint sich zu gelohnt<br />
zu haben. Das Justizministerium be -<br />
stätigte, dass es seit Anfang Juli eine<br />
„ganze Reihe von Hinweisen“ gegeben<br />
habe. Im Innenministerium werden<br />
d<strong>ie</strong> Hinweise nun bewertet, eine<br />
„heiße Spur“ sei allerdings noch nicht<br />
dabei, h<strong>ie</strong>ß es.<br />
„Jeder Hinweis ist wichtig“, betonte ein<br />
Sprecher des Innenministeriums, al -<br />
lerdings müsse man den Anst<strong>ie</strong>g auch<br />
relativ sehen. Vor der Auslobung von<br />
je 50.000 Euro für einen der beiden<br />
Gesuchten und der Hand in Hand<br />
gehenden medialen Berichterstattung<br />
sei auch das öffentliche Interesse für<br />
Heim und Brunner nicht sonderlich<br />
groß gewesen.<br />
Im Justizministerium zeigt man sich<br />
dennoch erfreut über d<strong>ie</strong> neuesten<br />
Entwicklungen. „Es hat sich jedenfalls<br />
gelohnt, dass wir das gemacht haben“,<br />
sagte ein Sprecher von Ressortchefin<br />
Maria Berger. Es se<strong>ie</strong>n sowohl konkrete<br />
Hinweise als auch weniger ernstzunehmende<br />
Auskünfte dabei. Gut<br />
laufe dabei auch d<strong>ie</strong> Kooperation mit<br />
ausländischen Behörden. Erst kürzlich<br />
sind im Fall des seit 45 Jahren untergetauchten<br />
KZ-Arztes Heim Spuren<br />
in der Schweiz aufgetaucht (auf seine<br />
Ergreifung haben Polizei und Private<br />
Belohnungen von insgesamt 230.000<br />
Euro ausgesetzt). Dem frü heren SS-<br />
Hauptsturmführer Brun ner wird vorgeworfen,<br />
u.a. in Gr<strong>ie</strong> chen land und<br />
Ungarn an der Depor ta tion von Juden<br />
mitgewirkt zu ha ben. Gegen beide l<strong>ie</strong>gt<br />
ein österreichischer Haftbefehl vor.<br />
Auch in einer anderen Sache gebe<br />
es derzeit Entwicklungen, heißt es aus<br />
Bergers Ministerium: Im Fall Erna<br />
Wallisch, d<strong>ie</strong> Opfer, als s<strong>ie</strong> zu den Gas -<br />
kammern geführt wurden, bewacht<br />
haben soll, werde derzeit nach Zeu -<br />
gen gesucht, das Verfahren könnte<br />
eventuell neu aufgerollt werden.<br />
KZ-Arzt Aribert Heim: Spuren<br />
führen in d<strong>ie</strong> Schweiz<br />
Im Fall des seit 45 Jahren untergetauchten<br />
KZ-Arztes Aribert Heim<br />
gibt es Spuren in d<strong>ie</strong> Schweiz. D<strong>ie</strong>s<br />
berichtete d<strong>ie</strong> Schweizer Zeitung<br />
‘SonntagsBlick’. Dabei handelt es sich<br />
um ein Bankkonto sow<strong>ie</strong> um eine M<strong>ie</strong>t -<br />
wohnung und ein Haus im Tessin.<br />
In der Wohnung in Lugano-Casta -<br />
gno la ist d<strong>ie</strong> Ex-Frau des NS-Ver bre -<br />
chers gemeldet, d<strong>ie</strong> auch ein mehrstökkiges<br />
Haus in der Vorortegemeinde<br />
Massagno besitzt. Dem ‘Sonntags -<br />
Blick’ l<strong>ie</strong>gen d<strong>ie</strong> Einträge bei der Ein -<br />
wohnerkontrolle und aus dem Grundbuchregister<br />
vor. Das im Fall Heim<br />
zuständige LKA Baden-Württemberg<br />
vermutet, dass d<strong>ie</strong> M<strong>ie</strong>teinnahmen<br />
aus dem Tessin zum heute 93-jährigen<br />
KZ-Arzt fl<strong>ie</strong>ßen könnten. Zudem<br />
gibt es ein Schweizer Bank konto, das<br />
im Besitz der Famil<strong>ie</strong> Heim ist. D<strong>ie</strong>s<br />
bestätigte der Direktor des Simon W<strong>ie</strong>senthal<br />
Center in Jerusalem, Efra im<br />
Zuroff, in einem Interv<strong>ie</strong>w. Das LKA<br />
bezeichnet d<strong>ie</strong> Spuren in d<strong>ie</strong> Schweiz<br />
als wichtig. Das Bundesamt für Justiz<br />
in Bern erklärte auf Anfrage von<br />
‘Blick’, d<strong>ie</strong> Schweizer Behörden würden<br />
d<strong>ie</strong> deut schen Kollegen nach<br />
besten Kräften unterstützen.<br />
Aribert Heim hat während des<br />
Zwei ten Weltkr<strong>ie</strong>ges im Konzentra ti -<br />
ons lager Mauthausen Hunderte Ge -<br />
fan gene getötet. Heim, bekannt als<br />
„Doktor Tod“, soll mit Hilfe der na ti o nal -<br />
sozialistischen Geheimorgani sa ti on<br />
Odessa 1985 in Span<strong>ie</strong>n untergetaucht<br />
sein. Dem Simon-W<strong>ie</strong>senthal-<br />
Zentrum zu folge tötete der gebürtige<br />
Österreicher Hunderte Gefangene<br />
durch Gift sprit zen und Folter. D<strong>ie</strong><br />
spanische Zeitung ‘El Mundo’ berichtete,<br />
Heim habe 1941 bei zwei n<strong>ie</strong>derländischen<br />
Juden den Blinddarm entfernt<br />
und s<strong>ie</strong> dann langsam sterben<br />
lassen. „Danach hat er s<strong>ie</strong> selbst geköpft,<br />
d<strong>ie</strong> Köpfe gekocht und ihre Schädel gesäubert.“<br />
Zahlreiche Häftlinge soll er<br />
durch Herzinjek tio nen ermordet ha ben.<br />
D<strong>ie</strong> Alli<strong>ie</strong>rten hatten Heim laut Me di -<br />
en berichten nach dem Zweiten Welt -<br />
kr<strong>ie</strong>g inhaft<strong>ie</strong>rt, aber nur wegen Mit -<br />
gl<strong>ie</strong>dschaft in der Waffen-SS angeklagt.<br />
1948 hätten s<strong>ie</strong> ihn freigelassen. Als<br />
seine Verbrechen in Maut hausen be -<br />
kannt wurden, sei er 1962 ge flohen. Bis<br />
1967 habe er sich in Ägyp ten, dann un -<br />
ter anderem in Uruguay aufgehalten.<br />
http://www.blick.ch/sonntagsblick/aktuell/<br />
dr-tod-aribert-heim-nazi-ar zt-70933<br />
Je 50.000 Euro<br />
Belohnung<br />
Dr. Aribert Heim<br />
geboren am 28.6.1914<br />
in Radkersburg, Österreich.<br />
Größe: 190 cm<br />
Augenfarbe: blau-grau/<br />
dunkel; Mensur nar be quer zum rechten<br />
Mundwinkel verlaufend annähernd in V-<br />
Form<br />
Dr. Aribert Heim ist dringend verdächtig<br />
im Jahr 1941 als SS-Lagerarzt des frü he ren<br />
Kon zen trationslagers Mauthausen zahl -<br />
rei che Häft linge durch Herzinjektionen<br />
ermordet zu haben. Nach ihm wird auf<br />
Grund eines Steck br<strong>ie</strong>fes des Landes ge -<br />
richtes Linz international gefahndet.<br />
Alois Brunner<br />
geboren am 8. April 1912<br />
in Natgut, Ungarn (später<br />
Rohrbrunn im Bur -<br />
genland). Größe: 172 cm<br />
Augenfarbe: dunkel.<br />
Ver mutlich hat der Gesuchte nur noch ein<br />
Auge, beide Hände sind verstümmelt.<br />
Der Genannte ist dringend verdächtig, in<br />
der Zeit von 1938 bis 1945 als SS-Haupt -<br />
sturm füh rer, zeitweiliger Leiter der Zen tral -<br />
stelle für jüdische Auswanderung in<br />
W<strong>ie</strong>n, und im Ein satz im damaligen<br />
besetzten Geb<strong>ie</strong>t, insbesondere Gr<strong>ie</strong> -<br />
chen land und Ungarn maßgeblich an der<br />
Deportation von jüdischen Menschen mit<br />
dem Zweck d<strong>ie</strong>se zu töten, mitgewirkt zu<br />
haben. Alois Brunner war einer der<br />
Mitarbeiter Adolf Eichmanns. Außerdem<br />
soll er selbst den Bör se fachmann<br />
S<strong>ie</strong>gmund Bosel er schossen haben. Nach<br />
ihm wird auf Grund eines Haftbefehls des<br />
Landes ge richtes für Strafsachen W<strong>ie</strong>n<br />
international gefahndet.<br />
Für Hinweise, d<strong>ie</strong> zur Ergreifung und<br />
Ausl<strong>ie</strong>ferung der Gesuchten an österreichische<br />
Behörden führen, ist eine Belohnung in<br />
der Höhe von 50.000 (fünfzig tau send) Euro<br />
ausgesetzt. D<strong>ie</strong>se Belohnung ist ausschl<strong>ie</strong>ßlich<br />
für Privatpersonen und nicht für Amts träger<br />
bestimmt, zu deren Berufspflicht d<strong>ie</strong> Verfol -<br />
gung strafbarer Handlungen gehört, und wird<br />
unter Ausschluss des Rechtsweges vergeben.<br />
Informationen und Hinweise richten S<strong>ie</strong> bitte<br />
an das Bundesministerium für Justiz,<br />
Tel.: +43/1/52152/2710 DW,<br />
an jede Polizeid<strong>ie</strong>nststelle oder<br />
per E-Mail an post@bmj.gv.at.<br />
14 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768
Neuer Direktor Währungsfonds:<br />
Strauss-Kahn führt IWF<br />
Der frühere französische Finanz mi -<br />
nister Dominique Strauss-Kahn wird<br />
neuer Direktor des Internationalen<br />
Währungsfonds (IWF). Der Exekutiv -<br />
rat der Finanzinstitution wählte den<br />
58-Jährigen erwartungsgemäß in das<br />
Amt. Der Span<strong>ie</strong>r Rodrigo de Rato<br />
gibt d<strong>ie</strong> Führung der internationalen<br />
Finanzorganisation aus persönlichen<br />
Gründen vorzeitig ab. Einziger Ge -<br />
gen kandidat Strauss-Kahns war der<br />
frühere tschechische Zentralbank di -<br />
rek tor Josef Tosovsky.<br />
Der IWF ist eine der mächtigsten<br />
Finanzorganisationen. Er wurde 1944<br />
mit der Weltbank als Sonderor ga ni sa -<br />
tion der Vereinten Nationen in Bret -<br />
ton Woods (USA) gegründet. Sein<br />
Sitz ist Washington. Jeden Herbst<br />
tref fen sich d<strong>ie</strong> Finanzminister und<br />
Notenbankchefs der Mitgl<strong>ie</strong>dsländer<br />
zur Jahrestagung.<br />
Der neue Direktor Strauss-Kahn ist<br />
mit internationaler Wirtschaft bes tens<br />
vertraut. Als Industr<strong>ie</strong>- und Außen -<br />
han delsminister (1991-93) nahm er an<br />
den Verhandlungen der Uruguay-<br />
Run de des GATT teil, dem Vorläufer<br />
der Welthandelsorganisation. Als d<strong>ie</strong><br />
Konservativen d<strong>ie</strong> Reg<strong>ie</strong>rung übernahmen,<br />
wurde er w<strong>ie</strong>der Unterneh -<br />
mens-Anwalt. Im Juni 1997 bekam<br />
Strauss-Kahn unter Prem<strong>ie</strong>rminister<br />
Lionel Jospin das wichtige Wirt schafts-,<br />
Finanz- und Industr<strong>ie</strong> minis te rium,<br />
das ihn zum zweitmächtigsten Mann<br />
in der Reg<strong>ie</strong>rung machte.<br />
Strauss-Kahn, am 25. April 1949 in<br />
Neuilly-sur-Seine als Sohn einer jü -<br />
disch-elsässischen Famil<strong>ie</strong> geboren<br />
und in Marokko aufgewachsen, spricht<br />
fl<strong>ie</strong>ßend Englisch und Deutsch und<br />
versteht Spanisch.<br />
Der Skiläufer und Schachsp<strong>ie</strong>ler ist<br />
mit der Journalistin Anne Sinclair<br />
verheiratet.<br />
POLITIK • IN- UND AUSLAND<br />
Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 15<br />
© Reuters/Chile Stringer
POLITIK • IN- UND AUSLAND<br />
Ahmadinejad gen<strong>ie</strong>ßt d<strong>ie</strong> Show<br />
Der iranische Präsident Mahmoud<br />
Ah madinejad l<strong>ie</strong>bt Fußball und<br />
war selbst Sp<strong>ie</strong>ler bei seiner Univer si -<br />
täts mann schaft. Vor Fernsehkameras<br />
hat er als Staatspräsident gezeigt,<br />
dass er keinen schlechten linken Fuß<br />
hat. Jetzt hat er bew<strong>ie</strong>sen, dass er<br />
auch schmettern kann. Vor allem,<br />
wenn man ihm den Ball vorlegt.<br />
D<strong>ie</strong> leichten Fragen der Mode ra to -<br />
ren an der Columbia-Universität<br />
ermöglichten ihm, seine altbekannten<br />
Mantren zu w<strong>ie</strong>derholen und gleichzeitig<br />
offen für einen Dialog und be -<br />
reit zum Überzeugen und auch Überzeugtwerden<br />
zu erscheinen. Jedoch<br />
besteht keinerlei Aussicht, einen Ide -<br />
o logen zu überzeugen, dessen Wel tan -<br />
schau ung so klar ist w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> von Ah -<br />
madinejad, der der radikalsten und<br />
messianischsten Strömung innerhalb<br />
der religiösen Führung seines Landes<br />
angehört. Sein Extremismus zeigt sich<br />
darin, dass sein spiritueller Men tor<br />
Ayatolah Mohammed Taghi Mesbah Yazdi<br />
ist, ein Mann, den selbst Ayatollah Ru -<br />
hol lah Musavi Khomeini, der Führer und<br />
Initiator der iranischen Revolution von<br />
1979, wegen seines aktivistischen Messianismus<br />
unter Hausarrest ge stellt<br />
sehen wollte.<br />
Ahmadinejad sagte, dass er als Akademiker<br />
– er führt einen Doktortitel<br />
in Transportingen<strong>ie</strong>urwesen – an den<br />
wissenschaftlichen Imperativ glaube,<br />
nachdem alles angezweifelt und auf<br />
seine Verlässlichkeit überprüft werden<br />
sollte. Er sagte d<strong>ie</strong>s als Antwort auf<br />
d<strong>ie</strong> Frage, warum er den Holocaust<br />
leugne. Auch auf d<strong>ie</strong> Frage, ob er Is raels<br />
Existenzrecht anerkenne, wich er<br />
einer direkten Antwort aus und w<strong>ie</strong> -<br />
der holte seine Assoziation des Holo -<br />
caust mit der Gründung des Staates<br />
Israel und dem Unrecht, das den<br />
Palästinensern zugefügt worden sei.<br />
D<strong>ie</strong> Fragen und seine Einladung<br />
nach Columbia zeugen von etwas, das<br />
sich zwischen Naivität und Libe ra li -<br />
tät bewegt und typisch ist für d<strong>ie</strong><br />
amerikanischen Aka de miker. D<strong>ie</strong>se<br />
tun sich schwer damit, zu verstehen,<br />
dass ein Dialog zwischen<br />
religiösen Fanatikern und<br />
Menschen, d<strong>ie</strong> wirklich an<br />
In forma ti ons freiheit und<br />
Men schenrechte glauben,<br />
beinahe unmöglich ist. Was<br />
d<strong>ie</strong>s angeht, hat Ahmadine -<br />
jad d<strong>ie</strong> Naivität, d<strong>ie</strong> ihm auf<br />
dem Podium dar geboten<br />
wurde, ohne dass er es verlangt<br />
hätte, voll und ganz<br />
ausgenutzt. Seine Ein la dung<br />
ist aus eigener Initia tive der<br />
Universität erfolgt und zeigt,<br />
was pass<strong>ie</strong>rt, wenn man et -<br />
was Aussichtslosem eine<br />
weitere Gelegenheit gibt.<br />
Bei all dem herrschte bei<br />
sei nem Auftritt kein Mangel<br />
an komischen Momenten,<br />
d<strong>ie</strong> bew<strong>ie</strong>sen, dass er kein<br />
schlech ter Bühnendarsteller<br />
ist, und andererseits d<strong>ie</strong> gro -<br />
ße kulturelle Kluft zwischen<br />
ihm und dem Westen offenbarten.<br />
D<strong>ie</strong>se Kluft hat ihre<br />
Ursache nicht zuletzt darin,<br />
dass er bis zu seiner Wahl<br />
zum Präsidenten des Irans<br />
vor zwei Jahren noch kein<br />
ein ziges Mal ein westliches<br />
Land besucht hatte. So<br />
brach das Pu blikum in<br />
schallendes Gelächter aus,<br />
als er sagte, dass es im Iran keine<br />
Homosexuellen gebe „w<strong>ie</strong> bei euch“,<br />
und darauf beharrte, dass Menschen -<br />
rechte, Redefreiheit und vor allem d<strong>ie</strong><br />
Rechte der Frauen unbeschränkt<br />
se<strong>ie</strong>n. Ha’aretz, 25.09.07<br />
16 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768<br />
© EPA/Spencer Platt<br />
© JTA
Der Fall Muhammad<br />
Al-Durra<br />
D<strong>ie</strong> israelische Armee will offenbar<br />
den Fall des 12-Jährigen<br />
Muhammad al-Dur ra, der vor<br />
s<strong>ie</strong>ben Jahren angeblich von israelischen<br />
Soldaten er schos sen wur -<br />
de, neu auf rollen. D<strong>ie</strong> Zweifel da -<br />
ran, dass der Jun ge, w<strong>ie</strong> in einem<br />
fran zö sischen Fern seh bericht dargestellt,<br />
von Israelis er schos sen<br />
wurde, se<strong>ie</strong>n n<strong>ie</strong> wirk lich ausgeräumt<br />
worden, so d<strong>ie</strong> Ar mee.<br />
Am 30. September 2000, zwei Tage<br />
nach dem Beginn der soge nannten<br />
„Al-Aksa-Intifada“, l<strong>ie</strong>ferten sich<br />
israelische Soldaten und militante Pa -<br />
lästinenser ein Straßen gefecht an der<br />
Netzarim-Kreuzung im Gazastreifen.<br />
Der palästinensische Kameramann<br />
Talal Abu-Rah ma filmte d<strong>ie</strong> Szene. In<br />
dem Bericht des französischen Fern -<br />
seh sen ders ‘France 2’ heißt es, der 12-<br />
Jährige Al-Dura sei von israelischen<br />
Solda ten erschossen worden. Der Fall<br />
löste gewaltsame Proteste und weltweit<br />
Empörung aus. Al-Durra wur de<br />
zum Mythos der palästinensischen<br />
Intifada, sein Bild wur de auf Br<strong>ie</strong>f -<br />
marken gedruckt und Straßen wurden<br />
nach ihm benannt.<br />
Im September sandte der Vertreter<br />
des Armeesprechers, Schlomi Am-<br />
Schalom, einen Br<strong>ie</strong>f an den Kor res pon -<br />
denten des französischen TV-Sen ders<br />
‘France 2’ in Israel, Char les En der lin.<br />
Darin bat er um den vollständigen Film<br />
zum Vor fall vom 30. September 2000.<br />
En der lin hatte von insgesamt 27 Mi nu -<br />
ten Film ma te rial nur 55 Se kun den für<br />
einen Bericht verwendet!<br />
Der Franzose Philippe Karsenty von<br />
der Med<strong>ie</strong>nbeobachter-Ini ti a ti ve ‘Me -<br />
di a Ratings’ hatte zuvor be reits ge -<br />
richt lich versucht, ‘Fran ce 2’ zur<br />
Heraus gabe des vollständigen Filmmate<br />
rials zu bringen. Der Sen der und<br />
der Redakteur Enderlin klagten im<br />
Oktober 2006 erfolgreich gegen Kar -<br />
sen ty we gen Verleum dung, der dem<br />
Sender bereits 2004 in einem offenen<br />
Br<strong>ie</strong>f vorgeworfen hatte, den Fall des<br />
Jungen al-Dur ra inszen<strong>ie</strong>rt zu haben.<br />
Er musste dem Sender sow<strong>ie</strong> dem<br />
Redakteur eine symbolische W<strong>ie</strong>der -<br />
gut ma chung von je einem Euro sow<strong>ie</strong><br />
1.000 Euro Strafe und d<strong>ie</strong> Prozess kos -<br />
ten in Höhe von 3.000 Euro zahlen.<br />
Auch d<strong>ie</strong> deutsche Journalistin<br />
Esther Schapira zeigte in der Doku -<br />
POLITIK • ISRAEL<br />
men tation „Drei Kugeln und ein totes<br />
Kind - Wer erschoss Mohammed al-<br />
Durra?“, dass v<strong>ie</strong>le Argumente dafür<br />
sprechen, dass der 12-jährige Junge<br />
durch palästi nen si sche Mu ni tion<br />
getroffen worden sein könnte.<br />
In seinem Br<strong>ie</strong>f an Enderlin schreibt<br />
Am-Schalom, dass d<strong>ie</strong> Ar mee in ihrer<br />
Untersuchung zu an deren Erge b nis -<br />
sen gekommen sei als d<strong>ie</strong>, d<strong>ie</strong> in dem<br />
französischen Be richt veröffentlicht<br />
wurden. V<strong>ie</strong> les an den damaligen Umständen<br />
sei immer noch un klar, etwa<br />
d<strong>ie</strong> Posi ti on der israelischen Soldaten,<br />
d<strong>ie</strong> Richtung der Schüsse sow<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong><br />
Po si tion des 12-Jährigen und seines<br />
Vaters. Alle Versuche, an das voll stän -<br />
di ge Film material zu kommen, se<strong>ie</strong>n<br />
bislang gescheitert. inn<br />
Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 17<br />
© Reuters/Ahmed Jadallah<br />
Fotos: Graffiti über den Al-Durra-Zwi schen -<br />
fall im Gazastreifen, Oktober 2000 (o.); Szene<br />
aus der 55 Sekunden-Sequenz (u.)
