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Vortrag von Prof. Dr. Andreas Zick - Friedrich-Ebert-Stiftung

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Universität Bielefeld Institut für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung<br />

Wie demokratisch denken älteren Menschen?<br />

Studienergebnisse für Diskussionsanreize<br />

<strong>Vortrag</strong> zur Tagung der <strong>Friedrich</strong>-<strong>Ebert</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />

„SeniorInnen gegen ,rechts‘? – Demokratische und<br />

antidemokratische Einstellungen <strong>von</strong> SeniorInnen und Folgen für<br />

die politische Bildungsarbeit“<br />

am 1. Juli in Berlin<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Andreas</strong> <strong>Zick</strong><br />

Universität Bielefeld


im Weiteren<br />

1. Alter im Wandel<br />

2. Meinungsmuster<br />

3. Ältere als Objekte<br />

4. (Zwischen-)Fazit


„Wie demokratisch denken älteren<br />

Menschen?“<br />

Mit der Frage nach Alterseffekten sind<br />

2 Aspekte verbunden:<br />

• Es ist die Generation<br />

The times they are a changing … also<br />

auch das Alter?<br />

• Das Lebensalter ist relevant<br />

Weniger flexibel mit dem Alter?<br />

Mehr Kontrolle?<br />

Fokus Besitzstandwahrung?


Die Gesellschaft wandelt sich und mit<br />

ihr die Mentalitäten …<br />

• Werte und Normen ändern sich.<br />

• Die Gesellschaft wird heterogener<br />

und offener.<br />

• MultiKulti ist da, ob wir wollen,<br />

oder nicht, und auch die Älteren<br />

werden multikulti,<br />

• aber auch der Rechtspopulismus<br />

nimmt zu und das erreicht auch<br />

die Ältern.<br />

Als 1millionster Gastarbeiter erhält<br />

der Portugiese Amando Sá<br />

Rodrigues ein Moped als<br />

Begrüßungsgeschenk, 1964.


… und die Kultur des Alterns.<br />

• Essentieller Wandel der Kategorie<br />

(demographische, medizinische,<br />

psychologische Verlängerung)<br />

• Wandel in Bemessung <strong>von</strong> Alter<br />

(Verschiebung Rentenalter, 55+,<br />

Altersarmut)<br />

• Veränderungen in<br />

Entwicklungsaufgaben<br />

(Engagement, Bürgerbeteiligung,<br />

Life-long Learning)


Das Alter verändert Individuen.<br />

• Verengung der Perspektive: Bedeutung enger<br />

sozialer Netze nimmt zu; emotionale Ziele werden<br />

bedeutsamer; Einfluss durch längere<br />

Beziehungspartner wächst, Fokus auf Unterstützung.<br />

• Effekte akkumulierter Erfahrungen (z.B. gesammelte<br />

Unzufriedeneheit).<br />

• Kontrollverluste nehmen zu.<br />

• Aktuelles wird weniger bedeutsam (Konservation).<br />

• Ältere übernehmen spezifische Funktionen für die<br />

politische Sozialisation Jüngerer (Vererbungseffekt).


im Weiteren<br />

1. Alter im Wandel<br />

2. Meinungsmuster<br />

3. Ältere als Objekte<br />

4. (Zwischen-)Fazit


Datengrundlage<br />

Forschungsprogramm GMF des IKG<br />

• Querschnittsumfrage und Panel 2002 – 2011<br />

• GFE Europe 2008<br />

Two British Charity foundations<br />

• „Vom Rand zur Mitte“<br />

• Albrechts Expertise<br />

8


Demokratische Denkmuster gemessen<br />

an …<br />

1. Menschenfeindlichkeit<br />

2. Meinungen zu Politik und Partzipation<br />

3. Extreme politische Überzeugungen


Syndrom der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit<br />

Vorurteile gegenüber<br />

Homosexuellen<br />

Ideologie der<br />

Ungleichwertigkeit<br />

Vorurteile gegenüber<br />

Immigranten<br />

Vorurteile vs. Islam &<br />

Musllime


Grupenbezogene Menschenfeindlichkeit<br />

Deutschland 2010


GMF und Alter in Europa<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

16-21 >21 to<br />

34<br />

>34 to<br />

49<br />

main effect of age (5-steps): F (4, 7453) = 194.52, p < .001 .<br />

Interaction age x country: F (28, 7453) = 5.39, p < .001. .<br />

>49 to<br />

65<br />

>65<br />

GB<br />

D<br />

F<br />

I<br />

NL<br />

PT<br />

PL<br />

HU


Rassismus (diskontinuierlich)


Sexismus (kurvilinear)


Antisemitismus (fast linear)


Antisemitismus weniger klar in Bezug auf<br />

moderne Varianten<br />

(GMF-Survey 2010, Mittelwerte, Skala 1-4)<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

16-21<br />

Jahre<br />

22-34<br />

Jahre<br />

35-49<br />

Jahre<br />

50-64<br />

Jahre<br />

ab 65<br />

Jahre<br />

traditioneller AS<br />

sekundärer AS<br />

Israelbezogener AS<br />

=> Antisemitismus nimmt mit der Alter zu.<br />

Aber: weniger deutlich beim Israelbezogenen Antisemitismus.


