als pdf - Hanfjournal
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4 clubmed 5 guerilla growing 8 wirtschaft 9 cooltour<br />
Schade, dass das Geruchsfernsehen noch nicht erfunden<br />
wurde. Gäbe es diese TV-Applikation bereits, so würde<br />
die gute Stube eines deutschen Fans zur Fussball-WM nicht nur<br />
nach Blut, Schweiß und Kunstfaser riechen, jeder Fussballzuschauer<br />
hätte über 90 Minuten den süßlichen Duft brennender<br />
Hanfblüten in der Nase.<br />
Denn dieser Geruch liegt über jedem Stadion in Südafrika, neben<br />
den Nachbarstaaten Swaziland und Lesotho, dem größten<br />
Hanfproduzenten der ganzen Region. Seit dem Alkoholverbot<br />
wird in den Stadien noch mehr gekifft <strong>als</strong> vorher, und das nicht<br />
unbedingt zum Missfallen der Verantwortlichen. Denn auch<br />
in Südafrika hat man ähnliche Erfahrungen wie in Portugal<br />
gemacht: Bekiffte Fans sind friedlicher <strong>als</strong> besoffene, in Portugal<br />
gab es 2004 sogar eine Anweisung an die Polizei, kiffende<br />
Fans nicht zu belästigen, das Alkoholverbot hingegen wurde<br />
strengstens überwacht. Bei dieser EM gab es dann auch so gut<br />
wie keine Ausschreitungen. Erste positive Erfahrungen hatten<br />
schon die Niederländer bei ihrer EM 2000 gemacht, weil die<br />
britischen Hooligans einfach nach dem Coffeeshopbesuch zu<br />
stoned waren, sich zu prügeln.<br />
In Südafrika gehört der gepflegte Joint genauso zur Fußballkultur<br />
wie die Vuvuzela, dauerhaftes Ausatmen unter Vollast<br />
erfordert nun mal zuvor kräftiges Inhalieren. Hanf ist in Südafrika<br />
zwar illegal, das stört dort aber wenige, denn die rassistischen<br />
Buren waren 1923 die treibende Kraft beim weltweiten<br />
Cannabisverbot: So gab es immer einen Vorwand, Schwarze<br />
zu diskriminieren, da die Völker in dieser Gegend Afrikas seit<br />
Menschengedenken Hanf rauchten. Die Vertreibung der Rassisten<br />
aus der Regierung wirkte dann auch wie eine Befreiung<br />
für Südafrikas Kiffer: Auf den Straßen von Durban, Kapstadt<br />
oder Johannsburg wird „Dagga“ halb-offen verkauft und gebaut.<br />
Geraucht wird, so lange kein Polizist zu sehen ist, vor<br />
allen Dingen in den ärmeren Vierten, offen. Cannabiskonsum<br />
ist so verbreitet wie der Konsum von Zigaretten, der Preis fürs<br />
Weed ist niedrig, die Qualität der Strassenware ob vieler Samen<br />
und Blätter meist auch. Trotzdem hat sich Südafrika auch zum<br />
16 fun&action news<br />
22<br />
In dieser Ausgabe:<br />
ELEKTRO SMOKE<br />
Billigverdampfer im Test<br />
SIEBLOS GLÜCKLICH<br />
Wieso Henk seine Bubble Bags verschenkt...<br />
Durban Poison ist<br />
kein Getränk<br />
Hanf gehört im WM-Land zum Alltag<br />
Text: KIMO<br />
Geheimtip von Hanfliebhaber/innen entwickelt, das bestätigt<br />
sogar eine Studie der israelischen Ben-Gurion-Universität des<br />
Negev in der weltweit ersten Studie über den Zusammenhang<br />
zwischen Drogenkonsum und Tourismus.<br />
Ein Gramm Straßenweed kostet umgerechnet 30 Cent, wobei<br />
es sich um schlecht beschnittenes Gras mit Samen handelt, das<br />
an sich jedoch nicht von schlechter Qualität ist. Samenfreies,<br />
mit europäischen Standards vergleichbares Weed bekommt<br />
man nur über eine private Connection, die sich nach Aussagen<br />
vieler Hanf-Reisender jedoch nach ein paar Tagen Aufenthalt<br />
fast wie von selbst auftut, weil Cannabis so verbreitet ist wie in<br />
keinem europäischen Land.<br />
Gutes Weed wie wir es von europäischen Growern kennen,<br />
kann bis zu sechs Euro kosten, ist aber bei einem seriösen Hanffachverkäufer<br />
meist für weniger (2-4 Euro/Gramm) zu haben.<br />
Beliebte Reiseziele von Hanftouristen sind die Küstenregion<br />
von KwaZulu-Natal (von hier stammt das berühmte Durban<br />
Poison) oder auch Nachbarstaat Swaziland, das für „Swazi<br />
Gold“ bekannt ist. Ein guter Teil des Weeds des südafrikanischen<br />
Schwarzmarkts wird jedoch in Swaziland und Lesotho<br />
angebaut.<br />
Was die wenigsten wissen: Die Stämme in der seit 1966 unabhängigen<br />
Enklave Lesotho, die von allen Seiten an Südafrika<br />
grenzt, bauen seit mindestens 600 Jahren Hanf an und nutzen<br />
diesen medizinisch und kulturell. Zwar war der Hanfanbau<br />
unabhängig, überparteilich, legal<br />
5<br />
6<br />
Weiter auf Seite 23 >>><br />
hanfjournal.de / Ausgabe #119 / 06.10<br />
Kiffen statt Gelaber!<br />
bwohl die Ursprungsidee ausdrücklich unpoli-<br />
„O tisch war, gibt es mittlerweile auch „Flashmobs“<br />
mit politischem oder wirtschaftlichem Hintergrund. Diese<br />
müssten auf Grund ihres Sinns und ihrer Zielrichtung Smart<br />
Mob heißen. Der Begriff Smart Mob geht auf einen Bestseller<br />
des US-amerikanischen Psychologen Howard Rheingold<br />
aus dem Jahr 2003 zurück.“ (Wikipedia)<br />
Nachdem bei der Berliner GMM-Demonstration „Hanftag“<br />
am 8.Mai die Polizei wieder einmal für Unmut sorgte,<br />
rief Steffen Geyer (www.usualredant.de) am Samstag, dem<br />
22.Mai, <strong>als</strong> Revanche zum ersten FlashSmoke Berlins auf.<br />
Pünktlich zum Marc-Emery-Action-Day sollten sich vor der<br />
kanadischen Botschaft am Leipziger Platz 17 um 16:20 Uhr<br />
(4/20) Demoverweigerer und Hobbyradikale auf das Signal<br />
„Free Marc Emery“ eine Tüte oder Pfeife anzünden. Drei<br />
bis vier Minuten sollte die politische Veranstaltung dauern,<br />
doch soweit kam es natürlich nicht.<br />
Steffen Geyer während der „vorläufigen Festnahme“ - Foto: Katrin G.<br />
Schon beim Betreten des Leipziger Platzes wurde Steffen<br />
Geyer „vorläufig festgenommen“ und durchsucht, da die<br />
Cops bereits vor 16:00 den Platz abgeriegelt hatten. Dazu<br />
kommt eventuell noch eine Anzeige wegen Verstoss gegen<br />
das Versammlungsgesetz und dem Aufruf zu Straftaten.<br />
Währenddessen und in der folgenden Stunde kontrollierte<br />
die Polizei jeden, der nach „Zielgruppe“ aussah. Alle Gruppen<br />
auf dem Platz und alle, die auf den Platz wollten und<br />
ins Raster passten, wurden untersucht. Wegen des martialischen<br />
Auftretens der Beamten konnte der FlashSmoke<br />
nicht wie geplant friedlich und schnell über die Bühne gehen.<br />
Stattdessen sind zwei Anzeigen wegen Verstoß gegen<br />
das BtMG zu beklagen.<br />
Nach dem Hanftag stellte die Polizei so bereits zum zweiten<br />
Mal klar, dass sie von der von Gesundheitssenatorin<br />
Lompscher angestrebten Entkriminalisierung harmloser<br />
Cannabiskonsumenten nicht viel hält. Bleibt abzuwarten,<br />
ob die Herren und Damen in Grün bei kommenden Legalizeereignissen<br />
wie der Hanfparade am 07.August ebenso<br />
massiv auftreten.<br />
Text: R. Grieshammer, S. Geyer
2<br />
kommentar<br />
Wat<br />
läuft?<br />
www.hanfjournal.de/exzessiv<br />
Empfehlung des Hauses<br />
Der Bericht auf<br />
Seite eins über den<br />
FlashSmoke hat dich<br />
aufgeregt? Dann<br />
schau dir erstmal<br />
die Aufnahmen vom<br />
Waldmeista an, trotz<br />
widriger Umstände<br />
(abgewehrte Kontrolle) konnte er einige Bilder von der<br />
polizeilichen Gegenaktion filmen. Großen Dank für den<br />
exzessiven Einsatz, wir waren leider verhindert (echt<br />
keine Ausrede!).<br />
www.youtube.com/waldme1sta<br />
www.usualredant.de<br />
Exzessiv 158 - Hanftag2010, so war‘s<br />
Zwar etwas später,<br />
dafür wieder mal länger<br />
und musikalisch.<br />
Der Hanftag 2010<br />
in Berlin, Auszüge<br />
aus den Reden<br />
am Brandenburger<br />
Tor, die Demo, der<br />
Schluss im Yaam.<br />
Vielen großen exzessiven Dank an alle, die da waren,<br />
ihr seid hiermit alle offiziell „exzessive Kämpfer für<br />
die Legalisierung“! Großen Dank geht an Waldmeista<br />
und Selassikai, die ihr Filmmaterial zur Verfügung<br />
gestellt haben, exzessiver Einsatz eben.<br />
www.hanftag.de<br />
Diskutieren? www.hanfjournal.de/forum<br />
Verreisen? www.cannabis-cafe.info<br />
Lesen? www.hanfjournal.de<br />
Polen? www.spliff.pl<br />
Tschechien? www.konoptikum.cz<br />
Ukraine? www.konopravda.ua<br />
Legalize It?! www.ELF-online.eu<br />
Einen eigenen Film? film@exzessiv.tv<br />
impressum<br />
Herausgeber:<br />
Agentur Sowjet GmbH<br />
Dunckerstraße 70<br />
10437 Berlin<br />
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Geschäftsführer: Emanuel Kotzian (V.i.s.d.P.)<br />
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redaktion:<br />
Michael Knodt (CvD), Roland Grieshammer, Matthias Meyer, Mark Meritan.<br />
Mitarbeiter dieser ausgabe:<br />
Werner Graf, Martin Schwarzbeck, Dr. Franjo Grotenhermen, mze,<br />
Kerstin Koch, KIMO, Doktor Hanf, Hans Cousto, Kascha, Max Plenert,<br />
Joachim Biermanski.<br />
Layout:<br />
mark marker, (Lukas Tkotz).<br />
iLLustrationen:<br />
mark marker, Lukas Tkotz.<br />
Fotos:<br />
mark marker, oder im Auftrag des Hanf Journ<strong>als</strong>.<br />
anzeigen:<br />
Emanuel Kotzian<br />
030/44 67 59 02<br />
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Im Sinne des Urteils des LG Hamburg vom 12. Mai 1998 - 312 0 85/98<br />
distanziert sich der Herausgeber ausdrücklich von allen Inhalten der angegebenen<br />
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Achtung!<br />
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dazu auffordern oder animieren, Drogen zu konsumieren oder zu<br />
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Besucht auch die Homepage www.hanfjournal.de<br />
Feuer auf Mechthild Dyckmans<br />
Beitrag von Hans Cousto<br />
Dyckmans einseitige<br />
Dreifaltigkeit<br />
Gewaltenteilung ist die Verteilung der Staatsgewalt auf<br />
mehrere Staatsorgane zum Zwecke der Machtbegrenzung<br />
und der Sicherung von Freiheit und Gleichheit. Nach<br />
historischem Vorbild werden dabei die drei Gewalten Gesetzgebung<br />
(Legislative), Vollziehung (Exekutive) und Rechtsprechung<br />
(Judikative) unterschieden.<br />
Nach dem unveränderlichen Artikel 20 des Grundgesetzes<br />
(GG) wird die Staatsgewalt in Deutschland „durch besondere Organe<br />
der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und die Rechtsprechung<br />
ausgeübt“. Die Organe der Gesetzgebung sind Bundestag<br />
und Bundesrat, das Organ der vollziehenden Gewalt die Bundesregierung.<br />
Eine Brechung des Gewaltenteilungsprinzips ergibt<br />
sich durch die sehr starke Stellung des Bundesverfassungsgerichtes.<br />
Dieses gehört eindeutig der Judikative an, kann aber<br />
Entscheidungen mit Gesetzeskraft erlassen, vgl. Art. 94 Abs.<br />
2 GG. Damit greift ein Teil der Judikative in den Bereich der<br />
Legislative ein. So hat das Bundesverfassungsgericht beispielsweise<br />
die Vermögensstrafe, auf die sich § 30c BtMG bezieht, für<br />
verfassungswidrig und nichtig erklärt.<br />
Fehlende Information zur<br />
Verfassungswidrigkeit des § 30c BtMG<br />
Am 20. März 2002 entschied der Zweite Senat des Bundesverfassungsgerichtes<br />
[BVerfG, 2 BvR 794/95 vom 20.3.2002, Absatz-Nr.<br />
(1-145)] auf Grund der mündlichen Verhandlung vom<br />
20. November 2001 durch Urteil, dass der § 43a des Strafgesetzbuchs<br />
[StGB] mit Artikel 103 Absatz 2 des Grundgesetzes<br />
unvereinbar ist und somit nichtig ist. Das Urteil des Bundesgerichtshofs<br />
vom 8. Februar 1995 – 5 StR 663/94 – und das Urteil<br />
des Landgerichtes Hamburg vom 11. April 1994 – 633 KLs<br />
15/93 – verletzten den Beschwerdeführer [einen Haschischhändler<br />
aus Hamburg] hinsichtlich des Strafausspruchs in seinem<br />
grundrechtsgleichen Recht aus Artikel 103 Absatz 2 des<br />
Grundgesetzes. Die Urteile des Bundesgerichtshofes und des<br />
Landgerichtes Hamburg wurden insoweit aufgehoben und die<br />
Sache wurde an das Landgericht Hamburg zur Neuverhandlung<br />
zurückverwiesen.<br />
Das Landgericht verurteilte den Beschwerdeführer wegen<br />
unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht<br />
geringer Menge, strafbar gemäß § 29a Abs. 1 Nr. 2 BtMG, zu einer<br />
Freiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten sowie zu<br />
einer Vermögensstrafe von 600.000 DM, strafbar gemäß § 30c<br />
BtMG, indem auf die Vorschrift des § 43a StGB verwiesen wird.<br />
Nach den Feststellungen der Kammer erwarb der Beschwerdeführer<br />
im Februar 1993 etwa 30 kg Haschisch zu einem<br />
Einkaufspreis von mindestens 3.000 DM je kg und verkaufte<br />
die Drogen in der Folgezeit teilweise in größeren Mengen an<br />
verschiedene Abnehmer. Bereits im Juni 1991 war er an einem<br />
umfangreichen Betäubungsmittelgeschäft vergleichbarer Größenordnung<br />
beteiligt.<br />
Auf der Homepage des Bundesministeriums der Justiz ist das<br />
Strafgesetzbuch [Juris Datenbank] abrufbar. Der § 43a StGB ist<br />
mit eine Fußnote versehen, in der auf die Verfassungswidrigkeit<br />
und somit Nichtigkeit des Paragraphen hingewiesen wird: „§<br />
43a: Gemäß BVerfGE vom 20. März 2002 (BGBl. I S. 1340) – 2 BvR<br />
794/95 – mit Grundgesetz Art. 103 Abs. 2 unvereinbar und nichtig“<br />
Auf der Homepage des Bundesministeriums für Gesundheit ist<br />
das Betäubungsmittelgesetz [Juris Datenbank] abrufbar. Beim<br />
§ 29 BtMG [Straftaten] ist eine Fußnote mit dem Hinweis, dass<br />
dieser Paragraph gemäß einer Grundsatzentscheidung des<br />
Bundesverfassungsgerichtes mit dem Grundgesetz vereinbar<br />
ist: „§ 29 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1, 3, 5: Nach Maßgabe der Entscheidungsformel<br />
mit dem Grundgesetz vereinbar gemäß BVerfGE vom<br />
9. März 1994 (BGBl. I S. 1207) – 2 BvL 43/92 u. a. –“. Beim § 30c<br />
BtMG [Vermögensstrafe] fehlt jedoch ein Hinweis, dass dieser<br />
Paragraph nicht mit dem Grundgesetz vereinbar ist und dass<br />
dieser Paragraph somit nichtig ist. Es mutet schon befremdlich<br />
an, dass Übereinstimmungen von §§ des BtMG mit dem<br />
Grundgesetz erwähnt werden, die Unvereinbarkeit [und somit<br />
die Nichtigkeit] jedoch jahrelang [inzwischen seit mehr <strong>als</strong> acht<br />
Jahren] unerwähnt bleibt. Die Publikation des § 30c BtMG ohne<br />
Hinweis auf seine Verfassungswidrigkeit heißt nichts anderes<br />
<strong>als</strong> verfassungswidriges Gedankengut [in Gesetzesform] zu<br />
verbreiten, wobei hier die Frage, ob das Bundesministerium<br />
für Gesundheit, in dessen Zuständigkeitsbereich das BtMG<br />
fällt, hier fahrlässig oder vorsätzlich gehandelt, unerheblich ist.<br />
Prinzipiell ist eine solche Handlungsweise inakzeptabel.<br />
Die Redaktion von www.eve-rave.net fügte zu Beginn des<br />
Jahres 2004 bei dem § 30c BtMG [Vermögensstrafe] eine entsprechende<br />
Fußnote hinzu: „Da der § 43a StGB gemäß BVerfGE<br />
vom 20. März 2002 – 2 BvR 794/95 – (BGBl. I S. 1340) mit dem<br />
Grundgesetz Art. 103 Abs. 2 unvereinbar ist und somit nichtig ist<br />
und die Entscheidungsformel des Bundesverfassungsgerichtes gemäß<br />
§ 32 Abs. 2 des Bundesverfassungsgerichtsgesetzes Gesetzeskraft hat,<br />
ist auch § 30c BtMG mit dem Grundgesetz unvereinbar und somit<br />
nichtig.“<br />
Dyckmans einseitige Dreifaltigkeit<br />
Mechthild Dyckmans war bis 2005 Richterin, ist <strong>als</strong>o der Judikative<br />
verpflichtet. Seit 2005 ist sie Mitglied des Deutschen<br />
Bundestages. Hier war sie in der 16. Legislaturperiode Sprecherin<br />
der FDP-Bundestagsfraktion für Justizpolitik. Auch<br />
derzeit in der 17. Legislaturperiode ist Dyckmans Mitglied des<br />
Bundestages und ist somit der Legislative verpflichtet. Am 19.<br />
November 2009 wurde Dyckmans <strong>als</strong> Nachfolgerin von Sabine<br />
Bätzing zur Drogenbeauftragten der Bundesregierung ernannt.<br />
Hier amtiert sie im Auftrag der Exekutive. Dyckmans vereinigt<br />
in sich somit die drei Prinzipien der verfassungsmäßigen Gewaltenteilung.<br />
Einen Nutzen hat das bisher nicht gebracht.<br />
Nach Amtsantritt <strong>als</strong> Drogenbeauftragte hätte man von der<br />
Richterin Dyckmans erwarten können, dass sie das BtMG<br />
durcharbeitet. Dabei hätte ihr die Verfassungswidrigkeit von<br />
§ 30c BtMG auffallen müssen. Als Vertreterin des Rechtsstaates<br />
hätte sie hier eine Korrektur veranlassen müssen in Form eines<br />
Hinweises in einer Fußnote, so wie beim § 29 BtMG in einer<br />
Fußnote explizit die Verfassungsmäßigkeit des Paragraphen<br />
hervorgehoben wird. Als Parlamentarierin hätte sie sogar mit<br />
ihrer Fraktion die Möglichkeit, die gänzliche Streichung dieses<br />
Paragraphen einzuleiten. Doch Dyckmans liebt ihre Rolle <strong>als</strong><br />
Amtsträgerin der Exekutive mehr <strong>als</strong> ihre Rolle im Parlament<br />
<strong>als</strong> Organ der Legislative. Dies erkennt man auch leicht an ihren<br />
Antworten auf Abgeordnetenwatch, wo sie sich gerne hinter<br />
Paragraphen verschanzt. Ihre Rolle <strong>als</strong> Mitglied eines Organs<br />
der Legislative kommt dort überhaupt nicht zum tragen<br />
– man bedenke dabei, das Portal heißt Abgeordnetenwatch und<br />
nicht Exekutivwatch.<br />
Quellen:<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Gewaltenteilung<br />
http://www.bundesverfassungsgericht.de<br />
http://bundesrecht.juris.de<br />
http://www.eve-rave.net/abfahrer/recht.sp<br />
http://www.abgeordnetenwatch.de<br />
#119 / 06.10
4 #119 / 06.10<br />
#119 / 06.10 5<br />
club med<br />
news<br />
Dr. med. Franjo Grotenhermen<br />
Mitarbeiter des nova Institutes in Hürth bei Köln und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Cannabis <strong>als</strong> Medizin (ACM). Von wegen gesund ...<br />
Vor zwei Jahren stellten Forscher fest, dass ein Bestandteil<br />
vieler Gewürze an den Cannabinoid-2-Rezeptor (CB2-<br />
Rezeptor) bindet. Dieser Bestandteil ist das Beta-Caryophyllen,<br />
ein Bestandteil ätherischer Öle. Lange Zeit war man davon<br />
ausgegangen, dass nur die Cannabinoide der Cannabispflanze<br />
an Cannabinoidrezeptoren binden. Dann stellte sich heraus,<br />
dass auch bestimmte Bestandteile von Echinacin, so genannte<br />
Alkylamide, ihre immunmodulatorischen Wirkungen zum Teil<br />
durch die Aktivierung von CB2-Rezeptoren vermitteln. Forscher<br />
des Schweizer Bundesinstituts für Technologie in Zürich<br />
zeigten, dass verschiedene Alkylamide von Echinacin stärker<br />
an den CB2-Rezeptor binden <strong>als</strong> Endocannabinoide.<br />
Ätherische pflanzliche Öle bestehen typischerweise aus leicht<br />
flüchtigen aromatischen Terpenen und ähnlichen Substanzen.<br />
Beta-Caryophyllen ist ein solches Terpen. Diese fettlöslichen<br />
Substanzen wandern leicht durch Zellmembranen und haben<br />
eine Anzahl ökologischer Aufgaben, darunter solche bei der<br />
Wechselwirkung zwischen Pflanzen und Insekten. Beta-Caryophyllen<br />
ist eine wichtige flüchtige Substanz, die in großen<br />
Mengen in ätherischen Ölen vieler verschiedener Gewürze<br />
und pflanzlicher Nahrungsmittel vorkommt, darunter Oregano,<br />
Zimt und schwarzer Pfeffer. Wegen seines schwachen<br />
aromatischen Geschmacks wird es kommerziell <strong>als</strong> Nahrungsmittelzusatz<br />
und in Kosmetika verwendet. Beta-Caryophyllen<br />
ist auch ein wichtiger Bestandteil (bis zu 35 Prozent) des<br />
ätherischen Öls der Cannabispflanze. Bisher war nur bekannt,<br />
Liebe Leser und Leserinnen,<br />
Wie bereits in der letzten Ausgabe erwähnt, möchten wir<br />
euch heute gerne einen jungen Mann und dessen Patientengeschichte<br />
vorstellen. Wieder ein Hoffnungsschimmer, der uns<br />
zeigt, dass es sich lohnt zu kämpfen!<br />
„Ich bin G., ein 28-jähriger Patient, der seit einem Autounfall<br />
an einem chronischen Schmerzsyndrom leidet. Bei dem Auto-<br />
unfall Anfang 2005 erlitt ich:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Was haben schwarzer Pfeffer<br />
und Cannabis gemeinsam?<br />
Doktor Hanf alias Lars Scheimann leidet an Tourette<br />
sowie ADHS und ist seit Anfang 2009 Besitzer einer<br />
Erlaubnis, seine Symptome mit Cannabis zu lindern.<br />
3-gradig offene Unterschenkelfraktur rechts<br />
Talusfraktur rechts<br />
Os cuboideum Fraktur rechts<br />
Os cuneiforme laterale Fraktur rechts<br />
Talusfraktur links<br />
Calcaneusfraktur links<br />
Distale Fibulafraktur links<br />
Lungenkontusion links<br />
Multiple Schnittwunden an Hand, Gesicht, den unteren Extremitäten<br />
Mein Problem sind meine Füße! Der linke Fuß fängt bei län-<br />
gerer Belastung, dabei meine ich hier knapp eine halbe Stunde,<br />
an zu schmerzen und der rechte Fuß ist seit dem Unfall immer<br />
noch nicht zusammengewachsen. Er hält <strong>als</strong>o an Schrauben<br />
und Klammern zusammen. Dabei hat sich auch eine Arthrose<br />
im rechten Sprunggelenk gebildet, die bei jedem Schritt<br />
schmerzt!<br />
Ich war im Krankenhaus anfangs trotz dieser schweren Verletzungen<br />
auf Novalgin und Paracetamol eingestellt. Diese<br />
haben bei diesen Verletzungen jedoch nicht angeschlagen und<br />
ich wurde auf Tramal eingestellt. Auf Tramal hatte ich ein komischeres<br />
Körpergefühl, und die Schmerzen waren auch nur<br />