GAZA-STREIFEN<br />
POLITIK • ISRAEL<br />
Kr<strong>ie</strong>g<br />
gegen<br />
Sderot<br />
Sderot l<strong>ie</strong>gt knapp fünf Kilo me ter Luft -<br />
lin<strong>ie</strong> vom Gazastreifen entfernt, es ist eine<br />
israelische Stadt in der Negev-Wüste.<br />
Seit s<strong>ie</strong>ben Jahren wird d<strong>ie</strong> Stadt von<br />
Palästinensern immer w<strong>ie</strong>der mit Kassam-<br />
Raketen beschossen. Dabei hat der Kr<strong>ie</strong>g<br />
gegen Sderot schon längst Symbolwert.<br />
Wenn d<strong>ie</strong> Sirene schrillt, haben s<strong>ie</strong> nur<br />
wenige Sekunden Zeit, um in einen<br />
Schutzbunker zu flüchten, vom Wohnzimmer<br />
in den Keller zu rennen, das<br />
Klassenzimmer zu räumen und sich<br />
hinter eine Mauer zu kauern. Nur<br />
we nige Sekunden bleiben den Ein -<br />
wohnern von Sderot, d<strong>ie</strong> an einer Halte<br />
stelle auf den Bus warten, d<strong>ie</strong> im<br />
Auto unterwegs sind oder gerade auf<br />
der Veranda ihres Hauses sitzen, um<br />
Schutz zu suchen. Dann schlagen ir -<br />
gendwo in der Stadt d<strong>ie</strong> Raketen ein.<br />
Im Oktober 2004 wurde das Warn -<br />
sy stem install<strong>ie</strong>rt, das vor einschlagenden<br />
Kassam-Raketen warnt. Es ist d<strong>ie</strong><br />
Komponente eines israelisch-ame ri ka -<br />
nischen Prestigeprojektes: des Tac ti cal<br />
High Energy Laser, kurz THEL. D<strong>ie</strong> -<br />
ser „Taktische Hochener g<strong>ie</strong>-Laser“ sollte<br />
ursprünglich Raketen durch einen<br />
Sensor orten und per Laserstrahl ab -<br />
sch<strong>ie</strong>ßen. Doch d<strong>ie</strong> Entwicklung<br />
wurde, offiz<strong>ie</strong>ll aus Kostengründen,<br />
nach zehn Jahren eingestellt. Gebl<strong>ie</strong> -<br />
ben ist das Sensor-Warnsystem, das<br />
seit drei Jahren in Sderot d<strong>ie</strong> Bewoh -<br />
ner warnt.<br />
An dem beinahe täglichen Raketen -<br />
beschuss hat das Warnsystem jedoch<br />
nichts geändert. D<strong>ie</strong> rund 23.000<br />
Bewohner von Sderot sind ausgel<strong>ie</strong>fert<br />
– palästinensischen Terroristen<br />
im Gazastreifen, d<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Kassam-<br />
Raketen in Handarbeit herstellen. D<strong>ie</strong><br />
Hamas entwickelte d<strong>ie</strong> Boden-Boden-<br />
Rakete, d<strong>ie</strong> lediglich aus einem Stahl -<br />
mantel und Sprengstoff besteht. D<strong>ie</strong><br />
Menge der Raketen ist den Terro ris -<br />
ten wichtiger als d<strong>ie</strong> Präzision. Täg -<br />
lich werden neue Kassams ge baut,<br />
um den Dauerbeschuss von Sderot<br />
aufrecht zu erhalten.<br />
Terroristen, v<strong>ie</strong>lmehr Israel wurde<br />
da für regelmäßig an den Pranger der<br />
Weltöffentlichkeit gestellt.<br />
Symbol wert<br />
Dabei hat der Beschuss Symbol wert.<br />
Nicht nur d<strong>ie</strong> Rakete wurde nach dem<br />
palästinensischen Terroristen Isaddin<br />
al-Kassam (1882 bis 1935) benannt, der<br />
Noch v<strong>ie</strong>r Wochen vor seinem Tod<br />
am 11. November 2004 zog Jasser<br />
Arafat den Kassam-Beschuss auf Sde -<br />
rot ins Lächerliche: „D<strong>ie</strong>se Raketen,<br />
von denen d<strong>ie</strong> Israelis sprechen, haben n<strong>ie</strong> -<br />
manden getötet… s<strong>ie</strong> machen nur Krach“,<br />
sagte der PA-Führer nach einem er neu-<br />
bereits gegen d<strong>ie</strong> britische Mandats - ten militärischen Vor rücken Isra els in<br />
macht kämpfte und bis heute als den Gazastreifen. Und forderte gleich-<br />
Held ge fe<strong>ie</strong>rt wird. Der andauernde zeitig, das „kriminelle und rassistische<br />
Be schuss von Sderot soll v<strong>ie</strong>lmehr d<strong>ie</strong> Vorgehen Israels“ im UN-Sicherheits rat<br />
Hart näckigkeit der Palästinenser ver- zu verurteilen.<br />
deutlichen, ohne jegliche Einschrän -<br />
kung und entgegen den Verlautba rungen<br />
der Weltöffentlichkeit den be waffneten<br />
Kampf gegen Israel fortzusetzen.<br />
Sderot wurde, so w<strong>ie</strong> kein anderer Ort<br />
in Israel, zu einer Symbolstadt, zu ei -<br />
nem Synonym für den Kampf der<br />
Terrorgruppen gegen d<strong>ie</strong> jüdische<br />
Bevölkerung.<br />
Weder kriminell noch rassistisch war<br />
d<strong>ie</strong> Räumung aller israelischer Ort -<br />
schaf ten und Gebäude im Gaza strei fen<br />
im Sommer 2005. Auch d<strong>ie</strong>se Aktion<br />
haben d<strong>ie</strong> Einwohner Sderots hautnah<br />
miterlebt und sich Hoffnungen ge -<br />
macht auf d<strong>ie</strong> Ankündigung der Pa lästinenser,<br />
nach dem Rückzug Israels<br />
im Gazastreifen für Ruhe und Ord-<br />
Seit bald s<strong>ie</strong>ben Jahren steht Sderot nung zu sorgen. Das Gegenteil ist<br />
nun unter Beschuss. Im April 2001 heu te der Fall, der Gazastreifen ist<br />
schlug d<strong>ie</strong> erste Kassam-Rakete in der Ort von Chaos und Terror. Es hat<br />
Sderot ein. Mehr als 4.500 weitere An - keine v<strong>ie</strong>r Wochen gedauert, bis nach<br />
griffe folgten bis heute, es ist ein beinahe<br />
unvorstellbares Ausmaß der<br />
Bedrohung, Einschüchterung und Aggressivität,<br />
das d<strong>ie</strong> Attentäter in all den<br />
Jahren zeigen. Kassam-Angriffe wa ren<br />
immer w<strong>ie</strong>der der Grund für militäri-<br />
dem Rückzug der Kassam-Beschuss<br />
w<strong>ie</strong>der startete: Im August 2005 schlug<br />
d<strong>ie</strong> erste Rakete auf einem offenen Feld<br />
außerhalb der israelischen Wüsten -<br />
stadt ein.<br />
sche Aktionen der israelischen Ar mee, Angriffe nehmen zu<br />
d<strong>ie</strong> mit Panzern und Plan<strong>ie</strong>rraupen in Seitdem jedoch haben d<strong>ie</strong> Angriffe<br />
den Gazastreifen vorrückte oder Luft - massiv zugenommen. Und nicht alle<br />
angriffe auf Raketenabschuss ram pen Kassams verfehlen ihr Z<strong>ie</strong>l, im Ge gen-<br />
flog. Doch nicht d<strong>ie</strong> palästinensischen teil. Immer w<strong>ie</strong>der schlagen d<strong>ie</strong> Ra ke -<br />
18 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768<br />
Fotos: Archiv
ten in Wohnhäusern ein, im weniger<br />
schlimmen Fall hinterlassen s<strong>ie</strong> ein<br />
Feld der Verwüstung und ver zwei fel -<br />
te Bewohner, d<strong>ie</strong> nicht wissen, w<strong>ie</strong> s<strong>ie</strong><br />
mit dem Schaden zurechtkommen<br />
und den W<strong>ie</strong>deraufbau bezahlen sollen.<br />
Erst kürzlich schlug eine Ra kete<br />
unmittelbar neben einer Tank stelle<br />
ein, hätte s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Anlage getroffen, im<br />
Umkreis von 200 Metern wä ren sämtliche<br />
Häuser zerstört worden.<br />
Doch es ist nicht „nur“ der Sach -<br />
scha den, der den Einwohnern das Le -<br />
ben in Sderot zu täglichen Qual macht,<br />
es ist v<strong>ie</strong>lmehr d<strong>ie</strong> tägliche Angst um<br />
ihr Leben. Am 29. Septem ber 2004<br />
forderte der palästinensische Dauer -<br />
beschuss d<strong>ie</strong> ersten Todesop fer: Es<br />
waren zwei Kinder, Dorit Benisian<br />
und Yuval Abebah, zwei und v<strong>ie</strong>r<br />
Jahre alt. Beide sp<strong>ie</strong>lten im Vorgarten<br />
eines Hauses, als eine Kassam-Rakete<br />
unmittelbar neben ihnen einschlug.<br />
Insgesamt s<strong>ie</strong>ben Menschen starben<br />
bislang, Dutzende wurden bei Rake -<br />
ten angriffen verletzt.<br />
Natürlich, gänzlich unbekümmert<br />
gibt sich d<strong>ie</strong> israelische Reg<strong>ie</strong>rung an -<br />
gesichts der anhaltenden Dramatik in<br />
Sderot nicht. Doch konkrete Maßnah -<br />
men zum Schutz der Bevölkerung<br />
oder zum Eindämmen des Beschus ses<br />
haben auch d<strong>ie</strong> Militärstrategen nicht<br />
parat. Auch nach dem Rückzug Is ra -<br />
els versucht d<strong>ie</strong> Armee, im Gaza -<br />
streifen gegen Terroristen vorzugehen,<br />
Abschussrampen ausfindig zu ma chen<br />
und zu zerstören. D<strong>ie</strong> Verlautbarun -<br />
gen der palästinensischen Reg<strong>ie</strong>rung,<br />
d<strong>ie</strong> Kassam-Angriffe zu unterbinden,<br />
sind wirkungslos verklungen. Gegen<br />
Hamas-Terroristen sind auch palästinensische<br />
Polizisten machtlos. Pläne<br />
der israelischen Reg<strong>ie</strong>rung, d<strong>ie</strong> einen<br />
Ausbau von Schutzbunkern vorsehen<br />
oder zumindest d<strong>ie</strong> Schulen und Kin -<br />
dergärten sicherer machen sollen, gibt<br />
es schon lange. Den Ankündi gungen<br />
sollen bis Ende 2007 Taten folgen,<br />
verspricht d<strong>ie</strong> Reg<strong>ie</strong>rung.<br />
In ihrer Verzweiflung appell<strong>ie</strong>rten<br />
jetzt einige Eltern in einem Br<strong>ie</strong>f<br />
sogar an Microsoft-Gründer und Mil li -<br />
ardär Bill Gates. Er solle ihnen helfen,<br />
d<strong>ie</strong> Stadt zu verlassen. Doch bis da -<br />
hin bleiben d<strong>ie</strong> Bewohner sich selbst<br />
überlassen – und einem Warnsystem,<br />
das ihnen 15 Sekunden Zeit zum<br />
Über leben gibt. inn/Andreas Dippel<br />
Israel bestätigt<br />
Militärschlag gegen<br />
Syr<strong>ie</strong>n im September<br />
Keine Angaben über das Z<strong>ie</strong>l<br />
Israel hat am 2. Oktober erstmals be -<br />
stätigt, dass seine Luftwaffe vor<br />
knapp einem Monat ein Z<strong>ie</strong>l in Syr<strong>ie</strong>n<br />
bombard<strong>ie</strong>rt hat. Bisher hatte Israel<br />
Berichte über den Angriff unter Mili -<br />
tär zensur gestellt. Israelische Med<strong>ie</strong>n<br />
hatten darüber nur unter Berufung<br />
auf ausländische Med<strong>ie</strong>n berichtet.<br />
Ein zelheiten wurden nicht genannt.<br />
Sy r<strong>ie</strong>n hatte den Angriff am 6. Sep tember<br />
scharf verurteilt, zugleich aber<br />
dement<strong>ie</strong>rt, dass dabei militärische<br />
Anlagen getroffen worden wären.<br />
Syr<strong>ie</strong>ns Präsident Bashar al-Assad<br />
hatte dem britischen Rund funk sen -<br />
der BBC gesagt, bei dem<br />
angegriffenen Objekt habe<br />
es sich um ein „nicht benütztes<br />
Militär ge bäude“ gehandelt.<br />
Vize-Prä sident Faruk al-Sharaa<br />
hatte erklärt, Is ra el su che<br />
nach einem Vor wand für<br />
einen militärischen Konflikt<br />
mit Syr<strong>ie</strong>n. Es gab Speku la -<br />
ti onen, der Angriff habe<br />
einem Waffentransport für<br />
d<strong>ie</strong> schiitische Hisbollah-<br />
Miliz im benachbarten Liba -<br />
non oder sogar einer im<br />
Aufbau befindlichen Atom -<br />
an lage gegolten.<br />
In eine Touris ten attrak tion ver wandelte<br />
israelische Mili tär stel lung<br />
auf den besetzten syrischen Golan -<br />
höhen. ©Varda<br />
POLITIK • ISRAEL<br />
Israel gibt online Tipps zum Schutz vor Raketenangriffen<br />
Militär inform<strong>ie</strong>rt Zivilbevölkerung mit neuer Homepage<br />
Das israelische Militär hat im Internet eine Homepage freigeschaltet, d<strong>ie</strong><br />
Ratschläge für den Fall von Raketen an griffen erteilt. Unterstützt von Com -<br />
pu ter-Grafiken kann man et wa erfahren, welche Wohnungs räume bei<br />
einem Beschuss am sichersten sind. D<strong>ie</strong> Homepage inform<strong>ie</strong>rt d<strong>ie</strong> Be völ ke -<br />
rung in hebräischer, arabischer und englischer Sprache. Unter anderem wird<br />
empfohlen, sich von Fens tern und Außenwänden möglichst fernzuhalten.<br />
Erfahrungen aus Libanon-Kr<strong>ie</strong>g verwertet<br />
D<strong>ie</strong> USA wollen Syr<strong>ie</strong>n zu der ge -<br />
planten Nahost-Konferenz im No vem -<br />
ber einladen. Der syrische Informa ti -<br />
onsminister Mohsen Bilal hatte er klärt,<br />
für sein Land komme eine Teil nahme<br />
nur dann in Frage, wenn gewährleistet<br />
sei, dass d<strong>ie</strong> „imperativen Punkte<br />
für einen gerechten und umfassenden<br />
Fr<strong>ie</strong> den“ auf d<strong>ie</strong> Tagesordnung<br />
gesetzt würden. Assad sagte: „Wenn<br />
nicht über d<strong>ie</strong> besetzten syrischen Geb<strong>ie</strong>te<br />
ge sprochen wird, dann wird Syr<strong>ie</strong>n nicht<br />
teilnehmen“. Syr<strong>ie</strong>n fordert von Israel<br />
d<strong>ie</strong> bedingungslose Rückgabe der<br />
Golan-Höhen. APA/dpa/AFP<br />
Alpintraining am Hermon<br />
Eine israelische Militärsprecherin sagte, d<strong>ie</strong> Homepage sei nach der<br />
Auswertung der Erfah run gen aus dem Libanon- Kr<strong>ie</strong>g im vergangenen<br />
Sommer entworfen worden. D<strong>ie</strong> radikal-schiitische Hisbollah-Miliz hatte<br />
damals rund 4.000 Katjuscha-Rakten auf Nordisrael abgefeuert. Dabei wa -<br />
ren 45 israelische Zivilisten getötet worden. Quelle: dpa<br />
Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 19
POLITIK • ISRAEL<br />
Statistiken zum Jahreswechsel<br />
Ministerpräsidenten-Wertung<br />
Anlässlich des Jahreswechsels brachte ‘Ma -<br />
ariv’ eine Umfrage, d<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Fra gen be han -<br />
delt, wer der beste und wer der schlechteste<br />
Ministerpräsident Israels aller Zei ten war.<br />
D<strong>ie</strong> Umfrage wurde An fang Sep tem ber<br />
durch geführt, und es nah men 489 Per so -<br />
nen aus allen Bevöl ke rungs schich ten teil.<br />
Wer war Ihrer Meinung nach der beste<br />
Ministerpräsident des Staates Israel:<br />
Menachem Begin 26,8%<br />
David Ben-Gurion 25,6%<br />
Itzhak Rabin 17,4%<br />
Ar<strong>ie</strong>l Sharon 9,1%<br />
Itzhak Shamir 5,4%<br />
Levy Eshkol 4,8%<br />
Benjamin Netanjahu 4,4%<br />
Golda Meir 3,0%<br />
Shimon Peres 2,5%<br />
Moshe Sharett 0,9%<br />
Ehud Barak 0,2%<br />
Ehud Olmert 0,0%<br />
Wer war Ihrer Meinung nach der<br />
schlechteste Ministerpräsident des<br />
Staates Israel:<br />
Ehud Olmert 39,4%<br />
Ehud Barak 19,3%<br />
Benjamin Netanjahu 18,0%<br />
Ar<strong>ie</strong>l Sharon 6,6%<br />
Itzhak Rabin 3,5%<br />
Golda Meir 3,4%<br />
Shimon Peres 2,2%<br />
Moshe Sharett 1,0%<br />
Levy Eshkol 0,7%<br />
Menachem Begin 0,3%<br />
David Ben-Gurion 0,0%<br />
Kommentar von Noam Shisaf<br />
Wenn es eine eindeutige Erkenntnis<br />
aus der vorl<strong>ie</strong>genden Umfrage gibt,<br />
mit Ausnahme des knappen S<strong>ie</strong>ges<br />
Begins vor Ben-Gurion, dann ist d<strong>ie</strong>s<br />
der totale öffentliche Konsens zu der<br />
Fra ge der schlechtesten MPs aller Zei -<br />
ten: Netanjahu und Barak l<strong>ie</strong>fern sich<br />
ein Kopf-an-Kopf-Rennen um Platz 2<br />
und 3 mit 18 und 19 Prozent, und Ol -<br />
mert „s<strong>ie</strong>gt“ eindeutig mit fast 40%!<br />
Zusammen erreichen d<strong>ie</strong> Führer der<br />
drei großen israelischen Parte<strong>ie</strong>n fast<br />
77%. Das ist ein eindeutiges Knoc-Out.<br />
Selbst Golda, d<strong>ie</strong> MP mit der großen<br />
Katastrophe des Jom Kippur Kr<strong>ie</strong>ges<br />
und der Demonstrationen der<br />
Schwarzen Panther, musste sich mit<br />
3,4% begnügen. Rabin und Peres, d<strong>ie</strong><br />
„Oslo-Verbrecher“, wurden von der<br />
Öffentlichkeit erstaunlicher Weise<br />
„begnadigt“.<br />
Kommentatoren, d<strong>ie</strong> zu den Er geb -<br />
nissen befragt wurden, erklärten, d<strong>ie</strong><br />
Öffentlichkeit beurteile d<strong>ie</strong> letzten<br />
Führer schärfer als d<strong>ie</strong> der Vergan -<br />
gen heit, an d<strong>ie</strong> sich mit Nostalg<strong>ie</strong> er -<br />
innert werde. Aber nach d<strong>ie</strong>ser Logik<br />
hätten auch Shimon Peres, ein aus<br />
jeder Sicht sehr aktiver Politiker, und<br />
Ar<strong>ie</strong>l Sharon, der bis vor zwei Jahren<br />
MP war und sow<strong>ie</strong>so eine umstrittene<br />
Persönlichkeit ist, eine gehörige Por -<br />
ti on negativer Stimmen erhalten müssen.<br />
S<strong>ie</strong> stehen jedoch näher bei Mo -<br />
she Sharett und Itzhak Shamir.<br />
Das Ironische daran ist, dass es bei<br />
den nächsten Wahlen eben d<strong>ie</strong>se Drei<br />
sein werden, Netanjahu, Olmert und<br />
Barak, d<strong>ie</strong> um das Vertrauen der Öf -<br />
fent lich keit werben werden. Nach den<br />
Ergeb nissen d<strong>ie</strong>ser Umfrage lässt sich<br />
jetzt schon propheze<strong>ie</strong>n, dass d<strong>ie</strong> Wahlbeteiligung<br />
w<strong>ie</strong>der negative Re korde<br />
erreichen wird – eine Art des Pro tests<br />
gegen d<strong>ie</strong> schlechten Optio nen.<br />
In Israel leben<br />
7,2 Mio. Menschen<br />
Ende 2006 hat sich d<strong>ie</strong> offiz<strong>ie</strong>lle Ein -<br />
wohnerzahl Israels auf 7,116.700 be -<br />
lau fen. D<strong>ie</strong>s geht aus einer aktuellen<br />
Bevölkerungserhebung hervor, d<strong>ie</strong><br />
das Zentralamt für Statistik anlässlich<br />
des jüdischen Neujahrsfestes veröffentlicht<br />
hat.<br />
Dem Bericht zufolge unterteilt sich<br />
d<strong>ie</strong> Bevölkerung in 5,393.400 Juden<br />
(78,8%), 1,413.300 Araber (19.9%) und<br />
309.900 „Andere“ (4.4%), d<strong>ie</strong> nicht<br />
nach ihrer Religionszugehörigkeit<br />
klas sifiz<strong>ie</strong>rt werden. D<strong>ie</strong> Bevölkerungs -<br />
wachstumsrate be trug im Jahr 2006<br />
ähnlich w<strong>ie</strong> in den vergangenen Jah ren<br />
1,8 Prozent. Da bei weisen d<strong>ie</strong> Araber<br />
mit 2,6 Prozent eine höhere Wachs -<br />
tumsrate auf als d<strong>ie</strong> Juden (1,5%).<br />
Es ist wirklich schw<strong>ie</strong>rig, zwischen<br />
den Dre<strong>ie</strong>n zu differenz<strong>ie</strong>ren: Barak,<br />
Bibi und Olmert. Alle drei sind aus politischer<br />
Sicht konservativ. S<strong>ie</strong> sind erklärte<br />
Kapitalisten, persönliche Freun -<br />
de der Vermögensmagnaten, s<strong>ie</strong> l<strong>ie</strong>ben<br />
Geld, gute Zigarren und Cock tails.<br />
D<strong>ie</strong> ideologischen Untersch<strong>ie</strong>de<br />
zwischen ihnen sind geringfügig:<br />
Alle drei wollen ganz einfach reg<strong>ie</strong>ren.<br />
S<strong>ie</strong> haben keinen Grund zur Sorge.<br />
D<strong>ie</strong> Abneigung ihnen gegenüber hält<br />
sich noch immer in den Grenzen<br />
einer allgemeinen Sinneshaltung. Ein<br />
Thema für Meinungsumfragen, ohne<br />
Einfluss auf politische Macht. Man<br />
wird s<strong>ie</strong> wählen, denn es gibt keine<br />
Alternative.<br />
Im Vergleich zu anderen westlichen<br />
Na tionen ist Israel nach w<strong>ie</strong> vor ein<br />
recht junges Land. Während 28 Pro -<br />
zent der Bevölkerung unter 15 Jahre<br />
alt sind, gehören im Rest der westli -<br />
chen Welt nur durchschnittlich 17<br />
Prozent d<strong>ie</strong>ser Altersgruppe an.<br />
Ähnlich gestaltet sich das Bild bei<br />
den Senioren: In Israel sind 10 Pro zent<br />
der Bevölkerung über 65, an derswo<br />
im Westen sind es 15 Prozent.<br />
Yedioth Ahronot, 10.09<br />
20 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768
© Israelimages/Michael Levit<br />
D<strong>ie</strong> Deutsche Telekom will künftig<br />
noch enger mit High-Tech- und Startup-Firmen<br />
aus Israel im Bereich der<br />
In formations- und Kommunika tions -<br />
tech nolog<strong>ie</strong> (ICT) zusammenarbeiten.<br />
D<strong>ie</strong> Grundlage dafür schafft eine, An -<br />
fang Oktober, in Jerusalem von Ver -<br />
tre tern der israelischen Reg<strong>ie</strong>rung<br />
und der Deutschen Telekom unterzeichnete<br />
Vereinbarung.<br />
Anwesend dabei waren Eli Yishai,<br />
Minister für Industr<strong>ie</strong>, Handel und<br />
Arbeit (MoITaL) und René Ober mann,<br />
Vorstandsvorsitzender der Deutschen<br />
Telekom AG. Z<strong>ie</strong>l der Telekom ist, in -<br />
novative Informations- und Kom mu -<br />
ni kations-D<strong>ie</strong>nste schneller entwikkeln<br />
und den Kunden anb<strong>ie</strong>ten zu<br />
können.<br />
Firmen, d<strong>ie</strong> an dem Programm Glo -<br />
bal Enterprise R&D Cooperation Fra me -<br />
work teilnehmen und als ausgewähltes<br />
Partnerunternehmen von der Tele kom<br />
bei Forschung und Entwicklung un -<br />
ter stützt werden, zum Beisp<strong>ie</strong>l durch<br />
Integration in d<strong>ie</strong> eigenen Platt for men,<br />
gemeinsamen Ent wick lun gen oder<br />
Be ratung, erhalten komplementär fi -<br />
nan z<strong>ie</strong>lle Unterstützung vom Office<br />
of the Ch<strong>ie</strong>f Sc<strong>ie</strong>ntist (OCS) im Han -<br />
delsministerium. Damit können s<strong>ie</strong><br />
Marketing, Technolog<strong>ie</strong>ent wick lung<br />
und Kundenzugang aufbauen bzw.<br />
intensiv<strong>ie</strong>ren. Darüberhinaus wird<br />
der Ch<strong>ie</strong>f Sc<strong>ie</strong>ntist d<strong>ie</strong> Telekom bei<br />
der Erschl<strong>ie</strong>ßung innovativer neuer<br />
Technolog<strong>ie</strong>n und Anwendungen<br />
unterstützen.<br />
„Der extrem anwendungsor<strong>ie</strong>nt<strong>ie</strong>rte<br />
An satz israelischer ICT-Firmen ermöglicht<br />
es der Deutschen Telekom, zukunftsweisende<br />
Lösungen für innovative neue<br />
D<strong>ie</strong>nstleistungen schnell in kommerz<strong>ie</strong>ll<br />
nutzbare Produkte umzusetzen“, betonte<br />
René Obermann. Der Vorstandsvor sitzende<br />
verw<strong>ie</strong>s in d<strong>ie</strong>sem Zusam men -<br />
hang auf Erfolg versprechende Er gebnisse<br />
von Kooperationen mit is raeli -<br />
schen High-Tech- und Start-up-Fir men.<br />
Erste Ergebnisse wer den in te res s<strong>ie</strong>r -<br />
ten Teilnehmern aus For schung und<br />
Entwicklung sow<strong>ie</strong> Industr<strong>ie</strong>partnern<br />
aus Deutschland und Israel beim<br />
ersten Deutsche Telekom Innovation<br />
Day am 29. Oktober in Berlin vorgestellt.<br />
Gezeigt werden dabei unter an -<br />
derem ein Portal für mobile In for ma -<br />
tions-, Buchungs- und Bezahl sys te me,<br />
eine v<strong>ie</strong>lfältig einsetzbare WLAN-ba -<br />
s<strong>ie</strong>rte Anwendung, d<strong>ie</strong> zum Beisp<strong>ie</strong>l<br />
in Krankenhäusern, eine effiz<strong>ie</strong>ntere<br />
Logistik unter anderem beim Betten -<br />
management ermöglicht, und das<br />
Betaportal bei T-Online (www.beta.tonline.de),<br />
auf dem innovative Web<br />
2.0-Lösungen bereits erprobt werden.<br />
Eli Yishai, Minister für Industr<strong>ie</strong>,<br />
WIRTSCHAFT • ISRAEL<br />
Deutsche<br />
Telekom baut<br />
Kooperationen<br />
in Israel aus<br />
Konzern setzt auf<br />
israelische High-Tech-<br />
Unternehmen<br />
Handel und Arbeit, hob hervor, dass<br />
d<strong>ie</strong> „weltweite Spitzenstellung der israelischen<br />
ICT-Industr<strong>ie</strong> von den Global Pla -<br />
yern der Branche erkannt und genutzt“<br />
werde. D<strong>ie</strong> Deutsche Telekom ist der<br />
erste Telekommunikations-D<strong>ie</strong>nst leis -<br />
ter weltweit, der ein derartiges MoU<br />
mit dem israelischen Handelsmi niste -<br />
rium eingeht. Das Programm wurde<br />
bereits mit renomm<strong>ie</strong>rten Partnern aus<br />
der Industr<strong>ie</strong>, nämlich Oracle, IBM,<br />
Alcatel-Lucent, Microsoft und zuletzt<br />
Sun Microsystems abgeschlossen.<br />
Für René Obermann bedeutet d<strong>ie</strong><br />
Ver tragsunterzeichnung „eine weitere<br />
Vert<strong>ie</strong>fung der erfolgreichen und langjährigen<br />
Zusammenarbeit mit israelischen<br />
Unternehmen und Institutionen.“<br />
So eröffnete d<strong>ie</strong> Deutsche Telekom<br />
2006 gemeinsam mit der Ben Gurion<br />
Universität (BGU) ein Forschungsund<br />
Entwicklungsinstitut im israelischen<br />
Beer Sheva in der Negev-Wüs te.<br />
D<strong>ie</strong> BGU gilt in den Bereichen Infor -<br />
ma tionstechnolog<strong>ie</strong> und Telekom mu -<br />
ni kation und insbesondere im Schwer-<br />
punkt IT-Security als eine der weltweit<br />
führenden Hochschulen. Das Institut<br />
ist eine universitäre Außenstelle der<br />
Deutschen Telekom Laborator<strong>ie</strong>s mit<br />
Sitz an der TU Berlin. Für d<strong>ie</strong> Finan -<br />
z<strong>ie</strong> rung des Institutes in Israel wendet<br />
d<strong>ie</strong> Deutsche Telekom bis 2008 rund<br />
12,1 Millionen Dollar auf.<br />
Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 21<br />
WIRTSCHAFT
WIRTSCHAFT • ISRAEL<br />
Drei neue kostenlose<br />
Zeitungen in Israel<br />
Drei neue kostenlose Zeitungen werden<br />
in den kommenden Wochen in<br />
Israel erschei nen. Ein Kommu nikati -<br />
onswissen schaftler prophezeit Bewe -<br />
gung auf dem israelischen Zeitungs -<br />
markt. Ein Blatt wird vom amerikanischen<br />
Milliardär Scheldon Adelson herausgegeben<br />
– es soll „Jisrael Hajom“<br />
(„Israel heute“) heißen. Adelsons Fima<br />
„News Co“ will das Blatt an d<strong>ie</strong> Br<strong>ie</strong>f -<br />
kästen l<strong>ie</strong>fern, d<strong>ie</strong> Auflage soll bei<br />
300.000 l<strong>ie</strong>gen.<br />
Ebenso will ein Team um Eli Asur, In -<br />
ha ber der „Jerusalem Post“, und Dudi<br />
Weissman, Inhaber der Supermarkt -<br />
ket te „Blue Square“ und des Ener -<br />
g<strong>ie</strong>l<strong>ie</strong>feranten „Dor Alon“, ein neues<br />
kostenloses Blatt herausbringen. Es<br />
soll „Metro“ heißen.<br />
Auch der Herausgeber der größten<br />
israelischen Tageszeitung „Jediot Aharonot“,<br />
Arnon Moses, will eine kos -<br />
tenlose Zeitung anb<strong>ie</strong>ten. Ge druckt<br />
werden zunächst 300.000 Exemplare,<br />
d<strong>ie</strong> beisp<strong>ie</strong>lsweise in Supermärkten<br />
aufl<strong>ie</strong>gen sollen. Der Start ist noch<br />
unklar. D<strong>ie</strong>s berichtet d<strong>ie</strong> Tages zei -<br />
tung „Jerusalem Post“.<br />
D<strong>ie</strong> Herausgeber folgen einem in ternationalen<br />
Trend zu kostenlosen Zei -<br />
tungen, d<strong>ie</strong> an Bus- und U-Bahn-Hal -<br />
te stellen verteilt werden. In Israel gibt<br />
es bislang nur das kostenlose Blatt „Is -<br />
raeli“, herausgegeben vom israelischen<br />
Geschäftsmann Schlomo Ben Zvi. Es<br />
gibt d<strong>ie</strong> Zeitung seit 2006, zwischendurch<br />
wurde s<strong>ie</strong> für kurze Zeit wegen<br />
einer Meinungsversch<strong>ie</strong>denheit zwischen<br />
Ben Zvi und Adelson w<strong>ie</strong>der<br />
eingestellt.<br />
„Es ist noch zu früh, um sagen zu können,<br />
ob alle d<strong>ie</strong>se Zeitungen überleben<br />
werden“, sagte Gadi Wolfsfeld, Pro fes -<br />
sor für Kommunikations wissen schaft<br />
und Politik an der Hebräischen Uni ver si -<br />
tät, gegenüber der „Jerusalem Post“.<br />
„Das Problem ist aber, dass es h<strong>ie</strong>r zu -<br />
lande, anders als in New York oder Lon -<br />
don, wo d<strong>ie</strong> Blätter an d<strong>ie</strong> Fahrgäste von<br />
U-Bahnen verteilt werden, kein wirk liches<br />
U-Bahn-System gibt.“<br />
„Das wird ein Kr<strong>ie</strong>g“, sagte Golan Bar<br />
Josef, Redakteur des Teams von Asur<br />
und Weissman, voraus. „Wir ha ben ei -<br />
nen Vorteil und werden nicht direkt mit<br />
den anderen Zeitungen in Konkurrenz<br />
treten, weil wir am Nachmittag erschei-<br />
nen und nicht am Morgen.“ Der<br />
Redaktionsschluss seiner Zeitung um<br />
10.30 bedeute ein Rennen gegen d<strong>ie</strong><br />
Zeit, doch d<strong>ie</strong> „Metro“ werde Nach -<br />
richten bringen, d<strong>ie</strong> sonst keine andere<br />
Zeitung habe.<br />
Wolfsfeld sagte: „Um bestehen zu kön -<br />
nen, müssen s<strong>ie</strong> hochwertige Zeitun gen<br />
produz<strong>ie</strong>ren. Dafür brauchen s<strong>ie</strong> v<strong>ie</strong>l Zeit,<br />
Geld, Talent und Ressourcen. Es ist un -<br />
klar, ob s<strong>ie</strong> das schaffen. Aber ich glaube,<br />
dass es den Markt verändern wird, genug,<br />
um beisp<strong>ie</strong>lsweise ‘Ma´ariv’ zu schaden,<br />
aber nicht genug, um ‘Jediot’ zu schaden.“<br />
Max Richardson<br />
Stabilis<strong>ie</strong>rung der Armut<br />
in Israel<br />
Mehr als eineinhalb Millionen israelische<br />
Staatsbürger leben unterhalb der<br />
Armutsgrenze. Das geht aus einer Stu -<br />
d<strong>ie</strong> hervor, d<strong>ie</strong> der israelische Ver si -<br />
che rungsträger „National Insurance<br />
Institute“ (NII) veröffentlichte.<br />
D<strong>ie</strong> Untersuchung zeigt einen leichten<br />
Rückgang der Armutsquote im<br />
Jahr 2006. Im Vorjahr lebten 20,6 Pro -<br />
zent der Famil<strong>ie</strong>n unterhalb der Ar -<br />
mutsgrenze, 2006 waren es 20 Pro zent.<br />
Insgesamt leben etwa 24,5 Prozent<br />
der Israelis unterhalb Armutsgrenze.<br />
