nullzeit Magazin, Ausgabe 1/08 - Nullzeit.at
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[www.<strong>nullzeit</strong>.<strong>at</strong>]<br />
MEERLEBEN<br />
Folgezwitter sind hingegen Fische, die erst nach<br />
einiger Zeit ihr Geschlecht wechseln. Man unterscheidet<br />
dabei zwei Arten: Protandrische Hermaphroditen<br />
(griechisch: proteron = vorher und<br />
andros = Mann) wechseln ihr Geschlecht von<br />
männlich auf weiblich. Protogyne Hermaphroditen<br />
(griechisch: gynos = Weib) machen dies genau<br />
umgekehrt. Meeresbarsche etwa sind im zweiten<br />
Lebensjahr männlich und im dritten weiblich.<br />
Bei ihnen entwickeln sich die männlichen Geschlechtsprodukte<br />
früher als die weiblichen und es<br />
kommt zur Geschlechtsumwandlung, ganz ohne<br />
Skalpell und Silikon. Anemonenfische, Fahnenbarsche,<br />
Grundeln, Lippfische, Papageifische und<br />
Sägebarsche wechseln ebenfalls das Geschlecht.<br />
Man nimmt an, dass die unterschiedlichen Geschlechter<br />
verschiedene ökologische Ressourcen<br />
nutzen, die die Umwandlung bedingen. Protandrischen<br />
Hermaphrodismus trifft man oft dort an, wo<br />
Foto oben: Sie gehören zur selben Familie wie die Steinfische, sind aber weniger giftig<br />
Foto links oben: Der Kopf des Scorpionfisches<br />
Foto links unten: Wie der Steinfisch, ist auch er ein Meister der Tarnung, der Scorpi-<br />
große Weibchen wegen ihrer hohen Fruchtbarkeit<br />
im Vorteil und Männchen eher zweitrangig sind.<br />
Die Beobachtungen von Putzerfischen zeigen ein<br />
klassisches protogynes System. Verschwindet das<br />
dominierende Männchen, das einen ganzen Harem<br />
von Weibchen um sich schart, von der Putzerst<strong>at</strong>ion,<br />
wird es nicht von einem neuen Männchen,<br />
sondern vom größten Weibchen ersetzt, das sein<br />
Geschlecht dazu umwandelt. Eine verantwortungsvolle<br />
und anstrengende Aufgabe, der nur<br />
die Größten und Stärksten gewachsen sind, denn<br />
männliche Putzerfische haben jeden Tag Sex – und<br />
das mit jedem einzelnen Weibchen ihres Harems!<br />
Skrupellose Delfine und Haie. Anders als erwartet<br />
tun es die Delfine. Forscher der Universität<br />
Michigan, USA, haben entgegen dem symp<strong>at</strong>hischen<br />
Image der Tiere herausgefunden, dass das<br />
Sexualverhalten der Meeressäuger für menschli-<br />
FOTOS: Leo Ochsenbauer (2), Walter Moraru (1)<br />
FOTOS: Leo Ochsenbauer (1), Walter Moraru (1), Christine Gstöttner (1)<br />
Foto oben: Ein Meister der Tarnung: der Steinfisch<br />
Foto rechts oben: Im Verhältnis zum Körper: die sehr kleinen Augen und der<br />
riesigen Mund<br />
che Wertvorstellungen mitunter brutal sein kann.<br />
Männliche Delfine schließen sich dazu oftmals<br />
zu Gruppen zusammen, die ein begehrtes Weibchen<br />
verfolgen. Dieses kreisen sie ein und vergewaltigen<br />
es abwechselnd. Dieses Verhalten dient<br />
nicht ausschließlich zu Fortpflanzungszwecken,<br />
denn Delfine gehören nachgewiesenermaßen zu<br />
den wenigen Tieren, die Sex auch einfach nur<br />
aus Spaß an der Freude praktizieren. Haie sind<br />
beim Geschlechtsakt ebenso ruppige Gesellen.<br />
H<strong>at</strong> ein männliches Tier das Objekt seiner Begierde<br />
ausgemacht, beißt der Rüpel kraftvoll in die<br />
Brustflossen des Weibchens, um sich daran festzuhalten.<br />
Die zu beobachtenden Schrammen und<br />
Narben am Körper der Haie stammen in den meisten<br />
Fällen von diesem harten Liebesspiel. Derart<br />
verankert vollführt er den Geschlechtsakt, ob sie<br />
auch Spaß daran h<strong>at</strong>, ist noch unerforscht. Doch<br />
das ist eine ganz andere Geschichte.<br />
MEERLEBEN<br />
Wenn Sie also vor der Aufgabe stehen, ihrem<br />
Sprössling zu erklären, wie die vielen Tiere ins<br />
Meer kommen, dann sagen sie einfach, sie legen<br />
Eier.<br />
[Marcus Hantschel]<br />
marcus@<strong>nullzeit</strong>.<strong>at</strong><br />
4INFOFACTS<br />
Dieser Artikel enthält Auszüge aus<br />
„Noch mehr Sex und<br />
Tiefenrausch – Weitere 333<br />
Antworten auf Taucherfragen“<br />
Leo Ochsenbauer & Marcus Hantschel<br />
Kosmos Verlag 20<strong>08</strong><br />
224 Seiten, 95 Fotos<br />
ISBN: 9783440114438<br />
€ 16,95 (D) / € 17,50 (A)<br />
http://dasbuch.<strong>nullzeit</strong>.<strong>at</strong><br />
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