bedingt gemildert. Ich wurde auf hoch-potente Opiate eingestellt,<br />
die den Schmerz vorerst auch gut milderten, doch die Nebenwirkungen<br />
wie Verstopfung, Schlafstörungen, chronische<br />
Müdigkeit, Magenschmerzen und Introvertiertheit stellten sich<br />
ein. Nach einigen Operationen, insgesamt waren es knapp 20<br />
an den Füßen, wurde ich auf Tramal eingestellt und aus dem<br />
Krankenhaus entlassen. Die Schmerzen waren nur gemildert<br />
aber nicht weg. Ich versuchte aufgrund der Nebenwirkungen<br />
Tramal wegzulassen, doch wer jetzt sagt, Tramal macht nicht<br />
abhängig, da kann ich nur schmunzeln! Ich hatte einen extremen<br />
körperlichen Entzug vom Tramal, bei dem ich selbst nicht<br />
mehr wusste, was abging! Mir war heiß und kalt zugleich, hatte<br />
Schüttelfrost, mir lief der Schweiß aus allen Poren und ich<br />
entschloß mich dann notgedrungen Tramal weiterzunehmen.<br />
Dann setzte ich mich ans Internet und suchte nach Alternativen<br />
zu Opiaten. Dort fand ich Cannabis <strong>als</strong> Schmerztherapie. Das<br />
habe ich meinem Arzt auch vorgeschlagen, der meinte auch di-<br />
dass einige Cannabinoide an Cannabinoidrezeptoren binden.<br />
Nun zeigt sich, dass auch ein anderer Bestandteil von Cannabis<br />
an den CB2-Rezeptor bindet. Der CB1-Rezeptor findet sich<br />
vor allem auf Nervenzellen des Zentralnervensystems (Gehirn,<br />
Rückenmark), jedoch auch auf vielen anderen Zelltypen in der<br />
Peripherie, zum Beispiel auf Zellen von Darm, Leber, Herz,<br />
Lunge, Harnblase, Sexualorganen und Haut. Der CB2-Rezeptor<br />
ist dagegen auf Zellen des Immunsystems weit verbreitet.<br />
Bei Mensch und Tier werden diese beiden Rezeptoren durch<br />
vom Körper selbst produzierte Cannabinoide, die so genannten<br />
Endocannabinoide, aktiviert. Während die Aktivierung des<br />
CB1-Rezeptors im Zentralnervensystem für die psychischen<br />
Wirkungen von Cannabisprodukten verantwortlich ist, löst die<br />
Aktivierung von CB2-Rezeptoren keine Effekte auf die Psyche<br />
aus. Die Aktivierung von CB2-Rezeptoren moduliert dagegen<br />
Immunreaktionen. Substanzen, die an CB2-Rezeptoren binden,<br />
hemmen Entzündungen und die Ausbildung von Ödemen und<br />
besitzen schmerzlindernde Eigenschaften. Im Magendarmtrakt<br />
schützen solche Wirkstoffe vor einer durch eine chemische<br />
Substanz bei Tieren ausgelösten Entzündungen des Dickdarms.<br />
Zudem gilt der CB2-Rezeptor <strong>als</strong> potenzieller Angriffspunkt<br />
für die Behandlung der Arteriosklerose und der Osteoporose.<br />
Die Arteriosklerose wird heute <strong>als</strong> chronische Entzündung<br />
der Blutgefäße betrachtet, und Fettstoffwechselstörungen (vor<br />
allem erhöhte Werte des „schlechten“ Cholesterins) werden<br />
nicht mehr <strong>als</strong> Hauptursache angesehen. Insgesamt werden<br />
rekt: „Das ist ein gutes Medikament, nur kann ich es Dir nicht<br />
verschreiben, ich hänge schon in einer Regressforderung von<br />
der Krankenkasse!“ Somit beschaffte ich mir mein alternatives<br />
Medikament auf dem Schwarzmarkt. Als ich es dann ausprobiert<br />
hatte, war ich ob der neuen Schmerzfreiheit so überrascht,<br />
dass ich mich extrem gefreut habe!<br />
Nun nutze ich Cannabis <strong>als</strong> Schmerztherapie über Jahre und<br />
die Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Mundtrockenheit<br />
sind nach einer Woche Einstellung auf das Medikament fast<br />
vollständig verschwunden.<br />
Meine Krankenkasse finanziert Dronabinol nicht, obwohl<br />
mein Arzt eine Therapie mit Dronabinol (THC) vorschlägt.<br />
Er hat auch bestätigt, dass sich keine psychischen Bedenken<br />
zeigen. Somit sollte meine Krankenkasse eigentlich das Medikament<br />
übernehmen, doch sie hat es mittlerweile zum dritten<br />
Mal abgelehnt! Das selbe Spiel beim Bundesinstitut für Arzneimittel<br />
und Medizinprodukte, dort werden von mir Dokumente<br />
von meiner Schmerztherapie gefordert, obwohl Ärzte<br />
und Gutachten bestätigen, dass die Einnahme von Cannabis in<br />
meinem Fall einen positiven Nutzen hat!<br />
Doch das liegt jetzt auch alles im Widerspruchsverfahren und<br />
lässt sich nur auf dem Rücken der Patienten austragen.<br />
daher Substanzen, die spezifisch den CB2-Rezeptor aktivieren,<br />
von großem Interesse für die Behandlung einer Anzahl von<br />
Krankheiten sein. Es wurde in früheren Studien gezeigt, dass<br />
die Aktivierung von CB2-Rezeptoren die Konzentration von<br />
Entzündungsbotenstoffen (Tumor-Nekrose-Faktor-Alpha, Interleukin-1-Beta,<br />
etc.) reduziert. Eine Forschergruppe aus der<br />
Schweiz, Italien und Deutschland wies nach, dass Beta-Caryophyllen<br />
auch solche Wirkungen ausübt. Die entzündungshemmende<br />
Wirkung von Beta-Caryophyllen trat bereits bei recht<br />
geringen Dosen auf. Bereits 1993 waren die unterschiedlichen<br />
entzündungshemmenden Effekte, darunter die Hemmung von<br />
Entzündungen des Magens bei Tieren, von Beta-Caryophyllen<br />
aufgefallen. Allerdings war dam<strong>als</strong> der Mechanismus noch<br />
unbekannt. Beta-Caryophyllen ist die erste Substanz in der<br />
Cannabispflanze, die Cannabinoidrezeptoren aktiviert, jedoch<br />
eine grundsätzlich andere Struktur wie klassische Cannabinoide<br />
aufweist. Daher stellt es einen neuen Typ von Cannabinoiden<br />
dar, die selektiv an den CB2-Rezeptor binden. Da dieses<br />
Terpen ein wichtiger Bestandteil des ätherischen Öls von Cannabis<br />
ist, könnte es zu den Gesamtwirkungen von Cannabiszubereitungen<br />
beitragen. Zudem wird Beta-Caryophyllen mit<br />
pflanzlicher Nahrung aufgenommen mit einer täglichen Aufnahmemenge<br />
von 10 bis 200 Milligramm. Daher könnte diese<br />
Substanz ein Nahrungsbestandteil sein, der entzündliche und<br />
möglicherweise weitere physiologische Prozesse über das Endocannabinoidsystem<br />
beeinflusst.<br />
Doktor-Hanfs Patienten Ecke 11<br />
Der Fall Marcel G.*<br />
Ich werde in die Kriminalität getrieben und da sollte der Staat<br />
einen Riegel vorschieben! Denn ich bin kein Spaßkonsument,<br />
ich gebrauche es aus therapeutischem Nutzen, um ein relativ<br />
schmerzfreies Leben führen zu können, obwohl ich nicht weiß,<br />
ob mein Fuß nach ein oder mehreren Operationen überhaupt<br />
mal wieder richtig gesund wird!<br />
Mit freundlichem Gruß, G.“<br />
Doktor Hanf:<br />
Wir können euch heute erfreulicherweise mitteilen, dass G. mittlerweile<br />
erfolgreich sein Antragsverfahren hinter sich gebracht<br />
hat.<br />
Auch er ist nun endlich Erlaubnisinhaber und darf Cannabis zu<br />
medizinischen Zwecken nutzen. An dieser Stelle möchten wir<br />
uns nochm<strong>als</strong> recht herzlich bei ihm für seine Offenheit bedanken<br />
und appellieren an alle weiteren Patienten, uns ihre Geschichte<br />
zukommen zu lassen und uns bei Fragen über oder<br />
auch während der Antragsstellung zu kontaktieren.<br />
Wege entstehen, indem man sie geht.<br />
Euer Doktor Hanf,<br />
www.doktor-hanf.de<br />
*Name von der Redaktion geändert<br />
Hanfdampf sieht anders aus<br />
apos für unter 100 Euro mit Keramikheizelement? Wow,<br />
V das klingt ja toll, hat sich das Hanf Journal Testerteam gedacht<br />
und gleich mal zwei Modelle im Netz bestellt. Den „Noble-Vapor“<br />
für 99 Euro und den „Top-Vapor“ für 69 Euro. Dann<br />
war der Praxistest dran.<br />
Der erste Test: Trocken ziehen. Beide Geräte schmecken nach<br />
Elektronik, Plastik und der Noble sogar nach Lösungsmitteln<br />
(wohl aus dem Gehäusekleber), wir beschließen, sowohl den<br />
Noble <strong>als</strong> auch den Top erstmal eine Stunde bei hoher Temeratur<br />
vorglühen zu lassen, damit die Produktionsrückstände<br />
verbrennen.<br />
Bei beiden Modellen ging das Aufheizen auf die Betriebstemperatur<br />
von 200° C ziemlich schnell, allerdings quoll aus dem<br />
Noble Vapor ein übel riechender, ganz feiner Qualm, während<br />
der Top-Vapor nur schlecht schmeckte und roch. Nach einer<br />
halben Stunde qualmte der Noble Vapor immer noch und das<br />
Team glaubte, ein eventuell defektes Gerät erhalten zu haben.<br />
Qualm steigt aus dem Mundstück des „Noble Vapors“ - Foto: marker<br />
Also wurde der Noble umgetauscht, doch das Austauschgerät<br />
bot dasselbe schlechte Bild. Nach einer halben Stunde Vorheizzeit<br />
quoll auch aus dem Austauschmodell der selbe übel<br />
riechende feine Qualm. Deshalb hat sich unser Team entschieden,<br />
den Noble-Vapor erst gar nicht mit Kräutern zu testen.<br />
Auch der „Top“ war nach einer halben Stunde nicht völlig frei<br />
von Nebengeschmack, allerdings bei Weitem nicht so ekelerregend<br />
wie beim „Noble-Vapor“. Beim eigentlichen Inhalationsprozess<br />
funktionierte der erste Zug dann auch ganz gut,<br />
allerdings sank die Temperartur immer direkt beim Ziehen um<br />
bis zu fünf Grad. Das sollte beim angepriesenen Keramikheizelement<br />
nicht passieren, deshalb haben wir auch das Innenleben<br />
der beiden Fernost-Importe ein wenig genauer unter die Lupe<br />
genommen.<br />
Beim Aufschrauben wird der Gestank, der aus dem „Noble“<br />
strömt, fast unerträglich, irgendetwas zwischen Tankstelle und<br />
Plastikfabrik hängt trotz 45 minütigem Vorheizen in der Luft.<br />
Das Innenleben ist billig, überall sind Kleberreste zu sehen.<br />
Hinter dem Heizelement befindet sich ein eingeklebter Plastikpropfen,<br />
aus dem Kleber und Plastikdämpfe ausströmen,<br />
die zuvor mitaufgeheizt werden. Widerlich. Der Hammer ist<br />
jedoch das „Keramikheizelement“. Es ist gar keins. Es handelt<br />
sich hier um eine gewickelte, hitzeresistente Folie, die mit<br />
einem Glühdraht umwickelt ist. Billiger <strong>als</strong> ein Lötkolben, der<br />
TÜV würde den Hersteller<br />
wahrscheinlich wegen versuchter<br />
Körperverletzung<br />
anzeigen. Das einzige, was<br />
hier aus Keramik ist, ist die<br />
Ummantelung des Temperaturfühlers.<br />
Als Krönung<br />
des Ganzen steigt der vorher<br />
erwähnte Qualm direkt<br />
aus dem Heizelement auf,<br />
irgendwo in den vielen Windungen<br />
der Folie kokelt es<br />
munter vor sich hin und wird<br />
direkt mitinhaliert. Eventuell<br />
liegt das daran, dass der<br />
Lüfter für das Heizelement<br />
an der f<strong>als</strong>chen Stelle angebracht ist, denn der pustet ganz nach<br />
Schildbürgerart schräg am Glühdraht vorbei. Da braucht‘s gar<br />
kein Weed, der „Noble“ macht auch so schön fett.<br />
Beim Holzmodell sieht es nicht ganz so schlimm aus, zwar<br />
strömt die warme Luft, anders <strong>als</strong> bei edlen Modellen, an der<br />
Elektronik vorbei, allerdings kokelt es hier nicht und der elek-<br />
Der Luftstrom passiert die Elektronik ohne Abschirmung - Foto: marker<br />
Links: Das Fake-Keramikheizelement - rechts: Ein echtes Keramikheizlement - Foto: marker<br />
tronische Silikongeschmack verschwindet nach den ersten fünf<br />
Anwendungen auch nicht ganz. Allerdings ist das Heizelement<br />
auch nicht aus Keramik, es handelt sich um ein baugleiches<br />
Heizelement wie beim Noble beschrieben. Dafür qualmt es<br />
nicht, es handelt sich wohl um die Edel-Variante des Billgheizelements.<br />
Fazit:<br />
Beide Vaporisatoren sind für die medizinische Anwendung<br />
ungeeignet, da bei beiden Modellen Dämpfe aus Bauteilen,<br />
beim Noble sogar Qualm, mit eingeatmet werden. Auch die<br />
Temperatur ist sehr instabil und macht eine genaue Steuerung<br />
und somit die Dosierung des Inhalats zur Glückssache.<br />
Beide Hersteller täuschen die Kunden, indem sie mit einem<br />
nicht existenten Keramikheizelement werben. Beim Noble ist<br />
dieser Etikettenschwindel sogar verantwortlich für Qualm aus<br />
Bauteilen, den der Käufer einatmet.<br />
Deshalb:<br />
Finger weg. Gute, elektronische Tischvaporisatoren gibt es<br />
nicht unter 200 Euro. Günstiger sind die Materialien, die einen<br />
rückstandsfreien Inhalationsgenuß versprechen, einfach<br />
nicht zu haben. Wer <strong>als</strong> Einsteiger nicht so viel Geld investieren<br />
möchte, sollte es lieber anfänglich mit einem ordentlichen Taschenvapo<br />
versuchen, da gibt es im Bereich zwischen 50 und<br />
140 Euro schon sehr ansehnliche Geräte.
6 #119 / 06.10<br />
#119 / 06.10 7<br />
guerilla growing<br />
KOMMENTAR<br />
guerilla growing / kommentar<br />
GEH' MIR nICHT Auf'n SACK<br />
Siebbeutel sind Ü B E R f L Ü S S I G<br />
In der April-Ausgabe des Hanf Journ<strong>als</strong> haben wir euch eine<br />
bisher vernachlässigte Methode der Wasser-Eishaschherstellung<br />
vorgestellt. Ohne feine Siebe hatte Henk allerfeinstes<br />
Haschisch von unschlagbarer Qualität aus seinen Schnittresten<br />
herausgewaschen. Die in Europa verbreitete Siebtechnik bei<br />
der Herstellung von Wasserhasch hingegen konnte da definitiv<br />
nicht mithalten. Also haben sich unsere beiden Experten hingesetzt<br />
und lange nachgedacht. So sind sie zwar auf die ein oder<br />
andere Idee gekommen, woran das gelegen haben könnte, zufrieden<br />
waren sie jedoch nur mit dem Ergebnis, nicht mit ihrer<br />
Theorie. Also haben sich die beiden Growexperten aufgeteilt:<br />
Henk hat sich in Amsterdam von guten Freunden noch einmal<br />
gut selektierte Schnittreste organisiert (98,5 Gramm) und<br />
Kimo hat sich auf die Suche nach mehr Informationen über die<br />
traditionelle Methode zur Haschherstellung ganz ohne Siebe<br />
begeben. Fangen wir mit Henk an:<br />
Der Test<br />
Auch dieses Mal hat der niederländische Kleingärtner wieder<br />
den XTR 1000 benutzt. Dieses Gerät aus den USA beschleunigt<br />
das Ablassen der Kristalle durch eine spezielle Schlauchkonstruktion,<br />
lässt sich mit ein wenig Zeitaufwand jedoch mit zwei<br />
Eimern, einem Spanngummi und einer alten Gardine auch prima<br />
selber konstruieren. Nach dem 60minütigen Einweichen<br />
der getrockneten Blattreste wurde das Gemisch wiederum 60<br />
Minuten gerührt. Dabei war nach 10 Minuten der Schlauch<br />
zum ersten Mal, nach 40 Minuten zum zweiten und nach einer<br />
Stunde fast zum dritten Mal voll. Insgesamt konnte Henk nach<br />
Trocknung und Pressung 17,5 Gramm Bubble Hasch von außergewöhnlich<br />
hoher Qualität in den Händen halten, bei 98,5<br />
Gramm ist das eine Ausbeute von 17,7(!) Prozent. Wiederum<br />
ohne Siebe benutzt zu haben. Also noch ein wenig besser <strong>als</strong><br />
beim letzten Mal, es lag <strong>als</strong>o definitiv kein Mess- oder Verfahrensfehler<br />
vor.<br />
Die Recherche<br />
Zur selben Zeit hat Kimo herausgekriegt, dass es bei der<br />
ganzen Sache nicht nur um Qualität, das beste Haschisch oder<br />
die bestmögliche Ausbeute geht, es geht schlichtweg um‘s gute<br />
alte Geld.<br />
Denn für jede der beiden Methoden gibt es Geräte, an denen<br />
ein paar Leute eine Menge Geld verdienen.<br />
Sowohl Siebbeutel <strong>als</strong> auch der XTR sind nicht gerade günstig<br />
in der Anschaffung, wobei der XTR oder ein vergleichbares<br />
Gerät in Europa gar nicht mehr zu haben sind. Wieso?<br />
Die Erfinder des XTR haben sich im Jahre 2000 nicht nur ihr<br />
Gerät, sondern auch die Methode in den USA und 2006 auch<br />
in Europa patentieren lassen. Das heißt, jeder der irgendetwas<br />
verkauft, das auf dieser Variante der Wasser-Eishaschgewinnung<br />
beruht, müsste den Erfinder des XTR fragen und/oder<br />
seiner Firma Lizenzgebühren zahlen. Das machen in Europa<br />
mit Ausnahme einiger Großhändler wenige, weil sie dadurch<br />
das Patent anerkennen würden. Die meisten Hersteller, darunter<br />
auch die zwei weltweit größten, behaupten, bei der Siebbeutel-Methode<br />
handele es sich um ein anderes Prinzip <strong>als</strong> bei<br />
der Wasser-Eishaschgewinnung. Das wiederum macht den<br />
Kimo stutzig:<br />
Werden die Trichome nicht bei beiden Methoden mit Hilfe<br />
von vier Grad kaltem Wasser von den Blättern getrennt, um<br />
sie dann später vom Wasser zu trennen? Wo liegt da der Unterschied?<br />
Die Siebe sind der signifikanteste, und wenn man<br />
sich die Gebrauchsanleitungen bei den Siebbeuteln durchliest,<br />
fällt zuerst auf, dass dort auch nichts von einer notwendigen<br />
Einweichzeit getrockneter Blätter steht.<br />
Die ist aber bei dieser Methode<br />
immens wichtig, da die Blätter ansonsten<br />
nicht geschmeidig genug<br />
sind, brechen und kleinste Teilchen<br />
an den Trichomen hängenbleiben,<br />
die dann mit den Harzteilen absinken.<br />
Henk hatte das beim direkten<br />
Vergleich Siebbeutel vs. XTR 1000<br />
(Ausgabe 04.10) bedacht und die<br />
Knipreste in beiden Geräten über 90<br />
Minuten einweichen lassen. So war<br />
ein direkter Vergleich noch aussagekräftiger.<br />
Die Testgeräte, Ausgabe 04.10<br />
Das Hasch ohne Siebe war definitiv<br />
sauberer <strong>als</strong> das gesiebte,<br />
die Ausbeute war quantitativ gleich, qualitativ aber Welten<br />
voneinander entfernt. Während bei der Siebmethode nur ein<br />
Bruchteil des gewonnenen Haschs höchste Reinheit aufwies<br />
(die 27µ und die 40µ Siebung), enthielt beim XTR ein Großteil<br />
des Endprodukts kaum Pflanzenteile.<br />
Das Buch<br />
Im Buch „Haschisch“ von R.C. Clarke wird die traditionelle<br />
Wasserhaschmethode sogar beschrieben (S. 184, S.295), allerdings<br />
am Beispiel von sehr kleinen Mengen in Wassergläsern.<br />
Der Autor stellt dann auf den nächsten Seiten eine „Weiterentwicklung“<br />
dieser einfachen Methode für größere Projekte <strong>als</strong><br />
das Wasserglas vor, auf der wahrscheinlich alle Missverständnisse<br />
in Sachen Wasser-Eishaschgewinnung beruhen: Anstatt<br />
einfach die Glasmethode in größeren Behältern durchzuführen,<br />
stellt der Autor den „Baba Bob‘s Aqua-X-Tractor“ vor.<br />
Beim „Baba Bob‘s Aqua-X-Tractor“ sind auf einmal Siebe im<br />
Spiel ( Abb.). Wozu? Das Pflanzenmaterial bleibt sowieso oben,<br />
Ice Hash ganz ohne Siebe - Foto: Peter Marks<br />
die Harze fallen auch ohne Sieb nach unten. Genauso sauber<br />
wie bei einer Essig-Öl Flasche aus dem Geschenkeladen. Große<br />
und kleine Trichome trennen? Wer trennt nach der Ernte große<br />
von kleinen Erdbeeren, um dann Brei draus zu machen? Der<br />
Pflanzenanteil und die Art und der Anteil der enthaltenen<br />
Terpene (ölige Geruchs- und Geschmackstoffe) sind für die<br />
Qualität und das gute Aroma von Haschisch verantwortlich,<br />
nicht die Größe der Trichome. Henk hat beim Praxistest auch<br />
noch festgestellt, dass man die Qualität ohne Siebe wunderbar<br />
durch die Rührzeit steuern kann. Während in den ersten 20-30<br />
Minuten wirklich nur reine Trichome ohne Pflanzenanteil herabrieseln,<br />
kommen danach immer mehr anhaftende Chlorophyll-Teilchen<br />
mit, das Wasser wird grün-braun und deshalb<br />
wird die Qualität des Haschs mit zunehmender Rührdauer ein<br />
ganz wenig schlechter. Es enthält jedoch, im Gegensatz zum<br />
Beutelhasch aus den gröberen (80-160µ) Siebungen, keinerlei<br />
sichtbaren Pflanzenteile, lediglich der Teint ist ein wenig<br />
grünlicher. Entscheidend für die Qualität sind deshalb nicht<br />
>>><br />
Foto: Extraktion mit Wasser - Hier noch ohne Siebe... 1 ... bringt „Baba Bob“ auf einmal Siebe ins Spiel. Alle Trichome die kleiner <strong>als</strong><br />
das letzte Sieb sind, gehen nun verloren - Foto: Baba Bobs Aqua-X-Tractor 1<br />
>>><br />
die Siebe, an denen bleiben zudem durch den Strudel beim Mixen<br />
oder beim Hochziehen kleine Schwebeteilchen hängen, die<br />
bei der Schwimm-Sinktrennung später wieder an die Oberfläche<br />
gestiegen wären. „Baba Bobs Aqua-X-Traktor“ würde ganz<br />
ohne Siebe, dafür aber mit einem Auslass für das trichomhaltige<br />
Wasser am Boden, viel bessser funktionieren.<br />
Diese Sink-Schwimmtrennung ist den Chinesen seit über 4000<br />
Jahren in der Medizin bekannt, deshalb war der so genannte<br />
Erfinder der Wasser-Eishaschgewinnung 1981 sicher nur der<br />
Überbringer uralter Traditionen an die westliche Welt. Seitdem<br />
überlegen viele, wie man mit diesem uralten Wissen Geld verdienen<br />
kann.<br />
Leider war „Baba Bob‘s Aqua-X-Tractor“ dann Grundlage für<br />
alle Säcke, wie auch immer sie heißen. Dass deren Verkaufspreis<br />
den Materialwert um das Zigfache übersteigt, könnte<br />
man vielleicht akzeptieren, wenn es sich um eine gute Idee,<br />
die klug vermarktet wird, handelt. Doch was die Sache bei den<br />
Säcken dann wirklich heikel macht, ist die Tatsache, dass sie<br />
den Trennungsprozess im Prinzip stören und so im Vergleich<br />
zur traditionellen, sieblosen Trennung noch schlechter geeignet<br />
sind <strong>als</strong> Baba Bob‘s „Erfindung“. Denn das Herausziehen der<br />
Beutel nach oben verwässert das Haschisch noch schlimmer. Es<br />
verursacht einen Strudel, der die Sink-Schwimmtrennung wieder<br />
rückgängig macht und so kleine Pflanzenteile mit den Trichomen<br />
durch das Sieb wandern, die vorher an der Oberfläche<br />