Fremdenfeindlichkeit: stabiler Anstieg


Konstanter Befund: Mit dem Alter steigt die<br />

Fremdenfeindlichkeit – in 2002 wie in 2010<br />

(GMF-Survey 2002 und 2010)<br />

2,8<br />

2,6<br />

2,4<br />

2,2<br />

Mittelwerte; Skala 1-4<br />

3<br />

2<br />

16-21 22-34 35-49 50-64 ab 65<br />

2002<br />

2010<br />

18


Fremdenfeindlichkeit steigt mit dem Alter<br />

(GMF-Panel 2002 und 2010; kontrolliert für Bildung in 2002)<br />

Mittelwerte; Skala 1-4<br />

2,3<br />

1,9<br />

2002 2010<br />

ab 50 Jährige<br />

unter 50 Jährige<br />

Interaktion Alter x Zeit p < .1<br />

19<br />

19


Islamfeindlichkeit (fast kurvilinear)


Islamfeindlichkeit nach Alter<br />

„Durch die vielen Muslime, fühle ich mich manchmal wie ein Fremder im<br />

eigenen Land.“<br />

(GMF-Panel 2002 und 2010; kontrolliert für Bildung in 2002)<br />

Mittelwerte; Skala 1-4<br />

2,2<br />

1,6<br />

ab 50 Jährige<br />

unter 50 Jährige<br />

2002 2010<br />

Interaktion Alter x Zeit p < .05<br />

21<br />

21


Politische<br />

Überzeugungen


Das politische Interesse ist besonders hoch!


Ältere und Jüngere finden politische<br />

Einflussnahme relevant, aber weniger als<br />

andere.


Die wahrgenommene politische Machtlosigkeit<br />

nimmt zu und dann im höheren Alter ab!


Die autoritären Orientierungen (hart gegen<br />

Außenseiter vorgehen und Konformismus)<br />

nehmen zu.


Junge und Alte zusammen befürworten eine<br />

Ungleichwertigkeitsideologie, die soziale<br />

Hierarchien bestärkt, gleichermaßen.


Extreme<br />

Meinungen<br />

http://klarmann.blogsport.de/images/klarmannshirtschulze.JPG


Zustimmung zu rechtsextremen Einstellungen<br />

nach der FES-Studie <strong>von</strong> Brähler, Decker et al.<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

4,1<br />

4,9<br />

5,8<br />

19,9<br />

16,6<br />

22,8<br />

21,121,3<br />

31,3<br />

Befürwortung Diktatur Chauvinismus Ausländerfeindlichkeit Antisemitismus Sozialdarwinismus Verharmlosung<br />

Nationalsozialismus<br />

4,9<br />

7,1<br />

12,9<br />

4,1<br />

4,2<br />

3,6<br />

14-30<br />

31-59<br />

ab 60<br />

2,4<br />

2,9<br />

4,3


„Was ein Land am meisten braucht, ist ein starker Mann an der<br />

Spitze, der sich weder um das Parlament noch Wahlen schert“


Diskriminierung<br />

und Gewalt<br />

Görlitz<br />

Antifa Vernetzung Ostsachsen 30.11.2010


„Ich hätte Probleme, in eine Gegend<br />

zu ziehen, in der viele Zuwanderer<br />

leben.“


„Bei der nächsten Wahl werde ich nur<br />

solche Parteien wählen, die den weiteren<br />

Zuzug <strong>von</strong> Zuwanderern begrenzen.“


„Ein Arbeitgeber sollte das Recht<br />

haben, nur Deutsche einzustellen.“


Gewaltbilligung und Gewaltbereitschaft<br />

2<br />

1,9<br />

1,8<br />

1,7<br />

1,6<br />

1,5<br />

GMF-S 2002-2005, Mittelwerte<br />

Billigung<br />

Bereitschaft<br />

16-21 22-34 35-49 50-64 ab 65 Jahre


im Weiteren<br />

1. Alter im Wandel<br />

2. Meinungsmuster<br />

3. Ältere als Objekte<br />

4. (Zwischen-)Fazit


Effekte <strong>von</strong> Stereotypen und<br />

Vorurteilen<br />

• Stigmatisierung<br />

• Ageism als gesellschaftliche Ideologie<br />

• Stereotypenbedrohung<br />

• Krankheiten


im Weiteren<br />

1. Alter im Wandel<br />

2. Meinungsmuster<br />

3. Ältere als Objekt<br />

4. (Zwischen-)Fazit


• Gemessen an Vorurteilen fallen ältere Befragte in vielen<br />

Facetten auf. Das hat Ursachen und Potenziale. Ältere werden<br />

als Quelle menschenfeindlicher Meinungen übersehen und<br />

sie übersehen sich selbst auch.<br />

• Hinter anti-demokratischen Meinungen stecken sowohl<br />

Alterseffekte als auch Einflüsse der sozialen und kulturellen<br />

Sozialisation.<br />

• Mit dem demographischen Wandel drängt sich eine<br />

Diskussion über die Bedeutung der “Alten” auf! Sind Rollen<br />

gut definiert, ist es schwer sie einzunehmen und zu gestalten?<br />

• Die Gefahr besteht, dass Vourteile in der Mitte dazu ‘benutzt’<br />

werden, Generationenkonflikte für den Zusammenhalt auf<br />

Kosten <strong>von</strong> Minderheiten zu führen.


Ich danke Ihnen sehr herzlich für Ihre<br />

Aufmerksamkeit<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.uni-bielefeld.de/ikg/zick

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