Das sind 0,2 Prozent weniger als im<br />
Vorj ahr. D<strong>ie</strong> Verarmung unter den Kindern<br />
ist allerdings angest<strong>ie</strong>gen - von<br />
35,2 Prozent im Jahr 2005 auf 35,8 Pro -<br />
zent. So leben rund 766.000 Kin der und<br />
1,65 Millionen Erwachsene in Ar mut.<br />
Wohlfahrtsminister Isaak Herzog<br />
stellte den Halbjahresbericht zusammen<br />
mit dem Generaldirektor des NII,<br />
Jigal Ben-Schalom, vor. Dabei betonten<br />
s<strong>ie</strong>, dass d<strong>ie</strong>ser Bericht eine deutliche<br />
Stabilis<strong>ie</strong>rung der Armutssituation<br />
aufzeige. Auffallend sei vor allem der<br />
Rückgang der Verarmung in der<br />
Gruppe der Senioren.<br />
Laut NII habe sich das Einkommen<br />
bei Personen, d<strong>ie</strong> sich unterhalb der<br />
Armutsgrenze bewegen, trotz des<br />
wirtschaftlichen Aufschwungs reduz<strong>ie</strong>rt.<br />
Hingegen habe es sich im vergangenen<br />
Jahr bei dem reichsten<br />
Zehntel der Bevölkerung verdoppelt.<br />
Der arabische Knesset-Abgeord ne te<br />
Mohammed Barakeh beklagte zu dem,<br />
dass d<strong>ie</strong> Reg<strong>ie</strong>rung den drastischen<br />
Anst<strong>ie</strong>g der Armut unter dem arabischen<br />
Bevölkerungsteil völlig ignor<strong>ie</strong>re.<br />
Dort lebten 50 Prozent der Be völ -<br />
kerung, darunter 60 Prozent Kinder,<br />
un terhalb der Armutsgrenze. Er<br />
warn te davor, d<strong>ie</strong> Stabili s<strong>ie</strong> -<br />
rung der Armutssituation zu<br />
früh zu fe<strong>ie</strong>rn. Immerhin<br />
se<strong>ie</strong>n Tausende Bürger nur<br />
oberhalb der Grenze einzuordnen,<br />
weil s<strong>ie</strong> pro Monat<br />
ein paar Dutzend Schekel zuv<strong>ie</strong>l<br />
bekämen.<br />
D<strong>ie</strong> vorherige Stud<strong>ie</strong>, d<strong>ie</strong> im<br />
Januar veröffentlicht wurde,<br />
umfasste den Zeitraum von<br />
Mitte 2005 bis Juni 2006.<br />
Darin wurde erstmals für d<strong>ie</strong>ses<br />
Jahrzehnt sichtbar, dass sich der<br />
Armutsanteil verringert habe.<br />
Prem<strong>ie</strong>rminister Ehud Olmert versicherte,<br />
der Anteil der armen<br />
Bevölkerung werde sich bis 2010 um<br />
15 Prozent reduz<strong>ie</strong>ren.<br />
Mekorot warnt vor<br />
eventuellem Dürrejahr<br />
Israels Wasserbehörde Mekorot be -<br />
fürchtet für 2008 ein Dürrejahr, falls<br />
der kommende Winter nicht den er -<br />
war teten Regen und weniger N<strong>ie</strong> der -<br />
schläge als der letzte Winter bringt.<br />
Der Wassersp<strong>ie</strong>gel des Sees Gene za -<br />
reth steht nach der Sommerperiode<br />
jetzt noch etwa 50 cm über dem Was -<br />
ser sp<strong>ie</strong>gel des vergleichbaren Vorjah -<br />
22 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768<br />
© Anat Perez
es zeitraums. Zusätzlich ist noch ein<br />
Meter Wasser vorhanden, bis d<strong>ie</strong> ro te<br />
Lin<strong>ie</strong> zum Auspumpstopp von -213<br />
Meter erreicht ist.<br />
Nach Angaben der Mekorot st<strong>ie</strong>g<br />
der Wasserver brauch der Haushalte<br />
in der ersten Hälfte des laufenden<br />
Jahres in den meisten Teilen des Lan -<br />
des so beträchtlich, dass wohl sämtliche<br />
Rekorde der Vergan gen heit ge -<br />
bro chen werden. Insge samt st<strong>ie</strong>g der<br />
Wasserbrauch um 7% in den ersten<br />
s<strong>ie</strong>ben Monaten, wobei d<strong>ie</strong> Tel Aviver<br />
Region führend ist mit einem 10%igen<br />
Anst<strong>ie</strong>g.<br />
Zermatt: Schnee<br />
„made in Israel“<br />
Nicht gerade aus einem Land, aus<br />
dem man es erwarten würde, kommt<br />
eine neue Schneekanone für Zermatt:<br />
Der IDE-Snowmaker stammt aus Is -<br />
ra el.<br />
Entwickelt wurde das System auch<br />
nicht zur Kunstschneeproduktion,<br />
sondern um in Südafrika Diaman ten -<br />
minen zu kühlen. Zum Einsatz kommen<br />
soll das Gerät zur Beschneiung<br />
einer 500 Meter langen Piste beim<br />
Trockenen Steg. Im Herbst mussten<br />
d<strong>ie</strong> Skifahrer d<strong>ie</strong>ses Stück bisher zu<br />
Fuß zurücklegen. D<strong>ie</strong> Maschine produz<strong>ie</strong>rt<br />
im Gegensatz zu herkömmlichen<br />
Schneekanonen das weiße<br />
Gold auch bei Temperaturen über<br />
null Grad. D<strong>ie</strong> Umwelt profit<strong>ie</strong>rt da -<br />
von, dass der Snowmaker ohne chemische<br />
Zusatzstoffe auskommt. Pro<br />
Stunde produz<strong>ie</strong>rt das Wun der gerät<br />
40 Kubikmeter Schnee – in „Früh -<br />
lings schnee-Qualität“, w<strong>ie</strong> es heißt.<br />
Mit EL AL nach Israel<br />
EL AL Israel Airlines legt den neuen<br />
Win terflugplan 2007/2008 Deutsch -<br />
land und Österreich vor (gültig vom<br />
28.10.2007 bis 29.03.2008). Der israelische<br />
Carr<strong>ie</strong>r b<strong>ie</strong>tet in d<strong>ie</strong>ser Winter -<br />
saison von den Abflughäfen Frank -<br />
furt/Main, Berlin-Schönefeld und<br />
München elf wöchentliche Nonstop-<br />
Verbindungen nach Tel Aviv.<br />
D<strong>ie</strong> Verbindungen im Einzelnen:<br />
Frankfurt/Main–Tel Aviv: Täglich<br />
außer freitags und samstags (mit<br />
B757), Berlin-Schönefeld–Tel Aviv:<br />
D<strong>ie</strong>nstags, donnerstags und sonntags<br />
(mit B737-700 und B737-800), Mün -<br />
chen–Tel Aviv: Mittwochs, freitags<br />
und sonntags (mit B737-800 oder<br />
B757). Ab zahlreichen deutschen<br />
Flug häfen bestehen über Frank furt/<br />
Main, Berlin und München so w<strong>ie</strong><br />
über v<strong>ie</strong>le eu ro pä -<br />
i sche EL AL-Gate -<br />
ways Ver bin dun -<br />
gen nach Tel Aviv.<br />
EL AL b<strong>ie</strong>tet in<br />
d<strong>ie</strong> sem Winter ab<br />
Österreich folgende<br />
Verbindungen:<br />
Wi e n – Te l Av i v :<br />
mon tags, d<strong>ie</strong>nstags,<br />
mittwochs,<br />
donnerstags, sonntags sow<strong>ie</strong> zwei tägliche<br />
Codeshare-Verbindungen mit<br />
dem Partner Austrian Airlines. Bade -<br />
ur lau ber und Tauchfreunde haben<br />
auch in d<strong>ie</strong>sem Winter bei EL AL w<strong>ie</strong>der<br />
d<strong>ie</strong> Mög lichkeit, Anschlussflüge<br />
nach Eilat zu buchen. www.elal.com.<br />
Oracle plant Investitionen<br />
in Israel<br />
Der US-amerikanische Software gi gant<br />
Oracle beabsichtigt seine Investitio nen<br />
in Israel zu erweitern. D<strong>ie</strong>s teilte Saf ra<br />
Katz, d<strong>ie</strong> Präsidentin des Untern eh -<br />
mens, auf einem Empfang für Inves -<br />
toren, Risikokapitalgeber und High-<br />
Tech-Führungskräfte im kalifornischen<br />
Palo Alto mit. Katz betonte,<br />
Israel müsse eine aktive Rolle auf<br />
dem Weltmarkt sp<strong>ie</strong>len und alles<br />
ex port<strong>ie</strong>ren, was es produz<strong>ie</strong>rt,<br />
„sogar Prigat-Fruchtsaft“.<br />
An dem Empfang nahm auch<br />
der Generaldirektor des is ra el i -<br />
schen Fi nanzministeriums, Ya rom<br />
Ariav, teil, der sich als „einen Soldaten<br />
Israels im Silicon Valley, dem High-Tech-<br />
Mekka“, bezeichnete. Sein Z<strong>ie</strong>l sei es,<br />
„ausländische Investitionen in Is ra el und<br />
d<strong>ie</strong> Zu sam menarbeit von isra e lischen und<br />
amerikanischen Unter neh men voranzu -<br />
trei ben“. D<strong>ie</strong> Fachleute, d<strong>ie</strong> er auf der<br />
Kon fe renz getroffen habe, se<strong>ie</strong>n von<br />
WIRTSCHAFT<br />
Israels Fähigkeiten und Potential im<br />
High-Tech-Bereich überzeugt.<br />
Vor dem Hintergrund des steigen den<br />
Interes ses im Silicon Valley an alter na -<br />
ti ven Ener g<strong>ie</strong>n, berichtet Ariav, dass<br />
d<strong>ie</strong> Fachleute, d<strong>ie</strong> er auf der Konfe renz<br />
getroffen habe, von Israel erwarten<br />
würden, d<strong>ie</strong> Führungsrolle im Be reich<br />
von Forschung und Entwick lung al -<br />
ternativer Energ<strong>ie</strong>n zu übernehmen.<br />
Israelische Arbeitnehmer<br />
haben 40 Tage im Jahr frei<br />
Israel gehört zu den Ländern, in<br />
denen d<strong>ie</strong> Arbeitnehmer den meisten<br />
bezahlten Urlaub haben. W<strong>ie</strong> eine<br />
weltweite Stud<strong>ie</strong> der Unter nehmens -<br />
be ratung Mercer Human Resource<br />
Con sulting offenbart, kommen Ange -<br />
stellte in Israel so w<strong>ie</strong> ihre Kollegen in<br />
Frankreich und Litauen auf ganze 40<br />
Fer<strong>ie</strong>ntage im Jahr.<br />
An der Spitze des Rankings steht<br />
dabei Finnland mit 44 bezahlten Ur -<br />
laubstagen. Am anderen Ende der<br />
Ska la befinden sich V<strong>ie</strong>tnam mit 22<br />
und Kanada mit nur 20 Tagen im Jahr.<br />
D<strong>ie</strong> Mercer-Stud<strong>ie</strong> unterteilt d<strong>ie</strong> Fe r<strong>ie</strong>n<br />
in zwei Kategor<strong>ie</strong>n, das Mini mum an<br />
bezahlten Urlaubstagen und bezahlte<br />
religiöse und nationale Fe<strong>ie</strong>r tage.<br />
In Israel müssen d<strong>ie</strong> Arbeitgeber<br />
ihren Angestellten mit mehr als zehn<br />
Jahren Festanstellung 24 Tage bezahlten<br />
Urlaub im Jahr gewähren (ohne<br />
Fe<strong>ie</strong>rtage). Andere Länder mit einer<br />
ähnlichen Regelung sind Deutsch land,<br />
Österreich, Dänemark, Gr<strong>ie</strong> chen land,<br />
Ungarn, Luxemburg, Malta und<br />
Schwe den. Das Schlusslicht bildet –<br />
nach Ind<strong>ie</strong>n mit 12 Tagen – w<strong>ie</strong>derum<br />
Kanada mit nur 10 Tagen.<br />
Für den israelischen Arbeitnehmer<br />
sind es d<strong>ie</strong> Fe<strong>ie</strong>rtage, d<strong>ie</strong> sein Fer<strong>ie</strong>n -<br />
kon tingent anschwellen lassen.<br />
Schl<strong>ie</strong>ß lich gibt es in Israel etwa 15<br />
be zahlte öffentliche Fe<strong>ie</strong>rtage. Re kordhalter<br />
in d<strong>ie</strong>ser Hinsicht sind der Li banon<br />
und Marokko mit 18 und In di en<br />
mit 19 Tagen. Quellen: inn, globe<br />
Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 23
WISSENSCHAFT<br />
WISSENSCHAFT • ISRAEL<br />
Im Land von<br />
Milch und<br />
Honig“ –<br />
Antiker<br />
B<strong>ie</strong>nenstock<br />
freigelegt<br />
Das Land, in dem laut Überl<strong>ie</strong>ferung<br />
Milch und Honig fl<strong>ie</strong>ßt, macht seinem<br />
Namen alle Ehre: Ar chä ologen haben<br />
ein B<strong>ie</strong>nenhaus aus der Reg<strong>ie</strong> rungs -<br />
zeit des biblischen Königs Salomo<br />
ent deckt. Es ist der älteste B<strong>ie</strong>ne n -<br />
stock, der bisher ausgegraben wurde.<br />
Wissenschaftler der Hebräischen<br />
Uni versität Jerusalem fanden im Tal<br />
von Beit Schean eine B<strong>ie</strong>nenstock-<br />
Kolon<strong>ie</strong> aus dem neunten oder zehnten<br />
Jahrhundert vor der Zeitrech nung.<br />
Durch d<strong>ie</strong> sogenannte „Karbon-14-<br />
Methode“ an Getrei de kör nern konnten<br />
d<strong>ie</strong> Wissenschaftler d<strong>ie</strong> Funde ge -<br />
nau dat<strong>ie</strong>ren, berichtet d<strong>ie</strong> Tageszei -<br />
tung „Jediot Aharonot“. Fundort ist<br />
d<strong>ie</strong> Stadt Tel Rehov bei Beit Schean,<br />
d<strong>ie</strong> im biblischen Zeitalter eine der<br />
wichtigsten Städte des israelitischen<br />
Königreiches war.<br />
D<strong>ie</strong> Funde w<strong>ie</strong>sen darauf hin, dass<br />
B<strong>ie</strong>nenzucht und Honiggewinnung<br />
schon damals ein hochentwickeltes<br />
Ge werbe gewesen se<strong>ie</strong>n. Israel werde<br />
Blutlose Herzoperation<br />
in der Bibel an v<strong>ie</strong>len Stellen als „Land,<br />
in dem Milch und Honig fl<strong>ie</strong>ßt“<br />
bezeichnet. Mit der Entdeckung falle<br />
ein ganz neues Licht auf d<strong>ie</strong>se Aus -<br />
drucksweise, sagte der Wissenschaft ler<br />
Amihai Masar.<br />
Das B<strong>ie</strong>nenhaus enthält 30 B<strong>ie</strong> nen -<br />
stöcke. Der Forscher schätzt d<strong>ie</strong> ur -<br />
sprüngliche Anzahl der B<strong>ie</strong>nenstöcke<br />
allerdings auf etwa 100. Laut Quellen<br />
der Universität sei dort jährlich etwa<br />
eine halbe Tonne Honig gewonnen<br />
worden.<br />
D<strong>ie</strong>s sind d<strong>ie</strong> ersten B<strong>ie</strong>nenstöcke,<br />
d<strong>ie</strong> Wissenschaftler aus der Zeit des<br />
antiken Nahen Ostens entdeckten.<br />
Andrea, ein Neugeborenes aus Zypern, überstand im Schiba-Hospital in Tel Aviv<br />
eine kompliz<strong>ie</strong>rte Herzoperation, ohne jegliche Bluttransfusion. D<strong>ie</strong> Eltern des<br />
Neugeborenen gehören zur Sekte der „Zeugen Jehovas“ und forderten von<br />
den israelischen Ärzten, das Baby zu oper<strong>ie</strong>ren, „ohne äußere Flüssigkeiten in<br />
den Leib des Kindes fl<strong>ie</strong>ßen zu lassen, weil das der Seele schadet“.<br />
Dr. David Mischli, Leiter der Abteilung für Herzschäden, sagte der Zeitung<br />
‘Jedijot Achronot’ nach der erfolgreichen Operation: „Auch ohne d<strong>ie</strong> Forderung<br />
der Eltern handelte es sich bei der Operation um ein kompliz<strong>ie</strong>rtes und gefährliches<br />
Vorhaben.“ Hätte es sich um ein israelisches Kind gehandelt, hätten sich d<strong>ie</strong><br />
Ärzte an ein Gericht gewandt, um d<strong>ie</strong> Erlaubnis für eine Bluttransfusion zu<br />
erhalten. Mit den gläubigen zypriotischen Eltern des Babys handelten s<strong>ie</strong><br />
einen Kompromiss aus: Sollte es zu lebensgefährlichen Komplikationen kommen,<br />
dürften d<strong>ie</strong> Ärzte doch zur Blutkonserve greifen.<br />
Am Ende ging alles gut. Das Baby, dessen Herzfehler schon während der<br />
Schwangerschaft entdeckt wurde, und seine Eltern kehrten inzwischen nach<br />
Zypern zurück. uws<br />
Bisher waren nur Keramikgefäße zur<br />
Gewinnung von Honig aus dem hellenistischen<br />
und römischen Zeitalter<br />
bekannt. Somit sei d<strong>ie</strong>ser Fund eine<br />
archäologische Höchstleistung, so<br />
Masar weiter. Aus dem Ägypten der<br />
Pharaonenzeit habe man ebenfalls<br />
B<strong>ie</strong>nenstöcke gefunden, d<strong>ie</strong> denen<br />
aus Tel Rehov sehr ähnlich se<strong>ie</strong>n.<br />
D<strong>ie</strong> Wissenschaftler fanden bei den<br />
Aus grabungen zudem drei Aufbe -<br />
wah rungsgefäße aus Keramik mit der<br />
Inschrift: „To nmsh“. In der Bibel ist<br />
„Nimschi“ der Name des Vaters und<br />
des Großvaters von dem israelitischen<br />
König Jehu. Nun gehen d<strong>ie</strong> Forscher<br />
davon aus, dass d<strong>ie</strong> Famil<strong>ie</strong> des<br />
Herrschers aus dem Beit Schean-Tal,<br />
wenn nicht sogar aus Tel Rehov,<br />
stammen muss. So könne d<strong>ie</strong>ser<br />
große B<strong>ie</strong>nenstock auch aus dem<br />
Besitz d<strong>ie</strong>ser Famil<strong>ie</strong> gewesen sein inn<br />
Tel Rehov gilt als eine der wichtigsten<br />
Städte Israels während der Königszeit.<br />
D<strong>ie</strong> B<strong>ie</strong>nenkörbe wurden im Zentrum<br />
eines bebauten Geb<strong>ie</strong>tes gefunden, das<br />
seit 1997 von Dr. Nava Panitz-Cohen<br />
ausgegraben wird. Insgesamt wurden 30<br />
B<strong>ie</strong>nenkörbe in drei Reihen identifiz<strong>ie</strong>rt.<br />
Schätzungen nach müssten sich auf dem<br />
ge samten Geb<strong>ie</strong>t jedoch etwa 100<br />
befunden haben. Aufgrund des Aufbaus<br />
der B<strong>ie</strong>nenkörbe gehen erfahrene<br />
B<strong>ie</strong>nenzüchter und For scher davon aus,<br />
dass pro Jahr etwa eine halbe Tonne<br />
Honig aus ihnen produz<strong>ie</strong>rt wurde.<br />
Das Wort „Honig“ erscheint 55 Mal in<br />
der Bibel, 16 Mal davon als Teil des<br />
Bildes von Israel als „das Land, wo Milch<br />
und Honig fl<strong>ie</strong>ßt“. Üblicherweise ist<br />
angenommen worden, dass das Wort<br />
auf aus Früchten w<strong>ie</strong> Datteln und Feigen<br />
hergestellten Extrakt an sp<strong>ie</strong>lte.<br />
B<strong>ie</strong>nenhonig wird nämlich nur genau<br />
zwei Mal im Zusam men hang mit<br />
Wildb<strong>ie</strong>nen er wähnt (Richter 14, 8-9 u. 1.<br />
Samuel 14,27). Während uns d<strong>ie</strong> Heilige<br />
Schrift nichts über B<strong>ie</strong>nezucht in Israel<br />
mitteilt, verweist d<strong>ie</strong> Entdeckung in Tel<br />
Rehov nun darauf, dass d<strong>ie</strong> Extrah<strong>ie</strong>rung<br />
von B<strong>ie</strong> nen honig und Honigwaben ein<br />
hoch entwickeltes Gewerbe zur Zeit des<br />
Ersten Tem pels gewesen ist. Der Honig<br />
war dabei nicht nur eine Delikatesse,<br />
sondern wurde auch zu medizinischen<br />
und kultischen Zwecken eingesetzt.<br />
Hebräische Universität Jerusalem, 03.09.07<br />
24 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768
Strom aus Kuhfladen<br />
Das Energ<strong>ie</strong>- und Entwick lungs un -<br />
ter nehmen GES (Global Enviroment<br />
Solutions) der Holdinggesellschaft<br />
Gra ni te Hacarmel und d<strong>ie</strong> Koopera tiv-<br />
Ge nossenschaft des Hefer-Tals haben<br />
eine Anlage in Betr<strong>ie</strong>b genommen,<br />
d<strong>ie</strong> aus Kuhmist Strom erzeugt.<br />
Es handelt sich dabei um d<strong>ie</strong> erste<br />
An la ge ihrer Art in Israel und eine<br />
der ersten in der Welt, d<strong>ie</strong> organischen<br />
Abfall aus V<strong>ie</strong>hställen zur Strom er zeu -<br />
gung verwendet. D<strong>ie</strong> An la ge, d<strong>ie</strong> aus<br />
dem V<strong>ie</strong>h mist auch hochwertigen<br />
Dün ger herstellen kann, wird täglich<br />
600 Ton nen Kuhfladen bearbeiten.<br />
D<strong>ie</strong> Men ge an Strom, d<strong>ie</strong> daraus entsteht,<br />
ist mit 2-3 MW vergleichsweise<br />
gering. Ins ge samt sind in das Projekt<br />
40 Mio. Shekel invest<strong>ie</strong>rt worden.<br />
Yedioth Ahronot<br />
Jetzt ist es quasi offiz<strong>ie</strong>ll: Österreichs<br />
Grundlagenforschung ist z<strong>ie</strong>mlich<br />
weit von der Weltspitze entfernt. Das<br />
bestätigt eine vom Wissen schafts -<br />
fonds FWF erstellte Stud<strong>ie</strong>. Österreich<br />
nimmt im „Wettbewerb der<br />
Nationen“ nur den 22. Rang ein.<br />
Gewertet wurden d<strong>ie</strong> Zahl der Pu -<br />
bli kationen in hochrangigen wissenschaftlichen<br />
Journalen und d<strong>ie</strong> Zahl<br />
der Zitationen, also d<strong>ie</strong> Aufnahme<br />
der Arbeiten in der internationalen<br />
wissenschaftlichen Gemeinschaft. Das<br />
ist von einiger Bedeutung, weil ein<br />
ein deutiger Zusammenhang zwischen<br />
der „citation intensity“ (Zahl der<br />
Zitationen pro Bruttonational pro dukt)<br />
und der „wealth intensity“ (BNP pro<br />
WISSENSCHAFT<br />
In der Forschung weit abgeschlagen<br />
Israel: Militär baut tödliche Roboterwaffe -<br />
„Bionische Hornisse“<br />
Laut eines israelischen Zei tungs berichts entwickelt das Militär einen<br />
fl<strong>ie</strong>genden Roboter, der nicht größer als eine Hornisse sein soll. Nach<br />
der Zeitung ‘Jedioth Ahronoth’ kann der Roboter Ex tre misten fotograf<strong>ie</strong>ren<br />
und töten. Vize-Ministerpräsident Shi mon Peres sagte dazu:<br />
„Der Kr<strong>ie</strong>g im Libanon hat gezeigt, dass wir kleinere Waffen brauchen“ und<br />
„Es ist unvernünftig, ein 100 Millionen Dollar teures Flugzeug gegen einen<br />
Selbstmordterroristen loszuschicken.“<br />
Mit Bionik wird versucht, Techniken der Natur nachzuahmen.<br />
Peres meinte auch, dass noch weitere Projekte im Be reich der Na no -<br />
technik in Arbeit sind, d<strong>ie</strong>se sollen militärische Probleme lösen.<br />
Quelle: www.welt.de<br />
Unterrichtsprogramm des Weizmann-Instituts<br />
gewinnt Anerkennung der UNESCO<br />
‚Blue Planet’, ein Unterrichts pro -<br />
gramm für d<strong>ie</strong> Mittelstufe über d<strong>ie</strong><br />
Bez<strong>ie</strong>hung von Mensch und Umwelt,<br />
das Wissenschaftler des Weizmann-<br />
Instituts in Rehovot erarbeitet haben,<br />
ist von der UNESCO als weltweites<br />
Vorbild für Umweltstud<strong>ie</strong>n anerkannt<br />
worden. D<strong>ie</strong> internationale<br />
Organisation finanz<strong>ie</strong>rt nun d<strong>ie</strong> Übersetzung<br />
des Programms in versch<strong>ie</strong>dene<br />
Sprachen und fördert seine<br />
weltweite Verbreitung.<br />
Das Programm konzentr<strong>ie</strong>rt sich vor<br />
allem auf den Wasserkreislauf in ner -<br />
halb des Ökosystems Erde und soll<br />
durch seinen weiten und systematischen<br />
Ansatz (versch<strong>ie</strong>dene Akti vi -<br />
täten, Experimente und Feldstud<strong>ie</strong>n)<br />
als effektives Lerninstrument Ver -<br />
wen dung finden.<br />
Das Buch Blue Planet wurde vor<br />
kur zem im Weizmann-Institut vorgestellt,<br />
wobei dem anwesenden UN -<br />
ESCO-Stellvertreter Andras Szol losi-<br />
Nagy d<strong>ie</strong> spanische Übersetzung<br />
über reicht wurde. D<strong>ie</strong> Autoren werden<br />
in naher Zukunft nach La tein -<br />
amerika reisen, um dort Leh rern bei<br />
der Integr<strong>ie</strong>rung des Erz<strong>ie</strong>hungs -<br />
programms in ihre Stundenpläne be -<br />
hilflich zu sein. Als nächstes soll das<br />
Buch ins Chinesische und in drei weitere<br />
Sprachen übersetzt werden.<br />
Israelisches Außenministerium, 09.09<br />
von Peter Weinberger<br />
Einwohner) besteht. Ausgewertet wurde<br />
für 21 Disziplinen, von Mathe ma tik<br />
bis zu den Sozialwissen schaf ten.<br />
Schweden und d<strong>ie</strong> Schweiz sind 16mal<br />
unter den ersten fünf, Finnland<br />
achtmal und Israel elfmal, obwohl es<br />
ein v<strong>ie</strong>l geringeres BNP als Österreich<br />
hat. Israel ist absolute Spitze in Com -<br />
puter-Sc<strong>ie</strong>nce und Mathematik, überd<strong>ie</strong>s<br />
unter den fünf Besten in allen Dis -<br />
ziplinen, d<strong>ie</strong> Grundlagen für Hoch -<br />
technolog<strong>ie</strong> l<strong>ie</strong>fern. Am besten schneiden<br />
noch d<strong>ie</strong> österreichische Mathe -<br />
ma tik und Physik ab. Für beide be -<br />
trägt der Abstandsfaktor – d<strong>ie</strong> Zahl,<br />
mit der man d<strong>ie</strong> Zahl der Zitationen<br />
multipliz<strong>ie</strong>ren müsste, um unter d<strong>ie</strong><br />
besten fünf zu kommen – „nur“ 1.5,<br />
was immer noch gewaltig ist: Eine<br />
Steigerung um 50 Prozent ist kaum in<br />
den nächsten Jahren erreichbar. Schlimmer<br />
steht es um d<strong>ie</strong> „biologischen“<br />
Wissenschaften, auf d<strong>ie</strong> wir so stolz<br />
sind. Für d<strong>ie</strong> beträgt der Abstandsfaktor<br />
immerhin 2.5!<br />
D<strong>ie</strong> Gründe für das bescheidene<br />
Abschneiden sind z<strong>ie</strong>mlich eindeutig:<br />
das Fehlen jeder z<strong>ie</strong>lgerichteten For -<br />
schungspolitik und d<strong>ie</strong> übermäßige<br />
Verprovinzialis<strong>ie</strong>rung der Res sour cen.<br />
Solange Wirtschaftslandesräte das<br />
Sagen für (Mini-)Technolog<strong>ie</strong>zentren<br />
haben, solange das Konzept einer kri -<br />
tischen Masse für Forscher grup pen<br />
nicht beachtet wird, solange Mit tel<br />
nach politisch vorgegebenen Kl<strong>ie</strong>ntel-<br />
Richtlin<strong>ie</strong>n „verpritschelt“ werden<br />
(Bei sp<strong>ie</strong>l der Vergangenheit: d<strong>ie</strong> „Na -<br />
no-Initiative“, kommendes Bei sp<strong>ie</strong>l:<br />
„Energ<strong>ie</strong> der Zukunft“), solange wird<br />
sich kaum etwas am Ranking Ös ter -<br />
reichs verändern. Gefragt sind zeitgemäße<br />
Strukturen, Kon zen tra ti on fi nan -<br />
z<strong>ie</strong>ller Mittel auf wohl defin<strong>ie</strong>rte Kern -<br />
bereiche – und vor allem ein Ab sch<strong>ie</strong>d<br />
von der Idee, dass sich For schung im<br />
Vorhinein als nützlich er weisen muss.<br />
Eine Ausschreibung von Projekten<br />
„mit großem Potenzial für d<strong>ie</strong> wirtschaftliche<br />
Nutzung“ („Energ<strong>ie</strong> der Zu kunft“)<br />
mag v<strong>ie</strong>lleicht das Ego von Lan des po -<br />
litikern verstärken, d<strong>ie</strong>nt aber kaum<br />
der Er hö hung des Inno va ti ons po ten -<br />
zi als bzw. der „wealth in ten sity“ des<br />
Lan des. Ersterscheinung „D<strong>ie</strong> Presse“, 07. 09.07.<br />
Peter Weinberger lehrt Allgemeine Physik<br />
an der TU W<strong>ie</strong>n.<br />
Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 25
Aus der rechten Ecke<br />
RECHTE ECKE • INLAND<br />
Klause Adelgunde der Linzer<br />
Turmlin<strong>ie</strong> am rechten Donauufer<br />
© Dralon<br />
Ein auf der Internet-Plattform You Tu be<br />
aufgetauchtes Video, das Grund wehr -<br />
d<strong>ie</strong>ner beim Hitlergruß zeigt, sorg te<br />
Anfang September beim Bun des heer<br />
für Aufre gung. Auf dem of fenbar mit<br />
einer Handy-Ka me ra aufgezeichneten<br />
Clip sind mehrere junge Männer zu<br />
sehen, von denen einige mit gestreckter<br />
Hand marsch<strong>ie</strong>ren und „Heil Hit -<br />
ler“ in d<strong>ie</strong> Kamera brüllen. Schau -<br />
platz der Videoauf nah men (Foto) war<br />
d<strong>ie</strong> Schwarzen berg ka serne in Salz burg.<br />
Neben disziplinären Maßnah men<br />
Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) und d<strong>ie</strong><br />
Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich schl<strong>ie</strong>ßen sich den Protesten<br />
gegen den „Turmkommers“ an.<br />
Anlässlich des 90jährigen Bestehens des „Burschenschafterturm“ genannten<br />
Mahnmals für d<strong>ie</strong> „Einheit des deutschen Volkes“ und des 130. Grün dungs -<br />
tages der Burschenschaft Arminia Czernowitz zu Linz wollen deutsch na tio na le<br />
Korporationen am 6. Oktober im Linzer Kaufmännischen Ver eins haus einen<br />
„Kommers“ abhalten. Zuvor soll an der Johannes Kepp ler Uni ver sität ein<br />
Symposion zur „Freiheit in der EU“ stattfinden. Als Fest red ner am abendlichen<br />
Kommers ist der seit Ende der 90-er Jahre nach und nach von links<br />
nach rechts außen gewanderte Berliner Professor Bernd Rabehl eingeladen.<br />
Über das burschenschaftliche Mil<strong>ie</strong>u näherte er sich in der Folge gar dem<br />
Neona zis mus an: 2005 gab Rabehl nicht nur der Deut schen Stimme ein<br />
Interv<strong>ie</strong>w, sondern er h<strong>ie</strong>lt auch einen Vortrag bei der Nationalde mo kra -<br />
tischen Partei Deutsch lands (NPD). In der Folge wur de Rabehl von der neonazistischen<br />
NPD gar als „Sachverständiger“ eingesetzt.<br />
Der gefe<strong>ie</strong>rte „Anschlussturm“ in Linz d<strong>ie</strong>nt dem völkischen (deutschnationalen<br />
bis rechtsextremen) Mil<strong>ie</strong>u bis heute als Wallfahrtsstätte und Ort<br />
großdeutscher Propaganda, d<strong>ie</strong> bekanntlich vom Staatsvertrag von 1955<br />
ausdrücklich untersagt wird. Gerade am Vorabend des 70. Jahrestages des<br />
"An schluss" ist es notwendig, d<strong>ie</strong> entschlossene Ablehnung solcher Bestre -<br />
bungen deutlich zu machen.<br />
Das DÖW und d<strong>ie</strong> Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich unterstützen<br />
daher den Aufruf der Österreichischen Lagergemeinschaft Maut -<br />
hau sen, des Mauthausen Komitees Österreich und OÖ. Netzwerkes gegen<br />
Rassis mus und Rechtsextremismus.<br />
Nazi-Video sorgt beim Bundesheer für Aufregung<br />
müssen d<strong>ie</strong> Präsenzd<strong>ie</strong> ner auch mit<br />
straf rechtlichen Konse quen zen we -<br />
gen W<strong>ie</strong>derbetätigung rechnen.<br />
Das Video zeigt mehrere offenbar<br />
be trunkene Grundwehrd<strong>ie</strong>ner, d<strong>ie</strong><br />
teils mit der Waffe in der Hand durchs<br />
Bild taumeln. Einer der Beteiligten<br />
schreitet im Stechschritt mit erhobener<br />
rechter Hand durchs Bild, in einer<br />
anderen Ein stellung hebt ein Soldat<br />
mit kahlgeschorenem Kopf d<strong>ie</strong> Hand<br />
zum Hit ler gruß und brüllt „Heil<br />
Hitler“ in d<strong>ie</strong> Ka mera.<br />
Das Militärkommando Salz burg hat<br />
d<strong>ie</strong> v<strong>ie</strong>r Männer ausgeforscht: zwei<br />
der vom D<strong>ie</strong>nst enthobenen Grund -<br />
wehr d<strong>ie</strong>ner sind in Vor arlberg amtsbekannt.<br />
Bei den Be teiligten handelt<br />
es sich um Wehr d<strong>ie</strong>nst pflichtige, d<strong>ie</strong><br />
alle samt in der Schwarzen berg ka -<br />
serne ihren D<strong>ie</strong>nst versehen und nach<br />
w<strong>ie</strong> vor im Präsenzd<strong>ie</strong>nststand sind.<br />
Das Bundesheer erstattete An zei gen<br />
bei der Staatsanwaltschaft wegen des<br />
Verdachts des Verstoßes gegen das<br />
Ver botsgesetz.
