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Stadtteilspaziergang am Freitag, 03.09.2010 Fasanenhof, Bossental ...

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Hessisch - Waldeckischer Gebirgsvereins Kassel e.V.<br />

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<strong>Stadtteilspaziergang</strong> <strong>am</strong> <strong>Freitag</strong>, <strong>03.09.2010</strong><br />

<strong>Fasanenhof</strong>, <strong>Bossental</strong>, Philippinenhof, Warteberg, Vellmar Ahnepark<br />

Vorbereitet und durchgeführt von Brigitte vorm Walde<br />

GNU-Lizenz für freie Dokumentation Titus Groan


Wohnen auf dem <strong>Fasanenhof</strong>:<br />

Der Stadtteil im Norden Kassels reicht bis an die Stadtgrenze, wo er in die<br />

Nachbargemeinde Ihringshausen übergeht. <strong>Fasanenhof</strong> ist ein fast reiner Wohn-Stadtteil<br />

mit überwiegend Mietwohnungsbauten, die auf genossenschaftliche Siedlungstätigkeit seit<br />

der Entstehung des Stadtteils in den 1920er Jahren zurückgeht. Die Straßenn<strong>am</strong>en des<br />

<strong>Fasanenhof</strong>s sind nach Dichtern benannt. So befindet sich die <strong>Fasanenhof</strong>schule in der<br />

Mörikestraße. Eduard Mörike gehörte zu den bedeutendsten deutschen Dichtern, nach<br />

Goethe der bedeutendste deutsche Lyriker des 19. Jahrhunderts.<br />

Die verkehrsreiche Ihringshäuser Straße scheidet die verschiedenen Siedlungsviertel, ein<br />

eigentliches Ortszentrum gibt es nicht. Einkaufsmöglichkeiten und verschiedene<br />

Dienstleistungsangebote sind vorhanden, es bestehen gute Verbindungen mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln. Mehrere Kleingartenvereine und der Sportplatz der Sportsfreunde<br />

<strong>Fasanenhof</strong> machen einen Großteil der Grünflächen im Stadtteil aus. Bedeutendste<br />

öffentliche Einrichtung, die auch das Leben im Stadtteil mitbestimmt, ist das Klinikum<br />

Kassel, das 1895 auf dem Möncheberg als Landeskrankenhaus gebaut wurde. Heute ist<br />

es das größte kommunale Krankenhaus mit Maximalversorgung in Hessen. Zur Zeit<br />

werden jährlich 45.000 stationäre und 140.000 <strong>am</strong>bulante Patienten behandelt. Die<br />

Patienten werden von ca. 2.800 Mitarbeitern in 24 Kliniken und Instituten betreut.<br />

Architekturgeschichtlich interessant ist die denkmalgeschützte <strong>Fasanenhof</strong>schule aus dem<br />

Jahr 1930. Heute ist die <strong>Fasanenhof</strong>schule Grund-, Haupt- und Realschule mit<br />

Förderstufe. Deutlich sichtbare kirchliche Zentren erhielt der Stadtteil mit der 1936<br />

eingeweihten katholischen Kirche St. Bonifatius und der im gleichen Jahr fertiggestellten<br />

evangelischen Erlöserkirche, es sind die einzigen Kirchenneubauten in Kassel während<br />

der NS-Zeit.<br />

Erlöserkirche, <strong>Fasanenhof</strong><br />

Der <strong>Fasanenhof</strong> ist ein Stadtteil der nordhessischen Großstadt Kassel und zählt heute<br />

knapp 8.500 Einwohner. Er hat seinen N<strong>am</strong>en von der Domäne <strong>Fasanenhof</strong> an der<br />

Fuldatalstraße, die 1920 mit allen Ländereien von der Stadt Kassel angekauft wurde. Erst<br />

1926 wurde das Gebiet auch politisch nach Kassel eingemeindet. Im Zweiten Weltkrieg<br />

wurde die Domäne zerstört. An der Stelle des ehemaligen Gutshofs entstand 1962 – 1970<br />

eine umfangreiche Altenwohnanlage, das Heinrich-Constantin-Heim, das heutige<br />

Seniorenzentrum <strong>Fasanenhof</strong>.