geschwommen sind. Kurzum: Das Endprodukt ist schlechter<br />
<strong>als</strong> beim Einsatz einfachster Mittel und kostet eine Menge Kohle.<br />
Die Verwirrung über das Prinzip der Sink-Schwimmtrennung<br />
geht soweit, dass selbst ein Hersteller eines vom Prinzip her<br />
guten Gerätes den Gebrauch seines eigenen Produkts f<strong>als</strong>ch erklärt.<br />
Beim „Top-Zeef“ Ice Hasch Eimer müsste man nach dem<br />
Rühren den Eimer lediglich in einen 45 Grad Winkel stellen und<br />
eine Weile warten. Dann könnte man das trichomhaltige Wasser<br />
einfach durch einen Kaffefilter ablassen. Fertig. Das mitgelieferte<br />
Sieb lässt leider einen guten Teil der Trichome durch<br />
und wenn man das Gerät laut Gebrauchsanweisung bedient,<br />
bleibt die Hälfte der Kristalle ungenutzt am Boden des Eimers,<br />
weil das Auslassloch nicht bündig mit dem Eimerboden ist.<br />
Wer das alles nicht glaubt, kann ja mal folgendes ausprobieren<br />
(am Computermodell, nicht in echt und nicht in Deutschland):<br />
Die einfachste Methode zur Wasser-Eishaschgewinnung hat<br />
Henk in der April Ausgabe beschrieben, im Prinzip genau so<br />
wie es R.C. Clarke auf dem Foto abgebildet hat.<br />
Nachdem die Pflanzenreste aus dem Glas vorsichtig abgeschüttet<br />
wurden, nehme man das trichomhaltige Wasser und<br />
kippe es durch fünf Siebbeutel (27-160µ) und danach noch<br />
durch einen Kaffeefilter.<br />
Man wird feststellen, dass …<br />
1. die Qualität in allen Sieben gleich ist, egal wie groß die<br />
Trichome sind.<br />
2. im Gegensatz zur Beutelmethode auch im groben Sieb<br />
keine Grünfärbung zu sehen ist<br />
3. auch im Kaffeefilter nach dem feinsten Sieb noch einiges<br />
enthalten ist, was sonst in den Ausguss gewandert wäre.<br />
Wer möchte, kann das so gewonnene Hasch-Wassergemisch<br />
dann noch einmal durch Siebe von 27- 80µ gießen.<br />
Dann kann man sehen, dass die Qualität bei allen Siebungen<br />
identisch ist, obwohl die Trichome jetzt ganz fein nach Größe<br />
sortiert sind. Erdbeermarmelade aus kleinen, süßen Erdbeeren<br />
schmeckt halt genauso wie eine aus großen, süßen Erdbeeren<br />
des gleichen Feldes. Sehr lecker und genau gleich.<br />
Fazit:<br />
Henk und Kimo können nur davon abraten, zur Herstellung<br />
von reinstem Haschisch unter Verwendung von Wasser<br />
und Eis Siebe zu benutzen, da es die traditionelle, effektivste<br />
Methode im wahrsten Sinne des Wortes qualitativ verwässert.<br />
Leider wird auf dem europäischen Markt kein erschwingliches,<br />
vernünftiges Gerät zur Wasser-Eishaschgewinnung angeboten,<br />
ein Import eines solchen Gerätes aus den USA ist aufgrund der<br />
anfallenden Zollgebühren sehr kostenintensiv. Doch<br />
auch die einfache Konstruktion mit zwei Eimern,<br />
einem Mixer und einem sehr groben Sieb, die man<br />
unter iceold.org bestaunen kann, bringt mit ein wenig<br />
Geduld wirklich erstaunliche Ergebnisse.<br />
1 Quelle:<br />
R.C. Clarke: „Haschisch - Geschichte, Kultur, Inhaltsstoffe, Genuss, Heilkunde,<br />
Herstellung“ - AT Verlag, 2000, Aarau, Schweiz.<br />
(Original: „Hashish!“, Red Eye Press, 1998, Los Angeles, USA)<br />
Foto: Extraktion mit Wasser S. 184.<br />
Illustration: Baba Bobs Aqua-X-Tractor S. 296.<br />
Mit freundlicher Genehmigung vom AT Verlag<br />
eine Pflanze ist illegal“ - mit diesem Slogan warb ein<br />
„K bekannter deutscher Gartenbedarfshop jahrelang<br />
um seine Kunden. Der Gründer und Inhaber dieses Unternehmens<br />
war Hanf-Aktivist mit Leib und Seele, der Wunsch nach<br />
einer rationalen Hanfpolitik war einmal annährend so wichtig<br />
wie der Umsatz. Doch das ist seit Februar 2010 Geschichte.<br />
Denn vor einigen Jahren sind zwei entscheidende Dinge geschehen:<br />
Der erwänhte Geschäftsgründer verstarb unerwartet<br />
und in Aachen startete die Staatsanwaltschaft die „Aktion<br />
Sativa“, in deren Verlauf viele Kunden eines speziellen Ladens<br />
gebusted wurden. Dam<strong>als</strong> hatten diese beiden Fakten<br />
nichts miteinander zu tun, im Jahre 2010 haben sie durch die<br />
unglückliche Verkettung einiger Ereignisse dazu geführt, dass<br />
der einst aktivste Unterstützerladen der Hanfszene nichts<br />
mehr mit der Pflanze zu tun haben möchte. Nicht einmal mal<br />
politisch, theoretisch oder auch nur rein hypothetisch.<br />
Wieso? Das Urteil gegen den zuvor erwähnten Aachener<br />
Growshop hat Anfang des Jahres unbegründete Panik verbreitet,<br />
die ganz und gar nicht angebracht ist. Growshops sind<br />
nach wie vor legal, nach wie vor dürfen deren Besitzer und<br />
Angestellte nicht zum Anbau von Cannabis beraten. Das ist<br />
jedoch nicht neu und wird auch von allen seriösen Growshops<br />
spätestens seit der „Aktion Sativa“ so gehandhabt.<br />
Auch der Verkauf von Cannabisliteratur ist eindeutig legal.<br />
Einer der vor Gericht meistbeachteten Kommentare zum<br />
BtMG ist der „Körner-Kommentar“ des vor kurzem pensionierten<br />
bisherigen Oberstaatsanwaltes in Frankfurt, Hans Harald<br />
Körner.<br />
Körner spricht bei einem „Growshop“ sogar explizit von<br />
einem Laden, der Anbauzubehör für Drogenpflanzen verkauft.<br />
Der Betrieb eines Growshops sei laut Körner (neueste, 6. Auflage)<br />
kein Verstoß gegen das BtMG, solange kein „Bezug zu<br />
einem bestimmten BtMG-Delikt“, <strong>als</strong>o. einem „konkreten Anbau“<br />
gegeben ist, sprich: Solange nicht konkret zum illegalen<br />
(Hanf-)Anbau beraten werde. Auch der Verkauf von Büchern,<br />
die den Anbau von Hanf oder Marihuana erläutern, sei demnach<br />
kein Problem.<br />
In der Praxis ist der konsequente Verzicht auf Anbauberatung<br />
auch vollkommen ausreichend. Einfache Schritte wie die<br />
Erweiterung des Sortiments um Gartenbaubücher und Nutzpflanzensamen<br />
oder die „Entlinkung“ von Anbauforen sind<br />
manchmal ebenso nachvollziehbar und je nach lokaler Stimmungslage<br />
auch verständlich. Ein seriöser Growshop muss<br />
sich und seine Kunden schützen, indem er dafür sorgt, dass<br />
im Laden oder durch das Personal keine Straftaten stattfinden<br />
und so die Polizei keinen Vorwand hat, Kunden zu schädigen.<br />
Weitreichendere Schritte sind vorauseilender Gehorsam,<br />
und genau das ist das Ziel aller Einschüchterungsversuche<br />
seitens derer, denen Growshops ein Dorn im Auge sind. Einmal<br />
ausgemusterte Bücher müssen später nicht mehr verbrannt<br />
werden.<br />
Diese Untertanen Mentalität ist verantwortlich dafür, dass wir<br />
in Europa immer die Letzten sind, wenn es gilt, sich gegen offensichtliche<br />
Mißstände zu wehren. Kein Growshop muss auf<br />
einmal alle Hanfblätter entfernen, alles, was auch nur entfernt<br />
mit Hanf oder Kiffen zu tun hat, aus dem Sortiment nehmen<br />
oder gar aus dem DHV austreten.<br />
„Beiße nicht die Hand, die dich füttert“. Das heißt in diesem<br />
Falle: „Hör nicht auf, für die legitimen Belange deiner Kunden<br />
zu kämpfen, nur weil sie illegal sind.“<br />
Andere Grow-Läden in Köln wollten das Plakat des Hanftags<br />
nicht aufhängen, weil es zu „aggressiv“ sei. „Verstecken ist<br />
nicht mehr“, so das diesjährige Motto, zu aggressiv? An wen<br />
verkauft ihr denn eure Lampen und den Dünger? Klar, man<br />
muss sich an die Gesetze halten, nicht mehr, nicht weniger.<br />
Aber selbst in Bayern und Baden-Württemberg können Szeneläden,<br />
die sich an die Regeln halten, existieren und Growequipment<br />
sowie Paraphernalien verkaufen und nebenbei für<br />
eine gerechtere Hanfpolitik eintreten. Es gibt in Deutschland<br />
kein rechtskräftiges Urteil gegen einen Grow- oder Headshopbetreiber,<br />
der seine Kunden nicht direkt zum Hanfanbau beraten<br />
hätte. Und selbst da gibt es nur das eine Urteil, bei dem<br />
der betroffene Laden wirklich alle Growshopper-Regeln missachtet<br />
hatte, die möglich sind. Er hat direkt beraten, selbst<br />
(mit)angebaut, vercheckt und angeblich sogar Anlagen gegen<br />
Weed getauscht. Klar, dass der keinen Growshop mehr betreiben<br />
darf, weil er einfach Mist gebaut hat.<br />
Der Autor dieses Artikels hat selbst jahrelange Erfahrung<br />
hinter der Growshoptheke und weiß aus eigener Erfahrung,<br />
dass die Vermeidung der Worte Hanf, Grasanbau, Weed<br />
usw. spätestens seit der „Aktion Sativa“ zum Handwerkszeug<br />
eines jeden Growshoppers gehören müssen. Rechtlich<br />
geschultes Personal ist besser <strong>als</strong> der Rundum-Schlag à la<br />
Frankreich: Weil es dort juristisch wirklich heikel ist, einen<br />
Growshop halbwegs offen zu betreiben, gibt es in Frankreich<br />
nur „Hydro-Shops“ ohne jedweden Bezug zur Hanfpflanze.<br />
Die französischen Growshopbetreiber würden sich über eine<br />
Rechtslage wie in Deutschland freuen und sofort ihre Konzepte<br />
anpassen und so arbeiten, wie die Growshops in den<br />
meisten EU-Ländern, darunter auch Deutschland. Wenn es<br />
aber alle so machen wie der einstm<strong>als</strong> aktive Unterstützerladen<br />
aus einer deutschen Hansestadt, der seine Wurzeln<br />
verleugnet, gibt es in zehn Jahren dann auch hier noch so<br />
genannte „Hydro-Shops“. Ohne dass ein Staatsanwalt oder<br />
Richter einen Finger krumm gemacht hat. Alle tun so, <strong>als</strong> ob<br />
sie zu Hause Gewürze anbauen und lügen sich grinsend gegenseitig<br />
in die Tasche, während die Legalisierungslobby um<br />
den DHV Insolvenz anmeldet und nach Kalifornien auswandert.<br />
Die Kleingärtner, die einfach mal Pech hatten, werden<br />
immer noch weggesperrt und der kommerzielle Anbau ist endgültig<br />
in der Hand organisierter Banden. Hydro-Shop Besitzer<br />
fahren dicke Karren, können sich ungestrecktes Weed für 30<br />
€/Gramm leisten und im Laden ist nicht einmal mehr ein virtuelles<br />
Grasblatt zu sehen. Dafür ist es der Pharma-Industrie<br />
gelungen, alle Cannabinoide zu synthetisieren, verkehrsfähig<br />
zu machen und sie gewinnbringend zu verkaufen. Der Anbau<br />
einer Pflanze ist selbst für Cannabis Patienten noch immer<br />
ausnahmslos verboten.<br />
Schöne Aussichten. KIMO
8<br />
#119 / 06.10<br />
#119 / 06.10 9<br />
wirtschaft hanf cooltour<br />
Hitzefrei durch den Sommer?<br />
Der Easy Analoog regelt das schon<br />
neu bei GiB. Klimakontroller mit starken 16 Ampere<br />
nicht nur die Sommerhitze ist dem optimalen Klima im<br />
Privatpflanzraum immer wieder abträglich, auch zu trockene<br />
Wohnungsluft, zu kalte Zuluft oder ein zu lauter Lüfter<br />
spielen ambitionierten Hobbygärtnern üble Streiche.<br />
Der Easy Analoog 16 A regelt die gewünschte Temperatur<br />
und Luftfeuchtigkeit auch in etwas größeren Räumen mit entsprechender<br />
Lichtleistung. Anders <strong>als</strong> die meisten Klimageräte<br />
bietet er die Option, auch einen Ventilator, ebenfalls Drehzahl<br />
geregelt, anzuschließen und sorgt so neben einem guten Klima<br />
immer für die optimale Luftzirkulation im Pflanzraum.<br />
Gut und solide verarbeitet bietet der Easy Analoog insgesamt<br />
Anschlussmöglichkeiten für drei Geräte, neben dem Ventilator<br />
können natürlich Zu- und Abluft angeschlossen und geregelt<br />
werden. Ein externer Fühler mit einem 1,50 Meter langen Ka-<br />
bel sorgt dafür, dass Temperatur und Luftfeuchtigkeit immer<br />
genau am gewünschten Punkt im Raum bestimmt werden<br />
können. Entweder über die Auto-Funktion oder einfach per<br />
Hand können die maximale und minimale Drehzahl sowie<br />
der gewünschte Temperaturbereich genau eingestellt werden<br />
und somit kann das Raumklima mit Unterstützung der Klimageräte<br />
optimal gesteuert werden. Der Easy Analoog verfügt<br />
zudem über eine austauschbare Sicherung, so dass die angeschlossenen<br />
Geräte bestmöglich geschützt werden.<br />
Das solide Helferlein und eine Menge andere, hochwertige elektronische<br />
Klimacontroller findet ihr bei der Grow In AG. Entweder<br />
im Shop in der Kaiserin-Augusta-Allee 29 in 10553 Berlin,<br />
geöffnet werktags von 10.30-18.30 Uhr, sonnabends 10.30-14<br />
Uhr oder einfach online im Webshop von www.grow-in-berlin.de<br />
Händleranfragen in der Flottenstr. 24c in 13407 Berlin sowie unter<br />
030 34 99 80 70 sind ausdrücklich erwünscht.<br />
Gebongt - Der Vapocane<br />
Der Messesieger der cannaTrade verzaubert eure Bong<br />
Viele Bongraucher sind noch nicht auf einen Vaporisator<br />
umgestiegen, weil bei den günstigen und kleinen Einsteigergeräten<br />
der „Kick“ fehlt, Geräte mit dem berühmten „Kick“<br />
sind erst ab 200 Euro zu haben, meist nicht transportabel und<br />
von einer Stromquelle abhängig. Der Hersteller der Vapbong,<br />
Solwe, hat sich nun eine Lösung ausgedacht, die aus jeder Bong<br />
mit nur wenigen Handgriffen einen Vaporisator macht, in jede<br />
Westentasche passt und zudem ohne Strom betrieben wird.<br />
Der „Vapocane“ besteht aus einem Heizelement aus Glas und<br />
einem Kräuterreservoir, die beide mit einem handelsüblichen<br />
14,4 mm Schliff versehen sind. Besitzer einer 18,8 mm Bong können<br />
einfach einen 14,4 auf 18,8 mm Adapter aus dem Headshop<br />
ihres Vertrauens erwerben. Kräuterreservoir und Heizelement<br />
werden einfach statt des normalen Köpfchens auf die Bong gesteckt<br />
und das Heizelement wird am oberen Ende mit einem<br />
Sturmfeuerzeig, oder beser noch mit dem Vapocane-Burner,<br />
erhitzt. Im Vergleich zu anderen flammenbetriebenen Vaporisierern<br />
kann der Benutzer zwischen direktem und indirektem<br />
Flammeneinsatz wählen, wobei wir den indirekten immer vorziehen<br />
würden, weil bei dieser Anheizmethode ein Anbrennen<br />
der Kräuter auch bei etwas zu hohen Temperaturen vermieden<br />
wird. Zusätzlich wird der Vapocane Vaporisieraufsatz in einer<br />
praktischen Schutzhülle im Stiftdesign geliefert. So kann man<br />
das gute Stück unauffällig und problemlos zu Freunden mitnehmen,<br />
um die Pfeife des Gastgebers <strong>als</strong> lungenschonenden<br />
Vaporisierer zu verwenden.<br />
Wieder einmal hat Solwe auch mit dem Vapocane ein verblüffend<br />
einfaches Gerät, das allen Ansprüchen des gehobenen<br />
Verdampferlebnisses gerecht wird, auf den Markt gebracht, das<br />
auch vom fachkundigen Publikum auf der Cannatrade dankend<br />
angenommen und bestimmt nicht ganz ohne Grund zum<br />
besten Produkt gewählt wurde. Den Vapocane gibt es in drei<br />
verschiedenen Ausführungen, „clear“, „gold“ und „white“, ab<br />
47,60 Euro in jedem gut sortierten Headshop.<br />
Mehr infos zum Vapocane gibt es unter: www.vapocane.com<br />
Fotos: Vapocane<br />
Black Leaf<br />
Absinthe<br />
Auferstanden von den Toten<br />
Fotos: neardark.de<br />
Absinthe hat eine lange und sagenumwobene Vergangenheit.<br />
Erfunden um 1770, avancierte der Absinthe wohl<br />
auch wegen der ihm nachgesagten euphorisierenden und aphrodisierenden<br />
Wirkung zum Kultgetränk Nr.1 des 19.Jahrhunderts.<br />
Bekannt wurde der Absinthe <strong>als</strong> die grüne Fee, die Muse<br />
vieler berühmter Maler, Denker und Dichter wie Picasso, van<br />
Gogh, Hemingway und anderen. Bereits im Jahre 1915 war das<br />
Getränk in einer Reihe europäischer Staaten und den USA wegen<br />
seines psychoaktiven Wirkstoffes „Thujon“ wieder verboten.<br />
In der heutigen Zeit erlebt der Absinthe eine Wiedergeburt<br />
und ist <strong>als</strong> Szenegetränk aus Bars, Discos und der Gastronomie<br />
nicht mehr wegzudenken.<br />
Der „Black Leaf“ Absinthe ist zuerst einmal schon durch die<br />
kristallene Totenkopfflasche ein Blickfang in jeder Bar. Er wird<br />
nach einem Schweizer Originalrezept u.a. aus Wermuth (Artemisia<br />
Absinthium) und vielen anderen hochwertigen Pflanzen<br />
und Kräutern mit der gesetzlich festgelegten Höchstgrenze von<br />
35mg/l Thujon hergestellt.<br />
Die klassische Variante: Einen Absinthelöffel<br />
mit einem Stück Würfelzucker<br />
auf ein Glas legen, ca. 4 cl<br />
„Black Leaf“ Absinthe darüber träufeln<br />
und anzünden. Der Zucker<br />
karamellisiert. Im Mischungsverhältnis<br />
1:3 mit eiskaltem<br />
Wasser ablöschen. Die typische<br />
Absinthe Trübung<br />
setzt ein, umrühren, fertig.<br />
Auch für Longdrinks,<br />
Cocktails oder zum Kochen<br />
ist der unheimlich<br />
leckere „Black Leaf“ Absinthe<br />
bestens geeignet.<br />
Black Leaf Absinthe<br />
Inhalt 0,5 l, 55% vol.<br />
Erhältlich beim Black Leaf<br />
Dealer ihres Vertrauens.<br />
www.neardark.de<br />
GMM 2010 - so war’s<br />
D er<br />
200 Hartgesottene marschieren wacker - Berlin<br />
Global Marijuana March (MMM) findet (fast) zeitgleich<br />
in über 300 Städten weltweit statt. Am ersten und zweiten<br />
Wochende im Mai demonstrierten nicht nur in Berlin und Frakfurt/M.<br />
zahlreiche Menschen friedlich für die Re-legalisierung<br />
von Hanf. Das Hanf Journal hatte in Berlin (D), Frankfurt/M<br />
(D), Prag (CZ), Kiev (UA), Dniepropetrovsk (UA) und Toronto<br />
(CA) Korrespondenten vor Ort.<br />
Berlin, Hanftag. 8. Mai 2010:<br />
Verstecken ist nicht mehr<br />
Das Motto hat die Berliner Polizei wohl allzu wörtlich genommen<br />
und just genau zum Hanftag mal wieder ordentlich Präsenz<br />
gezeigt. Ab 13.00 Uhr versuchten viele Teilnehmer, sich<br />
zum Brandenburger Tor durchzuschlagen. Das war ob des geballten<br />
Polizeiaufgebots nicht einfach, die Beamte hatten den<br />
gesamten Platz abgeriegelt und filzten jede/n potentielle/n Teilnehmer/in<br />
sowie den ein oder anderen unbeteiligten Touristen,<br />
der nach „Kiffer“ aussah. Schön weit sichtbar, damit es sich alle<br />
auf dem Weg befindlichen Sympathisanten noch weit vor dem<br />
Pariser Platz anders überlegen sollten konnten. Der Einsatz<br />
der Ordnungshüter sorgte schon vor der eigentlichen Demo<br />
für den traurigen Höhepunkt des Tages. So hat es die Berliner<br />
Polizei wieder einmal geschafft, Menschen davon abzuhalten,<br />
friedlich für die Freigabe von Hanf zu demonstrieren, wie es<br />
offiziell heißt „zum Schutze des Veranstalters vor potentiell zu<br />
erwartenden Straftaten“. In Frankfurt /M. wurden die Hanfaktivisten<br />
gerade mal von zwei Polizeimotorrädern begleitet,<br />
während Berlin mehr Polizisten <strong>als</strong> Demonstranten aufbietet.<br />
Wie groß ist die Angst vor den eigenen Bürgern geworden, eine<br />
Demo, auf die wahrscheinlich nicht mehr <strong>als</strong> 1000 Menschen<br />
gekommen wären, unter einem fadenscheinigen Vorwand im<br />
Vorfeld auf 200 zu dezimieren?<br />
Wer es dann unbehelligt durch die Filzkolonne geschafft hatte,<br />
konnte sein Wissen über den aktuellen Stand bundesdeutscher<br />
Hanf-Realität ab 14:30 durch Beiträge von Georg Wurth<br />
(Deutscher Hanfverband, DHV), Steffen Geyer (usualredant.<br />
de), Locke (Hanfparade), Rolf Ebbinghaus (Hanfmuseum), den<br />
Jungen Liberalen sowie der Berliner Piratenpartei erweitern.<br />
Schon bevor der Demozug gegen 15:15 endlich loszog, waren<br />
dann kaum mehr Teilnehmer <strong>als</strong> Politzisten übrig, der Veranstalter<br />
geht von 200 Demonstranten aus. Vom Brandenburger<br />
Tor bewegte sich die diskriminierte Menge durch die Berliner<br />
Mitte lautstark zum „Yaam“, wo dann endlich ohne weitere Belästigungen<br />
und ohne weitere Vorkommnisse bis zum nächsten<br />
Morgen gefeiert werden konnte. (Video siehe Seite 2)<br />
KIMO<br />
Frankfurt, 8. Mai 2010:<br />
„Bei 4000 habe ich aufgehört zu<br />
zählen“<br />
Der GMM: Ein „cross-over“ der Legalizer aus verschiedenen<br />
Parteien und Organisationen. Frage: “Wie viele waren wir eigentlich?“<br />
Antwort eines Teilnehmers: „Oh, bei 4000 habe ich<br />
aufgehört zu zählen!“<br />
Verarscht! Es drückten sich zwar wirklich Tausende durch<br />
die Frankfurter Innenstadt, doch bei unserer Global Marijuana<br />
March Kundgebung fanden sich ungefähr 100 Interessierte<br />
ein.<br />
Die Kundgebung stand unter dem Motto: „Prohibition tötet!“<br />
und Redner von „Die Linke“ in Hessen (Ulrich Wilken), „Piraten“<br />
(Jochen Löblein), „J.E.S.“ Frankfurt (Christian Holl) und<br />
Grüner Hilfe (Jo Biermanski) prangerten die momentanen Praxis<br />
in der Drogenpolitik in Deutschland und weltweit an. Der<br />
angekündigte Redner von der Grünen Jugend war leider in der<br />
Anti-Nazi-Demo hängengeblieben. Sie forderten eine Entkriminalisierung<br />
des Drogenkonsums, die Legalisierung von Cannabis<br />
und vor allem auch Drug-Checking. Die weitestgehende<br />
Forderung war die nach der Abschaffung des BtMGs!<br />
Nach gut zwei Stunden spazierten wir dann zum Main. Angeführt<br />
von zwei grün-weißen Motorrädern ging es durch die<br />
Frankfurter Innenstadt – mal mehr, mal weniger laut.<br />
Am Mainufer beendeten wir die Veranstaltung offiziell. Doch<br />
wir werden wiederkommen bis die Vernunft gesiegt hat!<br />
Wir suchten uns ein schönes Fleckchen in der Sonne und ließen<br />
den Tag gebührend ausklingen.<br />
Ingrid Wunn, Sprecherin der Hanf-Initiative Frankfurt<br />
„Hai am Main“<br />
www.hanf-initiative.de<br />
Prag 8. Mai 2010:<br />