Profil<strong>ie</strong>rung mit Antisemitismus?<br />
„Warum ist Israel so mächtig?“ fragt das<br />
Nachrichten<strong>magazin</strong> ‘profil’ am Cover<br />
seiner Ausgabe Nr. 37. Dass Israel<br />
und „der Jude“ so mächtig sind, wissen<br />
AntisemitInnen seit jeher, ‘profil’<br />
bestätigt s<strong>ie</strong> und lockt mit einem Blick<br />
hinter d<strong>ie</strong> Kulissen.<br />
Man wird jedoch enttäuscht. Im<br />
Heft findet sich bloß Altbekanntes und<br />
W<strong>ie</strong>dergekäutes zur „Israel-Lobby“,<br />
d<strong>ie</strong> angeblich d<strong>ie</strong> USA oder zumindest<br />
d<strong>ie</strong> Bush-Administration fest in ihren<br />
Tentakeln hält, aufbereitet von Georg<br />
Hoffmann-Ostenhof und Robert Misik<br />
aus Anlass des Erscheinens eines wei -<br />
teren Enthüllungsbuches: „D<strong>ie</strong> Israel-<br />
Lobby“ von Mearsheimer und Walt.<br />
D<strong>ie</strong> Einseitigkeit in der Verurteilung<br />
Israels paart sich mit der Ignoranz gegenüber<br />
aktuellen Bedrohungen, etwa<br />
durch Atomwaffen in Händen von<br />
an tisemitischen und antiwestlichen<br />
Apokalyptikern vom Schlage des iranischen<br />
Präsidenten Achmadinejad.<br />
Aber auch der Kritik an der antisemitischen<br />
Vorstellung von der „jüdischen<br />
Macht“ wird im ‘profil’ Platz<br />
eingeräumt. Warum d<strong>ie</strong>se Vorstellung<br />
oder fixe Idee es dennoch auf d<strong>ie</strong> Ti telse<br />
ite geschafft hat, bleibt das Ge heim -<br />
nis von Redaktion und Herausgeber.<br />
Gerade in Österreich, wo ohnehin fast<br />
Heribert Sch<strong>ie</strong>del<br />
"Der rechte Rand. Extremistische<br />
Gesinnungen in unserer Gesellschaft",<br />
Ed. Steinbauer• ISBN 978-3-902494-25-2)<br />
Wenn Plakate mit „Daham statt Islam“ werben,<br />
Kr<strong>ie</strong>gssp<strong>ie</strong>le als „Jugendtorheiten“ verharmlost<br />
und im Nachbarland „Ausländer“ durch d<strong>ie</strong> Stadt<br />
gehetzt und misshandelt werden, spätestens dann<br />
sollte man sich d<strong>ie</strong> Frage stellen: Wer sind d<strong>ie</strong>se<br />
Leute und w<strong>ie</strong> leben s<strong>ie</strong>?<br />
d<strong>ie</strong> Hälfte der Bevölkerung glaubt,<br />
dass d<strong>ie</strong> „Juden zuv<strong>ie</strong>l Einfluss auf das<br />
Weltgeschehen“ ausüben, sind solche<br />
Bil der fatal. ‘profil’, welches wir bis<br />
da to als Verbündete im Kampf gegen<br />
den Antisemitismus sahen, muss sich<br />
zumindest der Verantwor tungslosig -<br />
keit zeihen lassen.<br />
Aktion gegen den Antisemitismus<br />
Unter Staub schichten von Jahrzehnten ver -<br />
bargen sich in einem Mos kau er Archiv d<strong>ie</strong><br />
authentischen Zeug nis se deutscher Menta -<br />
li tät. Henrik Eberle hat s<strong>ie</strong> erstmals systematisch<br />
ausgewertet und komment<strong>ie</strong>rt –<br />
eine Fundgrube für Psychologen, Histo ri ker<br />
und Pädagogen. Bittbr<strong>ie</strong>fe, Gebete, Treue -<br />
schwüre, Appelle und Hilferufe – nicht nur<br />
aus Deutschland – bilden ein Stimmungs -<br />
barometer, das schauern lässt.<br />
BBucchtiipp BBuuchhttipppp<br />
Heribert Sch<strong>ie</strong>del beobachtet d<strong>ie</strong> Szene seit fast 20 Jahren und legt nun eine<br />
um fassende Bestandsaufnahme des heimischen Rechtsextremismus vor. Sein<br />
Buch führt in d<strong>ie</strong> Begriffsbestimmungen und Erklärungsansätze aus politologischer<br />
Sicht ein. Es zeigt d<strong>ie</strong> Ursachen für Rassismus, Antisemitismus und<br />
Autoritarismus. Dabei macht der Autor d<strong>ie</strong> wechselnden Stichworte und In -<br />
halte extremistischer Gesinnungen auch aus historischer Perspektive deutlich.<br />
Ob von der „Herrschaft der Ostküste“ oder der „internationalen Hochfinanz“ d<strong>ie</strong><br />
Rede ist, immer steckt dahinter der Hass auf „den Juden“ und d<strong>ie</strong> vermeintliche<br />
Überlegenheit der eigenen „Kultur“.<br />
Sch<strong>ie</strong>dels Einblicke in d<strong>ie</strong> gewaltbereite Neonaziszene Österreichs zeigen<br />
auch erschreckende Details und erstaunliche Querverbindungen. Sein Buch<br />
richtet sich gegen den Hass, der den Extremismus motiv<strong>ie</strong>rt, sucht nach den<br />
Hintergründen und b<strong>ie</strong>tet Erklärungsansätze dazu.<br />
RECHTE ECKE • AUSLAND<br />
Leserbr<strong>ie</strong>f an das österreichische<br />
Wochen <strong>magazin</strong> ‘Profil’.<br />
Plump. „Gelegentlich formul<strong>ie</strong>ren d<strong>ie</strong><br />
Autoren etwas plump.“ So komment<strong>ie</strong>rt<br />
Tony Judt, selbst nicht gerade ein vorsichtig-zurückhaltender<br />
Wissen schaft ler, das<br />
Buch von Mearsheimer und Walt. „profil“<br />
will da nicht nachstehen: in einer Story,<br />
d<strong>ie</strong> „proisraelische Hardliner, weltfremde<br />
neokonservative Ideologen und christ li che<br />
Fun damentalisten“ zu den bestimmenden<br />
Faktoren der US-Außenpolitik zusam -<br />
men schwurbelt. An den Leistungen der<br />
Admi ni s trationen Bush eins und zwei gibt<br />
es wohl genug zu kritis<strong>ie</strong>ren – und Irak ist<br />
da nur d<strong>ie</strong> Spitze des Eisbergs. Aber daraus<br />
– auf dem Cover – scheinheilig d<strong>ie</strong><br />
Frage abzuleiten: „Warum ist Israel so<br />
mächtig?“, dazu gehört wohl ein beträchtliches<br />
Stück Plumpheit. Zurück bleibt ei ne<br />
vage Erin ne rung daran, w<strong>ie</strong> differenz<strong>ie</strong>rt<br />
h<strong>ie</strong>r einmal über Politik und Ökonom<strong>ie</strong><br />
berichtet wurde. Und zurück bleibt auch<br />
ein z<strong>ie</strong>mlich schaler Nachge schmack über<br />
ein derart dumpfes Klischee auf einem<br />
österreichischen Titelblatt.<br />
Reinhard Engel, W<strong>ie</strong>n 1<br />
Der Leserbr<strong>ie</strong>f wurde nicht abgedruckt (Anm.Red.)<br />
Leserbr<strong>ie</strong>f an d<strong>ie</strong> Intendanz des ORF<br />
ZIB2 am 3.10., Bericht über Martin Schlaff<br />
Sehr geehrte Damen & Herren,<br />
mir ist es egal, an welcher Stelle Hr. Schlaff<br />
im moralischen Ranking aller 7 Mio. Ös ter -<br />
reicher steht, in jedem Fall hat sich der ORF<br />
in der ZIB 2 am 3.10. mit dem Be richt über<br />
Herrn Schlaff unglaubliche Entgleisun gen<br />
geleistet. U.a. wurde in süffisanter und<br />
(un)zwei deu tigen Formul<strong>ie</strong>rungen festgehalten:<br />
a) MS habe für Elsner "blitzartig" eine<br />
hohe Kaution erlegt (was ist daran<br />
unehrenhaft)?<br />
b) Es sei nicht empfehlenswert, MS zum<br />
Feind zu haben (Begründung fehlte)<br />
c) MS sein „ein Freund der Frauen“<br />
(konkrete Hinweise fehlten)<br />
Nicht zuletzt: V<strong>ie</strong>rtreichster Mann ir gendeiner<br />
Gegend zu sein, gehörte zu den we -<br />
nigen Berufen, d<strong>ie</strong> Juden nicht verboten<br />
waren bzw. sind.<br />
Ich dachte sofort an eine Sendung ebenfalls<br />
gestern in Ö 1 (19.05 - 19.30), in der<br />
da vor gewarnt wurde, daß der heimische<br />
Antisemitismus sich immer öfter als Is ra el -<br />
kritik und „linke Kapitalismus krit ik“<br />
tarnt. D<strong>ie</strong>s ist dem ORF mit dem Beitrag<br />
über Martin Schlaff bestens "gelungen"!<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Smole<br />
(Prof. Ernst Smole, W<strong>ie</strong>n 8)<br />
Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 27
JÜDISCHE WELT<br />
JÜDISCHE WELT • INLAND<br />
Es war eine weite Reise. Eine Reise<br />
zurück in d<strong>ie</strong> Vergangenheit.<br />
Meine Frau Anette und ich haben<br />
Eeva-Elisheva Huber-Huber, d<strong>ie</strong> seit<br />
über 25 Jahren jüdische Gemeinden<br />
in Osteuropa betreut, davon 17 Jahre<br />
in Rumän<strong>ie</strong>n, bei einem ihrer Hilfs -<br />
transporte begleitet.<br />
Jede ihrer Rei sen,<br />
s<strong>ie</strong> fährt etwa 5 Mal<br />
pro Jahr, oft mit<br />
ihrem Mann, führt<br />
s<strong>ie</strong> zu mehreren, der<br />
v<strong>ie</strong>len, übers Land<br />
verteil ten Kul tus -<br />
ge mein den. Zu den<br />
einzelnen Mitgl<strong>ie</strong> -<br />
dern, teils hoch be -<br />
tagte Men schen, hat<br />
s<strong>ie</strong> einen sehr persönlichen<br />
Kontakt<br />
aufgebaut, aus<br />
dem langjährige<br />
Freundschaften entstanden<br />
sind. Auch<br />
ist s<strong>ie</strong> be müht, dem<br />
Verfall der noch<br />
vorhandenen Sy -<br />
na gogen entgegen<br />
zu wirken. D<strong>ie</strong> An -<br />
zahl und Pracht der<br />
heute in Ru mä n<strong>ie</strong>n<br />
noch exist<strong>ie</strong>renden<br />
Tempel ist einzig -<br />
artig in Eu ro pa.<br />
Unsere gemeinsame, sehr anstrengende<br />
Reise im Norden des Landes,<br />
auf der wir über 2.300 km zurückgelegt<br />
haben, hat uns durch folgende<br />
Städte geführt, Tirgu Mures, Reghin,<br />
Gheorgheni, P<strong>ie</strong>tra Neamt, Bacau,<br />
Roman, Falticeni, Suceava, Gura Hu -<br />
mo rolui, Vatra Dornai, Bistrita,<br />
Gherla, Cluj und Oradea.<br />
D<strong>ie</strong> Gemeinden bestehen oft nur<br />
mehr aus wenigen Mitgl<strong>ie</strong>dern, 2-3,<br />
20, 50, 70 Personen, sind überaltert<br />
und deren Ende ist leider absehbar.<br />
D<strong>ie</strong> Jungen sind meist weggezogen,<br />
nach Bukarest, Israel, USA, usw. Min -<br />
jan gibt es oft nur am Schabbat, in<br />
manchen Gemeinden auch Mon tag<br />
oder Donnerstag. Häufig wird in kleinen,<br />
behelfsmäßig eingerichteten<br />
Räu men gebetet. Gründe dafür sind<br />
d<strong>ie</strong> desolaten Zustände der einst<br />
prächtigen, großen Tempel, aber auch<br />
Energ<strong>ie</strong>sparmaßnahmen, weil das<br />
Eeva-Elisheva, eine<br />
außergewöhnliche Frau<br />
Geld für Strom und Heizung nicht<br />
aufgebracht werden kann.<br />
Finanz<strong>ie</strong>lle Mittel werden von der<br />
<strong>Kultusgemeinde</strong> in Bukarest für alle<br />
Gemeinden des Landes zentral verwaltet.<br />
D<strong>ie</strong>se Art der übergeordneten<br />
Administration wird von manchen<br />
Ge meinden als gut, von anderen als<br />
einschränkend empfunden.<br />
Gelebtes Judentum<br />
Das Sozialleben wird überall sehr ge -<br />
pflegt. Mit bescheidenen Mitteln und<br />
in kleinem Rahmen werden alle Fei er -<br />
tage in den Gemeindezentren be gan -<br />
gen. Zum Beisp<strong>ie</strong>l wird seitens der<br />
Bukarester Gemeinde darauf geachtet,<br />
dass alle zu Pessach mit Mazzoth und<br />
koscherem Wein versorgt werden. In<br />
einigen Städten gibt es Talmud Tora-<br />
Klassen für Kinder und Erwachsene,<br />
Nachmittagsprogramm für Senioren<br />
von Michael Feyer<br />
oder auch koschere Kantinen, wo Be -<br />
dürf tige oder ältere Menschen mit<br />
war men Mahlzeiten versorgt werden.<br />
Ein Kiddusch wird jedoch meist nur<br />
gegeben, wenn sich ein ausländischer<br />
Spender findet. D<strong>ie</strong> zahlreichen nicht -<br />
jüdischen Partner werden in d<strong>ie</strong> Gemeinden<br />
aufgenommen und nehmen<br />
am Gemeindeleben Anteil.<br />
In v<strong>ie</strong>len Städten befanden sich früher<br />
mehrere Synagogen, heute meist<br />
nur mehr eine. D<strong>ie</strong>se sind hauptsächlich<br />
freistehend, sehr imposant, aber<br />
oft dem Verfall preisgegeben. Im<br />
Inneren und Äußeren lässt sich noch<br />
d<strong>ie</strong> Pracht vergangener Tage erkennen.<br />
D<strong>ie</strong> Bimah ist umgeben von verz<strong>ie</strong>rten,<br />
häufig mit Intars<strong>ie</strong>n gearbeiteten,<br />
Sitzreihen. In v<strong>ie</strong>len Tempeln ist der<br />
Aron HaKodesch mit wunderschönen<br />
Vorhängen verhängt, obwohl längst<br />
keine Thora mehr darin aufbewahrt<br />
28 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768
wird. Im Osten des Landes s<strong>ie</strong>ht man<br />
noch d<strong>ie</strong> traditionellen Wand ma le rei -<br />
en, d<strong>ie</strong> zum Beisp<strong>ie</strong>l Motive aus Je ru salem<br />
zeigen. Nur wenige Ge mein den<br />
konnten mit Hilfe aus dem Ausland<br />
d<strong>ie</strong> Gebäude restaur<strong>ie</strong>ren. Ob renov<strong>ie</strong>rt<br />
oder nicht, d<strong>ie</strong> über das ganze Land<br />
noch immer vorhandene große An -<br />
zahl an Synagogen und d<strong>ie</strong> V<strong>ie</strong>lfalt<br />
der Baustile, von Stein- bis Holzbau,<br />
sind sehr beeindruckend.<br />
Ein zweites jüdisches Zentrum<br />
D<strong>ie</strong> Gemeinde in Oradea, nahe der ungarischen<br />
Grenze, bildete auf unserer<br />
Route, auch aufgrund der Mitgl<strong>ie</strong> der -<br />
zahl von ca. 700, eine Ausnahme. H<strong>ie</strong>r<br />
gibt es eine Reihe von zukunftsor<strong>ie</strong>nt<strong>ie</strong>rten<br />
Initiativen. Der Wunsch der<br />
Gemeindeführung ist es, Oradea, ne -<br />
ben Bukarest, zum zweiten jüdischen<br />
Zentrum in Rumän<strong>ie</strong>n zu machen.<br />
In der Hoffnung, dass sich d<strong>ie</strong>ser Teil<br />
Rumän<strong>ie</strong>ns wirtschaftlich gut entwikkeln<br />
wird, wurde das Gemeinde zen -<br />
trum mit Unterstützung amerikanischer<br />
Spender von Grund auf renov<strong>ie</strong>rt.<br />
Kindergarten, Jugendorgani sa -<br />
tion, Seniorengruppen, Chor und<br />
Tanzgruppen, Seminare, Workshops,<br />
Computer, milchige Cafeteria, u.a.m.<br />
b<strong>ie</strong>ten eine Infrastruktur, d<strong>ie</strong>, sowohl<br />
für eventuelle Rückkehrer aus dem<br />
Ausland, d<strong>ie</strong> in d<strong>ie</strong>ser Region inves -<br />
t<strong>ie</strong>ren wollen, als auch für Abwan de rer<br />
aus den kleinen, aussterbenden Ge -<br />
mein den attraktiv sein soll. Eine ko -<br />
schere Kantine in einem der Nach bar -<br />
gebäude besteht bereits seit langem,<br />
auch wurde d<strong>ie</strong> Fassade der Synago ge<br />
bereits renov<strong>ie</strong>rt. Für d<strong>ie</strong> Restau r<strong>ie</strong> -<br />
rung der Innenräume sind d<strong>ie</strong> finanz<strong>ie</strong>llen<br />
Mittel noch nicht vorhanden.<br />
D<strong>ie</strong> renov<strong>ie</strong>rte Synagoge in Tirgu Mures<br />
Frau Huber, d<strong>ie</strong> den Verein „Hilfe &<br />
Hoffnung“ gegründet hat, sammelt Me -<br />
dikamente, Heilbehelfe, Lebens mit tel,<br />
Kleidung, Gebrauchsgegen stän de,<br />
usw. und natürlich auch Geld.<br />
Auf Vorschlag von Staatsopern -<br />
direk tor Ioan Hollender wurde ihr<br />
Marta und Robert Marmor, 91 und 95 Jahre mit Eeva-Elisheva Huber-Huber<br />
JÜDISCHE WELT •INLAND<br />
2006 das Gol dene Ehrenzeichen für<br />
Ver d<strong>ie</strong>nste um d<strong>ie</strong> Republik Österreich<br />
verl<strong>ie</strong>hen.<br />
Für Spenden hat Frau Huber ein Ver -<br />
eins konto bei der Erste Bank Blz<br />
20111, Kto.Nr 08214654 eingerichtet.<br />
Wenn auch S<strong>ie</strong> helfen wollen –<br />
Informationen unter eeva.huber@aon.at<br />
MA PITOM der event AGENTUR<br />
un ter stützt eine Reihe sorgfältig<br />
ausgewählter Projekte, zahlreiche<br />
Sozial- und Kultur projekte<br />
selbstverständlich ehrenamtlich.<br />
Zu letzt war d<strong>ie</strong>s ne ben Frau Huber-Huber, Mag.<br />
Evelyn Böhmer-Laufer mit ihrem Pro jekt peacecamp,<br />
bei dem palästinensische, is ra elische,<br />
österreichische und ungari sche Ju gend liche in<br />
einem psychologisch und künstlerisch be treu -<br />
ten Fe ri en camp neue An sätze zur Konflikt be -<br />
wälti gung lernen sollen. Weiters das Künst ler -<br />
paar Ruth An der wald und Leonhard Grond, d<strong>ie</strong><br />
ab 30. Ok to ber im Jüdischen Museum und pa -<br />
ral lel in der Kunsthalle, als Rahmenpro gramm<br />
ih rer Fo to aus stel lung, ein Symposion mit<br />
israelischen und öster rei chi schen Lyri kern und<br />
Kunst schaf fenden veranstalten werden.<br />
Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 29<br />
Alle Fotos: © MA PITOM
JÜDISCHE WELT • INLAND<br />
neveh simcha<br />
Es begann vor 12 Jahren. Durch eine<br />
Sendung im ORF wurden wir auf<br />
das Altersheim „neveh simcha“ in Je ru -<br />
sa lem, das in Kiryat Mattersdorf für d<strong>ie</strong><br />
s<strong>ie</strong>ben jüdischen Gemeinden er rich tet<br />
wurde, aufmerksam gemacht.<br />
Rabbiner S. Ehrenfeld erzählte über das<br />
Haus und lud zum Besuch ein. So kam es<br />
zum ersten Aufenthalt, dem inzwischen<br />
elf weitere folgten. Jeden Sommer verbrachten<br />
wir, zwei bis fünf Frauen aus<br />
Österreich, jeweils zwei Wochen in neveh<br />
simcha, um dort für kleine Hilfsd<strong>ie</strong>nste<br />
den Bewohnern zur Verfügung zu stehen.<br />
Spaz<strong>ie</strong>r gän ge, Einkäufe, Hilfe beim Es sen,<br />
kleine Näharbeiten, Begleitung bei Aus -<br />
gän gen, Gespräche, ... gehör ten zum täglichen<br />
„Programm“.<br />
Dabei entstanden herzliche Bez<strong>ie</strong>hun -<br />
gen, d<strong>ie</strong> teilweise auch während des Jah -<br />
res durch Br<strong>ie</strong>fkontakte gepflegt wurden.<br />
Einigen Bewohnern konnten wir aus<br />
ihren ehemaligen Heimatorten im Bur -<br />
gen land Informationen, aktuelle Fotos<br />
und Chroniken mitbringen. D<strong>ie</strong>se Mit -<br />
bring sel waren oft Anlass, um aus der<br />
Brückenschlag<br />
vergangenen Kindheit und Jugend zu<br />
erzählen. Einige der Bewohner machten<br />
uns auch mit ihren Famil<strong>ie</strong>n bekannt und<br />
jährlich erweiterte sich unser Bekannten<br />
– und Freundeskreis.<br />
Im Lauf der Zeit mussten wir uns aber<br />
auch von einigen für immer ver ab sch<strong>ie</strong> den.<br />
D<strong>ie</strong> l<strong>ie</strong>be Erinnerung an s<strong>ie</strong> bleibt, nicht<br />
nur auf den Fotos, d<strong>ie</strong> wir zusammen ge -<br />
macht hatten, sondern vor allem in unseren<br />
Gedanken.<br />
D<strong>ie</strong> ständig wachsenden Kontakte führten<br />
dazu, dass wir nun in zwei wei te ren<br />
Altersheimen tätig sind: zum Haus neveh<br />
simcha kam das S<strong>ie</strong>gfr<strong>ie</strong>d Moses Elt ern -<br />
haus in Jerusalem und das Anitta Müller<br />
Cohen Heim in Tel Aviv dazu.<br />
Nebenbei kam es auch zu Begegnun gen<br />
mit dem Klub der österreichischen Pen si o -<br />
nisten in Tel Aviv und zu mehreren Ein -<br />
zel personen, d<strong>ie</strong> ihre Heimat in Österreich<br />
hatten.<br />
So freuen wir uns nach jedem Ab sch<strong>ie</strong>d<br />
auf den nächsten Aufenthalt in Israel.<br />
Gertraud Hoheneder<br />
Biblisches Öl gegen<br />
Infektionen<br />
Ein Professor der Tel Aviver Uni ver -<br />
sität hat eine Schrifstelle aus der Bibel<br />
dazu benutzt, eine moderne Version<br />
eines altertümlichen Pr<strong>ie</strong>steröls herzu -<br />
stellen. Es stellte sich heraus, dass<br />
d<strong>ie</strong>ses Öl sogar vor untersch<strong>ie</strong>dlichen<br />
Viren schützt. Professor Michael Ova di a<br />
von der zoologischen Fakultät teilte<br />
mit, dass das Gemisch auf der Basis<br />
der Bibelstelle erstellt wur de, welche<br />
d<strong>ie</strong> Erstellung eines spez<strong>ie</strong>llen Öls für<br />
Israels Tempelpr<strong>ie</strong>ster be schreibt, d<strong>ie</strong><br />
sich selbst mit dem Öl salb ten, bevor<br />
s<strong>ie</strong> T<strong>ie</strong>ropfer darbrachten. „Ich hatte<br />
eine Ahnung, dass d<strong>ie</strong>ses Öl, das mit<br />
Zimt und anderen Gewürzen hergestellt<br />
wurde, eine Rolle in der Ver mei dung der<br />
Ausbreitung von Infek tionen sp<strong>ie</strong>len<br />
würde“, sagte Ovadia.<br />
Während er das Öl dem biblischen<br />
Rezept gemäß zubereitete, fand er he -<br />
raus, dass es sehr effektiv darin ist,<br />
den Transfer von Viren zu unterdrücken,<br />
darunter sogar Viren w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong><br />
Vogelgrippe, Herpes oder gar HIV.<br />
Seine Entdeckung hat er jetzt an d<strong>ie</strong><br />
Firma Frutarom verkauft, d<strong>ie</strong> plant,<br />
das Öl in versch<strong>ie</strong>densten Anwen dun -<br />
gen auf den Markt zu bringen. Ge -<br />
plant ist auch d<strong>ie</strong> Anwendung auf<br />
Flug häfen und in Krankenhäusern,<br />
um d<strong>ie</strong> Verbreitung von Infektionen<br />
einzudämmen. Israel21c<br />
Das psychosoziale<br />
Zentrum ESRA<br />
sucht ab sofort<br />
eine/n klinische<br />
Psychologin/-ge<br />
im Ausmaß von<br />
20-30 Wochenstunden<br />
für den Bereich der<br />
Kinder- und Jugend<br />
Abteilung der Ambulanz.<br />
Voraussetzungen: Erfahrungen in der<br />
Arbeit mit Kindern und Jugendlichen,<br />
Diagnostik, Elternberatung, Förde -<br />
rung, Arbeit an Schulen. Fremd spra -<br />
chen kenntnisse, Hebräisch und<br />
Russisch von Vorteil.<br />
Bewerbungen an d.vyssoki@esra.at<br />
oder m.zeitlhofer@esra.at<br />
30 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768
Panorama<br />
Kurznachrichten aus der jüdischen Welt<br />
Quelle: JTA; Übersetzung: Karin Fasching/Foto:©JTA u.a.<br />
Israelische Militärflugzeuge<br />
in syrischem Luftraum<br />
Unentdeckt von der syrischen Luft ab -<br />
wehr, gelang es israelischen Kampf -<br />
flugzeugen im September, in den sy -<br />
rischen Luftraum einzudringen und<br />
dort ein Z<strong>ie</strong>l anzugreifen. Es gab<br />
Spekulationen, d<strong>ie</strong> israelischen F-15<br />
und F-16 Bomber hätten einen Waf -<br />
fentransport für d<strong>ie</strong> schiitische<br />
Hisbollah-Miliz im benachbarten<br />
Libanon oder sogar eine im Bau<br />
befindliche Atomanlage im Vis<strong>ie</strong>r<br />
gehabt, Syr<strong>ie</strong>ns Präsident Bashar al-<br />
Assad sprach jedoch nur von einem<br />
„nicht benützten Militärgebäude“.<br />
Laut Med<strong>ie</strong>nberichten sei besonders<br />
der Iran durch d<strong>ie</strong>sen Vorfall beunruhig<br />
worden – hatte dessen Reg<strong>ie</strong>rung<br />
doch erst kürzlich eben jenes russische<br />
Radarsystem, das Syr<strong>ie</strong>n in<br />
Verwendung hat, für d<strong>ie</strong> Sicherung<br />