Über 20 interessierte Teilnehmer schlossen sich dem <strong>Stadtteilspaziergang</strong> <strong>am</strong><br />

<strong>Freitag</strong>abend an. Wir trafen uns an der Endstation der Linien 1 + 7. Gegenüber der<br />

Endhaltestelle gibt es heute moderne Einkaufsmöglichkeiten. Vor über 60 Jahren befand<br />

sich hier noch die Möncheberg-Ziegelei, hier wurde Braunkohle gefördert und die Grube<br />

benutzte man zur Tongewinnung.<br />

Große Ausländerlager in Kassel (1940 – 1945):<br />

Das Lager Möncheberg-Ziegelei (Henschel-Wohnlager VI) war eines von mehreren<br />

Wohnlagern auf dem Gelände einer alten Ziegelei auf dem Möncheberg und in dessen<br />

Umkreis. Es bestand zunächst aus den ausgebauten Öfen bzw. Produktionshallen der<br />

stillgelegten Ziegelei, die seit längerem in den Besitz von Henschel übergegangen war.<br />

Neben den Wohnlagern befand sich auf diesem Gelände auch ein Straflager der<br />

„Geheimen Staatspolizei Kassel“. Das Lager Möncheberg-Ziegelei wurde im Frühjahr<br />

1942 als Wohnlager „für russische Arbeiter“ eingerichtet und bereits im Herbst 1942 durch<br />

angrenzende Baracken erweitert. Insges<strong>am</strong>t gab es 10 Lager, die bekanntesten waren<br />

Lager Möncheberg-Wielandstraße, Möncheberg-Stockbreite, Möncheberg-Ihringshäuserstraße<br />

und Möncheberg-Simmershäuserstraße. In den hier aufgeführten fünf Möncheberg-<br />

Lagern lebten ca. 8.000 bis 10.000 Menschen.


<strong>Bossental</strong>:<br />

Bedingt durch den Zuzug neuer Arbeitnehmer und der geburtenstarken Jahrgänge<br />

entschied man sich, Anfang der 60er Jahre in Kassel neues Bauland auszuweisen. Die<br />

Zielgruppe waren insbesondere junge F<strong>am</strong>ilien. Seinen N<strong>am</strong>en erhielt die entstandene<br />

Siedlung „<strong>Bossental</strong>“ durch den kleinen Bach, der sich heute vom Gehweg, meist nur<br />

schwer einsehbar, durch ein natürliches Tal schlängelt. Im Gegensatz zu Wolfsanger, das<br />

eine über 1.100 Jahre alte Geschichte hat, ist das <strong>Bossental</strong> ein aus konkreten<br />

Erfordernissen geplanter Stadtteil. Straßenn<strong>am</strong>en wurden nach Ziersträuchern benannt,<br />

so gibt es hier einen Schlehen-, Ginster-, Ebereschen- und Rotdornweg. <strong>Bossental</strong> besitzt<br />

eine Grundschule mit Stadtteilbibliothek, einen Kindergarten, einen eigenen idyllisch<br />

gelegenen Nordfriedhof sowie eine eigene Kirche, die Versöhnungskirche. Zur Zeit der<br />

Entstehung lag diese Kirche außerhalb des Wohnviertels. Heute liegt die Kirche mitten im<br />

<strong>Bossental</strong>. Das <strong>Bossental</strong> ist kinderfreundlich. Das wissen junge F<strong>am</strong>ilien und das erkennt<br />

man auch an den vielen Kinderspielplätzen entlang des eigenen Parks, der<br />

Frischluftschneise der Stadt Kassel. Übrigens: Kennen Sie den berühmtesten<br />

<strong>Bossental</strong>er? Man sagt, das sei Holger Börner!<br />

Hinter den Hochhäusern beginnen wieder Felder – die Weite lädt viele Spaziergänger ein.<br />

Ein wunderschöner Blick über das Kasseler Becken ist sichtbar. In der Ferne der<br />

Dörnberg, Reinhardswald, der hohe Meißner, die Söhre und der Habichtswald. Sehr gut ist<br />

auch der Ortsteil von Wolfsanger, „Hasenhecke“, erkennbar. In der Kaserne der<br />

Hasenhecke wurden nach Kriegsende Verschleppte und Zwangsarbeiter bis zu deren<br />

Rückführung in ihre Heimat untergebracht. Danach begann man die Kaserne zu<br />

Wohnungen umzubauen. Von 1951 an wurden hier Wohnhäuser gebaut. Die<br />

Einwohnerzahl ist inzwischen auf nahezu 7.000 angestiegen.<br />

Philippinenhof:<br />

Unser heutiger Rundgang führte auch <strong>am</strong> Philippinenhof vorbei. Der Philippinenhof selbst<br />

war einst ein Gutshof: Landgraf Friedrich II. ließ die Kolonie Philippinenhof im Jahr 1778<br />

im äußersten Norden der Kasseler Gemarkung gründen. 1895 zählte die Bevölkerung<br />

auch aufgrund der ungünstigen Bodenerträge lediglich 228 Einwohner in 22 Häusern. Die<br />

in den 1920er Jahren erbauten einfachen Lehmhäuser wurden von 1971 bis 1973 durch<br />