GMM 2010 – Ein Tag der Freiheit<br />
Bereits zum 13. Mal fand der von Legalizace.cz veranstaltete<br />
GMM in der Hauptstadt der Tschechischen Republik statt.<br />
Die Teilnehmerzahl wächst im liberalen Tschechien von Jahr<br />
zu Jahr, waren es vergangenes Jahr noch 10.000 Teilnehmer, so<br />
demonstrierten am 8. Mai 2010 bereits 12.000 Menschen für die<br />
Gleichstellung von Hanf mit den legalen Drogen Tabak und<br />
Alkohol.<br />
Laut der Veranstalter kamen nicht nur Menschen aus der<br />
Tschechischen Republik, der GMM in Prag hat sich zu einer<br />
internationalen Kulturveranstaltung entwickelt, die auch viele<br />
Menschen aus den Nachbarländern anzieht. (Anm. Der Redaktion:<br />
Waren wohl viel Bayern da ;-), is‘ ja auch näher und chilliger<br />
<strong>als</strong> der Hanftag in Berlin).<br />
Überwältigt vom großen Zuspruch sagte Robert Veverka,<br />
Sprecher von Legalizace.cz: „Die Kundgebung und das anschließende<br />
Event im Parukářka Park fand nicht nur landesweit<br />
großen Zuspruch, vor allen Dingen bei der jüngerern<br />
Bevölkerung. Sie sind hierher gekommmen, um zu demonstrieren<br />
und Spaß dabei zu haben. Sie wollen zeigen, dass der<br />
Rückhalt in der Bevölkerung zunimmt und viele Menschen<br />
von der Idee der Legalisierung überzeugt sind. Eine Umfrage<br />
des Meinungsforschungs-Instituts „SANEP“ im Jahr 2009 hat<br />
gezeigt, dass sich fast 50 % der Bürger/Innen eine Legalisierung<br />
vorstellen können.“<br />
Auf dem Gelände gab es drei Bühnen, auf denen zahlreiche<br />
Reggae-, HipHop- und Techno-Acts zu bewundern waren, es<br />
gab Hanfessen und -Getränke, Infostände und natürlich war<br />
unsere Schwesterzeitschrift „Konoptikum“ mit zahlreichen<br />
Helfern vor Ort. Die zahlreich ausliegenden Exemplare der<br />
GMM-Sonderausgabe sowie die Mai-Ausgabe waren schon<br />
nach kurzer Zeit vergriffen. Die Polizei war immer präsent,<br />
sah aber keinen Grund, den Ablauf der Veranstaltung zu behindern.<br />
Alles verlief friedlich. Der Pressesprecher der Prager<br />
Polizei, Andrea Zoulova, sagte: „Trotz der hohen Teilnehmerzahl<br />
verlief die Demonstration perfekt. Es gab keinerlei größere<br />
Zwischenfälle und wir mussten im Verlauf der Veranstaltung<br />
nicht eingreifen.“<br />
Zum Abschluß der großen Party erinnerte Robert Veverka<br />
noch einmal daran, dass man kommendes Jahr auf jeden Fall<br />
wiederkommen werde, jedoch lieber um die Legalisierung zu<br />
feiern <strong>als</strong> für sie zu demonstrieren. Und so konnten die zahlreichen<br />
Teilnehmer/innnen den chilligen Tag in einem der zahlreiche<br />
Prager Clubs ausklingen lassen, die in der Nacht zum 9.<br />
Mai mit einer After-Party den GMM die ganze Nacht durchzelebriert<br />
haben.<br />
Petr / Übersetzung: KIMO<br />
Kiev, 15. Mai 2010:<br />
Freiheit in Ketten<br />
Volle Straßen, super Stimmung - Prag<br />
Am Tag vor dem GMM wurde die Veranstaltung von den örtlichen<br />
Behörden verboten. Zehn Einsatzwagen der Spezialeinsatzkräfte<br />
standen am Versammlungsort mit offenen Türen<br />
bereit, um den potentiellen Teilnehmern zu zeigen, was sie erwartet.<br />
Am gleichen Tag feierte die Ukrainische Regierung den<br />
„Europa-Tag“, weshalb überall Touristen, Journalisten und offizielle<br />
Verteter aus den EU-Länder unterwegs in Kiev waren.<br />
Die Polizei drohte den Organisatoren im Vorfeld des GMM,<br />
sie zu verhaften, sollten sie die geplante Demonstation trotz<br />
des Verbots veranstalten. Das veranlasste die Aktivsten zu der<br />
Entscheidung, eine radikale Form des passiven Widerstands zu<br />
wählen. 12 Aktivisten trafen sich vor dem Außenministerium,<br />
wo gerade die offiziellen EU-Feierlichkeiten stattfanden. Dort<br />
entfalteten sie ein Transparent mit der Aufschrift „Ist heute Europatag?“<br />
und der Organisator des GMM und Chefredakteur<br />
der „Konopravda“, Taras Ratushnyy, kettete sich symbolträchtig<br />
an den Zaun des Gebäudes.<br />
„Wir haben keine andere Möglichkeit <strong>als</strong> diese, unsere (Meinungs)-Freiheit<br />
in diesem Land zu bewahren, die Menschen<br />
zu schützen, die unsere Forderungen unterstützen,“ sagte der<br />
ukrainische Hanf-Aktivist. Während seine Mitstreiter mit den<br />
Medienvertetern vor Ort sprachen und ihre Forderungen erläuterten,<br />
kamen annährend 200 GMM Teilnehmer dazu.<br />
Taras und die anderen Teilnehmer fordern, das Thema Drogenpolitik<br />
und den Krieg, den die Drogen zum Thema einer<br />
Parlamentssitzung zu machen, die Polizeiwillkür und deren<br />
Involvierung beim Drogenhandel aufzudecken sowie eine Generalamnestie<br />
für Hanfkonsumenten, die zur Zeit eine Gefängnisstrafe<br />
verbüßen.<br />
„Der GMM in Kiev ist verlegt, um Provokationen (seitens der<br />
Polizei) zu vermeiden und um die Möglichkeit zu wahren, gegen<br />
das Verbot vorzugehen.“ lautete die offizielle Stellungnahme<br />
der Veranstalter. Die Polizei stand die ganze Zeit über passiv<br />
dabei, die Anwesenheit der Journalisten hinderte sie jedoch<br />
offensichtlich daran, Verhaftungen vorzunehmen. Die Beamte<br />
trafen nichtsdestotrotz Vorbereitungen, die festgekettete Person<br />
nach dem Abzug der Pressevertreter festzunehmen, Spezialwerkzeug<br />
und eine Motorsäge standen schon bereit. Nach 90<br />
Minuten begann sich die Versammlung aufzulösen, ohne dass<br />
jemand festgenommen worden war. Als die letzte Gruppe den<br />
Ort sicher verlassen hatte, öffnete der festgekettete Aktivist unvermittelt<br />
die Vorhängeschlösser und entzog sich dem Zugriff,<br />
indem er blitzartig auf dem Rücksitz eines Motorrads verschwand.<br />
An diesem Tag wurde niemand festgenommen und alle<br />
Teilnehmer erhielten Asyl auf dem Gelände eines 500 Meter<br />
entfernt stattfindenden Reggae-Festiv<strong>als</strong>.<br />
T.Rat<br />
Dniepropetrovsk, 22.Mai:<br />
Straßentheater gegen Nazis<br />
Nazi vs. Schmusebär - Dniepropetrovsk<br />
In Dniepropetrovsk sind die Behörden ein wenig liberaler,<br />
hier kann nur ein Richterspruch eine friedliche Demonstration<br />
verhindern. So wurde der MMM auch für den 22. Mai angemeldet<br />
und genehmigt. Ist eine Demonstation von offizieller<br />
Seite trotzdem nicht erwünscht, so wird der Versammlungsort<br />
einfach ein paar Stunden vorher für eine Gegenkundgebung<br />
vergeben. Dann kann auch die Polizei die eigentliche Demo<br />
kurzerhand verbieten, um die Sicherheit zu gewährleisten. In<br />
den vergangenen Jahren haben ukrainische Nazis mit der Forderung<br />
„für ein gesundes Leben“ die Durchführung des GMM<br />
mit der zuvor beschriebenen Taktik immer wieder erfolgreich<br />
verhindert.<br />
In diesem Jahr gab es dann aber sehr früh morgens eine Gegen-Gegen-Demo.<br />
Ein „Straßentheater gegen Nazis“ verteilte<br />
Blumen an die Passanten, verwickelte Anwesende ins Gespräch<br />
und suchte den Dialog mit allen Seiten. Die Nazis waren offensichtlich<br />
überrumpelt ob so viel Freundlichkeit und die anwesenden<br />
GMM-Aktivisten konnten auch ihr Anliegen so erfolgreich<br />
vertreten. Keine Schlägerei, keine Festnahmen.<br />
Gegen Ende flammte die ukrainische Variante der freien Berichtstattung<br />
dann doch noch einmal kurz auf: Ein anwesender<br />
Journalist, der ein Foto vom aggressiven, pöbelden Nazimob<br />
machen wollte, wurde verprügelt und seine Kamera wurde gestohlen,<br />
ohne dass die Polizei eingeschritten wäre.<br />
T.Rat<br />
Toronto, 1. Mai 2010:<br />
Über 20.000 Menschen fordern das<br />
Ende der Prohibition<br />
Das wohl fetteste Event weltweit fand in Toronto statt.<br />
Über 20.000 Menschen kamen im Queen‘s Park zusammen,<br />
auch um sich mit ihrem Landsmann Marc Emery solidarisch zu<br />
zeigen, der im Mai wegen US-Samenhandels an die USA ausgeliefert<br />
wurde. Auch in Toronto war die Stimmung friedlich, das<br />
Teilnehmerspektrum spiegelte, ein wenig anders <strong>als</strong> bei den<br />
meisten Demonstrationen in Europa, alle Schichten und Altersklassen<br />
der kanadischen Gesellschaft wider. Pot ist dort schon<br />
„mainstream“, <strong>als</strong>o gesellschaftsfähig.<br />
Die Polizei denkt auch hier nicht entfernt daran einzugreifen,<br />
und so verlief auch die größte Kundgebung im Rahmen des<br />
GMM friedlich und ohne Zwischenfälle ab. Was im Gegensatz<br />
zu Europa auch auffällt, ist die Unterstütung, die die kanadische<br />
Hanfszene durch zahlreiche Sponsoren erfährt.<br />
Gerade hier zeigt sich, dass die Legalisierung nur mir breiter<br />
Unterstützung der Growing-Industrie eine Chance hat, <strong>als</strong> Thema<br />
von Bevölkerung und Medien ernst genommen zu werden<br />
(siehe Kommentar Seite 7).<br />
Iven Simonetti<br />
a
#119 / 06.10<br />
„Rootdown represent, jetzt<br />
hat's sich ausgepennt!“(Nosliw 2007)<br />
10 Jahre Rootdown Records<br />
Text: Roly<br />
Die Veröffentlichung der Vinyl 7“ „Babylon“ (Nattyflo feat.<br />
D.U.G.), gefolgt von der ersten rein deutschsprachigen 7“<br />
Selection „Racer Riddim“ aus dem Jahre 2000 gelten <strong>als</strong> ausschlaggebender<br />
Startschuss für das Label Rootdown Records.<br />
Teil der Resonanz zu eben jener Selection, auf welcher sich<br />
bereits die späteren Label-Artists Nattyflo und Nosliw verewigten<br />
(neben den deutschen Reggae-Urgesteinen Dr. Ring<br />
Ding, Natty U, D-Flame u.a.), war der Einstieg von Nikitaman<br />
in das Rootdown Camp mit der erfolgreichen Weiterentwicklung<br />
zu Mono & Nikitaman.<br />
Im Sommer 2005 erreichte mich Nattyflo’s Debüt-Album „Immer<br />
Vorwärts“, und wenn ich mich recht entsinne, startete von<br />
da an meine Zusammenarbeit mit Rootdown Warrior Marius,<br />
der mich bis heute (und hoffentlich noch lange Zeit) in regelmässigen<br />
Abständen mit beschwingten Roots Reggae Riddims<br />
und pumpendem Dancehall versorgt. Spätestens mit der Verpflichtung<br />
von Nachwuchskünstler Maxim entwickelte sich<br />
das Label immer mehr zu der nachhaltigen Talentschmiede innerhalb<br />
der deutschen Reggaeszene.<br />
Am Abend des 12.März 2006 konnte ich mich dann gemeinsam<br />
mit meinem Redaktionskollegen Micha im Maschinenhaus<br />
der Kulturbrauerei Berlin endlich auch von der faszinierenden<br />
Live-Performance von Mono & Nikitaman überzeugen, die dort<br />
ihr zweites Album „Für immer“ präsentierten und uns beiden<br />
ein sympathisches Interview gaben. Songs wie „Bist Du da?“,<br />
„Wir sind so“, „Mehr <strong>als</strong> das“, „Neu“, „Zweite Halbzeit“, „Tausend“,<br />
„U.N.I.T.Y.“ und vor allem das amüsante „Fresse halten<br />
selber machen“ höre ich auch heute noch immer wieder gern.<br />
Ende 2006 spannten Sly & Robbie mit „Rhythm Doubles“ den<br />
Bogen zwischen altem Reggae über HipHop, Dub und Dancehall<br />
bis zum neuen Reggaeton und bewiesen, dass sie immer<br />
noch den Mango-Tango im Blut haben.<br />
Nachdem ich dann im Februar 2007 auch die Gelegenheit bekam,<br />
Tanya Stephens kennenzulernen, hiess es: „Wir wollen’s<br />
immer wieder hören“, denn Nosliw lieferte „Mehr davon“.<br />
Auf der Basis von modernem Rootsreggaesound zeigte er sein<br />
ganzes Können, ob es nun inhaltlich um die Liebe oder gesellschaftskritische<br />
Themen ging. Als alter Junglist freute ich mich<br />
auch besonders über die Bassface Sascha & Franksen Remixes<br />
zu „Immer wieder hören“ und „Mehr davon“ auf Vinyl. Der<br />
Titel „Ausser Kontrolle“ war dann Programm für das sympathische<br />
Duo Mono & Nikitaman, das enorme Livequalitäten,<br />
Energie und Präsenz gekonnt ins Studio transportierte. Auf exzellenten<br />
Riddims fand das Traumpaar der deutschsprachigen<br />
Dancehall-Szene wieder genau den richtigen Mix aus rootsigen<br />
(„Das Alles“), politischen („Yeah“), aber auch humorvollen<br />
Songs („Kann ja mal passieren“).<br />
Auf einem extrem heissen Konzert im Berliner Cassiopeia traf<br />
ich dann den guten Marius auch mal live, liess mich von CéCile<br />
betören und anschliessend „rückwärts fallen“, denn Maxim erzählte<br />
interessante Geschichten und schaffte es auf seinem Storytelling-Album,<br />
auch schwere Themen lebendig und in Farbe<br />
zu gestalten. In „Woher sollt ich wissen?“ kannte er keine Tabus<br />
oder überflüssigen Stolz, da optimistische Naivität oder f<strong>als</strong>che<br />
Intuition absolut menschlich sind. Und „Was für ’ne Welt“ ist<br />
textlich und mit den wunderbaren Harmonien nach wie eines<br />
meiner Lieblingsstücke des charmanten Songwriters.<br />
„Heiss & Laut“ wurde es dann wieder mit Nosliw, der sich<br />
auf seinem neuesten Streich ausgiebig der elektronischeren<br />
Dancehall-Disziplin widmete und für meine Begriffe sein bis<br />
dato bestes Album ablieferte. Die „Blockparty“ mit Ronny<br />
Trettmann war ein enthusiastischer, erfrischender Mix aus<br />
Calypso und Dancehall, „Angst ist deren Business“ kam <strong>als</strong><br />
Johannes Honecker<br />
Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht<br />
Badensche Straße 33<br />
D-10715 Berlin<br />
TEL (030) - 86 20 17 87<br />
FAX (030) - 86 20 17 86<br />
e-mail: anwalt.honecker@t-online.de<br />
nachdenkliche Hip Hop Ballade mit Olli Banjo mit einem melodramatischen<br />
Refrain, und im Jungle-Smasher „Ihr könnt mir<br />
gar nichts“ harmonierte das neue Dream-Team Bassface Sascha<br />
& Nosliw wieder perfekt. Nach diesem leidenschaftlich groovigen<br />
Mash Up traf ich mich am 21.März 2009 im Berliner Yaam<br />
mit dem charismatischen Singjay für ein Interview und lernte<br />
so auch Maxim, Überproduzent Teka und Nils vom Rootdown<br />
Camp kennen.<br />
Zwei Monate später bevorzugte eine neue Art ‚urbaner Immigranten-Koalas’<br />
ausser Eukalyptus noch fette Beats und das<br />
Brechen von Regeln. 17 Musiker und 17 Vokalisten aus 15 Nationen<br />
waren nach Köln gekommen, um eine gelungene Melange<br />
aus Reggae, Soul, Afro-Beat, World-Folk und allerlei herkunftsabhängigen<br />
eigenen Styles und Einflüssen aufzunehmen – die<br />
Koalas Desperados. Im Sommer 2009 war Nattyflo mit seinem<br />
„Soulgefühl“ wieder eine zuverlässige Adresse für Roots Music<br />
mit Tiefgang und setzte inhaltlich auf das Themendreieck<br />
„Liebe / Freundschaft, Gesellschaftskritik und Musikkultur.“<br />
Gemeinsam mit Nosliw, Maxim, Mono & Nikitaman hatte Nattyflo<br />
anlässlich des siebenjährigen Jubiläums von Rootdown<br />
(2007) eine respektvolle, groovige Hommage an das Label eingesungen.<br />
Seit nunmehr 10 Jahren werden hier Künstler langfristig aufgebaut<br />
und etliche Alben, Singles, Tourneen & Festivalauftritte<br />
aus dem Hause Rootdown erzielten beachtliche Erfolge. Darüber<br />
hinaus konnte im Verlauf der Jahre durch die stetige Veröffentlichung<br />
von Hit-Selections wie „Crystal Woman“, „iLove“<br />
und „Tek A Train“ eine weltweite Aufmerksamkeit auf die inzwischen<br />
durch diverse Geschäftsbereiche gewachsene Marke<br />
„Rootdown Music“ gelenkt werden. Die konsequente Erweiterung<br />
des Labels um internationale Künstler wie Lee Everton,<br />
die Koalas Desperados und Jaqee festigte diese Position und<br />
eröffnete eine zusätzliche Ausdehnung von bisherigen Genregrenzen.<br />
Zum zehnjährigen Jubiläumsjahr bietet sich für Rootdown die<br />
Möglichkeit auf eine ereignisreiche Vergangenheit zurück- und<br />
eine spannende Zukunft vorauszuschauen, so sind diverse Aktionen<br />
und Speci<strong>als</strong> geplant. Nachdem am 23.Mai beim „Spash!<br />
Kick Off Event“ gemeinsam mit Nosliw, Jaqee, Nattyflo, Maxim,<br />
Rojah Phad Full und Slonesta „10 Jahre Rootdown“ gefeiert<br />
wurde, erscheinen in Kürze der „Rootdown Allstars Sampler<br />
Vol.2“ und die „Kokoo Riddim Selection“.<br />
Auch ich möchte hiermit zum zehnjährigen Geburtstag herzlich<br />
gratulieren und halte es mit den Worten von Nattyflo, Nosliw,<br />
Maxim, Mono & Nikitaman:<br />
„Komm zu Rootdown!<br />
Wir haben das Beste für Körper und Geist,<br />
wir sind mit Herz und Blut dabei.<br />
Komm zu Rootdown! Komm und hol dir, was Du suchst.<br />
Hier gibt’s Feuer, nicht nur Glut, wer das<br />
probiert, kriegt nie genug.“<br />
www.rootdown-records.com<br />
cooltour<br />
Mono & Nikitaman - Foto: rootdown-records.com<br />
Nosliw & Roly - Foto: Roly<br />
11<br />
Weiter auf Seite 12 >>>
12 #119 / 06.10<br />
#119 / 06.10 13<br />
cooltour cooltour<br />
>>> Fortsetzung von Seite 11:<br />
„Rootdown...“<br />
Rojah & Slonesta:<br />
„Wer zum?“<br />
(VÖ: 21.05.2010)<br />
Rojah Phad Full und Slonesta sind die<br />
neuen „Killermaschinen“ des Labels.<br />
Rojah kommt aus Bayreuth und ist MC beim Hurricane Soundsystem.<br />
Slonesta ist in Südbaden zuhause und betreibt dort das<br />
Buschwerk Bouncesystem und bastelt nebenbei Remixe. Vor<br />
ungefähr fünf Jahren sind sie vom Rap zum Reggae gewechselt<br />
und veröffentlichen nun ihr gemeinsames Debütalbum<br />
„Wer zum?“, auf dem sie sich nach dem ersten Song fünf Mal<br />
am Mikrofon abwechseln. Hier zeigen die beiden Rookies auf<br />
Riddims von Teka, Soundquake und Respectaz ihren Witz und<br />
decken das Spektrum von Dancehall bis Roots-Reggae ab. Weitere<br />
Instrument<strong>als</strong> kommen von SWS (Sound With Soul) und<br />
Soulforce, die für Slonestas „Mehr Hitze“ den „Heavenless“-<br />
Riddim aufgepimpt haben. Die Tracks von Slonesta gefallen<br />
mir dank seiner kraftvollen Stimme etwas besser, vor allem<br />
wenn er in seinem Garten eine „Dancehall Party“ auf dem „Tek<br />
A Train“-Riddim feiert oder rootsmässig den langen deutschen<br />
Winter verflucht („Winterstarre“). Es ist eine alte Tradition im<br />
Reggae-Business, ein komplettes Album von zwei Künstlern in<br />
stetigen Wechsel der Tunes bestreiten zu lassen. Rojah & Slonesta<br />
besitzen auf diesem Toe-to-toe-Album genug Charme und<br />
Skillz, um ihren ganz eigenen, individuellen Style dem Hörer<br />
zu vermitteln.<br />
www.myspace.com/rojahphadfull<br />
www.myspace.com/slonesta<br />
Rolys Silberscheiben des Monats<br />
Flying Lotus: Cosmogramma<br />
(warp records)<br />
Eines meiner absoluten Lieblingslabels<br />
feierte im vergangenen Jahr<br />
sein 20-jähriges Bestehen. Das Markenzeichen:<br />
Avantgarde. Was Warp<br />
macht, setzt Zeichen für die Zukunft.<br />
Der Ausnahmeproduzent Flying Lotus<br />
legt nach seinem vielbeachteten „Los Angeles“ den Nachfolger<br />
vor. Auf „Cosmogramma“ (das kosmische Gleichgewicht<br />
zwischen Himmel und Hölle) erwartet den Zuhörer eine<br />
beatverfrickelte Geschichte, wenn bassig-wabernde-Rhythmen<br />
auf sphärisch-knisternde Ambient-Klänge treffen. Der Opener<br />
„Clock Catcher” kommt mit verstörenden 8-Bit-Computersounds,<br />
die in weichen Harfennoten münden. Es folgen komplexe<br />
Shuffle-Beats, die in der Bassdrum-Nummer „Nose Art“<br />
landen. Mit „A Cosmic Drama“ beginnt dann ganz sanft das<br />
eigentliche Intro des Orchestermeisters. Ein vermehrter Einsatz<br />
von Live-Instrumenten wie Streicher sowie die Rekrutierung<br />
prominenter Jazz-Musiker bilden auf 17 fragilen Tracks neue,<br />
warme Klangtexturen. So veredeln Saxophonist und Cousin<br />
Ravi Coltrane, Bass-Virtuose Thundercat, Harfen-Wunderkind<br />
Rebekah Raff oder Erykah Badu- und Outkast-Streicher Miguel<br />
Atwood-Ferguson den Longplayer. Gastvokalisten gibt’s mit<br />
Laura Darlington und Thom Yorke (Radiohead) auf dem subtilen<br />
IDM-Sound von „... And The World Laughs With You”.<br />
Vorhersehbare Patterns existieren hier nicht, und genau das<br />
macht dieses Album zu einem spannenden Hörerlebnis. Der<br />
amerikanische Wonkypionier fusioniert basslastige Space-Electronica<br />
mit R&B, Soul, Jazz, Disco & Psychrock und belegt mit<br />
„Cosmogramma“ eindrucksvoll, weshalb ihn die Matriarchin<br />
der globalen Bass Music, Mary Anne Hobbs, <strong>als</strong> den „Hendrix<br />
seiner Generation“ bezeichnet. Ellison at its best!<br />
www.myspace.com/flyinglotus<br />
www.warp.net<br />
Anthony Rother: Popkiller II<br />
(datapunk)<br />
Das, was heutzutage so alles unter<br />
dem Banner „Techno“ läuft, ist in<br />
den meisten Fällen nicht mein Ding.<br />
Monotones Gehämmer und pseudointellektueller<br />
Minimal bringen mich<br />
zum Gähnen, kicken ohne Groove<br />
und Seele allerdings überhaupt nicht. Ein Mann, bei dem ich<br />
dagegen immer wieder hellwach werde, hört auf den Namen<br />
Anthony Rother. Seit „Sex With The Machines“ (1997) schlägt<br />
mein eisgekühltes Electro-Herz für ihn, zeitlose Werke wie<br />
„Simulationszeitalter“ (2000), „Little Computer People“ (2001)<br />
und „Hacker“ (2002) auf seiner 1998 gegründeten Labelplattform<br />
„Psi49Net“ begeistern mich nach wie vor genauso wie<br />
„Popkiller“ (2004) und „Super Space Model“ (2006) <strong>als</strong> Meisterstück<br />
klanglicher Essenzierung, die über das 2004 entstandene<br />
Imprint „Datapunk“ <strong>als</strong> Signal klanglicher und thematischer<br />
Neuausrichtung veröffentlicht wurden. Ungeduldige Fans hatten<br />