des Luftraums über seinen nuklearen<br />
Anlagen bestellt.<br />
Myanmar-Debatte richtet sich<br />
gegen Israel<br />
Bei einer vom U.N.-Menschen rechts -<br />
beirat in Genf zu den Unruhen in My -<br />
an mar abgehaltenen Sitzung brach te<br />
der Repräsentant des Isla mi schen<br />
Blocks, Pakistans Botschafter Masood<br />
Khan, den Einwand vor, weshalb<br />
Myanmar plötzlich ins Zentrum der<br />
Auf merksamkeit der Vereinten Na -<br />
tio nen rücken würde, wenn doch d<strong>ie</strong><br />
Zahl der durch Israel getöteten Paläs -<br />
tinenser wesentlich höher sei, als d<strong>ie</strong><br />
der Toten im ehemaligen Burma.<br />
„...in Palästina starben vor wenigen<br />
Tagen innerhalb von 24 Stunden mehr<br />
unschuldige Zivilisten durch israelische<br />
Militäraktionen, als in ganz Myanmar,“<br />
so Khan laut einem Bericht von U.N.<br />
Watch, aber d<strong>ie</strong>sen „wurde der nicht<br />
der selbe Grad an Aufmerksamkeit der<br />
Med<strong>ie</strong>n oder d<strong>ie</strong>ses Rates zuteil.“<br />
Der aus 47 Nationen bestehende Menschrechtsbeirat<br />
ger<strong>ie</strong>t bereits zum<br />
w<strong>ie</strong> derholten Male wegen seines un -<br />
pro portionalen Fokusses auf Israel<br />
unter Beschuss. In der letztendlich<br />
herausgegebenen Resolution h<strong>ie</strong>ß es,<br />
der Rat würde d<strong>ie</strong> gewalttätigen Aus -<br />
schreitungen in Myanmar „stark be -<br />
dauern“. Der ursprünglich von den<br />
Europäern vorgeschlagene Ausdruck<br />
„verurteilen“ war nach Protesten an de -<br />
rer Nationen abgeschwächt worden.<br />
Bereits 2.000 Konvertiten<br />
beim israelischen Militär<br />
D<strong>ie</strong> israelischen Streitkräfte konnten<br />
nun d<strong>ie</strong> 2.000ste Konversion eines<br />
nach orthodoxen Standards nicht als<br />
Jude geborenen Soldaten begehen.<br />
D<strong>ie</strong> zumeist aus der ehemaligen Sow -<br />
jetunion stammenden Israelis durchlaufen<br />
dazu das von der Einwande -<br />
rungs behörde gemeinsam mit der<br />
Jewish Agency for Israel initi<strong>ie</strong>rte<br />
„Nativ“-Konversionsprogramm, ein<br />
dreimonatiges Training, nach dem d<strong>ie</strong><br />
Kandidaten vor einem Komitee bestehend<br />
aus Militär-Rabbinern eine Prü -<br />
fung ablegen müssen; etwa 84% tun<br />
d<strong>ie</strong>s mit Erfolg (Foto).<br />
Der Übertritt eines Zivilisten kann im<br />
Vergleich dazu in Israel bis zu einem<br />
Jahr dauern.<br />
Israelis sind gegen Glückssp<strong>ie</strong>l<br />
Laut einer Umfrage sind lediglich 37%<br />
der Israelis für eine Legalis<strong>ie</strong>rung des<br />
Glückssp<strong>ie</strong>ls, während 55% sich strikt<br />
dagegen ausgesprochen haben. 8% waren<br />
unentsch<strong>ie</strong>den. Dabei fällt auf,<br />
dass d<strong>ie</strong> Glückssp<strong>ie</strong>lgegner be son ders<br />
stark unter der religiösen, wenig ge -<br />
bildeten bzw. armen Bevölkerung zu<br />
finden sind.<br />
JÜDISCHE WELT •AUSLAND<br />
In Israel gibt es eine rege Szene an im<br />
Untergrund arbeitenden Casinos, v<strong>ie</strong> -<br />
le Bürger reisen auch in nahe gelegene<br />
europäische Länder, um dort dem<br />
legalen Glückssp<strong>ie</strong>l nachzugehen.<br />
Nachdem aufgrund der Intifada im<br />
Jahr 2000 das einzige Casino der Pa läs -<br />
tinenserbehörde – in Jericho – ge -<br />
schlossen werden musste, wurden<br />
Vermutungen laut, dass Israel sein<br />
Glückssp<strong>ie</strong>l-Verbot lockern könnte.<br />
T<strong>ie</strong>rschützer gegen Kapparot-Ritual<br />
Israelische T<strong>ie</strong>rschützer setzen sich<br />
für ein Ende der Verwendung von<br />
Hühnern beim Kapparot-Ritual ein.<br />
Jedes Jahr vor Yom Kippur schwingen<br />
orthodoxe Juden als Buße-Symbol ein<br />
lebendes Huhn über ihren Köpfen,<br />
das danach geschlachtet und zubereitet<br />
wird.<br />
„Let the Animals Live“ („Lasst d<strong>ie</strong> T<strong>ie</strong>re<br />
leben“), Israels größte T<strong>ie</strong>rschutz-Or -<br />
ga nisation, verfassten einen Br<strong>ie</strong>f an<br />
den ehemaligen sephardischen Ober -<br />
Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 31<br />
Sg<br />
le<br />
im<br />
w<br />
ar<br />
in<br />
Ju<br />
ha
JÜDISCHE WELT • AUSLAND<br />
rab biner Ovadia Yosef, in dem s<strong>ie</strong> ihn<br />
baten, den Gläubigen eine humanere<br />
Version der Kapparot nahe zu bringen,<br />
bei der Geld statt der T<strong>ie</strong>re verwendet<br />
und für wohltätige Zwecke gespendet<br />
werden soll. D<strong>ie</strong> Organisation argument<strong>ie</strong>rte<br />
damit, dass d<strong>ie</strong> Grausam -<br />
keit des Rituals der biblischen Moral<br />
zuwiderlaufe.<br />
Jüdischer Republikaner wird<br />
US-Botschafter auf den Bahamas<br />
Der profil<strong>ie</strong>rte jüdische Republikaner<br />
Ned S<strong>ie</strong>gel wird der nächste US-Bot -<br />
schafter auf den Bahamas. Dort will<br />
er gegen internationale Verbrechen,<br />
Drogenhandel und illegale Migration<br />
kämpfen sow<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> positiven Verbin -<br />
dungen zwischen den USA und den<br />
Bahamas stärken.<br />
Website über das Judentum<br />
für Moslems<br />
Eine spez<strong>ie</strong>ll auf Moslems zugeschnittene<br />
Website zum Thema Ju dentum<br />
findet man seit Neuestem auf<br />
www.AskMusa.org. Zur Auswahl stehen<br />
Texte jüdischer Schriftsteller in<br />
fünf Sprachen: Englisch, Arabisch,<br />
Far si, Urdu und Basha.<br />
D<strong>ie</strong> von Rabbi Abraham Cooper vom<br />
Simon W<strong>ie</strong>senthal Center konzip<strong>ie</strong>rte<br />
Site soll Missverständnisse über d<strong>ie</strong> jüdische<br />
Religion unter den Musli men<br />
ausräumen „V<strong>ie</strong>le gläubige Muslime<br />
wissen einfach gar nicht, w<strong>ie</strong> v<strong>ie</strong>l unsere<br />
Religionen gemeinsam haben,“ meinte<br />
Mo hammed Kahn, moslemisch-amerikanischer<br />
Aktivist für glaubensübergreifendes<br />
Arbeiten, bei der Prä -<br />
sen tation der neuen Site in New York.<br />
„Ich hoffe, dass www.AskMusa.org eine<br />
Brücke des Wissens und des Verständ nis ses<br />
zwischen Moslems und Juden aufbauen<br />
kann.“<br />
Jüdin kandid<strong>ie</strong>rt für<br />
marokkanisches Parlament<br />
D<strong>ie</strong> Immobil<strong>ie</strong>nmaklerin Maguy Kakon<br />
aus Casablanca könnte d<strong>ie</strong> erste jüdische<br />
Frau im marokkanischen Parla -<br />
ment werden. „Ich gebe zu, dass es nicht<br />
einfach für mich ist, zu kandid<strong>ie</strong>ren,“<br />
meinte das Mitgl<strong>ie</strong>d der Sozialen<br />
Zen trumspartei gegenüber Al-Ja zee ra.<br />
„Nicht weil ich Jüdin bin – sondern weil<br />
ich eine Frau bin. Dennoch sind marokkanische<br />
Frauen in allen Lebensbereichen<br />
präsent, deshalb will ich es auch auf jeden<br />
Fall versuchen.“<br />
Bereits im Jahr 1956, als Marokko sei ne<br />
Unabhängigkeit erlangte, waren drei<br />
Juden im Parlament vertreten. Weite re<br />
folgten und heute ist der jüdische<br />
Politiker Andre Azoulay einer der<br />
Berater König Mohammed<br />
Usbekisch-jüdischer Theaterdirektor<br />
ermordet<br />
Der Gründer des Ilhom Theaters in<br />
Tashkent, Mark Vail, ist von unbekannten<br />
Tätern vor dem Eingang seines<br />
Wohnhauses ermordet worden.<br />
Vail hatte immer w<strong>ie</strong>der öffentlich d<strong>ie</strong><br />
Kulturpolitik des autoritären Staats -<br />
chefs Islam Karimov kritis<strong>ie</strong>rt und<br />
sich geweigert, einer bestimmten po -<br />
li tischen Bewegung zugeordnet zu<br />
werden.<br />
Tashkents jüdische Gemeinde rea -<br />
g<strong>ie</strong>r te schock<strong>ie</strong>rt auf seine Er mor dung,<br />
d<strong>ie</strong> fatal an das Attentat auf den jüdischen<br />
Theaterdirektor Sa muel Mi cha els<br />
in Minsk durch sowjetische Geheim -<br />
agenten vor etwa 60 Jahren erinnert.<br />
D<strong>ie</strong>se stellte den Be ginn einer Welle<br />
des Antisemitis mus in der Sow jet uni on<br />
der 1940er dar.<br />
Handtaschen mit Hakenkreuz bei „Zara“<br />
D<strong>ie</strong> Bekleidungsfirma „Zara“ verkaufte<br />
in britischen Geschäften Hand -<br />
taschen, d<strong>ie</strong> mit einem Hakenkreuz<br />
„verz<strong>ie</strong>rt“ waren. Nach zahlreichen<br />
Protesten, veröffentlichte das Haupt -<br />
quar t<strong>ie</strong>r der Firma in Großbritann<strong>ie</strong>n<br />
eine Entschuldigung und versprach,<br />
d<strong>ie</strong> Taschen so schnell w<strong>ie</strong> möglich<br />
aus allen Regalen zu entfernen.<br />
Boykott abgesagt<br />
Der britische Dozentenverband hat beschlossen,<br />
„aus juristischen Grün den“<br />
von dem geplanten akademischen<br />
Boykott gegen Israel abzusehen.<br />
Israelische Zeitung veröffentlicht<br />
Anleitung zu Bio-Terror<br />
D<strong>ie</strong> israelische Zeitung ‘Jedijot Ach ro -<br />
not’ veröffentlichte am ein vollständiges<br />
Rezept zur Herstellung ei ner biochemischen<br />
Bombe. D<strong>ie</strong> Anlei tung<br />
wurde einem Bericht über den Bio ter -<br />
ror-Alarm im Londoner Ver gnü gungs -<br />
v<strong>ie</strong>rtel Soho beigefügt, wo eine vermeintliche<br />
Giftwolke drei Stunden in<br />
der Luft hing und zahlreiche Men schen<br />
aus Angst vor einem chemischen An -<br />
schlag panisch d<strong>ie</strong> Flucht ergriffen<br />
hätten. Mit Atemschutz mas ken ausgerüstete<br />
Feuerwehr män ner entdeckten<br />
dann eine äußerst scharfe Ursache für<br />
d<strong>ie</strong> Giftwolke: Ein brennende Pfanne<br />
mit Chilis in einem Thai-Restaurant des<br />
Kochs Chalem chai Tangjariya poon.<br />
D<strong>ie</strong> israelische Zeitung verr<strong>ie</strong>t das Re -<br />
zept für d<strong>ie</strong> Biobombe. Alle Zutaten<br />
können problemlos erstanden werden:<br />
Erst wird ein Liter Canola-Öl erhitzt, in<br />
dem 4 rote spanische Zw<strong>ie</strong> beln ge röstet<br />
werden. Dann werden 700 Gramm Dam -<br />
ra ra-Zucker, ein halbes Kilo frischer Knob -<br />
lauch, 250 Gramm getrocknete Schrimps<br />
und et wa d<strong>ie</strong> gleiche Menge einer asiatischen<br />
Schrimps-Soße sow<strong>ie</strong> 250 Gramm Ta -<br />
marindi-Konzentrat in dem Topf ver mischt.<br />
Am Ende kommt ein ganzes Kilo in Strei -<br />
fen geschnittene ge trocknete Chill<strong>ie</strong>s in den<br />
Topf. D<strong>ie</strong>se höllisch scharfe Mi schung<br />
muss dann eine ganze Stunde gekocht<br />
werden, wobei wohl in d<strong>ie</strong>ser Phase<br />
darauf geachtet werden muss, dass<br />
der Topf kein Feuer fängt, um nicht<br />
einen Großalarm auszulösen. UWS<br />
32 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768
V<strong>ie</strong>l ist nicht übrig gebl<strong>ie</strong>ben von<br />
der einst flor<strong>ie</strong>renden Gemeinde<br />
des heu ti gen Myanmar. 4.000 Mit gl<strong>ie</strong> -<br />
der, hauptsächlich iranischen, irakischen<br />
und indischen Ursprungs, hat te<br />
man im Burma der 1940er ge zählt –<br />
im Jahr 2007 sind es nur noch 20.<br />
D<strong>ie</strong> große Auswanderungswelle be -<br />
gann während des Zweiten Welt kr<strong>ie</strong> -<br />
ges, als d<strong>ie</strong> Japaner das Land besetzten.<br />
D<strong>ie</strong> USA und Israel sollten d<strong>ie</strong><br />
neue Heimat der meisten burmesischen<br />
Juden werden. Der Militär -<br />
putsch von General Ne Win 1962 er -<br />
schütterte d<strong>ie</strong> Gemeinde er neut schwer<br />
und noch mehr Men schen wan derten<br />
aus, als das Militär re gime begann,<br />
Privatbesitz zu ver staat li chen.<br />
D<strong>ie</strong> verbl<strong>ie</strong>benen 20 Juden Myan -<br />
mars leben in der Hauptstadt Yangon<br />
und der zweitgrößten Stadt des<br />
Landes, Mandalay. Es gibt kein nennenswertes<br />
Gemeindeleben, nur am<br />
Schabbat und zu den Hohen Fe<strong>ie</strong>rta -<br />
gen findet man sich zum gemeinsamen<br />
Gebet in der Synagoge ein.<br />
„Unsere Gemeinde lebt in ständiger<br />
Angst. N<strong>ie</strong>mand weiß, was morgen<br />
gesch<strong>ie</strong>ht.“, schildert Sami Samuels,<br />
ei ner der letzten Juden von Yangon,<br />
seine Situation. „Das sind d<strong>ie</strong> traurigsten<br />
Fe<strong>ie</strong>rtage seit sehr langer Zeit... Wir<br />
mussten unsere Gottesd<strong>ie</strong>nste den vom<br />
Militär verhängten Ausgangssperren an -<br />
passen, d<strong>ie</strong> Straßen sind voller Soldaten<br />
und d<strong>ie</strong> gesamte Situation h<strong>ie</strong>r ist sehr<br />
JÜDISCHE WELT • AUSLAND<br />
D<strong>ie</strong> Angst der Juden<br />
von Myanmar<br />
Kleine jüdische Gemeinde von Konflikten betroffen<br />
Itamar Eichner, Ynet<br />
instabil. W<strong>ie</strong> v<strong>ie</strong>le andere müssen auch<br />
d<strong>ie</strong> Juden um ihr Leben fürchten.“<br />
D<strong>ie</strong> Spannungen zwischen Militär -<br />
junta und buddhistischen Mönchen<br />
ha ben d<strong>ie</strong> jüdische Gemeinde veranlasst,<br />
ihre Sicherheitsvorkehrungen<br />
zu verstärken. So wurde erst kürzlich<br />
eine private Sicherheitsfirma engag<strong>ie</strong>rt,<br />
d<strong>ie</strong> nun Yangons einzige Syna -<br />
goge zu bewachen.<br />
„D<strong>ie</strong> Unruhen machen es auch schw<strong>ie</strong>rig,<br />
eine Mindestzahl an Betenden aufzustellen,“<br />
so Samuels, „Gewöhnlich sind<br />
zu d<strong>ie</strong>ser Zeit v<strong>ie</strong>le Touristen im Land,<br />
doch heuer findet man kaum welche. Wo -<br />
hin man auch blickt, man entdeckt nur<br />
Menschen, d<strong>ie</strong> so schnell w<strong>ie</strong> möglich<br />
nach Hause wollen.“<br />
D<strong>ie</strong> Gemeinde sei so klein, dass s<strong>ie</strong><br />
manchmal sogar d<strong>ie</strong> Fe<strong>ie</strong>rtage mit<br />
den buddhistischen Mönchen begehen<br />
müssten.<br />
Sami Samuels Vater ist der Gabai,<br />
also der Verwalter der Synagoge von<br />
Yan gon (Fotos), d<strong>ie</strong> 1854 errichtet<br />
wurde. D<strong>ie</strong> ser s<strong>ie</strong>ht d<strong>ie</strong> Situation ein<br />
wenig op timistischer als sein Sohn:<br />
„D<strong>ie</strong> Mi litärjunta h<strong>ie</strong>r hegt keinerlei<br />
Groll gegen uns Juden. Wir halten uns<br />
aus der Politik heraus, also betreffen uns<br />
d<strong>ie</strong> momentanen Vorgänge auch nicht<br />
wirklich“, meint er. „Sicher hatten wir<br />
in d<strong>ie</strong>sem Jahr Schw<strong>ie</strong>rigkeiten, genügend<br />
Betende zu finden. Aber unsere<br />
Freunde aus der israelischen Botschaft<br />
helfen uns da schon aus.“<br />
Auch d<strong>ie</strong> moslemische Gemeinde<br />
von Myanmar bl<strong>ie</strong>be von den Unru -<br />
hen nicht verschont, fügen Vater und<br />
Sohn Samuels hinzu, auch d<strong>ie</strong>se müsste<br />
um ihre Existenz fürchten.<br />
„Wir alle beten dafür, dass d<strong>ie</strong> Ver hand -<br />
lungen mit den Vereinten Nationen den<br />
Fr<strong>ie</strong>den im Land w<strong>ie</strong>derherstellen können.“<br />
Übersetzung: Karin Fasching<br />
Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 33<br />
© Alle Fotos: Th. Feiger
JÜDISCHE WELT • SPORT<br />
SCHACH<br />
Israeli ist<br />
Vizeweltmeister<br />
Der israelische Schachgroßmeister<br />
Boris Gelfand hat bei der Welt meis -<br />
terschaft in Mexiko den zweiten Platz<br />
belegt. Beim abschl<strong>ie</strong>ßenden Sp<strong>ie</strong>l<br />
gelang ihm ein Unentsch<strong>ie</strong>den gegen<br />
den bisherigen Weltmeister Vladimir<br />
Kramnik aus Russland. Weltmeister<br />
wurde der Inder Vish wa natan Anand<br />
mit v<strong>ie</strong>r S<strong>ie</strong>gen und zehnmal Un -<br />
entsch<strong>ie</strong>den.<br />
Gelfand ist vor etwa zehn Jahren<br />
aus Weißrussland nach Israel eingewandert.<br />
Nach dem guten Ab schnei -<br />
den in Mexiko sagte er gegenüber der<br />
Zeitung „Ha´aretz“: „Keine Frage, d<strong>ie</strong>s<br />
war eines der erfolgreichsten Turn<strong>ie</strong>re meiner<br />
Karr<strong>ie</strong>re, wenn man d<strong>ie</strong> Ergebnisse<br />
und auch d<strong>ie</strong> Qualität der Sp<strong>ie</strong>le betrachtet.<br />
Was das theoretische Konzept angeht,<br />
war ich sicherlich am besten vorbereitet.<br />
Da für danke ich meinen beiden Assis ten ten<br />
Alexander Husman und Pavel Elja nov.“<br />
BOXEN<br />
Kampf um den Titel:<br />
Israelin boxt gegen Halmich<br />
Eine Israelin ist d<strong>ie</strong> letzte Gegnerin in<br />
der Karr<strong>ie</strong>re der Boxweltmeisterin<br />
Regina Halmich - beim Abschluss -<br />
kampf am 30. November tritt s<strong>ie</strong> ge gen<br />
d<strong>ie</strong> deutsche Ausnahmesportlerin in<br />
Karlsruhe an.<br />
Im Kampf um den Fl<strong>ie</strong>gen ge wicht s -<br />
titel der „Womens International Boxing<br />
Federation“ (WIBF) gegen d<strong>ie</strong> Israelin<br />
Hagar Schmulefeld Finer will Hal mich,<br />
d<strong>ie</strong> seit zwölf Jahren den Welt meis ter -<br />
titel inne hat, ihren Ruf wahren. Bis -<br />
her hat d<strong>ie</strong> israelische Boxerin s<strong>ie</strong>ben<br />
ihrer 21 Kämpfe verloren, berichtet<br />
der Internetd<strong>ie</strong>nst des Nach rich ten -<br />
<strong>magazin</strong>s „Focus“. Halmich hingegen<br />
kann bei insgesamt 100 Sp<strong>ie</strong>len<br />
96 S<strong>ie</strong>ge verbuchen.<br />
D<strong>ie</strong> beiden Boxerinnen sind sich<br />
nicht unbekannt. Im vergangenen Jahr<br />
war Schmulefeld Finer d<strong>ie</strong> Trainings -<br />
partnerin von Halmich und ging aus<br />
den gemeinsamen Übungskämpfen<br />
mit einer gebrochenen Rippe heraus,<br />
heißt es in der Tageszeitung „Der<br />
Tagessp<strong>ie</strong>gel“. Insgesamt 6.500 Zu -<br />
schau er können das Spekta kel Ende<br />
No vember in der Karls ru her „dm-<br />
Are na“ sehen. inn<br />
FUSSBALL<br />
Chelsea verpflichtet<br />
Israeli Grant als<br />
Fußballdirektor<br />
Der frühere israelische National trai ner<br />
Avraham Grant wird Fuß ball di rek tor<br />
beim Londoner Club FC Chel sea. Grant<br />
soll für d<strong>ie</strong> Kooperation aller Fußball-<br />
Angelegenheiten im ganzen Verein<br />
ver antwortlich sein. Seine Be richte soll<br />
er bei Kenyon abgeben. Der Israeli<br />
schlos sich Chelsea bei der vorsaisonalen<br />
Reise nach Los Angeles an .<br />
Der 52-Jährige war zwischen 1991<br />
und 2002 Trainer der israelischen<br />
Mannschaften Maccabi Tel Aviv und<br />
Maccabi Haifa. Anschl<strong>ie</strong>ßend übernahm<br />
er das Nationalteam und verpasste<br />
knapp d<strong>ie</strong> Qualifikation für d<strong>ie</strong><br />
Weltmeisterschaft 2006 in Deutsch -<br />
land. Israel hatte keine N<strong>ie</strong>derlage<br />
vorzuweisen, stand in der Tabelle je -<br />
doch schlechter da als Frankreich und<br />
d<strong>ie</strong> Schweiz. Infolgedessen trat Grant<br />
am 26. Oktober 2005 zurück. Später<br />
übernahm er beim FC Portsmouth den<br />
Posten des technischen Direktors.<br />
Beim FC Chelsea steht der deutsche<br />
Nationalsp<strong>ie</strong>ler Michael Ballack unter<br />
Vertrag. Auch der 17-jährige Israeli<br />
Ben Sahar sp<strong>ie</strong>lt für d<strong>ie</strong> englische<br />
Mannschaft inn<br />
Israelischer Verein gründet<br />
palästinensische Fußballschulen<br />
Der israelische Verein Hapoel Tel Aviv<br />
will in fünf palästinensischen Ort -<br />
schaften Fußballschulen eröffnen.<br />
Da durch sollen palästinensische Kin -<br />
der d<strong>ie</strong> Hoffnung auf eine bessere<br />
Zukunft erhalten.<br />
„Es ist das Z<strong>ie</strong>l, dass 2.500 Kinder in<br />
fünf Dörfern für anderthalb Jahre teilnehmen“,<br />
sagte der Manager für Ausbil -<br />
dung und soziale Projekte bei Ha po el,<br />
Meir Orenstein. Sein Projektpartner,<br />
Joel Marschak von der Vereinigten<br />
Kib butzbewegung, fügte hinzu: „Wer<br />
weiß, v<strong>ie</strong>lleicht wird d<strong>ie</strong>se Aktivität Sa -<br />
men des Fr<strong>ie</strong>dens säen, wo es nur Feind -<br />
schaft gibt.“ Er bezeichnet sich selbst<br />
als Fan des Vereins Beitar Jerusalem.<br />
Vor einigen Wochen hatte Orenstein<br />
Marschak gebeten, Kontakt zu Dorf -<br />
ober häuptern in der Gegend von Na -<br />
blus aufzunehmen. D<strong>ie</strong>ser hatte be -<br />
reits durch landwirtschaftliche Pro jek -<br />
te Bez<strong>ie</strong>hungen zu den Palästi nen sern.<br />
In der vergangenen Woche besuchten<br />
d<strong>ie</strong> beiden Israelis d<strong>ie</strong> Ortschaft Kafr<br />
Salem, wo s<strong>ie</strong> mit zwei palästinensischen<br />
Bürgermeistern zusammenkamen.<br />
„Wir sind absichtlich in abgelegene<br />
Dörfer gegangen, wo d<strong>ie</strong> Bedingungen<br />
hart sind“, teilte Marschak mit. „Es<br />
gibt dort kein fl<strong>ie</strong>ßendes Wasser, und d<strong>ie</strong><br />
Fußballfelder, auf denen s<strong>ie</strong> sp<strong>ie</strong>len werden,<br />
sind nur K<strong>ie</strong>sflächen.“<br />
Der israelische Minister für Bil dung,<br />
Kultur und Sport, Raleb Mad scha de le,<br />
traf Marschak und bekundete seine<br />
Unterstützung für das Vorhaben. Er<br />
bat außerdem ihm bekannte Vertreter<br />
der Palästinensischen Autonom<strong>ie</strong> be -<br />
hörde um Hilfe, w<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Tageszeitung<br />
„Ha´aretz“ berichtet.<br />
Laut Orenstein werden palästinensische<br />
Koordinatoren d<strong>ie</strong> Schulen leiten.<br />
Zudem sollen Trainer angestellt werden,<br />
d<strong>ie</strong> durch Hapoel Tel Aviv ausgebildet<br />
werden. „Jedes Kind wird pro<br />
Woche v<strong>ie</strong>r Stunden Sport, Unterricht und<br />
soziale Aktivitäten erhalten“, sagte er.<br />
„Ich habe bei unserem Besuch in Salem<br />
einen großen Durst nach Aktivität gesehen.“<br />