Neubauten ersetzt und es entstanden so 344 Wohnungen. Am Philippinenhof befindet sich<br />

die Grundschule <strong>am</strong> Warteberg, die <strong>am</strong> 23. Juni 2007 ihr 50-jähriges Jubiläum feierte.<br />

Zwei Kindertagesstätten (Ahnabreite und Philippinenhof) und zwei Kirchengemeinden, St.<br />

Laurentius (katholisch) und Zion (evangelisch) sowie die Ges<strong>am</strong>tschule <strong>am</strong> Hegelsberg<br />

sind weitere Einrichtungen. Eine Buslinie (28) verbindet den Stadtteil mit Kassel.


Frühherbst <strong>am</strong> Warteberg<br />

Warteberg:<br />

Die Siedlungsentwicklung dehnte sich auf den Warteberg aus. Dort wurde in den dreißiger<br />

Jahren erstmals die Warteberg-Siedlung errichtet. Es k<strong>am</strong> die GWG-Siedlung 1935/36 und<br />

der Bau der Ad<strong>am</strong>-von-Trott-zu-Solz-Siedlung von 1958 bis 1964, wo sich vor allem<br />

Flüchtlinge aus dem Sudetenland oder Polen niederließen. In dieser Siedlung befindet<br />

sich ein Denkmal von Ad<strong>am</strong> Trott zu Solz in einem kleinen Wald in Richtung Vellmar.<br />

Wanderungen in der natürlichen und ländlichen Umgebung des Wartebergs nach<br />

Ihringshausen und an den Jungfernkopf sowie Spaziergänge im Tal der Ahne, die hier<br />

zum Philippinenhof fließt, werden in Reiseführern angepriesen.<br />

Kartenmaterial: (c) OpenStreetMap und Mitwirkende, Lizenz (CC by SA)


Vellmar:<br />

Entlang der Trasse führte unser Weg nun auf dem Märchenlandweg direkt zur jungen<br />

Stadt Vellmar.<br />

Der Hexenprozess anno 1689<br />

Auf dem Märchenlandweg in Vellmar kann man nachfolgende Geschichte lesen, die sich<br />

folgendermaßen ereignet haben soll:<br />

Der Grebe Johann Goßmann wollte es mit eigenen Augen gesehen haben und meldete<br />

den Vorfall pflichtgemäß dem Rügegericht in Obervellmar, der untergeordneten Instanz,<br />

die über Bagatellsachen entschied. Da sich jedoch die Männer der beklagten Frauen sehr<br />

gegen diese Anschuldigungen verwehrten, ging die Sache vor das Landgericht.<br />

Die Aussage des Greben: Er habe <strong>am</strong> Walpurgistag, 1. Mai, morgens Georgs Röhrichs<br />

Frau und Bernhards Uhlemanns Tochter, die bei Johann Carlen diente, in seinem Weizen<br />

nackend und sich mit Tau waschend angetroffen. Ein weiterer Zeuge, Johannes Brede,<br />

bekundete ebenfalls, dass sich die Frauen dort gewälzt hätten und anschließend in Hans<br />

Carlens Garten mit dessen Töchter spazieren gegangen wären. Dem wurde jedoch dem<br />

Betroffenen so widersprochen, dass das Gericht eine sittliche Verfehlung nicht<br />

nachweisen konnte. Eine völlige Klärung der Umstände war daher nicht möglich. Aus der<br />

Ortsangabe aus Hans Carlens Garten kann genauer geschlossen werden, dass sich der<br />

Vorfall in der Nähe des Unterdorfes Niedervellmar ereignet hat.<br />

Quelle für die Kenntnis dieser Angelegenheit ist eine Akte, die im Hessischen Staatsarchiv<br />

Marburg aufbewahrt wird. (Text: Dieter Carl)


entlang der Ahne zum Ahnepark<br />

Unsere dreistündige, abwechslungsreiche Stadtteilwanderung endete im Ahnepark. Bei<br />

einem zünftigen Abendessen mit den Wanderfreundinnen und Wanderfreunden ließen wir<br />

in geselliger Runde den <strong>Freitag</strong>abend ausklingen.<br />

(Brigitte vorm Walde)<br />

Text, Fotos und Grafik <strong>Fasanenhof</strong>: Brigitte vorm Walde<br />

Grafiken und Gestaltung: Lothar Glebe

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