bereits Release-zyklische Berechnungen gemacht, Frankfurter<br />
Insiderkreisen waren Details schon <strong>als</strong> unbestätigte Meldungen<br />
bekannt, und dann blitzte ein erstes „Disco Light“ <strong>als</strong><br />
Appetizer auf. Wieder völlig selbstbestimmt und künstlerisch<br />
konzentriert werden wir mit „Popkiller 2“ Ohrenzeuge eines<br />
Anthony Rother, der endlich wieder wie entfesselt produziert.<br />
Die zehn charismatischen Tracks wirken durch mehr <strong>als</strong> ihre<br />
unverwechselbar magische Klangästhetik. Denn was „Popkiller<br />
2“ erneut zur Besonderheit im Underground macht, sind<br />
vocal-zentrierte Themen wie „Mother“ (<strong>als</strong> Komplementär<br />
zum Popkiller-Hit „Father“), „Rotation“ oder das dramatische<br />
„Grab Your Life“. Praktisch Vocoder-ungefiltert geht Rother<br />
stimmlich einmal mehr aufs Ganze und überzeugt mit melo-<br />
Roland Grieshammer<br />
dischen Tracks voller Emotionen, rauer Schönheit und Freisetzung<br />
unbändiger Energie. Big Boy Moderntronic!<br />
www.myspace.com/anthonyrother<br />
www.anthony-rother.com<br />
Frittenbude: Katzengold<br />
(audiolith)<br />
Nachtigall, ick hör dir trapsen.<br />
Nach dem Panda ist vor der Katze.<br />
Nach ihrem Debütalbum „Nachtigall“<br />
mit den Top-Singles „Pandabär“<br />
und „Mindestens in 1000 Jahren“<br />
legen die drei Buben aus Bayern<br />
mit „Katzengold“ nach. Mehr Indie?<br />
Mehr Rap? Oder nur ein Steinwurf in die richtige Richtung,<br />
eine Knackwatschn mitten ins Gesicht und manchmal auch<br />
der Traum, den wir nicht träumen dürfen. Musikalisch sind<br />
Frittenbude eine Fusion aus den verschiedenen Interessen der<br />
Mitglieder: Ja!kob aka das Basslaster (Beats, Geschrei & Produzent)<br />
mag Electro, Midimúm aka Martin Steer (E-Gitarre, Gesang<br />
& Konsument) hört viel Rock und Ruede Sucre aka Streuner<br />
(Raps, Gesang & Delinquent) steht auf Hip Hop. Vor allem<br />
Tracks wie „Unkenrufe“, „Schandenschmuck“, „Und täglich<br />
grüsst das Murmeltier“, „Ob es reicht sie zu finden“, „Vom Fliegen“,<br />
„2 + 0 = 4“ und „Seifenblase“ gehen textlich und mit dickem<br />
Groove voll nach vorne. Mein Lieblingssong ist das finale<br />
„Bilder mit Katze“, das hören meine beiden Kätzchen und ich<br />
wirklich sehr gerne und schnurren dazu ordentlich durch die<br />
Gegend. Ja, das hier ist ein possierliches Album über die dunkle<br />
Seite der bunten Parties und über Träume, die an der Realität<br />
scheitern und nach dessen Genuss man so große Augenringe<br />
hat wie der seinerzeit besungene Pandabär. Als Bonus gibt’s<br />
bei der limitierten Erstauflage das 11-Track-starke Remixalbum<br />
„Plörre“ dazu, auf dem die Ravetruppe den Songs von Click<br />
Click Decker, Kettcar, Egotronic, Ira Atari & Rampue, Die Sterne,<br />
Dadajugend Polyform, Supershirt, Näd Mika und Plemo &<br />
Rampue ihren unverkennbaren Stempel aufdrückt. Erwachsen<br />
geworden, flegelhaft geblieben - so muss das sein!<br />
www.myspace.com/frittenbude<br />
www.frittenbude.blogsport.de<br />
Bauchklang: Signs<br />
(monkey)<br />
Die 1996 gegründete Combo entstand<br />
im niederösterreichischen<br />
St.Pölten aus einem gemeinsamen<br />
Musical-Projekt heraus. Nur mit der<br />
Kraft ihrer Stimmen, ihre Bauches<br />
und ihres Zwerchfells erzeugen sie<br />
ihren ganz eigenen Sound. Peu à peu erfanden fünf Vokalisten<br />
das Genre A-Cappella praktisch neu und übersetzten es ins<br />
dritte Jahrtausend. Mit virtuoser Stimmbeherrschung, Mouth<br />
Percussion und Human Beatboxing generieren Bauchklang einen<br />
Gesamtsound, dessen breites Klangspektrum, rhythmische<br />
Akzentuierung und brachiale Massivität für das Publikum<br />
kaum fassbar ist. Bereits 2002 wurden sie vom österreichischen<br />
Radiosender FM4 mit zwei „Amadeus Awards“ <strong>als</strong> bester FM4<br />
Alternative Act und für ihr Debutalbum „Jamzero“ ausgezeichnet.<br />
Nach ihrem Livealbum „Live in Mumbai“ bewegen sich<br />
Bauchklang auf ihrem dritten Studioalbum „Signs“ stärker<br />
denn je im Club-Kontext und verdichten ihren Mix aus Dub,<br />
Elektro, HipHop, Drum’n’Bass und Worldmusic. Die indische<br />
Metropole mit ihren kulturellen Eigenarten und den Gegensätzen<br />
zwischen Reichtum und Elend war eine grosse Inspiration.<br />
So drückt das Album die Hoffnung an eine bessere Zukunft<br />
aus, aber auch Verzweiflung, Depression und Überforderung.<br />
Meine geliebte US-Spoken-Word-Queen Ursula Rucker sowie<br />
Rap-Poet Rouda und Beatboxer Tez aus Frankreich bereichern<br />
>>><br />
>>><br />
das schöne Album. „Nothing but human voice and a microphone“<br />
– Bauchklang haben einen hypnotischen Groove, der<br />
aus den Eingeweiden kommt, zum Nachdenken anregt und in<br />
die Beine rauscht.<br />
www.myspace.com/bauchklang<br />
www.bauchklang.com<br />
Trentemøller:<br />
Into The Great Wide Yonder<br />
(hip hop academy hamburg)<br />
Obwohl seine Karriere mit einer<br />
Reihe bahnbrechender Singles in<br />
der elektronischen Szene begann,<br />
hat seine Musik stets Genregrenzen<br />
gesprengt. Das mehrfach preisgekrönte<br />
Debutalbum „The Last Resort” (Poker Flat Recordings,<br />
2006) bleibt eins der meistgeliebten Independent Alben. Mit<br />
seinem zweiten Studioalbum liefert der dänische Produzent<br />
und Soundtrendsetter Anders Trentemøller erneut viel Tiefe<br />
und Seele, allerdings haben die zehn Tracks nun eher eine Art<br />
Indie-Rock-Ästethik und sehr viel Dynamik. Es sprudelt nur<br />
so an brillanten Melodien und musikalischen Ideen, die mit<br />
verzerrten, antreibenden Twang-Gitarren, echtem und elektronischem<br />
Schlagzeug, Streichern, Bassmandoline, Theremin<br />
und eindringlichem Synthesizer-Sound umgesetzt wurden.<br />
Vier Gesangsstücke fügen sich nahtlos in dieses lebendige Album<br />
ein, so bezaubert gleich die erste Single „Sycamore Feeling“<br />
mit Marie Fiskers atemberaubender Stimme. Gemeinsam<br />
mit dem englischen Musiker Fyfe Dangerfield von den Guillemots,<br />
den Sängerinnen Solveig Sandnes und Josephine Philip<br />
von dem Indie-Gesangsduo Darkness Falls und Trentemøllers<br />
eigenem Songwriting wird uns ein überwältigender Soundkosmos<br />
eröffnet. „Into The Great Wide Yonder” ist Electronica, die<br />
mit Neo-Folk, Indie-Rock, Psychedelia und mehr verschmilzt.<br />
Ich mag diesen skandinavischen Filmmusik-Vibe mit seiner<br />
melancholischen Energie. Denn in den Tiefen und der Dramatik,<br />
die raumerfüllend klingen, liegt eine tragische Romantik<br />
verborgen, die man finden und auf die man sich einlassen wollen<br />
muss. Ganz grosses Kino!<br />
www.myspace.com/trentemoeller<br />
www.anderstrentemoller.com<br />
Next Time >>><br />
Im Juli verlosen wir wieder DREI (in Zahlen:<br />
„3“!) schöne DVDs, seid gespannt!<br />
Marsmobil:<br />
(Why Don’t You Take)<br />
The Other Side? (compost records)<br />
Marsmobil ist ein Projekt des<br />
Münchner Multiinstrumentalisten<br />
Roberto Di Gioia (Ex-Passport) mit<br />
Peter Kruder (Peace Orchestra, Voom Voom) und Christian<br />
Prommer (Fauna Flash, Trüby Trio, Voom Voom). Inspiriert von<br />
der analogen Klangästhetik der 60er und 70er Jahre vereinten<br />
sie bereits auf ihrem letzten Album „Minx“ Vergangenheit und<br />
Zukunft, und so hörte man darauf eine Mischung aus Space-<br />
Pop und Burt Bacharach-artige Orchestrierungen, die musikalisch<br />
laszive Kraft von Air, das Family-Feeling der 70er Band<br />
America und etwas von Talk Talk’s Zerbrechlichkeit. Nachdem<br />
Ende letzten Jahres die „The Other Side EP“ erste Einblicke<br />
in die neuen Produktionen lieferte, erscheint nun mit „(Why<br />
Don‘t You Take) The Other Side“ ein ausgereiftes Pop-Album,<br />
das sich irgendwo zwischen Pink Floyd, Jazz, Indie-Rock und<br />
Soul bewegt. Die Frage des Titels, die das ganze Projekt prägt,<br />
wird gleich im einleitenden Song „Patience“ aufgeworfen. Mit<br />
derselben Hingabe wie seine Kooperationen mit The Notwist,<br />
Console, DJ Hell, Udo Lindenberg und Charlie Watts von den<br />
Rolling Stones kreierte Roberto das Marsmobil. Beinahe jedes<br />
einzelne Instrument auf dem Album, von der Antonelli Kinderorgel<br />
(<strong>als</strong> 5-jähriger Bengel begann er darauf zu spielen),<br />
über das Mellotron, Schlagzeug, Bass, Klavier, Orgel, akustische<br />
und elektrische Gitarren, Sitar, Percussions, Glockenspiel,<br />
Marimba, bis zum Cello und sogar die Blues Harfe, wurde von<br />
Roberto Di Gioia selbst eingespielt. Und irgendwie erinnert<br />
mich der Vibe hier des öfteren an meine früheste Kindheit, in<br />
der meine Schwester die Beatles rauf- und runterhörte. Wunderschöner<br />
Psychedelic Rock und grosse Popsongs.<br />
www.myspace.com/marsmobil<br />
www.marsmobil.net<br />
Camino Blue Recordings & Scientific<br />
present: Terra Mission<br />
(camino blue)<br />
Bereits 1995 veröffentlichte das<br />
Produzenten- und DJ-Duo P.B.K.<br />
auf Bassface Saschas Label Smokin’<br />
Drum ihr erstes Vinyl. Mit ihrem eigenen<br />
Label Camino Blue Recordings<br />
stehen die beiden Paderborner Patrick und Niko seit 2004 für<br />
qualitativen, deepen und atmosphärischen Drum’n’Bass, um<br />
einen Gegenpol zu meist seelenloser Härte zu bilden. Im Jahre<br />
2007 zogen sie mit ihrer zweiten Compilation „Ten Short Stories“<br />
auch mich in ihren Bann, im letzten Jahr gründeten sie ein<br />
Schwesterlabel mit dem Namen Drone Audio, und nun befinden<br />
sie sich gemeinsam mit vielen aufstrebenden, internationalen<br />
Produzenten auf „Terra Mission“.<br />
Nach dem Breakbeat-Gewitter „Storm“ des polnischen Duos<br />
Sonic Saturation liefern uns Modemellow und P.B.K. feine Harmonien,<br />
bevor der wohl aktivste russische Künstler Andrey<br />
Burtaev, besser bekannt <strong>als</strong> Electrosoul System (subtitles, grid,<br />
good looking, hospital), mit „Sputnik“ einen voluminösen<br />
Flugkörper ins All jagt. Mit an Bord „across the space“ sind<br />
auch Mendelayev & Cutworks, KMC mit Elektro-Schocks und<br />
der in Holland lebende Belgier Mav von Scientific mit einem<br />
lieblichen Strand-Hit. Nach seinem schicken Album „Life In<br />
Cycles“ freue ich mich auch wieder über einen groovigen<br />
Track von Physics und dass meine geliebten Future Engineers<br />
mit ihrem Mix von ICR’s „Two Steps Backwards“ für ein entzückendes<br />
Finale sorgen. Als Zugabe gibt’s auf einer weiteren<br />
CD noch einen chilligen Live Mix von P.B.K. feat. Wiosna. Gute<br />
Arbeit, Jungs.<br />
www.myspace.com/caminoblue<br />
www.caminoblue.com<br />
Jazzman Gerald Presents:<br />
Let’s Boogaloo Vol.5 (record kicks)<br />
Seit über 15 Jahren betreibt er Jazzman<br />
Records von London aus <strong>als</strong> Online<br />
Store, welcher sich durch eine exzellente<br />
Auswahl an gesuchten und<br />
gänzlich unbekannten Vinylraritäten<br />
einen Namen gemacht hat. Es war daher nur konsequent, dass<br />
Gerald Short vor knapp zehn Jahren das eigene Reissue Label<br />
gründete. Jazzman Records kann mit seinen Sidekicks Funk 45<br />
und Soul 7 auf mittlerweile weit über 100 Veröffentlichungen<br />
zurückblicken. Eine Reihe, welche die Herzen aller Beat Digger<br />
höher schlagen lässt und deren Besitz <strong>als</strong> Original jeden<br />
an den Rand des finanziellen Ruins treiben würde. Auch das<br />
italienische Label Recordkicks hat sich wie Jazzman Records<br />
zu einer festen Grösse in der Szene entwickeln können. Für die<br />
fünfte Folge aus der Compilation-Reihe „Let’s Boogaloo” gehen<br />
beide nun erstmalig eine Zusammenarbeit ein. Jazzman<br />
Gerald präsentiert uns hier 17 glänzende Diamanten zwischen<br />
Deep Funk, Rare Soul, Juke Box Jams, Titty-Shakers und jazzigen<br />
45s.<br />
Schon das Intro vom All Nations Quartet bringt mich mit den<br />
Breakbeats und dem Lo-fi Gospelfunk zum Kopfnicken. Floyd<br />
Lawson & The Hearts of Stone erhöhen mit ihrer 1975er Version<br />
von „K Gee“ das Tempo, Mountain Mocha Kilimanjaro<br />
orgeln mit „Yellow Soul Force“ japanischen Rare Groove dazu<br />
und Billy Larkin bringt in „Funky Fire“ den Blues. Die Portion<br />
Soul gibt’s von Patrinell Staten, Royale VII und Ricardo Marrero.<br />
Jazzman Gerald ist neben Pete Rock, Shadow, Keb Darge,<br />
Florian Keller und Kenny Dope einer der derbsten Digger<br />
weltweit. Freunde des gepflegten Funks gehen hier definitiv<br />
ab - so groovy!<br />
www.myspace.com/jazzmangerald<br />
www.recordkicks.com<br />
Die Firma: Das sechste Kapitel<br />
(lacosamia)<br />
Ihrem selbstgewählten Credo „Lyrics<br />
über Beats repräsentieren Gut und<br />
Böse“ bleibt die 1996 in Köln-Porz gegründete<br />
Combe immer treu, so zieht<br />
sich das Thema des musikalischen<br />
Dualismus (Yin und Yang) durch alle<br />
Alben der Band. Musikalisch begeistern mich die Jungs seit ihrem<br />
ersten Album 1998 mit ihrem Antagonismus aus straighten<br />
HipHop-Beats und Orchestralität. In Zeiten von mp3s und<br />
herunterkomprimierten Klangerzeugnissen wirkt „Das sechste<br />
Kapitel“ <strong>als</strong> aufwändig ausproduziertes Album wie eine<br />
Befreiung. Eine akustische Soundschatzkiste, in der allein 20<br />
Mann an der ersten Geige der Seele Flügel wachsen lassen. Mit<br />
der ersten Single „Jetzt“ setzen die drei Kölner genau dort an,<br />
wo sich das von Gangstern und Streetrappern dominierte Hip-<br />
Hop-Deutschland derzeit nicht hintraut – bei der Fröhlichkeit,<br />
Leichtigkeit und Ehrlichkeit. Mit Hilfe eines Arrangeurs und<br />
eines 50-Mann-starken Sinfonie-Orchesters hat Die Firma auf<br />
dem ganzen Album einmal mehr aus dem Vollen geschöpft<br />
und so der Grösse ihrer Songs aus instrumenteller Sicht zum<br />
ersten Mal in vollem Umfang Tribut gezollt. Fühl’ die „Stille“,<br />
„Keiner weiß was kommt“, setz’ die „Sonnenbrille“ auf - die<br />
Firma liefert erneut die Zeilen, die aus der depressiven Hip-<br />
Hop-Lethargie wieder eine Bewegung machen können und<br />
die Menschen zusammenbringen anstatt zu entzweien. Songs<br />
wie „Traum“, „Spruchreif“, „Schwarzer Regen“, „Ich seh Dich<br />
gehen“ und „Schlaf“ geben mir am meisten, während mich das<br />
snaplastige „First Class“ und der bouncende „Elefant“ zum<br />
Schmunzeln bringen. Ja, und der gute Curse ist auch dabei.<br />
(Im) HipHop gibt (es) endlich wieder Hoffnung.<br />
www.myspace.com/diefirma1<br />
www.diefirma.de<br />
Various Artists: Sky High 2<br />
(transmitter)<br />
Nachdem ich euch im letzten Monat<br />
die Flashbacks-CD „If I Had My<br />
Way - Blue & Lonely” näher gebracht<br />
habe, möchte ich euch nun weitere 25<br />
jazzige Reefer-Songs aus den Jahren<br />
zwischen 1925 und 1945 ans Herz legen,<br />
die direkten Bezug auf Marihuanagenuss nehmen. Erneut<br />
hat DJ Double-R swingende Hanfklassiker aus den USA für<br />
die Nachwelt kompiliert, Künstler wie The Cats & The Fiddle,<br />
The Meltone Boys, Nat King Cole Trio, Richard Jones & his<br />
Jazz Wizards, Mezz Mezzrow and his Swing Band, Cab Calloway,<br />
Slim & Slam, Louis Armstrong & Orchestra machen aus<br />
dem heimischen Wohnzimmer einen berauschenden Jazz-Keller<br />
und sorgen für gute Laune, während zwischendurch natürlich<br />
auch der Schmerz des Blues durchblitzt. Die ausführlichen<br />
Liner Notes erzählen wieder interessante Hintergrundgeschichten<br />
zum Leben der Musiker und Kiffer dieser Zeit. „Oft<br />
reisten Musiker <strong>als</strong> Lockvögel für Wunderheiler in sogenannten<br />
Medicine Shows, ein Job, den selbst Little Richard in den 50ern<br />
noch ausübte (…) Die Bluesmusiker und Strassensänger aus<br />
Memphis und New Orleans betrachteten die Medicine-Tours<br />
<strong>als</strong> eine Art bezahlten Urlaub vom harten Stadtleben, andere<br />
Kollegen waren froh, der Monotonie des Baumwollpflückens<br />
entkommen zu können.“ Man erfährt Wissenswertes und nette<br />
Anekdoten von HopHeads’ Klangpreziosen, vom Jive Smokin’<br />
(„Jive hiess sowohl eine Insidersprache der Kiffer, wie auch<br />
das Gras, das man rauchte, die Musik, die man hörte, der Tanz,<br />
den man tanzte.“) und gebusteten und verfolgten Jazzkiffern.<br />
Ein zeitgeschichtliches Dokument, was man gehört haben sollte<br />
- frei nach Cleo Brown: „The stuff is here …“<br />
www.gruenekraft.com<br />
www.syntropia.de
#119 / 06.10 15<br />
cooltour<br />
festival RealBeat 2010<br />
Das größte Reggae Open Air in Tschechien!<br />
Sommerzeit ist bekanntlich Festivalzeit. Und an Festiv<strong>als</strong><br />
wird einem in Deutschland ja einiges geboten.<br />
Doch warum immer im eigenen Land bleiben?<br />
In Tschechien feiert das RealBeat Festival dieses Jahr 12 jähriges<br />
Jubiläum und ist somit das größte und älteste Reggae-<br />
Festival des Landes. Es findet am ersten Juli-Wochenende, <strong>als</strong>o<br />
vom 1. - 3.7.2010, statt. Žizníkov (bei Česka Lípa) ist sehr nahe<br />
an der deutsch-tschechischen Grenze, ca.100 km von Dresden<br />
entfernt. Und auch in Tschechien wird einem einiges geboten.<br />
Tschechien ist für seine gelassene Atmosphäre bekannt. Du<br />
kannst in Ruhe deinen Spliff rauchen, günstiges Bier genießen,<br />
ausgelassen feiern und tanzen und das alles für gerade mal 20<br />
Euro.<br />
Und auf die Ohren gibt’s noch mehr<br />
Der Headliner des Festiv<strong>als</strong> ist u.a. Toots & The Mayt<strong>als</strong>. Die<br />
Legende aus Jamaika gab mit seinem Hit „Do the Reggay!“ dem<br />
ganzen Genre seinen Namen und ist laut der Zeitschrift Rol-<br />
Toots - Foto: realbeat.cz<br />
ling Stones einer der besten 100 Sänger der Geschichte. Toots<br />
Hibbert erhielt den Grammy für das beste Reggae-Album des<br />
Jahres. Mit seinen 63 Jahren zählt er zu den Veteranen des Musikgeschäfts<br />
und doch ist ihm sein hohes Alter auf der Bühne<br />
nicht anzumerken.<br />
Alle Fans des Dancehalls aufgepasst: der zweite Headliner ist<br />
dieses Jahr T.O.K. Das charmante Quartett tritt mit seiner Band,<br />
der 303 Band, auf. Die jamaikanische Boygroup reißt mit ihren<br />
Hits und Energie jeden mit, der Beine hat. Man muss einfach<br />
tanzen.<br />
01.07.<br />
02.07.<br />
03.07.<br />
TOK - Foto: TOK<br />
Das ist natürlich noch nicht alles! Aus England kommen General<br />
Levy, Top Cat, Deadly Hunta und Mungo’s Hi-Fi mit<br />
ihrem Soundsystem eingeflogen. Aus Venezuela kommt die<br />
Skaband Sin Sospechas, der EU Reggae Contest Gewinner für<br />
Dänemark Mystic MC mit seiner Band Budapest Riddim und<br />
aus Deutschland U-cee & Royal Family.<br />
Auch tschechische Bands sind zahlreich vertreten. Schon mal<br />
was von Sto zvířat, Švihadlo, Fast Food Orchestra oder Mr.<br />
Cocoman & Solid Vibez gehört? Dann wird’s aber Zeit!<br />
Soviel zum Live-Programm. Die Live-Bühne ist aber nur eine<br />
von 5 Bühnen! Dazu kommt noch ein Dancehall-Yard, Mungo’s<br />
Hi-Fi Dubstation, eine Rootsreggae-Corner und eine Latino-<br />
Stage, das heißt jede Menge Reggaeton.<br />
Wenn jetzt auch noch die Sonne mitspielt, dann wird das<br />
größte Reggae Open Air Festival in Tschechien zu einem unvergesslichen<br />
Erlebnis.<br />
Alle Informationen findest du auf ww.realbeat.cz
16<br />
fun&action<br />
Die Hanfberatung im HanfJournal<br />
Erste Hilfe für Kiffer<br />
kascha@hanfjournal.de<br />
Kascha ist ab sofort per e-Mail zu erreichen. Also ran an die Tasten, dumme Fragen<br />
gibt es nicht, nur blöde Antworten.<br />
Kay (19) aus Ludwigshafen möchte wissen:<br />
„Hi Kascha,<br />
ich wollte mal fragen, ob es noch andere Sachen gibt <strong>als</strong> Tabak,<br />
um Gras zu mischen? Mir geht es insbesondere um Haschisch,<br />
weil ich mit dem Tabak rauchen aufgehört habe, aber<br />
Haschisch nicht pur im Joint rauchen kann?“<br />
Kascha antwortet:<br />
„Hallo Kay,<br />
da gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Welche letztendlich<br />
für dich die beste ist, wirst du anhand von Geschmack,<br />
Abbrenneigenschaften und Rauchfeeling selbst für dich feststellen<br />
müssen. Zunächst gibt es ja noch andere Möglichkeiten<br />
des Purkonsums <strong>als</strong> den Joint. Wer das Haschisch gerne<br />
rauchen und nicht essen oder trinken möchte, kann man<br />
zum Beispiel ganz einfach eine Purpfeife benutzen, da gibt es<br />
eine riesige Auswahl an verschiedenen Größen und Modellen,<br />
und diese Art des Haschisch-Rauchens ist wohl die effektivste.<br />
Interessant wegen des doch manchmal etwas starken<br />
Haschischrauchs sind vor allem Pfeifen mit irgendwelchen<br />
Kühlmechanismen – Purpfeife rauchen muss heutzutage nicht<br />
mehr Hustenanfall bedeuten.<br />
Wem pur dann doch zu stark ist oder wer das Joint-Feeling<br />
mit mehr Rauch haben möchte, der sollte insbesondere bei Haschisch<br />
gut überlegen, welche Beimischungen sich am besten<br />
eignen. Prinzipiell möglich sind z.B. Pfefferminze, Damiana,<br />