D<strong>ie</strong> Fußballschulen sollen im<br />
kommenden Monat eröffnet werden.<br />
In ganz Israel nehmen etwa 23.000<br />
Jugendliche an Ausbildungspro grammen<br />
von Hapoel Tel Aviv teil. D<strong>ie</strong><br />
meis ten finden in abgelegenen Ge gen -<br />
den statt.<br />
Matthäus nach Israel?<br />
Der israelische Traditions-Klub Mac -<br />
cabi Tel Aviv hat Med<strong>ie</strong>nberichten<br />
zufolge Interesse am deutschen Re -<br />
kordnationalsp<strong>ie</strong>ler Lothar Matt häus<br />
bekundet.<br />
Nach dem Debakel gegen Haifa<br />
(0:3) soll sich der Investor des Klubs<br />
für eine Verpflichtung des Ex-Bayern-<br />
Akteurs als neuer Chefcoach ausgesprochen<br />
haben.<br />
Maccabi ist der älteste und erfolgreichste<br />
Verein Israels. Bislang sammelte<br />
der Klub aus Tel Aviv 18 Meis -<br />
ter schaften und gewann 22 Mal den<br />
Po kal wettbewerb. D<strong>ie</strong> letzte Cham pi -<br />
ons-League-Teil nah me l<strong>ie</strong>gt aber<br />
bereits drei Jahre zurück. In der heimischen<br />
Pre m<strong>ie</strong>r League nimmt der<br />
Rivale Maccabi Haifa eine immer größere<br />
Rolle ein.<br />
34 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768
Yom Kippur:<br />
Wer „in“ sein<br />
wollte, trug<br />
„Crocs“<br />
von Ami Eden, JTA<br />
Neben all den Vorschriften zu<br />
Yom Kippur, dem heiligsten<br />
und fe<strong>ie</strong>rlichsten Tag im jüdischen<br />
Jahr, gibt es auch eine, d<strong>ie</strong> Schuhe<br />
betrifft: Den Gläubigen ist es untersagt,<br />
am „Vergebungstag“ Leder -<br />
und somit auch Lederschuhe - zu tragen.<br />
Das d<strong>ie</strong>sbezügliche Ausweichen<br />
auf diverse andere Material<strong>ie</strong>n, w<strong>ie</strong><br />
z.B. Leinenschuhe, dürfte auch keine<br />
große Schw<strong>ie</strong>rigkeit darstellen. Doch<br />
am Yom Kippur des Jahres 2007 eröffnete<br />
sich den jüdischen Gläubigen<br />
eine völlig neue Dimension zum<br />
Thema Schuhe: Von New York bis<br />
W<strong>ie</strong>n - alle Welt trug zu den Hohen<br />
Fe<strong>ie</strong>rtagen „Crocs“!<br />
In Israel sind d<strong>ie</strong> klobigen Kunst -<br />
stoffschuhe mit den charakteristischen<br />
R<strong>ie</strong>men längst allgegenwärtig, haben<br />
s<strong>ie</strong> doch Herzen und Füße von säkularen<br />
Strandbesuchern in Tel Aviv ebenso<br />
erobert w<strong>ie</strong> jene der orthodoxen<br />
S<strong>ie</strong>dler Hebrons. Und nun auch d<strong>ie</strong><br />
Synagogen von New York und Co.<br />
Aber das Phänomen wurde auch<br />
von Anfang an heiß diskut<strong>ie</strong>rt, von<br />
Facebook bis MySpace, überall fanden<br />
sich sowohl Befürworter als auch<br />
Gegner des neuen Trends.<br />
D<strong>ie</strong> Journalistin Jenny Comita, d<strong>ie</strong><br />
den G´ttesd<strong>ie</strong>nst in Manhattans Part<br />
Avenue Synagoge besucht, hat ihre<br />
ei gene Meinung dazu: „Als ich mit<br />
meinen Stöckelschuhen während der Nei -<br />
lah stand und stand und stand war ich<br />
richtig neidisch auf all d<strong>ie</strong> Leute in ihren<br />
bequemen ‚Crocs’,“ lacht s<strong>ie</strong>, „Doch ich<br />
finde nicht, dass es gut auss<strong>ie</strong>ht. Irg end -<br />
w<strong>ie</strong> ruin<strong>ie</strong>rt das den Effekt, schl<strong>ie</strong>ßlich will<br />
man ja an d<strong>ie</strong>sem Tag sehen und gesehen<br />
werden.“ Dafür hat Comita eine lederfre<strong>ie</strong>,<br />
moderne und religiös absolut<br />
korrekte Alternative parat, d<strong>ie</strong> auch<br />
noch einen schönen Fuß macht:<br />
Espandrilles. „Spez<strong>ie</strong>ll für Frauen mit<br />
dem schicken Keilabsatz,“ fügt s<strong>ie</strong><br />
hinzu.<br />
Harold Messinger ist Vorbeter des<br />
Beth Am Israel in Philadelphia und<br />
stud<strong>ie</strong>rt am Gratz College den Beruf<br />
des Kantors. Er schätzt d<strong>ie</strong> Be quem -<br />
lichkeit der „Crocs“ sehr und trug s<strong>ie</strong><br />
nun schon zum zweiten Mal am Yom<br />
Kippur. Das könnte aber auch das<br />
einzige wirklich entscheidende Pro -<br />
blem mit den Kunststoffschuhen sein,<br />
meint er: „Ich begann mich zu fragen, ob<br />
ich mich mit so bequemen Schu hen nicht<br />
eigentlich schuldig fühlen müsste.“<br />
Schl<strong>ie</strong>ßlich sollte man zu Yom Kippur<br />
doch Buße tun, nicht d<strong>ie</strong> „Crocs“-Fuß -<br />
massage gen<strong>ie</strong>ßen. Außerdem sch<strong>ie</strong>nen<br />
sämtliche 800 Gläubigen in der<br />
Synagoge Messingers „Crocs“-Füße<br />
anzustarren. „Das verursachte mir w<strong>ie</strong> -<br />
de rum ein schlechtes Gewissen. D<strong>ie</strong><br />
JÜDISCHE WELT • AUSLAND<br />
Leute sollten ja nicht meine Schuhe be -<br />
trachten, sondern s<strong>ie</strong> sollten beten!“<br />
meint er.<br />
Doch Messinger darf sich ruhig<br />
wei terhin an seinen bequemen weißen<br />
„Crocs“ erfreuen. D<strong>ie</strong> Orthodoxe<br />
Union, einer der führenden Entschei -<br />
dungs träger zum Thema, was ko -<br />
scher ist und was nicht, hat bereits ein<br />
Urteil über d<strong>ie</strong> kontroverse Schuh -<br />
mar ke gefällt. In einem Text zum The -<br />
ma Yom Kippur auf ihrer offiz<strong>ie</strong>llen<br />
Website erklärte d<strong>ie</strong> O. U. einhellig:<br />
„’Crocs’ sind OK.“<br />
Na dann können wir dem nächsten<br />
Yom Kippur ja beruhigt entgegensehen...<br />
(Übersetzung: Karin Fasching)<br />
25. Oktober 2007, um 19.00 Uhr<br />
Literaturbuffet • Taborstraße 28/Eingang Rotensterngasse, 1020 W<strong>ie</strong>n<br />
Lesung aus dem Buch von IKG-Graz Präsident Gérard Sonnenschein<br />
„Nebbich City"<br />
Im besten Stile von Ephraim Kishon verfasste Literatur zum kurzzeitig Verweilen und<br />
„Schmunzeln". Der Autor Gérard Sonnenschein ist Präsident der IKG, COO der ersten<br />
europäischen Akt<strong>ie</strong>ngesellschaft in Bruxelles; geboren in Marokko/Casablanca.<br />
Der Einband wurde vom bekannten Künstler PProf. Plocek gestaltet; als Herausgeber<br />
fun g<strong>ie</strong> rte Peter Platzer ( ISBN 3-900526-77-X)<br />
Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 35
JÜDISCHE WELT • ISRAEL<br />
©EPA/Mati Milstein/British Embassy<br />
7. September - Erster offi zi el ler Be -<br />
such eines Mitgl<strong>ie</strong>ds der britischen<br />
königlichen Fa mi l<strong>ie</strong> in Israel: Prinz<br />
Edward besichtigt in Yad Vashem<br />
den für d<strong>ie</strong> britische Prinzessin<br />
Alice - eine der „Gerechten unter<br />
den Völkern“- gepflanzten Baum.<br />
Israeli zum neuen Präsidenten des<br />
Weltärztebundes gewählt<br />
Dr. Yoram Blachar, der Vorsitzende der<br />
Israelischen Ärztekammer, ist zum<br />
neuen Präsidenten des Weltärz te bun -<br />
des (WMA) gewählt worden. Außer<br />
ihm standen zwei Kandidaten aus<br />
Neu seeland und Ind<strong>ie</strong>n zur Wahl.<br />
Der 67jährige Blachar ist Facharzt für<br />
Notversorgung und Pädiatr<strong>ie</strong>, sein<br />
Spe zialgeb<strong>ie</strong>t sind N<strong>ie</strong>renleiden bei<br />
Kindern.<br />
Nachdem er von seiner Wahl erfahren<br />
hatte, erklärte Blachar, dass er<br />
sich darum bemühen werde, arabische<br />
und afrikanische Staaten in den<br />
Weltärztebund zu holen, d<strong>ie</strong> bisher<br />
nicht Mitgl<strong>ie</strong>der der Organisation<br />
sind. „Ich bin stolz, ein Teil des Ärztewesens<br />
zu sein, eines Berufsfeldes, dass<br />
Grenzen überbrückt“, so Blachar.<br />
Der Weltärztebund ist d<strong>ie</strong> Dach or ga -<br />
nisation von 84 nationalen Ärztekammern<br />
und repräsent<strong>ie</strong>rt etwa 9 Mio.<br />
Ärzte weltweit. Im Mittelpunkt der<br />
Ar beit stehen ethische Fragen. Ha’aretz<br />
Öffentliche Fahrräder in Tel Aviv<br />
In Tel Aviv plant man, im nächsten<br />
Jahr 2.500 Fahrräder über d<strong>ie</strong> Stadt<br />
verteilt aufzustellen, d<strong>ie</strong> zu einem<br />
sym bolischen Preis gel<strong>ie</strong>hen werden<br />
können. Damit soll der steigenden<br />
Verkehrsbelastung und der damit zu -<br />
sammenhängenden Luftver schmut -<br />
zung entgegengewirkt werden, der<br />
im Gush Dan (Großraum Tel Aviv)<br />
jährlich etwa 1.100 Menschen zum<br />
Opfer fallen.<br />
Zwar stehen d<strong>ie</strong> genauen Details<br />
des projekt<strong>ie</strong>rten Verleihbetr<strong>ie</strong>bs noch<br />
nicht fest, doch soll d<strong>ie</strong>ser von ei nem<br />
1. Oktober - Yotvata Heißluftballon-Festival in Timna<br />
(Eilat): Ein Ballon in Form eines Hauses beimStart.<br />
2. Oktober - Anlässlich des Monats zur Be kämp fung<br />
von Brustkrebs, erstrahlt der Az ri el li Tower in Tel Aviv<br />
in rosafarbenem Licht.<br />
privaten Konzessionär übernommen<br />
werden. Das neue System soll es den<br />
Menschen in Tel Aviv ermöglichen,<br />
in einer der 25 Stationen ein Fahrrad<br />
zu m<strong>ie</strong>ten und d<strong>ie</strong>s dann nach kurzer<br />
Zeit an einer anderen Station nahe<br />
dem individuellen Fahrtz<strong>ie</strong>l w<strong>ie</strong>der<br />
abzugeben. Dr. Moshe Tiomkin, der<br />
Leiter der Verkehrs- und Parkbe hör de<br />
der Stadt, beabsichtigt d<strong>ie</strong> Zahl der<br />
Fahrräder für den Fall, dass das Pro -<br />
jekt erfolgreich verläuft, entsprechend<br />
der Nachfrage zu erhöhen.<br />
Ähnliche Projekte exist<strong>ie</strong>ren bereits<br />
in Paris und anderen europäischen<br />
Großstädten. Der Erfolg des Tel Avi ver<br />
Vorhabens wird von Vertretern der<br />
Stad tverwaltung allerdings deswe gen<br />
in Frage gestellt, da d<strong>ie</strong> Abstände<br />
zwi schen den geplanten Verleihsta ti onen<br />
zu groß sind. Außerdem könnte<br />
d<strong>ie</strong> neu eingeführte Helmpflicht für<br />
Fahrradfahrer sich negativ auf den Erfolg<br />
des Projektes auswirken. Ha’aretz<br />
Jeder dritte Israeli pflegt freiwillig<br />
Alte und Kranke<br />
Laut einer Stud<strong>ie</strong> des Zentralamts für<br />
Statistik zur Rolle unbezahlter Pfle ge -<br />
kräfte in der Gesellschaft sind 30 Pro -<br />
zent der erwachsenen Bevölkerung<br />
Israels direkt in d<strong>ie</strong> tägliche Pflege von<br />
älteren oder kranken Verwandten<br />
und Freunden involv<strong>ie</strong>rt. Obwohl 46<br />
Prozent der Befragten angaben, dass<br />
ihre Tätigkeit in emotionaler, physischer<br />
und sozialer Hinsicht anstrengend<br />
sei, z<strong>ie</strong>ht doch d<strong>ie</strong> überwältigende<br />
Mehrheit von 90 Prozent Be -<br />
fr<strong>ie</strong> digung aus der Fürsorge für einen<br />
nahe stehenden Menschen.<br />
D<strong>ie</strong> unbezahlten Wohltäter kümmern<br />
sich mehrheitlich um nahe Famil<strong>ie</strong>n -<br />
angehörige w<strong>ie</strong> Kinder, Ehegatten,<br />
El tern oder Geschwister, während 22<br />
Prozent den Radius auf d<strong>ie</strong> weitere Fa -<br />
mil<strong>ie</strong> w<strong>ie</strong> Großeltern oder angeheiratete<br />
Verwandte ausweiten. Mehr als<br />
d<strong>ie</strong> Hälfte der Befragten gab an, dass<br />
es sich bei den von ihnen betreuten<br />
Per sonen um Menschen über 60 handelt.<br />
Jerusalem Post<br />
Knesset: Kein Zutritt<br />
mit Jeans und T-Shirts<br />
In der Knesset gilt ab sofort eine strenge<br />
Kleiderordnung. Besucher mit<br />
Jeans oder bauchfre<strong>ie</strong>n Obertei len<br />
dürfen das israelische Parla ments ge -<br />
bäude nicht mehr betreten.<br />
„Der Zutritt zur Knesset wird jedem<br />
ver wehrt, der unz<strong>ie</strong>mliche Kleidung<br />
trägt“, heißt es in einer Mitteilung vom<br />
Generaldirektor des Parlaments, Avi<br />
Balaschnikov. „Dazu gehören ärmellose<br />
T-Shirts, kurze Hosen, Jeans, und für<br />
Frauen kurze T-Shirts, welche d<strong>ie</strong> Taille<br />
zeigen.“<br />
W<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Tageszeitung ‘Jediot Aha -<br />
ronot’ berichtet, richtet sich d<strong>ie</strong> An -<br />
ordnung offenbar vor allem an örtliche<br />
Med<strong>ie</strong>n und Angestellte der<br />
Knes set. Vor einigen Monaten hatte<br />
das Büro des Prem<strong>ie</strong>rministers eine<br />
ähnliche Kleiderordnung verhängt,<br />
nachdem eine Journalistin mit einem<br />
Top bei einer Pressekonferenz er -<br />
sch<strong>ie</strong>nen war, das zu v<strong>ie</strong>l Haut zeigte.<br />
D<strong>ie</strong> Abgeordnete Shelly Jachimo -<br />
vitsch teilte gegenüber dem Ar mee -<br />
rund funkt mit, dass einem ihrer Mit -<br />
ar beiter der Eintritt in d<strong>ie</strong> Knesset<br />
nicht gewährt worden sei. Er hatte<br />
Jeans an.<br />
36 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768<br />
© EPA/Amos Ben Gershom<br />
© EPA/Jim Hollander
KULTUR<br />
„Singen war wichtiger als Brot“<br />
Ein Porträt zum 90. Geburtstag von Hilde Zadek<br />
Von Marta S. Halpert<br />
Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 37<br />
KULTUR
KULTUR<br />
Das Feuer hat in mir gebrannt, ich<br />
musste Oper singen – nach dem<br />
Kr<strong>ie</strong>g an einem deutschsprachigem Haus.<br />
Aber es war ein harter Kampf mit mir<br />
selbst, ich musste mich in der Seele dazu<br />
entschl<strong>ie</strong>ßen. Denn d<strong>ie</strong> Men schen, für d<strong>ie</strong><br />
ich singe, muss ich auch akzept<strong>ie</strong>ren.“<br />
Sogar heute, 60 Jahre nach d<strong>ie</strong>ser<br />
schw<strong>ie</strong>rigen Entschei dung, hört man<br />
aus Hilde Zadeks Worten d<strong>ie</strong> damalige<br />
Belastung heraus. Aber auch d<strong>ie</strong> nötige<br />
Energ<strong>ie</strong> und den Ehrgeiz strahlt<br />
d<strong>ie</strong> weltberühmte Sopranistin ungebrochen<br />
aus. Ohne d<strong>ie</strong>se Eigen schaf ten<br />
hätte s<strong>ie</strong> im Alter von 30 Jah ren, am 3.<br />
Februar 1947, ihr Debüt als Aida an<br />
der W<strong>ie</strong>ner Staats oper n<strong>ie</strong> ge schafft.<br />
S<strong>ie</strong> sitzt in ihrer Dö blinger Woh -<br />
nung und schaut auf d<strong>ie</strong> schweren<br />
grünen Zweige vor ihrem Fenster, d<strong>ie</strong><br />
v<strong>ie</strong>l warmes Licht in den Raum lassen.<br />
„Ich hatte bis dahin keinen Ton aus Aida<br />
ge sun gen, hatte d<strong>ie</strong> Oper weder live noch<br />
auf Platte ge hört. In fünf Tagen lernte ich<br />
d<strong>ie</strong> Part<strong>ie</strong> und habe ohne Probe und ohne<br />
je auf einer Bühne gestanden zu sein h<strong>ie</strong>r<br />
debüt<strong>ie</strong>rt“, lacht s<strong>ie</strong> und setzt nach, „und<br />
wenn ich ganz ehrlich sein soll, dann habe<br />
ich n<strong>ie</strong> w<strong>ie</strong> der in den 168 ‚Aida’-Vor stel -<br />
lun gen, in denen ich insge samt auf -<br />
getreten bin, so schön gesungen w<strong>ie</strong><br />
damals!“<br />
D<strong>ie</strong>ses Debüt war ein sensationeller<br />
Erfolg und der Beginn eines kometenhaften<br />
Aufst<strong>ie</strong>gs zum weltweit ge fei -<br />
erten Opernstar. Als Ehren mit gl<strong>ie</strong>d<br />
der W<strong>ie</strong>ner Staatsoper bl<strong>ie</strong>b d<strong>ie</strong><br />
Kammersängerin ihrem Haus bis<br />
1971 treu. S<strong>ie</strong> sang Wolfgang Am a -<br />
deus Mozart (Gräfin Almaviva, Don -<br />
na Anna, Vitellia), Richard Strauss<br />
(Salome, Marschallin, Ara bella,<br />
Ariad ne), Richard Wagner (Senta, Eli -<br />
sa beth, Elsa, Eva, S<strong>ie</strong>glinde), Giu -<br />
seppe Verdi (Aida, Elisabeth, Amelia,<br />
Des de mona) , ferner d<strong>ie</strong> Tosca und<br />
d<strong>ie</strong> San tuzza in Mascagnis „Ca val -<br />
leria rusticana“. Neben den großen<br />
So pran part<strong>ie</strong>n aus Klassik und Ro -<br />
man tik brill<strong>ie</strong>rte Hilde Zadek u.a. in<br />
Opern von Erich Wolfgang Korn gold,<br />
Alban Berg, Gottfr<strong>ie</strong>d von Einem,<br />
Franz Schmidt und Gian-Carlo<br />
Meno tti.<br />
„Ich bin leider ein schrecklich moderner<br />
Mensch,“ sagt s<strong>ie</strong> in Bezug auf heutige<br />
Regisseure und deren Ver wirk -<br />
lichung auf diversen Bühnen. „Bei<br />
Inszen<strong>ie</strong>rungen bin ich ganz offen, es darf<br />
nur nichts gegen d<strong>ie</strong> Musik gehen, aber<br />
sonst lege ich mich kein bisschen fest.“<br />
Flucht wegen ein paar Vorderzähnen<br />
Auf wenig festlegen konnten sich<br />
Hildes Eltern, als das Mädchen am<br />
17. Dezember 1917 mitten im Kr<strong>ie</strong>g in<br />
Bromberg, in der Provinz Posen, ge -<br />
boren wurde. Der Vater d<strong>ie</strong>nte als<br />
Unteroffiz<strong>ie</strong>r in der Deutschen Armee<br />
und opt<strong>ie</strong>rte 1920 für Deutschland,<br />
als Bromberg polnisch wurde. D<strong>ie</strong><br />
Lederhandlung der Famil<strong>ie</strong> wurde<br />
zu rückgelassen, das neue Leben be -<br />
gann in Stettin. „Trotz Inflation und<br />
Revolution eröffnete mein Vater binnen<br />
kurzem ein Schuhgeschäft,“ erzählte<br />
Hilde Zadek dem Herausgeber ihres<br />
Buches Volkmar Parschalk*. S<strong>ie</strong> be -<br />
schreibt ihre Jugend als sehr behütet,<br />
harmonisch und glücklich. Der Vater<br />
schaffte in der Hafenstadt bald relativen<br />
Wohlstand für Hilde und ihre bei -<br />
den jüngeren Schwestern. Doch d<strong>ie</strong>se<br />
Idylle fand bald ein jähes Ende. „Ich<br />
war etwas über 15, als 1933 d<strong>ie</strong> ersten<br />
Ver ordnungen zur systematischen Ver folgung<br />
der Juden langsam ihre Wirkung<br />
zeigten. Wir durften nicht mehr ins<br />
Theater oder d<strong>ie</strong> Oper gehen.“ Auch in<br />
der Schule verschlechterte sich d<strong>ie</strong><br />
At mosphäre. Und als eines Tages eine<br />
Mitschülerin in der Turnstunde ausr<strong>ie</strong>f<br />
‚Es stinkt h<strong>ie</strong>r nach Jude’, holte<br />
Hilde spontan aus und schlug dem<br />
Mädchen ein paar Vorderzähne ein.<br />
„Das war nicht sehr gescheit und führte<br />
dazu, dass der an stän dige Schulleiter<br />
meinen Eltern und mir r<strong>ie</strong>t aus Stettin<br />
wegzugehen.“<br />
Nicht einmal 17 Jahre alt, verlässt<br />
d<strong>ie</strong> „Schlägerin“ ihr Elternhaus und<br />
geht nach Berlin in ein jüdisches<br />
Säug-lingsheim, um dort d<strong>ie</strong><br />
Säuglings pfle ge zu erlernen. Schon<br />
1935 fährt s<strong>ie</strong> von dort als Touristin<br />
mit nur einem Kof fer nach Palästina.<br />
Bereits im Hafen von Haifa wird s<strong>ie</strong><br />
als Praktikantin in ein Kinderheim<br />
ver mittelt. „Das bedeutete damals ein<br />
Bett und Essen, keine Be zahlung, aber<br />
immerhin ein Dach über dem Kopf.“ Das<br />
Feldbett der Säuglings schwes ter<br />
Hilde befindet sich mitten in einem<br />
Raum mit 16 dreijährigen<br />
Kleinkindern. „Zum Essen gab es für<br />
mich ausschl<strong>ie</strong>ßlich das, was auch den<br />
Klei nen verfüttert wurde, also Gr<strong>ie</strong>ß –<br />
oder Reisbrei. Ich nahm innerhalb von<br />
einem Jahr 30 Kilo zu.“ Erst ein Jahr<br />
später, in Jerusalem, wo s<strong>ie</strong> ihr Di plom<br />
als Kinderschwester macht, kommt<br />
s<strong>ie</strong> in den Luxus eines kleinen Zim -<br />
mers und der ersten Orange.<br />
38 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768
Goldmünzen in den Schuhabsätzen<br />
„Im Jahre 1937, nach zwei Jahren war<br />
meine Kleidung aus dem einen Koffer aufgebraucht.<br />
Ich hatte n<strong>ie</strong> genug verd<strong>ie</strong>nt,<br />
um mir etwas Neues kaufen zu können,“<br />
erklärt Hilde ihre waghalsige Ent -<br />
sche i dung, w<strong>ie</strong>der nach Deutschland<br />
einzureisen. S<strong>ie</strong> hatte noch einen<br />
deutschen Pass ohne „J“-Stempel, s<strong>ie</strong><br />
war offiz<strong>ie</strong>ll noch immer d<strong>ie</strong> Touristin<br />
von 1935. D<strong>ie</strong> Eltern hatten ihr eine<br />
Schiffskarte geschickt, und im De -<br />
zem ber 37 kam s<strong>ie</strong> in der Nacht in<br />
Stet tin an. „Ich versteckte mich sofort in<br />
der Woh nung und prob<strong>ie</strong>rte Kleider, d<strong>ie</strong><br />
meine Mutter, d<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>selben Maße w<strong>ie</strong> ich<br />
hatte, zur Auswahl nach Hause gebracht<br />
hatte.“ Im Jänner 1938 reiste s<strong>ie</strong> in d<strong>ie</strong><br />
Schweiz aus und be gann dort einen<br />
Kurs für Heil gym nas tik mit der Ab -<br />
sicht in Pa lästina ein Studio zu eröffnen.<br />
Doch es kam nicht so weit: D<strong>ie</strong><br />
Stati ons schwester der Kinderabtei -<br />
lung des größten Spitals von Jerusa -<br />
lem war ausgefallen, und man bot der<br />
jungen Deutschen d<strong>ie</strong>sen Pos ten an.<br />
„Ich war damals zwanzig, z<strong>ie</strong>m lich groß<br />
und breit, ein Idealbild für Säug lin ge, weil<br />
mein großer Busen gleich Mutter ge fühle<br />
auslöste, ich war also sehr be l<strong>ie</strong>bt,“<br />
schmun zelt s<strong>ie</strong> spitz bübisch.<br />
D<strong>ie</strong> leitende Ärztin an d<strong>ie</strong>sem Spi -<br />
tal bes<strong>ie</strong>gelte Hilde Za deks weiteres<br />
Schicksal: Doktor Kagan war nämlich<br />
auch ehren amt lich Direkto rin des<br />
Musikkonser vato ri ums von Jerusa lem.<br />
Doch das musikalische Mädchen aus<br />
Stettin, das schon als Kind v<strong>ie</strong>l gesungen<br />
hatte und sogar berühmte Sänger<br />
w<strong>ie</strong> Jan K<strong>ie</strong>pura und Richard Tauber<br />
von Plattenaufnahmen nachahmen<br />
konnte, musste den Beginn ihrer Aus -<br />
bil dung bis 1940 aufsch<strong>ie</strong>ben. „Seit ich<br />
mit 17 aus Deutschland und von meinen<br />
Eltern wegmusste, ist mir das Singen bis<br />
auf den letzten Ton vergangen. Es war,<br />
als ob eine Klappe in meiner Seele zugefallen<br />
wäre...“<br />
Nach dem Novemberpogrom der<br />
sogenannten „Kristallnacht“ wurde<br />
Hildes Vater ins KZ Sachsenhausen<br />
