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nullzeit Magazin, Ausgabe 1/08 - Nullzeit.at

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14<br />

[www.<strong>nullzeit</strong>.<strong>at</strong>]<br />

MEERLEBEN<br />

Folgezwitter sind hingegen Fische, die erst nach<br />

einiger Zeit ihr Geschlecht wechseln. Man unterscheidet<br />

dabei zwei Arten: Protandrische Hermaphroditen<br />

(griechisch: proteron = vorher und<br />

andros = Mann) wechseln ihr Geschlecht von<br />

männlich auf weiblich. Protogyne Hermaphroditen<br />

(griechisch: gynos = Weib) machen dies genau<br />

umgekehrt. Meeresbarsche etwa sind im zweiten<br />

Lebensjahr männlich und im dritten weiblich.<br />

Bei ihnen entwickeln sich die männlichen Geschlechtsprodukte<br />

früher als die weiblichen und es<br />

kommt zur Geschlechtsumwandlung, ganz ohne<br />

Skalpell und Silikon. Anemonenfische, Fahnenbarsche,<br />

Grundeln, Lippfische, Papageifische und<br />

Sägebarsche wechseln ebenfalls das Geschlecht.<br />

Man nimmt an, dass die unterschiedlichen Geschlechter<br />

verschiedene ökologische Ressourcen<br />

nutzen, die die Umwandlung bedingen. Protandrischen<br />

Hermaphrodismus trifft man oft dort an, wo<br />

Foto oben: Sie gehören zur selben Familie wie die Steinfische, sind aber weniger giftig<br />

Foto links oben: Der Kopf des Scorpionfisches<br />

Foto links unten: Wie der Steinfisch, ist auch er ein Meister der Tarnung, der Scorpi-<br />

große Weibchen wegen ihrer hohen Fruchtbarkeit<br />

im Vorteil und Männchen eher zweitrangig sind.<br />

Die Beobachtungen von Putzerfischen zeigen ein<br />

klassisches protogynes System. Verschwindet das<br />

dominierende Männchen, das einen ganzen Harem<br />

von Weibchen um sich schart, von der Putzerst<strong>at</strong>ion,<br />

wird es nicht von einem neuen Männchen,<br />

sondern vom größten Weibchen ersetzt, das sein<br />

Geschlecht dazu umwandelt. Eine verantwortungsvolle<br />

und anstrengende Aufgabe, der nur<br />

die Größten und Stärksten gewachsen sind, denn<br />

männliche Putzerfische haben jeden Tag Sex – und<br />

das mit jedem einzelnen Weibchen ihres Harems!<br />

Skrupellose Delfine und Haie. Anders als erwartet<br />

tun es die Delfine. Forscher der Universität<br />

Michigan, USA, haben entgegen dem symp<strong>at</strong>hischen<br />

Image der Tiere herausgefunden, dass das<br />

Sexualverhalten der Meeressäuger für menschli-<br />

FOTOS: Leo Ochsenbauer (2), Walter Moraru (1)<br />

FOTOS: Leo Ochsenbauer (1), Walter Moraru (1), Christine Gstöttner (1)<br />

Foto oben: Ein Meister der Tarnung: der Steinfisch<br />

Foto rechts oben: Im Verhältnis zum Körper: die sehr kleinen Augen und der<br />

riesigen Mund<br />

che Wertvorstellungen mitunter brutal sein kann.<br />

Männliche Delfine schließen sich dazu oftmals<br />

zu Gruppen zusammen, die ein begehrtes Weibchen<br />

verfolgen. Dieses kreisen sie ein und vergewaltigen<br />

es abwechselnd. Dieses Verhalten dient<br />

nicht ausschließlich zu Fortpflanzungszwecken,<br />

denn Delfine gehören nachgewiesenermaßen zu<br />

den wenigen Tieren, die Sex auch einfach nur<br />

aus Spaß an der Freude praktizieren. Haie sind<br />

beim Geschlechtsakt ebenso ruppige Gesellen.<br />

H<strong>at</strong> ein männliches Tier das Objekt seiner Begierde<br />

ausgemacht, beißt der Rüpel kraftvoll in die<br />

Brustflossen des Weibchens, um sich daran festzuhalten.<br />

Die zu beobachtenden Schrammen und<br />

Narben am Körper der Haie stammen in den meisten<br />

Fällen von diesem harten Liebesspiel. Derart<br />

verankert vollführt er den Geschlechtsakt, ob sie<br />

auch Spaß daran h<strong>at</strong>, ist noch unerforscht. Doch<br />

das ist eine ganz andere Geschichte.<br />

MEERLEBEN<br />

Wenn Sie also vor der Aufgabe stehen, ihrem<br />

Sprössling zu erklären, wie die vielen Tiere ins<br />

Meer kommen, dann sagen sie einfach, sie legen<br />

Eier.<br />

[Marcus Hantschel]<br />

marcus@<strong>nullzeit</strong>.<strong>at</strong><br />

4INFOFACTS<br />

Dieser Artikel enthält Auszüge aus<br />

„Noch mehr Sex und<br />

Tiefenrausch – Weitere 333<br />

Antworten auf Taucherfragen“<br />

Leo Ochsenbauer & Marcus Hantschel<br />

Kosmos Verlag 20<strong>08</strong><br />

224 Seiten, 95 Fotos<br />

ISBN: 9783440114438<br />

€ 16,95 (D) / € 17,50 (A)<br />

http://dasbuch.<strong>nullzeit</strong>.<strong>at</strong><br />

15<br />

[www.<strong>nullzeit</strong>.<strong>at</strong>]

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