Knaster oder andere Räuchermischungen oder sogar, das ist<br />
dann recht stark, Gras (die so genannte Königsmische). Für<br />
Haschisch wichtig ist, dass diese Beimischung nicht zu schnell<br />
abbrennt. Gerade Pfefferminze oder Damiana, <strong>als</strong> Tee gekauft,<br />
sind häufig schon eher ziemlich trocken. Pfefferminze hat auch<br />
einen ziemlich auffälligen Eigengeschmack, der vor allem mit<br />
schwarzem Haschisch vielleicht dann doch einen ziemlich herben<br />
Rauch ergibt. Bei den verschiedenen Räuchermischungen<br />
ist das Rauchverhalten meist schon etwas besser, das optimale<br />
Abbrennverhalten kann man dann über die Größe und Breite<br />
des Joints einstellen.“<br />
Johann (18) aus München fragt:<br />
„Hallo Kascha,<br />
ich habe zur Zeit sehr merkwürdiges Gras. Es war sehr billig,<br />
aber da sind viele Samen drin, die Blüten sind recht klein<br />
und die Wirkung ist eher merkwürdig. Also das ist nicht so<br />
wie sonst, sondern ich merke erst gar nicht viel, wenn ich viel<br />
rauche, werde ich aber müde und bekomme ziemliche Kopfschmerzen.<br />
Ist das eine schlechte Sorte oder ist damit irgendetwas<br />
f<strong>als</strong>ch, und kann ich das rauchen oder sollte ich<br />
das eher nicht?“<br />
Kascha antwortet:<br />
„High Johann,<br />
da gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder hast du da Nutzhanf<br />
bekommen oder sehr schlechtes Homegrow. Beide<br />
gemeinsam haben einen sehr niedrigen Anteil an Delta-9-<br />
Tetrahydrocannabinol, kurz THC. Dieser Wirkstoff ist unter<br />
den vielen Wirkstoffen im Gras derjenige, der für das<br />
„High“ verantwortlich gemacht wird. Ist im Gras wenig<br />
THC enthalten, enthält es dafür in der Regel umso mehr<br />
Cannabidiol, kurz CBD.<br />
Während das CBD medizinisch interessant ist, weil es unter<br />
bestimmten Umständen gegen Krämpfe, Entzündungen und<br />
Übelkeit eingesetzt werden kann, ist es bei Kiffern eher wenig<br />
beliebt, weil es eben müde macht. Cannabidiol wandelt sich<br />
in der Pflanze mit der Zeit in THC um, und das ist in deinem<br />
Gras nicht ausreichend geschehen. Nutzhanf ist so gezüchtet,<br />
dass sein THC-Gehalt winzig bleibt – dort solltest du <strong>als</strong>o außer<br />
der Müdigkeit bei größeren Mengen keine besondere Wirkung<br />
spüren. Bei schlechtem Homegrow oder zu früh geerntetem<br />
Gras hat sich entweder aus Zeitgründen oder aufgrund<br />
schlechter Beleuchtung oder Nährstoffversorgung in der Pflanze<br />
nicht genügend THC gebildet.<br />
Wenn es dir Spaß macht, kannst du das natürlich rauchen. Da<br />
dir der Effekt aber wie ich annehme nicht besonders zusagt,<br />
würde ich dir empfehlen deine Lunge zu schonen. Du kannst<br />
es dir auch beispielsweise <strong>als</strong> Beimischung aufheben, um für<br />
Joints weniger Tabak nehmen zu müssen.“<br />
Anna (22) aus Hamburg möchte wissen:<br />
„Hallo Kascha,<br />
ich habe letztens aus Versehen ein Tütchen mit Gras in der<br />
Waschmaschine mitgewaschen. Leider war das<br />
Tütchen nicht ganz wasserdicht, und das<br />
Gras ist ziemlich feucht geworden.<br />
Meinst du, das kann ich,<br />
wenn ich es getrocknet<br />
#119 / 06.10<br />
habe, noch rauchen? Es riecht ein bisschen nach Waschmittel,<br />
meinst du, ich kann das irgendwie noch abspülen?“<br />
Kascha rät:<br />
„Hallo Anna,<br />
ich hoffe, es war nicht all zu viel, denn ich würde dir nicht<br />
empfehlen das noch zu rauchen. Mit dem Wasser hat das Gras<br />
sicher einiges an Waschmittel abbekommen. Du kannst zwar<br />
versuchen es z.B. in einem Sieb zu spülen, auch davon würde<br />
ich aber aus zwei Gründen abraten. Erstens kannst du dir nicht<br />
sicher sein, so das Waschmittel restlos auszuspülen – und ich<br />
würde jedenfalls nicht empfehlen, Waschmittel mitzurauchen.<br />
Das schmeckt sicher unangenehm und ist ganz sicher nicht gesund.<br />
Zweitens würdest du einiges an Pflanzenmaterial und<br />
Harzdrüsen mit weg spülen, so dass das Gras, selbst wenn es<br />
restlos sauber wäre, wahrscheinlich nicht mehr besonders gut<br />
wäre – und du riskierst natürlich, wenn das Gras andauernd<br />
durchnässt und wieder getrocknet wird, dass es früher oder<br />
später anfängt zu schimmeln.<br />
Leider fällt mir gar keine sinnvolle Verwendungsmöglichkeit<br />
für seifiges Gras ein, so dass ich dir wohl hier nur raten<br />
kann, es weg zu werfen. Wenn dir mal Gras einfach nur so<br />
nass wird, kannst du es normalerweise einfach trocknen – das<br />
geht auch mit Joints, die z.B. in den See fallen. Dabei sollte man<br />
es nur möglichst zerkleinern und beispielsweise auf einer Zeitung<br />
oder einem Blatt Papier ausbreiten, damit es möglichst<br />
schnell und gleichmäßig trocknet. Von Tricks mit einem Ofen<br />
oder ähnlichem würde ich aber abraten, da es dabei zu schnell<br />
trocknet und an Qualität einbüßt.“<br />
#119 / 06.10 17<br />
fun&action<br />
Habe ich schon erwähnt, dass ich das Wetter derzeit zum Kotzen finde. Es mag für das Wachstum der Pflanzen<br />
vielleicht ganz gut sein, aber so ohne Sonne und Wärme draußen rumzuhängen, das geht eigentlich<br />
gar nicht. Stuben hocken mag ja im Winter ganz schön sein, aber im Sommer sollte doch der Aufenthalt im<br />
Freien größere Prioritäten einnehmen. Denn auch draußen locken Spiele. Nein, nicht Fußball, ich rede von<br />
Live-Rollen-Spielen. Wer sich dafür interessiert, sollte mal einen Blick auf die Seite www.dilettanten.de werfen.<br />
Mein favorisierter Larp-Veranstalter organisiert nämlich vom 25. bis 29. August in der Nähe von Kassel ein<br />
Spiel zwischen Elfen und Orks. Und dass die sich nicht leiden können, weiß ja wohl jeder. Konflikte garantiert.<br />
Natürlich treiben sich dazwischen auch Zwerge oder Menschen, Dunkelelfen und sogar Untote herum. Aber<br />
zurück zu den Brettspielen. Für diese Ausgabe habe ich „Chaos in der Alten Wald“ und „Rise of Empires“ ausgesucht,<br />
die beide wenig miteinander zu tun haben aber in meinen Augen zu den besten Spielen der letzten<br />
Spielemesse in Essen gehören.<br />
Kerstin Koch<br />
Rise of Empires ...<br />
Rise of Empires<br />
Autor: Martin Wallace<br />
Verlag: Phalanx<br />
Spieler: 3-5<br />
Alter: ab 12<br />
Dauer: ca 3 Stunden<br />
Preis: ca. 40 Euro<br />
… kam auf Anhieb<br />
bei all meinen Mitspielern<br />
gut an. Dauer<br />
des Spiels: Drei<br />
Epochen à zwei Runden,<br />
hört sich wenig<br />
an, trotzdem ist es ein<br />
fast abendfüllendes<br />
Spiel. Wer zwei Partien<br />
plant, braucht<br />
anständig Sitzfleisch.<br />
Vor allem, wenn Langüberlegermitspielen.<br />
Wer am Ende die<br />
meisten Siegpunkte hat, gewinnt. In jeder Runde machen die<br />
Spieler sechs Aktionen, wobei ihnen folgende zur Verfügung<br />
stehen:<br />
Fortschrittsplättchen nehmen. Je nach Plättchen verbessert es<br />
eine der anderen Aktionen oder erhöht die Nahrungseinnahmen<br />
oder bringt zusätzliche Warensteine. Oder ...<br />
Gebietsplättchen nehmen. Je nach Gebiet bringen diese Einkommen,<br />
Spiel- oder Warensteine, Nahrungspunkte. Manche,<br />
z.B. Berge, kosten reichlich Nahrung.<br />
Stadtplättchen oder Weltwunder kaufen. Die bringen am<br />
Ende jeder Runde Siegpunkte, kosten allerdings Geld, manchmal<br />
auch noch Nahrung und Warensteine. Weltwunder kosten<br />
nur einmal, bringen aber auch nur einmal Siegpunkte.<br />
Imperiumsplättchen nehmen. Das berechtigt, Spielsteine in<br />
Regionen auf dem Spielplan zu setzen. In jeder Epoche kommen<br />
weitere Gebiete dazu. Außerdem kann mindestens ein<br />
Kampf ausgetragen werden, indem Spielsteine entsprechend<br />
der Vorgaben des Imperiumsplättchen entfernt werden. Wer<br />
am Ende der Runde die meisten Spielsteine in einer Region<br />
hat, bekommt Siegpunkte und abhängig vom Gebiet Nahrung,<br />
Spielsteine, Warensteine oder Geld. Der Zweitplatzierte erhält<br />
immerhin noch Siegpunkte.<br />
Handel. Wer einen solchen eingeht, kann seine Warensteine<br />
entweder in Siegpunkte oder Geld tauschen. Und Geld wird<br />
für den Kauf von Städten und später auch lukrative Fortschritte<br />
benötigt.<br />
Reihum setzen die Spieler ihre Aktionsscheiben auf die entsprechenden<br />
Leisten und machen sofort die Aktion. Sind alle<br />
fertig, beginnt die Rückrunde. Sozusagen. Während sämtliche<br />
ausliegenden Plättchen vom Spielplan entfernt werden, blei-<br />
ben die Aktionsscheiben liegen, wo sie sind. Die neue Runde<br />
beginnt. Wer dran ist, nimmt eine ausliegende Scheibe und<br />
macht die entsprechende Aktion. Liegen gegnerische Scheiben<br />
vor der eigenen, muss die Aktion bezahlt werden. Das heißt<br />
auch, in der zweiten Runde machen die Spieler dieselben Aktionen<br />
wie in der ersten. Am Ende jeder Runde gibt es Einkommen,<br />
Nahrung, Spielsteine und kostenpflichtige Plättchen<br />
müssen bezahlt werden. Am Ende jeder Epoche kommen weitere<br />
Kosten für Stadtplättchen und Fortschritte dazu.<br />
Soweit die Theorie, kommt die Praxis. Und da bleibt nicht<br />
viel zu sagen, denn wie bei allen Spielen von Martin Wallace<br />
gibt es nicht den einen Weg zum Ziel, stattdessen sind die Optionen<br />
vielfältig, müssen nur gut aufeinander aufbauen. Aber<br />
das ist ja auch Sinn und Zweck eines glückfreien, strategischen<br />
Aufbauspiels. Hauptsache die Kasse stimmt, um sich alles,<br />
was ordentlich Siegpunkte bringt, leisten zu können. Und die<br />
Reihenfolge der Aktionen sollte gut gewählt sein. Genug Nahrung<br />
schützt vor Minuspunkten. Und mal wieder muss ich<br />
sagen, Planung ist alles. Deshalb dauert es ja bei den Nichtaus-dem-Bauch-heraus-Spielern<br />
auch immer sehr lange, bis sie<br />
ihre Züge durchdacht haben. Vor allem, weil sie ja für zwei<br />
Runden vorausplanen müssen.<br />
Super Spiel.<br />
Chaos in der Alten Welt … … versetzt zwei bis<br />
vier Mitspieler in die<br />
Welt von Warhammer.<br />
Genauer gesagt<br />
in die Alte Welt, <strong>als</strong><br />
die Götter des Chaos<br />
Khorne, der Blutgott,<br />
Nurgle, der Fürst der<br />
Pestilenz, Tzeentch,<br />
der Wandler der<br />
Wege und Slaneesh,<br />
der Fürst der Lust<br />
und des Schmerzes,<br />
besonders heftig um<br />
die Vorherrschaft<br />
Chaos in der Alten Welt<br />
Autor: Eric M. Lang<br />
Verlag: Fantasy Flight Games, Heidelberger<br />
Spieleverlag<br />
Spieler: 2-4<br />
Alter: ab 12<br />
Dauer: ca. 90 Minuten<br />
Preis: ca. 50 Euro<br />
rungen. Und jede der Chaosmächte hat ihre eigenen ganz speziellen<br />
Fähigkeiten, mit denen sie versucht, ihre Gegner auszustechen.<br />
Das Spiel endet, sobald das Bedrohungsrad einer Macht auf<br />
Sieg steht oder mindestens einer der vier Götter die 50 Sieg-<br />
punktemarke erreicht hat oder fünf Regionen verheert, das<br />
heißt, zerstört sind. Es gewinnt, außer im ersten Fall, die Macht<br />
mit den meisten Siegpunkten. Alle verlieren, wenn kein Ziel<br />
erreicht wurde und der Alte-Welt-Kartenstapel aufgebraucht<br />
ist.<br />
Eine Runde läuft immer wie folgt ab: Zuerst wird eine Alte-<br />
Welt-Karte aufgedeckt und sofort ausgeführt. Anschließend<br />
ziehen die Spieler zwei ihrer eigenen Chaoskarten. In der Beschwörungsphase<br />
können sie reihum entweder eine ihrer Karten<br />
auf eines der beiden Felder einer Region in der Alten Welt<br />
spielen oder eine Figur, die es in drei Wertigkeitsstufen gibt, in<br />
einer Region einsetzen. Kostet meist Machtpunkte und wenn<br />
die aufgebraucht sind, endet der Zug. Es folgt die Kampfphase:<br />
Region für Region wird abgewickelt und die Figuren geben<br />
die Anzahl an Würfel vor. Vier, fünf, sechs sind Treffer, Sechsen<br />
berechtigen zum Weiterwürfeln. Gegnerische Figuren können<br />
nur besiegt werden, wenn die Anzahl an Treffern dem Verteidigungswert<br />
entspricht. Tote Figuren werden aus der Region<br />
entfernt. In der Verderbnisphase bekommt die Macht mit den<br />
meisten Beherrschungspunkten in einem Gebiet Siegpunkte,<br />
insofern diese höher <strong>als</strong> der Widerstandswert der Region sind.<br />
Die Beherrschungspunkte ergeben sich aus der Anzahl eigener<br />
Figuren plus die Machtpunkte auf den dort ausgespielten Chaoskarten.<br />
Sind alle Siegpunkte vergeben, legen die Spieler pro<br />
Kultist einen Verderbnismarker in die jeweilige Region. Sobald<br />
irgendwo mindestens zwölf liegen, ist das Gebiet verheert und<br />
jeder, der in der aktuellen Runde dort Verderbnismarker gelegt<br />
hat, bekommt Siegpunkte, wie auf der Verheerungskarte<br />
angegeben. Es folgt die Endphase. Alle Chaoskarten werden<br />
vom Spielplan entfernt, sollten Heldenmarker in einer Region<br />
liegen, verschwinden dort Spielfiguren und es gibt noch einmal<br />
Siegpunkte für Regionen, die in der aktuellen Runde verheert<br />
wurden und zwar für die beiden Mächte mit den meisten<br />
Verderbnismarkern vor Ort. Jetzt dürfen die Spieler noch ihre<br />
Bedrohungsräder weiter drehen, aber nur, wenn sie Marker<br />
auf der Scheibe liegen haben, die sie machtspezifisch in jeder<br />
Runde erhalten haben. Zum Beispiel erhält Khorne Marker für<br />
getötete Gegner. Wer die meisten Marker hat, darf sogar zwei<br />
Felder weiter drehen. Alle führen das dort Angegebene aus.<br />
Manchmal bekommen die Mächte Siegpunkte, manchmal Karten,<br />
die ihre Fähigkeiten verbessern und irgendwann winkt<br />
der Sieg. Aber nur, wenn vorher nicht fünf Regionen verheert<br />
sind oder ein Spieler die 50-Punkte-Marke überschreitet.<br />
Auch bei diesem Spiel sind die Möglichkeiten zu gewinnen<br />
vielfältig, wobei die Mächte schon unterschiedliche Vor- und<br />
Nachteile haben. Aber alle versuchen zum Einen, den anderen<br />
die Suppe zu versalzen, zum Anderen dabei, den eigenen Sieg<br />
nicht aus den Augen zu verlieren.<br />
Mir macht das Spiel Spaß, es dauert auch nicht allzu lange, so<br />
dass einer zweiten oder dritten Partie nichts im Wege steht. So<br />
sind die verschiedenen Spielweisen schnell gelernt.<br />
Außerdem offfenbart das Spiel einen klitzekleinen Einblick<br />
in die Welt von Warhammer. Wobei „Chaos in der Alten Welt“<br />
nicht, aber auch rein gar nicht mit dem Table Top vergleichbar<br />
ist. Am besten zu viert spielen und wie immer bei Fantasy<br />
Flight Games ist das Spielmaterial klasse.
18<br />
fun&action<br />
Electro Gaming<br />
Test & Text: mze<br />
Square Enix schickt mit nier sein neuestes RPG-Steckenpferd<br />
ins Rennen, das sich entscheidend vom alltäglichen<br />
Rollenspiel-Einheitsbrei abzuheben versucht. Die Geschichte<br />
um den namengebenden Titelhelden nier handelt von dem<br />
Versuch eines liebenden Vaters, das Heilmittel für seine schwer<br />
kranke Tochter zu finden. Diese ist von einer über das Land<br />
wütenden Seuche, der „Black Scrawl“ befallen und wird während<br />
der tragischen Geschichte immer häufiger von Schwächeanfällen<br />
heimgesucht. nier macht sich daher auf, um das Land<br />
zu bereisen und allen Hinweisen, die ihm seinem Ziel näher<br />
bringen, zu folgen.<br />
Während einer Notsituation findet er das sprechende Buch<br />
„Weiss Grimoire“ und entschließt sich auf dessen Angebot<br />
hin, dessen magische Fähigkeiten nutzbringend einzusetzen.<br />
Dieser alte Schmöker verleiht euch die unterschiedlichsten<br />
Zauberkräfte, die im Kampf unerlässlich werden und euch auf<br />
euren ungewissen Abenteuern unterstützen. Indem sie fleissig<br />
benutzt werden, entwickeln sich Magie- wie Kampfattribute<br />
in rollenspieltypischer Manier weiter, und werden zusätzlich<br />
durch extra Fähigkeiten aufgepimpt, die ihr in Form von Wörtern<br />
auf der Reise findet und mit Angriffstechniken verbinden<br />
könnt. Das Spiel selbst läuft aber eher wie ein typisches Action-<br />
Hack´n Slay ab und fordert Tastenfinesse und ein aufmerksames<br />
Auge im Kampf gegen die unterschiedlichen Lebewesen<br />
wie unheimlichen Schattenwesen.<br />
Grafisch wird dabei leider nicht unbedingt die erste Siebung<br />
geboten, dafür entwickelt die Bauhaus-Grafik mit der Zeit einen<br />
durchweg stimmigen Charme, der an zwei ganz große Spiele<br />
der letzten Generation erinnert. Ein nicht zu verachtenden Teil<br />
der famosen Stimmung wird durch die hochwertig produzierte<br />
Musik beigetragen, die es der Grafik ähnlich macht und an diese<br />
besonderen Titel erinnert, aber sich dennoch zu etwas ganz<br />
Eigenständigem entwickelt.<br />
Ruhige Akustik-Gitarren werden von niedlichen Mädchenstimmen<br />
untermalt oder ein peitschendes Trommelgewitter<br />
von sakralem Gesang. Neben den typischen Elementen des Erkundens,<br />
Kämpfens und Kommunizieren wird in nier spielerische<br />
Abwechslung geboten, die es in diesem Mix voher nicht<br />
gab. Die Entwickler der Cavia Studios haben sich nicht von den<br />
festen Pfaden des Genres führen lassen, sondern vermischten<br />
so ziemlich jeden Aspekt, den ein Gamer in den letzten Jahrzehnten<br />
erleben durfte.<br />
So findet ihr euch desöfteren in 2D Passagen, in denen alte<br />
Jump´n Run Künste wieder zum Leben erweckt werden, löst<br />
ein paar Rätsel in alter Textadventure Manier oder steht inmitten<br />
eines Spritegewitters, das aus modernen Bulletsprayern<br />
der Shoot ´em up Fraktion stammen könnte. Da Weiss Grimoire<br />
die nötige Magie parat hält, um diesen Gefahren gegenüber zu<br />
treten, schießt ihr euch sodann in manchen Dungeons im Dauerfeuermodus<br />
durch die Gänge.<br />
Bossgegner vermischen alle Künste des Machbaren und fordern<br />
mit Riesengröße oder Laserfeuerwerken dazu auf, Taktiken<br />
zu entwickeln, die euren Heilkräuterbedarf oder den der<br />
Status verbessernden Potions nicht zu harsch fordern.<br />
Denn während ihr durch all die verschieden Genres katapultiert<br />
werdet, bleibt nier allezeit ein Rollenspiel, das sich euren<br />
Vorstellungen anpasst. Ihr entscheidet, welche Hilfsmittel ihr<br />
für euer Überleben mit auf die Reise nehmt und wann ihr sie<br />
nutzt. Ihr entscheidet, ob ihr Bewohnern helfen wollt oder ob<br />
ihr es bleiben lasst. nier ist dabei fesselnd, umfangreich, dicht<br />
und vor allem abwechslungsreich wie kaum ein anderes Action-Rpg<br />
zuvor. Dass man die verschiedensten Genres in einer<br />
derartigen Form verbinden kann und dennoch eine überzeugende<br />
Konstante bietet, ist bisher selten versucht worden. Dass<br />
Square Enix bei ihrem ersten Versuch ein solches Händchen<br />
bewiesen, macht nier zu mehr <strong>als</strong> nur einem absoluten Ausnahmetitel.<br />
Es ist eines dieser ganz besonderen Erlebnisse, an das man<br />
sich nach Jahren noch erinnern wird.<br />
(PS3:ASIN: B0039BSN92 / Xbox360:ASIN: B0039BY2KQ ) Usk 16 Circa 55€<br />
#119 / 06.10<br />
nier<br />
A link to the past<br />
Nier In-Game - Foto: Square Enix<br />
#119 / 06.10 19<br />
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Der Branchenführer<br />
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03661 Uetendorf<br />
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Grün ist gleich Gefahr! Trifft man den Schädling „Policia Vulgaris“ in freier Wildbahn<br />
ist Vorsicht geboten. Oft tritt sie in großen Gruppen und brutal schnell auf. Zum Beispiel<br />
bei einer Razzia. Da hilft nur noch, sofort alles zu schlucken, was nicht bei drei auf den<br />
Bäumen ist. Sollte die Razzia in einer Discothek stattfinden, lohnt es sich hingegen, über den<br />
Boden zu kriechen, alles aufzusammeln und zu versuchen im allgemeinen Gewusel zwischen<br />
den Beinen der Bullen hindurchzuflutschen und sich einen schönen Abend zu machen. Wenn<br />
einen die Polizei verfolgt, lässt sich das eigene Nummernschild per Vollbremsung unkenntlich<br />
machen. Bei einer Wohnungsdurchsuchung rennt man am besten panisch durch den<br />
Raum, schnallt sich ein Blaulicht auf den Kopf und schreit „Tatü-Tata“. Bei Wohnungsdurchsuchungen<br />
sollte man auch darauf achten, sämtliche Rundfunkempfänger zu schlucken, sonst<br />
drohen GEZ-Nachzahlungen. Da das Aussageverweigerungsrecht auf all den Drogen, die ihr<br />
euch kurz vor der Hausdurchsuchung in der Panik noch eingeworfen habt, nicht unbedingt<br />
wahrgenommen werden kann, empfiehlt es sich, einen Knebel im Haus zu haben, bzw. die<br />
Faust in den Mund zu stecken. In Situationen, in denen mehrere Leute in Bedrängnis kommen<br />
könnten, lohnt sich oft ein eilig in den Raum geworfenes: „Ich versteigere die Aussage!“.<br />
Überwachung<br />
Bullen, Wanzen und staatlich autorisierte Viren, ein ganzer Zoo verfolgt uns da. Im Vorbeilaufen<br />
wird per RFID dein Perso gescannt und auf dem Handheld des Interessierten erscheinen<br />
sofort sämtliche Vorstrafen, Jugendsünden und ein Foto von dir in nackt mit einem<br />
dämlichen Hut auf. Da hilft nur eine Abhörsicherung wie ein riesiges Federkissen, in dem<br />
man sein Handy immer durch die Gegend schleppt. Auch nützlich, falls einem mal langweilig<br />