verschleppt. Nur durch einen Ver -<br />
zicht auf den gesamten Besitz konnte<br />
man damals noch vereinzelt auswandern.<br />
Aber nicht nur wegen ihres<br />
neu en britischen Reisepasses gelang<br />
es der Tochter den Eltern das offi zi elle<br />
Ein rei sevisum nach Paläs tina zu<br />
verschaffen: S<strong>ie</strong> musste auch nachweisen,<br />
dass s<strong>ie</strong> imstande war, d<strong>ie</strong> Fa -<br />
mi l<strong>ie</strong> zu ernähren. „Als ich aus Stettin<br />
in d<strong>ie</strong> Schweiz fuhr, hatte ich Gold mün -<br />
zen in beiden Schuhabsätzen versteckt.<br />
Mit d<strong>ie</strong>sem Geld rettete ich nun meine<br />
El tern.“<br />
Schwester Hilde verkauft Kinderschuhe<br />
Den verzweifelten und entwurzelten<br />
Eltern, d<strong>ie</strong> immer nur mit Schuhund<br />
Lederhandel zu tun gehabt ha -<br />
ben, half Hilde mit der Idee, ein Kin -<br />
derschuhgeschäft aufzumachen. „Ich<br />
kannte v<strong>ie</strong>le Kleinkinder aus dem Kran -<br />
ken haus. Zur Verfügung stand uns nur<br />
ein Zimmer von zwölf Quadrat me tern mit<br />
einem Schaufenster. Wir stellten einen r<strong>ie</strong>sigen<br />
Papagei in d<strong>ie</strong> Auslage und nann ten<br />
das Geschäft „Tuki“, Papagei auf He brä -<br />
isch. Und ab da h<strong>ie</strong>ß d<strong>ie</strong> Devise ‚Schwes -<br />
ter Hilde verkauft Kinderschuhe.’ Ich war<br />
‚der Papagei’, ich konnte schon so v<strong>ie</strong>l he -<br />
bräisch, um mich verständigen zu können,<br />
sprach ein bisschen arabisch und ganz<br />
gut englisch.“<br />
Erst 1940, als d<strong>ie</strong> Eltern in ein großes<br />
Geschäft übers<strong>ie</strong>deln konnten, fing<br />
für Hilde Zadek das eigene Leben an,<br />
das Leben mit und für d<strong>ie</strong> Musik. Ihr<br />
Gesangsstudium absolv<strong>ie</strong>rte s<strong>ie</strong> in fünf<br />
KULTUR<br />
Jahren am Konservatorium in Je rusa -<br />
lem mit Auszeichnung. Fast alle 40<br />
Kollegen und Kol le ginnen ihres Jahrgangs<br />
wurden Be rühmtheiten in der<br />
Musikwelt – denn s<strong>ie</strong> hatten auch d<strong>ie</strong><br />
besten Lehrer: Das waren jene Mu si ker,<br />
d<strong>ie</strong> sich vor den Na zis retten konn ten.<br />
Den Unterricht be suchte s<strong>ie</strong> abends,<br />
denn tagsüber muss te s<strong>ie</strong> w<strong>ie</strong> alle<br />
anderen auch voll arbeiten, um das<br />
Studium verd<strong>ie</strong>nen zu können. „Für<br />
uns war d<strong>ie</strong> Kunst, d<strong>ie</strong> Mu sik, mehr als<br />
nur Beruf oder Kar ri e re, es war Beru -<br />
fung,“ er innert sich d<strong>ie</strong> Künst lerin. Ist<br />
das heute auch noch so? „Nein, denn<br />
aus Wohlstand entsteht keine Kunst. Da<br />
wird man lasch. Wir hungerten damals<br />
da nach, uns war d<strong>ie</strong> Musik wichtiger als<br />
Brot!“<br />
Als Hilde Zadek 1945 mit einem Sti -<br />
pendium nach Zürich kam, ging s<strong>ie</strong><br />
täglich in d<strong>ie</strong> Oper. S<strong>ie</strong> hatte wenig<br />
Geld, aber d<strong>ie</strong> Wahl zwischen Oper<br />
und Essen ging meistens zu Gunsten<br />
der Oper aus.<br />
D<strong>ie</strong> M<strong>ie</strong>te bezahlte s<strong>ie</strong> mit dem Geld,<br />
das s<strong>ie</strong> sich jeden Sonntag in der<br />
St.Peters-Kirche in Zürich ersang.<br />
„Kann Nazis noch heute r<strong>ie</strong>chen“<br />
Bereits zwei Jahre nach Zadeks<br />
Rück kehr nach Europa schaffte den<br />
Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 39
KULTUR<br />
großartigen künstlerischen Durch -<br />
bruch an der W<strong>ie</strong>ner Staatsoper. Da -<br />
bei führte auch der Zufall Reg<strong>ie</strong>: Der<br />
Studentin aus Jerusalem hatte ein<br />
Mann, dessen Tochter in Zürich lebte,<br />
einen Br<strong>ie</strong>f an d<strong>ie</strong>se mitgegeben.<br />
D<strong>ie</strong>se war zufällig das Patenkind von<br />
Franz Salmhofer, Direktor der W<strong>ie</strong>ner<br />
Oper. Noch vor W<strong>ie</strong>n hatte Zadek<br />
einen Vertrag für Düsseldorf, doch<br />
von den Briten erh<strong>ie</strong>lt s<strong>ie</strong> damals kein<br />
Visum, also erinnerte s<strong>ie</strong> sich an<br />
Salmhofers Angebot: „Wenn Du nach<br />
W<strong>ie</strong>n kommst, dann verspreche ich dir,<br />
dass du eine Vorstellung mit der Chance<br />
auf ein Engagement bekommst.“ So kam<br />
es dann zum unerwarteten Aida-<br />
Einsatz und anschl<strong>ie</strong>ßend zu Zadeks<br />
Vertrag als Solistin.<br />
D<strong>ie</strong> Traumkarr<strong>ie</strong>re brachte d<strong>ie</strong> ly -<br />
risch-dramatische Sängerin an d<strong>ie</strong><br />
großen Operhäuser d<strong>ie</strong>ser Welt, vom<br />
Londoner Covent Garden zur Mai länder<br />
Scala und von der Deutschen<br />
Oper Berlin bis zur Met in New York.<br />
S<strong>ie</strong> sang mit allen großen Künstlern<br />
der Nachkr<strong>ie</strong>gszeit von Elisabeth<br />
Höngen bis Christa Ludwig und von<br />
Giuseppe di Stefano bis Franco Co rel li.<br />
Den Dirigenten Josef Krips bezeichnet<br />
s<strong>ie</strong> als den wichtigsten in ihrer<br />
Karr<strong>ie</strong>re. In ihren Memoiren erwähnt<br />
s<strong>ie</strong> aber ebenso Clemens Krauss w<strong>ie</strong><br />
Böhm, Karajan, Mitropoulos, Knapxpertsbusch<br />
und Klemperer. Carlos<br />
Kleiber bleibt unter ihnen einer der<br />
ganz „Großen“ ist s<strong>ie</strong> überzeugt.<br />
„Ich bin eine bewusste und stolze Jüdin,<br />
auch wenn ich nicht in d<strong>ie</strong> Sy na go ge<br />
gehe. Sogar bei meinem ersten Auftritt in<br />
Russland in den 60er Jahren bin ich offen<br />
als deklar<strong>ie</strong>rte Jüdin aus Israel aufgetreten.“<br />
Trotzdem verwehrt s<strong>ie</strong> sich da -<br />
gegen, dass man Nationen oder Men -<br />
schen pauschal verurteilt. „Mir geht es<br />
sicher gut, weil ich mich unter dem kleinen<br />
Prozentsatz von Nicht-Antisemiten<br />
bewege. Trotzdem r<strong>ie</strong>che ich auch heute<br />
noch einen Nazi.“ Und w<strong>ie</strong> beurteilt s<strong>ie</strong><br />
rückblickend das Verhalten Karl<br />
Böhms oder Herbert von Karajans<br />
während der NS-Zeit? „Das waren kei -<br />
ne politischen Nazis – trotz der Partei -<br />
bücher. S<strong>ie</strong> waren schwache Menschen,<br />
wollten einfach Karr<strong>ie</strong>re machen. Ich weiß<br />
nicht, w<strong>ie</strong> wir uns alle verhalten hätten,<br />
wenn sich d<strong>ie</strong>se ‚Lücken’ in der Karr<strong>ie</strong>releiter<br />
aufgetan hätten...“<br />
D<strong>ie</strong> Israel-Connection<br />
Mehr Sorge als d<strong>ie</strong> Vergangenheit<br />
bereitet der agilen Gesangspädagogin<br />
jener Antisemitismus, den s<strong>ie</strong> heute<br />
w<strong>ie</strong>der aufkeimen s<strong>ie</strong>ht. „Es wird w<strong>ie</strong>der<br />
Thema, ob d<strong>ie</strong>ser oder jener Jude ist.<br />
Man war auf d<strong>ie</strong> Juden immer neidig,<br />
weil s<strong>ie</strong> intelligent und fleißig sind. Aber<br />
gleich nach dem Kr<strong>ie</strong>g, im Bewusstsein<br />
des geschehenen Unrechts, hat man d<strong>ie</strong>sen<br />
Neid unterdrückt. Jetzt kommt es er -<br />
neut hoch, dass ein so winziger Prozent -<br />
satz an Menschen w<strong>ie</strong>der einen größeren<br />
Stellenwert in Politik und Kunst einnimmt.“<br />
Israel hat Hilde Zadek trotz internationaler<br />
Karr<strong>ie</strong>re n<strong>ie</strong> richtig verlassen.<br />
Obwohl von Natur aus optimistisch,<br />
beurteilt s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> Lage im Na -<br />
hen Osten wenig rosig: „Es fehlen d<strong>ie</strong><br />
starken Persönlichkeiten, um einen wirklichen<br />
Fr<strong>ie</strong>den durchzusetzen. Leider<br />
s<strong>ie</strong>ht man kein Lichtlein am Horizont, es<br />
ist d<strong>ie</strong> Zeit der Mittelmäßigkeit.“<br />
Hilde Zadek besitzt in Ramat Ha -<br />
sha ron ein Haus und fährt mindes tens<br />
dreimal im Jahr dorthin. Ihre Meis ter -<br />
kurse, d<strong>ie</strong> s<strong>ie</strong> nach England, Ital<strong>ie</strong>n<br />
und d<strong>ie</strong> Schweiz führten, hält s<strong>ie</strong> auch<br />
regelmäßig an der Univer si tät Tel Aviv<br />
ab. Stolz zeigt s<strong>ie</strong> auf eine Ehren ur -<br />
kunde aus dem Jahre 2006, unter -<br />
zeich net von Uni-Rektor Profes sor<br />
Ita mar Rabinovich. „Ich nehme kein<br />
Honorar, falls doch etwas gezahlt wird,<br />
fl<strong>ie</strong>ßt das in meine Stiftung für den Ge -<br />
sangswett be werb.“ Der von ihr 2002<br />
gestiftete und nach ihr benannte „In -<br />
ter na tionale Hilde Zadek Ge sangs -<br />
wett bewerb“ wird im zweijährigen<br />
Turnus in Zusammenarbeit mit der<br />
„Hil degard Zadek Stiftung“ und der<br />
Universität für Musik und darstellenden<br />
Kunst W<strong>ie</strong>n durchgeführt.<br />
Erst Ende September 2007 kürte s<strong>ie</strong><br />
gemeinsam mit Christa Ludwig, Bri -<br />
gitte Fassbaender und einigen anderen<br />
Kollegen drei junge talent<strong>ie</strong>rte<br />
Musiker im W<strong>ie</strong>ner Musikverein zu<br />
S<strong>ie</strong>gern des renomm<strong>ie</strong>rten Bewerbs.<br />
Seit ihrem Rückzug von der Opern -<br />
bühne 1971 widmet s<strong>ie</strong> sich ihrem<br />
zweiten Traumberuf: Der Gesangs pä -<br />
da gogik. Zadek-Schüler und -Schüle -<br />
rin nen singen an v<strong>ie</strong>len Opernhäu -<br />
sern oder unterrichten von New York<br />
bis Tokio. „Ich wollte n<strong>ie</strong> ein Buch über<br />
Gesangstechnik schreiben, obwohl es mir<br />
oft angeboten wurde. Es gibt keine zwei<br />
gleichen Menschen, daher auch keine allgemeinen<br />
Ratschläge. Ich schaffe eine in -<br />
di viduelle Bez<strong>ie</strong>hung zu meinen Schü lern.<br />
Ich fühle mich in s<strong>ie</strong> ein, ich höre ihnen<br />
zu und dann weiß ich was s<strong>ie</strong> ganz persönlich<br />
brauchen.“<br />
Als singuläre Künstlerin und aufrechten<br />
Menschen bezeichnet auch<br />
Kulturjournalist Volkmar Parschalk<br />
d<strong>ie</strong> eifrige Kunstsammlerin.<br />
„Unser Instrument ist der Atem, damit<br />
eine Stimme daraus wird, müssen wir ihn<br />
auch mit der Seele beherrschen lernen.“<br />
Am 17. Dezember, an ihrem 90.<br />
Geburts tag beginnt d<strong>ie</strong> dynamische<br />
Leh rerin einen Meisterkurs an der<br />
Hoch schule in Karlsruhe. V<strong>ie</strong>r Tage<br />
später erhält s<strong>ie</strong> dort d<strong>ie</strong> Ehren dok -<br />
tor würde.<br />
Danach wird d<strong>ie</strong> Kammersängerin,<br />
Professorin und Dr. h.c. d<strong>ie</strong> fast 90<br />
Stufen in ihre schöne, helle W<strong>ie</strong>ner<br />
Wohnung hinaufsteigen. S<strong>ie</strong> wird<br />
kurz ausatmen und dann fest entschlossen<br />
zu ihrem Flügel gehen, um<br />
bald darauf einem jungen Talent d<strong>ie</strong><br />
richtige Atemtechnik beizubringen.<br />
© Alle aktuellen Fotos: R. Engel<br />
*Volkmar<br />
Parschalk (Hg.)<br />
„D<strong>ie</strong> Zeit, d<strong>ie</strong> ist<br />
ein sonderbar<br />
Ding.<br />
Hilde Zadek-<br />
Mein Leben“,<br />
Böhlau-Verlag,<br />
W<strong>ie</strong>n, 2001<br />
40 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768
Hohe posthume Ehrung für deutschen<br />
Wehrmachtsoffiz<strong>ie</strong>r in Polen<br />
Präsident Kaczynski verl<strong>ie</strong>h Orden an Retter des „Pianisten“<br />
Roman Polanski setzte dem deut -<br />
schen Wehr machts offi z<strong>ie</strong>r in seinem<br />
Film „Der Pianist“ ein Denkmal, nun<br />
wurden ihm posthume Eh ren in<br />
Polen zuteil.<br />
Der polnische Präsident Lech<br />
Kaczyn ski zeichnete Hauptmann Wilm<br />
Hosen feld am 10. Oktober in War schau<br />
mit der Polonia Restituta-Medaille<br />
aus, einem der höchsten Orden des<br />
Lan des. Hosenfeld verhalf im Zwei ten<br />
Weltkr<strong>ie</strong>g etwa zwölf jüdischen und<br />
nicht-jüdischen Polen zur Flucht. Unter<br />
ihnen war auch der Konzert pianist<br />
Wladyslaw Szpilman, der Held von<br />
Polanskis Film aus dem Jahr 2002.<br />
Szpilman war der Depor ta tion durch<br />
d<strong>ie</strong> Nazis entgangen, indem er sich<br />
ge gen Ende des War schau er Auf -<br />
tands 1944, wenige Mo nate vor der<br />
Offensive der Roten Armee, in den Rui -<br />
nen der polnischen Hauptstadt versteckte.<br />
In Polanskis Film entdeckt er<br />
in seinem Versteck ein Klav<strong>ie</strong>r. Der<br />
von Thomas Kretschmann dargestellte<br />
Hosenfeld ist von Szpilmans Talent<br />
so faszin<strong>ie</strong>rt, dass er ihm hilft. Hosen -<br />
feld wurde 1945 von sowjetischen<br />
Truppen festgenommen und wegen<br />
Kr<strong>ie</strong>gs ver bre chen zum Tod verurteilt.<br />
D<strong>ie</strong> Strafe wurde später in 25 Jahre Ar -<br />
beits la ger umgewandelt. Hosen feld<br />
starb 1952 in Kr<strong>ie</strong>gs ge fan genschaft.<br />
Szpilman setzte seine Musikerkar -<br />
r<strong>ie</strong> re nach dem Kr<strong>ie</strong>g fort. Er starb im<br />
Jahr 2000.<br />
Hosenfelds Tochter, Jo rin de Krejci-<br />
Hosenfeld, d<strong>ie</strong> den Orden zusammen<br />
mit ih rem Bruder Detlev, entgegennahm,<br />
sprach von einer „großen Ehre“.<br />
Ihr Vater sei „so unglücklich“ über das<br />
ge wesen, „was h<strong>ie</strong>r im Na men des deutschen<br />
Volkes pass<strong>ie</strong>rt ist“.<br />
Kaczynski zeichnete ins ge samt 53<br />
Menschen - über w<strong>ie</strong>gend Polen - aus,<br />
d<strong>ie</strong> unter der Nazi-Besat zung in Po len<br />
zur Rettung von Juden beitrugen. Zu<br />
den zehn posthum Geehr ten gehörte<br />
der während des Zweiten Welt kr<strong>ie</strong>gs<br />
im litauischen Kaunas station<strong>ie</strong>rte<br />
japanische Diplomat Chiune Sugihara.<br />
Obwohl seine Reg<strong>ie</strong>rung dagegen war,<br />
stellte er Transitvisa für 2.500 litaui -<br />
sche und pol nische Juden aus, d<strong>ie</strong><br />
dadurch dem Holocaust entgingen.<br />
KULTUR<br />
BBuucchhttiipppp BBucchttiippp<br />
Der polnische Präsident würdigte in<br />
seiner Rede im Großen Theater den<br />
„außer gewöhnlichen Heroismus“ all<br />
derer, d<strong>ie</strong> unter der deutschen<br />
Besatzung in Polen Juden retteten.<br />
D<strong>ie</strong> Auszeichnungen se<strong>ie</strong>n Aus druck<br />
des Dankes und der Ehrerb<strong>ie</strong>tung.<br />
Nicht alle, d<strong>ie</strong> es verd<strong>ie</strong>nten, könnten<br />
ausgezeichnet werden, weil nicht alle<br />
bekannt se<strong>ie</strong>n.<br />
Auszeichnung für Hannah Lessings Brückenschlag zu Holocaust-Überlebenden<br />
Hanna M. Lessing, Generalsekretärin des National -<br />
fonds für Opfer des Nationalsozialismus und des All ge -<br />
mei nen Entschädigungsfonds, wurde am 22. September<br />
2007 in Würdigung ihres Einsatzes für Überlebende der<br />
nationalsozialistischen Verfolgung mit dem „Shofar of<br />
Freedom Award“ 2007 ausgezeichnet.<br />
Der seit 1990 durch d<strong>ie</strong> Synagoge „Temple Israel“ in<br />
Albany, New York verl<strong>ie</strong>hene Award gilt jenen, d<strong>ie</strong> sich<br />
in außerordentlicher Weise für andere Menschen engag<strong>ie</strong>ren.<br />
Mit der Verleihung wird Hannah Lessings jahre -<br />
lange Tätigkeit an der Spitze des Nationalfonds für NS-<br />
Opfer gewürdigt, ihr persönlicher Einsatz für einen<br />
Brückenschlag mit jenen Menschen, d<strong>ie</strong> während der<br />
NS-Zeit aus Österreich vertr<strong>ie</strong>ben wurden sow<strong>ie</strong> ihre<br />
För derung der Aufklärungs- und Erinnerungsarbeit<br />
zum Holocaust.<br />
Neben Hannah Lessing werden v<strong>ie</strong>r weitere Perso nen<br />
den Award erhalten, darunter auch der in New York<br />
lebende Philip Bialowitz, einer von wenigen Überlebenden<br />
des Vernichtungslagers Sobibor und d<strong>ie</strong> Bel g<strong>ie</strong>rin<br />
Andrée Geulen-Herscovici, d<strong>ie</strong> während der deutschen<br />
Besetzung Belg<strong>ie</strong>ns jüdische Kinder unter falschem Na -<br />
men in christlichen Häusern und Klöstern versteckte.<br />
„Temple Israel“ vergibt d<strong>ie</strong> Ehrung des „Shofar of<br />
Freedom Award“ an Juden und Nicht-Juden. Unter den<br />
ersten Ausgezeichneten waren „Gerechte“ und Wider -<br />
standskämpfer, d<strong>ie</strong> unter Einsatz ihres Lebens Juden<br />
vor der Vernichtung im Holocaust bewahrt haben. In<br />
d<strong>ie</strong> Reihe der Geehrten wurden auch Personen aufgenommen,<br />
d<strong>ie</strong> sich nach w<strong>ie</strong> vor mit Zivilcourage für an -<br />
dere Menschen einsetzen. Zu d<strong>ie</strong>sen zählen zwei Feuer -<br />
wehr leute, d<strong>ie</strong> nach den Attentaten des 11. September<br />
2001 im Einsatz waren. Geehrt wurden bisher auch d<strong>ie</strong><br />
Journalistin Beate Klarsfeld, d<strong>ie</strong> NS-Tätern auf der Spur<br />
bl<strong>ie</strong>b; der Wachmann Christoph Meili, der half, d<strong>ie</strong> Diskussion<br />
um d<strong>ie</strong> nachrichtenlosen Konten in der Schweiz<br />
loszutreten und d<strong>ie</strong> Autorin Sibylle N<strong>ie</strong>moeller-von<br />
Sell, deren Famil<strong>ie</strong> mit dem Widerstandskreis um den<br />
Hitler-Attentäter Stauffenberg verbunden war und<br />
flüchtende Juden versteckt h<strong>ie</strong>lt.<br />
Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 41
KULTUR<br />
Anlässlich ihrer 1100-Jahr-Fe<strong>ie</strong>r<br />
hatte d<strong>ie</strong> Stadt Mödling im Jahre<br />
2003 ihre ehemaligen jüdischen<br />
MitbürgerIn nen in deren alte<br />
Heimatstadt eingeladen und damals<br />
das Mahnmal für d<strong>ie</strong> in der<br />
Kristallnacht 1938 zerstörte Synagoge<br />
enthüllt. Zu d<strong>ie</strong>ser Zeit entstand auch<br />
d<strong>ie</strong> Idee, Opfern des Na tio nalso zia -<br />
lismus, d<strong>ie</strong> vertr<strong>ie</strong>ben, verfolgt und<br />
getötet worden waren, ein sichtbares<br />
Zeichen der Erinnerung zu setzen.<br />
Mit der Aktion „Stolpersteine“, d<strong>ie</strong><br />
von dem deutschen Bildhauer Gunter<br />
Demnig ins Leben gerufen worden ist,<br />
wurde d<strong>ie</strong>ser Gedanke am 14. August<br />
2006 in Mödling erstmals in d<strong>ie</strong> Tat<br />
umgesetzt und 14 Messing plat ten<br />
ver legt. D<strong>ie</strong>s war damals d<strong>ie</strong> erste<br />
große Aktion in N<strong>ie</strong>derös ter reich und<br />
gemeinsam mit einem ähnlichen Pro -<br />
jekt in Oberösterreich nur einige Tage<br />
zuvor das erste derartige Vorha ben<br />
innerhalb Österreichs.<br />
Am 24. August 2007 wurde das Pro -<br />
jekt nun mit weiteren acht Steinen<br />
fortgesetzt, d<strong>ie</strong> der Künstler persönlich<br />
verlegte.<br />
D<strong>ie</strong> Basis zur Verwirklichung d<strong>ie</strong>ses<br />
Projektes wurde durch einen einstimmigen<br />
Beschluss des Mödlinger Stadtbzw.<br />
Gemeinderates sow<strong>ie</strong> durch d<strong>ie</strong><br />
Unterstützung privater Spon soren<br />
gelegt.<br />
D<strong>ie</strong> nunmehr insgesamt 22 „Stol -<br />
persteine“ sind in Mödling nicht mehr<br />
zu übersehen, und es ist auch beabsichtigt,<br />
d<strong>ie</strong>se Zahl weiter zu vergrößern.<br />
G. Wannenmacher-GR Mödling,<br />
Ruth Fuchs<br />
Holocaust-Museum in Jerusalem erhält<br />
Prinz-von-Astur<strong>ie</strong>n-Preis<br />
Das neue Holocaust-Museum in Jerusalem erhält den spanischen Prinz-von-<br />
Astur<strong>ie</strong>n-Preis in der Sparte Völkerverständigung. D<strong>ie</strong>se Entscheidung gab<br />
d<strong>ie</strong> Jury am Mittwoch in Ov<strong>ie</strong>do in Nordspan<strong>ie</strong>n bekannt. Das Mu se um<br />
leiste einen wesentlichen Beitrag zum Kampf gegen Hass, Rassis mus und<br />
Intoleranz, sagte Vicente Alvarez Areces, Präsident der Jury und Reg<strong>ie</strong> -<br />
rungs chef der nordspanischen Region Astur<strong>ie</strong>n. „Es ist d<strong>ie</strong> lebendige Erinne -<br />
rung an eine große historische Tragöd<strong>ie</strong>.“<br />
Der Prinz-von-Astur<strong>ie</strong>n-Preis ist nach dem Ti tel des spanischen Thron fol gers<br />
benannt und wird alljährlich in acht Sparten verl<strong>ie</strong>hen. Er wird im Oktober<br />
von Kronprinz Felipe überreicht, ist mit 50.000 Euro dot<strong>ie</strong>rt und gilt als d<strong>ie</strong><br />
„spanische Version des Nobel prei ses“. D<strong>ie</strong> Jury hatte d<strong>ie</strong> Wahl zwischen 47<br />
Kandidaten. Dazu gehörten eine Gruppe afrikanischer Staats präsidenten,<br />
d<strong>ie</strong> von Rebellen entführte kolumbianische Politikerin Ingrid Betancourt<br />
oder d<strong>ie</strong> isländische Ex-Präsidentin Vigdis Finnbogadottir.<br />
Das Holocaust-Museum in Jerusalem war im März 2005 eröffnet worden<br />
und hatte das Historische Museum ersetzt. Es ist größtenteils unterirdisch<br />
angelegt. Sein Schwerpunkt l<strong>ie</strong>gt auf den Erfahrungen einzelner Opfer, d<strong>ie</strong><br />
anhand von Originalobjekten, Zeitzeugenberichten und persönlichen Ge -<br />
gen ständen dargestellt werden. Zu dem Museum gehört auch eine „Halle<br />
der Namen“, d<strong>ie</strong> ein Denkmal für d<strong>ie</strong> Vernichteten darstellt<br />
Aktion STOLPERSTEINE<br />
42 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768<br />
MÖDLING<br />
VEREIN FREUNDE DES ELTERNHEIMES<br />
UND DER BEDÜRFTIGEN<br />
Tag der offenen Tür<br />
SONNTAG, 4. NOVEMBER<br />
von 15 bis 18 Uhr<br />
IM MAIMONIDES ZENTRUM<br />
W<strong>ie</strong>n 19., Bauernfeldgasse 4<br />
Wir laden alle Freunde<br />
herzlichst ein.<br />
Jause, Musikprogramm.<br />
Rückblick auf unsere Arbeit<br />
des Vorjahres.<br />
Pläne und Aufgaben<br />
in der Zukunft!<br />
Herzlich willkommen!<br />
Wir erwarten s<strong>ie</strong>!
