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Die ERCP ist eine seit vielen Jahren weltweit<br />
verbreitete Methode zur Diagnostik<br />
von Steinen im Ductus hepatocholedochus<br />
und galt bisher als der Goldstandard.<br />
Mit dieser Methode ist auch der<br />
Vorteil der sofortig möglichen therapeutischen<br />
Intervention (Papillotomie und<br />
Steinextraktion) verbunden. Unstrittig ist<br />
allerdings auch das mit diesem Eingriff<br />
verbundene Risiko, welches bereits<br />
beim diagnostischen Eingriff besteht und<br />
sich im Rahmen der Therapie deutlich<br />
erhöht. Neben Blutung und Perforation<br />
besteht insbesondere das Risiko der<br />
ERCP-induzierten Pankreatitis. Je nach<br />
Expertise des Untersuchers schwankt die<br />
Morbidität zwischen 1 – 6% und die<br />
Mortalität zwischen 0,1 und 0,6%. Unter<br />
diesem Risikoaspekt wurde die Suche<br />
nach nichtinvasiven diagnostischen<br />
Alternativen intensiviert.<br />
Brauchen wir die diagnostische<br />
ERCP überhaupt noch?<br />
In der Literatur der letzten Jahre kann<br />
man eine rege Diskussion über den<br />
Einsatz konkurrierender Methoden verfolgen.<br />
Neben der Kernspintomographie,<br />
als neuer Methode, beschäftigen sich<br />
zahlreiche Veröffentlichungen auch eingehend<br />
mit den Möglichkeiten des<br />
endoskopischen Ultraschalls im Rahmen<br />
der Diagnostik der Choledocholithiasis<br />
(siehe Abbildung 1).<br />
Eine Vielzahl von Arbeitsgruppen (z.B.<br />
Napoleon et. al., Lio et. al.) verglichen<br />
die Wertigkeit des endoskopischen<br />
Ultraschalls mit der diagnostischen ERC.<br />
Im Inland bemüht sich die Arbeitsgruppe<br />
um Herrn Professor Fölsch<br />
darum, einen Algorithmus zum Einsatz<br />
der ERCP bzw. des EUS im Rahmen der<br />
akuten Pankreatitis zu etablieren (s. Abb. 2).<br />
Mit zunehmender Verbreitung der laparoskopischen<br />
Techniken in Bezug auf die<br />
Cholecystektomie hat sich das sogenannte<br />
therapeutische „Splitting“ durchgesetzt.<br />
Die Sanierung der Choledocholithiasis<br />
erfolgt prä- bzw. postoperativ<br />
durch endoskopische Papillotomie und<br />
Steinextraktion. Die intraoperative<br />
Cholangiographie hat deutlich an<br />
Wertigkeit verloren. Als Konsequenz<br />
gewinnt die Diagnostik und Therapie am<br />
Gallengang mittels EUS oder ERCP an<br />
Stellenwert. Insofern ist es, im Sinne<br />
unserer Patienten, erforderlich, das<br />
Risiko so weit möglich zu minimieren.<br />
Betrachtet man die Veröffentlichungen<br />
der letzten Jahre, so erweist sich die EUS<br />
als exzellente Methode zur Diagnostik<br />
am Gallengang bei vermuteten Steinen.<br />
Es werden Sensitivitäten bis 97% und<br />
Spezifitäten zwischen 97 und 100% (z.B.<br />
Palazzo et. al., Pratt et. al.) berichtet.<br />
Insofern erhebt sich für den klinisch tätigen<br />
Arzt die Frage, ob die diagnostische<br />
ERCP überhaupt noch vonnöten ist.<br />
Gerade unter dem Aspekt des Risikos,<br />
da die EUS nahezu komplikationsfrei (bis<br />
0,3%) durchgeführt werden kann.<br />
Antworten aus der Praxis<br />
Napoleon et. al. berichten in ihrer<br />
Studie einen negativen prädiktiven Wert<br />
der EUS für die Diagnose einer Choledocholithiasis<br />
von 95,5%. Dies bedeutet<br />
für Patienten mit normalen EUS-Befunden,<br />
dass sie ein sehr niedriges Risiko<br />
Aus der Praxis<br />
Ist der endoskopische Ultraschall (EUS) in der Lage,<br />
die diagnostische ERCP abzulösen?<br />
Endoskopische Diagnostik der Choledocholithiasis<br />
Der folgende Artikel befasst sich mit der Problematik der Diagnostik von<br />
Gallensteinen im Gallengang. Verglichen wird zwischen den Möglichkeiten des<br />
EUS und der ERCP. Grundlagen sind, neben der aktuellen Literatur, die eigenen<br />
Erfahrungen aus der täglichen Praxis.<br />
von Chefarzt Dr. med. Anton Kreuzmayr,<br />
Med. Abtlg. Gastroenterologie,<br />
Klinikum Traunstein, Cuno-Niggl-Str. 3<br />
83278 Traunstein<br />
anton.Kreuzmayr@klinikum.traunstein.de<br />
haben, sich in den nächsten 12 Monaten<br />
einer ERCP unterziehen zu müssen.<br />
Laut Literatur ist der diagnostische EUS,<br />
im Vergleich zur diagnostischen ERC, als<br />
gleichwertig zu betrachten mit dem<br />
Vorteil des nahezu nicht vorhandenen<br />
Risikos für den Patienten. Meines Erachtens<br />
kann diese These zum jetzigen<br />
Zeitpunkt, aus den Erfahrungen der klinischen<br />
Praxis heraus, so nicht nachvollzogen<br />
werden. In unserer Abteilung werden<br />
jährlich ca. 950 ERCPs mit überwiegend<br />
therapeutischer Indikation durch-<br />
Abb. 1: EUS-Darstellung<br />
geführt. Ca. 150 dieser ERCPs werden<br />
speziell unter der Diagnose oder der<br />
Verdachtsdiagnose Choledocholithiasis<br />
bzw. spontane Steinpassage ausgeführt.<br />
Voraussetzung dafür ist immer eine entsprechende<br />
Klinik und/oder erhöhte<br />
Leber- bzw. Pankreasenzyme und/oder<br />
ein pathologischer transkutaner Ultraschallbefund<br />
(Aufweitung des Ductus<br />
hepatocholedochus und/oder der intrahepatischen<br />
Gallenwege). Sollte, im<br />
Rahmen einer intraoperativen Cholangiographie,<br />
kein sicherer Steinnachweis<br />
zu führen sein, so wird bei obiger<br />
OLYMPUS <strong>informiert</strong> 3/03 7