oder man sehr stoned ist. Wenn es dennoch zur Konfrontation mit dem Angstgegner in<br />
der adretten Uniform kommt, zählt primär Selbstbeherrschung. Angstschweiss und ähnliche<br />
Ausscheidungen können in Körperhöhlen Verstecktes zu Tage treiben. Und wenn dann der<br />
Herr Wachtmeister sich erst einmal intensiv mit deinem Kot beschäftigen durfte, kann man<br />
sich sicher sein, dass er danach sauer genug ist, um einem etwas anzuhängen. Also gut aufpassen,<br />
denn wenn der Freund und Helfer statt alten Frauen über die Strasse, einem mal<br />
wieder ins Auto hilft, ist es ja meist auch schon zu spät.<br />
Das Gefängnis<br />
Die Nachteile eines Aufenthalts im Gefängnis werden allerdings zumeist überschätzt. Eigentlich<br />
ist es doch paradiesisch: Man hat einen festen Wohnsitz, ohne Miete zu zahlen, bekommt<br />
regelmäßig zu essen ohne abspülen zu müssen und die Drogen werden bis direkt in<br />
die Zelle geliefert. Falls es doch mal zuviel wird, kann man ja immer noch aus dem Gefängnis<br />
ausbrechen. Neben den altbewährten Methoden: Auf viel LSD über die Mauer fliegen, auf<br />
viel Kokain einfach hindurchrennen oder sie auf viel THC einfach ignorieren, gibt es noch<br />
weitere interessante Möglichkeiten des kinderleichten Vollzugsbeamtennepps. Zum Beispiel:<br />
Sich von der Mutter eine Feile in einen Kuchen einbacken lassen, damit einen Wärter anal befriedigen,<br />
ihn sogar sexuell abhängig machen, damit er bereit ist, deine Mutter zu überzeugen<br />
eine neue Feile in einen Kuchen einzubacken, mit der du dann die Gitterstäbe durchfeilen<br />
kannst.<br />
Eure grossstadtsurvivor<br />
NZ - Neuseeland startet seine eigene „Aktion Sativa“<br />
Growshops landesweit durchsucht und geschlossen<br />
In Neuseeland wurden die größte Growshopkette sowie einige kleine, so genannte Hydro-<br />
Shops, wegen angeblicher Unterstützung des Cannabisanbaus und Handels geschlossen.<br />
16 Läden dicht, 250 Leute festgenommen und ein wenig Weed gefunden. Erinnert stark an<br />
die „Aktion Sativa“ der Aachener Staatsanwaltschaft, auch in Neuseeland hat die Polizei<br />
jahrelang kleine Grower ausgespäht, um dann landesweit und gnadenlos zuzuschlagen.<br />
Einige Personen werden, ähnlich wie dam<strong>als</strong> in Aachen, lediglich aufgrund des Besitzes<br />
von Gartenzubehör angeklagt. Die Polizei spricht wieder mal von einem Schlag gegen die<br />
professionelle Cannabis Szene.<br />
Gerade die Profis interessiert es aber herzlich wenig, ob der Growshop um die Ecke dicht ist<br />
oder nicht, die kaufen im Baumarkt, Internet oder Elektrogroßhandel oder.... ein.<br />
Michael Appleby von der „Legalise Cannabis Party“ hingegen meint: „Als nächstes werden<br />
sie unsere Bücher verbrennen. Hat man Cannabis-Literatur im Bücherschrank, sollte man<br />
aufpassen, wenn es an der Tür klopft.“<br />
In Neuseeland haben über 52 Prozent der Erwachsenen schon mindestens einmal Cannabis<br />
probiert, Hanf ist dort ähnlich beliebt wie in Kalifornien. Bislang galt Neuseeland <strong>als</strong><br />
ungefährlich für kleine Grower, das scheint sich zu ändern.<br />
B - „Trek uw plant“ erntet legales Gras<br />
Erfolg im dritten Anlauf<br />
Zweimal wurde ihnen trotz eindeutiger Gesetzeslage ein Strich durch die Rechnung seitens<br />
der Polizei gemacht, jedes Mal wurden die Mitglieder von „Trek uw plant“ draufhin freigesprochen.<br />
Im dritten Anlauf durften die Mitglieder des ersten legalen Cannabis Clubs endlich<br />
ihre erste Pflanzen ernten. Joep Omen, Mitglied des Vereins sowie Sprecher von encod,<br />
spricht von einem wichtigen Schritt für alle belgischen Cannabisnutzer.<br />
Während des Global Marihuana Marches, der in Antwerpen sowie auch in über 300 anderen<br />
Städten auf dieser Welt am 8. Mai 2010 stattfand, kündigte Trekt Uw Plant sein Programm für<br />
dieses Jahr an. Natürlich kann jedes Mitglied jetzt seine oder ihre Pflanze reservieren, solange<br />
sie/er, in Belgien lebt, Cannabis konsumiert und nicht mehr minderjährig ist.<br />
Zu dieser Nachricht gibt einen schönen Film auf hanfjournal.de
20<br />
news<br />
„Maximilian Plenert, Jahrgang 1982, ist freier Mitarbeiter beim Deutschen Hanfverband und Beisitzer im Bundesvorstand der GRÜNEN JUGEND. Er beschäftigt sich seit 10 Jahren<br />
intensiv mit dem Thema Drogenpolitik, ist Sprecher des Bundesnetzwerk Drogenpolitik bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und hat das Konzept des Drogenfachgeschäftes <strong>als</strong> Modell für<br />
eine alternative Drogenpolitik entwickelt. Im folgenden Artikel beleuchtet er einen oft vernachlässigten Aspekt des weltweiten „War On Drugs“.<br />
Rassismus in der Drogenpolitik<br />
Die Geschichte und Gegenwart der Drogenpolitik ist geprägt<br />
von Rassismus. Seit dem Beginn der modernen<br />
Drogenpolitik vor etwas mehr <strong>als</strong> 100 Jahren wurde der Drogenkonsum<br />
der „Anderen“ immer wieder dämonisiert. Im<br />
Namen des moralischen und gesundheitlichen Schutzes der<br />
weißen Mehrheitsgesellschaft vor dem verderblichen Einfluss<br />
dieser Drogen werden bis heute diskriminierende und menschenverachtende<br />
Repressionsmaßnahmen gerechtfertigt.<br />
Das erste in der Moderne erlassene Gesetz gegen den Opiumkonsum<br />
wurde am 15.November 1875 vom Verwaltungsrat von<br />
San Francisco beschlossen. Es war eines von mehreren rassistischen<br />
Gesetzen, welche die Kultur und Lebensbedingungen der<br />
ansässigen Chinesen einschränkte. Die chinesischen Einwanderer<br />
waren zur Zeit des Baus der transkontinentalen Eisenbahnstrecke<br />
<strong>als</strong> duldsame und billige Arbeitskräfte geschätzt,<br />
ihr Opiumkonsum wurde nicht nur geduldet, sie sind teilweise<br />
sogar direkt mit Opium bezahlt worden. Nach dem Bau der<br />
Eisenbahnstrecke siedelten sich zehntausende Chinesen im<br />
Großraum San Francisco an und wurden dort schnell Opfer<br />
rassistischer Anfeindungen. So wurden aus den genügsamen<br />
Arbeitskräften Lohndrücker und eine Gefahr für die amerikanische<br />
Wirtschaft. Die Sitte des Opiumrauchens wurde Teil des<br />
rassistischen Bildes von der gelben Gefahr, die für alle Arten<br />
von Verbrechen und sonstigem unerwünschtem Verhalten verantwortlich<br />
gemacht wurde. Die politischen Reaktionen auf<br />
die „Chinesenfrage“ waren im Bereich Drogenpolitik höchst<br />
selektive Gesetze, welche das chinesische Opiumrauchen stigmatisierte<br />
und kriminalisierte, den oralen Opiumkonsum der<br />
Weißen jedoch kaum tangierten.<br />
Welchen weitreichenden Einfluss der Rassismus auf die frühe<br />
Drogenpolitik hat, wird durch die zweite internationale Opium-<br />
Konferenz 1925 in Genf deutlich. Auf dieser Konferenz wurden<br />
die ersten weltweiten Kontrollmaßnahmen, unter anderem für<br />
Cannabis, eingeführt, welche die Grundlage für das 1961 beschlossene<br />
und bis heute gültige Einheitsabkommen über die<br />
Betäubungsmittel bilden. Die Initiative Cannabis neben Heroin<br />
und Kokain in das internationale Abkommen aufzunehmen<br />
ging von den Vertretern Südafrikas, Ägyptens und der Türkei<br />
aus. Die weiße Minderheitenregierung Südafrikas wollte mit<br />
Cannabis die Droge der schwarzen Bevölkerungsmehrheit und<br />
dem damit verbundenen Dagga-Kult, illegalisieren. Soziale<br />
oder gesundheitliche Probleme im Zusammenhang mit Cannabis<br />
waren dam<strong>als</strong> kaum bekannt, einzig Portugal vermeldete,<br />
in seiner Kolonie Angola seien Fälle von „schwarzer Aufsässigkeit<br />
nach Hanfgenuss“ vorgekommen. Dennoch wurde der<br />
Antrag durchgewinkt, wohl <strong>als</strong> Zeichen guten Willens gegenüber<br />
den Antragsstellern und weitgehendem ökonomischem<br />
sowie politischem Desinteresse.<br />
Die Kampagnen gegen Cannabis und Kokain in den USA<br />
in den 20er und 30ern waren ebenfalls Teil einer rassistischen<br />
Hetze, in diesem Fall gegen Mexikaner und Afroamerikaner.<br />
Die Mexikaner nahmen laut der Boulevardpresse den aufrichtigen<br />
weißen Amerikanern die Arbeitsplätze<br />
weg, waren für allerlei<br />
Kriminalität verantwortlich und<br />
die farbigen Jazz-Musiker rauchten<br />
nicht etwa das gut bekannte Hanf,<br />
es war das fremde Marijuana, das<br />
sie auf abwegige Ideen brachte, so<br />
zum Beispiel dass sie „ebenso gute<br />
Menschen seien wie die Weißen“.<br />
Der Ausspruch „Reefer makes darkies<br />
think they‘re as good as white<br />
men.“ wird Harry J. Anslinger, dem<br />
damaligen Vorsitzender des Federal<br />
Bureau of Narcotics (FBN) und einer<br />
der schärfsten Befürworter einer<br />
Cannabis-Prohibition, zugeschrie-<br />
H. J. Anslinger - Foto: Archiv<br />
ben.<br />
In Deutschland wurde wenig später gegen den tabakhandelnden<br />
Juden gehetzt, woraus nach 1945 das Konstrukt des ausländischen<br />
Drogendealers <strong>als</strong> Sinnbild des Bösen entwuchs. Ebenso<br />
wenig wie sich das Personal von RKA im Wandel zum BKA<br />
oder anderen Ministerien änderte, wandelte sich die Drogenpolitik<br />
und so erfolgte die Geburt der deutschen Drogenpolitik<br />
aus dem Geist der Rassenhygiene. Dieser Rassismus besteht bis<br />
heute weiter, sowohl in Deutschland <strong>als</strong> auch den USA. Paranoide<br />
Konstrukte, wie das des dämonischen Drogendealers, der<br />
Schulhöfe bevölkert und mit Heroin versetztes Haschisch an<br />
wehrlose Jugendliche verschenkt, um sie zu willenlosen Süchtigen<br />
zu machen, und ansonsten auch eine allgegenwärtigen<br />
Gefahr für den anständige Bürger darstellt, wurden bis heute<br />
#119 / 06.10<br />
1<br />
von Max Plenert<br />
nicht durch die nüchterne Realität dekonstruiert, sondern immer<br />
weiter von Konservativen aller Couleur befeuert.<br />
Der tödliche – und politisch bis weit in die Mitte der Gesellschaft<br />
gewollte – rassistische Grundtenor unserer Drogenpolitik<br />
lässt Deutschland auch nicht einmal vor dem Brechmitteleinsatz<br />
zurückschrecken. Dessen Anwendung – fast alle Betroffenen<br />
waren dunkelhäutig – ist, wie die allgemeine Verfolgungspraxis<br />
bei angeblichen Drogendealern, von Rassismus geprägt. Er<br />
wurde trotz mehrerer Todesfälle lange Zeit rechtsstaatlich geduldet<br />
und die Drogenpolitik griff dabei auf ein Mittel zurück,<br />
das vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte <strong>als</strong><br />
Folter bezeichnet wird und, liest man die Protokolle der damit<br />
zusammenhängen Todesfälle, den Humanismus eines unprofessionell<br />
durchgeführten „water boarding“ besitzt.<br />
Besonders beschämend war die Einführung des Brechmitteleinsatzes<br />
in Hamburg durch die rot-grüne Koalition im Juli<br />
2001. Dieser erfolglose Versuch im Wahlkampf der Law-and-<br />
Order Politik von CDU und dem erstmalig antretenden „Richter<br />
Gnadenlos“ Roland Schill etwas entgegenzusetzen war<br />
nicht nur für die GAL ein menschenrechtlicher und drogenpolitischer<br />
Sündenfall. Die Hamburger SPD war unter dem Ersten<br />
Bürgermeister Hennig Voscherau einer der Vorreiter einer<br />
humanen Drogenpolitik gewesen. Voscherau brachte bereits<br />
1990 den Vorschlag Heroin zur Behandlung von Abhängigen<br />
einzusetzen – 3 Jahre nachdem Methadon überhaupt wieder<br />
eingesetzt wurde und 20 Jahre bevor die Abgabe von Heroin<br />
an Abhängige <strong>als</strong> Behandlungsmöglichkeit ermöglicht wurde.<br />
Diese „fatale Fehlentscheidung“, wie die GAL-Innenpolitikerin<br />
Antje Möller die Entscheidung im Nachhinein bezeichnete,<br />
macht deutlich wie weit selbst progressive Kräfte in der allgemeine<br />
Drogenhysterie bereit sind zu gehen.<br />
In den USA gelten bis heute Drogengesetze, die den Umgang<br />
mit primär von Afroamerikanern konsumiertem Crack – welches<br />
schlicht eine rauchbare Form von Kokain darstellt – um<br />
den Faktor 100 härter bestrafen <strong>als</strong> die gleiche Menge Kokain,<br />
der Droge des weißen Mittelstandes.<br />
Auch für die Droge Cannabis gilt: Die Weißen kiffen, aber die<br />
Schwarzen werden verhaftet. Darüber im nächsten Artikel dieser<br />
Reihe...<br />
#119 / 06.10 21<br />
news<br />
nachhilfe in Rauschkunde<br />
für CDu-Politiker<br />
Wer in Bayern oder Brandenburg mit 15 Gramm Haschisch<br />
oder Gras (Marihuana) erwischt wird, der landet vor<br />
Gericht. In Berlin sollen Kiffer wie bisher auch in Zukunft in<br />
aller Regel straffrei davonkommen, wenn sie nur eine geringe<br />
Menge Cannabiskraut oder Cannabisharz auf Tasche haben.<br />
Bisher galt eine Grenze von zehn Gramm, bis 15 Gramm war es<br />
eine juristische Ermessensentscheidung. Die Hauptstadt plant<br />
nun gemäß Auskunft der Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher<br />
(Die Linke) eine neue Verwaltungsvorschrift, nach der<br />
das Mitführen von Haschisch und Marihuana bis 15 Gramm<br />
nicht bestraft wird. Die tolerante Drogenpolitik Berlins sei „erfolgreich“,<br />
betonte Lompscher. Der Konsum von Cannabis sei<br />
bei 15- bis 16-jährigen Schülern von 14 Prozent im Jahr 2003 auf<br />
7,5 Prozent im Jahr 2007 gesunken. Das sei ein „klarer Beleg“<br />
dafür, dass verstärkte Aufklärung zum Erfolg führe.<br />
Gemäß eines Artikels in dem Boulevardblatt „BZ“ vom 15.<br />
Mai 2010 lehnt der Sicherheitsexperte Peter Trapp (62) von der<br />
CDU die neue Verordnung ab: „Die Konzentration mit halluzinogenen<br />
Stoffen hat sich erheblich erhöht, so dass man heute aus 15<br />
Gramm schon viel mehr Rauschgiftportionen erzeugen kann <strong>als</strong> früher.“<br />
In der „BZ“ vom 16. Mai 2010 legte Trapp noch einmal<br />
nach: „Es ist jedenfalls f<strong>als</strong>ch, bei Cannabis und Alkohol mit zweierlei<br />
Maß zu messen. Wer den Koma-Suff bekämpft, könne beim Kiffen<br />
nicht wegsehen. Vor allem, weil die Wirkstoffe immer konzentrierter<br />
werden.“ Demgegenüber stellt die Deutsche Beobachtungsstelle<br />
für Drogen und Drogensucht (DBDD) in ihrem „Bericht 2009<br />
des nationalen REITOX-Knotenpunkts an die EBDD“ auf S. 158<br />
fest: „Die Blütenstände hatten 2008 einen Wirkstoffgehalt von 10,5%<br />
(2007: 10,0%), das Cannabiskraut einen von 2,0% (2007: 2,4%). In<br />
die Berechnung des Wirkstoffgehalts von Marihuana fließen die Werte<br />
von Cannabiskraut und Blütenständen im Verhältnis zur jeweiligen<br />
Anzahl der Proben ein. Von 2004 (10,8%) bis 2007 (7,4%) sank der<br />
mittlere THC-Gehalt im Marihuana kontinuierlich. Zwischen 2007<br />
und 2008 gab es allerdings keine Veränderung. Nachdem sich der<br />
mittlere THC-Gehalt im Haschisch von 2005 (8,4%) nach 2006 stark<br />
verringerte und mit 6,7% den niedrigsten Wert der letzten zehn Jahre<br />
Die Grüne Hilfe<br />
unsere Redaktion erhält viele Anrufe, e-mails und Briefe<br />
von Hilfe suchenden Opfern der Prohibition. Natürlich<br />
helfen wir, so weit wir können, gerne weiter, oft verweisen wir<br />
diese Menschen dann an die „Grüne Hilfe“ e.V. Der Verein<br />
betreut mit kurzer Unterbrechung seit fast 40 Jahren Hanfgefangene,<br />
unterstützt, berät und hilft den kriminalisierten Konsumenten<br />
und eingesperrten Hanf-Fachverkäufern wo immer<br />
es nur geht. Wir haben den Pressesprecher der „Grünen Hilfe<br />
e.V.“, Joachim Biermanski, gebeten, unseren Lesern die „Grüne<br />
Hilfe“ einmal kurz vorzustellen:<br />
Ursprünglich in<br />
den 70er Jahren<br />
von Werner Pieper<br />
(Verlag „Der<br />
Grüne Zweig“)<br />
gegründet, war<br />
die Grüne Hilfe<br />
in den 80er<br />
Jahren zunächst<br />
„eingeschlafen“.<br />
1994 aber wurde<br />
die Grüne Hilfe<br />
(GH) unter der<br />
Federführung von Christiane Eisele <strong>als</strong> Informations- und Kontaktbörse<br />
zu den Themen Cannabis und Recht, Cannabis <strong>als</strong><br />
Medizin und Gefangenenbetreuung reaktiviert. Die GH fordert<br />
die Wiederfreigabe / Legalisierung von Cannabis sowie<br />
die Entkriminalisierung aller DrogenkonsumentInnen!<br />
Im Februar 2000 wurde die GH dann <strong>als</strong> „Grüne Hilfe-Netzwerk<br />
e.V.“ ins Vereinsregister Wittlich eingetragen und erhielt<br />
unter den Trierer Hanf-Aktivisten Eva, René und Ralf Gorig die<br />
Gemeinnützigkeit zur „Minderung der gesellschaftlichen Auswirkungen<br />
der Drogenproblematik“. Hier engagiert sich die<br />
GH insbesondere für Prävention, Aufklärung und Resozialisierung.<br />
Aktive Öffentlichkeitsarbeit leistet die GH unter anderem<br />
mit Infoständen, der Vermittlung von ReferentInnen zum Thema<br />
Drogen(-politik) und Beteiligung an Demonstrationen, wie<br />
der Hanfparade in Berlin, dem „global marijuana march“ oder<br />
dem „Gedenktag für Drogenopfer“,…<br />
Die GH führt<br />
• eine deutschlandweite Liste von AnwältInnen mit BtmG<br />
und/oder Verwaltungsrechterfahrung (Führerscheinproblematik),<br />
von denen sich Betroffene in ihrer Nähe vertreten<br />
lassen können<br />
• betreut kriminalisierte HanffreundInnen<br />
• kümmert sich um Hanf-Gefangene und deren Probleme<br />
• hilft beim Schriftwechsel mit den Behörden<br />
erreichte, stieg er in den letzten beiden Jahren wieder leicht an und lag<br />
2008 bei 7,2%. Im Vergleich mit den Angaben von 1997 zeigen sich<br />
insgesamt nur geringe Veränderungen, wobei der Wirkstoffgehalt des<br />
Cannabisharzes leicht gefallen, der des Marihuanas leicht gestiegen<br />
ist.“ Die Behauptung von Peter Trapp ist offenbar f<strong>als</strong>ch. Peinlich<br />
für einen ehemaligen Kriminalbeamten und derzeitigen<br />
Sicherheitsexperten. Mit einer solchen f<strong>als</strong>chen Angabe diskreditiert<br />
Trapp sowohl den Ruf der Polizei wie auch den Ruf der<br />
CDU.<br />
Peter Trapp wurde 1968 Polizeibeamter, seit 1971 arbeitete er<br />
bei der Kriminalpolizei in Berlin. Seit 1989 war er zudem <strong>als</strong><br />
Personalrat bei der Direktion 2 und seit 1997 Vorsitzender des<br />
Gesamtpersonalrats bei der Berliner Polizei tätig. Im Oktober<br />
1999 ging er in den Ruhestand und sitzt seit November 1999 für<br />
die CDU <strong>als</strong> Mitglied im Abgeordnetenhaus von Berlin.<br />
Auch der CDU-Gesundheitspolitiker Mario Czaja ist der Auffassung,<br />
dass man mit dem Mythos „hoher Wirkstoffgehalt“<br />
eine gute Figur macht. So zitiert ihn der Tagesspiel vom 17. Mai<br />
2010 im Artikel „Lompscher verärgert die SPD“ mit den Worten:<br />
„14-Jährige verkauften Cannabisprodukte mit hohem Wirkstoffgehalt<br />
an 12-Jährige, 16-Jährige belieferten 14-Jährige, so der CDU-Politiker<br />
– und diese Entwicklung wolle die Gesundheitssenatorin offenbar<br />
fördern, wenn sie die Berliner Richtlinie zu Cannabis verlängere.“<br />
Mario Czaja ist Mitglied im Abgeordnetenhaus von Berlin und<br />
dort Mitglied in den Ausschüssen für Gesundheit, Umwelt und<br />
Verbraucherschutz sowie Stadtentwicklung. Zugleich ist er der<br />
gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus<br />
und stellvertretender Vorsitzender seiner Fraktion.<br />
Wie Spiegel Online am 15. Februar 2006 berichtete, hatte Mario<br />
Czaja sich im Handbuch des Abgeordnetenhauses von Berlin<br />
<strong>als</strong> „Diplom-Ökonom“ ausgegeben, ein Abschluss, den er sich<br />
durch ein postgraduales Studium der Wirtschaftswissenschaften<br />
2002/2005 an der sogenannten Freien Universität Teufen/St.<br />
Gallen erworben haben wollte. Abschlüsse dieser Institution<br />
werden in Deutschland allerdings nicht <strong>als</strong> akademische Titel<br />
Aktiv <strong>als</strong> bundesweites Cannabis-netzwerk<br />
• erstellt Infoblätter zur Drogenproblematik (z.B. Cannabis<br />
und Führerschein)<br />
und ist auf politischer Ebene aktiv.<br />
Organisatorisch wird die GH derzeit koordiniert von den Vorstandsmitgliedern<br />
Thomas Schneider (Arnstadt), Jost Lessmann<br />
(Göttingen) und Martin Rediker (Kassenwart/ Lippstadt), sowie<br />
Jo Biermanski (Alsfeld) <strong>als</strong> Pressesprecher ohne Vorstandsaufgaben.<br />
Strukturell setzt sich die GH derzeit aus 9 Regionalbüros<br />
zusammen. In den Bundesländern Baden-Württemberg,<br />
Bayern, Brandenburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Rheinland-Pfalz, Saarland und Schleswig-Holstein werden<br />
derzeit Hanf-AktivistInnen zum Aufbau von entsprechenden<br />
ehrenamtlichen Regionalbüros gesucht. Interessierte werden<br />
gebeten, sich mit dem Vorsitzenden Thomas Schneider (info@<br />
gruene-hilfe.de) in Verbindung zu setzen.<br />
Diese Informations-, Kontakt- und Betreuungsarbeit kostet<br />
neben einer Menge Arbeit und Zeit auch viel Geld. Da die GH<br />
sich ausschließlich über Spenden finanziert, ist sie auf entsprechende<br />
Unterstützung dringend angewiesen. Solltet ihr <strong>als</strong>o<br />
mal ein paar Euros entbehren können, spendet sie doch für einen<br />
guten Zweck:<br />
Spendenkonto:<br />
Grüne Hilfe Netzwerk,<br />
Postbank Frankfurt,<br />
Kto.-Nr.: 91570-602,.<br />
BLZ: 500 100 60<br />
(auf Wunsch kann eine abzugsfähige Spendenquittung ausgestellt<br />
werden)<br />