STOLPERSTEINE gegen das Vergessen<br />
Ausgerechnet vor dem Haus, in<br />
dem d<strong>ie</strong> „Burschenschaft Germania“<br />
untergebracht ist, startete in der Stadt<br />
Salzburg im August ein Projekt zum<br />
Gedenken an Holocaustopfer: Der<br />
Kölner Künstler Gunter Demnig verlegte<br />
drei „Stolpersteine“, d<strong>ie</strong> an<br />
Ernst, Ida und Herbert Löwy erinnern.<br />
D<strong>ie</strong> jüdische Famil<strong>ie</strong> lebte bis 1938 in<br />
d<strong>ie</strong>sem Haus und starb im KZ Au -<br />
schwitz. Anwesend war auch der<br />
Vor sitzende der <strong>Israelitische</strong>n Kultus -<br />
ge meinde in Salzburg, Marco Feingold,<br />
der selbst den Holocaust überlebt hat.<br />
Als erste Landeshauptstadt und achte<br />
Kommune Österreichs beteiligt sich<br />
Salzburg an d<strong>ie</strong>sem Projekt, bei dem<br />
Demnig in insgesamt 268 Städten<br />
schon 12.000 Steine verlegt hat. In der<br />
Mozartstadt hat sich dazu ein Perso -<br />
nen komitee gegründet, dem mittlerweile<br />
über 100 Menschen angehören.<br />
Derzeit konnten Patenschaften für 31<br />
Steine (das Stück kostet 95 Euro)<br />
organis<strong>ie</strong>rt werden, zwölf Steine wurden<br />
bereits verlegt. Darunter auch ein<br />
Stein mit bekanntem Namen: Heinrich<br />
Schönberg, der Bruder des Kompo nis -<br />
ten Arnold, der 1941 in Gestapohaft<br />
verstorben ist.<br />
„Stolpersteine“ für eine jüdische<br />
Famil<strong>ie</strong> (Linzergasse 5)<br />
Ernst Löwy, geboren am 17.1.1900 in Net -<br />
luk bei Leitmeritz (Böhmen), kam im<br />
Oktober 1914 nach Salzburg, heiratete<br />
Ida Pick, geboren am 8.2.1901 in<br />
Ottnang am Haus ruck, d<strong>ie</strong> einen Sohn<br />
bekam: Herbert, geboren am 27. 8. 1926<br />
in Salzburg.<br />
D<strong>ie</strong> Famil<strong>ie</strong> Löwy wohnte von 1926 bis<br />
1938 im Haus Linzergasse 5/III, flüchtete<br />
nach Prag, wurde am 24. 10. 1942 nach<br />
The re si en stadt und am 6. 9. 1943 nach<br />
Auschwitz deport<strong>ie</strong>rt ˆ Todesdaten unbekannt<br />
(Quelle: Dokumentationsarchiv<br />
des österreichischen Widerstandes).<br />
Das Haus Linzergasse 5 war im Eigentum<br />
der jüdischen Famil<strong>ie</strong> Fürst, d<strong>ie</strong> dort seit<br />
1892 wohnte, auch ihren Geschäfts -<br />
betr<strong>ie</strong>b hatte. Im Jahr 1939 wurde d<strong>ie</strong><br />
L<strong>ie</strong>genschaft (EZ 565) von Josef Falken -<br />
steiner „aris<strong>ie</strong>rt“ (nach 1945 keine<br />
Rückstellung zustande ge kom men, lediglich<br />
ein außergerichtlicher Ver gleich).<br />
D<strong>ie</strong> Famil<strong>ie</strong> des Sohnes Arthur Fürst, geb.<br />
Für d<strong>ie</strong> Historiker ist d<strong>ie</strong> Suche nach<br />
den Spuren der Salzburger Juden gar<br />
nicht so einfach, weil d<strong>ie</strong> Matrikel bü -<br />
cher der <strong>Israelitische</strong>n Ku ltus ge mein de<br />
geraubt worden sind, w<strong>ie</strong> der Histori -<br />
ker Gert Kersc h bau mer bei der Stein -<br />
ver l egung sagte. Über d<strong>ie</strong> versch<strong>ie</strong>denen<br />
Archive habe er schl<strong>ie</strong>ß lich d<strong>ie</strong><br />
Spuren verfolgen können.<br />
D<strong>ie</strong> Famil<strong>ie</strong> Löwy floh 1938 aus<br />
Salzburg. Das Haus in der Linzer gas se<br />
5, in dem s<strong>ie</strong> gewohnt hatten und das<br />
der jüdischen Famil<strong>ie</strong> Fürst gehört<br />
1883 in Salzburg, konnte nach Amerika<br />
flüchten. Martha Fürst, geb. 1886 in<br />
Salz burg war schwer krank und starb im<br />
Juli 1938 in Salzburg. Hedwig Fürst, geb.<br />
1889 in Salzburg, verehelichte Bisentz,<br />
war Mit ei gen tümerin des Hauses, wohnte<br />
aber mit ihrer Famil<strong>ie</strong> in W<strong>ie</strong>n; s<strong>ie</strong> starb<br />
am 14. 4. 1943 in Theres<strong>ie</strong>nstadt<br />
„Stolperstein“ für Arnold Schön bergs<br />
Bruder (Ch<strong>ie</strong>mseegasse 6)<br />
Heinrich Schönberg, geb. am 29. 4. 1882<br />
in W<strong>ie</strong>n, evangelisch, Opernsänger an<br />
der Prager Oper, war mit Berta, Tochter<br />
des Salzburger Bürgermeisters Max Ott,<br />
verheiratet. Heinrich und Berta hatten<br />
eine Toch ter, geboren am 3. Mai 1918 in<br />
Salzburg. D<strong>ie</strong> Famil<strong>ie</strong> wohnte über zwanzig<br />
Jahre im Haus Ch<strong>ie</strong>mseegasse 6/I.<br />
Vom 10. März bis 23. April 1941 war<br />
Hein rich Schönberg wegen seiner jüdischen<br />
Herkunft in Gestapohaft. Am 1.<br />
Juni 1941 starb er 59jährig an den<br />
KULTUR<br />
hatte, wurde 1939 von einem Josef<br />
Fal kensteiner „aris<strong>ie</strong>rt“. Nach dem<br />
Kr<strong>ie</strong>g kam es zu keiner Rückstel lung,<br />
sondern nur zu einem außergerichtlichen<br />
Vergleich.<br />
Von den 284 Ju den (samt Konver ti -<br />
ten), d<strong>ie</strong> beim „Anschluss“ noch in<br />
Salzburg lebten, sind rund 50 in der<br />
Todesmaschiner<strong>ie</strong> der Nazis ums<br />
Leben gekommen. Rech net man jene<br />
Juden dazu, d<strong>ie</strong> schon vor 1938 geflohen<br />
sind, waren es rund 70. APA<br />
Verletzungen, d<strong>ie</strong> er erlitten hatte.<br />
„Stolperstein“ für einen<br />
Widerständler (Stadlhofstraße 8)<br />
Anton Schubert, geboren am 19. 9. 1910<br />
in Groß-Kunzendorf (österr. Schles<strong>ie</strong>n),<br />
katholisch, verheiratet (Ehefrau Elisabeth<br />
und Kinder), Beruf Elektrotechniker und<br />
Fach leh rer, wohnhaft in Salzburg-Itzling,<br />
Stadl hofstraße 8.<br />
Anton Schubert jun. (Deckname „Max“)<br />
übernahm im Februar 1941 d<strong>ie</strong> Leitung<br />
der kommunistischen Widerstandsor ga -<br />
ni sation im „Gau“ Salzburg. Anfang 1942<br />
wurde d<strong>ie</strong> se ˆ w<strong>ie</strong> auch d<strong>ie</strong> Orga ni sa tion<br />
der Revo lu tio nären Sozialisten durch ei nen<br />
Spitzel enttarnt und in der Folge ausgelöscht.<br />
Den inhaft<strong>ie</strong>rten Salzburger Widerständ -<br />
lern wurde erst nach dem S<strong>ie</strong>g der Roten<br />
Armee in Stalingrad der Prozess ge macht.<br />
Anton Schubert jun. wurde am 6. April<br />
1943 vom sogenannten Volksgerichtshof<br />
wegen Vor be reitung zum Hochverrat zum<br />
Tode verurteilt und am 22. Juli 1943 im<br />
Straf ge fängnis München-Stadel heim enthauptet.<br />
Gert Kerschbaumer, am 20. August 2007<br />
Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 43<br />
SALZBURG
KULTUR<br />
Lotte Tobisch –<br />
d<strong>ie</strong> unbestechliche<br />
Dame mit Biss<br />
D<strong>ie</strong> Künstlerin mit sozialem Gewissen<br />
erh<strong>ie</strong>lt W<strong>ie</strong>ns Goldene Ehrenmedaille<br />
S<strong>ie</strong> erhebt oft ihre Stimme, ob wohl<br />
s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> perfekte Dame ist. Aber s<strong>ie</strong><br />
wird dabei nicht laut. S<strong>ie</strong> formul<strong>ie</strong>rt<br />
dann deutlich und direkt - und s<strong>ie</strong><br />
sch<strong>ie</strong>bt ein herzliches Lachen nach.<br />
Als wollte s<strong>ie</strong> betonen, dass es ihr<br />
zwar ernst ist, aber in d<strong>ie</strong>sem Leben<br />
n<strong>ie</strong> todernst. Ohne Humor und Hirn<br />
läuft bei ihr nichts: Egal, ob es um d<strong>ie</strong><br />
hohe Politik geht, national und international,<br />
oder um künstlerische und<br />
humanistische Projekte.<br />
Man muss sich immer w<strong>ie</strong>der in Er -<br />
in nerung rufen, dass man bei Lotte<br />
Tobisch von Labotyn von einer außer -<br />
gewöhnlichen Persönlichkeit spricht,<br />
d<strong>ie</strong> eigentlich von Beruf Schau sp<strong>ie</strong>le rin<br />
ist. Bei ihr müsste d<strong>ie</strong> schausp<strong>ie</strong>lerische<br />
Leistung noch stärker gewürdigt<br />
werden, denn was s<strong>ie</strong> sonst überhaupt<br />
nicht kann, ist sich verstellen.<br />
Daher ist ihre Freude und Rührung<br />
bei der Verleihung einer hohen Aus -<br />
zeichnung jüngst im Rathaus auch so<br />
echt. Noch dazu wo s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong> „Ehren -<br />
me daille der Bundes haupt stadt W<strong>ie</strong>n<br />
in Gold“ unter anderem für ihr unbezahlbares<br />
Wirken für das Wohler ge -<br />
hen älterer Künstler im Rahmen des<br />
Vereins „Künstler helfen Künstler“<br />
erhalten hat.<br />
Politischer Widerstand<br />
Lotte Tobisch, d<strong>ie</strong> ihren Schau sp<strong>ie</strong>l -<br />
unterricht bei Raoul Aslan und am<br />
Horak-Konservatorium erh<strong>ie</strong>lt, gab<br />
ihr Theaterdebüt 1945 am Burg the -<br />
ater im Ronacher und war durch<br />
mehrere Jahre als freischaffende<br />
Schau sp<strong>ie</strong>lerin an zahlreichen deutsch -<br />
sprachigen Bühnen sow<strong>ie</strong> im Rund -<br />
funk und Fernsehen beschäftigt. 1960<br />
kehrte s<strong>ie</strong> als Ensemblemitgl<strong>ie</strong>d ans<br />
Burgtheater zurück und hat in zahlreichen<br />
Rollen große Bel<strong>ie</strong>btheit er langt.<br />
Hervorragend war s<strong>ie</strong> auch als Eva<br />
Braun in G. W. Pabsts Anti-Hitler-<br />
Film „Der letzte Akt“ (1955) mit<br />
Albin Skoda und Oskar Werner. V<strong>ie</strong>le<br />
Jahre gehörte Lotte Tobisch dem<br />
künstlerischen Betr<strong>ie</strong>bsrat des Burg -<br />
theaters an. 1980 übernahm s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong><br />
Organisation des W<strong>ie</strong>ner Opernballs.<br />
1996 hat s<strong>ie</strong> dann d<strong>ie</strong>se Funktion ab -<br />
gegeben.<br />
Doch das sind nur jene Eckpunkte<br />
einer Biograph<strong>ie</strong>, über d<strong>ie</strong> man in v<strong>ie</strong>len<br />
Archiven nachlesen kann. We -<br />
niger bekannt sind jene Aktionen von<br />
Lotte Tobisch, wo es um politischen<br />
Mut und unbestechliche Charakter -<br />
stär ke ging und immer noch geht. S<strong>ie</strong><br />
lehnte jede parteipolitische Verein -<br />
nah mung ab, hatte aber immer Be -<br />
wunderer und Freunde in allen La gern<br />
– außer bei den Extremen von Rechts<br />
und Links. Für den Widerstand ge -<br />
gen Hitler gefährdete s<strong>ie</strong> mehrmals<br />
ihre adelige Famil<strong>ie</strong> und v<strong>ie</strong>le Jahre<br />
später l<strong>ie</strong>ß s<strong>ie</strong> sich in W<strong>ie</strong>n beim Pro -<br />
test marsch gegen den antisemitischen<br />
Professor Taras Borodajkewicz sogar<br />
zusammenschlagen. „Meine Mutter<br />
war entsetzt. Doch ich sagte ihr, das<br />
Schweigen und sich Verstecken ist schon<br />
einmal schlecht ausgegangen. Manchmal<br />
muss man vor d<strong>ie</strong> Türe gehen und sich<br />
hauen lassen.“<br />
Von Scholem bis Adorno<br />
Kein Wunder also, dass große Den -<br />
ker und Schriftsteller d<strong>ie</strong> Nähe der<br />
schönen und klugen Frau gesucht<br />
haben. S<strong>ie</strong> formul<strong>ie</strong>rt nicht minder gut<br />
als v<strong>ie</strong>le von ihnen. Durch ihren verstorbenen<br />
langjährigen Gefährten, den<br />
Chefdrama tur gen des Burgthea ters<br />
Er hard Buschbeck, einem Jugend -<br />
freund Trakls, war s<strong>ie</strong> zugleich indirekte<br />
Zeitgenossin großer Männer. S<strong>ie</strong><br />
darf Gerschom Scholem, Fritz Hoch -<br />
wälder, Carl Zuckmayer, Lud wig von<br />
Ficker, Elias Canetti, Richard Neutra<br />
und v<strong>ie</strong>le andere Größen des gei sti -<br />
gen Lebens als Freunde be zeich nen.<br />
Ihr Br<strong>ie</strong>fwechsel mit Theodor W.<br />
Adorno (2003 im Literaturverlag<br />
Droschl ersch<strong>ie</strong>nen) begann schon im<br />
September 1962 und setzte sich bis<br />
zum Tod des Philosophen 1969 fort,<br />
er umfasst etwa 280 Br<strong>ie</strong>fe, Ansichts -<br />
karten und Telegramme.<br />
Denn im Untersch<strong>ie</strong>d zu v<strong>ie</strong>len an -<br />
deren „Damen der feinen Gesell -<br />
schaft“ ist s<strong>ie</strong> keine „Promi-Samm le -<br />
rin,“ sondern ein Mensch, der wirklich<br />
zuhören und teilen kann. So geschah<br />
es auch vor v<strong>ie</strong>len Jahren, dass Elias<br />
Canetti auf Durchreise in W<strong>ie</strong>n, auf<br />
einen Kaffee bei Lotte am Opernring<br />
vorbei kam. Und d<strong>ie</strong> herzliche Gast -<br />
ge berin lud noch eine junge Jour na -<br />
lis tin zu d<strong>ie</strong>sem unvergesslichen Ge -<br />
spräch, das n<strong>ie</strong> veröffentlicht wurde.<br />
D<strong>ie</strong> Kinder von Alyn<br />
Nach Erhard Buschbeck hatte Lotte<br />
Tobisch noch eine große L<strong>ie</strong>be, den<br />
ehe maligen israelischen Botschafter<br />
in W<strong>ie</strong>n, Michael Simon. Auch nach<br />
seinem Tod h<strong>ie</strong>lt s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>sem Lebens -<br />
men schen durch ihre Verbundenheit<br />
mit Israel d<strong>ie</strong> Treue. S<strong>ie</strong> trat ohne Ho -<br />
norar bei Benefizveranstaltungen auf,<br />
engag<strong>ie</strong>rte sich im Vorstand der Ös terreichischen<br />
Freundesgesellschaft der<br />
Hebräischen Universität in Jeru sa lem.<br />
Besonders am Herzen lagen ihr d<strong>ie</strong><br />
kranken und behinderten Kinder, d<strong>ie</strong><br />
im Jerusalemer Alyn-Hospital betreut<br />
wurden.<br />
Jahrelang arbeitete s<strong>ie</strong> für d<strong>ie</strong>ses vö lkerverbindende<br />
Projekt. Denn praktisch<br />
zupacken kann Lotte Tobisch<br />
auch: Als s<strong>ie</strong> mit dem W<strong>ie</strong>ner Burg -<br />
theater in Israel gast<strong>ie</strong>rte und einer<br />
der unbeholfenen, männlichen Schau -<br />
sp<strong>ie</strong>ler seine einzige Hose zerriss,<br />
nähte s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong>se kurzerhand in ihrem<br />
Hotelzimmer w<strong>ie</strong>der zusammen.<br />
Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny<br />
zit<strong>ie</strong>rte Elias Canetti zum Abschluss<br />
der Fe<strong>ie</strong>rstunde im W<strong>ie</strong>ner Rathaus:<br />
„Wenn Lotte Tobisch in den Raum kommt,<br />
wird es heller“ und der Ba de ner Ex-<br />
Bürgermeister August Brei nin ger er -<br />
gänzte in seiner Laudation „möge Lotte<br />
Tobisch noch v<strong>ie</strong>le Jahre ins Zim mer kommen.“<br />
msh<br />
44 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768
aufgeblättert...<br />
von Michaela Lehner<br />
mit freundlicher Unterstützung von IKG-Linz<br />
D<strong>ie</strong> (un)heimliche (Ohn)Macht<br />
des Erzählens und L<strong>ie</strong>bens.<br />
„Alle glücklichen Famil<strong>ie</strong>n ähneln einander;<br />
jede unglückliche aber ist auf ihre<br />
eigene Art unglücklich.“ D<strong>ie</strong>ses Diktum<br />
von Leo Tolstois Erzähler zählt in seiner<br />
apodiktischen Eleganz wohl nicht<br />
nur zu den berühmtesten ersten Sät -<br />
zen der Weltliteratur, das noch immer<br />
nicht nur für Anna Karenina Geltung<br />
besitzt, sondern gleichwohl als Motto<br />
über den in Das Gedächtnis der Haut<br />
ge meinsam publiz<strong>ie</strong>rten, einander er -<br />
gänzenden und miteinander korres -<br />
pon d<strong>ie</strong>renden Novellen David Gross -<br />
mans vorangestellt sein könnte. In<br />
ihnen legt der zu den populärsten<br />
israelischen Schriftstellern zählende<br />
Autor zwei narrativ komplexe Va ria -<br />
ti o nen über das in seinem eigenen<br />
œuvre omnipräsente Thema der L<strong>ie</strong> be<br />
vor, d<strong>ie</strong> in ihrer an d<strong>ie</strong> Technik der<br />
Fuge gemahnenden poetisch verdichteten<br />
Sprache und Struktur d<strong>ie</strong> Mög -<br />
lichkeiten und Unmöglichkeiten der<br />
L<strong>ie</strong>be, das obsessive Streben nach<br />
Nähe bei gleichzeitiger Angst vor ihr,<br />
d<strong>ie</strong> verzweifelte Sehnsucht nach<br />
Überwindung der jedoch immer w<strong>ie</strong>der<br />
schmerzhaft aufs Neue bestätig-<br />
ten Selbstentfremdung in Famil<strong>ie</strong> und<br />
Partnerschaft ausloten und mit ihren<br />
beiden emotional verwaisten Erzäh -<br />
lern Schaul und Rotem ein beredtes,<br />
anrührendes w<strong>ie</strong> aufwühlendes Plä -<br />
do yer für d<strong>ie</strong> Phantas<strong>ie</strong>, das Erzählen<br />
als ursprüngliche ebenso w<strong>ie</strong> ambivalente,<br />
wenn nicht sogar einzige Weise<br />
der Weltwahrneh mung, Er- und<br />
Verkenntnis des Anderen formul<strong>ie</strong>ren.<br />
Auch wenn Schaul und Rotem einander<br />
in den beiden Novellen nicht ad<br />
personam begegnen, begegnen in<br />
ihren beiden parallelen Lebensläufen<br />
zwei an Körper und Seele verwundete<br />
Figuren, d<strong>ie</strong> mit an Masochismus<br />
grenzender Tendenz wortgewaltig in<br />
der Erzählung der ihnen tatsächlich<br />
zugefügten und ihrer imagin<strong>ie</strong>rten<br />
Ver letzungen schwelgen, Schaul in<br />
sei nen von rasender Eifersucht zeugenden,<br />
minutiös ausgemalten Sze nar<strong>ie</strong>n<br />
des Ehebruchs seiner Frau Eli -<br />
sche wa, Rotem im späten Versuch der<br />
fiktiven Annäherung an d<strong>ie</strong> tabuis<strong>ie</strong>rte<br />
Bez<strong>ie</strong>hung ihrer Mutter Nilli mit<br />
einem jungen Yogaschüler, deren<br />
Realitätsgehalt d<strong>ie</strong> beiden Novellen<br />
nicht nur kunstvoll in der Schwebe<br />
halten, sondern durch d<strong>ie</strong> aus ihrer<br />
Situation des Erzählens selbst eingefügten<br />
Kommentare der Ge sprächs -<br />
partner Esti und Nilli nicht nur subtil<br />
Frage stellen, sondern gemeinsam mit<br />
Grossmans metaphernreicher, radikal<br />
enthüllender ebenso w<strong>ie</strong> lediglich suggestiver<br />
Sprache permanent un ter -<br />
wandern. So erzählen d<strong>ie</strong> Fiktio nen<br />
archdiploma2007<br />
AbsolventInnen-<br />
Ausstellung<br />
project space der<br />
Kunsthalle W<strong>ie</strong>n<br />
5. - 31. Oktober 2007<br />
Klaus LENGAUERs<br />
Diplomarbeit über<br />
eine computergestützte<br />
Rekonstruktion<br />
der sefardischen<br />
Synagoge in W<strong>ie</strong>n II<br />
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Schauls und Rotems weniger von der<br />
Ehefrau und Mutter als von den sexualis<strong>ie</strong>rten<br />
Gewaltphantas<strong>ie</strong>n des Ehe -<br />
manns und den Verletzungen der<br />
Toch ter, entblößen v<strong>ie</strong>lmehr schamlos<br />
d<strong>ie</strong> bellizistisch und animalisch metaphernreich<br />
ausgeleuchteten Ab grün de<br />
menschlichen Begehrens nach L<strong>ie</strong>be<br />
und Anerkennung, während s<strong>ie</strong> d<strong>ie</strong><br />
Integrität der Objekte der Beg<strong>ie</strong>rden<br />
n<strong>ie</strong>mals verletzen und nicht zuletzt<br />
einen postmodernen Kommentar zur<br />
Bedeutung der Literatur und des<br />
Erzählens, d<strong>ie</strong> Macht und Ohnmacht<br />
des Erzählens und L<strong>ie</strong>bens, d<strong>ie</strong> Mög -<br />
lichkeit und Unmöglichkeit einer ur -<br />
sprünglichen Einheit von Sprache,<br />
Welt und L<strong>ie</strong>ben formul<strong>ie</strong>ren.<br />
David Grossman:<br />
Das Gedächtnis der Haut.<br />
Zwei Novellen.<br />
Fischer TB Verlag 2007<br />
Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 45
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46 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768
Präsentation anlässlich des zweiten Todestages von Simon W<strong>ie</strong>sen thal in Zusam men arbeit mit der<br />
<strong>Israelitische</strong>n Kultusge mein de W<strong>ie</strong>n und der VIENNALE-V<strong>ie</strong>nna Inter na tional Film Festival:<br />
am 23. Oktober 2007, um 18.00 Uhr,<br />
im Gartenbaukino • Parkring 12, 1010 W<strong>ie</strong>n<br />
„I Have Never Forgotten You – The Life and Legacy<br />
of Simon W<strong>ie</strong>senthal”(USA),<br />
ein Dokumentation von Richard Trank<br />
2. Termin: Mittwoch, 24. Oktober, 11.00 Uhr<br />
im Künstlerhaus Kino • 1010 W<strong>ie</strong>n, Akadem<strong>ie</strong>straße 13<br />
VIENNALE 2007: 19. - 31. OKTOBER<br />
TICKETS AB 6. OKTOBER, 10 UHR<br />
TICKETS und PROGRAMM IM INTERNET: www.v<strong>ie</strong>nnale.at<br />
VORVERKAUFSSTELLEN<br />
Stubentor 1., Parkring 2, täglich 10 bis 20 Uhr<br />
Schottentor-Passage 1., Schottentor/Universität •Mo bis Fr 10 bis 20 Uhr, Sa 10 bis 17 Uhr<br />
Generali-Center 6., Mariahilfer Straße 77-79, • Mo bis Fr 10 bis 20 Uhr, Sa 10 bis 17 Uhr<br />
TICKETS TELEFON: A1 Freeline 0800 664 007 tägl. 10 bis 20 Uhr<br />
I Have Never Forgotten You schildert Leben<br />
und Ver mächt nis des 2005 verstorbenen<br />
Huma nis ten Simon W<strong>ie</strong> sen thal. Der ge -<br />
bür tige Ukrainer, ein säku larer Jude, der<br />
den Holocaust überlebt, in den Konzen -<br />
tra tions la gern jedoch 89 Verwandte aus<br />
der eigenen und der Famil<strong>ie</strong> seiner Frau<br />
verl<strong>ie</strong>rt, widmete mehr als sechs Jahr zehn te<br />
seines Lebens dem Aufspüren von Nazi-<br />
Kr<strong>ie</strong>gsverbre chern. Er war Architekt, hat<br />
aber d<strong>ie</strong>sen Beruf nach dem Kr<strong>ie</strong>g nicht<br />
mehr ausgeübt.<br />
Was war d<strong>ie</strong> Tr<strong>ie</strong>bkraft seiner Ar beit?<br />
Woher nahm er d<strong>ie</strong> Kraft, als seine Bemü -<br />
hungen über Jahre zur Er folg lo sig keit<br />
verdammt sch<strong>ie</strong>nen? Wel che persönli chen<br />
Opfer hat er ge bracht, und welche Aus wirkungen<br />
hatte sein Enga ge ment auf das<br />
Leben seiner Frau und seiner Tochter?<br />
W<strong>ie</strong>senthal hat nicht nur zur Straf ver fol -<br />
gung von 1.100 Kr<strong>ie</strong>gsver bre chern beigetragen,<br />
er hat auch als ei ner der ersten auf<br />
d<strong>ie</strong> Lage der Sinti und Roma, der Homo -<br />
se xu ellen und auf d<strong>ie</strong> anderer Verfolgter<br />
hingew<strong>ie</strong>sen<br />
Biograf<strong>ie</strong> und Vermächtnis des 2005 im Alter von 96 Jahren in W<strong>ie</strong>n verstorbenen<br />
Nazi-Verfolgers Simon W<strong>ie</strong>senthal sind The ma von Richard<br />
Tranks Dokumentation „I Have Never Forgotten You – The Life and Le gacy<br />
of Simon W<strong>ie</strong>senthal“, mit Nicole Kidman als Sprecherin. In neun Ländern<br />
gedreht, umfasst d<strong>ie</strong> Doku men ta tion eine Reihe unveröffentlichten<br />
Archivmaterials sow<strong>ie</strong> Interv<strong>ie</strong>ws mit Weg ge fährten, Freun den und<br />
Angehörigen W<strong>ie</strong>senthals, d<strong>ie</strong> sich meist zum ersten Mal vor der Kamera<br />
äußern.<br />
Der Film schildert W<strong>ie</strong>senthals ge samtes<br />
Le ben - d<strong>ie</strong> Kindheit in der Ukraine, seine<br />
Erfah run gen im Holocaust, seine Jahre als<br />
„Nazijäger“. Er zeigt auf, w<strong>ie</strong> sich d<strong>ie</strong><br />
öffentliche Haltung zu Simon W<strong>ie</strong>senthal<br />
zwischen den späten 40er Jahren und den<br />
frühen 80er Jahren veränderte, als er<br />
zunächst und insbesondere in Österreich<br />
verachtet und verspottet wurde und w<strong>ie</strong> er<br />
später, in den letzten beiden Jahrzehn ten<br />
seines Lebens, weltweit d<strong>ie</strong> höchste Wert -<br />
schätzung er h<strong>ie</strong>lt. Er enthält Interv<strong>ie</strong>ws<br />
mit langjährigen Mitstreitern W<strong>ie</strong>sen thals,<br />
mit Reg<strong>ie</strong>rungschefs, mit Freunden, Be -<br />
kannten und Famil<strong>ie</strong>nmit gl<strong>ie</strong> dern.<br />
W<strong>ie</strong>sen thals einziges Kind, seine Tochter<br />
Pauline, tritt auf und spricht erstmals<br />
über ihre Eltern und deren fast 70 Jahre<br />
währende Be z<strong>ie</strong>hung.<br />
Gedreht an Schauplätzen in Österreich,<br />
Eng land, Deutsch land, Ital<strong>ie</strong>n, Polen, der<br />
Schweiz, der Ukraine und in den USA,<br />
enthält I Have Never Forgotten You bisher<br />
unveröffentlichte Archivbilder und -<br />
filme.<br />
KULTUR<br />
HARRY WEBER:<br />
DAS WIEN-PROJEKT<br />
Museum auf Abruf<br />
W<strong>ie</strong>n 1., Felderstraße 6-8<br />
19.10.2007 - 16.02.2008<br />
Am 18. Oktober 2007 eröffnet das<br />
Museum auf Abruf (MUSA) seine<br />
dritte Ausstellung, d<strong>ie</strong> dem W<strong>ie</strong> ner<br />
Fotografen Harry Weber ge wid met<br />
sein wird. Der im April des laufenden<br />
Jahres verstorbene Künstler hat<br />
in seinen letzten Le bens jahren mit<br />
enormer Schaffenskraft und Inspi -<br />
ration d<strong>ie</strong> Stadt W<strong>ie</strong>n und ihre Be -<br />
wohnerInnen beobachtet.<br />
D<strong>ie</strong> Aus stellung „Har ry Weber:<br />
Das W<strong>ie</strong>n-Projekt“ zeigt etwa 200<br />
Fotos des Künstlers.<br />
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Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 47