Mehr zum Thema: www.gruene-hilfe.de<br />
anerkannt. Die Freie Universität Teufen gilt <strong>als</strong> eine Institution,<br />
die akademische Abschlüsse nicht für eine entsprechende<br />
Leistung, sondern gegen Bezahlung verleiht (sog. Titelmühle).<br />
Entsprechend ist sie auch in der Schweiz nicht <strong>als</strong> Hochschule<br />
anerkannt, hat kein Promotionsrecht und darf keine Grade vergeben.<br />
Das Bekanntwerden dieser Tatsache veranlasste Czaja<br />
dazu, sich aus dem Ausschuss für Wissenschaft und Forschung<br />
zurückzuziehen, in dem er zuvor Mitglied gewesen war. (Quelle:<br />
Artikel Mario Czaja in der Wikipedia)<br />
Die Geschichte vom „immer höheren Wirkstoffgehalt“ ist genauso<br />
irreführend wie die Mär der „immer jünger werdenden Drogenkonsumenten“.<br />
Diese oft zu lesende Behauptung hatte schon vor<br />
40 Jahren die Gesundheitsministerin Käte Stobl (SPD) verkündet.<br />
Gemäß polizeilichem Hellfeld lag dam<strong>als</strong> (1971) der Anteil<br />
der Jugendlichen (unter 18 Jahren) aller ertappten Menschen<br />
bei einem Rauschgiftvergehen (so nannte man seinerzeit die<br />
Verstöße gegen das BtMG) bei 29,4%, derzeit liegt dieser Anteil<br />
deutlich unter 10%. Auch die Mär, dass „eine leichtere Verfügbarkeit<br />
zu einer höheren Zahl von Konsumenten führe“ ist eine Irreführung,<br />
da in den Niederlanden, wo Haschisch und Marihuana<br />
in Coffeeshops erhältlich ist, deutlich weniger Jugendliche und<br />
Heranwachsende kiffen <strong>als</strong> in Deutschland, Österreich oder in<br />
der Schweiz.<br />
Am Samstag, 7. August 2010, wird es auf Berlins Straßen und<br />
Plätzen öffentlichen Nachhilfeunterricht in Sachen Rauschkunde<br />
geben. Dann wird nämlich die Hanfparade vom Alexanderplatz<br />
zum Brandenburger Tor ziehen. Bei dieser Gelegenheit<br />
können sich nicht nur CDU-Politiker, sondern alle interessierte<br />
Menschen zum Nulltarif in Sachen Rauschkunde schlau machen.<br />
Fachkundige Redner werden den ominösen Mythen harte<br />
Fakten gegenüberstellen und somit einen Beitrag zu einem<br />
besseren Bildungsniveau in der Hauptstadt leisten.<br />
Hanfparade: www.hanfparade.de<br />
von Hans Cousto<br />
Die Grüne Hilfe in deiner Nähe:<br />
• Bundesverband:<br />
c/o Thomas Schneider<br />
Zimmerstr. 6 | 99310 Arnstadt<br />
Fon: 03628- 660 690<br />
• Berlin<br />
info@gruene-hilfe.de<br />
c/o Hanfmuseum<br />
Mühlendamm 5 | 10178 Berlin | Fon: 030-24 24 827<br />
berlin@gruene-hilfe.de | www.gruene-hilfe.de<br />
• Hamburg<br />
c/o Markus Böttner<br />
Fon: 0151- 15 25 14 25, (MO- FR 14- 22 Uhr)<br />
• Hessen<br />
Untere Fuldergasse 12 | 36304 Alsfeld<br />
Fon: 06631- 708 224, (MO+DO 14-17 Uhr)<br />
hessen@gruene-hilfe.de | presse@gruene-hilfe.de | gekifft.<br />
de<br />
• Niedersachsen<br />
c/o Bloomtech<br />
Königsstieg 94a | 37081 Göttingen<br />
Fon: 0171- 196 19 54 | niedersachsen@gruene-hilfe.de<br />
• NRW/Lippstadt<br />
c/o Martin Rediker<br />
Elisabethstr. 5 | 59555 Lippstadt<br />
Fon: 02941-02941- 59409, (MO+ MI 18.30- 20 Uhr)<br />
info@gruene-hilfe.de | martin@gruene-hilfe.de<br />
• NRW/ Aachen<br />
c/o Björn Schüller<br />
Sedanstr.22 | 52068 Aachen<br />
Fon: 0152 – 53276846 | bjoernschueller@hotmail.com<br />
• NRW/ Castrop-Rauxel<br />
c/o Sascha Axmann<br />
Dortmunder Str. 151 | 44575 Castrop- Rauxel<br />
Fon: 02305/6991841 | saschaaxmann@aol.com
22 #119 / 06.10<br />
#119 / 06.10 23<br />
news<br />
news<br />
USA - Kiffen macht nicht schizophren<br />
Kein kausaler Zusammenhang zwischen<br />
Cannabiskonsum und Schizophrenie<br />
Die Studien, die den Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum<br />
und psychischen Erkrankungen nicht bestätigen, häufen sich.<br />
Nachdem eine britische Langzeitstudie schon 2009 zu diesem<br />
Schluß kam, liegen jetzt drei weitere Studien aus den USA<br />
vor, die den Konsum von Cannabis nicht <strong>als</strong> Ursache für diese<br />
Krankheit sehen.<br />
Auf www.hanfplantage.de gibt es eine schöne Übersetzung eines<br />
langen Kommentars zum Thema aus dem Blog von NORML:<br />
http://blog.norml.org .<br />
D - Filzsaison eröffnet<br />
Erste Funde in Bayern<br />
Die bayrischen Drogenfahnder haben die diesjährige Filzsaison<br />
schon früher <strong>als</strong> sonst, genau gesagt auf dem „Pfingst-Open-<br />
Air“ in Hauzenberg, eröffnet.<br />
Die Konsumentenjäger sollten eigentlich ein in der Nähe<br />
stattfindendes Nazi-Konzert bewachen, das kurzerhand<br />
abgesagt wurde. Einmal vor Ort haben sich die Beamten<br />
entschieden, das alternative Festival um die Ecke vor Kriminellen<br />
zu bewahren. Das hat sich dann auch richtig gelohnt, bei 60 der<br />
5000 Besuchern wurden die Beamten fündig.<br />
Einige Veranstalter von Festiv<strong>als</strong> sind mittlerweile sogar dazu<br />
übergegangen, Kiffer aktiv bei der Polizei anzuschwärzen oder<br />
die Security in Durchsuchungsmaßnahmen mit einzubinden.<br />
Festiv<strong>als</strong>, die die Kifferjagd untestützen, haben unser Geld und<br />
unseren Applaus nicht verdient, Kiffer sollten diese meiden.<br />
Durch besondere Intoleranz gegenüber Kiffern zeichnen sich<br />
folgende Festiv<strong>als</strong> und Veranstaltungen aus:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Chiemsee Reggae Summer (Chiemsee)<br />
Summer Jam (Köln)<br />
CSD (Köln)<br />
Wir arbeiten daran, diese Liste zu vervollständigen und zu<br />
erweitern, dafür sind wir auf das Feedback unserer Leserinnen<br />
und Leser angewiesen. Wer ein Festival kennt, bei dem die<br />
Veranstalter zusammen mit der Polizei auf Kifferjagd gehen,<br />
kann es unter redaktion@hanfjournal.de melden.<br />
Es gibt auch positive Beispiele, bei denen sich die Ordnungshüter<br />
lediglich auf zweifelsohne notwendige Verkehrskontrollen<br />
beschränken, ohne die zahlreichen, friedlichen Besucher zu<br />
belästigen. Damit diese Oasen der Ruhe auch im Sommer 2010<br />
nicht gefährdet sind, ersparen wir uns ihre Erwähnung.<br />
USA/JA/ME/AF - Der „War On Drugs“<br />
gerät außer Kontrolle<br />
60 Tote in Jamaika- 1200 US-Nationalgardisten<br />
werden an die mexikanische Grenze verlegt<br />
Der weltweite Krieg gegen Drogen fordert immer mehr zivile<br />
Opfer, während die Konsumentenzahlen weltweit stagnieren<br />
oder gar steigen. Neben Mexiko, wo vergangenes Jahr mehr<br />
Opfer <strong>als</strong> im Irak zu beklagen waren, und Afghanistan scheint<br />
nun auch Jamaika Opfer der verfehlten US-Drogenpolitik zu<br />
sein. Das jamaikanische Militär versuchte vergangenen Monat,<br />
einen von den USA gesuchten Koks- und Gras-Großdealer festzunehmen.<br />
Bei dem Einsatz kamen 60 Personen ums Leben, die<br />
meisten von ihnen waren Zivilisten. Der Gesuchte hingegen befindet<br />
sich weiterhin auf freiem Fuß.<br />
Auch im Süden der USA gerät die Situation langsam außer<br />
Kontrolle, die Nationalgarde soll die verstärken, um der nicht<br />
enden wollenden Gier der US-Bürger nach Drogen so Einhalt<br />
zu gebieten. Ungeachtet dessen läuft der Deal „US-Waffen gegen<br />
Mexiko-Drogen“ munter auf allen Ebenen weiter, während<br />
sich die Hinweise auf den heimlichen Einsatz biologischer<br />
Kampfstoffe der US-Arme gegen Opiumbauern verdichten.<br />
It‘s time for a change, Mr. President.<br />
Die Online Version dieser Nachricht auf www.hanfjournal.de enthält<br />
lesenswerte Links.<br />
NL - Coffeeshops reichen nicht....<br />
...der organisierten Drogenkriminalität den Boden zu<br />
entziehen<br />
In einem offenen Brief fordert der konservative, ehemalige<br />
Verteidigungsminister der Niederlande, Frits Bolkestein, eine<br />
180 Grad Wende in der Drogenpolitik:<br />
„Wenn der Drogenmarkt staatlich reguliert wird, können<br />
Banden nichts mehr verdienen; die Gesellschaft wird sicherer<br />
und obendrein fallen ihr beachtliche Einsparungen in den<br />
Schoß“, heißt es in dem von der Zeitung „NRC Handelsblad“<br />
veröffentlichten Schreiben.<br />
Unterstützt wird Bolkestein vom ehemaligen<br />
Gesundheitsminister Els-Bors Eilers sowie einer Reihe<br />
hochrangiger Politiker aller Parteien.<br />
AUS - Lukrative Nebengeschäfte<br />
in einer Bank<br />
Onlinebanking mal anders<br />
Statt nur Schulden einzutreiben, haben 14 Mitarbeiter der<br />
drittgrössten australischen Bank ANZ über ihre dienstlichen<br />
E-Mail-Adressen mit Drogen gehandelt. Wie die australische<br />
Zeitung „Herald Sun“ berichtet, setzte die australische<br />
Bundespolizei einen V-Mann ein, der bei den Bankangestellten<br />
Mephedrone (4MMC) bestellte. Die Bank ANZ zeigte sich<br />
bestürzt über die aufgedeckten Tatsachen. „Was da gehandelt<br />
wurde, war dem Umfang nach kein Pappenstiel“, wurde ein<br />
Insider zitiert. Die inzwischen gefeuerten Angestellten, gegen<br />
die nun ermittelt wird, arbeiteten in der Bankzentrale von<br />
Melbourne.<br />
D - 15 Gramm für Berlin<br />
Berlin geht in die Verlängerung<br />
Das Betäubungsmittelgesetz ist ein Bundesgesetz.<br />
Was dagegen <strong>als</strong> „Geringe Menge“<br />
anzusehen ist, das definieren die Länder in<br />
Verwaltungsvorschriften. In den meisten Bundesländern<br />
sind maximal sechs Gramm Cannabis<br />
die Grenze, bis zu der die Staatsanwaltschaft<br />
in der Regel auf eine Verfolgung verzichtet. In<br />
Berlin wird bei Mengen bis zu zehn Gramm automatisch<br />
das Verfahren eingestellt, bis zu 15 Gramm kann das<br />
Verfahren eingestellt werden.<br />
Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linke) will eine nun<br />
auslaufende Verwaltungsvorschrift verlängern, sagte eine<br />
Sprecherin der Gesundheitsverwaltung. „Wir haben gute Erfahrungen<br />
gemacht und sehen keinen Grund, die Werte anzupassen.“<br />
AF - Zufall oder Vorsatz?<br />
Pilzbefall dezimiert afghanische Opiumernte<br />
Die Opiumfelder Afghanistans sind laut einem Artikel von<br />
talkingdrugs.org von einem Pilz befallen, der einen Ernteausfall<br />
von bis zu 50 Prozent verursache. Besonders betroffen seien<br />
Provinzen, in denen die NATO-Truppen gegen den Mohnanbau<br />
vorgingen, so der unabhängige britische Blogger Rupert<br />
George.<br />
Afghanische Bauern machten die NATO für die Missernte<br />
verantwortlich, sie habe die Felder vorsätzlich mit einem Pilz<br />
infiziert. UNODC Chef Costa streitet das ab, der Artikel liefert<br />
jedoch weitere Quellen, darunter einen BBC-Bericht aus dem<br />
Jahr 2000, die beweisen, dass die NATO mit Unterstützung<br />
der britischen Regierung in den ehemaligen Sowjetrepubliken<br />
Tadschikistan und Kirgisistan an der Entwicklung eines solchen<br />
Bio-Kampfstoffes wenigstens geforscht haben. Obwohl die<br />
UNO bereits 1998 den Einsatz biologischer Kampfstoffe gegen<br />
den Koka- oder Mohnanbau aufgrund der unüberschaubaren<br />
Gefahren abgelehnt hatte.<br />
Dem kurzfristige Erfolg stehen bei einer Missernte mittellose<br />
Bauern sowie die Gefahr, dass der Pilz durch Mutation auf<br />
Nahrungspflanzen überspringt, gegenüber. Der langfristige<br />
Effekt ist ein Anstieg des Heroinpreises und eine Verlagerung<br />
der Applikationsform: Statt geraucht wird das Heroin bei hohen<br />
Anschaffungskosten wieder vermehrt gespritzt und die Gefahr<br />
von Infektionskrankheiten nimmt somit zu. Die Opiumpflanze<br />
hingegen wird sich anpassen.<br />
CA - Prince of Pot bekennt sich schuldig<br />
Marc Emery erwarten jetzt fünf Jahre Knast in den USA<br />
Jetzt ist passiert, was die meisten Kanadier erwartet, jedoch<br />
nicht erhofft hatten. Marc Emery sitzt seit zwei Wochen in Seattle<br />
im Knast und hat sich gestern bei seiner ersten Anhörung<br />
gegenüber Staatsanwältin Jenny A. Durkan schuldig bekannt,<br />
Hanfsamen in die USA versendet und so die dortigen Gesetze<br />
gebrochen zu haben. Nach einem Deal mit den US-Behörden<br />
muss Emery nun fünf Jahre in US-Haft verbringen. Dafür wurden<br />
seinen beiden Mitangeklagten auf Bewährung verurteilt<br />
und ein Teil der Anklagepunkte gegen den selbst ernannten<br />
„Prince of Pot“ wurde fallen gelassen.<br />
NL - Modellversuch vor dem Scheitern<br />
Touristen gehen zu Strassendealern statt in den<br />
Coffeeshop<br />
Einem Bericht der az.web.de aus Aachen zufolge stehe das Ausweismodell<br />
für Coffeeshops auf der Kippe. Seit vergangenem<br />
Freitag wird vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) in<br />
Luxemburg ein Prozess geführt, der darüber befinden soll, ob<br />
es überhaupt zulässig ist, zwischen ortsansässigen und ortsfremden<br />
Käufern zu unterscheiden. Einige grenznahe Gemeinden<br />
in den Niederlanden wollten nur noch Cannabisprodukte<br />
an Personen mit Wohnsitz in den Niederlanden abgeben. Die<br />
beiden grenznahen Städte Roosendaal und Bergen op Zoom,<br />
die ihre Coffeeshops ganz dicht gemacht hatten, klagen laut<br />
einer Studie der Universität Tilburg seitdem über den zunehmden<br />
Strassenhandel.<br />
UK - Liberaldemokraten wollen<br />
entkriminaliseren<br />
Anbau und Besitz sollen straffrei sein<br />
Die neue politische Kraft im Vereinten Königreich, die<br />
Liberaldemokraten, werden kleiner Koalitionspartner der<br />
neuen britischen Regierung. Da stellt sich die Frage, ob sie<br />
in Sachen Drogenpolitik Farbe bekennnen und das in dieser<br />
Hinsicht sehr liberale Parteiprogramm wenigstens in Teilen<br />
umsetzten können.<br />
Da ist die Rede von einer Rückstufung von Cannabis in Klasse<br />
„C“ , nachdem es Labour wieder <strong>als</strong> „gefährlich“ in Klasse<br />
„B“ eingestuft hatte. Außerdem wollen die Liberaldemokraten<br />
Strafen für den Besitz und den Anbau zum eigenen Konsum<br />
bei Erwachsenen abschaffen.<br />
„Drogenbesitz oder Konsum, egal welcher Substanz, dürfe kein<br />
Grund mehr für eine wie auch immer geartete Freiheitsstrafe<br />
sein. Drogenabhängige hätten genug Probleme durch ihren<br />
Drogenkonsum und Gefängnisse führten höchstens dazu,<br />
dass die Betroffenen noch mehr Drogen konsumierten.“ So<br />
geht es munter weiter, das drogenpolitische Programm der<br />
Liberaldemokraten klingt dem von Bündnis90/Die Grünen<br />
sehr ähnlich. Bleibt zu hoffen dass die Liberaldemokraten<br />
nicht ähnlich wie Bündnis 90/Die Grünen vor 12 Jahren<br />
in Deutschland, eine noch repressivere Drogenpolitik der<br />
Regierung unterstützen, um auf andere, populärere Gebiete<br />
zu punkten. Wer es vergessen hat: Unter Rot/Grün wurden in<br />
Deutschland Hanfsamen illegalisiert.<br />
CH - Meldepflicht in St. Gallen<br />
Hanfbauer WANTED<br />
Wer zehn oder mehr Hanfpflanzen anbaut oder anbauen lässt,<br />
muss seit dem 1.Januar 2010 dem Landwirtschaftsamt Meldung<br />
erstatten. Diese wird dann an die Kantonspolizei sowie an das<br />
Amt für Gesundheits- und Verbraucherschutz weitergeleitet.<br />
Somit ist die Kantonspolizei befugt, Hanfbauern zu schikanieren<br />
die erforderlichen Kontrollen vorzunehmen, Proben zu erheben<br />
oder Einsicht in die Unterlagen zu nehmen. „Allein nur<br />
durch die Verletzung der Meldepflicht können wir den Hanf<br />
beschlagnahmen und vernichten, ohne dass wir überhaupt etwas<br />
Richtung Drogenhanf beweisen müssen“, sagt der St. Galler<br />
Staatsanwalt. Die Meldepflicht kennen bereits die Kantone<br />
Thurgau, Basel-Landschaft, Graubünden und Luzern, wohingegen<br />
die Kantonsregierung in Bern 2008 eine solche ablehnte.<br />
USA - Historische Abstimmung legalisiert<br />
medizinisches Marihuana<br />
Meldung der Hanfplantage<br />
Am Dienstag, den 4.5.2010 wurde eine Änderung an einem<br />
Gesetz für Medizinisches Marihuana mit überragender<br />
Mehrheit von der Ratsversammlung im Bundesstaat Columbia<br />
angenommen, dem schon 1998 über 69 Prozent der Wähler<br />
zugestimmt hatten. Der US-Kongress hatte die sogenannte<br />
“Initiative 59″“ seit mehr <strong>als</strong> einer Dekade blockiert, bis es die<br />
Blockade letztes Jahr löste. Washington ist die Hauptstadt und<br />
der Regierungssitz der Vereinigten Staaten. Das Stadtgebiet<br />
von Washington ist identisch mit dem District of Columbia.<br />
Von Bügermeister Adrian Fenty wird erwartet, dass er das<br />
Gesetz unterschreibt, dann hat der Kongress 30 Tage Zeit<br />
um das Gesetz zu überprüfen, bevor es gültig wird. Wenn<br />
dies passiert ist, wird der Bundesstaat Columbia ein weiterer<br />
Bundesstaat von den bisherigen 14 sein, in denen bedürftige<br />
Patienten medizinisches Marihuana bekommen können – ohne<br />
Angst vor Strafverfolgung.<br />
Dies ist ein herausragender Sieg für die Hauptstadt der USA<br />
und für tausende potentieller Bewohner des Bundesstaates,<br />
die von einem sicheren und legalen Zugang zu medizinischem<br />
Marihuana profitieren werden.<br />
W - Was hat LSD mit den Anonymen<br />
Alkoholikern zu tun?<br />
Der Gründer William G. Wilson schreibt seine<br />
Abstinenz der Einnahme psychoaktiver Substanzen zu<br />
Belladona, Bilsenkraut und LSD haben dem Gründer der<br />
Anonymen Alkoholiker dabei geholfen, bis zum Lebensende<br />
clean zu bleiben. Anders <strong>als</strong> im Kinofilm, wo er von Gott<br />
erleuchtet wird, klingt das Schlüsselerlebnis, das ihn den<br />
Entschluss fassen ließ, nie wieder zu trinken, in seiner Biografie<br />
eher wie ein Trip. Er hatte zuvor Belladona und Bilsenkraut zu<br />
sich genommen.<br />
In den 1950er Jahren nahm er mehrm<strong>als</strong>, dam<strong>als</strong> noch legal, LSD<br />
unter Aufsicht eines Arztes ein und beschrieb diese Erlebnisse<br />
<strong>als</strong> ungefährlich und zudem außerordentlich hilfreich, den<br />
einmal beschrittenen Weg fortzusetzen.<br />
Die Anonymen Alkoholiker standen seinen Auffassungen<br />
skeptisch gegenüber und gingen seit den 1960er Jahren sogar<br />
scharf gegen die Verbreitung der Erlebnisse ihres Gründers<br />
vor.<br />
A - Zwei Hanfbauern sind frei<br />
Doch nicht gedealt<br />
In Österreich hat der Oberste Gerichtshof ein Urteil gegen zwei<br />
Hanfbauern aufgehoben, die Hanf in größerem Stil angebaut<br />
und angeblich Joints im Freundeskreis weitergegeben hatten.<br />
Zuvor waren die beiden Männer in erster Instanz nach dem<br />
Suchtmittelgesetz zu<br />
Strafen von zehn und<br />
zwölf Monaten verurteilt<br />
worden. Der<br />
Oberste Gerichtshof<br />
sah nun das erste Urteil<br />
gegen die Männer<br />
<strong>als</strong> f<strong>als</strong>ch an, da<br />
die Männer den Hanf<br />
hauptsächlich nur<br />
für eigene Zwecke<br />
gebraucht hatten.<br />
So musste das KlagenfurterLandgericht<br />
die Männer nun<br />
frei sprechen.<br />
>>> Fortsetzung von Seite 1:<br />
„Durban Poison ist<br />
kein Getränk“<br />
zu Endzeiten der britischen Krone bis 1966 verboten, eine der<br />
wichtigsten Forderungen der Unabhängigkeitsbewegung war<br />
neben der Bodenreform jedoch die Re-Legalisierung von Hanf.<br />
Blöd nur, dass die neue Regierung den Anbau nach der Unabhängigkeit<br />
vor 44 Jahren dann <strong>als</strong>bald wieder tolerierte, jedoch<br />
„vergaß“, das durch ein entsprechendes Gesetz zu manifestieren.<br />
So haben die Lok<strong>als</strong> in Lesothos Bergen (das kleine Land besteht<br />
eigentlich ausnahmslos aus Bergen) jahrelang unbehelligt<br />
Hanf anbauen können, obwohl der Besitz von Gesetzes wegen<br />
immer noch verboten war. Als in den 1990er Jahren Lesothos<br />
Devisenknappheit aufgrund zu Hauf heimkehrender Bergleute,<br />
die zuvor in den Minen des großen Nachbarn gearbeitet hatten,<br />
bedrohlich für das ohnehin schon arme Volk wurde, wurde<br />
Hanf zum Exportschlager des von Krisen geschüttelten Kleinstaates.<br />
Das bringt zwar dringend benötigte Devisen ins Land,<br />
öffnet staatlicher Willkür jedoch Tür und Tor, da Armee und<br />
Polizei wie in allen armen Anbauländern fleißig mitverdienen.<br />
Südafrika beschwert sich regelmäßig offiziell über Lesothos lasche<br />
Haltung gegenüber seinen Hanfbauern anstatt die Chance<br />
zu nutzen, den seit Jahrhunderten bestehendenden Status Quo<br />
zu re-legalisieren und den Konsum und Anbau ihrer Alltagsdroge<br />
für Südafrikaner/innnen zu entkrimin<strong>als</strong>ieren.<br />
Im Staat der Fußball-WM gehört Hanf zum Alltag, hier wird<br />
pro Kopf im Durchschnitt doppelt so viel Gras geraucht wie<br />
im Rest der Welt. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Bällen<br />
schießen.<br />
Kleiner Kiff-Almanach für WM-Reisende:<br />
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Dagga: Gras:<br />
Majat: Kraut (schlechtes Weed)<br />
Bankie: Handelsübliche Portion beim Straßenkauf:<br />
(kleines Zip-Tütchen, kostet circa 1 Euro).<br />
Zol oder Skyff: Tüte, Jolly<br />
Blade: Kingsize-Paper<br />
Bottleneck: Pfeife aus einer zerbrochen Flasche<br />
(hier bekannt <strong>als</strong> Erdlochaufsatz)<br />
On: fett, stoned<br />
Pitjes: (Hanf)-Samen<br />
Skitsels: Grünzeug bei schlecht beschnittenem Gras<br />
(wörtlich Schnipsel)<br />
Slowboard: Riesenjoint